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MIT 269 IN DEN TEXT GEDRUCKTEN ABBILDUNGEN. 90> LEIPZIG VKRLAG VON AMBR08IUS ABEL 1863. \^V- lo^Hl z' uNiv::/.i lY V üCF: j i' J :^i \m Aus der Vorrede zur ersten Ausgabe- W eon die Vorreden der meisten Schriften damit anheben missen , di« Be- recbtiguag ihrer Existenz mnhsam nachzuweisen , wenn die meisten Schrift- steller sich zuvorderst vor dem Pabliknm zu entschaldigen and Grande her-^ TOTZQsachen genothigt sind, dass sie über einen Gegenstand geschrieben haben, der vor ihnen bereits von so Vielen verhandeU and abgehandelt worden ist, so befinde ich mich im Gegentheil in einer Lage, die von dieser gewobalichen Autoren Verlegenheit weit verschieden ist, welche aber dessen QDgeachtet Dicht minder schwierig genannt werden muss. Denn weder dar- dber besteht wobl bei Allen , welche über das , was bisher anthropophonische Gegenstande und Leistungen genannt werden konnte, ein Urtheil haben, irgend ein Zweifel, dass eine wissenschaftliche, umfassende Behandlang die- ses Gebiets menschlicher Erkenntniss bisher noch nicht vorhanden war, noch darüber, dass eine solche Arbeit längst schon eine dringende Aufgabe für Wissenschaft and Ennst, ja ein schreiendes Bedürfniss far die gebilde- tem (d. h. nach wissenschaftlicher Belehrung verlangenden) Schichten des- jenigen Pablikams war, welchem die Phänomene der menschlichen Stimme and Sprache die QaeUen ihrer Existenz nnd ihres Berufs liefern. Wenn nun bei so be wandten Umstanden sich gleichwohl bis jetzt noch Niemand gefunden hat, der, mir zuvorkommend, dem gerügten Bedürfniss ' in genügender Weise abgeholfen hätte, indem auch die neuern and neuesten anthropopbonischen Arbeiten von Müller, Liskovius, Harless, Ku- delka n. a., so viel des Goten und Vortrefflichen sie auch darbieten, doch nur Fragmente dessen darstellen , was man in dieser Hinsicht von einer ge- nügenden Abhülfe zo erwarten berechtigt ist , so darf man sich auch hierüber dorchans nicht wandern, sobald man nur die fast enormen Anforderungen erwägt, welche an den gewissenhaften Bearbeiter des in Rede stehenden Gebiets menschlicher Erkenntniss gestellt werden. — Um hier zum wahren Wissen, zur Wissenschaft zu gelangen , musste ich einen langen, mühseligen, zeitraubenden Weg des Forschens, Beobachtens und Yersuchens zurück- legen, nnd Stadien, die nicht immer ganz oberflächlich sein durften, in mehrern von den mir bisher bekannten sehr abgelegenen Fächern des mensch- lichen Wissens durchmachen , bevor ich den Boden , den ich bebauen wollte, nur erst aus dem Groben urbar macheu nnd das Baumaterial dazu nur erst in genügendem Yorrath und in tauglicher Qualität herbeischaffen konnte, eine Arbeit, wozu freilieb viel Zeit, Geduld und Beharrlichkeit erforderlich war. Wenn nun der Anatom, der Pbysiolog, der Physiker, der Musiker, der Gesanglehrer, derPhilolog, und wer weiss, wer noch, auftreten, mir Fehler, Lücken, Irrthümer, und selbst Widersprüche in meinem Buche nachweisen, und mich zur Rede setzen sollte, dass ich, als ein blosser Dilettant in seiner VI . Aus der Vorrede zur ersten Ausgabe. Wissenschaft, eigentlich gar nicht das Recht und den Beruf habe, darüber zu lehren und zu schreiben, am allerwenigsten aber bei so bewandten Um- standen mir anzumaassen, ein Gebiet menschlicher Erkenntniss „wissen- schafi^ich begründet*)'^ zu haben, so frage ich diese Herren ganz einfach, ob ein Sterblicher während seines kurzen Lebens zugleich Meister in allen den oben genannten Wissenschaften, deren jede aliein ein Menschenleben in Anspruch nimmt, werden kann, und ob, da das Oebiet der Wissenschaft, das ich als Anthropophonik mir abgesteckt und zu bebauen versucht habe, nun einmal seinen Inhalt aus den Ergebnissen und den Mitteln der ge- dachten Hülfswissenschaften entlehnen rousste, ein anderer, als ein soge- nannter Dilettant, d. h. ein gutwilliger Mensch von leidlicher Vorbildung, der sich die Mühe nicht verdriessen Hess, in der ihm von seinem Beruf (z. B. der ärztlichen Praxis) frei gelassenen Zeit in allen jenen Doktrinen das zu seinem Zwecke erforderliche Stück nach seinem Plane zu bearbeiten, die Anthropophonik wissenschaftlich begründen konnte? Will und darf man unter solchen Umständen an die einzelne Leistung den Maassstab der Wissenschaftlichkeit anlegen , den man Itn die des speciellen Fachgelehrten anzulegen berechtigt ist? NeinI die Anthropophonik als Wissenschaft ist ihrem Wesen nach eben ein Produkt jenes edlern , in unserer Zeit leider so selten gewordenen Dilettantismus oder Eklekticismus , welcher nicht mit allen Kräften von einer Seite aus, ohne Seitenblicke zu thun, ins Innere der Natur bohrt , sondern gleich von vornherein mehrere Seiten oder Ge- biete menschlicher Erkenntniss in Angriff nimmt, die er, bei genügender Vorbildung, nach einem gewissen Plane und innerhalb gewisser, vorläufig nicht zu weit gesteckter Grenzen zu seinem Zwecke ausbeutet Mag auch in der neuern Zeit diese Art, die Wissenschaften zu behandeln, dem exakten, skrupulösen , ins Kleine und Feine arbeitenden Naturforscher zuwider sein, jedenfalls ist sie eben so berechtigt, als jene , insofern sie einen grössern Horizont auf einmal ^u beherrschen vermag, und ausserdem das geschaffene Wissen unter diejenigen , die es gerade brauchen, besser zu verbreiten und geniessbar zu machen den Willen und die Fähigkeit besitzt. Uebrigens glaube ja Niemand, duss unsere mehr nach Extensität und Universalität strebende Naturforschung mit geringem Schwierigkeiten verbunden ist, als die sich vorzugsweise exakt nennende Methode, bei welcher der wissenschaftliche Horizont im konkreten Falle immer ein beschränkterer ist und sein muss. Das Gegentheil davon glaube ich in meinem Werke nachgewiesen zu haben, so wie ich auch nicht den Vorwurf befürchte , dass meine Methode mehr zu einer gewissen seichten Oberflächlichkeit zu fuhren geneigt sei, als die andere. Nach meinem Dafürhalten muss bei Forschungen auf unserem Gebiete mit ersterer Methode begonnen werden, bevor die zweite die feinere Ausarbeitung *) So stand auf dorn Titel zur i. Ausgabe. Ans der Vorrede %ur ersten Ausgabe. VII aDlernimDt; sie mnss aber aacb dann noeb die Oberhand bebalteo« am die Sphären der einzelnen Gebiete der Wissenschaft, ans welchen die Anthro- pophooik zu schöpfen hat, mit einander zu verbinden, and dadurch die fitssoJtate derselben auch Solchen zuganglich an machen , die sonst noch lange Zeit darauf warten gemusst hatten. Bestimmt ist mein Werk zanachst allerdings für die Physiologen nnd physiologischen Aerzte, wie wohl nicht naher bewiesen zu werden braucht, und ist, wie ich hoffe, für dieselben unentbehrlich. Da aber die Anthro- pophonik die gewöhnlichen Grenzen der Physiologie nach mehrern Rich- tungen hin überschreitet, und namentlich der Vokalmusik nnd der Sprach- wissenschaft ihre auf physiologischem Wege gefundenen Gesetze zu geben sich ^e Aufgabe gestellt hat, so wird und muss mein Buch auch in die Hände derer gelangen, welche auf den genannten Gebieten nach wissen- schaftlicher Erkenntniss streben. Für diese Klasse meiner Leser sind za- nachst die beiden grossen UaopUbschnitte der zweiten Hälfte des Werks bestimmt , obwohl ihnen das Studium der erstem , wenn es ihnen um gründliche Bildung zu thun ist, auch nicht erspart werden kann. Ich habe mich in meinem Vortrage nach Kräften bemüht, auch der von Haus aus nicht anatomisch - physiologisch vorgebildeten Klasse von^ Lesern ver- standlich za sein, und habe es gerade für diesen Zweck für Alles, was sich mit blossen Worten nicht demonstriren laset, an Abbildungen, deren sonst weniger sein würden, nicht fehlen gelassen. Ausserdem setze ich bei ai leo meinen Lesern voraus, dass ihnen der Gebrauch eines guten encyklo- padischen Handwörterbuchs, etwa des Pierer' sehen Universallexikons, zu Gebote stehe, das sie in Fallen, wo ihr Verstandniss aufhören oder un- sicher werden sollte, nachscblsgen können: namentlich gilt dies von anato- mischen nnd musikalen Ausdrücken und Gegenständen. Was den Plan, die ganze Anlage, und die Durchführung der einzelnen Abtheüungen des Werkes anlangt, so scheint es beim blossen Anblick des Volums, als ob erstere sehr breit und letztere sehr erschöpfend sein müsste, zomal wenn man bedenkt, auf wie beschränktem Räume unser Gegenstand in den bisher erschienenen Handbüchern der Physiologie und in den hier einschlagenden Monographien abgehandelt worden ist Gleichwohl verhält sich weder das Eine, noch das Andere so. Nach meinem anfanglichen Plane sollte weit mehr in das Buch aufgenommen werden , als gegenwärtig gegeben wird. Ueberhanpt kann nnd darf der Leser noch nichts Vollstän- diges und Abgeschlossenes, sondern nicht viel mehr, als Elemente der Anthropophonik erwarten, so reich an neuen und interessanten, viel- leicht sogar überraschenden Thatsachen und Ergebnissen dieselben auch ausgefallen sein mögen. Wie wäre es aber auch anders möglich , da ich der Erste war, der sich der Arbeit in ihrem ganzen Umfange, wie er vorliegt, unterzog, ond da ich bei derselben fast ganz auf mich allein verwiesen und YIII Aus der Vorrede £ar ersten Ausgabe. beschrankt war? Was sind aber die Mittel and Kräfte eines Einzigen bei Grandung einer neuen Wissenschaft], deren Umfang und Grenzen wir noch gar nicht absehen und ermessen können , welche die allerwichtigsten und edelsten Phänomene des leiblichen und geistigen Lebens des Menschen zur Anschauung und Erkenntniss zu bringen die Aufgabe hat? Und wird es mir unter diesen Umstanden zum Vorwurf gemacht werden können , dass die Behandlungen der einzelnen Abtheilungen und Abschnitte meines Buchs nicht so gleichartig ausgefallen sind , dass dem Einzelnen oft die notbige Abrun- dung , dem Ganzen der künstlerische Abschluss fehlt ? In einer Wissenschaft, die noch im Entstehen und Fortbilden begriffen ist, mSssen die einzelnen Arbeitsgebiete nothwendig Lucken zwischen sich erblicken lassen , sobald der oder die Arbeiter nicht unredlich sind, und den wahren Zustand ihrer Arbeit nicht absichtlich verbergen ; es muss aber auch in jeder solchen Lücke eine helle, freie Aussicht vorhanden sein auf das, was noch zu bearbeiten ist, und auf das Ziel, zu welchen die Arbeit fuhrt. Bei der Anthropophonik ist diese Aussicht eine überaus weite , reiche , herrliche. Wenn der bisher immer noch mehr oder weniger and archsichtige Schleier vollends gefallen sein wird , von welchem die verborgenen in unendlichem Wechsel sich mo- dificirenden und variirenden Operationen des menschlichen Stimm - und Sprachorgans , durch die der vollendete Sänger oder Redner sich zum Herzen des Zuhörers den Weg bahnt, durch die er die höchsten, das lauschende Publikum erhebenden, entzückenden, entflammenden Kunstleistungen her- vorbringt, immer noch verhüllt sind, wenn wir auch die feinsten Mecha- nismen, durch welche alle diese grossen Wirkungen vollbracht werden, in ihrem kleinsten Detail nachweisen und selbst nachbilden können, wenn alle bisher sogenannten Geheimnisse der Kunst in das Gebiet der lichten Wis- senschaft herübergezogen sein werden: was für ein Gewinn steht dann der Menschheit bevor? Habe ich zum Schlüsse noch nöthig, eineOratio pro domo zu halten, oder mein so lange mit Liebe gehegtes Schooskind , das ich jetzt zu seiner wei- tern Ausbildung in die Welt schicke, zur freundlichen An- und Aufnahme zu empfehlen? Nun ich hoffe, dass es nicht mehr so gar infans ist, um nicht selbst für sich sprechen zu können : jedenfalls werde ich nicht um eine Gunst für mein Buch buhlen , die ihm sonst vielleicht nicht zu Theil gewor- den wäre. Ich verlange weiter nichts, als Gerechtigkeit: Gerechtigkeit für mein Buch, für meine Wissenschaft, aber auch für mich selbst. Für mein Buch, damit man es nicht deshalb, weil es zu dick und unbehülflich ist, so- fort als unerschwinglich und ungeniessbar am Wege liegen lasse, sondern sich nicht die Kosten und Mühe verdriessen lasse , es zu kaufen , zu lesen, sodann zu prüfen , nnd das Gute daraus zu behalten. Für meine Wissen- schaft , dass man sie nicht deshalb , weil sie gerade von meiner unberühm- ten und unbekannten Person ihre erste Pflege erhalten hat, gering schätze, Aua der Vorrede cor ersteo Anagabe. IX nnd ihr die Mittel zu ihrer fernem Snbeistens und Anebildang verweigere, sondern ihr vielmehr gleiche Rechte mit andern froher, deshalb aber nicht betser ond hoher geborenen Wiasenechaften einraome. Für mich aber, da- mit ich endlich einmal in den Stand gesetzt werde , mit mehr Moase , Rohe und Freiheil, ala mir bisher vergönnt war, den fernem aof meine Wissen- schaft, 80 Gott will , zu verwendenden Stodien obzuliegen , ond die etwaigen Fräcbte meiner Arbeit on verkümmert zo geniessen. Doch Alles dies stehet in der Hand Dessen, von Dem Beides kommt, das Wollen ond das Voll- bringen : £r wird's ja wohl machen. Leipzig, den 24. November 1856. X Dr. L. Merkel Vorrede zur zweiten Ausgabe, W enn ich auch mit der Aofnahme meiner Anthropophonik in qualitativer Hinsicht, nm mich so auszudrücken , im Allgemeinen zufrieden sein kann, wenn mein Bnch auch in den Kreisen, in die es gelange, mit wenigen Aus- nahmen eine gunstige, ja glanzende Anerkennung gefunden hat, so hat es dennoch bei seinem grossen Yol amen und dem entsprechenden Preise bisher einen verhaltnissmassig nur geringen Absatz gefunden und jedenfalls noch bei Weitem nicht den Zweck erreicht, den ich damit beabsichtigte, indem gerade diejenigen, für die ich es zunächst bestimmt hielt, es am spärlichsten gekauft zu haben scheinen*). Der grossere Theil des ganzen Buchs, nament- lich der akustische und specifisch-anthropophonische, ist noch nicht einmal einer grundlichen Beurtheilung und Nachprüfung unterworfen worden , und doch liegt gerade in diesem meines Erachtens der Schwerpunkt des ganzen Werks (freilich auch für die Kritik die schwerste Aufgabe). Ans diesen Grün- den , und damit die Veranstaltung einer neüten Auflage nicht zu lange hinaus- geschoben bleibe, hat sich der Herr Verleger entschlossen, die noch nicht abgesetzten Exemplare in einer neuen Ausgabe zu einem bedeutend er- mässigten Preise zu verkaufen; und ich habe natürlich nicht umhin gekonnt, dieselbe in einer so durchgreifenden (wenn auch lange noch nicht erschöpfen« den) Weise mit Berichtigungen , Zusätzen und Aenderungen zu begleiten und dadurch dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft zu akkommodiren, daas der Leser auf die neue (nach einem neuen Plane zu bearbeitende) Auf- *) Dieser Umttand bat manche anerfreuliche Folgen gehabt. So fahrte vor etwa 2 Jahren Bochdalek jnn. in Prag den von mir entdeckten Muec. kerato-cricoideu« getrost alt einen Ton ihm znm erstenmale gefundenen aaf ! — Donders ficlieint anch nicht gewnstt zu haben , daw eeine Theorie des Klanges der Vokale in ihren Grundaügen bereits in meinem Buche steht. Und so konnte ich noch manches Aehnliehe anfahren. X Vorrede zur zweiten Aaegabe. läge vor der Hand nicht zu warten braocbt. U«ber diese Berichtigungen a.8 w. erlaube man mir noch einige Worte zur Erläuterung und Verständigung. Im anatomischen Theile des Werks, der bisher von der in- und aus- landischen Kritik am meisten belobt worden ist und der wohl vorzugsweise dem ganzen Buche die Ehre verschafft zu haben scheint, von zwei Aukto- ritaten *) als ein klassisches ausgezeichnet zu werden, fand ich verhältniss- massig wenig zu berichtigen oder hinzuzufügen nothig. Namentlich sah ich mich auf Grund erneuter Untersuchungen nicht veranlasst, meine Ansicht über die von mir aufgestellten anatomischen Verhaltnisse des M. palatopha- ryngeus wesentlich zu andern. Das Meiste, was zu ändern war, habe ich selbst aufgefunden: auf einen, die Physiologie der Stimme glücklicherweise nicht berührenden Irrthum bin ich durch Luschka' s „Anatomie des Halses^^ aufmerksam gemacht worden. — Im akustischen Theile, der gewiss man- ches Irrige enthält, was mir noch entgangen ist, vermochte ich bis jetzt noch nichts Erhebliches zu ändern, weil noch kein Pboniker von Fach sich die Mühe genommen hat, meine Arbeit einer eingehenden Kritik zu unterwerfen* — Selbst im specifisch -anthropophonischen Theile (Versuche am todten Kehlkopf und am lebenden Stimmorgan, Theorie der menschlichen Stimme U.S.W.) war ich fast allein auf die Selbstkritik angewiesen. Bekanntlich hatte kurz vor Abschluss meines Werkes Garcia den Kehlkopfspiegel entdeckt und die ersten physiologischen Versuche damit an seinem Organe angestellt Es lag mir nun , nachdem ich mich von der Realität seiner Beob- achtungen überzeugt hatte, nahe, meine ohne das genannte Hnlfsmitlel kon- struirte Lehre vom Mechanismus der menschlichen Stimme auf Grund neuer, grosstentheils an mir selbst mittels -des Kehlkopfspiegels angestellter Ver- suche zu prüfen und beziehendlich zu berichtigen. Das Resultat dieser, in einer eigenen Schrift **) niedergelegten, zugleich die von Garcia nnd zwei neuern franzosischen Beobachtern kontrolirenden und berichtigenden Ver- suche ging, wie ich hiermit zu meiner grossen Befriedigung auszusprechen im Stande bin, dahin, dass die in xZieinerAnthropopbonik dargestellte Theorie der menschlichen Stimme vor dem Forum der Laryngoskopie , soweit dieee hier eine Kontrole zu führen vermag, fast vollständig Stich gehalten, und nur in wenigen , nicht eben erheblichen Punkten eine Berichtigung er- fahren hat, wie dies Alles aus den kurzen Notizen, die ich darüber in den vorliegenden Berichtigungen gegeben , zu ersehen ist. — Was endlich den sprachphysiologischen Theil meines Buches anlangt, so ist dieser. *) y. TröUseh in s. Anatomie des Obres, Wörsb. 1861- S 90, und Lasohka in einem Briefe an den Verfuser. **) Die Funktionen des mensohlichen Schlund- und Kehlkopfes, beson- ders beim Schlingen, Brechen , Athmen , Singen und Sprechen. Nach eigenen pharyn^o- und Jaryngoskopischen Untersuchungen dargestellt yon Dr. C. L. MerkeL Mit 1 Tafel AbbUdungen. Leipzig, 0. Wigand. 1863. Vorrede cor zweiten Anggabe. XI weaigstons soweit er sich mit der Laatlehre beschäftigt, offenbar der}e.nige« der einer Berichtigung und besiehendlich Umarbeitung am meisten bedoHte« Denn er war zaHUliger Weise der Theil meiner Arbeit, der am frühesten (yor nunmehr etwa 1 6 Jahren) zu einem vorlaufigen , jedenfalls yerfrohten Abschlnss gelangte, hei welchem ich mit zu wenig Hülfsmitlbln und Kritik zn Werke gegangen war, den ich aber leider, da das ganze Werk nun ein- mal fertig werden musste , spater noch einmal , namentlich mit Benutzung des wichtigen kurz Tor Beginn ^es Drucks erschienenen , aber mir nicht rechtzeitig zugegangenen Brücke' sehen Werks, umzuarbeiten nicht mehr Zeit hatte: kein Wunder also, dass mancher erbebliche Irrthuro stehen bliebe nr d dass die Kritik gerade an diesem Theile das Meiste auszusetzen fand. Trotzdem hoffe ich , dass auch dieser Theil jetzt durch die allerdings sehr zahlreichen und oft tiefgreifenden Zusätze und Berichtignngen , die grossten- theils meinen neuern phonetischen Arbeiten*) und, insofern die Pha- und Laryngoskopie hier etwas fordern konnte, meiner vorhin genannten Schrift entnommen sind , so weit reparirt sein wird , um den gegenwärtigen Anfor- dernngen so ziemlich genügen zu können. Wer sich weiter für diesen Gegen* stand interessirt, wird sich allerdings immer poch an jene Originalarbeiten wenden müssen, wenn er es nicht vorzieht, das Erscheinen meines ausführ- lichem Werks über die physiologische Laletik, das nahe bevorsl«bt, abzo* warten. TJnd 80 sei denn meine Anthropophonik in ihrer neuen Ausstaffirnng abermals allen den , die daraus etwas lernen können und wollen , freund liebst empfohlen ! *) Namentlich meioem Artikel : über einige phonetische Streitpunkte , in Schmidt*«. Jahrbb. der in- und ausländ, gesammten Medicin. Leipzig, O. Wigaud 1858. Bd. 100. S. 86 ff Leipzig, den 16. Juli 1862. Br. L. MerkeL INHALT Erste AbtbeiluDfi:. Anatomie; I. Respirationsorgan. S. 3 ff. Physik oder Mechanismus der BespiratioD. 4. Passive Respirationsorgane 4. Aktive Respirationsorgane: Inspirationsphaenomene 7. Inspirationsmuskeln: Mm. scaleni 13. M. sternooleidoniastoideu« J5. Mm inter- costales 15. Levatores costarum (breves et longi) 24. Mm. infracostales. M. sub- clavias. M. serratns posticus snperior 25. Hnifsmnskeln für die Inspira- tion. M. cervicalis descendens. M. pectoralis minor. M serratus magnns s. an- ticns 26. M. pectoralis major. M. latissimus dorsi. M. serratus posticas inferior 27. M cucnllaris. M. levator anguU scapulae. Diaphragma (Zwerchfell) 28. Exspirationsmnskeln : M. rectus abdominis. Mm. obliqui abdom. M. transversus abdom. ^. Abtheiliingen der Unterleibswand 44. M. quadratus lamborom. M. triangularis sterni. M. longissimns dorsi. M. ilio-costalis 48. Mm. rhomboidel 49. Exspirationsphanomene 49. Respirationstypen 52. Halbe Inspiration .'•6. 1) Einfache Esspiration ohne Glottisverengung 57« 2) Beschleunigte oder stossweise Exspiration ohne phonische Glottisverengung (Husten , Niesen u. s. w.) 57. 3) Exspiration mit phonischer Glottisverengung. , a. Tonende Exspiration ohne erhebliche Kompression der Lungen 60. b. Tonende Exspiration mit Kompression der Lungen 61. aa. Fhouische Exspiration mit Auftreibung des Unterleibes 62. bb. Phonischo Exspiration mit Dilatation der Thoraxbasis 63. cc. Phonische Exspiration mit Fest- halten der Thoraxbasis 64. Quantität und Pression der dabei entweicheu- den (.nft 65. c. Tonende, durch unwillkührliche Glottisschwingungen getheilte Exspiratioo (Lachen) 67. 4) Exspiration mit offenstehender Glottis, aber Verengung des Ansatsrohrs 67. 5) Exspiration mit phonischer Verengung der Glottis und nicht phoniseher Ver- engung oder theilw eiser Abschliessung des Ansatsrohrs 68. 6) Exspiration nach vorherigem momentanen Schluss der Glottis und der einen Abtheilung des Ansatzrohrs 68. II. Stimm- und Spracborgan. I. Das Windrohr: die Luftröhre mit ihren Aesten 70. II. Das Mundstück : der Kehlkopf 73. A. Kehlkopfknorpel und deren Bänder, nebst dem Zungenbein 74. 1) der Ringknorpel 74. 2) der Schildknorpel 78. Articulatio cricotbyreoidea 82. 3) die Giesskannenknorpel nebst den Santorini'schen Knorpeln und der Articulatio crico-arytaenoidea 83. 4) der Kehldeckel 91. — Hülfeorgaiie : a. das Zungenbein nebst dessen Bandern 94. b. die Schilddrüse 98. — Ge- genseitige Lage dieser Theile 100. lohalt. Xm B. Die elaAtiBche Kehlkopfhaat mit ihren Verstarkaogsbaodero 101. MembraoB qnadrangalaris lOl- Tuchenband 102. Caitilago onneifonni« s. Wrisbergi 103. Glandula Morgagni 104. Filtram Tenfric. 105. Ventricalot Morgagni 106. Stimmband 109. Zonen desselben 111. Ligam coniciun 114. Phjsilule Eigenschaften des elastischen Fasergerüstes des Kehlkopfs, nebst Bemerkungen über Kohaesion und Elasticität 115. __ • Die Stimmritze und der innere Kehlkopfraum 118. Grundformen der Stimmritze 119. Neigung derselben 121. C. Die Muskeln am und im Kehlkopf. , 1) Moskeln, welche die Kehlkopfkoorpel gegen andere Organe (Knochen) bewegen. — |) M. stemohyoideus 122. 2) M. omobyoideos 124. 3) M. stemothyreoideus 125. 4) M. hyothyreoidous I2(). 5) M. laryngopharyngens 127. 2) Muskeln, welche die Kehlkopfknorpel und eintelne elastische Theile desselben gegen einander bewegen. — 1) M. cricothyreoideus 130. 2) M. kerato-cricoidens 132. 3) M. crico-arytaenoideus posticus 133. 4) M. ary-arytaenoideus 134. 5) M. erico-thyreo-arytaenoidens 135. a Stra- tum crico-arytaenoideum 138. b. Stratum ary-. yndesmicum 139. c. Stratum thyreoarytaen. ezternum 140. d. Stratum thyreoaryt. internum (Stimm- bandmuskel) 142. e. Stratum arymembranosum obtiquum 145. f. Stra- tum arymembrano^um rectum 146. g. Stratum thyreomembranosum 146. D. Fascien und Muskelscheiden am Kehlkopf 148. E. Schleimhaut und Drüsenanhaufungen des Kehlkopfs 149. F. Gefisse und Nerven des Kehlkopfs 151. Kombinirte Bewegungen am und im Kehlkopf 154. Heben und Sen- ken des Kehlkopf 155. Bewegungen innerhalb des Kehlkopfs: 1) Ver- änderungen der Länge der Stimmbänder 15H. 2) Veränderungen der Dicke und Form derselben 160. 3) der Konsistena und 4) der Spannung der- selben 160. 5) der gegenseitigen Lage derselben 162. Anhang: Entwickelungsverschiedenheiten des Kehlkopfs 163. Histologie 106. Verknocherung 166. Erweichung 167. Chemische und physikale Eigen- schaiUn der Knorpel 168. Maasstabelle 170—173. m Das Ansainrohr. A. Das Fangrohr oder die Fangrinne 174. 1) Kehikopftheil desselben 176. Grensen 177. Sinus pyriformis 178. 2) Rachentheil desselben 180 Lig. glosso-epiglott. medium und laterale 181. Vallecula 181. Rachenkehldeckelfalte 182. Vestibulnm pharyngis medium 183. Dimensionen und Functionen 184. 3) NasenÜreil desselben. Grenzen und Wände 185. Organe darin 186. . Tuba Eustachii u. s. w. 187. Choanae narium 188. Dimensionen und Funktionen 188. Anatomische Bestandtheile und Bewegungen des Fangrohrs im Gan- zen betrachtet 189. Muskeln desselben 191. Muskelringe der Pars na«ali8 191. M. spheno- s. pterygo-pharyngeus 192. Salpingo- et Mylo- pbar. 193. Glossopharyngeus 194. H^opbaryng. 195. Thyreo- et Crico- pharyng. 196. Stylopharyng 197. Langenmuskeln des Fangrohrs 198. B. Aosstromangs - und Resonanzapparate 198. Trommelhohle nnd Eustachische Röhre mit deren Muskeln 198. Nasenhohle mit ihren Kanälen und Nebenhohlen 200. Nasenmnskeln 201. Nasenmuscbeln 202. Nasengänge 202. Nebenhöhlen (Keilbeinhohle, Siebbemsellen, Stirnhöhle, Kieferhöhlen) 203. Funktionen 204. Schleim- baut 204. Nasenlocher 205. XIV Inhalt. Rachen -Mundhohle 205. Gaumen 207. Boden der Mundhöhle (M. mylo- and geniohyoideus) 207. G. AbsperruDgs* and Schliessungsorgane 209. 1) Der weiche Gaamen. Isthmus 209. Plica pterygomaxUl. 210. Zungen- ganmenbogen 2t0. Gaumenplatte 211. Muskeln ders. Levator palati mol- lis 211. Tensor s. Circumflexus 212. Lerator anterior 213. ÄEygos uvu- lae 213. M. glossopalutinus 214. Isthmus faucium. Gaumensegel. Gaumen- Vorhang 216. M. palatopharyng. s. phaijngopalatinus, bisherige und j^eue Darstellung 217. IsthmuB orie 223. Mandel und Vestibulum (»haryngis med. 224. Kombinirte Bewegungen und Dimensionsanderangen am und im An- satzrohr 225. 2) Die Zunge 227. Grenien, Form und Abschnitte 227. Gerüste: Zun- genknorpel 229. M. genioglossus 230. M. hyoglossus 232. M tranayer- 8US. Longitudinalis inferior 233. Longit. superior 234. M. perpendicu- laris. Styloglossns 235. M. stylohyoidens und Ligam, stylohyoideum 236. ' Normale Bewegungen der Zunge 237. IndifferenssuAtand 237. Lageverän- derungen der ganzen Zunge 238. Bewegungen an und in der Zunge selbst 238. einxelner Zungentbeile gegen gewisse Zielpunkte 239. 3) Aussenorgane der Mundhöhle. Vorhof derselben 240. Backenhöhle (M. buccinator) 240. Lippentheil des Vorhofs 242. Oeffnen und Schlies- sen des Mundet (M. bi^enter s. digaetricus mazillae inferiorit. Kaumus- keln) 242. Die Lippen und deren Hülfsorgane 245. Muudspalte 245. Li|>penpfei- ler, Lij^penwulst n. s. w. 246. Muskeln 247. M orbicularls oris 248. Selbststandige Lippenfasem 249. akcessorische 250. M. depressor nasi (fizator labil sup.) 254. M. incisivus superior. Pyramidalis. Levator labii superioris 255. M. lygomaticus minor, major. Levator anguli oris. RLso* rius. Incisivus inf. 256. M. depressor anguli oris 257. depressor labii inf. 258. Levator menti 259. — Mechanismus der Kompression der Lippen 262. Fun\tionen der Lippen in phonischer Hinsicht: 1) bei (bis auf eine Spalte oder kleines Loch) geschlossener Mundspalte a. behufs von Pfeif- tonen, b. behufs von Zungentönen 263. c. behufs sprachUcher Artikula- tionen 264. 2) Bei offener, 3) bei völlig geschlossener Mundspalte 264. Zweite Abtheilung. Physiologie. Akustische Vorbegriffe 26 7. Schwingungen 268. Tonbildung 279. Wellenbewe- gung 271. Wellen, Unterschiede derselben 272. Knotenbildung 274. Verdlch- tungs- und Verdünnungstöne 275. Modifikationen der Tonbildung 276. Ei^en- sohaften des Tons: 1) iirösse 278. 2) Intensität 280. 3) Stärke 281. 4) Ton- stufe 2S3 5) Klang 281. verschiedener Instrumente 285. Dämpfung u. s. w. 28S. Interferenz 289. Grundton 290. Register 29t. Tonleitung 293. Reflexion 294. Beugung 296. Echo 296. Töne und Geräusche 297. A« Tonbildong. Physiologie des Stimmorgans. Möglichkeiten der Tonbildong im menschlichen Stimmorgan 299. I. Ueber die Lufttone 300. a. Windrobrtone. Kantentone 301. b. Windkesseltone. Kesselpfeifen 305. 1) Eesflelpfeifen mit zwei Oefihungen 305. 2) Kesselpfeifen mit einer Oeffnung 310. Inhalt. XT *••. Pfetfra mit DmM und Loeh 3t0. bb. Offene Pfeifen dareb MnndansprAob %n intoninn 313. e. Aoiatsrohrtone. 1) PjÜDderpfeifeii mit ttehender AnspruebskanCe 316. 2) Cylinderpfeifen mit liegender Ansprnebskante. Querflöten 320 3) Cylinderpfeifen mit Windrobr. Mandpfeifen 322. d. 6e!as0te Lochtone. Cylinderpfeifen mit durchbohrten Obtnrato- • ren 826. QU Anapmeb mittele einea Obtamtort 326. p. Anspincb mittels der LippenöAinng 331. y. Ansprach mittele Uppenöffnnng and Obtamtort 333. d. Anspmeb mittels mwei oder drei Obtwstoren 335. Theorie der gefiissten Lochtone 888. Elemente dieser Toubildnng 33& Ort derselben 340. Bedingungen 341. Q. lieber die Solidartone, suniichetelaetiecher Binder oder Zungen 845. 1) Einfache oder einlippige Zongen 846. a. Methoden surlntoniruog einfacher elaatiacher Bander überhaupt 84 8. Pissicato 348. durob einen das Band tbeilweise oder ganz betreffenden Lnitstrom 349. b. Mechanismus der auf diesen Wegen xu erhaltenden stehenden Schwin- gungen frei aufgespannter einfacher Zungen 850. Applikaturen und Handgriffe 350. 1) Scbwingnngen senkrecht snr Fläche gebend (No. l u. 2) 353. Modifikationen 354. 2) Lateralschwin gongen (No. 3) 356.^ 3) Dre- hende Sebwlngangen (No. 4) 357. 4) Aliqaotschwingnngen der Länge nach (No 5) 359. 5) der Breite nach 362. c Schwingungen einfacher innerhalb oder neben einer Schallritce auf* gespannter Zungen , bei gleichbleibender Spannung« 1) Bei weiterer Schallritse (Pissicato- und Böhrentdne) 362. Grnnd- töne 363. LatitndinalscbMngnngen 364. Interfereiiatöiie 366. 2) Bef so weit verengerter Schallritse, dass in dieser selbst mittels Bohrenanspmchs Tonbildung möglich ist 367. 3) Bei beiderseits verengter Schallritse snr Krseognng von Blas- tönen, In 12 Modifikationen 369 ff. Anfsehlagende Schwingungen 369. 373. 3H4. Sehwebende 370. Streifende 374. Schankelschwingungen 375. 378. Hohes Register 377. 380. Gegenlager 380. Knotenschwingnngen 384. Vertiefiing durch Lnfteinxiehen 385 etc. d. Ueber die Spannungsgrade und einige andere Verhältnisse ehisti- scher Bander und deren Einflnss 888. e. Specielle Betrachtung einiger durch vorstehende Versuche erhal- tenen phonischen Resultate 394. Grandtonregister (darchschlagende Scbwingnngen) 395. 2) Höhere Töne bei nberschlagenden Schwingungen 396. Nebenscblagende Schwingungen 397. 3) Aliquot- oder Knotentöne 398. 4) Tiefer als der Grundton liegende Töne: Aufschlagende Schwin- gungen 299. Einschlagende Schwingungen 401. 5) Pfeiftöne 402. 2) Doppelzungen 402. Apparate 403. A. Versuche mit swei in einer Ebene liegenden Bandern. a. Von gleicher Stimmung. 1) Orundton 405. 2) Blastone. Bedingungen der Tonbildung 407. 1) Blastöne , deren Schwingungszahl mit der des Grundtons gans oder siem* lieh übereinstimmt (Grnndregister, Dnrcbschlagtöne) 411. XVI Inhalt. 2) Blastone, deren Schwingungszahl erheblich (um eine Quinte bis None) hoher ist, als die des Gnindtons. Ueberschlagregister 414. VersQche 416. Mechanismus 419. 3) Das Umschlagregister, Mittelregister 424. Modifikationen des Um- und Gegenschlagregisters 1) durch Nieder- drücken des einen oder andern Bandes 426. 2) darch Uebereinander- schiebnng der GlottisKonen 427 4) Blastone, deren Schwingnngszahl niedriger ist, als die des Grnnd- tons. Aufschlag- oder Schnarrregister 429. • b. Bander von ungleicher Stimmung 430. Gnindton 431. Erklärung desselben 432 Tonabstufung 434. Register 436. c. Interferenzphänomene: an freien Einiippen 440 an gefasiten ein- lippigen 440 und zweilippigen Apparaten 441. Mechanismus 443. d Pfeiftone auf elastischen Stimmritzen 446. e. Von den die Tonstafe überhaupt modificirenden Einflüssen. 1) Spannungsgrade 447. 2) Der Raum zunächst über und unter den Zungen 447. 3) Einfluss der Vor- und Ansatzrohre auf die Tonstufe 448. 1) Pizsicato 450. 2) Röhrentone 450. 3) Blastdne 454. a. Einlippige Apparate 455. b. Zweüippige Apparate 458. aa. Mit langen Bändern 459. hb. Mit kurzen Bändern 461. Versuche mit Setzstücken des Waldhorns 466. Resultate 469. Versuche mit Apparaten, die mit Wind- und Ansatzrohr gleichzeitig versehen sind 471. Theoretische Bemerkungen über den Einfluss der Rohransätze auf die Zungentone 474. ^ * 1) Einfiass auf die Tonbildung überhaupt 474. 2) Tonvertiefung durch Rohransätze 475. 3) Bildung von Neben- und Wecbseltonen. 483. 4) Tonerhöhung oder Aufhebung einer schon vorhandenen Vertiefung 487. B. Versuche mit zwei übereinander, oder irnter einem Winkel zu ein- ander liegenden Bändern. a. Mit übereinander liegenden Bändern 491. Einfache senkrecht ste- hende Zungen 493. Doppelbänder 496. b. Mit divergirenden Bändern. Dachförmige Apparate 499. Register derselben 501. Einfluss der Rohransätie 502. C. Versuche mit Duplikatnr- Bändern 505. Anhang: Versuche mit den Fingern 508. III. Versuche am todten Kehlkopf. Anhang: Tonphänomene der Mundlippen 509. Methode der Kehlkopfaufstelluug behufs der Untersuchung oll. 1) Bedingungen der Tonbildung im Kehlkopf überhaupt. 1) Pizzicato 514. 2) Röhrentöne 514. 3) Blastöne 515. a. Glottistöne 515. b. Anders Töne und Geräusche 517. Infaak. XVII 2) Sehwingangsmechanifliiieii der Stimmbildaog 518. a. Dbm Darchschlag- oder Grundregiater 520. b. Du Gegensehlag- oder S6il6pdraekr«giBier526. ModifikatUmen desselben 529. c. Das Aufsehlagregister (Strobbassregister) bei Tragbeit der elasti- Bcben Gebilde 532. d. Das Oberzonenregister mit Glotti sse blas s (konnivirendes Ober- iBoneDregister, erstes Fistelregisier) 535. e. Das Oberzonenregister mit offener Glottis (offenes Obersonen- register, zweites Fistelregister) 538. 3) Besondere Modifikationen des Tones binsicbtlieh der Schwingangs- zahl und des Klanges. a. Einfioss der Stimmritsenform 546. »b. Einflass der Neigung der Stimmbandebene 547. c. Einflnss der Spannungsgrade der Bänder. Muller*s Falset 548. d. Einfluss der Windstärke und Windriehtong. Kompensation 551. e. Einfluss des Raumes über den Bändern und der Rohransätze 553. g. Toaabnormitäten. 1) Unreine, heisere, schnarrende Töne. Interferenzen 555. — 2) Schreiende, pfeifende Töne. Umschlagen des Tons 556. fa. Einfluss der Dimensionen der Bänder überhaupt 557. i. Einfluss der Kontraktion der Stimmmuskeln 558. k. Einfluss der resonirenden (konsonirenden) Umgebung 558. Anhang: Tone der Mnndlippen. 1) Das Pfeifen 56 L a. Sopranregister 561. b. Tenorregister 563. e. Pfeifen bei der Inspiration 565. Mechanismus des Pfeifens 565. 2} Zangentone der Lippen 566. Gmndton 567. a. Wulstregister 568. b. Druckregister 569. c. Strobbassregister 571. d. Lippen tone ^it Hülfe eines Mundstücks erzengt 572. 1) Daoknng oder Stopiang574. Ansatzrohre, ungedackte 574. Erhöhung des Grundtons 577. lY. Beobachtungen ond Yersache am lebenden Stimmorgan. — Slimmlante 579. 1] Die hörbaren Phänomene des menschlichen Stimmorgans 581* a. Die menschliche Stimme. Ihr Verhältniss zur Sprache 562. b. Laute, Tone, Klänge 584. Klangunterschiede: Brusttöne 589. Fistel-, Falset- oder Kopfttimme 590. Strohbass- und Kehlbassregister 590. Timbre oder Klan^arbe 591. Andere Eigenschaften 592. 2) Die sieht* und fahlbaren Phänomene am und im mensohlichen Stimmorgan. a. Autopsie des innern Kehlkopfs 592. b. SteUangen und Bewegungen des Kehlkopfs and der übrigen Respi- ratio nsorgane während der Stimmgebung 593. a. Betrachtung der Kehl- oder Halsgegend überhaupt 594. p. Ursachen der Aenderung des Kehlkopfstands überhaupt 597. y. Spielraum des Kehlkopfs 598. b. Kehlkopfstand im Allgemeinen 599. c. Tone bei geschlossenem Munde, zunächst Brusttöne 600. d. Tone bei offenem Munde 608. XVIII Inhalt. aa. Brusttöne, Brastregtster 608. Einsetcen des TotisGOO. Tim- bre clair et obscnr 610. Sichtbare Phaecomene 6l2. Innere Tbeile 015. Helles Timbre 616. Strohbass 619. bb. Das Falset- oder Brustregister 6?1. Kopfstimme 6 22. Tim- bres 624. Muskelaktionen 625. Lufttension 627. Intorferensen 62S. Verhältniss znr Braststimme 629. cc. Kopfstimme 631. Als Mittelregister betrachtet 633. dd. Kehlbassregister 634. Judonbass, Contrabass 63 '\ ce. Strohbassregister 636. Gähnen und Seufzen 637. An bang: Das Schreien 683, Tone beim Einalhmen 640. 3) Untersucbangenderinnern, der direkten sinnlichen WahrnchmaDg ent- zogenen Vorgänge im Stimmorgan während der Phonation. Theorie der menschlichen Stimme 641. a. Tonbildung überhaupt. Verhalten der tonenden Luftsäule im An- satzrohre 643. Bedingungen des guten Tons 644- Konsonanzap parate 646. Einfluss des Kehldeckels 648. Timbre nasal u. s. w. 652. B ildung des Tons im Mutidkanal 656, b Stimmgattnngen und Stimmlagen 656. c. Tonbildung im Besondern, zunäohst Toneinsatz 65S Glottis- schluss 659. Kehlkopfstand, zunächst yom Verhältniss des Raums des Windrohrs zu dem des Ansatzrohrs abhängig 661. d. Tonabstufung, sowohl der Schwingungszabl als der Grösse und Stärke nach. Stimmregister 663 ff. — Physiologie der Mnskelbewegung 664. Einfluss des Auf- und Absteigens des Kehlkopfs 670. Mechanismus der Muskeln der Linea obliqua 671. Tonabstufung bei fixirtem Kehlkopf 680. Verlängerung der Stimmbänder durch Spannung derselben 683. Einfluss der phoniseben Glottisweite auf die Tonstufe 687. Muskel Wirkungen im Innern des Kehlkopfs 690. Registrirende Funktionen des M. vocalis 692. Phonische Wirkungen desselben: I) bei gleichbleibender mittlerer Glottis- länge 694. Seitendruck der Luftsäule und Gegendruck der Stimmbänder 698. 2) Bei Verlängerung oder Verkürzung der Glottis 701. Registri- rung 704. Vermehrung der Ansprnchsfähigkeit der Glottis 705. der Leitungsfähigkeit 706 des Gregendrucks 707. Mechanismus des Stroh- bassregisters 710. Tonerhöhung durch Gegendruck 713. Schwellbarkeit der Töne 714. Längenspannung der Bänder 715. Fernere Unterschiede des Mechanismus beider Hauptregister 716. Funktion des Luftdrucks und Gegendrucks 718 Mechanismus der beiden Timbres 720. Vergleichung der Stimmritze mit dem Orifidum ani 723. Gähnen 725. Mechanismus des Schwellens der Töne 726. Einfluss der Gegeneinanderbewegung der Stimmfortsäue 728. Tonabstufung des Falsets 730. Kopf töne 731. Unter- schiede der Mechanismen beider Register 731. Einfluss des Ansatz- rohrs 734. e. I'nterferenzphänomene 737. Uobergänge und Ueberschlagen in ein anderes Register 738. Gegenseitiges Lagoyerhältniss beider Register 741. Einsätze 744. Mittelregister und Kopfstimme 745. Kehlbass 74"^. 4) Ueber Gcaang im Allgemeinen, über einige Gesangsmanieren nnd Ge- sangfehler. Kritik einiger hier üblichen Kunstausdrncke 749. — Ton|)iIdung 749. Tonmittel, Stimmmittel 751. Organische Ursachen einiger Stimmqualitäten 753. Ausbildung des Stimmorgans 754. Fehler. Vortrags- manieren 755. Filar il tnono 756. Metter la Toce. Portamento 757. Co- loraturen 760. Triller. Detoniren 761. Tremuliren 762. B. Bildung^ der artikalirten oder Spraohlante. Physiologie des Sprach- organs. Ansatzrobr. IndifFcrcnzzustand des Sprachorgans 767. Artikulation 768. Natür- liches Alphabet 709. I. Vokale and Konsonanten. Allgemeines 770. Physiologie des H. Inluüt. XIX II. Physiologie der Vokale. a. AUgemeiue Eigenschaften 777. SchwingnngssahlenyerhältniM« den. 780. b. Einfache Vokale. A 782. Vokalstufen iwiichen A und I: A 786 nnd B 790. Stammes E 792. Lautet E 794. I 796. O 799. Ao 801. 0 und U 802. Ü 804. c Diphthonge oder Doppellaute 804. Definition 804. VokalverwandUchaftea 605. Anz&hl der Diphthonge 807.^- Diphthonge des ersten Rangs: ai, au,aü80b. Diphthonge des sweiten Ranges: oi,oa, oü812. Diphthonge des dritten Rangs: ei, ni, (äi, äy, 6i, 67) 813. Dittonghi distcsi 815. Jam* hische Diphthonge, Dittonghi raccolti 616. Triphthonge und Tetraphthonge 8 16. Noch einige Bemerkungen über die einfachen Vokale and Diphthonge 816 1) Modifikationen des Meehanismos 2) Schmals* Diphthongenhestim- mnng. 3) Orthographie ders. 817. 4) Ueber das 7 817. 5) Hohe und tiefe Vokale 818. 6) Offene und geschlossene 821. 7) Umlaut und Ablaut. 8) Ge- sangliches. 9) Nasüimng 822. 10) Fehler bei der Aussprache 823. 1 1) Zeit- licher Werth, Dauer der Vokale, Länge und Kurse 829. UL Physiologie der Konsonanten. Definition 831. Mechanismus 832. Schwingungiaahl 833. Eintheiluageo 834. Spedelle Physiologie der Konsonanten, a. Einfache Konsonanten. 1) Hintere oder Onttnrales (Gutturo- linguales). Ch 836. Ist in 3 Mo- difikationen erzeagbar 837. R palatinom s. gutturale 843. Ng, n, N pa- latinnm s. guttunde 848. G dur. K 852. Mechanismus der Ezplosirae überhaupt 853. 2) Mittlere Konsonanten ^ Linguales (Glosso-palatales et glosso-dentales). 6 moll. Jot 858. R linguale, Zungen-R, vorderes R 861. L 863. Dh oder Th 866. S, Sh und Seh (Sibilantes) 868. M linguale, das gewöhn- li<;he , vordere N 874. D. T 875. 3) Vordere Konsonanten , Labiales. V. W. Ph. F (Spirantes) 879. R la- biale 883. M 883. B. P 884. h. 2kisammengesetzte Konsonanten. Zerfallen in 3 Klassen 886. Theorie der Zusammenfugung 887. C und Z, G (italisch =dsb) 890. Q. qu 892. X. 9. Rk (polnisch) 893. Verbmdungen von mehr als ewei Konsonanten mit einander 894. Mouil- lirte (jotacirte) Konsonanten 896. Unterschiede der Stärke und Wäh- rung der Konsonanten 897. Fehler bei der Bildung der Konsonanten (Pa- ralalia literalis) 901. iV. Verbindung der Vokale mit Konsonanten. Silbenbildung. Sil- benkombinirung 904. Verbindung der Ezplosivae mit Vokalen 908. der Continnae 910. Stottern 911. Verdoppelung des Konsonanten 913. Betonung 9 14. Komblninmg der Silben 9 15. Zu Silben verwendbare Sprachüntverbindungen 917. Defijiition von Silbe 919. Wesentliche Eigenschaften der Silben 919. a Natürliche Quantität 920. b. Zeitdauer langer und kurser Silben 923. c. Prosodisohe oider metrische Geltung der Silben 926. d. Akcent oder Tonfall (letus) 928. e. Rhythmus 932. f. Scfawingnngszahlen der gesprochenen Silben. Deklamatorischer und mnsi- kaier Ausdruck. Melodie der Sprache 939. Anhang: über natorgemässe und fehlerhafte Kinschiebsel bei der Silbenkombini- rung 951. — Schlusswort 952. BerichtigaDgen und AenderangeD. Seile Zc. 4 11 • 8 «» 7 7 U _ 15 - 4 10 5 11 12 8 12 8 - 23 13 17 17 5 6 - 7 1» 17 20 10 1 14 - 12 21 17 _ 9 23 4 - 1 le v.u. statt 10. 11 lies 10— II. - - St. um ein Drittel 1. etwa um V^. v.o. statt 12 1. hinter 8. ▼. o. vor vorn und hinten inse- rire nach. V. a. St. die 1. einige. - - vor 7/ i eh enden ins aufwärts, v.o. St. war mir 1. erschien mir anfangs. V. o nach selbst ins. Später er- kannte ich als Grund davon, dass das Rückgrat beim laspiriren auch des liegenden Körpers konvexer wird, und zwar dadurch, dass sich die untern Hals- und obem Brust- wirbel nach vorn bewegen-, beim Liegen also sich heben: dadurch muss freilich auch das Manubrium sterni gehoben werden. V. o St. auf die 1. in der; st. be- schränken 1. manifestiren. v.u. St. wenig 1. Stuck. - - - bleiben ~ unverändert 1. werden etwas breiter. V. o. nach sich ins. bei stehendem Körper. y. o. nach dem *) ins Beim Sitzen wölbt sich der Unterleib hier etwas und wird voller. V. u. nach Fig. 4 ins. A So. anticus B medius G posiicus. V. o. St. p 1. n. - - - m 1. 1. • - - n 1. m. - - nach nicht ins. merklich. - - St. hinter 1. vor, V. u. nach der uis vordem Hälfte der; st. Proc.xiph. 1. abhängig- sten Theile der 10. Rippe ▼. TBL. St. untersten 1. äussern Rande des M. quadratus lumbornm. V. o. St. isoltrt 1. während der Exspiration. v.u. nach immer ins. fast, v.o. st werden 1. würden, v.u. nach heben ins. Bei dieser Vorwärtsbewegung müssen, wenn die obem Rippen ihre Fiächenkrüm- mung nicht verändern können , die Wirbel, an welchen sie befestigt sind, gegen die tiefer liegenden nach vorn abweichen, und ist dies eine der Ursachen des Konvexer- werdens der Spina dorsi, welches ausserdem bewirkt wird : durch den Zug der Intercostales exterai , wel- che die untere Rippe etwas hinter die obere zu ziehen streben; durch Seile Zeile den Zug der Intero. interai, welche ein Gleiches amSternum anstreben, aber nicht können, wofür jede höhere Rippe etwas hinter die un- tere geschoben wird; ausserdem kommt der senkreuht abwärts ge- hende Zug der Bauchmuskeln u.s.w. hinzu , der das Vortreten des Brust- beins zum Theil vereitelt, w[ofur zur Ausgleichung die Spina zurücktritt. 24 2 V. o. nach Intercostales ins QXternl. - 17 v.u. nach externum ins. fibro- sum. - 10 v.u. nach geht ins. Dabei kann auch , durch Zusammenwirkung al- ler Levatores , die Konvexität der Spina dorsi vermehrt werden, in- dem die nächst tiefere Rippe sammt dem daran befestigten Proc. trans- versus des Wirbels ein wenig ge- hoben und so eine aufwärts ge- hende Hebelbewegung des Wirbels bewirkt wird. 26 6 v.u. nach Schulterblatt ins. an welchem sich der Muskel inserirt. V u. st. Mag nun I. Wenn. - - ' sein — immdr 1. ist, so... - - nach inferior ins. (Fig. 14). und ins. sie würde, wenn der Unterleib offen stände, V. tt. St. sich gleich bleiben 1. das Gleichgewicht erhalten. v.u. nach lumborum ins. divari- cirt und. V u. st. Rippen 1. Rippenknorpel . V. o. St. schnelle 1. Kontraktion der Bauchmuskeln bei schneller . . 40 2 V. o. n. Bauchmuskeln ins. und dem Luftdruck der Organe des Darmkanals. 42 8 V. u. 1. doch haben beide Muskeln hier nicht ganz . . . 7 V. tt. St. also 1. aber. 6 - - - einerlei 1. ähnliche. Nach anlangt ins. die Wirkung der hintern Portion des ObU extemns besteht in . . . - 5 V. u. nach Einwärtsz. Ins., die der hintern Portion des Obl. inter- nus in Herab- und Au5wärt8zie> hung . . . 1 V. u. nach wird ins. Da beide Por- tionen wohl in der Regel gleichzei- tig wirken, so ist ihre gemeinschaft- liche Wirkung Herabziehung der Rippen gerade nach unten, und soweit u. 8. w. 27 26 - 23 - 2 33 3 34 19 35 5 3G 11 39 23 Berichügnngen and Acnderangen. XXI s. z. 44 7 ▼. o. nach ihre int endlicben. - 23 - - tt. Ahtbeilnngen l.Breiten- lonen. 1 ▼. tt naeh untere ins. gewölbte. 45 15 T. o St. untere L obere. 47 22 - - nach Muskels ins. ▼om'Trans- ▼ersos und Oblique adseendens fest^ gehalten * 24 a. 25 1. Die Wirkung des M. obl. int besteht also, wenn — stattfin- det, sunäcbst darin, dass die seh- nige Platte, in welche sich seine Fasern in Gemeinsehall mit einem Theile der Fasern des TransTersus endigen, nach unten gesogen und so dnrch Znsammenwirfcung mit den betreffenden Fasern des Transv , welche diese Platte nach hinten zie- hen, so einem festen Ausgangspunkt iür die Zagskraft des M obliq. ex ternus gemacht wird; ausserdem darin , dass die n. s w. - 19 n. 20 streiche den Sata: B«i — wirksam. St. dagegeq 1. hier. 49 2 T.n. nach kommen ins Endlich sind auch die Mm. rhomboidei £xFpirationamuskeln, denn beim tie- fen Inspiriren weichen die Schulter- blatter von einander, beim Ezspi- riren nähern sie sich wieder. - 3 T. n.1. Phoniaehe Exp. * 20 - - 8t nieht r er engt 1. erwei- tert. 50 24 ▼. B. 1. Ton der Draekh nnd der Temperatnr der Atmosph. selbst. Wegen dar ungleichen Länge der einselaen Bronchialaweige, beson- ders der hohem in Verglich zu den tiefem, kommt es, dass sich der obere Theil des Thorax eher er- weitert, »Is der untere. - 14 T. u. St. f e r n er 1. bestimmt wird sie. 51 18 t. o. St. £zsp. I. Insp. - 19 - - - mehr 1. weniger. * 15 ▼ u. - nieht 1. nur dann. - 14 - - - da die Luft 1. wenn die Luit nieht. 52 17 ▼. B. nach klavikuläre ins. (als Note): Dies ist nicht richtig. Man kann nicht eine tiefe Banchathmung uomittelbar in die Brustathmung überfuhren , man muss erst exspiri- ren. 8. ancb Don der s Physiolog I. 408. W 2 T o. st 4 1 3. b) bb. *^ 5 v.n.st. Gluttisbewegnugl Glot- tisrerengung. 58 3 T.o. nacbrelaxirer ins. dieBanch- moskelu sich gleichseitig heAig koa- trahiren. ^ 4— lOvo st derDruek — AnlasB S. Z. gleht I. Aber es werden dabei, io wie die epigastrisehea Eingeweide , nach oben , die hypogastrischen nach unten gedruckt, nnd dadurch oll anr Entstehung Ton Hernien u. dgl. Anläse gegeben. 58 12 y.o. St. herab 1. empor. Naeh hier- auf ins. rasch. - 13 y. 0 St. abermals — Bxsplra- tionsstossel. mit dem phonischen Bückstosse, d.h. einer kurzen In* spiration, bei welcher sich die Glot- tis mit einem neuen Tone schliesst. 59 1.2 ▼. o. St. nicht Tollsländig 1. gleicbfisUs. 60 16 ▼. o St. Exsp. 1. Inspiration. 6 y. u. naeh eine ins. massig. 61 19. 20 y. o. St. sinkt weiter 1. hebt sieh; st. heben 1 senken. - 22 y. o naeh Aufhüpfen ins. (als Kote) eigentlieh Niederhüpfen, oder ein rhythmisch unterbrochenes Einsiehen der Bauchwand, denn nach und naeh wicd der Raum des Unterleibs dsdnrch verengt und dss Zwerchfell gehoben. 62 1 y o. yor Inspir. ins obem. - 3 - - St. derselben 1. der Exspi- ration. 63 21—^3 y.o. st eine Erscheinung — ausfuhrt 1 Dies ist ein wich- tiger Unterschied des Brustregisters yom Fistelregister: hier wird (s. oben) beim Staccato die Banchwand im 1. Moment des Staecato-Stosses einwärts gesogen, bei der Brust- stimme dagegen wölbt sich die mitt- lere Längenxone des Unterleibs aus- wärts, während sich die seitlichen Zonen einziehen. st millim. 1. centimeter. st yerringert I. verengert. - weit 1. etwa halb. selbständig 1. freiwillig. Ansatzrohrs 1. Windrohrs, untern 1. obem; stöbern 66 7 - 25 67 9 72 1 73 2 - 18 75 21 76 10 - 12 - 17 . 18 77 5 - 9 - 15 - 20 78 22 - 16 y. o. y. u y. o - y u. - 1. untern, y n St. trapezförmig 1. sechs- eckig, y o St. 6 1. 6. - - - 100 1. 120 - - nach letzterer ins. zuweilen. - - St. weg 1. ring. - - nach oder ins. zugleich nach oben, zuweilen. y. o St. 4 1 B 4. - - nach Mitte ins. oft in eine Art yon Höcker. y.o. nach bildet ins. gewöhnlich. y u. St. 4) 1. 2). ... ziemlich 1 etwas mehr als. XXII Berichtigangen nnd Aenderangen. s. z. 79 8 ▼. n.St. Obern 1. daran. 80 22 v.o. nach Grenie ins. oder Ecke. - 13 V. u. St. (a) 1. 26. a. 27. b. 81 7 y. o. nach Adamskröbt int. (Po- mum AdamiV - 18 ▼. n: nach jedoch ins. grossen- thells 81 11 ▼. u. nach postiens ins. (m). 85 20 Y. o. nach sich ins (e). - 21 - - St. seitliche 1. änssere. 7 ▼. n. - eigentliche 1. Faser- 86 25 T. o. - ganz and gar 1. fast ganz. 87 7 ▼. n. nach Ringknorpels ins. ziemlich. 89 8 V. n. St. verbreiten 1. verbreitern 93 5—9 V o St. Die Seitenflügel — jeder Seite 1 Vom Seitenrande zieht sich das ziemlieh dicke, elasti- sche Lig. hyo-epiglottieum laterale halbmondförmig bis zu den Capit. der Znngenbeinbörner, indem es . . . 96 19 V. o. nach Ende ins. (Fig. 33 £ zeigt beide in ihrer gegenseitigen Stellang von hinten betrachtet). • 17 v.u. St. diesen letztern 1. er- steren. - 16 v.u. St. jenen 1. letztem. 5 - - - Hörnern 1. Home 97 1 v.o. - Aach 1. Selbst. 9 - -vor aaf ins mit der er durch ein kleines Kapselband zusammen- hängt. - 15 V. o. St. 67 1. 71. 4 v.u. vor (g) ins s. obturatoria. 99 3 v.o. St. 2V,'" 1. 2V.". - 4 - - . 3"' 1. 3". - 21 v.u. nach und ins. sie selbst. 101 8 - - - Anatomen ins nach vom zu. 102 4 u. 3 V. u. st in den — vordem 1. in die vordere. 103 1 v.o. st. rändern 1 bändera. - 19 V u. St. am 1. an der viereckigen Membran des. - 16 V. u. streiche das Semikolon. 105 25 - - nach Saum ins. (Ligam.inter- arytaenoideum) 7 V. u. St. während der Stimmb. I. für die Erhaltung der Reinheit der Stimme. 106 8 V. o. nach Vorhof ins (Atrium). - 10 - - • A ins und B. - 17 - - St. keilförmigen I. keilför- mig sich darstellenden. 107 1 V. o. nach Rande ins. oder dem Knie. - 2 V. o. st C 1. c. - 12 v.u. nach keine ins. deutliche. 108 5 • - st wenig 1. etwas. 3 - - vor fast ins. (bei weit geöff- neter Glottis) S. 109 111 112 tl3 z. 15 4 25 22 4 2 v.u. naeh 38 ins. A — D. - - St. 29 1. 29*. - - - 9 1. q. - - . 1'" 1. V4*". - - - 1 i r. - - - dieses 1 diese. 5 V. o. naeh Zone ins. ein Stnck weit, das dadurch gelb gefärbt erscheint. 9 V. u. vor trennbar ins.'leicht. 1. V,'". ins. etwa Ibis 114 116 . 22 - 26 23 V o st 1 bis 1 V,'" 25 - - nach breiter 1 >/,'". 23 V. u st. Sehne 1. Lange 1 1 V o. nach u. s. w. ins am mensch- lichen Körper z. B. bei den Mund- lippen V. o nach Art ins. die Federelas- ticität. V. o. nach Elast icität ins. zur ersten; nach Körper ins. zur ab- soluten 117 12 V o. st Drehung 1. Dehnung. 120 rS - - nach kann ins. allein in die- sem Falle kann wenigstens von einer Stimmritze nicht mehr die Rede sein. 1 V. n. (zur Note) ins In neuerer Zeit setzt man dafür gewöhnlich S agi t- taldurchmesser. 122 5 V o. nach auf str. und ab. 6 - - Bt. und 1 abwärts 7 . . . gespannter 1. gespannten. - 24 v.u. - noch 1. nach. 124 25 - - nach ihn ins. oder vielmehr neben ihm. - 13 V. n. naeh nieder ins Mit dem M. geniohjoidens zusammenwirkend flxirt er das Zungenbein und zieht es ein Stüek vorwärts. - 12 V n. nach angespannt ins. bei Mitwirkung des H70- undThyreo- pharyngeus. 125 10 v.o. nach ausüben ins. Ausser- dem opponirt er dem M. stylohy- oideus, und erhält so die Balance des Zungenbeins In Verbindung mit dem Stylohyoid. u. Digastri- cus zieht er das Zungenbein gerade naeh hinten. - 2t.22v 0 st am Obern Thoile 1. an. - 24 V. o nach meisten ins. amobem Theile derselben und. 128 11 V. 0.8t. 12—15 1. 15— 20^ 129 13 V. u. nach werden ins. Bei der schiefen gegen die Linea obliqua geneigten Richtung der Muskel- fksem der obem Fortionen vermö- gen diese bei ihrer Kontraktion • wohl nur sehr wenig die Neigung des Schildknorpels zum Ringknor- pel, wenn dieser durch den Cri- Berichtigaogen und Aenderongen. XXUI s. z. eopharyngei» fast nach hinten ge- zogen ist, ZQ ändern: ja es sclteint diese Anordnung gerade deshalb getroffen za sein , damit bMm Anf- wiitszlrhen des Kehlkopfs die Glot- tis nicht TerkÜTZt werde. t29 3 V. u nach Ventrikel ins und des Kehlkopfraams überhaupt. IJO 25 a. 24 t. n Tor immer ios von mir bisher; st. ezistireoder 1 gefun- dener. 133 6 T. o Znsatz: In neuerer Zeit ist dieser Muskel auch tou einigen aadem Anatomen, selbst beider- seits, gefhuden worden. - 10 T o nach ganaen ins. seicht ver- tiefien. 134 i7 ▼. n St. nnmittelbarer 1. un- mittelbarerer. • 135 10 — 15 ▼ o. Str. diesen ganzen Satz. 138 25 ▼. n. nach Räume ins. (Fig 25 B 9). 139 9 ▼. o. nach arytaenoideas ins. (Fig 47 e). 8 T. n. nach vorn ins. und oben. 140 15 V o ins. Vielleicht findet dabei auch eine Art tou Dämpfung der Membr. Tocalis statt , die das Mit- schwingen derselben so wie der tiefer liegenden Theile verhindert. 141 6 v.o. st dies 1. das. 9 - - nach endlich ins. etwa. - 16 T n. n. Innern ins. VergL Fig «50 142 1 T.o. nach durchaus ins noch. 143 3 T.n. (Note) st nähert 1 näbemd 146 17 - - nach Vorgängen ins. sowie zum Brechakt. 147 5 T o. St. e 1. f. 148 8 - - nach ähnliches ins. aber nicht in die Tiefe gehendes. 149 15 T. o St. laryngea inferior 1 crieo- thyreoidea. 150 9 ▼. n nach Terbindet ins. und dej^ mit Luschka' s Lig. jugale cartilaginum Sant. identissh zu sein scheint. . 5 ▼. u. St. 4"' 1. 0,04'". 151 8 v.o. St. zwei 1 drei. 9 - - nach obere ins. und mittlere. - 25 ▼• n- 9t, laryng. infer. 1. crico- tfayreoidea. St. laryngea 1. crico- tbyreoidea s. laryngea media ist ein höchstens Vt'" dicker Zweig der A. tbyreoidea snpcrior, aus der er da entspringt, wo diese unter einer stariien Biegung abwärts zu gehen im Begrifif ist. Diese mittlere Kehlkopfiirterie läuft über das untere Ende des M. hyotbyreoid. nach unten and innen, schlägt sich um den untern Band des Schild- S. Z. knorpels, und dringt seitlich vom Ligam. conicum, da wo die obere Insertion desselben aufhört, nach- dem sie einen Verbindrfngszweig an die Arterie der andern Seite, und durch das Lig. conicum hin- durch einen kleinen Zweig an die Sehleimhamt, so wie Zweige an den M. crico-thyreoid abgegeben, in den Kehlkopf, zunächst in den Raum zwischen dem ScfaUdknorpel und der elastischen Membran (Fig. 41 8, 42 n, 43 g), um die hintern Maskeln za versehen und daselbst mit der folgenden Arterie zu ana- stomoairen. Die A r t . la r y n ge a . . . 151 21 his 17 T.n. streiche oder begiebt — Tersiebt mehr; dann 1. um die hintern and seitlichen Muskeln (Crico-arytaen. postieas, Ary-ary- taenoidens, Crico-thyreoid. intern, und Crtoo-arytaon. lateralis) und die Rückw. d. K za versehen. - 15 ▼. a. nach obere ins. und mittlere. - 5 - - - vagns ins (Fig. 63. 10). 152 16 v.o. - in einer ins. zuweilen in Art einer Schleimhaatmembran emporgehobenen. 155 1 ▼. o. St. das Gleichgewicht L die Gleichgewicbtskraft. 156 II V. u. n. a ins. [soll wohl heissen A]. 157 22 - - - fixirt ins. und dabei ein Stuck vorwärts gezogen (duroh kombinirte Aktion der Mm. genio- hyoid. und sternohyoid.). - 20 v.u. nach fizirte ins. und be- «iehendlieh vorgezogene. 158 20'tt.21v o. streiche vielleicht — nachgewiesenen. - 23 v.o. st aryt. laterales 1. thy- reo-aryt. 159 21 V. n.St. und sein L mit oder ohne seinen 6. den. 161 1 n. 2 v.o. st. da diese 1. die zugleich. 4 V. o. nach aber ins. gleichzeitig und gleichmässig. 6 V o. St. gleicher 1. gleichbleiben- der. 162 7 V. n.St. besondere 1. direkt wir- kende. 163 4 v.o. Zusatz: Dennoch wird der Kehldeckel durch Muskelfasern in bestimmter Weise sowohl rück- als auch vorwärts gezogen: rück- wärts durch die äussern und obern Strata des M. tbyreo-arytaen , in- sofern durch die von denselben be- wirkte Verkürzung der Membr. quadrangularis auch die Epiglottis nach hinten bewegt werden muss i bei den tiefsten Tönen steht daher XXIV BericbtigQDgen und Aenderangen. s. z. auch die Epigt. am tiefsten; Tor- warts darch die Muskeln, welche die Memb. qaadrang. verlängern und am Lig. glosso-epiglotticam und am Zungenbeine selbst einen Zug nach vom ausüben. Ausser- dem wird der Kehldeckel oft (bei Brechreiz ) muldenförmig zusam- mengedrückt, und zwar durch Ak- tion der Verlängerungen der Mm arytaeu. obliqui (Strat. ary-mem- branosnm rectum). 163 16 V. o st. unmerklich l. allmälig. - 21 V. u. nach Kinder ins. bis zum 2. Jahre. 164 24 v.u. Ins. Das Pomum tritt her- vor, und wird zunächst dadurch die Glottis länger; die Stimmbän- der bekommen mehr und dickere Fasern , und werden dadurch über- haupt dicker und wulstiger; die Zonen scheiden sich ab. Nach der Pubertätsentwickelung erhalten die ganzen Luftwege ihre individuellen Grössen- und Formenverhältnisse; der Kehlkopf und die Luftröhre vergrössem sich besonders im Durehmesser von vorn nach hin- ten , beide erscheinen jetzt von den Seiten aus schmäler; die Knorpel, Bänder und Drüsen entwickeln sich bis zu ihrer vollen Grösse. 165 18 v.o. Ins. Nach Rambaud und Halbe rtsma besitzt der Schild- knorpel in jedem Alter und bei beiden Geschlechtern ein beide Flügel verbindendes Mittelstück (Lamina intermedia), das aus hya- liner mehr graulicher Knorpelmasso besteht, oben 1 in der Mitte 4 und unten C Millim. breit ist, und die Gestalt einer mit breitem Fusse ver- sehenen Weinflasche hat Die Grenze zwischen ihm und den Seitenplat- ten ist durch linear angeordnete Züge schmaler länglicher Zellen und Kerne bezeichnet. Es ver- knöchert so gut als die übrigen Par- tien des Schildknorpels. V. u. nach der ins. männliche. V. o. nach was ins. nur. v.u. nach dem ins. mittlem. V. o. nach eingewebt ins. sowie sich auch mehrere von aussen her kommende Muskeln in dasselbe einsenken. v.u. nach seinem ins. Sagittal- .4v.o. St. etwas — Kehldeckel- rande 1. in der Ebene des Zun- genbeins. 14. Id v.o. 1. Lig. hjo-epigl. laterale. s. z. 177 23 181 8 „ 9 . 10 - 10 174 10 - 6 176 10 - 4 177 3u v.u. St. Zungen- 1. Zungenbein- V. o. nach medium ins. (f); st. hyo-epigl. 1. glosso-hyoidea. V. o. st. diesen 1. erstem. - - nach wesen ins. von letztern n. 8. w. - 11 V. u. St. epiglottiea 1. hyoides. Nach welche 1. statt des ganzen Satzes : bisher irrtbümlich als Ligg. glosso-epiglottica beschrieben , von der Zungenwurzel oder dem untern an den Körper des Zungenbeins gehefteten Rande der Zunge etwa dem äussern stumpfen Winkel der Epiglottis gegenüber schräg nach hinten aussen und oben gehen, um sich in Verbindung mit dem starkem Lig. hyo-epigiott. laterale • an das Znngenbeinhom zu bege- ben und sich daselbst in die Weich- theile zu verlieren. 6 v.u. nach Ligam. ins. glosso-hj- oid. u. St. medium 1. Lig glossa- epiglotticum. 182 4.5 V. o. streiche von ziemlich — anheften. - 7— 10 V. o st Schleimhautband 1. aber stärkeres und mehr elasti- sche Fasern enthaltendes Band (A i), st das wir — verstreicht es 1. Lig. hyo-epiglotticum laterale, welches sich sichelförmig ausge- schweift nach aussen hinten und oben zu genanntem Capitulnm be- giebt und gleichsam ein Dach für den darunter liegenden Sinus py- riform. abgtebt. - 12 — 14 v.o. St. des uns — epiglot- t i c um l. dieses Bandes. 183 1 v.o.^t. 65 l. 64. - 24 - - nach und ins. hinten von. - 20 V. n. St. allen 1. den meisten. . 15 . . .. von unten und oben I. mit ihrem untern und oj^ern Rande. 6 V. u. nach posticum Ins. oder Atrium pharyngis. 184 6 v.o. nach lauten ins. und hohen. 7 - - St. gl OS so- 1. hyo. 9 - - nach dann ins. hier. 7 V. o. Z US a tz: Den von Pars laryn- gea und P. isthmica zusammen ge- bildeten Raum nennt man auch, wenn der Kehldeckel gehoben ist, den Kehlraum, der besonders bei manchen sprachlichen Vorgän- gen eine wichtige Rolle spielt. 185 3 ▼• o. nach Erbrechen ins. Doch stellt sich bei den ersten Versuchen Reiz zum Niesen und Thränen ein. - 12 v.u. St. 65 1 64 186 15 - - nach ß ins. Fig. 57 bei n. BeriefaligDOgen und Aendenugen. XXV s. z. 187 18 188 23 191 8 1 • 1 11 1 22 192 17 193 24 195 7 - 6 196 15 . 10 198 22 . 21 199 18 203 5 206 1 207 7 208 19 209 7 211 17 - 6 212 7 214 4 m 2 215 2 221 25 . 14 222 17 - 7 223 14 224 19 T. 0. St. 65 1. 64. - - - der obern Flache 1. dem Tordem Bande. T. o. uach Sebädelbasis Ina. (Tig. 59 von f — f bei d n. 1. 1). T. o. Yordie loa die. - - - m ina. 57. ▼. n. at. fancinm 1. pbarpigii. T. o. n^h angnlaria ina. dea Tabaknorpela. T. n. at. etwaa I. atark. streiche etwaa. ▼. o. at. d es 1. den. V. u. at. Lange 1. Höhe. - - - entfernen 1. sollen. - - nach einander ina. entfernen. - - at. Conjngata 1. Sagittal- ebena.* ▼. o. at. tranaversam 1. perpen- dicnlare. T. o. nach Lippen iaa. fast - - ins. (Fig. 71). T. n. nach gehoben ina. und letz- tere gegen deVi harten nnd weichen Ganmen gedinckt. V. a. St. nichts 1. nicht Yiel T. o. St. stehenden 1. sehenden. ▼. a at. 65 1. 64. . . . . entsprangen 1. antsprnn« genen. v.u. ins. (Fig. 56 c). - - Tor n ins. Fig. 66. - - nach demnach ins. nicht. ▼. o.al. in Ruhe 1. überhaupt schwang die ganze Bandfiäche auf und nieder, wie nach Nr 3 - 23.24 v.o. Str. zunächst^ dessel- ben. - 13 — 5 v.u. nach zwar 1. der Länge (das Uebrige zu streichen). • 4 V. u. St. A 1. B. 2 - - - in beiden Figuren 1. hier. Berieblignngen und Aendenragen. XXVII s. z. 361 7—12 ▼ o. streiche; dalur 1. : Wahrend •ich die hintere Kante der primär angeeprochenen Abtheilang des Bnades niederwärts bewegte, be-> wegte sich dieselbe Kante der an- dem oder der beiden andern Band- theile aofwärfs und umgekehrt. - 14 T. o. St. Impuls 1. Kontakt. - 24—26 V. o nach so war I. die Ton- bfldnng nnr dann möglich , wenn dabei diese Stelle etwas nach vom gedrückt wurde. Ebenso erlaubte die Berährang der Mitte der Kno- tenlinie die Tonbildnng. - 18 T. u. Str. des hintern Endet. - 17 t. n. St. die des vordem die 1 bei den. 364 17 V. n nach von den ins schein- baren. 367 18 T. n Str. leicht. - 3 — t V. n str wobei — sehienen. 371 (Petit) 9 V o st. Qnarte 1. Terzie. 1 V. n. Zus : demnach stand die Erhöhnng des Blastons in umge- kehrtem Yerbältniss zur Spannung des Bandes. 378 15 V. o. St. y 1. 2". - 2 v.u. St. 123 1. 131. 379 7 V. o. nach der ins. in Folge der Verkürzung, die das Band dabei erlitt - 2 V. u St. f ) 1. c) 389 II V. u. Ins. (als Note): S. dagegen meine' Versuche und die Bemer- kungen über die Tonregister in folgendem Kap. 395 15. 16 v.o. st über 1. unter; st un« ter 1. über. - 23 V u. nach Band ins. soweit es kann. 396 8v. o. nach Windrohrs ins. oder einer Verlangsamung der Schwin- gungen durch die Gegenwirkung der beiden Lnftströme. 399 5 ▼. 0.8t. Hier 1. Diese trafen wir schon in Vers a) bei Hlntan- sprueh, wenn starker geblasen wurde: hier schlug die eine Band- kante recurrendo auf den Rahmen auf. In Vers, b) etc. - 20 V o. nach etwa Ins. beim Aus- blasen. 401 12 v.o. st wenigstens 1 jedenfalls. « 22 ▼. u St. i)F]g 126C 1. m)Fig.l30 A. 409 8 T. o. nach was sieh ins. nach dem Angegebenen. 412 II v.u. nach Bändern ins. mit stär- kerem Elasticitätsmodnlus. 413 8 ▼. n. nach nicht ins allentbalhen. 414 20 ▼. o. InsT Dieser Versuch ist für die Theorie der Gähn -Tone ton S. Z. - Interesse, welche auch mit Fistel- meehanismns einsetsen und mit Strohbassmechanismus endigen. 417 Vers 4 Z.4. st. 10« 1 lö"'. 419 Z. 5 v.u. St. die 1. eine gewisse. 423 17 V. o. St. geringen 1 geringem* - 22 - - nach jezt ins. schon. 428 6 v.u st nur 1. um. 429 21. 22 V. o st werden — phäno- mene 1. wollen wir jetst. 1 V u st n I. k. 430 14 - - nach Gegen lager ins. (Ue- berlager). 433 7 ▼. o. St. inSchw. geräth L seine erste Schwingung vollendet. 437 19 v.o. nach könne ins. hier, wie bei den gleichgestimmten Bändem. 439 4 ▼. o. nach als ins. der. 442 9 - - St. 438 1. 430. 445 17 - - nach beschränken ins. in diesem Falle wird bei ungleicher Bänderstimmung auch der Inter- ferenxton meist noch keine ganze Oktave unter dem Hochtone liegen. - 18 ▼. u. nach -dern ins. Inder Regel. 5 - - St. aufschlagende 1. auf- oder dorchschl. 446 t v.u Zus. Vergl. auch S. 330. 447 22 * - nach läset sich ins. nicht. - 21 - • - um ins. die. 450 9 - - - erleiden ins. können. 457 24^27 v.o. so zu ändern: Ueber- hanpt werden alle Tone elnl. App. — Pizsikato-Ton, mögen sie ~~ erhalten sein , durch u. s. w. 461 2 ^ Q. DMh Oktave ins. und dar- über. 462 12 ▼. n naoh zum ins berechneten. 477 3 ▼ o st — 1 +. 484 15. 16 V o. St. worden war 1. wer- den musste. 485 19 V o. 2" 1 9"'. - 21 - - 1. 16"'. - 23 - - 1. 6" Wlndr. - 27 - - 1. öy," 493 19 TU nach Ton ins. (Grandton). 496 4 ▼ o. st dem Elasticitätsver- hältnisse 1. den — nissen. 499 23 V. o st Klappen 1. Klappe. 501 20 - - - Breiten 8p.l.Breiten-oder seitliche Sp. 505 26 ▼ o. st Rohransätze 1. Rohr- vorsätzo. 506 15 v.o. St. schwacher 1. scharfer. - 19 V.U. st Schlagregister 1. Um- schlagr. 508 13 V. n.St. Fingerspitze 1. Finger- ritze. 509 8 t. o. St. Sohlagregister I. Um- scblagr. 512 3 ▼. n. St. die eine 1, die senkrechte. XXVIII Bericbtignngen und Aenderongen. s. z. 519 14. 15 ▼. o. Str. den leteten Satx. • 26 V. o. n ohne iDs Aniirendiiiig von. 8 V. u. 8t. der I. unserer. 521 4 - - - Lage 1. Länge. 522 9 v.o. nach wir ins. hier. 524 14 - - St. 3 1. 4. - 1. n. 2 v.u. nach schein t jl. bei gleich- zeitiger Verlcürzung des M. thyr. aryt. int \ und massiger Relax. 525 21 v.o. St. 12 bis 15 1. 10 bis 13. - 21 u. 19 v.u. St. 3 L 4. • 17 v.u. nach wird. ins. Ich vermu- the freilich,' dass die Aenderi^ng sicb^bei manchem meiner Versnche mehr auf die Längenspannung der Glottis bezog, als auf den Schwin* gungsmecbanismus. 526 14 v.o. nach Gegen seh lag- ins. (Ue* berschlag-). 527 16 V. u St. oder Weniger 1. als früher. - 11 v.u. St. Empfindlichk. L £m- pfänglichk. 528 17 v.u. St. Namen 1. Beinamen. 534 22 v.o. nach suweilen ins nahe. - 15 v.u. St. Klappen 1. Klappe. 535 23 V. o. vor bald ins. oder unbewosst. 536 10.11 V o. st. der mittlem Randp. 1. der beiden mittlem Randpartien 537 17 v.o. St. hatte i. hätte. 540 3 v.u. St. Knotenbildung 1. Kno- tenflächenbildnng. 543 7 v.o. St. Glottis 1. Bänderglottis 545 9 ' - - weitern 1. weitere. - 24 V. u. nach der Ton ins snnächst. 546 a) 3 v.o. st sieb 1. sie 547 5 V. o. nach einer ins. tönenden. 551 13—15 V. o st^ ist das Thätige 1 soll das Thätige sein 553 16 V. u. st verändern 1. vermindern. 557 20 - - nach Apparate ins wie wir sie früher beschrieben haben. - 13 V. u. St. Bänder 1. Längen. 558 8 — 6 V. u. Str. ausser — endlich hat er. - 1 Note St. 685 1. 597. 559 7 v.o. nach abändern ins. jedoch mit den durch die Einflüsse des Ansatsrohrs bedingten Ausnahmen, s. S. 488 ff. 560 12 v.o. St. der Luft 1. die Luft. 562 2 - - nach Zungenspitze (Fig. 149 a^ V u. nach Oeffnung ins. cb. S. Z. ins. 563 564 12 7 2 1 2 - - 1 c« bis b. - - 1 a' oder g*. V. o. St. f * 1 a •. - -.- 2 1. 2»A. 565 6 V. o. Z u s at z : Das Interessanteste, was dieses Tenorpfeifen darbietet, ist, dass aus dem ganten Register 566 19 569 6 573 7 578 17 531 18 582 18 585 13 586 12 587 7 591 9 592 3 - 9 595 8 - 15 597 2t 599 8 - 13 -, 8 600 13 - 12 601 24 Ein Mittelton der vollste und ver- nehmlichste ist, welcher stets und zunächst anspricht, wenn man über- haupt einen solchen Ton gut und voll zu erzeugen sucht, und dass dieser Ton stets (bei einem und demselben Individuum) eine be- stimmte Schwingnngszahl zeigt, bei mird, welche im Monde ziemlich fest steht, endlich dass dieser^on mit der Schwingungszahi des Vokals U zu- sammenfällt. S. weiter unten S 780 ff. V. o st. c c 1. c d. v.u nach stylohyoideiins. hjo- pharyngei. v.o. Str. bei Weitem. • - st vermehrt 1. erweitert. - - nach ziehen ins und so die eigentliche sogen. Theorie der Stimme zu konstruiren. V. o. nach hervorgerufene ins. durch das Ansatzrohr nach aussen geführte phonische, v.o. st physischen l.psychifcben. v.u. nach materiellen ins. oder mechanischen v.u nach Standpunkte ins aus. V. o. St. vollkommen 1. ziemlich. - - - assourde 1 assourdi. V. u. nach Stimm organ ins. wäh- rend der Tongebang V o. nach kommt ins. der lange Durchmesser desselben vom Kinn bis zur Incisura stemt beträgt dann bei mir 5»/,". V. n. St. Hals furche 1. Halsgrnbe. - - st herabsteigt 1. herab- gezogen wird V. o. nach auf die ins Stellung der. — II v.u Str. welchebei — statt- findet. desgl. Z. 11 also. — 3 .V. u. dafür 1.: Er liegt nach meinen laryngoskopiscben Unter- suchungen nicht auf den tiefem Tonen, in welchen sich das Stim- organ beim gewöhnl Sprechen be- wegt, sondern hoher, bei mir auf e oder f^ also genau in der Mitte meines Brosttonregisters, das sich von diesem Null- oder Mittelpunkt eine Octave sowohl auf- als auch abwärts erstreckt Dabei nimmt der Kehlkopf (wie schon früher ge- funden) so ziemlich die Lage eip, die er auf dem statischen Null- punkte hat, keine tiefere. V. o. naeh Tons ins. (bis zu einer gewissen Stufe) II v.u Str. möglichst genau - sprechenden. V. o. ins. der Körper des Zungen- B«riehtigoogeii and Aenderangen. XXIX s. z. beios räeki daM kaam aoTwärts, aber ein gotet Stuek Torwarts, so das« er fut bb aar Seheitellinie des Pomnm vorrackt; das Born des Zangenbeiiis dagegen steigt aoch einige Linien an^ärts, so dass also die anfangs horizontale Stellnng desselben in eine ▼oii hinten nach Tom sehiefe über- geht 601 21 ▼. u. nach gewinnen ins. und den Vorwirtszng der Geniohjoidei tvt regnliren - 20 ▼. u. naeb Kinn ins nnd stärkere Hebung des Zungenbeins. 602 25 Y. o. st um den 1 unter den 603 2 - - ins. Wenn Ich einen tiefer liegenden Ton, s B. 6, bei ge- schlossenem Munde angebe, so fallt der Kehlkopf beim Einsatz desselben am etwa 5 — 6'" unter seinen statischen Nullpunkt. Die- ser tiefere Stand ist gar nicht sn umgehen, wenn der Ton gut und voll werden soll. - 3 — 6 v.o. von des Tons an 1. von c, H oder B der Kehlkopf sammt — verändert wird, bis F oder u s w. ' 23 V. u. Ins. Qana unbeweglich auf einem Flecke stehen zu bleiben vermag der sich in Tönen bewe- gende Kehlkopf durchaus nicht; was dagegen die Gesaaglehrer sa- gen ^ beruht auf schlechter Beob- achtung, wie sie bei diesen Leu- ten leider gewöhnlich ist. * 14 v.u. nach Mundhöhle Ins. (als Note) : Auf dessen Lumen scheint überhaupt viel bei den Kehlkopf be- wegungen anzukommen, d h letz- tere rind das Mittel^ zur Modifid- rung des Lumens dieses Eingangs. - 6 V. n. st 6 I. 6"'. 604 6. 7 V. o. St. auf dem — liegenden 1 missig tiefen. • 23 V. o. Str. und die zunächst höher. 4 V. n. nach sieh ins. auch 608 Note, deren leUte Periode ist jetzt natürlich zu streichen ; s. die Vor- rede (zur 2. Ansg). 609 14 V u St. ersten 1. erstfolgenden. 611 8 V. o. nach i n e i ne r ins. Im Spiegel 615 20 v.u. Znsatz: Beim Schwellen oder Verstärken der Töne pflegen manche Sänger und Sängerinnen die hier überhaupt erforderliche Erweiterung der Mundhöhle nnd Divarikation beider Ki^er dadurch zu erzielen, dass sie nicht den Unteriuefer herab, sondern den s. z. 615 616 616 617 Oberkiefer, also den ganzen Kopf, aufwärts bewegen. 9.8 V n.St. Letztere — insofern 1. doch dörfle 5 V u St. bewirkt 1. bewirken. 2 ▼. o Zusatz: Mittels des Kehl«, kopfspiegels sieht man so ziemlich dasselbe, was sich auch am aas- geschnittenen Organ bei der Ton* bildung beobachten lässt Ueber einzelne Besonderheiten, die sich bei diesen Versuehen beobachten lassen , sprechen wir an den geeig- neten Stellen dieser Berichtigungen. 25 V. u nach offen ins. [P]. 13 • - st wir 1 mir. 5 V. o vor bis ins. bei mir. 16 - - st MittelpunktLNullpunkt. (Tabelle) das Zeichen des phonischen Nullpunktes ist nach 8. 699 sn versetsen. 15 V. o. nach der die ins Töne des. 6 v.u. St. gerade 1. sagittale. 3 - - - nicht 1 weniger 5 • . . Bruststimmen 1. Brust- tönen. 3 v.u. vor Männer ins. selbst. 19 - - iiach Brustregisters ins. und besiehendlich weiterhin des ^trohbasses. (Ueberschr.) st. der Fistel register L des Fistelregisters. . V o. vor Kolumne ins. die Ta- belle 8. 617. V. u. St. übereinstimmt 1. seh analog verhält. V o. nach Falset ins. (obskur), v.u. St. zwischen I. unter.' - - nach tiefer Ins. und dem Zungenbeine näher. 3 v.u. St. Genioglossi 1 Geniohy oidei und Digastrici. 2 v.u. St. zwar nicht 1 weder; st. wohl aber 1. noch. 636 6 v.o nach unabhängig ins. neben oder zwischen Brusttönen mit Tim- bre obscur 643 18 v.o. St. respirattve Lauf einmal die Glottis durchstreichende. - 22 V o St. rasch 1. zu rasch. 25 -* 27 Str. diesen ganzen Satz. 13 V u st. unelastischen I. wenig ^ elastischen 13 V o n Objekte ins. und Räume. 16 V u St. damit 1. Mit Müller's Beobachtung. 13 V u. St. ist 1 scheint. 20 V. o. nach erhöht ins. wahrschein« lieh, weil dabei gleichzeitig die Kehl- kopfshöhle der Länge nach ausge- dehnt und die Glottis länger wurde. 618 621 622 623 625 628 634 16 10 I 17 6 646 647 648 649 XXX Bcrichtigangen und AeDderangen. s. z. 650 12 T. o. nach scheint ins. MitteU des Kehlkop&piegels siebt man, dass die Epiglottis sich bei Scbwellang des Tens senkt, derPetiolos der- selben einwärts tritt. Ebenso senkt sie sich bei Vertieiiing des Tons bis snm fast volligen Anfliegen auf dem Orificium; bei Abschwellung nnd bei Erhöhung des Tons hebt sie sich. 651 21— 26 T. o. so zn ändern: Schon auf Gmnd wiederholter Versuche am todten, so wie der am leben- den Kehlkopf können wir u. s. w. •652 7 y. 0. St. etwa zu gleichen Tb ei- len 1. Yollständig, bei gegen die hintere Fangrohrwand angezoge- ner Gaamendecke - iO — 15 ändere in: vorwärts gewor- fen werde, und dass der Zungen- rücken weder zn eng. - 16 y. o. St. oder 1. noch. - 19 v.u. St. mehr als f. d. N. erfor- derlich ist 1 ein Stuck. ■653 21 — 24 V. o von so an 1. erhält der Ton eine u. s. w. 654 9u. 8 v.u. st seitlich divergiren- den 1. durch die Gaumenplatte sich fortpflanzenden; st cinbeu- gen I. resoniren. 655 1 v.o. nach A ins Fig 159. 4. 5 jtr. und in die Pars nasalis geführt, j 7 — 14 str diesen ganzen Satz. 657 18 V. o. st Beschaffenheit^ und Fungirfähigkeit 1. lelativen Länge und Leifitongtfähigkeit - 22 V. o. Ins. Bestätigt wird diese Annahme durch die Laryngoskopie. 3. 2 V.u. St. dünn 1 dick; st. dick 1 dünn. 658 14 V. u. st nehmen 1. nahmen. - 12 - - - bleibe 1. bleibt 659 22 V o. Zusatz: Dabei fahren auch, wie man im Kehlkopfspiegel sieht, die Tasehenbänder rasch gegenein- ander (durch Kontraktion des M. tbyreo-arytaen externus und durch Abnahme des Luftdrucks - 13 v.u. Zusatz: Alles dieses wird durch die Laryngoskopie bestätigt. 661 10 V. o. nach jeder ins. über Null liegende. 2 V. u St. zwischen dem stati- schen und 1. auf dem. 665 19 V. o. St. specielle 1. specifische 666 12 V. u. St. zu einem Drittel sei- ner Norm lAl länge 1. um ein Drit- tel seiner grössten Länge. 668 6 V. o n mag ins. selbst; st. etwa ebensoviel 1. nicht soviel, höchstens 30. S. Z. 66S 15 V. u St. er 1. dieser. 669 6 - - - heben 1. tragen. 671 3 v.o. nach angespannt ins. indem die beiden Endstücken derselben aufwärts gezogen werden. - 21 — 27 V. o. vom — an ganz zu strei- chen! 9v n. St. Muskeln 1. Muskel. 672 2 V o. nach herab ins. und dabei rückwärts; st. an seinem Orte stehen bleibt 1. dann nur so weit herabrückt, als der Abstand von c and i austrägt (dabei muss es etwas rückwärts sich bewegen). 3 V o nach bleibt sich ins. vor der Hand 3 V. u. nach d f ' als Note: Die Linie e' — V ist nur eine eingebildete oder für den Fall der Gleichheit beider Moskelfasersysteme suppo- nirte, darf also durchaus nicht mit der Linie i k (Fig 161) ihrer Funk- tion nach verglichen werden. 673 7 V. o st bedeutend 1 etwas; st. ebenfalls 1. etwa zweimal. 676 18 Zusatz: Eine wichtige Funktion erfüllt bei diesem Vorgänge noch der M omohyoideus dadurch, dass er das Zungenbein rückwärts zieht und dadurch nicht nur das Vornei- gen des Schildknorpels erschwert, sondern auch dem M. hyothyreoi- deus die gehörige Zugsrichtung anweist. 677 6 V o. nach den ins. Zug des - 16 - - St. , 1. ; - 17 - - nach reoidens ins. nnd hyo- pharyngeus - 23 V. o St. gestellten 1. sehenden. - 14 — 11 V. u Str. diesen Satz. 681 7 V o.^nach geschieht ins. ausser dem l)mohyoideus. - 21 V. u. nach den ins. untern Hebe- arm des. 4v. ustMuskelnl Bauchmuskeln. 6>*4 15 - - - doppelteZahll.Hälfteder. 686 3u.,2 V u. St. für tiefe und hohe T 6 n e 1 vor tiefen und hohen Tönen. 687 20 v.o. Ins. Im Kehlkopfspiegel sieht man die Glottisränder beim Einsatz eines Brusttons durch Kontraktion des M. voealis geradlinig werden, beim Einsatz eines Falsettons aus- geschweift bleiben. 688 6 V o. nach Länge ins. (d.h. Ver- längerung durch Spannung). 690 12 V. o. Zusatz: Denn dass, wie Man dl (S. 53) behauptet, durch das Herabziehen des Kehlkopfs die Schildknorpelplattcn dilatirt und dadurch die Glottis erweitert werde, B^richtigangen and Aeoderaogen. XXXI s. z. 690 21 693 21 Utoffsnbsr eialrrtbQiD, d» die Ster- Dalinsertionen der Jim sternoihyr. nicht weiter von einaoder^absteheD, ab die Kehlkopfinsertioneii. — 19 Y. a. nach Glottis l. aar Scbwiogangsz. des Tons nnd cur T. T. o. nach verwickelt (als Note): Dies ist eine spbinkterische' Funk- tion dieses Muskels, wobei die Fasern desselben bei unYerinder- ter Stellang ihrer Insertionspnnkte nur dem Seitendruek des Luftstro- mes, der sie seitlich su krummen strebt, Widerstand leisten, da- durch gespannt werden and mit- zuschwingen anfangen. T. o. nach andersei tigen ins. bei den Rekorsionen. T. n. nach yorlänfig 1. die Theo- rie MvLller*s, der auch wirklich in dieser Hinsieht iast nar mit Fal- settönen ezperimentirt hat, in i. G. ▼. n. st. Sehwingongszahl I. Schwingungsbewegung. T. u. nach nothig ist ins. die Glottisränder genügend einander zn nähern, um. Y. u. nach wenn ins. (wie im Kehl- kop£^iiegel gesehen werden kann). ▼. o. Str. demnach; st. über 1. unter. ▼. o.nach ähnlichen ins. syner- gischen. ▼. u.n. Antagonistins nicht nur des IL h jothyreoid , sondern auch — 21 Y. n. von und es an su strei- chen! T. o. St. b' 1. a'. 5 V u. Zusats: Bestätigt werden diese Sätze durch den Kehlkopf- spiegel. Bei mehrfacher Wiederho- lung zweier ParalleltÖne, z. B. } (FsJset) und g (Brust), oder beim wiederholten Staceato- Angeben ei- nes Falsettöns sah ich bei^ jedem Tonstosse eine nach oben gebende Aufblähung der Stimmbänder, die bei den Brusttönen fehlte. 708.23 Y.n. nach derselben ins die hier Terhältnismässig tief ausfallen wird - 22 Y. u. St. Ferner kann er 1. Aber er kann auch. - 10 — 5 Y. u. sind so za stellen: 1. b. 4. 3. 2 6. 709 12 Y. u. nach tritt der ins. tiefere 710 14 Y.Q. Zusatz: Ausserdem beobach- tet man iin Kehlkopfspiegel , doss sich Tom phonischen Nullpunkt (S. 599) ab bei wachsender Vertie- fung des Tons die Knorpelglottis * immer mehr offiiet. - 25 - 8 695 13 - 9 697 8 701 24 m 10 - 25 - 24- • 706 4 s. 710 z. 9 Y. «.nach Gegendrnek ins der passiY kontraUrten Muskelbündel. • 20 Y. n. nach behindert ins. Durch die Kontraktion des M. hyothyr. wird hier noch erreicht, dassdem M thyreo-aryt die Ueberwindnng des Elasticitätsbetrags des starken Lig. conicum erspart, und dadorcl^ bewirkt wird, dass sich letzterer Muskel ohne allen Antagonismus, also passiv, kontrahiren kann. Da- durch behalt es, auch kontrahirt, seine Weichheit, und wird fähig, in aliquoten Theilen in aufschlagende Sobwingangen versetzt zn werden. 711 I Y o. Zusatz: Dabei ist, wie im Kehlkopfspiegel zusehen, die Knor- pelglottis fest geschlossen. 7 Y. n. Zusatz: Denn ein passiv kontrahirter Muskel kann den Schall wohl nur sehr wenig leiten. 715 17 Y n, nach aasträgt (als Note): Doch ist jetzt dieser Gegendruck auch in gleichem Verhältniss, als die Längenspannung austrägt, ent- behrlich, weil ein der Länge nach gespanntes Band grössere Renitenz gegen einen ihn seitlich Yerdrän- genden Körper ansäht, als ein schlafferes. G Y.n St. nur wenig 1 weniger. 716 A - - nach nicht ins. viel 717 23 Y o. 8t. IV» 1 1; st. hier erst 1. etwa 4 Stufen tiefer. - 24 Y o. st über 2 Okt. weit 1. be- trägt über 2 Okt - ?4 Y u nach eine ins. (durch die La- ryngoskopie bestätigte) - 14 v. u. nach Stimmbänder ins. wenn sie in ganzer Länge schwingen. - 10 Y. u. st caet. par. I unter Um- ständen. 7lS 4v. o Zusatz. Diese Längendeh- nnngstheorie wird durch die La- ryngoskopie nicht bestätigt. Der Längenbetrag der Stimmbänder auf dem ganzen Falset ergab sich bei meinen Spiegelbeobacfatungen als ein mittlerer, wenig über den pho- nischen Nullpunkt sich erhebender, der auch für die hohem Kaisettöne wenig über- und für die tiefem wenig unterschritten zu werden scheint 719 9 Y o St. Span- 1. Muskelspan 721 21 Y u Zusatz: Ausserdem beob- achtete ich im Kehlkopfspiegel, dass die Glottis cartilag beim T. clair caet par enger geschlossen ist, als beim T. obscur, woraus schon sich erklärt, warum man mit ei- XXXII Berichtigaagen and Aeaderaagea. s. z. 722 4 m 17 724 6 - 16 725 16 726 18 727 22 728 9 - 25 . 17 - 16 729 11 nem Athem mehr Tone aaf T. dair erzeogen kann, als auf T. obscnr. Y o. Tor sind ins. namentlich die Schliessmnskeln der Gl. cartilag. V. u vor mehr ins. und die Yor- zieher des Kehlkopfs, y. o. nach nnd 1 dessen Timbre mit dem des. y. o. nach das sich ins. einiger- maassen. y. n. st yon den Oberarmen 1 der Oberarme. y. o. nach welche ins. aber. - - st dasVolnmen 1. derUmfang. y. o. St. die tonenden 1. einige tonende. y. n. Zusatz: Mittels des Kehl- kopfspiegels beobachtete ich, dass sich beim Crescendo die Epiglottis senkt, die Taschen bänder sich et- was nähern , die Stimmbänder wei- ter ezkarriren, die Glottisspalte wei- ter und nach hinten zu etwas län- ger erscheint, yielleicht auch die yordere Insertion der Stimmbänder der hintern sich etwas nähert und die Valleculae sich mehr öffnen y u. nach die ins. dabei stattfin- denden. y^u nach des M. ins. ary- y o. st. unyerändert 1. stets die- sem angemessen - 15 y. o St. amplitude 1. sphäre. 730 5 - • - letztere 1. erstere. - 13 - - nach beiden ins. oberen. - 23 y.u. nach y er kürzen ins. nament- lich der M. hyothyreoid. - 20 y u nach thun ins. als gerade zu werden. 3 y. u nach von aussenher ins. zunächst durch die Schliessmnskeln der Glottis cartilag. 2 y. u. nach hinten ins (als Note) Nur hinten, wie im Kehlkopfspie- gel zu sehen. Die Glottis cartil. ist überhaupt bei jedem Falsettone geschlossen, die Festigkeit dieses Schlusses steigt mit der Erhöhung des Tones , und breitet sich der- selbe für die hohem Töne auch auf die Stimmbänder aus 731 8 y. u. st. welche 1. welchen 6 - - nach Muskeln ins. (als Note) Diese Verbindung stellt auch einen Antagonismus dar. Denn sobald die beiden Mm. Tocales bei gleich- erhaltenem Abstände ihrer beiden Insertionsstellen aas ihrer durch den Seitendruck der Luftsäule be- wirkten Krummstellung mit der zur Verstärkung des Falsettones S. Z. erforderlichen Energie gerade zu werden streben, müssen die bei- den hintern Insertionen stärker gegen einander gezogen werden. 732 Note Z 4 st. dilatirenden I. aus- wärts krümmenden. 733 3 y. o. Zusatz. Die Epiglottis yer- hält sich beim Falset im Allge- meinen, wie bei den Brusttönen, d h bei schwachen und hohen Tö- nen steht sie höher, als bei star- ken und tiefen, immer aber steht sie caet. par. beim Falset höher, als bei Bmststimaie, was sich schon , aus der geringem Tension des Luft- stroms erklärt. 735 13 y. o. nach und ins. den des. - 5 — 3 y. n. st. y erengt 1. verkürzt. Streiche: je mehr — yerdichtet. St. erhöbt 1 yertieft. Nach ist ins. sie hebt sich dagegen bei Er- höhung des Tons. St. sich ak- kommodiren 1. folgen. 2 y.u. St. jener 1. der yorhandene. 736 1 y. o. nach Kehlkopf ins. für die Tonerhöhung 737 L3 y o. st. mehr 1. weniger. - 14^22 von nnd desto an so zu än- dern: dafür aber durch Zusammen- rücken der Seitenwände und der Tonsillen (durch Kontraktion des M. palatopharyng.) der Raum des Fangrohrs yermindert. - 18 — 14 yon Eine sonderliche an zu streichen! 739 13 u 14 y. o. st. ein Stück verl. werden es muss 1. mehr in*die Länge gespannt und dabei. - 12 y u St. Stellen 1. Tonen, die noch mit Brustmechanik möglich wären. 747 i4 y. u. nach Muskels ins mit sei- nen Gehttlfen. 748 20 y.u. Znsatz. In der That sieht man hier im K. Sp. die Glottis eartil. ziemlich weit Offen stehen. — Za Glottis ins ligamentosa. 751 1^ y o st. weiss 1 wusste bisher. 753 13 y. u nach bänder ins und der Orificialorgane , so wie mit , der Aktion der Schliessmuskeln der ganzen Glottis. 756 5 u. 1 y. u. st und 1. oier. 757 8 y u. nach eine ins. auf einem ge- wissen Grade. 5 y.u. st fest 1. vollständig. 4 v.u. Zusatz. Dabei nähern sich die Taschenbänder, und die Epiglot- tis wird gesenkt, bei Falset mehr als bei Brasttöuen. — Dasselbe fin- det beim Martellato statt, wo ein und derselbe Ton mehrmals Beriehtigaogeo und Aenderangen. s. z. 760 20 - 22 76t 11 7fi2 13 4 764 18 - 21 - 22 - 24 - 13 765 17 19 22 21 20 16 15 9 4 hlntereiBsnder mit gleiehem Zeit- werth angegeben wird. G o n c o n e irrt, wenn er sagt, dais zam Mar- tellato die Brust [?] den wieder- holten Stoss bewirke, das« also zwischen je 2 solchen Tönen der Athem angehalten werde. V. o. nach einen ins. momentanen. - - Zusatz. Wenn ich das Por- tameni im Sinne Bernacchi's oder Nehrlich's ausführe, so be- merke ich im K. Sp. momentane Trennong der kleinen Vorschlags- note Ton derZieinote darai», dass die Spitzen der Stimmfortsätze einen Augenblick etwas Ton einan- der weichen, um den Einsatz der Zielnote mit wieder geschlossener Knorpelglottis deutlich markiren zu können. v.o. Znsatz: Für den Oberton rückt die Zunge etwas nach vorn, der Kehldeckel aufwärts, die San- torinknorpel rückwärts. V o. nach Zittern s ins. überhaupt. T. n. st Spannung 1. Gleichge- wichtsspannung. ▼. o. St. dauern 1. zu dauern schei- nen. V. o. nach Verkleinerung ins. oder Intensitätsminderung. T. o. St. keinen 1 weniger, - - nach Meckern ins. (nur auf den Vokal ä oder e). T. u. nach ausgiebigen ins rhyth- misch unterbrochenen, v.o. Zusatz: Bei jedem Tremolo- stosse rückt der kombinirte Ary- knorpel etwas nach hinten (die Schliessmuskeln der Glottis cartil verkürzen sich also) , die Epif lottis etwas nach vom, die Kehlkopfsaper- tur wird weiter, die Stimmfortsätze weichen etwas von einander, um sich für die folgende Tonstrahlein- engung wieder zu schliessen; die Capitula Santorini vibriren mit. u. 20 V o. nach von ins Erweite- rungen und. V. 0. nach vocalis ins. und der Schliessmuskeln der Gl. cartil. V u nach jeder ins. verzögerten. - - - Relaxation ins. (ab- nehmender Kontraktion). V. u vor einen ins. auf, nach Au- genblick ins zu viel. V. n. st. Lnft 1. Organe. - - nach Relaxation ins wieder. - - St. angehenden 1. nicht kon- tinuirlichen , sondern ruckweiseiv w u. 8t. die 1. bei welcher es. S. 765 Z. I ▼. tt. st. unterbroehen wird L eine kleine Aufwölbung gegen die Bmsthöble erleidet, welche der Luftsäule einen Stoss ertheilt, der sich bis zur Glottis fortpflanzt, die- selbe etwas erweitert, worauf sie durch sphinkterisehe Kontraktion des M Tooalis wieder bis zur to* rigen Weite zurückkehrt. 767 4 v.o. nach sind ins. ist der Mund geschlossen. 9 ▼ o nach Respiration ins. so ziemlich 9 v.u. Str. oder — befindlichen. 768 23 - - nach durch das ins. vom geöffnete. 769 8 v u. nach russische ins. undeini- germaassen die griechische. 771 14 v.o. 1. ein wesentliches neues se- kund. Schall- oder Tonphänomen. 773 1 V. o nach verschmelzende ins. (agglnttnirende) 775 3 V. u Zusatz: DasH ist der wich- tigste Repräsentant der sogen. Gutturales der Grammatiker. Diese Kehl- oder Kehlkopf laute stellen nach meinen Untersuchun- gen nur gewi>se Ein- und Ab- sätze der Vokale dar Ausser dem H oder dem stark gehauchten Vo- kaleinsatz finden wir noch schrift- lich bezeichnet den bei nur in der Mitte (durch die Spitzen der Stimm- fortsätze) geschlossener, übrigens spaltartig geöffneter Glottis gebil- deten leit^cn Hauch (Aleph, Elif, H der Franzosen , H vor r und 1), und den Strohbasseinsatz , der als Ajin in den semitischen Sprachen vorkommt; desgleichen kommt (nach Brücke) der Strohbassab- satz als R glottidis im Niedersäch- sischen vor, und der Vekalabsatz mit festem Glottisschluss alsHamza im Arabischen. 776 15 V. u nach weshalb ins derselbe. 778 } V. o Str. gesammten. - 22 — 11 V u. Ist so zu ändern: Bei allen Vokalen wird das Gau- mensegel vollständig, d. h bis zur völligen oder fast luftdichten Ab- sperrung der Pars nasalis des Fang- rohrs gegen die Hinterwand des letztem angezogen. Bei den Voka- len £, J, Ä, 0, Ü ist der Sinus glosso-epiglotticus (Valleculae) di- latirt und der Kehldeckel gehoben ; bei A, O , XJ dagegen ist jener Siniis komprimirt und der Kehldeckel ge- senkt. (Hiernach sind die betr. Figu- ren 159. 173. 179-180 zu berichtigen. XXXIV BerichtignngeD und Aenderangea. s. 778 z. 11 dfts Heben V. m nach durch ins. des Unterkiefers nnd. 5 V. u, Str. mehr nnd je. -^st. in 1. durch. 4 — 1 v.u. von Ob das — Mund- hohle SU streichen I 780 2 V. o.Znsate: Aber die hellere oder dunklere Klangfarbe der Vokale hängt nicht allein von der hohem oder tiefern Stellung des Kehlkopfs, dem kubischen Inhalte des Ansatz- rohrs und der Form der Mundöffnung ab , sondern auch von dem erwähn- ten, von mir zuerst mittels des Kehlkopfspiegels erforschten Ver- halten des Hintertheils der Zunge und dem des Kehldeckels 8 — 12 ▼ o ist zu streichen! 78t II u. 12 V. o. Dafür 1. Die fünf ein- fachen oder reinen Vokale u o a e i zeigen eine ziemlich feststehende Schwingungszahl, die des u ist am konstantesten, variirtnur zwischen d und dis; eine Tertie etwa höher liegt o; dann folgt a, das je nach dem tiefern oder hohem Kehlkopf- stande zwischen ^ und als variirt; e zeigt ziemlich konstant c — ^ and i g_a. Die Zwischenkanäle oäü scheinen sich aus den Elementarro- kalen oe, ae, ai zusammenzusetzen, aus welchem Grunde auch ü die grossten Schwankungen zeigt, weil auf der ü-Lage der Theile das ge- wohnliche Lippenpfeifen bewirkt wird, dessen Töne einen ziemlichen Umfang umschreiben. 781 14 T. o nach beginnen ins. undmit i endigen 782 10 V. u. Zusatz. Helmholtz hat diese Theorie weiter ausgeführt und durch die Versuche, welche er zu diesem Behufe mit mehreren ver- schieden gestimmten Stimmgabeln anstellte, die er in verschiedenen Kombinationen zusammenklingen liess , nachzuweisen versucht, dass der verschiedene Vokal klang durch Zutritt von dem einen oder dem andern harmonischen Oberton zum Grundtonebewirktwerde: eine Idee, die ich übrigens schon längst (S 291) aufgestellt habe. Jedenfalls besitzt aber auch da.^ Ansatzrohr mit seinen verschiedenen Vorsprün- gen, Ausbuchtungen, Nebenkanä- len u s. w. eine Menge 'Eigen- schaften, durch welche es befähigt wird, den in und durch dasselbe geblasenen .Kehlkopfton in ver- schiedener Weise aknatiBch an mo- 785 787 5 11 15 3 s. z. dificiren. Jeder Vokal ist gleichsam ein Komplex von mehrem ihrem Meohaniblnus nach von einander ab- weichenden Wellensystemen, aus welchen man , wenn man den Kehl- kopfton weglässt, nur das gerade pravalirende heraushören und nach seiner Schwingungssabl bestimmen kann. 783 5 V. o. st. nur 1. kaum. v.u. Zusatz. Die Valleculae sind dabei zugeschoben nnd auch die Epiglottis rückwärts gebeugt. V. u st. y 1. Aleph V. o. st. etwas 1. ein ziemliches Stück 4 V. o. Zusatz: Ausserdem rückt die hintere Zungen Wurzel ein Stuck von der Epiglottis ab, so dass die Val- leculae geöffnet werden; die Epi- glottis hebt sich dabei, so dass (im K Sp ) der Einblick in den Kehl- köpf gestattet ist. 788 1 1 u. 12 V. o. von und an zu streichen! - 14 V. 0.8t. weniger dick 1, breiter und dicker. - 15 V o. St. tiefer 1 höher. - 16 - - - unter Spitzern Winkeln 1 in grösserer Zerstrcung - 17 — 19 V. o. nach auch I. als dickeres Bündel zurück in d M gew. (das Uebrige zu strei'^hen). - 18 V. u. nach Hebung ins. und Vor- schiebung. 790 22 v.u nach sich ins dem Kehldeckel. 791 13 - - St. ziemlich 1 mindestens. 703 18 V o. vor nicht auss. ins. in der Regel; nach fotdauert ins (nur bei Explosiva-tenuis-Anlaut bleibt ^ die Glottis dabei geschlossen). 796 2v. o. Zusatz: Vergl auch den Ausraf Hei mit Ha, hi, ho, hu! 7 V. o. nach kommen lässt ins. ein Vorgang, der dem Detoniren im Gesänge sehr analog ist. - 24 V. o. bis 2) 1. verhalten sich diese Organe jedenfalls nicht viel anders als bei ä u. e. 797 15 v.o. St. »/,'" 1 •/ t* 798 19 v.u. Zusatz: Die Valleculae wer- den dadurch geöffnet und die Epi- glottis angerichtet 13^10 V. u. nach vorn 1. und der Kehldeckel aufwärts gezogen ist. (Das Uebrige au streichen!) 2 V. u. St. dürfte 1. muss. 8 V. 0. st mit 1. weit. 6 V. u. St. immer nur 1. in der Re- gel. Nach nächste ins. assimili- rende. BerielitigiingeD und Aendeningen. & 799 s. z. 829 830 831 832 833 ▼. «. noch A iu. wm aber nkhl ' w«br nt. 4 T. «. ai. dicter 1. jener. 800 6vo. 8t natörlich 1. nicht - 11 - - Zu sa ts : Mach Broe keift der Kehlraam bei n am engsten, er mag also auch hei o enger sein, als bei a. - 12^9 T. u. Dafür 1. Die gleichfalls ein Stack herab nad etwas nach hinten gezogene Zungenwursel schiebt die Epiglottis rückwärts; die Stimme u. s. w. 7 ▼. TBL, nach d o m p f er ins. und tiefer. SOI 3 ▼. o. nach zweitens ins. der Man- gel des Sinns glosso-epiglotticns; drittens. 5n. 6 T o. st drittens Q. viertens 1. viertens n. fünftens 802 9 T. o nach Zangen- 1. und Kehl- deckelsteUang. - 11 V. o nach gehoben ins vom Kehl- deckel, der dabei hoch (höher so- gar als bei ä 11. S.W ) gehoben wird, weit ab (Torwarts) geschoben t03 1—3 T. o nach A 1. der w. G. n. d. Z ist n. o. n. hinten bis znm Ver- schluss der Pars nasalis gezogen; gleiehxeitig o. s w. • iOY.o Znsats: der Kehlraam Ist hier am engsten. - 24 T. n. Znsats: der Sinns glosso- epiglotticns scheint daher halb ge- Öffiiet SU sein , und die Epiglottis etwas höher su stehen, als bei a und o. ' 12 T.u.Tor von ins. ron Luft und 604 9 ▼. o. St. Znngenstellnng 1 Zun- gen- nnd Kehldeckelstellnng. goj - 18 T. o. nach u ins oder ut 806 II - - St. sogenannten 1. wahren. 807 17 y. n. str. das .n. - 7n. 6 T. n 1. statt eines Daktylus od. Anap. ein Jamb. Sp. od Tr eintr. 808 8 ▼. n. St. caür 1. anr. Nach ein in«, dem r. 810 5 t u. St. physlolog. 1 psychol. 815 4 - - nach Tersichern ins [?]. 819 10 T. o. st lang oder 1. bald lang bald. 820 4 T. u. nach a^i ins (vorausgesetzt nämlich , dass die Altgrieehen die- ses ^i wirklich wie ai ausgespro- chen haben, nicht wie ei). 822 5—12 T. o. Ist zu streichen! - 19 V tt. nach liegen ins und länger gehalten werden. 824 4 — 10 T. o. von Diese bis werden soll zu streichen; vor weniger ins Die Ganmendecke wird also 829 Nach Z. 7 ▼. o. Znsatz: 10. Re^ 835 836 spirationsfebler. Hierher ge- hört der Mangel an verfügbarer £zq>irationslttft uadUebermaass an Energie beim Glottlsschloss (gut- turo-tetanischee Stottern): das Umgekehrte findet beim Schreien statt, sowie beim Hauchen der Vokale (beim Singen). In ähnlicher Weise werden die Vokale oft na- sal angelautet, bes Ton Natnr- sängem. Ueber das Tramal irea s S. 762 ff. 8 V. o. St. 9. 1 11). II - - nach sich ins. fast. 3 - . . o ins. wenn es die letzte Silbe bUdet 9 V. o St. V 1 P 14 V. u. nach wird ins Bei allen an- dern Konsonanten wird die Nasen* höhle durch Aufrag des Velam palati abgesperrt. (Hiemach sind die Figuren 182. 184. 186 su ba- riehtigen). Ausserdem wird im All- gemeinen bei der n. s. w. II — 8 v.a. Was den bis Stellang an su streichen I 3 V. o. Zusatz: Die Kraft, mit welcher die Organe, wenn sie un- mittelbar zur gegenseitigen Berüh- rung kommen , gegen einander drucken, reicht für sich allein nicht aus, um einen Konsonanten vom andern zu unterscheiden 15—6 T.u. nach Beobachtungen 1. wenigstens die sogen Strepenies oder Reibungsgeränsehe ch, g moll, s, seh und f mit den Schwingungs- zahlen 7 - c, g - ä, E-?, d -«, i-ü 15 V u. nach strepentes 1. (oder [nicht ganz richtig] adsp. — Nach Kudelka ins. Brücke u. A. 13 v.u. nach pentes, ins. 1 — 2; st. 1 in 2 1. 1 in 3 4 v.u. nach mediae ins (nicht zu verwechseln mit den Expl mediae). 25 V. o. st Palatini 1. Palatinae; nach ihnen ins. zuweilen 10 V. o Zusatz: Brücke theilt die Konsonanten in Verschluss- laute, in Reibungsgeränsehe (nebst L), in die Zitter- oderR- Lante, und in dleResonanten oder Nasenlaute. Jede dieser Ru- briken zerfällt er wieder in 3 Ab- tbeiiungen je nach den Organen, welche in der Mittelebene des Mand- kanals einander genähert sind: in der 1. Abth bildet die Unterlippe mit der Oberlippe den Verschluss oder die Enge, in der 2. der Vorder- tbeil der Zunge mit den Zähnen oder XXXVI Bericbtigangen und AenderuDgen. 8. Z. S. Z. dem Gaamen, in der 3. die Mitte 1840 oder der Hintertheil der Zunge mit 842 dem Gaumen. Jede dieser Doppel- reihen besteht wieder ans einer ton- 843 losen and einer tonenden. 836 22—27 v o. st. Verengung — sich nähern 1. Anlegung der Zunge an den rfickwärts an die Hinter- 849 wand gezogenen oder herabhän- genden Gaumen 837 2 u. 3 V o (bis zum 1. Komma) 1 der 85t Hintertheil der Zunge bewegt sich rasch gegen den rückwärts gozo- 852 genen weichen Gaumen. - 4 u. 5 V. o. Str. fast — grössten- theils, und ganzen. - 1 3 —18 V. 0. ist so zu lesen: Der weiche Gaumen sperrt die Nasenhöhle ab, der hintere Gaumenbogen kontra- hirt sich n s w - 20 — 28 ▼. o. von Art an 1.: blinder Schallritze oder Schallrinne ent- steht , die höchstens 3'" breit, und welche oben in eine halbmondförmi- ge Bucht ausläuft, in welcher sich die eingetriebene Luft fangt, bevor sie das mit der Spitze sich dem Zungen- rücken anfsetzcnde,ziemlich schlaffe. Zäpfchen vorwärts bewegt. ' - 20 ▼. n st sich l. und schiebt sich rückwärts. • i6n 15 V u dessen— iässt strei- che. Vor das ins. und. - 14 V. n. nach sichtbar ins. ist; die beiden seitlichen senkrecht stehen- den Zonen der Zunge treten mit den beiden Isthmus -Pfeilern in Berührung. - 12 V. u nach aufwärts ins der Kehl- deckel ist stark rückwärts gebeugt und die Stimmritze etwa 2'** weit geöffnet. - 11 V. u. st hauchende 1 fauchende 9 — 7 V u st steigt — gezogen I steht wio gew öhnlich , aber 1 V. n st A 1. A nach siel, scheint 838 I v.o. sich von ihrer Wurzel an nicht so innig an die Palato-Pharyngeal- pfeiler , fest dagegen an die Palato- Lingualpfeiler anzulegen, so dass sie erst nach oben zn mit dem Velum einen seitlichen Verschluss bildet, während in der Mitte ein Kanal u. s. w. 852 - 16 V o nach B. ins. welche gleichsam die beiden Grenzen des physiolo- gischen Spielraums 'les ganzen Ch l)ezeichnen 830 2 V. u nach Wortes ins dessen erste Silbe mit u oder o schloss. V. o. Str. Ob andere, sowie 839 840 l i — 3 ▼. o. bis Anktorität. 10 ▼. o Str. hebräische — das. 15 V. u. st physiolog. 1. psycliolo- giscfae 23 V. u. 1 : Der die Nasenhöhle absper« rende weiche Gaumen steht etwas tiefer, als beim. 14 — 10 von legt an au streichen! 20 V. o st. hintern Ganme n bo- gen s 1 Velum palati. 12 — 6 V. n. ist zn streichen 1 18 V. o st den G-Meohanismus 1. die G-I^age 19 V o St. dar (um) 1. dor 20 ▼. n* nach einer ins mehr oder weniger IG — 6 V. u von wir einen an 1. wei- chen (tönenden) und zwei mehr oder weniger harte Explosivlaute, die Ezpl media, tennis, und ad- spirata , für welche 3 Species wir freilich bloss je zwei Zeichen be- sitzen. — Bei der auf der hintern Artikulattonsstelle gebildeten Ex- plosiva media G wird, wenn sie gut und vollständig, als Silbenan- laut gebildet wird, im I.Moment die Glottis bis zur Bildung auf- schlagender Schwingungen ge- schlossen, im 3. Moment wird, ohne dass der Exspirationsstrom auch nur einen Augenblick unter- brochen worden wäre, gleichzeitig der Nasenkanal in der gewöhnli- chen Weise und der Mundkanal in der bei der Tennii genauer an- zugebenden Weise vollständig ge- schlossen; dabei findet die Bildung jener Stimmbänderschwingungen statt, welche den von Purkinje sogen. B 1 ä h I a n t geben , während dessen, zumal wenn man ihn ab- sichtlich länger aushält, der Kehl- kopf merklich am Halse herabsteigt ; im 3. Moment wird der Verstshluss des Mund - und Nasenkanals gelöst und die Stimmbänder soweit von einander i^lockert, dass die (noth- wendig) nachfolgenden Vokal- schwingungen zu Stande kommen können. Schliessen kann die Media eine Silbe nicht , es tritt denn alle- mal die Tennis oder Adspirata ein. 5 v.u. St. des harten G I. der Ex- plosiva Tennis G. 4 V. u. St. so ziemlich dieselbe 1. eine tiefere. 7 V. o. st. des 4 1. des 3. . 14 - - - 05 l. OS 19 - - nach Mundkanals 1.: voll- ständig, der des Naaenkanals un- vollständig bewirkt BerichtigQDgen ond Aend^rangeo. ^«3 z. 22 17 T o. lt. 6 dar 1 Q tennU. T.u. Zusatz. BildetG den Schlags der 1 Silbe und Imiigt die 2. mit eioem Vokal an, so wird erst auf diesem die retioirte Lnfl exspirirt, der Vokal wird hier scharf, d. h. ■lit dem bis dahin behaltenen Glot- tieschloss eingesetzt, s. B. Fang- eisen ^Tgl. mit beob-achten, Land- amman). 3 ▼ n. nach k ins (adspirata). 855 15 ▼ o. nach Gaumens ins. allemal Töllig. — Noch würden 1. statt Aneh ich — gebracht (Z 17) Bei der KzpL tennis iat dies aber nicht der Fall, weil hier die Glot- tis geeehlossen wird, wie ich aus lolgenden Vereneben schliesae. - derl-^a Absota der Petit Schrift iat zu streichen I 2 V. n Ins Man analysire ferner den Vorgang bei der Pronnnciation von „beobachten^* ond man wird sn demselben Resultat gelangen 857 i Y. o. st Gdnr 1 Gmed.; st Ch S. I. G teanis - 20 T. n Znsatz: Endlich haben wir in der Schrift noch keinen Unter- schied zwischen der Sxpl. media und tennis. ^ 1 y o st doch 1. als Tennis jedoch. 7 - - - und — snbstituirtl. weil man — sabstitniren mnss - 9 ▼ n 1 G moll. Jot. 8 •> - nach moll ins. (molle) 859 1 ▼. o nach Partien ins. enger. - 12 — 14 V. o. ron dagegen an zu streichen! 8 ▼. u St. Sachen 1 Sachen 6 - - - Torherrschtl.Torhergeht 860 22 n 23 ▼ o. st y 1 y - 22 V n st eigentlich 1 in der Regel. 861 18 ▼ o na<^ worden ins wenn es nieht ans V n. I (durcbUeb^rein- aaderstellnngl gebildet worden ist nnd somit fnr ü vikarirt. 2 ▼ n st stosst 1 legt sich. 8§2 2 t. o. noch entferftt 1. legt sich dagegen an die n s w. 6 ▼. o st Znnge 1. Znngentheil (n 6 w) - 20t u. st. mehr verlieren - Laat- barkeit 1. leichter n. reiner wer- den die Vibrationen gebildet. S64 5 ▼.n.St. keilf !. beilförmig. ^ 20.19t nstr sowie — unterschei- det Dafür ins. Nach Brücke ist das sogen cerebrale L (wo die Zangenspiize aufwärts umgestülpt wird) dos I; das mouillirte L ent- steht ans dem Dorsalen s. z. 3 866 2 9 « 2t 867 18 86S 18 - 19 - 20 - 12 869 IS 870 20 b7l 6- - 26 873 7 874 9 • m 19 m 875 13 10 12 - 8 875 3 T. V. St. selbst I. schwerer jodoeh. st obwohl I. wie denn f. n. st nur I. sehr. T. a. noeh ko nen ins Doch geht die reine Einsilbigkeit dnrch einen solehen Auslaut Tcrloren. T u St. ist in seiner Rahe 1. schliesst die Nasenhöhle ab. T. n. st aaeh nur entfernte 1. sonderliehe — Str ton Kemp. — Spraehltnten. ▼. o nach Gaumen Ins. nndstofH fen alle Zwischenräume zwischen den Zahnreihen; die Zungenspitze stemmt sich gegen die untern Schnei- dezahne so, dass nur in der T. o. nach Mitte ins über ihr - - - Schneidezähne ins und dureb den zwischen ibaen nnd den etwas hinler und anter ihnen ste- henden ünterffchneidezähnen bo- findlichen Spalt heraus. 13 T. u St. Zahnrändern 1 Rän- dern der Untersehneidezahne. T n Zusatz: Noch Brücke tont beim weichen (schwachen) s die Stimme mit, beim härten oder scharfen (sz) nicht. T. u. 1. Beim Soh ziehen sich Zun- gen-Spitze nnd Ränder Ton der Kontur der Mundhöhle zurück , so- dass sowohl vorn als auch seitlich zwischen den Kegelbahnen die Luft dnrcbrauscht , worauf sie im Atrium öris ihre Resonanz erhält. ▼. o. St. nicht 1. nirht sehr. 13 T. o. von Je nachdem an zn streichen ! T. o. Zusatz: Nach Brücke giebt es auch ein tönendes seh, welches als j im Frantös. und als Bestand- theil Tom engl, j undital.^ (dsch) vorkommen soll. T o. St. Silbenlaut 1. Silbenaus* laut. V. o. nach erschlafft ist ins nnd Verstopfen des Vordertheils des Mundkanals. T. u. st und umgekehrt 1. z.B. agnus, Agnes T. n St. geringer I. ziemlicher. V o. nach ersterem ins. weiche Organe zusammentreten und. T. o St. Ton diesem 1. harte Or- gane mit ins Spiel kommen und von jenem. T. a st des des 1. dem des T. o. st Terstehe unter D den einfachen 1 begreife unter D die sogen Media und die Tennis. T. o. St. beim D 1. bei D tenuia. XXXVIII BerichtigUDgen und Aenderangen. s. z. 876 7 s. z. - 10 -17- - 25 - 20 - 16 - 13 - 9 877 8 - 19 - 11 - 6 878 2 879 8 . 22 - 23 881 19 - 20 - 22 882 17 . 25 - 19 ▼• o. St. geschloAsen, gleich- zeitig 1. ganz, bei der Media nur bis Izur phonischen Glottisbildnng gesehloBsen , so dasa während die- ses Moments ein Laut (Bläblaut) gebildet wird; gleichzeitig wird. — 12 ▼. o. Diese beiden Sätze sind zu streichen! -21 ▼• o. 1. Zwischen dem Gaumens, n. d. Z. h. Th. bleibt ein Spalt, doch kommt der Znngeng. ▼. n. nach gleich ins. bei der Tennis. ▼. IL nach herabzieht ins. und das Gaumensegel sich bei der Te- nali behufs des völligen Abschlus- ses der P. nasalis hebt. ▼. u. nach weich od. hart ins. (media od. tennis) ▼ u. nach D ins. tenuis) - • - offen ins. der Nasenkanal wird geschlossen. ▼ o nach hängen ins theilsvom Verhalten der Glottis, theils. T. u Ins : Ausser diesen 3 Varie- täten (D alveolare, dentale u. cere- brale) unterscheidet Brücke noch ein D dorsale, wo der Rücken des Vordertheils der Zunge gegen den harten Gaumen, die Spitze gegen die Unterzähne gestemmt wird. V. u. nach drei ins. oder vier. • • st palatale 1. cerebrale. V. o. nach linguale ins. (nach Brücke T alveolare) V. o. nach dürfen als Note : Ausser dieser Spirans labialis (die sich z. B im Altgriechischen als Digamma nachweisen lässt) unter« scheide ich noch die Spirans guttural is (H), welche das ad- spirirende Element der Ezplosivae darstellt, n. die Spirans palato- 'lingualis, die z. B dem Th {b) ebenso zu Grunde liegt, als die Sp. labialis dem Ph. v.o.n. einanderins. blosbeimF. - - - wird ins. hier. - - - u ins. (ü) - - - W ins (doppeltes V) V. tt. nach muss ins. wofern nicht ihr ^ wie f lautet V. o. nach kann ins. dem G oder K angehängt bildet es die eine Spe- cies des Doppelkonzonanten Q, s. w. u. V. o. nach aber 1. schwerlich seh oder andere Konsonanten v.u. Ins.: Selbst H kann nach- lauten, also das T adspirirt wer- den, was immer geschieht, wenn 884 3 886 2 19 24 22 887 17 F veroemlieher gemacht werden soU. V. n. nach setzt mit ins. tönen- dem (Media) oder vollständigem (Tenuis) V. u nach und ins. mit. V. o nach als B ins. tenuis. v.u. st das B 1 B media. - - nach den ins. mit demBläh- lant begleiteten, v.o. n. Kontraktion ins. (Kon . kretion nach Brücke) • 25 V. n. Str. rl ausgenommen. 3 - -r Zusatz: Aber nicht umgekehrt lässt sich allemal ein Auslautdop- pelkonsonant zum Anlaut umkeh- ren , z B — rl, — rm, — nk, — cht. 888. 889 Str. Geh, — Äth, — Ädt, — nbp, Vm, Vbp, Phw, Phm, Phbp, BPv. 890 6 V. u nach dass die ins. durch Oeffnen der Glottis in Bewegung gesezte. 892 9 V. u st nicht I. oder. 8 - - nach der des ins V oder. 7 - - - mit ins. oder ohne. 894 14 V u nach leise ins ohne Glottis- Schwingungen. 896 22 V o St. vokal l.'konsonant. - 23 - - Zus.: nach Miklosich in den slavischen Sprachen auch R, S, C (ZV • 20 V. u. nach gebracht ins. oder die Zungenlage schon vorher su die- sem Zwecke besonders abgeändert, namentlich (nach Brücke) beim T, L n. N. 897 4 V. o. nach y ine oder (portag ) h. - 22 - - Zus.: Vgl. Brücke S 74. - 13 v.u. nach selbe ins. ausser dem Verhalten der Glottis. - 10 V. u. nach hart ins. als Media oder Tenuis. 898 7 V. o blsl3v.u so zuändern: wenn wir zwischen den beiden Erwei- chungsmitteln, die wir kennen ge- lernt haben, nämlich zwischen Mediation (Tönendmachen der Ez- plosivae) und zwischen der Pro- duktion derselben genauer unter- scheiden. - 11. lOv.u. Eigentlich -«weiter zu streichen 899 12 v.u nach Bei den ins. Mediaeist noch der Blählaut, bei den. 901 12 V. o. nach s S. ins 833 - 18 V. u. St. erworbenen 1. einge- schlichenen. 904 10 v.u nach wie wir ein Komma zu setzen. 906 19 V. u. nach explosivae Ina. ad- spiratae. BerichtIgaJigeD ood Aenderoogeo. s. z. 906 20.1 Y.iLjt. Die Sprache-- strebt 1. Bei dieeer Hemmimg gebt der Zweck... nach einer ins. speei- fifch. 907 23 ▼. o. nachExplosiYaeins. tenaes. • 20 T. n. St. bei jeder Silbenbil- dong 1. bei Biidong jeder swei- sielligen Silbe. • 18— 7 V. u. Ton und xwar — Ord- nung statt xn streicbenl 909 15 ▼. a St. im Sinne des Sans- I[rit 1. Media • 9 ▼. n. nach harter ins. als Tennis. Die Parenthese zn streichen I 912 17 r. o. nach^rustlcastensins und. 914 4 - - nach selbst ins. und allen* hha R-palat. - 8 ▼. o 8t D 1. B. - 10 - -nach jedoch ins so lange wir fir diese Explosiyae nnr 2 Zeichen haben. - 16— 19 T. o. nach folgt l.:Aneh beim Ansprechen Ton z B. ablagern bleibt das B besser nnadspirirt, nur darf hier nicht das B zur nächsten Silbe gezogen -werden. — Fängt diefoU ' gende Silbe der verwandte Reso- nant an, so unterbleibt die Ad- spiration. 915 4 r. tt. nach daher ins. zuweilen. 916 16 T. 0.8t. Ebenso 1. Aehnlich. 19 • - - geschieht 1. kann ge- 8chehen. 917 24 TU. st sich 1 oich - 15 - - nach Bewegungen ins. be- ruht. 918 10 ▼ u vor Wenn ins Desgleichen. • 1 2 v.u. statt des letzten Satzes 1. Uebrigens scheint dieser physio- logische Umstand Anlass zur Bil- dung der trochäischen mit e a. i auslautenden Diphthonge ue (gnct), ae (Caen), oi (Voigt) u. a gege- ben za haben. 919 20 V. o. Ins. Der Vokal der Silbe kann unter Umständen so elidirt werden, dass man ihn in der That nicht mehr hört, ohne dass dadurch der Silbenwertfa verloren geht. Dies ge- schieht jedoch wohl nur in Folge- oder Zwischensilben eines Worts, und der SUbenwerth wird dann immer durch eine Scmivocalis er- halten, z B AltDdoif,Seidl,werd'n, hakk'n. Hier ist das e ein wirklich stumines, sein Werth ist aber doch vorhanden. 22 V. o. St. Wesentlichste 1. we- sentliche. 24 V. o. nach Quantität ins. oder S. Z. 919 10 v.u. vor Werth ins« oder barome- trischen. 920 2 V. est der Silben I. unterscheid det die Silben in hohe n tiefe, und. - 10 V. o. nach Quantität als Note: Die natürliche Quantität der Silben bezieht sich zunächst auf Deklama- tion u. musikale Kcmposition, und lehrt, ob man eine Silbe (ihren Vokal) kurz abfertigen oder in die Länge ziehen soll. Aber diese Lehre bildet die wichtigste Grundlage für Prosodik u. Akzentlehre, weil die speciellen Gesetze dieser Lehren den silgemeinen Naturgesetzen nicht widersprechen dürfen. 921 12 v.o. nach lang ins (z B re, fe [roy, foi], feu, loi ; sie, die [welche], lui a. 8. w.) - 13 v.u. st weichen Explosivae 1. £xpIosivae tenues - 6 v.a. Zusatz: S auch S. 898. 922 2 v.o. Ins : Es wurde femer sonst auf den langen Vokal ein Semivokal, bei dem die Stimmbänder forttönen, folgen, welcher auf das Ohr den Eindruck einer zweiten Silbe machen würde. 3 V o. nach Sprachorgan ins im Zweifelsfalle. 5. 6 V. o. St. nur bei — die Silbe 1. obwohl solche Silben auch 7 V. o. nach werden ins. können. 8 V. o. vor Quarz ins. as st, quakt, stielt, ruft, Art. 923 9 v.o. St. Löbau 1 kf>au. - 12 v.o. Zusatz: Femer die einsilbigen Vorsetzworte in der deutschen Sprache. • 21 v.o. Zusatz: S auch S. 831 (3) u 927. - 18 y. n nach schimpfst ins. stampfet 925 (2 V. a. nach aber ins. oder Gabe • 11 - • st zweimal 1. dreimal. 926 9 V. o Ins.: Es glebt genug lange Silben, dieprosodisch kurz gebraucht werden, u. noch mehr kurze, die prosodische Längen bilden. 927 5 V o. Zusatz: gegen welche frei- lich von den alten Griechen u Rö- mern vielÜEU^h Verstössen wird. - 16 V. o. nach standen ist ins. oder wenn die erste Silbe die Wurzel des Worts enthält, die 2. nur ein Anhängsel darstellt, z. B, rohe, leihe, rio, suus. 21 v.a. nach andere ins. kurz oder. 929 23 V. o.st. Gott 1 Gott. 4 V. Q. nach den ins. vollen. 931 6 v.o. nach Akcents ins. oder: - 11 - - Str. immer. xxxx s z. Berichtigungen und Aenderungen« 93 t 24 ▼. o. nach beiieiico Infi, pudor. 932 10 - - nach dergl. ins wobei die ursprüngliche Quantität oft ganz verleugnet wird. 933 22 V. o St. bezeichnet 1 von ein- ander getrennt. 934 26 V o St. der andern 1 d(*s andern - 27 - - -verwandelte! verwendete. 935 (Note) 4 v. o st ihn 1. den Daktylus 937 |2v..o. st senkrechten 1 schrägen 94t 19 - - Tonabstufangen 1 Ton- stufen. • 22 V. n nach Sprechen 1. die Stim- mung und der Charakter des. 8 V Q st. phonischen Nullpunkt 1. gewöhnlichen Sprechton. 5 V n. st über als unter 1 nuter als über. 5 — 2 V u nach Hier 1. wird durch- weg (das Uebrige zu streichen). 1 V. u nach erfordert ins um die- sen Mittelton zu halten. 7 V u. vor Modulation ins sprach- lichen. 10 v.u. St. Sherdian 1. Sheridan. 942 943 s. z. 947 im 2 Notensysteme moss das as den Punkt erhalten, das nachfolgende g ihn verlieren. 953 nach Fig. 24. B ins Kehlkopf von hinten. - zu Fig26 B Ins h Linea obliqna. 954 Fig. 33. n. A. V on v orn ins. und oben. - Fig. 35. Zusatz^: n Articuhitio crieo- thyreoidea v Lig. ary-epiglotfe. w Lig. hyo-epiglolt z Glandula epi- glottidia 955 Fig 38 A. St von oben 1 von innen. - B. - von innen 1. von oben. 42 n i « . « . 43 A \ ^^' '*'*y'^K®* inferior Q?^ 1. crico-thyroidea. - - 60k 1 • 43 A ins. fSehneastreif zwischen Protnb infer. u. Comu minus 46 c 1 Ligam. thyreo-epigl. 956 - 53 St. des Kopfs 1. des geramm- ten Stimmorgans — 25 L. h. antic. 957 - 65 I. b Palatum daraai. 958 • 72 i. k Naeaiis labii superioris. Berichtigungen in den Figuren. Fig. 37 C muss der Streif 4 nach oben sich in eine abgerundete Kuppe , die das obere Ende des ganzen Korpers c bildet, erweitern. - 40 ins. Hälfte der natürlichen Grosse. - 43 A ist das Vorragen der untern Mus- kelfasern über die untere Kontur c zu beseitigen. - 51 Die Linien zwischen i u. 1 ' müssen punktirte sein. - 68 Hier müssen die Muskelfasern, die von r. nach g gehen , bei f sich thel- len|: die nach h laufenden müssen vor- die nach g gehenden zurücktreten. - 76 fehlt: 1 (inB an die Vereinigungs- stelle der beiden Lippen zu setzen), m (an die untere Grenze des untern Prolabium), n (etwa 2 — 3 Linien unter m zu setzen) 80 B Die beiden Schrägstriche inner- halb a o e zu beseitigen. 80 D Die Striche müssen gegen e zu sich sehr verdünnen (wie in den andern Figuren). 81 ist so zu ändern, dass die paral- lelen Mittelstriche nicht tastenför- mig erscheinen. 83 fehlt: b in der Mitte der senk- rechten Linie. 87 feblt: f (an die untere) und g (an die obere Kreuzungstelle der pnnk- tirten Linien zu setzen). Das zu hoch (bei e) stehende c ist an die un- terste Stelle der Abbildung zu setzen. Fig. 88 ist durch beistehende neue Figur zu et setzen. Fig 90 A— D sind die Schehelwinkel mit o p zu bezeichnen. 95 B ist die obere Grenze des Schraf- firten mit a, die untere mit b zu bezeichnen 101 Hier müssen die Querstriche von e f u. c d aus nach der Mitte a b hin allmälig an Stärke zunehmen 154 Die nach aussen sehende Vereini- gnngsstelle der ponktirten Linien mit c zu bezeichnen. 159 ist nach der Berichtigung S. 778 Z 22 V. u. zu ändern. ERSTE ABTHEILUNG. ANATOMIE I. RESPIRATIONSORfiAX. Die Respiration hat zuDachst den Zweck , den Organismus mit der Aussen- weit sowohl in das pneumo - und hydrostatische , als auch in das chemische Gleichgewicht za setzen und dariu zu erhalten. Wenn der thierische oder menschliche Organismus nicht athmete, so würde er vom Druck der Atmo- sphäre bald erdrückt werden, das heisst, er würde zwar keine namhafte Quetschung oder Verkleinerung seines Volumens erleiden, wohl aber würde jener Druck bald die Folge haben, dass die peripherische und überhaupt arterielle Bluteirk ulation aufhorte und die zur Ernährung dienende und die organische Materie yot Zersetzung schützende Blut Oxydation unterbliebe. Wie und auf welchem Wege die Respiration diese wichtigen Leb<'nsbe- dingungen erfüllt, davon hier ausführlicher zu sprechen ist nicht meine Absicht. Ich habe mir nur die Aufgabe gestellt, den Lungenrespirations- process als auimalen Lebensakt, und auch nur insoweit aufzufassen und darzustellen, als er zur Bildung der menschlichen Stimme und Sprache die ihm zu Gebote stehenden Mittel liefert. Es ist daher nicht sowohl die In- spiration, nicht die Veränderungen, welche die inspirirte Luft in dem Blute and den statischen Verhältnissen des Organismus hervorruft, sondern viel- mehr die Exspiration als der Lebensakt, welcher die bereits desoxydirte and so zu sagen unbrauchbar gewordene Luft aus dem Korper ausfuhrt, von welchem wir gegenwärtig ausführlicher sprechen wollen. Dennoch werden wir die Inspirationsbewegungen, als Mittel zum Zweck, auch nicht vernachlässigen dürfen, und zwar um so weniger, je mehr dieselben bisher von den Physiologen vernachlässigt worden sind. Im Indifferenzzustande des athmenden Organismus, z. B. im normalen ^hlafe, geht die gesammte Respiration unwillkührlich vor sich, um nur dem nächsten, oben angeführten, auf Erhaltung des vegetativen Lebens ge- richteten Zwecke zu genügen. Nur die Inspiration ist hierbei ein aktiver, wesentlich physikaler, Lebensakt, während die Exspiration ein rein pas- sives Zurücksinken zum statischen Gleichgewicht des Korpers darstellt, das nicht im Geringsten höher steht, als das Zusammenfahren eines in die Länge gezogenen Stückes Kautschuks , sobald die Zugkraft zu wirken auf- gehört hat. Die letzte Exspiration ist daher das erste Moment des einge- tretenen Todes. Sobald aber der Mensch oder das Thier zum animalen Leben erwacht, werden den Respirationsorganen je nach Bedürfniss meh- rere nßue Funktionen zu den bereits vorhandenen unwillkührlichen und kontinnirlichen auferlegt, und namentlich wird die im Schlafe und sonst für ge wohnlich ganz passive Exspiration sehr oft in das Bereich der Will- kühr oder der animalen Energie gezogen, indem die Stimme vorzugsweise ein solches Attribut des Exspirationsprocesses darstellt. Da die Stimme und deren verschiedene Modifikationen , welche den- Ge- genstand der vorliegenden Untersuchungen bilden, durchaus ein physikaler Vorgang ist, so können wir auch alles, was den Chemismus der Respiration 4 I. Respirationsorgan. anlangt , ganz bei Seite liegen lassen , nnd brauchen nur die Physik oder den Mechanismus der Respiration zu betrachten. Die Physik der Respiration ist in der'neueren Zeit verhältnissmässig stiefmütterlich behandelt worden, . das von den altern Physiologen Ueberlieferte ist auch nicht bedeutend, so dass manches noch wüste Gebiet zu bearbeiten sich vorfindet. Im Zusam- menhange sind die hier einschlagenden Erfahrungen und Beobachtungen noch gar nicht vorgetragen, noch weniger in dem Maasse vermehrt worden, dass eine Theorie daraus hatte gebaut werden können. Ich will in Nachstehen- dem einen kleinen Beitrag zu einer solchen Arbeit zu liefern versuchen. Physik oder Mechanismiui der Respiration. Wir haben es hier fast ausschliesslich mit den Respirationsbewegungen zu thun, und betrachten daher die Organe, welche dabei bewegt werden und welche die Bewegungen vollziehen, ausserdem die Bewegungen selbst je nach ihren besondern Bestimmungen und Zwecken , wobei wir jedoch noch nicht auf die speciellern phonischen Zwecke eingehen wollen, indem dies ein Gegenstand der zweiten Abtheilung dieses Werkes sein wird. Die Instrumente oder Organe der Respiration sind zwar aus der Anatomie hinlänglich, wenn auch nicht erschöpfend, bekannt, indessen haben wir sie für unsern Zweck aus mehrern Gesichtspunkten aufzufassen, die in der reinen descriptiven Anatomie gewöhnlich unberücksichtigt blei- ben. Zunächst haben wir zu unterscheiden zwischen passiven und aktiven Respirationsorganen. Passive Respirationsorgane. Unter passiven Respirationsorganen verstehen wir die Organe, welche bei der Respiration bewegt werden, also das Knochen- und Knorpelge- rüst des Thorax sammt den in demselben befindlichen Lungen, insoweit dieselben den ihnen von aussen mitgetheilten Bewegungen folgen müssen; ferner sämmtliche in und am Thorax gelegene elastische Organe, so wie in gewisser Beziehung die die Zwischenräume der Brustknochen ausfül- lenden Interkostalmuskeln selbst, welche, wenn sie durch anderweitige Kräfte distendirt worden sind, durch die ihnen in wohnende Retraktilität auf ihre vorige Ausdehnung zurückkehren, und auf diese Weise selbststän- dig die Leistungen der aktiven Organe zu unterstützen im Stande sind; endlich gehören hierher mehrere Brust- und Bauchorgane sammt ihrem elastisch- und tropfbarflüssigen Inhalte, welche mittelbar, zwischen die bewegenden und bewegten Organe gebracht, dadurch den Mechanismus der Respiration unterstützen , dass sie sonst leerbleibende Räume ausfüllen und so als Stopf- oder Druckwerkzeuge wirken. — Die Rippen (Fig. 1. 10. //.) sind die. wichtigsten Orgaue , welche durch ihre Ortsveränderung den Tho- rax erweitern. Sie laufen nicht ganz parallel, indem die Insertionslinie der ei'Sten 6 bis 7 Rippen am Brustbein (7. 8.) um ein Drittel länger ist, als die Urspningslinie derselben an den Wirbelkörpern (4 — /^.). Bei Frauen sind die obern Intervalle grösser, als die untern, welche Anord- nung deshalb getroffen ist, weil die Frauen vorzugsweise mit dem obern Theil des Thorax respiriren. Bei Personen dagegen, welche mehr den untern Theil des Thorax beim Inspiriren ausdehnen , ist der Zwischenraum der 6. und 7. Rippe der grösste. Die untere, von der 7. bis zur 10. Rippe gehende Brust wand macht oft nach vorn einen Vorsprung. Die Biegsam- Aktive RespiratioDSorgane. 7 keit der Rippen iet desto grosser, je langer sie sind; ihre Blasticitat ist TOD der Mitte an bis zur SternaJinsertion grosser, als hinten. Di« 2 leis- ten Rippen bewegen sieb mit der ßanchwand. Die erste Rippe ist bei Frsaen ziemlich beweglich, dagegen sehr wenig bei Leuten, welche vor- zog? weise mit dem Zwerchfelle atlimen. Die Sternalartiknlation fehlt oft an der ersten Rippe, und es ronss dann beim obern Bmstathmen das Ster- nam mitgefaoben werden; auch folgt Letzteres den Bewegungen der untern Rippen nicht in ihrer ganzen Ausdehnung. Das Schlüsselbein (Fig. {• 6,) ist beim obern Brustatbmen, also bei Frauen, weniger gekrümmt, als bei Minnern. Die £n>veiterung der Interkostal räume ist der Breite derselben proportional , also vorn betrachtlicher , als hinten , übrigens dem besondern Typus der Respiration entsprechend* Bei der ge wohnlichen Expiration kehrt der Zwischenraum auf seine normale Weite zurück , bei heftiger, be- «cbleunigter Exspiration wird er kleiner, als bei normaler, und die Lungen werden dabei heftig komprintirt. *) Die Wirbelsäule (Fig. 2. o — 40.) verhalt sich zwar wahrend der Respiration den Rippen gegenüber als eine Reihe fester Punkte, dennoch wird sie während der Inspiration konvexer, so dass sich der Thorax auch nach hinten zu erweitert. Alle bieg- und dehnbar elastischen Theile des Rumpfes, die Lungen, die Luftrohre, der Kehlkopf, der Herzbeutel, die Rippen, das Brustl>ein (we- nigstens untern Theils), die Aponeurosen zwischen den Rippen, die Unter- ieibsorgane, namentlich die mit Gasen erfüllten Gedärme, die sehnigen Theile der Bauchdecken u. s. w. begünstigen vermöge ihrer Elasticität oiler Kompressibilität und Expansibilität die Aktion der aktiven RespiratitMis- »i^ne, und werden durch ihre rein physikalen Eigenschaften die einzige Ursache der einfachen , ohne Muskelthätigkeit stattfindenden Expiration. Man findet freie Gase und fiottirende Gedärme nur bei Thieren, welche ein Zwerchfell besitzen : diese Gase sind daher die natürlichen Antagonisten des Zwerchfells. Ihretwegen kann das Zwerchfell herabsteigen, ohne die Bauch wand zu verrücken; es kann daher die Bewegung derselben nicht immer genau den Grad des Herabsteigend des Zwerchfells andeuten. Ist aber erstere bedeutend, so muss letzteres noch bedeutender sein. Auch die Haut und die Respirationsrouskeln -selbst, die bei der Inspiration ver- längert wurden und nun sich wieder zusammenzuziehen streben , geboren zu den elastbchen Agenzien der Respiration. AktiTe BespiTatioiisorgane. Inspirationsphinomene. Die aktiven Respirationsorgane oder die das passive Respirationsor- gan bewegenden Organe sind die Muskeln des Respirationsapparats , die Träger der Kräfte, durch welche letztere überhaupt in Bewegung gesetzt werden. Der Thorax wird durch dieselben wie ein Blasebalg aufgezogen, und vermag dann vermöge seiner retraktilen Elasticität zu seinem vorigen Volumen zurückzukehren. Dieser .4ufzug geBcliieht hauptsächlich an den Rippen, und durch diese auch am Brustbein. Indem nämlich durch die Wirkung der ziehenden Kräfte die Rippen ihre Bogen zur Längenaxe des Korpers mehr vertikal stellen und zu^eich der Winkel, den die knöcherne Rippe zum Rippenknorpel macht, mehr gestreckt wird (namentlich an den unteren Rippen), wobei natürlich auch das Sternum gehoben und etwas , *) Beau in Archives generales 1844. 10 I. Respiratiöns Organ. wo die 8. Rippe sich mit ihrem Knorpel vereinigt. Im Allgemeinen dehnte sich bei dieser Körperlage der Thorax in der Richtung der vorderen fin- den der knöchernen Rippen und in seiner obern Hälfte (2. bis 5. Rippe) mehr aus, als weiter nach der Seite und nach dem Bauche zu. Auffal- lend war mir, dass noch auf der 2. Rippe die Erhebung bei ruhigem Ath- inen l'/^ bis l^/^'" betrug, so wie dass im Allgemeinen das Brustbein einer gleichen Elevation fähig ist, als die Rippen selbst. Sibson (a. a. O.) beobachtete auch das Vorrücken des Unterleibes, das bei ruhiger Inspi- ration 0,3", bei tiefer % bis ly^" beträgt — Um die Hebung des Sternums nach oben zu messen, befestigte ich den Maasastab seitlich, parallel zum Korper, und beobachtete, um wie viel das dreiseitige, auf den Processus xiphoideus gestellte Holz aufwärts stieg. Dabei fand ich, dass die Thoraxwände nach oben sich bei liegendem Körper weniger, als bei aufrechter Stellung, und zwar bei seichtem Athmen etwa 1'", beim tiefen 6 — 1"' bewegen; freilich müssen wir bei diesen Versuchen immer beden- ken, dass der Körper mit dem Rückgrat aufliegt, letzteres also nicht mit ausweichen kann. , - Schwieriger anzustellen und grösseren Täuschungen unterworfen sind die Versuche über die Deviation der Rippen und des Brustbeins, wenn sie bei stehendem Körper angestellt werden. Soviel vermochte ich aber zu erkennen, dass auch hier der untere Theil des Brustbeins sich nicht weiter von der Wirbelsäule entfernte, als das Manubrium desselben, und dass im Allgemeinen sowohl Brustbein als Rippen sich nicht so weit nach vorn bei der Inspiration bewegten, als bei liegendem Körper, was seinen Grund offenbar darin hat, dass die Wirbelsäule hier nach hinten konvexer >»ird, also die Ursprünge, der mittlem und untern Rippen nach hinten rücken; ferner dass die Rippen mit ihren mittlem Portionen weiter, als mit ihren vordem von der Axe des Körpers sich entfernen, und nar die obern Rippen mehr in ihren vordem, die mittlem' und untern mehr in ihren mittlem Partien abweichen, dergestalt, dass im Allgemeinen betrach- tet, bei stehendem Körper die grösste Erweiterung des Thorax mehr von der Seiten- als von der Vorderwand ausgeht. Das Stern um wird hier^ beim gewöhnlichen Athmen höchstens^ 1 '" vorwärts geschoben , und zwar der Processus xiphoid. meist mehr, als das Manubrium; beim tiefen Athmen etwa 5 bis 6'" weit. Die untern Rippenknorpcl rücken etwas weiter vor (1*2'") beim seichten, nicht so beim tiefen Athmen; noch mehr dehmui sich die Rippen in der Gegend, welche von der Brustwarze nach innen liegt, nach vorn zu aus: 1^4 und 9 bis 10 ". Ueberhaupt rücken die mitt- lem und vordem Portionen der Rippen weiter auswärts, als das Sternum (7 bis 8'" bei tiefem Einathmen), am meisten die Hypochondrialknorpel seitwärts, 2 und 10 bis 12". Im Allgemeinen vertheilt sich bei stehendem Körper die Dilatation des Thorax mehr auf die ganze Peripherie dessel- ben, während sie sich bei liegendem Körper mehr auf die Vorderwund (Hid die derselben zunäch&t liegenden Regionen koncentriren muss, indiMn die hintern Segmente der Rippen hier nicht ausweichen können. Das Heben des Brustbeins und der Rippen bei stehendem Kör- per ist leichter zu messen. Bei ruhigem Athmen erhebt sich das Sternum l*/a bis 2'", bei tiefem bis 1" und darüber. Die mittlem' Theil e der obern Rippen ebenso: etwa 2 bis 2 7^'" und 12 bis 14" ; der mittlem Rippen: 3 und 14 bis 16"', der untersten 4 bis b'" und P .^ bis 2 ". Beim Stehen Inspirationsphänomene. 11 (und so ziemlich auch beim Sitzen) steigt also Brustbein und Rippen hoher aufwärts , als beim Liegen , wo dafür die Vorwärtsbewegung dieser Knochen mehr aasträgt Der Grund dieser von mir, wie es scheint, zuerst erkann- ten Verschiedenheit liegt eiuestheils in der verschiedenen Lage, welche die Eingeweide bei diesen beiden Korperstellungen dem Gesetze der Schwere gemäss zu einander anzunehmen suchen, anderntheils daiin, dass beim Liegen die ganze vertikale Dilatation sich auf die Richtung nach vorn be- schränken muss, während beim Stehen hnd Sitzen, vorausgesetzt, dass det Rucken nicht gegen einen festen Körper angelehnt wird, diese vertikale Dilatation 'zum Theil auch nach hinten geht, indem sich die Wirbelsäule etwas mehr wölbt. Diese Messungen lehren also, dass sich die Rippen am meisten in ihrer Mitte, die untern fidschen Rippen an ihrer tiefsten Stelle oder dem Win- kel des Hypochondrinms heben, an ihrer Sternalinsertion bedeutend we- niger, an der Yertebral Insertion gar nicht, ferner, dass die höchste Hebung des Hypochondrial winkeis (beim tiefen Athmen) etwa 2 Zoll, die höchste Erhebung des Brustbeins nur etwa 1 Zoll (und ebensoviel die stärkste Er- hebung der 1. Rippe in ihrer vordem Hälfte) beträgt, woraus hervorgeht: 1) dass sich die mittlem oder am meisten gekrümmten und am meisten von der Medianlinie des Körpers entfernten Partien der Rippen sich im Allgemeinen mehr heben , als ihre Sternalinsertionen; 2) dass die erste Rippe sich mit ihrem Bogen am wenigsten oder gar nicht über ihre Sternalin- sertion erhebt, jede folgende tiefere Rippe dagegen in wachsendem Ver- hältniss, welches mit der Länge der Rippe (vom Vertebralende bis zur Sternalinsertion gerechnet) proportional zu sein scheint; 3) dass zu Ende der Inspiration der vertikale, alle Rippen etwa in ihrer Mitte schneidende Durchmesser einer Thoraxwand kürzer ist, als zu Ende der Expiration. — I^etzterer Punkt bedarf jedoch noch einer Erläuterung. Allerdings verliert der Brustkorb während einer tiefen Inspiration an geometrischer Höhe , d. h. wenn man mittels eines gt'ossen Zirkels die Entfernung vom Schlüsselbein oder obern Sternalende bis zum untersten (abhängigsten) Rippenknorpel misst, so wird dieser Abstand während der Inspiration kleiner, aber die Kurve, welche innerhalb dieser Grenzpunkte die Thoraxwand darstellt, wird (wie man leicht mittels einer Schnur untersuchen kann), während dieses Moments nicht nur nicht kürzer , sondern vielmehr ein wenig länger, zugleich aber auch, was eben jene Minderung der geometrischen Höhe bedingt, konvexer. Also >\'ird, was auch die einfache Anschauung lehrt, während der Inspiration die Konvexität der Seiten wände des Thorax vermehrt; die interkostalräume dagegen bleiben dabei so gut wie unverändert, obwohl, wie wir bald sehen werden, die Interkostalmuskeln sich verkürzen. Auch Hutchinson (a. a. O. §. 155) beobachtete, dass beim'Einathmen die Rip- pen* sich von einander entfernen , und beim Ausathmen sich einander nä- hern. Beau und Maissiat überzeugten sich durch Biossiegen der Rippen von Thicren *) von der Erweiterung der Ripponinterstitien im Akte der Inspiration. Dieselbe ist nach ihren Beobachtungen zwischen der 6. und 7. Rippe am beträchtlichsten. *) Es ist doch erschreck 1 icli , wenn man Dinge, die man ganz bequem an seinem eignen Körper beobachten kann , durch Vivisektionen armer Tbiere cruiren zu müs. sen glaubt! 12 I. Respirationsorgan. Das Schu4terblatt hebt sich beim tiefen Einathraen mit dem Thorax, und zwar etwa ebenso viel , wie die untern Rippen an ihreii abhängigsten Stellen. Dies beweist fedoch nichts für die obern Rippen, an welchen das Schulterblatt befestigt ist, sondern hat seinen besondern Grund, wie wir weiter unten sehen werden. Der Unterleib, und zwar die unter den Hypochondrien liegende, nur hinten durch die Lendenwirbel getragene Zone desselben , bleibt seiner Pe- ripherie nach während der gewöhnlichen In- und Exspiration sich so ziem- lich gleich. Nur die obere, von den Rippenknorpeln überdachte und ein- geachlossene Gegend (Regio hypochondriaca et epigastrica) verändert ihre Dimensionen. Zunächst gleicht sich die Rinne, die sich längs der Mittel- linie des Bauches vom Brustbein au bis zum Nabel hinzieht, aus; dann hebt und verbreitert sich die dem Epigastrium angehörende Bauchwand (s. oben Sibson^s Messungen), und es treten noch mehrere andere Phäno- mene an den Bauchmuskeln und Sehneu derselben auf, von denen wir jedoch weiter unten passender sprechen werden. Aber auch die ganze Haltung des Körpers wird durch das Einathmen verändert, wenn man frei und ruhig dasteht. Der Kopf neigt sich beim tiefen Ausathmen nach vorn und unten, beim tiefen Einathmen erhebt er sich und wird zurückgeworfen. Der Körper neigt oder verkürzt sich beim Ausathmen. Der obere Theil der Brust und der Schultern heben sich beim tiefen Einathmen, während die seitliche Bewegung sehr uner- heblich ist. *) Ausser dem gewöhnlichen seichten und tiefen Athmen giebt es noch ein besonderes rasches und hastiges, das mehr in der Absicht, den Körper überhaupt und den Thorax insbesondere zu recken und auszudehnen, als um die Lungen sehr mit Luft zu füllen, geschieht. Bei dieser Inspiratious- art wird der Unterleib nicht voller, sondern zieht sich ein, besonders die Epigastrialgegend , und die Rippenknorpel treten sehr hervor, fjist wie bei einem Kadaver. Ja man hat bei dieser willkührlichen Thoraxaufziehung gar nicht nöthig, zu inspiriren; man kann bei völlig geschlossener Nase und Mund alle Inspirationsbe wegungen, nur nicht alle auf einmal, machen: •die Aufhebung und Erweiterung des Thorax mit Ein\N'ärtfiziehung und Ver- engerung des Unterleibs, o*der die Erweiterung und Hebung des Unter- leibs bei relaxirtem Thorax. Im ersteren Falle wirken, wie wir später genauer sehen werden, die Inspirations- oder Hebemuskcln der Rippen ohne (las Zwerchfell , im zweiten Falle das Zwerchfell ohne die übrigen Muskeln. Das gewöhnliche, ruhige Athemholen zeigt bei verschiedenem Alter, Ge- schlecht und Leibesbeschaffenheit gewisse Verschiedenheiten. Gewöhn- lich unterscheidet man hier das Rippenathmen und das Bauchathnien (Reb- piratio costalis et abdominalis). Nach dem Theile nämlich, an welchem die Athmenbewegungen beginnen, hat man, wie Hutchinson (Philo- soph. Magaz. 1847) bemerkt, die Respirationsweise zu benennen. Ein gesundes Kostalathmen beginnt an einer der obersten Rippen und theilt sich den untern in der Reihe mit. Beau unterscheidet am Kostalathmen einen Typus mit den untern (der 7. bis 10.), und einen mit den obern Rippen. In den ersten Lebensmonaten , oft bis zum 3. Jahre , ist nach Beau der Typus abdominell, ohne dass hier das (ieschlocht einen Unter- ♦) Hutchinson a. a. O. §. 110. 111. Inspirationsmuskeln. IS schied macht. *) Von dieser Lebensperiode an werden die Respirations- typeu iDdividaell, and zwar athmen die Madehen mit den obern Rippen, die Knaben mit den untern nnd dem Zwerchfelle, 'dessen Kontraktionen eben das abdominelle Athmen bedingten. Nach Tollendetem Wachsthuni tiodet beim weiblichen Geschlecht das Athmen mit den obern Rippen statt, wahrend das mannliche seinen bisherigen Typus beibehält. Dem- nach kann sich der Thorax im Niveau bald der untern, bald der obern Rippen vorzugsweise ausdehnen. Das tiefe Athmen begreift alle 3 Typen in^ich; es ist dasselbe nach Hutchinson bei beiden Geschlechtern gleich. Bei Erkrankung der Respirationsorgane oder bei verunstaltetem Thorax u. s. w. müssen natürlich noch mehr Modifikationen und Abnofmitäten in den Athembew^egungen eintreten. Es können hier Letztere symmetrisch oder asymmetrisch, kostal oder abdominell sein; es können sich alle oder keine Rippen bewegen, der Unterleib (das Zwerchfell) kann allein thätig sein oder nicht; die Brust kann sich in allen Dimensionen gleichzeitig erwei- tern, beide (oder alle drei) Athemarten können wechseln, die Costa! be- wegungen können wellenförmig sein u. s. w. — Ueber MandTs Theorie der Inspiration , sowie über den Spannungsgrad der Luft an den Luftwe- gen bei der Inspiration werden wir später (in dem Abschnitte über die . Exspirationsphänomene) das Nöthige vortragen.**) AJle diese Inspirationsphänomene werden durch folgende Muskeln her- vorgebracht: Scaleni, Sternocleidomastoideus , Intercostales externi et in- terni, Levatores costarum, Serratus posticus superior, Diaphragma und f inige andere , deren Wirkungen wir jetzt im Einzelnen betrachten wollen. Die Musculi scaleni (Fig. 4.), nebst dem Sternocleidom^toideus die einzi- gen Muskeln, welche den Thorax von sei- ner obern Peripherie Dach aufwärts ziehen, heben, wenn sie zu- sammenwirken, zu- Dachst die erste und zweite Rippe , an de- ren oberem Rande mittleren Theiles sie sich ansetzen , etwas nach auf- und vor- wärts. Die gesamm- ten, den einzelnen Scalenis beider Seiten zukommenden Zugs- ^V/- ^^ ^ Bei kleinen Kindern ist nach Be au undMaissiat (Prager Vierteljahrsschrift I. 4. Hft.) die Respiratio abdominali8 konstant: hat die Vertreibung des Unterleibs den höchsten Grad erreicht, so ziehen sich Rippen und Schwertknorpel dermaassen ein, 'iass zwischen Thorax und Unterleib eine Grube erscheint. Die Weichheit der Rip- penknorpel bei Kindern ist somit das Hinderniss für den Typus des Athmens mit den uDtern Rippen. — Indessen tritt die Abdominalinspiration doch mehr bei solchen Kin- dern hervor, die an Lnngenkrankheiten leiden, als an £cesunden Kindern, wenigstens nach meinen Beobachtungen. ♦*; Ueber das Volum der Lufl, welche eingcathmet wird, vergl. Bourgeryin Gae. med. lS4d. 4. a. Hutchinson's Schrift über die Capacität der Lungen; und über dai tiefe Athmen Hoppe in Gräfe'i u. Walther's Journ. 30. Bd. 2. Hft. 1841. 14 % I. RespiratioQsorgan. Fig. 5. ricbtUDgen vereinigen sich hierbei zu einer resultirenden oder Mittel- kraft, welche wir uns beliebig als auf die Incisura stemi (Fig. 5. 6.) oder auf einen in der obern Apertur des Thorax liegenden Punkt g einwirkend vorstellen können , und welche von hier aus den Thorax schräg nach oben und hinten zu ziehen strebt. Da aber der Brustkasten, zunächst also die obern Rippen und das Brustbein, ihrer Starrheit und sonstigen anatomi- schen Anordnung zufolge nur in einer von dieser .Zugslinie a b sehr abweichenden Richtung bd sich heben können, so wird auch diese Hebung weit grösser ausfallen, als die intendirte Zugsstrecke betragt. Stellen wir uns unter ac die Halswirbel, unter c b die erste Rippe , unter b e deu Obertheil des Brustbeins vor , und nennen wir a b die Mittelkraft der Scaleni beider ^ Seiten, so wird das Sternum, wenn sieb ab bis auf af verkürzt, offenbar, da es in der Richtung bf nicht folgen kann, bis [tg d steigen müssen und so die obere Pe- ripherie des Thorax die Lage cd anneli- men. Die Insertion des ideellen Gesammt- scalenus beschreibt während dieser Kon- traktion den Kreisbogen /;c/, so dass der ganze Muskel die Lage ad annimmt, wenn er vorher in a 6 lag. Dasselbe Resultat wird erhalten , wenn wir die Mittel- kraft der Scaleni als auf g koncentrirt wirken und diesen Gesammtscale- nus aq sich bis h, kontrahiren lassen. Die erste Rippe (oder obere Pe- ripherie des Thorax) hebt sich dann bis t, das Sternum, was wir uns mit dieser Rippe als fest verbunden denken müssen, gelangt demnach in die- sem Falle ebenso hoch, als im ersteren. Da nun , wie wir gesehen haben , beim gewöhnlichen ruhigen Athem- holen die obern Rippen nebst Sternum so wenig in die Höhe gehen, so muss zufolge der eben gegebenen Demonstration die Wirkung (Verkürzung der Scaleni) noch weit unbeträchtlicher und fast verschwindend klein sein. Zu so einer unbe^deutenden Leistung bedurfte es so langer und starker Mus- keln nicht. Aus diesen Gründen ist wohl die Hauptfunktion der Scaleni eine andere, als das Heben der Rippen, und selbst der Name: Rippen- h alter, der von den meisten dfutschen Anatomen diesen Muskeln beige- legt wird, ist nicht ganz passend gewählt. Denn für gewöhnlich hält sich der Thorax selbst in seiner Lage, und bedarf da^u keines ausserhalb des- selben liegenden Muskelzugs. Am meisten verdienen die Scaleni letztem Namen, wenn behufs einer in die Länge gezogenen Expiration der Tho- rax fixirt werden muss. Hier bewirken die Scaleni nebst dem Sternodeido- mastoideus , dass der aufgezogene Thorax nicht niedersinkt , sondern dem Zuge der Mm. obliqui externi und Recti abdominis Stand hält. Die Haupt- wirkung der Scaleni ist aber offenbar auf die Halswirbel gerichtet Dies geht schon aus der so verschiedenen und komplicirten Insertion derselben an den Halswirbeln hervor. Wären sie zumeist zur Hebung oder nur Haltung der Rippen bestimmt, so' würden sie einen weit einfacheren „ Ursprung ^^ haben. Ausserdem bitte ich noch zu bemerken, dass die Scaleni die einigen Muskeln InspirationsmuBkeln. 15 sind, welche die Halswirbel zugleich seitwärts, vorwärts und abwärts zie- hen: sie sind daher ootb wendige Antagonisten der Nackenmuskeln und zur geraden Haltung des Halses sowohl, als auch zu allen Bewegungen dessel- ben, die in den erwähnten Richtungen möglich sind, unentbehrlich. Dem- nach haben wir die respiratorische Funktion dieser Muskeln als eine nur untergeordnete zu betrachten, zumal da sie nach meinen Beobachtungen nur in gleichem Verhältniss mit dem Sternocleidomastoideus wirkend die Rippen nur mit dem Sternum zugleich heben; deshalb, und weil jedes- falls durch die Scaleni die Halswirbel mehr, als die Rippen bewegt wer-- den , nenne ich auch , im Oegeusatze zur gewöhnlichen Angabe , ihre Rip- peninsertion Ursprung, ihre Wirbelinsertion Ansatz, und den ganzen Muskel nicht Rippenheber, sondern Halsbeager. Der M. sternocleidomastoideus*) agirt also ebenfalls bei der ru- higen Inspiration fast gar nicht, auch wenn (wie sich von selbst versteht) der Kopf durch anderweite Muskelkräfte (Splenius capitis et colli, Biven- ter cervicis, Trachelomastoideus etc.) hinlänglich fixirt ist; selbst bei der angestrengten, tiefen Inspiration, wo er nach der Meinung aller Physio- logen, auch Bean's, thätig sein soll, ist er es nicht, der das Brustbein in der entsprechenden Richtung (s. Figur 5.) in die Höhe zieht, denn mau kann bei sehr tief gesenktem Kopfe und ganz schlaffem Sternocleidomastoi- deus doch das Brustbein beträchtlich in die Höhe bringen , sondern diese Aufgabe ist den folgenden Muskeln vorbehalten« Auch Werner (Medic. Zeitung d. Vereins f Heilk. in Prenssen 1851. No. 10.) ist über diesen Punkt völlig derselben Ansicht. Aber der Sternocleidomastoideus hat noch eine andere, bisher überse- hene Funktion. Er kann anschwellen und hart, fest werden, ohne dass er sich verkürzt Bei allen phonischen Phänomenen , zu welchen eine stär- kere «Lufttension und stärkerer Muskclaufwand nöthig ist, erleidet er die eben erwähnten Veränderungen, offenbar nur in der Absicht, um den Kehl- kopf, der zwischen beiden Sternomastoidei gleichsam eingeschlossen liegt, zu fixiren und so in den Stand zu setzen, gewisse andere Muskelaktionen sicherer und bestimmter auszufuhren. Das Nähere darüber s. später. Die Musculi intercostales sind es, welche die Hauptrolle beim Me- chanismus der Inspiration spielen. Oaleiias hält das Zwerchfell für das Hsaptorgan der ruhigen-, gewohnlichen Inspi- ration, und glaubt, dass" die Interkostal muskeln nnr bei der tiefern, heftigeren Respira- tion thatig seien. Er macht einen Unterschied «wischen den Muskeln , welche zwischen den knöchernen nnd den , die zwischen den knorpligen Theilen der Rippen liegen, und sagt, dass die den Rippenknochen angehörigen Intercostales extemi, sowie die den Rippenknorpeln angehörigen Intercostales interni den Thorax erweitem, die Intercosta- les iotemi der Knochen dagegen, sowie die Extemi der Rippenknorpel den Thorax veren- gem. Somnss'nach Fabricius ab Aqnap enden te der scheinbare Widerspruch, der sich in den verschiedenen, hierher gehörigen Stellen 6alen*8**) findet, erklärt wer- den. — Vosal ***) behauptet, dass durch die Gesammtwirkung dieser Muskeln der Thorax durchaus komprimirt und eingeengt werde , dass sie also nur bei der Expi- ration thätig aein. — FabriciuB ab Aquapendente t) ist im Allgemeinen der- *) Wird anf einer später folgenden, die ganze vordere Halsgegend darstellenden Figur abgebildet werden. **> De caussis respiratlonis cap. 6, de dissectione musculomro cap. 12, de motu niusculoriiin cap. 9 otc. ***) De corp. humani fabrica Hb. II, cap. 35. t) De respiratione et eins instrumentis cap. 10. 16 I. Respirations Organ. selben Ansicht , wie Galen , dessen Antoritit er überhaupt möglichst aufrecht za hal- ten sucht. Er behauptet, dass die Richtung der Fasern der Inteikostalmuskeln von der Stelle an, wo die Rippenknorpel sich nach dem Brustbein hin aufwärts kehren, plötzlich eine entgegengesetzte werde, weshalb er auch diesen beiden Schichten ent> gegengesetzte Funktionen anweist. Ferner stellt er den Satz auf, dass die äussern Zwischenrippenmnskeln von den untern, die innem dagegen von den obern Rändern der Rippen ihren Ursprung nehmen: was auch nur zur Aufrechthaltung seiner An- sicht erfunden zu sein scheint. Die Innern Interkostälmuskeln verengen (sagt er) auch dadurch den Thoraxraum, dass sie bei ihrer Kontraktion dicker werden. Die Dila- tation des Thorax bei der Zusammenziehung der äussern Intercostales , die an sich eigent- lich eine Annäherung der Rippen bewirken würde (er kannte freilich das Hamberger*- sehe Experiment noch nicht), erklärt er dadurch, dass die Wirfung dieser Muskeln von den untersten Rippen aus beginne und allmälig'nach oben sich fortpflanze. Indem nämlich zuerst und vor allem das Zwerchfell in Thätigkeil tritt,, das seiner Ansicht nach die untern Rippen herabzieht, müssen beim Zuge der untersten Intercostales nach oben die entsprechenden Zwischenräume weiter werden. (!) Uebrigens könne man es mit Augen sehen, wie sich die Zwischenknorpelräumc verengern, während sich die Zwischen- räume der Rippenknochen erweitern und umgekehrt. — Falloppius (citirt von Fa- bricius a. a. 0.) glaubt gar nicht an die Kontraktion der Interkostalmuskeln , sondern hält sie nur für passive, den Ligamenten in ihrer Verrichtung ähnliche Organe, während er das Heben des Thorax bei der Inspiration den Scalenis vindicirt. — Hamberger**) stellte, gestützt auf mathematische Lehrsätze, die Behauptung auf, dass die Hebung und Erweiterung des Thorax zunächst durch die Intercostales cxterni, die Senkung und Verengerung dagegen nur durch die Intercostales interni geschehe. Er verglich hierbei die Rippen mit Hebeln, die mit dom einen Ende an einem unbeweglichen, mit dem andern an einem beweglichen oder verschiebbaren Hypomochlion sich gegeneinan- der zu bewegen fähig sein. So wie nun zwei Hebel ab und cd, die einerseits an der unbeweglichen Säule V V (vertebrae) , andrer- seits an dem beweglichen Stabe S S' (sternum) be- festigt sind, wenn der zwischen Beiden ausge- spannte Faden ß/*(M. intercostfllis extcmus) ver- kürzt wird, etwas aufwärts steigen und demnach b ä sammt dem Verbindungsstabe S S' in die Lage 0 r zu stehen kommen, weil nämlich der in f auf- wärts gehende Zug stärker und ausgiebiger ist, als der abwärts gehende Zug in e: so müssen auch die Rippen sammt dem Brustbeine, das dem Stabe S S' entspricht , durch die Wirkung der in der Richtung e f ziehenden Mm. intercostales ez- terni gehoben und der Raum zwischen den Wir- beln und dem Brustbeine verlängert, also auch letzteres vorwärts geschoben oder von den Wir- beln entfernt werden. Zu bemerken ist dabei noch , dass durch diese Ortsveränderung der Ab- stand der beiden Rippen a b und c d von ein- ander in nicht unerheblichem Grade zunimmt. ^^9' ^' Umgekehrt werden die Rippen durch die Mm. in- tercostales interni ebenso sammt dem Sternum herabgezogen und dabei der Umfang des Thorax, so wie auch die Intervalla intereostalia verringert, gleichwie jene beiden Hebel vermöge der Anspannung oder Verkürzung des Fadens g h sammt dem Querstabe S S' aus den angeführten Gründen ein Stück herabsteigen müssen. — Zu erwähnen ist hierbei, dass H. die IntercostalcM noch besonders, angeblich wegen verschiedener Richtung ihrer Fasern in Intercostales und Intercartilaginei theilt. Er behauptet näm- lich, dass zwischen den Knorpeln der Rippen nur Ein Muskel liege, als Fortsetsuing der Intercostales. extern i , dessen Fasern aber nach der den letztern entgegengesetz- ten Richtung verlaufen. An die Stelle des inneren Intercartilagineus sollen die Mm. sternocostales oder der Triangularis sterni treten, welchen er sonst nach Ver- heyn ziemlich richtig beschreibt. Durch die Wirkung dieser Intercartilaginei werde **) Georgii Erhardi Hambergeri de respirationis mechanismo et usu geuuino diss. etc. Jenae 1748. Inspirationsniuskeln . 17 DOD das Bnutbein onter allen Umständen Ton der Wirbeltäale entfernt, and dabei Qseh beeondem Umständen (die er leider den verschiedenen Respirationsakten susn- weisen unterlässt) gehoben oder gesenkt, mit oder ohne die knöchernen Rippen. Fig. 7. Hier stellen ud und be zwei Rippen vor,, d <« und cf die daso gehörigen Knor- pel, mitbin a beiu Stück der Wirbelsäule , ef ein Stück des Brustbeins , und op einen M. iotereartilfl^pneus. Verkürzt dieser sich, wenn de fest steht, so mnts de tn dm Qod c f in c H übergehen ; werden aber gleichzeitig die Rippen a d und b c gehoben, ^o steigt das Brastbein und entfernt sich von den Wirbeln noch mehr, de begiebt sich nach Ag nnd ef nach t A*, obgleich die Winkel edc, efc u. s. w. sich mehr rechten nahem. — Den Mechanismus der Mm. sterno-costales stellt Hamberger nach einem ebenlialls sehr einfiicbcn , freilich von der Natur liemlich abweichenden Schema dar, nach welchem diese Muskeln zwar das Stemum der Wirbelsäule näher rücken üod die Mm. intercartilaginei ausgedehnt, jene also als Exspirationsmuskeln darge- «teOt werden , aber doch auch das Brastbein etwas gehoben werden würde , wenn aieht andere Kräfte (die er nicht namentlich anfuhrt) entgegen träten. Bei allen Wirkungen der Mm. intercostales extern i und intercartilaginei werden die Zwischen- ripp^nränme breiter, die ganze Brust welter; bei der Wirkung der Inteicostales in- teroi and atemo - costales enger: erstere sind daher bei der Inspiration, letztere bei der Expiration wirksam. Gegen diese Behauptungen Hamberger*» wandte H al I e r , sich weniger um Mathe- i&atik, als am die Natur kümmernd, ein, dass sich der von Hamberger demonstrirte Unterschied der Wirkungen der Intercostales ex- und interni in der Natur nicht be- stätige, dasa beide Muskelgruppen gleichzeitig bei der Inspiration thätig sein, dass •ii'* angeführte Verschiebang der Rippen nach oben und vorn durch Kontraktion der Mni. intercostales exteml schon deshalb nicht gut bewirkt werden könne, weil die obersten Rippen sehr fest mit dem Stemum verwachsen sein , das3 die Bewegung der Rippen mehr in einem Schaukeln oder Walzen um ihre vordem und hintern Anhef- lungspunkte bestehe u. s. w. Hflmberger blieb auf diese Einwürfe die Antwort nicht M'buldig, und so entspann sieh ein gelehrter Streit, der von beiden Seiten mit ziem- ticher Heftigkeit geführt wurde, aber zu keinem für die Wissenschaft ersprieslichen Ende führen konnte, weil keine der streitenden Parteien der andern etwas nachge- ben oder das Recht, was anf Seiten des Gegners war, anerkennen wollte. Hamber- ger war dabei ein schlechter Anatom , er nahm anf die Krümmung der Rippen , auf die Elasticität der Knorpel und manches Andere keine Rücksicht, Haller dagegen war ein schlechter Mathematiker, überhaupt beide keine sonderlichen Physiker, daher liessen sie den Streit anerledigt, und er blieb, es seitdem so ziemlich bis auf unsere Zeit, obgleich Trendelenburg*) der Wahrheit schon ziemlich nahe gekommen war. Er beobachtete die Phänomene der Inspiration genauer und ohne solche vor- gelSuste Meinung , wie Hamberger nnd Haller. Er sah, wie die obern, mit dem Ster- num fest verwachsenen Rippen ebenso gut, wie die tiefer liegenden nach oben und vom sich bewegen, wie sich die Winkel, welche die Rippenknorpel zum Stern uro bil- den, dabei vereinten, wie die Mitteltheile der Rippen mehr, als die vordem Enden in die Hohe gezogen werden, dass dabei eine Flachendrehung stattfindet u. s. w., wenn er mit einem Pinger das Brastbein eines frisch seiner Muskeln entkleideten Thonoc in die Höhe schiebt. Dabei fand er, dass die Axe, um welche sich die bei- den obersten Rippen bewegen, eine zur Wirbelsäule normale gerade nnd horizontal liegende ist , während die Bewegungsaxen der übrigen Rippen zur hintern Insertions- *) Dissert. de sterai costarumqae in respiratione vera genuinaque motus ratione. Gott. 1779. 2 18 I. KespiratioiiHorgan. stelle derselben unter eineoi mehr oder weniger tpitsem Winkel geneigt sind (8. 'Jl;, und aueh abwarte sur Spinalaxe spitze Winkel bilden, so dass bei der Inspiration der mittlere Bogen der Rippe am meisten gehobeu , deren unterer Kand etwas iiadi uussen, der obere na zur Kontraktion gehörte!), ein Verschwinden der Konkavität; bei komplicirter Ex- piration höchfcte Verkürzung, Härte (?) und Konvexität derselben, und xwar wegen Kontractton der Intercostales, während die Härte derselben bei der Inspiration mit Verlängerung und Einsinken der Muskelfasern und Dilatation der Rippen verbunden ist. Die Intercostales ziehen sich nur bei der kompHcirten(?) Kxspiratiou zusammen. Schon ihre Verbindung mit den schiefen Bauchmuskeln beweist ihre exspirative Ths- tigkeis; auch sind sie zur Verengung der Intervalle günstig gelagert ^* u. ». w. — Hutchinson (a. a. O. ^. 148 — 155) kam durch Experimente, die den Uamber- ger'seben auffallend ähnlich sind, zu der Ansicht, dass die Wirkung eines luter- kostalmuskels die ist, die entsprechende Rippe geilen die feste Axe zuziehen, d.h. entweder gegen den Kopf der nächst höliern Rippe oder gegen das Brustbein , je iiai'h der Richtung der Muskelfaser g 'gen diese Axe. Jede äussere Zwischonrippenmuskel- sehicht vermag eine Rippe zu heben , unabhängig von der . nächst höher gelegenen Schicht. Die Rippen sind als«» unabhängig von einander tliätig, d. h. das Rippeo- nthmen kann durch irgend ein Paar Rippen bewerkstelligt werden. Die erste Kippte braucht nicht fixirt zu werden, um die übrigen in die Höhe zuziehen. Wiewohl die Innern Interkostalmuskeln in entgegengesetzter Richtung verlaufen, so ist es dock möglich, dass auch sie, gemeinschaftlich mit den äussern, die Rippen erheben , da auch ihr Befestigungspnnkt ein entgegengesetzter ist, indem das Brustbein au die Stelle der Wirbel tritt. „Dieser Gegenstand,^* sagt er, „fordert genauere Erw^ägong. weshalb ich ihn fnr jetzt fallen lassen will. " Ueberail treffe» wir also auf dieselbe Unbestimoitheit und Uosicherbeiu wie sie seit deiu Hain berger -Haller 'sehen Streit zurückgeblieben ist. Daher ist ein neuer Versuch, diesen für die Theorie der Respiration so wichtigen Punkt endlich einmal ins Reine zu bringen, wohl nicht über- flüssig. Wir wissen aus den angeführten Versuchen, dass sich die mittlem Portinnen *) Dissert. quaestioues ad respirationis fltotus pertinentes. Dorpati 1840 **) MuskeHehre (Sommer! ng*s Anatom. Neue Ansg. III. I.) Leipz. 1S41. ***) In Archive« generale« 1844. IniBpirationsmuskeln. 19 der Rippfii wahrend der Inapiration, mebr heben, als die vordem, dass die Dilatation des Thorax, and die Vorwärtsschiebung des Brustbeins mit der Hebung desselben in ziemlich geradem Verhältniss steht, dass ferner, irot2 alier .Kontraktion der Interkostalmuskeln, die Länge der seitlichen Brustwand (mittelst einer Schnur gemessen) durch die Inspiration so gut wie nicht vermindert wird. Diese und manche andere Beobachtungen hessen sich nicht gut vereinbaren, wenn Ilaller^s Theorie richtig oder genügend wäre. Denn die auch bei der seichtesten Inspiration stattfin- dende Vorwärts Schiebung des Brustbeins wird durch Ilaller nicht erklärt, weil er bei seiner Schaukelbewegung oder dem „ Walzen ^V der Rippen die InsertioiK'U derselben am St^rnum als ebenso viel fixe Punkte annimmt, als die au den Wirbeln; und dass das Heben und noch mehr das Vor- wärtasehieben des Brustbeins nicht oder wenigstens nicht noth wendig durch die Mm. sternomastoidei geschieht, hßbe ich bereits bemerkt. Auch lässt sich nach H alleres Erklärungen nicht einsehen, warum die Interkostal- räume während der Inspiration, auch der tiefsten, in ihrem Querdurch- liiesser nicht verändert werden. Gegen H am berger dagegen streitet der Uiuataud, daas die mittlem Bippenportionen sich mehr beben, als die vor- dem, dass der Thorax sich in seinen seitlichen Partien mehr dilatirt, als Dach vorn, dass, wenigstens bei den obern Rippen, die von ihm demon- strirte Hebelwirkung nicht gut Statt finden kann, dass durch die Inspi- ration die luterkestalräume nicht breiter werden u. s. w. Was endlich die anlangt, welche beide Arten der Intercostales gleichzeitig, sowohl beim Ein- als beim Ausathmen, als aktiv annehmen, indem sie beim Einathmeu die ereilen^ beim Ausathmen die letzten Rippen fixirt werden laaaen, so begreift man bei dieser Annahme nicht, wie und wann diese Muskeln überhaupt zur Ruhe kommen oder sich relaxiren sollen. Denn sobald sich dieselben, etwa nach vollendeter Inspiration, zu relaxiren an- fangen, >vird ja schon die Wirkung ihrer Kontraktion, das Heben der Rip- pen , aufgehoben , die Rippen senken sich also schon in Folge dieser Re- . iaxation von selbst, und können, brauchen und dürfen gar nicht erst eine neue, nach einem neuen Plane angeordnete Kontraktion abzuwarten, um sich zu senken. Nach meinen Beobachtungen und Untersuchungen muss die Funktion der Interkostalmuskeln aus folgenden Elementen konstruirt werden. 1) Die anatomische- Konstruktion und Insertion der knöchernen und knorpligen Rippen ist eine solche , dass dieselben nicht direkt gehohen wer- den können, sondern dass sie immer, wenn eine Kraft sie aufwärts zu bewegen sucht, in jedem Punkte ihrer selbst ein Stück eines Kreisbogens durchlaufen, dessen Richtung nach aussen und oben geht, und dessen grösste -Länge im Allgemeinen in die Mitte des Rippenbogens , nicht in das vordere Ende des Rippenknorpels fällt; dass sie also eine Rotations- bewegung machen, die sich nicht immer bis auf daa vordere Rippenknor- pelende erstreckt, so dass nothwendig ein Heben und Vorwärtsschi^ben desselben, also auch des Brustbeina, damit verbunden wäre. ' 2) Die Kraft , welche die Rippe während der Inspiration nach auswärts treiben soll, liegt im Brustkasten selbst, nicht ausserhalb desselben , denn man kann letztern dilatiren und heben, ohne dass dabei die äussern, am Thorax sich anheftt^nden und na^ entfernt von demselben liegenden Punk- ten xicbeuilen Muskeln mitwirken. 2* 20 I* Respiraiionsorgan. 3) Die Trager dieser Kraff sind sämmtliehe -äussere uod innere Inter- kostalmuskeln , deren Wirkung durch die Rippenheber und die Unterrippen- iTiuskeln unterstützt wird. Alle diese Muskelgruppen sind bei der Inspi- ration thatig. Die Exspiration bedarf für gewohnlich keiner besonderen Muskeln, da sie ein passiver physikaler Akt ist, der durch Relaxirung der inspiratorischen Muskeln von selbst erfolgt; nur für besondere Fälle, wo die Expiration ins Bereich der Willkühr gezogen \vird, sind besondere Muskeln, von denen wir später sprechen werden, vorhanden. 4) Die Mm. intercostales externi beginnen an den 'Korpern der Rückenwirbelbeine, hinter den Levatores costarum, und verlaufen mitBchief nach vorn und unten gerichteten Fasern zwischen je zwei Rippen bei Wei- tem nicht bis zum Brustbein, wie Fabricins glaubt, sondern die ober- sten vier hören schon l bis 1 V2 Zoll vom Rippen knorpel entfernt auf, die folgenden 2 gelangen bis zum Knorpel, der 7. bis zum 9. gelangen fast bis zum Sternum, und die untersten bis zu den Spitzen der LI. und 12. Rippe. Uebrigens verlaufen ihre Fasern nach vorn zu allmälig \i'e- niger schief in ihren Zwischenrippenräumen, und nehmen von hinten nach vorn zu an Stärke ab. Der Grad der Schiefheit steht mit dem Grade d^r Neigung der Rippen so ziemlich in geradem Verhältniss. Die Intercosta- les interni dagegen verhalten sich fast in allen. Stücken umgekehrt. Sie beginnen nicht an den Wirbeln, sondern am Sternum oder an den vor- dem Enden der Rippenknorpel , und reichen , besonders der mittlere die- ser Muskeln, bei Weitem nicht bis zu den Querfortsät^zen der Wirbel. Sie sind im Allgemeinen vorn, an ihrem Anfange, am stärksten entwickelt und nehmen nach hinten zu an Volumen ab. Die Richtung ihrer Fasern geht schief nach unten und hinten, also der der Fasern der Externi entgegen- gesetzt oder übers Kreuz, sie ist femer weniger schief, als die der vori- gen, und besonders nach hinten zu gehen sie fast ganz rechtwinklig von einer Rippe zur andern. Es liegt übrigens am Tage, dass Uamberger^s • Mm. intercartilaginei nichts Anderes sind , als die vordem Bündel der in- tercostales interni. Demnach decken die beiden Interkostalmuskelgruppen einander zwischen den obern Rippen mehr in der hintern , als in der vor- dem Hälfte der Intervalle, zwischen den mittlem Rippen bleibt der hin- tere Theil vom innern, der vordere vom äussern Interkostalmnskei frei, nach unten zu dagegen werden die Intervalle fast in ihrer ganzen Aus- dehnung von beiden Muskelschichten ausgefüllt. Zieht man von der Mitte der ersten Rippe bis zum Processus xiphoideus eine gerade Linie, so bat man so ziemlich die vordere Grenze der äussren Intercostales; fällt man vom obersten Brustwirbelquerfort^atz bis zum untersten eine Senkrechte, welche also die Konvexität der Wirbelsäule abschneidet, so erhält man so ziemlich die hintere Grenze der innern Intercostales. Innerhalb beider Grenz- linien liegen also beide Schichten übereinander. Vergl. hierzu Fig. 1. u. 2. 5) Ziehen sich nun die Levatores und Intercostales externi zusammen, so müssen sie allerdings, wie Bamberg er mit Scharfsinn uud Eleganz gezeigt hat , die Rippen so gegeneinander stellen , dass die Winkel , unter welchen sie an letztern inserirt sind , sich mehr den rechten nähern , ^as nicht anders geschehen kann, als indem sich die Rippen sammt dem Ster- num heben. Diese Bewegung würde, bei der einzelnen Rippe, besonders dem mittlem Theile, nach aussen und oben gehen; in einem blossen Schau- keln oder Walzen konnte sie schon deshalb nicht bej^teheii, weil die Rip- Inspirationsmuakeln. Sl pen an 3 Punkten befestigt sind.- Das vordere Ende der einzelnen Rippe strebt also fiir sich in Folge der kombinirten Kontraktion der Levatores und Intercostalcs externi nach aussen und oben: da es aber am Sternum festsitzt und die Rippe der andern Seite die entgegengesetzte Richtung ver- folgt, so luuss das Sternum dem Gesetz des Parallelogramms der Kräfte foJgend in der Diagonal richtung, d. h. gerade aufwärts, sich bewegen, und die Rippenknorpel dabei ein wenig sich krümmen. 6) Ziehen sich die Intercostales interni (in der Regel wohl in Gemein- schaft mit den Infracostales) zusanmien, so muss, in so weit die Fasern derselben wirklich schief laufen, ganz dasselbe geschehen ^ nur mit dem Unterschiede, dass die Zugkraft in einer andern Richtung wirkt, die Ener- gie des Zuges von vorn nach hinten abnimmt, und dass eine Hebung des von» Angriffspunkt entfernten Rippenendes, welches hier in die Wirbel- iusertion fällt, in der Wirklichkeit ebenso wenig durch diese Muskeln be- wirkt werden kann, weil die Wirbel nicht nachgeben können, als eine Hebung des Sternums, wogegen allerdings durch diese Muskeln das Ster- nam gesenkt werden musste, wenn sie isolirt sich zusammenzogen. *) Weil die Wirbel fest stehen, ist es geschehen, dass die Intercostales interni grossentheils sich gar nicht bis zur Wirbeliusertion erstrecken, sondern schon ein Stück vorher aufhören, dessen Betrag, wie ich sehe, mit der Länge der Rippe so ziemlich in geradem Yerhältniss steht. Hierzu kommt, daas die meisten der Fasern dieser Muskeln, besonders nach hinten zu, ziemlich rechtwinklig sich inseriren, dass also dieselben bei dieser Anord- nung nur so weit eine Annäherung der Rippen bewirken können, als letz- tere überhaupt gegen einander beweglich sind, was in der Mitte derselben am meisten der Fall ist ' Daher beschränkt sich die Wirkung der Inter- costales interni, als Inspirationsmuskeln betrachtet, zunächst auf die He- bung der mittlem Partien der Rippen, und sie unterstützen hierbei die Externi, wobei sie auch das Zubreitwerden der Zwischenrippenräuuie ver- hüten und bewirken helfen, dass selbige sowohl während der In- als Ex- piration immer dieselbe Breite behalten. Dass sich die Intercostales in- terni während der Inspiration wirklich zusammenziehen, hat Haller durch zahlreiche Experimente, die er an Thieren anstellte, unwiderleglich be- wiesen. ^ 7) Beide Gruppen der Intercostales wirken also je mit ihren respecti- ven Energien gleichzeitig während der Inspiration, und erzeugen, unter- stützt von den Rippenhebern und Unterrippenmuskelu , eine Gesammtwir- knng, die wir noch etwas näher ins Auge fassen müssen. — Was das Yerhältniss der Rippenheber zu den äussern Ititercostales anlangt, so schei- *) Die Festigkeit der oberen Rippeu würde dieäem Senken des Sternum nicht im Wege stehen. Denn die Expiration , und nnr während dieser könnte das isolirte Zu- sammenziehen dieser Muskeln statthaben, beginnt da, wo die Inspiration aufhört, also an den untersten Bippen, die sich nach dem Hamberger'schen Dogma recht gut durch diese Muskeln herabziehen lassen würden, und die obersten Rippen wür- den diesem Zuge ebenso gut folgen, als sie bei der Inspiration sich heben lassen. Selbst in der neuesten Zeit hat Hutchinson gezeigt, dass die Mm. intercostales unabhängig ron jedem andern Muskel , auch unabhängig von einander, wirken, dass jede Rippe sowohl für sich, als mit den andern gehoben und gesenkt werden kann. Er hält die Innern Zwischenrippenmuskeln für ächte Ezpüratores, ebenso wie Ham- berger, mit dem seine ganze Respirationstheorie überhaupt merkwürdig übereinstimmt, obwohl er diesen Qewährsmann nicht nennt. (Philos. Magaz. 1847. Septbr.) 22 I. Respirationsorgan. nen Erstere der Rippe zunächst ihre Richtung, die sie bei der Inspiration^- beweguDg zu nehmen hat, anzuweisen, während Letztere die vorgezeich- nete Bewegung vollends ausfuhren und zu einer für den ganzen Rippen- ranm bestimmten und gleichförmigen machen, und auch dazu beitragen, dass die ziehenden Kräfte allenthalben gleichmässig vertheilt werden. Wo die Zugkraft am meisfiMi leisten kann und'solK da liegen innere und äussere Intercostales über- oder hintereinander, wo jene dagegen nur einseitig wir- kAi kann, da ist auch nur Eine Schicht dieser Muskeln vorhanden. Da- her finden vir die Knorpel der obern Ripp«'n ganz von den äussern, und die Hintertheile der meisten, besonders der mittlem Rippen von den In- nern Intercostales entblösst. Bei der anatomischen Disposition der Tho- raxwände würd«' die Inspirationsbewegung eine sehr unvollkommene, nur nach hinten und oben gerichtete sein, und an den Hindernissen, welch»* namentlich die Sterns Iverbindung mit den Rippen entgegensetzt, zum grossen Theile scheitern, wenn die Intercostales externi allein diese Funktion er- füllen sollten. Erst durch die Unterstützung Seiten der Intercostales in- terni wird diese Bewegung kompletirt. Die resultirende Wirkung ist non die, dass sich bei der Inspiration die mittlem Portionen der Rippen mehr heben, als die vordem oder Stemalenden derselben, wobei die Bogen der Rippen natürlich auch, w'w schon ein Blick auf das Skelet (Fig. 3) lehrt, etwas nach aussen bewegt werden müssen; ferner, dass dabei die Rippen , be- sonders die starkgebogf nen , etwas von ihrer Biegung verlieren , also der geraden Linie näher gebracht werden , was nothwendig eine stärkere Vor- wärtsschiebung des Brustbeins zur Folge hat. Fig. 8. Wenn «c und h d die knöchernen, ce und d f die knorpligen Theile zweier wahren Rippen, etwa der 5. und 6. vorstellen, und wir einstwei- len annehmen, dass bloss die Mm. intercostales externi (die durch die zwischen a c und b d gezogenen schiefen Linien vorgestellt werden sol- len) aktiv wären, so würHen die beiden Rippen, vorausgesetzt, dass das Sternum ebenso beweglich wäre, als der eine Stab in Hamberger's Modell (Fig. 6), etwa die Stellung agi und bhk annehmen. Tritt nun die Wirkung der Intercostales interni hinzu, so muss, da weder g h noch ik als völlig feste Punkt« betrachtet werden können, (f h nach den oben angeführten Sätzen noch mehr erhöht, ik dagegen vertieft und dabei noch weiter, nach Im gerückt werden. In der Wirklichkeit können sich nun freilich die Rippen, wenigstens soweit sie knöchern sind, in der Flächenrichtung der Thoraxwand, d. h, nach auf- oder abwärts, weder strecken noch biegen, wohl aber wäre es möglich, dass durch die kombinirte Wirkung der bei- InftpirHf ionsmunkeln . den Interkostahiiuskelgriippcn wenigsteiw die obcrn Rippen, wÜlirend auf die erste Rippe durch die Scaleni dieselbe Wirkung musgeübt wird, nach »inwärts etwa« gezogen, so von ihrer Krümmung etwas verliefen und da- liarch gestreckt werden, dergestalt, dass in Folge dieser Wirkung das Ster- nalende weiter von der Wirbelsaule entfernt würde, als es durch einfache Hebang möglich ist. Anders liesse sich sonst kaum vollständig erklären, wie das Manubrium sterni bei einer tiefen Inspiration weit mehr nach vom'ärts als aufwärts sich bewegen könne. Doch scheint hierbei auch der M. subclavius, sowie eine andere Kraft thiitig zu sein, wie wir bald weiter untersuchen wollen. Was den untern vordem knorpligen Theil des Brustkastens anlangt, so wissen wir, dass der Winkel, den die letz- ten Rippen zwischen sich lassen, von dessen Spitze der Processus xiphoi- deos herabragt, bei der Inspiration weiter oder inehrgradig wird. Gleich- zeitig tritt dal>ei das Sternuni vorwärts, und der Umfang des Rumpfes nimmt in dieser Gegend um ein Bedeutmdes zu. Folglich müssen dabei die Winkel . welche die knöchernen Partien d«'r untern Rippen zu ihren Knorpeln machen , ebenfalls etwas gestreckt werden , was sich nur durch t'ine Biegung der Rippenknoipel in der Gegend, *wo sie sich mit ihren Rippenknochen verbinden, erklaren lasst. Aber alle diese Phänomene waren unmöglich, wenn die Mm. intercostales externi allein dabei thatig waren. Die zwischen den untern Rippenknorpeln liegenden Büodel die* >t>r Muskeln würden vielmehr, wenn Letztere allein wirkten, den untern Theil des Brustbeins wieder einwärts ziehen, ebenso wie der gleiche Faser- richtung habende Triangularis sterni; ausserdem würden die Rippenknor- pel auf eine bedenkliche Art ihre Stellung zu einander ändern, Luxatio- nen u. dergl. entstehen , wenn nicht die Fasern der Mm. intercostales in- lerni zu Hülfe kämen und ihrerseits Dasjenige vervollständigten, was den Rxternis allein auszuführen unmöglich war. Nur durch die Intercostales interni wird die normale Gegenstellung der vordem Rippentheile aufrecht erhalten, und durch die von ihnen grossentheils vermittelte Ausweitung oder Streckung der der Regio hypochondriaca angeliörigeu Rippenbogen das Vorwärtstreten des Sternums bewirkt. Der Abstand des Sternalendes vf»m Vertobralende der Rippen wird bei diesem Vorgang weiter: die Rip- pen beider Seiten würden sich daher, wenn sie vorn frei wären, einan- der mit ihren vordem Enden mehr nähern: da sie aber mit denselben am Sternum sitzen, so müssen sie nach den bekannten physikalen Gesetzen fine Mittel bewegung, die nicht anders als vorwärts gehen kann, machen ond das Sternum nach vorn schieben. Diese Vorwärtsbewegung des Ster- nums muss demnach zunächst durch die langen mittlem und untern Rip- pen bewirkt werden, während die obersten und untersten keinen direk- ten Einfluss darauf haben können. Da nun aber das Sternum ein fester Knochen ist, der keine erhebliche Krümmung zulässt, so begreift man, wie diese ihm von den genannten Rippen mitgetheilte Bewegung auch auf die obersten , sonst sehr wenig beweglichen Rippen rückwirken muss. t)as Sternum zieht demnach bei der Inspiration, eben weil das Manubrium des- selben bei jener dem Körper ertheilten Bewegung nicht zurückbleiben kann, die obersten Rippen mit sich, und bewirkt auf diese Art jenes Phäno- men, das wir bisher noc^ nicht vollständig erklären konnten, nämlich: dass bei einer tiefen Inspiration der Handgriff des Brustbeins bis einen ganzen Zoll vorwärts bewegt wird, ohne in entsprechendem Grade sich zu heben. 24 I- Respirationsorgan. Die Levatores coetarum breves (Fig. 9.a)8ind Hälfsmuskeln für die Intercostales. Ihr Name ist nicht ganz bezeichnend, denn wenn sie die Rip- pen an der Stelle, wo sie sich inseriren, wirklich direkt hüben, so wurde ^ i / sich entweder der Vorder- theil der Rippe senken, oder das Gelenk am Processus transversus des Rückenwir- bels müsste aus den Fugen gehen. Vielmehr wirken diese Muskeln als R o t a t o - res costarum; sie bewir- ken durch ihren Zug nach oben ausser einer kleinen Fig, 9. Hebung auch eine Dre- hung auf der Gelenkflache am Proc. transversus nach oben und hinten, wodurch die ganze übrige Rippe oder der lange Schenkel des Hebels, den die Rippe vorstellt, ziemlich gerade gehoben, zugleich nach aussen und sogar etwas nach vorit bewegt wird. Die Levatores costarum inseriren " sich nach E. H. Weber*) zwischen Tuberculum und Angulus an der hin- tern Fläche der Rippe. Wäre dies ganz richtig, so würde der Rippen- heber die Rippe nur hinten heben , zugleich aber so drehen , dass der Vor- dertheil der Rippe nach unten zu stehen käme. Sie setzen sich vielmehr, wie Theile richtig angiebt, an den obern Rand der Rippe, vom Tuber- culum bis zum Angulus. Der erste Rippenheber ist der schwächste, der letzte der stärkste, breiteste. Auf diese W^eise nach oben, innen und hin- ten ziehend, dreht sich die nach oben und aussen in ein Tuberculum, das die Luxation nach innen und unten verhütet, auslaufende konvexe Gelenk- fläche der Rippe nach oben und Jiinten, während das Capitulum seinen Ort nicht verändert, und so bewegt sich die übrige Rippe nach aufwärts, auswärts und selbst etwas vorwärts: alles dies aber auf eine eigenthümliche, durch den Bau der Rippen bedingte Weise. Nämlich die Befestigung der Rippe durch das Ligamentum transversarium externum beschränkt die He- bung der Rippe und verwandelt sie in eine theilweise Drehung der Rippe um sein Tuberculum von vorn nach hinten, wodurch das vordere Ende der Rippe gehoben und ein wenig nach vorn bewegt wird. Auf diese ' Weise hebt sich jedoch der mittlere Theil der Rippe mehr, als das vor- dere Ende, weil die Rotation erst beginnt, wenn schon von hinten nach vorn die Rippe ein Stück gehoben ist, wobei das vordere Ende eher sich senkt,' als mit in die Hohe geht. — Die Levatores costarum hängen mit den hintersten Bündeln der Intercostales externi ziemlich eng zusammen, und müssen daher immer mit diesen zugleich fungiren. Die gemeinschaft- liche End Wirkung beider Muskelgruppen muss daher offenbar ein Heben des gesammten knöchernen Thorax mit Dilatation desselben nach den Seiten und nach vorn sein. Die Levatores costarum longi (Fig. 9.6) unterstützen die Breves, von denen sie vielleicht nur Varietäten oder Anhängsel sind; sie ziehen die 4 untersten Rippen in die Hohe. Nach Beau (a. a. O.) sind die Levatores costarum ebenso wenig als die Intercostales Inspirationsmuskeln, sondern *) Nene Bearbeitung der Hildebrand'schen Anatomie 2. Bd. Inspiratinnirnnftkeln. - 2§ dieiiEn, angeblich rafolge direkter Versuche an Huuden, lar spitlichen B«iregang der Wirbelsäule. Ob sie bei angeslreiigter InspirMion »uch aar ErweilertiDg de« Thorax bi-itrAgen, siellt B. in Zweifel. Ebenso scheioen die Mm. infracua tales (subcoatales) die Wirkung der Intercoetales iiit«rni, als deren hintere ForUetiuDg sie angesehen wer- ilen köuDen, za nnterstülzen. Beau liält sie für Expirationsmaskeln. Den M. stcmocostalis (triAngularis sterni) werden wir passender unter den ExspinUionsiDDskeln abhandeln. M. subclavins. Von der anlern Fläche der auHern lläine des Schlüs- selbeine entepriogend, verläuft er nach innen und etwas nach anWa in eine starke Sehne aus, die sich an der Vereinigungsstelle des ersten Kip- penknocbens mit dessen Knorpel ansetzt. Er nähert diese erste Kippe dem Schlüsselbein, hebt sie also, wobei sie auch ein wenig nach aussen gezogen werden muss. Letzlere Bewegung associirt sich jedoch nnhl mit der, welche dieser Kippe durch den gleichzeitig wirkendc-n S<.-alenus er- iheilt wird. ") Der M. serraius posticus superior ist der letzte Muskel, welcher direkt zur Inspiraüon bei- irägL Er hat im Allgemeinen denselben Verlauf, (reichen die Kippenbeber und die äussern Inter- kostalmuskeln haben, nur dass er von den Durn- fortsätzen der untersten Hals- und obersten Kücken- nirbel entspringt, und sich vor oder nach aussen von der Insertion der entsprechenden Levatores cos- tirum am obern Rand und der äussern Flache der *J. bis 0. Rippe anheftet. Er muss also, wie jene, diese Rippen heben, und gleichzeitig etwas nach aussen ziehen , wi-il er beim Sichverkürzen zugleich gerader zu werden sucht. Auf diese Weist- wird ■ach verhindert, dass die Kippen nach innen ge- ralhen. Daas er gerade auf die obersten Kippen ^"^ vj ,^ -' wirkt, bat seinen guten Grund, denn diese bedür- i . fi-n ihn-r festeren Konstruktion und ihrer kürze- ren, härteren Knorpel halber einer Nachhülfe am ^y,,. lo. Dieisten. Ausser diesen für das Einathmen wohl unter albn linständen erfor- derlichen Muskeln »ind noch mehrere vorhanden, welche nur unter gc- «issen Umständen »uf die Kippen dergestalt einwirken, dass diese sieh in einer dem Zweck der Inspiration forderlichen Kichlnng bewegen müs- sen. Gewöhnlich üben sie ihre Wirkung nur, wie schon die letzteren Mus- keln, auf einzelne oder einige Kippen aus, welche sie in einer hestiniin- ti-n Lage festhalten können, entweder um die Inspiration zu einer xitl- tiändigeren, lieferen zu machen, oder uro noch während der Expiralion diese Operation fortzusetzen, damit nur die übrigen Rippen gleichzeitig nachgeben und so die Kxspiralioii verzögert werde. Es sind demnach meh- rere der folgenden Mnskeln nicht nur Hulfsmuskeln für die Inspi- •) Besu (». «. O.) iirnnt den iliibclavius einen Ex.-.piratinnsniiisliKl , weil er din CltTicnla herabziehe. Weon er diu anch zuweilen thut, so M er degbalb immer noch kein Expiration imosk el , da die Clavicala kein Theil dea Thorax ist. tit I. Rf-ftpirnlionenrgan. ration, sonHtrn Auch Hnnmungsmiiskel n für dio Expiration, und erlangen al« Holche fiir unst'rii Zweck eine griissi- Bedeuliing. Zuerst ermähne ich , als gt-legftitliclien Umerstiit/ungsmuskel der Rippen- hehiT, den 9f>gt'nannt<-n M.cervicaliB descendeiis. ICr kommt in t'in;!olncn Sebui'n von den SpitEeti diT hinloni Wiirzctii der'Juorlortsätze der 3 niiltlen-n Hals- wirbel (Fig. 1 I, !—A), die sich in derüfRend deaUeber- gangeadesHalsesindenltrirkcn in einen lüngtichenMnH- kelbnuch vereinigon, aus wele.hem nun wieder Sehnt-ii sich bilden, welctie sich an den obern Hand der obfrti 3 bis 6 Kippen , deren Winkel gegenüber, anlieften und 30 ,-rar von dem er entsprigt, L. . festigt ist, mittelst seiner 'S 3 oder 4 am obern Rand und der VorderilÜehe der 'i. oder 3. bis ä. Rippe ( in der GegeTid der Ver- bindung des Knochens mit dem Knorpel) inserirl*'» Zacken diese Kippen nach \., ; aussen und oben, nnd er- — — weilert so den ol>evnTbeil , yj,,, |2. des Thorax. DerM.serratns magnus s. anlicus (Fig. (3) hat l_.. ,, dies*'lbe Wirkung, wenn derOberarm nebst dem Schnl- terblatl lixirl iai , in noch höherem Grade, da er auf die S oberen Kippen in gleicher Weise wirkt, an deren VtiHerfläche and un- terem Rande (1',, bia 2 Zoll vom Knorpel entfernt) er sich ansetBt. Kr trägt, da er so ziemlich auf die mittelsten Theile der Rippen wirkt, be- sonders zur Dilatatiün des Thorax nacli aussen /u bei. S. Fabricio>i ab Aqu»pendente cap. II. Ausserdem ist er ayneigiseli mit dem M. del- iDipiritHonflinnskpln. 27 Inidene^ ind^m er die Scapnla flxirl. und no dem Dehnidfoe «-infn fixen InsPrtionspunkt piebl. Vprgl. (ejki« in Hpr FragiT VicrIelJHhMrhr. Bd. ;'7. S. 30 ff. Endlich isl er Antngonist de» M. «hlr'jiiiiH altiJuiiiini« pxrrr- n[is. und kann sogar während r\net ^^ -chon begonnenen Expiration, wenn riip^elbe behufs eines phontschen Ak- Ifä gesteigert werden, wenn die ex- piralive Lnft nocbgehentls mehr kom- pritnirt werden soll , noch zn wirken Anfangen , die oiitern Rippen heben tmd fixiren, damit der M. oblique ili'Scendena an der untern Thorax- aperlnr feste AnSfintngsp unkte für "■ine Zngwirkung i-rhalte. S. w. u, l'fi den Exgpiralionsphänomenen. Aueh der M, pectoralis maior (über dem minor liegend) kann, we- nigstens seine untern Portionen unter plfichen Umständen die Rippen etwas hi'hfn ond zur Inspiration beitragen. DerM. latiesimus dnrsi gehört nrgen seiner i Heischigen Fascikel, die von der Spitze der 12. Rippe und vom ohem Rande der A höheren Rippen kommen, hierher. M^ nun dir Oberarm, an dessen Innenseite ^itb die Sehne dieses Maskeis an- heftet, fixirt sein oder nicht, immer ''''■ '■'■ ronesen diese 4 Fascikel auf den Mechanismus der Respiration einen Ein- Hasa ansahen. Denn, bildet der Oberarm den festen Punkt, ist er i. B. «ufgestätzt , so werden jene Muskelhündet die untern Rippen nach aussen lind oben ziehen und so den (jiierdurchmesser des Thorax untern Theils •■iwa um 1 ganzen Zoll vergrösscrn. Daher pflegen auch Asthroaliker und Schwindaüchlige, die alle Inspiralionshpwegiingi'n zusammennehmen müs- sen, beim Sitzen gern sich mit den Händen an den Stuhl- oder Betlrand zu halten und so den Rumpf zu fixiren; daher bringt man an den ^ir (iebirende bestimmten Betten Handhaben an, an welchen jene während dpr treibenden Wehen sich anziehen können , um gehörig pressen zu kön- nen. Ja aach Sänger auf dem Theater sehen wir oft, wenn sie vom Singen bereits müde noch Viel zu leisten halien, sich nn irgend einen fi-stiMi Gegenstand mit einem Ann aufstützen, uro die Bi^hülfe dieses Muskels l-rt der Inspiraäonsthäti^eit in Anspruch nehmen zu können. Ceherhatipt begreifen wir jet/l auch, warum Sänger auf dem Theater hinsichtlich des Effekte weit mehr leisten können, als winii sie im Con- cert:4aale ruhig dastehen; denn bei geeigneter Gestikulation ist eine weil 'ledpulenderc Dilatation des Thorax möglich, namentlich wo i'S sich nur nm gewisse Momente von Krafläusseruiigen, um sogenannte Effekte, han- ilelt, als wenn die Arme schlaff herabhängen. Der M. serratiis postifus inferior hat z^^ar im Allgemeinen einen ähnlichen Verlaaf, wie die Exspirationemuskelu, welche zu den Rippen SB I R«epiraHonsorgan. gehen, und er xiehl allerdings die untern Bippen nach hinten und unten, nach den Dornrortßätzen der heidtn uutt-rsten Kücken- und der 3 bis 4 obern Lendenwirbel hin ; allHn er macht eben dadurch , daas er die 4 un- tersten Kippen fixirt, die kräftige Zusam- ^' inensiehung des Zwerchfells müglich und wirkt Bo indirekt als Inapirationsmuskol. Noch werden von Beau ") der M. cu- cullaria und der M, levator anguli scapulae za den luspiralionsmuskeln ge- , rechnet, Erslerer, abgebildet z. B. \i\\ \ Atlas zu üki-n's Naturgescb. Anatom. Tf. .1 III. fig. ~2.a, sei jedoch nur in seiner obcrti , Portion bei angestrengtem Albmen ( Üys- i j)nö<') Inspirationsmuskel , inseiner unlern / Portion dagegen sei er bei angestrengt i-r Exspiration (Husten , Niesen u. s. w.) ihä- lig. Der (von den Querforlsätzen der obcni Halswirbel entspringende, am oberii Scchs- Iheil des innern ächnllerblattrands sich in- serireude) levator ang. scap. verhalte sich >''W- H- wie die obere Portion des Cucullaris. Wir haben keinen Oriind, an diesen Angaben zu zweifeln, da es deutlich ge- nug in die Augen iallt , wi<> das Sebullerblalt bei jeder kräftigen , ange- strengten Inspiration gehoben wird. Wir seben jetzt aber auch ein, lAaruni dies geschiebt, nämlich offenbar, um den Oberarm, an den sich mehrere der oben genannten Muskeln befestigen, zu heben und SO vom Thorax weiter zu entfernen, damit auf diese Art für die Verkürzung dieser MuS' kein und für die Hebung oder Auswärlsziehung der Rippen mittelst der- selben mehr Spielraum gewonnen werde. - - Nach Werner") sind diese beiden Muskeln keine Inspirationsmuskeln , da selbst beim liefen .\tbmen das Schulterblatt nicht lixirt werde. Diaphragma. Das Zwerchfell ist ein so komplicirtes Muskel-Selinen- gebilde, dass nicht einmal die Anatomie desselben bis jetzt gründlich ge- geben worden ist; es ist daher kein Wunder, warum über die Funktii<- nen dess<'lben noch so wenig liestitnmtcs erforscht ist, und warum die Ansichten der einzelnen Physiologen sich in diesem' Funkle sii vielfach entgegenlaufen. Die genaueste anatomische ßeschreihung dt:s Zwerchfelle hat bis jetzt, eo viel mir bekannt ist, Tbeile gegeben, auf welche ich hier durchaus verweisen niuss; indessen auch dieser gebricht es an Deutlich- keit und Vollständigkeit. Namentlich giebt Tbeile nicht an, wie hoch die Schenkel des Lendentheils an der Wirbelsäule nach oben steigen, \M sie sich von derselben entfernen und nach vnrn zu auslreiben; ferner, welchen oder welche Winkel die von den Kippen kommenden Fasern so- wohl zu den einzelnen Rippen als auch zu der Brustwand selbst bilden; unter welchen Winkeln die einzelnen Partien des Zwerchfells zum Hori- zonte stehen ( siereometrische Beschreibung der Krümmungs verbal Inisse dieses Organs); wie dasselbe mit den henacbbarlen .Musk •) ArehivM gineral«» 1S44, **) Medicin. Zeitang h, v. A, Vereliiu I'. Ueilk. in VreiibMii 1H5: InapirMiniisraiiskcIn. (0 liin^, namentlich was die Di rrkti (ins Verhältnisse anlangt u. s. w. GIpirh- ttuhl sind unsiTf derzeitigen anatumidchfii Kenntnisse vi>ni Zwerchfell sci- wcii gediehen, dasa wir' die Funktionen desselben weit genauer aniuge- beu im Stande sind, als hisher von den Physinlugen geschehen ist. V- Fi,, i:.. Plito glaubte, durch du Zwerchfell wordv diu Anima coneHpiscibilii von der biii- •iiuj« getrennt {BiitppoTT-ETii); Aristotelea iiieltdiei Organ fiir eine Scbuti wehr dvs Henens (ali tüleinlgen Sitzes dieicr t)«iden Seelen) vor den KinAilssen des Magens. Wir werden saf dWe Ansicht weiter anCen inrückkominen, Q»ten spricht »ioli r.lmr die Verrichtungen des ZTierchfdlls nirgends beatimmt aua, dB seine Haaptschrifl irbcr dir Initrumente der ßeapiration verloren gegangen iüt. Doch sagt er (de anu- i'/in. adoiinistr, cap. 5.) aiisilrückli(:h, dass durch du blosse Zwerchfell bei der lu- ipirslion die Präcordien gehoben (atiolli), bei der Exspiration komprimirC würden: IUI') in ähnlicher Weise. an mehrern andern, von Fabricius ab Aquapendenle i;iiirten Stellen. Der erste, welcher eine bestimmte, wissenschaftliche, d. h. auf Be- nbsfbliingen und Versuche gestützte Erklärung der Funktionen dieses Organs giebl, ist Veial. Das Zwerchfell, sagt er (Corp. hnm. läbr. Pag. S02), zieht den Schwert' Cortsalt des Brustbeins und die Enden der untern Rippen einnarts, nach seinem Caput oder CeDImm tendlneum in, und dabei auch etwas aufwirti. Dabei verengt es aber nur den uotem und vordern Thei) des Thorax, wahrend es den hintern, von den knäehernen Rippen begrenzten, erweitert, Indem es letztere auietnander zieht (diri- miij. So wird der untere Tbeil des Thorax breiter und weiter, obgleich von vom HO I. Respiratioiisorgan. iiaqb hinten eiiger. Dass das Zwerchfell beim £inathiuen herabzusteigen scheine, habe nur darin seinen Grund, dass dasselbe, wenn der Unterleib behufs einer Kx- kretion n. dgl. kontrahirt wird, mit herabgezogen wird. Zur Unterstützung; seinei Ansicht beruft er sich auf Versuche an Thiereu und am eignen Körper. '~ Kabri- cius ab Aquapendente *) hält das Zwerchfell für das einzige Organ , durch >%el- ches die gewöhnliche, ruhige Inspiration vollzogen wird. Durch die Kontraktion seiner Muskelfasern verliere es seine Krümmung vollständig, wodurch der Raum des Tho- rax vergrössert werde; dabei würden auch die falschen Rippen deutlich, das Brust- bein undeutlich oder nur wenig herabgezogen , was gleichfalls zur Vergrösser un|^ de« Thofaxraums beitrage. Bei der tiefen und gewaltsamen Respiration wird es von den übrigen inspiratorischen Muskeln unterstützt. — Halle r**), bis zu dessen Zeit nicht viel Neues für die Physiologie des Zwerchfells gethan worden zu sein scheint , ufi'- iiete, wie bereirs Galen und noch ältere Anatomen gethan, den Unterleib der dazu bestimmten Thiere, und sah dabei, wie sich das Zwerchfell während der Inspiraticui abplattete, runzelte und sogar sich gegen die Uuterleibshöhle wölbte; er 8ah[?] e» dabei hart werden und sich zusammenziehen. Im 3. Exp. heisst es: die Inspiration begann an der Brust, die Bewegung des Zwerchfells folgte nach und endigte mit einer völligen Inspiration, bei welcher das Diaphragma, das vorher konkav war. kon vex wurde. Bei der Exspiration faltete es sich (se plissoit), verlor seine Festigkeit und agirte nicht mehr. Dagegen heisst es im 5. £xp., wo dem Thiere die Brust auf einer Seite geöffnet worden war: Bei der Exspiration, und wenn das Thier zu schreien versuchte, wurde das Zwerchfell durch die Kontraktion der Brust gez« ungeu, gegen den Unterleib herabzusteigen, was er dadurch erklärt ***) , dass es dazu durch die Abdomiualmuskeln gezwungen wurde, die behufs des Schreiens sich zusammen- zogen und so die Rippen herabzogen, welcher Bewegung das Zwerchfell folgen musste. ebenso wie es bei einer Verletzung desselben geschah. Es ist freilich nicht erwähnt, üb die Bewegung des Zwerchfells der der Rippen genau entsprochen habe. — T h e i 1 e t ; »agt über die Wirkung des Zwerchfells Folgendes. „Indem alle Fleischfasern (de» selben) unmittelbar oder mittels der sehnigen Ursprüngsfksern den festen Punkt am untern Rande des Brustkorbs nehmen, wird das Centrum tendineum herabgezogen und hierdurch die Brusthöhle vergrössert, die Bauchhöhle verkleinert. Das Herab- ziehen des Zwerchfells kann aber bei der ungleichen Länge der Muskelfasern nicht an allen Stellen gleichmässig sta^ünden. Am stärksten werden die seitlichen Theile herabgezogen werden müssen, weniger stark der vor der Wirbelsäule gelegene Theil, am schwächsten der hinter dem Brustbein gelegene.'* - Andere, wie M. Weber und Cruveilhier, denken sich die Wirkung des Zwerchfells so, dass die als kleines und grosses Zwerchfell unterschiedenen Theile verschieden wirkten. Bei der Kon- traktion des Zwerchfells soll nämlich der Lendenthetl das Ceutnim tendineum am hin- tern Rande herabziehen und fixiien, so das« nun der Rippentheil den festen Funkt uu demselben nehmen und die Hippen nach Weber heben, nach Cruveilhier ein- wärts zieheu kann. Jedenfalls müssten hier beide Wirkungen gleichzeitig eintreten: übrigens hat schon, wie wir gesehen haben, Vesal dasselbe l^hauptet. Durch die letztere Bewegung, wendet Theile ein, ghige aber der Vortheil der senkrechten Brusterweiterung zum Theil verloren, auch komme eine Verengerung des Thorax im untern Theile bei der Inspiration nicht vor ; zudem würde diese angenommene Wir- kungsweise des Rippentheiis mit der der Mm. intercostales unverträglich sein, und doch wirken das Zwerchfell und die Zwischeurlppenmuskeln gleichzeitig beim" Einatli- men: daher hält Theile diese Ansicht für unrichtig. Nach Beau und Maissiatft) verdankt das Zwerchfell seine AVölbung den Unter- leibseingeweiden, welche es aufwärts drucken , und den Lungen, welche es anziehen, femer der innigen Verbindung mit dem Herzbeutel, der wie eine Sehne die Käsern des Centram tendinenm vereinigt und sich an den grossen Geissen und Aponeurosen des Halses verliert. Das Zwerchfell hat nach B. und M. zunächst den Zweck , durch sein Herabsteigen bei der Inspiration den Längendurchroesser des Brustraums zu ver- grössern. Das Herabsteigen ist hinten bedeutender , als vorn. Die zum Brustbein ge- •) De respiratione et ejus iiistrumcntis Cap. ft. 9. ••) Sur la formation du coeur etc., avec uu memoire sur plusieurs pheuumenes de la respiratiou. Tome H. Pag. 272 sqq. Lausanne 1758. *♦•) A. a. O S. 289. t) Muskellehre S. 216. f\) Prager Viertel] slirschrift h"ir prakt. Heilkunde I. Bd 4 Hft ^ Iruipirattunsmiiskeln. S] l»eiid«D Fasern hieben den Tordern Rand des vordem Blattes der sehnigen Ausbrei- tung nach vor» und abwärts. Die za den Kippen gehenden wirken auf ihre bfideit lasertionspunkte, das Centram tendineum und die Kippen, besonders letztere , m> •la^s jene (?) xugleich mit dem Centrum herabsteigen , und zwar die seitlichen Blätter «li^s^lben mehr als das vordere Blatt. Femer zieht das Zwerchfell die Kippen nach • inwärts und verengt die Basis des Brustkorbs; endlich hebt es die untern ÜipptMi und entienit sie nach aussen zu von einander, so dass der Durchmesser dor Basi» thoracii» verrussen wird, nnd zwar wenn das Centrum tendineum bereits berabge- >ci*^^'en ist , wo das Centrum selbst zum fixen Punkt wird , und die davon entspringen- , vermag dasselbe , auch wenn es sich noch so kräftig kontrahirt, doch für die Dilatation des Thorax nach unten nicht viel zu leisten und ermüdet bald. — Im dritten Falle ist der Druck der Bauch- kontenta gegen das Zwerchfell aufwärts vermehrt und der Thoraxranm klei- ner geworden , wie hü bedeutender Hypertrophie der Leber und Milz , bei Bauchwassersucht, Tympanitis, vorgerückter Schwangerschaft u. s. w. Hier wird natürlich ebenfails das Zwerchfell mehr als sonst in Anspruch genom- men, schon deshalb, weil es einen stärkern Druck Seiten des Unterleibes vom Thorax abzuhalten hat. Das Zwerchfell als unteres Schliessungsorgan der Brusthöhle steht ferner in einer gewissen Synergie oder Sympathie zu der Glottis oder dem obern Sehliessungsorgan des Thorax, und diese Association oder Koordination S8 ^' Kespirationsorgan. ihrer respektiven Thatigkeiten , welche sich schon a priori aus dem ao naheo Ursprünge des N. accesaorius W. (des Bewegungsnerven der die Glottis echliessenden Muskeln des Kehlkopfs) und des N. pfarenicus dedu- ciren lässt, tritt namentlich bei folgenden In- und Expirationsphanomenen hervor. Zuerst beini Weinen, besonders bei dem dabei stattfindenden Schluchzen und dem sogen. Bockstossen. Die Hauptsache dabei ist eine sonst auf gewohnliche Art vollzogene Einathmung, die aber in meh- rere Abschnitte getheilt ist, indem der eiiidringende Luftstrom einigemak durch die sich krampfhaft oder unwillkuhrlich schliessende oder stark ver- engende Glottis unterbrochen wird. Jede solche Schliessung giebt der in- spirirten Luft, die nach dem Gesetze der Trägheit noch weiter mochte, einen Stoss, der sich natürlich zumeist dem Zwerchfelle , als der entgegen- gesetzten und zugleich nachgiebigsten Seite der Brust, mittheilt: dieses muss sich daher diesem Stosse akkommodiren und in entsprechendem Maasse kontrahiren; es senkt sich daher und der Bauch treibt sich unter demsel- ben auf. Beim Bockstossen findet ganz dasselbe Statt, nur kommen die Stosse einzeln und nehmen jeder eine ganze, nicht mehr getheilte, Inspi- ration in Anspruch. Das Schluchzen oder der Schlucken (wie es bei uns genannt wird) ist ein ähnlicher Vorgang, aber von dem Respirationa- mechanismus unabhängig. £^ ist ein klonischer, d. h. momentaner, in kur- zen Intervallen sich wiederholender Krampf des Zwerchfells, welcher be- kanntlich sowohl im Zustande der Gesundheit (in Folge einer Ueberreizung des Magens durch Speisen und Getränke u. s. w.), als auch als Symptom von wirklicher Zwerchfellkrankheit vorzukommen pflegt Hier wird gleich- zeitig mit der Kontraktion des Zwerchfells die Glottis sympathisch verengt oder geschlossen und springt im nächsten Moment, wenn das Zwerchfell wieder zurücktritt,, mit dem bekannten Geräusche wieder auf, wobei natür- lich die Respirationsthätigkeit auf einen Augenblick unterbrochen werden muss. — Die exspiratorischen Phänomene, bei welchen das Zwerchfell mit thatig sein soll, sind: Gähnen, Seufzen, Lachen, Niessen und Husten. Die erstem beiden sind Verlängerungen, die andern Verstärkungen oder Be- schleunigungen des Ausathmens. Die Verlängerung des Ausathmens ge- schieht natürlich mittels Verengung der Glottis, ebenso wie beim Singen und andern phonischen Phänomenen. Dabei muss sich in gleichem Maasse das Zwerchfell anspannen , damit es durch den Druck, der von unten kommt, nicht zu rasch in die Hohe getrieben werde. Wir kommen auf diesen Me- chanismus noch einmal zurück. Das Zwerchfell wird ausserdem ebenso all- mälig durch Aktion andrer Kräfte aufwärts bewegt undrelaxirt Das Lachen ist, sowie in psychischer, ebenso auch in physischer Hinsicht dem Weinen, und zwar insofern gerade entgegengesetzt,^ als es nicht während der Inspi- ration, sondern während der Exspiration stattfindet. Seinem Mechanismus nach ist es aber dem Weinen einigermaassen ähnlich , indem es auch aus ein- zelnen schnell aufeinanderfolgenden Exspirationssektionen , also mit Hülfe des Glottisschlusses , gebildet wird. Dieser Glottisschluss ist aber in keinem Momente des Lachstosses vollkommen , sondern es wird die Stimmritze dabei nur soweit verengt, dass darin beim gewaltsamen Durchstreichen der Luft ein Ton, der durch die geeignete Stellung der Organe des Ansatzrohrs zum Vokale (a, ä, e u. s. w.) sich gestaltet, möglich wird. Der exspiratorische Stoss wird durch rasche Kompression des Thorax von der Seite her (mittels der Mm. obliqui interni, des Rectus etc.) bewirkt, wodurch, bei gleichzeitiger Inspirationampskela. 80 phonischer Yerengnng der Glottis, die Thorazloft komprimirt und gegen du Zwerchfell gedrängt wird , welches bei jedem Lachstosse ein Stuck her- absteigt and die BaQchoi^;ane nach nnten und aussen treibt, worauf isich die Glottis wieder erweitert, und die Bauchmuskeln in umgekehrter Richtung nach innen und oben wirkend das Zwerchfell wieder in die Hohe schnellen. Das Zwerchfell verhalt sich also den Konspiration smuskeln gegenüber pas- siv, d. h. es lasat sich durch die abwärts drückende Luft ebenfalls abwärts sehneilen, passt ^ich aber natürlich sofort wieder den im nächsten Moment eintretenden statischen Verhältnissen an. Einen selbständigen Impuls giebt es nicht, obwohl es möglich ist, dass'es bei der Verengung der Basis des Thorax etwas mitwirkt, wobei sein Centram tiefer zu stehen kommt Beim Hasten und Ni essen findet so ziemlich derselbe Druck mechanismns statt, nur ist der Endpunkt, gegen den die Druckkraft gerichtet ist, verschieden. Wie das Lachen dem Weinen , so ist der Husten dem Bockstossen so ziem- lich entgegengesetzt, nur mit dem Unterschiede, dass auf eine Exspiration 2 his 3 Hnstenstosse kommen können. Es lassen sich im Allgemeinen zwei Arten des Hnstens unterscheiden. Die eine Art , die wir Rausperhusten nen- nen wollen, beginnt nach einer tiefen Inspiration bei offener Glottis, die sich zu Ende des Hustenstosses schliesst, wobei das Zwerchfell und der Unterleib einen fühl- und sichtbaren Rückstoss erleidet; bei der andern Art, beim Brusthusten , wird die Glottis im ersten Momente völlig geschlossen nnd 80 die Thoraxluft bis zu einem gewissen Grade komprimirt, im 2. Mo- mente öffnet sie sich rasch , and die komprimirte Luft wird durch die schnelle Relaiation der Inspirationsmuskeln hervorgestossen. Beim Niesse n bleibt die Glottis offen , und die Exspiration wird stets völlig zu diesem Akte ver- wandt. IHe Luft findet ihren Ausgang durch die Choanae narium und Nasen- kanüe. Vor jedem Niessanfall wird tief, zuweilen in einigen Absätzen, in- spirirt, am mit einer desto grossem Luftmasse operiren zu können, was schon deshalb nothig ist, weil die Luft hier wegen des Offenhleibens der Glottis nicht so stark komprimirt werden kann, wie beim Husten, wo jene erst gewaltsam geöffnet werden muss. Der kontraktive M<'chauismus verhält sich jedoch , wie beim Lachen und Husten. Was die willkührlichen phonischen, in den Exspirationsakt eingeleg- ten Vorgänge anlangt, so werden wir zwar erst später im Zusammenhange nher die Mechanismen derselben sprechen können , wollen aber doch einst- weilen Dasjenige daraus anticipiren, was sich auf das Zwerchfell bezieht. Jeder phonische Vorgang, der exspirando vollzogen wird, besteht im We- sentlichen in einer Exspirationshemmung , vermittelt durch Verengerung der Glottis und entsprechende Kompression der thoracischen Luftsäule. Diese Kompression wird durch die Abdominalmnskeln vollzogen. Wenn es sich dahei um weiter nichts bandelte, als um irgend eine Compression k tout prix, so würde dabei das ZwerchfelKein höchst überflüssiges Organ sein. Allein wir haben bereits erwähnt, dass das Zwerchfell die wichtige Funk- tion hat , die gegenseitige Spannung der thoracischen und abdominalen Luft zweckmässig aufrecht zu halten. W^r dies schon für die gewöhnliche Respi- ration erforderlich ^ so ist es dies für die phonischen Vorgänge noch in weit höherem Grade. Hier kommt es darauf an, den Druck der thoracischen Luft innerhalb einer und derselben Respiration auf verschiedene genau berech- nete Weise und in verschiedener Abwechselung nach Belieben zu modifici- f^n. Dies wäre schlechterdings unmöglich, wenn die von den Bauchmus- 40 !• Respirationsorgan. kein bewegten Unterleibseingeweide unmittelbar auf die Lungen druckten: es wird aber sofort möglich , sobald ein den Bauchmuskeln gegen wirkendes, zwischen diese und die Lungen gestelltes Organ in Thatigkeit tritt« Das Zwerchfell vermag durch verschiedene Grade der Kontraktion seiner Mus- kelfasern in Synergie und Harmonie mit den Fasern der Schliessmuskeln der Glottis die Brusthohle so abzugrenzen, dass die in. ihr enthaltene Luft nicht mit einemmale oder sonst auf ungeordnete Weise durch die rohe Aktion der Abdominalmuskeln und respektive der sich expandirenden und über- haupt stets in statischen Veränderungen begriffenen Unterleibsorgane aas- getrieben werden kann, sondern in der vom Individuum beabsichtigten Zeit, Stärke und Tonhohe entweichen muss. Es lässt sich in dieser Hinsicht das Zwerchfell als ein Regulator oder Antagonist der Bauchmuskeln bezeichnen. Je komprimirter die Luft durch die Glottis entweichen, je stärker der Ton ausfallen soll, desto starker muss auch das Zwerchfell dem ko;itraktiven Drucke der Bauchmuskeln, der aber natürlich die Oberhand behalten muss, sich widersetzen , damit derselbe um so nachhaltiger wirken kann. Die Le- benserscheinungen des Zwerchfells bei der phonischen Exspiration bestehen also in einem mehr oder weniger hartnäckigen Verharren auf dem zu Ende der Inspiration eingenommenen Standpunkte und Verkurzupgsgrade seiner Muskelfasern, wodurch es die von unten her drängenden Eingeweide in ihrer Bewegung hemmt, und durch dieses Hinderniss den von ihnen zu lei- stenden Druck theils verlängert , theils verstärkt Wenn bei diesen Vorgängen das Zwerchfell , trotz seiner Kontraktion, doch endlich zur Kompression der Lungenhift dienen musste, so wirkt es, sobald die Glottis nach einer Inspiration vollständig geschlossen wird, als aktives Organ durch seine Kontraktion zur ausschliesslichen Konstriktion und Koangnstation der Bauchhöhle. Vermöge der ihm angewiesenen Lage kann das Zwerchfell durch seine Kontraktion und dabei stattfindende Straff- ziehung sich nur senken .und daher direkt nur auf die ßaucheingeweide einen Druck ausüben , während jeder Druck von unten nach oben auf die Brusteingeweide durch die eigentlichen Muskeln der Vorder- und Seiten- wände des Bauchs bewirkt wird. Soli der Druck dagegen nach unten gehen, soll überhaupt die ganze Bauchhöhle in allen ihren Dimensionen verkleinert werden , so muss das Zwerchfell mit den übrigen Bauchmuskeln zusammen wirken. Dazu ist aber nöthig, dass der Rahmen des Zwerchfells durch die anhaltende Wirkung der denselben fixirenden Muskeln bei geschlossener Glottis, also bei angehaltenem Atfaem fest gehalten werde, ohne jedoch da- durch auch für die Thoraxwände die exspiratorische Bewegung ganz aufzu- halten. Es verkleinert sich also bei diesem Vorgang nicht nur die Bauch- höhle, sondern auch die Brusthöhle, nur dass dabei die in derselben ent- haltene Luft nicht entweichen darf, sondern zurückgehalten wird, damit sie durch ihr Stieben nach Expansion mit nach unten wirken , also mit auf die Bauchhöfale drücken hilft. Der Endeffekt ist also nach den Mündungen der Exkretionskanäle des Unterleibs gerichtet. Bei allen aus der Bauchhöhle vor sich gehen sollenden Ausleerungen, beim Stuhlgang, Uriniren, Saa- menerguss. Gebären findet diese Kompression des Unterleibs statt. Beim Brechen geht die Richtung des Drucks sowohl nach unten, als auch nach oben und hinten : der Druck wird auf den Magen , als das zu entleerende Organ, koncentrirt, während durch gleichzeitige Kontraktion der Längen- fasern der Cardia und Speiseröhre der Ausgang nach oben offen gefaxten lospirationsmiiskeln. 41 wird. Darch die Kontraktion des Zwerchfells wird von hinten und oben, durch die der nbrigen fianchmuskeln von vorn und mittelbar seihet von un- ten auf die Magenwande gedruckt Das Zwerchfell scheint fast immer in sei- oer ganzen Ausdehnung sich zusammenzuziehen , selbst beim Brechen , wo doch eine einseitige Wirkung hinreichen würde; denn dass die Leber bei diesem Vorgange ebenso einem Drucke ausgesetzt ist, als der Magen, geht schon daraus hervor, dass bei jedem nur einigermaassen anhaltenden Er- brechen Galle entleert wird. Haben wir nun gesehen, wie das Zwerchfell als bewegendes Organ beim inspiriren sowohl als auch beim Exspiriren eine mehr untergeordnete , als Constrictor abdominis dagegen eine selbstständige , wesentliche Rolle spielt, so wollen wir noch in Kürze seine Bedeutung für die statischen Ver- hältnisse des menschlichen Körpers betrachten. Das Zwerchfell dient als Scheidewand zwischen den Brust- und Baucheingeweiden. Diese Schei- dung ist bei den Säugethieren und dem Menschen nothig, um der übermässi- gen Ausdehnung der Lungen einerseits, die bei leerem Unterleibe, und der abnormen Ausdehnung der Bauch organe andrerseits, die bei vollem Unter- leibe unausbleiblich erfolgen ond das Athmungsgeschäft in hohem Grade be- einträchtigen würde, eine Schranke zu setzen. Bei den Vögeln, wo das Zwerchfell fehlt, verhält es sich anders: hier war eine recht weit gehende Ausdehnung und Füllung der Lungen und ihrer sich über den Thorax hin- aus erstreckenden Anhängsel gerade wnnschens werth , um das specifische Gewicht ihres Körpers zu vermindern; und dass die Bauchorgane nicht zu hoch sich erheben und die Lungen verdrängen könnten, dafür hat der Schöpfer, wie schon früher (S. 7.) bemerkt wurde, auch hier gesorgt. Ferner dient das Zwerchfell, uro den serösen, die Brust- und Bauchorgane umhül- lenden und in ihrer gegenseitigen Lage erhaltenden Membranen und Säcken als Auheftungspunkt zu dienen. Bei dem eigenthümlichen Knochenbau der Säogethiere und des Menschen wurden die Bauchorgane zu einem Knäuel ZQsammenfiülen , die Wölbung des Thorax verloren gehen und manche an- dere Missverhältnisse eintreten, wenn nicht jene Organe in einer bestimm- ten Lage und Ordnung aufgehangen wären. Das Zwerchfell trägt einen grossen Tbeil dieser Last. Herabgezogen wird es durch dieselbe aus dem- selben Grunde nicht, aus welchem die Guerike'schen Halbkugeln oder der Schenkelkopf und die Pfanne zusammenhängen. Dabei hält es auch den Druck der Brustorgane auf die Bauchorgane ab. Endlich ist das Zwerchfell geschaffen worden , um die aus vielen Gründen nothwendige Isolirung der Langen und des Herzens von der Leber, dem Magen u. s. w. auf eine ge- eignete Weise zu bewirken. Diese Isolirung bezieht sich namentlich, wie schon Plato (s. oben) geahndet hat, auf die Verschiedenheit der specifi- schen Wärme und Elekiricität der Brust- und Bauchorgane. Soviel über die Organe der Inspiration. Der Vollständigkeit wegen sollte ich hier noch von den Muskeln sprechen , • welche die Glottis behufs der Inspiration erweitern. Da wir jedoch den Kehlkopf für sich genauer be- trachten müssen , verspare ich das hierher Gehörige auf die nächste Abthei- lang, indem ich nur erwähne, dass der M. crico-arytaenoideus posticus das Oesi^ift der Erweiterung und des Offenhaltens der Glottis zu besorgen hat. Nicht unerwähnt wollen wir hierbei lassen, dass auch die Muskelfasern der Loftröhre sammt den elastischen Gebilden derselben während der Inspira- tion ausgedehnt werden, um sich bei der Exspiration wieder zu verkürzen. 42 Exipiratianginwilrdl«. Vor allen Dingen muss ich hier vor einem Missverstaodniss warnen , das sich leicht an den Namen „Exspirationsmuskel'' knüpfen durfte. Exspira- tionsmuskeln sind nämlich nicht Organe, welche die Exspiration bei^ir- keu, sondern welche nnr wahrend der Exspiration wirken. Der Exspi- rationsakt selbst ist an sich etwas rein Mechanisches, ohne alle aktive Bei- hSlfe, ohne alle Nervenaktion Vorgehendes, was noch Stattfindet, wenn mit der letzten Inspiration das letzte Lebenszeichen gegeben worden isL Sobald die Inspirationstbatigkeit aufbort, fallt der Thorax ganz ebenso, wie ein todter Blasebalg, sobald der Luftzug desselben aufgebort hat, zusam- men. Dass dabei sich mehrere Muskeln , die während der Inspirationalhä- tigkeit sich durch den Druck, den sie von den koniprimirten Eingeweiden erlitten , ausgedehnt hatten , wieder bis auf ihren Indifferenzzustand kontra- hiren müssen, ist eine zufallige Noth wendigkeit, zu der jedoch keine spe- cieile Nervenaktion erforderlich ist, wie Versuche am Kadaver hinlänglich beweisen. Allein dieser an sich rein passive und den Lebensvorgängen nicht beizuzählende Exspirationsakt kann zu verschiedenen, wirklich vitalen Zwecken, verwendet werden und hierzu verschiedene Modifikationen er- leiden, die jedoch alle darin übereinkommen, dass die inspirirte Luft am raschen, freiwilligen Ausstromen gehindert^ komprimirt und in dieser Ver- änderung als Druck - , Stos6 - , Stopfwerkzeug , namentlich als Scballbilder verwendet wird. Die Organe, welche Alles dies leisten, sind Verhältnis smässig wenige. Ausser dem schon erwähnten Zwerchfelle geboren hierher die Banchmns- keln und einige an der hintern und seitlichen Thoraxwand sich inserirende Muskeln; also der M. rectus abdominis (Fig. 17./)), welcher das Brust- bein herabzieht und die Bauchhohle in senkrechter Richtung verengt; die Mm. obliqui abdominis (^4 B)^ welche in schiefen Richtungen die untern Kippen und somit den ganzen Brustkasten nach innen und unten ziehen, also die Dilatation des Thorax aufheben können; der M. transversus abdominis (C), welcher die Bauchhöhle in der Richtutig der Horizontalebene verkleinert, und der M. quadratuslumborum (Fig. 20.)» welcher die letzte Rippe abwärts zieht. Hinsichtlich der anatomischen Verhältnisse dieser Mus- keln muss ich auf die beistehenden Figuren, so wie auf Th eile's Beschrei- bung, die so ziemlich genau ist, verweisen, und welcher ich nur Folgendes hinzuzufügen habe. Die beiden Musculi obliqui abdominis (Fig. 17. A B^ mSssen sowohl iu anatomischer als in physiologischer Hinsicht jeder in eine vordere oder innere und in eine hintere oder äussere Abtheilnng getheilt werden. Die hintere Abtheilung sowohl des äussern als des innern schiefen Bauchmnskels hat ihre Insertionspunkte am untern Rande der 3 letzten Rippen einerseits und am Hüftbeinkanime andrerseits; beide Muskeln haben hier so ziemlich parallelen Faserverlauf, decken also einander und haben demnach auch einerlei Wirkung, nämlich, was die Respirationsfunktion anlangt, Herab- und Einwärtsziehung der untersten Rippen , wenn sie vorher behufs der In- spiration gehoben und nach aussen gezogen waren , was hier ausser den ent- sprechenden Bündeln der äussern Interkostalmuskeln durch den Rippentbeil des M, latissioms dorsi, der als Antagonist dieser Portionen der schiefen Bauch- muskeln zu betrachten ist, bewirkt wird. Soweit hat sowohl Fabricins 44 I* Respirationsorgan. ab Aqaaj(5eudente, als anch T heile Recht, wenn ersterer (I.e. Gap. LI) den M. oblique descendens {Ä) als Exspirationsmuskel betrachtet, and Lietz- terer sagt, die Wirkung beider schiefen Bauchmuskeln stimme mit einander üb^rein. Die vorderen Abtheilungen beider Muskeln weichen dagegen in allen diesen Beziehungen von einander ab, und zwar um so mehr, je %veiter ihre Fasern nach innen zu liegen. Gemeinschaftlich haben sie nur das, da^s ihre Insertionsp unkte im Allgemeinen dieselben sind, nämlich die Lrinea alba. Als Ursprung müssen aber für die vordere Abtheilung des äussern schiefen Bauchmnskels die mittlem Rippen , an deren vordem Flachen (nicht untern Randern) sie befestigt sind , und für den innern schiefen Bauchmus- kel das vordere Drittel des Darm beinkam mes und der Schenkelbogen be- trachtet werden, von welchen Stellen aus die Fasern dieser Muskeln in n^ehr oder weniger schiefer Richtung, der erstere nach unten und innen, der andere nach oben und innen (divergirend) verlaufen, bis sie, der eine vor, der andere hinter dem M. rectus abdominis in oder in der Gegend der Linea alba sich endigen. Wahrend die Fasern der hintern Abtheilung beider Muskeln parallel mit einander verlaufen, kreuzen sich die der vordem Ab- theilung, und erzielen bei ihrer }Contraktion durchaus von einander abwei- chende Wirkungen, wie weiter unten genauer erläutert werden wird. Hinsichtlich der Wirkungsart dieser Muskeln habe ich Folgendes zu be- merken. Die Bauchmuskeln wirken zwar in der Regel zusammen, aber nicht auf einmal in ihrem ganzen Umfange. Wir können in dieser Hinsicht die ganze muskulöse Bauch wand in drei Abtheilungen bringen, eine obere, eine mittlere und eine untere. Die obere ist das sogenannte Epigastrium ; dessen Gestalt ist dreieckig: die Spitze dieses Dreiecks wird vom Processus ensiformis des Brustbeins gebildet und zum Theil ausgefüllt , die Seitenschen- kel von den vordem Rippenrändern , und ihre Basis oder untere Grenz- linie wollen wir von der zehnten Rippe der einen Seite querüber zu dersel- ben Rippe der andern Seite uns gezogen denken. Beim Krümmen des Rumpfes, z. B. beim Sitzen und Liegen, bildet sich in dieser Linie eine Falte, welche uns hier als ziemlich sichere und konstante Grenze dienen soll, und welche beim Manne etwa 2 7^ Zoll über dem Nabel liegt, und hauptsächlich vom untern Rand der Leber hervorgerufen zu werden scheint. Einen halben Zoll über dieser Falte 1)ildet sich in der Mitte noch eine kleinere, seichtere Falte, und zwischen dieser und der sogenannten Herzgrube oder der Vertiefung zwischen Körper und Schwertfortsatz des Brustbeins entsteht bei der Kon- traktion der Unterleibs Wandungen eine quere Vertiefung. Beim Ausathmen bildet sich. ferner oft von der Herzgrube aus bis zur Mitte der untern Grenz- linie eine rinnenformige Vertiefung, die wir die epigastrische Längen- furche nennen wollen. Die mittlere oder die gefaltete Abtheilung der Unterleibs wand ist eigent- lich nur ein lanzettförmiger Streif, dessen obere Grenze in jene von den untersten Rippenknorpeln der einen Seite zur andern sich erstreckende Falte fällt, während die untere Grenzlinie derselben beiderseits ebenfalls an den untersten Rippen beginnend in der Mitte durch den Nabel geht. Sie begreift demnach die 3 oder 4 Falten, die beim Krümmen des Unterleibs 'entstehen, und bildet die Grenze zwischen der obern und untern Abtheilung. Wie es scheint, bildet die zweite und dritte Inscriptio tendinea dos M. rectus ab- dominis in der Mitte die obere und untere Grcnzstelle dieser Abtheilung. Die untere Abtheilung gehört dem eigentlichen Unterleibe an, und er- Exspirationsmitskeln. 45 streckt sich vom Nabel uud den untersten Rippen bis zur Scbamfuge and der Grista Hei. Auf ihr bilden sich in der Regel keine Falten. Ausserdem kann man auch zu gewissen Betrachtungen die Unterleibswand ia fünf longiiudinale Abtheilungen bringen, in eine mittlere oder in die y orderwand , die vom Sternnm oder der Regio epigastrica an bis zu den Horizontalasten der Schambeine sich erstreckt, in die beiden Seiten- winde, welche oben bis zum untern Rand der 10. Rippe, unten bis etwas über die Spina ilei ant. sup. hinaus gehen, und in die hintern Abtheilan* gen, welche zwischen den letzten Rippen und dem Huftbeinkamme liegen. Keine dieser Abtheilnngen kann sich ganz isolirt von den andern kontra- hiren, jede derselben aber vorzugsweise oder starker als die andern. So kann die obere Abtheilung, abgesehen von der Koangustation der Brntt- hoble, nie ohne die mittlere (M. transversus abdominis) kontrahirt werden. Beim Husten zieht sich verhältnissmassig mehr die untere Abtheilung zusam- men, als die mittlere und untere; bei Ausleerungen nach unten alle drei ziem- lich gleichförmig, am meisten wohl die untere; beim Brechen mehr die obere. Bei anhaltenden, gedehnten exspiratonschen Leistungen wird oft die Vor- derwand straff gezogen , die Seitenwinde abgeflacht oder eingezogen. Bei raschen Exspirationsstossen ohne Olottisvefengerung wird die Linea alba oberen Theils (als epigastrische Furche), sowie eine kleine Stelle an beiden Hypochondrien einwärts gezogen , offenWr aber durch blosse Adspi- ration in Folge eines raschen Empürtreten des Zwerchfells. Bei starkern Stössen zieht sich aber der obere und mittlere Theil der Bauchwand sichtlich zusammen, wogegen sich das Hypogastrium etwas vortreibt Wird eine schon begonnene Exspiration plötzlich verstärkt , so zieht sich die obere and mittlere Abtheilung kräftig zusammen, mit einiger Abflachung des Hy- pogastriums. Diese und viele andere Modifikationen der Kontraktion der Bauehwandun- gen werden dadurch möglich, dass die ziehenden Kräfte, welche in densel- ben wirksam sind, in folgenden Richtungen zu einander stehen: abed stellt die Endpunkte der Bauchwandung vor , a b entspricht demM. rectus abdominis, c d, egu, hfdem transversus, eo u. go der vordem Abtheilung des oblique des- cendens, und hou.fo der vordem Abtheilung des oblique adscendens beiderseits. Demnach kreuzen sich Rectus abdominis mit dem Trans- versus und Oblique descendens mit dem Oblique adscendens. Die ge- meinschaftliche Wirkung aller die- ser Kräfte , wenn sie gleichmässig wirken, muss Abplattung des zu- vor gewölbten Unterleibs sein, wenn wir die Peripherie desselben als fixirt annehmen. Die Kräfte e o und go für sich, oder wenn sie vor- sugiBweise wirken, müssen den Inhalt des Unterleibs mehr nach oben, die Kräfte A 0 und /"o dagegen denselben mehr nach unten drücken; demnach Fig. 18.. 4C I. Respirmtionsorgao. wird der M. Abliqoe dewendene besonders beim Singen, Brechen «; »: T^'^^'" M. oblique «dscendens beim Stuhlgang und ähnlichen Vorgangen thatig sein- Am wenigsten kann verhaltnissmasöig der Reo tus abdominis "^l^^^T^": er schrnJist; am meisten der über die ganze ^^'^^^^^^^'^^^V'f^^^ TransTersus, Ihre Wirkung ist auch bei weitem einfacher , als as ist jedoch nicht richtig: eine aktive Kontraction der einzelnen Partieen dieses Muskels mu;ss stattfinden, sobald dieselben verkürzt werden. Der Mecbaois- mos, nach dem derTransversus wirkt, ist sehr einfach. Durch Verkurinng sein^ FIsern werden die Seitenwände des Unterleibs abgeplattet und die Mit- telwand der Wirbelsäule genähert Seine Fasern können alle ^ichzeitig sich zusammenziehett, oder es kann nur eine Abtheilung derselben vorzugsweise in Thätigkeit sein. InuwMr wirken dann aber beide Seiten gleichzeitig, so dass stets eine ganze Zone des Unterleibs, nicht nur eine Hälite derselben, kon- tnhirt wird. Die obem von den Rippen entspringenden Fasern können na- türtich nur dann kräftig sich kontrabiren« w€nn die Rippen fixift ^md:^ sie sind daher Antagonisten des Serralus posticos inferior und der übrigen Fixatoren. Der Oblique descendens bildet gleichsam, sowohl anatomisch als phy- sioiogiR^h, die Fortsetzung der Mm. iatercostales extemL der dahinter liegend*^ Adscendens die Fortsetzung der lutereostales interni^ mit denen er sogar zum Theil uamittelbar 2 usaui tuen hängt. Die Fvem beider Muskeln kreuzen sich also zieniJtich ebenso . wie die der Intercostäles extemi «nit denen der interni. Bei Thiereo, wo die Rippen über den ganzen Rumpf w^gehen, wo die letzte Rippe fiist bis zum Schambein reicht", treten die untersten Inter- co^tales gerade-zu an die Stelle der Obliqui abdomini». Demgemiss ist die Wirkling der beiden Obliqui abdocuinis aufzut*as5>en. T heile macht keinen Unterschied in der Funkiioa der^^elben, was aber offenbar unrichtig ist und den ein1»chscen phY^ikalen GeseUen widerspricht. Betrachtet man xnnichst di# beiden Mm. obüqur externi ^desceudeotes^ in ihrem Zosammenhange . so ftndel man, dass ihre Faser u iu der Micteiliaie :^ich unter einem Winkel ver- einigen. weiu^cstens auf diese Art vereioigt gedacht werden miasen, wenn 1^ die KndwirkuDg dieses Muskelpaars beg^üen wilL Diese kl nim offen- bar, wenn wir die Rippen, wo diese Muskeln entspringen, als fixirt anneb- ^°*.^!^*"^'^* *^ ^"^ ^''^^ ^^^"^ Aufwärtsschiebe« der iBSOiionsstel- wT^^^T^ ''** ""'?• ^ •^ Stricke, hängwide Last (Flg. 19.) «iioben Wtt4. wenn man die &rkke verkürzt Am Uuterleibe g^ hl die«. JSben« £x8piration»mu8keln. 47 znfoJge der besondern Anordnang dieser Muskeln mehr nach ein - als nach aufwärts, und gestaltet sich als ein Abplatten der Konvexität des Bauches, besonders des Hypogastriums, an welchem sich die längsten Fasern des Obliqu. extern us ansetzen. Auf diese Art müssen durch die Kontraktion der beiden Mm. obliqui externi die Gedärme, beson- ders die zu Unterst liegenden, nach ein- und auf- wärts, also gegen das Zwerchfell gedrängt werden. Anf diese Art ist es auch möglich, dass bei fixirten Rippen doch expirirt werden kann , zwar langsam, aber mit Nachdruck; denn die Luft der Lungen wird hierbei durch die ganze Masse der Unterleibs- Hogeweide komprimirt Bei seichtem Athmen mit grosser Thoraxhebung und unthätigem Zwerchfell (s. oben) tritt der sonderbare Fall ein, dass der M. „ -a oblique descendens zum Inspirationsmuskel wird ; ^' denn er muss hier den in der ünterleibshöhle durch die Erweiterung der Ba- sis des Thorax einzutreten drohenden leeren Raum durch seine Kontraktion verhüten. Sind dagegen die fiippen mobil , nachdem die Inspiration vollendet ist, so werden sie von den Muskelfasern dieses Muskels in der Richtung von oben und aussen nach unten und innen gezogen: die sehnige Partie des Muskels wird zum Ursprung, die fleischige Befestigung an den Rippen zum Ausaiz, und so wird die Exspirationslage des Thorax wieder hergestellt. Anders verhält es sich mit der Wirkung des M. obliquus internus. Diese be- steht, wenn sie auf beiden Seiten gleichmässig stattfindet , darin, dass die Contenta des Unterleibs mehr nach unten gedrückt werden. Denn die Fasern dieses Muskels laufen in einer der Fasern des Obliquus externus so siem- lieh entgegengesetzten Richtung. Er plattet die Wölbung des obern Theils des Unterleibes ab , wahrend er die des untern , wenn auch nicht vermehrt, doeh mehr koncentrirt, und so bei den Exkretionsakten , dem Stuhlgang, dem Gebären u. s. w. vorzugsweise seine Thätigkeit entfaltet, welche mit der des Zwerchfells Hand in Hand geht Bei den Exspirationsphanomenen ^ er verhaltnissmässig weniger wirksam. Wirken dagegen beide Obliqui beider Seiten, also alle vier, gleichmassig und gleichzeitig, so verhalt sich diese Wirkung wie die eines Netzes mit schief laufenden Maschen , die in der Mitte in einen Strang zusammenstossen, und dessen Fäden gleichzeitig gleichmässig angezogen werden. Die Gesammtwirkung muss also auf fast allen Stellen des Unterleibs, vorzugsweise auf den Seiten, in einer Verenge- rung der Bauchhöhle von vorn nach hinten bestehen, als Resultat von 4 Be- wegQogsricbtungen. Nur in dieser Hinsicht hat Theile recht, wenn er sagt, dass die Wirkung des Obliquus externus mit der des Internus übereinstimme. Da übrigens der Obliquus externus seiner Wirkungsrichtung zufolge vor- zugsweise zum Druck nach oben, der Internus vorzugsweise zum nieder- ^rtsgehenden Drucke dient, so wird die Wirkung des Erstem durch die untere, die (fes Letztern durch die obere Hälfte des M. trans versus abdomi- ni8 wesentlich unterstützt werden müssen 4. sowie denn auch der M. rectus abdominis dazu bestimmt ist, die Wölbung der sehnigen Partieen der ge- nannten Muskeln, namentlich die longitudinale, aufzuheben und so die divei^iirenden Fasern jener Muskeln einander mehr zu niUiern. Bei der gewöhnlichen, ruhigen Exspiration, wo das Sternum und die 48 I R^spirfttionsorgan. Rippen «poDtan in ihre Indifferenzli^ carÖckkehren , mfisaeii natörliefa &Dch die während der Inspiration ausgedehnten AbdominalmnskelD vermöge ihrer RetraktUität wieder in ihren vorigen myotonischen Zoetand znrüclEkehreD, ohne dass wir aagen dürfen, das Sternuui werde durch den U. rectns abdo- minis und die Rippen durch die kouibinirte Aktion - der Mm. obliqui und des oberen Theils des Trans- " versus' ab domin is herab und einwärta geEOgeo. Ausser diesen Bauchmuskeln wird die Ezapira' ' tion, als animaler Lebensakt, noch durch folgende Muskeln unterstützt: M. quadratua lumborum (Fig. 'iO.) EHeser Muskel vermag mit seiner ganzen innem Ponion und einigen Fasern der äussern Portion die fetzte, zuweilen auch die vorletzte Rippe berabznzieben und so die exspirativen Aktinnen etwas zu nnler- stützen. Mach Theile unterstützt er aber aod) die Inspiration, wenn sie tief ist, indem seine Thätigkeit sieb mit der der hiatern untern Säge- muskeln (Serrati), welche die vier untersten Rip- pen nach hinten und unten ziehen, verbindet, so das« dadurch diese untern Rippen fixirt und so die wirksame Kontraktion des Zwerchfells begüosligt wird: ein Vorgang übrigens, der auch bei exapi- Fijr. 20. rativen Leistungen seine Verwendung findet. M. triangularis sterni (Fig. 21.), von der innere Fläche des 5. bis ä.Rippen- knorpels bis sum Rand der nntem HälAe des Brustbeins gehend , nach unten sich verschmälernd, verkürzt den Zvrischen- ranm zwischen den vordem Enden der w^- ren Rippen und demBrustbeinrande, indem er die Rippenknorpel ab - nnd einwärts drängt. Er ist d«her Antagonist der Zwi- schenrippe nmnskejn und setzt die Wirkung des Transversns abdominis nach oben fort. M. InngissimuB dorsi gehört wegen seiner äussern^ an den nnlern Rand der hintern Rippenporttonen sich anbeftendeo sehnigen Fascikel hierher, welche einen Zug nach nnten ausüben können nnd somit einigermaassen die Antagonisten der Itip- Pj 21 penheber darstellen. Sie sind aber nur für animale Zwecke thalig. Der gleich neben ihm nach aussen liegende M. ilio-costalis (Fig. 22.) schickt gleichfalls sehnige Fascikel an den untern Hand der Rippenwinkel, welche also die Rippen nach unten rieben und fixiren können, wenn es nöthig ist. Die vom obem Rand der Rippen zum Bauche dieses Muskels aufsteigenden Fascikel dagegen sind bei der Inspiration tbätig nnd werden vom Cervicalia descendens aas regirL ■ Aneh die»e und mehrere andere Muskeln müssen sieh während der un- Exspinti onapbi wülknbHichen BxspirktioD etwas retrahiren, am wieder iDS myotoaitdw Gleichgewicht zn kommeD. Naettdem wir die Organe, welche w^irend der EzspiratioD m ritalea Zwecken mrksam sind , kennen gelernt haben , wollen wir dkw Extpira- lionsphäoomene selbst etwas näier ins Auge fassen. Es sind hier im Allgemeinen drei Fälle mögUch, ein- facbes, durch keine besondere Maskelaktlon sollicitir- tei Anatreten der iaspirirten Lnft, Be§cbleuDigung der Exspiration, nndVerlangsamungderselbeD. Sollrascber exspirirt ^werden, als ßr gewöhnlich nötblg ist, so wer- den die genannten EzspirationsmuBkeln sich allerdings, am dieaer Anfforderaog Folge za leisten , aktiv cnsam- meniiehen mässen, and zwar, ohne dass die Inspira- rionsrauskela ihnen hemmend in den Weg treten, ohne dass diese irgend nie mit ihrer Relaxation zögern. Der [jaflslroin erhält hier ganz einfach durch raschere, kräf- tigere Kontraction der Baachmnskeln und übrigen HSIfS' oT^ne einen beschleunigenden Stosa. Die Stimmritze wird dabei nicht verengt. Der Husten giebt ein Bei- ^icl eia«r solchen Exspirationsbeschleanignng. Soll dagegen langsamer exspirirt werden, so ist vor alten Dingen nöthig, dass die Glottis, der Ausgang der Brust- höhle , verengt wird, was, wie wir später noch genauer betrachten werdeu, durch die Mm. crico-arTtaenoidei laterales, thyreo -arylaenoidei und durch den M. ary- arjtaenoideua geschieht. Haben sich diese Muskeln kontrabirt, und an die Stimmritze bis auf ein gewis- ses Minus oder Minimum verengt, so mnas die aktive, «elbstständ ige Kontraktion der Exspirationsmuskeln da- < zu treten, um die in den Langen enthaltene Luft in «iner das Leben nicht gefährdenden Frist heraasmtrei- ben. Die Inspirationsmuakeln werden unter diesen Dm- ständen von der eingesaugten Luft, die nicht schnell genug entweichen kann, angespannt erhalten, sie kön- nen sich nicht ohne Hinderniss relaxiren, sondern sind in dieser Hinsicht durchaus den Scbliessmuskeln der Glottis nntergeordnet. Das Athmungsorgan verhalt sich hier wie ein Blasebalg mit etwas weitem Windrohr, der, wenn er aufgezogen worden ist, ohne weiteres Znthun, durch das blosse spontaneZnsammenfallen seiner Wände in kürzer Zeit die adspirirte Luft ausströmen lasst , da- gegen einer aktiven Kompreasion hierzu (d. b. zu der in Reicher Zeit erfolgen sollenden Laftaustreibung) be- duf , wenn man nach geschehenem .Aufzuge die Rohr-^ möndung bis auf ein Minimum zuhält. Diese bei ver- fjg ^^_ engter Glottis in der Regel nothwendige Kompression der Longen wird dnrcb die Exspirationsmuskeln zu Stande gebracht: das bloue ZasammenUlen des Thorax kann die Spannung der Luftsäule nnd ^ ' I. RespiratioMorg»!!. die AusfluftBgeschwindigkeit derselben nicht verändern. Je mehr die ^^^ verengt wird, desto stärker muss caeteris piuribus der zu gebende Drocli: sein; je weiter sie geöffnet ist, desto schwächer fr Druck ^er ^^/P^; renden Luft. Bei vollkommen geöffneter Glottis- ^t f^^f'/^^^^ll^^tto Exspirationsmuskeln gar kein anderer Druck erforderlich, f^^^^ mechanisch dureh das Zusammenfallen der ThoTaxwimde auf die I^un^n ausgeübte; bei verengter Glottis müssen sich dagegen die ^^*^^"^^^„ kein mehr oder weniger anstrengen. Es kommt hier zunächst ^«^^ 5*°? ^^ welcher 7>e.it die inspirirte Luft und in wt^leher Quandtat sie^w^^^^ bestimmten Zeitmoments ausströmen soU. Ist keine *>f ,^f ^^ ^^ schrieben, kann sich also die Luft zum Ausstromen ^f»^«*^^« JJ„"^?J°: so ist keimte sonderliche Milwirkui^ selten der Ewpirationsmu^ln nofl^|^ ;oll aber bei enger Ausflussmündung die Luft rasch (mit g^^f^^^jf ^^j^ mungsgesch windigkeit) expirirt werden, so ist ein um so »J^^^^^^^-V^""^* oder^fne um so stärkere Kontraktion der Exspirationsmuskdn -othg^^e enger jene Oeffnung und je kürzer die dazu ^^^^^""^"^"^^.yf^^^ dieses Vorgangs kann sich dieGlottis wilJkührlich «^V^^.^^'^^ifl^^!?^ gen, und auf der andern Seite der Luftdruck mittels der ^"P*«^^/^^"*^" beliebig und zu bestimmten Zwecken gesteigert oder geschwächt weruen . es sind daher unzählige Modifikationen der Exspiration moglicü. Im Allgemeinen wird die Luft in den Langen bei der Inspnration vernaix- nissmässig verdünnt, bei der Exspiration verdichtet Die mspu-rtormcbe Verdünnung der Luft in den Luftwegen hängt davon ab, dassjüe JSj-wei^- rung des Thorax schneUer erfolgt, als ein entsprechendes Luftvolum däcIi- folgen kann, also von der Schnelügkeit der Muskelkontraktion, vom Um- fange der Thoraxerweiterung, von der Weite der Einströmungsoffnung, und vielleicht auch von der Druckböhe der Atmosphäre selbst. In der ^ des Schnarchens vibrirt bloss das Zäpfchen in ähnlicher Weise , wie bei der Pro- uoncining des R palatinum. Im zweiten Falle, wo die Luft durch die Nase streicht, wird die Gaumendecke gegen die hintere Wand des Schlundkopfs gttogeo , und die zwischen beide Organe durchstreichende Luft versetzt den Gsomen in ähnliche Schwingungen , wie die Zunge einer Mundharmonika, nur dass dieselben keine durchschlagenden, sondern aufschlagende sind. Die Loft strömt also beim Schnarchen unter gewissen Hindernissen ein und aus, ^e kann nur absatzweise durch die von den genannten Organen gebildete Spalte dringen , wobei jedoch die Stinunritze des Kehlkopfs ihre normale Weite behält; es- bezweckt also das Schnarchen eine Verlangsaroung des Loftetroms in der Absicht, die einzelnen Respirationsakte zu verlängern und ^ Bednrfniss neuer Inspiration etwas länger hinauszuschieben. In der Re- gel kommt das Sehnarchen nur im Schlafe vor , besonders bei dicken, phleg- matischen . ihrem Bauch frohnenden Individuen , deren Blutoxydation lang- naer vor sich geht, und welche daher auch, wenn der Korper ruhig liegt, oor langsam zu athmen pflegen. Dabei mag das dicke, fettreiche, schon durch seine Schwere auf die hintere Schlnndwand herabfallende Gaumen- sf'gel auch das Seinige thun. S) Die beschleunigte oder stoss weise Exspiration ohne pbo- nische Glottisbewegung. Dieser Mechanismus, gewohnlich Husten genannt, wird veranstaltet, um einen im Kehlkopf oder in den Verzwei- gungen der Luftrohre befindlichen , als Reiz wirkenden Körper herauszu- ^haffen oder durch Hervorrufung einer stärkeren Sekretion dessen Reix abmstompfen. Zu diesem Zwecke wird zu Ende der letzten Inspiration der 58 ' ' I. ftespirationaorgan. Kehlkopf nnwillkäbrlich geschlossen und der Rahmen des Zwerchfells fixirt, worauf sich die Glottis plötzlich öffnet, gleichzeitig die InspirationsniBskelii einschliesslich des Zwerchfells sich ebenso plötzlich relaxiren, und dadnrcb die im Thorax befindliche Luft gewaltsam her vorgetrieben wird. Der Druck. den die Luft durch das rasche Niederfallen der Thoraxwandnngen erleidet. macht, dasa dieselbe nicht nur nach oben, durch die Glottis, sondern «och nach unten zu entweichen strebt, das Zwerchfell herabstosst, und so einen mehr oder wenig gewaltsamen Druck auf die Unterleibsorgane ausübt , der durch eine Aut^reibung des Epi - und Mesogastriums sichtbar wird , and be- kanntlich oft zur Entstehung von Hernien Anlass giebt. Dabei wird aocb der Kehlkopf (natürlich sammt der Luftröhre u. s. w.) ein wenig herabge- zogen. Das herabgestossene Zwerchfell kehrt hierauf in seine normale Lage wie^ler zurück, welcher Vorgang abermals mit einem, obwohl schwachem Exspirationsstosse begleitet ist« Zwischen diesen beiden Stössen verengt sich die Glottis etwa bis zur Hälfte ihres normalen Respirationslumens ^ während der beiden Stösse erweitert sie sich je nach dem Grade des stattfindenden Druckes. Jeder dieser Hustenstösße ist von einem Geräusche begleitet, des- sen Qualität zunächst von der Beschaffenheit der Stimmbänder, zum Tbeil aber auch der Stellung der Organe des Ansatzrohrs zu einander abhängig ist. Was Valentin *) von der Stellung der Zunge und der Gaumenbogen im Augenblicke der vorbereitenden Einathmung sagt (die Zunge ist meist niedergedruckt, die Gaumenbogen fast wagrecht, das Zäpfchen meist cn- rückgezogen), das ist [nichts dem Husten Eigenthümliches, sondern findet bei jeder tiefen Inspiration statt. Ebenso sind das Verengen des Isthnins lan- citkm , das Vorschiessen des Zäpfchens , das Vor - ^und Aufwartstreten der Zunge Phänomene, die auch hei andern Exspirationsweisen vorkommen. Den wesentlichen Mechanismus des Hustens hat Valentin völlig nnerkiirt gelassen. — Der Husten bietet unter verschiedenen Umitändeu mehrere Mo- difikationen dar. Beim sogenannten K'eidihusten folgen mehrere EcKspira- tionsstosse mit abnehmender Stärke in einer Exspiration hintareinander, so dass dieselbe sehr in die Länge gezogen wird und dadurch, der Inhalt des Thorax eine bedeutende Reduktion erleidet, welche den Grund der nach- folgenden Inspirationsverlängerung (die mit einem Tone bereitet ist) ab giebt. Wenn die innere Auskleidung des Kehlkopfs angeschwollen ist, su erhält das Hustengeränsch oiii eigenthumlich krähendes Timbre. Was den Husten als Krankheit der Sänger und Redner anlangt, so kommen wir da- rauf in einem spätem Abschnitte dieses. Werks noch einmal zurück. Befindet sich der zu entleerende Stoff zwischen den Stimmbändern oder in den Ventrikeln, so ist der Mechanismus, durch den dessen Auswerfung bewirkt wird , ein weniger gewaltsamer. Entweder wird hier die Glottis wie im vorigen Falle zu Ende der vorigen Inspiration geschlossen und gleich- zeitig (wie immer in diesem Falle) d^s Zwerchfell angespannt, hierauf durch eine rasche Kontraktion der Exspirationsmuskein die Glottis geöffnet, und dem Zwerchfell der abwärts gehende (schwächere) Stoss versetzt, aber so- fort wird die Glottis wieder geschlossen und das Zwerchf^ kehrt zurück, um* nach Befinden sich zu gleichem Zweck und in gleicher Art noch ein oder einige Male zu offnen und beziehendlich herabzusteigen. Oder es wird die Stimmritze nur soweit verengt; dass in ihr ein knurrend er,, schlechter *) Physiologie I. Bd. S. 527. omene. Tod eneagt werden kaon: die hintere Partie der GloUis wird hierbei nicht voihtindig geschlossen , nnd die Lnfl wird rasch heransgestossen , so dass sie an den Stimmbändern und den anstossenden Theilen der inneru Kehl- kopfflache eine bedeutende Reibung ausübt, die fähig ist, anhangende, der Phonation hinderliche Schleimpartikel in die Hohe cu fuhren. Der Kehl- kopf Terändert dabei seine mittlere Stellung nicht. Auch dieser Vorgang (gewöhnlich Räuspern genannt) kann durch ein - oder sweimaligen Stimm- riUeaschluss in 2 oder 8 Momente getheilt werden. Sitit der Schleim höher, to wird swischen der gehobenen Zunge und dem gesenkten Gaumensegel behofi der Lofteinengung eine Ritze gebildet , inmitten welcher das Z&pf- cben liegt, das dieselbe in 2 TheOe theilt und auf der Zunge Hegend durch die vorgetretene Luft in aufschlagende Vibrationen yersetct wird , die dem R-L*ute ähnlich sind. Man nennt diesen Vorgang Racksen. Das Niesen gebort auch hierher. Dies ist noch mehr als der Husten, der sich allenfalls absichtlich erceugen lasst, ein unwillkührlicher , durch Reflexthätigkeit bewirkter Vorgang; Es wird durch eine eigenthümliche In- spiration vorbereitet, die ebenso wenig der Willkähr gehorcht, als die Ex* spirstion. Bei dieser Inspiration wird , wenn der Reiz nicht bedeutend ge- nug ist, der Mund offen gehalten , und einigemale von neuem ziemlich kurz and scheinbar gewaltsam inspirirt, ohne dass es inzwischen zur ordentlichen Exspiration kommt. Die Gesichtsversiehungen wahrend dieses Aktes sind bekannt Das Meikwürdige bei diesem Inspirationsvorgange ist aber , dass dabei, wenigstens bei den Wiederholungen, gar nicht tief inspirirt wird (wie Valentin behauptet) sondern die Luft nur in die Nasenhohle, höchstens bi8 an den Kehlkopf, eingezogen wird, offenbar in der Absicht, um den zar völligen Reflexthätigkeit noch nicht hinlänglich erstarkten Reii snr Reife ZQ bringen. Aus diesem Grunde wird bei den Wiederholungen des Inspi- rationsmecbamsmos wohl der Thorax noch mehr gehoben, als es durch die erste Inspiration geschah, aber nicht mehr erweitert, das Zwerchfell nicht angespannt, daher auch der Unterleib nicht gewölbt, sondern vielmehr ein- gezogen oder abgeflacht, fast wie bei der frfiher erwähnten Inspirations- weise bei geschlossener Nase. Ausserdem wird nach Valentin der weiche Uaamea schief oder wagrecht gestellt , wobei das Zäpfchen oft die hintere Wand des Schlundkopfs berührt, und so die Choanen fast abgeschlossen werden. Ist nun die Sache auf diese Art hinlänglich vorbereitet, und die Nasennerven bis auf einen Punkt irritirt oder geladen, der nicht iiberschrit- tea oder auf andere Art ausgeglichen werden kaim, so erfolgt die entla- dende, das neurotonische Gleichgewicht herstellende Exspiration auf fol- gende Weise. Der Mund wird , wenn irgend die Nasenkanäle wegsam genug dind, geschlossen, die Choanen geöffnet, und die durch obigen Inspira- tionsprozess in den Luftwegen wohl ziemlich (wenigstens verhältnissmässig) * komprimirte Luft durch eine rasche Exspirationsbewegung durch die Nasen- kanäle hervorgestossen, wobei dem Zwerchfelle ein ebensolcher Stoss, der die Unterleibseingeweide herabdruckt, versetzt und der Kehlkopf ebenfalls etwas herabgedruckt wird, wie beim Husten. Die Lqft fahrt mit einem zi- schenden Geräusche durch die Nasenkanäle, dringt dabei indieTubaEustachii und stosst an das Trommelfell , was eine eigenthiimliche schnalzende (von den Bewegungen der Gehörknöchelchen in ihren Artikulationen herrüh- rende) Phonation hervorbringt; sie fihrt ferner in die Kieferhohlen nnd in die Thränenkanäle , ans den sie die Thränenflussigkeit in das Thränen- C# I. Bespirationsorgan. becken zurückfuhrt, endlich in die KeHbeinhohlen, Stirnhohlen u. 6. wofern diese nicht bereits mit Schleim gefallt sind , und reisst alles, sie mit sich fortfahren kann , namentlich den während der vorbereitenden Inspiration in grosserer Menge abgesonderten Schleim sammt den Substan- zen , welche zunächst den Reiz ausübten , mit sich fort und zu den Nasen- löchern hinaus. 3) Exspiration mit phonischer Glottis Verengung. Hier wird die Exspiration noth wendig verlangsamt und das Zwerchfell nebst den Bauch- muskeln tritt mehr oder weniger in selbstständige Thätigkeit, wenn gewisse Kehlkopfmuski'ln zu phonischen Zwecken zu fungiren beginnen. Dreierlei Modifikationen haben wir hier zu unterscheiden. a) Tönende Exspiration ohne, erhebliche Kompression der Lungen. Diese Exspirationsmanier weicht ihrem Mechanismus nach von dem gewöhnlichen Ausathmen nur dadurch ab , dsßs eben die Glottis bis auf eine enge Ritze geschlossen ist, und dadurch die Exspiration verlangsamt wird. Der während der Exspiration aufgezogene und erweiterte Thorax koliabirt allmälig, ohne dass von Seiten der Fixatoren der untern Rippen ein Ver- such gemacht würde, diese Bewegung zu hemmen oder den Baachmuakeln feste Punkte zu einer aktiven Kontraktion zu bieten. Der bei Beginn der Exspiration angegebene Ton wird entweder in gleicher Schwingungsxahl fortgehalten, oder er sinkt altmälig tiefer; er kann aber auch innerhalb ge- wisser Grenzen beliebig seiner Schwingungszahl nach abgeändert werden. Die Thoraxluft wird dabei nicht sonderlich komprimirt; sie entweicht anter dem normalen exspirativem Druck freiwillig durch die enge Glottis, wo sie nach Maassgabe der Verengung und Spannung derselben einen höhern oder tiefern Ton giebt, der natürlich piano ausfallen muss. Zwerchfell und Banch- rouskeln verhalten sich dabei ind^erent, weil sie nichts zu komprimiren haben, was am deutlichsten daraus hervorgeht, dass man wahrend einer solchen Exspiration ganz nach Belieben durch absichtliche Relaxirung oder Anspannung des Zwerchfells den Unterleib einziehen oder auftreiben kann, ohne die Exspiration dabei im mindesten zu stören oder den Ton zu andern. Dieses Experiment ist von Wichtigkeit und wird uns später noch manchmal beschäftigen. Nur wenn die Thoraxluft zu Ende gehen will , d. h. die Tho- raxwände bis zum Indifferenzzustande Verengt worden sind, muss eine ak* tive Kontraktion der Bauchmuskeln eintreten, wenn die Exspiration noch verlängert werden soll. Die Spannung der Thoraxluft hängt im^ Allgemeinen von dem Widerstände ab, den sie in der Glottis zu überwältigen hat. Bei dieser Exspirationsmanier ist letzterer gering, also auch erstere. Gegen Ende der Exspiration , wenn schon die Rippen ziemlich gesunken sind, bildet sich im Epigastriam zwischen beiden Mm recti abdominis die I^ängen- furche. Das Gähnen und Seufzen sind physiologische Vorgänge, weichein diese Kategorie fallen , ersteres natürlich nur , wenn es mit einem Tone be- gleitet wird , wodurch es dem Seufzen sich annähert. Beiden Vorgängen geht eine tiefe Einathmung voran, besonders dem Gähnen, bei welchem gewöhnlich mit offenem Munde und weiter Glottis inspirirt vrird , wobei der weiche Gaumen stark gehoben und das Zäpfchen oÄ debr verkürzt wird. Zu Ende der Inspiration . die gerade keine tiefe genannt werdet^ darf, da das Zwerchfell , was die mangelnde Bauchwölbung zeigt, eben nicht son- derlich dabei herabtritt , wird die Stimmritze geschlossen , die inspirtrte Luft Exspirattonspbänouiene. • Sl gewöhnHeh eine halbe oder ganse Sekunde surückgehalten , nnd nan be- ginnt die Exspiration , indem die Glottis ein wenig geöffnet wird, die Stimm- bänder die Fiatelspannung annehmen ond die Luft sum Fistelton verarbei- tet berrorstromt y der allmalig, mit abnehmender Tension ^er Langen, tiefer wird nnd endlich entweder aafhort, wenn die Glottis sich weiter öffnet, und dann die Luft vollends mit grosserer Schnelligkeit heraaslasst, oder in das Strohbsssregister herabspringt, sobald die Luft nur noch mittels der Bao<^h- presse entweicht. Die Erklärung dieser Stimmphanomene wird in der i. Abtb. gegeben werden. Von den Gesang- und Sprechmanieren gebort ausser dem ruhigen, ge- tragenen, ohne alle Anstrengung vollzogenen Singen mit Bruststimme (Cho- ralgesang) , das Fistelregister hierher , welches sich vom Brustregister, ausser der besondern , später zu erörternden Bander - und Muskelspannung noch dadurch aäifallend unterscheidet, dass weder Zwerchfell noch Baucb- mnskeln dabei sich in specifischer Weise kontrahiren. Diess liisst sich durch ein einfMbes Experiment nachweisen. Man fixire seinen Korper , am besten in sitzender Stellung, indem man den Rucken anlehnt, und gebe eine Ge- sangpassage in abgestossenen (staccato) Fisteltonen. Bei jedem solchen Toue ^inkt das Zwerchfell etwas weiter, um sich nachher, wenn die Glot- tis sich schliesst, wieder etwas zu heben, so dass wahrend dieses Staccato- Gesangs der Unterleib , zunächst das Epigastrium , in einem fortwahrenden Aufhüpfen begriffen ist, was fast ins Lächerliche fallt und auch wirklich seinem Mechanismus nach dem Lachen sehr verwandt ist. Beim Staccato auf nicht zu piano und ohne Zwischenpausen angegebenen Brusttonen findet dieses Aufhupfen der Bauchdecke fast gar nicht statt *) , warum nicht? Weil dabei Bauchnanskeln sammt Zwerchfell gespannt gehalten werden und die einzelnen Exspirationsstosse durch sukcessive Verkleinerung des Thorax geschehen, nicht durch Druck der Baucheingeweide gegen das schlaffe Zwerchfell. Allerdings mag ich diesen Unterschied im Verhalten des Zwerch- fells als kein wesentliches diagnostisches Merkmal zwischen Brust- und Pistelr^ister ausgeben, dadie Spannung jenes Organs lediglich von der Span- nang der Laft des Thorax abhängt, und bei sehr leisen Brusttonen, wenn sie staccato intonirt werden, auch ein Aufhüpfen des Unterleibes wahrzu- nehmen ist, obwohl man dasselbe auch hier (bei einiger Uebung) yermei- deo kann; aber das Auffallende ist, dass bei Fisteltönen allemal, nnd noth- wendig.auch wider Willen, bei Brusttonen aber nur, wenn sie leise, d.^b. mit sehr geringer Lufttension, und wenn man nicht absichtlich dagegen ar- beitet, gegeben werden, das erwähnte Phänomen auftritt , welches demnach als für die tonende Exspiration ohne Komprimirung der Thoraoduft cha- rakteristisch anzusehen ist. b) Tonende Exspiration mit Kompression der Lungen. Hier werden sowohl die Glottiswände stärker gegen einander gerückt, gespannt und verdichtet , als auch die Thoraxluft durch aktive Kontraktion der Ex- spirationsmuskeln stärker komprimirt. Es werden auf diese Art die gewohn- Hehen vollen, kräftigen Brusttone (Vokale), mögen sie zur Sprache oder som Gesänge verwendet werden , erzeugt. Die physiologischen Elemente dieser ExspiraSionsmanier sind folgende : *) Kur das Hypogastrinm er)eibs^ der aber oioht Mhf Mft&UIg i«t. 6t I- Reapirationsorgui. 1) Relaxatio n der Inspiralionamaskeln durch Aufheben der Nervenirm« diation in dieaelben bedingt. 2) Hemmung oder Verlaogsamung derselben durch die Verengung der Olotds. 3) Fixirung der untern Rippen (bei gleichbleibender KompreasioD der Thoraxluft). 4) Kontraktion der Bauchmuskeln , namentlich der untern Partien. 5) Seitendruck der komprimirten Luft nach allen Seiten, wobei das Zwerchfell sogar nach unten bewegt werden kann. ^ Diese Elemente treten folgendermaassen in associirende Thatigkeit. Durch die Verengung der Glottis , die dabei ziemlich starre dicke Wände bokouimt, wird der Ausfluss der Imft bei Relaxation der Inspirationsmuskeln verlang- samt, und wenn keine weitere Beihulfe hinzuträte, würde die Luft un ver- dichtet, ohne Seitendmck, wie bei der vorigen Exspiraüons weise entwei- eben, was aber in gegenwartigem Falle nicht genügen würde, um die ge- spannteren Stimmbänder in tonende Schwingungen zu versetzen. Zu diesem Zwecke bedarf es einer Kompression der thoracischen Luft. Diese kann auf verschiedene Weise zu Stande kommen, und wir können hier auf Grund der von mir angestellten Versuche und Beobachtungen folgende drei Typen un- terscheiden. aa) Fhonische Exspiration mit Auftreibung des Unterleibs. Wenn man, am Besten in sitzender Korperhaltung, nach einer gewöhnli- chen, mittlem Inspiration, die halb lateral, halb abdominal sein mag, den Vokal A mit einiger Bestimmtheit ausspricht,- oder singend ihn piano ein- setzt und rasch anschwellen lässt, so beobachtet man (vor einem grossen Spiegel mit hinlänglich entblosstem Körper sitzend) Folgendes. Die Luft- röhre erweitert sich, der Umfang des Halses nimmt dadurch zu, an meh- rern Rippenzwischenräumen auf der Vorderfläche des Thorax sieht und fühlt man ein Vortreten oder Konvexwerden; das epigastrische Dreieck venpin- dert seine Breite nicht merklich, wohl aber wird die Wandung desselben starr und wölbt sich, ebenso die mittlem Längenzonen des Meso- und Hypogastriums, welche mehr oder weniger auf- oder vorwärts treten und gleichfalls an Renitenz zunehmen. Soweit wir also bis jetzt sehen , sind die E^rscheinüngen denen, welche man bei der Exspiration erwartet, geradezu entgegengesetzt. Die Thoraxluft, welche nach Expansion strebt, druckt, wie es scheint, nach allen Seiten, und bewirkt daher da, wo dieser Druck nachgiebige Tbeile trifft, eine Auftreibung derselben. Jedenfalls wird also auch das Zwerchfell nebst den darunter gelegenen Unterleibsorganen bei einer solchen Exspiration ein Stück herabgestossen , wacher Stoss die Anf- treibung der Bauchwand erzeugt. Es fragt sich nun, auf welche W^eise, durch welche Organe unter diesen Umständen die Kompression des Thorax bewirkt wird. Durch das Zwerchfell kann dies jedenfalls nicht geschehen, denn dies wird ja selbst bewegt: durch die Relaxirung der Intercostales und übrigen Rippenheber jedenfalls mehr, als durch die selbststandige Aktion der Bauchmuskeln, die ja auch nachgeben müssen: doch sind sie in der That, und zwar, wie sich beobachten lässt, in folgender Art hier thä- tig. Wenn man die Bauchgegend nicht nur von vorn , sondern auch von der Seite betrachtet, so bemerkt man in der seitlichen Hypochondrial- und in der Lendengegend eine Verengung und Ein- oder Vorwärtsziehung der hier liegenden Theile. Die untersten Kppen werden offenbar ein- und abwärts Ex»piratioo9phinomene. tl gesogen: es ist also der QnadraUis Inmborsn nod d«r OUiqaus «bdomiiiis iolerbos tbiilig; fernei kÖDaCen io dissem Falle auch die innern II oscoli intercoslaies als Bxspiratoren wirken, da dieselben gleichsam eine Fort- seUoDg des letatgenannten Muskels bilden und sogar mit demselben eng so- Mounenhangen. Ansserdem fahlt man deullicb die Kontraktion wenigstens der obern Abtheilnng des Rectos abdoniinjs. Der Obliquus extemos dage- gen und der Transversas abdominis scheinen unthatig su sein. Unter die- sen Umstanden wird der Saum des Unterleibes von den Seiten her verklei- nert, wahrend sein von vorn nach hinten gehender Durchmesser wachst, ramal wenn das Zwerchfell dem nach unten wirkenden Seitendrook der I^ des Thorax sich nicht oder nicht genug widersetst — Sowie uun die- ser vokalische Luftdruck aufhört oder der Ton ohne die gedachte Verstar- koDg piano fortgesetzt wird, da kehrt der Mechanismus in den sub a) be- schriebenen znrnck. Ein sehr kurser, scharf intonirter, dann aber dnrch (rlottissehlnss »l^^chnlttener Vokallaut vermag ausser dem Epigastrium and Mesogastiium auch die untere Fortion des Thorax etwas su dilatiren. Setit man in einer und derselben Exspiration die Pronnncirung der scharf betonten Silbe at, ap oder auch nur des staccato gegebenen a mehrere Male fort, so findet ein formliches Aufhupfen (dem naturlich ein Niederhüpfen folgt) der mittlem Zone der Bauchwand, sunachst der obern Hälfte des Epi- gistrioms, desaen Stoss sich nach unten fortpflanst, statt; eine Erscheinung, die noch aoffalJender wird , wenn man dieses Staccato auf Fisteltönen aus- fuhrt Etwas Aehnliches kann man beobachten, wenn man einen gi'pressten Seoiserton u. dergL bei sitzendem Korper hervorbringt; ebenso beim Miaoea einer sitzenden Katze. Beim Stehen, wo der Unterleib mehr Freiheit hat, ändert sich Manches, wenigstens am Unterleibe. Am Epigastrium, das nur zu Anfang der E^xfipiration etwas, jedenfalls weniger, als beim Sitzen, hervortritt, erscheint die Langenfurche sehr deutlich, um so tiefer, je mehr man dasHypo- gutrium hervorbringen lasst; auch die seitliche Eiusiehung des Unterleibs stellt sich deutlicher heraus , besonders gleich unter der unteren Konvexi- tät der Thoraxbasis. Die mitüern Zonen des Mesogastriums dagegen und fsdt das ganze Epigastrium treten bei diesen phouiscben Versuchen deutlich bervor. Bei allen diesen Phänomenen ist jedoch zU erwägen , dass es nur akcessorische oder auxiliüre für die übrigen, noth wendigen Ekzspirations- thstigkeiten sind. Jenes Vortreten, Stossen, Aufhüpfen, jene Bildung der Liogengrube u. s. w. sind nnr in den allgemeinen Ebcspirationsakt einge- legte, momentane Akte, welche die übrige Exspirationsthatigkeit nicht auf- zuhalten, höchstens etwas abzukürzen fähig sind. bb) Phonische Exspiration mit Dilatation der Thoraxbasis. Aach hier werden in den ruhigen, gleichförmigen Exspirationsprocess einige neue, momentene Muskelakte, die noch auifalliger als die vorigen sind, eingelegt, und zwar in der Regel, wenn man eine (experimeuti caussa am Besten bei geschlossenem Munde) piano begonnene, bisher also ohne son- derliehe wiUkahrlicbe Muskelkontraktion vollzogene tönende Exspiration plötzlich behufs einer springenden Tonerhöhung oder Verstärkung im eigent- lichsten Sinne des Worts ausdrucksvolTer machen will. Die Phäno- mene haben hier abermals Aehnlichkeit mit Inspirationselementen« Mitten im ezspiradven Vorgange, nachdem abo die Rippen bereits ein Stuck sich Seseakt haben und namentlich die Basis thoracis enger geworden ist, wer- ^n pluulich die untern Rippen, mindestens von der A. an bis zur 18., S4 I* Respirationsorgsn. gehoben and die Baals thoracis in erheblicher Weiae, bis sa I --3 Zoll, erweitert; die ganze Bauqhwand, die mesogastrische Zone naCnrlich am meisten , wird platt gezogen , in dem Maasse , als sich die Thorazbasis er- weitert: die epigastrische Längeofurche erscheint schon jetzt (wenigstens ziemlich) deaUich, dagegen weder am Halse noch am Thorax sind Zeichen eines dilatirendenSeitendrucks wahrzunehmen, im Oegentheil sind die Hals- muskeki gespannt, and die Luftröhre, .wie es scheint, verengt. Die hierbei am Thorax in neue Thatigkeit gezogenen Muskeln sind der Serratos aa- ticus magnus, die Zacken des Latissimus dorsi, die untern Zacken des Pectoralis major u. s. w.; von den Bauchmuskeln sind namentlich der Obli- quus externus, Trans versus und Rectus in ganzer Ausdehnung thaüg, die andern wenig oder gar nicht. Das Zwerchfell verhält sich hier noch mehr, als bei dem vorigen Mechanismus, passiv; es wird durch die Unterleibs- organe, namentlich durch die Leber, die hier wie ein Stempel wirkt, auf- wärts getrieben , und auf diese Art die Luft des Thorax in wirksamster, aber nicht nachhaltiger Weise komprimirt. Am ergiebigsten ist dieser Kom- pressionsmechanismus nach vorausgegangener Abdominalinspiration, und ist wohl hier für jede nur einigermaassen klangreiche Tonbildung mehr oder weniger erforderlich. Nach dem Klavikulareinathmen dagegen, wobei das £pi- gastrium schon eingezogen wird , ist derselbe, wenn auch nicht geradezu un- möglich, aber doch sehr anstrengend und für den Gesang durchaus verwerflich. Ebenso wenig zu billigen ist gewaltsame Hebung der Schultern und der oberu Thoraxorgane bei diesem Exspirationsakte oder zur Unterstützung desselben. Beim Singen kommt dieser Mechanismus besonders für das, namenllich an- vorbereitete, markirte Angeben 'hoher Brusttone in Anwendung, z. B. wenn von dem piano gegebenen c plötzlich auf e^ oder P gesprungen werden soll. Nach einer solchen Leistung senken sich die untern Rippen mehr oder we- niger rasch nieder, das epigastrische Dreieck verschmälert sich, die ganze Bauchwand wölbt sich wieder, und die epigastrische Längenfnrche tritt mehr hervor. cc) Phonische Exspiration mit Festhalten der Thoraxbasis. Behufs dieses Exspirationstjpus , wenn er sofort nach der Inspiration wir» ken soll, muss allemal der Thorax in allen seinen Dimensionen möglichst erweitert und ausser den nothwendigen Inspirationsmuskeln auch alle fräher aufgeführten Hemmungs- und Fixationsmuskeln kontrahirt werden, woge- gen letztere Muskeln erst nach begonnener Exspiration , während derselben in Kraft treten, wenn ein piano oder mf begonnener Ton bis zum f oder ff verstärkt werden soll. Der Sänger nimmt in solchen Fällen gewohnlich einen sogenannten Anlauf, wie es meist schon in der vorzutragenden Passage durch den Komponisten vorgezeichnet worden ist. Beispiele dazu liefert fast jede Oper, jeder kräftige Chor u. s. w. Bei diesem Mechanismus tritt das Zwerch- fell fast ebenso in die Reihe der Hemmungsmnskeln , wie die Serrati, die Pectorales u. s. w. , wenn wir es nicht vielmehr als einen Regulator und Kompensator ansehen wollen, der etwaige Differenzen zwischen den Fixa- toren und Exspiratoren ausglicht. Die hier einander entgegenstehenden, aber eben dadurch kräftig^znsammenwirkenden Muskeln sind: Serratus an- ticus m. und die Rippenbündel des Ldtissimus dorsi einerseits und der M. obliquus abdom. externös andrerseits; Serratus posticus inferior einerseits, und Zwerchfell, sowie aber auch Transversus abdom. (obere Abth.) ande- rerseits; der Stemocleidomastoideus: Rectus abdominb; Intercostales in- Exapirationsphanomene. terni ood Serratos poAticus euperior et inferior: Obliqaas abd. intemoB; vielleicht anch Pectoralis minor: Triangalarifl sterni u. a. m. Das Zwerch- fell spannt sich, wahrend seine Ursprungsstellen durch die erwähnten Fixa- toreo festgehalten werden, an, um zu verhüten, dass die Leber und die andern unter ihm liegenden Organe durch die Bauchmuskeln zu rasch , zu gewaltsam und vor Allem zu ungleich (oscUlando oder tremoiando) gegen die Lungen gedrangt werden, und die Emission der tönenden Luft dabei eine abnorme, die Hohe, Starke und Intensität des Tones störende werde. Nament- Hoh scheint sehr viel auf seine exakte Wirksamkeit anzukommen , wenn ein starker Ton längere Zeit hindurch auf gleicher Klanggrösse erhalten werden soH, während das Gleichbleiben der Schwingungszahl zunächst durch die Spannung und Annäherung der Glottis wände bedingt wird. Sobald der Sänger es nicht in seiner Gewalt hat, diese regulatorische Spannung des Zwerch- fells seinem Willen fest und bestimmt unterzuordnen, wird die Stimme tre- mohrend. Genauer untersuchen wollen wir den Mechanismus des TrettMlo in dem Abschnitt über die Phänomene des lebenden Stiminorgans. Diese drei verschiedenen phonischen Bxspirationsmodifikationen kombi- oiren sich nun beim wirklichen Sprechen und Singen in sehr verschiedener Weise. Jeder neue Glottisschlnss bewirkt, wenn er nach einem massig oder ziemlich forte gegebenen Brustton folgt, eine sieht- und fühlbare Bewegung an den Wandungen des Unterleibs, welche fhich bei der 3. Modifikation nie so starr gehalten werden können, dass nicht der Glottisschlnss einen Rück- stoss auf dieselben ausübte. Man kann, besonders im dramAtischen und sonst ausdrucksvollen Gesänge, in einer und derselben Exspiration oft alle drei Modifikationen hintereinander beobachten , und es lässt sich ohne Mühe ad oculos demonstriren , *was eigentlich der Ausdruck im Gesänge zu be- deuten hat, und durch welche physischen Mittel er bewirkt wird. Ueber die Quantität und die Pression der bei der tonenden Exspiration entweichenden Luft hat neuerdings Harless*) genauere Untersuchungen angestellt, von welchen wir hier das Wesentlichste mittheilen wollen. Von Interesse für uns sind zunächst die relativen Luftmengen, welche mit einan- der verglichene Tone bei einem und demselben Individuum fordern. Dies Qnantum hängt von der Pression der Luft in der Windlade (Thorax) und Ton den Widerstanden ab , welche sich dem freien Ausströmen der Luft ent- gegensetzen. Es ist daher die Kraft, welche die Luft in Bewegung setzt, und die tfudliche Geschwindigkeit der Luftströmung, die ans dem Verhäitniss der bewegenden Kraft zu den Widerständen resultirt, zu untersuchen. Die Pression der Luft innerhalb der Lungen lässt sich wahrend der Dauer des. Windes nicht direkt bestimmen , da wir für den einzelnen Fall die Grösse der Stimmritze nicht genau kennen. Der sogenannte Exspirationsdruck giebt nur für die Kraft der Muskeln und sonstigen bei der Respiration thätigen Gewebe ein absolutes Maass, und besagt nur, dass diese Kräfte eine Was- sersäule von 12 Fuss Höhe zu balanciren im Stande sind, während dabei die Bewegung der Luft für den Moment der Beobachtung = 0 gesetzt wird. Je unbehinderter der Inhalt eines mit kontraktilen Wänden verseheneu Be- hälters durch die Ausflussmündung ausströmen kann , desto geringer ist die *) Artikel .^Stimme" in R. Wsgner^s Handwörterbuch der Physiologie. Bd. 4 S. 527 ff. ß6 I. Respirationsorgan. Rückwirkung des Inhalts auf die Wände. Bei der £xBpiratioa beaümmt dem- nach die Grosse der Stimmritze die Geschwindigkeit der .Entleerung der Lungen. Nach Harless^ Versuchen beträgt bei ganz ruhiger, möglichst ohne Muskelbeihülfe volkogener Exspiration von 2 V-i Sekunden Dauer die Weite einer 21 Millimeter langen Stimmritze durchschnittlich 1,03 Miliim., der Flächenraum derselben 24,75 C Miliim., das entleerte Luftquantam 313,7 Kubikmillimeter in 1 Sekunde. Bei der stärksten Exspiration, die 9 Sekunden'dauerte, wurde in l Sekunde durchschnittlich 4140 Kubikmilliiu. Luft geliefert, bei kürzerer Dauer (die Zahl der Sekunden hat H. nicht au- gegeben) durchschnittlich 7157 Kubikmillim. in der Sekuikle. Ueberhaupt können nach H.'s Versuchen circa 4,5 Mal mehr Widerstände bei forcirter Exspiration überwunden werden, ohne dass die Windmenge, welche in einer Sekunde ausgetrieben wird, im Geringsten abzunehmen braucht Ge- schieht dies aber- ausserdem noch, so. ist es der Kraft der Exspiration mög- lich, noch einen viel grössern Widerstand zu überwinden. — Was die beim Erzeugen verschiedener Töne stattfindenden Luftmengedifferenzen anlangt, so sprechen (wie wir später noch genauer unteri^uchen werden) die Töne der Stimmbänder um so leichter an,^ je enger die Stimmritze ist, und diese wird um so enger, je höher der Ton steigt. Bei den geringsten Windstärken hat man hier jedenfalls eine Verengerung der Stimmritze gegen ihre W^eite bei der ruhigsten (tonlosen) Exspiration zu erwarten. Wird aber dabei das gleiche oder ein grösseres Luftquantum in gleicher Zeit exspirirt, so musä der Luftdruck zugenommen haben. Zunächst reicht der einfache Exspi- rationsdrnck nie aus, um auch uur den leisesten Ton zu erzeugen, er musä allemal wachsen; für die tiefsten Töne am wenigsten, da hier die Stimm- ritze am wenigsten verringert ist, für die höchsten Töne am meisten. Die grösste Luftmenge streicht bei den mittlem Tönen durch, doch ist der Unter- schied bei H.^s Versuchen (mit schwacher Stimme) gegen das Quantum des tiefsten Tons gehalten sehr gering, etwas mehr gegen das des höchsten Tons. Bei Forte und Fortissimo schwinden diese Unterschiede noch mehr, es wird hier durchschnittlich 2000 Kubikmillimeter Luft in 1 Se- kunde exspirirt. Die tönende Exspiration dauert natürlich länger, als die tonlose, und zwar bei Forte länger, als bei Piano [?]. Harless setzt das Verhältniss für a' (Mittelton) wie 9 (tonlos), 13 (pp)^ 24 (forte). Beim Piano muss also . die Stimmritze weiter sein , als bei Forte. Der Werth der Widerstandshöhe steigt dabei rascher an, als der des (bewältigenden Druckes. Verminderung der Widerstände ist für die tiefen, Verstärkung des Drucks mit Ueberkompensation der zugleich vermehrten Widerstände für die mittlem, Verstärkung des Drucks mit einer diese überkompensi- renden Vermehrung der Widerstände für die höchsten Töne das Charak- teristische. — Nur bei tiefen Tönen kann die ganze Exspirationsluft bei Vermeidung des Erstickens zur Tonbildung verwendet werden; je höher aber der Ton, um so weniger Bruchtheile dieses Luftquantums: denn um so früher tritt hier der Zeitpunkt ein, wo die für ihn nothwendige Pression nicht mehr ausführbar ist. Während der tonlosei) Exspiration nimmt die Pression sukcessiv ab. Während des Tönens muss die Pression auf einem bestimmten Grade erhalten werden, so lange Stimmbandspannung und Stimm- ritzenweite konstant bleibt, sonst ändert sich der Ton« Das heisst: es ge- nügt nicht, einen gewissen Grad der Muskelkontraktion eine bestimmte Zeit auf annähernd gleicher Höhe zu erhalten , sondern man muss dieselbe ent- Exspirationaphaoomene. 67 sprechend der sich yermindernden eJastischen Rückwirkung der Loft stetig anwachsen lassen , was natüriich bei Tonen , die eine anfanglich schwächere Pression verlangen, langer fortgesetzt werden kann, ab bei den sofort forte eingesetzten. Doch wird bei den hohen Tonen durch die ver- langsamte Abnahme der Lufttension die Verminderung der Muskelkon- traktion einigermaassen kompensirt — Man kann mitten in der Ex- spiration einen angestimmten , selbst (hohen jTon plötzlich abbrechen , ohne dass derselbe vor seinem Verschwinden sinkt Von den drei hier mog- liehen Fallen, dass wir entweder durch eine Inspiration die noch beste- hende Kompression aufheben, oder die komprimirte Luft nur die elastischen Thoraxwandnngen erweitem lassen , ohne sie zwischen den Stimmbändern weiter vorzudrängen , oder dass wir plötzlich die Stimmritze möglichst er- weitern, findet nach Harless nur der letztere Fall statt, indem er fand, dass dabei Luft (im Mittel 1 1 V^ %) wahrend des Uebergtmgs von der tonen- den zur nicht tönenden Exspiration verloren geht. c) Tonende, durch unwillkührliche Glottisschliessungen ge- theilte Exspiration: das Lachen. Der Mechanismus dieses Exspira- tionsphanontiens ist bereits unter der Physiologie des Zwerchfells im Allge- meinen angegeben worden. Das, was das Lachen charakterisirt und nament» lieh vom Hasten unterscheidet, ist der phonische Glottisschluss und die gleichförmige, von keinem materiellen Reiz abhängige, rhythmische Theilung des Exspiratiousstromes, so wie das Fehlen des phonischen Rückschlages nach jedem Exspirationsstosse. Das niedergedrängte Zwerchfell hebt sich ohne irgend ein merkliches phonisches Phänomen bei erweiterter Glottis wieder in die Hohe, um im nächsten Moment durch eine von neuer Kon- traktion der Bauchmuskeln sowohl als der Kehlkopfmuskeln bewirkte Luft- kompresaion niedergebeugt zu werden. Beim Husten dagegen wird die Glottis erst nach jedem Exspirationsstosse auf einen Moment geschlossen, was beim Lachen nicht stattfindet, wo sich im Gegentheii nach jeder einzelnen Lache die Glottis in die Lage begiebt, die sie bei der Pronunciation des H hat. Ueber die Lachtöne und die Vokale, welche dabei pronuncirt werden, wollen wir später, wenn von Letztem speciell die Rede sein wird, noch Einiges nachtragen. 4) Exspiration mit offenstehender Glottis, aber Verengung des Ansatzrohres. Diese Exspirations weise findet bei der Pronuncirung der Rauscblaute (Consonantes strepentes) statt, über welche speciell in der letzten Abtbeilnngdieses Werkes die Rede sein wird. Das Ansatzrohr des mensch- lichen Stimmorgans kann an mehrern Stellen verengt und der Exspirations- strom dadurch verlangsamt werden. Ein Beispiel möge hier genügen. Beim Jot oder dem weichen G wird die Zunge soweit gegen den harten Gaumen gehoben, dass die Luft nur mit einem Geräusche entweichen kann. Die Glottis steht dabei weit offen, damit die zu exspirirende Luft ungehindert znr Bildung des eigenthümlichen Geräusches verwendet werden kann , was eben jenen Sprachlaut darstellt. Dabei ist das Zwerchfell untbätig, nur wenn der beabsichtigte Konsonant scharf betont wird , z. B. ich , so wird die Luft im Thorax soweit komprimirt, dass bei deren Entweichung ein massiger Druck auch gegen das Zwerchfell gerichtet wird, das dadurch etwas herab- getrieben werden muss. Die Bauchmuskeln dagegen kontrahiren sich , wie gewöhnlich , wenn die Exspiration irgendwo verzögert wird. 5) Exspiration mit phonischer Verengung der Glottis und 5« 68 I. Respirationsorgan. nicht phonischer Verengung oder theilweiser Abschliessung des Ansatzrohrs. Dieser Mechanismas beabsichtigt die Bildung der so- genannten Halbvokale oder Consonantes iiqnidae, welche Artikulationen (d. h. Verengungen des Ansatzrohres) erst dadurch zu Sprachlaaten wer- den, dass die phonische Glottisverengung dazu tritt. Unterbleibt Letztere, wie beim Leisesprechen oder Flüstern, so bleibt die beabsichtigte Arti- kulation stumm; nur das R ist auch ohne die tonende Glottisverengung etwas hörbar. Die Exspiration geht hier ohne sonderliche Kompression der Lungenluft vor sich , obwohl man eine solche willkührlich dabei an- bringen kann: doch wird beim gewohnlichen Sprechen kein Gebrauch da- von gemacht 6) Exspiration nach vorherigem momentanen- Schluss der Glottis und der einen Abtheilung des Ansatzrohrs. Dieser Me- chanismus findet bei der Bildung der Explosiv -Laute statt, wie in der letzten Abtheilung genauer nachgewiesen werden soll. Hier wollen wir nur die Funk- tionen der Luft -gebenden und treibenden Organe etwas näher in^s Auge fassen , da auf dieselben sehr viel ankommt Von allen sprachlichen Artikulationen sind die der Explosiv -Laute (k, t, p mit ihren Modifikationen) die komplicirtesten. Es findet dabei eine dop- pelte Absperrung oder Hemnlnng des Luftstromes statt, Schluss der Glotti^i und Versperrung des Ansatzrohrs an einer gewissen Stelle. Dieser doppelte Schluss muss plötzlich aufgehoben und , wenn ein Vokal auf den Explosiv- Eonsonanten folgen soll, die tonende Exspiration unmittelbar daran gefugt werden; die Exspirationsmuskelthatigkeit muss hier die Luft so weit kom- primiren, dass sie mit gehöriger Kraft gegen die geschlossene Glottis drückt und die Schliessmuskeln derselben zum Nachgeben nothigt; ausserdem muss gleichzeitig die zwischen Kehlkopf und der Artikulationsstelle befindJiche Luft eine hinreichende Spannung erhalten , um die Muskeln , welche die Ar- tikulation oder Sperrung des Ansatzrohrs bewirken, gleichfalls ohne Aufent- halt losen zu können. Alles dies ist nur möglich, wenn die vorgängige In- spiration eine hinreichend ausgiebige war, und wenn die Hebung und Er- weiterung des Thorax so lange mittels andauernder Kontraction der betref- fenden Muskeln hingehalten wird, bis die beabsichtigte Artikulation erfolgt ist Alle andern sprachlichen Artikulationen sind ohne diese Fixirung des Thorax, also bei freiwillig kollabirendem Thorax, bei geringer Lufhension möglich, nur nicht die Explosivlaute, wenigstens sobald diese mit gehöri- gem Nachdruck, auf grössere Weiten verständlich, pronuncirt werden sol- len. Es handelt sich hier am Ende nicht um gewaltsame Muskelanstrengung^ wie sie eine „Explosion'^ beanspruchen dürfte, sondern nur darum, die sphinkterische Kontraktion der Muskeln, welche das Ansatzrohr sperren^ ohne irgend ein stummes Zwischenmoment sofort in die phonische , vokale Exspiration überzuführen, was nicht anders geschehen kann, als wenn die Energie der den Thorax komprimireuden Muskeln das Uebergewicht über die der das Ansatzrohr schliessenden Muskeln erhalten. Ist dieses Verhält - niss gestört, so fahren letztere Muskeln , weil der gehörige Antagonismus fehlt, sich zu kontrahiren fort, ohne dass die sogenannte Explosion erfolgt, und es tritt der Sprachfehler ein, der das Stottern darstellt Stotternde Individuen sprechen für gewöhnlich , mögen es Männer oder Frauen sein, mit zu wenig gespannten Stimmbändern. Sie haben von Kindheit an nicht den vollen Gebrauch von ihren Bxspirationaorganen lu machen gelernt. ExgpiratioiisphSnoiiiene. Sie können ivobl, wenn eine specielle Anfforderang ihnen den Grebraach der Kompressionsniittel der Lnft vorschreibt, ohne AnsioM die Explosivae erzeugen, sie können singen, mit Pathos deklamiren, eine fremde Rolle spielen, aber das gewohnliche Sprechen im taglichen Umgänge, wo sie sich gehen lassen zu missen glauben, ist mangelhaft, durch die bei den Versuchen, die Explosivae zu pronunciren, eintretenden Stockungen fort- während anterbrochen und dadurch sich selbst, so wie dem Zuhörer, grosse Angst and Verlegenheiten bereitend. Wir kommen bei der Physiologie der Sprache auf diesen und damit verwandte Sprachfehler zurück. II. STIMM- UND SPRACHORGAN. ■L^as menschliche Stimm- mid Sprachorgan zerfallt, wie jedes andere Ton- werkzeug, das mit demselben verglichen werden kann, in das Windrohr, in das Mundstück oder eigentliche Tonorgan, und in das Ansatzrobr. Das Windrohr stellt die Luft röhre mit ihren Aesten, das Mundstuck der Kehlkopf, und das Ansatzrohr, das den im Kehlkopf erzeugten Ton weiter modificirt und fortfuhrt, und zugleich die wichtigsten Sprachorgane enthält, der Sc'hlun dkopf, die Rachenenge, die Mundhöhle mit allen i hren^ Organen , und die Nasenhohle mit ihren Nebenhöhlen dar. Alle diese Organe hier ausführlich zu beschreiben, wäre, da wir mehrere treffliche Werke darüber besitzen, überflüssig; nur das eigentliche Stimm- und Sprachorgan, den Kehlkopf nebst den wichtigsten Theilen des Ansatz- rohrs , werde ich , so weit es unser Zweck erfordert , genau nach meinen eigenen Untersuchungen beschreiben und abbilden , hinsichtlich der andern Organe dagegen nur das wesentlich Phonische zu veranschaulichen suchen, im Uebrigen aber auf gute bereits vorhandene Beschreibungen und Darstel- lungen verweisen. Das Windrojir: die Luftröhre mit ihren Aeiten. (Fig. 23.) Die Luftröhre, als Windrohr des menschlichen Stimmorgans betrach- tet, setzt sich aus den unzähligen , in immer dickere und wenigere Zweige (Fig. 23. A. 6) zusammenfliessenden Ausfuhrungsgängen der Lungeuzellen, als der wichtigsten Luftbehälter, zusammen , und bildet sich zunächst aus den beiden Bronchen oder Luftgängen der Lungen (^4. ^), von den der rechte ll__l5"Mang und 7 — 8"' dick, der linke 18 — 21'" lang und 6 — 7'" dick ist Die Luftröhre ist durchschnittlich 4 Zoll lang, 8 — 12*" breit und 7—9"' tief (c) , hat also durchschnittlich einen Durchmesser von derselben Länge, wie die Stimmritze, so wie etwa dieselbe Länge, wie das Ansatzrohr (von der Glottis bis zum Dach des Pharynx gerechnet). Sie liegt vorn am Halse und am obern Theile des Thorax, fängt mit ihrem obersten Ringe dem 6. Halswirbel gegenüber an , und läuft in der Mittellinie des Halses 'und der Halswirbel in die Brusthöhle bis zur Höhe des 3. Rückenwirbels herab. Demnach ist nur ihre obere Hälfte und auch diese nur an der Vorderseite den äussern Eindrücken zugänglich, während die untere Hälfte durch das Brustbein eine starke Schutzwehr hat, und überhaupt von voluminösem Or- ganen umgeben ist, als die obere. Hinter ihr liegt die weiche, für gewöhn- lich zusammengefallene Speiseröhre , die ein geeignetes Dämpf ungs- oder Isolirungsmittel gegen die sonst stattfindenden Mitschwingungen der Wirbel- belkörper abgiebt, zu beiden Seiten liegen die gi'ossen Blutgefässe des Kopfes , und in der Brusthöhle rechts neben ihr die obere Hohlader; oben wird sie zu % ihres Umfangs von der Schilddrüse umfasst (Fig. 23. A. 8), Dm Windrohr; di« LnftrÖfar« mtl ibren Aut«D. 71 Die Luftröhre nad ihn Versweigvog bildet einen hautigen, durch reifartige KDOrpelriiige(0./) Btets offenstehenden, elastischen, sowohl der iSnge als der Weile nach ansdehnbaren ttnd retraktilen Kanal. Zunächst wird dieser Kanal Fig. 23. mit seinen Verzweigangen von einerSchleimhauI (f) gebildet, die in der Luftröhre sich ziemlich so yerhält, wie im Kehlkopf, yon dessen innerer Beklei- dung sie eine Fortsetzung ist, während sie in den Bronchien mit Abnahme des Kalibers immer dünner wird. Zu Anfange ist sie etwa '/is"'i '" *^^i Lungenzel- '^n aar noch '/ino'" dick. Altenthalben ist sie mit i^ineo) sogenannten Flim- merepithelinm bedeckt, dessen Wimpern durch ihre Bewegung den von den Drüsea der Schleimhaut abgesonderten Schleim nach oben zu bewegen und dem Kehlkopf iiuzuföhren scheinen. Das eigendtche Seh leim hauige wo bi; wird 'on den anzähligen Ausführungagängen dieser hinler der Schleimhaut lie- Kenden Drüsen (ß. 3) durchborl, welche etwa hirsekorngross sind und zu- tieist an der Stelle der Bandringe' liegen. Unmittelbar über der Schleimhaut liepndie elastischen Langen fasern (ß. .5) der Luftröhre, welche eine Tollatändjge , um die Rühre herumgehende Schicht bilden, hier und da aber Ton den Ausfuhr ungsgaDgen der grossem, hinter der Muskelschicbt liegen- den Schleimdrüsen durchbohrt werden und sich an diesen Stellen in Bündel luanioieadrängen. Vermöge dieser eleslischen Schicht erhält die Luftröhre die Eigenschaft, sich bei gegebener Veranlassung zu verlängern und dann M I* . Reapirationsorgan. 1) Relaxatio n der iDspiratioosmuskeUi durch Aufheben der Nervenirra- diadon in dieselben bedingt. 2) Hemmung oder Verlaogsamung derselben durch die Verengung der OlottiB. ; 3) Fixirung der antern Rippen (bei gleichbleibender Kompression der Thoraxlnft). 4) Kontraktion der Bauchmuskeln, namentlich der untern Partien. 5) Seitendruck der komprimirten Luft nach allen Seiten,, wobei das Zwerchfell sogar nach unten bewegt werden kann. ^ Diese Elemente treten folgendermaßssen in associirende Thätigkeit. Durch die Verengung der Glottis, die dabei ziemlich starre dicke Wände bnkoiumt, wird der Ausflus» der Iiuft bei Relaxation der Inspirationsmuskeln verlang* samt, und wenn keine weitere Beihiilfe hinzuträte, würde die Luft unver- dichtet, ohne Seitendmck, wie bei der vorigen Exspirations weise entwei- chen, was aber in gegenwärtigem Falle nicht genügen würde, um die ge- spannteren Stimmbänder in tonende Schwingungen zu versetzen. Zu dieseai Zwecke bedarf es einer Kompression der thoracischen Luft. Diese kann auf verschiedene Weise zu Stande kommen, und wir können hier auf Grund der von mir angestellten Versuche und Beobachtungen folgende drei Typen un- terscheiden. aa) Phonische Exspiration mit Auftreibung des Unterleibs. Wenn man, am Besten in sitzender Korperhaltung, nach einer gewöhnli- chen, mittlem Inspiration, die halb lateral, halb abdominal sein mag, den Vokal A mit einiger Bestimmtheit ausspricht,- gder singend ihn piano ein- setzt und rasch anschwellen lässt, so beobachtet man (vor einem grossen Spiegel mit hinlänglich entblosstem Körper sitzend) Folgehdes. Die Lafk- rohre erweitert sich, der Umfang des Halses nimmt dadurch zu, an meh- rern Rippenzwischenräumen auf der Vorderfläche des Thorax sieht und fühlt man ein Vortreten oder Konvexwerden; das epigastrische Dreieck vermin- dert seine Breite nicht merklich, wohl aber wird die Wandung desselben starr und wollet sich, ebenso die mittlem Längenzonen des Meso- und Hypogastriums, welche mehr oder weniger auf- oder vorwärts treten und gleichfalls an Renitenz zunehmen. Soweit wir also bis jetzt sehen, sind die Erscheinungen denen, welche man bei der Exspiration erwartet, geradezu entgegengesetzt. Die Thoraxluft, welche nach Expansion strebt, drückt, wie es scheint, nach allen Seiten, und bewirkt daher da, wo dieser Druck nachgiebige Theile trifft, eine Auftreibung derselben. Jedenfalls wird also auch das Zwerchfell nebst den darunter gelegenen Unterleibsorganen bei einer solchen Exspiration ein Stück herabgestossen , welcher Stoss die Aaf- treibung der Bauchwand erzeugt. Es fragt sich nun, auf welche Weise, durch welche Organe unter diesen Umständen die Kompression des Thorax bewirkt vnrd. Durch das Zwerchfell kann dies jedenfalls nicht geschehen, denn dies wird ja selbst bewegt: durch die Relaxirung der Intercostalcs und übrigen Rippenheber jedenfalls mehr, als durch die selbstständige Aktion der Bauchmuskeln , die ja auch nachgeben müssen : doch sind sie in der That, und zwar, wie sich beobachten lässt, in folgender Art hier thä- tig. Wenn man die Bauchgegend nicht nur von vorn , sondern auch von der Seite betrachtet, so bemerkt man in der seitlichen Hypochondrial- und in der Lendengegend eine Verengung und Ein- oder Vorwärtsziehung der hier liegenden Theile. Die untersten Bippen werden offenbar ein- und abwärts f EupiratioiiBpluüioaiene. %$ gesogen : es ist siso der Qvsdrsios loioborsiB nnd d«r Obliqavs sbdominis iülefDss tbstig; ferner konnteo io dmem FsUe auch die Innern lloscoli intercosteles «Is Exapiratoren wirken, da dieselben gleichsam eine Fort- setiang des letztgenannten Muskels bilden und sogar mit demselben eng su- »mmenhingeo. Ausserdem fnhlt man deutlieh die Kontraktion wenigstens der obem Abtheil ong des Rectas abdoniinis. Der Obliqous extemos dage- gen and der Traasversns abdominis scheinen unthatig zu sein. Unter die^ sen Umstanden wird der Banm des Unterleibes von den Seiten her verklei- nert, während sein von vorn nach hintan gehender Durchmesser wächst, zumal wenn das Zwerchfell dem nach unten wirkenden Seitendrnck der Luft des Thorax sich nicht oder nicht genug widersetst — Sowie nun die- ser vokalische Laftdruck aufhört oder der Ton ohne die gedachte Ver^tar- kttog piano fortgesetzt wird, da kehrt der Mechanismus in den sub a) be- schriebenen zurück. Ein sehr kurser, scharf intonirter, dann aber durch GlottJaschlnss abgeschnittener Vokatlaut vermag ausser dem Epigastrlum and Mesogastrinm auch die untere Fortion des Thorax etwas zu d^atiren. Setzt man io einer und derselben Exspiration die Pronuneirung der scharf betonten Silbe at, ap oder auch nur des staccato gegebenen a mehrere Male fort, so findet ein formliches Aufhüpfen (dem natürlich ein Niederhnpfen folgt) der nodttlern Zone der Bauchwand, zunächst der obern Hälfte des Epi- gastriums, dessen Stoss sich nach unten fortpflanzt, statt; eine Erscheinung, die nodi auffallender wird , wenn man dieses Staccato auf Fisteitönen aus- fihrt. Etwas Aehnliches kann man beobachten, wenn man einen gcpressten Sea&erton n. dergl. bei sitzendem Körper hervorbringt; ebenso beim Miauen einer sitzenden Katze. Beim Stehen, wo der Unterleib mehr Freiheit hat, ändert sich Manches, wenigstens am Unterleibe. Am Epigastrium, das nur zu Anfang der Exspiration etwas, jedenfalls weniger, als beim Sitzen^ hervortritt, erscheint dieLüngenfurehe sehr deutlich, um so tiefer, je mehr man das Hypo- gastrium hervorspringen lasst; auch die seitliche Einziehung des Unterleibs ätellt sich deutlicher heraus, besonders gleich unter der unteren Konvexi- tät der Thoraxbasis. Die pnittlern Zonen des M esogast riums dagegen und fast das ganze Epigastriaui treten bei diesen phonischen Versuchen deutlich hervor. - Bei allen diesen Phänomenen ist jedoch zu erwägen , dass es nur akcessoriscbe oder auxUiüre für die übrigen , noth wendigen Ckzspirations- thitigkeiten sind. Jenes Vortreten, Stossen, Aufhüpfen, jene Bildung der Langengrnbe u. s. w.* sind nnr in den allgemeinen Exspirationsakt einge- igte, momentane .\kte, welche die übrige Exspirationsthatigkeit nicht anf- zahalten , höchstens etwas abzukürzen felhig sind. bb) Pbonische Exspiration mit Dilatation der Thoraxbasis. Aach hier werden in d^i ruhigen, gleichförmigen Exspirationsprocess einige oeue, momentene Muskelakte, die noch auffälliger als die vorigen sind, eingelegt, und zwar in der Regel, wenn man eine (experimeuti caussa am Besten bei geschlossenem Munde) piano begonnene, bisher also ohne son- derliche willkührliche Muskelkontraktion vollzogene tonende Exspiration plötzlich behufe einer springenden Tonerhohung oder Verstärkung im eigeat* liebsten Sinne des Worts ausdrucksvolTer machen will. Die Phäno- naeae haben hier abermals Aehnlichkeit mit Inspirationselementen. Mitten im exspirativen Vorgange, nachdem also die Rippen bereits ein Stuck sich gesenkt haben nnd namentlich die Basis thoracis enger geworden ist, wer- den plötzlich die untern Rippen, mindestens von der A. an bis zur IS.y 74 n. Stimm - nnd Sprachorgan- A. Kehlkopfknorpel und deren B&nder, nebst dem Zungenbein. Der Knorpel des Kehlkopfs sind ihrer neun, deren b grössere, wichti- gere, und 4 kleinere, weniger wesentliche. Ferner sind von iboeo 3, Däm- lich der Ringkporpel, Schildknorpel und Kehldeckel nnr einmal, die fibri- Fig. 24. gen (Giesskannen-, Santorini'schen and Wrisberg'scben Knorpel) doppelt vorhanden; endlich sind nur 4 derselben, der Ring-, Schild- und die Giess- kannenknorpel aus gewöhnlicher Knorpelmasse gebildet, und der Yerknö- cherung föbig, während die übrigen, die zugleich auch weniger mit der Phonation zu thun haben, zu den Netzknorpeln gehören und als solche das ganze Leben hindurch verbleiben. Die Wrisberg'scben Knurpel werden wir übrigens nicht hier, sondern im nächsten Abschnitle beschreiben. Die zwei- seilige Vorderwand des Kehlkopfe (Fig. 24. A) wird fast ganz von dem Scbiidknorpe), die Hinterwand und Basis (ß) vom Ringknorpel gebildet, auf welcher die etwas nach vorn gekehrten Giesskannenknorpel mit ihren aus den Santorini'schen Knorpeln gebildeten Spitzen (ff, 6) aufsitzen. Zwi- schen den nach Innen gekehrten Forlsälüen der Giesskannenknorpel und dem Winkel des Schildknorpels sind die Stimmbänder ausgespannt. l) Der Ringknorpel, CartUago ericoidea. (Fig. 25.). Mit diesem Knorpel machen wir billig den Anfang, da er die Basis, den festesten Theil des ganzen Kehlkopfs bildet, auf welchem alle übrigen Knor- pel sich stützen, indem er sowohl dem Schitdknorpel (nebst Kehldeckel), als anch den für die Phonation so wichtigen Gieaskannenknorpeln eine Der lUngfcDorp«!. TS GnuidUge bietet, die wir wenigateni in BetDg «nf die äbrigen Organe de* Kehlkopfs &lB'nnbe«egIicb betracbten können. Der Ringknorpel bildet gleichum den obersten Ring der Lnftröhre, du heisst , er sitzt derselben auf ond bringt sie eigentlich erst znm AbscbloH, in- dem er durch ein ziemlich lUrkes elastiachefl Band A ~ (Li|)unentain crico - tra- ' ebeale) mit dem obersten Lofiröhrenreif und der lUDskolösen Hinter wand der Luftröhre verbunden isl. Er bat die Form eines ' Sirgel rings oder besser ei- nes schief geföhrteri Cy- liodersegments (Fig. B), -* _ onr erscheint dasselbe, C TOD DQten betr*chtet ( 0), nicht völlig kreisförmig, BODdem etwas oval oder elliptisch, and zwar so, das« der längere Durch- ^ messervoDTorn nach bin- Wq, der kürzere »on einer SMteznrandemgebt. Da- bei (fl) ist zn bemerken, n jj dass die änsaere Periphe- rie dem Liamen nicht genau entspricht, indem eratere hier und da Vor- spränge zeigt, die auf der Innenwand fehlen. Der Ringknorpel erscheint von Torn(^) bogenförmig, von der Seite (fl) einem recht winklichen Dreieck ■holicb, und von hinten (C) trapezförmig. Demnach lässt sich derselbe in 1 Ablbeilnngen beschreiben, dem Bogen (A. ß, D. t) oder der vordem .^btheilnng, den beiden dreieckigen Seiten wänden (an f Fig. /f durch die Linien S — i — II — S begrenzt), und der hintern Wand (Lamina cri- coideae). Theilen wir die ganze Peripherie der Basis de« Ringknotpels {!)) iD 13 Theile, so kommen davon ungefähr aaf die Hinterwand vier, und anf jede übrige Abtheiinng (f. 2. 3) drei solcher TheÜe. Bevor wir znr Beschreibung dieser einzelnen Äblheünngen übergehen, betrachten wir , um erat einen Ueberblick zu bekommen, den untern und obern Rand des ganzen Knorpels. Der untere Rand verlüufl im Allge- meinen gerade und entspricht so ziemlich dem obern Rande des l. Luftröh- renreif«. Doch ist er vorn etwas gewölbt, bildet dann an den Seiten (ß Iltischen 2 nnd 10) zwei Buchten, von welchen zuweilen wenigstens die «ine (gewöhnlich die linke) in einen stumpfzahnförmigen Fortsatz (.-1. 2. B. /O. Fig. 24. ß. 10) aaslänfl, der sich zum ersten Lufirölirenringe begiebt, oder (nach HuBchke ) sich zur BUdnng der zwei ersten Luft röhren ringe iheilt. Dieser Fortsatz geht entweder vor (Fig. 25. A. B. C. 3) oder (wohl seltener) hinter (Fig. 24. ß. 10) der aeitliclien Gelenkfläche ab, und ver- schmilzt zuweilen gänzlich mit dem hinleren Ende des ersten Luftröhren- ringes. Von diesem Fortsatz an wird der ontere Rand wieder etwas konkav (Fig. 35. B bei H), bis znm Anfong der Lamina cricoidcae, welcher oft 76 n. Stimm- and Spraohorgan. durch eine Winkelbiegong (auf Fig. D zu bemerken) von etwa 120** bezeich- net ist. An dieser Hinterwand des Ringknorpels ist der untere Rand ziem- lich geradlinigt (Fig. 24. B. 9)^ zuweilen etwas konkav (Fig. 25. C). Der obere Rand ist vorn am Bogen etwas vertieft, dem untern so ziemlich parallel (A. f) beginnt dann der ersten untern Bucht oder dem Fortsatz ge- ' genuber aufwärts zu steigen (B. 1 — 3)^ etwa mit einer Neigung von 4d bis 50^ bis zur Höhe der Lamina cricoideae, auf welchem Wege er jedoch auch zwei durch einen seichten Vorsprang geschiedene, weniger tiefe, auf denen des untern Rands ziemlich senkrecht stehende Buchten bildet Der obere Rand der Lamina endlich ist auch in der Mitte etwas eingedrückt (€. ^). Der untere Rand der Seitenplatte bildet zur Hinter wand des Ringknorpela einen Winkel von 90 bis 100^ Der Bogen des Ringknorpels ist, wenn wir die Peripherie des ganzen Knorpels eines erwachsenen Mannes zu 3^"' annehmen, etwa 7'" lang, 2 7« bis (an den Uebergangsstellen zu den Seiten wanden) S'" hoch, und 1 bis lYs'" dick. Der obere Rand ist, wie schon erwähnt, konkav, der antere konvex; ersterer ist abgerundet, letzterer von innen etwas aasgeschärft, damit er sich über den eVsten Luftröhrenweg ein Stück legen kann, wenn der Kehl- kopf sehr (behufs der tiefsten Töne) herabgezogen wird. Wo diese Aus- schärfung sehr markirt ist, steht die basische Linie des Ringknorpels zur Richtung der Lamina in einem Winkel von wenigstens 100 *\ so dass aller- dings zuweilen der untere Rand des Bogens des Ringknorpels tiefer zu stehen kommen muss , als der untere Rand der Lamina. Der Bogen des Ringknor- pels liegt fast ganz frei und nur von der Fasia communis bedeckt, nur kurz bevor er in die Seitenwände übergeht, liegen Fasern des M. cricothyreoi- deus auf ihm. Vom obern Rande entspringt das (später zu beschreibende) Ligamentum crico - thyreoideum s. conicum, das den Ringknorpel mit dem Schildknorpel verbindet (Fig. 24. A S.). Die Seiten wände des Ringknorpels (Fig. 22. 6.) bieten schon mehr Merkwürdiges. Bei jungen Individuen und Weibern ist zwar die Aussenflache dieses Knorpeltheils ziemlich eben, aber an Kehlköpfen erwachsener Män- ner, namentlich wenn sie verknöchert sind, treten mehrere Stellen mehr oder. weniger hervor, die wir schon ihrer. anatomischen Funktionen wegen anführen müssen. Die Gestalt jeder Seitenwand des Ringknorpels ist, wenn wir den vordem Anfang derselben, oder die Linie, die wir uns zwischen Bogen und Seiten wand gezogen denken, ungemessen lassen, die eines fast rechtwinklichen Dreiecks (H), dessen grösster Winkel nach hinten und anten sieht, während von den andern der eine nach vorn, der andere nach oben gekehrt ist. In Wirklichkeit hat aber diese Seiten wand die Gestalt eines un- gleichseitigen Vierecks, wie wohl nicht weiter demonstrirt zu werden braucht. Der obere und untere Rand ist uns bereits bekannt. Der hintere geht vom vordem und untern £nde der Gelenkfläche (B J.) für den Giesskannenknor- pel senkrecht herab bis zum hintern Ende der 2. Bucht des untern Randes des ganzen Knorpels, in einer Linie, welche etwas hinter den Gelenkvor- sprung für das Schildknorpelhorn (B. C. 3.) zu ziehen ist. Die ganze Seiten- wand des Ringknorpels ist ziemlich platt, nur wenig, und zwar doppelt, gekrümmt , so dass der mittlere Theil im Allgemeinen etwas über die übri- gen Theile hervorragt. Ausserdem tritt der obere Theil überhaupt, beson- ders aber der oberste und unterste Theil des hintersten, nach der Lamina zugekehrten Abschnitts zurück; am meisten hervorragt die Gelenk fläche Der RiDgknorpel. 77 (Gdenkhagel) fSr die Insertion des ontem Homa des Schildknorpels (3). Diese Stelle liegt nach hinten nnd nnten , etwa 2 — 8'^' vom nntem Rand entfernt , an sehr mnsknlosen nnd theilweise verknöcherten Kehlköpfen auf einem Knochenhagel, dessen Gipfel eben jene Gelenk flache bildet, welche entweder genau nach aussen oder sogar ein wenig nach hinten (C D) sieht, and ein Oval bildet, dessen langer etwa 1 y^!'' betragender Durchmesser der Hin- terwand des Ringknorpels parallel geht. An dieser Stelle (/> zwischen 2: 4 u. 5; 4) hat der Ringknorpel seine grosste Dicke, nämlich bei Weibern S - i^/4'", bei Mannern 3 — 3%'". Von diesem Vorsprunge geht (4) eine siem- lieh markirte Crista nach oben und etwas nach hinten , nach dem vordem and untern Segment der Articulatio crico-arytaenoideae hin. Hinter dieser Linie macht der Knorpel eine scharfe Biegung , um die Hinterplatte lu bil- den. Auf halbem Wege giebt diese Crista eine weniger erhabene Nebenlinie nach vom und. etwas nach unten ab (B. 8.), die im obern Rande dieses Knorpeltheils , etwa in dessen Mitte endigt. Auf der von diesen beiden Linien begrenzten etwas nach einwärts cugeschärften Fläche (B. 9) liegt der Mus- colos crico - arytaenoideus lateralis. Unter dem Gelenkhugel setzt sich die erwähnte Crista ein wenig vorwärts sich kehrend bis zum untern Rand fort, wo sie etwas hinter dem oben erwähnten Zahnfortsatz aufhört Diese Linie bildet die Grenze zwischen Muse, crico -thyreoideus und Crico -pharyngeus. Hinter dieser Linie ist der Ringknorpel nicht in einem so scharfen oder rech- ten Winkel geknickt, wie hinter der obern, sondern der Knorpel ist hier (0. //) etwas abgestumpft, so dass der U ebergang des seitlichen Theils des ontem Randes in den hintern nicht in einer so scharfen Brechung geschiebt, als die der Seitenfläche in die hintere Fläche des Knorpels. Diese Abstum- pfnngsstelle bat so ziemlich die Gestalt eines gleichseitigen Dreiecks und wird von den Insertionen des Muse, crico -pharyngeus bedeckt. Endlich zieht sich vom Gelenkhugel noch eine ähnliche etwas erhabene Linie (/2) parallel mit dem untern Rande des Knorpels nach vorn , welche die Gränze zwischen demUrsprnng der äussern und dem der innern Schicht des Muse, crico-thy- reoideus bildet. Die Hinter wand des Ringknorpels (Fig. 24. B.7--9. Fig. 25. C.) La- ^ mina cricoidea , wie sie etwas ungeschickt Tourtnal*) nennt , besser La- mina cricoideae (sc. cartilaginis) , ist der grosste und stärkste Theil dieses Knorpels, denn ihre Dicke beträgt durchschnittlich 2'/h (Weiber) bis 3" (Männer). Sie hat, wie die Figur zeigt, eine fast trapezförmige Gestalt, ist bei Kindern 5", bei Weibern 8—9'", bei Männern 10— U" hoch, und hat (von der einen obern Gelenkfläche zur andern einschliesslich) eine Breite von etwa '/^ bis ^4 ihres Längenbetrags. Der untere Rand ist noch ein wenig länger als der obere. Diese Hinterwand besteht aus zwei einander gleichen ziemlich ebenen , höchstens ein wenig in die Länge vertieften Hälften , die in der Mitte in einem sehr stumpfen Winkel (C. 4. Fig. 24. B, 8.) zusammen- stossen. Ausserdem ist die Fläche der ganzeu Wand auch in der Regel von oben nach unten etwas gewölbt. Der obere Rand der Lamina cricoideae ist, wie schon erwähnt, in der Mitte etwas (etwa Y^'" tief) eingedruckt, und dacht sich seitwärts bald ab. An dieser Deklivität liegt, ziemlich in gleichem Maasse schief nach oben, hinten und seitwärts sehend und etwas konvex ge- *} Neue Unterfluobungeu über den Bau des mentchlichen Schlund* und Kehl- l^opfes Leipzig 1846. S. 92. 78 n. Stimm- und Sprachorgan. schliffen , die oblonge Gelenkfläche zur Aufnahme des Oiesskannenknorpels (£. C. 5.), Die Neigung dieser Gelenkflache zum Horizont ergiebt einen Winkel von etwa 30 bis 40^ (nach Harless von 49^), der Langendnrchmes- ser derselben beträgt etwa den vierten oder selbst dritten Theil der Höbe der ganzen Lamina. Die ganze Gelenkfläche (Gelenkwulst) bat nach Har- less die Gestalt eines unten etwas vertieften und breiteren, oben gewölbte- ren und schmäleren Sattels. Die beiden Seitenhäiften der Lamina werden zum grossen Theile vom Muse, crico-arytaenoideus posticus bedeckt Die innere Fläche des Ringknorpels ist ziemlich eben, doch an den Seitentheilen und am Bogen etwas von oben nach unten gewölbt, so dass die untere Apertur ein weiteres Lumen zeigt, als der Mittelraum, wozu be- sonders die schon angeführte Ausschärfung des untern Rands des Bogens beiträgt. Der Ringknorpel hat im Allgemeinen die stärksten Wände von allen Kebl- kopfknorpeln , , und ist dadurch, sowie vermöge seiner senkrechten pfeiler- artigen Stellung geeignet, die übrigen Knorpel zu tragen. Die Lamina bat die grösste Dicke, der Arcus die geringste. Doch ist die Dicke nicht allent- halben gleichförmig, da die äussere Fläche Ungleichheiten zeigt, denen die innere Fläche nicht entspricht. Bei Kindern und Weibern ist die Lamina cricoideae im Verhältniss zumLumen des Knorpels weit höher, als bei Män- nern , daher erscheint auch ein weiblicher Rin^^norpel im Ganzen höber, ein männlicher länger oder gestreckter. Ferner fand ich bei meinen Messun- gen an männlichen Kehlköpfen das merkwürdige Resultat, dass gerade Män- ner, welche eine hohe Stimmlage gehabt hatten, die höchsten Ringknorpel aufwiesen. So fand ich die Lamina cricoid. eines in den dreissiger Jabren h. s. nicht unberühmten Tenorsängers- 12'*' hoch, während ich an Bassisten dieselbe Höhe nie beobachten konnte. 4) Der SoMMknorpel. (Fig. 24. A,i—e. Fig. 26. A ~ C) ^ Der Schildknorpel (Cartilago thyreoidea) ist der grösste und am Halse am deutlichsten sieht- und fühlbare Theil des Kehlkopfs. £r besteht aus 2 in Form einer spanischen Wand oder eines Ringkragens in der Mitte an einander gefügten seitlichen, ziemlich viereckigen Platten, einer rechten und liuken (Lamina thyreoideae [sc. cartilaginis] dextra et sinistra), welche' in der Medianlinie des Halses unter einem beim Weibe ziemlich rechten, beim Manne mehr spitzen Winkel zusammengefügt sind (Fig. 27. d)^ demnach hinten ziemlich weit von einander abstehen. Mit seinen untern Ecken ( Hör- nern) umfasst er die Seitenwäude des Ringknorpels, an welchen er auch auf die sogleich zu beschreibende Weise befestigt ist Nach hinten ragt er bis zur Fläche der Lamina cricoideae. Jede Platte für sich betrachtet (Fig. 26. ^) bildet ein irreguläres Viereck, von welchem jedoch in der Regel nur der hintere Rand so ziemlich gerad- linigt ist, die 3 andern bilden Kurven. Der obere Rand (cc/a) hat die Gestalt eines liegenden co , dessen vordere Spitze sich weit nach unten und innen zieht; der vordere Rand ist etwas ausgehöhlt, und bildet mit dem untern einen stumpfen Winkel ( B, /*). Der untere Rand (feb) liegt ziem- lich wagerecht; er bildet in seiner vordem Hälfte eine seichte, in der bin- tern eine tiefere Bucht, welche beide durch einen Vorsprung oder Fortsatz (wovon später) getrennt sind. Diese hintere Bucht wird besonders durch den entwickelteren Fortsatz bedingt, in welchen der hintere untere Winkel Der Scbildknorpel. 7§ itr Lamm Ihyreoid. »naliuft (6), and welcher du kleine Hörn des SehildkDorpels genuiDl wird. Bbenao wird die hinlere Krümmung det obera Bandes durch einen noch langem Fortaati (u), das groaseHorn Fif. 96. iei Schildknorpels, bedingt, in welches sich der obere hintere Winkel der l^tte auszieht. Der hintere, in diese beiden HÜrner Huslaofende Rand ^ Schild knorpela steht ziemlich senkrecht, ist in der Mitte sanft verließ, °>ch den Hörnern zu dagegen etwas gewülbt. Jeder Schildknorpelflügel •ird durch eine deatlich hervorspringeade Linie oder Grate (A), Linea s. Die G«)eiikverbiDdung der bei(l(?n so eben beschriebenen Knorpel mit ein- ander liegt gerade unter dem Zusanimenslo.ss dea Muse, crico-arytaenoideiis poslicas(n()und dea cricn-aryt. lateralis (h) am hintern Fortsatz des Giesskaii- ^ _^ j, n,.,knorpel8(Fig.29.p), ..fei- — ^ , nem Vorsprung d. Ringknorpels -As (s-dO-SiewirddurcheinKapuel- |^ I . ligament (Fig. 24. .1- 7.) g^"*''- aV'J det, welches im Durcbscbniii Wj oval sich darstellt (Fig. 28. .4- u) v J und eine ziemlich freie Bewc- JJjy gnng des Ideinen Horns (ß. u.) ' *J and somit dea ganzen Schild- ^ ^ knorpels auf dem Riugkoorpel Fig. 28. (<0 «u'äsat. Diese Bewegung findet nicht blois um eine durch die beiden untern Hörner 4ei Scbildluiorpels ^heode feguteheode Axe statt, soudern ei können dabei allr Punkte dieies Knorpels, ^. B. des hintem Randes desselben in weiter naeb vorn oder nfteh hinten gelegene Vertikalobenen fortrücken, welche sämmtlich diejentüe rechtwinklig schneiden, in welcher die Qnerue des Kehllcopfes gelegen ist. Dip'^ Portrücken geschiebt >bnr nach HarleiB nicht parallel der nrsprünglicbeii Lage dieser Pankte, Sondern mit einer gleichieitig raachern Bewegung des oberen Punktes; diese selbst ttt nach rorwärta etwa 1 '/,nial ansglebiger, als nach rückwärts.*) Vom obern Theile dieses Kapselbands geht ein ziemlich breites , atarkes sehnigea Band (h) nach oben und hinten bis ziemlich zum Limbua articula- tionis crico-arytaenoideae (f). DiesesBand, von welchem Harle 88 nichts lu wissen scheint, das aber äüinmering (Fig. 24. 1 l.)bereits angedeutet hat, zeig! sich besonders an starken Kehlköpfen sehr entwickelt, ist aber kein selbst- atändiger Appendix, sondern mehr eine Verlängerung des obern Theila de» Eapaelbands, die jedoch nur an ihrer Basis zur Bildung der Gelenkfläcbe beiträgt. B^ ist offenbar vorhanden, um eine zu starke Ablenkung des Flü- gels des Schildknorpels vom Ringknorpcl und beziuhcndticb Zerreissuug des Kapselbands und Luxation des Horns zu verhüten, und hat daher für diese Artikulation eine ähnliche Bedeutung, wie des Ligam. triquetrnm zur Articu- latio crico-arylaenoidea. Der Muse, crico-arytaenoideus posticus bedecki dieses Band bis auf den untern Theil, welcher nach Wegnahme der Schleim- haut nnd noch mehr beim Abziehen des ^childknorpels und des erwähnten Mnakele zum Vorschein kommt. Der Nervus laryngeus inferior gebt über dieses Ligament, das wir Ligam. kurato-cricoideum nennen wollen, hin- weg. Es opponirt den das kleine Hörn nach vorn ziehenden Fasern des Muse. crico-thjTeoideus. Ausserdem hat Sömmering (Fig. 24. li, Pig.28iO noch ein ähnliches, noch unten nnd hinten streichendes Verstärkungsband abgebildet, das aber nicht konstant ist. Von dem Ligamentum cricothyreoideum medium s. conicum werden wir im nächaleo Abschnitt ansfährlicher sprechen. j Harlsis a. a 0. . EHe beiden Oiesskannenknorpel etc. etc. 8S 3) Die beiden Oietakaimeiikiiorpely die Schneppenknorpel, CaitilaginM arytaenoideae, nebst den Santorinf sehen Xnoipeln und der Articnlatio orioo - arytaenoidea. *) Die« sind die merkwürdigsten und schwierigsten Knorpel des ganzen menschlichen Körpers, und zngleich die wichtigsten Organe für den Pho- oationsprozess , gleichwohl in allen bisher erschienenen Lehrbüchern und Tafelsammlungen. selbst die neueste Abhandlung von Harless nicht ganz ausgenommen , so unvollkommen, oberflächlich, unzweckmässig und selbst falsch beschrieben und abgebildet, dass wir uns nicht wundern dürfen, weshalb der ganze Stimmvorgang bisher so mangelhaft begriffen worden ist. Fast alle Anatomen haben den Oiesskannenknorpel mit einer gekrümmten dreiseitigen Pyramide verglichen. Dieser Vergleich ist in gewisser Hinsicht nicht anpassend, veranschaulicht aber die eigentliche Formation des Knor- pels durchaus nicht. Ebenso unpassend ist es, den Oiesskannenknorpel bloss einzeln, für sieh zu beschreiben, da erst bei Betrachtang beider Knorpel zusammen eine genügende Einsicht gewonnen werden kann. Der Oiesskannenknorpel hat in Verbindung mit dem Santorini'schen Knor- pel einige Aehnlichkeit mit dem Ambos'des Oehororgans, oder lässt sich noch besser mit einem kurzen dicken Hammer vergleichen , dessen Stiel un- ten spitz ist und nach dem Schlägel za sich verdickt, und von dessen Schlä- gel der eine Schenkel dick, kolbig, auf der einen Seite gewölbt, auf der an- dern etwas ausgehöhlt, der andere spitz ausläuft, und nach der Seite, wo jene Wölbung liegt, zu gekrümmt ist. Mit einer P;yTamide lässt sich der Oiesskan- nenknorpel nur in sofern vergleichen, als er 4 Seiten oder Flächen hat, von denen die eine, die Orundfläche, auf einer Basis, dem abhängigen Seiten- theile des obern Rands der Lamina cricoideae , aufsitzt , während die 3 Sei- tenflächen in die Höhe stehen und in eine Spitze auslaufeu. Suchen wir zu- erst eine J^ärts gerichtet, gegen die der andern Seite (Fig. 30 A — £). Die Verbindung beider Knorpelabtheilungen geschieht nicht durch eine Gelenkkapsel mit Synovialhaut, wie die andern Knorpelverbindungen, sondern der Santo rini'sche Netzknorpel ist unmittelbar an den festen Giess- kannenknorpel angewachsen, wie die Sehne an den Knochen, oder wie der bewegliche Theil des Stimmfortsatzes an den Körper des Giesskannenknor- pels. Hierdurch wird eine grosse Beweglichkeit des obern Theils des gan- zen Knorpels erzielt.*) Der Nutzen dieses biegsamen Knorpeiaufsatzes ist offenbar der, den obern Eingang zum Kehlkopf vor Verletzung zu bc- ,^-*^ E.H.Weber (Hi Idebr an d's Anatomie, 4. Aufl. Bd. 4. S. 161.) nnd Huschke (8ommering'8 Anatomie, nene Bearbeitung. 5. Th. S. 236.) beschreiben «war ein Ligamentam ary-Santoriniauum, aU bestehend aus einer (nach H. '/,"(?) grossen) Ge- lenkkapsel, welche die Spitze ^ Köpfchen) des Giesskannenknorpels mit der Gelenk- grabe an der «Grundfläche des Santorini'schen Knorpels verbinden, sehr zart und nur von wenigen Bandfasern verstärkt sein soll, doch leugnen sorgfaltige Anatomen (Krause) Die beiden GMeekAnnenknorpel , ete. etc. 87 wiJiren, wenn beim Himinterschlficken der Speisen und Getränke der Kehl« decke] aber disse Partie des Kehlkopfs gelegt und gedruckt wird. Zu diesem Zwecke massten die zunächst getroffenen Theile elastischer sein, als die übrigen, um sich gleichsam ducken zu können und auch ein genaueres Schliessen der Apertur des Kehlkopfs zu bewirken. Ans diesem Grunde ist auch der ganze Knorpel nach hinten zu gekrümmt, um der Epiglottis ge- hörig aosweichen und sich in der Richtung ihres Druckes, also nach hinten, bequemer umbiegen zu können. Der hintere oder Gelenkfortsatz (Muskel forlsatz nach iiarless) des Giesskannenknorpels endlich (A. c, E. dy ist einem Bieberschwanz nicht un- ähnlich, nur dass er bk>ss oben gewölbt, unten dagegen ausgehöhlt ist.*) Mittels dieses Fortsatzes sitzt der ganze Knorpel auf dem Bingknorpel auf, mit dem er durch ein ziemlich schlaffes K ap se I b an d (C,b,Dh,j wird fast ganz von der Gelenk fläche eingenommen, welche etwa 2%'" lang und 2'" breit ist, und eine oval - elliptische Gestalt hat; die grössere Wölbung ihrer Peripherie ist nach hinten und unten (nach dem hintern Saume des Ringkncrrpdrands) , die kleinere nach vorn und oben gerichtet. Sie vnrd kurzer gegen den innern, länger gegen den äussern Rand hin, und bildet überhaupt eine nach abwärts mit einer kleinen Erha- benheit versehene, sonst ausgehöhlte, nach oben sich verschmälernde and daselbst schief von innen nach aussen abgeschnittene Platte. Die Krümmung dieser Gelenkfläche ist in der Richtung des langen Durchmessers (von vorn nach hinten) eine ziemlich bedeutende , in der Richtung ihres kur- zpu Durchmessers (die der Peripherie desRingknorpeb parallel geht) eine nur anbedeutende« Die Gelenkfläche des Ringknorpels, die für die Aufnahme dieses Gelenkfortsatzes des Giesskannenknorpels bestimmt ist, hat eine ent- sprechende Gestalt, ist jedoch etwas umfänglicher^ um den Bewegungen des Giesskannenknorpels mehr Spielraum zu gestatten. Sie steigt, wie wir ge- sehen haben, in der Länge nach aussen und vorn herab uifd hat in die- ««er, der Breitenrichtung des Gelenkfortsatzes entsprechenden Richtung ihre die Existens de;$se]beii, und fanden als Verbind angsmittel nar schlaffe elastische Fa- sern. Auch Tonrtnal (a. a. O. S. 104.) hat hei wiederholter sorgfältiger UnW- ^Qchatig weder eine Gelenkhoble, noch glatte Gelenkflachen oder ein Synoviabäck- chen entdecken können , sondern nnr gesehen , dass diese Knorpel durch kurze, zwar feste , aber nachgiebige und dehnbare Fasern mit den Giessbeckenknorpeln zusammen- hängen , so dass sie auf den Enden derselben spielen können. Ich habe jedoch in eini- gen wenigen Fällen , immer aber nur auf der einen Seite (zuletzt am Kehlkopf eines alten Nachtwächters linkerseits) eine förmliche Trennung beider Knorpel gefhnden, die dann durch ein wirkliches Eapaelband mit einander gelenkartig Terbunden waren. — Von den kleinen Muskeln, welche diese Santorini'schen Knorpel nach Tourtual bewegen sollen, wird später die Rede sein. *) Harless druckt sich darüber so ans: „Indem «ich die vordem oder äussern Stücke der beiden Seiten des äussern spitzen Winkels der Grundfläche sehr steil, fast senkrecht nach abwärts und divergirend flachenhaft' herabbegeben , der Flächen- winkel selbst aber mit einer nnten und innen ausgehöhlten Masse erfällt und nach süssen abgerundet wird , entsteht der hakenförmig nach abwärts gekrümmte Gelenk- körper und seine Innere und untere Gelenkfläche. 88 II. Stimm- and Spracborgan. schwächere Konvexität, die stärkere dagegen in ihrer Breitenriebtang, welche der stärkeren Konkavität der Gelenkfläche des Giesskannenknorpels ent- spricht. Die Länge der Gelenkgrube des letztem steht daher angefä«hr der Breite der Gelenkerhebung des Ringknorpels gegenüber, die Längen beider kreuzen sich schräg, und der Giesskannenkno^pel sitzt bei mittel weiter Stimmritze in der angegebenen Weise schräg auf dem Ringknorpel.*) Die Gelenkkapsel muss daher schon aas diesem Grunde eine ziemliche Weite habeh und sehr schlaff und nachgiebig sein. Ihr Umfang ist abgestumpft viereckig. Die Gelenkslinien decken einander nur hin und wieder, meist ist die Berührung der beiden Gelenkflächen nur eine lineare, zuweilen nur punktförmige, nur beim tiefsten Stande des Gieskannenknorpels berühren isich etwas grossere Flächen. Daher muss uian nach Harless-den Umfang der Beweglichkeit dieses Gelenks mehr aus der Anordnung der WeichÜieile in der Umgebung als aus den Formen der Gelenkflächen construiren. -~ Die Bewegungen des Knorpels werden auf diese Weise sehr vervielfäl- tigt, obgleich der Bewegungstypus im Grunde bloss ein zweifacher ist. Die eine Bewegung geht in der Richtung der Gelenkfläche des Ringknorpels, der Gelenkfortsatz kann auf derselben nach innen und hinten, und anderer- seits nach aussen und vorn gleiten; Die andere Bewegung -gebt in der Richtung der .Gelenkfläche des Giesskannenknorpels , also nach vorn-innen, und nach hinten-aussen. Da nun der übrige Theil der Basis des Giesskan- nenknorpels durch anderweitige Apparate nach unten ziemlich fest, nach den andern Richtungen aber durch elastische Apparate nur locker gehalten oder ge- zogenwird, so wird die Bewegung in diesem Gelenke für den ganzen Knorpel eine rotirende (die Drehungsaxe geht dabei von unten nach oben), feine vor- und rückwärts gehende Neigung , und eine Ver- schiebung nach Innen oder Aus&en.**) Der ver- häUnissmässig unbeweglichste Theil des ganzen Knorpels ist der. mittlere nach hinten nnd innen sehende Theil der Basis , der auf dem vordem Saume des Ringknorpelrands aufsitzt und ver- möge seiner Verbindungen mit den anstossenden Organen so eingeengt ist, dass er für die übrigen Theile, zunächst Fortsätze des Knorpels alsHy- pomochlion zu betrachten ist, um welches die Hebel bewegungen dieser Fortsätze, die hier als ^^ die Schenkel eines zweiarmigen Hebels fungiren, vof sich gehen. Wenn in Fig. 3 1 etwa der obere Punkt derpunktirten Kreislinie dasHjpomochlion darstellt, p den hintern oder Gelenkfortsatz, v den vordem •) Von den Gelenkflächen beider Knorpel verschaffte sich Harless, um recht sicher ku geben, Guttapercha- Abdrücke, von welchen er mehrere Durchschnitte ab- gebildet hat, freilich ohne dabei zu bemerken, au welchen Stellen und in welchen Richtungen er sie machte. S. die angef. Sehr. S. 557. ••)Nach_ Harless sind folgende Bewegungen möglich: 1) eine Versclüe Innig' der Gelenkflache des Giesskannenknorpels auf dem Ringknorpel in der Richtung Ton aut- nach abwärts und umgekehrt, mögen die Muskeln u. s. w. um das Gelenk herum erbeten sein oder nicht; sie beträgt in gerader Linie 3 Millimeter; 2) eiue «L'Jfl A f'^^^yaj'tsbewegung, bei Herabdrückuug des Knorpels «ach aussen weiter bänd«^' „«^"1 u '°"®o *' ""T^ """^" J^^^^*' ™ Allgemeinen beim Zug an den Stimm- ^ K^ Z? AK -^ ^**"'*^ ^^. Knorpels mehr austragend,- als nach auswärts; A) Aul- und Abwartsbewegung des Stimmfortsatees. Die beiden Gieeekaonenknorpel, ete. etc. 89 oder Stimmfortsatz des GKesekannenkDorpeJ , so wird, wenn eine Kraft erstem p, in der Richtung nacli q sieht, v nach innen gedreht, und, wenn dies aof beiden Seiten geschieht-, beide vv einander genähert werden, wah- rend sie noch weiter auseinander weichen müssen, wenn eine Kraft an p nach m zieht. Die Befestigung des gedaehten mittlem Theils der Basis des Giesskannenknorpel an den Bingknorpel wird namentlich durch eine feste iigamentose Vorrichtung bewirkt, welche in ihrer Funktion einige Aehn- lichkeit mit dem oben beschriebenen Ligamentum kerato-cricoidenm hat, und welche von Tourtual, der sie zuerst genauer*) beschrieb, Ligamentum triqnetrnm genannt worden ist Die vordere, innere und untere Partie des Kapselbands , von der untern und vordem Grenze der Ringknorpelge- ienkflache zum äussern und vordem Rand der Ary-Gelenkflache gehend, ist sehr dann und enthält viel elastische und Bindegewebfasern , weil hier das Band den Zog (nach aus-, ruck- und aufwärts) nicht zu beschränken braucht Anders verhält es sich mit dem hintern (eigentlich nach hinten und innen gekehrten) Appendix unseres Kapselbandes, dem Ligain. triquetruro (Fig. 30* C c). £s fangt da an , wo die Insertion des elastischen Theils den Kapsel- bands am Ringknorpel nach innen und hinten aufbort. Ueber diese Stellen hinaus liegt zwischen dem Giesskannen- und Ringknorpel bis in die Nähe des Stimmfortaatzes ein sehnig-faseriges Ligament, dessen Fasern in einer Linie entspringen, die etwa 2'" von der Medianlinie der Ringknorpelplatte ent- fernt quer über den obern Rand dieser Platte geht, mit einiger Konvergenz nach dem vordem Saum zu , über welchen dann diese Ursprungslinie noch etwas herabsteigt, sich nach innen krümmt und sich nach unten in den fibrö- sen Ueberzng der innern Fläche- des Ringknorpels verliert, seitwärts iu die gleiche Ursprungslinie der andern Seite übergeht. Von dieser Linie , die also nach oben gewölbt ist, entspringen die Fasern des Ligam. triquetrum; diese liegen etwa 1 '" lang durch 2^11gewebe befestigt auf dem Ringknorpel- rande auf, gehen dann brückenartig zum mittlem Theil des iunern Saums der hintern Fläche des Giesskannenknorpels , von der Stelle an , wo die in- nere Fläche desselben über derCrico-Gelenkfläche sich zu verbreiten beginnt, bis zn der Stelle, wo die hintere Fläche um breitesten ist (Vergl. Fig. 30.1) Hier befindet sich gleichsam der First oder die gewölbteste Stelle dieses dachforinigen Brückenbands; von da an senkt sich die Insertion schief ab- wärts nach dem dicksteh Theile des Stimmfortsatzes zu, worauf sich die Fasern in die der übrigen Kehlkopfanskleidung verlieren. Die Insertions- linie ist daher länger, als die Ursprungslinie, die längsten Fasern sind die mittlem, die sich zuhochst am Giesskannenknorpel anheften.**) Dieses Band *) A. a. O. S. 93. Einigermaaseen ist dies Band bereits von San torin i be- schrieben worden. (Observationes anatomicae pag. 99.)- Vergl. auch Theile Disdert. de rnnscnlis nervisqae laryngis Pag. 19, sowie Sömmering Icones Fig. 21 f. g. **) Hartes 8 unterscheidet eine hintere dreieckige, aus vier Sehnenstreifen be- stehende, und eine innere fektanguläre drei solcher Streifen enthaltende Abtheihing des Bandes, welche beide durch eine starke Bandkante, die gewölbteste Stelle des Bandes, unterschieden werden. Erstere entspringen vom Gipfelpunkte des Ring- knorpel-Gelenkwulstes und setzen sich breiter geworden am äussern Rand der Giess- lunnenknorpelgelenkfläche'an; letztere gehen von der innern Seite des Gipfels der genbeinhorn ist etwa ebenso lang, als der Körper, am vordem Ende oder an der Wurzel etwa 3'" breit, in der Mitte 1 V^ — 2':', und am hintern Ende 2 — 2 V2"' breit; die Dicke ist sehr ungleich, im Mitteltheile oft sehr gering. Die Stellung und Richtung beider Hörner ist selten an einem und demselben Zun- genbeine mit einander übereinstimmend; gewöhnlich geht das eine Hörn in der vom Seitentheil des Zungenbeinkörpers vorgezeichneten Richtung gerade nach hinten, während das andere Hom sich auf der äussern Fläche und noch mehr auf dem obern Rande aushöhlt, so dass bei übrigens gleichen Rich- tungsverhältnissen das hintere Ende des einen Horns höher zu stehen kommt, als das andere. An Zungenbeinen älterer Individuen werden diese Horner massenhafter, breiter und dicker, damit sie nicht so leicht zerbrechen. Die äussere Fläche des Horns, gewöhnlich aber (nach meinen Beobachtungen) nur die des einen, weniger gewölbten, wird durch eine niedrige Gräthe in einen untern schmalen und furchenartigen, und in einen obern breitem und ebnern Streifen getheilt An diesen letztern setzt sich deT Muse, hyo-thyreoideus, an jenen der Kerato-glossus. Die äussere Fläche des Horns steht, wie die des Körpers, zugleich etwas nach oben, und (wenn sie ausgehöhlt ist) nach vorn ; die innere in entgegengesetzter Richtung. An den obern scharfen Rand setzt sich der M. kerato-pbarjngeus an. Der untere äussere Rand ist wulstiger, be- sonders nach dem vordem Ende zu, das durch eine Knorpelfläche, die unten breiter als oben ist, sich von dem Körper des Zungenbeins abgränzt, wofern nicht durch Yerknöchemng diese Gränze aufgehoben worden ist. Auch das hintere knöpf- oder vielmehr pfotenförmig angeschwollene Ende ist mit Knorpel bedeckt, von welchem ein rundliches 8 — 10'" langes, sehr elasti- sches Band, das seitliche Schildzungenbeinband (Lig. hyo-thyre- oideum laterale, s. Fig. 34) nach dem grossen Schildknorpelhorn abgeht. An und über der Verbindungsstelle des Körpers mit den Hörnern liegt bei- derseits das sogenannte kleine Hörn oder der waizenkornförmige Körper (Ossicula triticea, cornuaminora, Fig. 32 Ac). Dies sind nur An- hängsel , die niemals mit dem Zungenbein sich durch Knocbenmasse verei- nigen, und daher als besondere Knöchelchen des menschlichen Körpers Das ZangenbeiD, o« hyoideam. VJ schrieben werden sollten. Asch bei ZoDgenbeinen a)ter Subjekte habe ich nie diese I^nochenkenie als inlegrirende Bestandlbeüe des Zungenbeins nach- weise q können. Sie liegen am Zungenbein, wie die Rippenknüprchcn an den Wirbelkörpem , d. h. zwiacben Körper und Hörn, ober dem Zwiacben- knorpel , von dessen Hasse etwas nach oben abgebt, um auch difven kleinen Knochen mit dem Znngenbein in Verbindung in setzen. Er hat die Form und Grösse eines Waizen- oder besser Gerstenkorns, kann aber auch grösser irachseii, nach Huscbke bis xn 6'" Länge, liegt mit der untern abgernnde- ten Fläche anf jener Verbindungsstelle auf, wo die Ton ihm getroffenen Kan- lenstellen des Körpers und Hnrns oft eine abgeglättete Vertiefung ceigen, und kehrt das obere , spitzere Ende nach oben und aussen , so dass der gante Knochen gleichsam die Fortsetzung der Crista transversa des Zungenbeinkör- pers bildet. Die innere Fläche ist zuweilen ausgehöhlt, and das vordere Ende mit einer rundüchen Gelenkääche versehen. Das hintere obere spitzige Ende hängt mit dem Lig. styln-hyoidenm (Fig. 67) zusammen; ansserdem entspringen von diesem kleinen Hörn der Mnsc. ehondroglosaus and cbon- dr ophary ngeos. Das Znngenhein steht immer ebenso weit offen , als der unter ihm liegende Schildknorpel, ist also beim weiblicbenOeschlecfatkleiner,alsbeiainiänplicben. Die Funktionen des Zungenbeins, die schon im Fütusallcr, wo es znr BiJ dang der Kiemenbo gen wesentlich beiträgt, von grosser Bedeutung eind, beziehen sich namentlich auf das Schlingen, wobei es einer Menge Muskeln Insertionspunkte bietet, ferner auf die Phonation, indem es, sobald es nach oben fest gezogen ist, einen festen Hängepunkt für den Kehlkopf abgiebt, g^en den letzterer auch noch etwas aufwärts gezogen werden kann. Ausser- dem dient es mechanisch als Organ, den Schlund offen zu halten, ihn vor dem ZosammenfoUen zu schützen, so wie es der Epiglotlis verbietet, sich >u weit nach vom umzuschlagen. Mit dem Schildknorpel hängt es durch folgende Bänder zasammen (Ligamenta thyreo- bfoidea, Fig. 34): a) Das mittlere Schildknorpel- Zangenbeinband ^V, ein in der Mitte etwa 15 — 16'", an den Seitenrändern etwa 8'" langes und 4 — 5'" breites, ziem- lich elastisches Band, das sich in der Bxcisora des Schildknorpels fkj anheftet and von hier ans gerade aufwärts bis tur hintern Fläche des Zangenbeinkör- p^rs /"cj steigt, wo es sich von einer dichten Fettzelle nmasse nnibnltt, ungefähr der Crista gegenüber in einer ziemlichen Breite anheftet. An den Seiten wird es etwas dünner und geht in eine schlaffe fibröseZellhsut über, welche den übrigen inrischeo Zungenbein nnd obcm Schild- '*' knorpelrand liegenden Raum ausfüllt als Membrana th^eo-hyoidea ft[ '. Der ' untere in der Excisnr des Schildknorpels liegende Thetl dieses Bands hängt mit den Fasern des Ligam. thyreo-epiglotticum zusammen, von welchem es lieh anatomisch ebenso wenig genau trennen lasst, als der obere Theil des- .08 II. Stimm- und Sprachorgan. selben von dem darüber sieb legenden Lig. hyo-epiglotticom. Siehe oben bei der Epigiottis. b) Den Schluss dieser Membran bilden die schon erwähnten seitlichen Schildknorpe 1-Z ungenbeinbänder, Ligam. thyreo-hyoidea lateraiia -e;^ zwei rundliche elastische Stränge, die von den knorplichen Endflächen der Zungenbeinhorner (Fig. 33. £) zu den obern Enden der grossen Scbildknorpf'l- hörner herablaufen. Diese Bänder sind etwa V" dick, 8 — 10 '"lang (bei grosater Ausdehnung über T")? und haben in ihrem Gewebe jedes ein länglich run- des waizenkornähnliches Faserknorpelstück von 2 — 4'" Länge (fj. Zuwei- weilen kommt es vor, dass das grosse Schildknorpelhorn (e) sehr kurz ist, dafür aber ein längeres cylindrisches Rnorpelstück unter jenem Walzen- knorpel sich in ähnlicher Weise im Gewebe des Bandes eingeschlossen be- findet, wo dann das ganze Band umsoviel länger ist, als das Schildknorpel- horn kürzer ist. Bei kleinen Kindern ist überhaupt das obere Schildknor- pelhorn ziemlich kurz, das seitliche Ligam. hyo-thyreoideum lang, so daas das ganze Hörn des Schildknorpels ein späteres Produkt der Verknorpe- lung dieses Bands zu sein scheint. Die Verbindungen des Zungenbeins mit der Zunge selbst, deren Basis es darst^t, werden wir später betrachten. b. Die Schilddrüse. Die Schilddrüse, Glandula thyreoidea (s. Fig. 23, S — 10 S. 71) ge- hört zwar nach der gewöhnlichen Annahme den sogen. Blutdrüsen an, und wir hätten demnach für unsern Zweck nichts mit ihr zu schaffen; allein sie erfüllt, wie wir bald nachweisen werden, auch sehr wichtige, bisher freilich noch nicht erkannte, phonische Zwecke, und verdient daher unsere Berücksichtigung mit gleichem Rechte, als andere Hül&organe der Phonation. Sie ist halbmondförmig mit einer Einengung in ihrer Mitte (9), legt sieh vorn (mit der Einengung) u. seitlich (mit den beiden Flügeln oder Hörnern (10) um die Luftröhre und Speiseröhre herum, ohne jedoch die hintere Flache beider Röhren und die vordere der letztern zu bedecken. Der einzelne, seit- liche Flügel (Lappen oder Hörn) ist so ziemlich dreickig, hat eine vordere ge- wölbte, vomM. Stern o-thyreoide US et hyoideus, sowie mittelbar vomM.ster- nocleidomastoideus zum grössern oder geringeren Theile bedeckte, und eine hintere ausgehöhlte, sich dem Seite ntheile des Ringknorpels, einem klei- nen Theile des Schildknorpels und einem grössern Theile der Luft- und Speiseröhre anlegende Fläche ; der untere, zugleich schief nach vom sehende Rand steigt vom 4. Luftröhrenringe schief nach aussen bis zum 7. dieser Ringe herab, wo er unter einem spitzen unteren Winkel in den sehr dicken abgerundeten äussern, zugleich nach hinten sehenden Rand übergeht, welcher schief auswärts bis zum untern Hörn des Schildknorpels^ und in der Regel noch ein Stück höher , bis zur Crista desselben , steigt» und dabei die Speiseröhre, sowie die auf der vordem Fläche der Hals- wirbel liegenden Muskeln berührt. Oben setzt er sich , zwischen dem untern Hörn, der Crista , und der untern Protuberanz des Schildknorpels unter dem spitzen oder abgerundeten oberen Winkel (hier wo sie dem Schildknor- pel, zunächst dem M. lary ngo - phary ngeus aufliegt, und vom Sterno - thyre- oideus bedeckt wird [s. auch Fig. 41 }. m.], ist die Drüse sehr abgeflacht) in dem innern (zugleich nach vorn sehenden) Rand fort, welcher schief einwärts zum obern Rande der Einengung (Isthmus) herabsteigt, und un Die Sohilddrase. mitlelbar oder einige Linien unter dein Ringknorpel aufbort DieE inen gong (Isthmns) liegt vom anf der Luftröhre, bedeckt dieselbe in einer Höbe von 6 — 10'", und ist 4 — 5'" breit, wahrend der einzelne Lappen 2 — 2 V^'" hoch, und die ganze Drüse von einer Seite zur andern gegen 3'" breit isU Der rechte X^appen ist gewöhnlich einige Linien länger und dicker, als der linke. Beide Lappen haben ihre meiste Substanz an ihrem äussern Theile und wer • den schmal nach dem Isthmus zu. Zuweilen existirt noch ein drittes, mittleres Hörn, das sich vom linken Hörn oder vom Isthmus ans kegel- förmig, nach oben sich zuspitzend gegen den Korper des Zungenbeins er- hebt Von dem auch hin und wieder vorkommenden Muse, thyrcoideus sprechen wir später. Das ganze Volumen der Druse beträgt 1 V12 — 1 '/4 KubikzoU, hei Weibern mehr als bei Männern; das absolute Gewicht ist etwa 3 Loth, es scheint aber dasselbe, sowie das Volumen und die Konsi- stenz, zu verschiedenen Zeiten in Folge ungleicher Blutzufubrung zu wech- seln. Denn die Schilddrüse ist gleichsam ein Schwamm, der sich bald stär- ker, bald weniger mit arteriellem Blute anfüllt Ueber die Funktionen dieses Organs, die bisher nur sehr unvollkom- men erkannt worden sind , und die auch wir nur hinsichtlich unseres spe- ciellen Zweckes erforschen wollen , bemerke ich Folgendes. Die Schilddrüse hängt am Kehlkopf und dem obern Theil der Luftröhre und muss also den Bewegungen dieser Orgaue folgen. Sie wird ferner von drei Seiten her von Muskeln bedeckt oder eingeschlossen; von vorn wird sie vom M. sternothy- reoideus und mittelbar vom sternohyoideus bedeckt, von der Seite vom M. sternocleidomastoideus , und von hinten von den Mm. scaleni und den langen Halsmuskeln. Dabei kommt sie auch mit den grossen Gefassen und Nerven des Halses in Berührung. Von der Schilddrüse selbst wird aber der untere Theil des Kehlkopfs und der obere der Luftröhre eben so einge- schlossen und bedeckt, als sie selbst von obigen Muskeln. Wenn nun diese letztem sich zusammenziehen und dicker und härter w^erden, so wird der Raum, welcher der Schilddrüse angewiesen ist, verengt und dadurch zusam- mengedrückt Abgesehen davon, dass das hierdurch verdrängte Blut dem benachbarten Kehlkopf und dessen Muskeln, die es dann gerade sehr be- dürfen, zu Gute kommen kann, raus« sich auch dieser Druck, den die Drüse erleidet, auf den Kehlkopf und die Luftröhre fortpflauzen; dadurch wird der innere Kehlkopfraum (zunächst der Aditus ad glottidem inferior) und das Lumen des obern Abschnitts der Luftröhre etwas verengt. £s wirkt also der Druck, den behufs gewisser phonischer Zwecke die Kontraktion der Halsmuskeln auf den Kehlkopf u. s. w. ausüben soll, nicht unmittelbar auf denselben,- was auch wegen der un regelmässigen Gestalt desselben zweck- widrig gewesen wäre , sondern zunächst auf die Schilddrüse , die wie ein Polster dazwischen geschoben worden ist, um diesen Druck, der sonst sehr einseitig und ungleich ausgefallen wäre, auf eine grössere Fläche des Kehlkopfs und der Luftröhre gleichmässig zu vertheilen. Ueber die specielle Art und Weise dieser Druckwirkungen köunen wir freilich nur Vermuthnngen anstellen. Zunächst treten diese Einflüsse bei tiefem Kehlkopf- stande hervor, wenn die Mm. sterno-thyreoidei und hyoidei sehr verkürzt sind, und auf die Drüse von vorn her drücken, welcher. Druck noch ver- stärkt wird, wenn die Kontraktion des M. sternocleidomast dazutritt Wir erkennen hieraus auch, weshalb die Schilddrüse nach unten und nach den Sf-iu^n zu voluminöser ist , als nach oben und vorn , weil der Umfang des 100 II. Stimm- and Sprachorgan. Kehlkopfs, aber nicht der Halsraum, nach linten abnimmt. Die Laftrohre würde bei Tiefst^llung des Kehlkopfs zu weit bleiben, und die tiefsten Töne desselben gar nicht möglich sein, wenn die Schilddrüse mcht hier zu Hülfe käme. Bei seinem weichen, nachgiebigen, schwellbaren Gewebe vermag übrigens dieses Organ sich leicbt allen Raumdiffereuzen, die bei den Beile- gungen des Kehlkopfs eintreten, anzupassen ; auch mag bei manchen phoiii- schen Vorgängen, wo die Exspiration retardirt ist und viel Halsmuskelkraft erfordert wird, die Schilddrüse als Mittel dienen, eine zu grosse Anschwel- lung der grossen Blutgefässe des Halses zu verhüten, indem ein Theil des stagnirenden Venenblntes in dieselbe abgeleitet wird. In diesem Falle tritt die Schilddrüse nach vorn, als wohin sie die meiste Flucht hat, und bewirkt eine sichtbare Anschwellung am Halse. Bevor wir zur Betrachtung des innern elastischen Ueberzugs der Kehl- kopfsboble übergehen , wollen wir uns die Lage- und Raum Verhältnisse der zwischen dem vordem Rande der Epiglottis, dem Zungenbeine und dem obern ausgeschnittenen Rande des Schildknorpels gelegenen Tbeile noch einmal durch Hilfe einer senkrechten Durchsicht versinnlichen, die wir durch einen von vorn nach hinten durch diese Tbeile gefuhri gedachten Durchschnitt erhalten. Wir sehen hier in a den in der Mitte durchschnitten gedachten Korper ' des Zun- genbeins , b — f in gleicher Weise die etwas nach oben geschlagene Epiglottis, (7.9 den Schild k norpel , von c nach c des Ligamen- tum hyo-thyreoideum zum Zungenbein auf- steigend, und f^dasLigam.hyo-epiglotticum. Am Stiele der Epiglottis neben der Excisur des Schildknorpels bei /'denken wir uns das Ligam. thyreo -epiglotticum. Wir sehen hier erstlich angedeutet, wie letzteres Band sich mit dem untern Tbeile des Ligam. hyo-thy- reoideum verwebt, ferner, wie dieses Band oben am Zungenbeine mit dem Ligam. hyo- epiglotticum zusammenstosst, endlich zwi- schen diesen beiden Bändern io .t einen ziemlich grossen dreieckigen Raum , der mit einem an Fett- und Schleimdrüsen reichen 2k^llgewebe ausgefüllt ist, welches Mor- gagni *) als GlandulaEpiglottidis beschreibt, deren Secreta sich durch den Knorpel der Epiglottis hindurch auf deren innerer oder hinterer OberOächeergiessen. Tourtual nennt dieseganze zwischen Zungen- bein, Kehldeckel und Excisur des Schildknorpels liegende elastische Band- Drüsenmasse die Kehldeckelwurzel oder Ligam. petioli, durch welche dieser Knorpel in seiner Stellung erhalten wird, aber zugleich auch die Fähigkeit erhält, seine Stellung zur Kehlkopfapertur unter Umständen zu ändern. **) Fig. 35. *) Advergaria anatomica prima. Bononiae 1706. pag. 1. Tab. IL Fig. 5. •*) A. a. O. 8. «7. 101 B. IMe elaitiiehe Kehlkopüdiaat mit ihren Ventftrkiiig«bftiid«ni. Wir sprechen von dieser Auskleidung des Kehlkopfs eher , als von dessen Muskeln, einmal, weil wir in dieser Hinsicht unuiittelbar an das bereits über verschiedene elastische Organe des Kehlkopfs Gesagte anknüpfen können, und aosserdem deshalb ,• weil mehrere Muskelpartieii des Kehlkopfs sich an elastische Organe inseriren, und es doch immer gut i^t, wenn man erst die Insertionsp unkte der Muskeln vollständig kennen gelernt hat, bevor man deren Lage und Bedeutung begreifen kann. Die elastisch-fibröse die innere Kehlkopfsoberflache überziehende Mem- bran ist nur zum Theil an Knoipelflächea festgewachsen, zum grossem Theil iat.sie, um ihre Elasticitat geltend machen zu konneu, über derglei- chen Knorpel in einiger Entfernung weggespannt, und bildet auf diese Weise hervorragende Leisten, Duplikaturen, Wulste, Furchen und Ein- buchtungen. Wir haben bereits erwähnt, dass der Kehldeckel die vordere Wand der oberen Abtheilung des Kehlkopfsraums , welche auch Aditus ad glottidem (3. Fig. 32. B) genannt wird, bildet. Er wird unten durch dtz, üassten diesen ein nnd strichen bis znm vordem, die innere und vur- <]ere (äussere) Fläche des Giessknorpels abgrenzenden Rand und an der innern Fläche hin. Weiter im Vcntrikelgrund bemerkte ich , wie unter diesen horizontalen, von vorn nach hinten zum Giesskannenknorpelfortsatz strei- . ehenden Fasern anclere hervorkämen, die ziemlich senkrecht zu diesen ^Dgen, nach der Ventrikel wolbung zu: die Fasern des obern Bands kamen herab und kreuzten sich endlich unter spitzen Winkeln mit den des untern ^des. Das obere Band war eine grosse breite Mas^e, die sich an der äus- sern Fläche des Giessknorpels inserirte, wie ich durch Anziehen der Fasern 108 U. Stimm- nnd Sprachorgan. wahrnahm. In der Mitte der hintern Abtheilung des Ventrikelgrandes ^ da wo man die Grenze des obern und untern Bands annehmen konnte, sah ich nach vorsichtiger Wegnahme der Schleimhaut eine Art Streif oder ^aht, wo offenbar die Faserrichtung eine durchkreuzende wurde. Die Fasern des un- tern äands lagen dabei mehr vorn, und gingen mit ihren Insertionen an der obern Fläche des Stimmfortsatzes, sich etwas seitlich überschlagend, bis an die sogen. Wurzel desselben oder noch etwas höher. Am Kehlkopf eines an Phthisis pulmonum et laryngis Verstorbenen war linkerseits das die innere Wand des Giesskannenknorpels überziehende elastische Gewebe durch Vereiterung zerstört, und so die innere Insertion des Ventrikels gleichsam geöffnet, der hintere Theil des Atriums Hess sich wie eine Rinne herausheben, und ich bemerkte, wie er hinten durch feste ligamentöse Masse an den Fuss der Glandula arytaenoideae festgehalten wurde, Und wie er auf diese Art überhaupt seine bleibende Einbuchtung erhält^ Das obere Glottisband, soweit es dem Ventrikel angehört, setit sich unmittelbar also gar nicht an den Giesskannenknorpel, sondern an die Glandula arytaen., nur als Fortsetzung der elastischen Membran nach innen an die innere Flache des Giesskannenknorpels; dagegen die oberh^b des Wulstes liegende, bereits der Membrana quadrangularis angehörende Platte desselben gebt hauptsächlich , mittelbar (durch die Glandula arytaen.) oder unmittelbar, wo diese (namentlich in Folge von Phthisis) fehlt, an die Spina transversa und die darüber und darunter liegenden Vertiefungen des Giesskan- nenknorpels. Auf derrechten Seite desselben Kehlkopfs war durch Verscbwä- rung die Insertion des ganzen an den Giesskannenknorpel gehenden elastischen Gewebes von innen her losgetrennt, der Knorpel in einer Breite von 1— 2" entblösst, und die Bänder auf diese Weise seitwärts geschoben. Das Stimm- band hatte seine Zuschär fiing verloren, der Ventrikel war verstrichen odersehr seicht geworden, aber die hintere Aushöhlung war doch noch zu bemerken. Demnach wird der sogen. Morgagni'sche Ventrikel aus einer Dilata- tion des sich nach hinten und oben umrollenden elastischen üeberzugs des obern Kehlkopfbands und einer ähnlichen Ausbreitung der' obern Fläche des Stimmbands gebildet, welche beide Platten nicht nur vorn und hinten in der angegebenen Weise nathförmig sich verweben, sondern auch auf der Höhe des Blindsacks in einer ähnlichen Nath zusammenstossen. Im Allgemeinen ist die untere und hintere, vom Stimmband sich ausziehende Wand des Ventrikels als Basis desselben zu betrachten, auf welcher sich di«r obere und vordere mittelst der pfeilerarligen Falten sich einpflanzen. DasB der hintere Pfeiler der Blindsackupertur so weit nach vorn zu gerückt "fet, rührt von der Glandula Mo rgagn i her, welche den für sie nöthigcn Raum dem des Blindsacks wegnimmt. Je grösser diese Drüse, desto kürzer istder Ein- gang zum Blindsack. Hinter diesem Eingange erweitert sich derselbe wieder. Der Eingang zum Blindsack wird vom Wulst des obern Glottisbands über- ragt; man muss letztern aufheben, um diese Oeffnung zu sehen, und mag dieser Umstand wohl der Grund gewesen sein , weshalb dieser Blindsack bisher so unvollständig beschrieben worden ist. Die Form des Blindsacks ist fusssackartig, die Breite in der Mitte wenig grösser, als die des Ein- gangs, die Dicke oder der seitliche (senkrecht auf die Schildknorpelwand gezogene) Durchmesser für gewöhnlich fast null, indem nur bei der Phona- tion der ßlindsack durch eingetriebene Luft sich ausdehnl. Dabei erhält dieser Blindaack eine ungleichförmige Ausdehnung, . weil die innere und B. Die elastische Kehlkop&hftat mit ihr«n Vemirkungsbindera. IM süssere Waadang desselben, (Membrana qnadrangulafis und Schililknorpel* wand) wahrend der Phnnaiion nicht parällei zu einander atehcn , sondern nach hinten divei^ren. Hierülier wird ansflihriicber später die Rede sein. Durch Entremong des Scbildkiiorpels vom Zungfnbcin (mittelst der Uer- abzieher des Kehlkopfs ond der Heber des Zungenbeins) wird auch das obere Glottisband vom untern entfernt, so der Vorhof erweitert and der Eingang zum Blindsack geöffbel. Bemerk enswerlh ist endlich noch , dass der Ventrikel sich in dem Maasse öffnet und erweitert, auch abgesehen von der während der Phonation eingetriebenen Luft, in weichem die Ulottia sich Tereogerl, Bei diesem Vorgange, wo der Raum zwischen der innern Kebl- kopfwand und den Schildknorpel wanden vergrössert wird, würde eine Ra- re&ktion des diesen Baum füllenden Muskel- und Drüsengewebes erfolgen müsaen, vrenn nicht mitten darin durch den Veutrikel eiu leerer Raani ge- schaffen würde, der die Masse ausgleicht. Beim Erweitern der Glottis da- g^en, also bei der gewöhnlichen Respiration wird der Ventrikelraum dnrch die verdrängte Muskulatur wieder verstrichen , die Wände des Blindsacks legen sich aufeinander. Den Grund des Vorhofs des Morgagniscben VcntrikeFs bildet die obere .V L \ L Fläche des untern; Gloltiabands oder des Stimm band a (Fig. vtG. ;),j.r- Fig. 37. \ 10—12, Fig. 38). Das Slimm- band ist ebenso, wie das Taschenband eine Falteoder Duplikaturdeselastischen Ueberzuga der Kehlkopf höhle , bildet aber keinen solchen Wulst, wie jenes, sondern erscheint im senkrechten Quer- durchsobnitte (s Fig. 38- C. ß) ziemlich drei eckig oder prismatisch. E^entapricht ""■ ■**■ daher der obern , den Grand des Vcn- lrikelbo& bildenden Fläche des Stimmbands für gewöhnlich keine untere Fläche, sondern es steht etwa unter einem Winkel, der nach Harless 18 " 29 betlägt, abernach Individualität von 20 bis 60" variircn kann, zur obern Fläche eine nach innen und unten sehende, zwischen welchen beiden Flächen hervorspringende Rand liegt, der beim Anziehen mit der Pincette in eine gchmale Haut ausgebreitet werden kann, und überhaupt verschiedener Form- 110 II. Stimm- und Sprachorgan. Veränderungen fähig ist. Die dritte oder äussere Fläche des Stimmbands ist mit den weichen Seitenth eilen des Kehlkopfs verwachsen. Ds^ ganze Stimm- band ragt für gewöhnlich weiter nach innen, als das obere oder Taschen- band , ist mehr zugeschärft und sieht weisser oder blässer aus , als jenes. Die vordere Anheftungsstelle liegt im Winkel des kombinirten Schildknor- pels, etwa 2" unter der Excisur; beide Anheftungsstellen zusammen bil- den die untere Grenze der Fovea centralis (Fig. 36. i.). In diesem Schild- knorpelwinkel entspringen die Fasern der Stimmbänder dicht nebenein- ^ ander so , dass in der Mitte eine enge spitz nach vorn endende Ritze bleibt, welche beiderseits von zwei weissen Wülsten oder Strängen einge- ' fast ist. Sieht man von oben in einen gut elastischen, z. B. weiblichen Kehl- kopf, nachdem man die Epiglottis auf und vorwärts und die Membranae quadrangulares seitwärts gezogen hat, so kann man beide Stimmbänder gut übersehen. Im weitern Sinne muss man nicht nur das, was aus dem Grunde der Fovea centralis entspringt, zu den Stimmbändern rechnen, sondern auch die welter seitlich von den vordersten Theilchen der Seiten wände des Schiid- knorpels kommenden Fasern (Fig. 38. Ä. 6), welche den Grund der Venlrikel- vorhöfe bilden. Demnach wird der vordere Ursprung jedes Stimmbands von innen nachaussen, eine Breite von etwa 1 — 1 V^'" haben, je nachdem der Kehl- kopf ein weiblicher oder männlicher ist. Von hinten nach vorn angesehen er- scheint diese Insertionsstelle aber nicht völlig wagrecht, sondern etwas, beson- ders nach innen zu, konvex. Von hier zieht sich die Insertion abwärts, aber auch nicht völlig senkrecht, sondern etwas divergirend. (S. Fig. 37 ^4. 10. 1 1.36.;?.) Diese abwärts gehende Insertion der Stimmbänder beträgt etwa 1^^ — ^^3"' Wir müssen nun aber die vordere Insertion der Stimmbänder noch von der Seite betrachten , um alle Verhältnisse derselben zu erforschen. Hier ist es sofort auffällig, dass die obern Fasern weiter vorn entspringen, als die untern, so dass jene schon aus diesem Grunde länger ausfallen müssen, als diese; und durch die hintere Insertion wird dieser Unterschied, wie wir bald sehen werden, noch erheblicher. (S. Fig. 37. i4.). Beim .Weibe beträgt dieser Un- terschied für die vordere Insertion nicht so viel als beim Manne , weil die Deklivität des Schildknorpelwinkels bei diesem geringer ist, als bei jenem, ^eim Manne beträgt dieser Winkel etwa 45—50", beim Weibe etwa 60— 65". — Nach unten zu verlieren sich die Fasern des Stimmbands ohne scharfe Grenze in die Auskleidung der untern Portion des Kehlkopfs. Stimmband im anatomischen Siniie nennt man nur denjenigen Komplex parallel von vorn nach hinten verlaufender Fasern des elastischen Gewebes, welche, vorn im Schildknorpelwinkel auf die angezeigte Weise entspringend, gerade nach hinten gehend sich am Giesskannenknorpel , soweit dieser von jenen Fasern erreichbar ist, anheften. Die nach oben sehenden Fasern des Stimmbands laufen , gleiche Breite behaltend , auf der untern Wand des Atriums hin und endigen theils in der Grube , mit welcher dieses aufhört, also etwas über und seitwärts von dem vordem Fortsetz des Giesskannen- knorpels, theils bilden sie den Ueberzug der obern Kante dieses Fortsatzes selbst und heften sich daselbst an , indem sie sich eben in die allgemeine elastische Bekleidung der Innenfläche dieses Knorpels verlieren, und an dem ausgeschweiften vordem Rande desselben bis zu dem Winkel, unter welchem der Giesskannknorpel sich mit dem San t o r i n i^schen vereinigt, weiter anfst^- gen (Fig. 38. .4 . 5 . B. 1 1 .). Die nach innen gekehrten Fasern des Stimmbaiidfi ha- ben wirklich die Gestalt eines Bandes und gehen, natürlich mit den oberu unt^r B. Die cdastische Keblkopfthant mit ihren Verstirkangsbandern. 111 einem ziemHeh scharfen Winkel verbanden, in derselben Richtung, in wel- cher sie entsprangen, nach hinten, am sich theils an der Spitce des Stimm- fortsatzes des Giesskannenknorpeis unmittelbar, theils an der Seiten wand und der untern tKante desselben zu inseriren , theils endlich noch weiter an .der Innenfläche des Knorpels fortgehend sich mit dem Ligam. triquetrum za yer- binden. In gewisser Hinsicht kann man noch die am vordem Saume des obern Rands derLamina cricoideae gleich unter der innern Flache des Giess- kannenknorpeis sich anheftenden Fasern als eine Fortsetzung des Stimm- banda betrachten. Alle diese Fasern laufen einander fast parallel, ohne (wie es scheint) in der ge wohnlichen Weise mit einander nach Art des übrigen elastischen Gewebes zu anastomosiren. Sie weichen jedoch vom Ursprünge an bis zur Insertion am (viesskannenknorpel etwas auseinander, ausserdem erscheinen sie für gewöhnlich nicht vollkommen gcradlinigt zwischen ihren beiderseitigen Befestigungspunkten ausgespannt, sondern werden durch ge- wisse Kräfte sowohl seitwärts , als abwärts etwas von der geraden Rich- tung abgelenkt, wodurch die Stimmbänder ihre ausgeschweifte Gestalt er- halten, seitwärts durch die Insertionen des Ventrikels, abwärts durch die Spannung, welche die Masse des unterhalb liegenden, festhaftenden elasti- schen Ueberzugs auf die Fasern des Stimm bands ausübt. Durch die verschiedenen Anheftungspunkte der verschiedenen Fasern und Faserbündel des Stimmbands zerfallt dasselbe sehr natürlich in mehrere Abtheilongen oder Zon^n, welcher Ausdruck besser sein durfte, als Saiten oder Chorden , den man hin und wieder dafür gebraucht findet. £s lassen sich zuvorderst an der innern Wand des Stimmbands mit Bestimmtheit drei Zonen unterscheiden, eine obere, mittlere und untere. 1) Die obere Zone (Fig. 36. 9, 37 10, 38. /I '6, A6.) bildet (wenigstens bei Erwachsenen) den scharfen Rand des Stimmbands, der aber oft nach hinten zu an Scharfe verliert und sich etwas abrundet. Ihre Fasern erstrecken sich seit- wärts vom Rande V2 — 1 '" n^ch dem Boden des Atriums hin, dessen Fortsetzung nach innen sie bilden, abwärts reichen sie etwa in einer Breite von '2'". Sie ent- springen mit einem kolbenförmigen Büschel andern Winkel, den die Ventrikel- Qud Glottisrinne mit einander machen, in der in Fig. 38 A. B* angedeuteten Ausdehnung, und inseriren sich am Giesskannenknorpel, die obersten Fasern etwa da, wo die vordere Kante in den Vokalfortsatz übergeht; die tiefern auf dem obern Rande der dickern Hälfte dieses Fortsatzes selbst, in einer auf diese Weise gebildeten schiefen , sattelförmigen, bis zur Spitze desStimm- fortsatzes reichenden Flache, so dass die untern und innern Fasern etwas weiter vom sich ansetzen, als die obern und äussern. Je schärfer jene Kante des Giesskannenknorpeis und je tiefer die hintere Endigung des Atriums ist, desto schärfer tritt die Kante des Stimiubands vor dieser Insertion her- vor. Bei kleinen Kindern liegt diese Zone in einer schief von aussen nach innen und unten geneigten Ebene, ohne eine vorspringende Kante zu bilden, die hier von der 2. Zone gebildet wird, wenn sie überhaupt vorhanden ist, da die Stimmbänder der Kinder mehr wulstformig sind , fast wie die obern Glottisbänder. Die elastischen Fasern sind in dieser Zone gedrängter , aber auch feiner, als in den andern. 2} DiemittlereZone(Fig.36. 1,37. 1 1, 38. /i 7.)schliesstsichan die obere nicht ganz unmittelbar an. Sie entspringt gleich unter der obern, von ihr durch einen Einschnitt getrennt, sonst in ähnlicher Weise, wie dieses, ßegt in einer Ebene, die die Richtung des Stimmbands überhaupt bestimmt, hat dünner oder 112 ^ n. Stimm - und Sprachorgan. weniger gedrangt stehende Fasern ^ die sich (an in Spiritus aufbewahrten Kehl- köpfen) oft als 2 — 3 genau parallel laufende, durch seichte Vertiefungen von dunklerer Farbe getrennte Streifen wahrnehmen lassen , und inserirt sich in ein«r Breite von etwa T" an der Spitze und der vordern|Kante des Vokalfort- satzes, deren faserknorpliches Gewebe sich in die Fasern dieser Zone fort- zusetzen scheint , ausserdem trf^n die oberflächlichen Fasern derselben zur Bildung des elastischen Ueberzugs der innern Flache des Stimmfortsatzes bei. Sowie die Fasern der obern Zone , so sind auch die der mittlem in der Regel von ungleicher Länge, nicht nur in Folge der Deklivität der ürsprungs- stelle im Schildknorpelwinkel, sondern auch weil die vordere Kante des Stimmfortsatzes Insertionspunkte von verschiedener Distanz (von der vor- dem Insertion) darbietet. Im Allgemeinen sind die Fasern dieser 2^ne ein wenig kürzer , als die der obern ; sie treten für gewöhnlich etwas gegen die der obern zurück, so dass die ganze mittlere Zone an Spiritnskehl köpfen, zuweilen auch an frischen , wenn man den Stimmfortsatz nach innen bewegt, als eine seichte Vertiefung, die von der obern und untern Zone begrenzt ist, erscheint. Die Breite der mittlem Zone ist grosser , als die der obern (innern Theils), nämlich bei Männern etwa l"\ bei Weibern weniger. Bei Kindern . tritt sie mehr hervor , als die andern. Von der obern Zone wird sie durch die Spitze oder oberste Stelle der vordem Kante des Stimmfortsatzes getrennt 3) Die untere Zone (Fig. 37. .4 12,38.^4 8.) begreift die Fasern, welche das Stimmband nach unten begrenzen und in das gemeinschaftliche elastische Ge- webe des Kehlkopfs zurückführe. Sie auastomosiren stärker mit einander, und bildenden Wulst, welcher am geöffneten Kehlkopf erscheint, sobald man den Stimmfortsatz stark nach innen bewegt und dabei nach unten neigt Die Fasern dieser Zone werden bald nach ihrem Abgange aus dem Sehildknor- pelwinkel durch unregelmässig sich verfilzende andere Fasern niedergezo- gen. Sie setzen sich endlich zumeist an der untern Kante des Stimmfortsatzes VI, haben also ziemlich gleiche Länge mit den der 2. Zone. Einige Fasern gehen zwar daran vorüber bis zum Ligamentum triquetrum , doch hat diese grössere Länge in akustischer Hinsicht keine Bedeutung, da bei Aneinan- derlegung beider Stimmfortsätze nur die zwischen diesen und dem Schild- knorpelwinkel ft-ei schwingenden Portibn derselben in Betracht kommen können. In akustischer Hinsicht muss.man aber wohl noch die oberste« Fasern des anstossenden elastischen Gewebes der. untern Kehlkop&portion zu dieser untern Zone des Stimmbands rechnen , zumal da ein Theil des Muse, thyreo-arytaenoideus noch dahinter liegt, und dieselbe hervordrängen kann. Die Schleimhaut, welche das Stimmband überzieht, ist an der obern und mitüern Zone sehr dünn, seröser Natur, da sie der Drüsen ermangelt, und vom darunter liegenden elastischen Gewebe auf anatomischem Wege nicht fa-ennbar. Man kann zwar in der Gegend des Stimmfortsatzes die Schleim- haut von demselben mit der Rncette abheben , aber wenn man sie einschnei- aei und ablost, so nimmt man einen Theil der elastischen Fasern, die da- nn liegen, mit fort Die Schleimhautbedeckung der unteru Zone dagegen I^^lV 1 J^ f Schwierigkeit ablösen und es erscheinen dann zahb-eiche üSi bestimmen*"" ^'^'"'^ ^'^ ^''^''^^ ^'"'^ mittiern und untern Zone hier- nei^rn^l/'' ^'l^'^^^o.' ^"^ ^^^ ^^''^ Lageveränderungen des Giesskan- nenknorpels auch die Richtung der 8 Zonen des Stimm bands, wenigstens B. Die elastische Kefalkopfshftut mit ihren Yttstarkangsbandern. HS der hintern Portion desselben etwas verändert werden kann. Die Kante die- ser Portion des Stimmbands siebt beim Ein wart sdrehen des Stimmfortsatces mehr nach aussen, wahrend zwischen oberer und mittlerer Zone sich eine neae Kante bildet, die sich erst in der Mitte des Stimmbands mit der Haupt- kante vereinigt Ausserdem wird das ganze Band bei geschlossener Glottis durch Senkung (ohne Drehung) des Stimmfortsatzes nach hinten zu etwas breiSer«^ bei geöffneter Glottis, wo der Stimmfortsatz wieder gehoben wird, etwas schmaler, weil im erstem Falle die Insertionspunkte der einzelnen Fasern mehr divergiren, im andern Falle mehr konvergiren. Bndlich än- dert sich auch die Stellung der innem Flache des Stimm bandes bei den ver- schiedenen Oeffnungsgraden der Stimmritze: bei weit geöffneter Stimmritze steht dieselbe fast genau senkrecht, mit Ausnahme der vordem Partie, so dass sie mit den untern Partien der innem Kehlkop&flache in fast gleicher Ebene steht, bei geschlossener Olottis dagegen weicht die Richtung der Innenfläche der Stimmbänder von der der untern Partien des Kehlkopfsuber- zugsab, und steht zu denselben in einem mehr oder weniger stumpfen Winkel. Ebenso, wie nach der Dicke oder Höhe, kann auch der Breite nach das Stimmband in 3 Zonen getheilt werden: in eine innere, mittlere und äus- sere (Fig. 38. B» C). Die innere (fi. 5) ist die seitliche Fortsetzung der obern Zone oder die Randzone J. Mullers, welche bei den von ihm be- obachteten sogen. Fisteltönen schwingt, und welche auch dann noch schwingt, wenn eine aufgesetzte Pincette auf die 2. oder mittlere Zone dampfend ein wirkt Sie ist sehr schmal, etwa 1 bis 1 Va'" breit und endigt über der Spitze des Vokalfortsatzes. Unter ihr Hegen noch keine Muskelfasern. Die mittlere Zone(^. 6, C.b) ist breiter, geht über die Stimmritze hinaus,. längs des Vokal- Fortsatzes hin, wo ihre Fasern sich, etwas weiter hinten, als m^ der Vorhof des Ventrikels aufhört und in das Filtrum übergeht, in den Schleiuihautüber- zug des Knorpels fortsetzen (.4. 5). Ihre Flache liegt hier nicht mehr horiaon- tal, sondern fallt etwas naqh innen ab. Die Schwingungen derselben hören aaf, wenn man die Pincette zu beiden Seiten der Spitzen der Vokalfortsatze einsetzt. Sie ist am hintern Ende etwa 1 bis IVa'" breit, am vordem Ende des Stimmbands etwa ebenso, in der Mitte dagegen etwas breiter; ihr inne- rer Rand reicht bis zum Anfang der Ventrikelrinne , wo sie ziemlich mar- kirterweise in die dritte, äussere (i^.T, C. c) oder mitschwingende 2^ne, die den Orund jener Rinne bildet, zu den wesentlichen Eigenschaften des Tones aber nicht sonderlich beitragt, übergeht. Diese dritte Zone liegt ziemlich in gleicher Ebene, wie die mittlere, ist kürzer, bereits mit einer deutlichen Schleimhautscbicht bedeckt, zeigt an Spirituspräparaten eine dunklere Farbe und Rnnzelung, und gehört der untern Wand des Ventrikels an, weshalb sie auch keine bestimmte äussere Grenze zeigt. Zuweilen ist die erste oder innere Zone nicht hinlänglich entwickelt oder ihr freier Rand stumpf, in wel- chem Falle das Fistelregister schlecht entspricht. Unter der mittlem Brei- tenzone des Stimmbands liegt das Stratum intemum des M. thyreo -arytae- noidens , unter der äussern das Stratum externnm desselben Muskels. Der sehr spitze Winkel , unter welchem die Stimmbänder vom Schild- knorpel entspringen , erweitert sich nach unten allmälig, und zwar dergestalt, dass durch die Verlängerung beider hiesigen Insertionsliuien eine Cissoide — ^'^^— entsteht, wenigstens als solche sich darstellt, wenn man die Schild- knorpelflügel des hinten geöffneten Kehlkopfs auseinander schlagt Diese Cissoide wölbt sich nach hinten zu, um unterhalb des Stimmfortsatzes 8 114 n. Stimm- und Sprachorgan. wieder aufwärts zu steigen , und grenzt auf diese Art die ganze Masse des Stimmbands, sammt dem dahinter und darunter gelegenen Muse, thyreo- arytaen. und dem in die Kehlkopfhöhle vorragenden Theil des Giesskan- nenknorpels vom übrigen Kehlkopfraume ab. (S. Fig. 36.). Die Konvexi- tät dieser Linie liegt übrigens fast genau dem untern Rande des Sehildknor- pels gegenüber. Sticht man eine Nadel von aussen am untern Kande des Schildkn orpels etwa an der Stelle, wo die Arteria laryngea inferior eindringt (Fig. 42. fi), in zur Ebene des Schildknorpels senkrechter Richtung in die Kehlkopfhohle , so erscheint sie daselbst fast genau an der tiefsten Stelle jener Kurve. Innerhalb des von beiden Schenkeln jener Cissoide gebildeten Winkels (36. t) entspringen die innern Fasern für das Ligamentum crico- thyreoideum anterius s. Ligam. conicum. (S. Fig. 24. A. S und Fig. 36. t/.). So heist nämlich derjenige Theil des elastischen Gewebes des Kehlkopfs, welcher vom untern .Rand des Yordertheils des Schildknorpels nach dem obern Rand des Ringknorpelbogens verläuft. Nachdem das ela- stische Gewebe des Kehlkopfs die beiden Stimmbänder abgegeben hat, über- zieht es den dreieckigen Raum, der v/>n jenen Cissoid-Aesten begrenzt ist, und verlässt dann den Schildknorpel , um den zwischen ihm und dem Bogen des Ringknorpels liegenden Raum auszufüllen. Dies geschieht nun nicht bloss auf Kosten des innern elasüscheu Kehlkopfsüberzugs, sondern noch ausserdem durch starke von der ganzen Dicke des untern Randes des Mit- teltheils des Schildknorpels in einer Länge von etwa 4'" abgehende, nach unten nach Maassgabe der weitern Krümmung des Ringknorpelbogens nach vorn und aussen divergirende Faserbündel, deren Komplex nun in Verbin- dung mit den innern Fasern eine sattelförmige nach unten vorspringende Fläche bildet, die eben das gedachte Band darstellt. Bestimmte seitliche Grenzen hat es nicht, weil das elastische Gewebe sich am ganzen obern Umfange des Ringknorpels inserirt, indessen kann man etwa die Sehne der untern krummen Grenzlinie auf 1'*' festsetzen, wenn man die der obern auf 4"' annimmt. Die Länge des ganzen Bands ist im Indifferenzzustande des Kehlkopfs in der Mittellinie S'/z — 4'", doch lässt es sich durch Rück- wärtsbewegen des Schild knorpels bis auf 5 — 6'" ausdehnen. Die obere Grenzlinie des Bands bat da ihr Ende, wo das elastische Gewebe den untern Rand und überhaupt den ganzen Schildknorpel verlässt, um sich in die Tiefe des Kehlkopfraums zu begeben. Rechts und links von jener 4'" langen In- sertionslinie liegt das elastische Gewebe noch ein paar Linien lang hart hin- ter dem untern Rand des Schildknorpels und hängt mit ihm durch Zeuge- %vebe zusammen , so dass man die Breite des Bandes noch um einige Linien höher angeben kann. Präparirt man jenes verbindende S^ellgewebe längs des untern Schildknorpelrandes vorsichtig weg, so erscheinen die untern Fasern des Muse, thyreo-arytaenoideus. Durchaus getrennt vom untern Schildknorpelrande wird die elastische Membran erst von der Stelle an, wo die Fasern des Muse, crico-thyreoideus sich an die innere Fläche des Schildknorpelflügels ansetzen. Die innere Schicht dieses Bands hat, wie schon erwähnt, längere Fasern, welche aus dem Winkel des Schild- knorpels unter den der Stimmbänder entspringend und nach unten strahlen- förmig divergirend nach unten gehen , sodann nach hinten zu sich in den dem Ringknorpel angehörigen Ueberzug fortsetzen. Die Dicke oder der Quer- durchschnitt des Ligam. crico-thyreoid. ist namentlich in der Mitte sehr an- sehnlich und übertrifft selbst die der Stimmbänder (Fig. 37. A, 14). Zwiachen B. Die elastische Kehlkopfshaot mit ihren Verstarkangsbandern. 115 demLigam. conoideam, den beiden Stimmbiindern und dem innorn Saum des obern Rands der Seitentbeile des Riogknorpels bleibt noch ein dreieckiges Stack der elastischen Kehlkopfshohlenbekleidung abrig, das also die Fort- setzang des Iiig. conoideum nach hinten and die des Stimmbands nach unten darstellt. Von aussen wird diese Membran, die von Garcia Membrane vo- caff genannt ^ird, vom Stratum ary-syndesmicum und thyreo-arytaenoideum externum desM. crico-thyreoaryt. brdeckt, auch liegen noch die vordersten Fasertl des M. crico-tbyreoideus zum Theil auf ihr. An der Lamina cricoideae setzt sich das, bisher dorch die Giesskannen* knorpel und Stimmbänder abgehaltene, elastische Gewebe etwa in folgender Weise fest an. Die Linie, in welcher diese Insertion stattfindet, liegt im Allgeineinen etwas unter dem Innern Limbus des obem Randes, unter der ioiiern Insertion des Ligam. triquetrum und capsulare. Von hier an kleidet dies Gewebe, allmalig fibröse Natur annehmend, die ganze innere Flache des Ringknorpels aus, ohne irgend etwas Bemerkenswerthes darzubieten, bis es unterhalb des untern Randes dieses Knorpels seine Blaaticitat wieder geltend macht als Ligam. crico-tracheale. Schon etwas über dem untern Rand des Ringknorpels werden die Fasern des Innern Ueberzugs allmalig kreisförmig, welche Anordnung sie von nun an beibehalten. Tourtual unterscheidet in dem untern Kehlkopfraunie zwei Seitenmem- branen, die durch die in der Richtung der Stimmbänder herabsteigenden Fasern von einander geschieden sind, die vordere dreieckige, vom Li- gam. conoideum gebildete Wand, und die hintere von der Lamina cri- coideae gebildete Wand. Doch lassen sich diese Wände nicht genau unterscheiden, da sie nicht in Winkeln znsammenstossen. Der Raum, der von diesen sogenannten Wanden begrenzt ist, hat unten eine ovale Basis, (Fig. 50. A) die an die Luftröhre sich anschlirsst, und plattet sich zu beiden Seiten von dem obern Rand der Seitenplatten des Ringknorpels aus zu beiden Seiten beilformig ab, bis er oben von der Stimmritzenoffnung begrenzt wird. Physicale Eigenschaften dos elastischen Fasergernstes des Kehlkopfs. Die mikroskopische und chemische Untersuchung giebt uns keine Einsicht in die wahre Natur desselben, mehr ist von der Untersuchung der physikalen Eigenschaften zu erwarten. Vorläufig dürfte es zur Heur- tbeilung der Erscheinungen , welche die elastischen und muskulösen Gebilde des Kehlkopfs und seiner Anhängsel unsb^^ld darbieten werden, nicht unangemes- sensein, wenn wir dem Leser einige auf die Kohasion undElasticitätderKor- perbezügliche physikale Begriffe und Gesetze in das Gedächtniss zurückrufen. Unter Kohasion verstehen wir die Kraft, durch welche die Massen- theilchen oder .Atome eines und desselben festen Korpers zusammengehalten werden. Der Widerstand, welchen ein Korper, vermöge seiner Kohasion beim Zerrelssen leistet, heisst seine absolute Festigkeit oder sein Festig Ire itsmodulus; der, welchen er beim Zerbrechen leistet, seine relative Festigkeit; die Kraft, die man braucht, um ihn zu zerdrücken, die zurückwirkende Festigkeit desselben. Die absolute Festigkeit wächst mit der Grosse des Querschnitts des Korpers. Vor dem Zerreissen verlängert sich der Korper und wird an der Trennungsstelle dünner. Die Moleküle desselben haften dann lockerer an einander, und vermögen der äussern Einwirkung nicht mehr, wie biaher, nachzugeben; der Korper wird weicher. Im engern-Sinne nennt man einen Korper, zur Unterscheidung von andern, weich, wenn er einer Kraft (einem Druck), die ihn auf einen 116 II. Stimm- und Sprachorgan. kleinern Raum reduciren will» wenig Widerstand leistet^ hart dagegen, wenn das Gegentheil geschieht. Wenn nun der Körper nach Wegnahme der Kraft, welche seine Gestalt/: oder seine Raumerfullungsweise zu andern (zu verschieben, zu verbiegen, •. zu vergrössern oder zu verkleinern) strebte , wieder zu seiner vorigen üe- -. stall zurückkehrt, so ist er elastisch. Wir können mindestens dreierlei .: •Arten von Elasticitat annehmen, ausdehnende (expansive), zusaro- r: menzichende (kontraktive) und federnde oder rück biegende. JDie er- ster e finden wir hauptsachlich bei Dämpfen und Luftarten, aber auch bei vielen Aggregaten aus festeq elastischen Korpern, z B. Eiderdunen, Pferde- .. haaren, Stahlfedern u. s. w., welche nach ihrer Zusammendrüekung (daher . auch der Name Kompressionselasticität) wieder ihren vorigen Raum ans- , zufullen streben. Man nennt sie deshalb Kompressionselasticität, weil die Kraft, welche sie zur Erscheinung kommen lässt, eine Raum Verminderung des Korpers ist, an dem sie auftritt. Die zweite Art, die kontraktive . , Elasticitat, zeigen solche Körper , welche nach ihrer Ausdehnung oder Ver- längerung (daher der Name Tensionselasticität) wieder auf ihre vorige Länge zurückkehren. Es gehören hierher verschiedene Metalle, wenn sie zu Draht ausgezogen worden sind, viele organische Substanzen, namentlich Kaut- schuk und die elastischen Gewebe des thiexischen und menschlichen Körpers. Man nennt solche Körper auch dehnbar elastisch, weil die Kraft, welche ihre Elasticitat zur Erscheinung bringt, eine Dehnung ist. Die dritte Art ist eigentlich eine Zusammensetzung aus den beiden ersten. Die Kraft, welche sie zur Geltung bringt, strebt den Körper nicht auszudehnen , nicht zu ver- längern, sondern umzukrümmen, zu biegen. Es verhält sich demnach diese Art der 'Elasticitat wie die relative Festigkeit der Körper. Bei jeder Uni- krümmung oder Biegung theilen sich die Atome des Körpers in drei Reihen. Die erstcre liegt auf der konvex gewordenen Seite des Körpers : die Atome sind hier von einander entfernt worden, auf der Aussenfläche des Körpers am meisten, nach dem Centrum des Querdurchschnitts. zu allmälig weniger. In der zweiten oder Centralschicht des Körpers behalten die Moleküle die dem Gleichgewicht desselben entsprechende Anordnung; sie erleiden nur eine kleine Drehung. In der dritten, auf der konkaven Seite des Körpers liegenden Schicht oder Zone sind die Atome einander mehr genähert, zu- sammengedrängt. Ein Beispiel dieser Elasticitätsform giebt jeder nicht zo dünne, noch mit seiner frischen Rinde bedeckte Weiden- oder Haselstock. Wenn man diesen stark biegt, so weichen die Theilchen der Epidermis, welche auf der konvex gewordenen Seite liegen, bis zum Reissen ausein- ander, die der konkaven Seite dagegen runzeln sich. Besitzt der elastische Körper in seinem Gleichgewichtszustande die Form einer Spirale (z. B. Stahlfedern, Thierhaare u. s. w.), so äussert er seine elastische Kraft (s. w. u.) sowohl in Folge von Expansion, als von Kompression, d. h. sowohl bei Verminderung, als auch bei Vermehrung der Spiral kr ümmung. Eine Abart der Federelasticität ist die Torsions- oder Drehungselasticität, welche durch Spiraldreh iing angeregt wird. Sie findet besonders bei band- artigen oder solchen fadenartigen elastischen Körpern statt, deren Quer- schnitt nicht völlig kreisrund , sondern oval oder elliptisch ist. Aber auch an zwei oder mehr völlig cylindrischen , einander parallelen Fäden, mögen sie dehnbar elastisch sein oder nicht, lassen sich die Funktionen dieser £la- sticitätsart darstellen , sobald man sie von ihrer Mitte aus in raschem Tempo B. Dk elastische Kehlkopfehaat mit ihren Verslarkangsbanderii. 117 obemBuder dreht und dmnn einen , diese Spirmldrehong wieder aufheben* dea liflgenzug einwirken laset. Die Elasticitit der Körper ist eine vollkommene oder unvoUkom- ofoe. Yollkommeo elastisch ist ein Korper, wenn er nach Wegnahme der iba b'm aof ein gewisses Maximum dehnenden oder komprimirenden Kra/x wieder genan zu seinem vorigen Volnmen zurackkehrt, unvollkommen rlfitiscli ist er, wenn letzteres nicht geschieht Der Raum, den der Korper bei dieser Rückkehr durchläuft, also beziehendlich leer macht oder ausfüllt, L'eäiimait die Elaaticitatsgrenze des Korpers, innerhalb welcher er also ■Üe Funktionen seiner Elasdcitat geltend machen kann. Dk Grösse der Elasticitat wird bestimmt von dem Widerstand, den drT elastische Körper seiner Drehung oder Zusammen druck ung entgegen- "^zt. Gemessen wird sie durch den Elasticitatsmodulus, als dessen {Roheit man gewöhnlich das einem bestimmten Querschnitt des Körpers t-Dtsprechende Beschwerungsgewicht annimmt, welches den Körper bis zu äfioer doppelten Lange ausdehnt oder beziehendlich bis zur Hälfte seines Raums zusammendrückt. Da die meisten dehnbaren Körper schon vor Er- reichung dieses Zieles reissen, so muss man hier den Elasticitatsmodulus «b einem geringeren Gewicht und der ihm entsprechenden Verlängerung berechnen. Denn der Begriff des Elasticitatsmodulus erfordert, dass die Veränderung die Elasticitätsgrenze nicht überschreitet üan kann sich die verschiedenen Beziehungen der Elast icitätsgrössen unter dem Bilde dreier , entsprechend langer und einander senkrecht durch- 'choeidender Linien, welche man die Elasticitätsaxen nennt, vorstellen. l>ie OberfiAche des von ihnen für gewisse gegebene Bedingungen bestioim- t^'D Umdrch.nngskörpers heisst die Eiasticitätsfläche, und ein in einer gewissen iCichtung von dieser geführter Durch.<9chnitt die Elasticitäts- kurve.*) Je dehnbarer ein elastischer Körper, z. B. ein Kautschukband, desto srö^ser ist seine El asticitäts weite, oder die Länge des Raumes, den der Körper durchläuft, wenn er von einer gewissen Kraft ausgedehnt wird. Eio dünnes Kautschnkband wird daher eine grössere Elasticitätsweitc be- sitzen, als ein dickeres von gleicher Länge und Breite. Unter elastischer Kraft versteht man die Aeusserung desjenigen Grades von Elasticitat, welcher die kleinsten Theile des Körpers , z.B. eines Muskels, in einer bestimmten Lage erhält, und die einmal angenommene Stellung bei jeder Gelegenheit zu bewahren oder wieder zu erlangen strebt. Nach diesen VorbemerkuDgen kehren wir zu den elastischen Gebilden des Kehlkopfs zurück. Am genauesten hat sich bis jetzt Harless**) mit den physikalen Verhältnissen derselben beschäftigt. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen sind in Kurzem folgende. Ein Stück des Ligam. cricotby- reoideum eines 32jähr. Mannes von 7,8 Millimeter Länge, 3,5 Breite und 1,1 Dicke wurde durch 10 Gramme um fast 13% der Länge ausgedehnt. Dies war die stärkste Ausdehnung, deren es fähig war: die nächsten 10 Gm. dehnten nicht weiter aus; bei weiterer Belastung bis auf 2671 Gm. riss es entzwei. Die absolute Festigkeit für 1 Quadratmillim. Querschnitt beträgt demnach 7,18 Kilogrammmillimeter. Für ein 2 8jähr. Mädchen betrug dieser *) Valentin Fhyaiol. II. 6. S. 56. §. 3376. **) Harless a. a. O. S. 517 ff. 118 n. Stimm- und Sprachorgan. Fesügkeitsmodulas kaum die Hälfte (3,1). Der Elasticüatamodoias für 1 Quadratmillim. Querscimitt betragt bei 10 Gm. Belastung und einer Aus* debnnng von lS% = 2Qo'y bei einer Belastung mit 500 Gm., die das Band- stück noch nicht über die ElasticitatsgreAze hinaus ausgedehnt hatte, 290. Bis zu einer Belastung mit 100 Gm. wächst die Ausdehnung ziemlich genau jener proportional, und zwar bis zu etwa Y^ der ursprünglichen Lange (welche Angabe mit der vorigen , die die stärkste Ausdehnung als '/s an- gab, nicht recht vereinbar ist). Das Stimmband, bei einer Lange von 15 MilJim. (6") und einen Querschnitt von V/^ Millim., Hess sich bei Harless' Versuchen durch Bewegung des Schildknorpels um Va winer Länge aus- dehnen, ohne an Elasticität zu verlieren; wurde es dagegen um '^/^ und dar- über ausgedehnt, so kehrte es nicht mehr zu seiner ursprünglichen Kurze zurück und riss bei noch etwas stärkerer Belastung. Dabei war «u bemer- ken r 1) Dass das Band geringen Belastungen (den ersten Graden der Be- lastung) nur geringen Widerstand leistete, während derselbe bei wachsen- der Belastung immer mehr zunahm; 2) dass die Ausdehnung sprungweise erfolgte, aber nur, wenn vorher alle Gewichte weggenommen waren, und nun sofort ein grösseres Gewicht, als das vorige, aufgelegt wurde. Von 70 Gm. an bis UO (kontinuirlich) blieb die Ausdehnung auf 120 stehen, dann (nach vorgangiger Relaxation) von 150 — 170 auf 122,6 und Mieg bei fer- nerer Belastung bis zu 462 auf 130: neue Relaxation; dann bei 562 Sprung auf 13:i, welche Ausdehnung bis bei 1062 Belastung nicht mehr überschrit- ten wurde. Dies war das Maximum der Elasticität; von nun an erfolgte Verlängerung des Bands verhältnissmässig bedeutender, aber mit Verlust der Elasticität und der Riss erfolgte bald. Die Kautschukbänder, nach E. Weber*) auch die Muskeln, zeigen ein ahnliches Verhalten. üebrigcDS erfolgte dieselbe Ausdehnung auch, wenn ohne Relaxationen die Gewichte successiv bis 1062 Gm. aufgelegt wurden. — Das Ligam. cricothyreoideuni setjst geringeren Zugskräften einen mehr als 6mal grossem Widerstand ent- gegen , als das (weit schmälere) Stimmband : bei beträchtlichem Zugskräften dagegen ist die Widerstandsgrösse des Stimuibands um 1,2 bedeutender, als die des Ligam. cricothyreoideum. Diese Widerstandsgrosse wächst gleichen Belastungen gegenüber beim Stimmbande um das lOfache, beim Ligam. crico thyreoideum nur um das l,4fache. Die Ursache dieser Differenz der physikalen Eigenschaften beider Bänder liegt nur in der Faseranordnung, fast gar nicht im specifischen Gewichte. Nach H's. Versuchen beträgt das trockne elastische Gewebe des Stimmbands etwa y^^^al mehr, als das des Ligam. cricothyreoideum. Die Stimmritze und der innere Kehlkopfranm. Die scharfen Ränder beider Stimmbänder sind einander symmetrisch zu- gekehrt, aber nicht vollständig quer, sondern sich zugleich etwas aufwärts kehrend, so dass sie bei der Exspiration leichter von einander entfernt wer- den können. Im gewöhnlichen, tonlosen Zustande zeigt der Stimmbandraiid vom Scbildknorpelursprung bis zur Insertion am Stimmfortsatz eine flache Krümmung oder Einbuchtung nach aussen, welche besonders an altern Individuen auffällig ist. S. Fig. 39 A'. Nach hinten werden die Stimmbänder '2r?;,^,*8"*''" Handwörterbach der Physiologie. Bd. 3. Braunschwelg 1846. — MuUer 8 Archiv mr Physiologie 1846. Heft 6. Die Stimmritze und der ioaere Kehlkopf räum. 11» ab integrirenderTfaeii der Seiteowand der Kehlkopfshohle fortgeitetzt durch den Schneppenknorpel , -zunächst durch den Stimmfortsatz desselben, and es setzt sich die das Stimmband überziehende Schleimhaut in einer zweiten kärzem Ausbuchtung zwischen die innern Flächen beider Schneppenknor- pel fort. Fig. 39. So entsteht zwischen den beiden Stimmbändern eine lanzettförmige, nach vorn zugespitzte, beim Manne etwa 7'" lange Spaltöffnung, welche nach hinten, von den Spitzen der beiden Stimm fortsetze an, noch einen etwa 4"' langen Anhang hat, so dass das Ganze eine 11'" lange Spalte bildet: die Stimmritze, Glottis, Rima vocalis. Ueberdie B egriffsbestimmung der Stimmritze ist man keineswegs einig, und ist eine solche auch merkwürdigerweise noch nie mit gehöriger Schärfe vorgenommen worden. Diejenigen, welche von einem obern und untern Stimmritzenbande sprechen, verlegen folgerecht die Stimmritze zwischen die Ränder der eigentlichen Stimmbänder und die Wulste der Taschenbän- der. Diejenigen, welche das phonische Moment hier in den Vordergrund stellen und dabei voraussetzen, dass weder die Tascbenbänder , noch der Zwiscbenknorpelraum primär zur Tonbildung etwas beitrage, verlegen die Glottis lediglich zwischen die Stimmbänder. Diejenigen endlich , welche in Erwägung ziehen, dass die Glottis ausser der Stirnrabiidung auch den Zweck hat, die Luft behufs anderer Zwecke durchpassiren zu lassen, und dieselbe vielleicht auf noch unbekannte Art durch die hier stattfindende Einengung in ihren physikalisch -chemischen Verhältnissen zu modificiren, geben der Glottis eine grössere Ausdehnung, und sprechen von einer Glottis vocalis (Stimmritze) und Glottis respiratoria {Athmangsritze), unter welcher letz- teren sie den zwischen beiden Giesskannenknorpeln befindlichen Kehlkopf- raam verstehen. Es liegt auf der Hand , dass wir über den Begriff Stimm- ritze erst dann klar werden können , wenn wir mit Bestimmtheit erfahren baben werden, welche Theile des Kehlkopfs bei der Stimmbildung thätig Mnd. Da nun die bisherigen Untersuchungen in dieser Hinsicht noch zu keinem bestimmten Resultate geführt haben, und da wir unsern Unter- jochungen nicht vorgreifen wollen, so lassen wir diese Definition einstweilen noch ausgesetzt, und unterscheiden, wo ein solcher Unterschied nöthig ist, zwischen der ligamentösen und der knorpligen (Portion der) Stimm- oder Athmongsritze. Wo wir schlechthin von der Stimmritze reden , da verstehen wir nur die erstere Portion , und zwar, wie dies später noch genauer erör- 120 II* Stimm- und Sprachorgan. tert werden boH, den Raam z-wischen tlen beiden Stimmbändern, soweit die- selben schwingungsfabig sind. Wo wir beide Portionen zusammenfassen wol- len, dadürfte der Ausdruck Glottis oder Oesammtglottis der angemessene sein. Die Länge der Glottis hängt ab von dem Abstand des innem Scbildknor- pelwinkels von der Lamina ericoideae; die Länge der Stimmritze von der der Stimmbänder allein. Harless ist im Irrthum, wenn er sagt, die Lange der Glottis sei abhängig von der Länge der Stimmbänder und von der Std- Inng der Cartilagines arytaenoideae. Letztere können das hintere Ende der Gesammtglottis nicht verrücken , und .die Länge der erstem wird mehr tod der Bewegung des Schildknorpels, mögen wir sie als scheinbare (wie die der Sonne oder des Mondes) oder als wirkliche annehmen , als von der der Aryknorpel bewirkt. Wo sonst nichts anderes bemerkt wird, versteheich unter Lange der Glottis stets die Länge der Conjugata*) laryngis, von der vordem Insertion der Stimmbänder an bis zum Mittelpunkt der inneru Lippe des obern Randes der Lamina ericoideae; unter Länge der Stimmritze da- gegen den Raum zwischen der vordem und hintern Insertion des Stimm- bands, welcher allerdings durch starkes Auswärtsdrehen der Giesskanneu- knorpel etwas verkürzt werden kann. Die Breite der Glottis, d. h. der Abstand der Stimmbänder und Gie^s- kannenknorpel von einander, hängt wesentlich mit der Form der Glottis zusammen, und diese hängt durchaus und zunächst von den Bewegangeo der Giesskannenknorpel ab. Je nach den verschiedenen Bewegungstypen derselben sind vier Grundformen der Glottis möglich 1, Die vollständig geöffnete Glottis, wie sie beim gewöhnliclu^n Athem- holen sich verhält. Hier sind, wenn wir die Glottis als vorher geschlossen annehmen, die Stimmfortsätze der Ary-knorpel wie zwei Thürflügel aus- einander geschlagen, und auch die Angelpunkte dieser Knorpel von einan- der entfernt. Die Glottis erhält so die Gestalt eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen Spitze nach vorn, dessen Basis, die höchstens ein Drittel der Länge derSchenkel hat, nach hinten gekehrt ist Fig. 39. a veranschaulicht diese Verhältnisse so ziemlich richtig, während die von Harless gegebene Figur (S.566i4 ) etwas roh und übertrieben ist. Bei aa{A') wird die Glottis, bei geringern OeflFnungsgraden , durch die. Spitzen der Stimmfortsätze der Giesskannenknorpel etwas eingeschnürt oder verengt, und so in die beiden, bereits erwähnten Portionen getheilt. Wir sehen auch y. dass durch den Raum a ca mindestens ebenso viel Luft strömen kann, als durch at a^ und dass wenigstens aus diesem Grunde der Ausdruck Glottis respiratoria jener Por- tion nicht unangemessen ist. 2. Die vollständig geschlossene Glottis (Fig. 39.6) wie sie bei den meisten phonischen Vorgängen sich darstellt. Dadurch , dass beide Giess- kannenknorpel gegen einander gerückt sind, ist sowohl die hintere, als auch die vordere Abtheilung der Glottis geschlossen und in eine lineare Spalte verwandelt. Während der Tonbildung kann sich die Spalte ata mehr oder weniger, immer aber nicht viel und in der Mifte, als Maximum, nicht über 1 y^'" erweitern , wobei auch die beiden Stimmfortsatzspitzen sich e;n wenig von einander entfernen könrren. In phonischer Beziehung ist es oft interessant, zu wissen, wie gross die bei diesem Schluss der Glottis statt- *) Analog der Conjugata (bc. linea) pelvis, dem von vorn nach hinten gezoge- nen Darchmesaer des Beckenrauma. Die Stimmritze und der innere Kehlkopf ratim. tH findende Bernbrnngsflache ist. In der Regel berühren sich hier die beiden ganzen innern Flachen der Giesskannenknorpel sammt den Santorinischen Knorpelanfeatzen, während die Wrisberg^schen Knorpelstreifen nebst ihren Kopfchen einige Linien von einander entfernt bleiben. Doch können aoch diese (bei roanchen Kehlköpfen, wo sie mehr entwickelt sind, als die Santorini^schen) beim Glottisschluss sich fast bis zur Beruhrang nAhern, sobald aber die Epiglottis sehr gehoben ist, treten sie mehr auseinander. An längere Zeit in Spiritus aufbewahrten , sowie an Kehlköpfen alter Leute bleibt, auch wenn die hintere Portion der Glottis vollständig geschlossen i^t, zwischen beiden Stimmbändern gewöhnlich noch ein schmaler, vorn und hinten spitz zulaufender Spalt. Bei der Tonbildung liegen entweder nur die beiden scharfen Ränder ( die obere Zone) der Stimmbänder lose gegen einander, oder es werden die obere und mittlere 2jone beider Stimmbänder gegen einander bis zur Berfihrung bewegt s. Fig. 38 C. D, 3. Die eigentliche Stimmritze ist geschlossen, während die hintere Ab- tbeilung der Glottis noch zum Theil offen steht. (Fig. 39. c) Hier berühren sich die Giesskannenknorpel nur mit den Spitzen der Stimmfortsätzo, die Grundflächen der Knorpel stehen aber noch mehr oder weniger auseinander, so dass zwischen denselben noch eine Oeffnung bleibt. In diesem Falle un- terschied man nun eben früher den hintern Raum der Glottis als Gl. respi- ratoria, welcher Name aus der falschen Voraussetzung, dass der Athmungs- loft, um den Chemismus der Respiration nicht aufzuhalten, ein freierer Weg gestattet werden müsse, gewählt wurde. IjCtzteres ist aber auch bei völlic spaltförmigem Verschluss der Stimmritze nicht zu befürchten, da beim Stimm- geben die Spaltesich hinreichend erweitert Dennoch aber hilft, wie Harless meint, jener hintere Theil der Glottis durch sein Offenbleiben der willkühr- liehen Oekonomie des Athmens nach, indem er als Ventilöffnung wirkt, durch deren Verengung oder Verschliessung der Ton bei abnehmender Windstärke ohne gleichzeitige Mebrspannung der Bänder (wo solche nicht mehr möglich) vor dem Herunterziehen (Detoniren) gesichert werden soll. Gegen diese Ansicht lässt sich Manches einwenden, wir werden später da* rauf zurückkommen. Die Weite dieser Ventilöffnung fand Harless ma aus- geschnittenen Kehlkopf eines d4jähr. Mannes bei -schlaffen Bändern € Mil- limeter, bei gespannten^ Millim. Ihr Längendurchmesser bleibt fast konstant 4. Die Glottis steht znm Theil in ihrer ganzen Län^e offen, wenn näm- lich die basischen Theile der Giesskannenknorpel gegen einander gerückt sind, aber die Stimmfortsätze divergiren. (Fig. 39. (/.) Diese Form der Glottis scheint bei manchen gewahsamen phonischen Vorgängen, z. B.beipn Angstschrei stattzufinden, in geringerem Grade jedoch auch bei manchen an- deren Stimm Vorgängen. Zuweilen mag es auch vorkommen, dass sich die Stiniiiibänder nur in ihrer vordem Portion (von der vordem Insertion an in geringerer oder grösserer Länge) gegen einander bewegen, während sie weiter hinten divergiren. Die £ b e n e der Glottis ist gegen den Horizont nach vorn etwas geneigt. Diese Neigung wird durch Annäherung des Scbildknorpels gegen den Ring- knorpel vergrössert, durch blosse Senkung der Stimnifortsätze vermindert. Bei möglichst starker Senkung des Schildknorpels gegen den Bogen des Ringknorpelskann aber auch dieNeigung der Stimm bandebene gleich bleiben, wenn dabei die Vokalfortsätze gleichmässig herabsteigen, was so ziemlich schon durch den blossen Zug der Stimmbänder bewirkt wird. Bei grosser ist IL Stimm- und Sprachorgan. Erweiterung der Glottis sinkt das hintere Ende der Stimmbandebene, na^h HarJesB um 2 Millimeter, beim Schluss derselben steigt es um *i,4 Millim Dagegen bleibt der Mittelcustand , wenn bei mittlerem Spannungsgrad der Bänder nur die Spitzen der Giesskannenknorpel zur Berührung gebracht werden. Direkt auf und abwärts bewegen lassen sich die Stimmfortsälze bei schlafen Stimmbändern (nach llarless) um 4 und um V2 ^^^ ^ MiJlim.« bei gespannter nur aufwärts um 2 Millim. Bei den Aus- und Einwärtsbewe- gungen des Giesskannenknorpels geht derselbe auch etwas auf dem Ring- knorpelgeleukwulst auf und ab, was die Neigung der Stimmbandebene gleichfalls, doch nicht viel ändert. Diese Neigung gegen den Horizont ist übrigens bei verschiedenen Individuen sehr verschieden, nach Harless von 2 V^ bis zu 3 1 ^; bei Männern soll sie im Allgemeinen um das Doppelt«? grosser sein, als bei Frauen , was ich aber nicht einräumen k^nu, und was schon dadurch widerlegt wird , dass die Ringknorpelplatte beim Weibe ver- häitnissmässig viel höher ist, als die übrigen Knorpel erwarten lassen. Auch ist nach Harless oft grossere Neigung mit geringer Länge der Stimmbän- der verbunden. Nach Harless scheint die Möglichkeit der Vergrössenmg der Stimmbänderneigung in umgekehrtem Verhältniss zu ihrer ursprüng- lichen Länge zu stehen. Ueber die räumlichen Verhältnisse des Kehlkopfs überhaupt äussert sich Harless etwa folgendermaassen. Im Allgemeinen stellt der knorplige Kehlkopf einen seitlich etwas zusammengedrückten Kegel dar, welcher in der Gegend des untersten Viertels seiner ganzen Höhe eine Ver- engerung besitzt, die circa 5,6 Millimeter des langem Durchmessers eines durch die übrigen Punkte bestimmten Kegelschnitts an dieser Stelle beträgt. Am Schildknorpel nehmen die Querdurchmesser viel rabcher ab, als die Längsdurchmesser; am Ringknorpel ist von der Verengerung an noch ab- wärts die Abnahme der Längs- und Querdurchmesser ganz gleich. Daraus ergiebt sich, dass die Windstärke zunächst unter den Stimmbändern durch jene allseitige Verengerung des Kehlkopfraoms beträchtlich vermehrt wird, um sofort mehr in linearer Richtung entsprechend der Lagerung der Stimm- bänder zu wirken , wobei schliesslich der Luftstrom in Form eines Prisma und zwar am meisten verdichtet in der Richtung der auf der Basis desselben rechtwinklich stehenden Axe den Rest des Kehlkopfs durchsetzt. Verhält- nisse, welche nicht gleichgültig sind, wie sich aus der Betrachtung der Schallbechertheorie ergiebt. Diese Grestalt des Hohlraums wird zwar durch die Schleimhaut und das elastische Gewebe modificirt, doch so, dass sich die wesentlichen Eigenschaften dieser Grundform auch, an dem mit ander- weitigen und theil weise beweglichen Gewebsmassen ausgekleideten Knor- pelgerüst wiedererkennen lassen. - - Der Kubikinhalt des Kehlk opfraums lässt sich wegen seiner nicht ganz einfachen Form und bei der Schwierig- keit ganz genauer Messungen an Durchschnitten nicht genau aus diesen be- rechnen. Harless sachte daher durch Wägung der Wassermenge, mit welcher er den Kehlkopf bei senkrechter Aufstellung vollfüllte, den Raniii- inhalt seiner Höhle zu berechnen. Aus den dabei erhaltenen Grössen ergiebt sich , dass der Raum des ganzen Organs bei Frauen sowohl als bei Männern sich bedeutend (um etwa 40 — 50 7o) g^g^" ^^ höhere Alter hin vergrössert, dass er beim Manne durchschnittlich noch einmal so gross ist, als beim Weibe, endlich, dass er in der frühesten Zeit nur wenig kleiner (also relativ viel grösser) ist, als bei dem Kinde von 9 J. Bei Entfernung der Giessbecken- C. Die MuAkeln am nnd im Kehlkopf. . ]|0 knorpel toh einander steigt der kubische Raaminhalt gegen den bei geschlos* sener Glottis vorhandenen um etwa 50 ^o* (Harless a. a. 0. S. 543 ff.) C. Die MuBkeln am und im Kehlkop£ Nachdem wir das äassere und innere Skelet des Kehlkopfs kennen ge- lernt, nachdem wir die Knorpel dieses Organs, einzeln und in ihrer Ver- bindung, untereinander sowohl als auch mit dem oberhalb gelegenen Zun- genbein und der unterhalb gelegenen Luftrohre, betrachtet, nachdem wir die innere elastisch-fibröse Auskleidung der Kehlkopfshöhle einer genaueren Untersuchung unterworfen und auch die räumlichen Verhältnisse des Kehl- kopfraums selbst im Allgemeinen kennen gelernt haben: sind wir zur Be- trachtang der Muskeln, welche den ganzen Kehlkopf, so wie die einlei- nen knorpeligen und elastischen Theile desselben gegeneinander bewegen, vorbereitet. Die Muskellchre des Kehlkopfs ist eines der schwierigsten Ge- biete der menschlichen Anatomie; es kommen hier die kleinsten, verbor- gensten, komplicirtesten und variabelsten Muskeln zur Betrachtung, viele derselben wirken nach ganz andern Principien und zu ganz andern Zwecken, als die meisten ubrigien Muskeln des Korpers, und so ist es wohl kein Wunder, dass bisher dieser Zweig der Myologie des menschlichen Körpers noch nicht zu der Vollendung und Klarheitgebracht worden ist, di^ftrin andern Zweigen dieser Doktrin vorfinden. Die besten der vorhandenen Arbeiten über die Kehl kopfmus- keln sind von Albinus, Santorini, Weber, Theile, Despiney und T o n rt ual. Abbildungen derselben haben die drei ersten Anatomen geliefert. Wir müssen die Kehlkopfmuskeln unterscheiden in solche, welche ein- zelne Theile (Knorpel) desselben nach andern, ausserhalb gelegenen Orga- nen hinbewegen, und in solche, welche die einzelnen Theile des Kehlkopfs gegen einander bewegen. Muskeln, welche den ganzen Kehlkopf bewegen (Theile), giebt es nicht; eine solche Bewegung kann nur durch Kooperation mehrerer Muskeln, die sich mehrere Angriffspunkte am Kehlkopf neh- men, vor sich gehen. Von den Muskeln, welche den Kehlkopf mittel- bar, das heisst mittelst des Zungenbeins, heben, sprechen wir erst bei der Anatomie des Ansatzrohrs. Wohl aber müssen die Niederzieher des Zun- genbeins hier mit zur Sprache kommen. L Muskeln, welche die Kehlkopf knorpel gegen andere ''Organe (Knochen) bewegen» Es sind dies Herabzieher des Kehlkopfs, unmittelbare nnd mittelbare, Heber und Rückwärtszieher, zusammen 6 Muskelpaare. 1) Moscnlna stexnohyoident, Bnut-Zungenbeinmuskel. (Fig. 40. 6. 7.) Dieser Muskel, dessen anatomische Verhältnisse ich hier hauptsächlich nach Theile,' aber auch nach eignen Untersuchungen wiedergebe, ist dönn, platt, bandartig, und entspringt kurzsehnig in der Breite von etwa einem Zolle von der innern Flache desManubrium sterni (7) und des ersten Rippenknorpels (vergl. Fig. 1.7. 10), auch wohl vom rautenförmigen Bande and meistens selbst noch vom Stern^lende des Schlüsselbeins (15). £r steigt gerade In die Hohe, berührt in der Regel den gleichnamigen Muskel der andern Seite durch seinen innern Rand, wird kurz bevor er den Kehlkopf erreicht, schmaler, oben etwas dicker, dabei trennt er sich von seinem Gefährten, so dass schon das Ligamentum conoideum von ihm üast ganz nnbedeckt bleibt, geht über den Schildknorpel weg, and inserirt sich theijs 1J4 - II- Srimm- nnd Sprachorgan. kursseknig, sumeiet aber muakuIÖB an der vordem Fläche des Körpers des ZnngenbeiiiB, etwas tinter der Crisla Iransveisa, beiderseits in einer Breite Ton etwa 5 — 6'" und zwar so, dass beide innern Iiiserlionspunkte noch einige Linien von einander abstehen. Das Zfllgewebe, weklies zwischen ihm und dem Ligam. Iijo-lhyreoideuni liegt, isl sebr grobieilig nnd hängt durch longitadinale Ne- beubsnder mit diesem Ligament zusammen. Das äussere Drillheil derBreite des Muskels Hegt bei sei- ner Insertion über dem Muse, hyo - Ihyreoideus, ist aber durch eine Mus- kclscbeide von ihm ge- trennt. Die untern beiden Inngiludinalen Dritttheüe des Muf.keU decken den Muse, sterno thyreoideus (I !). Er selbst wird unten vom Kopfnicker (13), üben vom breiten Hals- niuskel zum Tbeü bedeckt, »ucb geht derMusc. omo- byuideus (S) schief über Ihn weg. IJei starker Coii- trakriun beider Muskeln et sehe int auf der Luft- rühre eine longitudinale Vertiefung. Die Wirkungen die- ses Muskels sind folgende. Er zieht das Zungenbein {nebet der Zunge) nach abwärts, und hilft so den '"'9- *0- Istbmus oris erweitern. Dabei drückt er den Körper des Zungenbeins gegen die Apertur des Kehl- kopfs und drückt den Kehldeckel nieder. Endlich übt er , wenn verkürzt and angespannt, knorpel aus, fixirt cricolhyreoideus sei __.. Druck nach hinten und seitwärts auf den Schild- hn auf diese Art in seiner Lage, erschwert dem Muse, ne ZuBaminenziehung, und -verhindert so die Verlänge- rung der Stimmbänder. 2) Mmc. omoliyoideM, Schnlter-Znnffenhfinmnskel. (F'g- 40. S— 10.) Von diesem dünnen, zweibauchigcn Muskel intereesirt uns zunächst nur die obere Portion , da jeder der beiden Bäuche nur in seiner Richtung wir- ken kann (der hinlere ist in Fig. 40 bei 10 abgeschnitten: er inserirl sich am obern Rande des Schulterblalls , vergl Fig. 1 n. 2). Diese obere Por- tion (8) entspringt von der ein bis anderthalb Zoll oberhalb des Scblü*- selbe inaliegenden oder vielmehr schwebenden Zwbcfaensehne (D), steigt von hier aus nach oben und etwas nach innen, wird anfangs breiter, Blich oben Kehlkopfmnskeln. IM wieder acbmaJer, und heftet sich kurzsehiiig an den UDUrn aiiMern Theil der vordem Fläche des ZUngenbeinkürp^re , dicht neben dem grosaen Hörn, dem Muac. atylAbyoideus (19) gegenüber. A.uf seinem Verlaufe überscbreilet er den Schildknorpel in der Gegend dea untirn Theils der lAntm obliqoa, an welcher Stelle äer Mnakel eine Einschnürong seiner Muskelfasern leigt. (.'eberfaaupt bildet die Prof aberantia Thyreuidis inferior die Grenie iwischen St^mohyoidens and OmnhToidens in ihrem Verlaufi-. — Der Nutten dieaea Moskela, der zuweilen Varietäten xeigt oder gn na fehlt, ist unzweifelhaft! er failfl daa Zungenbein herabziehen, rückt es nach hinten, und kann wohl auch einen gelinden Druck auf den Schildknorpel ausüben. 3) Knac atoino-th^voideiu, Bnutbain- SchildknotpalmiukeL (Fig. 40. U, 41. ffl.) Dieser Muskel liegt unlcr dem SleriKih yoideüs , entspringt unter dessen Ursprung, aber breiler (1 V2— 2 ') von der innern Fläche des ManubriuniSterni und des ers- ten bis zweiten Rippenknorpele; steigt, kllmählig schmäler und dicker werdend, in die Höbe, und heftet sich fleischig- sehnig am obem Theile der schiefen Linie oder Leiste des Schildknorpels, am ineiaten an der obern Pnitu- bersoz an; seine Insertion liegt der des Muse, bvo-thyreuidens so liemlich gegenüber, auch gehen die hintern Fasern des Slemo- thyrertidens in der Kegel in letz- lero Maskel hinüber (h), so wie er aarh oft einige Fasern an den I^aryngo - pharyngens abgiebt Oberhalb des Brustbeins wird die- ser Maskel in der Regel von einem sciunalen qneren Sehnensireif nn- lerbrochen. Er liegt anf der vor- dem nnd seitlichen Fläche der Schilddrüse (1), deren Hörn bei- derseits meialens bis zur Crista thvreoideae Teich t. Sein süsserer Rand ist dicker als der innere, und berührt die innere ürnssel- ader: anch habe ich von diesem Maske! Fasern nacb hinten und naten an die Vagina carolidis ah- ^ben Beben , die anf dieser nach ■Dlea verliefen. Aach inseriren sich oft einige Fasern an den zel- lig-fibrüsen Ueberzng der Schild- Hj. 41, It6 IL Stimm- und Sprachorgan. ' drüse. Ausser dem Muse, sternobyoideo« wird er noch nach aussen yoxb Sternomastoideus bedeckt, und vom Omohyoidens überschritten. Wirkung. Erzieht den Schildkuorpe], die Schilddruse und mit erste- rem in der Rogel den ganzen Kehlkopf herab; ist jedoch der Ringknorpel anderweit üxirt, so vermag er auch den Schildknorpel in ähnlicher Weise, wie der Muse, cricotbyreoideus , gegen den Ringknorpel zu ziehen und so die Wirkung des letztern Muskels zu unterstützen.*) Ausserdem drackt er die Schilddrüse, über die er weggeht, platt oder drückt sie gegen den obern Theil der Luftrohre, gegen den Ringknorpel und selbst gegen die hintere untere Abtbeilung der Schildknorpel flügel an . so dass dadurch der untere Kehlkopfranm etwas verengt wird. Mit dem folgenden Muskel zusanmieo- wirkend fixirt er den Kehlkopf, und vermag den Schildknorpel unter Um- ständen sogar aufwärts zu drehen , und so die Glottis zu verkürzen. Darüber Genaueres im physiologischen Thcile. 4) Kqsc. hyothyreoidens, Zungenbein -Schildknorpelmuikel. (Fig. 41 /.) Auch ein platter, in seiner Mitte etwa S'" breiter Muskel. £r ent- springt fleischig - sehnig von der kleinern (nicht grossem, wie Theile angiebt) vordem Hälfte des Zungenbcinhorns , sowie vom äussern Theile des Zungenbeinkorpers, an welchem seine Insertion von den äussern Fasern des Muse, sternohyoideus bedeckt wird. Die ganze Ursprungs- linie beträgt etwa 6 — 7"'. Nun geht er über das Ligam. hyo-thyrooidenm medium und laterale, mit dem er durch sehr weit elastisches Zellgewebe zusammenhängt, zum mittlem Dritttheile der Breitenfläche des Schild- knorpelflügels, wo er sich längs der ganzen Crista obliqua, so wie in der Regel noch ein Paar Linien lang etwas über und parallel mit dem unterii Rand dieses Knorpels ansetzt. £r erhält auf diese Art eine ziemlich trapez- artige Gestalt, die vordem Fasern sind beträchtlich länger als die hintern. Gegenüber inserirt sich der Sterno-thyreoideus (m) und in spitzem . Winkel der Thyreopharyngeus (Fig. 42) an derselben Crista, an welcher zuweilen ein schmales zwischen l)eiden Protuberanzen ausgespanntes Ligam. inter- musculare (41. k) diese verschiedenen Muskeln von einander trennt. Doch geht, wie schon erwähnt, ein Theil der hintern Fasern in den M. sterno- thyreoideus über. Bedeckt wird er vom Muse, sterno-thyoideus zum Theil (Fig. 40), und überschritten in seinem hintern Theile vom Muse, omohyoidens. Wirkung. Da die vordem Fasern dieses Muskels wenigstens um ein Drittel länger sind, als die hintersten, an der obern Protuberanz sich in- serirenden, und da sich jedenfalls alle Fasern des Muskels iiach Maassgabe ihrer Länge verkürzen, so hat der ganze Muskel die Wirkung, dass er, wenn das Zungenbein festgehalten wird, den Schildknorpel nicht nur nach oben zieht, sondern zugleich auch um seine in den untern Hörnern liegende Axe nach aufwärts dreht, wodurch das Pomum Adami unter den Körper des Zungenbeins gezogen, das Ligam. conicum ausgedehnt, der Kehldeckel niedergedrückt und der Kehlkopfraum sammt den Stimmbändern von vorn nach hinten verkürzt wird. ^ £r wird auf diese Weise Antagonist des Muse. cricotbyreoideus, und muss, isolirt wirkend, den Ton vertiefen. Nach De- spiney's Versuchen (Physiologie de la voix S. 22 ff.) werden die Stimm« bänder durch die Aktion dieses Muskels vorn und hinten etwas in die Höhe *) Despiney Physiologie de la voix, pag. 26. Keblkopfmuskeln. 127 gezogen, während die mittlern Partien in ihrer Lage bleiben; sie erscheinen dann von oben betrachtet etwas konkav; dabei sollen sie starker gespannt und zur Erzeagang höherer Töuc fähig weiden. Hänüg sollen sich dabei ferner die Stimmbänder etwas von einander entfernen, die Stimmritze also weiter werden , ohne dass dies der Tonerhöhung Eintrag thue. Ueber die Richtigkeit dieser Ansichten können wir erst später ein Urtheil abgeben. Ferner trägt dieser Muskel in Verbindung mildem Stern o-thyreoideus und andern wesentlich zur Fixation des Kehlkopfs bei. Ist der Kehlkopf end- lich durch seine Herabzieher stark nach unten gezogen, und dabei der Muse, cricothyreoideus sehr kontrahirt, so vermag unser Muskel das Zungenbein) am meisten den Körper desselben, gegen den Kehlkopf herabzuziehen. Anmerkung. Bei einem an Phthisis pulmonum et laryngis verstorbenen Manne fand ich auf der rechten Seite nach der Medianlinie zu einen wirk- lichen (bereits von Sömmering beschriebenen) Muse, thyreoideus. £^ war ein dunner, etwa 1" langer und 2*" breiter Streif, der unter der Fascia communis der ganzen Schilddrüse lag, in der Gegend des Ringknorpels von der Tunica propria einzelner Parenchymläppchen entsprang und dann in einer besondern Muskelscheide und mit Perimysium bekleidet aufwärts lief, um sich in der Gegend des Pomum oder am Zungenbeine*) (gleichsam als innerste Portion des Muse, hyo -thyreoideus) zu inseriren. Er lag auf dem niitllern Hörn der Drüse und zwar auf dem äussern rechten Streifen dessel- ben, und stieg mit demselben aufwärts. Auf der linken Seite fehlte er ganz. Dieser Muskel, wo er existirt, vermag die Schilddrüse etwas gegen den Schildknorpel zu ziehen, und so den Zug, den sie vermöge ihrer Schwere ausübt,- zu vermindern. 5) Vnflc. laryngo-pharyngeuB. Kehlkopf -SchlundkopflniiBkeL (Fig. 42 und 45.) Dieser aus mehrern Bündeln bestehende platte Muskel wird zwar erst bei per Beschreibung des Fangrohra (Schlundkopfs) seine volle Würdigung fin- den, doch mnss er bereits hier erwähnt und wenigstens seine vordem Por- tionen beschrieben werden , da er zur Bewegung und Fixirung des Kehl- kopfs wesentlich beiträgt. In den Büchern, zuletzt bei Th eile, heisst unser Muskel Constrictor pharyngis inferior. Vier von der Gesammtmuskulatur des Schlundkopfs an den Kehlkopf abgehende Bündel lassen sich bei der Präpartrung von hinten ans fast immer genau untcrschdden , in welche sich die Gesammtmuskelfläche beiderseits theilt, kurz bevor sie die hintere Kante des Schildknorpels erreicht hat. Deutliche Sehnenstreifen , die sich zwischen diese Bündel scheidenartig ein- senken, bezeichnen von da an diese Theilung. a) Das oberste Bündel (Fig. 42 • 12. Auf dieser ganzen Fläche des Ringknorpels liegen die ürsprungspunkte der Fasern unsers Muskels zerstreut. Dieselben gehen nun auf- und rück- wärts, fächerartig divergirend und bilden nun in ihrem weitern Fortgange vor dem untern Rande des Schildknorpels 2 Schiebten, eine äussere gros- sere und eine innere kleinere. Die Fasern der äussern Schicht (Fig. 43- .4.) setzen sich am vordem Saume des untern Rands des Schildknorpels von der Stelle der Arteria laryngea inferior (i^) an bis zur Spitze des kleinen Horns (6) in einer Breite von 1 — 2'" und einer Länge von etwa 10*" an. Am breitesten ist dieser Saum in dem von der Protuberantia inferior and Mdk. cricothjreoideuB. Ring-Schildkaorpelmiukel. 191 dem kleisen Hora begrensten Bogen. Die Fasern der ionern Schicht (Fig. 43. Be, Ci), welche «m obern Tbeilo der AnssenBiche des Seilen- iJieils des Bingknorpela entspringen (besonders anter der Insertion des Tordem Theils des Stratum cricoarjrtaenoideum [C^J und des Stratum ar? - sjndesfnicnm des Muse, crico - ihyteoarytnenoiüeos [C h']), gehen nach hinten und oben, um sich ain innern Sauiae des untern Sohildkoorpel- randa, Dod noch ein paar Linien höher hinauf an der innern Wand dieser Pai^ des Knorpels, dem Mose eticoarj-t. later. fast genau anliegend (auf Fig. 43. Fig. C ist die Schildknorpel platte zurückgeschlagen), meistens in getrennten Biindeln, anzuheften, reichen jedoch hier weder soweit vorwärts als rück- wärts wie die äussern Fasern, vi%\\ dort der K^pselapparal bereits beim An- fange des kleinen Horns, dort die Arteria laryngea [Cf) ihnen Grenzen setit. Die Hau ptur Sprunge der innern Schicht sind an der erwähnten Linea emi- nens und ProtuberanCia unter der grössten Aushöhlung des untern Schtld- knorpelrandes. Das von Tourtual nur zuweilen hinter und unter dieser Schicht gefundene abgesonderte, kurze und kegelförmige' Bündel, das ,,iuil dem schmalen Theile rou der Seitenwand des Ringknorpels nahe seinem obern (?) Rande abtretend an die innere Seite dur Wurzel des kleinen Her- nes breit sich anheftet," habe ich fast immer gefunden, nur entspringt es näher dem untern, als dem obern Rande des Ringknurpels. S. Be', C k. Die Fasern, welche sich am vordem Rand des kleinen Horns inserireu, süid oft sehr lang, mit Sehnenslreifen durchwebt, und in der Regel von den vordero Partien des Muskels durch einen zelligen Streif abgesondert. Meh- remftl f&nd ich auch über die Fasern dieses Muskels hinweg einen schmalen SebnenstreifeD von der untern Pro tu beranz bis zur Spitze des untern Horns soagespaant , der als Grenze zwischen Muse, thyreo pharyngeus und den ober Sachlichen Fasern des Cricotbyr. angesehen werden konnte. S.Fig.43-^/'- 182 n. Stimm- nnd Sprachorgan. Der Muskel nimmt vom Bogen bia zam Gielenkapparot an Dicke m, er wird Tom Stdrnotbyreoideos «um Theii bedeckt (Fig. 41. mo), er berührt nach onten den obern vordem Rand der Schilddrüse; nach oben grenst er an den Ursprung des Muse, hyothyreoideus , an die Fasern des Thyreo- pharyngeus, nach hinten an den des Cricopharyngeus. Ansserdem liegt die innere Schicht vor dem Stratum crioo - arytaenoideam' und ary-syndea- micum des Muse, erico - Ihyrcoarytaenoideus , von deren Fasern sie darch eine Zellgewebschichl geschieden ist. Die langen Fasern der 3. Abtheilung des Laryngo-pharyDgeus verlaufen parallel mit den darunter liegeoden des mittlem Theils des Cricotbyreoideus und sind von letzterem schwer zu trennen. Wirkung. Die äussere und vordere SebJcht des Maskeis ziehen den un- tern Rand des Scbildknorpels und den Ringknorpel gegen eioander und be- wirken auf diese Art jene Hebelbeweggng, wodurch der vordere Theil des Scbildknorpels vod der Hiaterwand des Riagknnrpels und den Giesskan- nenknorpeln entfernt wird, wobei die Stimmbänder sich verlängern. Diese Bewegung hat ausser der Verlängerung der Stimmritze noch die wichtige Wirkung, dass dadurch der Keblkopfraum unter der Glottiscbene von oben nach unten schmäler gemacht wird, dass also der Muse, tfayrio-arytaenoid. in dieser Richtung zusammengedrückt wird, nicht genug Raum mehr in seiner an sich schon engen Kapsel (zwischen dem elastischen IJeberzug and der Enorpclwand) findet und daher nach innen zu weichen genüthigt wird: die Stimmbänder werden dadurch gegen einander gedrängt, in weicher Wir- kung der Muse, cricolbyr. noch vom Muse, ary-arytaen. unterstützt wird. Die innere Schicht und das hintere Bündel ziehen dos untere Hora des Schildknorpels direkt nach vorn, soweit die Gelenkkapsel (Ligam. kerato- cricoideum) es gestattet, und drücken dieganzeSchildknorpelplattust&rker an die Seitenwand des Ringknorpels an , wodurch theils der Abstand des Po- mum von der Lamina cric. vergrüssert, theils nach Tourtual's Meinung die Resonanz der Stimmbandscbwüigungen verstärk! wird. Nach C. Mayer und Despiney zieht der Muskel den Schildknorpel nach aussen, um den Kehlkopf auszudehnen und die Stimmbänder von einander zu entfernen. In dieser Hinsicht könnte allerdings die vorhin erwähnte Eiuwärtsrücknng der Stimmbänder verhütet werden. 2) XnH. kerato-ohooideiu. Hom-Rijigknorpelmnikel. (Fig. 44.) Dieser kleine bisher noch nicht beschriebene Mua- ^ kel findet sich' nicht an allen Kehlköpfen, und wo ,'' er sich findet, ist er nur auf einer Seile vorbanden, weshalb ich ihn auch unter die unpaiu'eu Muskeln des Kehlkopfs gerechnet habe. Er entspringt (d) etwa l — l '/j'" breit gleich neben dem Ursprung der äus- sern (oder vordem) Fasern des Muse, cricoarytaenoi- deuspo3lieus(6), sodasser als eine Nebenporüon des- selben erscheint und wahrscheinlich von den Anato- '■- men bisher dafür angesehen oder als solche übersehen ~~"— ' worden ist, geht aber nicht mit letzterem Muskel Fig. 44. aufwärts , sondern schief nach oben und aussen , nm sich nach kurzem Verlaufe an die hintere Seite des untern Horns des Scbild- knorpels (fl) anzuheften. Der Nervus laryngeua inferior (e) läuft unter ihm Huc. cricoM7ta«aoidena poaticna. Hinlerer etc. ISS weg, nnd-du LiguneDluni kerftto-cnroiileDm {/)krenil «cb mit ihm aoter eioetn ziemlich rechten Winkel. Der gtuiie Muskel ist etwa 3 — 4'" lang. Seine Wirkang, die freilich nicht bedeutend sein kann, ist, dunntere Hurn nach hinten nnd unten lu fixirea: er opponirl eiDtgerinsassen der am Vor- derraad dieses Horns entsprin^nden Partie des Muse, crico-thyreoideua. 3) Xni«. ericoarytaenDidfliu poatioat. Hintanr Biingifiii¥aiiti*'nnaik»li (Fig. 43. B. c, 45. e, 47. g.) Der schönete und eleganteste Muskel am ganien Kehlkopf. Er hat eine fsst dreieckige Gestalt, fast wi« der Muse, infraspinstns , entspringt fleischig als dünne Muskelplatte von der ganzen Fläche der Ringknorpel platte hinter dem Geleok des Scbildknorpelhorns and beiiehendlich hinter dem Mose, kentlo-nicoidens bis fast lur Mitte des oberen Randes berauf, so dass nnr Fig. *5. der oDtere Rand nnd eine kleine Strecke dicht neben* der Mittellinie frei bleibt Die ntileraten und änssersten Fasern gehen fast gerade nach oben, dabei sich etwas nach vorn umbiegend, die obersten fast gerade nach anssen die notern innem in diagonaler Richtung, die übrigen in Mitte Iri cb tangen ; alle Fasern steuern aber konvergirend zur hintern Eckfläche der Basis oder des hintern Fortsalzes des Giessksonenknorpels , an welcher sie sich, zn einem ziemlich dicken Bündel vereinigt, fleisch ig-sehnig ansetzen. (Fig. 47' f g). Zuweilen geben einzelne Fasern über den Knorpel weg ao die Mcmbr. 134 ' II* Stimm- und Sprach organ. quadrangularis , um das Stratum ary-membranosam zu verstärken. Bedeckt i8t der Muskel von einer dünnen Fascia (s. spater), auf welcher die dicke runzelige Schleimhaut des Schlundkopfs liegt. Die Gesammt- oder resullirende Wirkung aller Fasern dieses Muskels ist dem Gesetz des Parallelogramms der Kräfte zufolge ein Zug am Gieas- kannenknorpel , der nach der Mitte des untern Randes der Latnina cricoidea zu gerichtet ist. Dabei wird der Hintertheil des Giesskannenknorpels nach unten und innen, der Stimmfortsatz nach aussen und oben bewegt, die Spitze des Knorpels weicht nach hinten, die Glottis wird weiter, die obere Kehlkopfsapertur gleichfalls breiter und langer, die hintere Kehlkopfsapertor oder der Raum zwischen beiden Giesskannenknorpelspit^en wird geöffnet und die dieselbe begrenzende Membran gespannt. Ob es zuweilen vorkommt, dass einzelne Bündel dieses Muskels für sich wirken, dass z.B., wie Harless will, das obere mehr in horizontaler Rich- tung ziehende Bündel den hintern Fortsatz des Aryknorpels mehr als das untere, das mittlere mehr^ls das obere um seine Drehungsaxe bewege, wage ich nicht zu entscheiden, auch scheint bei einer solchen rein theore- tischen Sonderung dieses Muskels nicht viel Nutzen für die Physiologie der Stimme herauszukommen. Dass endlich der Muskel verlängernd und span- nend auf die Stimmbänder wirke, ist nur insofern richtig, als Letztere zur Respiration dienende Glottisbänder sind; sobald dieselben aber wirklich als Stimm bänder fungiren, sobald also die Stimmritze hinlänglich durch ander- weite Muskelkräfte, die unserem MuGkel geradezu entgegenwirken, verengt ist, vermag derselbe nicht mehr ziehend oder verlängernd auf die Stimmbän- der einzuwirken; jede die Antagonisten überwältigende Kraftäusserung un* sers Muskels würde die Stimmritze erweitern und so den Ton vernichten, anstatt ihn zu erhüben. In gewohnlichen, ruhenden Zustande des Kehlkopfs, beim gewöhnlichen Athmen steht dieser Muskel auf halber Spannung, ^eil die Glottis offen stehen muss. Bei tiefen Einathniungen auf ganzer. Kein Muskel ist für das Leben von unmittelbarer Nothwendigkeit, als dieser. Daher auch sein ein- facher Bau und der Mangel anatomischer Abweichungen an demselben, wo- fern man nicht den Muse, kerato - cricoideus als eine von der Musculatur dieses Muskels abgegebene Portion erklären will. 4) MuBC. ary-arytaenoidens (arytacnoideus transversus). (Querer Oiess- kannenknorpelmnskeL (Fig. 43. B d, 45./*, 41.de,) Der von Santorini zuerst gebrauchte Name ary-arytaenoideus ist kür- zer und bezeichnender, als der jetzt gewöhnliche. Dieser Muskel ist, wie schon aus dem Namen erhellt, unpaar, rundlich platt, querliegend, kurz, aber im Verhältuiss zu seiner Länge von ansehnlicher Dicke.*) £r liegt in einer derben, von der hintern Fascia des Kehlkopfs und dem Perichondrium gebildeten Muskelscheide in der hintern ausgehöhlten Fläche beider Giess- kannenknorpel , und hat von hinten betrachtet eine ziemlich parallel ograni- mische Gestalt« Wir haben zwei Faserschichten an diesem Muskel zu unter- scheiden, eine oberflächliche und eine tiefere. Erstere verdient wenigstens zum grossen Theile, gar nicht den Namen, den der Muskel fuhrt, denn ihre Fasern kommen zumeist von andern Orten her, laufen über die tiefere ♦) Deapioey a. a. 0. S. 9. Mu8€. ary-arytaenoideas (arytaenoidens tranarersus), etc. ISS Schicht in verschiedenen Richtungen weg, um sich wieder nach entfernter liegenden Orten der entgegengesetzten Hälfte des Kehlkopfs zu begehen. 1^ sind laater derbe , von einander deutlich isolirte Muskelstränge , die sich besonders an Spirituspraparaten deutlich von den Fasern der liefern Schicht unterscheiden. Der ganze früher Arytaenoideus obliq^us genannte Mus- keigehort hierher. Die zahlreichem; aber kürzeren Fasern der t i e f e r n Schicht geben fast eammtlich horizontal , von der äussern Kante des einen Giess* kannenknorpels zu der des andern , die vordem (tiefern) Fasern inseriren sich beiderseits an den jener Kante benachbarten Stellen der hintern Fläche des Knorpels. Ein Theil dieser Fasern entspringt aber auch von der vor- dem Abdachung des Ligam. triquetrum. Ob diese Fasern unmittelbar zu der entsprechenden Partie des Ligam. triqu. der andern Seite hinüber gehen oder über diese hinweg gehend sich an einer mehr nach aussen stehenden Partie des Knorpels ansetzen (in welchem Falle eine Kreuzung dieser Mus- kelfasern stattfinden wurde), habe ich noch nicht untersucht. Nach oben hört diese Muskelscbicbt kurz vor der Einfügung der nach Santorini be- nannten beweglichen Spitze des Giesskannenknorpels auf, überdeckt von einer reichen Drüsen masse, welche unter der jeneSpitze überziehenden Schleimhaut liegt (Fig. 32. B.). Diese Schleimbaut schlägt sich auch in den zwischen bei- den Giesskannenknorpelspitzen bleibenden, unten von unserm Muskel be- grenzten Zwischenraum, den wir nach dem Vorgänge älterer Anatomen Aditns ad glottidem posterior oder Rima laryngis posterior genannt haben, hinein, und bildet hier eine Falte, die gleichfalls von einem Drüsenkranze umlagert ist. — Im Querdurchschnitt erscheint der Muskel etwa, wie in Fig. 37. A 15, 38. ^4 12. Die Fasern unsers Muskels liegen auf der grossten Tiefe der Knorpelaushöhlung am dichtesten, und nehmen nach unten und besonders nach oben ab, und so erscheinen beide Giesskannen- knorpel von hinten betrachtet als Eine Masse, die ziemlich glatt und eben «lussieht. und nur in der Mitte durch den vorhin erwähnten Einschnitt et- was unterbrochen wird. Aus diesem Grunde hielten ältere Anatomen beide Knorpel für Einen, und nannten ihn als solchen Arytaenoides, Giesskan- nenfürmig, deren Schneppe eben jene in der Mitte liegende Rima darstellt. Die spätem Anatomen behielten . unpassender Weise diesen Numon noch bei, auch nachdem sie die Duplicität dieses Knorpels erkannt hatten. Die Wirkung der tiefern Schicht des Muse, ary-arytaenoideus ist, beide Knorpel so einander zu nähern, dass sich die Innern Flächen derselben, wenigsten hinten einander ziemlich berühren: was dabei noch fehlt, füllt die Schleimhaut aus. Dabei wird das Ligam. triquetrum erschlafft, das Ligam. capsnlare angespannt, die Rima posterior geschlossen und beide Capitula Santorini bis zur Berührung einander genähert. Die vordi rn oder Vokal- fortsätze der Knorpel kommen aber dabei noch nicht bis zur gegenseitigen Berührung : dies ist den folgenden Muskeln vorbehalten. Die oberflächliche Schicht, welche die beiden Knorpel gleichsam umstrickt, unterstützt die Wirkung der tiefern und bringt besonders die Spitzen der Knorpel in gegen- seitige Berührung. S. noch w. u. 5) Muse, crico- thyreo -arytaenoideiis. Mnskelapparat iwisehen Ring-, Schild- und CResskannenknorpel. (Fig. 46.-49.) Wir kommen jetzt zu dem verborgenen, am unverletzten, ja selbst an dem schon seiner Schleimhaut beraubten Kehlkopf unsichtbaren , zwischen der IM IL Stimm- and Sprnchorgui. Schildknorpelplfttte, der SeiteDwuid des Ringkaorpela and der ianeni el»- slischen Auskleidniig des Kehlkopfs liegendea MuskelapparKt, desseo Prä- pftrirung von jeher eine Pein und schwache Seite der Anatomen gewesen ist. Der Hauptfehler, der dabei von Letztern fast ohne Ausnahme beguigeo wurde, ist, dsss sie die gesammle hierher gehörige Muskniatur mit deoMel- benAuge betrachteten, wie die übrigen Muskeln des menschlichen Körpers, und Maskelbündel , die sich an verschiedenen Funkien ioseriren, far selbst- sländige Muskeln zu erklären und dieselben von einander zu isotiren and ftuseinander zu reissen bemöht waren. Allein wir müssen bei den jetzt zu beschreibenden Muskelparlien einen ganz andern Msaswtab anlegen, als bei den Körpermuskeln überhaupt. Zwischen zwei knorplig - elasliache Wände eingeklemmt, deren Zwischenraum sich fortwährend verändert, mussten diese Muskeln ganz andere Dispositionen, Verbindungen und Ei- genschaften erbalten, als andere Mnskeln unter andern Vn-hällnissen. Wir wollen, um über diese Sache ius Klare zu koromeii, zuerst diesen ganzen Mnskelapparat in seiner Lage, Verbindung und Gesammt Wirkung betrMchlen, ^nd dann erat eine auf physiologisch -phonische Princtpien gestutzte Sonde- rnng und Special bet rächt ung derselben vornehmen. Betrachten wir zuerst den Raum, in welchem die in Rede stehenden Muskelapparale verborgen liegen, und welcher auf Fig. 46- in einem ziem- lich senkrechten hart vor den Anheftungen der Epigloltisausbreitung und Fif. 46. ft. f,g. 46. b. ziemlich durch die Mitle der Stimmbänder geführten QuerdurchschniU aui Fig. 50. in einem IIorizunlaldurchBchnitt des gawen Kehlkopfs sich daratellt Er wird begrenzt nach aussen durch, die innere Fläche der Schildknorpel- platte (s) mit Ausnahme des ohern hintern Segments derselben , daa wir er- hftlten , wenn wir eiue etwas niK^ nnteo gewölbte Linie von der Mitte des Hq6€* crico-thyreo-arjtaeAoidaoa. IST obern Rands des ScfaildkDQrpelflügeJs nach der Stelle des hintern Rands desselben ziehen , die etwas über der Wurzel des untern Horns (et^as unter dem obern Rand der Lamina cricoideae) liegt. Naeh oben und zum Theil aassen wird dieser Raum begrenzt durch die Schleimhaut, welche sich in den jEwischen Membrana quadrangularis, das eben gedachte Segment des Schildknorpels und die Seiteuwand des Giesskannenknorpels Heg<^nde Raum (/) einsenkt nnd unten in eine Rinne, die etwas unter dem Niveau des obern Hands der Lamina cricoidea sich in die Schlundkopf höhle mündet, auslauft. Diese Vertiefung nennt Tourtual Sinus pyriformis: wir kommen bei der Beschreibung des Ansatzrohrs noch einmal darauf zurück. Nach innen grenzt dieses Afuskelsjstem an die äussere Flache der Membrana quadran- gularis nebst der Glandula arytaenoideA, so wie der elastischen Auskleidung des Kehlkopfs, zunächst an die Hinterwand des MorgagnTschen Ventri- kels nnd Atriums (h) an die ganze vom Grund des Atriums und dem Stimm- band gebildete Falte (A — A), sowie an die äussere Fläche der elastischen Mem- bran bis zum untern Rande des Schildknorpels (k — n). Vorn läuft dieser Raum in eine spitze Schneide aus im Vereinigungswinkel der Schildknorpel- platte mit dem daraus abgehenden elastischen Gewebe (Fig. 50 g'-e)^ hin- ten wird er von der ganzen Seitenfläche des Giesskannenknorpels ge- schlossen, und unten findet er seine Endignng auf dem obern Rand und den zunächst darunter liegenden Partien der Seitenwand des Ringknorpels. Dieser enge, spaltformige Raum wird durch die innere Wand und den rin- nenformigen Grund des Sinus pyriformis in 2 Abtheilungen getheilt, eine obere, zu Tag ausgehende, und untere, verborgene. Die obere stellt den hintern Ueberzug der Membrana quadrangularis vor, und läuft hinten noch etwas tiefer bis zum Processus posterior des Giesskannenknorpels herab; die untere ist dem Auge ganz entzogen, und begreift den Raum zwischen der untern Wand des Ventrikels, der elastischen Seitenwand des untern Kehlkopfraums, dem Ringknorpel in oben bezeichneter Ausdehnung, der äussern Fläche des Stimmfortsatzes, dem vordem Rande der Basis und der antern Hälfte der Seitenwand des Giesskannenknorpels. — Dieser Raum wird nun fast ganz von den Fasern des in Rede stehenden Muskelapparats ausgefüllt. Wir konnten denselben mit dem gemeinschafUicheu Namen Stimmmuskelapparat bezeichnen , wenn nicht unter den bisher beschriebenen Muskeln sich bereits Organe befänden, die mit den jetzt zu beschreibenden Muskeln zusammenwirken. So viel ist aber gewiss,- dass die Wirkung aller Strata dieses Muskelapparats in der Regel eine gleichzeitige, auf einerlei Zweck hinwirkende ist, der kein anderer ist, als Schluss der Glottis und Ver- engung der obern Apertur des Kehlkopfs. Wegen dieser gemein- schaftlichen Wirkung hängen alle diese Muskelpartien unter einander zusam- men, sie sind durch keine Muskelscheiden von einander getrennt: jede einzelne Partie oder Fasergrnppe ist jedoch fähig, vorzugsweise sich zusammenzuzie- hen, und so auf den angegebenen Hauptzweck mehr als die andern , hinzuar- beiten. Einige der zu beschreibenden Fasern haben noch die accessorische Aufgabe, eine Ausgleichung des durch die Veränderung des ganzen Spiel- raums soUicitirten Voluujens des übrigen Muskelapparats zu bewirken, und einen leeren Raum ausfüllei^ zu helfen. Die oben befindliche Grube (Sinus pyriformis) bietet andererseits einen geeigneten Raum , in welchen unsere Muskelmasse, wenn der Spielraum derselben verengt wird, ausweichen kAEio, ohne Gefahr zu laufen, zu sehr komprimirt zu werden. Die Angri f f s- 196 IL Stimiii- und Sprachorgao. punkte, welche von nnaerem MaskeUpparat bewegt werden, sind: der GiesskaDnenknorpe) , die Glandula arytaeooidpa , die ganze elasüaehe Membran de§ Keblkopffl, also anch die Meiubraoa quadrangulari» und durch diese die Epiglotlis: ja sogar die Schildknorprlflugel scheinen in geringem Grade dem bewegenden Einfluss unseres Muskelapparals nactage- Der Name M. crico-thyreoarytaenoideus rührt von Crwveilhier her, und Ich habe ihn, da er so zieralicb bezeichnend ist, und wohl nicht kürzer gegeben werden kann, beibehalten. Uebiigens nutzt es niphia, nach der bisher feslgehaltenen Weise, den Thjreo-nrjlaenoideus vom Crico-aryt. late- ralis willkührlich zu trennen, und dabei unter ersteren Muskel ao verschie- denartig verlaufende Biindfl zu rechnen, bloss deshalb, weil sie die beiden im Namen liegenden Knorpel zu Endpunkten haben; auch ist der Kollektiv- muskel Reflector epiglottidis (Theile) .nach nicht ganz richtigen physiologi- schen VirauBsetzungen aurgestellt. Die einzelnen Bündel (Strala) unsere« Muskelapparats, die also, wie ge- sagt, durchaus keine genaue anatomischen Begrenzungen haben, und nur ihrer Lage, ihrem Verlsuf und ihren Wirkungen «ach unterschieden werden müssen, sind folgende, a) Stratom orico-arytaenoidenni. (Muse, crico-arytaenoideus lateralis.) (Fig. 47. h, 48- 7.) Dieses gewöhnlich rundlich-platte Bündel entspringt am seillichen Tbcile des obern Kingknorpelrandes und ahwürls bis zurCrista horiznnialis der \ 1 Seitenfläche d. Itingknorpels ineineni fast dreieckigen Räume mit fleischi- gen Fasern , die iusgesamnit nach hinten und etwas nach oben verlaufen, und sieb ibeils an der Äussern Kante des hinlern Fortsatzes oder, wie Tourtual sagt, TuberkelsdisGiess- kannenknorpels, sowie noch etwa», zuweilen weit büher (Fig. 47. f) rä- chend, als der Ansatz des. hinters gleichnamigen Muskels, an der seit- lichen Kante und dem anslossendeu Saume der Seitenfläche des Knorpels ansetzen , iheils mit ihren Insertionen einwärts bis zum innern Theil des vordem Randes der Gelenkfläcbe dieser Knorpels und den angrenieo- den Randtheil der untern J-'läche des Stimm Fortsatzes- reichen. Die «u meisten nach vorn enlsprungeneo Fasern sind die längsten, nach hin- ten zur werden sie altmälig kürzer. Dieses-fiündel wird nach aussen von der innern Schicht des Muse, crico- "ff *'■ thyreoideus bedeckt (Fig. 43. C g ih von welchem ee durch Zellgewebe, in dem der Nervns laryngeo» infnior Muse, crico-tbyrpöarytaenoideas. ttt Hegt, getrennt ist. Nach innen und oben stosst es an die untersten Faseril des Sfratam thyreo -arytaenoideam internnm, nach vorn steht es mit dem Stratum Ary-syndesmicuni in Vcrbindong, doch ist oft darch einen zelligen Sehnenstreifen davon getrennt. — Das ganze Bändel ist an verschiedenen Kehlköpfen von ungleicher Dicke und Grosse , zuweilen ist es ziemlich dick and ansehnlich , öfter aber ist die Summe seiner Fasern eine der des hintern Muse, crico-arytaenoideus sehr nachstehende. Zuweilen setzen sich einzelne Fasern über den hintern Fortsatz des Giesskannenknorpels fort, um die frchiefen Fasern des Ary-arytaenoideus zu verstärken. Zuweilen lasst sich eine äussere Schicht unterscheiden, deren Fasern strahlenförmig nach oben divergiren, so dass die vordersten derselben bis an den Santorini^schen Knorpel gelangen , von wo aus sie sich auch in die schiefen Fasern des Ary- taeuoid. obliquus umbiegen können. H Mey^r*) nennt dies Muskelbündel Depressor cartilaginis arytaenoideae. Die Wirkung dieser Muskelschicht ist der des Muse, crico-arytaenoideus posticos, wenigstens der o6ern Portion desselben, gerade entgegengesetzt: sie zieht die äussere Ecke oder Kante des Giesskannenknorpels nach vorn, wobei der Stimmfortsatz nach innen gerückt und etwas deprimirt wiid. Der Muskel trägt auf diese Art zum vollkomninern Schlnss der Stimmritze, zunächst der hintern Abtheilung derselben bei, und kompletirt namentlich die Wirkung des Ary-arytaenoideus. Ausserdem ziehen die innern Fasern den ganzen Giesskannenknorpel an seiner Basis nach vorn, und vermögen so die Stimmbänder etwas zu verkürzen und zu erschlaffen. Ob übrigens, wie Harless meint, unser Muskel allein und selbstständig, ohne die folgen- den Portionen des tbyreo-arytaenoideus sich zusammenziehen und dadurch das Stiramband gleichzeitig zu möglichster Verkürzung und Erschlaffung bringen könne, das scheint mir vor der Hand noch sehr zweifelhaft — In mehrem berühmten Handbüchern der Anatomie (auch vonLiskovius) wurde noch vor wenig Jahren die Wirkung dieses Muskels ganz falsch angegeben. b) Stratom ary-syndeniiiciuiL (Fig. 48. «^O So nenne ich diejenigen Muskelfasern , welche von den der vorigen Schicht nach vom und theilweise nach innen und oben liegend von dem elastischen Gewebestreif, der die Fortsetzung des Ligam. conoideum nach innen bildet und welchen Ga,rcia die Stimmmembran nennt, in ziemlich grosser Ausdeh- nung entspringen und sich, mit den Fasern des Stratum thyreo - arytaenoi- deum externum innig verwebt, über der vorigen Schicht, theils an d^er äus- sern Kante des Giesskannenknorpels, etwa der Spina transversa gegenübM', grösstentheils dagegen in der Fovea inferior und an der Spina transversa bis zum Abgang des Stimmfortsatzes hin gerade über dem vorigen Stratum (abge- sehen von dessen äussern und vordem Fasern) ansetzen. Nach vorn gehen diese Fasern in das Stratum thyreo -arytaenoideum externum über, nach aussen werden sie in ihren vordem Partien vom Stratum thyreo-membrano- sum bedeckt Die hintern Fasern dieser Schicht werden von den parallel mit den Stimmbändern laufenden Fasern des Stratum thyreo-arytaeuoideum • intemum durchsetzt. Das Stratum ary-syndesmicum ist voluminöser und faserreicher, als man bei oberflächlicher Untersuchung au glauben geneigt ist. Denn die innern Fasern desselben werden von den äussern bedeckt, und *) Physiologische Aoatomie. Lpag. 1856. Engel miuin. 149 U- Stiilun- nnd Sprachorgao. die UrapningssteJleD ziehen sich Tom Sohildkiior{)elwiokel bis' über die lu- sertioo der vordersten Fasern des Stratum crico-arytaenoideum. Ueber- haapt liegen die Strata u — d mehr schaleaartig übereinander, ab membran- artig hintereinander, lu der Regel sind anatomische Trennungselemente wenig§ten8 angedeutet, nur sehr zarter und etwas undeutlicher Art, auch nicht durchgängig, sondern meist nur iheilweise diese StraU von einander iaolirend. Vor kurzem bat auch Garcia*) die Selbstaläudigkeit des in Rede stehenden Stratum anerkannt. Die Wirkung dieser Schiebt ist, den Streif des elastischen Gewebes, welcher sich an die nntere Zone des Stimmhan ds anschlieast, an- zuspannen, ihn schief nach aussen zu ziehen ■ und so, wie es scbeiot, die Mitwirkung der untern Zone des Stimmbands bei der Stimm- bildung auszuschlieesen. Auch Garoia, der dies Stratum ebenso wieTourtual znm Muse crico aryt. lat. rechnet) hat in der neuesten Zeit dieselbe Ansicht aufgestellt. Durch diese Ana- undAufwärtfizicbungdessubvokalenetastiscben Gewebes wird ausserdem auch bewirkt, dass die beiden folgenden Schichten den bei Schi oss der Glottis sich vergrössernden Raum zwiscbeD Schildknorpel and den Stimmbändera u. s. w. geborig ausfüllen , was sonst nicht vollkonimeo zu erreichen wäre. Tourtaal batdieseSchichtzuseineminnern Bündel des Mdsc. cricoarytaenoideua lateralis %■ *8. gerechnet Dochist wedereine Trennung dieses Muskels in ein äusseres und inneres Bündel physiologisch, noch eine Zuzieh- ung desselben zu einem Muskel mit andern Ursprüngen logisch gerechtfertigl- c> StrBtnm thyreo -arytaenoideuni extenram. Aeussere Schicht des Muse, thyreo - arjlaenoide US. (Fig. 47. c, 48. 9) Dies ist so ziemlich Santorini'a M. thyreo -arylaenoidens medius, und macht den grossem The il TonDespiney's und Tourtnal's M. thyreo-ary- laenoideus superior aua. Man erblickt diese Muskelachickt, die mit der von b) ziemlich gleiche Faacrrichtung hat, nur etwas hoher liegt, als diese, weun man die äussern Fasern des Stratum Ihyreo-menibranosum entfernt hat Es entspringt das Str. thyreo- arytaenoideum externum im Schildknorpel wiokel hinter dem Abgang der elastischen Seitenwand (Membrana vocalis) und aeil- lich vom Ursprang der innern Schicht unseres Muskels in etwas grüsserer Ausdehnung, auch noch vom vordem Tbeile des untern Scbildknorpelrandet von der Insertion der dem Morgagui'schen Atrium zugehörigen elastischen Fa- sern an, bis au den untern Winkel des Scbildknorpels reichend. Wennmaa das I^gam. conicum am Schildknorpelrande ablÖsst, so erblickt man den Ursprung der untersten Fasern dieser Muskelschicbt Die äussern Fasern dieses Stratnm's verlaufen nach hinten und etwas nach oben und sebten sieb an der äjusaern Leiale des Giesskannenknorpels und an den hintern Fartieo *) Gai«t(« hebdom. n,, 46. 1865. Muse crieo^-tbyreoarjtMQoideiis. 141 der äoaaem. Flache desselben oft bis zum Capitiüam 8«Dtoritii hinauf , an. Die meisten Fasern dieses sowohl als des Bündels 6 rerlaafen an denen der Innern Schicht des Schild-Giesskannenmnskels unter einem Winkel Ton 15 — W^j ausserdem beschreiben die meisten derselben auch eine nach aossen schwach konreze Kurve , die bei Kontraktion des Muskels in eine gerade Linie äbergebi, wodurch dies Stratum intemnm einen Druck nach innen erieidet. Die innem Fasern gehen weniger schräg, verweben sich auf eine anatomisch noch nicht hinlänglich aufgeklarte Weise mit denen der vorigen Schicht, koneentriren sich auf diese Art, und inseriren sich endlich an den* selben Steilen des Giesskannenkuorpels , wie die vorige Schicht — Man kann eine äussere und innere Schicht dieses Muskels unterscheiden. Die äussere gehört znm Theil der Membrana quadrangularis an, sum IMil dem Obertheile des Giesskannenknorpels, und soll die an jene Membran gehende Partie derselben unter f) als Stratum thyreo -membranosum (47. 6, 48. 1 1) beschrieben werden. Die gerade nach ruck- und aufwärts über oder hinter der Glandula arytaenoidea weggehenden Fasern inseriren sich an die obere Hüfte der Orista externa des Giesskannenknorpels oder gehen sogar über beide Knorpel weg, zur Membrana quadrang. der andern Seile: sie entsprechen einigermaassen demSantorini'schenThyreo-arytaenoideus supe- rior (47. cQ. Sie ziehen oder drücken den beweglichen Theil des Knorpels nach vom, drehen ihn dabei etwas nach innen, und erschlaffen so die Mem- brana quadrangularis, zunächst das Ligam. ary-epiglotticum. Zuweilen feh^ len sie oder sind sehr wenig entwickelt Die innern Fasern unserer Mus- kelscfaicht sind die wichtigern; sie erheben sich nicht bis über das Morgag« oi'sche Atrium und verlaufen , je weiter nach innen , desto mehr mit den ' Fasern des innern Stratum thyreo-arytaenoideum parallel. Die ganze innere Abtheilnng kcinccntrirt sich von vorn nach hinten zu einem fast viereckigen Dach aussen zugeschärften Bündel, das sich, wie schon erwähnt, mit den Fasern des vorigen Stratum vereinigt , über der Insertion des Stratum crico- arytaenoideum in der Richtung der Spina transversa des Giesskannenknor- pels, also hinter der Insertion des folgenden Stratum , und in gleicher Breite mit demselben, anheftet, und so die tiefsten Stellen der Giesskannenknor- pelgegend ausfüllt. Es gehören hierher die längsten Fasern desganrenM.crico- thjreo-arytaen. Die äussern Fasern dieser Schicht verlaufen demnach weiter nach hinten, als die innern. Es entspringen jene zwar auch am Schildknorpel Veiter nach hinten, Iris diese, doch gleicht jsich die Sache dadurch noch nicht aus. Die äussern Fasern dieses Bündels kreuzen sich gewohnlich mit den des Str. erico arytaenoidenm, dergestalt, dass die vordersten Fasern des letztern über die untersten des erstem von der Stelle an, wo diese beiden Muskeln überhaupt durch Konvergenz an einander treten, weggehen. S. Fig. 48* ^9 wo die bedeckten Fasern des Stratum externum durch SchrafErung ange- deutet sind. Dabei scheint eine Art Anastomose der Fasern stattzutinden, dergestalt, das zwei unter einem spitzen Winkel zusammentretende Fasern in eine verschmelzen , welche dann in einer aus beiden resultirenden Kich- tung wirkt So wird eine Gksammtkonvergenz nach einem Punkte zu ge- bildet, welcher im Processus vocalis und dem Räume zwische/i diesen und dem hintern Fortsatz liegt. Wenn man auch die äussern Fasern des Stratum crico-arytaen. lospräpa- rirt hat, vom Ringknorpel sowohl als auch vom Giessbeckenknorpel, so hat man den Muskel durchaus noch nicht auss einen Verbindungen gelost, sondern 14t II* Stifflm-- und Spiraehorgaii. er hangt nao nach innen und oben durchaas verwebt mit den übrigen Ban- deln. Namentlich bemerkt man nnten an der elastischen Membran nach Aaf- hebong der von unten (vom Knorpel) wegpräparirten Fasern eine Anzahl kurzer Fasern , die von jener Membran kommen und nach jenem Centra]- punkt oder in den Centralmuskel gehen. Desgleichen bemerkt man bei ge- nauerer Betrachtung, dass die Fasern des Stratum externum nur zum Theil vom Schildknorpel entspringen, zum Theil auch von der elastischen Mena- brau. Nur die ausser» Fasern, sowohl die des Strat. cricoaryt, als aach die des Stratum externum, geben 4%ü Schein, als ob der Ursprung so einfach sei, als der gewählte Name besagt Von den 'Fasern , die sich an dem dem Taschenbaad gegenüberliegenden Theil des Giessbeckenknorpels anheften, gehen mehrere kane Ausläufer ein- und vorwärts, um die hintere Endigung der Ventrikelrinne aa»wärto SU ziehen und bei gehöriger Vertiefung zu erhalten* Richtiger nimait man allerdings an , dass alle diese zu Theilen der elastischen Auskleidung des Kehlkopfs gehenden Fasern des in Rede stehenden Stratums ihren Ursprung am Giesskannenknorpel , als dem festern Insertionsorte haben , und sich an der elastischen Membran, als dem beweglicheren Insertionsorte endigen. Demnach ist auch die Wirkung dieses Stratum je nach den verschiede- nen Anheftungsstellen eine verschiedene. Die letzterwähnten, an der elasti- schen Membran sich inserirenden Fasern haben eine ähnliche Wirkung, wie die des vorigen Stratum, von welchem sie physiologisch eigentlich gar nicht getrennt werden sollten. Sie heben und spannen die elastische Membran, besonders die Ventrikel, welche sie erweitern, und die obern Qlottisbänder, welche sie von einander entfernen, wenigstens verhindern können, dass sie bei der Stimmgebung mit den untern (Stimm-)Bändern in Kollision kommen. I^>^gcn ist die Wirkung der zwischen Schild- und Giesskannenknorpel liegenden Fasern so ziemlich die des Stratum crico-arjtaenoideum: sie zie- hen den Giesskannenknorpel nach vorn, drehen den Stimmfort^atz nach innen, und schliessen die Glottis. Bei der Aktion des Muse, crico-thyreoi- deus werden die vom Schildknorpel entspringenden Fasern der Strata 6 u. c verlängert und die tiefer Hegenden gegen einander gedrangt und zu grösserer Konvergenz gebracht. Von den phonischen Wirkungen, die dabei erzielt werden, soll später die Rede sein. d) StratuBL thyreo -arytaenoideum intemum. Innere Schicht des Muse, thyreo- arytaenoideus. Stimmbandmuskel. (Fig. 49. ftg. 38. Cf,Dd) Diese Muskelschicht ist von allen die mehligste , denn sie füllt die Stirom- bandfalte aus und konstituirt auf diese Art erst das ganze Stimmband, mit dem es daher hsi ganz gleichen Verlauf hat. Denn der Ursprung dieses Muskels liegt genau seitlich ausserhalb des Stimnibands im Schildknorpel- winkel , wo er seitlich am vordem Anfang des Atriums, nach unten bis etwa 1'" über dem untern Rande des Schildknorpels sich abgrenzt; von hier aus verläuft er voltig parallel *) mit dem Stimmband bis zum Stimmfortsals , an dessen ganzer äusseren Fläche er sich anheftet. Die äussern und untern Fasern stossen mit den innern der vorigen Schicht zusammen und acheinen *) Nach Harlt^ss müssen jedoch die rordem notem Bvndel dieses Maskeis etwas tief nach anfwärla auigen, uai sich dieeeai Parallelismaa za nahern — wolern nicht diese Bändel dem Stratnm o) suiurei^hnen sind. StimmbaDdmnskel. 14S gleiobsam mit ihnen zu anastnmosirea. Nacb oben wird er vom Torigen Stratam etwas ui>erTagL Fig. 49- A stellt dea Muskel schief von oben und innen betrachtet dar, B von oben, C von innen, und D von oben and innen bei in der Mitte durchachnilteflem Schildknorpel. — Im Ganzen stellt diese Mnskelscbicht, wie Harlesa richtig bemerkt, eine dreiseitige Pyramide dar, insofern alle Querdurchsehn itte bis nahe gegen die beiden Endpunkte Dreiecke darstellen, deren Baais der Aussenfläcbe (dem vorigen Stratuni), deren Spitze dem Stimm bau dran de entspricht, (Fig 46- k) und weiter diese I>reieoke immer kleinere Flächenräume einnehmen (49. />), je nähef dem Giesekannenknorpel , immer grössere, je näher dem Schildknorpel der Fiq. 4fl. Querdurcbscbnitt geführt wird*)- Wenn wir nun diese Muskelschicht in Ver- bindung mit den elastiacben Fasern des Stimitibands, also den ganzen Stimm- bandkörpcr genauer untersuchen, so finden wir (HarJess) dass iui freien Rande desselben und demselben parallel laufend die elastischen Fasern als platte, ziemlich hohe Bündel, wie Blatter eines Buches neben und überein- *) Damit in viilllcnmDK'neni Widempruch behauptet (larcia (a. a. D.) , das» dieser Muakel hinten, je näber dem GiesakamieDknorpel , Mm so dicker, de^ Schildknorpel dagegen sich nähert, in gleicbem Maasse dünuer werde; die änssem Fasern seien die läugsteo, aach innen lu würden lie allmälig kürzer. Diese Ansieht bcrolit auf einem Irrthnm, der Trahncheinllch dadurcb entstand, da» man allerdings, wenn 144 II. Stimm- QQd Spraehorgan. ander gelagert und unter sich durch xiele kleine Querfoundel yerbnnden sind. Letztere werden nach aussen zu, je naher der Muskelmasse, immer grosser und zahlreicher, und helfen das Perymisium derselben bilden. Mit den Knorpeln ist die Muskelmasse sehr innig verbunden , Perichondrium und Perimysium gehen hier in einander über. Demnach ist das eigentiiche Stimmband nach Harless als die mit sehr vielen elastischen Fasern ge- mengte Fascia des Stimmbandmuskels, oder als Aponeurose desselben (wie Despiney will) zu betrachten. Nach meinen Untersuchungen muss ich zwar der Harless'schen (allerdings nicht recht deutlich dargelegten) Ansicht im Aligemeinen beistimmen : indessen habe ich doch Kehlkopfe angetroffen, wo wenigstens im vordem Dritttheil der Innern Flache dieses Muskels sich das elastische, die äussere Umhüllung bildende Gewebe bestimmt, von dem sehnigen, den glatten, glanzenden Ueberzug der Muskelsubstanz bilden- den, trennen Hess. Im Uebrigen gelingt es wohl an keinem Kehlkopf, die elastische Membran ohne alle Verletzung der äussern Muskelfasern vom Stimmbandkorper zu entfernen. Es kommt mir beinahe so vor, als ob die parallelen Faserti dieses Muskels kleine Nebenfasern besassen, die sich an die Sehnenscheiden, welche von der äussern Hauptmembran ßich einwarii zwischen die zunächst hinter ihr liegenden Muskelfasern schlagen , anbeften. Jedenfalls gestattet dieses , wenn auch bis jetzt noch nicht völlig genau ana- lysirte Yerhältniss der Faserzüge elastischer und konkraktiler Gewebmassen eine sehr gleichmassige Spannung des Stimmbandrandes, und grossere Va- riationen i4i Elasticitatsmaasse des ganzen Stimmbandkorpers , als sonst möglich wäre. Die Wirkung dieses Stimmband muskels ist, das an sich hohle nnd schlaffe Stimmband zu ebenen, zu verdichten, und so zur Zunge zu erhe- ben oder geschickt zu machen, das eigentliche Stimmorgan darstellen zu können. Durch seine Kontraktion verkürzt und erhärtet er zugleich das Stimmband und macht es zu vielen Tonabstufungen und selbst neuen Ton- registern geschickt Während durch einen geringen , bloss von aussen kom- menden (durch den Muse, crico-thyreoideus u. s. w. bewirkten) Zug zunächst nur der Rand des Stimmbands ausgespannt wird, da dieser der längste und solideste Theil des ganzen Bandes ist, so ändert sich bei gleichzeitiger oder stellvertretender Kontraktion des Stimmbandmuskels der Elasticitätsmodnlos des ganzen Stimmbands, weshalb auch bei gleicher Verkürzung das Stimm- band verschiedene Tone erzeugen kann. Nach Despiney, welcher die elasti- sche Natur der Stimmbänder gar nicht zu kennen scheint, und dieselben aisseh- nige Appendices des gegenwärtigen Muskels ansieht, werden die Stimmbänder mao die Fasern des Siratnm eztemam von den des intemom zn sondern sucht, die vom intemum zunäebst nach aussen liegenden Fasern, wenn man von oben nach unten präparirt, und dabei die Muskulatur etwas niedergedrückt, schon mehr oder weniger auf halbem Wege sich endigen sieht, wobei es scheint, als ob dieselben bis zum elastischen Gewebe des Stimmbands vordrängen. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn bei yorsiohtiger Wegnahme des ganzen elastischen Stimmbands erhält man keine Fasern von ungleicher Länge, sondern ein regelmässiges, aus lauter pa- rallelen gleicblangen Fasern bestehendes prismatisches Muskelbundel, über welchem die mittlem oder dem Stratum eztemum angehorigen Fasern in schräger Riehtang liegen, aber so dass die als die untersten erscheinenden sich ^hon der mehr hori- zontalen Lage der des Stratum Intemum annähern, während die weiter nach ansäen liegenden, noch mehr schräg Terlaufenden an der untern Kante des Strat. intet nun wieder cum Vorschein kommen und ihre Insertionen an Ringknorpel und Msmhraaa Tocalis blicken lassen. S. Fig. 49. .4. über M. Stratum ary-membranosum obliqaum. 145 nur auf diese Weise gespannt und die Stimmritze verkürzt und verengert und dadurch zur Bildung hoher Tone vorbereitet Nach C. Mayer werden darcb nnsern Muskel die Stimmbänder nicht gespannt, sondern erschlaff!. £r soll ferner den Giesskannenknorpel nach vorn ziehen und dadurch eine Erschütterung desselben hervorbringen, welche die Schwingung des Stimm- bands begleitet, und dem herv.orgerafenen Tone dadurch eine Modification giebt, die M. Ton durch Stoss oder Stosslaut nennt So beim Ueberfuhren der Hauchlaute a, i] in a, iq, so beim Bellen des Hundes u. s. w Garcia sagt auf Grund seiner vorhin angeführten anatomischen Ansicht dieser Mus* kelschicht: indem so die horizontalen Fasern, nach aussen immer langer werdend, allmälig ihre Wirkung weiter vorn liegenden Punkten der Glottis- rander m itt heilen , vermindern sie die Lange der schwingenden Partie und steigern die Tension und Schnelligkeit der Bewegungen. Wir kommen bei der Phonik auf diese Ansicht zarück. Tourtual hat, ebenso wie Santorini, diese Muskelschicht durchaus nicht genau von der vorigen unterschieden , und auf diese Weise einen Punkt der Anatomie des Kehlkopfs, der bereits auf dem Wege zur Klarheit war, nur noch mehr verwirrt Despiney, Theileu. a. haben bereits den Stimm- bandmuskol ziemlich richtig beschrieben Letzterer irrt jedoch, wenn er sagt, die innere Schicht des Muse, thyreo -arytaenoideus sei die stärkere. Die äussere enthalt (in Verbindung mit dem Stratum b) ziemlich noch ein- mal soviel Fasern , als diese innere. Santorini unterscheidet noch einen Muse, thyreo -arytaenoideus superior, und zwar so, dass man denselben mit dem Despiney -Tour- tual'schen gleiches Namens nicht ideutificiren darf. In der neuesten Zeit habeich an einem Kehlkopf dieses, wie es scheint, sehr selten vorkom- mende Muskelbunde] fast ganz in der Weise, wie es Santorini beschreibt und abbildet, angetroff^en. S. Fig. 47. a. Es war schmal, ging über das Stratum externum hinweg, entsprang am o her n Rand des Schildknorpels, da wo derselbe die Excisur bilden will , und inserirte sich über der Inser- tion des Stratum crico-arytaenoidenm: einzelne Fasern schienen in den Muse, crico - arytaen. posticus überzugehen« Die Wirkung dieses Bändels, wo es yorhanden ist, ist den Stimmfortsatz nach innen drehen zu helfen. e) Stratum ary-membranoium obliqaum. (Zum Muse, ary-epiglotticus Santorini, und Zum Reflector epiglottidis Theile's. Fig. 48. 12.) Die Strata e) bis 9) sind dünne, platte Muskelbundel mit sehr wenigen ver- einzt'lten Fasern , welche unmittelbar hinter der innern Schildknorpel flache, und unter der Schleimhaut, welche den Sinus pyriformis .überzieht, also namentlich in der äussern Fläche der Membrana quadrangularis sich verwe- ben. Sie sind von Theile als Reflector epiglottidis beschrieben worden. Da sie aber die Epiglottis gar nicht erreichen, sondern sich im Fett-Zell- gewebe der gedachten Membran verlieren, so wollen wir sie als einzelne Bündel hier aufzahlen. — Das Stratum ary-membranosum obliqunro ent- springt vom Giesskannenknorpel und zwar in der Gegend der Insertionen der Mm. crico - arytaenoidei , steigt schief entweder nach der Excisur des Schildknorpels oder mehr nach der Mitte des Ligam. ary-epiglotticum hin aufwärts und verliert sich im Fettgewebe: es besteht meist aus wenig Fasern ist aber doch immer ein ziemlich markirtes, obwohl schmales Bündel, das last unter einem rechten Winkel über oder durch die äussern Fasern des 10 146 tl. ätimm- und Sprachorgan. Stratum thyreo -arytaerioideum externum verläuft. Die Wirkyng diesod Bündels für sich ist, den vprdern und obern Theil dör Membrana quadran* gularis gegen die äussere Ecke des Giesskannenknorpels hinzuziehen, und so die obere Kehlkopfsaper tu r etwas zu erweitern. In der Regel wirkt es je- doch mit dem Bündel g) zusammen, s. dieses. Ein mittleres Bündel, (das etn^a von der Mitte der Crista lateralis des Giesskannenknorpels herüber komoH, und parallel mit demLigam. ary-epiglotticuui etwa in der Mitte derMeiiibr. quadranguiaris aufwärts steigt., um sich vielleicht an der Hinterwand des Ventrikels anzusetzen, ist nicht konstant, und als Fortsetzung eines sogen. Muse, arytaenoideus obliquus zu betrachten. S.Fig. 47.(/. f) Stratum ary-membranoaiim rectum. (Fig. 48. 13.) Dieses Bündel ist noch dünner, und nicht so deutlich markirt^ als das vorige. Es fehlt gewohnlich, wenn das vorhin erwähnte mittlere Bündel vor- handen ist. Es kommt von der Spitze des Giesskannenknorpels, verläuft in demLig.ary-epiglotticum, in welchem es sich vorn in der Nähe der Epiglottis verliert. Zuweilen kommen diese Fasern gleichfalls vom Giesskannenknor- pel der andern Seite, wo sie den schiefen sich kreuzenden Fasern angehör- ten; ja es kommt vor, dass Fasern vom Stratum crico-arytaenGideam.über den Processus posterior weg, zur Hinterfläche des Muse, ary-arytaenoideos sich begeben, hier schiefe Fasern vorstellen und bis in das Ligam. ary-epi- glotticum der andern Seite gelangen. Ueberhaupt scheint der ganze früher Arytaenoideus obliquus genannte Muskel hierher zu geboren. Es sind dies Muskelfasern , die zum grossen Theile keine bleibende Stätte am Giess- kannenknorpel haben , sondern diese beiden Knorpel gleichsam umstricke n und einschnüren. Einige Fasern dieses Muse, arytaen. obliquus mögen sieb an der Spitze des Giesskaimenknorpels anheften, die meisten aber, nament- lich die tiefer liegenden, gehen über die Santorini'sche Knorpelspitze weg, in den obern Streif der Membrana quadranguiaris (Ligam. ary-epiglotticum). — Die Wirkung des Stratum ary-membranosum rectum ist Verkürzung der Membrana quadranguiaris in der Richtung von vorn nach hinten, und genauere Annäherung der Capitula santoriniana. Die Epiglottis mag bei die- ser Gelegenheit etwas rückwärts bewegt werden. Mehr noch wird aber offenbar die zu manchen phoni^chen Vorgängen erforderliche Einwärtsrol- lung der Seitenränder des Kehldeckels durch diese Verkürzung der Membr. quadranguiaris bewirkt. g) Stratum thyreo -membranosom« (Fig. 47. 6, 48. ii.) Dies ist eher eine zusammenhängende Schicht zu nennen. Sie variirt an verschiedenen Kehlköpfen sehr. In der Regel entspringt sie als die äusser- sten, oberflächlichsten Fasern des Stratum thyreo -arytaenoideum externum darstellend, welche erst etwas rückwärts, dann bogenförmig sich krüm- mend aufwärts geben, zum kleinern Theil bis an den Santorinischen Knor- pel gelangen, zum grössern dagegen aufwärts nach dem obern Rand der Membrana quadranguiaris abschwenken und sich hier divergirend verHeren. Die obersten Fasern gelangen auf diese Weise bis in die Gegend der Epi- glottis, was Santorini veranlasste, daraus einen neuen Muskel zu machen (Thyreo-epiglotiicus). Dabei gehen sie hinter dem Ventrikel weg, und ki-eu- zen oder vereinigen sich zum Theil mit den Fasern der vorigen Bündel. An manchen- Kehlköpfen lässt sich eine noch oberflächlichere, auf dem Grund des Sinus pyriformis liegende Schicht von Muskelfasern unterscheiden. Stratum ary-roembr. rectum et thyreo -raembranofium. 147 vrelche mehr an der Seitenwand des Schildknorpels entspringen und in der Schleimhaut jenes Sinus nach der Membrana quadrangularis hin verlaufen. Das Strat. thyreo-merobranosum dilatirt die obere Kehlkopfsapertur, indem sie die beiden Membranae quadrangulares seitwärts zieht. Dabei wird der Ventrikel verengert, wenn er mit Luft gefüllt ist, gespannt, und vielleicht auch auf die in dessen Schleimhaut liegenden Schleimdrüsen ein Druck aus- geübt, durch welchen die Abgabe des Sekrets an die Stimmbandfiäche nach Bedürfniss vermehrt wird. In Verbindung mit dem Stratum c) wirkend wird jener erstere Zweck noch vollständiger erreicht,, und namentlich auch die Rima glottidis posterior geöffnet Anhang. Tourtual's Muskelbündel der keilförmigen Knorpel (der be- w^eglichen Spitzen der Giesskannenknorpel.) Nach Tourtual besitzen diese Knorpel ausser den ihnen durch die vo- rigen Muskeln mitgetheilten noch ihnen eigenthümllche Bewegungen, welche von folgenden an sie gehenden Muskelbündeln vollzogen werden: 1) ein oberstes Bündel des Muse, thyreo -arytaenoideus superior, welches ge- gen die Spitze des Giessbeckenknorpels sich lenkt und theils am gewölbten a assern Rand des Santori pirschen Knorpels, theils an die hintere Fläche des- selben sich ansetzt, und ihn nach hinten und aussen zieht; 2) Fasern des Muse, arytaenoideus obliquus, die sich an den konkaven Innern Hand jenes Knorpels und an das zwischen beide sich schlagende Schleimhautband an- heften and die Spitze und den Innern Hand des Knorpels gegen den Innern Rand des Gieskannenknorpels herabziehen und so beide Santo rini^sche Knor- pel einander bis zur Berührung annähern; 3) ein längliches plattes Muskel- bündel, das vom obern Rand derLamina cricoideae nahe der Mitte desselben, so wie von der Zellgewebsbinde selbst, wo sie hinter diesem Rande aufsteigt, entspringt, hinter den schiefen Giessbeckenmuskeln am Innern Rande des Knorpels aufsteigt, und etwas einwärts sich wendend an die hintere Fläche des Santorini'schen Knorpels sich anheftet, den er auf diese Art rückwärts zieht und dabei das Ligaro. ary-epiglotticum schwach anspannt. — Ich kann mich mit der Selbstständigkeit dieser Muskelbündel nicht ein- verstanden erklären und halte es für überflüssig, dieselben gesondert aufzu- führen. Denn No. 1 stellt eben weiter nichts vor, als gelegentliche Verlän- gerungen der Fasern der bereits von uns ials Stratum thyreo-membranosum beschriebenen Muskelschicht; No. 2. sind die wenigen Fasern des 'Muse, arytaenoideus obliquus, die an der Spitze des Giesskannenknorpels sich zu- weilen (abei nicht nothwendig und nach meinen Beobachtungen nie beiderseits) anheften; No. 3 endlich sind Fasern, die ich höchst selten gefunden habe. Weit konstanter und an einzelnen Kehlköpfen sogar beiderseits von mir gefunden sind Fasern, welche von der oberflächlichen Schicht des M.ary-ary- taenoideus sich seitwärts über die Kante des Knorpels schlagen, um sich mit den äussern Fasern des Muse, thyreo -arytaenoideus zu vermischen, und welche von Santo rini (Observ, anatom. Pag. HO.) Mm. thyreo-ary- taenoidei obliqui genannt und auf Tab. 3. Fig. 1. / abgebildet worden sind. S. auch Fig. 47 zwischen d und e. Sie sind nicht mit dem von uns sub e) er- wähnten mittlem Bündel, das auch vom Ary - arytaenoid. herkommt, zu verwechseln. Zur Versinnlich ung der gegenseitigen Lage der kleinern Kehlkopfmuskelli mag beistehende Figur dienen, welche einen idealen, zunächst in der Ebene der 10» 148 Jh Stimm- und Sprachoi^n. mittlem Zonp äfT Stimmbänder gefuhrlen homonlatcn Durchschnitt des Kehlkopfs dAr3l<>llt, zugleich aber auch binsichllich des Umfatigs des untern ^ Kehlkopfi-Aums zweierlei andere Durch- - ■ ' scbnille (ft und i) darbietet, die man sich unter di-r ßbeoe der fapierÜächc litrgi'nd vurslellen miiss. Der Hing lihhhk stellt einen Uurchschnilt der elafitiscben Aus- kli'idungder untern Kehlkopfaapertur dar, welcher in einer die obere Zone dt^r La- £ j( minacricoid. und das L. conicum durch- schneidenden Ebene liegt. Der von ihm uinscbloasenc Kaum verjüngt sich bis tu, denSpiUenderStimmfarlsätxeauräleigcnd zu dem Umfang ii, dessen Tordert-s Seg- ment wir uns noch imL. conicuin(AA beif) ^''J' ■>(*• liegend vorslellen müssen, bis er tsndlicb, noch büber anfsteigend, bis auf die Stimmrilze (zwischen l u.m)reducirt ist. D) Fascien imd Hnfkelsolieiden am Kehlkopf. Die langen, den ganzen Kehlkopf bewegenden Moskeln (Muse, aierno- hyoideus, slernn-Iliyreuideus, hyo-lbyreoideuB und der obere Bauch des Umo-byoideus) werden vom bochliegenden Blatt der Fascia colli, die eine Fortsetzung der Pascia parolideo-masselerica des Gesichts bildet, über- zogen. Diese Faseia schlägt sich, nachdem sie den Muse, byci-lhyreoideus überzogen, über der Linea obliqiia des Schüdknorpele einwärts, hef^t sich besonders an die beiden Prutubi-ranzen desselben, und bildet zwischen diesen die sehnige Scheidewand von etwa l bis l ' a'" Brolie, welche die Muse. lhyreo-[>har}'ugeus und byothyr^oideus von einander trennt. Vuu hier aus trennt sich die Fascia laryngo - pbaiyngea von der Faacia colli externa ab, welche nach hinten und unten gehend den Muüc. laryngo- pbaryngeus nnd Muse, crico-thyreoideus überzieht, wahrend die zwischen beiden Fascien am untern Theile des Kehlkopfs aufwärU gehende Schild- drüse von einem besonders abgehenden Blatte, das zum sogenannten lief- liegenden Blait der Fascia colli gehört, überzogen wird. Die t'ascia laryngu- phnryngea inserirt sich am untern llorn des Sehildknorpele, längs der Orisla cricoideae, die sich von der Spitze des untern Horns schief nach vorn and unten auf dem Ringknorpel hinzieht, und stüsst vorn inrailt-n des Bogen» dieses Knorpels mit der der andern Seite zusammen , so wie sie auch das Ligam. eonicum und die vordere Partie des Schildknorpels bis zum Puinum Adami übersieht, wo sie mit dem hochliegenden Blatt der Fascia colli zu- sammenhängt Zuweilen bildet sie von der Protube raulia thyreoideae inferior bis zur Spitze des untern Horns eine starke Aponeurose, und zwischeD letzterem und dem untern Rand des Ringkuorpels ein ähnliches Brückeii- band zwischen M. crico-lbyreoideus und crico-pharyngeus , wie zwischen den Protuberanien des Schildknorpels. Die hintere Wand des Kehlkopfs wird von einer besondern unter der Schleimhaut liegenden Fascia überzogen. Ihre Anbeftungapunkte sind an dem untern Rand und an der Medianlinie der Lamina cricoideae, wo sie den M. ctico^arytaenoid. post. überzieht; ferner am hintern Rand des Giefls- kaiiuenknurpels bis zur innern Kante der Hiuterfliche des Processus poetP- Schleiinhaut und Drüsenanhäofungen des Kehlkopfs. 149 rior dieses Knorpels, sowie an dem fibrös -zellulüscn Gewebe, welches die Hinia glottidis posterior umgit'bt, besonders^ani CapituhiRi Santorini, wäh- rend sie an der Crista lateralis dos Giesskannenknotpels keine feston Jnser- tionspunkte findet Ans diesem Grunde gehen auch oft Muskelfasern vom Ary-arytaenoid. aus über diese Crista weg. Von den erwähnten Anheftungs- stellen aus ubirzieht sie die Mm. crico arytaenoidci po.>fi i. den M.ary-ary- taeuoideus, sodann den ganzen Sinus pyriformis und endet oben in dem Lig. ary-epiglotlicum, seitlich am ganzen hintern Rand des Scliildknorpels, von welchem sie auch den obern und hinternTheil derinncrn Wand noch bekleidet. Die äusseren Schichten desM crico-thyreo-arytaenoideus hängen mit der Sehildknorpelwand und dem Stratum internnm des Muse, crico-thyreoideus durch mehr oder \venip;er festes Zellgewebe zusammen, das sich namentlich zwischen dem Stratum ciico-arytaenoideiimuDd der Innern Schicht des M. erico-thyreoideus in ziemlich festen Skalen oder querubergehenden Zell- bclieiden darstellt, und in der Gegend, wo die Arteria larynge» inferior in die Kehlkopfshohle eintritt, zu einem festen Ligament, das die betreffende Stelle des untern Rands des Schildknorpels mit der elastischen Membran und dem obern Rand des Ririgknorpels verbindet, verdichtet. — Tourtual beschreibt noch eine innere Fascia s. Aponeurosis laryngis, welche an der Innenseite des Sinus pyriformis zum Theil von der Schleimhaut desselben bedeckt an jeder Seite der Kehl kopfs^hö hie liegt, und eine faserige Membran darstellt, welche unten von der Kapsel des Schild -Ringknorpelgelenkes, woselbst sie mit dem Perichondrium verwebt ist, abgeht, zwischen dem innern Bündel des Muse, cricothyreoideus und dem M. crico -arytäenoideua lateralis (von beiden und dem untern Schildknorpel hörne za weilen einige Fleischfasern empfangend) aufsteigt, letztern und den M. thyreo-arytaenoi- deus nach aussen bedeckt, sich vorwärts bis zu den Ursprüngen der Bündel diese;{ Muskels hin erstreckt, und oben vor der Schlundmündung des Kehl- kopfs bis zum Kehldeckelrande und demLigam.hyoepiglotticam hinaufreicht, worauf sie unter diesem Bande sich aufwärts umbeugen und eine kleine Strecke quer verlaufen soll , um demnächst sich an dieses Band in der Nähe des Capitulum des grossen Zungenbeinhorns anzuheften. Diese zu bei- den Seiten die Kehlkopfshohle einsch Hessen de Aponeurose sichert nach Tourtual die genannten Muskeln in ihrer Lage und kann vielleicht durch die erwähnten unten au sie herantretenden Fleischfasern (wo sie vorbanden sind) etwas angespannt werden. An der äussern Seite der birnförmigen Grube, wo zwischen der Schleimhaut und dem Schildknorpel keine Fleisch- haut ist, fehlt auch diese Binde. (Tourtual a a. O. S. 83.) £. Sohleimhant und Drüsenanhänfangen des Kehlkopfs. Die Kehlkopfshöhle und die Hinterwand des Kehlkopfs werden von l'ortsetzungi'U der allgemeinen Mund-Schlundhöhlenschleimhaut überzogen, liie sich in ^lle Höhlen und Vertiefungen dieses Organs einschlägt. Diese Kehlkopfschleimhant ist aber nicht allenthalben von gleicher Beschaffenheit. Was zuerst ihre Anheftangs weise anlangt, so ist sie an der Hinterwand des Kehlkopfs und im Sinus pyriformis, als Theil der Schlundkopfschleim- haut, sehr locker und verschiebbar angeheftet und nur an der Medianlinie der Läniinä cricoideac , an der Rinne zwischen letzterer und dem Schild- knorpel, auch über dem M. ary-arytaenoid eus fester inserirt, bis sie an dem ^^de der Giesskannenknorpelspitzen, wo sie sich in die Kehlkopfhöhle 148 II' Sdmm- und Sprachorgan. mittlem Znnp dT Stimmbänder geführten borizonUlcn DiiichBchniU des Kehlkopfs darstellt, zugleich aber auch hinsichilich des tliiifängs des uatem ^ Kehlkopfrftums zweierlei andere Dnrch- '^ ' ' scbnilte (h und 0 dsrhietel, die man mh unter di'r Ebene der PapierHäche liegi>nd vorstellen mn88. Der Ring lihlihh stellt einen Durchscbnilt der elastischen Au»- kli-idungder untern Kelilkopfsapertur dar, welcher in einer die obere Zone der La- i j( mina cricoid. und das L. conicuui durch- schneidenden Ebenü liegt Di-r von ihm umschlossene Kaum rerjüiigt sich bis in den Spitzen der Stimmrortsätzeaufdteigend zu dem Umfangt (, dessen vordiTes S-g- menlwir uns noch im L. conicum(AA bei/) ^'S- ■>^- liegend vnrslelh^n müssen, bis er eodlich, noch höher aufsteigend, bis auf die Slioimrilze (zwischen / u.m)reducirt ist D) Faaoien tmd HoBkeliobeiden am Kehlkopf. Die langen, den ganzen Kehlkopf hewegenden Muskeln (Muse, slernn- hyoideus, sierno-thjreoideus, hyo^Ih^reoideus und der obere Bauch des Ümo-hyoideus) werden vom hochliegeiiden Blatt der Fascia culli, diu eine Fortsetzung der Pascia parolideo - masseterica des Gesichts bildet, über- logen. Diese Faseia schlägt sich, nachdem sie den Muse, byo-lhyreoideas überzogen, ülter der Linea obliqua des Schild knorpets einwärts, heftet sich besonders an die beiden Pfotubi -ranzen desselben , uud bildet zwischen diesen die sehnige Scheidewand von etwa I bis 1%"' Breite, welche die Muse, thyreo-pharyiigeus und hyothyr^oideus von einander trennt. Von hier aus trennt sich die Fasciit laryngo • pharyngea voo der Fascia colli externa ab, welche nach hinten und unten eehend den Muse, laryngo- pbarj'ngeuB und Muse, crico-thyreoideus überzieht, während die zwischen beiden Fascien am untern Thrile di-s Kehlkopfs aufwärts gehende Schild- drüse von einem bcsondiTS abgehenden Blatte, das zum sogenannten lief- liegeiiden Blatt der Fascia culli gehört, überzogen wird. Die Faseia laryngu- pharyngea inserirt sich am untern [lorn des Schildknorpels, längs der (Jrisla cricoideae, die sich von der Spitze des untern Horns schief nach vorn und unten auf dem Ringknorpel hinzieht, und stÖsst vorn inmilt:n des Bogens dieses Knorpels mit der der andern Seite zusammen , so wie sie auch da.s Ligain. cotücum und die vordere Partie des Schildknorpela bis zum Poinum Adaroi überzieht, wo sie mit dem hochliegenden Blatt der Fascia colli lu- sammenhängt. Zuweilen bildet sie von der Protuberantia thyreaideae inferior bis zur Spitze des untern Horns eine starke Äponcarose, und zwischen letzterem und dem untern Rand des Ringkuorpels ein ähnliches Brüvken- band zwischen M. crico-thyreoideus uud crieo-pharyngeus , wie ewiscben den Prutuberanzea des Scliildknorpels. Die hintere Wand des Kehlkopfs wird von einer beaondern unter der Schleimbaut Kegenden Fascia überzogen. Ihre Aaheftungspnnkte sind an dem untern Rand und an der Medianlinie der Laraina cricoideae, wo sie den M. crico-arytaenoid. post. überzieht; ferner am hintern Rand des Giesa- kaunenknorpels bis zur inaern Kante der Hinterfläche des Processus poste- Schleimhaat und DrüeeDanbaufnngen des Kehlkopfs. 149 rior dieses Knorpels, sowie an dem fibrös -Zellulosen Gewebe, welches die Hinia glottidis posterior unigicbt, besonders^am Capituliini Santorini, wäh- rend «ic an der Crista lateralis des Giesskantienknoipels keine festen Jnser- tionspunkte findet Aus diesem Grunde gehen auch oft Muskelfasern vom Ary-arytaenoid. aus über diese Crista weg. Von den erwähnten Anlieftungs- stellen aus uUrzieht sie die Mm. crico arytaenoidei poMi i. den iM.ary-ary- taenoideus, sodann den ganzen Sinus pyritbrmis und endet oben in dem Lig ary-epiglotticum, seitlich am ganzen hintern Rand des Schildknorpels, von welchem sie auch den obern und hiiiternTheil de rinnern Wand noch bekleidet. Die äusseren Scliichten desM crico-thyreo-arytaenoideus hängen mit der Schildknorpelwand und dem Stratum internum des Muse, crico-thyreoideus durch mehr oder weniger festes 2Sellgewebe zusammen, das sich namentlich zwischen dem Stratum ciico-arytaenoideumund der innern Schicht des M. c-rico-thyreuideus in ziemlich festen Skalen oder querübergehenden Zell- schelden darstellt, und in der Gegend, wo die Arteria laryngea inferior in die Kehlkopfshohle eintritt, zu einem festen Ligament, das die betreffende Stelle des untern Rands des Schildknorpels mit der elastischen Merobriin und dem obern Rand des Ringknorpcls verbindet, verdichtet, — Tourtual beschreibt noch eine innere Fascia s. Aponeurosis laryngis, welche an der Innenseite des Sinus pyriformis zum Tbeil von der Schleimhaut desselben bedeckt an jt'der Seite der Kehlkopfshöhle liegt, und eine faserige Membran darstellt, welche unten von der Kapsel des Schild -Ringknorpelgelenkes, woselbst sie mit dem Perichondrium verwebt ist, abgeht, zwischen dem innern Bändel des Muse, cricothyreoideus und dem M. crico -arytaenoideus lateralis (von beiden und dem untern Schildknorpel hörne zuweilen einige Fleischfasern empfangend) aufsteigt, letztern und den M. thyreo -arytaenoi- deus nach aussen bedeckt, sich vorwärts bis zu den Ursprüngen der Bündel dieses Muskels hin erstreckt, und oben vor der Schlundmündung des Kehl- kopfs bis zum Kehldeckelrande und dem Ligam.hyo(*piglotticum hinaufreicht, worauf sie unter diesem Bande sich aufwärts umbeugen und eine kleine Strecke quer verlaufen soll , um demnächst sich an dieses Band in der Nähe des Capitulum des grossen Zungenbeinhorns anzuheften. Diese zu bei- den Seiten die Kehlkopfsbohle einsch Hessen de Aponeurose sichert nach Tourtual die genannten Muskeln in ihrer Lage und kann vielleicht durch die erwähnten unten aii sie herantretenden Fleischfasern (wo sie vorhanden sind) etwas angespannt werden. An der äussern Seite der birnförmigen Grube, wo zwischen der Schleimhaut und dem Schildknorpel keine Fieisch- haut ist, fehlt auch diese Binde. (Tourtual a a. O. S. 83.) £. Schleimhaut und Drüsenanhäufnogeii des Kehlkopfs. Die Kehlkopfshohle und die Hinterwand des Kehlkopfs werden von Fortsetzungen der allgemeinen Mund-Schlundhöhlenschleimhaut überzogen, die sich in -alle Höhlen und Vertiefungen dieses Organs einschlägt. Diese Kehlkopfschleimhaut ist aber nicht allenthalben von gleicher Beschaffenheit. Was zuerst ihre Anheftangs weise anlangt, so ist sie an der Hinterwand des Kehlkopfs und im Sinus pyriformis, als Theil der Schlundkopfschleini- baut, sehr locker und verschiebbar angeheftet und nur an der Medianlinie der Laminä cricoideae , an der Rinne zwischen letzterer und dem Schild- knorpel, auch über dem M. ary-arytaenoideus fester inserirt, bis sie an dem Rande der Giessk&unenknorpelspitzen , wo sie sich in die Kehlkopfhöhle 152 U. Stimm*- und Sprachorgan. ^weig spaltet. Der innere Zweig, Ramus iaryngeua internua a. auperior, ist der dickte , gebt von der Art lary ugea auperior (a. diese) begleitet, hin- ter dem M. h jo - thyreoideus durch die Membrana hyo-thyreoidea in den obern Kehlkopfraum, wo er sich nach Bach in 2, nach Hyrtl in 4 klei- nere Zweige tbeilt, welche die hintere Fläche des Kehldeckels (die vordere erhält Zweige vom N. glossopharyngeus, doch stehen nach Mayer vordere und hintere Epiglottisnerven durch einen perforirenden Ast in Vorbiodung), sämmtliche Muskeln und die Schleimhaut des Kehlkopfs versorgen. I>er 4. und zugleich äusserste Ast geht nach Hyrtl am untern Rande des Schild- knorpels eine Anastomose mit dem Ramus externus ein, für welche zawei- len ein besonderes, unverhältnissmässig grosses Loch am untern Schildknor- pelrande existiren soll. Nach Bach geht der erste Zweig des Ram. laryng. Buperior vorzugsweise an die Schleimhaut des obern Kehlkopfraariia (ein- schliesslich der Stimmritze), der andere an den M. arytaenoideus transver- sus und obliquus. Nach meinen Untersuchungen verläuft dieser zweite Zweig in einer Falte an der vordem Wand oder dem Grund des Sinus pyriforoiis nach der Schleimhaut hin, die den Gicsskannenknorpel und den Muse, ary- arytaenoideus überzieht. Ausserdem fand May er noch zwei kommunicirende Zweige: Ramus communicans cum n. laryngeo inferiore, welcher eich io drei kleinere Zweige, die an die Schleimhaut der Glottis gehen, und in 5 andere theilt, welche den Plexus arytaenoideus bilden; ferner den Ramus communicans ad plexum pharyngoum nervi recurrentis. Der äussere Zweig, Ramus laryngeus externus s. inferior (s. crico- thyreoideus) ist der kleinere, steigt mehr senkrecht als der vorige, hinter der Carotis externa längs des Muse, constrictor inferior und des Seitenrao- des des Schildknorpels nach innen herab. Durch seine Verbindungen mit dem Ramus laryngeus internus, dem Nerv, cardiacus longus. Zweigen des Nerv. Sympathie- US und des Plexus pharyngeus super ior bildet er den Plexns pharyngeus inferior s. Plexus laryngeus, welcher am untern Ende des Schlundkopfs liegt, und soine Zweige zum Muse, crico-pharyngeus, zur Schilddrüse, zum Muse, sterno- und hyo-thyreoideus , seinen grossten Zweig aber zum Muse, crico - thyreoideus schickt, welcher letztere zwischen dem Schild- und Ringknorpel ins Innere des Kehlkopfs dringt. Nach Bach giebt der Ramus externus einen Ast zum Tliyreopharyngi'us, einen durch das erwähnte Loch im Schildknorpel gehenden Verbindungsast zum Ranaua superior, einen oder einige Aestchen an den obern und hintern Theil des Muse, sternothyreoideus, kurze Fäden an den Muse, crico-pharyngeus, einen grossem Ast an den M. crico-thyreoideus , und einen sich um den untern Rand des Schildknorpels biegenden Ast an den M. crico-arytaenoideus lateralis. Nervus laryngeus inferior s. recurrens, der untere oder zu- zrücklaufende Kehlkopf- oder Stimmnerv. Der rechte ist etwas kürzer und geht gleich unterhalb der Art. subclavia, der linke geht etwas tiefer vordem linken hintern i£nde des Arcus aortae vom Hauptstamme ab. Beide laufen anf(#igs spitzwinklig abwärts, schlagen sich dann um ihre Arterie nach hinten und oben um, und begeben sich in die Furche zwischen Luftröhre und Speise- rohre, um gegen den Kehlkopf aufzusteigen. Zwischen den untersten Fasern des M. crico pharyngeus und dem vom untern Rande derLam.cricoideae ent- springenden Bündel des hier beginnenden Oesophagus (Fig. 45. g) dringt der Nerv nun in die Hohle des Pharynx oder vielmehr in die Furche zwischen Schildknorpelraum und Ringknorpelplatte, giebt auf diesem Wege an den Gefaäse nnd Nerven des Kehlkopfs. 153 MuBc. crico-pharyngeas und dessen Schleimhaut Fäden ab, geliyigt an den. Kehlkopf, laaft (bedeckt vom Mnsc. kerato-cricoideus , wo er existirt) über dem Lig. kerato-cricoideum weg, unter der Schleimhaat, die sich zwischen Hing- und Schildknorpel schlagt, und begiebt sich von hier aus in die Muskeln des Kehlkopfs. Zunächst geht er unter dem M. crico arytaenoideus posticus, giebt ihm (nach Bach nnd Mayer 2-3) Fäden, geht dann durch den- ge- nannten Muskel quer durch, giebt einen Zweig an den Ary- arytaenoideus, nach Mayer auch an den sogen, obliqnaa, und kriecht nun unter das Str. crico-arytaenoideam und thyreo-arytaenoideum externum des innorn Stimm- rouskels, giebt ihnen Fäden, und steuert nun etwa auf die Gegend los, schief aufwärts, die dem Anfang des Stimm bands entspricht, wprauf er sich vol- lends strahlenförmig verbreitet. Nach H^rtl und Andern zerfallt der N. laryngüus inferior in einen äussern und innern Zweig: der äussere versorgt dieselben Muskeln, welche der Laryngeus superior internus begeht, mit ÄDsnabme der Muskeln des Kehldeckels (kenne ich nicht); der innere ana- Btooiosirt mit dem zweiten Zweige des Laryngeus superior internus, und verliert sich bloss im Muse, crico-arytaenoideus posticus und arytaenoideus obliquus (?). Bock sagt, unser Nerv trete an die hintere Wand des Kehl- kopfs, wo er sich mit einem innern und einem äussern Aste in der Schleim- haut und in den Muskeln des Kehlkopfs, mit Ausnahme der des Kehldeckeis, verzweigt. — Am Ramns crico-arytaenoideus nervi laryngei inferior, ent- deckte Barre w in Breslau*) ein Ganglion arytaenoideum. Jener Zweig verläuft nämlich zwischen Ringknorpel und Muse, crico arytaenoid. postic. nach hinten nnd oben, und dringt oberhalb des Ringknorpels zwischen die Fasern des Muse, crico -arytaen. ein. An dieser Stelle schwillt der Nerv zu einem länglichen oder runden Ganglion an , ans welchem sehr feine Fäden iiacb verschiedenen Richtungen hinlaufen , von denen einige bis zur Schleim- haut des Kehldeckels vordringen. Wenn ein Kehlkopfmuskel an beiden Iiisertionspunkten beweglich ist, also Antagonismus zeigt, beziehendlich nach der einen oder andern Seite zieht, so erhält er zwei Nerven von verschiedenen Stämmen, z. B. der Mosc.hyo-thyreoideus vom Hypoglossus und Laryngeus superior (vagi) die Mm. crico-arytaen. posticus et lateralis, und Mm. crico-arytaen. posticus et arytaen. transversus Zweige vom N laryngeus inferior, ihre Antagonisten Thyreo-aryt. und ary-arytaen. desgleichen. Letzterer Muskel wird übrigens bald vom obern, bald vom untern Kehlkopfnerv versorgt. Oft erhalten auch die einfach wirkenden Mm. crico-arytaen. lat. und arytaen. transv. etc. Fäden von beiden Nerven. Im Allgemeinen ist der untere Kchlkopfnerv Bewegungs-, der obere Empfindungsnerv (Mayer). lieber die Eigenschaften und Funktionen dieser Nerven herrscht noch ziemliche Unklarheit. Nach Stilling (Yalentin's Repertorinm 1842, p. 331) ist der N. laryngeus superior rein sensitiv , und besitzt wenigstens auf die gröbere Bewegung der Stimmritze keinen Einfluss. Dagegen sei der N. la- ryng. inferior vorherrschend motorisch, und nur in geringem Grade sensitiv. Der ganze Kehlkopf erhalte seine Empfindlichkeit vom N. laryngeus superior, die Luftröhre die ihrige vom Laryngeus inferior, von welchem auch die Stimmritze allein bewegt werde. Der N. accessorius besitze keinen Einfluss Auf die Stimmritze. Der normale Klang der Stimme werde durch den N. la- *) SikzuDg der Acad. d. Scienc. 19. Aug. 1844. 154 11.. Stimm- Bnd Sprachorgan. ryng. snperior bedingt u.s. w. Auch van Kempen nimmt au, dass sich die Wirkung des N. accessorius nicht auf die Muskeln des Kehlkopfs (und Schlundkopfs) erstrecke, so wie dass der obere Kehlkopfnorv mehr sensi- tive, der untere mehr motorische, sämmtlich für die Innern Muskeln des Kehlkopfs bestimmte Fasern enthalte , ausgenommen den Muse, ericöthyreoi- deu9., dessen Nerv vom N. laryng. superior kommt. Nach G. Morgan ti dagegen ist der N.accessorius vermöge seines Innern Astes Bewegungsnerv der Innern Muskeln des Kehlkopfs, indem dieser Ast mittelbar den Nervus recurrens und die motorischen Fasern liefert , welche der Vagus auf seinem Wege abgiebt. .1^. Bernard (Arch. genen 1S44:. Avril) behauptet nun ge- rade nicht, dass .die Fasern des Accessorius bis zu den Innern Stimmmus- keln gehen, doch neunter dens^ben, insofern er, den M. sternocleidoiiiasl. und cucullaris versorgend, den Thorax hebt und namentlich das willenlose Zusammenfallen des Thorax verhütet, den Stimmnervcn, den Nerven der Sanger, weil diese zumeist mit den Exspirationsbewegnngen zu arbeiten haben. So viel ist gewiss, dass wir weder über die feineren Endverz^'cigungen, noch über den Centralursprung der Kehlkopfnerven im Klaren sind. ' Wir wissen noch nicht bestimmt, welche Kehlkopfnerven an die Schleimhaut, welche an die Muskeln gehen, ob sie alle gemischter. Natur sind, oder ob es rein motorische und rein sensibele Kehlkopfnerven- giebt. Doch fuhrt nach Bidder- Volkmann der mehr sensibele N. superior vorwiegend feine, der mehr motorische Inferior mehr dicke Nervenfasern. Thre Endi- gungen finden sich nach denselben in den Muskeln, dem Perichondrium und vorzugsweise in der Mucosa, wo sie oberflächliche und tiefere Netze bilden, erstere mit feinen hie und da sich theilenden Fasern , deren letzte Endigun- gen noch unbekannt sind, und besitzen an den epigrottischcn Zweigen auch mikroskopische Ganglien. Ebenso wenig wissen wir, ob die motorischen Fasern des N. vagus wirklich vom N. accessorius Willisii stammen oder nicht. Jedenfalls ist 'die Anastomose des Accessorius zu schwach, um sammt- lichen Bewegungsphänomenen, die innerhalb der Bahn des Vagus beobach- tet werden, vorstehen zu können. Nicht minder zweifelhaft ist es, ob die Schliessmuskeln der Glottis einerseits und die Oetfnungsmuskeln derselben andererseits durch spccifisch gesonderte Nerven regirt werden (Magen die, H. Ley), obwohl es mir wenigstens wahrscheinlich vorkommt, dass die un- willkührlich in Spannung befindlichen Oeffnungsmuskeln von Nerven an- derer Art und andern Ursprungs gnbernirt werden müssen , als die fast ganz der Willkühr unterworfenen Schliessmuskeln. Kombinirte Bewegungen am nnd im Kehlkopf. Der Kehlkopf, als ein für und in sich abgeschlossener Korper hängt mit dem übrigen Organismus durch feste Verbindungsglieder nicht zusammen, ist aber gerade deshalb um so fähiger, in sehr' mannichfaltige Beziehungen zu ihm gesetzt zu werden. Er liegt oder hängt am Halse, zwischen Zun- genbein* und Luftröhre, vor dem Schlünde, und mittels desselben vor den Körpern der Halswirbel, und zwar des 4., 5. und (bei Tiefstande) 6. Ein aufgehängter Körper wird aber dann erst eine feste Stellung annehmen können, wenn er gleichzeitig wenigstens nach "drei einander nach dem Ge- setze der Vertheüüng oder des Parallelogramms der Kräfte entgegen Hegen- den Richtungen angezogen wird. Für gewöhnlich hat der Kehlkopf keine ganz feste Stellung nöthig: er sitzt auf der Luftröhre siemlich locker, aber Kombinirte Bewegungen am und im Kehlkopf. |55 auf einer' darcbdas'CiJeiobgewicfai der an ihn inaerirten Muskeln gesicherten bestimmten, mittleren Stelle des Halses, aus welcher er nach Umstanden nach oben oder unt^n verschoben werden kann, während die seitlich auf \hß ein.wirkenmitlelte sind, und bloss dafür zu sorgen haben , dass ^r ^niclit aus der Mittellinie des Halses luxirt werde. Zuweilen aber wird eine festere SteUung für den Kehlkopf erforderlich. Dann ist der dazu gehörige Apparat sehr komplicirt, nnd es lassen si^h gegen. 30 ver- schiedene Richtungen auffinden, nach welchen hier die komponirenden Kräfte mit einander oder einander entgegen zu wirken haben, um zu der resultirenden Wirkung, zur Stabilirung oder Fixirung des Kehlkopfs auf einer bestimmten Stelle und Stufe, zu gelangen. Zuerst müssen wir uns erinnern, dass' der Kehlkopf auf der Luftrohre aufsitzt, also vor Allem die Bewegungen derselben, sofern nicht Hemmnisse eintreten, mitmachen muss. Beim gewohnlichen, ruhigen Athemholen sind diese Bewegungen (Auf- und Absteigen) fast unmerklich. Beim tiefen, keu- chenden Athemholen dagegen, beim Niesen, Husten, Brechen u. s. w. bemerkt man , dass der Kehlkopf wahrend der Inspiration merklich herab, vräbrend der Exspiration herauf steigt. Dies ist grossentheiJs eine durch die Luftröhre vermittelte Milbe wegung. Dieser elastische Kanal muss sich, wie vdr wissen, ebenso wie die Stimmritze, wahrend der Inspiration er- weitern und v^ährend der Exspiration verengen. Eine elastische Röhre wird sich aber am leichtesten erweilern, wenn sie dabei kürzer wird. Daher auch der Kehlkopf am tiefsten sich stellt, wenn die Luftröhre (wie solches für die tiefen Töne erforderlich ist) sich noch besonders erweitert; überhaupt rückt der Kehlkopf am Halse herab, wenn viel Luft auf einmal durchgetrieben werden soll, wenn gleichsam ein grossej Anlauf genommen wiid, kurz, wenn rasch tief inspirirt wird. Je mehr aber der Athem ausgeht, desto mehr verengert und verlängert sich die Luftröhre, und desto höher kommt der Kehlkopf zu stehen. Unterstützt oder gesteigert werden diese Bewegungen für gevdsse, namentlich phonische Zwecke noch durch die Mitwirkung meh* rerer Muskeln, so wie des Zwerchfells. Gehoben wird der Kehlkopf zu- nächst durch die beiden Musculi hyothyreoidei , indirekt auch durch die Mm. biventres, geniohyoidei, mylohyoidei, genioglossi, styloglossi, hyo- glossi, stylohyoidei, stylopharyngei, thyreopatatini, hyo-thyreo- und crico- pharyngei. Von diesen Muskeln wird in der Anatomie des Sprachorgans (Ansatzrohrs) ausführlicher die Rede sein. Alle diese Muskeln richten von entfernteren Ursprungsstellen aus ihre Fasern gegen das Zungenbein oder den Kehlkopf konvergirend : kein einziger derselben vermag für sich den Kehlkopf gerade in die Höhe zu heben , sondern es müssen immer mehrere Paare derselben nach dem Gesetze des Parallelogramms der Kräfte zusam- menwirken, damit die Aufwärtsbewegung des Kehlkopfs alsResultante daraus hervorgehe. Rückwärtsbeugen des Kopfs unterstützt ihre Wirkung. Ge- senkt oder herabgezogen wird der Kehlkopf auf analoge Weise durch die Mm. Stern ohyoidei , sternothyreoidei und omohyoidei. Demnach ist die Zahl und Masse der MuskeJn, welche den Kehlkopf h^ben, bedeutend grösser als die seiner Herabzieher. Bei einer Yergleichung des Gewichts und der Querschnitte der Hebemuskeln (wobei einige der obengenannten noch fehlten) mit den der Senkmuskeln fand Harless ein Uebergewicht von etwa V& ^^^ einen Durchschnittsmehrbetrag vom Dreifachen zu Gun- sten der Hebemnskeln. Dieses Uebergewicht war deshalb nöthig, weil das 15C II. Stimon- und Sprachorgan. Gewicht des Kehlkopfs nebst der daran hängenden schweren Schilddrüse und Luftröhre übertragen werden musste, wahrend dieses Gewicht den an sich schwächeren Herabziehern zu Gute kommt. Die Hebemuskcin werden, während der Kehlkopf sich in der mittlem Lage seiner Ruhe befindet, durch dies Gewicht und die Elasticität der Antagonisten den Grad drr Spannung besitzen, welchen die Muskeln in ihrem Gleichgewichtszustand ub<*rhaupt, haben. Nachlass der Spannung der Herabzieher wird daher stets Steigen des Kehlkopfs zur Folge haben, selbst wenn nur die elastischen Kräfte der Hebemuskeln in Thätigkeit treten. Obwohl nun die Senkmusiceln an Theilen entspringen, welche bei der Inspiration etwas in die Höhe gehen (Brustbein, erste Rippe, Schulterblatt), so senkt sich doch der Kehlkopf während dieses Akts, was also von einer direkten alternirenden Muskelkontraktion ab- hängig sein muss. Da bei der Exspiration die Stinmirilze engtr, die Luftröhre länger und enger ist, auch die Exspiration etwas kürzer dauert, als die Inspiration, so muss die Luft bei der Exspiration caet. par. stärker gedrückt werden, als bei der Inspiration, und der Druck der Luft auf die Wände des obersten Lufi- röhrentheils (nach Harless um 7*\j) vermehrt werden. Wogen der vi<*l- fachen Verbindungsstellen des Kehlkopfs mit Zunge, Schlundkopf und Gau- men niuss der Kehlkopf manche an diesen Organen stattfindende Bewegung passiv mitmachen, er steigt z. B. beim Schlucken in die Höhe, er senkt sich bei manchen sprachlichen Vorgängen u. ?. w. üeberhaupt wird sich der Kehlkopf immer nach der einen oder andern Richtung passiv bewegen müssen, sobald die andere Muskelgruppe in ihrer iriittlern Spannung nach- lässt.- Es können hier ziemlich anifallende Phänomene eintreten, sobald gleichzeitig die Antagonisten ihre Spannung vermehren; so beruht das Sin- gen hoher Töne bei tiefem Kehlkopfstande auf diesem, allerdings nicht ganz naturgemässem Verhältnisse. Andererseits leisten sich oft die einzelnen Hebemuskeln gegenseitig Sukkurs, so dass der Querschnitt (Kiaftbetrag) der wirksamen Muskelmasse vermehrt wird; auch hängt diB Endwirkung zum grossen Theil von der Länge der in Thätigkeit gesetzten Muskelfasern ab. Bei vollkommen ruhigem Athemholen ist, wie wir oben bemerkten, kaum eine messbare Bewegung am Kehlkopf wahrnehmbar; bei forcirterer Respi- ration (mit Vermeidung jedoch jeder Streckung des Nackens) schwankt die Bewegung nach Harless zwischen 4—6 Millimeter auf und ab. Bei einem 2 IjfLhrigen Tenorsänger war nach H.s Beobachtung während des Singens des Tones a (20Millim. unter dem Nullpunkt oder mittlerem Stande des Kehl- kopfsj bis zu c die Aufwärtsbewegung sehr stätig; von c zu d kam aber jedesmal, auch wenn nach jedem neuen Tone eine vollkommene Respira- tionsbewegung gemacht worden war, ein Sprung von 20 Millimetern (ob auf- oder abwärts, wird zwar nicht bemerkt, doch ist wohl der Sprung als aufwärtsgehend anzunehmen) vor, bis bei » der Kehlkopfstand 20 Millim. über Null betrug. Es erfordert also, abgesehen von diesem Sprunge, das Intervall je eines [jedes?] Tones der Skala eine Bewegung des Kehlkopfs von 4 Millim. oder V^ ^'". Bei einem 32jährigen Haritonsänger fand H. von g (soll wohl heissen G) bis g ebenso ein Steigen des Kehlkopfs von — 20 bis + 20 Millim., von c zu d gleichfalls einen Sprung. Demnach»), fahrt H .♦-?- ^Jl!**!i^*t*?" *'^'**^" Beobachtungen, die durch ihre eigcnth um liehe Gleichartigkeit etwas verdachtig erscheinen , durfte sich wohl noch keine Regel abstrahiren lassen. Kombinirte Bewegungen am und im Kehlkopf. «1S7 fort, mird während des Singens die Luftrohre nicht nur gedehnt und er- schUm, sondern auch im Ganzen auf- und abgeschoben. 1)a nun au der todten Luftröhre die höchste Verlängerung durch Zug höchstens 30"/,, be- trägt, die scheinbare Verlängerung (um 40 Millimeter) an der lebenden etwa 90 Millim. längen Luftrohre 44"/,^ betragen würde, so müssen wir annehmen, dnss hier dieser hohe Betrag zum Theil durch ein Vorschieben fJer ganzen Luftröhre, also doch wohl mittels des Zwerchfells xu Stande kommt ^ indem hier eine wirkliche Verlängerung von höchstens 26 Millim. zugestanden werden kann. Nach meinen , zunächst an mir selbst angestellten Beobachtungen nnd Messungen stellt sieh der Kehlkopf, aber nur bei Fiano, für den tiefsten Basston des Brostregisters F auf — 9'" (21 Millim.), bei f auf — 4'", bei c auf o, bei e auf -f- 5'*' (11 Millim.); er zeigte demnach einen Spielraum von 14 " oder 31 Millim. Wir können diese Verhältnisse hier nur vorläufig hindeuten, da wir erst im phonischen Theile ausfuhrlicher darüber zu sprechen haben werden. Die Zungenbein- und Gaumenmuskeln haben ausserdem uoch für gewisse Zwecke, besonders zur Erzeugung mancher Klangfarben und Registerunter- scbiede, die Funktion , durch ihre Kontraktion das Ansatzrohr zu veren- gen, die Wände desselben an gewissen Stellen einander entgegen zu rucken. So wird zuweilen der Eingang von der Kehle in die Nase durch Aufwärts- ziehen des (^aumensegels verkleinert, Oder durch Herabziehen desselben erweitert u. s. w. Von nicht geringerer Wichtigkeit ist der Fall , wo die hebenden und sen- kenden Muskeln als Fixatoren bald fiir diesen, bald für jenen sonst beweg- lichen Theil des Kehlkopfs (oder für das Zungenbein) wirken sollen, damit gegen denselben ein bestimmter Zug eines andern Theils gerichtet werden könne. Hit*rbei ergeben sich zunächst folgende Modifikationen. 1) Das Zungenbein wird durch seine Hebemuskeln und durch angemessenen regu- lirendcn Antfigonismus der Senkniuskeln fixirt, worauf durch die Kontrak- tion der Mm. hyo-thyreoidei und beziehendlich Thyreo -palatini et pha- ryugei der Kehlkopf, zunächst der Schildknorpel, gegen das fixirte Zungen- bein gehoben wird. 2) Der Kehlkopf ist durch seine Herabzieher in der Tieflage fixirt, worauf entweder die Mm. hyothyreoidei das Zungenbein gegen den Schildknorpel herabziehen, oder die Heber des Zungenbeins die- ses von letzterem entfernen können. 3) Der Schildknorpel wird gleich- massig von den Herabziehern und den Mm. hyothyreoidei, sowie Thyrfo- pbaryngo', also nach dreierlei Richtungen so angezogen, dass er fest und Ulibeweglich steht, und nun gegen ihn und innerhalb des von ihm uuischlos- $enen Raumes verschiedene andere Züge geschehen können. Dabei sind wiederum verschiedene Modifikationen der Kehlkopfstellung möglich, auf welche jedoch , da sie lediglich zu bestimmten Stimmphänomenen dienen, wir erst später genauer eingehen können. Die grösste Bedeutung für die Tonabstufungen erlangen aber die Kehl- kopfbewegungen dadurch, dass sich die wesentlich hier sich betheiligenden Muskeln an einer schiefen Linie inseriren, deren Neigung sich bei den verschiedenen Muskelzügen, die an ihr geschehen, ändern muss. Auch diesen sehr interessanten, bisher ganz übersehenen Mechanismus werden wir erst später besprechen. Wir gehen jetztzn den Bewegungen über , welche innerhalb des Kebl*- k opfs stattfinden. Fast alle die hierbei stattfindenden Muskelkontraktionen 158 II. Stimm- ond Sprachorgan. haben den Zweck, ah den Stimmbändern Veränderungen ihrer Länge, Dicke, Spannung und gegenseitiger Lage herbeizuführen , und diese Organe dadurch zur Erzeugung verschiedenartiger Schwingungen und beziehendlich ver- schiedener Tonregister geschickt zu machen. 1) Veränderungen der Länge der Stimmbänder. Bei geöffneter- Stimmritze, wenn die Mm. crico-arytaenoidei postici kouirahirt sind, kön- nen die Stimmbänder durch Kontraktion der Mm. cricothyreoidei verlängert, durch die der Mm. hyothyreoidei verkürzt werden. Ob und in welchem Grade diese Veränderungen während des Lebens zu irgend einem Zwecke stattfinden, dies zu untersuchen liegt ausser. den Grenzen dieses Werkes, da bei offenstehender Stimmritze keine Töne, höchstens Geräusche möglich sind, mit welchem wir es vor der Hand nicht zu thun haben wollen. Wir müssen hier sofort von der Grundbedingung aller wahren Tonbildung im Kehlkopf ausgehen, welche, wir wir später genauer untersuchen werden, in einer mehr oder weniger vollkommenen , die zur Wellenbildung erforder- liche gegenseitige Annäherung der Stimmbänder bezweckenden Schliessung der hintern oder knorpligen Portion der Glottis besteht Dieser Schluss der Glottis respiratoria , des Ventils nach Harless, welchen wir vorläufig und ohne auf H.s Ventiltheorie M^eiter einzugehen, als einen wenigstens in der Regel voll- kommenen (nur unter gewissen, vielleicht möglichen, aber durchaus noch nicht nachgewiessenen Umständen unvollkommenen) annehmen, wird, wie aus dem Bisherigen bekannt ist, durch die kombinirte Aktion der Mm. crico- arytaenoidei laterales und des M. ary-arytaenoideus nebst seinen Hülfsbüo- deln vermittelt. Ist dies geschehen , so vermag keine Kraft am Kehlkopf die Giesskannknorpel rückwärts zu ziehen, weil kein Organ dafür vorhanden ist; und alles, was LiskoVius, Harless u. a. von einer Verlängerung der (schwingenden) Stimmbänder durch einen rückwärtsgehenden Zug geschrie- ben haben, beruht auf irrthümlicher Voraussetzung oder auf unreiueu Versuchen.*) Demnach können wir auf die drei von Harless statuirten Fälle der Verlängerung des Stimmbands (durch vorwärts , durch rückwärU und durch vor- und rückwärts zugleich gehenden Zug) gar nicht eingehen, sondern halten daran fest, dass alle Verlängerung der Stimmbänder, we- nigstens soweit sie eine tonäbstufende ist, in keinem Falle anders, als durch einen nach vorwärts gehenden Zug am Schildknorpel bewirkt werden kann.**) Diese Wirkung wird erzielt zunächst durch den Zug des M. cricothyreoi- deus (in Fig. 51 durch 7nn: o bezeichnet), zuweilen (bei hohem Stande des Kehlkopfs) mit Unterstützung von Seiten des Hyo- thyreoideus und der das Zungenbein nach vorn ziehenden Muskeln (GeniohyDideus u. s. w.) Durch diesen Zug bewegt sich der Schildknorpel b cd um sein Hypomochliou a *) Harless a. a. O. S. 573 ff. Liskovias a. a. O. §. 64. **) Durch die Annahme, *das6 die Aryknorpel nach hinten gezogen werden kön* nen, hat Harless der ganzen Theorie der Stimme eine falsche ] Wendung gegeben, denn nach seiner Ansicht können beide Bändersysteme, das Stimmband und Kegel- band, gleichzeitig ausgedehnt werden, nach unserer Theorie dagegen nur einsauf einmal, während sich das andere verkürzt. H. 583. Harless hätte wenigstens zwischen offener und geschlossener Stimmritze unterscheiden, und nicht das, ws$ nur bei offener Glottis Gültigkeit hat, in einer Abhandlung über die Stimme, wo nur das bei geschlossener Glottis Geltende in Betracht kommen kann, als Princip aufstellen sollen. ^ Rombinirte Bewegungen am und im Kehlkopf. »• fif/ 51. nach b' & d\ desgleichen ruckt At (Stimmband) an /'(Aryknorpel) festhan- geod, uach i% k (Kegelband) verkürzt sich, / (Ligam. hyo-thyr.) verlängert sich und ruckt vor. Die Stimmbänder sind vom Zustande ihrer grossten Verkürzung bis zu dem ihrer grossten ' Verlang« rang, einer Zunahme von 17 bis 40% fabig. An den Grenzen steht hier nach Harless*) auf der einen Seite (ge ringst e Ausdehnung) das frühe Jugend- alter, auf der entgegengesetzten das Bläthealter^ wahrend das Alter der eigent- lichen Reife und das höhere Alter sich weder dem einen noch dem andern End- punkt entschieden zuneigt. Als mittlere Grösse der Verlängerung darf etwa 25 bis 2 9 'Y^ angenommen werden , was einen etwa 450 bis 500 Grammen. ( 1 7^ Pfund) entsprechenden Aufwand von Muskelkraft gleich käme. Uebcr die bei dieser Ver^ langerung stattfindende Modifikation der Neigung der Stinimbandebene s. unter Sduunritze. — Verkürzt werden kön- nen die Stimmbänder auf zweierlei Art, aber immer auch nur nach einerlei Richtung, nämlich indem von vorn nach hinten der Schildknorpel um seine Axe gedreht und so die vordere Insertion der Stimmbänder der hintern genähert wird. Dies kann entweder durch eine ausserhalb oder durch eine innerhalb der Stimmbänder liegende Kraft geschehen. Ersteres findet statt, indem der Muse, hyothyreoideas und sein Gegenfussler, derSternothyreoideus, sich zusammenzieht, während der Cricothyreoideus erschlafft ist, welche Aktion noch durch die der das Zungenbein rückwärts ziehenden Muskeln (Ilyopharyngeus, Stylohyoideus, hintere Portion des Digastrieus u. a. m.), so wie durch die des Thyreo- pharyngeus unterstützt werden kann. Durch diese Muskeln werden also die Stimmbänder passiv verkürzt, letztere selbst tragen nichts dazu bei. Aber sie können sich auch aktiv verkürzen, mit oder ohne gleichzeitige Aktion jener von aussen operirenden Organe. Dies geschieht durch die Kontraktion des M. crico-thyreoHrytaenoideus.' Bei diesem Vorgange wird das Ligam. conicum ausgedehnt und verlängert. Der Widerstand, den es dabei den dasselbe ausdehnenden Kräften entgegensetzt (Rlasticitätsniodulus), dient zugleich als Regulator für den beabsichtigten Grad der Verkürzung, ebenso wie der Widerstand, den die Stimmbänder den sie verlängernden Kräften leisten, die beabsichtigten Verlängerungsgrade kontrolirt und fixirt. Da der Elasticitätsmodulus des Lig. conicum bedeutend grösser ist, als der der bei- den Stimmbänder, so muss auch eine grössere Muskelkraft zur Verkürzung als zur Verlängerung der Stimmbänder aufgewandt werden, was die Ver- gteichung der anatomischen Verhältnisse beider Muskelsysteme bestätigt. — Bei der Verlängerung der Stimmbänder werden natürlich auch die Ta- schenbander etwas verlängert und verdünnt. Das Atrium ventriculi erweitert sich und wird länger. Der Winkel , unter dem die Stimmbänder am Giess- •) S. o75. 190 n* Stimm- und Sprmchorgan. kannenknorpelinserirf sind, wird grosser, so dass bei starker Verlängerung erstere mit dem obern Rand des Stirn mfortsatses eine gerade Linie bilden. Bei Verkürzung der Stimmbänder findet allentbalben das Entgegeuge- setzte statt. 2) Veränderungen der Dicke und Form der Stimmbänder. Durch Verlängerung der Glottis werden die Stimmbänder im Allgemeinen verdünnt, der Rand derselben zugeschärft, durch Verkürzung werden sie im Allgemeinen dicker und wulstiger. Da aber durch die bei jeder Verlänge- rung der Glottis stattfindende Annäherung den untern Randes des Schild- knorpels gegen den Bogen und die Seitenwände des Ringknorpels der untere Kehlkopfraum nach vorn zu in seiner Hohe verkürzt, also auch eine Gegen- einauderdrängung der Fasern der tiefern Portion<*n des M crico - th jrreo- arytaenoideus bewirkt wird, so findet in dieser Hinsicht eine Art Kompen- sation statt, dergestalt dass zwar die obere und mittlere Zone der Stimm- bänder sich bei ihrer Verlängerung verdünnen , aber die untere Zone wenig- stens in ihrer vordem Abtheilung etwas mehr gewulstet bleibt, als sie sonst sein würde. Ebenso werden bei Verkürzung der Glottis die Stimmbänder zwar im Allgemeinen verdickt und ihr Rand verliert an Schärfe , aber die untere Zone wird weniger sich einwärts wölben, als es geschehen würde, wenn der untere Kehlkopfraum, zunächst der zwischen Schildknorpel und Ri ngknorpel bogen , nicht bei diesem Vorgange erweitert würde. Durch die Verkürzung werden übrigens die Stimmbänder weniger prismatisch und krümmen sich etwas, so dass sie nach unten eine Convexität bilden: s. die Wirkung des M. hyo-thyreoideus. 3) DieKonsistenz der Stimmbänder wird auch durch die gegenseitigen Bewegungen der Kehlkopf knorpel einigermaassen verändert Dass der Ela- sticitätsmodulus der Stimmbänder bei starker Verlängerung derselben wächst und sogar grosser wird , als der des Ligam. conicum , ist bereits erwähnt worden. Im übrigen hängt der Konsistenzgrad der Stimmbänder von dem Extensioiis- und Kontraktionsgrade, d. h. von der Spannung des Stimm- bandk<>rpers ab. 4) Die Spannung der Stimmbänder ist nächst dem Längengrade die wichtigste Eigenschaft derselben, welche durch die innere Muskelthätigkeit des Kehlkopfs modificirt wird. Wir müssen hier vor Allem die aktive von der passiven Spannung der Stimmbänder unterscheiden, oder das Sich spannen , und das Gespanntwerden. Sich selbst spannen die Stimmbänder an, wenn die Mm. thyreo-arytaenoidei sich zusammenziehen und dabei die Stimmbänder verkürzen, mögen andere Muskeln, z. B. der Hyothyreoideus, dabei mitwirken oder nicht Gespannt von aussen h^ werden die Stimm- bänder durch dieselben Muskeln, welche sie verlängern. Die Wirkung die- ser beiden Muskelakte ist aber durchaus nicht die nämliche. Durch die aktive Spannung mit Verkürzung der Glottis werden die Muskelfasern des Stimmbands gespannt, die elastischen erschlafft; durch die passive Span- nung mit Verlängerung der Glottis werden die elastischen Fasern gespannt, die Muskelfasern nicht, obwohl sie auch gleichzeitig durch selbsteigne Kontraktion in einen wenigstens mittlem Spannungszustand treten können. Daraus folgt, dass die verlängerten Stimmbänder schlaff und die verkürzten gespannt sein, dass also recht wohl bei Verlängerung der Stimmritze tiefere Töne zum Vorschein kommen können, als bei kurzer. Der einÜAcbe passive Kombioirte Bewegungen am und im Kehlkopf. 161 Zug am Schildknorpel spannt zunächst die obere Zone des Sttmmbands, da diese der längste Theil desselben ist (s. S. 110.) Der muskulöse Theil des Stiinmbands bleibt weich und ungespannt, und kann selbst von dem Druck der andrängenden Luft seitlich verdrängt werden. Zieht sich aber der innere Stimmmuskel zusammen, so ändert sich der Elasticitätsmodulus des Stirn mbandrands, dergestalt, dass bei gleicher Verkürzung das Stimm- band eine ganze Reihe immer höher werdender Töne erzeugen kann. Bei hoher gleichzeitiger Spannung und Kontraktion (aktiver und passiver Span- nung zugleich) kann der Stimm bandkörper endlich so hart und starr werden, dass er vom Windstrom nicht mehr bewegbar ist. Aber auch bei mangelnder Zugwirkung am Schildknorpel kann der Stimmbandrand aufs Höchste ver- kürzt und der Stimmbandkörper (aber nicht der elastische Rand) auf Höchste gespannt sein. Soll sich demnach das ganze Band gleichzeitig möglichst ver- kurzen und erschlaffen, so muss die Glottis ohne Mitwirkung des Stimmmuskels (passiv) verkürzt werden, was nicht (wie Harless meint) durch den Muse, cricoarytaen. later. allein ohne den Hyo-thyreoideus u s. w. bewirkt werden kann. Die mittlere Spannung der Stimmbänder wird , wie schon erwähnt, durch das ihnen gegenüber wirkende Ligam. cricothyreoideum s. conicum regulirt. Es erhält bei stattfindendem Muskelgleichgewicht fortwährend die Stimmbänder auf einer und derselben Länge. Umgekehrt ziehen aber auch die Stimmbänder für gewöhnlich am Ligam. conicum einigermaassen , so dass es in gewissem Grade, wenn gleich verhältnissmässig weniger als die Stimmbänder, angespannt bleibt, also nicht bis zu seiner völligen Verkürz zung, deren es fähig ist, gelangen kann.*) Erst wenn der M. cricothyn'eoi- deus sich zusammenzieht, vermag die volle Verkürzung des Ligam. conicum und hiermit nothwendig die entsprechende Verlängerung der Stimmbänder einzutreten. Hiermit ist aber nicht etwa gesagt, dass die Gegenwart des Lig. conicnm zu letzterem Zwecke unbedingt nothwendig sein müsste. Im Gegen- theil würde wohl der Muse, cricothyreoideus auch ohne das Ligam. conicum fertig werden — wenn er nämlich stärker wäre und keine Ermüdung zu furchten hätte. Aber das ist ja eben der Nutzen dieses Bandes, dass es einen Theil der sonst erforderlichen Muskelkraft erspart, ungefähr ebenso, wie bei den Apothekern und Droguisten ein über einem schweren Mörser- stossel an der Decke des Zimmers angebrachter mit jenem durch eine Schnur verbundener elastischer Stab, welcher, ohne das Herabfallen des Stössels zu behindern , dass Heben desselben nach dem Maass seiner Elasticität erleich- tert. Da die Verlängerung der Stimmbänder der wichtigste Akt am ganzen *) Um SU erfahren , anf wie weit die Stimmbänder sich verkürzen würden , wenn diese Last nicht an ihnen, hinge, stellte Harless (S. 595) einen zweckmässigen « Versach an, wobei er fand, dass 253 Gramm, der Kraft entspricht, welche die Stimmbänder bei völliger Muskeirnhe verhindert, sich auf ihrMinimuijp zu verkürzen, so wie der Kraft, ipit welcher die ihre möglichste Verkürzung anstrebenden Stimm- bänder der Muskelkraft des Cricothyreoideus entgegenwirken. Ein im Sinne dieses Muskels wirkendes Gewicht von 467 Gramm., das den höchsten Ton oder 33% Verlängerung erzeugte, entspricht einem in der Richtung des Bandes gehenden Zuge von 253 + 681 Gramm. = 934 Gramm, für beide Bander. Ein Plus von 107o würde das Band erst an die Grenze seiner Elasticität bringen: beim Singen wird dieselbe wohl noch nie erreicht. Jenes der elastischen Kraft des Stimmbands entsprechende Gewicht von 253 ist balancirt durch die elastische Kraft des Lljgam. conicum; je mehr sich aber der Muse, cricothyreoideus kontrahirt, desto mehr über- nimmt er von dieser balancirenden Kraft, und hat sie ganz auf sich, wenn er sich völlig kontrahirt bat. Er entwickelt also hn Ganzen eine Kraft von 593 Gramm. 11 192 I^- Siimin- und Spracborgan. Stimmorgan ist, der unendlich oft wiederkehrt, so ist es wohl eine sehr weise Einrichtung des Schopfers, dass gerade hier Willenskraft mit Federkraft so zweckmässig und kostensparend associirt worden ist. Für das Stimmband hat der Muse, thyreoarytaenoideus internus eine ähnliche Bedeutung. Auch er dient als Mittel, das Stimmbaud auf seinen höchsten Grad der Vei^urzung, deren es vermöge seiner retraktilen Elasticitat fähig ist, zurückzuführen, und den dabei ihm von Seiten des Ligam. conicum geleisteten Widerstand zu überwinden. Er musste starker sein, als der M. cricothy reoideua , weil er eben einen stärkern Widerstand zu bekämpfen hat, als dieser. 5) Die gegenseitige Lage und Annäherung der Stimmbänder ist das letzte, nicht minder wichtige Moment, welches durch die Aktion der specifischen Kehlkopfinuskeln vermittelt wird. Ueber die verschie- denen Formen, welche die Stimmritze annehmen kann, haben wir be- reits besprochen. Hier haben wir nur die Modifikationen zu betrachten, welche zu phonischen Zwecken brauchbar sind, und untersuchen daher zunächst die Veränderungen, welche abgesehen von den Länge- und Spannungsunterschieden an der Stimmritze und den Stimmbändern vor sich gehen können, sobald der hintere Thcil der Glottis geschlossen, d. h. für den Luftdurchtritt schlechthin unfähig gemacht worden ist Es können nämlich die akustischen Verhältnisse der Stimmbänder bei einem und dem- selben Lange- und Spannungsgrade noch vielfach dadurch abgeändert wer- den, dass die Bänder gegen einander mit grösserem oder geringerem Nach- druck bewegt worden. Die hierzu vorhandenen Mittel sind dreierlei, a). Stär- kere oder nachlassende Kontraktion der Muskeln, welche die Giesakannen- knorpel gegen einander bewegen (also der beiden Crico^arytaenoidei latera- les und des Ary-arytaenoideus), und dabei die beiden hintern Insertioaaatellen der Stimmbänder mehr oder weniger gegeneinander drängen, b) Verkürzung und Anspannung des Muse, thyreoarytaenoideus, wenn bereits die eben ge- nannten Muskeln in entsprechendem Grade sich kontrahirt haben: hier werden die Stimmbänder von beiden Seiten her sich gegeneinander drängen und die Ritze mehr oder weniger fest schliesscn. c) Zusammendruckung des ganzen Kehlkopfs, zunächst der beiden Schildknorpel finge 1, von den Seiten her , mittelst der Mm. thyreo - phary ngei , vielleicht auch der Mm. aterno- hyoidei, omohyoidei, sternomastoidei und anderer durch ihre blosse Masse von den Seiten her auf den Kehlkopf drückender Organe (Glandula thyreoi- dea). Wir sehen, dass der Natur vielfache Mittel zu Gebote stehen, um auf die Stimmbänder, wenn eine akustische Hülfsquelle erschöpft ist, noch an- dere tonabstufende Einflüsse einwirken zu lassen. Die obere Kehlkopfsapertur wird verengt (bei bereits geschlossener Glottis) ' durch die schleuderförmigen , sich bis zur Membrana quadrangularis fort- setzenden Bündel der sogen. Min. arytäenoidei obliqui (Stratum ary-meui- branosum rectum), dagegen durch das Str. ary-membranosum obliquum und thyreo-membranosum erweitert Dagegen existiren besondere Muskeln für die Bewegung (Niederziehung) des Kehldeckels nicht. Sie sind daher wohl auch nicht nöthig. Nur wenige Fasern aus den vorhin genannten Strata gehen bis an die Ränder des Kehl- deckels. Im Allgemeinen hängt die Stellung -des Kehldeckels,' oder der Winkel, den er zur Kehlkopfapertur macht, von der Stellung des ganzen Kehlkopfs, so wie von der Stellung des Zungenbeins zum Kehlkopf ab. Bei hoher Stellung des Kehlkopfe und bei tief gegen den Kehlkopf (durch AnliaDg. Bntwickelungsverschiedenheiten etc. 1C3 Mose sterno-hyoideas and hyothyreoideus) gezogenen Zungenbein ist dieser Winkel kleiner, der Kehldeckel also herabgedrückt; bei tiefer Stellung des Kehlkopfs und ji)ei weiter vom Kehlkopf abstehenden Zungenbein ist der- selbe Winkel grosser, und der Kehldeckel steht mehr aufrecht Anhang. Entwickelnngsverschiedenheiten. Chemische nnd physicale YerhältniBse des Kehlkopfs. Maasstabelle. Wahrend des Fotallebens iw erden zuerst die wahren Knorpel des Kehl- kopfs gebilder, Schild- und Ringknorpel gleichzeitig, spater die Giesskannen- knorpel, am letzten die Epiglottis, bei welcher, so wie bei den Santorini^schen und Wrisberg'scfaen Knorpeln , sich frühzeitig ohne vorausgehende Kernbil- dung die Grundsabstanz in eine Menge verfilzter derber Fasern mit rauhen Randern und einer der der Bindegewebfasern fast gleichen Breite spaltet. Der Kehlkopf des neugebornenKindesistim V erhaltniss zum übrigen Körper ziemlich gross, und bringt Töne hervor, die ihrer Schwingungszahl nach wenig von den der weiblichen Stimmlage abweichen. Auch wächst er von der Geburt an nur unmerklich bis zur Zeit der Pubertät. Nach Dr. Jos. Engel 's Pathologisch-anatomischen Studien*) so wie nach meinen Unter- suchungen sind bei Neugebornen die Knorpel des Kehlkopfs fast gleich den Tracheaiknorpeln , dünn, elastisch, die elastischen Bänder weniger ^ent- wickelt, die Schleimhaut blass, glatt und besonders im Kehlkopfe von einer eiterartigea(aus Epitheliumzellen bestehenden) Schleimschicht bedeckt, welche auch beim normalsten Zustande der Luftwege nicht mangelt und besonders die Morgagni'schen Ventrikel erfüllt Der Kehlkopf hat eine von vor- nach rückwärts platt gedrückte Gestalt und auch die Trachea ist im Querdurch- messer weiter als im Durchmesser von vor- nach rückwärts. Die Eigenthümlichkeiten des Kehlkopfs kleiner Kinder sind nach meinen Beobachtungen etwa folgende. Er ist mehr rundlich und plump, die Dimen- sion von einer Seite zur andern überwiegt die von vorn nach hinten , die beiden Flügel des Schildknorpels wölben sich vorn unter einer Kurve, die einem verhältnissmässig grossen Kreise angehört, zusammen, dasPon^um ist fast gar nicht bemerklich, der ganze Kehlkopf ist eng an and sogar un- ter das Zungenbein gezogen, welches daher relativ noch grösser erscheint, als der Kehlkopf selbst, wogegen die Luftröhre im Verhältniss dünner und enger sich darstellt. Die untern Hörner des Schildknorpels sind verhält- nissmässig mehr entwickelt, als die obern. Die Epiglottis ist auf ihrer Fläche sehr gewölbt und erscheint daher rinnenfÖrmig; die s. g. keilförmigen Knor- pel oder Morgagni^schen Drüsen sind sehr entwickelt, die Ventrikel gehen sehr tief, der Sinns pyriformis ist sehr breit und verhältnissmässig seicht, die Lamina cricoideae höher, als die Weite des Ringknorpcls von vorn nach hinten beträgt. Die Glottis respiratoria ist fast ebenso lang, als die Glottis Yocalis (bis zum hintern Ende der Yentrikelrinne gerechnet); die Stimmbänder sind verhältnissmässig dick und wulstig. Die ganzen Knorpel sind weich, sehr elastisch, die Innern Muskeln des Kehlkopfs einfacher und wenig entwickelt Das Merkwürdigste am kindlichen Kehlkopf ist aber jeden- falls, dass der Stimmfortsatz der Gart, arytaenoidea noch gar nicht existirt Demnach hat Huschke Unrecht, wenn er behauptet**), der Kehlkopf *) Wiener Zeitschrift yonZehetmayer. 1. Jahrg. 12. H. 1845. ^ Eiogew^delefare 8. 248. 11* 104 II. ätimni- nnd Sprachni|;an^ ein« Kindes habe die Veriiältnisse des weiblichen Kebllcopfs, ond ebenso unrichtig ist seine Behauptung, dieser weibliche oder kindliche Zustand er- holte sich im mannlictien Körper , wenn dieser in der Kindheit kastrirt werde. Aus der beiliegenden Tabelle geht hervor, dass der kindliche Kehl- kopf seinen geo- nnd stereome Irischen Verhältnissen nach sehr bedeutend sowohl vom Kehlkopf der Weiber als aucli von dem der Kastraten abweicht. Dass der kindliche Kehlkopf Töne bildet, die ihrer Schwingungszalil nRch von den Tönen weiblicher oder kastrirter Kehlköpfe wenig abweichen, hat seinen Grund in ganz andern Verhältnissen , wie wir weiter unten einsehen werden. Um das G. Lebensjahr hat der Kehlkopf bereite eine ziemliche Grösse, wobei jedoch die Stimmbänder verhältnissmässigan Dicke verlieren, so dass die Stimminge sich gegen die der ersten Lebensmonate wenig ändert. Die Kehlkopfmuskeln hnben sieb jetzt schon bedeutend entwickelt, so das« das Kind bei einiger Uebung einen Stimmfond von etwa 1 Oktave erhält. Vom G, bis zum 15. Lebensjahr scheint der Kehlkopf in seinen grobem Dimensionen sich wenig zu verändern, und letztere bleiben bei Knaben so ziemlich noch dieselben, wie bei Mädchen, obwohl bereits vorder Pubertät ein Knabenkeblkopf im allgemeinen stratFere Textur und daher auch etwas grössere Dimensionen darbietet, als der Kehlkopf der Mädchen. Mit der PuBertät, zu welcher Zeit der Kehlkopf, besonders der männliche, sich rascher, wenn auch niclit so auffallend, als man in der Regel glaubt, ent- wickelt, treten im männlichen Geschlecht die Eigenlhümlichkeiten des Kehl- kopfs hervor, welche den Register unterschied der männlichen Stimme von der weiblichen bediugen. Der Kehlkopf wächst (saitinit dem Zungenbein) während der Puhertätsent Wickelung namentlich nach vorn zu, weniger iu die Breite als in die Tiefe und Höhe. Das Lumen der Kehl köpf kanala wird weiter. ElnmännlicherKehlkopf übertrifft den Kehlkopf eines kleinen Kindes hinsichtlich sHnes Lumens etwa um i hs Sfache. Der Sehildknorpel wird härter und der Winkel, unter welchen seine beiden Platten zusammenstossen, weniger stumpf. Namentlich entwickelt er sich in der Richtung von hinten ^ nach vorn in seiner obern Zone, wodurch dasPouium Adami entatehl. Bei diesem Vorgang geschiebt es olV, dass (jedenfalls durch äussern Druck beengender Halsbinden n. dgl.) der eine Flügel des Schildknnrpels sidi weniger vorschiebt, als der andere, und dass so auch die vordern laser- c lionsstellen der Stimmbänder nicfal in eine und dieselbe Ebene zu liegen kommen. S. den uns schon bekann- ten, trotz dieser Deformität einem guten Tenorsänger angefaörig gewe- senen Kehlkopf Fig h'^.d. Der Ring- knorpel wächst mehr in die Weite als iu die Hohe. Die Giesskanncii- knorpel entwickeln schon vor der ^. 53 Pubertät ihre vordem Fortsätze, während der Pubertät scheinen sie bloss fi'ster nnd dicker zu worden , nicht länger. Die Stimmbänder nel>st Anbaog. £ntwickelongBver8chiedenheiten etc. 1C5 den innerD Stimminoskein werden laoger und dicker; letzterer Vorgang gebt ge wohnlich innerhalb sehr kurzer 2ieit vor sich in Folge einer Hyperämie, welche ernährendes Plasma absetzt, und so die durch Ausweitung des Kehl- kopfs entstandene Spannung des elastischen Gewebes*) mindert; gleichzeitig ist die Sekretion der Schleimhaut sparsam: daher die Heiserkeit und Rauhig- keit der Stimme wahrend des Mutirens. Die Ventrikel werden weiter und natorlich auch länger, die Epiglotiis wird breiter und verliert an Breiten- ausböhlang. Am wenigsten nimmt die Hohe der Lamina cricoideae zu. — Beim Weibe wächst der Kehlkopf während der Pub<'rtätsentwickeluug mehr in die Länge, als in die Breite und Tiefe, alle Theile bleiben zarter, elasti- scher and feiner gebildet, als beim Manne, wo die Knorpel harter, stärker und eckiger werden, und wo namentlich die Protuberanzen der grossen Knorpel sich mehr markiren. Die Stimmbänder und innern Stimmmuskeln sind kurzer, dunner und schmäler, nach Husch ke auch straffer, als beim Manne. Aus den auf nachstehender Tabelle verzeichneten Messungen geht ferner hervor, dass der männliche Kehlkopf im Allgemeinen um ein Drittel voluminöser ist, als der weibliche, dass die obere Zone des Kehlkopfis bei den Weibern niedriger ist, daher dicExscisur und die ubern Hörner kurzer sind, als bei Männern, während die Ringknorpel platte bei beiden Ge- schlechtern ziemlich gleiehhoch ist, also der untere Kehlkopfraum 4)eink Weibe einen verhältuissniässig längern Trichter bildet, als beim Manne. Natürlich stehen auch die Giesskannenknorpel und die Ventrikel bliudsäcke mit der Höbe der obern Kehlkopfzone in Verhältniss. Der ganze Kehlkopf steht am weiblichen Halse höher und dem Zungenbeine näher, als am männ- üchen , wo er auch bei seiner Grösse und wegen des entwickelteren Pomum stärker hervorspringt. Diese höhere Stellung des Kehlkopfs wird in phoni- scher Hinsicht noch dadurch, interessant , dass das Zungenbein bei den Wei- bern in seinen Verhältnissen dem Kehlkopf sich anschlies^st. Es ist schwächer, kleiner, schmäler; die Seitenflächen und der untere Rand des Körpers sind noch mit Knorpelmasse überzogen, und erstere d'urch Synchondrose ziem- lich beweglich mit den grossen Hörnern verbunden, deren hintere Enden oder Köpfchen gleichfalls mit Knorpel überzogen sind. Die kleinen Hörner besteben aus einer nicht sehr harten Knochenmasse, sind gleichfalls mit Knorpel umhüllt, und sitzen frei beweglich mittels einer (velenk kapsei am obern Rande des vordem Endes des grossen Horiis. Bt^iui Manne ver- knöchern die knorplichen Partien des Zungenbeins frühzeitig, und stellt dasselbe dann einen soliden Krochen dar, an welchem die Oränzen zwischen Körper und Hörn oft schwer wahrnehmbar sind. ~ Bei Kastraten verhält sich nach Gruber (Müllers^ Archiv 1847. 5.) da» Zungenbein fast genau so, wie bei Weibern. Gruber fand hier den Körper des Zungenbeins bei- derseits durch eine grössere Gelenkkapsel frei beweglich mit den grossen Hörnern verbunden, weshalb diese Verbindung bei Kastraten wohl nie ver- knöchern durfte. Der Kehlkopf der Kastraten ist in meinen Dimensionen und Grössen Verhältnissen dem weiblichen sehr ähnlich; im Allg(>meinen über- trifft er jedoch letzteren um ein Weniges an Grösse und Weite, namentlich *) Dass diese eine Zeitlang bei schon verKrössertem Kehlkopf besteht, beweist der Umstand, dass Knaben, die viel singen, ihren Sopran oft sehr lange behalten, bis endlich die bis dahin hiagehaltene Reproduktion in die nicht länger abzuwei- sende Evolution, die dann sehr rasch vor sich geht, umsetzt. ]fi6 IL Stimm* und Sprach organ. ist die Glottis langer. Die Glottis respiratoria ist so ziemlich der des Mannes glefch, die Stimmbänder sind etwa 1'" länger, als die weiblichen. Die Hohe der Ringknorpelplatte stimmt mit der des Mannes vollkommen überein. An den wahren hyalinen Knorpeln des aasgebildeten Kehlkopfs (zu wel- chen auch die Corpuscula triticea gehören) lassen sich mikroskopisch 3 Schich- ten unterscheiden: 1) eine peripherische, von geringer Mächtigkeit, dem blossen Auge als schmaler^ bläulich opalescirender Streifen erscheinend^ der aus einer durchsichtigen, in der Fläch enriehtung streifigen Grundsab- stanz und aus langgestreckten zur Oberfläche parallel stehenden Knorpel- zellen besteht. 2) Die intermediäre Schicht, ein weisslich-opaker schma- ler Streifen, der aus einer trüben gelblichen Grundsubstanz mit zahlreichen grossem Mutterzellen (in welchen die fetthaltigen Tochterzelleu liegen) be- steht 8) Die breitere centrale Schicht mit völlig durchsichtiger, homoge- ner Grundsnbstanz und sparsamen Zellen. Die Intercellularsubstanz nimmt nach dem Innern im Verhältniss zu den eingestreuten Zellen immer mehr zu , und es giebt oft grössere Stellen , welche gar k^ine Zellen enthalten. An der äussern Oberfläche ' des Schild- und Ringknorpels ist die peripherische Schicht dicker und leichter. abtrennbar, als an der inneiH. Der Processns vocalis des Schneppenknarpels besteht aus Netzknorpelmasse , zeigt daher ein gelblicheres Ansehn und grössere Biegsamkeit. Die feinen elastischen Fasernetze des Stimmbands gehen ohne scharfe Grenze in diesen Fortsatz über, indem allmälig Zellen zwischen den Fasern auftreten und an Menge zunehmen , während ebenso allmälig das Fasernetz in die hyaline Grand- substanz des Knorpelkörpers übergeht. Diese Bildung findet sich bereits im Kehlkopf des Neugebornen. Aehnliche Struktur zeigt häufig die Spitze des Schneppenknorpels , wenn sie nicht durch ein wirkliches Gelenk , sondern durch eine biegsame Zwischensubstanz in den Santorini'schen Knorpel über- geht. Letztere besteht aus festem Bindegewebe, in welches eine Menge klei- ner zelliger Elemente, bald mit bald ohne Kerne, eingestreut sind. Diese Zwischensubstanz geht ganz allmälig nach dem Santorini^schen , wie nach dem Schneppenknorpel hin in Netzknorpelmasse über. Die gelben Faser- knorpel sind nach einem ähnliehen Princip geschichtet. Der Kehldeckel zeigt an der Peripherie eine schmale Partie mit faserarmer heller Grandlage und platten Zellen; an diese grenzt eine centrale Partie mit verworrenem Fasernetz und zahlreichen Zellenräumen , wie in den ächten Knorpeln. Die Richtung der Fasern geht quer durch die Dicke des Knorpels.*) In den mittlem Jahren', nach Porter gewöhnlich in den dreissiger Jahren, zuweilen schon zwischen dem 20. bis 25. Jahre, beginnt der Kehl- kopf normgemäss zu verknöchern. Die wahren Knorpel entwickeln Fasern in ihrer Grundsubstanz, die eine Fettumwandelung der Knorpelzellenkerne und eine Kalkinkrustation einleiten. Der Ringknorpel verknöchert zuerst in seiner dreieckigen Seitcnplatte über der seitlichen Gelenkfläche, sowie durch zwei kleine Knochenpunkte nach innen und aussen von der obem Gelenkfläche. Allmälig schreitet die Verknöcherung bis zum Bogen und bis zur^Lamina \orwärts, so dass der mittlere obere und der ganze untere Theil derselben nur noch knorplich ist, und auch der untere Rand der Seitenplatte, sowie der ganze Bogen, noch unverknöchert ist. In diesem Zustande findet *) Rh ein er, Beiträge xur Histologie des Kehlkopfs. Inanguralabhandlung. WÜFiburg 1853. Anhang. EntwickelongSTcrschieden Leiten etc. 197 man den Ringknorpel manolieher Kehlkopfe häufig. Spater verknöchert der untere Rand von der Mitte (der Seitenflache) aus; nach .vorn und hinten schreitet die Verknocberung am tangtamaten fort. Der Schildknorper ver- knöchert zuerst am hintern Rande und an den Hörnern, dann entstehen drei Verknöchernngspunkte in der Gegend des untern Randes, ein mittlerer, ein hinterer and ein vorderer. Durch Ausbreiten derselben verknöchert endlich der ganze untere Rand, namentlich in seiner hintern Abtbeilung, in einer Breite von einigen Linien. Wahrend nun von diesen Stellen aus die Verknocberung sich weiter von unten nach oben und von hinten nach vorn verbreitet , bilden sich in der Mitte jedor Platte , sowie am obern Rande und an der vordem Kommissur Knochenkerne und Streifen, die sich altmalig mit einander vereinigen, so dass im hohem Alter an jeder Platte nur noch zwei knorpliclie Stellen, die eine seitlich und abwärts von der mit einem aas einzelnen Kernen sich entwickelnden Knochensaum eingefassten Excisur liegend, die andere unter dem Theile des obern Rands, der von der Kon- vexität nach dem obern Promontorium zu liegt, befindlich und sich bis zur Mitte der Hohe der Platte herabziehend, übrig bleiben. Selten verknöchern im Greisenalter auch diese Partien noch. — Der Giesskannenknorpel hat einen im hintern Fortsatz gelegenen Verknöcherungspunkt, der von unten nach oben sich ausbreitet, den Stimmfortsatz jedoch unberührt lässt. Im Allgemeinen sind die Grade der Yerknocheriuiig des Kehlkopfs sehr ver- schieden. Bald ist nur um die Peripherie der Knorpelhoblen Kalk abge- lagert, bald ist schon lamelloser Bau mit rohrigen verzweigten Kanälen zu erkennen , bald spongioses , bald camentartiges Gewebe. Die übrigen Knor- pel oder Knorpelanhange verknöchern nicht. Die Knorpel des Kehlkopfs eines 63jahrigen Kastraten fand Grnber (a. a. O.) fiäromtlich ganz nnver- kDÖchert. Auch der weibliche Kehlkopf verknöchert entweder gar nicht oder nnr an kleinen Stellen. Engel fand an alten Weibern nur zuweilen den Schild knorpel etwas verknöchert Oleich wohl fand ich an einer in mitt- lem Jahren an einer Darmkrankheit verstorbenen Frau den rechten Schild- knorpel zum grossen Theilso caroentartig verknöchert, wie ich es selbst an männlichen Kehlköpfen nur selten gefunden habe. Im Allgemeinen sind die Ausgangspunkte der Verknocberung die An- satzpunkte der Muskeln, und es scheint die Uebung dieser (z. B. bei San- gern) die Ossifikation zu begünstigen und zu beschleunigen , wozu natürlich der vermehrte Zuflnss von Ernahrungsflussigkeit, sowie die NÜbe der grös- sern Blutgefässe auch mit beitragt. Nach Rheiner (a. a. O.) hat der Ring- knorpel in dieser Hinsicht keine Priorität vor dem Siihildknorpel. Das Volnmc»! des Knorpels nimmt in Folge der Verknöcherung zu. Gewöhnlich beginnt die Verknocberung in der intermediären Schicht der innern Ober- flache des Knorpels, und geht von da auf die peripherische und centrale Schicht nber. Bei Weibern und im Schneppenknorpel bleibt sie meist «of einer niedern Stafe stehen. Mit der Verknöcherung geht der Process der Rarefaktion und der Bildung eines alveolären Gewebes Hand in Hand. Man erblickt dann nach Entfer- nung der peripherischen Schicht in einem weitmaschigen oder feinzelligen Balkenwerke ein dnnkelrothes , gallertartiges Mark , das zumeist aus kleinen Markzellen mit spärlichen Fettzellen besteht, doch können auch letztere vorwiegen. Aach eine Rarefaktion durchErweichung kommt vor, wobei sich mitten 168 II* Stimm- und Sprachorgan. in der Knorpelsubatanz Hohlräume mit glatten oder unebenen nicht ver* knochernden Wandungen und mit farblosem iiiissigen Fett erfüllt vorfinden. Ausser diesen Strukturveränderungen treten als gleichfalls physiologisch anzusehende Vorgänge nach Rhein er die faserige und die kornige Umwandlung in den hyalinen Kehlkopfknorpeln auf. Erstere tritt am frühesten ein , im Schildknorpel schon nach den ersten 5 Lebensjahren. Die betroffene Substanz erscheint weisslich oder gelblich gefärbt oder gefleckt, erhält faserigen Bruch und auf dem Bruche seidenartigen , selbst iridisirenden Glanz. Die Faserbüsehel durchziehen die centrale Schicht der Quere hin- durch, verdenken die Zellen und werden später zu breitern bandartigen Streifen. Der Schneppenknorpel ist nur wenig zu dieser Veränderung ge- neigt, desto mehr zur körnigen Umwandlung, wobei die IntercoUularsub- stanz sich mit -einer dichten, feinkörnigen, hellbraun liehen Masse erfüllt und auch die Zellen später sich mit feinen Fettkörnchen und dergl. füllen. Diese Veränderung tritt auch in der Lamina cricoid. auf, wenn darin bereits die faserige Metamorphose begonnen hat. Ausser den Knorpeln des Kehlkopfs verknöchern im Alter auch di«* Knorpelverbindungen des^ungenbeins, die Luftröhren- und vieleBronchial- knorpel, wobei der Kanal sämmtlicher Luftwege um so weiter wird, je ver- breiteter die Verknöcherung, so dass in die Trachea zwei starke Finger ein- geführt werden können. Auch die Stimmritze wird bei Greisen weiter, gleichfalls im Verhältniss zur Verknöchern ng des Schildknorpels. Nament- lich ist die Glottis respiratoria weit klaffend,' und von der Glottis vocalis durch eine von den Stiramfortsätzen der Giesskannenknorpel bedingte Einen; gung getrennt. Die Schleimhaut und die übrigen Weichtheile des Kehlkopfs werden im höhern Alter anämisch, trocken, atrophisch: die Gelenkverbin- dungen straffer, unbeweglicher. Chemische Verhältnisse (nach Harless a. a. O. S. 509 ff.) Der Wassergehalt des Schildknorpels beträgt 70 — 507«> nimmt mit Zunahme der Jahre ab, ebenso der des Ringknorpels, der etwa 78-60% beträgt Ferner wiegen in früher Jugend die löslichen Salze in beiden Knorpeln, be- sonders im Schildknorpel vor, welches Vorwiegen aber im Ri^gknorpel länger und selbst progressiv dauert, als im Schildknorpel, wo das Verhält- niss sich früher umkehrt. Genau der Abnahme des Wassergehaltes entspre- chend nehmen im Schildknorpel die Aschenbestandtheile zu, wahrend beim Ringknorpel die G,ewichtsprocente mehr schwanken. Bei jenem stehen mit dem Gewicht der Asche die unlöslichen Salze in geradem, bei diesem oft in ungeradem (überwiegendem) Verhältniss, Sowie auch beim Ringknorpel die löslichen über die unlöslichen Salze vorwiegen, fast im Verhältniss zum Mehrgehalt an Wasser. Wir sehen also eine stetige Wasserabnahme mit wachsender Zunahme an löslichen Salzen ohne noth wendig gleichmässige Salzzunahme überhaupt: später gewinnen bei steigender Wasserarmuth und Salzzunahme im Ganzen die unlöslichen Salze das UebergewichU Die physikalen Eigenschaften der Kehlkopf knorpel stehen mit dco chemischen und histologischen Veränderungen derselben in Einklang. Das absolute Gewicht, von der Grösse und Natur der Massentheile abhängig, schwankt vom 9. bis 24. Jahre -beim Schildknorpel von 1,17 Gramme bis 9,37 Gramme, beim Ringknorpel von 0,65 — 6,82 ziemlich gleich- massig fortschreitend. Das Gewicht des Ringknorpels zu dem des Schild- knorpels verhält sich wie 1 : 1,03 (Weib von 24 J.), l ; i,80 (Mädchen Anhang. EntwickeiangaverscbiedenheiteD etc. IM TOD 9 J.), 1 : 1,91 (Mann 50 J), 1 : 1,50 (Mann 27 J.). — Das speci- fische Gewicht des rniverknocherten Schild knorpels ist 1,1, des Ring- knoipeJs 1,06 (etwa wie Bernstein), des verknöcherten Schildknorpels 1,25, Ringknorpels 1,20.— Die ahsolute Festigkeit des verknöcherten Schild- knorpels eines 50jahr. Mannes betragt (1 Quadratmillimeter Querschnitt und 1 Kilogramm als 1 genommen) 6,656 $ die des unverknoch. Schildknorpels 6,764, Ringknorpels 4,337. Ferner zeigt die rein praparirte Knorpelsub- stanz des Schildknorpels eine geringere Biegsamkeit, als der Ringknor- pel, anch eine vollkommnei'e Elasticitat. Die Resonanzfähigkeit der Keblkopfknorpel ist gering. Mögen sie verknöchert sein oder nicht, immer vermindern sie die Schwingungen fester Körper (z. B. den {Schlug einer Uhr), und zwar um so mehr, je grosser die Summe der Berührungs- punkte beider ist. Die Verslarkung der Stimmbändertöne durch den Kehl- kopf, an den sie befestigt sind , rührt daher nicht von der Resonanz der von den Bändern direkt ausgehenden Schwingungen her, sondern von der Reflexion der Wellen, welche von den Stimmbändern der Luft des Kehl- kopfranms iiberbracht werden (Harless a a. O.). 17« Messungen. Organtheile oder Räume. Männer Huschke Sogond ' Merkel 1 Harless Ringknorpel. Höhe derLamina cricoideae (in der Mitte) „ ditto „ (seitlich) Höhe des Areas in der Mitte . . Dicke am seitlichen Gelenkhöcker Dicke am Arcus in der Mitte . . Dicke der Lamina in der Mitte- Länge der obem Gelenk flächen Breite derselben Durchmesser der untern OeiTnung des Knorpels von vorn nach hinten ditto von einer Seite zar andern Breite von einem untern Gelenkh. zum andern Entfernung von der Mitte des obem Rands d. Bogens bis zur Mitte d. o. R.d. Lamina Querer Durchmesser 'am o. R. gemessen SchildknoTpel. Höhe auf der Medianlinie .... Tiefe der Excisur Höhe des Knorpels seitlich .... ditto hinten, ohne d. gr. Hörn . ditto im Niveau d.Tuberc. infer. Breite vom Pomum bis zum hintern Rand Länge des grossen Homs .... „ „ kleinen „ Dicke des grossen u. kleinen Horns . Abstand beider Tubercula superiora . „ ditto „ posteriora (an der Basis der grossen Hörner . . Von der Mitte des einen obern Rands zum andern Abstand der hintern Ränder über dun kleinen Hörnern — beider grosser Hornspitzen . . . — der Protub. inf. von der Spitze des kleinen Homs Winkel, unter dem beide Flügel sich vereinigen Kehldeckel: Länge desselben . . „ Breite, grösste . . . OieMkannenknerpel. Höhe am äussern Rand innem Rand Par. Linian 9'/,"' 10 2-4} 3 1 , 3 1'/ u V L. 10"" 3'/4 3% ly. 2'/. 3'/4 17. P. L. 12" 13 3'A 3'/4 i'A 2Vt 3 IV. 9 9'A 13'/, Milliiarlrr 29,9 Mm. 24,5 17,0 17,5 7 8% 6-9 5 6 6-7 U 13 12—14 14—16 13 14 1«^ 18 15 18 34,4 7 8 8 3 4 4-5 lY,-2 17»-2 2—2', 21% 19% 46,8 33,5 16 33,5 15-17 8 80" 17—18 1" >i 8% 6'/,| 5V, ö 9t) sy. Messnngeo. 171 H.e. Weib er S. P. L. P L. gt« ««/, '" «'/.•" «V. 9«/, .9'/. 3y. 2'A 2% 3 SVt 3 V4 1 1 1 2 2'/. 2Vs 2»A 3 1% !•/» 1% 6 7% 5 10\ 10'/, 5", 6 5V. 3'/, 4 3-4 » . 10 87, 11 « 10% 10 "'„ r 13% 11—12 4 6 6 2'/. 3 3-4 1'/. 1 V/y-lV. ! 1 2-2% 15 12% 6 4 6 4 s/ /4 12 13—16 100-120» I 8 8+) 6 Xmder Merkel P. L. 6"* 5'/, »% »V, 1% 1'/. .1 3% 3'/, 4 l%-2 6 8V4 6 9 3+) 3 1 11 7V, 10 Kurve 4'/4 3% 2% Kaitrat Gruber Bemerknagen. p. L. 9 '•• 3 3 IV, 2% !'/• 8 10 12 6 3% 15t) 11 12 6 3 Segond*8 Angaben siod DorchschnilUzahlen ans 7 weibl. and 4 männl. KehU köpfen. — Graber's Anga- ben beliehen sich nur aaf 1 Kehlkopf. — Die meisten der einfacbeir Angaben snb mbr. Männer(MerkeY) beziehen sich auf den Kehlkopf eines Te- nortängers (O. L.) t) mit dem grossen Hom. jf) fehlt xQweilen an einer Seite ganz. 10 12 8 6 4 f ) indas. des Santorini'schen Knorpels bis zam Ci^itulam in der Lage. 172 Meaaungen. Qrgantkeila oder Bäume. w^mmm Männer Huschkc Segoiid Werkol l Harless Giesskannenknorpel. Entfernung des äussern und vordem Winkels von einander .... Breite der hintern Fläche in der Mitte Breite der Innern Fläche an der Basis Hohe d. Knorpel« von der Gelenkfl. au« Abstand vom obern Rand d. Rinj^knor- pels bis zum Capitulnm Santor. . Abstand beider Process.post. von einander Santorini'scher Knorpel» Länge . . Apertur des Kehlkopfs , Breite . . Abstand der £piglöttis vom Capitul. Wrisb Abstand des Pomum vom Capit. Wrisb. Stimmritse : Länge der ganzen . . Stimmbänder, Länge derselben . . „ Breite bis zum Grund der Veiitrikelrinne Weite der Stimmritze (Glottis vocalis) ditto (Glottis respiratoria) . Grösste Spannung der Stimmbänder von 6%'" Länge Ventrikel: Länge desselben . . . ^ Tiefe deBselben vom Rande des ' Stimmbands bis in den Grund der Ausstülpung „ ditto „ . • . . Länge d. Apertur eines sehr tiefen Bunds. Durchmesser der Luftröhre über d. 1 .Ringe Länge des 1. Luftröhrenrings . . . Weite der Luftröhre eines Ijähr. Kindes von vorn nach hinten Von der vordem Insertition der Stimm- bänder (oberer Rand) bis zum Anfang des Ligam. conicum I'ar. Liuieii. 6'/,'" 3 3 T 11 1—2 2 I». L. 2% P, L. Millimeer 7-9 11 V. 10 2'/, 4V,*) 18*) 10-11'/, 2 1V.-2 H 8 5 '/.linkst)} 7V« rechts! 4'A5%*) 2'A 10'/, 12 ll,4Ba.Js 23,4 Si- le. 29,S 18,7 uiiiiiiii. 23 mMsia. Die 4 Seiten der Membrana quadrangularis bei massiger Anspannung (1 = obere, 2 vordere, 3 un- tere [zugleich Länge des obern Glottisbands] 4 hintere Seite), in Par. Linien bestimmt. 1. Männer 2. 3. 4. 8 13 9 6 8 U% 9% 7'/, Metsnngen. 17t FT. e. Weiber P. L. 2't 2'/. 2% \ Vi. P. L. I I 3 I 2V. I V. I.. 4V, ' ' 6 5-6 9 9 3V.-4 8 & i'A 2 6 3% Kinder ! Kastrat Merkel G ruber Bemerkoiigeii. P. L. 2Vj '" 3-4 3V,-5 2 2V, 2'/,- 3 l 4 2'/, 6V. lOV, 3 P. L. 6- 2V4 3V. 5 2 I*) 2 V9 bei einem Tenoreinger, I A))^ bei einem Phthisicot. ^3 •) bei demselben Tenors. 9 6-5'/ 9 I-IV4 2 6 *) nnr einerseits. ^0 bei obigem Tenors. Bei diesem betrog der Abstand des Ventrikelgrands vom Capit. Wrisb. 1". *) bei einem Pbthisicus. Weiber 1. 2. 3. 4. 8 13 6 7V, 7 liy, 5 5 1. Kind 2. 3. 4. 2V, 5V, 2»/, 3V, 174 I^- Stimna* und f^prachorgan. Das Ansatzrohr. Unter Ansatzrohr des menschlichen Stimm- nnd Sprachorgans haben wii alle die Räume zu verstehen , welche zwischen Kehlkopf and Mund-Naaen- ofPnung liegen , und in welchen der im Kehlkopf gebildete Ton weitere Ver- änderungen erleidet oder zu letzterem neue Schallphänompne hinzugeßgt werden. Wir betrachten die hierhergehörigen Organe lediglich ans dem Gesichtspunkte der in denselben vorgehenden Schallphänomene, werden daher die übrigen Funktionen, welche dieselben ausserdem zu erfüllen haben, unberücksichtigt lassen , und aus diesem -Grunde auch bei der Anatomie Manches übergehen oder nur oberflächlich berühren, was für die Theorie des Schlingens u. s. w. von Wichtigkeit ist. Aus gleichem Grunde finde ich mich auch einen vom hergebrachten etwas abweichenden Gang in meiner Beschreibung anzunehmen und einzuhalten veranlasst. Das Ansatzrohr zerfällt nach unserer Betrachtungsweise in das Fang- rohr, in die beiden Ausstromungsapparate, von welchen der obere durch eine Scheidewand in zwei Abtheilungen getheilt ist und mit verschie- denen Resonanzapparaten in Verbindung steht, und in die Absper- rungs- und Schliessungsorga.ne. Das Fangrohr entaprioht so ziem- lich dem von den Anatomen sogenannten Pharynx öder Schlundkopf, der obere Ausstromungsapparat begreift die Nasenhöhlen mit ihren Neben hohlen, der untere Ausströmungsapparat dieRachen*)'>Muudhöhle nebst dem Backen- Lippen Vorraum , und die Absperrungs- und Schliessungsorgene sind der Kehldeckel, der weiche Gaumen, die Mandeln, die Zunge, die Backen, und die Lippen. A. Das Fangrohr oder die Fangiinne, Tubus phonolepticns. (Fig. 53.) Den Namen Fangrohr habe ich für diese Abtheilung des Ansatzrohrs deshalb gewählt, weil sie die Aufgabe hat, den aus dem Kehlkopf emportre- tenden tönenden Luftsfrom aufzunehmen, bevor er weiteren Veränderungen unterworfen und ausgeführt wird. Der gewöhnliche Ausdruck Schlundkopf passt für unseren Zweck deshalb durchaus nicht, weil derselbe lediglich auf das Schlingen Bezug nimmt, und weil sogar unser Fangrohr wesentlich andere Begränzungen hat, als der Schlundkopf nach der gewöhnlichen Anatomie. Das Fangrohr steht senkrecht auf dem Kehlkopf und reicht von der obem Apertur des letztern bis zum obern blinden £nde des Schlundkopfe an der Schädelbasis und hat von unten bis oben bei mittlerer Keblkopfstellnng am erwachsenen Menschen (z. B. bei mir) eine Länge von nngeföhr 4 Pariser Zollen, welche jedoch durch die Bewegungen des Kehlkopfs sich vielfach ändern kann. Es liegt seiner ganzen Länge nach vor den von einigen dünnen Muskeln theilweise bedeckten Körpern der V/^ obem Ualswirbelkörper, sowie dem Ligamentum obturatorium atlantis und dem Theile der Pars basilaris des Hinterhauptbeins. Das Fangrohr ist kein Rohr im eigentlichen Sinne des Worts, sondern mehr eine Rinne, die wohl einen vollständigen Boden und grösstentheila geschlossene Seiten wände hat, aber vorn für gewöhnlich nur höchst unvoll- ständig bedeckt ist. Nur wenn durch Herabziehung des weichen Gaumens *) Vestibulnm pharyngis medium Tourtnal (p. 75.) Das Fangrohr oder die Fangrinoe, Tubus phonolepticus. ]7t gegen den ZnDgeorüekeii die hintere Mundöffauug geecblosMn ist (and m sieb die aogen. Kfuhenböhle mit dem Fangrohr Tereinigt bat) kaon naa eiiug«raiaaa«eo vou eiDem Kohre reden, das aber aucb dann nacb ubeD Toa den Choanae nariiun durchbrochen isL Aber nirgens im gansen VerJanfs ist daa Fangrohr ein in sieb abgeschlossener Cylinder, wenn man nicbl die Hiaterwaitd des Ganmeosegels als Vorderwand des Fangrobrs beteackten will. Da diese Rinne senkrecht slehtj, so ist ihr Boden nach hinten gekekrl, ibre anrollstäDdige Decke nach vorn. Will man diese Decke oder vordere Wsad einigermaassen begrciizeu, so kann man es nnr thun, indem man die Ränder der Oeffnnngen, welche in das Fangrohr einmünden, mit einigen Linien unter einander verbindet. Auf diese Art findet man, dass die Tiefe des Fangrohrs im untern Ende beim Manne etwa *>—T", in der Mitte (auf der vom obern Rande der Epiglotlis zur Spitze der Uvula gezogenen Linie) im Indifferenzzn8t;inde etwa 5 - 6'", von der rückwärts gesogenen Zungen- wnrzel bis aur Hinl«rwand etwa eine Linie mehr, und oben am Uewülbe (nach H uscbke) 10" belrägL Diese Abstände andern sieb jedoch bei den verscbiedenen Bcwegnugeii der die Vnrderwand bildenden Organe sehr viel- fach, wie wir später sehen werden. Im Allgemeinen ist also die Tiefe des Fangrohrs an seinem obern Ende am grössten, in der Mitte am kleinsten. Die Breite des Fangrnbrs ist duichweg beträchllicher als die Tiefe. Da wo die untere Forlion aufhört (in der Gegend des Zungenbeins), ist sie am gcussten, IG— l>j"'; in der Mitte (hinter der Racbeucnge) am geringsten. 17C IL Stimm- and Sprachoi^an. Tiftch Hoschke trar 10"'; wogegen sie am obem Ende wieder bis aaf 13 bis 14'" anwächst — Nach diesen Angaben kann man sich vom Ranmin- halte des Fangrohrs eine ungefähre Yorstellang machen. Derselbe erscheint in der Mitte am geringsten, nnten etwas grosser, oben am grossten. Die W an de des Fangrohrs sind 2 — 3'" dick , bestehen innerlich ans Ober- haut (Pflasterepithelinm aaf Pars isthmica and laryngea, Fltmmerepitheliiim auf Pars nasalis) und Schleimhaut, worauf eine Zellhaat, dann eine Muskel- haut und endlich ein dichtes Zellgewebe folgt , durch welches das Fangrohr sich an die Hals Wirbelsäule locker anheftet Ausserdem sind an mehrem Stellen Sehnen- und elastische Fasern reichlich eingewebt Auf diese Weise erhält das Fangrohr eine xiemliche Festigkeit, Ausdehnbarkeit und Be- weglichkeit Die Organe, welche dem Fangrohre als Anheftungspunkte dienen und zugleich das Zusammenfallen desselben verhüten, sind theils bewegliche: der hintere Theil des gcsammten Kehlkopfs, namentlich die Seiteudacben und hintern Ränder des Ring- und Schildknorpels, die Horner des letztem, die seitlichen Partien des Idgam. hyo-thyreoideum, die Homer des Zungen- beins, die Unterkiefer, die Zunge, die Backen und die hintern Gaumen- bogen; theils unbewegliche, stabile*): die Innern Flügel der Flügelfortsatze des Keilbeins, die knorpeliche Eustachische Trompete, der vordere Theil der untern Fläche des Felsenbeins, die untere Fläche des Zapfentheils des Hinterhauptbeins und der zwischen beiden Knochen liegende Faserknorpel, endlich die Korper und Zwischenknorpel der obern Halswirbel. An diesen festen, knöchernen und knorpeligen, zu einander unbeweglichen Organen hängt das Fangrohr, wie ein Beutel, der vorn aufgeschlitzt ist, herab, und wird nach unten durch das Zungenbein, wie durch einen Ring, ansein- ander gehalten und vor dem Zusammenfallen gesichert Die Bewegungen oder Raum- und Form Veränderungen am Fangrohr sind theils von aussen bewirkte, passive, theils durch eigene Fähigkeit her- vorgerufene , aktive ; erstere können in einer Erweiterung und Hebung, oder in einer Zusammendrückung, oder in einer Verlängerung, Herabziehnng bestehen ; letztere sind immer von Verengung und Verkürzung der beweg- lichen Theile des Fangrohrs und gleichzeitigem Heben der am untern Ende hängenden Organe begleitet Von diesen Bewegungen, sowie den dieselben vollziehenden Organen und sonstigen Motiven werden wir weiter nnten im Einzelnen sprechen, wenn wir zuvor das Fangrohr seiner innern Flache nach genauer kennen gelernt haben werden. Wir wollen zu diesem Behufe das Fangrohr in drei Stucke eintheilen , in den Kehlkopftheil , den Rachentheil und den Nasentheil. I) Kehlkopftheil, Pars laryngea tubi phonoleptici. (Fig. 54. h— /.) Mit diesem untersten Theile des Fangrohrs machen wir billig den Anfang, weil die im Kehlkopf gebildeten Tonwellen in diesen Theil zuerst eintreten. Der Kehlkopftheil des Fangrohrs begreift den in seinem Durchschnitt drei- eckigen Hohlraum , der über und hinter der Apertur des Kehlkopfs, beson- ders zwischen dem Kehldeckel und den Sinns pjriformes, sowie den Giess- kannenknorpelmuskeln selbst liegt. Begrenzt wird er nach unten Tora *) D.h. voraasgesetzt, das der K<^f eine anverruekte mittlere Stellung zar Hals- wirfoelsanle angenommen hat. KehlkopAheil des Paogrohrs. ]77 ZuswiimenBtoaa der hiotern Kehlkopf -Scfaleinihftut, dn wo sie den obern Rand der LuDioa cricoidefte überiieht, mit der Schleimluiut der Hinterwand des Schlundkopfs; (jk) nach oben vod einer Linie, die man tich etwas über und hinter dem obern Kehldeckel ran de aiu Pharynx gezogen denken mag (/). Die Seiieofläcbeu werden von dem ii oern Ueberzuge des hintern obei TbciIsbeiderSchildknorpelpIatlcn nud ■^^??-^ '■■'*--.'fr*',-.J~ ^ /, / dem Lig. hyo-lbjreoid. poslicum und .', '' ~x > tfaeilwciae lätenJe (membr.obturatoria) ' >■'«. \ -*' gebildet; sie werden oben von den -i üümem des Zungenbeins , nnten von / der Binne des Sinns piriformis be- grenit. Die vordere Grenze wird vom Lig.gloflso-epiglotticum laterale (Fig. .1.). g) und der Plic« byo-epigl. externa (i) beiderseits, and vom obern Rande deshervorstebendenTheilsderEpiglot- tis (54. k) selbst gebildet. Die Hinlsr- vand dieses Raums wird von der twi- sehenden DbemUürnernn.oberQFur- tioaen der beiden hintern Ränder des ScbildknorpeJs, so wie zwischen bei- den Ligg. hyo-thyreoidea poslica und zwischen beiden Zangeobeinküpfchen ■osfEeapanitten PurC des Schlundkopfs «large8lellt(Fig.72.fn o). Zieht man die rom obernKpigloltisrande und den seit- lichen ZungeQ-Kebldeckelbündern ge* bildete Linie in derKicbtnng der Kehl- deckelstellung nach oben and hinten bis zur binlern Wand des Fangrohrs zur Fläche aus, so bekommt man die obere Fläche oder das Dach dieses Hoblraams, während der Boden des* ''' selben von der Kehlkupfsapertar, den Sinus pyrifitrmes und den Oiesskan- oenmaskehi gebildet wird. Demnach wird der Kehlkopftheil des Fangrobra »eillich von l irregulären Dreiecken, hinten von einem senkrecht, obeu von eineiD schief nach oben und hinten, unten von einem schief nach unten und hinten stehenden Parallelogramm begrenzt. Mit der Regel massige it dieser Dreiecke und Parallelogramme darf man es natürlich nicht so genan nehmen, su wie auch die Fläche des anterti Par Allelogram ms oder der Bo- den des in Rede siehenden Raums weit entfernt ist, eine Kbcne zu bilden, indeio derselbe an den Seiten vertieft, in der Mitte erhaben ist. Im Allge- meinen können wir jedoch, was die Dimensionen dieses Raums anlangt, annehmen , dass derselbe beim Mauike von der Mitte des Körpers der massig gehobenen Kpigloltis an bis zur Hinterwand 9 bis 1 0 ", von der Kima glouidii pualerior bis ebendahin 5" tief, an der Ilinteriläche in der Mitte IS— 30'" hoch, uiid lA — IG"- breit ist. Vom Keblkopflbeil des Schlundkopfs (Tour- lual Cap. a.) unterscheidet er sich dadurch, dass die untere, zwischen La- niina cricoideae und hinterer Fharyoxwand liegende Abiheilung des erstem 12 178 It. StimAi- find Sprachorgaki. fehlt, weil sie wahrend aller phoni8<;)ieii Vorgänge geschlossen und dem* nach für unser n Zweck gar nicht vorhanden ist. Was wir den Boden des Kehlkopftheils des Fangrohrs genannt haben, ist, wie jeder auf den ersten Blick einsiebt, keine wagerecht liegende Ebene. sondern eine sehr ungleiche, theil weise mehr senkrecht als wagerecht Hexode, und von einer grossen Oeffnung durchbrochene Flache, wie sie von den rückwärts sehenden Theilen' des Kehlkopfs, mit Ausnahme der Lamin« cri- coideae, gebildet wird. Von der erwähnten Oeffnung, die bekanntlich die obere Kehl kopfmündung, darstellt, und wie wir wissen, von dem Kehldeckel, den Plicae ary-epiglotticae, den Spitien der Gartilagg. Wrisborgianae et Santorinianae , und dem Ligamentum interaryfaenoideom umgränat wird, wollen wir hier nicht weiter sprechen, sondern nur das Eine uns ins Ge- däcbtniss zurückrufen, dass das Niveau dieser Apertur die erhabenste Por- tion des Bodens des Fangrobrs darstellt, -von welcher aus zu beiden Seiten derselbe sich zu zwei geräumigen tiefen Buchten herabsenkt, welche Toor- tnal*) die birnformigen Gruben, Sinus pyriformes, genannt faaL Diese entstehen dadurch, dass an jeder Seite die Schleimhaut, welche die äussere Fläche der zwischen Giessbeckenknorpel und Kehldeckel ausge- spannten Membr. quadrangularis überzieht, nach aussen vom untern Yeatibo- lum (dem obern Kehlkopfraum) sich bis nahe der hohlen Seite des Schild- knorpelwinkels einsenkt und rückwärts sich wendend die breitere hiotere Hälfte der innern Flache des obern Theils der Schüdknorpelplatte und die innere Seite des obern Horns derselben bekleidet, und an dem von der Membrana obturatoria ausgefüllten Räume zwischen dem obern Schild- knorpelrande und dem Zunge ubeinhorne zur Plica pharyngo-epi^ottica (von welcher wir bald genauer sprechen werden) sich hinauferstreckt« Die Seiten wand des Fangrohrs ist in diesem Zwischenräume wegen des Mangels an Muskelfasern (nur einige Längonfasern sind hier vorhanden) und wegen der hier sehr, schwachen Gefässhaut sehr dünn. Sie wird jedoch zuweilen im vordersten Tbeile zunächst dem Kehldeckel vom äusseren Rande des (sonst nur einigen Raubthieren eigenthümlichen) Musculus hyo-epiglotticus bedeckt. Da, wo die Membrana obturatoria in dasLigam hyo-thyreoideum medium übergeht, geht der innere Schleimhautüberzug am Sichelrande des Lig. hyo-epiglotticum (55. /)zum Kehldeckel über. Diese Falte, in welche die Plica pharyngo-epiglottica (54, d) nach unten ausläuft, bildet nebst dem abwärts von ihm unter einem fast rechten Winkel divergirenden Liigam. ary-epiglotticum (Fig. 56. /*.) die obere und innere Grenze des Sinus pyrifor- mis. Die grosstc Tiefe dieses* Sinus (Fig. 54. auf der Doppellinie zwischen t und k) neben der Spitze des Giessknnnenknorpels (Gapitulum Santorinii beträgt im erwachsenen Manne nach Tourtual 6'", die grosste Breite am oberen Schildknorpelhorne 6 '/.^ '"• Erstere Dimension fand ich vom C^itu- luiu Wrisb. bis zum Grunde an einem Tenorsänger 9 '", die andere 1 **' be- tragend Nach unten und hinten verschmälert sich der Sinns pyriformis, und gebt neben der Insertion des 'Muse, crico-arytaenoideus posticus in eine fladh gebogene enge Rinne über, unter welcher der Nervus laryngens infe- rior liegt, und durch welche die im Sinus sich ansammelnden Flüssigkeiten in den untersten Theil des Schlundkopfis geführt werden können. Diesen Kanal scheint Tourtual als den Stiel der Birne angesehen zu haben, als er •) a..a. O. S. 81. Kehlkopfiheil Aes ^angrohrd. l7d aaf die Idee kam, den ganzen in Rede stehenden Raum Sinns pyriforrois za nennen. Die Schleimhaut dieses Sinus ist ziemlich dnnn , wird im Cadaver bald rnnzlich, und hangt allentbulben daroh schlaffes Bindegewebe mit dem Perichondrium des Schüdknorpels und dem Muse, thyreo-cricoarytaenoideus zusammen. Sie ist rother, al»die tiefer liegende der Sohlundkopf- Speise- robre, weil sie fortwährend von der atmosphärischen und expirirten Luft getroffen wird. Von den wenigen ScbleimfoUikeln , welche sich in ihr finden, ist nach Tourtual eine einzeln stehende, ovale, in der Tiefe der Grube an ihrer innem Wand nahe dem äussern Rande des Giessbeckenknorpels häufig vorhandene von ansehnlicher Grösse. Durch die verschiedenen Bewegungen desGiesskanuenknorpels u.des Kehl- deckels werden die Dimensionen des S. pyriformis vielfftch abgeändert. Wenn die Stimmi itze und die Kehlkopfsapertur sehr verengt werden , wird der Sinus weiter; bei hastigem, gewaltsamen Ausathmen dagegen, so wie beim Söhrei, wenn also die Giesskannenknorpel von einander und rückwärts gezogen wer- den, wird derselbe enger, zugleich aber auch von vorn nach hinten etwas tiefer. Die Funktionen des Sinus pyriformis sind folgende. Er bietet den im Fangrohrsich anlegenden, aufwärts nicht forderbaren Flüssigkeiten einen Sammelplatz , in welchen sie abfliessen können ; zweitens bildet er aeiner Form und Lage nach einen geeigneten Fang- oder Aufnahmeort für die neben- berstreichenden und sich um den Rand der Plica ary-epiglottica beugenden lind daher für die gesammte Schallprod aktton verlierbaren Schallwellen. Er fangt sie auf und wirft sie dermaassen zurück , dass sie in grösster Schnel- ligkeit richtig in den Hauptstrom wieder gelangen. Diese Nachhülfe ist nun aber gerade dann von Bedeutung, wenn die Stimmritze sehr eng ist nnd wenig Schallstrahlen durchlässt, und gerade dann ist der Sinus am weitesten und wirksamsten. Umgekehrt, beim Schrei, wo die ganze Glottis weit auf- gesperrt ist,. ist fast der. ganze Sinns verstrichen oder zusammengedrückt, weit er nicht nöthig ist. Ausserdem bietet der Sinu^ pyriformis auch dem in den Spalt zwischen der Schildknorpelplatte, dem inneru elastischen Kehl- kopfsüberzuge, dem Stimmfortsatz und der untern Portion der äussern Fläche des Giesskannenknorpels und dem obern Rande der Seitenplatte des Ring- knorpels eingedrängten Muskel apparate einen bequemen Ausweicheplatz nach oben, wenn sie bei ihrer Kontraktion anschwellen müssen, weshalb auch der Grund dieses Sinus nicht unter ailen Verhältnissen auf gleicher Höhe steht Mit der bei jedem Phonationsvorgange dem Kehlkopf genäherten und der Lamina cricoideae sich luftdicht anschliessenden Hinter wand des Ansatzrohrs ergänzt sich der Sinus pyriformis zu einem nach oben nnd nur theitweise 'nach innen offen stehenden Sack , und beide Sinus oder. Säcke fliessen in der Mitte über dem vereinigten,^ vom Muse, ary-arytaeuoideus bedeckten Giesskannenknorpel mit einander zu einer querliegenden, beiderseits aus- geweiteten, in der Mitte von vom her eingeengten, oben offenstehenden Bucht zusammen , welche den untern Theil der Pars laryngea tubi phono- leptici, den tiefsten des ganzen Fangrohrs bildet. In akustischer Hinsicht wollen wir diese Bucht deshalb , weil sie unterhalb- des aus dem Kehlkopf direkt austretenden Luffstroms liegt, und also, wie schon erwähnt, nur, gebeagtc Luftwellen aufnimmt, noch besonders von der obern Abtheilung der Pars laryngea tubi phouoleptici unterscheiden , welcher wir freilich keine bestimmten anatomischen Grenzen anweisen können, weil sie seitlich mit der obern Abtheilung des Sinus pyriformis zusammenfliesst, und nur vorn 12^ 180 II. Stimm« nnd Sprackorgan. von der Hint«rwand der Bpiglottia und den Randern der Keblkopfoapertur, also von sehr beweglichen Organen, hinten von einem gleichfalls onum- achreibbaren Theile der Rückwand des Fangrohrs begrenat wird. Denn e« ist der Theil des Fangrohrraumes, welcher von dem ads dem Kehlkopf ge- führten tönenden Luftstroro und zwar von den schief in der Richtung der Epiglottis ausstrahlenden und den an derselben gebrochenen Wellen desael- ben bis zu ihrer Zurückwerfufig an der Hinterwand des Fangrohrs , erfallt wird. Da wir also in anatoroisch-stereometrischer Hinsicht nichts Besonderes über diese Abtheilung, deren obere Granze wir im Allgemeinen bereits an- gedeutet haben, sagen können, so versparen wir das Weitere, was darüber zu bemerken ist, auf den physiologisch-akustischen Theil dieses Werks, wo dieser Kaum zu »einer vollen Geltung kommen soll. 2) Bachentheil des Fangrohrs. Pars isthmica tubi pbonoleptici. ,(Fig. 54. a-n- Dies ist der Theil des Fangrohrs, aus welchem die im vorigen Raum aus demKehlkopfaufgenommenejinnd zum Theil schon gebrochenen und gebeug- ten Schallwellen ganz oder zum Theil nach vorn, in die Mundhohle über- geführt werden , um mehr oder weniger artikulirt durch den Mund hervor- zukommen. Seine Grosse und Räumlichkeit ist ebenso oder noch mehr va- riabeK als die des Keblkopftheils; seine Grenzen liegen zwischen den Zungengaumen bogen und dem von denselben begrenzten hintern Theile der Zunge, und dem gegen überlie-gen den Stück der Hinterwand des Fangrohrs. Nach unserer Ansicht Hegt die vordere Grenze und Vorderwand der Pars isthmica im vordem Isthmus oder im Arcus glossopalatinus (6), so^rie in der nach unten anstossenden , nach hinten sehenden Oberiäehe des hin- tern und untern Zungentheils. Die obere Wand wird vom hintern Blaft des Arcus glossopalat., dem Zäpfchen (a) und dem Gaumense^ gebildet Aber nur, wenn das Gaumensegel aufwärts gezogen ist, kann von einer vollstän- digen, nndurchbrochenen obern Wand des isthmischen Fangrohrtbeils, welche einige Aehnlichkeit mit einem Kreuzgewölbe hat, die Rede sein. Im Indiiferenzzusland hängt das Gaumensegel, wie eine Suffite, in den obern Rapm der Pars isthmica herein, und nur nach vorn ist eine, der Hälfte einer gewölbten Kuppel vergleichbare Decke oder Dach vorhanden, der hintere Theil derselben ist zum grossen Theile offen oder durchbrochen. Ueberhaupt wechselt also die obere Grenze der Pars isthmica nach der Stellung des weichen Gaumens. Ist derselbe aufwärts gezogen, so liegt sie höher, hängt das Gaumensegel beruh ^ so rückt sie gleichfalls tiefer herab. Immer muss aber das Zäpfchen und die angrenzenden Theile der hintern Rachenenge als obererer Grenzpunkt oder als Kuppel der obern Wand des Rachentheils des Fangrohrs angesehen, und die Dimensionen der Seiten- wände und der Hinterwand damit in Uebereinstimraung gebracht werden. Bei vollständigem Aufzug der Gaumendecke ist die Pars isthmica durch den hintern Rand desselben und das Zäpfchen fast vollständig, bei gleichzeitig zusammengezogenem Velum palati ganz und gar von der Pars nasalis ge- trennt, und hat dann seine grösste'Länge und Räumlichkeit, deren sie fähig ist, erreicht. Die Hinterwand beginnt auf der zwischen beiden Zungen- beinköpfchen gezogen gedachten Linie und erstreckt sich in etwas abneh- mender Breite bis zu der dem Zäpfchen gegenüberliegend gedachten Linie. Einen grossen Theil dieser Wand kann man an sich selbstmit Augen übersehen. Rachentheit Atm Fangrobn. 181 Die UDtereGreocfliche der Pars islbmic», der Boden derMlben Fig.S.I.^), isl in> Lichten so liemlich ov«l-rand , und bei horiioDtal slrhead«r Epiglottis aach ao leidlich eben, obwohl sie einigt- Erböhnngen und Vertiefangen bietet. Sie wird nämlich vom Zungenbein und der Hinlerwand des Fangrnbra b«- grenst. In diesem Raoroe lif gen folgende Organe und aonslige tiegenalände, aus welchen aich der Bodeo der Para ieihmtcti suaamuieMsetsl. I) Epiglollis Hg. 55. (Ahli) nctst dpm unter di-m Schieiuibautöbenuge belegenen Ligani. hyo- «piglotlicuni medium und die beiden Ligamenla byo>epiglotlica laleralia (i i^. Von diesen Organen ist bt-rfils an den entsprechenden Orlen die Rede ge- wesen. 2) Lig. gl o9SO-ep igln Iti cum medium (.)/', ßc), eia senkrecht in der .MilU'Hinie des hinleraten (die Vorderwand des untern Ranme der Pars isthmica bildenden) Zungenthei'ls vnn dessen Scbleimbaut aus bis zur Vor- derwand des milllern Theils der Epigluttis gehendes sehniges, halbmond- tiirmiges, nicht elaüriscbes Band, das auch Frenulum Epiglollidia genannt wird, und etwa %" Inug und in der MiOc 3'" breil ist: nach vorn tu hängt es mit dem Ligg. byo-epiglotlicum medium Eusainnien. *) 3) Ligg glosso- Hpiglottica laleralia (.1 7^] welche ebenfalls ste senkrechte Falten die darüber liegende Schleimhaut vorspringen lassen, und in einer wenig von der des Mittlern nach vorn- divergirenden Richtung etwa '/s" seitlich von dieiiem mittlem Bande eiilferni ÜFgen, und die beiden Seitenkanten des Kehldeckels gleichförmig gegen die Zungenwurzel angezogen erhallen.**) 4) Zwischen den Ligam. JateraliB und dem Medium entstehen beiderseits auf diese Art zwei Gruben, Valleculae nach Tourtual, (Fig. 55. Ahh), von ziemlicher Tiefe, deren Boden nach vorn von der Hinterfläche des Körpers des Zungenbeins, nach unten und hinten von dem obern Rande des Schild- knorpela (bei bochaufgezogenem Kehlkopfe) festen Halt bekommt. Je nach der Entfernung des Zungenbeins vom Kehlkopf werden daher diese Groben ■) Nach Cowper enthält dira Band Mutkdfiuem, die er al« M. gioHo-epiglot- ticnj bef>;hreibt and abbildet; 9. Fig. 71. ' —) Diese Bänder werdaa bei Hu ich ke nur bei d«rBeiehreibani; dei Kehldeckels kU mittleres und ■eitlichei oberfläahliuh erwäbnt, deigUichen bei Bock o. Hyrtl; genauer beiebrieben habe ich (ie noch nirgends gafanden. 188 II- Stimm- uud SpravhorgMu. bald Beichter <■ bald liefer auBfallen oiÜMpn, so wie sich auch ihre Länge je nach dem Abstände des Zungenbeins und Zungt^nrückeiis von der Epiglollis sehr ändern muae. ä) Endlich geht uucti noch von den äeitenrändcrn der Epiglottis, von ziemlich derselben Sielle aus, wo die Ligam. glustto-epiglot- tica lateralia aicb anheften, seitwärts, etwa in eini-m rechteu, doch variahelo Winkel von diesen ab, uach dem Capiiulum des grossen Zungenbein hörne in, ein Ähnliches Schleimhaulband (.'li), das wir xum Unlerschied von den übrigen Plica hyo-epiglottica externa nennen wollen. Natürlich kommt diese Falte nur bei liohem Zungenbeinstande zum Vorschein, bei lieferen! verstreicht es. Den hintern sichelför- förmigen Rand des ans bereit« bekannten Ligam. hyo-epigiotticum beklei- det eine von oben ziem- ; lieh senkrecht hprabkom- mende Schleimhautfalte ; {Fig. .56-/"), welche mit . diesem Bande tlTif den ■f Seitentheil der Vorder- i fläche des Kehldeckels ' herahtritt und in deren I SchleimhautüberzDgeen- del. Tourtual") nennt sie Rachenkehl- deckelfalte, Plica pharyngo - epiglotlica. Diese Falte , welche man an sich selbst mittels eines Spiegels oder an einem Andern sehen kann, wenn man künst- lich die Bewegungen xum Brechen erregt, wo sie sich neben dem hintern ^.. jju Qaumenbogen rorwul- stet, aber zur Verengung des sogen. Isthmus posterior nicht mitwirkt, gehl seitwärts nach aussen sich kmmmend ium hintern Gaunienbogen , und danu parallel mit demselben aufwäHs, und kommt su mit der der andern Seite oben an den Seitenräu- dern des Zäpfchens zusammen. Beide Fallen bilden nach Tourtual die vordere Grenze zwischen dem Rachentheil desFangrobrs und dem Vor- räume desselben. Ihre Länge beträgt hei gehobenem Gaumen nach einer an mir vorgenommenen ungefähren Schätzung etwa Ifi'". Unten an der Epiglottis stehen sie etwa 6 — 9'" auseinander, in der Mitte divergireo sie von einander, so dass beide zusammen einen Ring bilden. Eine nolhdürflige Abbildung derselben findet sich bei Bidder"), obwohl derselbe diese Falte •1 B. a. O. S. 74, 75. ") Meue BeobachtaDgea über di« Bewegungen des weichen Qaammii etc. Flg. 3. Racheniheil des Fangrohrs. 18S gar nicht beracksichtigt hal. S. Fig. 65. p.) Man siebt danms, dass diese Falten für gewohnlich nebst dem daxwischen liegenden Kehldeckel and dem Zäpfchen einen Ring bilden , in dessen Apertur beide genannte Organe ontett ond oben einigermaaasen hineinragen. Bei mehrern phonischen Vorgangen« noch mehr beim Schlingen ond Brechen, wird aber diese Ringforu förmlich zerstört oder zerbrochen , indem die Pfeiler des Schlnndganmenbogens sich an der Hinterwand des Fangrohrs fast bis zur Beräbrnng nahern , and so ▼on den Plicae pharjrngo-epiglotticae sehr divergiren oder einen Winkel sa denselben bilden. Toartaal, welcher dieses Verhalten des Schlandgaomen- bogens noch nicht kannte ^ legt auf diesen schräg liegenden ovalen Ring, der nach ihm 1" 3'" Lange und 13'*' Breite haben soll, grossen Werth. Nicht der Isthmns faacinm (vom Zangenganmenbogen gebildet), sondern dieser dahinter liegende Ring ist seiner Ansicht nach der wahre Eingang von der Mandhohle in die eigentliche Höhle des Pharynx , daher er ihn die hintere Rachenenge, Isthmus faucium posterior, im Gegensatze zu der, unten, wo der Abstand beider von einander am breitesten ist, 1' 4'" von ihm entfern- ten, vordem Oeffnang (als dem vordem Isthmus faucium) benennt. Den keilförmigen Zwischenraum zwischen „betden Jsthmis^' nennt er den mitt- lem Vorbof des Schlundes, Vestibulum pharyngis medium (Fig. 56. zwischen abf)- Dieser wird begrenzt nach unten von der Zungenwurzel, dem hintern Zangenband , den Valleculae und den vordem Theilen des Kehl- deckels, oben von den beiden Vertiefungen zwischen den freien Randern des Gaumen Vorhangs und dem Zäpfchen , seitlich vorn von dem Seitentheile der vordem Gaumenbogen und den Ra^ihenkehldeckelfalteD , zwischen bei- den von einer oben sich verschntaternden flachen Bucht der Schlundhant (e), in welcher die Mandel ((/)und unter ihr zunächst der Zangenwurzel ein dichter Haufen Schleimbälge liegt , und die hinten in die Vallecula sich herabsenkt. Gegen diese Beschreibung TourtuaTs habe ich zaerst einzuwenden, dass sie za sehr nach dem Kadaver oder gar nach dem ausgeschnittenen Präparate kc^irt ist, wo der Zungenrücken freilich eine andere Lage annimmt, als er im Leben hat: die Zunge wölbt sich im Leben unter allen Verhältnisse'n tief von vom nach hinten in dies Vestibolam hinein, so dass von der untern Abtheilung desselben wenig mehr als eine im senkrechten Längendurch- schnitt keilförmige oder dreieckige, nach hinten und oben offene Spalte übrig bleibt, die von anten und oben zwischen die Epiglottis nebst deren Bändern und die Zungen wurzel hineinragt, und vorn am Zongenbein mit ihrer scharfen Kante endigt. Zweitens ist der Name anpassend gewählt, da sobald die dies „Vestibulum'^ seitlich konstruirenden Apparate in der Eigen- schaft als Schlingorgan fnngiren, das ganze Vestibulum bereits zum 'Pharynx gehört, indem es, wie wir später (bei Besehreibung des weichen Gaumens) sehen werden, keinen hintern Isthmus faucium im Sinne Tourtual's giebt, sondern nur einen, der bisher der vordere genannt wurde. Wohl aber exi- stirt dies „Vestibulum pharyngis medium^' für uns, d. h. für die phonischen Funktionen des Ansatzrohrs. In dieser Beziehung würde jedenfalls der Name Atrinm cavitatis oris posticum ein weit passenderer sein. Den untern Theil des Vestibulum, der unter der Mandel liegt, hat seiner Ausbuchtung hal- ber Tourtual Fovea o valis (das untere e) genannt; er enthält seinen ün- tersnchungen zufolge keine Schleimkrypten, lieber die einzelnen Organe, welche die Pars isthmica begrenzen, werden wir weiter unten (Absperrungs- ond Schliessungs-Organe) specieDer sprechen. 184 .11* Stinifn- und Sprachorgan. Die Ko m m an ik at i o n zwischen Kehlkopf undRacbentbeil de8FaDgrohr& geschiebt durch den Raum, welcher zwischen dem obem Rand und den freien Seitenrändern des Kehldeckels und der Hinter- und Seitenwand des Fangrohrs übrig bleibt. Das Lnmeii dieses Raums ist bei gesenkter £piglot- ÜB (bei leiser Stimme, tiefen Tonen) sehr gering und balbmond- oder spalt- formig (Fig. 7 2 o o); bei sehr eriiobener Epiglottis (lauten Tönen) wird die Hinterwand derselben bis in die Richtung des Ligam. glosso - cpiglotticum oder bis zur vordem Gränze des Sinns pyriformis gerückt, und das Lamen des Fangrohrs nimmt dann die Gestalt eines stampfeckigen Parallelogramms an , dessen Tiefe bis V2" anwachsen kann , während die Bri'ite natürlich immer fast die nämliche bleibt. Die Dimensionen dieses wetterwendischen Kanalstücks sind nicht leicht i^n bestimmen. Vom Lumen der unteren Apertur oder des üebergangs des Rachentbeils in den Kehlkopftheil haben wir bereits gesprochen. Die Breite des Fangrohrs in dieser Gegend ist die grosste , die überhaupt an demselben vorkommt, nämlich 16 — 18'", weil hier das Zungenbein dasselbe soweit aafspreizt. Weiter nach oben, bis etwas über die Mitte, nimmt die Breite unsers Rachentbeils bis auf 12 — 10'" ab, worauf er sich an seiner obem Gränze wieder um 1 — 2"' erweitert. Die Tiefe, oder der Durchmesser von vorn nach hinten, beträgt unten auf dem Boden eben so viel, als die Knt- fernung der hintern Kante des Zungenbeinkörpers von der Hinterwand des Fangrohrs austrägt, sie wechselt also nach dem Stande des Zungenbeins. Nach oben wird dieser Durchmesser sich gleichfalls oach dem Stande des Zungenrückens, so wie dem der Plica glossopalatina richten: im Indiffe- renzzustande beträgt er vom unter u Ende des Zungengau nienbogens bis zur Hinterwand etwas über 1 ", bei vorgestreckter Zunge natürlich nach Ver- bältniss mehr. Die Breite der Pars isthmica beträgt nach Tourtual von einer Plica pharyngo-epiglottica zur andern 1" 1'"; der Abstand des äussern Randes der einen Tonsille von dem der andern beträgt im Zustand der Ruhe etwa ebenso viel , als der beider Plicae pterygomaxülares (s. w. u. bei Be- schreibung der Absperrungsorgane), d. h. 1 " 8 — 10'". Endlich misst der Abstand der Insertion sstelle des Zungengaumenbogens an der Zunge von der Ausbreitung der Plica pharyngo-epiglottica nach Tourtual's und mei- nen Messungen etwa 1" 4'". Wenn der Kopf bei feststehender Wirbelsäule tief gesenkt wird, so ist die Pars isthmica von der Nasalis völlig abgeschlos- sen, sobald dabei das Gaumensegel gehoben ist Die Funktionen dieses Kanaltheils sind, wie wir später noch genauer betrachten werden , einestheils die auf die Hinterwand geworfenen und um den auf und vorwärts gewölbten Rand des Kehldeckels gebeugten Schall- wellen zurück, d. h. zum Fangrohre heraus zu werfen, und überhaupt vor- vorwärt», in die Mundhöhle, zu fordern; anderntheils noch ab Fangrohr fortwirkend die hinter dem Gaumenvorhang verbliebenen Schallwellen auf- wärts in die Pars nasalis zu leiten. 3) Kasentbeil des Fangrohrs. Pars nasalis tubi phonoleptici. (Fig. 53. a— X. Fig. 57.) Dieser Theil des Fangrohrs ist der am meisten abgegrenzte, und in seinen ^IT^'^'^'T ^"u*''' **' ^^^ *^^^^^° ^''*^^° «^*^ gleichbleibend. Er liegt zu hSlt' n T*"' ^'' *" ^"" Scbädelgrund (Fig.o7. m n 0), der seine I^^cke bildet. Dem Auge ist er vollständig entzogen, lässt sich aber mittels einer Nuentbeil des Fangrohn. IM durch die NaaenfaÖhle gpfahrteu Sonde einigenuaasaeii unlersuchen , obne daM man dabei eine äfanlicbe Störung lu befürchten hat, wie bfim Kxplo' riKD der übrigen Portionen doreh die Bewegungen suoi Erbrechen. DerNa- srntbeil bat etwa die Gestalt eines etuinpf kantigen , oben mit einer gewülb- lea Fläche oder Koppel rerseh«nen Würfels, der einen kubisclitn Inhalt ~ '14 bin %" bat. Umkränzt nird derselbe vom »on den Fig. 67. Chnanae Darinm nebst Zubehör (Fig. 57. 65) , hinten vnn dem (theiJwHse ron Muskeln nnd Bsndem bedeckten) Bogen des I. und dem Uht-rtheile des Körpers des 2. Halswirbels {Fig. 53. i. ^■), nebst dem vom M. rcctus capitis mtie. maj, bedeckten Ligam. obtaratorium atUntis, seillicb vom M. slerno- cleidoniasloideas , stylopharyngeus et plerygoidens internus (Fig. ,59. 11.27.) so wie von einigen grossen Gctässstämmen und Nerven, oben von der un- tern Fläche der Pars basiJarts des Hinterhaupts- nnd des Korpers des Keil- twins (57. n), sowie von der innersten PortioD des Schläfenbeins (0) sammt den die Zwischen rionie dieser Knochen ausfnllenden Knorpeln, unten (bei gehobenem weichen Ganmen) von det obern Fläche der Platte des weichen Gsntneiu. Sonach wird der Hohlranm der Pars naealis von 6 ziemlich vier- «ckigeo Flächen umgeben. Die vordere ist nur in ihren Umrissen, die 18C II* Stimin- uDd Sprachorgan. einige Aebniichkeit mit den Stöcken eines gewölbten byzantinischen Fenaters ohne Scheiben haben, vorhanden; die untere ist durchaus weich und siem- lieh eben, die hintere ist ziemlich hart, nur von Muskel-, Band- und Schleim- hautmasse oberflächlich bedeckt, und auch ziemlich eben; die obere Flache ist (von unten betrachtet) ausgehöhlt, und noch unnachgiebiger, als die vorige, weil die Knochen wand, von der sie gebildet wird, nur von Bein- und Schleimhaut überzogen ist. Die beiden Seitenwände endlich sind auch weich, wenn auch nicht in dem Grade, wie die untere Wand, denn aie werden , wie schon erwähnt , von lauter Muskeln , von denen wir später reden wollen, gebildet. Der Umfang dieser Wände ändert sich nach Um- ständen, mit Ausnahme der stets sich gleichbleibenden vordem und obern Wand. Selten stehen übrigens die Wände der Pars nasalis so regelmäaaig in den angegebenen Richtungen. Die vordere Wand steht immer mehr oder weniger schräg, so dass die obere Kante derselben weiter nach hinten Hegt, als die untere; die obere Wand steht dafür schräg nach hinten abfallend, so dass die vordere Seite derselben höher, als die hintere liegt. An den meisten Schädeln kann man, wenn man die Stellung, wo die Zähne in einer horizontalen Ebene stehen, als Norm annimmt, beide Wände gar nicht als vordere und hintere bezeichnen, indem beide zusammen unter einem rechten Winkel und bei gleicher Neigung zusammen stossend ein Sat- teldach bilden, so dass die obere Ecke des Vomer (57. 9.) genau im Zenith der ganzen Höhle liegt. —- Auch die Dimensionen dieser würfelförmigen Höhle sind nicht allenthalben einander gleich , und ändern sich auch unter gewissen Verhältnissen. Am weitesten ist der Querdurchmesser kora vor der obern Zone der Hinterwand, wo er 12 bis 14'" beträgt; überhaupt verschmäleii; sich letztere nach unten zu um einige Linien. Die Yorderwand ist oben etwa 1 1 '" breit , und nimmt nach unten etwas an Breite zu. Von vorn nach hinten beträgt der Durchmesser oben etwa 9—10'^', nach unten zu beginnt er je nach der höhern oder tiefern Stellung des Kopfes zu wech- seln, d. h. bald grösser, bald kleiner zu werden, als der oben genommene Durchmesser. Ausserdem sind auf der Innenfläche der Pars nasalis (Fig. 53.) noch mehrere Ungleichheiten, Vertiefungen und Vorsprfinge zu bemerken. Oben an der gewölbten Decke (bei ß) liegt , etwa 3 '" hinter den Flügeln dea Vomer (durch welchen Knochen das Deckengewölbe nach vorn zu pfeilerartig in die Vorder wand sich einpflanzt), die sogen. Bursa pharyngeaMayer^s, eine erbsengrosse sackartige Aosbengung der Schleimhaut. An den Seiten * dieses Säckchens (in der Vertiefung zwischen dem hintern Rande der Ala interna processus pterygoidei [57. r.] und dem an den Vomer q sich anle- genden Proc. vaginalis p') liegen zwei nach oben und aussen sich vertiefende Buchten, Sinus faucium superiores (y), begrenzt von der halbmond- förmigen Falte am obern Rande der Choana, und nach aussen und unten vom obern Rande des Ostium tubae Eustachi! : zwischen beiden liegt der mittlere etwas erhabene Theil des Deckengewölbes vor der Bursa pharyngea und diese selbst. Sie enthalten mehrere ansehnliche Schleimkrypten. Als äussere obere Grenze dieser Sinus ist oft ein Schleimhautfältchen*» da, das vom üeberzuge der vordem Fläche des Tuba -Knorpels zum Gewölbe auf- steigt (?y). Nach aussen von diesem Fältcheu bildet die innere Wand eine Tir !?^?*Tv®5^^" ^V^ Rogenmüller gefandene Schleimhautband , «. desaen Taf. Ul und IV, bei s und r. Naseniheil des Fangrobra. 187 gegen die ontere Flache des Felsen beius schräg aufsteigende trichterförmige ErinsenkiiBg, Recessasinfundibalifornii8Tottrtuar8(x),in deren Tipfe sich auch Schleimh üblen finden , und durch welchen die obere Wand der Obr- irompete frei erscheint.*) Diese Ohrtrompete (TubaEustachii) ragt mit ihrer trichterförmig ausgeweiteten Mündung (i) so ziemlich an der Stelle wo die obere, vordere und seitliche Fläche der Pars nasalis zusammenstossen, nach innen, unten und vorn in die Höhle des Ansatzrohrs herein, und zwar auf folgende Weise: Der ganze in das Fangrohr (oder in den Pharynx) her- vorragende Theil der Tuba, oder der Pavillon, die Schal Istürze, der Schall- tdcbter derselben, bildet, wie die Stürze jeder andern Trompete, einen in sich zurücklaufenden, hier aus Netzknorpelmasse gebildeten Saum, welcher vom, wo er mit der Nasenhöhle zusammenstosst , sehr schmal ist, und nur durch eine kurze, ziemlich senkrechte, scharfe Schleiaihautfalte , Plica sal- pingo-palatinaTourtual's (^), die am Innern Flügel des Processus ptery- goideus absteigt und nach unten im Gaumensegel sich verliert, gebildet wird, nach hinten dagegen immer breiter wird, so dass er an der nach hinten und oben zugekehrten Steile endlich eine Breite von 5'" gewonnen hat, und also in dieser Länge von der Wandung des Pharynx absteht. Vurgl. Fig. 65 k. Man kann mit Tourtual an der Stürze der Tuba eine obere und hintere Fläche (Fig. 53. e. ^.) unterscheiden, welche in einer abgerundeten Kante zusammenstossen , die sich nahe der Mündung oder des peripherischen Randes der Stürze dergestalt verflacht, dass beide Flächen in eine einsige, nur wenig erhabene, nach hinten und aufwärts gerichtete zusammenfliessen, welche nach innen und unten in einen winkligen Fortsatz (Processus an- gularis) sich ausdehnt, und dadurch, wie erwähnt, eine Breite von 5'" ge- gevinnt. Die Weite dieser Apertur der Tuba beträgt von oben nach unten 3'", von vorn nach hinten 2"'. Die Richtung desselben ist eine solche, dass sowohl die eingeathmete, als auch die ausgeatbmete , beziehendlich tönende Luft in sie ohne sonderliche Refraktion einströmen kann. Damit dieses Lnfteinstromen sich je nach dem beabsichtigten Zwecke regulire, besitzt die Schlundkopfapertur der Tuba gewisse Muskeln (von welchen später die Rede sein wird), weiche dieselbe verengen und erweitern können. — Die Tuba Eustachii in ihrer Totalität ist ein anfangs knorpeliger, weiterhin knöcherner, von ihrer Apertur an bis zu ihrer Mitte sich bis auf Va'" ^^^' engernder'; 14 bis 17'" langer Kanal, welcher schräg nach innen, hinten und oben in die Trommeihohje und deren Nebenhöhlen fuhrt, welche bei- läufig weit geräumiger und zahlreicher sind , als bisher in den anatomischen Handbüchern und Monographien des Gehörorgans gelehrt worden ist, und welche daher als Mitschwingungs- und Resonanzapparate eine nicht unerheb- liche Rolle bei der Phonation spielen. Parallel mit der Plica salpingo-palatina läuft vom hintern Rande des Ostium tubae abwärts eine andere Falte, Plica s a 1- *) Kölliker faud da, wo die Schleimhaut fest an die Schädelbasis geheftet ist, konstant eine bis zu 4" dicke und von einer TubaöfTnung bis zur andern sich er- streckende Driisenmasse , die einen dem der Tonsillen analogen Bau zeigt. Die grössteii Einsackungen derselben finden sich in der Mitte der Decke des Pharynx und in den Reces.su9 hinter den Tubenöffnungen , und sie zeigen bei alten Leuten häufig erweiterte mit eiterartiger Masse gefällte Höhlungen. Ausserdem fand er rings am die Mündungen der Tuben and auf denselben, so wie gegen die Choanen zu, ao der hintern FläcW des Ganmensegels und an den Seiten wänden des Schlund- kopfs bis in die Höhe der Epiglottis zahlreiche kleinere und grössere Bälge, die denselben Bau wie die einfachen Bälge der Zungen wurzel zu haben scheinen. Geweblchre S. 392. f. 188 11. Stimm- and Sprachorgan. pingo-pharyngea(A)nachToQrtqaI, welche 1" lang ist, aber dem Arcus palatopharyngcus (s. w. u.) sich verflacht, mit dem aussen schräg vor ihr absteigenden Hintertheil des Muse, levator veli palati sich kreuzt, und sieh an der obern Platte des hintern Gaumenbogens nach aussen anlegt Hinter der Plica salpingopharyngea bildet unsere Pars nasalis beiderseits eine zoll- lange, V2"l>«'«>*e und 3'" tiefe Bucht, Sinus faucium lateralis (jjl) von Tonrtual genannt, welche sich in den oben erwähnten Recessus infundi- buliformis fortsetzt, von Muskelfasern entblösst ist, aber zahlreiche Schleim- krypten enthält. An dieser Grube, welche beiläufig zuerst von Rosen m al- ler*) beschrieben und sogar nach ihm benannt worden ist, hat die Pars nasalis des Faugrohrs von einer Seite zur andern seine grösste Ausdehnung. Die Choanne nariura(Fig.57.65.), welche die Grenze zwischen der Pars nasalis des Fangrohrs und den Naseugängen oder den obern Ausströniungs- röhren des Fangrohis bilden, sind zwei ovale, schräg nach hinten und oben aufsteigende, durch die vertikal stehende Nasenscheidewand getrennte OeflF- nungen, welche etwa 10 — 11 '" hoch und (in der Mitte) 5 — 6' ' breit sind, oben etwas schmäler als unten. Oben werden sie durch eine etwas vorsprin- gende halbmondförmige Schleirahautfalte (Fig. 53. a) von dem Raome der Pars nasalis abgegrenzt, welche Falte zugleich die vordere Grän«e der Decke derselben bilden hilflr. Auswärts wird jede Choana von der oben er- wähnten Plica salpingopalatina begränzt , welche mit dem hintern Rande der Nasenscheidewand so ziemlich in einer Ebene liegt, unten stehen beide Choanae auf der obexn Fläche des weichen Gaumens auf. Die Dimensionen der Pars nasalis erleiden mehrfache, bisher noch keineswegs nach Gebuhr gewürdigte Veränderungen. Von der Raumver- änderung, welche durch das Heben und Senken des weichen Gaumens, des Bodens der Pars nasalis hervorgebracht wird, wollen wir hier nicht weiter sprechen: diese ist bekannt genug und wird noch weiter un{en sub C. er- örtert werden. Aber ebenso wichtig, wie diese, sind gewiss die Modifika- tionen, welche der Raum der Pars nasalis durch die Bewegungen des Kopfes auf der Wirbelsäule, auf dem Atlas, erleidet. Wird der Kopf (Fig. 58) bei fest- stehender Wirbelsäule ^1 ^auf derGelenkfläcbe Cgesenkt, so mnss nothwendig die obere Wand in Verbindung mit der vordem, wieein gebogenerHebelarm, der Hinterwand, welche in diesem Falle den andern Hebelarm, bildet, genähert wei^ den, so dass die von der obern und vordem Wand eingeschlossene Bucht etwas nach unten und hinten bewegt wird, ^^^-^ ^ und ein Durchschnitt der Pars nasalis ^!Z-^ — N^x ®*^^*^ ^*® Gestalt A B de annimmt, ^ ^\i wenn sie anfangs A BDE^war, TJmge- // \b kehrt wenn der Kopf bei feststebcn- bleibender Wirbelsäule A B über den Mittelzustand A B 0 gehoben wird, if l I so wird die Ober- und Vorderwand '' / der Pars nasalis die Lage B d' e' ad- Jt nehmen. Im erstem Falle wird der Raum dieses Theils des Fansrohrs ^' ^°* verengt, indem die Vorderwand mit der Hinterwand abwärts konvergirt; im zweiten Falle wird derselbe Raum •) Chirurgiach-anatomische Abbildungen. Weimar 1805. I. Sect. 3. Tab. Anatom. Besfaiidtheile und Bewegungen des Fangrohrs. 189 erweitert, and eine Divergenz der genannten Wände hervorgebracht. Wie wichtig diese Raummodifikationen für die Akustik nicht nur der Pars nasalis sondern des ganzen Ansatzrohrs sind, werden wir spater genauer unter* Sachen. Wir bemerken hier nur noch , dass bei der Begranzung e' d' ß A die antere Flache der Pars nasalis unter keinen Umstanden völlig von der Pars isthmiea abgeschlossen werden kann, sondern hinten vor A ein freier Raum bleiben muss, mittels dessen beide Abtheilungen mit einander kom- manieiren , wahrend bei der Begrenzung edBi4 der Abschluss ein sehr voll- kommener zu werden vermag. — Etwas weniger einflussreich , als diese Be- wegung, ist das Drehen des Kopfes auf dem AUas um das natürliche Hypo- mochlium des Zahns des Epistropheus , oder das Senken (Nicken) des Kopfs nach der einen oder der andern Seite. Es wird nicht nothig sein, die Wirkungen dieser Kopfbewegongen auf die Räumlichkeit der Pars nasalis genau auseinander zu setzen: jeder nicht gar zu ungebildete Leser wird sich dieselben nach den bisherigen Vorlagen selbst konstruiren können, und dabei in Erfahrung bringen , dass zwar der kubische Rauminhalt der Pars nasalis bei keiner dieser 4 Bewegungen erheblich vermindert — niemals ver- mehrt — wird, wohl aber die Reperkussionsverhältnisse wesentlich verän- dert werden müssen, da statt der normalen rechte ji (oder wenigstens beider- seits kongruenten) Winkel jetzt immer eine Opposition eines spitzen und stumpfep Winkels erzeugt worden ist. Komplicirter werden diese Verhältnisse, wenn eine drehende Bewegung des Kopfes mit einem Senken verbunden wird. Die Funktionen der Pars nasalis konneu wir hier nur vorläufig andeuten. Der Ausdruck Resonanzapparat passt für diese Qöhle nicht oder nur in sehr beschränkter Weise , ebenso verhält es sich mit den Ausdrücken Fang- oder Verstärkungsapparat; es leistet die Pars nasalis alles, was man von solchen Apparaten erwai-ten kann, aber nur nicht auf einmal und auf so einfache Weise, wie es auf den ersten Anblick scheint. Man konnte mit gleichem Rechte die Pars nasalis des Fangrohrs eine Windlade nennen, weil sie den tönenden L#nftstrom aufnimmt, um ihn in verschiedene Kanäle und Höhlen zu fuhren, in welchen er abermals verstärkt und modificirt wird. Wiederum stellt sich eine grosse Verscliiedenheit der akustischen Endwirkung heraas, je nachdem die Pars nasalis durch ihren Boden nur unvollkommen oder voll- kommen geschlossen ist, ob also die tönende Luftsäule wirklich in dieselbe einströmt oder nicht, ob die in derselben und in den anstossenden Behältern befindlicheLuft in strömende oder stehende undulatorische Bewegung versetzt wird, von den zahlreichen, selbst in der Breite der Gesundheit noch liegenden, das Lumen dieses Raums beschränkenden Abnormitäten einstweilen noch ganz zu schweigen. Auch über diese verschiedenartigen, für die Phonation hieraus hervorgehenden Wirkungen werden wir im physiologischen Theile genauer zu sprechen Gelegenheit finden. Anatomische Bestandtheile und Bewegungen des Pangrohrs im Gänsen betrachtet Während wir bisher vorzugsweise das Fangrohr von innen betrachteten, um den Raum, den es begränzt, und die Wandungen desselben genauer kt*nnen zu lernen , wollen wir jetzt vom Fangrohr die Halswirbel und die an und neben denselben befindlichen Muskeln, an, welchen es haftet, ab- trennen, und es von hinten and von den Seiten in Augenschein nehmen. Wir erblicken dann die aus einem lockern blätterigen Bindegewebe beste- 100 II- Sümro- nnd Sprachorg&n. hende, den Schlundkopf an die vordere Langenbinde der Wirbel und deren Huskeln befestigende Tuuica pharyngis externa, welche an ihren untern 2 Orittheilen bis zu den Muse, mylopharyngei (s. w. n.) vom tiefen BlaUe der Fascia cervicalis, in ihrem obern Drittheile, das mit den untem ein OD unterbrochenes Ganzes ausmacht, von dem hiotern Theile der Fascia Fig. 69. buccopharyngea gebildet wird, welche letztere Abtheil ung auch die lang*» vordern geraden Kopfmuskeln als Scheide einhüllt, und zwischen beid'i eine mitüere büuligi; an den HinterhaupUapfen sich befestigende Verbindung Anatom. Bestaodtheile und Bewegungen des Pangrohrs. 191 bildet. An der bintem Flache derselben Jiegen in der Nähe der grossen Zongenbeinhomer 3 bis 5 eiruelne längliche Lymphdrüsen von etwa S'" Durchmesser, eine zuweilen auch nahe der Schädelbasis zwischen dem M. rectos capitis anticus major und der riimenformig vertieften hinteren Schlund- wand, die dorch dieselben* stark nach Torn gedrängt werden kann. Dass dadurch der Raum dieses Theiles des Ansatzrohrs verengt und die Auf- nahme und Brechung der Schallstrahlen geschmälert und abnorm werden moss, liegt ausser Zweifel. Oben, von der Schädelbasis bis zum Eintritt der Mm stjlopharyngei, ist die sich verschmälernde hintere Sclilundwand von den ßeiten wänden scharf abgesetzt, und bildet mit diesen spitzige Winkel, welche dorch zwei weissliche, halb elastische Streifen (4. 4«), die obere, ein Zoll lange , auch elastische Strecke der Raphe (Mittelband) zwischen sich nehmen (2. 2.) bezeichnet werden. Jedes dieser Bänder entspringt von einem sehnigen Gewebe, das auf dem vordem Rande des Foramen caroticum ex- iernum (Fig. 57. m') aufsitzt (und ausser diesen Bändern auch zur Umhüllung des Bulbus venae jugularis und der durch das Drosselloch (m) steigenden 3 Nerven beträgt) ; das Seitenband verläuft hinter der knorpligen Tuba Eustachü and dem Ganmenheber, und verliert sich an dem Zutritte des Muse, stylo- pbaryngeus im submukosen 21ellgewebe des Pharynx (59. 4'). Durch die obere Aaheftung der beiden Seitenbänder erhält die Hinterwand des Fang- rohrs zwei flügelartige Ausbreitungen unter dem Felsenbeine, die von den karotischen Kanälen (m') bis zu den Griffel fortsätzen (k) reichen. Durch die Annäherung beider Seitenbänder abwärts entsteht die bis zu den hintern Gaumenbogen reichende Yerschmälerung des Fangrohrs. Ausser diesen 3 Bändern enthalten die Wände des Fangrohrs noch eine zusammen- hängende elastische Schicht zwischen der äussern Fläche der Schleimhaut und der Zellenhaut, als dünnere Fortsetzung der elastischen Haut der Speiserohre; sie fehlt aber an der Hinterwand des Ringknorpels, ist auch hinten dem Kehlkopf gegenüber fast null, deutlich aber zwischen Kehl- deckel und Schlundgewolbe. Ihre Fasern kreuzen sich, und liegen zwischen und hinter den Schleimdrüsen. Dieser elastische Bänderapparat des obern Theils des Fangrohrs dient offenbar zur fi-eiern Bewegung des Kopfes auf dem Atlas und Epistropbeus , um dabei Anspannung oder Zerreissung der Rohrwände zu verhüten. Das Mittelband vermittelt eine stärkere Streckung bei Aufwärtsziehung der hintern Wand dos Fangrohrs, die Seitenbänder eine mit Dehnung der entgegengesetzten verbundene Herabneigung der Schläfe nach einer oder andern Seite. Dnrch die Anschwellung, welche, beiderseits der Muse, rectus capitis anticus major gegen seine obere Insertion am Hinterhauptzapfen bildet, wird der Ansatz der gerinnten Hinterwand des Nasentheils des Fangrohrs etwas nach vorn und abwärts gedrängt, wodurch der Abfluss des Sekrets der hier liegenden Schleimhohlen befordert wird. Indem wir jetzt zu den eigentlichen Beweg ungsapparaten, zu den Muskeln des Fangrohrs übergehen, beginnen wir an der Steile, die wir so eben verlassen haben, um zunächst die zur Erweiterung der Pars nasalis bestimmten Muskelringe kennen zu lernen. I) Vom Felsenbein (Fig. 57. o) und dem gerissenen Loch (zwischen o u. n) entspringen einige Muskelfasern, welche, nachdem sie ein Stück au der Hinterwand der Pars nasalis oberhalb des M. pterygopharyngeus herabge- sti^en sind, wieder nach hinten zu aufsteigen, um sich mit den obern 192 IL Stimm- and Sprachorgan. Fasern des Constrictor medias vereint an das Mittelband nahe unter der Schädelbasis zu inseriren. Tourtual nennt diesen Muskel M. cephalo- pharyngeus. S. Fig. 5^- 3. 2) An der Seiten wand der Pars nasalis bemerken wir von der Schädel- basis bis zur Mundung der Tuba Eustachii die schwachen Fasern des Sal- pingo-jfharyngeus (wovon später); ausserdem aber oben nahe dem Seiten- bande noch besondere Muskelbünde] als Fortsetzung d^r innern Fläche des Muse, levator palati mollis, welche von der hintern Fläche des äusern Theils des Tubaknorpels entsprungen und im Gaumenheber bis zur Rachenwand herabgekommen unter der Tubamündang sich aufwärts umbeugen , an der Seiten wand der Pars nasalis unter und hinter der Tuba wieder aufsteigen, und so den Raum zwischen Levator und dem Fangrohr, in dessen Tiefe die Tuba liegt, wie ein Sphinkter einfassen.*) So hat also das Gewölbe des Fangrohrs vier Maskelringe, die durch die seitlichen Bänder desselben getrennt werden, und den obersten Theil des Fangrohrs hinten gegen den Schädelgrund aufwärts, und seitlich schräg aus- wärts ziehen, die Pars nasalis des Rohrs also auf diese Art erweitern und zugleich straff halten können : eine Di/sposition , die zu vielen phoniscben Vorgängen erforderlich ist. In den beiden durch die vorhin erwähnten Anschwellungen der Mose, recti capitis antici majores entstandenen Vertiefungen des Fangrohrs, also innerhalb des von den unter 1) erwähnten Muskelbogen gebildeten Ringes ist die Wandung des Fangrohrs nur häutig und von Muskelfasern entblosst. Die Hauptmasse der Wandungen des Fangrohrs wird von den drei soge- nannten Constrictores pharyngis gebildet. Dieser Name ist nicht son- derlich gut gewählt, da ausser der Konstriktion noch verschiedene andere Bewegungen durch diesen Muskelapparat vollzogen werden; ebenso unrichtig, wenigstens ungenau und physiologisch durchaus ungenügend ist die Thei- Inng derselben in 3 Abtheilungen. Am genauesten ist bis jetzt immer noch die Beschreibung, die bereits im Jahre 1724 Santorini gegeben hat. Er beginnt mit seiner Beschreibung der Muskeln (ohne jedoch schon den Namen Constrictores faucium zu adoptiren) am obern Theile des Pharynx, und sehe ich keinen Grund, weshalb wir nicht dasselbe thun sollen, da die wichtigsten Befestigungspunkte des ganzen Fangrohrs oben, nicht unten liegen. Zuerst erwähnt er den Azygos pharyngis, der jedoch nicht kon- stant ist: ein oben schmaler, nach unten breiter, aber dünner werdender Muskel, der vom Processus occipitii entspringend nach unten sich in die übrigen Muskelfasern verliert. Er scheint, wo er da ist, das oben erwähnte Mittelband zu verstärken, und dient jedenfalls, die Hinter wand des Fang- rohrs zu heben. Santorini theilt nun die Gesammtmuskulatur des Pharynx in 8 Unter- abtheilungen, die wir jetzt (mit Ausnahme des 5. [Stylopharyngeus] , von dem wir erst später sprechen werden) nach seinen und meinen Untersu- chungen einzeln betrachten wollen. l) Spheho- s. Pterygo-pharyngous. (Fig. 59. 8.) Er entspringt vom Haken des Processus pterygoideus (57. t), sowie von der Kante und Innenfläche des innern Flügels desselben (57. ?), an den CircumflexuÄ palali (59. 6) anstossend, breit und dünn, zum Theil sehnig, mit etwas abwärts ♦) Tourtual S. 13. Maskelo des Fangrohrs. 1§8 gebenden Fasern, schlagt sich hogenfürmig um den Gaumen heber herum, geht nuch hinlen und oben, verdickt sich wieder, und heftet sich nach Santoriui an die Basis des Hinterhauptbeins. Nach Theile, der diesen Muskel als obere Portion des Constrictor pharyngis soperior beschreibt, verlieren sich die obersten Fasern zum Theil an dem obern Faserstreifen am Winkel des Schlnndkoprs , oder steigen selbst neben diesem bis cum Felsenbeine hinauf, wahrend die übrigen über den Winkel des Schlundkopfs auf dessea hintere Flache gelangen und schwach gebogen nach innen und oben (?) ver- laufen. Uebrigens scheint er mit dem vorhin erwähnten seitlichen Muskel- bogen Toortoars ziemlich zusammenzufallen. Da der mittlere Theil dieses Muskels tiefer, als die beiden unbeweglichen Insertionsstellen liegt, so kann er, wenn er sich verkürzt, den betreffenden Theil des Fang- robrs etwas nach oben ziehen, dabei aber auch etwas verengen.. Seine Hauptfunktion besteht aber offenbar darin, dass er durch seine Kon- traktion den Winkel , unter welchem der Muse. levator palati (der unter ihm von der Seite her in die Hohle des Pharynx tritt) an die Gaumendecke sich begiebt, in einen spitzeren verwandelt, so dass er die Gaumenplatte leichter und höher heben kann. S. die Beschreibung dieses Muskels. 2) Salpingo -pharyngens, von Santorini entdeckt. (Fig. 59. 7) Er entspringt sehnig von dem Winkel zwischen oberer und hinterer Fläche des Trompetenknorpels, zum Theil auch von dessen hint«»rer Flache selbst, und steigt, bald fleischig werdend, und mit dem Petro-salpingosta^hylinns, dem er leicht anhängt, sich kreuzend, gerade an der Seitenfläche des Pharynx hinter dem Processus angularis herab, durch das Seitenband von dem Ce- phalopharyngeus Tourtual's getrennt Auf der von De Courcelles*) gegebenen Abbildung steigt er ziemlich bis zum obern Ende des Muse, thyreo- pharyngeus herab. Nach Santorini ist die Wirkung dieses Muskels eine doppelte. Erstlich vermag er zur Hebung des Pharynx beizutragen; zweitens soll er gleichzeitig den Knorpelsaum der Tuba nach dem äussern häutigen Theile des Tubatrichters hinziehen und so diese Oeffnung verengen , was zur Entleerung des Schleimes u. s. w. der Tuba und wohl auch für manche phonische Vorgänge von Wichtigkeit ist. 3) Mylo-pharyngeus. (Fig. 59. 8. 9) Dieser gleichfalls von Santorini zuerst beschriebene Muskel, von den neuern Anatomen als mittlere Portion des Constrictor pharyngis superior betrachtet, entspringt dünn , scharf und sehnig hinter dem letzten Backenzahne des Unterkiefers (Fig. 6G. f)-, dicht neben dem Muse, roylo-hyoideus, zugleich aber auch von der Mundschleim- haut zwischen Zungenwurzel und Backenmuskel, welche letztere Portion von einigen als Bucco-pharyngeus unterschieden wird, sowie nach oben von dem sehnigen Streifen zwischen dem Ober- und Unterkiefer, wo er mit deitf Backen moskel zusammentrifft.**) Er wird bald fleischiger, stösst mit den Fasern des benachbarten Pterygo-pharyngeus zusammen, und ver- läuft nach einer geringen Inklination, im Ganzen jedoch in querer Richtung auf die Seiten- und Hinterfläche des Fangrohrs, wo sich seine Fasern, end- lieh wieder (nach Santorini) sehnig werdend, unter dem Ansatz des Pte- rygo-pharyngeus inseriren. Dieser Muskel soll nach Santorini, dem alle neuern Anatomen gefolgt sind , den Pharynx nach vorn ziehen und dessen *) leones mnsculorum capitis. Tab. VI. Lagdun. 1743. •^ Theile a. a. O. S. 79. 13 194 tl. Sdmm- und Sprachorgati. ,,utrantque faciem quodammodo adducere'' , so wie 3uch die nntere Portion des Pharynx, an die er sich heftet, etwas heben, und die Tonsillen, die er amfasst, zasammendrücken. Gegen die letztere Funktion lässt sich Manches einwenden, weniger gegen das Heben des Pharynx. Dass er den Pharynx nach vorn zieht und seitlich anzieht, das ist ein Irrthum. Wir haben schon früher uns dahin geäussert, dass der Schlundkopf (oder das Fangrohr) nach den einfachsten physikalen Gesetzen Ton seiner hintern Befestigung (an der Wirbelsäule) unter keiner mit dem physiologischen Zustande vertrag- lichen Bedingung abgerissen werden kann, dass er hier fest haftet, und dass hier nur ein Auf- und Niedergleiten möglich ist. Demnach niuss dieser Hin- tertheU des Fangrohrs, was seitliche Muskelzüge anlangt, als der feste Punkt, als die Ursprungstelle, die vordem Enden seiner Muskulatur, wenn die- selben,Bewegung gestatten, als die Insertionen der Muskelpartien betrach- tet werden. Hier haben wir, was bei den bisherigen Portionen der Musku- , latur des Fangrohrs noch nicht stattfand, dergleichen bewegliche Insertions- punkte; wir haben den beweglichen Unterkiefer, die Backen wand u. s. w. Diese werden bei Kontraktion unseres Muskels angezogen, also auf- und be- ziehendlich einwärts bewegt. Demnach ist der Muse, mylo-pharyngeus ein Kaumuskel, ebenso gut wie der Pterygoideus internus; erwirkt ferner bei einer Menge phonischer Vorgänge, bei welchen die Mund- und Rachenhohle verengt und das Ansatzrohr angespannt werden muss, namentlich bei hohen Tönen , 'wo der Isthmus posterior verengert und die Tonsillen einander ge- nähert werden ; hier ist es dieser Muskel neben dem Palatopharyngeas vor- zugsweise, welcher diese Verengung bewirkt, obwohl dabei seine beiden Insertionspunkte festgehalten werden. Wir wissen aber, dass es eingebogener Muskel ist, undein solcher vermag, auch wenn er auf seine Ansatzpunkte nicht bewegend einwirkt, immerhin viel dadurch auszurichten, dass er gerade wird. 4) Glosso-pharyngeus. (Fig. 59. 10). Er bildet die Fortsetzung des Vorigen nach unten, entspringt (um die gewöhnliche Ausdrucks weise beizu- behalten) von der Seite der hintern dickern Portion der Zunge gleich hinter d6r Insertion des Styloglossus , mit dessen Fasern er (an der Zunge) ziem- lich parallel läuft, und zwar gehen seine Fasern, wenn man die Zunge als Insertionsstelle betrachtet, vom Rande der. Zunge unter dem Kerato- und Baseoglossus weg, wie es scheint nach dem Zungenknorpel hin, wo sie beiderseits unter einem ziemlich gestreckten Winkel ankommen. Er ist übri- gens hier von den Fasern des Genioglossus (s. w. u.) nicht zu trennen. Nach Zaglas (Goodsir Ann. I. 1850), welcher auch in unserem Sinne den Muskel an der hintern Pharynx wand entspringen und in der Zunge sich in- seriren lässt, durchbohrt derselbe den Muse, hyoglossus, mit einigen Fasern auch den 'Styloglossus, um zur untern Fläche der Zunge zu gelangen; hier dringt er zwischen die Platten des Genioglossus ein und bildet die untere Partie der queren Muskelplatten in der Nähe des Zungenbeins. Der Theil des Muskels, welcher den Styloglossus durchbohrt, wurde früher Stylo- glossus minor, aber mit Unrecht, genannt. Von der Zunge aus geht der Muskel unterhalb des Mylo-pharyngeus nach hinten und aulwärts , zwischen dem Styloglossus und Stylopharyngeus, schlägt sich über den Winkel des Fangrohrs, und setzt sich, mit den Fasern des Mylo- und Pterygo-pharyn- geus verwebt, an der hintern Wand des Fangrohrs fest. Die Breite des Muskels beträgt an der Zunge etwa y^ Zoll, an der Pharynx wand wohl etwas weniger. Betrachtet man diesen Muskel beiderseits in seiner Lage, so Muskeln des FangrotM. IfS findet man , dass er als ein Sphinkter angesehen werden kann. Allerdings hat er ebenfalls, wie alle das Fangrohr konstitnirenden Muskelpartien, seinen festen Sitz in der Hinter wand, und zieht bei seiner Kontraktion die Znnge aach oben und hinten, unterstützt also den Styloglossus in seinem Geschäft. Aber er ^rkt auch, eben weil er ein gebogener, und zwar nach innen hohler Muskel ist, auf die seitlichen Partien des Ansatzrobrs, welche dabei abgeplattet, demuach die Breitedimension desselben vermindert werden moss. In der That ist die Breite des Ansatzrohrs gerade an der Stelle, welche von unserem Muskel beeintfusst wird, am geringsten, und zwar !>cbon iu ruhendem Zustande, was schon durch die Schwere, mit welcher die Znnge am Fangrohre zieht, erklärlich wird. Doch wirkt dabei der nächste Muskel mit. Der Glosso-pharyngens ist bei allen phonischen Vorgängen thätig, wo die Zunge ruck- und aufwärts gezogen werden muss, besonders bei tiefen Tonen auf den Vokalen mit hohem Kehlkopfstand. Dieser Muskel stellt bei T heile die untere Portion des Constrictor superior pharyngis dar. 5) Uy opharyngeus. (Fig. 59- 14.— 18.) Bis hierher geht also der so- genannte Constrictor pharyngis superior. Die Gesammtausdehnung der Tbeile, an den er sich inserirt, betragt nach Theile (der aber diese Theile fälschlich als Ursprung bezeichnet) etwa 1 '/^ 2io]\, Es folgt nun die zweite oder mittlere Abtheilung dieses Constrictor pharyngis, welche durch den Muse, hyo-pharyngeus, uud zwar durch diesen allein, repräsentirt wird. Dieser Muskel übertrijBft daher natürlich die vorgenannten bei Weitem an Umfang und unterscheidet sich aqch sonst von denselben wesentlich. Er Ut fast vollkommen dreieckig; die eine Ecke dieses Dreiecks liegt am kleineu Hom des Zungenbeins (Fig. 71. A), die beiden anderen in der Mittellinie der Hinterwand des Fangrohrs (2. 2.). Die von hier in einer Länge von fast 3" entspringenden, anfangs jedoch sehr dünn und vereinzelt liegenden Fasern konvei^ren rasch und gehen auf das Zungenbein los, an dessen grossem Hörne , und zwar am obern Rande desselben sie sich langhin mit ziemlich parallel liegenden Fasern ansetzen, die längsten (59* l^- i^-) &ni kleinen Hörne gleich neben dem Stylo-hyoideus (71. A' /.) Die Anfänge der obersten Fasern (14) liegen sehr hoch, 1'' unter der Schädelbasis, decken also einen Theil der vorhin genannten Muskeln; die der untersten Fasern (17.) liegen etwa in der Richtung der seitlichen Incisur des Schildknorpels, von wo sie also etwas aufwärts 'zu steigen haben, um an das Zungenbein zu gelangen, an dessen Seitenfläehe sie sich ansetzen. Fig. 59. IS ist ein nicht konstantes, zum Hjoglossus gehendes Bündel. Auffallend ist die ungleiche Länge der einzelnen Muskelfasern. Die an das Capitulum des Zungenbeins sich anset- zenden sind etwa y^" l^^^g« die obersten an das kleine Hom sich inseriren- den 2 % ". Aus diesen Verhältnissen lässt sich auf die Wirkung dieses Mus- kels ein ungefährer Schluss ziehen. Das Zungenbein wird nach hinten und etwas nach oben gezogen, wenn alle Muskelfasern sich nach Maassgabe ihrer Länge verkürzen. Dabei wird das ganze Fangrohr etwas verkürzt und dessen Lumen durch Kontraktion der Seiten wände mid Verschroälerung der Uinterwand kleiner. Der Abstand beider Capitula cornuum ossis hyoidei muss dabei naturlich gleichfalls verringert werden. Aber nun und nimmer- mehr kann durch diesen Muskel die hintere Pharynxwand „stark nach vorn gegen den weichen Gaumen und die Zungen wurzel gezogen werden.^'*) Wirkt •) Theile a. ^ 0. S. 7S. 13* 19B 11. Stimm- und Spracborgan. der Muskel gleichzeitig mit* anderen Muskeln, die das Zungenbein nach oben und vorn ziehen, so wird das Fangrohr in seinen Wanden angespannt and zur Mitschwingung für hohe Tone geschickter. Der Hyopharjngeiis ist der Hauptmuskel für die Pars isthmica s. oralis des Fangrohrs. 6) Thyreo-pharyngeus und 7) Cricopharyngeus (Fig. 59. 19—21) bilden nach den Autoren den Constrictor pharyngis inferior, nach meiner Ansicht den bereits unter den Bewegungsmuskeln des Kehlkopfs beschriebenen Muse, laryngo-pharyngeus, auf welche Beschreibung (S. 127) ich hiermit verweise. Nur über das Ver- halten der hintern Portionen dieses Muskels und sein Verbal tniss zu dem Hyo-pharyngeus haben wir noch Etwas nachzutragen. Vor Allem ist zu be- merken, dass der ganze Muse, cricopharyngeus (21), welcher dem 3. und 4. Bündel unseres Muse, laryngopharyngeus entspricht, uns hier gar nichts ^ angeht, oder nur in so fern in Erwägung kommt, als er durch seine Kon- traction des untersten Theil des Pharynx (Pars cricoidea ) von den oberhalb gelegenen abgrenzt, indem bei allen pbonischen Vorgängen das Fangrohr erst oberhalb der (geschlossenen) Pars cricoidea pharyngis beginnt. Der Ursprung der Muskelfasern beginnt an der Hinterwand des Fangrohrs etwa 2 Zoll unter der Schädelbasis und reicht von da bis auf den Boden des Fang- rohrs. Es überragt demnach dieser Muskel den vorigen ebenso gut ein Stück, wie der vorige seine Vorgänger. Von der Mittellinie der Hinterwand gehen die Fasern, wie bei den frühern Muskelportionen, schief ab- und auswärts, anfangs ziemlich parallel, bis sie, kurz vor ihrer Ankunft am Hintersauwe des Schildknorpels, sich in der früher beschriebenen Weise theilen und dann an ihre respektiven Insertionsstellen am Kehlkopf verlaufen. Was das Verhältniss der obern Portion des Laryngo- (thyreo-) pharyngeus, zu den da- rüber liegenden untersten Fasern des Hyo-pharyngeus anlangt, so ist hier zu bemerken, dass bei tiefer Stellung des Kehlkopfe, d. h. wo zwischen Zungenbein und Kehlkopf ein erheblicher Zwischenraum stattfindet, der dem Ligam. hyothyreoideum laterale und Ligam. obturatorium (24) entsprechende gleiche Breite mit demselben habende Raum zwischenZungenbein undSchüd- knorpel von Muskelfasern so ziemlich frei ist , das Fangrohr also hier eine (lanzettförmige) Lücke darbietet, die jedoch verstreicht, sobald der Kehl- kopf bis unter das Zungenbein aufgezogen wird , und aus diesem Grunde wohl auch überhaupt hier keine Muskelfasern erhalten hat. Die obersten Fasern des ganzen Muskels (19) stossen unter einem sehr spitzen Winkel mit den der andern Seite zusammen, die mittlere (20) unter einem rechten, die untersten (21) unter einem gestreckten oder gar etwas hohlen Winkel: letztere gehen in die Quer fasern dor Speiseröhre (22) über. In der Mittel- linie der Rückwand hat der Muskel etwa »*<" Länge; die Insertionslinie be- trägt in gerader Richtung nicht mehr, als die Hohe des Kehlkopfs ausschliess- lich des grossen Schildknorpelhornes. Die längsten Fajsern sind auch hier die obersten, die kürzesten die untersten. Doch würden jene noch länger und diese noch kürzer ausfallen, wenn nicht die Insertionslinie tan Kehl- kopf eine schiefe wäre. Von allen 3 Constrictores pharyngis ist dieser Mus- kel der ansehnlichste und faserreichste. Die Wirkungen des Laryngo- pharyngeus sind: Fixirung, Hebung und Einengung des Kehlkopfs, s. S. 129 ; Formirung des Fangrohrs durch kontraktive Absperrung des unteraten Theiles des Schlundkopfs, Anspannung der Wände der Pars laryngea des Anatom. Bestand theile und Bewegungen des Fangrohrs. 197 Faogrohrs in verschiedenen je nach dem beabsichtigten phonisehea Zwecke erforderlichen Nuancen. Dies waren die MoskeJpartien , welche das Fangrohr als solches koustnü- rc o helfen und zugleich verschiedene Dimensionsänderungen an deniselbeu hervorbringen. Mur an zwei Stellen der obersten Portion, sowie in einem Streifen zwischen Zungenbein und Schildknorpel ist es von Muskelfasern eotblösst. Der beiweitem grösste Theil derselben stosst auf der lliuterwand in der Mittellinie, die von einigen irrthümlich als sehniger Stn^if beschrieben wird, mit den Fasern der andern Seite unter nach unten geöffneten Winkelu von verschiedener Gradzahl zusammen. An mehrern Stellen bemerkt man hier eine Durchkreuzung, so dass die Fasern noch auf der Schleimhaut der andern Seite verlaufen müssen. Wir kommen darauf noch eiumal zurück. Eigenthümlich ist, dass die Hyopharyngei und Liiryngophuryngei dachziegelformig sich über ihren Vorgänger legen, und dass die obersten Fasern eines solchen Muskelpaares unter sehr spitzen, die untersten unter ge- streckten Winkeln znsammenstossen. Diese Anordnung ist allerdings zunächst t^r den Process des Schlingens berechnet, doch ist sie auch für die phonischen Vorgänge nicht ohne Nutzen , wie wir später genauer einsehen werden. Ausser diesen die Integrität des Fangrohrs herstellenden , nur innerhalb der Wandungen desselben liegenden, im Allgemeinen schief und quer an ihm laufenden Muskeln giebt es noch einige, welche vom Fangrohr mehr oder weniger entfernt entspringen, und im Allgemeinen longitudinal ver- laufend an diesem Organe sich ioseriren. Muse, stylo-pharyngeus. (Fig. 59. 11.) Es ist ein mehr rundlicher, als bandartiger Muskel, 2 — 3'" dick, entspringt halb sehnig, halb fleischig von der innern Seite des Processus styloideus, höher als die andern von demselben Fortsatze kommenden Muskeln; er steigt nun, allnialig etwas breiter und dicker werdend, nach abwärts und etwas ein- und vorwärts, so dass er die Wand des Fangrohrs da erreicht, wo der M. mylo- und hyo- pbaryngens zusammentreffen. £r liegt nun zwischen Muse, palatopharyngeus und Styloglossus ; jener nach innen, dieser nach aussen; und fängt nun ati, sich an der Wandung des Fangrohrs, zunächst vom hintern liande der Fovea oralis (hinter und unter der Tonsille) aus ebenso auszubreiten, als es die vorgenannten Muskeln gleich von Anfang thaten. Einige seiner obern Fasern steigen nach Th eile's und meinen Untersuchungen, bedeckt vom Constric- tor soperior, eine Strecke weit am Winkel des Schlundkopfs in die Höhe, kehren also um oder bilden einen ähnlichen Muskelring, wie der Spheno- pharyngeus. Die Hauptmasse des Muskels geht aber in der anfänglichen Richtung längs des Fangrohrwinkels, nach aussen bedeckt vom Muse, liyo- pharyngeus, hinter der Fovea ovalis fort und theilt sich in mehrere Bündel. Die hinteren dieser Bündel erstrecken sich unter dem Laryngopharyngeus liegend und von diesem nach meinen Untersuchungen durch ein deutlicb(;s Perimysium gesondert an der Hinterwand der Pars laryngea des Fangrohrs herab, wo sie sich ausbreiten und verlieren; weiter nach vorn liegende Fa- sern inseriren sich am hintern Rande des Schildknorpels (Fig. 42. a, oü h) unter sehr spitzen Winkeln, sowie (nach Tourtual) am obern Hörn des- selben, am Ligam. hyothyreoideum laterale und Corp. triticeum. (Eine deutliche Insertion an letztern Theilen habe ich nicht wahrnehnien können. Ich fand sie hier nnr unter der Schleimhaut liegen, welche das erwähjite Ligam. bedeckt) Noch bemerke ich^ dass die vordem Fasern dieses Bun- igg II. Stimm - und Sprachorgan. dels senkrechter verlaufen und kürzer sind, als die hintern,, welche tiefer unten am Rande des Schildknorpels sich ansetzen. Zwei andere, weiter vorwärts liegende Bündel gehen unter dem hintern Theile des grossen Zun- genbeinhornes fort und breiten sich zwischen der Membrana obtaratoriÄ und der Schleimhaut aus. Noch ein anderes , breiteres heftet sich an die hintere Portion des obern Rands des Schildknorpels, und ein schmäleres am Seiten- rand des Ligam. hyothyreoideum medium an. Selbst in die Plica pharyngo- epiglottica und in das Ligam. hyoepiglotticum sollen sich Fasern des Mose. stylopharyngeus begeben, und würdigt Tourtual diearelben des Namens Kehldeckelschlundkopfmuskel, Muse, pharyngo-epiglotticus. Dieses letztere Bündel soll sich unter einem stumpfen Winkel mit den Fasern des Muse. palato-pharyngeus kreuzen und dadurch zur Bildung des hintern Schlund- ringes beitragen. S. später. , Demnach laufen zum grossem Theile die Bündel der beiden Stylopha- ryngei an. der Seiten wand des Fangrohrs bis zum Schildknorpel und noch weiter hinter demselben unter dem Muse, thyreo -pharyngets herab, and bilden so in Verbindung mit dem bereits fiüher beschriebenen Muse, salpingo- pharyngeus und dem Pharyngo-palatinus eine Art Längenrauskol des Fangrohrs, der ziemlich eben so vollständig ist, als etwa die Längenfasern des Oesophagus, jedenfalls seinem Zwecke vollkonwnen genügt Die Wir- kung aller dieser Längenfasern besteht nämlich darin, die obere und mitt- lere Portion des Fangrohrs zu heben und so zu verkürzen: dabei wird der Querdurchmesser der Pars isthmica etwas , zunächst oberhalb des Zongen- beins, vergrössert, und so der kontraktiven Wirkung des Hyo-pharyngeus entgegengearbeitet. Ferner wird der Kehlkopf dadurch nach oben gezogen, schwerlich viel nach hinten, und wohl auch die Flügel des Schildknorpels etwas von einander gezogen, wenigstens ihre gegenseitige Annäherung ver- hindert. Endlich entfernen sich durch Anziehen beider Stylopharyngei die Kreuzungsstellen derselben mit den Mm. palatopharyngei von einander, wodurch dieselben zu Winkeln werden und die hintere Rachenenge bei An- näherung des Kehldeckels an den Gaumenvorhang eine Rautenform annimmt (Tourtual), während nach Theile die nach dem Kehldeckel hin verlau- fenden Fasern denselben etwas niederzubeugen und so beim Schlucken thätig zo sein im Stande sind. Eine neue, hoffentlich richtigere Ansicht über die- sen Vorgang werde ich später, wenn vom Muse, palatopharyngeus selbst die Rede sein wird, mittheilen, und dann au<5h das für unsern Zweck Erfor- derliche über die kombinirten Bewegungen des Ansatzrohrs folgen lassen. B. Ansströmungs- und Resonanzapparate. Aus dem Faugrohre kann nun die tonende Luftsäule durch drei Oeff- nungen ausströmen, und zwar aus dem Näsentheile durch die beiden Choanae narium oder die hintern Nasenhöhlöffnungen , und aus dem Mand- theile durch die Rachenenge. Im erstern Falle gelangt die Luft in die Na- senhöhle und deren Nebenhöhlen, in letzterem in die Mundhöhle. Beide Höh- leo müssen wir jetzt kennen lernen. Vorher betrachten wir jedoch einen Reso- nanzapparat, in welchen ein Theil der Schallwellen einströmt, bevor die übrige Masse derselben durch die Choanen entweicht, nämlich die Trommelhöhle. Die Trommel- oder Paukenhöhle (beiläufig ein höchst unpassender, nur wegen der am äussern Ende darüber gespannten Membran gewählter Ausdruck) wird im engern Sinne der Hohlraum genannt, welcher zwischen Auaströmoogs- und ResoDftnxapparate, IM dem Trommelfelle und dem innem Gehörorgan Hegt« und eine sehr unre- gelmaasige , fich\\ er deutlich zu beschreibende Gestalt hat« Auch kommt es hier darauf so genau nicht an. Im weitern Sinne gehören aber zu dieser Trommelhöhle alle die Zellen und übrigen mit Luft erfüllten Hohlräume, welche das gesammte knöcherne Gehörorgan, der ganse Schlafenknochen (nicht nur der Warzentheil desselben, wie Huschke angiebt) mit Ausnahme des Schuppentbeüs enthält, und welche mit der Paukenhöhle auch wohl nicht nur durch die eine an der hintern Wand derselben befindliche OefTnung zusam- menhingen. Das gesäumte hierher gehörige Höhlen-Zelleiisystem beginnt mit der£nstacbischen Röhre, und zieht sich unter der dünnen Knocbendecke det Tordern Wand des pyramidalen Felsenbeins nach aussen bis zur Trommelhöhle, nach unten und hinten bis in den Zitzenfortsatz (Fig. 57. / m) und die darüber Hegenden Tbeile, nach oben und hinten bis fast zur Mitte der Hinter wand des Felsenbeins. Kurz, alles, was am Felsen- und Zitzenthcil des Schläfen- beine nicht zu andern Zwecken verwendet wird, ist nach meinen Unter- suchungen hohl, und konimunicirt direkt oder indirekt mit der Eustachischen Köhre und Trommelhöhle. Der gesammte kubische Inhalt dieser Räumlich- keiten ist freilich nicht bedeutend, aber doch mindestens 3 — 4 mal so gross, als der der Paukenhöhle allein, und dürfte wohl auf ^^ KubikzoU anzu- schlagen sein. Der Zutritt zu dieser Höhle wird durch die Tuba Eustachii vermittelt, welche, wie wir wissen, am obern Theil der äussern Wand des Fangrohrnasentheils ihren trichterförmigen Eingang hat, der so gestellt ist, dass sowohl die aus- als auch die eingeatbmete Luft in diese Röhre eintreten kann. Die Eustachische Röhre, im Ganzen l bis IV2" ^^'g^ ^^^ ^^^ ^^'* äussere Gehörgang, in seiner äussern (hier nach der Schlundböhlc gekehr- ten) Partie knorplicb, nach innen, d. h. nach der Trommelhöhle zu knöchern, anfangs 3—4" weit, allmälig bis zur Mitte bis auf ^4 " W" «<^** veren- gend, nach der Trommelhöhle aber wieder bis auf iVa"' sich erweiternd. Ihr Lumen ist nicht kreisförmig, sondern plattgedrückt, und zwar nach Huschke mehr irregulär dreieckig, als elliptisch, ausserdem ist die Eu- stachische Trompete doppelt gekrümmt und zeigt einen schraubenförmigen Gang, wie der äussere Gehörgang: eine Anordnung der Natur, die jeden- falls ihren guten akustischen Zweck hat Sie geht von der Conjugata pba- ryngis et narium unter einem nach hinten offenen Winkel von etwa 55 bis 60^ ab, und steigt dabei etwas, nach Huschke (was aber zu viel istj um 11 bis 12'" in die Höhe und biegt sich nach demselben 7—8 "' vorwärts. Mit dem äussern Gehöi^ng macht sie nach H. einen Winkel von 135^, der jedoch stark abgerundet ist So wie endlich das äussere Ohr, d. h. die nach aussen gekehrte Erweiterung des äussern Gehörgangs mit einigen Muskeln versehen ist, welche die einzelnen Knorpel desselben zu phonoleptischen Zwecken bewegen und verstellen können , so besitzt auch das innere knor- pelige Ohr, die Schallstürze der Eustachischen Röhre ihre zu gleichem Zwecke dienenden, von Tourtnal zuerst genauer beschriebenen Muskeln. 1) Muse, salpingostaphylinus, ein zartes, schmales, aus parallelen Fasern bestehendes Muskelbündel , welches zwischen der Schleimhaut und der Bindegewebshaut der gerinn ten untern Fläche an ihrer Innern, der Mün- dung zugekehrten Hälfte liegt, wo es gleichsam eine partielle Fleischhaut, ein Stratum longitudinale bildet Es entspringt von dem Winkel, in welchem die knorpelige Hinterwand und der häutige Boden zusammenstossen, geht über die Bachenmündung der Tuba und den Muse, levator veli zum weichen 200 U* Stimm- und Sprachorg&n. Gaumen , auf dessen oberer Platte er sich einwärts ausbreitet. £r hebt das Velum und verengt die Mundung der Tuba, indem ihr Vertikaldurcbmesser von unten nach oben verkürzt und die obere Schleimhaut platte, des Velum nach aussen und oben in die Tuba hineingezogen wird. 2) Muse, angu- laris tubae kommt zumeist vom Winkel der untern hintern Fläche (der Tuba?) über dem Vorigen, theils von der hintern Fläche des Knorpels selbst in der Nähe dieses Winkels, ja auch von der Nähe des Felsenbeina selbst, wird längs des Winkels durch neue Fasern breiter, und befeätigt sich am äussern Rand des dreiseitigen Zipfels des Knorpels bis zu deaaeo Spitze, ist 5 bis 7'" lang und zieht den W^inkelfortsatz nach unten, vorn und aussen , verengt somit die Tubamündung im Querdurchmesser und ver- flacht die wulstige Prominenz. Bei gleichzeitiger Kontraktion des Levator veli wird so das ostium tubae in eine schmale. Spalte verwandelt. 3) Muse, salpingopharyngeus (s. Fig. 59. 7) schon früher beschneben, vom AViii- kel der obern hintern Fläche und letzterer selbst kommend und hinter deoi Processus angularis herabsteigend. Vom Levator veli palat. wird sj^äter die Rede sein. — Die obere Fläche der Tuba ist muskellos und am äussern Theile mit der Basis cranii verwachsen, am innern von der Schleimbaut des Fangrohrs überzogen. Als Antagonisten jener die. Tubamündung ver- engenden Muskeln ist ausser dem Gaumenspanner noch der Gaumenschnürer zu betrachten, wenn er bei fixirter und niedergehaltener Zungenwurzel wirkt und dabei das Planum palati gesenkt wird. Die Verengung der Tuba findet statt, wenn starke Tone gedämpft werden sollen^ die Erweiterung dagegen um schwache Töne durch Ueberleitung in die Resonanzräume des Schläfen- beins zu verstärken. Die Verstärkung der Hörempündung bei Oeffnen des Mundes, wobei mittelbar auch das Ostium tubae erweitert wird, erklärt sich nach Tourtual richtiger durch Förderung der Mitschwingungen, als durch Oeffnung eines neuen Schallwegs. Die Kasenhöhle mit ihren Kanälen und Nebenhöhlen. (Fig. 53. Fig. 60.) Wir können uns hier nur auf die räumlichen Verhältnisse beschränken, da das Uebrige, mit wenig (gelegentlich zu berücksichtigenden) Ausnahmen unserem Zweck zu fern liegt. Die Gesammträumllchkeiten , mit den wir es hier zu thun haben , beginnen von den hinteren Nasenhöhlöffnungen (Choanae narium), deren wir bereits bei der Beschreibung des Nasentheils des Fang- rohrs gedacht haben ; diese führen in 2 sich bald nach oben erhöhende, sich etwas nach aussen , gar nicht nach unten erweiternde , dabei aber auch nach oben sich von den Seiten verschmälernde, etwa 3" lange, am höchsten Theile etwa 20 bis 21'" hohe, in der Mitte (beide zusammen) etwa 14"' breite, mit ziemlich ebenen Wänden versehene Höhlen, welche durch eine senkrechte dünne, hinten knöcherne, vorn knorpelige Scheidewand (Fig.60. A) von einander geschieden sind , und nach vorn sich wieder verengend in die äus- seren , abwärts und ein wenig seitwärts sehenden Nasenlöcher ausmünden. So verhalten sich die beiden Nasenhöhlen als unmittelbare Fortsetzung der Pars nasalis des Fangrohrs, nur dass die Axenrichtung derselben zn'der der letzteren unter einem Winkel von etwa 120^ steht, und nach vorn zn'noch eine Biegung nach abwärts erleidet. Die äusseren Nasenöffnungeu sind nach ihren anatomischen und räumlichen Verhältnissen zu bekannt, als daas wir dabei länger zu verweilen brauchten. Wir bemerken nur, dass dieselben etwa um y^ kleiner als die Choanae narium , und vermöge ihrer knorpeligen Die Naseoböble mit ihren Kanilen nad Nebenböblea. Ml Wind« (Fig. 74.1^ A) nnd finigrr an denaelben eicb inaerirender Muskeln einer gewissen Veränderung ibresLamens fähig sind, was von lelilereii iiicbtgesagt Verden kann. Jedem Nasenlocbe dienen vier Muskeln, und zwar uach der Aiuiebt der Aoatomen sämintlich 2ur Erweiterung desselben: Depressor ■lae nasi (vor den Wnneln des zweiten Schneidecahnsund des Ilundeiahns Tom Oberkiefer entspringend und am binlern Umfange des Nasenlochrandei lieb befestigend); Compressor narinm %. tranaversus nasj (vor der Wurzel dej HsDdszahnbs und ersten Backenzahns, aasaeralb des vorigen, entsprin- gend and sich verdünnend und verbreiternd auf den Nasenrücken gehend und sicti mit dem Muse, der Andern Seite vereinigend, Fig. 73./?); Dilattttor na- rinm posterior (vom Stirnfortsatz des Oberkiefers und den Sesamknorpeln n(cb unten znr Haut der binlern Hälfte des Nasenlochrandes gebend; Fig. TG. b) ßilatator naritim anterior s. lerator aiae nasi proprius (yoni obern Kinde and der äussern Fläche des Nasen flu gel knorp eis parallel mit dem Nisenrücken nach onlen zur Haut des vordem Theils des Nasenlochrandes terliufend). Dagegen besitzt das Nasenloch keine besondere Muskelsppa- ^. welche es über das gewöhnliche Lumen hinaus verengten, so wie nberfaaapt sonst in der ganzen Nasenhöhle und ihren Nebenhöhlen nirgends Mnskelapparate zu finden sind. Indessen beobachtete ich doch an einem ^jährigen Knaben (znr Zeit, wo er gerade an einer Meningitis cerebraJis lilt) u dem bintem Tbcile der Nasenaperlur eine halbmondförmige , in das MS II« Stimm- und Spraehorgan. Lumen einspringende Falte , welche bei inspiratorischer Dilatation der Nares verstrich, bei Exspiration wieder vortrat, und in welcher ich einen Sphink- terartigen Muskel zu vermuthen Grund zu haben glaube. — Der Raum die- ser zweikammerigen Hohle wird sehr beschrankt (ausser der weiter unten zu beschreibenden , ihre Wände überziehenden Schleimhaut) durch die drei auf jeder äussern Wand aufgehangenen oder angewachsenen Na^enmuscheln. Die grosste und längste derselben i^t die untere (Ob turbinatum, Concha Veneris, (Fig. .53. r, Fig. 60. /). Sie gleicht einer Teichmuschel, deren Schloss nach oben, und deren konvexe Seite nach innen gegen die Sssen- scheidewand gerichtet ist, während die konkave nach aussen sieht. Ihre Länge beträgt oben etwa 1 '^ bis l^'S ihre Breite 4 — 5'". Uebcr dieser untern Muschel hängt die mittlere Nasenmuschel (Fig. 53. s, 60. i?i) auch untere Siebbeinmuschel genannt, weil sie ein vorspringender Theil den Siebbeins ist, das die obere Partie der Seiten wand der Nasenhöhle bildet. Sie hat grosse Aehnlichkeit mit der untern Nasenmuschel, sowohl der Grösse als der Gestalt nach ; sie hängt so ziemlich in der Mittellinie oder mittlem Zone der äussern Wand der Nasenhöhle. Von hinten aus betrachtet liegt etwa der Mittelpunkt ihres Breitendurchmessers in der Richtung des Scheitels der Choane. Die obere Nasen- (oder Siebbein-) Muschel (53. /, 60. n) ist kleiner und schmäler, und hängt in der obern Abtheilung der Nasen- höhle. Alle diese 3 Muscheln sind sehr porös und leicht, und werden von der Nasenschleimhaut bekleidet. Im senkrecht auf die grosse Axe geführten Durchschnitt bildet jede dieser Muscheln , wenigstens in Verbindung mit dem anstossenden Stück der Seiten wand betrachtet, eine Conchoide (Fig. CO.). Durch diese Muscheln wird die Nasenhöhle beiderseits in 3 — 4 Fächer oder Gänge getheilt, die nur nach innen zu mit einander kommuniciren. Der obere Nasengang (Fig. 53. q) begreift den über der mittlem Muschel liegenden Raum, er wird von der obern Muschel in der Mitte einge- engt und dadurch in zwei Unterabtheilungen geschieden. £r ist in der Mitte höher, als vorn und hinten, sonst ziemlich eng und schmal und ist der hauptsächlichste Sitz des Geruchs. Der mittlere Nasengang (p) 8®^^^ schon gerader, er liegt zwischen der mittlem und untern Muschel, erscheint also im Durchschnitt schon ziemlich schneckenförmig. Die Räum- lichkeit ist bei verschiedenen Individuen sehr verschieden, fast niemals auch auf beiden Seiten gleichmässig, weil fast immer -das Septum narium sich mehr auf die eine Seite neigt und dadurch beide Nasenhöhlen ungleich wer- den. Zuweilen beträgt der Raum des mittlem Nasengangs der einen Seite soviel, als die ganze Nasenhöhle der andern Seite. Andere Male dagegen ist dieser Raum sehr eingeschränkt. Der untere Nasengang (o)ist gerade, liegt zwischen der untern Muschel und dem Boden der Nasenhöhle. Seine Höhe ist natürlich an verschiedenen Stellen und Individuen auch sehr ver- schieden, doch können wir sie durchschnittlich auf */./' annehmen. Im Durch- schnitt bildet dieser Gang eine fast regelmässige Conchoide , und ist überhaupt derselbe für unsere Betrachtungen der bedeutungsvollste. S. Fig. 00. — So- wohl Septum, als Muscheln, demnach auch die einzelnen Loculi undG^nge der Nasenhöhle bieten nach Individualität und in Folge verschiedener abnor- mer Einflüsse (z. B. Schnupfen, Nasenpolypen u. s. w.) grosse Verschie- denheiten dar, auf welche nach ßedürfniss etwas genauer einzugehen wir im Laufe unserer Betrachtungen Gelegenheit nebroen werden. Ausser diesen Yorsprüngen und Anhängseln^ welche die Nasenhöhle ver- Die Nasenhöhle mit ihren Kanälen und Nebenhohlen. engen , finden wir aber auch an der oberfi und aoasern Wandung einer jeden Nasenhöhle einige Oeffnungen, welche in die bereits angekündigten Ne- benhohlen der Nasenhohle fahren. Im obern Nasengange ist nach hinten zugehend eine etwa 1 — IV2'" weite Oeffnnng, weiche in die Keilbein- höhle (Fig. 53. /) fuhrt. Diese, durch ein Septum transTersum in 2 ungleich grosse ZeUen getheilt, liegt in dem mehreckigen Korper des Keilbeins (e) ist in ihrem grossten Querdurchmesser (nach vorn tu) etwa 16 '" weit, 7 '" hoch , etwa und 1 " tief, hat die Gestalt eines von hinten nach vorn zu an Dimension wachsenden Wurfeis, und einen kubischen Inhalt von etwa ^/5 bis V2 Kubikzoll. Sie liegt gerade über den Choanae narium; die I/ocher, welche aus der Nasenhohle hinein fuhren , befinden sich an der Vorderwand der Keilbeinhöhle. Von der obern Abtheilung der Seitenwaud der Nasen- höhle (bis zur Insertion der mittlem Muschel) nach aussen liegen die Si eb- bein z eilen (Fig. 60. rr), d. i. ein in mehrere, unter einander kommuni- cirende kleinere ZeUen getheilter Hohlraum , der dem sogen. Siebbein (zwi- schen Nasen- und Augenhöhle liegend , Fig. «^3. cf) angehört. In diese Sollen fuhren 3 Oeffnungen aus der Nasenhöhle , und zwar aus dem obern Nasen- gange eine Oeffnung in die hintere und mittlere 2icllen , und aus dem mitt- lem Nasengange eine in die vordem Zellen. Der Gesammtraum , den diese Zellen beiderseits einnehmen , dürfte ungefähr ebenso viel betragen , als der der Keilbeinhöblen. Etwas weiter nach vorn befindet sich im mittlem Nasen- gange die Oeffnnng, welche in die Stirnhöhle (Fig. 53. 6) fuhrt. Diebei- den Stirnhöhlen liegen gerade über der Nasenwurzel (c) hinter dem vorge- wölbten Theil der Stirne, im Stirnbeine (a), dessen Knochen platten zur Bildung dieser Höhlen auseinander gewichen sind. Diese beiden Höhlen liegen gewöhnlich nicht ganz symmetrisch, d. h. die knöcherne Scheide- wand, welche sie trennt, liegt nicht genau in der Mitte, so dass die eine Höhle grösser auslullt, als die andere. An einem guteutwickelten männ- lichen Schädel fand ich die Höhe dieser Höhlen fast 1 V2 'S die Breite beider zusammen gegen 2", die Tiefe (in der untern Abtheilung) V:t" betragend. Der Um&ng beider Höhlen ist uiiregel massig viereckig, ein senkrechter Durchschnitt in der Mitte (in der Ebene des Septum) hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen Basis nach unten gekehrt ist. £in querer, horizontal ge- führter Durchschnitt durch beide Höhlen hat unten die Gestalt eines oblon- gen, etwas in seinen langen Seitenlinien gekrümmten Parallelogramms, weiter oben die einer verflachten Raute. Die Wände dieser Höhle sind un- regelmassig, höckerig, zuweilen ist noch eine vorspringende Leiste oder gar noch ein Septum vorhanden, welches die eine Höhle wieder theilt oder beengt. Die zuführenden Oeffnungen liegen im trichterförmig nach unten und hinten vertieften hintern mittlem Theile des Bodens einer jeden Höhle. Der kubische Inhalt beider Höhlen ist, wo sie gehörig entwickelt sind, etwa auf % Kubikzoll anzuschlagen, jedenfalls betragt er mehr, als der der Keilbeinhöblen. — Endlich haben wir noch von den noch bedeutendem Kieferhöhlen zu sprechen (Fig. 60. s). Der Eingang dazu liegt in der Mitte des mittlem Nasengangs (Fig. 60. /), hinter der Oeffnung der vorderh Siebbeinzellen und der Stirnhöhle, etwas höher, als der untere Rand der mittlem Muschel und 1 ^/^ " vom Nasenloche entfernt. Es ist eine 1 V^ bis 2"' weite und lange Spalte, die mit einem wulstigen Rande versehen und rück- und auswärts gekehrt ist. Die Höhle selbst liegt unter den Siebbein- zellen und nach aussen von der Nasenhöhle , innerhalb des Körpers des tM II. Stimm- und Sprachorgan. Oberkieferknochens; sie misst in ihrer grossten Lauge (von vorn nach hin- ten) etwa 1 Vä'S ^^ ^^J" grossten Höhe etwa ebensoviel, und in ihrer gröbs- ten Tiefe etwa 10'". Ihrer Gestalt nach hat sie die Form einer von der einen (nach innen sehenden) Seite platt gedruckten, nach vorn etwas in die Länge gezogenen Kugel; ihr kubischer Inhalt betragt etwas über 1 KubikzoU, und dürfte demnach dem der Nasenhöhle (einer Seite), deren Umfang zwar be- deutend grösser, deren Rauminhalt aber durch die Muscheln sehr beschränkt wird, nicht nachstehen. Betrachten wir jetzt diese Nebenhöhlen in ihrem Zusammenhange and in ihren Beziehungen zu den Nasenhöhlen, so können wir uns folgender Bemer- kungen nicht erwehren. Vor allem finden wir, dass der Raum, welchen sämmtliche Nebenhöhlen unischliessen , beim erwachsenen Manne un^eich grösser, etwa noch einmal so gross ist, als der Rauminhalt beider >^asen- höhlen selbt; dass aber die Zugänge zu diesen Nasenhöhlen unverbältr nissmässig klein sind, so dass eine ausgiebige Luftströmung darin nicht stattfinden kann. Ferner bemerken wir, dass die Nasenhöhle mit Aus- nahme ihrer Basis oder ihrer untern Wand und des Mitteltheils des Dachs oder der obern Wand durchaus und ohne Unterbrechung von die- sen Nebenhöhlen umgeben wird, von welchen immer eine an die andere sich anschliesst. Dies ist eine für die Akustik der Nasenhöhle höchst be- deutungsvolle Anordnung. Denn wenn die Nasenhöhle von starren dicken Knochen - oder Fleischmasson umschlossen wäre , so würde der Klang der in sie geführten Schallwellen^ ein sehr kurzer, schlechter, gedämpfter wer- den: kurz und leer, weil der Raum, in welchen die tönende Luftsäule des Fangrohrs eintritt, zu eingeschränkt wäre, hart und gedämpft, weil er von den Wänden zu unmittelbar zurückgeworfen würde. Bei der gegebenen An- ordnung dagegen wird die in die Sinuositäten der Nasenhöhle gez w^ängte tönende Luftsäule nicht plötzlich aufgehalten und in sich zurückgedrängt, sondern in die von dünnen Knochen wänden umgebenen, mehr oder weni- ger geräumigen Seitenhöhlen geführt, welche einestheils ganz vortrefflich konstruirte Resonanzapparate abgeben, den Ton weich, elastisch, voll machen, anderntheils verhüten, dass irgend etwas von den Schallwellen für die volle akustische Wirkung verloren gehe. Wir sehen jetzt auch ein , wa- rum über der Siebplatte des Siebbeins, sowie unter dem Boden der Nasen- höhle nicht ebenfalls Nebenhöhlen angebracht sind. Hier sind deshalb keine dergleichen nöthig, weil der oberste, unter der Siebplatte liegende Raum der Nasenhöhle schon an sich so nebenhöhlenartig verengt und über die andern Partien der Nasenhöhle erhöht ist, jdass hier nichts von den sonst zu befürchtenden Nachtheileu für den Klang eintreten kann; ferner, weil unter der Grund wand ung der Nasenhöhle die Mundhöhle liegt, die an sich schon in Bezug auf die Nasenhöhle Resonanzorgan genug ist. Sämmtliche Höhlungen des Nasenapparats werden von einer Schleimhaut ausgekleidet, die eine unmittelbare Fortsetzung der Schleim haut des Fangrohrs ist. Durch das Mikroskop betrachtet zerfällt diese Nasenschleimhaut in einen ifimmernden u. in einen nicht flimmernden Theil. Letzterer bildet die eigentliche Riechschleimhaut und kleidet die obere Abtheilnng der Nasenhöhle aus, von der L. cribrosa (60. 6) an bis ^/^ — l "abwärts. Sie ist viel dicker, als die tiefere, flimmernde Schleimhaut, aber sehr zart und weich , und wird durch die Bow- mann'schen Drusen feucht erhalten: Eigenschaften, die auch für Erzielung eines guten Klanges erforderlich sind. An der Schleimhaut der übrigen Höh* Die Nasenhohle mit ihren Kanälen und Nebenhohlen. tOS langen kann. man die dickere drusenreicheSchleioibaut der eigentlichen Nasen- hohle von der dünneren der Nebenhöhlen und des Innern der Muschelver- tief angen unterscheiden. Das Epithel ium dieser Schleimhaut ist an beiderlei Orten ein geschichtetes Flimmerepithelium , ähnlich dem des Kehlkopfes, und ist mit blassen, fein granulirten Zellen versehen, welche von vorn nach hinten flimmern. Unter diesem Epithelium liegt die eigentliche, an Schleim- drüsen sehr reiche, ihre Dicke aber auch den Yenennetzen (die beim Schnupfen noch mehr anschwellen) verdankende Schleimhaut. In den Ne- benhöhlen fehlen diese Drüsen fast ganz, nur in den Kieferhöhlen kommen einige vor. Sonst ist hier die Schleimhaut sehr dünn, und von der Knochen- haut nicht als besondere Schicht abtrennbar. Es ist uns nun noch übrig, einige Worte über die AusströmungsÖffnuugen, die Nasenlöcher, und über das Organ, in welchem sie angebracht sind, die Nase selbst zu sagen. Die Stellung der Nasenlöcher, sowie die Gestalt and Grösse der äussern Nase ist zu mannichfachen Modifikationen unter- worfen , als dass diese Unterschiede für die Eigenschaften der menschlichen Stimme völlig bedeutungslos sein könnten. Im Allgemeinen ist eine gehörig lange , d. h. den dritten Theil der Gesichtslänge austragende , mit dem Rücken in einer geraden, von der Richtung der Stirne wenig nach auswärts diver- girenden «Linie verlaufende, ihre Löcher gerade nach unten und ein wenig nach aussen öffnende Nase ein Zeichen eines akustisch wohlgebildeten und gehörig ausgeprägten Nasenhöhlenapparats. Die griechische Nase dürfte des- halb in dieser Hinsicht weniger Empfehlendes für sich haben, weil bei ihr die Stirnhöhlen zu wenig entwickelt sind; die römische Nase hat das gegen sich, dass bei ihr der Nasenkanal nach vorn zu stark umgekrümmt ist, und die Nasenlöcher sich sogar etwas nach innen, gegen die Lippen zu öffnen. Die verschiedenen Formen der eingedrückten Nase , wenn dabei auch die Stirn- und Kieferhöhle geräumig genug sein sollten , kann nicht ohne eine ziemliche Beschränkung der Hauptböhlen bestehen, und dürfte daher auch für einen Sänger oder Sprecher kein günstiges Vorurtheil bilden. E^ne auf- geworfene Nase, deren Mündungen sehr nach vorn und aussen gerichtet sind, sieht nicht nur wiederwärtig aus, sondern ist auch der vollen resona- torischen Verarbeitung der Schallwellen in dem Nasenhöhlenapparate zu- wider. Eine von den Seiten sehr zusammengedrückte, schmale Nase deutet auf enge Nasenhöhlen , wobei an sich schon die Resonanz etwas unvoll- kommen ausfallt , namentlich wenn die Schleimhaut in Folge katarrhalisches Reizes anschwillt. Die Eaehen- Mundhöhle. (Fig. 53. und 61.) Sie bildet den untern Ausström nngsapparat des Ansatzrohrs, und steht dem Rachentheil des Fangrohrs ebenso vor , als die Nasenhöhlen dem Nasen- theil desselben. Sie liegt,. wie allbekannt, gerade unter den Nasenhöhlen, von welchen sie nur durch den sogenannten harten Gaumen und durch den Zahnfortsatz und überhaupt Zahnapparat des Oberkiefers geschieden ist. Der Rachentheil der Mundhöhle liegt jedoch etwas weiter hinten, als die Nasenhöhle reicht. Der Ausdruck Mundhöhle ist nur bedingt richtig. Im Zustand der Ruhe, wenn die Kinnladen geschlossen, und die übrigen hierher gehörigen Organe weder phonisch noch zu andern Zwecken , Essen , Trinken u. s. w. beschäf- tigt sind, ist gar keine Höhle, ja überhaupt kein leerer Raum vorhanden. 20C IT> Stimm- ond Sprftcfaorgftn. sODdern letzterer wird durch die Zunge , Backen and Lippen vollstäadig aus- gefüllt. Erst sobald diese Organe Platz machen , wenn sie »bwärta oder aoB- wärta zurückweichen, enlsteht die sogpn. Mandböhle, die also nur eine funktionelle Beziehung hat, und ohne diese gar nicht cxistirt. Da wir es jedoch mit einer Funktion zu thun haben, zu welcher die Mundorgane aus- einander weichen müssen, können wir getrost von der Mundhöhle, als stets vorhandenem leerem Räume, sprechen. Dieser Raum inisst vom GanmeD- slacbel (Fig. 57. u) bis zur vordem Ecke des Alveolarrands i" 3'"; voo der Innenkante der vorletzten Alveole zur tusd^rn i'/s"* v*^« da bis zur Wurzel der Uvula 3". Um nun von derRacben- MimdhÖhle einen möglichst klaren Begriff xn erhalleu, wollen wir uns zuvörderst die Organe , welche in sie hineinragen, welche ihren Kaum verengen und bezie- bendlich 'ganz ausfüllen, wegdenken, damit wir ihre Wandungen und Orenz- punkte genau kennen ler- nen , und namentlich ihre Stellung zum Fangrohre und die Verbindung dieser beiden Raumlichkeileo ge- hörig uns zur Anscbauuug bringen können. \yie die Muudböhle vou vorn aus betrachtet beschaf- fen ist, erfährt jeder , wenn er sich in seinen eigenei) Mund sieht: die Haupt* f^g^ gl Schwierigkeit liegt in den hintern und tiefern, dem Gesicht mehr oder weniger entzogeneu Partien; wir wollen daher und weil es der Gang unserer Untersuchung so mit sich bringt, von hinten anfangen, und da anknüpfen, wo wir bei der Betrachtung des Fangrohrs, besonders des mittlem Theilee desselben, aufhörten. Wir beginnen daher mit dem Zu ngenbeiu, als dem eigentlichsten Verbtn- dungsorgan zwischen Fangrohr und Mundhöhle. Wir wissen, dass dieser Knochen einen nach hinten offenen Reif bildet, der dss Fangrobr aus ein- ander, also stets offen erhalt, dass die fleischigen Wau dünge D des Fang- rohrs sich zum Theil an die Ilörner des Zungenbeins inseriren, und ein Theil der Muskelfasern des Fangrohrs von letztern aus nach hinten und olien verläuft. Kurz, zwiacheu den Hurnern des Zungenbeins und der Basis des Schädels sammt den Fliigclfnrtsälzeu des Keilbeins und den hintersten T hei- len der Innenfläcbe des Unterkieferknocbens besteht eine zusamraeBhän- gende Muskelwand, die sich beiderseits nach hintsn umbiegend zum Rohr vereinigt und so das Fangrohr bilden hilft. Wir wissen ferner, dass vom Körper des Znogenbeiiis und den vordem Tbeilen der Hörner desselben Die Rachen -Mundhöhle. 297 sich ein häutiges, ziemlich horizontal liegendes Band gegen den von vorn schräg nach hinten und oben in das Fangrohr hineinragenden Kehldeckel zieht (Ligam. hyo-epiglotticum) , durch welche Anordnung gleichsam eine Scheidewand oder eine Falithüre in den Raum des Fangrobrs geschöben worden ist, die jedoch nur partiell ist, indem sie das Lumen des Fangrohrs nicht vollständig deckt, auch wenn die Epiglottis sich bis zur horizontalen Lage niederbeugt. Die Oberfläche dieses Ligam. hyo-epiglotticum oder der zwibcben dem Körper und den beiden Hörnern des Zungenbeins liegende hautige Boden, den wir bald genauer beschreiben werden, bildet nun den tiefsten, hintersten, isthmiscben Theil der Mundhohle, die untere Grenze der hintern Apertur derselben, oder den Grund des Yorhofs, des Mittel- raums zwischen Fangrohr (Rachenhöhle) und Mundhöhle. Wenn wir jetzt, um uns besser zu orientiren, in die Mundhöhle von vorn sehen, so bemerken wir, wenn wir mit den Augen von der Wurzel des Zäpfchens seitlieb bis zur Zunge gehen, einen Punkt oder eine Ecke, wo die Zunge seitlich angewachsen zu sein, und wo jene Falte, die vom Zäpfchen her- kommt, sich gleichfalls einzupflanzen scheint. Halten wir nun diese beiden Punkte, links und rechts, im Auge, denken wir uns die Zunge weg, stellen den vorhin beschriebenen Boden am Zungenbein uns in Gedanken (sehen können wir ihn nicht, aber das Zungenbein können wir an unserem Halse wenigstens fühlen) zurecht, verbinden wir endlich die 4 gedachten Stellen, nämlich das Zäpfchen, die beiden Winke) zu beiden Seiten der Zunge, und jenen Raum hinter dem Körper des Zungenbeins durch eine Linie, so haben wir die hintere Oeffnung der Mundhöhle, und zugleich die vordere Peri- pherie oder Kontur des Vorhofs zu derselben, des Isthmus, oder (nach Tourtual) des Vestibül um pharyngis medium, von welchem wir schon einmal (S. iS3) gesprochen haben. Die Mundhöhle selbst bildet, bei ge- schlossenen Kinnladen und wenn man jsich die Zunge wegdenkt, einen oval- bügelförmigen Raum, der von oben, von ^den Seiten und von vorn von knöchernen Wandungen, unten von einen fleischigen Boden begrenzt ist^ und hinten bald offen steht, bald yon einem fleischigen schief nach hinten and unten fallenden Vorbange wenigstens zum Theil geschlossen wird. Das Dach der Mundhöhle, der Gaumen, das Gaumengewölbe, ist, wie letzte- rer Name besagt, gewölbt, und wird in seinen beiden vordem Dritttbeilen, von der untern Platte de& Oberkieferknocbens und vom Hortzontaltheile des Gaumenbeins gebildet (harter Gaumen,. Fig. 57. x 2/), während das hintere Drilttheil, der weiche Gaumen, das (Gaumensegel (Fig. 53. Sj 61. ^ — m), am hintern Rande des harten Gaumens befestigt, eine weiche, fleischige, bewegliche Platte bildet, und die Wölbung des Daches der Mundhöhle nach hinten zu vollendet. Die in einer etwas über einen Halbkreis betragenden oder auch parabolischen Bogenlinie stehende Seiten'-Vorderwand der Mund- höhle wird aus dem Zahnfortsatz der obern und dem der untern Kinnlade, sowie den darin befindlichen Zähnen gebildet. Die genannten Knochen- flachen sind von einer harten Schleimhaut, die an den Zahnfortsätzen oder Zahnzelien zum Zahnfleisch wird , bekleidet. Eine weichere Schleimhaut be- deckt alle übrigen Weichtheile der Mundhöhle. Der Boden der Mundhöhle wird von den Mm. mylohyoidei et Geniohyoidei gebildet. Erstere füllen den ganzen zwischen dem Bogen des Unterkiefers und dem Körper des Zungenbeins liegenden Raum mit ihren schräg nach hinten und innen verlaufenden, in der Mittellinie unter einem stumpfen Winkel zusammen- 208 11. Stimm- und Spracborgan. stosseiidenPasernftaa. DerMylobynideus (F)g.C2./)eiitepringtgIeichunter der Umetülpung der Mundschleimhaut von der innern schiefen Erhabenbeil des Unterkiefers, vom letzten Backenzähne bis zur Kinnerbabenheit Seine Fasern , die gleich von Anfange fleischig sind, verlaufen erst nach unten , dann wenn sie den untem Rand des Unterkie- fers erreicht haben, nacb innen und etwas nach hinten. Die hin- tersten heften sieb, z. Tbeil kurzseh iiig, an den antern Rand des Zungenbeiiikür- pers bis lur Mittel- linie hin , von wo an die Fasern beider Seiten bis zum Kinn hin unter sehr stam- pfen oder gestreckten fj Q.2 Winkeln luMinmen- treffen. Hin und wie- der finden sich Sehncnfasern in die Masse des Muskels eingewebt. Auf seiner obern Fläche liegen die Zungendrüsen und der folgende Muskel. Die ganze von beiden Mylübyoidci gebildete Muskeltafel liegt in einer gi-krümmleii Flüche, so (iass deren mittlerer Thcil nach unten in Form eines Dreiecks vorspringt, dessen Basis am Zungcnbcinkörper, die Spitze am Kinn liegt. Bei der Kontraktion bolder Mylohyoidei verstreicht dieser Vorsprung, die von ihm gebildete Muskeldäthe wird durchgehends eben, wobei natürlich dits Zungenbein nebst Zunge um einige Linien gehoben wird. M. geniohyoideus, Kinn -Zungenbeinmuskel (Fig.ßS..?, 53. 13, 69.(/) ist bandartig, liegt in der Mitte zwischen beiden Knochen, über dem vori- gen Muskel. Er entspringt Reisebig -sehnig vom Höcker an der innern Seile des Kinnes, und verläuft mit seinea Flächen nach oben und unten sehend, gerade nach hinten, wo er, etwas breiler geworden, an der untern Hälfte der vordem Fläche des Zungenbeinkörpers und am untern Rand des Vorderlbeils des Zungenbeinhorns sich inscrirl. Beide Muskeln slossen mit ihren innern Rändern zusammen. Ihre oijere Fläche berührt den über ihnen liegenden Muse, gcnioglossus. Ihre Wirkung ist Vorwärts- zng des Zungenbeins, wodurch sie zum Ausstrecken der Zunge beitragen, wie bei der Anatomie dieses Organs umständlicher erörtert werden wird. Die Mitte des hintern Randes des Bodens der Mundhöhle wird also vom Körper des Zungenbeins selbst eingenommen. Vom vordem Schneide- zahn bis zum (ruhig hängenden) Zäpfchen beträgt der Längendureh- messer der Mundhöhle ziemlich 3", von der In;ienkante der vorletzten Zahnzelle bis zu der entsprechenden der andern Seile beträgt der Breite- durchmesser l'/j", und die Höhe der Mundhöhle beträgt, vom untersten Theile des Genioglossus bis zur Kuppel der Wölbung etwa I " 9 ~ 10"'. Absperrangs- und Schliessungaorgiine. SM Die Höhe der Wülbong des Obcrkii^f^rs nebst vullen Zähnen heträgt etwa lU"'. Der kubische Inbiüt der geschlossenen Munilhöble betragt soviel, «Is die dieselbe im Indilferenzzuslunde vullkiimiuea austullenda Zunge, also elwK zwischen 3 und 4 KubikzoU. Ein horizuutaler Üurclischnilt der Mund- höhle erscheint geoaa eifiirmig, das spilzere Knde nach vorn grkehrl, ein senkrecht in der Mittellinie geführter nach oben ziemlieh inHssig gewölbt, Fiij. GS. nach unten inebr trngfönnig, ein transversaler (in der Mitte gerührter) liem- lieh ebenso, nur kürzer. — Durch das OefTiieii des Mundes, sowie durch die Bewegungen des Zungenbeiiis, werden nun die Dimensionen derMuod- bühle, so wie die Verhältnisse ihrer Wandungen, welche seitlich nur bei geschlossenem Munde ein Continuuni bilden, bedeutend abgeändert. Aus- führlicher über die einzelnen stwren und unbeweglichen Theile und Organe der Mundhöblenwände, z. B. über die Zäbne, brauchen wir wohl vorder- hand nicht zu sein. Wir geben daher sofort über zu den C. Abipemmgs- und SchlieMungaoiiruien, welche die eigentlichen Modifikntions- oder Arlikulalionsorgane der incnscb- liehen Slinune daralellen, und daher einer ausführlicheren Hi;lracbtuug unterworfen werden müssen. Es gehören hierher, ausser dem bereits be- schriebeoen Kefaldeeket, der wenigstens mit der sprachlichen Artikulation noch nichts zu ihua hat, der Apparat des weichen Uauiuens, die Zunge und die AnsseBOi gant! des Mundes, die Backen und Lippen. 1) Der weiclie Oanmen, lathmna. (t-'ig 60.61.) Dies ist eines der merkwürdigslen und kunstreichsten Ürgane des ganzen meDSchlicben Körpers. Mui kann den weichen Gaumen mit einer Fall- oder Zugbrücke vergleichen, welche zwischen den Nasen- und Racheniheil des Ansaterobrs hineiuragt, und den Racbentheil durch Aufwärlszug vom Na- U IfclÖ tl. Stimm- und ^prachorgad. sentheil, durch Niederzag von der Mundhohle absperrt; auf der andern Seite mochte man den weichen Gaumen auch einen Vorhang nennen , der auf beiden Seken zu- und aufgezogen werden kann, um den Eingang in das Fangrohr, zunächst in den Nasentheil desselben, bald zu schliessen, bald zu offnen. Vieles an diesem Organ ist bis zur Stunde noch nicht aufgeklart; die verschiedensten , zuweilen einander'geradezu entgegengesetzten, Ansich- ten über die Anatomie , Bewegungen und Funktionen dieses Apparats haben sich bis jetzt geltend gemacht. In der Mundhohle sieht man zunächst als hintere seitliche Grenze dersel- ben eine bei geöffnetem Munde ziemlich stark hervorspringende gespannte Falte, die hinter dem letzten Backenzahne des Oberkiefers zum Unterkiefer schief nach unten, vorn und aussen herabsteigt, und welche vom sehnigen Rande des Muse, pterygoideus internus, zum Theil auch vom Muse, roylo- pharyngeus (s. oben) gebildet wird. Diese Flügelmuskel - Falte, Plica s. Ligamentum pterygomaxillare , s. intermaxillare , s. maxillae laterale in- ternum (Bock), zieht sich an der innen. Seite des aufsteigenden Astes des Unterkiefers strangartig herab und vorwärts bis auf den Grund der Mund- hohle, da wo die Schleimhaut des hintern Theils des Alveolarfortsatzes sich auf die Zungenwurzel umschlägt. Bei zahnlosen Individuen lässt sich diese Falte am besten untersuchen. (S. Fig. Gl. c). Von dieser Falte aus unten seitwärts mit dem Finger gehend fühlt man einen starken von der Zungen wurzel bewirkten Widerstand. Nur mit Mühe kann man den Finger zwischen diese Falte und die Zunge drücken , man kommt hier nicht tief und fühlt gleichsam einen harten Wall, der von einem Bande zum andern querüber durch die Zungenwurzel zu gehen scheint Weiter vorwärts am Alveolarrande gehend plumpt der Finger bald tiefer auf den hier viel weichem und nachgiebigem Grund der Mundhohle. Nach hinten zu über jene renitente Stelle, die wir als Insertion der Zunjgenwnr- zel ansehen können und besonders ' durch Anspannung des Muse, kerato- glossus und styloglossus gebildet zu werden scheint, mit dem Finger zu geben , verhindern die sich bei jedem Versuch einstellenden Brechbewegan- gen, bei welchem stets der Kehlkopf heftig gehoben und nebst Zunge und Zungenbein vorwärts geschoben wird. An die Flügelmuskelfalte, mit welcher die Gaumenwolbung beginnt, für deren seitliche Pfeiler jene Muskeln zu halten sind, schliesat sich nun so- fort der sogenannte > ordere oder der Zungen - Gaumenbogen, Arcus glossopalatinus an. Fig. 60 u;, Fig. Gl. ft. Man sieht im geöffneten Munde, wie neben der vorhin genannten Falte einige Linien nach innen eine andere dünnere, markirtere Falte liegt, die jedoch mit jener Falte nur in ihrem > mittlem Dritttheil parallel liegt, indem sie sich unten in die Seiten wand des hintern Theils der Zunge inserirt, bis auf den Grund der Mundhöhle rei- chend , oben nach der Mitte sich umkrümmt, um in der Wurzel des Zäpf- chens sich zu endigen. Diese Falte oder dieser Streif (Band) ragt im ruhi- gen Zustande mit seinem innern Bande nach innen und etwas nach hinten, und legt sich an den gewölbten Zungenrücken (die hintere Deklivität desselben) an. Der mittlere Theil, wenigstens der äussere, angeheftete Rand desselben kann so gut als unbeweglich angesehen werden: er liegt gerade zwischen beiden Kinnladen. Sobald sich aber die ^unge vorwärts bewegt, zieht sie die genannte Falte mit sich vorwärts, so dass ihre un- tere Partie mit deren Kante bald gerade nach innen sieht, und je tiefer Absperrangs* ond Schli^Mongsorgane. f H desto mehr schief nach vorn nad aosaen gedreht wird, wobei das Ligam. plerjgo-mazillare durch den Zug, den die Zange ausübt, verstreicht, und die hintere Flache dieses Theils der MundhobJe (vordere innere des Mose, pterjgoid. internus) glatt erscheint. — Auch die obere Abtheil ong unserer Pliea ist beweglich, und kann durch die Kontraktion des Muse, levator pa- iati moUis ein ziemliches Stuck in die Hohe gezogen werden, wobei, zamai bei weit geöffnetem Munde , die ganze Ijange der Falte betrachtlich an Lange zanimmt. DiePlica glossopalatina bildet nun die hintere oder untere Grenze des Pla- num palati mollis, der Gaumen-Platte od. Decke, oder der weichen fleischigen Fortsetzung des harten Gaumens, welche wir sowohl anatomisch als auch physiologisch von dem daran' hangenden Velum palati oder dem Gaumenvorhang genau unterscheiden müssen. Die Gaumendecke hängt mit ihrem obern vordem Rande fest mit dem hintern Rande des harten Gaumens zusammen, seitlich ist sie dem Ligam. pterygo-maxillare und der Seiten- wand des Fangrohrs inserirt, und hängt nun von da in schiefer Richtung und mit einer nach hinten und oben stehenden Wölbung herab. Wir be- trachten, wie schon bemerkt, als untere hintere Grenze derselben die Zun- genganroenfalte , in deren Mitte die Wurzel des Zäpfchens liegt, welches Organ ein weiches, kegelförmiges, sehr kontraktiles und drüsenreiches Anhängsel der Gaumendecke darstellt. Die Länge derselben beträgt vom Rande des harten Gaumens bis zur Wurzel des Zäpfchens 11'"; letzteres allein hat im erschlafften Znstande eine Länge von 6'",*) und oben eine Dicke von 3 — 4"'. Die Dicke der Gaumendecke beträgt vorn etwa 4"', hinten etwas weniger. Man kann die Gaumendecke als eine Duplikatur der Mund-Nasenhöhlenschleimhaut betrachten, zwischen deren beide Platten sich ein ziemlich zusammenge^setzter Muskelapparat einsenkt Zunächst be- trachten wir die von oben her zur Gauniendecke gehenden, dieselbe heben- den , seitwärts spannenden und beziehendlich verkürzenden Muskeln. Der Heber der Gau mend ecke, Levator palati mollis, Petrosalpingo- staphylinus (Fig. 64. /, 65. m, 66. i ) entspringt in einer der Richtung der Tuba £n stach ii entsprechenden 3 — A"' langen Linie vom knorpligen Theile dieser Tuba und vom Felsenbeine, gleich hinter dem Proc. spinosus des Keilbeins (Fig. 57. p), steigt sich bald versclitnälernd nach unten und etwas nach innen und vorn, durchbohK die Pharynxwand zwischen den Fasern des Rephalo- et Pterygo-pharyngeus , tritt sodann an die Gaumendecke , an welcher angelangt er wieder breit wird und sich in der ganzen Höhe des weichen Gaumens bis zur Basis uvulae verbreitet; in der Mitte gehen seine Fasern in die des gegenüberliegenden, ihm entgegenkommenden Levators über. Die obersten Fasern verweben sich in die des Circumflexus, die un- tersten verlieren sich zur Seite des Zäpfchens am freien Rande des Gaumen- segels, wo er gabelförmig von den Bündeln des Pharyngo-palatinus umfasst wird (Fig. 65.^ — t). Beide Levatores bilden demnach zusammen einen Halbringmuskel und wirken demgemäss. Sie heben die Ganmendecke hebelformig, so dass der hintere untere Rand horizontal zu stehen kommt. Der Hebnngswinkel beträgt etwa 30^, d. h. es wird der hintere Rand ziem- lich y^ " hoch gehoben. Unterstüzt wird er dabei durch die gleichzeitige Kontraktion des Muse, pterygopharyngeus (S. 192), durch welche seine *) Haschke S. 28 giebt die Länge mit y«" offenbar zn gering an. 212 II. Stimm- und Sprachorgan. Zugarichtung eine geradei;e wird. So wird die Pars nasaltB des Fangrohrs von der Isthmica ziemlich abgesperrt ' Dabei wird anch die Ganmendecke in quprer Richtung etwas angespannt, und ihre Wölbung Termindert. Noch mehr hat letalere Wirkung; Der Gaumenspanncr, Tensor palati, Circumfiexus palati, Spheno- salpingostaphylinus (Fig. 64. ni, 65- t, 60- n|. Er liegt nach aussen am Innern f lügelmuskel , nach innen am Gnumenheher, enlspringt in einer l " uad darüber langen Linie vom Proc. spinös, des Keilbeins, vom Felsenbein, vom Trompetenknorpel und aus der kahnf(>rmigen Grobe der Wurzel des Innern Fliigelforlsatzblalls (Fig. 57 p~t) gefiedert, breit und dünn, seine Fa- sern heften sich an beide Flächen einer ebenso breiten Sehne , bis z«m Haken des B^liigeirortsalze«, um welchen sich die sich einrollende Sehne schlägt, nm V y V. nun in horizontaler Richtung sieh längs des hintern Randes des harten Gaumens in einer Breite von 3"' auszubreiten und sich am hintern Nasen- stachel und am ganzen hintejn Rande di-s harten Gaumens za befestigen. Die tiufer entsprungenen Fasern setzen sich vorzugsweise an diesen Rand, die hoher (vom Proc. spinosus) entsprungen gehen auch am weitesten, bis zum hintern Nawnstachel. Die Wirkung dieses sonderbaren, bis jetit noch sehr rathselhaften Muskels scheint mir darin zu bestehen, d&ss er die nach der Mundhöhle gekehrte Platte der Wurzel des weichen Gaumens fester, härter macht, so dass die Zunge, wenn sie (beim Schlingen und besonders bei Pronuncirung des k) gegen diese Stelle gedrückt wird, einen kräftiitern Widerstand findet. Absperrungs- und Scfaliehsungsorgane. t18 Der ▼ordere Gaumenheber, Levator palad anterior, Pterygopala- tinua, von Toartual entdeckt, liegt am untern Theil dea äussern ItEUids der hintern Naaenoffuung, zwischen der Schleimhaut und dem Processus P^i'Jgoideus, vor der Rachenmündung der Ohrtrompete , hinter dem untern Nasengang; er ist platt nnd wird nach unten dicker, sein oberer Rand ent- springt nahe unter dem Hamulus palatinus der unteru Nasennraschel und erstreckt sich schräg rückwärts gegen den Winkel, den der obere und vor- dere Rand des Tubaknorpels bildet Er steigt, breiter werdend, gegen das Gaaniensegel herab, nnd tritt unmittelbar hinter dem harten Gaumen in den Tordern, äussern Theil desselben ein. Der hintere Thejl des Muskels wird von der Plica salpingopalatina, und ausserdem die innere Seite des Muskels von einer Fortsetzung der Fascia buccopharyngea bekleidet Der Muskel liegt in seinem Verlaufe vor dem Circumflexus und verbindet sich auch mit dem Pterygopharyngeus, Im weichen Gaumen verschmelzen die Fasern des- selben theils mit der Aponeurose des Circumflexus, theils gehen sie an die Flechse dieses Muskels da, wo sie eben den Einschnitt am Hamulus ver- lassen hat, und sich auszubreiten beginnt Die Funktionen dieses Muskels besteht darin, die vordersten Seitentheile des weichen Gaumens zunächst dem harten Gaumen gerade aufzuheben und ein wenig quer anzuspannen. Die Aach vorn tretenden Fasern der Aponeurosis Circumflexi ziehen den vordem Theil des weichen Gaumens nach hinten, durch den von aussen und vorn hinzutretenden vordem Gaumenheber dagegen wird die Richtung ab- geändert, und so der vorderste (iaumentheil ganz in querer Richtung ge- spannt. Der Zweck dieser Bewegung ist wohl ein ähnlicher, wie der der Kontraktion des Circumflexus, nur mehr lokal und seitlich begrenzt Die hintere längere Abtheilung des Muskels vermag den Eingang der Tuba zu verengen. — Ich habe mich von der Existenz dieses Muskels noch nicht in bestimait€^ Weise überzeugen können. De Courcelles hat auf der 7. Tafel seiner Icones musculorum capitis unter dem Kamen Constrlctoristhmi faucium einen Muskel abgebildet des der sich auf der untern Fläche des Gaumens noch vor der Aponeurose Circumflexus inserirt, und Taf. 8 sieht man>, wie derselbe an der Seite der Zunge, gleich vor dem Styloglossus entspringt (?) S. Fig. 65. t. Demnach wurde man wohl jene Insertion am harten Gaumen für den Ursprung, und den sog. Ursprung an der Zunge für die mobile Endigung dieses Muskels, den ich in dieser Weise bis jetzt noch von keinem andern Anatomen beschrieben gefunden , anzusehen liaben. Denn der sonst wohlbekannte und von uns bald zu beschreibende Muse, glossopalatinus, der auch den Namen Con- strictor isthmi faucium führt, und auch den angegebenen Ursprung an der Zunge hat, kann auf der 7. Taf. von de Cour cell es nicht gemeint worden sein, da sich derselbe viel weiter hinten am weichen Gaumen inserirt Ich vermuthe demnach, dass de Courcelles bereits den Tourtual'schen Muskel gekannt und dessen untere Portion auf seiner 7. Tafel abgebildet bat während die Muskelpo'rtion Taf S. H. wirklich dem Muse, glossopalatinus angehört Muskel des Zäpfchens, Azy^os uvulae (Fig. 64. n, 65. n) liegt in der Mitte zwischen dem hintern Nasenstachel und dem Zäpfchen, unter der Schleimhaut der hintern Fläche, entspringt mit zerstreuten Muskelfasern am hintern Nasenstachel und der anstossenden Partie der sehnigen Ausbreitung der Gaumen Wurzel, welche Fasern sich zu einem runden, bis zur Basis ai4 II. Stimm - und Sprachorgan. .L^'" ''*' 'iange »ngehörigen Theil ditiaeg Muskels sah Zagl ■■ (Goodsir Annal. i. I8&0) einigeiDalc' in die tieftre MnskelsiibBlanz der Zunge eindringen, und den untern Th«il derjenigen .iiicren Fsserbimlel bilden, welche iwischen den rOTderC Oaamenbogtn sich ersireclten. Absperroiigs- und SchlieuaiigBorg«D«. SIS des Gaamensegels (soll heiaaen Gaumead«cke) , iD deuen g&iuer Höhe bis 2um Zäpfcheo herkb sich die Fu^m beider Seilen bogenförmig vereiiiigeD. Er liegt am GNsmeDsegel vor dem Gftoineuheber. Seine Wirkung ist hei Nichtfixirang der Zonge ond des Gaumens die eines Sclilieesraoskels, indem er die Zungenbasis und den weichen Gaumen einander bis lor Berühning zn nähern sucht, wobei der Umfang des vun beidun St^itenfnlten gebildeten Halbkreisbogens abmoinitj' Ist die Zunge hefcsligt oder nach vorn gezogen, so kftnn der Muskel die Gauraendecke etwas nach ^om und abwärts ziehen; ist dagegen die Gaomendecke fest nach oben geiogen , so kann er lor Hebung der Zunge elwaä beilragen. fiff. 66. Dieae Plica glossopalat. (arcos glosBopalat.) verachmälert sich also tod nuten nach oben sowohl der Breite als der Dioke nach , und seheint bei ge- wöhnlicher Belracbtang allerdings im Zäpfchen zu endigen. Allein dem ist nicht ganz so. . Eriengt man nämlich einen pbonisclien Vorgang , bei welchem der Ganmen Vorhang nach innen gezogen wird , pronuucirt man z. B. ein scharfes, etwas quäckendes, resfinanzloses A, so wird man, besonders wenn man einen Hohlspiegel zu Hülfe nimmi, wahrnehmen, dsaa die Znngengan- menfalte ein Stück vor oder seiUicb der Uvöla Ton ihrer bisherigen, nach der Uvula zustrebenden Richtung nach dem hintern Rand dea Vorhangs zn al^elenkt wird, hier stark durch Vortreten der Schleimhaut sich markirt, nnd offenbar anch hier endigt; wenigstens gehen die vordem Moskelfasem derselben bestimmt nicht weiter, nnd gelangen demnach bia zur Uvula. Dabei wird der obere Theü des Arena etwas herabgezogen, eo wie das 216 n* Stimm- und Sprachorgan. ganze Planum paJati. Vio]]pi<;h1 ist diese Anordnung noch ein Rest des fötalen Znstands des weichen Gaumens, s. Tourtual p. 66. Die Plica glossopalatina wird auch, wie schon erwähnt, der vordere Glanmenbogen , die von ihr begrenzte Oeffnung der Isthmus faucium ge- nannt. Dem Tordern korrespondirt der sogen, hintere Gaumenbogeo , ein anpassender Name für das Gaumensegel, Gauroenvorhang, Velom palati inollis, das, wie bereits bemerkt, ein besonderes, wenngleich mit der obern vordem Abtheilung des weichen Gaumens, der Gaomeodecke, unmittelbar zusammenhängendes Organ darstellt, welches vom vordem Gaumenbogen sich seiner Anordnung und Funktion nach djametral unter- scheidet. Was der Gaumenvorhang ist und wo er liegt, weiss jeder, der sich einmal mit geöffnetem Munde genau im Spiegel besehen hat. Erhängt au der Ganroendecke nach unten und hinten herab, und bildet gleichsam die Fortset- zung jener nach unten und aussen. (Fig. 00- u. 61.) Er kann am passendsten mit einem Vorhang vor einem Fenster oder einer Thüre verglichen werden, der für gewöhnlich zurückgeschlagen ist, aber zu Zeiten vorgezogen wird, um die Oeffnung zu decken. Das Zäpfchen hängt oben in der Mitte zwischen die beiden Hälften dieses Vorhangs wie eine Quaste herab. In und an diesem Organ kommen beide Gaumenbogen, wie in einem Kreuzgewölbe, zusam- men , nach unten weichen dieselben auseinander , so dass ein hohler Zwischenraum zwischen beiden Bogen bleibt, der nach oben und innen spitz zugeht, nach unten und aussen breit wird. In dieser Bucht oder Nische (Fovea ovalis, s. Fig. 54. /*,) liegt die sogen. Mandel oder Tonsille (54.c, 66. (/)» welche jedoch auf der Vorderseite des hintern. Bogens oder des Gaumen Vorhanges aufsitzt und den Bewegungen desselben folgt. Die Ton- sille ist ein Aggregat von 10 bis 20 zusammengesetzten Balgdrusen ^ die fest unter einander verbunden und von einer gemeinsamen Hülle zusammenge- halten ein grösseres balbkugliges Organ bilden und auch oft mit ihren Oeffnungen in einige wenige zusammenfliessen , welche eine schleimig- speichelartige Flüssigkeit aussondern. Der Gaumenvorhang ist, wie der Zungen gaumenbogen eine Duplikatur der Schleimbaut der Nasen -Mundhöhle, und als solche Fortsetzung der Gaumendecke, von welcher sie durch die sekundär, aus der untern Plattt» 'dieser Duplikatur hervorragende Falte jenes Zungengaumenbogens abge- grenzt wird. Ausserdem unterscheidet er sich von der Gaumend^cke noch durch seine grössere Dännheit, da er weniger Muskelfasern besitzt, so wie durch eine dunklere Röthe und auffallendere Faltunir seines Schleimhaut- Überzuges. Die Weite des Zungengaumenbogens oder der Abstand beider Pfeiler desselben beträgt bei weitgeöffnetem Munde und ruhender Zunge unten etwa 17'", die Kurve desselben ist etwas mehr als, ein Halbkreis, etwa die Hälfte einer Ellipse. In der Mitte schneidet diese Bogenlinie die Wurzel des Zäpfchens, während der innere Bogenrand des^Gaumenvor- hangs mit seinem obersten Stück die Spitze des Zäpfchens, etwa l V^'" über dem Endpunkte desselben, schneidet. Die Pfeiler des Gaumenvorhangs (oder de» Schlundgaumenbogens) stehen bei weiter Oeffnung unten etwa l " von einander. Beim Einwärtszuge nähern sie sich bis auf l '" einander. Bei die- sem Einwärtszuge des Gaumen Vorhangs wird nebst dem oberen Ende der Zungengaumenfalte auch die Tonsille mit einwärts gezogen, welche daher aus ihrem Versteck stärker hervortritt, ohne dass ihr AbsUnd vom inoern Gaumen Vorhang. 217 R&nde des Vehim dabei neb merklich ändert Die Tontille ist demnaeh auf dem Velum , da wo es in die Seitenwand des Fangrohrs übergeht , ange- wachsen , and hat mit dem Znngengaamenbogen nichts zu schaffen. Wahrend wir mit dem Ursprung und Ansatz der Muskelfasern in der Zan- gt^ngaumenfalte so ziemlich im Klaren sind, sind wir es bisher noch durch- aus nicht mit dem des Vorhangs. Die Bewegungen , die wir an diesem Or- gan, namentlich beim Brechen und dergl. wahrnehmen, lassen alle bisherige anatomische Beschreibungen des diesen Vorhang bewegenden sogen Muse, palatopharyngeus als irrig oder mangelhaft erscheinen. Beim Schlingen und Brechen wird das Veluro sammt der darauf sitzenden Tonsille heftig nach innen gezogen, so dass sich beide Flügel desselben, wenigstens soweit man davon an sich selbst betrachten kann, mit ihren innern Randern einander fast völlig berühren; nur nach unten bleibt oft noch ein enger Spalt übrig. Aber nicht nur das Velum , sondern auch die dahinter gelegenen, ihm parallelen Theile des Pharynx, so weit man sie (von der Seite aus) st* ^n kann , werden dabei mit nach innen ge wulstet Das Planum palati ist dabei, wie bekannt, nach oben fixirt. Wo in aller Welt existirt nun der Muskelappnrat und eine Beschreibung davon, welcher dieses Be- wegungsphanomen hervorbringt? Dzondi, der die Erscheinungen , welche das Brechen am Ganmenapparate hervorbringt, wenigstens besser als seine Vorganger betrachtet hat, lasst uns in anatomischer Hinsicht dabei leider völlig im Stiche. Den hier so wichtigen Muse, phoryngopalatinus beschreibt er anatomisch gar nicht, sondern fuhrt nur die Hypotbesen einiger .Anatomen Qht*r seine Fnuktion an Seine Abbildungen sind so schlecht, dass man gar nichts daraus entnehmen kann. Nach seiner Theorie und nach seinen Ab- bildungen mnsste der untere Ursprung des Muskelapparats des Velum in der Mitte der Hinter wand des Pharynx zu suchen sein , weil bei der Kon- traktion dieser Muskulatur die beiden Flügel des Velum zu Wolliger gegen- seitiger Berührung zusammenrücken, und dadurch dem durch das Erbrechen zw Entleerenden der Weg in die Pars nasalis des Pharynx abgesperrt werden soll. Nach Theile dagegen entspringt dieser Muskel am hintern Rand der beiden Schildknorpelflügel, demnl(ch würde auch bei der heftigsten Kontrak- tion beider Muskeln, wo sie doch nur gerade Linien bilden können, der Utbmns immer noch einen nach unten ziemlich einen Zoll weit klaffenden Winkel bilden, und das Auszubrechende durch die so gebildete und blei- •beode Oeffnnng hindurch passiren müssen, wobei natürlich von jener von Dzondi angegebenen Absperrung des obern Theils des Pharynx, der Choanen u. s. w. gar keine Rede sein kann. Bidder hatte auch in dieser Hinsicht nicht viel zur Aufklarung beigetragen, was schon daraus hervor- geht, dass er die richtige Erkenntniss der Wirkungsweise der Muse, pha- ryngopalatini als Dzondi's grosstes Verdienst, das er durcli seine Schrift erworben , bezeichnet. Er nimmt ferner irrthümlich an , dass die (Taumen- decke schon in Folge des Hebens des Kehlkopfs (mittels des Hyothyreoi- deus, Stylopharyngeus u. s. w.) mitgehoben werde; ausserdem unterscheidet VT gar nicht bestimmt genug zwischen Gaumendecke und (raumensegel, und scheint über die hintere und untere Insertion des Muse palato-pharyngeus noch mehr im Unklarefi zu sein , und weit weniger autoptisehe Beobach- tungen gemacht zu haben, als Dzondi. — Krause neigt sich mehr zur Dzondi'schen Ansicht hin, indem er den Muse, pharyngopalatinus aus der st^itlichen und hintern Wand des Pharynx, besonders aus d^n Fasern des 218 II. Stimai- und Sprachorgan. Muse, constrictor pharyngis medius hervorgehen und im Arcus gleiches Namens bis zum Zäpfchen verlaufen lässt. Bock sucht die verschiedeneu Ansichten Dzondi's, Krause's und Theile's, dem er zunächst folgt, zu ver- einigen, indem er sagt, dass der Muse, pharyngopalatinus an seineoi Ur- sprünge an dem Constrictor medius, dann an den Stylo-pharyngeus und Constrictor superior stösst, einzelne Fasern desselben aber auch vom oberii Hörne und hintern Rande- des Schildknorpels kommen; dass er sich dann mit einem grössern vordem und einem kleinern hintern Bündel ( zwischen denen der Musk,eIbogen des Levator palati liege) zwischen den Platten des Velnm palatinum verliere. Uebrigens giebt er nur zu, dass er die beiden Gaumenbogen einander etwas nähere, aber nicht bis zur völligen Beruh rung bringe. Noch unglücklicher in Erklärung des Schlingens war Tourtual. Das Gaumensegel, sagt er S. 67, bildet eine häutige, abwärts geneigte Scheide- wand zwischen dem Nasen- und Mnndhöhlentheile des Pharynx, welche hinten zwischen den Gaumenschlundbogen durch einen tiefen Ausschnitt durchbrochen ist; durch die muskuläre seitliche Annäberun^dieser Bogen mit Ausfüllung der rückständigen Spalte durch das Zäpfchen*) wird diese Scheidewand zu einer vollständigen. S. 74. (Cap. VIII) fährt er fort : der Arcus palato-pharyngeus (der eben diese Scheidewand bildet) verflacht sich an der Seitenwand des Schlundkopfs hinter und unter der Tonsille neben der Zungen wurzel da, wo auswärts der Muse, stylopharyngeus unter den Constrictor medius tritt, und geht mehr abwärts in eine zweite Schleini- hautfalte über (Plica s. ligamentum pharyngo-epiglotticum), welche gegen das grosse Hörn des Zungenbeins absteigend den hintern Rand des Ligani. hyoepiglotticura bekleidet und mit diesem auf den Seitentheil der Vorder- fläche des Kehldeckels herabtritt. — Jedenfalls erstreckt sich also seiner Ansicht nach das untere Ende des Arcus pharyngopalatinus^ auch wenn wir die erwähnte Falte als zu ihr gehörig betrachten, nicht über die Epiglottis hinaus. Bei Kontraktion der in ihm liegenden Muskelfasern wird also der von beiden Plicae pbaryngo-epiglotticae gebildete Ring nicht in einen Spalt verwandelt werden, sondern in eine dreieckige Oeffnung, deren Basis die Epiglottis ist Man sieht auch ein, dass durch diese Oeffnung nicht nur die Speisen und Getränke beim Schlingen und beim Brechen passiren müssen, sondern auch bei allen phonischen Vorgängen die tonende Luftsäule streichen muss; ebenso wie nach Theile's Ansicht, welcher das untere Endender Schenkel dieses Arcus noch weiter zurück, an die grossen Uörner des Schildknorpels versetzt. Mit dem Dzondi'scben Absperrungssystem wäre es demzufolge Nichts. Indessen Totfrtual sucht sich auf folgende Art zu helfen. „Während (bei der 2. Station des Schlingens) der Pharynx hinauf- gezogen wird , hebt sich zugleich das Gaumensegel in der Mitte durch seine Levatoren , so dass die Neigung der hinteren Gaumenbogen sich fast gleich- bleibt, und es erfolgt jetzt die zuerst von Dzondi gelehrte Einwärtsbewe- gung dieser Bogen bis nahe ihrer Berührung mit Ausfüllung der übrig blei- benden Spalte durch die vom Bissen zurückgedrängte Uvula, wodurch eine momentane Scheidewand zwischen dem Nasen- und Mundhohlentheile des Schlundkopfes zur Abhaltung des Bissens von erstem und den hinteren Na- •) Eine solche kann schon deshalb nicht stattfinden, weil jener Bogi Spitse des Zäpfchens endigt. S. oben. en an der Oattmenvorhang. S19 senöffnoDgen hergeatelU wird/^ So weit stimmt Tourtaal mit Dxondi äberao. Dagegen behauptet jener ferner, daas dieae Scheidewand nicht vertikal steht, sondern etwas röckwarts geneigt ist, dasssie auch nicht toH- ständig ist, sondern ihre Pfeiler oder Bogen schon an den Seiten des Sehlnndkopfs aufhören, und ihre Insertionsstellen Ton der^MittelJinie der hintern Wand 6'" entfernt liegen. Aber wie in aller Welt kann unter aol- eben Umstanden ein Gegeneinanderrucken der Pfeiler stattfinden? Wenn demnach diese Bogen, fahrt Tourtual fort, sich ihrer ganzen Lange nach zosamroenlegen , so moss hinter ihnen noch eine Kommunikationsoffnong zwiscfaeD der untern (soll heissen oberen) und mittlem Abiheilung des Pharynx Ton 4'" Durchmesser iibrig bleiben. Durch Kontraktion der Fasern der ob^n Hälfte des Constr. pharyngis medius und der des Constr. snpeiior wird die Hinterwand des Rachens nach yorn (?) bewegt, den Choanen ge- nähert, dem Gaumensegel angelehnt und weiter unten jenes „Loch^^ suge- deckt. Durch die Gegeneinander bewegung der Gaumenschlund bogen wird demnach der grössere obere Theil der ovalen hinteren Rachenenge ge- schlossen , der mittlere Yorhof ist yorn nach der Mundhohle gans , hinten nach dem Schlnnde grösstentheils abgesperrt, und nur der untere kleinere Theil des gedachten Muskelrings (zwischen dem Kehldeckel und den Kehl- deckelschlundfalten), der durch Kontraktion der darin liegenden Muskel- fasern auch noch verschmälert wird, bleibt zum Durchgang des Bissens übrig, welcher nunmehr durch diese Oeffnung Sber die das untere Vestibu- lom deckende Epiglottis in den Kehl köpfst heil des Pharynx vorwärts ge- schoben wird n. s. w. So weit Tourtual. Tonrtual giebt sich demnach vorzugsweise Mühe, die Art und Weise zu erörtern, wie der untere Theil des Pharynx vom obern beim Schlingen abgesperrt werde, und weist Irrthumer, die Dzondi hinsichtlich dieser Al^perrnngstheorie begangen haben soll, nach, ohne jedoch, worauf es uns doch zunächst ankommt, anatomisch darzcrlegen, wie die so merkwür- dige Aneinanderlegung der beiden Gaumenvorhangsbogen zu Stande komme. Denn nach seiner Beschreibung ist dazu nichts weniger erforderlich, als dass die Seitenwände des Pharynx an den Insertionsstellen jener Muskel- bogen völlig aneinander gelegt werden , also der ganze weite Kanal hier ▼ollkommen, wie durch eine Kneipzange, zusamniengcknippen werde. Wie ist dies aber möglich? Bei der Autopsie erscheint die Falte des Gaumen Vorhangs in seinem ruhigen, weiten Zustande beiderseits unten, an der weitesten Stelle, d. h. an ihrem sogen. Ursprung unmittelbar, ohne Schatten zu werfen, in die Schleimhaut des Pharynx übergehend, während beim Aufsteigen sie sich alsbald yon selbiger ablöst und nun erst zur allmählig sich immer verbrei- ternden Falte wird. Dabei liegen dieae beiden Falten in einer Richtung von oben und vom (Zäpfchen) nach unten und hinten, also schräg. Die Schlund-^ kehldeckelfahe , die sich hier anscbliesst, muss demnach von oben und hin- ten nach unten und vorn gehen, womit auch Tourtual (S. 78 unten) i^ber- einstimmt. Sobald nun der Isthmus posterior sich verengt, sei es zum Vokalisiren , zum Schlucken oder Brechen , so wird die bisher glatte Falte wulstig, reicht tiefer herab, tiefer als das Auge sehen kann, und schiebt sich einwärts, vor der ruhig stehenbleibenden Hinterwand des Pharynx weg: die anfängliche Bogenlisie wird gerade, der anfängliche Spitzbogen spalt- formig. y^'langert man die Randlinie dieses Spaltes nach unten in derselben 2m II. Stimm- and Sprachorgan. Riebtang weiter, so mass sie in der Hinterwand des untern oder Kehlkopf- theils des Pharynx ihr Ende finden, beide RandJinien daselbst entweder V2 oder 2/3 " auseinander stehen, oder ganz zusammentreffen, oder es k&DO vielleicht auch die gedachte, nur in ihrer obern Abtheilung sichtbare Falte nach unten sich in mehrere etwas divergirende Falten theilen, oder aus der untern Abtheilung des Pharynx aus raehrern anfangs getrennU»n nach oben zu konvergirenden Falten jene sichtbare Falte als Resultante in diagonaler Richtung emportreten. Jedenfalls ist sowohl Dzondi's als Tourtual's Ansicht eine einseitige und darum irrige, und die Anatomie der hier betheiligU^n Organe ist komplicirter , als beide Herren glaubten. Dzondi lasst die Pfeiler des Gaumenvorhangs ganz einfach in der Wandung des Pharynx endigen, ohne den Mechanismus nachzuweisen, welcher diese beiden Endigungen gegeneinander bewegt, und ohne sich um die unter denselben liegenden Theile weiter zu bekümmern Tourtu«! läsat den hintern Isthmus beim Schlingen u. s. w. sich oben schliessen , unten zum Durchgang des Bissens offen bleiben ; er bildet sich ein , dass durch jenen Schluss hinten noch ein Loch übrig bleibe, das er durch ebenso hypothetische Muskelbewegungeii schliessen lässt, bleibt aber ebenfalls die Antwort auf die Frage, wie jener Schluss zu Stande komme, durchauar schuldig. Und so stehen wir wieder zu Anfang unserer Untersuchung, die wir daher jetzt von Neuem aufnehmen müssen Vor allen Dingen lehrt die Autopsie, dass der Schluss beider Pfeiler des Gaumenvorhangs beim Schlingen, Brechen u. s. w. kein vollkomme- ner ist, dass dieselben bald oben in der Nähe des Zäpfchens, bald aber auch tiefer , unter dem Zäpfchen , bis zur gegenseitigen Berührung genähert werden, dass jedenfalls das Zäpfchen zum vollkommenen Schluss gar nicht nöthig ist. Ferner werden die freien Ränder der beiden Pfeiler bei diesem Vorgange sehr verdickt und gewulstet. Weiter sehen wir, dass die beiden so gebildeten Flügel des Gaumen Vorhangs unmittelbar auf der Hinter wand des Pharynx aufliegen, dass von dem nach Tourtual hinten offenbleiben- den Loche nicht das Geringste zu bemerken, also auch kein besonderer Mechanismus zur Schliessung dieses Lochs erforderlich ist' Ferner sieht man, dass die Hinterwand des Schlundkopfs, so weit sie sichtbar ist, bei diesem Vorgange fast ganz un verrückt bleibt, sich kaum ein wenig senkt und jedenfalls sich nicht von ihrer harten Hinterfläche nach vorn entfernt, was beiläufig auch ganz und gar unmöglich ist. Wohl aber sieht man ferner, dass die seitlichen Theile der Schleimhaut ge- genseitig sich annähern , dass sich gleich hinler und neben dem Rande des Bogens und parallel mit demselben eine Falte (auf der Grenze der seitlichen und Hinterwand) bildet, welche sich mit dem Bogen selbst einwärts schiebt, ohne dass die mitdern Partien der Schleimhaut der Hinterwand dabei irgend eine sonderliche Ver- änderung zu erleiden scheinen. Niemals habe ich aber betrachten können , dass die Richtung tler beideji Pfeiler des Isthmus auch bei stärk- ster Konraktion derselben eine konvexe geworden wäre, so dass nach unten zu eine Divergenz derselben von der geraden Linie stattgefunden hätte. Tourtual scheint eine solche anzunehmen, und die Form des ganzen Isthmus Fig. 67. GaaroenTorbfttig. )S1 posterior beim Schlingeu aicb sn vorzaetellen, wieia Fig. 67. Eine solche An- luhme wäre aber geradezu sinolos. Wenn wir anrt oosere am Lebenden gemAchten BeobmcbtaDgen'ctiaammen- fassTD und mit den am TodtengewonaeneQ«niitom. Resultaten EusMnmenhgdten, wenn wir insonderheit erwögen , dass das Einwfurtsiieben des Vorhangs nicbt dnrch Mnskelfaaern gescbeben kann, die diesem nnd der Plica pbaryngo- i'pigloltica g^meinechafUich aagehüren , ferner, doas die Vorhangsfalte liem- lidi hoch oben, in einer dem einblickenden Auge noch BJcbtbarea Portion des Pangrolira sich abplattet und lur Seh leim haut woletung wirJ, wenn wir ferner alle die t'nniöglichkeiten uns ror Augen ba)t«n, die sich um bei allen andern Erklärnngsvers neben ei^ebeo: eo dörfte wohl folgende van meinen antoptiacben und uniiloraiachen Untersnchungtin abstrahirt« Anaicht Ansprach machen können, als die wahrhaft richtige, mit den wahrnehm- baren Phänomenen im besten Einklang stehende anerkannt zu werden. Die GegiiicinandiTziehung der Pfeiler des Velnm palali geschieht mittels i-inesMuskilapparats, der aus den beiden M. palatnphary iigeisich susam- mi'nsetzt, deren Fasern Tum Zäpfchen aus in der bekannten Schleimhanifalle '"■genförmig anfangs nach ansäen _ Vfrlanfeli, bis sie sammt der all- mählig verstreichenden Falte in der Gegend der Ecke des Faiig- rohrs mit dessen Wandung sich vn-inigen, um hierauf unter der Schleim haut derselben weiter ver- , laufend sich etwas nach innen sn / wenden und mit divergirenden Fa- ' ^rn in der Mittellinie mit den der andern Seite zusammen zustossen. (Kig. 68 h). Wir können noch weiter gehen nnd annehmen, dass •'S bei diesem Zusammenstoss nicht bleibt, sondern dass nun beide Mnskeln, ähnlich den Fasern der Mtn, arylaenoidei obliqui, sich kreuzen, und dann jeder auf der andern Seite, weiter verlaufen, nm sich mit den ohem Fasern des sogen. Constrictor pbaryngie in- ferior (des Thyreo -pharyngeus) za vereinigen und Tbeil an dereo Fanktion (Hebung desKeblkopft) la nehmen. Im Indifierenzzn- Stande des Ansatzrohrs, oder bei einfach geöffnetem Munde, wenn weder ein Ton gegeben , oder ein Flg. 68. Bissen geschlackt, oder er krochen wird, knrif, wenn am Ansatzrohre keine anderweite Muskel be weg ung ststtlindct, zeigt dieser Muskelapparat oben seine ausgespreizte Rin^orro , wenn auch die Peripherie dieses Ringes nicbt in einer geraden Ebene liegt. Sobald aber die beiden Endpunkte dieses Mns- telapparsts desselben hinreichend auseinandergerückt oder sobald die Fasern 222 J^- Stimm- üüd Sprachorgau. nDsers Muskels, mögen beide Endpunkte durch andere Kräfte fixirt »ein oder nicht, verkürzt werden, so muss der bisherige Bogen zur geraden Linie, der Ring zum Spalt werden. . Das üebrige erklärt sich nun wohl «emhch """"mU dieser Annahme leugne ich zuvörderst die Richtigkeit der bisherigen Beschreibungen des Muse. pharyngo-pa4atinu8, so wie ^««"Jourtaal sehen Theorie vom Schlingen, wogegen ich die Beobachtungen Dzondis und dessen Theorie als diejenige anerkenne, welche bis jetzt der Wahrheit am nächsten gekommen ist Mit dieser Annahme fällt das Tourtual sehe Vesü- bulum pharyngis medium so gut wie ganz hinweg: es ^»"^".^«'°^;,**^^«^.'L" gereimte Theorien über den sogenannten hintern Isthmus , über den Antheil der Ränder des Gau lUßn Vorhangs bei der Stimmgebüng - die Luft geht ja, um aus dem Kehlkopf in die Mundhohle zu gelangen, gar nicht durch.die Oeffnung des Gaumen Vorhangs — kurz, es eröifnet sidi jetzt eine neue, einfache und befriedigendere Anschauung der Organe , Räume and öewe- ^"Xser M. palatopharyngeus (pharyngopalaünus)entepringt nachSa^^^ torini, Theile u. vielen A. vom hintern Rande des Schildknorpels, steigt in der Schleimhautfalte des hintern Gaumenbogens aufwärts, wobei er hinter der Mandel weggeht, Iritt zur Seite und unten in das Gaumensegel ein, unci theilt sich hier in ein schwächeres hinteres und ein grösseres vorderes l^ascikei, zwischen welchen der Muskelbogen der Gaumenheber liegt. Beide vereiDi- gen sich in der Mitte der Gaumondecke bogenförmig; ein Theil der i«wern steigt vorwärts bis zur sehnigen Ausbreitung an der Gaumenwurzel. JNacD aussen stösst der Muskel an den Muse, pterygopharyngeus und o^sonäew an den Stylopharyngeus. Das- Weitere ergiebt sich von selbst. Uer Irrtbum Santorini's, dem fast alle Anatomen bis jetzt gefolgt sind, bezieht sich aui die Anordnung der untern Portionen oder des sogen. Ursprungs des Mus- kels. Jedenfalls verleitete des Vorurtheil , dass jeder Muskel wenigstens einen festen insertionspunkt haben müsse, San torini zu jenem Ergebniss semer anatomischen Untersuchungen. Er vermengte, wie es scheint, den btyo- pharyngeus mit dem Palatopharyngeus, übersah von der Stelle an, wo beide Muskeln neben einander treten, die nach innen gehende Beugung der Fasern des letztern, und hielt die Fortsetzung des Stylopharyngeus zum IheU für die des Palatopharyngeus. Für die damalige Zeit, wo man von King- muskcln noch nicht viel wusste, war dieser Irrtbum wohl verzeihlich. Je- denfalls gehen aber die am Schildknorpel und etwas weiter vorwärts sich inserirenden Längenfasern des Fangrohrs (s. oben, Fig. 68. g) wie schon TourtuaJ gefunden hat, unserem Muskel nichts an. sondern es verbalt sieb damit so, wie wir oben gesagt haben. Ob wir den Ursprung desselben oben oder unten suchen, das ist ganz gleich, denn es ist ein vollständiger Ringmuskel, beiläufig neben dem Orbicularis oris der einzige bedeuten- dere Ringmuskel des Körpers, der keinen festen Insertionspunkt hat. Denn die Iris, welche, obwohl komplicirter, sich nach denselben Gesetzen be- wegt (verengt) setzt sich von der einen Seite an die hier als fest zu betracn- tende Sclerotica. Demnach gehört der Qaumenvorhang dem oder einem Isthmus faucium, d. h. einer Oeffnung, welche in den Schlund, oder umge- kehrt aus dem Fangrohre in die Mundhöhle führte, gar nicht an; derNsoie Isthmus faucium posterior, dem Tourtual der von beiden Pfeilern dieses Vorhangs begränzten Oeffnung beilegt, passt also nicht. Vielmehr ist der Myuc palatopharyngens. Uamnenvorhang das Absperrungsorgan für den NaaeDtbeil des Schiundkopfs oder Fangrohrs , mag diese Absperrung sich aof Speisen nnd Gretranke, oder bloss aaf die tonende Laftsänle bezieben. Um jedoch die bisher abliebe Nomenklatar nicht zu sehr zu stören, wollen wir für die vom Areas pha*- ryngopalat. begrenzte Oeffnung den Namen Isthmus f au ci um beibehalten, da ja die obere Abtheilung des Fangrobrs auch noch gewissermaassen zu den Fances gebort- und jedenfalls für die durch die Nasenbohle inspirirte Luft der Name richtig gewählt ist , während wir die vom Areas glossopala* cinns begrenzte OeiTnang Isthmus oris nennen wollen. Damit unser Bingmuskel in Kraft trete, ist, wie erwähnt, nicht unbe- dingt erforderlich, dass die am weitesten von einander entfernten Theile desselben , also die oberste und unterste Portion lixirt oder beziehendlich Ton einander noch mehr entfernt werden. Wo es aber geschieht, übernimmt dies Geschäft far die obern Fortionen der Muse, levator palati uterqae. Ist durch Kontraktion derselben der Zäpfchentheil der Gaumendecke aufwärts gezogen und fixirt, und wird gleichzeitig das Zungenbein in einer massig liefen Lage festgehalten , so ist der Muse, palatopharjngeus zu seiner Funk- tion vollkommen vorbereitet, und die vorher von ihm umschlossene ovale Oeffnung muss sich jetzt, wenn er sich verkürzt nnd dadurch gerade wird, ebenso in eine Spalte verwandeln, wie bei grellem Licht die Iris der Katze, die nach gleichem Mechanismus wirkt. Dabei wird, wie man deutlich mit Augen wahrnehmen kann , der Rand der Rachengaumenfalte dicker (weil die darin liegenden Muskelfasern dicker werden und sich wohl auch mehr in einen Strang zusammenlegen), und die in ihren Verhältnissen etwas ge- störte Schleimhaut des Fangrobrs wird von diesem nach innen rückenden Muskelbündcl auch mit nach innen geschoben, wodurch eine oder einige Faltungen entstehen. Der bisher hinter den Zungengaumenbogen zurück- gebliebene und die daselbst befindliche Ausbuchtung bewirkt habende Vor- hang wird aus diesem Versteck vor, nach innen gezogen, die Mandel kommt fast vollständig zum Vorschein und jene seitliche Ausbuchtung verstreicht bis auf ein Geringes. Aber dies ist noch nicht genug Wir wissen , dass von der Stelle aus, wo sich die Rachengaumenfalte unten verflacht, und wo, wie wir jetzt wissen, die Fasern unseres Muskels nach innen umbiegen, sich eine andere, nach unten und vorn sich ziehende und im hintern Rand des Ligam. hyoepiglotticum endigende Falte anschliesst. Wenn nun jene Um- biegung der Fasern unsers Muskels sich der geraden Linie nähert, so muss nothwendig die gedachte Falte (Plica pharyngo - epiglottica) ein Stück mit nach hinten , oben nnd innen gezogen , und da an ihr die Epiglottis hängt, auch diese nicht nur ein Stück rückwärts bewegt, sondern auch ihre Ränder umgerollt werden, so dass dadurch die Kehlkopfsapertur genauer gedeckt wii^, als durch blosses Aufwärtsziehen des Schildknorpels möglich wäre. Diese Association wirft überhaupt einiges Licht auf die zwischen der Kehl- kopf- und der Nasentheitöffnung bestehende phonische Synergie, welche darin besteht, dass bei enger Kehlkopfsapertur auch die Oeffnung des Na- sentheils sich verengen muss. Auch die Lehre vom Schlingen wird dadurch klarer, dabei diesem Vorgang der Kehlkopf durch Niederbeugung der Epiglot- tis geschlossen werden muss. Aber die Muse, palatopharyngei können sich auch ohne Beihülfe der Fixirung ihrer Fndigungspunkte zusammenziehen. Ist nur die obere Insertionsstelle , d. h. die Gaumendecke, fixirt, so vermag^ unser Muskel durch seine Verkürzung den Kehlkopf mit in die Hohe zu 824 n. Stimm- and Sprachörgan. ^ ziehen, was er denn auch beim Schliagen und Brechen wirklich thut, deow nach zwei dabei diesem Vorgang wesentliche Bedingungen erfüllt. Es finden aber anch Fälle sta'tt, wo die Gaumendecke, weder fixirtnoch gehoben ist, und wo dennoch der Isthmus faucium sich verengt, freilich nicht in dem Grade, wie es behufs der eben genannten Vorgange erfordert wird. Ueber- haupt vermag der Isthmus sich zu verengen, sowohl bei hoch als bei tief- stehendem Planum palati: dagegen wird bei jeder solchen Verengung eine gewisse Hebung des Kehlkopfs beobachtet, die in geradem Verhaltniss zum Betrage jener zu stehen scheint. Wir kommen darauf später bei Betrachtung der hierher gehörigen phonischen Phänomene zurück. Unterstützt wird der Palatopharyngeus bei der Verengung des hintern Isthmus durch den Mylopharyngeus, wie wir bereits bemerkt haben. Wenig- stens schiebt dieser Muskel die Tonsille, hinter welcher er verläuflj, dadurch, dass er aus seiner gebogenen Lage in die gerade Richtung übergeht, nach einwärts. Dass auch der Muse, stylopharyngeus bei diesem Geschäft thätig ist, ist wenigstens sehr wahrscheinlich. Denn die Läng«*nfasern des Pharynx werden während des Brechens angespannt und es zeigen dabei überhaupt die Wände des Pharynx eine gewisse Renitenz. Der Muse. Palatopharyngeus ist bei folgenden Vorgängen thätig: 1) Beim Schlingen, damit nichts in den Nasentheil des Fangrohrs gerathe; 2) bc-ini Brechen, aus demselben Grunde: der Bissen gebt beim Schlingen uiehl durch den Isthmus, sondern neben oder vor ihm vorbei; 3) bei Erzeugung hoher Töne, und scharf und mit nicht gar viel Athem eingesetzter Vokale. Das Zäpfchen wird dabei bald bis zum Verschwinden aufwärts gezogen, bald nur wenig in seinen Dimensionen geändert. Wir haben nun noch über den seiner Form und Lage nach schon früher betrachteten Raum , welcher zwischen dem vordem und hintern Gaomen- bogen und der hinter der Zungeuinsertion am Zungenbein liegenden Vertie- fung liegt, und vorn von dem Zungenrücken, hinten von der Plica pharyngo- epiglottita begrenzt wird, dem Vestibulum pharyngls medium Tourtaal's, unserem Atrium cavitatis oris posticum (Fig. 54.) einiges Anatomische nachzutragen. Die Seiten wand dieses Raumes ist oben unter ihrem zuge- spitzten Ende von bedeutender Dicke. Es liegt hier von der Schleimhaut auswärts die Mandel (c), die nach aussen wiederum \om untern Theile des Bucco-,Mylo- und Glossopharyngeus bedeckt wird (Fig. 59*); etwas danner ist sie unter der Mandel, wo die früher erwähnte Schleimdrüsenansamm- lung liegt, doch wird sie auch hier von aussen vom Muse, hyopharjngeus überzogen. Noch dünner und ärmer an Muskelfasern ist der untere hintere Theil des Atrium, 'die Fovea ovalis Tourtual's (5t. f ), welche jedoch an der auswendigen Fläche ihrer Wandung vorn vom Muse, hyoglbssus, oben vom Glossopharyngeus, unten vom Zungenbeinhorne und den mehr hori- zontalliegenden Bündeln des Muse, hyopharyngeus, hinten von den äusseru aufsteigenden Bündeln desselben Muskels begrenzt wird. Endlich tritt am obern Theile des hintern Randes der Fovea ovalis hinter und unter der Mandel der Muse, stylopharyngeus (59. 1 1) an die Fangrohrwand und breitet sich mit divergirenden Strängen aus, die wir bereits früher als Längenmus- kel des Pharynx besclirieben haben. i2S Kombinirte Bewegimgen und Bmensionsyeränderangeii am und im Anflatzrohr. Das Ansatzrohr des menscblichen Slimmorgans, zunächst das Fangrohr, stellt den obersten Theil, nicht nar des Rospirationsorgans, sondern auch des Darmkanals dar, und besitzt, um seinen verschiedenen Funktionen roJlständig genügen zu können, einen Muskelapparal, der aus willkuhrlich uod un willkuhrlich kontraktilen Elementen zusammengesetzt ist. Jedes die- ser muskulären Elemente muss fähig sein, sich für gewisse Zwecke isolirt kontrahiren zu können, es muss aber auch für andere Zwecke seine Selbst- ständigkeit aufgeben, um in Verbindung mit andern eine mehr allgemeine, sich über einen grossem Abschnitt des ganzen Rohrs verbreitende Kontrak- tion bewirken zu helfen. Aus diesem Grunde stehen die verschiedenen Bändel und Schichten der Muskulatur des Ansatzrohrs unter einander in Verbindung, und die anatomischen Trennungselemente sind verhältnissraässig sehr beschränkt. Die kombinirten Bewegungen am und im Ansatzrohr bezwecken, das- selbe 1) zu heben und dadurch zu verkurzen, 2) zu senken oder nach unten zu ziehen und dadurch zu verlängern , 3) zu verengern oder dessen Breite und Tiefe zu verringern, 4) zu erweitern oder die genannten Dimensionen zu vergrossern, 5) die Wandungen desselben zu spannen oder zu erschlaffen. Ausserdem kann der Rauminhalt des Ansatzrohrs durch Verschiebung ge- wisser fester und weicher Organe gegen die Hinterwand desselben oder von ihr ab sehr modificirt werden. Die meisten dieser Bewegungen finden gleichzeitig auf beiden Seiten oder Hälften des Fangrohrs statt, nur in der obern Abtheilung kann in Folge einer seitlichen Neigung oder Drehung des Kopfes in dieser Hinsicht ein Unterschied stattfinden. Aus diesem Grunde ist das Gewebe des Fang- rohrs in dessen obejrer Portion mehr elastisch,^ als muskulös, so dass hier bedeutende Dehnungen stattfinden können, ohne dass eine Zerreis- sung zu befürchten ist. Verkürzt oder in seiner Längendimension bescliränkt werden kann das Ansatzrohr auf verschiedene Weise: l) einigermaassen , aber wohl nie ohne Mitwirkung der andern Mittel durch die krummen Muskelbündel der Pars nasalis, einschliesslich des Muse, sphenopharyngeus. Wenn diese Muskel- bundel sich kontrahiren, so streben sie dadurch gerade zu werden, und können dabei die an ihrer Konvexität hängenden Portionen des Ansatzrohrs nach Maassgabe der Länge ihrer Muskelfasern etwas in die Höhe ziehen. Ausserdem dienen diese Muskelbogen als Kooperatoren u. Regulatoren jener elastischen obern Partien des Pharynx, sobald die Funktionen der Elasti- cität derselben dem Willen untergeordnet w^erden, wofern sie ein bestimmtes Maass nicht überschreiten sollen, und treten daher besonders bei den Dreh- ungen und Neigungen des Kopfes in Wirksamkeit. 2) Durch die vom Schädelgrunde entspringenden, nach unten und innen konvergirenden Bündel des sogenannten Constrictor pharyngis superior (Azygos pbaryngis, Sal- pingopbaryifj^eus u. s. w.) •'») Durch die eigentlichen , mehr oder weniger longitudinal an der Hinterwand und den vSeitenrändern der Pars isthmica et laryngea verlaufenden Hebemuskeln des Pharynx. Es gehören hierher de^ M. stylophary ngeus , Salpingopharyng. u. Palatopharyng., letzterer aber nur, wenn der Levator und Circumflexus palati mollis durch ihre Kontraktion die 226 II. Stimin- und Sprachorgan. ^ Gaamendecke so weit fixirt haben , dass von ihr aus durch einen andern Muskel ein aufwärts gehender Zug ausgeübt werden kann 4) Mittelbar endlich durch Hebung des Zungenbeins und Kehlkopfs, welche unmittelbar von der Muskulatur des Pharynx aus nicht oder nur wenig gehoben werden können, da dessen Hinterwand für gewöhnlich keinen festen Zugpunkt .bietet. Aber wenn der Azygos pharyngis die Ursprungsstelle der obern Faaem des Hyopharyngeus angezogen hat, so dass die Strecke zwischen dieser und der obern Anheftung des Pharynx nicht gedehnt werden kann, and wenn gleichzeitig die longitudinale (innere). Faserschicht des Fangrohrs thätig ist, dann wirken der Hyopharyngeus und selbst der Thyreopharyn- geus als Hebemuskeln, nicht nur fHr das Zungenbein und den Kehlkopf, son- dern auch für die mittlem und untern Abschnitte des Fangrohrs. Im Uebri- gen tragen also die Mm. stylohyoideus, digastrici p. posterior, palato- thyreoideus, glossopharyngeue , styloglossus und hyothyreoideus mittelbar zur Hebung oder Verkürzung des Fangrohrs bei. — Durch die vereinigte Wirkung dieser Muskelkräfte vermag das Fangrohr bis auf mindestens '^ -^ seiner grössten Länge verkürzt zu worden. Diese Verkürzung findet mehr oder weniger statt behufs der Erhöhung des Tones, besonders wenn er mit wenig Luttvorrath erzeugt wird, sowie dann, wenn aus den tiefsten Brust- tönen in den Strohbass übergegangen werden soll. Verlängert oder nach unten gezogen wird das Fangrohr lediglich durch ^ die Herabzieher des Zui)genbeins und des Kehlkopfs (Mm. sterno- et omo- hyoideus, hyo- et sternothyreoideus bei Mitwirkung des Cricothyreoideus und der untern Portion des Cricopharyngeus) , sowie durch die Langen fasern des Oesophagus , besonders wenn der obere Magenmund durch Kpntraktion des Zwerchfells fixirt ist Diese Verlängerung findet statt behufs der tiefen, vollklingenden Töne und bei Erzeugung einiger Vokale, wie in den spätem Abtheilungen dieses Werks nachgewiesen werden soll. Die Verengerung des Fangrohrs ist entweder eine seitliche, den Quer- durchmesser desselben verkleinernde, oder eine Abplattung, d. h. Vermin- derung des geraden von vorn nach hinten gezogenen Durchmessers. Die Pars nasalis wird transversell etwas verengt durch den Muse, sphenopharjn- geus, in ihrem geraden Durchmesser durch Senkung des Kopfes. Die Pars isthmica wird verschmälert oder transversell verengert durch Wirkung des Muse, mylopharyngeus , transversell und von vorn nach hinten gleichzeitig durch die Mm. glosso- et hyopharyngeus; die Pars laryngea in ähnlicher Weise durch die Mm. thyreopharyngeus, hyothyreoideus, sterno- et omohy- oideus und sternothyreoideus, insofern durch diese Muskeln der Schild- knorpel rückwärts bewegt wird. Erweitern lässt sich die Pars nasalis des Fangrohrs durch Heben des Kopfes und durch Relaxirung der Muskelbogen dieser Portion, die Pars isthmica durch den Muse, stylopharyngeus und durch die das Zungenbein und die Zunge nach vorn ziehenden Muskeln (Digastrici p. antica. Mylohy- oideus, Geniohyoideus, Genioglossus) , die Pars laryngea durch die den Schildknorpel senkenden Muskeln (Cricothyreoideus und unter gewissen Umständen Sternothyreoideus). — Hierher gehören auch die Modifikationen des Rauminhalts des Fangrohrs durch Verschieben gewisser vor demselben liegenden Organe gegen dessen Hinterwand hin oder von ihr weiter ab. So wird durch das Heben der Gaumenplatte der Raum des Fangrohrs ver- mindert, durch Senken derselben vermehrt; durch Vorwärtsziehen der Die 2^nnge. ItStt Zunge wird das Atriain pharyngis breiter, durch Rückwärtsziehen enger; endlich haben wir den Arcus pbarjrngopalatinas als Absperrungsorgan «wi- schen Pars nasalis et isthmica, and den Kehldeckel als bewegliche, ver- schiedener Neigung 'fähige Scheidewand zwischen Pars isthmica et laryngea kennen gelernt. Der Umfang der vordem in die Mundhohle fuhrenden Oeffnang des Fangrohrs wird zumeist ängenfalleu, die jedoch im Indifferenzz^usUude verstreichen. Nach biiilen steht der Zungenkörper aussen her bewegendeu. zu seiner eigenilichfn Uasse nicht gehörigen Muskeln in Verbindung, - nämlich mit dem Oloaso- pharyngeiia , Styloglos- Keruloglossus , obwohl letzterer zum Th<>il iii den Körper der Zongt: eingeht, und sich zum Hintertheile der Zungen- bneis fast ebenso verhält^ wie der Ueiiioglossus zum Vordeilhi'ile der- sell^n. Die Form der Zunge ist im ZiisiHnde der Ruhf etwas Abgeflachten Eies, dijs mit dem grossem Theile seiner untern Hölfle angewachsen iat, beim ausgestreckten Zn- atandeerscheinteinsenk- ''" rechterDurchschnitt von vorn nach hinten haken- oder (iemshornfünnig. Stereomelrisch belritchl^t bietet die Zunge im Ruhezustande nur eine doppelt gekrnmmie Uber-Hinter- fläche und eine iu der Länge pHrnboliseh gekrümmte, in der Breite konvexe, ziemlich schmale Si'ilen-Vorderßnche dar, aber keine Ünti'rfläche. Eine solche enisieht erst, sobald die Zunge aus ihrem Lager sich erhebt, uod ihren Vorderlheil auf Kosten der IJicke in die Länge zieht. Dann bildet sich erat die eigentliche zungenförmige Gestalt aus, die wir weiter nicht zu be- schreiben nöthig hnben. Wohl aber iiiüsacn wir noch eine sogen. Wurzel der Zunge unterscheiden, wenn wir dieselbe auch in einem andern Sinnt- nehmen , als gewöhnlich geschieht, und namentlich auch als von der Urund fläche dieses Organs verschieden darstellen. Unter Wurzel der Zunge Ver- slehen wir nämlich ihre Inserlionsstellen, also die Hinterflächc des Kinn- thsils des Unterkieferknoehens, das Zungenhein fast in ganzer Lange, und noch einige Stellen, an welchen der Körper der Zunge mit äussern Muskeln zusammenhängt. Im Allgemeinen können wir eine vordere und hintere Wurzel der Zunge untei-scheiden. Erster« wird von beiden Genioglossi ge- Die Zunge. bildet, letztere too der Lyssa and den Hyoglos». — Die Zunge lisst sieh vo|i oben gesehen, namentlich bei den Wiederkäuern, leicht in 3 Regionen theilen, dio gewöhnlich als Spitze, Korper und Wurzel bezeichnet werden; die erstere ist oben flach und kann Dorsuin planum heissen, sie grenzt nach hinten an uea h ugel förmigen , mittlem Theil, Dorsnm gibbosum, welcher in den letzten, nach dem Kehldeckel zugeneigten Theil, Dorsuin radicis übergeht. Beim Menschen fehlt der Theil, welcher bei den Wiederkäuern als Spitze zu bezeichnen ist, da der Muse, lingualis, der bei dienen Thieren sich nur bis an den Vorderraiid des miniem Theils erstreckt, beim Menschen bis zur Spitze selbst reicht.*) — Die Dimensionen der Zunge richten sich im Allgemeinen nach denen der Mundhöhle. Die Liingc beträgt im Ruhezustande etwa 3 ', im ausgestreckten 4 — 5 '; ihre Breite etwa 2", bei Verlängerung oder Zuspitzung der Zunge etwas weniger; die Dicke beträgt von der vordem Wurzel bis zum üücken etwa 1%", an der Spitze kaum '.., '. Das Gerüste der Zunge bilden die beiden Mm. genioglossi, der M. trausTersus linguae und der Faserknorpel der Zunge. Zaglas unterscheidet die Substanz der Zunge in eine von der Faseiu lingualis überzogene Rin- denniasse, und in eine Mark masse. Die erstere umgiebt die Zunge von allen Seiten, mit Ausnahme der untern, wo die Mm. genioglossi eintreten, und bildet eine riudenformige Schicht in Gestalt eines umgedrehten Pantoffels. In dem so umschlossenen Räume liegen die Muskeln, welche die Markmasse bilden. Zu den Muskeln der Rindensubstanz rechnet er die Mm. hyoglossus, dtyloglossus , chondroglossus, notoglossus (Rnckenzungcnmuskel), lingualis. Zur Markmasse geboren die Mm. genioglossus, perpendicularis, transversus, glüSBopalatinus, glossopharyngeus. Der Zunge nknorpel, Cartilago linguae, Septum cartilagineum, Lyssa, Tollwurm, ist nach Köllilcer**) eine derbe, weissgelbliche, inmitten der Zunge senkrecht zwischen beiden Genioglossi stehende fasrige, aus gewöhn- lichem Sehnen- oder Bandgewebe zusammengesetzte, nicht knorpliche Platte. Diese beginnt niedrig am Zungenbrinkörper in Verbindung mit einer breiten Faserlamelle, Membrana hyoglossa (Bland in), die vom Zungenbein zur hintern Zungen wurzel geht und das Ende der Genioglossi bedeckt; erreicht M'hr bald dieselbe Höhe, wie der Muse, transversus, nach Krause 3 — 5'", und nimmt am vordem Drittel der Zunge allmählig ab bis zur Zungenspitze, wo sie sich ganz niedrig oder strangartig verliert. Nach oben reicht dieses 0,12 '" dicke Septum linguae bis l \^— 2 '" entfernt vom Zungenrücken, nach onteu bis dahin, wo die Genioglossi im Zungenfleische sich verlieren, endet je- doch hier nicht scharfrandig, sondern hiingt unmittelbar mit dem Perimysium zwischen den beiden Geniogl. zusammen. Das hintere Drittel seines obern Randes geht nach Zaglas in die Fascia lihgualis über. Der Zungenknorpel ist oft von kleinen Oeffnungen durchbrochen; an seine Flächen setzen sich die Fasern des Genioglossus an. Bei manchen Thieren ist er stärker ent- wickelt, oder wird durch einen knöchernen Fortsatz des Zungenbeins re- präsentirt. Er giebl den Bewegungen der Zunge, besonders den Druckbe- wegungen , mehr Energie, dient daher nach H us chke mehr zur Beförderung des Schlingens, als des Sprechens. Zuweilen fehlt er ganz; dies mag beson- # •) John Zaglas über den niiiskuläreii Bau der Zunge, in Goodsir Annal. L 1850. •^ Handbach der Geweblehre. Leipzig 1852. S. 344 fl'. L 230 II. Stimm- »nd Sprachorgaa. ders bei solchen Individuen der Fall sein , deren hinterer Zungeatheil sich ■ leicht niederdrücken liast. Mose, geniogtossus, KinozungenmuBkel (Fig.53. 16, 69. A, 70. .q-it) iat der grössie und koroplicirteste Zungenmoakel , der zniu groeseu Tbeil die Basis des ganzen Organs bildet, und im Allgemeinen sich in einer vertikalen Ebene nach der Lange desselben ausbreitet. Er entspringt an der looen- fläcbe des Kinnes an der senkrecht stehenden ranhen ovalen SEeUe(Fig.57-£) mittels eines kurzen strablig ausgebrHieten sehnigen Streifens, von nnd neben welchem entstehend die Muskelfasern sofort einen 5 — 6'" hohen seitlich platten Strang bilden, der mit seinen stark gesonderten Bündeln hinter nnd neben dem Zungenbändchen von unten in den Zangenkörper eindringt nnd sich bis zum Zungenbeine und zur Zungenspitze fächerartig «nabreitel. Die untersten dieser Fasern liegen »uf dem Muse, genio-hyoideua und ver- laufen mit dessen Fasern parallel und geradlinigt gegen das Zangenbeio (Fig. (i9. g h). Vom werden die Muskeln beider Seiten bis zur Tiefe von einigen Linien gegen den Zungenrüeken hin durch einfaches, weiter hinten fetthaltiges Zellgewebe verbündet^; am letzten Drittel der EnlferonDg zwi- schen Kinn und Zungenbein aber tliessen die Fasern beider Seiten in einan- der. Die untersten Fasern breiten siel) zugleich hier etwas in der Qnerrich- ■ Fig. 70. lung aus, und heften sich so an die ganze obere Hälfte der vordem Fläehf des Zungenbeinkürpers. *) Die zunüchst folgenden Fasern gehen theils an das sogen, kleine Hörn des Zungenbeins, einige nach Kölliker u. ».' auch (als Levator epigloiiidis Morgagni, Glosso-epiglotticus Heister) an die vor- dere Fläche des Kehldeckels (was aber The ile leugnet), und weiter seitlich geben die Fasern in die des Glossopharjngeus über. Nach Theile steigen *J Nach Blandin and Zaglae gelangen keine Fnsera dieses Muskell bii lum Zungenbein. Die Zunge. 231 auch einige Fasern bogenförmig zwischen der Mandel und dem Styloglofisus nach oben zu dem Ligam. pterygo-mazillaro. Alle übrigen Fasern, also der ^ossere Theil des ganzen Muskels, steigen zwischen der Mittelflache* (r>archs<5bnittsflacbe) und dem Rande der Zunge gegen den Rucken derselben facherartig in die Hohe, so dass si^ von der Spitze bis zur hintern Wurzel die Mitte des Organseinnehmen, und eine lange, massig breite Fieischuiasse bilden , die jedoch nichts weniger als kompakt ist. Die Bündel der Genio- glossi zerfallen nämlich^ im Zangenkorper. selbst angelangt, vom untern Rande des knorpligen Septam an, wo sie hin und wieder einzelne Faser- büiidel austauschen, beiderseits in eine grosse Anzahl hintereinander liegen- der Lamellen, die in kurzen Abständen von einander liegend, aber durch die Fasern des Transversus von einander getrennt, in der Mehrzahl senk- recht, zum Theil nach vom oder hinten gekrümmt, nach dem Zungenrücken bin verlaufen. So in einzelne dünne (etwa 6 — '%oo"' dicke) Blätter ge- sssiis,uiiil twar iil.er die Fsj.tu des U>nj,'iludioalis infer. u.Slylogl- nsch deren Veieinigmi^ »or d.iii lt«i.do des Uvogiossus hinweg. — In der Zunge liegt dev llyogtiifrsiis zwim'Iii'u d<'m Longituiitnalis inferior nneb innen und dem S!y!»gl..s(.ns n«ch »hsm i. ^ Kii;. 70, r~l n. /); ferner berühri er nnib innen den UU.»s,.|»harjngii.s und die Endrasen. deb Hjopharyngeu« am Die Zange. tS8 ZSuDgeDbein (Fig.ll.h — /). Er selbst wird vom Digastricus und Styloglossus bedeckt. Von vorn und unten aus betrachtet liegt er über dem Mylohyoideus. Die Funktionen, zunächst Bewegungsrichtungen, dieses MuskeJsyste ms , sind nicht so einfach, wie sie gewöhnlich angegeben wet den. Nach T heile presst er den hintern Theil der Zunge, namentlich die SeitenraHder derselben, gegen den Boden der Mundhohle, d. h. gegen das durch ander weite Kräfte fixirte Zungenbein. Nach meiner Ansicht ist er es hauptsächlich, welcher die Zunge in ihrer gekrümmten Lage erhält, und beim Schlucken diese Krümmung behufs der Schliessung der Kehlkopfsapertur noch vermehrt Nach Bock wird die Zunge dabei verbreitert, vorzüglich wenn sie vorher gekrümmt und hohl gemacht war. Ich gestehe , dass ich bis jetzt noch keine bestimmte YorsteUung von der Wirkungsweise dieses Muskels mir machen gekonnt habe. Mose, transversus liuguae^ Fibrae transversales, der eigentliche Kern- oder Parenchymmuskel der Zunge, besteht nach Kölliker aus zahl- reichen, jeder Zungenhälfte für sieh angehörenden Lamellen, die ganz regel- mässig zwischen die querst^enden Blätter desGenioglossus sich einsenken, and in allen Abschnitten der Zunge zu finden, sind. Jede Lamelle ist ein 0,1 bis 0,1b'" dickes, in der Mitte der Zunge 74'" hohes, im Allgemeinen senkrecht stehendes Blatt, dessen Muskelfasern vom Septum bis zum Seiten- rand der Zunge sich erstrecken. Sie entspringen in der ganzen Hohe und direkt von den Flächen dosSeptum, unter Beihülfe von etwas querstehendem, den Längen fasern des Septum nicht angehörendem Sehnengew ebe, und gehen in kleine platte Bündel vereint erst gerade n^ch aussen, dann nach oben umbiegend erreichen die obersten (kürzesten) Fasern die Seitentheiie des Zongenrückens, die untern langern den Seitenrand der Zunge, in deren Schleimhaut sie sich mit kurzen Zellgewebstreifen anheften. Sie beschreiben also einen nach unten und aussen konvexen Bogen. Die vom untern Rande des Septum kommenden Fasern gehen nach T heile quer nach aussen und erreichen den Zungenrand, d. h. die innere Fläche des hier verlaufenden Styloglossus, ohne vorherige Krümmung. Die Lamellen des Transversus treten zwischen die aufsteigenden Lamellen des Genioglossus und Hyoglos- SU8 durch, und kreuzen sich mit denselben.' Doch verlaufen die Lamellen nicht köntinuirlich vom* Ursprung bis zum. Ende, sondern sie tbeilen sich zwischen durch wieder in Fascikelchen , die zuweilen von den andern La- mellen ablenkend zwischen 2 aufiateigende Lamellen jener beiden Muskeln hervor tretend in die 2 nächsten Lumelleu derselben dringen, und so di^ Vernetzung der Fasern noch vermehren. Auf senkrechten Langsdurcli- schnitten sieht man oCt einzelne Blätter des Genioglossus unter einander siili verbinden, und die Blätter des Transversus in mehrerere kleinere überein- ander liegende platte Bündel zerfallen. — Uebngens liegt der Transversus zwischen den beiden Längsmuskeln der Zunge, sonst ziemlich an denselben Stellen, wo Genio- und Hyoglossus zu finden sind. Die Wirkung dos Transversus besteht in Verächmälerung und Zuspitzung der Zunge bei gleich- zeitiger Vorwölbung des Mittellängentheils'der Zunge. Wo eine Druckgebung gegen den harten oder weichen Gaumen erforderlich ist, da ist dieser Mus- kel tbätig. In Folge der Verschmälerung wird aber auch die Zunge längt r, und wenn gleichzeitig das Zungenbein vorgeschoben und der Mund geöffnet wird, so wird die Zunge herausgestreckt. Muse, longitudinalis linguae inferior, unterer Längsmuskel der 284 II. Stimm' und Sprachorgan. Zange, früher und noch neuerdings von Zaglas einfach Lingualis genannt (Flg. 70. / »/), ist ein zwischen Genioglossus und Hyoglossus an der antem Zungenfläche gelegenes ziemlich starkes Längsbündel von etwa 2 " Lange, obwohl Anfang und Ende nicht-leicht sich angeben lasst. Sein hinterer Tbeil scheint sich mit vielen üb^^reinander liegenden platten Bundein zwischen den queren Fasern des Genioglossus (wo er in den Glossopharyngeus übergeht), des Styloglossus und Trausversus (an der Zungen wurzel) zu verlieren; sie zerfallen aber nach Kölliker ebenso wie die hintersten Theite des Genio- glossus in viele Blätter, steigen zwischen die Querfasern bis zum äussern Theil der Drüsenschicht der Zungen wurzel leicht gebogen auf, und enden dann an diesen , wie die nach innen von ihnen liegenden Lamellen des Ge- nioglossus. Vorn verbindet sich unser Muskel mit dem stärkern Bündel des Styloglossus, und endet mit demselben an der Zungenspitze, geht aber auch, vorn an den Hyoglossus sich anschliessend, mit vielen zarten Lamellen zwischen den Querfasern bis zum Zungenrücken, und verhält sich am Rande des vordem Drittels der Zunge so, wie der Hyoglossus weiter rückwärts. — Nach Zaglas entspringt der Muse, lingualis vom Bücken der Zungen- wurzel in queren Bündelreihen, die sich erst senkrecht in den Zwischenraum zwischen Genio- und Hyoglossus herabziehen. Hier sammeln sich die Fasern zu einem dicken Muskelbündel, das in dem genannten Raum nach vorn ver- läuft, beim Menschen im vordem Zungendrittel flacher wird, und strahlen- artig die obern Fasern nach oben abgehen lässt, welche dann verschwinden, sowie sie die Mittellinie des Zungenrückens erreichen. Ein kleines, aber wie es scheint konstantes Bündel geht zwischen die Genioglossi hin. In höckrigen Zungen erreichen die Fasern nicht die Zungenspitze, sondern umgeben dieselbe schlingenformig. — Seine Wirkung besteht darin, dass er die Zung^ in der Richtung seines Verlaufs verkürzte, und die Zungenspitze rückwäi*ts und wohl etwas abwärts (niederwärts) zieht, vielleicht auch krümmt. Auf den Zungenrücken (hinteren Theils) scheint er keine Bewe- gungsveränderung auszuüben, vielmehr ist dieser vermöge seiner grossem Masse wohl als der fixe Punkt zu betrachten, von welchem aus der Muskel seine .Wirkungen nach vorn zu entfaltet. Muse, longitudinalis superior, oberer Längsmuskel der Zunge, eine den ganzen Rücken der Zunge bedeckende zwischen den obersten Fa- sern des Transversus und der Schleimhaut befindliche Längsfaserscbicht. Den Anfang derselben bildet nach KoIliker der fast allgemein verkannte Chondroglossus (Fig. 7 i . /{), ein mässigstarkes vom kleinen Hörn entsprin- gendes Bündel, das, weil vom Baseo- und Eeratoglossus gleich anfangs durch die Arteria lingualis uad Nerv, glossopharyngeus getrennt, auch wei- terhin von jenen fern bleibend, vom Hyoglossus durchaus abgesondert werden muss. Zu diesem Bündel ist nun nach meinen Untersuchungen noch einigermaassen der bereits von einigen altern Anatomen erwähnte, von den spätem jedoch ignorirte unpaarige Muse, glossoepiglotticus zurech- nen, (Fig. 71. ^) , welcher obwohl zunächst zur Regulirung der Dimensions- änderungen des darüber liegenden Ligam. glossoepiglotticum (Fig. 55. /) bestimmt, doch wenigstens einen Theil des Zungenrückens bedeckt und aJs hinterer mittlerer Theil des Muse, longitud. superior angesehen werden kann. Jedenfalls hängen seine Fasern nach vorn zu mit letzterem Muskel anatomisch zusammen. Unter der Schleimhaut der hintern Zungenwurzel, aber wegendes laxen hiesigen Gewebes ziemlich tief liegend, ziehen diese Die Zunge. Bändel pinfielformig sich ausbreitend unter der tiefem Druaenschicht und ZDID Tfaeil mitten durch dieselbe und durch die Endigungen des 6enio|^. ond Longitud. inferior sich nach vorn, breiten sich immer mehr aus, und nahern sich dann auch mehr der Schleimhaut. Schon vor den Papulae cir- CQiDTallatae nehmen jene beiden Muskeln fast die ganxe Breite der Zunge ein, berühren sich in der Mittellinie , und ziehen nun in Gestalt schmaler hier und da unter spitzigen Enkeln sich verbindender Langsblätter un* mittelbar unter der Schleimhaut z^dschen den Enden der Genio - uud Hyoglossi nach vorn bis zur Zungenspitze , wo sie in der Haut der obem Flache sich verlieren. Nach vorn zu sind diese Langsfasern auffallend starker , so daas die Fasern der beiden Chondroglossi nicht ausreichen , sie ZQ versehen. Entweder theilen sich die Fasern dieser Muskeln (wie in der Zange des Frosches) , oder es entstehen noch von andern Orten her obere Laogsfasem, wie Zag las (der dieselben als Muse, notoglossus beschreibt) und Tb eile behaupten. Kolliker glaubt, dass entweder die Bändel der Choiidroglossi nach vorn zu einen Zuwachs an Primitivfasern erhalten, oder dass besondere obere Langsfasern in dem derbem Gewebe der Drusenlage der Zangenwurzel und weiter vorn von der Schleimhaut selbst entspringen, für welche letztere Ansticht auch der Umstand spricht, dass die Chondro- glo^i nicht in allen Fallen vorhanden sind , während die submukuse obere Längsfaserschicht nie fehlt. Die Wirkung des obern Langsmuskels besteht darin, dass er die obere Schicht der Zunge verkürzt, und auf diese Art das ganze Organ, soweit es frei beweglich ist, hebt, wenigstens die Spitze nach oben umbeugt. Muse, perpendicularis linguae. PtM-pendikuläre Fasern, die dem ZuDgengewebe eigenthümlich sind, fand Kolliker nur iu der Zungenspitze, wo sie mit zarten Bündeln zwischen dem untern und obern ochieimhaut- Überzüge ausgebreitet sind. Der Innerste Theil dieser Bündel wird vom Vor- diTtheil des Transversus , die Enden derselben vom Longitud. superior und inferior, sowie vom Styloglossus durchsetzt, so dass auf Querschnitten senkrechte mit lougitudinalen Fasern abwechseln. — Nach Zaglas bildet der Perpendicularis die seitlichen Theile der Markmasse der Zunge; seine Fasern laufen von der Rückenfascia in gleichen Reihen, wie die des Genio- glossus, durch die Kortikalninskeln hindurch. Die queren Platten, welche seine senkrecht herabsteigenden Fasern bilden, werden in dem Maasse nach der Zungenspitze zu breiter , als die des Genioglossus abnehmen. Ihre Wir» kang scheint sich auf die Pronuncirung der T- Laute zu beschränken. Muse, styloglossus, Griffelzungenmuskel. Wir kommen zu den Mus- keln , welche von aussen her an die Zunge treten , ohne zu deren Wurzeln zu ge- boren. Von einigen derselben ist bereits früher die Rede gewesen, nämlich vom M.Glossopharyngeus und Glossopalatin. Es bleibt daher nur noch der Stylogl. obrig. Dieser lange schmale Muskel (Fig. 63. n, 69, r, 70./) entspringt kurzseh- nig von der Spitze und dem vordem Umfange des Processus styloideus, zum Theil auch vom Lig. stylomaxillare , einer platten sehnigen Ausbreitung zwi- schen dem untern Theile des Griffelfortsatzes und dem hintern Rande des Unter- kieferwinkels. Er steigt nun als spindelförmiger, etwas platter Muskelkorper Dftcb unten, vorn und innen, und erreicht oberhalb des Zungenbeins ^den Znngenrand. Hier wird er oft durch einige vom Zungenbein kommende oder vom Slylobyoideus oder Stylopharyngeus abgehende Bündel verstärkt, legt ücb auf den Hyoglossus, mit dem er durch ein festes Zellgewebe, auch II. Stimm- und SprachorgaD. darch übergehende Muskelfasern, eng verbunden ist; verläuft nun längs des Zungenrandes, dessen ganze Hotie er bedeckt, nach vorn, währender mehrere Fascikel nach innen ku schicken scheint. Nach Kolliker theih er sich an der Zunge in der Regel in 2 Bündel; das hintere kleinere gvbt zwischen Kerato- und Baseoglossus und zwischen den Fascikeln des leUtero gerade nach hinten und dringt , zwischen den Lamellen des Lingualis aod Genioglossus mit einigen Bündeln bis zum Septum, wo er zugleich mit deo etwas hober liegenden Fasern des Transvorsus sich befestigt. Nach Tbeile giebt er gar keine Fasern nach innen ab. Die Hauptmasse des Styloglosäos verbindet sich vor dem Hyoglossus mit dem I'ongitudinalis inferior oDd endet in der Schleimhaut der untern Flache der Zungenspitiee und in die&tr selbst, indem zugleich die vordersten Bündel der beiden Muskeln sich bogeo- formig vl^reinigen. — Wirkting. Er hilft die Zunge, namentlich vouifiaod aus, heben , was jedoch etwas si hräg nach hinten vor sich geht; dabei wird die Basis der Zunge etwas breiter; ferner verkürzt er die Zunge von vorn nach hinten, und wenn er einseitig wirkt, zieht er die Zunge seitwärts nach der Backe hin. Beim Schlingen halten beide Styloglossi die Zunge gegeo das zugezogene Gaumensegel angedrückt, während das Zungenbein nach voro «gezogen oder (durch den Bissen) geschoben wird. Sie verhüten hierdurch das vorschnelle Abreissen der Zunge. Es giebt keinen andern Muskel, der diese wichtige ( bisher ganz übersehene ) Funktion vollziehen kounte. Die Fasern des Glossopalatinus helfen hier etwas mit. Ein indirekter Hebemuskel der Zunge fst noch anzuführen übrig: es ist der Muse, stylohyoideus (Fig. 63. o q, 69. /)• ^^ entspringt sehnig von der Basis des Proc. styloideus , oder von der Aussenseite des obera Theils desselben, s^^igt als spindelförmiger Muskelbauch nach unten, vorn und innen, und befestigt sich, wieder sehnig werdend, über der Insertion de« früher beschriebenen Omohyoideus am Zungenbeinkorper, in der Nähe des Abgangs des grossen Hornes. Unten hat sein Mnskelbauch in der Regel einen Schlitz , durch den die Sehne des Digastricus maxillae inferioris hin- durchtritt. Sein unteres Ende hängt mit der sehnigen Ausbreitung, die vom vordem Schenkel des letzteren Muskels zum Zungenbein geht, zusammen. Er hebt das Zungenbein saranit der daran hängenden hintern Zungenwurzel nach oben und etwas nach hinten, wodurch zugleich der Isthmus fanciuio verengt wird. — Begleitet wird dieser Muskel gewöhnlich vom Ligam. styloliyofdeum (Fig. 69. /», 71. e), doch so, dass gegen die Zunge hin der Muse, hyoglossus sich dazwischen legt, das Band also zwischen Muse, glosso- et keratopharyngeus und Muse, hyoglossus zu liegen kommt. Der sogen. Muse, stylohyoideus alter scheint mit diesem Bande identisch zu sein. Dieses zwischen Spitze des Proc. styloideus und der des kleinen Zuogen- beinhorns ausgespannte, elastische, oben und unten etwa V2 bis %"' dicke, in der Mitte etwas dünnere Band erleichtert durch seine Elasticität die Ver- kürzung des Muse, stylohyoideus, verhütet die zu starke Vor- und Abwärts- bewegung des Zungenbeins, und erschwert den Niederziehern desselben ihr Geschäft. Soviel über die Muskulatur der Zunge. ^Wir sehen aus der gegebenen Be- schreibung, dass das eigentliche Zungentieisch wesentlich nnr 3 Arten'von Muskelfasern besitzt, senkrechte, quere und longitudinalc. Erstere stammen. von den beiden Genioglossi in der Mitte, vom Longitudinalis inferior und Hyoglossus an den Seiten, an der Spitze auch vom Perpendicularis, Qod [ hie Zunge. Sit bilden von der Spitze bis znr Wurzel viel querstebende Laraellen, die fast die Ges&mmtbreite der beiden Zunge nbalften austragen, und deren Fasern im Allgemeinen senkrecbt von der untern Flache bis zur obern sieb durcb- setzen. Die queren Zungenfasern , vom Transversus und zuji Theil vom Scyloglossus stammend, schieben sich als ebensoviole , meist dickere La- mellen zwischen diesenkrecbten ein^ beginnen am Septum cartitagineüm, und endigen am Seitenrande und zum Tbeil bogenförmig sich t'rhebend an der Oberfläche der Zunge. Die Longitudinal fasern gehören dem Lougitud. superior und zum Tbeil dem Styloglossus an, bedecken die obere submu- kose Fläche, den Rand und zum Tbeil die untere Fläche der Zunge, und liegen durchaus oberflächlich. Uebrigens erinnert die ganze Disposition der Muskulatur der Zunge sehr an die der vegetativen Organe, und selbst be- hufs rein animaler, phonischer Leistungen ist diese Disposition oft von ganz eigen thümlicher Wirksamkeit, Fettzellen liegen besonders zwischen den Genioglossi, am Septum, an der Zungen Wurzel und unter der Schleimhaut. Doch ist. ihre Zahl und Grösse nach der Konstitution sehr verschieden. De Courcelles hat lauf seiner S. Tafel einen förmlichen zwischen der vwdern Insertion des Genioglossus und der Art. ranina liegenden Fettstreif als zur Norm gehörig abgebildet. Ueber die Schleimhaut der Zunge haben wir wenig zu sagen. -Für unserii Zweck hat höchstens die verschiedenartige Trockenheit und Rauhig- keit dieses Ueberzuges einiges Interesse , während die feinere Anatomie völlig bedeutungslos für die Phonik sein dürfte. — Ebenso kurz können wir über die Gefässe und Nerven dieses Organs hinweggehen. Sie drin- gen zumeist von unten in die Muskulatur der Zunge ein: die Hauptstämme derselben findet man zwischen Genioglossus und Longitudinal is inferior. 8. z. B. Fig. 70. n. Was sonst darüber zu sagen ist, wird passender bei den Sprachfehlern nachgetragen werden. Die normalen Bewegungen der ganzen Zunge sind etwa folgender- maassen zu bestimmen und aufzufassen. 1) Zustand der Indifferenz bei geschlossenem Munde, normaler myoto- nischer Zustand der Zunge. Das Organ hat hier sein grösstes physiologisches Yolamen, ist weich und lax, die Wölbung des Zungen rücke ns entspricht der der gesammten Gaumen wölbung, die Zunge füllt die Mundhöhle aus. Das Zungenbein hat seine mittlere Lage, wird von sänimtlichen daran be- festigten Muskeln gleichförmig angezogen, steht aber, mit Rücksicht auf die möglichen Differenzzustande weiter nach hinten, als nach vorn, und mehr tief als hoch, aus rein mechanischen Gründen. Der Muse, hyopharyn- geus ist massig kontrahirt, wie alle vegetativen oder Ringmuskeln, wenn »ie nichts zu leisten haben, noch mehr die tiefer liegenden Muskeln des Fangrohrs: das Zungenbein steht daher ziemlicli weit hinten. Der Hyo- und Genioglossus, sowie der Transversus stehen sämmtlich ruhig, mit erschlaff- ten Fasern, und erhalten dadurch die hohe Zungenwölbung und die volle Breite der Zunge. Die Längsmuskeln Hegen gleichfalls erschlafft*, beziehend- lich gekrümmt, ohne einander zu opponiren. Der Styl oglossus, Glosso- pharyngeus, Palatoglossus sind dagegen in ihrem tonisch- d. h. freiwillig kontrahirten Zustande, und halten die Zunge in mittlerer Höhe aufgehängt und nach hinten gezogen. Das Athemhohlen geht durch den Isthmus faucium hinter dem Gaumensegel, dessen Pfeiler dabei an den Seiten wänden des SS8 n. Stimm- nuA Sprachoi^nti. Fangrohrs stehen uad von einander ziemlich divergiren, vor sich; die Epi- glottis ist bei der Inspiration aufgerichtet, die Valiecdae sehr beengt. 2) Alles das ändert sich sofort, sobald der Mand geöffnet wird. Bs tritt jetzt eine Luftsanle zwischen Gaumen und Zunge, wodurch letztere achoo eine Kompression erleidet Das Zungenbein rückt hierdurch und durch das Senken des Unterkiefers herab, der Isthmus oris wird frei und durchgängig; die Zunge liegt noch ruhig auf dem Boden der Mundhohle, hat aber an Vo- lumen etwas verloren. 3) Die eigentlichen selbststandigen Bewegungen der Zunge sind im Allge- meinen dreierlei. ^ a. Lageveränderungen der ganzen Zunge,. ohne Rücksicht auf innere Bewegungen in derselben: Hebung, Senkung, Vorwärts- und Rnck- wärtsschiebung. — Hebung: Muse, stylohyoideus , Digastricus maxilL, Hjo- et Glossopharyngens , Mylohyoideus ^ Styloglossus , Glossopalatioos. — Senkung: Sternobyoideus, Hyothyreoideus, Oraohyoideus, (Hyoglossus). — Vorwärtsschiebung: Geniohyoideus, Genioglossus, Mylohyoideus, Di- gastricus (portio anterior). — Rückwärtsschiebung: Hyopharyngeas <, Omo- hyoideus, Stylobyoideus, Digastricus (portio posterior) und die übrigen Hebemuskeln mit Ausnahme des Mylohyoideus. Ueber diese einzelnen Be- wegungsakte brauchen wir, da dieselben bei den angeführten Muskeln schon erörtert worden sind, nicht ausführlich zu sein. Wir bemerken nur noch, dass das Zungenbein nebst daran bangender Zunge von vorn nach hinten einen Spielraum von etwas 6—7 '" hat, und von obeh nach unten mindestens 1 V^'S wonach sich die zahlreichen Mittelstellungen und Bewegungen leicht vorstellen lassen. b. Bewegungen an und in der Zunge selbst, ohne Rücksicht auf Verschiebung des Zungenbeins oder auf einen gewissen Zielpunkt: Verlän- gerung, Vorstreckung; Verkürzung, Rückwärtsziebung; Hebung einzelner Theile, Senkung, Krümmung, Seitwärtsbewegung in verschiedenen Modi- fikationen. — Die Verlängerung der Zunge wird durch die Transversal- fasern bewirkt, natürlich auf Kosten der Breite, und fällt daher noth wen- dig mit der Verschmälerung des Organs zusammen. Bei diesem Vorgange sieht man namentlich am vordem Theile der Zunge deutlich , wie die Qner- fasern den Raud der Zunge nach innen ziehen, die Schleimhaut an den an- gezogeneu Stellen runrein , und dabei das ganze Organ verlängern. Soll dabei die Vor st reckung der Zunge, die allerdings durch die blosse Ver- längerung schon in einigem Maasse nothwendig wird , da die Zunge bei Geradlage keinen Platz mehr in der geschlossenen Mundhohle hat, weiter getrieben werden, so ist Verschiebung der Zungen wurzeln, also Mitwirkung des Geniohyoideus und Genioglossus erforderlich. Grewohnlich wird beim Heransstrecken der Zunge ihre Spitze nach unten, gegen die Unterlippe gebogen: dies geschieht durch gleichzeitige Kontraktion des Longitudinalis inferior, und der vordem Bündel des Genioglossus. Natürlich kann diese Konfraktion nur bis zu einer gewissen Grenze geben. —Die Verkürzung der Zunge kann nur vor sich gehen , wenn gleichzeitig der Rücken dersel- ben sich in der Mitte mehr wölbt, da ein Breiterwerden über die Normal- grenzen wegen der Beschränktheit der Mundhohle nur in sehr geringem Maasse möglich ist. Die Zungenspitze rückt dabei etwa y^ " ^^^ ^^^ untern Schneidezähnen zurück. Thätig sind hier die Längenfasern der Zunge, die StyloglossL, sowie die vordem Bündel der Genioglossi. Das Zungenbein Die Zange« 239 kann dabei verschiedene Stellungen einnehmen. Beim Vokal A und O ist die Verkürzung der Zunge am deutlichsten wahrzunehmen. Bedeutendere Grade der Rückwärtsziehung sind immer mit Hebung der hintern Zungen- warzel verbunden, welche wiederum ohne gleichzeitige Hebung des Zungen- beins nicht auszuführen ist. Beispiel dafür K, G dur, Ch, R palat., Ng. Zur Hebung der vordem Partie der Zunge ist ein merkliches Aufwärtsziehen des Zungenbeins ni^ht nothig, ja es ist sogar unmöglich, da es keinen Muskel giebt, der diesen Knochen direkt nach aufwärts zöge. Wirksam beim Heben der Zungenspitze sind die obern Längsfasern unter Beihülfe der Sty- loglossi, sowie, wenn eine Verkürzung der Zunge verhütet werden soll, der Qnerfasern der Zunge. Letzteres findet namentlich bei den T-Lauten statt; ausserdem wird die Zunge zur Pronuncirung von N, L, I, B, G, S in verschiedenen Graden gehoben, wie \yir später genauer untersuchen wollen. — Eine Senkung der Zunge unter die bei reiner Intonirung des A stattfindende Lage findet nicht statt: jede Senkung ist daher nur eine voll- oder unvoUkommnere Rückkehr zur normalen Tieflage der Zunge. — Um- gekrümmt nach unten wird die Zungenspitze nur behufs der Konsonanten T ond D. Wir sprechen von diesem Vorgange passender im nächsten Ab- schnitte. — Seitwärtsbewegungen kommen bei den normalen .phoni- schen Vorgängen nicht vor: ausgeführt werden dieselben durch einseitige Kontraktion des Styloglossus und der Longitudinales, wogegen der Trans- versos und die Zungenwurzelmuskeln für gewöhnlich nur beiderseits thätig zu sein scheinen. c. Bewegungen einzelner Znngentheile gegen gewisse Ziel- punkte: Druckwirkungen der Zunge. Sie treten zunächst bei den hintern KoDsolianten und Explosivlauten in Kraft, so wie beim Schlingen. Diese Bewegungen sind im Allgemeinen aus zwei physiologischen Vorgängen zu- sammengesetzt: aus einer im Parenchym der Zunge vor sich gehenden Ver- dichtung eines Theils derselben, und aus einer Bewegung dieses verdichteten Theils gegen eicen harten oder gespannten Körper. Wir haben hier einen Fall vor uns, wo die nach Art vegetativer Organe konstruirte Muskulatur der Zunge zu gewissen animalen , ja superanimalen Verrichtungen gerade das geeignete Hülfsmittel liefern muss. Jede einzelne Längs-, Quer- oder senkrechte Faser des eigentlichen Zungenkörpers vermag sich von ihren Nebenfasern isolirt zusammenzuziehen. Man kann ferner sagen, dass an jedem Punkte der Zungenmasse drei solche Fasern, von jeder Art eine, zu- sammengehören und so miteinander verbunden sind, dass sie durch einen Nervenimpuls zusammen wirken können. Geschieht letzteres an einer etwas grossem Stelle des Zungenfieisches, z. B. unter der Mitte des Zungenrückens so. wird durch diese nach allen 3 Dimensionen gehende Kontraktion die be- troffene Stelle hart, und zugleich wegen der dabei stattfindenden Verdickung der Fasern etwas erhaben , ebenso wie in Folge von sogen. Krampf ein be- liebiges Stück Darm oder Magen , 'aber nur nach 2 Dimensionen verdichtet wird. Wird nun diese hart gewordene Stelle gegen einen andern, an sieh schon harten Körper hingezogen, wozu eine von der eben erwähnten total verschiedene, rein animale Muskelthätigkeit , welche ausserhalb der verdich-» teten Stelle der Zunge zu suchen ist, erfordert wird, so geht daraus eine Druckwirkung hervor, wie sie im übrigen menschlichen Körper in ähnlicher Weise nur noch an den Lippen , einigermaassen auch am Herzen vorkommt* Diese örtlichen Druckwirkungen finden zu sprachlich - artiknlatoriSchea 240 n. Stimm- and Sprachorgan. Zwecken am hinteren und oberen , am meisten konvexen Theile nnd an der Sj!»it2e der Zunge statt; sie sind im Normalzustande nar momentan, rasch vorübergehend, und nur beim Stottern anbietend. 3) Aussenorgane der HundhöUe. Vorhof derselben. Backen. Lippen. Hnndöffiiimg. Die Mundhoble im weitern Sinne wird durch die geschlossenen Zahn- reihen in einen vordem und hintern Abschnitt getrennt. Von letzterem haben wir bereits umständlicher gesprochen. Der vordere Abschnitt der Mand- höhle beisst anch der Vorhof derselben, Vestibuluni oris, Hegt vor und ausserhalb der Zähne nnd des Zahnfleisches , und wird von den Backen und Lippen gebildet, welche letztere die Mundspalte oder, von einander entfernt, die MundöiTnung zwischen sich lassen. S. Fig. 59. Von den Zahneli in anatomischer Hinsicht zu sprechen, dürfte für unsern Zweck überflüssig sein: ihre akustische Bedeutung werden wir später ken- nen lernen. Der Vorhof der Mundhohle wird bei geschlossenen Kinnladen hinten nnd innen begrenzt durch die Zähne und das Zahnfleisch , nach aussen nnd vorn durch die innere Wand der Backen und Lippen. In Indiiferenzznstaode bei geschlossenem Munde berühren die Backen- und Lippen wand die Zähne und das Zahnfleisch, und es ist kein Raum zwischen diesen beiden Wandungen vorhanden. Sobald aber die Kiefer von einander entfernt werden, und die Mundhöhle bei noch geschlossenen^ Munde voll Luft geblasen wird, weichen jene beiden Wandungen von einander, und es bildet sich hinten und seitlich von den Backenzähnen und deren Zahnfleische die Backenhöhle, und vorn hinter den vorgetriebenen Lippen die Lippen höhle oder der Lippentheil des Vorhofs der Mundhöhle. Letztere ist anch bei manchen sprachlichen Vor- gängen bei geöffnetem Munde vorhanden. Die Backenhöhle ist bei massig geöffnetem Munde etwa 2" hoch, nnd IVa"^^^? die Breite richtet sich je nach der Ausweitung, dürfte jedoch auch beim angestrengtesten Blasen nicht über '4 his •V4" betragen. Sie en- digt hinten nach aussen von der Plica spheno-maxillaris blind, reicht von da nach oben und unten bis etwa zur Basis des Alveolarrandes der Kiefer- knochen, wo die Schleimhaut, mit der sie bekleidet ist, gegen das Zahnfleisch umschlägt, und reicht vorn bis zum Mundwinkel, welcher in der Regel dem Eckzahne des Unterkiefers gegenüber, liegt. Nach hinten stösst diese Höhle ausser jener Falte an die Kaumuskeln^, nach oben an den Zygomaticus major und Levator anguli oris, nach unten an den Latissimus colli und Depressor angüli oris. S. Fig. 73. Die Kontraktilität und Beweglichkeit erhält die Wandung der Backenhöhle durch den Muse. Buccinator, den Backen- oder Trompetermuskel , welcher dieselbe allenthalben (unter der Mucos») umgiebt. Dieser platte, quer durch die Bakükenhöhlenwand" verlaufende Muskel entspringt hauptsächlich vom Ligamentum intermaxillare , wo ein Theil seiner Fasern , wie M-ir bereits wissen., in den Muse, bucco-pharyngeus übergeht. Nach oben entspringt der Buccinator ferner von der Spitze des Hakens des Proc. ptorygoidcus (Fig. 66. b) und von der Aussenfläche des Zabnfortsatzes des Oberkiefers bis zum 2. Backenzahne hin (Fig. 72 /) oder bis unterhalb des Anfangs des Levator anguli oris. Nach T heile entsprin- gen vor dem letzten Backenzähne des Unterkiefers noch mehrere Moskei- lasern von der Schleimhaut selbst. Nach unten entspringt er noch auf der Ansaenorgaue der Mondhöhle. S41 AosgenAädie des Unterkiefers , nach Auasen vom letiten B«ckeiuBlu)B (L L") Die mittleni Fuern Terlkufen qner gegen den Mandwinkel hin, eben dfthin die Tom Ober- n. Uoleriüefer und von der Schleimbant kommenden Bändel, K dass sieb am den Mandwinkel die meiaten Fuern des Muskels snsuiunen- Fiff. 72. diängen. Mehrere Fasern biegen sieb gegen den Unterkiefer her&b and ver- lieren nch un äassera Bande des Depressor anguli oris an oder anter der Schleimbant. Am oder nnterhalb des Mnndwinkels verliert der zasammen- g^drÜDgle Muskel seine Selbständigkeit und gebt in andere Gesichtsmnskeln ober. Nach De Co nr Celles*), dessen Abbildung wir hier tbeilweise repe- tirt haben, findet hier eineEreazung statt, so dass die vom Unterkiefer ent- quingenden Fasern nach der Ober-, die vom Oberkiefer kommenden nach der Unterlippe sich begeben. Nach Theile kreuzen sich nur die mittlem Fuera des Buccinator, von welchen die obern zur Unterlippe, die untern tat Oberlippe gehen sollen, während er die vom obern Rande der Backen- liöhje en Ispringen den Fasern in deaLevator anguli oris und in die Oberlippe, di« des DDtcrn Randes in den Depressor anguli oris und in die Mitte der Un- terlippe äbergehen lässt (Fig. 72. / 1'). Nach meinen Unteren cbungen mnss ichDeCoarcelles im AUgemeinen beistimmen. Wirkammen bei den Lip- pcDmnskda auf diese Bündel zurück. — Die Mnndschleimhaat bedeckt nach innen diese gesammteMuskolatur und liegt besonders hinten sehr fest aof ihr. ^'ach aussen wird der Buccinator hinten vom Masseter und von einer Fett- iDUse, in welcher der Ausfuhrnngsgang der Ohrspeicheldrüse liegt, um in der Gegend des 3. obern Backea^ns den Buccinator zu durchbohren (x), und vom vom Latiesimus colli und Zygomaticus major theilweise bedeckt. Eae fibröse Fascia (Fascia boccalis), die sich weiter hinten zwischen dem "i Icon«« mDscnloriua c&picii Tftb. m. Deraelbe bit auf dieier Tafel noch einen ^ecttiorbacclnatoris abgebildet, welcher etwa 1" laug vom obero äossem Bande *• Lerttor mentt nach dem Mandwinkel geht und sich hier mit den übrigen Büd- W« meinigt S. w. u. 242 n. Stimm- and Sprachorgan. Lig. spheno-maxill. und dem Unterkieferknochen hindurch auf die Seiten- wand des Fangrohrs fortsetzt, und hier bis zur Tuba Bustachii und zur Wurzel des Process. styloideos aufsteigt (Fascia buccopharyngea), überzieht zunächst den Muskel von aussen. Auf diese Art erhält das Ansatzrohr erst durch den Buccinator nach vorn seinen Abschluss. — Die Wirkung des Buccinator ist eine ziemlich mannichfache. Sein myotonischer Zweck im In- difTerenzzustand ist, dem Ringmuskelapparat des Mundes sich zu associiren, damit der Mund seine spaltförmige Beschaffenheit behaupte und nicht der Willkühr der übrigen Schliessmuskeln anheim falle. Geht die Thätigkeit der mittlem , dabei zunächst betheüigten Bündel des Buccinators darüber hinaus, d. h. kontrahiren sie sich stärker, als jene Ringmuskeln, so wird der Mund- winkel nach aussen und hinten, gleichsam hinter die Backenwölbung gezo- gen, die Mundspalte und die 'Lippen werden dabei länger und am Backen entsteht die bekannte absteigende Falte. Die untere Portion allein zieht den Mundwinkel nebst dem anliegenden Theil der Oberlippe herab und bewirkt so den hämischen Ausdruck. Die obere Portion allein zi^ht den Mundwinkel sammt anstossendem Unterlippentheil rück- und aufwärts, und bewirkt so den Ausdruck des zwar gutmüthigen aber gezwungenen Lächeins, wobei ein Theil des Backens an die obere Zahnreihe gedrückt und er in einen Hügel aufgeschoben wird, vor dem eine kurze, tiefe Furche sich bildet. Wenn der ganze Muskel sich zusammenzieht und der Mund geschlossen ist, so drückt er den ganzen Backen gegen die Zähne und wirkt beim Kauen mit. Beim Blasen, Pfeifen und bisweilen beim Singen, wenn die Mundoffnung sehr ver- engt und die Mundhoble voll Luft genommen ist, wirkt er als Expulsor der Luft, indem er die Kontraktiiität der Backen wand, die hier als Windkessel wirkt, unterstützt. Endlich wirkt er bei einigen sprfichiichen Vorgängen, in- dem er die Backen gegen den offenen Zwischenraum der beiden Zahnreihen zieht, und das Entweichen der Luft durch denselben verhindert So beim Ä , T u. s. w. Der Lippentheil des Yorhofs des Mundes, Yorhof im engern Sinne, ist der viereckige zwischen den Eck- und Schneidezähne^ beider Kiefer nebst dem dazu gehörigen Zahnfleische und den Lippen begrenzte Spalt, der beim Oeffnen des Mundes in 2 Spalte oder Furchen , eine obere und eine untere zerfällt, und nach hinten und seitwärts in die ßackenhöhle ohne Un- terbrechung übergeht Bevor wir jedoch zu dem eigentlichen Mundorgah selbst übergehen, müssen wir den Mechanismus des Oeffnens und Schliessens des Mun- des, so weit er durch die verschiedene Stellung der beiden Kieferknochen zu einander bewirkt wird, kennen lernen. Entfernt werden beide Knochen oder die beiden Kinnladen von einan- der besonders durch den M. biventer s. digastricus maxillae infe- rioris, den zweibäuchigen Unterkiefermuskel (Fig. 62. 73). Pieser Muskel lässt sich mit einem Winkelhebel vergleichen, dessen Winkel im oder am äussern Ende des Körpers des Zungenbeins liegt, dessen vorderer Schenkel (vorderer Bauch) dagegen (platt und zum Theil sehnig) gegen die innere Lippe des Unterkieferrandes sich begiebt, wo er sich in einer Länge von etwa %Zoll neben der Kinnerhabenheit, gerade dem Depressor anguÜ oris gegenüber, anheftet, während der hintere Schenkel oder Bauch des Muskels, anfangs und gegen das Ende hin platt und breit, in der Mitte rundlich, zum Zitzeneinschnitt des Schläfebeins geht (Fig. 59. g). Beide Bäuche sind durch AuMenorgMie der Muodböhle. 2M eine mittlere Sehne (Fig. 62- e, 73 e) mit eiumder verbanden, wolebe den DDterD Theil des Miuc. atjrlobyoidena {dl-g, 73. c) durcbaetct, und mit wel- cher eine ziemlich 1" breite eehnige Platte (73- f — k) in Verbindoi^ Meht, %- 73. die ebeD de» ganzen Maskel tbeilt, und die Insertiou desselben an der vor- dem Fläche des Znpgenbeiokörpers (ö) vermittelt. Die vordere Abtheilnng desselben liegt gerade Doter dem Muse, mylohyoideus (73. / /) , mit welchem er oft mittels der genannten Sehne zusammenbängt; die hintere .^.btheilang stönt AD den Muse, hyoglossus (62. h t) und die vom Oriffelfortsatz kom- menden jMuskcln. Von den zahlreichen Varietäten, die dieser Muskel dar- bietet, wollen wir wenigstens die nicht seltene, auf Fig. 73. dargestellte, be- trachten. Hier stellt die vordere Portion des Digastricus eine breite, bis znr Mittellinie reichende, hier mit der der andern Seite zusammenstosaende Platte (ü kk') vor. Seine, bisher nicht ganz richtig aufgefassEe Wirkung besteht darin, dass er gleichzeitig das Zungenbein nach hinten zieht, dadarch vom Unterkiefer entfernt {in welcher Arbeit er vom Muse, stylohyoideua nnter- stützt wird), und l>ei gleichzeitiger Mitwirkung der Herabzieher (M. eterao- et omohyoidens) des Zungenbeins (n m) in eine fi.iirtc Lage bringt, bei welcher Dun der vordere Bauch des Muskels durch seine Verkürzung den Unterkie- fer herabziehen mnsa. Theile's Ansicht, dass der Muskel auch dann noch kräftig auf Oeffnnng des Mundes hinwirken könne, wenn der Kopf gegen die Brust geneigt wird, so dass das Zungenbein „über eine Linie liegt, welche die Befestigung beider Bäuche des Digastricus verbinde", ist deshalb nicht ganz richtig , weil , wenn in dittser Lage der Theile die Kiefer ausgiebig von einander entfernt werden sollen, der Kopf wieder nach hinten gezogen werden mnas, wozu noch andere Muskeln nÖthig sind. Ausser der Eröffnung dea Mondes vermag der vordere Bauch des Digastricus bei fixirtem Unter- kiefer du Zungenbein gegen das Kinn zn ziehen, wobei der Kehlkopf gleich- falls ^eaelbe Bewegang macht, zumal wenn die (hier sehr ergiebige) Mitwir 16» 244 tu Slimm- and Spracborgan. kung des Muac. hjothyreoideue dazntritt. — Bei kräfriger Kontraktion des Muskels bildet sich beiderseits' eine stark hervorspringende Falte, die aicb TORI Kinn gegen die Seilenwand des Kehlkopfs hinzieht. ■ Aosser dem Digastricua trägt auch die Verkürzung des Geniohyoidens und Mylohyoideus zur Herabziebung des Unterkiefers bei , wenn gleichzeitig das Zungeobein nebst Kehlkopf durch die hierzu vorhandenen Muskeln herabgezogen wird. Ans diesem Grunde stehen auch diese Maskeln dnrch eine sehnige Ausbreitang mit Torigem in Verbindung Fig. 74. Genähert werden beide Kiefer einander durch die sogenannten Kau- muskeln, welche Benennung deshalb eine einseitige ist, weil sie ausser dem Kanen bei allen Vorgängen thätig sein müssen , bei welchen der vorher geoHiiete Mund verengt oder geschlossen werden soll. NamenÜich ist für Die Lippen and deren HöJfsorgane. t4S anaern Zweck diese Benennung ganz anpassend. Diese Addactores maxil» lae inferioris, wie wir sie lieber benennen wollen, sind, ausser den schon früher erwähntes Hiilf8muskeln(Mylopharyngeas, Buccinator) folgende vier. M. Masseter, Kaumuskel in speeie (Fig.72. /, 74. 0» «>Q kurzer, dicker, länglich vierseitiger Muskel , vom untern Rand des Jochbogens und Joch- beins bis zum Oberkiefer hin und selbst noch vom Jochbeinfortsatz des letz- tem entspringend und sich an die ganze äussere Fläche des aufsteigenden Unterkieferastes, vom Winkel an bis zur Basis des Krouenfortsatzes anhef- tend. Ejt liegt unmittelbar auf dem Unterkiefer, den er wie einen Hebel ge- gen den Oberkiefer bewegt. M. temporalis, Schläfemuskel (Fig. 72.1/, 74. (f)^ ein austerschalenfor- miger Muskel, mit seinem breiten, von einer halbcirkulären Linie kontourir- teu obem £nde von der ganzen innern Wand der Schläfengrube entspringend, und nach abwärts konvergirend sich gegen den Kronenfortsatz des Unter- kiefers begebend, an welchem er sich mit einerstarken breiten Sehne anhef- tet. Durch den Zug, den der Muskel bei seiner Verkürzung auf den Unter- kiefer ausübt, wird der Mund ebenso gut geschlossen wie bei der Wirkung des vorigen Muskels. M. pterjgoideus internus, innerer Flügelmuskel (Fig. 65. /i, 66. /« 72. vi). Er entspringt in der ganzen Länge der Flügelgrube (57. s) von beiden Blättern des Flügelfortsatzes des Keilbeins, ferner vom Pjramidenfortsatce des Gaumenbeins und wohl auch noch vom Oberkiefer; verläuft nach unten, aussen und etwas nach hinten gegen die innere Fläche des aufsteigenden Unterkieferastes, an die er sich anheftet Seine innere Fläche grenzt an den Circumflexus palati mollis und den Constrictor pharyngis snperior; auch stosst er an die Mm. styloidei. M. pterygoideus extern us, äusserer Flügelmuskel (Fig. 65.p, 72.i;), kleiner als voriger, fast horizontal zwischen dem grossen Keilbeinflügel, der Aassenfläche des äussern Flügels des Keilbeins, dem Pyramidenfortsatz des Oberkiefers einerseits und dem hintern Ende des 2^hnfortsatzes des Oberkiefers andrerseits gelegen , also zwischen den beiden vorigen Muskeln. Er zieht den Unterkiefer nach vorn und schiebt ihn etwas nach der andern Seite hinüber. Sie Lippen und deren Httlfsorgane. So wie alle grosseren Oeffnungen, an welchon sich die äussere Haut in das Innere umschlägt, mit wulstformigen, durch stärkereu Haarwuchs vor äussern Beleidigungen geschützten, drüsenreichen Klappen oder Falten versehen sind, durch welche sie geschlossen oder geöffnet werden können, so ist der Mund, als OefFnung des Ansatzrohrs des Stimmorgans, sowie als Eingang zum Speise- und Verdauungskanal mit den Lippen, zunächst als Schutz- und Schliessorganen , vorgerüstet worden. Sie sind als Fortsätze der Backen- wände zu betrachten, die sich Vorhang- oder klappenartig vom S^hnzellen- fortsatze der Kieferknochen etwa in der Gegend, welche den Enden der Zahnwurzeln entspricht, erheben, um die Zähne zu bedecken und durch ihren aufgeworfenen freien, rothen Rand die quere Mundspalte oder den Mund mit ihren zwei etwas vertieften Winkeln zu bilden und zu schliessen. Auf Figur 75. deuten die langen Linien a — 6 und c — d die Stellen an, wo die Lippen an die Kiefer angewachsen sind , die kurzen Linien e und e* bezeichnen die Stellen, wo die Backenhaut beim Ausstülpen derXippen ein- ond vorwärts gezogen wird. Man unterscheide demnach zuerst die von der 24« II. Stimm- und Sprachorgan. innern und äaseern Haut gebildete Lippenplatte, die Lippenpfeiler, so- dann den Lippen wulst, Lippenrand, die Lippe im engern Sinne, Frola- bium. Die innere Hautplatte der Lippe ist die vom Zahnfleisch aus umge- stälpte Schleimhaut der Mundhöhle: durch sie hängt die Lippe fest am Kie- ferknochen. Der Abstand Fig. Ib. dieser Insertionsstelle der Lippe von der Mundspalte beträgt oben etwa 8, unten etwa 7"', so dass das ganze Lippensjstem eine Hohe von etwa U— 15'" hat. Die Oberlippe ist etwas lan- ger und steht etwas mehr vor, als die Unterlippe. Ueberhaupt ist an den Lip- pen die Symmetrie nicht oben und unten, sondern, wie sonst im ganzen übri- gen Korper, auf beiden Sei- ten zu suchen. Ferner ist an der Oberlippe der rothe Wulst schärfer von dem behaarten Theile derselben abgetrennt, als an der Unterlippe, deren Pro! abium gewölbter und mehr nach aussen umgeworfen oder umgerollt erscheint. Sodann unterscheidet sich die Oberlippe von der Unterlippe in ihrer äussern Fläche durch die Mittelfurche, Lippenrinne (Filtrum; 75. /*), welche von der häutigen Nasenscheidewand an sanft gebo- gen und ausgehöhlt bis an die Demarkationslinie dels Prolabinm's reicht, wo sie sich seitwärts verflacht. An der innern, dem Zahnfleisch zugekehrten Fläche der Oberlippe zieht sich senkrecht in der Mittellinie nach oben ge- gen das Zahnfleisch umbeugend eine halbmondförmige Schleimhautfalte , das Oberlippenbändchen (Prenulum labii superioris) , welches die Oberlippe gegen die mittelste Zahnzelle angezogen erhält. Auch an der Unterlippe ist in der Regel in der Mittellinie des Körpers ein solches Lippenbändchen w^ahr- zunehmen , dem sich zuweilen zu beiden Seiten noch 6ins beigesellt. Die Oberlippe lässt sich endlich in drei ziemlich gleichlange Stucke eintheilen, ein mittleres, und zwei seitliche. Die Grenzen derselben bilden die Falten, welche bei kontrahirtem Munde sich bilden, und nach oben und aussen ver- laufen. Der mittlere Theil der Oberlippe springt da, wo er die Unterlippe berührt, etwas nach unten vor: diesem Vorsprung entspricht eine sattelför- mige Vertiefung der Unterlippe. An dieser lässt sich eine solche Dreitheilung nicht nachweisen. Die Oberlippe wird von dem Nasenflügel und dem Backen durch die seitlich vom Nasenflügel beginnende und nach dem Mundwinkel zu laufende Gesichtsfalte, und die Unterlippe vom Kinn durch eine tiefe Querfurche , die Kinn-Lippen furche (Fig. 75. ^), abgegrenzt. Von eini- gen andern Gesichtsfalten sprechen wir noch später. Das Ki n n , dessen wir aus physiologischen Gründen hier gleichfalls ge- denken müssen, ist eine ziemlich runde oder ein Kugelsegment darstellende, von ebenerwähnter Furche und dem untern Rande des Unterkiefers begrenzte^ durch eine drüsige Fettmasse, so wie durch einen dicken Muskel erzeugte Erhabenheit auf dem Kinnhöcker des Unterkiefers. Man unterscheide aber Muskeln der Lippen. 247 das Kion des Gesichts Tom Kinntheile d^s letztern Knochens, der ebenso wohl seine mnere, wie seine äussere Seite hat, und bereits einigemale yon ans in solchen abweichenden Beziehungen erwähnt worden ist. Ihrem Gewebe nach bestehen die Lippen aus der äussern Haut, die beim Manne von zahlreichen , starken Barthaaren bewachsen ist. Diese Haut hangt, abweichend von den meisten übrigen Körperstellen, eng mit der darunter liegenden , sehr komplicirten , mit Fett durchwachsenen Muskelscbicht zu- sammen , deren Bestandtheile wir bald ausführlicher erforschen wollen ; wor- auf eine Lage rundlicher Schleimdrüsen folgt, die man von dorinnern Fläche der Lippen aus schon in Form von Kornern fühlen kann. Innerlich endlich befindet sich die mit einem Epitbelium versehene Schleimhaut und Lederbaut, die nm so feuchter und zarter werden, je mehr man sich vom Lippenrande nach innen entfernt. Die rothen Xbeile der Lippen sind, wie bei zahlreichen Vorgängen an denselben nicht verkannt werden kann, einer Erektion fähig, d. h. ihre Kap illarge fasse sind so vorgerichtet, dass sie aufgegebene, besondere psy- chische Reize eine grossere Menge Blutes aufnehmen und eine Zeit lang, so lange der Eindruck dauert, zurückhalten können. Dabei erhöht sich die Temperatur der Lippen , und sie vermögen gegeneinander einen stärkeren Druck auszuüben. » Die Länge der Mundspalte beträgt bei einem wohlproportionirtem, ge- schlossenem Munde etwa IVa'S ^Iso ungefähr so viel, als die Zunge in der Mitte breit ist. Bei Frauen etwas weniger. Von den unendlichen Varietä- ten, welche die Lippen zeigen, können wir für unsern Zweck nur einige wenige hervorheben. Grosse, starkgewulstete Lippen verbinden sich meist mit einer geräumi- gen Mundhöhle, guten Zähnen und guter Verdauung. Stark hervorragende Oberlippe soll skrophulöse Anlage oder Anwesenheit von Unterleibskrank- heiten anzeigen. Feingebildete nach den Mundwinkeln scharf sich zuspitzende Lippen zeigen Bildung und Talent zum Kunstgesang an. Zu kurze, die Zäiine nur nothdürflig deckende Lippen, die beim Oeffnen des Mundes so- fort über die vollen Zahne sich zurückziehen, sind unschön, erlauben keine deutliche Aussprache der Lippensprachlaute, und machen die Stimme schril- lend. Zu harte oder fleischige Lippen machen dagegen die Aussprache der- selben Buchstaben zu pral) oder können sogar zu Sprachfehlern (Stottern) Anlass geben. Muskeln der Lippen. DieF.er Theil der Muskell^hre ist mindestens ebenso schwierig, als die Myologie des Kehlkopfes oder der Zunge, und erfordert durchaus eine neue Bearbeitung, da das bisher auf diesem Gebiete Geleistete noch viele Lücken, Mängel und selbst entschiedene Irrthümer darbietet. • Fast alle Gesicbtsmuskeln sind bei der Bewegung der Lippen, bei den Ver- änderungen der Mundöffnung mehr oder weniger betheiligt. Mit Ausnähme des Ringmuskels der Augenlieder und einiger Nasenmuskeln nehmen alle Gesichtsmuskeln ihre Richtung gegen die Lippen , oder haben irgend einen Eiofluss auf deren Bewegung. Von den Muskeln, welche den Unterkiefer vom Oberkiefer abziehen und gegen letztern anziehen, welche also zur Oeff- noog und Schliessung des Mundes mittelbar beitragen , brauchen wir nicht weiter zu sprechen; von dem Backen niuskel, der mit den Lippen in 248 n. Stimm- und Sprachorgan. sweifacber Verbind d Dg stebt, baben wir aiicb bereits geaprochen, ea bleiben ans daber nur nocb eine auf 14— 15 za beschrankende*) Anzabl von Lippen- oder Mundmnskeln zn bescbreiben übrig. Von diesen Maskeln gehören nur ein Paar den Lippen ansschliesslicb an , die übrigen treten von aDsaen za ibnen , and finden nur ihre Insertion an denselben. Was die bisherigen Leistungen auf diesem Gebiete anlangt, so haben vir es bier mit anatomischen Ontologien zu than, wie sie in der Natur, am le- benden Individaum wohl nimmer vorkommen, mit einem Komplex oder einer Association von verschiedenen Maskelfaserpartien , von denen bald die einen bald die andern zu einem bestimmten Zwecke kooperiren. Untersachan- gen am Kadaver , besonders an solchen Kadavern , deren Individualitäten man während des Lebens in mimologiscber Hinsicht nicht gekannt hat, kön- nen hier nur wenig Aufschluss geben. Die mimischen Muskeln müssen vor Allem am Lebenden, vordem Spiegel, an verschiedenen Individuen stndirt werden. Die Gesichtsmuskeln sind diejenigc^n, deren isolirter Gebrauch am spätesten gelernt wird , und deren möglichst vollkommene funktionelle Iso- lirung eben die Aufgabe der mimischen Kunst ist: von Natur vemaag kein Individuum die einzelnen Gesichtsmuskeln nach Willkübr zu gebrauchen. Von unserem Standpunkte aus müssen wir allerdings theoretisch soviel Ge- sichtsmuskeln annehmen, als isolirte Gesichtsbewegungen überhaupt mög- lich sind: aber kein Individuum vermag dieselben Alle nach Willkühr, jede für sich, hervorzurufen; bei keinem Individuum sind daher sämmtliche Ge- sichtsmuskeln gleich stark entwickelt, da nur durch Uebung die selbständige Entwickelung eines Muskels bewirkt wird ; es muss daher die Anatomie der Gesichtsmuskeln immer an mehrern Lebenden physiologisch oder mimisch studirt werden, während die Untersuchungen am Kadaver fast nur einseitige Anschauung der Muskelmassen, und zuweilen nicht einmal diese verschafft Denn die meisten Gesichtsmuskeln, zunächst sämmtliche mimische Muskeln, sind ganz oder zum Thejl Hautmuskeln, d. h. sie haben ihre Insertion in der Haut, während ihr Ursprung bald ein fester,- bald ein gleichfalls weicher Punkt sein kann. Lost man nun , wie bei den bisherigen kadarerischen Un- tersuchungen wohl in der Regel geschah , die Gesichtshaat ab , so begiebt man sich sofort des wichtigsten wissenschaftlichen Moments, und erfahrt über die Beschaffenheit des gesuchten Muskels wenigstens nicht das Richtige. Bis jetzt hat noch kein Anatom eine geeignete Methode gefunden, die Ge- sichtsmuskeln ohne Zerstörung der Hautinsertionsstellen genau zu prä- pariren; wir müssen uns daher vor der Hand apf das beschränken, was wir haben, und das todte anatomische,. freilich oft sehr verworrene und durch Verschiedenheit der Ansichten unsicher gewordene Material durch genaue mimische Versuche und Beobachtungen zu beleben und zu deuten suchen. Wir werden uns bei der Beschreibung der Lippenmuskeln zwar an die bisher üblich gewesenen Ontologien anlehnen, jedoch immer dabei die physio - mimologische Tendenz festhalten, und so viel Muskeln als selbst- ständig aufstellen , als sich wesentliche Bewegungen an den Lippen isolirt und willkührlich , wenn aach nicht von jedem Individuum, ausführen lassen. 1") Muse, orbicularis oris, Sphincter s. constrictor labiorum. Mundschliesser , Lippenwulster (Fig. 72. / — n, 74. r). An diesem sehr kom- *) Nach dem bisherigen Standpunkte der Anatomie allerdings anszadehnende, da ^e Zahl der hierher gehörigen Muskeln in den Büchern bloss 11 beträgt. Maskeln der Lippen. 249 pHcurlen Maskelsjstem , welches am die Mandspalte hemm in beiden läppen liegt, mässen wir vor Allem zweierlei Lagen oder Systeme von Bändeln unterscheiden, ein den Lippen unter allen Umstanden eigenthämliches , und ein Ton andern Gesichtsmuskeln stammendes, für gewisse Lippenbewegan- gen aof Zeit entlehntes oder geborgtes. a. Selbständige Lippenfasern. Sie sind für die Oberlippe andere, als fnr die Unterlippe , denn einen in sich selbst zurücklaufenden Kreismus- kel fnr beide Lippen giebt es nicht, sondern für jede Lippe einen Muskel- faserbogen; nach aussen (nach den Anheftungsst^Ilen zu) sogar zwei solcher Bogen. Alle diese Muskelbogen haben aber nach aussen, ausserhalb des Mondwinkels, eine gemeinschaftliche Insertionsstelle oder Insertionslinie. Wenn man die Lippen verkürzt und verschiebt, z. B. bei Pronuncirung des U, so bemerkt man, dass sich einige Linien von dem Mundwinkel nach aas- and etwas nach aufwärts, ungefähr da, wo die Nasenbackenfnrche unten anfhort, eine kurze neue Furche bildet, die sich etwa ^/^ Zoll ziemlich senk- recht nach unten fortsetzt, wobei, die vor derselben liegende Lippenhaut in eine ziemlich dicke Palte aufgewulstet und nach vorn geschoben wird. In die- ser Furche oder vertieften Linie (Fig. 75. ee*) sind die Insertionsstelle n der einzelnen Fasern der selbständigen Portionen des Mundschliessers zu suchen. Von dieser Linie , die man sich behufs bequemerer Beobachtung mit Dinte oder Höllenstein m'arkiren mag, gehen sammtliche Fasern unseres Muskels ans, um sich entweder querüber die obere oder querunter die untere Lippe zur entsprechenden Linie der andern Seite zu begeben , oder sich an andere, mittlere Anhefttingspunkte zu begeben. Immer müssen wir aber jene seit- liche Linie als Endignngs-, nicht als Ursprungsstelle des Muskels betrachten. a. Muskelfasern der Oberlippe (Fig. 72. m m). In beiden Lippen, zunächst also in der Oberlippe, müssen wir vorerst ganze und halbe Bogen- faaem unterscheiden. Die ganzen , unpaarigen , liegen am dichtesten in den rothen Lippen wülsten selbst, in welchen sie, wenn gleich m'iit zahlreichen Fettzellen und Drüsen durchsetzt, schon ziemlich oberflächlich unter der ganzen Schleimhaut derselben zu beginnen und sich durch den ganzen Wulst zn ziehen scheinen. Ueber den Lippenwnlst hinaus wird diese Muskelfaser- Jage dünner, aber die einzelnen Fasern liegen enger neben und übereinan- der. Weiter oben, etwa 2'" vor der Anhöftung der Oberlippe am Kiefer, boren die ganzen Bogenfasern auf, und es lagern sich über dieselben die halben oder paarigen Bogenfasern. Diese entspringen beiderseits ' an der vordem Flache -des Oberkiefers, und zwar nach Th eile längs einer Linie, die von der Wurzel des ersten Backenzahns nach innen und etwas nach unten gegen den ersten Schneidezahn verlauft; und weiter nach der Mittellinie zn entspringt noch ein Bündel vom untern Rande der Nasen- scheidewand, welches, so viel ich weiss, zuerst von DeCourcelles als Nasalis labü superioris abgebildet worden ist (Fig. 72. k). Diese Ursprungs- Stelle oder Linie, die von Theile wohl nach hinten etwas zu weit ausge- dehnt worden ist, entspricht mit Ausnahme der vordersten Portion dersel- ben, so ziemlich dem Ursprünge des Depressor septi narium, und es scheinen daselbst die Ursprünge der Fasern beider Muskeln durcheinander zu liegen, weil in der Regel beide gleichzeitig wirken. Die vom Oberkiefer konmien- den Fasern unseres Muskels begeben sich nun zur gemeinschaftlichen Inser- tionsstelle ausserhalb und etwas oberhalb des Mundwinkels, wo sie in der Haat selbst endigen, die von ihnen, wenn sie sich Verkürzen, in eine tiefe 290 n. Stimm« und Sprachorgan. Grube ein - und vorgezogen wird. Die tiefer liegenden Fasern de» MoDd- schliessers verlangern diese Grube zu der vorhin beschriebenen Furche. Der sogenannte Nasalis labii superioris dagegen scheint nicht bis zu dieser Grabe zu gelangen, sondern sich strahlenförmig auf der Seite der Oberlippe, seitlich des Filtrum's auszubreiten , sich mit den Transversalfasern des Mund- schliessers zu kreuzen , in zerstreuten Punkten der äussern Haut zu endigen, und demnach als Ausstülpmuskel der Oberlippe zu wirken. Na^h DeCourcelles biegt er sieb zun Theil in die Lippenportiou des Pyrami- dalis um, wonach er gar nicht zum Mundschliesser , sondern zu den Hebern der Oberlippe zu rechnen wäre. ß. Muskelfasern der Unterlippe (Fig. 72. n n). Auch hier haben wir ganze und halbe Bogenfasern zu unterscheiden. Die ganzen , unpaarigen Bogenfasern liegen zumeist im rothen Wulst der Unterlippe , in ähnlicher Anordnung, wie die des obern PTolabiuius, und endigen sich in der oben beschriebenen Linie seitlich vom Mundwinkel unter denen der Oberlippe in der Haut; eine tiefer liegende, bis zur Lippen -Kinnfalte ausgebreitete , ^ün- nere Lage derselben liegt wohl der äussern , behaarten Haut der Unterlippe näher, als der innern Schleimhaut, und scheint mit den aufsteigenden Fasern des Depressor labii inferioris in einem ähnlichen Zusammenhang zu stehen, wie die Transversal fasern der Zunge mit den senkrechten derselben. Die halben Bogenfasern -der Unterlippe liegen mehr auf der innern Tafel dersel- ben, unter der reflektirten Mundschleimhaut; sie entspringen beiderseits an der vordem Fläche des Unterkiefers, nach T heile an der Wurzel des Hundszahns, neben dem Ursprünge des Kinnhebers, und schlagen eich, wie schon Santorini (der diese Portion als einen besondern neuen Muskel be- schreibt) ziemlich richtig beobachtet hat, bogenförmig nach aussen und oben, um sich an der gemeinschaftlichen Insertionsstelle des Mundschliessers zur äussern Haut zu begeben. De Courcelles nennt diese halben Bogenfasern deshalb, weil ihre Insertion gleich neben den Buccinator zu liegen kommt, Accessor Buccinatoris (Fig. 72. o). b. Akzessorische Fasern des Mundschliessers. Santorini und nach ihm Theile u. A. sind der Meinung, dass unser Mundschliesser im strengen Sinne gar kein selbständiger Muskel, sondern eine Portsetzung der Fasern mehrerer Gesichtsmuskeln , hauptsächlich des Backenmuskels sei. Dieser Ansicht muss ich entschieden entgegen treten. Es ist unmoglich,- dass Muskelfasern, welche rückwärts vom Mundwinkel, oder ober- und unterhalb der Lippen ihren festen Ursprung haben, wenn sie auf die Lippen übergehen, auf irgend eine Weise dahin gebracht werden können, die Mundspalte und die Lippen selbst zu verkürzen, oder die Lippen, wah- rend sie verkürzt werden, gegen einander zu drücken. Schon die einfache Beobachtung, dass die Gesichtshaut rechts und links vom Mundwinkel ein- wärts, gegen das Centrum des Mundes, gezogen wird, spricht gegen San- torini und Theile auf ganz unzweideutig Weise. .Anders gestaltet sich die Sache, sobald wir von der Verkürzung der Mundspalte absehen, und unsern Muskel einmal als blossen Mundschliesser, nicht Mundverkürzer be- trachten, ferner wenn wir die verschiedenen Phänomene erwägen, bei. welchen, bei unverkürzter Mundspalte, eine Lippe über oder unter die andere gezo- gen wird, mag dabei ein gegenseitiger Druck ausgeübt werden, oder nicht, wenn wir endlich in Betracht ziehen, dass bei manchen der Vorgänge, wo der Sphinoter labioruiu wesentlich thätig ist, bald ein Vor-, bald ein Ein- Maskeln der Lappen. ttl wartszieheD , bald ein Fixiren des Einpflanrangsrandes derselben , bald ein Laxiren und Anfblasen dieses Randes stattfindet. Zu allen diesen Vorgan- geD sind anderveite Hui&mittel nothig, die von Muskeln entlehnt werden mossten , welche ausserhalb des eigentlichen Sphinkters liegen , und mit die- sem zunächst nichts zu schaffen haben. Diese Accessores sind nun nach ihrer physiologischen Verschiedenheit folgende. oc Die vordem Bündel des M. Buccinator. Wie wir bereits bei diesem Moskel erwähnt, kreuzen sich diese beiden Bündel einige Linien hinter dem Mundwinkel, das vom Unterkiefer entspringende geht zur Ober- das vom Oberkiefer kommende zur Unterlippe. Nach De Cour cell es (auf unserer Fig. 72. wiederholter) Abbildung geht dabei das untere Bündel über das obere hinweg, was jedoch nach meiner Ansicht nicht richtig ist, da die Unterlippe, wenn man (z. B. behufs des Blasens der Trompete) die Lippen durch Seitenzug anspannt, weit tiefer in die Mundwinkelfurche, die sich da- bei bildet, hineingezogen wird, als die Oberlippe, welche dabei in der Ge- gend des Mundwinkels mehr vortritt. Ebenso unrichtig scheint mir auf seiner 2. Tafel De Courcelles das von unten nach oben gehende Bündel stärker als das andere abgebildet zu haben, da nach meinen mimologischen Selbst- heobachtungen der an der Unterlippe stattfindende Zug offenbar ein stärkerer ist , als der an der Oberlippe : auch scheint mir nur das nach oben ziehende Bündel isolirt vom andern wirken zu können, nicht umgekehrt Wirken beide zusammen, so werden die Lippen, wenn der Mund geschlossen ist, kompri- mirt, verschmälert, in die Länge gespannt, und dadurch die Lippendispo- sition bewirkt , wie sie namentlich zum Blasen der Trompete und anderer Becherinstrnmente erforderlich ist. Der Name Buccinator ist daher für die- sen Muskel ganz richtig gewählt, wenn gleich der Erfinder dieses Namens dabei wohl zunächst an das — vom Muskel nicht herrührende — Aufblasen der Backen gedacht hat. In den beiden Lippen scheinen die vom Buccinator entlehnten Fasern sehr oberflächlich und zwar nur unter der Schleimhaut der Prolabien zu liegen, während die des Sphincter darunter zu liegen kommen. ^. Muskelfasern vom Zygomaticus major (Fig. 72. r, 74. Ar), gehen gleichfalls in ziemlicher Anzahl in die Unterlippe über, und unterstützen die Wirkung der dahinter liegenden Fasern des vom Oberkiefer kommenden Bün- dels des Buccinator. Doch scheinen mir diese antheiligen Fasern des Zygo- maticus sich mehr in der gleich unter dem Mundwinkel vor der grossen bei Seitwärtsspannung der Lippen sich bildenden Hautfalte gelegenen Hautpor- tion zu endigen. f. In die Oberlippe gelangen nach fast allgemeiner Versicherung der Anatomen Fasern vom Triangularis menti (Fig. 74. u); indessen glaube ich doch, ebenso wie vom Zygomaticus, bezweifeln zu müssen, das jener voll- ständige Längenfasern an die Oberlippe oder an dereii Sphincter abgiebt,. da beim Herabziehen des Mundwinkels , wo er doch allein thätig sein kann, nar etwa der dritte Theil der Oberlippen haut (das Prolabium gar nicht) in Bewegung gesetzt wird: die bis dahin gelangenden Fasern müssen sich dem- nach in der äussern Haut dieser Portion 'inseriren. Dasselbe gilt von den bis dahin aufsteigenden Fasern ^s Latissimus colli. Dies wären etwa die akzessorischen Hülfsfasern des Sphincter oris, inso- fern sie zur Verstärkung der selbständigen Fasern desselben dienen oder die Druckwirkungen derselben unterstützen können. Von den zahlreichen die Wirkung der Sphincteren sonst unterstützenden, mit denselben aber nicht tS2 U. Stimm- und Sprachorgan. gleicbeo Verlauf habendes^ vielmehr mit ihnen sich kreuzenden Moakcl- fasern, besonders des Detractor nasi und Levator menti werden wir anter den einzelnen Muskeln, von welchen sie ausgehen, passender das Nötbige vortragen. Was die Anordnung der einzelnen Faserzuge des Sphincter oris im All- gemeinen anlangt, so wissen wir darüber freilich auf Grund genauerer, be- ziehendlich mikroskopischer , anatomischer Untersuchungen nur sehr wenig. Indessen der Umstand, dass die äussere Haut ohue Zerschneidung weaent- lieber, nicht blossem Zellgewebe angehöriger Theile von den darunter lie- genden Langenfasern nicht losgelost werden kann, ferner, dass die Lippen- haut bei starkem Kontiahiren der Theile an mehreren Stellen grubig, faltig und anämisch wird , dass bestimmt zu einander stehende Hautstellen dabei einander genähert werden u. s. w., berechtigt uns zu der Annahme, dasa es im Lippenmuskelsystem , abgesehen von den oben erwähnten halben Mnskel- bogen , eine ziemliche Anzahl Fasern giebt, die mehr oder weniger kurz sind, und in der äussern Haut der Lippen sowohl entspringen, als auch endigen, um das von ihnen begrenzte Hautstück zu falten , und so eine ganze Fläche verschmälern zu helfen. Für zukünfjfige anatomische, womöglich von hinten ans vorzunehmende Untersuchungen empfehle ich namentlich den mittlem Theil der Unterlippe zwischen dem Rand des Prolabiums und der Lippen- kinnfa]te , und an der Oberlippe die beiden Seitentheile neben dem Filtrom. Vielleicht sind die Muskelfasern an den vertieften Stellen nur durch festes Selige webe am Gorion befestigt, während dieses an den Stellen, wo sich Falten bilden , fehlt. Jedenfalls ist noch sehr viel hier zu erforschen. Wirkungsweisen des Sphincter oris. Auch in dieser Hinsicht be- finden wir uns noch in einem ziemlich dunkelem Gebiete, da es oft schwer hält, bei Beurtheilung irgend einer Lippen- oder Mundbewegung den An- theil zu bestimmen , den unser Muskel daran nimmt. Mit einiger Wahrschein- lichkeit lässt sich vor der Hand Folgendes darüber angeben. — Damit der ganze Muskel in Wirksamkeit trete, ist vor Allem nöthig, dass die Anhef- tungen beider Lippen an den Kieferknochen fixirt sind. Dies geschieht, wie wir bald genauer betrachten werden, durch den Depressor nasi, Levator menti und die Incisivi. Bei geschlossenem Munde wird nun, wenn sich der ganze Muskel kontrahirt, die Mundspalte verkürzt, die Lippen wülste werden dicker und streben, wenn nicht eine andere Kraft dagegen wirkt, nach vorn auszuweichen, d. h. sich etwas nach aussen umzurollen. Da fer- ner darch die Verkürzung der ganzen Lippenplatte dieselbe etwas breiter wird , und in Folge der Kontraktion der obern Halbbogenfasem eine gewisse Hebung, Attraktion und selbst Kontraktion der Mundwinkelpartien in der Richtung der Insertionslinie stat^ndet, so werden die beiden Lippenwülste mit einigem Nachdruck gegen einander gedrückt, wobei sie so lange mit ihrer Innern Längenzone sich allenthalben gegenseitig berühren , als die spe- cielle Kontraktion des Sphinkters derProlabien sich auf dem erforderlichen Grade erhält. Auf der höchsten Stufe dieser Kontraktion bildet sich auf der innern Fläche der etwas nach aussen umgerollten Unterlippe eine sie in der Mitte gleichsam halbirende Rinne , welche von der Oberlippe, so lange diese in dem gehörigen Kontraktionsgrade verharrt, ausgefüllt wird. Lässt die- selbe aber in diesem Bestreben etwas nach, so bleibt in der Mitte eine kleine Oefifnung übrig, welche, wenn Luft durchgeblasen wird, die Pfeiftone ent- stehen lässt. Dabei lässt sich erkennen , dass der Sphinkter der Prolabia Muskeln der liippen. 258 unabhängig von den andern Fasern beliebig kontrabirt und relaxirt werden kann, was jeder- an sieb erfahrt, der pfeifen kann. Macbt man diese Mand- öffianng etwas grosser, so gelingt kein Ton mehr, man kann dann damit nur blasen. — Man kann aber auch die blossen aassern Partien des Muskels, ohne die Wnlstscbichten, wirken lassen. Geschieht dies bei einer kleinen Entfern DDg der Zahnreihen von einander und unter Beihulfe des Depressor nasi, des Nasalis labii superioris, und Depressor labil inferioris, so erbalt der Mond die Form und Stellung, die wir bei Pronuncirung des O beobacht ten. Die äussern Partien der Lippen wülste legen sich aufeinander, die mitt- lere , grossere Portion derselben wölbt sich bogenförmig nach oben und un> ten und wird dabei etwas vorwärts geschoben , und es bleibt zwischen bei- den Lippen eine fünfeckige Oeffnnng. Werden die Wulstsphinkteren , die schon jetzt etwas sich zu kontrahiren begonnen haben, starker kontrabirt and die Kinnladen etwas mehr einander genähert, so verengt sich jene Oeffnnng, wird mehr dreieckig, und es entsteht die Mundstellung, wie sie für Proiinncirung des U erfordert wird. Bei weiter geöffneten Kinnladen können beide Mundwinkel einander nicht anders genähert werden , als wenn gieichzeitig die Lippen nach vorn oder aussen geschoben werden : die Mund* üffnnng wird dabei fast viereckig. Wir können auf die unendlichen Modifi- kationen , welche durch verschiedengradige Kontraktionen der Mundwinkel- anzieher und der Wulstsphinkteren willkuhrlich erzengt werden können, hier nicht weiter eingehen: die zu phonischen Vorgängen erforderlichen Lippenpositionen werden wir spater noch besonders betrachten, so wie wir auch mehrere Vorgänge an den Lippen dann erst vollkommen erklären kön- nen, wenn wir die übrigen mitwirkenden Muskeln kennen gelernt haben werden. — Nach Tb eile sollen die Randschichten beider Lippen isolirt wirken können, wobei die Lippenränder an einander gepresst und nach ein- wärts gezogen werden sollen, so dass der rothe Lippentheil verschwindet, welche £inwärt8ziebung aber bei geöffneten Kiefern schwächer ist Nach meinen Beobachtungen kann diese Einwärtszieh ung der Lippen, oder auch das Ueberzielien der einen über die andere nicht allein durch die Spinkteren bewirkt werden, sondern es müssen noch andere Muskelkräfte dazu treten. Dagegen ist ein isolirtes Wirken der oberen Muskelbogen der Oberlippe ohne selbständige Befheiligung der Fasern der Unterlippe wohl möglich; die Mundwinkel werden dabei massig einander genähert, ein Stück in die Höhe gezogen , und die Lippen müssen ganz mechanisch in der Lage , die sie ge- rade haben , dieser Bewegung folgen. Ein völlig einseitiges Kontrahiren der einen oder andern Hälfte der Randschichten (Wulstsphinkteren) ist wohl un- möglich, was auchXheile dagegen einwenden mag: nur durch die Mit- wirkung der akzessorischen Fasern der einen Seite kann die entsprechende Mundhälfte etwas markirtere Phänomene zeigen, als die andere. Dass aber die Bündel der Randschicht jeder Lippe ziemlich isolirt wirken können, mögen die Kiefer geschlossen sein oder nicht, aber, setze ich hinzu, nur in ganzer Länge (wenn auch das Resultat der Kontraktion nur in der Mitte sich manifestirt), ist vollkommen richtig. Allein eine vollständige Konstriktion der Lippen ist nie ein isolirter Vorgang : es ist dazu immer noch die Bei- hülfe entweder des Levator menti oder des Orbicularis menti erforderlich. S. diese. In physiologischer Hinsicht müssen wir also an dem bisher sogemmaten Orbicularis oris folgende einzelne, selbständige Partien unterscheiden: 254 II. Stimm- uod Sprachorg&n. 1. CoDstrictor prol&bii enpenoris. 2. Constrictor proUbii inferiorls. 8. Protractor &nguli oris superiur, dexterel siaister, entspricfat der «usserti Schicht des oberen Orbicularia Tbeile's. 4. Protractor angnlioria inferior, dexter et siniater, di« vom Unterkiefer entapringeoden Moskelbogen der Unterlippe. 5. Querfaaern am behaarten Theile der Unterlippe, nicht bis cum Mand- winkel gelangend, wir wollen sie Coangustator labii laferioris ncnneD. Der Nasalis labii snperioris dagegen gebort nicht zum Orbicalaris , da sich seine Fasern mit den des letztern kreuzen: wir wollen ihn Iievator prolabii lapcrioris nennen. Nach De Coarcelles (Tab. I.) gehen Fasern des Pyra- midalis in den Nasalia lab. sap. bogenförmig über. 2) M. depressor nasi, fixator labii superioris (Fig.72.i, 74-9, 7G. auf. Gewöhnlich wird dieser Muskel Depressor alae nasi genannt, aber mit Un- recht, da er die ganze Basis der Nase ein- und etwas abwärts zieht. Der Name Dilatator nariam, den ihm Arnold gegeben bat, ist ToUenda ganz unrichtig, da er den Umfang der Nasenlöcher eher etwas vermiBdert , als ver- grÖseert Kr entspringt über den beiden Schneide- zähnen nnd dem Angeo- zabne gleich anter der Mundschleimhaut, undbe- giebt sich mit divergiren- den Fasern theila anfwärta an die hintere Seite des Nasenflügels und noch hin- ter demselben an die zwi- schen ihm nnd der grosses Nasen -BackenhJte liegen- de Haut (a), theila ein- und vorwärts an die an lere Kante der Nasenscheide- wand (o*) (Fig. 74. q). Seine seitlichen aufstei- genden Fasern werden ti^>d den herabsteigenden des Pyramidalis durcbselzt, so dass hier zwischen den Insertionsponkten j^oer Fasern anch dergleicben von letzterem Muskel lu liegen kommen, und äem- nacb jenes Hautstück nach Willköhr bald abwärts, Plg. 16. bald anfwärts gezogen werden kann, wie Jeder an sich selbst za beobach- ten im Stande ist. DieWirkangdie8esMaskel8(Fig.76.B)isteinedreifache. Erxieblersl- lieh den Nasenflügel nebst dem hinter ihm liegenden Hantstöck einwäris, und etwas, namentlich dieses Haatitück, herabj dabei zieht er dje Nasen- spitze rückwärts, so daas sie weniger rorapringt, und der gaon» Nasen- Mcislcelii der Lippen. • racken, wenn er im Zostand der Ruhe gerade lauft, konvex irird; endlich schiebt er die ganze Oberlippe an ihrer Anpflanzungsstelle am Oberkief|r nicht nur einwärts, so dass sie förmlich iixirt wird, sondern aacb etwas ab- wärts, so dass sie, weiin der Mnnd dabei offen steht, länger erscheint, d. h. dem Centrum der Mundolfnnng, die dabei etwas sich verengt, genähert wird. — Nicht alle Menschen haben den Gebrauch dieses Muskels in roUer Ge- walt, w^eshalb e» wohl auch gekommen sein mag, dass er von vielen Ana- tomen verkannt oder unrichtig aufgefasst worden ist 3) M. incisivnssuperior, Retractor labii superioris. Er mag so ziem- lich gleichep Ursprung, nur In etwas beschränkterer Ausdehnung haben, wie der vorige Muskel: anatomische Trennungseiemente kann ich jedoch nicht auffinden; seine Fasern steigen auch nicht auf- und vorwärts, sondern abwärts in die Oberlippe, gegen das Prolabium, wo sie unter deren Schleim- haut sich etwas divergirend ausbreiten. Die dem Filtrum gegenüberstehende Stelle der Lippe erhält keine Fasern von diesem Muskel. Er scheint die Oberlippe gegen die Zähne zu ziehen und das Prolabium nach innen rollen zu können , so dass es mehr oder weniger dem Gesicht entzogen wird. Viel- leicht hängt von seiner Wirkung die Bildung des stumpfen Winkels ab, durch welch« der Mitteltheil der Lippe vam Seitentheil geschieden wird. Seine Wir- kung kann sich nach Belieben mit der der Lippenportionen des Bnccinator, oder mit der des Sphincter labii sup. verbinden. 4) M. levator prolabii superioris, s. unter No. 1. 5) M. pyramidalis, Levator alae taasi labiique superioris (Fig. 74. o). Bin platter, fast dreieckiger Muskel, welcher in der seichten Vertiefung, die auf der Aussenfläche des Stirn fortsatzes des Oberkiefers (zwischen Nasen- wurzel und Innerem Augenwinkel) verläuft, in der Länge eines halben Zolles kurzsehnig entspringt, auf der Seitenfläche der Nase allmälig breiter wer- dend abwärts geht, und sich zum Theil am Nasenflügel, zum Theil tiefer in der Lederhaut der Oberlippe (wo das seitliche Drittel derselben in das mitt- lere übergeht) in zerstreuten Punkten endigt. Er ist zunächst ein mimischer Muskel, hebt den Nasenflügel und legt die aber und vor letzterem liegende Haut in mehrere Falten: er rümpft, wie man sagt, die Nase; sein Lippen- theil, der uns zunächst angeht, hebt das seitliche Dritttheil der Oberlippe in die Höhe, und vermag, bei gleichzeitiger Wirkung der beiden folgeaden Muskeln, den rothen Rand der Oberlippe, wenn der Mund geöffnet ist, aus der gebogenen Lage in eine ziemlich horizontale zu bringen. Dies giebt dem geöffneten Munde den Ausdruck eines sanften Lächelns, welchen sich ^eim Vortrage anzueignen viele Gesanglehrer ihren Schülern an- empfehlen. 6) M. levator labii superioris (Pig* 74. n) liegt neben dem vorigen nach aussen, entspringt in- der Breite von %" kurzsehnig zwischen dem un- tern Augenhöhlenrande und 'dem Unteraugenhöhlenloche, und verläuft, im- mer neben dem Pyramidalis, zum zweiten Sechstel (vom Mundwinkel an gerechnet) der Oberlippe , an deren Lederhaut er sich , mit den Fasern des Orbicularis netzförmig, wenn auch nicht zusammenhängend, doch sich kreu- zend , in einzelnen Punkten anheftet. Er wirkt in der Regel mit dem vorigen. Einseitige W^irkung derselben ist ein rein mimischer, beim Singen sogar verbotener Vorgang. Dabei zieht er die Nasen -Backenfalte seitwärts gegen die Aagenhöhle, und bewirkt, meist in Verbindung mit dem folgenden Mus- kel, den hohnlächelnden Ausdruck. 259 n. Stimm- and Sprachorgan. 7) AI sygomaticas minor.(Fig. 74. i), ein kleiner, Tom untern innon "^heile der änsaern Flache des Wangenbeins kommender Muskel, der achief nach unten und innen in der Wange verläuft und sich mit dem vorigen Mos- . kel vereint an der Oberlippe endigt Er ist durchaus ein mimischer , in der Regel nur einseitig wirkender Muskel, welcher^den Theil der Oberlippe, eu dem er geht, in eine Ecke aufzieht und so den hämisch-lachelnden Ausdruck bewirken hilft. 8) M. levator anguli oris (Fig. 72. f , 74. m). Er liegt vom Levator labii nach aussen , entspringt etwa y^'' * fen und wohl zunächst auf den Namen Quadratus menti Anspruch haben können. Nach T heile vereinigt sich mit seinem äussern Rande immer ein Theil des breiten. Halsmuskels. Auch kann man bei den Phänomenen, wo unser Muskel wirksam ist, besonders bei starker Querspannung der Unter- lippe, immer eine Mitwirkung des Latissimus colli beobachten. Endlich därfte durch unsere anatomische Definition wohl auch der Transversus menti Weber's, der von T heile zum Depressor anguli oris gcreclinet wird, und schon Santorini.und noch älteren Anatomen viel Noth gemacht hat, seine Erledigung finden**). — Die Wirkung unsors Muskels ist nun leicht ein- zusehen. Da beide Muskeln zusammen einen oben offenen, unten überein- ander geschobenen Ring bilden, so muss er die Theile, an die seine oberen Enden gehen, dilatiren und etwas herabziehen, und die, an welche seine untern Enden geben, gegen einander bewegen, was sich deutlich beobachten lässt. Dabei wird der von diesem Ringe umschlossene Theil, also die runde weiche Kinnerbabeuheit , etwas seitlich zusammengedrückt und auch etwas gehoben, in welcher letztern Funktion er den Levator menti unterstützt. Ferner kann sich, was .von Interesse ist und bisher wohl meist übersehen wurde, seine Thätigkeit mit der des Sphincter labii infer. verbinden. Dies geschieht alle- mal, wenn die Lippen nicht nur kontTahirt, sondern auch nach aussen ge- wälzt werden sollen. Die obern Endpunkte der Fasern unsers Muskels wer den dabei zwar durch die Kontraktion der querlaufenden Fasern des Lippen- aphinkters fixirt, aber trotzdem ist der Muskel dabei in Thätigkeit, ^-ie die einfache Beobachtung lehrt. Sollen die unverkürzten Lippen umgestülpt wer- den, so muss zur Wirkung unsers Muskels die des folgenden, des Levator menti, treten. Es kann auch nur eine Hälfte des Orbic. rocnti in Wirksam- keit treten, doch ist dies nur ein mimischer Vorgang, bei dem der Mund schief gezogen wird. In phonischer Hinsicht tritt die Wirksamkeit des Kinn- spfainkters schon bei jeder Schalige bung ein , zu welcher eine volle Mund- offnung erforderlich ist; ausserdem in auffallender Weise , wie erwähnt, bei G moU , S nnd Ä. 14) M. levator menti (Fig. 72. p, 76. h — Ä), der letzte, vielleicht merk- würdigste, Muskel des Gesichts, den wir zu betrachten haben. Das Heben *) Diese Vermnthung hat sich mir neuerdings dnrch die anatomische Untcrsnchung an der Leiche eines Mannes, bestätigt. •^ G. W. Mpller unterscheidet (Tab. 3, 1) 3 nach verschiedenen Richtungen lau- fende Faserzüge dieses Muskels . durch deren Zusammenwirknng freilich auch die von ans beseiehnete Endwirkang herauskommen kann. Aber woxa so grosse Umstände, da wir auf weit einfachere Art zu demselben Ziele kommen können? 17* 260 II. Stimm- und Sprachorgan. oder Aufwartsschieben des Kinns ist ein physiologischer Akt , der bei Er* wagung der Anatomie der Unterlippe, die sich ja innerlich weit tiefer herab- senkt, als der obere The|l des Kinns znisteigen fähig ist, auf den ersten Bück sehr räthselhaft erscheint. Der Kinnheber ist ein ziemlich starker , dicker Maskel, und meines Wissens zuerst von De Cour cell es Tab. III. (Fig. 72. p) abgebildet worden. Er entspringt nach T heile fleischig auf der Anssenflache des Unterkiefers, in der Höhe, von ein Paar Linien, vor dem 2. Schneidezahne und dem Hundszahne, also gerade unter dem Incisivus in- ferior , von welchem er anatomisch hier nicht getrennt werden kann. Seine Fasern verlaufen aber nicht aufwärts in die Unterlippe, wieder Incisivus, sondern abwättä und dabei nach innen und aussen divcrgirend gegen die ganze Haut des runden Kinns. Die obersten Fasern der beiden Muskeln ge- hen nach Theile in einander über und bilden einen muskulösen Bogen, der wohl mit dem von uns bereits als Mm. incisivi inferiores beschriebenen iden- tisch ist. Nach Tlieile soll dieser Bogen freilich auf dem Unterkiefer auf- sitzen , doch am Kadaver ist eine Verschiebung und eine vom lebenden Zu- stande abweichende Lage dieser Theile nur zu leicht möglich. Jedenfalls ist aber auch bei den tiefern, dem^Levator bereits unbestritten angehorigen Fa- sern eine ähnliche Anordnung möglich und zum Theil selbst wahrscheinlich, ja noth wendig. Beide Muskeln bilden einen gemeinschaftlichen , durch keine Zwischenmembran*) gesonderten Fleischkörper , in welchem die Faserrich- tung vorherrschend schräg von oben und innen nach unten und aussen geht. Die grössere Masse .der Kaserinsertionen in der Kinnhaut koncentrirt sich daher am untern Theile des Kinns, obwohl sich, wenn auch in etwas abneh- mender Zahl , dergleichen Insertionen bis zum obern Segment der Kinner- habenheit verfolgen lassen. — Bei der Thätigkeitsentfaltung dieses Muskels (Fig. 76. B h—k stellt einen Durchschnitt des kontrahirten Muskels vor) beobachten wir Verschiedenes, je nachdem dabei die Konstrictoren der Un- terlippe kontrahirt sind oder nicht Ist der Mund geschlossen und sind die Lippen verkürzt, gegeneinander gedrückt, so rücken, wenn unser Muskel seine Thätigkeit loslässt, die untern Theile des Kinns mehrere Linien aufwärts, und werden fester gegen den Kieferknochen gezogen Ein merkliches Gegen- einanderdrücken einzelner Hautpunkte von den Seiten her nach innen zu findet dabei nicht statt. Die Kinuhaut wird von den vielen einwärts gezoge- nen Stellen grubig, höckerige und durch den Druck auf die Hautkapillaren stellenweise blass, anämisch. Das Kinn wird flacher, springt nicht aiehr vor, die untere knöcherne Leiste des Kinns ist deutlicher zu fühlen, die Haut unter dem Kinn nach dem Zungenbein zu gespannt. Weiter hinauf, in der Mitte des Kinns und nach der obern Grenze desselben bemerkt man, wie die Insertionspunkte der Muskelfasern einander von der Seite her naher treten , um so mehr, je höher sie am Kinn liegen , so dass das Kinn aus seiner vorher kugeligen Gestalt in die eines Ei's übergeht, dessen schmäleres End*- nach oben liegt Die Lippe nkinnfalte (Fig. 76. g) rückt bedeutend nach oben, wird markirter, tiefer und erhält seitliche Nebenfalten, die rechts und links den obern Theil des Kinns begrenzen , so wie sich auch von der Lippenkinn- falte seitlich an der Lippe eine Vertiefung bildet Die Masse des Kinnpar- euchyms ist nach oben geschoben, und bildet bei höchster Wirkung des zufln2 ^"^ ^^^^ ^^ e entweder mit den Eiementen dieser Wissenschaft schon, soweit dieselben in einer guten Schule gelehrt werden, bekannt ist, oder das» demselben wenigstens ein gutes physikalisches oder speciell akustisches Handbuch zu Gebote steht. Von dergleichen Büchern empfehle ich denen, die eine solche Notix nicht überflüssig finden, die Lehrbücher der Phy- sik Ton Eisenlohr, Baumgartner , Ponillet -Müller , Wenck, Corne- lius u. a. , von Lehrbüchern der Akustik das (sehr vollständige und ausführliche) von Bind seil (Potsdam 1839), die (nach dem Book of Science von Sporschil be- arbeitete, freilich etwas dürftige) Anleitung fum Selbststudium der Akustik (I^eip- zig 1834), die akustischen Briefe von R. Pohl (wenn sie vollständig erschienen sein werden, das 1. Bändchen erschien Leipzig 1853), und ganz besonders (solchen, die Englisch verstehen) die Schrift: Sound and its Phenomena by Dr. Brewer, London 1854, so wie Z am min er die Musik und die musikalischen Instrumente in ihrer Beziehung zu den Gesetzen der Akustik, Oiessen 1855. — Zum Nachschlagen ist allenfalls auch Pierer*s Universallezikon zu gebrauchen: die physikalischen (na- mentlich akustischen) Artikel der 2. Auflage desselben sind von mir abgefasst.^ ♦^ Zum Unterschied von der subjecti ven, bei welcher innere Vorgänge, z. B. abnorme Blutstromungen in gewissen Theilen des Gehörorgans, eine Tonem- pfindung (Sausen, Ehingen) entstehen lassen. ***) Wir gebrauchen einstweilen diesen in der Wissenschaft einmal eingeführten Aosdruck ; später werden wir sehen, ob derselbe wirklich das genau bezeichnet, was er soll. 268 Akustische Vorbegriffe. Unter eiDer das molekulare Gleichgewicht störenden Bewegung, anter ei- ner Schvingung, verstehen wir den Vorgang, welcher eintritt, sobald ein elastischer Körper, mag er seinen Ort dabei verändern oder nicht, durch irgend eine äussere Ursache eine Aenderung der gegenseitigen Lage seiner Moleküle erleidet, wobei dieselben abwechselnd einander genähert und wie- der von einander entfernt werden, dergestalt jedoch, dass daa Gleichge- wicht derselben nach einer längeren oder kürzeren Reihe dieser Wechselzu- stände wiederkehrt Wenn ein elastischer Korper an irgend einer Stelle gestossen, gezogen oder gerieben wird, so wird dadelbst sein Gleich- gewicht, und mit diesem oft auch seine Gestalt, seine Begrenzung u. s. w. geändert, in verschiedener, aber nur vorübergehender Weise. Wird ein massenhafter, nach allen 3 Dimensionen merklich ausgedehnter, elastischer Korper, z. B. ein Gummiball, gestossen, etwa durch Wurf gegen eine Wand, so erleidet er dadurch einen Eindruck oder eine Abplattung, welche sofort nach Aufhören jener Einwirkung sich wieder ausgleicht. Ein hörbares Phä- nomen ist dabei allerdings wahrzunehmen, doch ohne gerade das Gehur- organ angenehm oder anhaltend zu afficiren. Stossen wir dagegen einen nach zwei Dimensionen ausgedehnten elastischen Korper, der also dergestalt be- festigt oder aufgespannt ist, dass er dem Stoss in bestimmter Weise Wider- stand leisten kann , z. B. ein Paukenfell, eine Metallplatte, eine Stimmgabel, die Zunge einer Mundharmonika oder Maultrommel u. s. w., so stellt sich in diesen Korpern ein Bewegungsvorgang ein, der von dem des gegen die Waud geworfenen Gummiballs sehr verschieden ist. Wir sehen nämlich, dass der ela- stische Körper, nachdem er durch den Stoss aus der vorigen Stellung und Lagerung seiner Theile gebracht worden, nachdem z. B- die Metallzunge mit ihrem freiem Ende ein Stück aus ihrer bisherigen Lage geschoben worden, das Paukenfell durch den Kloppe! an der geschlagenen Stelle einen l*^ieder- druck erlitten hat, nicht sofort oder augenblicklich in seinen Indifferenz- oder Gleichgewichtszustand zurückkehrt, sondern bis dahin eine länger oder kürzer dauernde Reihenfolge von Schwingungen, d. h. Vor- und Rück- wärtsbewegungen nach Art der Pendel, wahrnehmen lässt. Dasselbe geschieht, und zwar noch deutlicher, wenn ein nach nur einer Dimension vorzugsweise ausgedehnter elastischer Körper (z. B. eine Darmsaite) in einer Lage, ^vo er seine Elasticität gehörig geltend machen kann (im Zustande der Anspan- nung), durch Zupfen oder Streichen aus seinem Gleichgewicht (d. h. aus sei- ner geraden Richtung) gebracht wird. Alle diese Vorgänge sind mit einem regelmässigen Schallphänomen begleitet, d. h. es entsteht dabei ein Eindruck auf unser Gehörorgan, den wir als Ton empfinden oder hören. Das Schall- phäuomen, das wir beim Anwerfen des Gummiballs wahrnahmen, ist kein Ton, sondern ein Geräusch, weil hier keine andauernde Reihenfolge gleichartiger Schwingungen in der Masse des Balles erfolgte, sondern die Rückkehr zum vorigen Gleichgewichtszustande in einer andern , gleichsam roheren Weise stattfand. Ebenso erfolgt kein Ton, sondern nur ein Geräusch, wenn wir die an den Gaumen gedrückte Zunge plötzlich abreissen, weil hier wegen Mangels der Bedingungen zu einer hinlänglichen Sukzession gleich- formiger Schwingungen (in der Zunge sowohl , als auch am Gaumen) nur einige in verschiedenen Intervallen und an verschiedenen Punkten dieser Or- gane erfolgende Gleichgewichtsstörungen mit nachfolgenden nicht minder verschiedenartigen Ausgleichungen eintreten. Dagegen yas dabei am nnd im tonenden Korper vorgeht, müssen wir jetzt etwas genauer be- tracbten, damit wir eines Theils erfahren, worauf die Tonbildung selbst we- sentlich beruht, mag sie auf die eine oder die andere Art, in einem festen, weichen oder luftformigen elastischen Körper erfolgen , andern Theils, wel- ches die Umstände sind, durch welche die Tonbildung gestört, unrein ge- macht (in Geraoscbbildung umgeändert) oder völlig aufgehoben wird. Jede Tonbildung ist eine Funktion der Elasticitat, d. h. des Bestre- bens, nach einer durch äussere Kraft ohne Trennung des Zusammenhangs erfolgten Verschiebung der Theilchen des Korpers den vorigen Zustand der Kobasion und die vorige Anordnung der Theilchen von selbst wieder anzunehmen. Da nun fast jeder Korper einigermaassen elastisch ist, so sind aach die meisten Körper fähig, unter Umständen Töne zu bilden, ein Ton- werkzeug zu werden. Der efastische Körper muss nur in diejenigen Ura- oder Zustande gebracht werden, in welchen er fähig ist, seine Elasticitat, ood wäre sie noch so gering, geltend zu machen. Manche Körper sind in dem Zustande, wie sie sich uns darbieten, schon so beschaffen, dass sie ohne weitere Vorbereitung als Ton Werkzeuge oder besser als Tonkörper dienen können. Ueber den Begriff Tonwerkzeug oder Instrument werden wir uns später dentlicber zu erklären Gelegenheit nehmen. Solche naturliche Ton- körper oder Tonwerkzeuge sind namentlich die starren Stäbe, dünne Mes- sing-, Silber- oder Kupferplatten oder dergleichen Streifen, pflanzliche mit darcbbohrten Septa versehene Rohrglieder, manche Felsenspalten u. s. w. Andere Körper müssen erst in eine Lage versetzt werden, in welcher ihre EUsticität wirksam werden kann. Ein natürliches Stuck Kautschuk muss zur Membran ausgetrieben werden, diese Membran ^an deren Stelle wir auch ein Kalbfell, einen Riemen, ein Stimmband n. s. w. setzen können) muss aufgespannt werden, damit man ihre Molekularbewegungen gehörig und nach Belieben hervorrufen und messen kann. Ein Darm muss zusammengedreht werden, so dass ein Faden (Saite) daraus wird. Eine Flüssigkeit lässt man zu einer krystailisirten, festen Platte sich verdichten. Eine sehr schlaffe, an sich schlecht elastische Membran spannt man durch Gowichti* nach zwei oder mehrem Richtungen an. Alle diese Vorbereitungen haben also hier den Zweck, die Ilauptfunktion der Elasticitat, d. h. die Aendernngen der Kohä- sion und Expansion des Körpers, im höchstmöglichen und möglich wirk- samsten Grade zur Geltung zu bringen. — Wenn die atmosphärische Luft (oder, obwohl nur ausnahmsweise, eine andere Gasart) als Tonkörper wir- ken soll , so muss sie so begrenzt oder eingeengt werden , dass sie die Phä- nomene ihrer abwechselnden Kompression und Ausdehnung ungehindert zur akustischen Wahrnehmung kommen lassen kann. In dieser Hinsicht bezeich- net man nicht die Luft selbst, obwohl sie das eigentlich Tönende ist, sondern den ZQ ihrer Begrenzung oder Einengung konstruirten festen Körper als das Tonwerkzeog, an das sich überhaupt immer der Begriff eines festen Körpers knüpft. Der eigentlich oder wesentlich tonbildende Vorgang in und an einem elastischen Körper ist eine hinlänglich rasch vor sich gehende F'olge von Ausdehnung und Wlederzusammenziehung , mag dieselbe von einer sichtba- ren Form- oder Lageveränderung der einzelnen Theile des Körpers beglei- tet sein oder nicht. Bei festen durch Steifung elastischen Körpern (starren 270 Akustische Vorbegriffe. Stäben, MetaUzungeo , Glockea n. s. w.) wird dieser Vorgaog durch eine äussere Ursache erzengt, welche eine Krümmang des Körpers berrorroft. Bei Jeder Krümmong wird im ersten Moment auf der einen Seit« (a) eine Verdicbtnug der Moleküle, auf der andern (b) eine Ausdehunng derselben bewirkt, im zweiten Moment wird der Körper wieder gersde, nm sofort im dritten Momeoto anf a wieder eiue Aus- dehnung, auf b eine Verdichtung eintreten zu lassen, welche beiden Wechselrcrhältnisse so lange mit ab- nehmender Elxkursionsweile (d. b. Abstand zwischen c. nnd d) eicb wiederholen, bis der Zustand der Kahe oder des Oleichgew ich ts zarückgekehrt ist Die we- Fig. 77. BenlHche Ursache des Tons, den also z. B. die Me- tatlzange einer Mundharmonika bildet, liegt vorzugsweisd an der Stelle, welche am stärksten bei den Scbwingungen oder Ablenkungen ans ihrer lo- diÜFerenzlage , welche der eingeführte Lnftstroni bewirkt, gekrümmt wird, also in der Nähe der Aufnietang, während gerade die Partien der Zunge, die am meisten sich sichtbar bewegen, am weitesten exkurriren, am we- nigsten oder gar nicht zur Tonbitdnng beitragen. Aus diesem Grunde ist auch die Stimmgabel so konstruirt, dass der Stiel derselben, welcher b^i Aufstellung auf einen festen Körper den Ton am koncenlrirli.>slcn wieder- giebt, gerade an der Stelle sitzt, in welcher die molekularen durch den An- schlag hervorgerufeneu Gleichgewichtsstörungen am lebhaftesten vor sich gehen. Wäre W. Wcher's Theorie, dose die von solchen platten- odemn- geufürmigen Körpern gebildeten Töne durch die Schläge entstehen, welche dieselben bei ihren Exkursionen gegen die umgehende Luft machen, richtig, so wäre nicht recht einzusehen, warum die schwingende Stimmgabel mit ihrem Stiel auf ein ans Ohr gehaltenes Stethoskop gesetit einen verbältniBS massig volleren, kräftigeren Ton giebt, als weon diso die Schenkel derselben in die Vertiefung eines in ähnlicher Weise mit dem Ohr verbundenen Hörrohrs bringt Noch schlagender ist folgender von mir angestellter Versuch. Ich nahm, uui ge- rade an weniger elastischen nnd weniger voluminösen Körpern das gedachte Gesetz nachzuweisen, von einer Gänsefederfahne die obere (konvexe) glatte Schicht weg, und präparirte sie so, dass daraus eine Zunge von etwa l'Länge und 1'" Breite wurde. Diese Zunge (Fig. 78 6) steckte ich etwa 4"' tief in einen Korkstöp- sel (a), welchen ich in die enge Ausmündung eines Länncc'scben Stethoskops (älterer Form) steckte, worauf ich das andere Ende desselben, ohne den Obturator, vor das Ohr hielt, und nun die am andern Ende befindliche Federzunge mit der Fingerspitte iu schwingende Bewegung versetzte. Ich hört« dabei einen, wenn auch nicht schönen , doch deutlichen und bestimmbaren Ton (es), der besonders deutiich hervortrat, wenn die Zunge etwa iu ihrer Mitte vom Finger geschnippt wurde. Nun nahm ich den Kork ... mit der Zunge heraus, armirte mein rechtes Ohr mit einem aebr wirksamen Hörrohr*) mit geräumigem Pavillon, der am Aosgange T 1^"'" Stethoskop, »onJ«rn ein trompeten artiges Messing! natrument (ür Scb**'- Aka8(]8_. --'" so bewegt sie sich durch rf, in welcher "^ Lage sie wieder ihre Indifferenz-Länge ^ .Q hat, nach e, kehrt dann wieder nach c zurück, um die erstere Bewegung von neuem zu beginnen und so lange mit allmälig abnehmender Ezkursions weite zu wiederholen, bis in Folge der von aussen hemmend einwirkenden Einflüsse Ruhe eingetreten ist. Man nennt diesen Vorgang, wo die Saite von c nach e vor- wärts und von e nach c zurück sich bewegt, gewöhnlich eine Welle, die dabei stattfindende Bewegung eine W e 1 1 e n b e we gu n g ; wir werden bald auf diesen Vorgang und seine Gesetze zurückkommen. Auch hier geschieht die Tonbil- dung and zwar noch weit unverkennbarer, als bei den vorhin betrachteten Tonkorpern, nicht durch diese sichtbare Wellenbewegung an sich, son- dern durch die dabei stattfindende und dadurch erzeugte wechselnde Mole- kularstömng, die hier also eine doppelte ist, indem zu der bei den starren Zangen 'allein stattfindenden seitlichen Verdichtung und Ausdehnung*) der Moleküle noch eine Entfernung derselben von einander mit nachfolgender Wiederannäherung hinzutritt. Dass hier die Schläge, weiche die umgebende Luft von der Saite erhält, noch weit weniger, als bei einer starren Zunge, zur Tonbilduug beitragen können , liegt auf der Hand. Ebenso verhält es sich, wenn eine elastische Membran, welche viel länger ist, als breit, an beiden Enden so aufgespannt ist, dass sie auf einen gegebenen Impuls frei schwingen kann. Auch hier summiren sich die bei ihren Exkursionen und Rekursionen stattfindenden Verlängerungen und Verkürzungen zu einem tongebenden Vorgange, ohne dass dabei den Schlägen, welche die umg;'- bende Lnft erleidet, ein sonderlicher tonerzeugender Einfluss beizumessen wäre. Nur wenn zwei elastische Bänder so neben einander gestellt werden, dass eine sogenannte Stimmritze entsteht, durch welche die Luft, welche erstere in Schwingungen versetzt, zu streichen genÖthigt wird, kann unter *) Allerdings ist damit auch eine geringe Abweichung (Verlängerung) der an der gebildeten Konvexität gelegenen Theilchen, so wie eine Andrängung (Verkürzung) der an der Konkavität liegenden verbunden, allein die Länge des Tonkörpers im QÜixen wird nicht geändert. i7t Akastische Yorbegriffe. gewissen Umstanden auch die Luft gleichzeitig als Tonkorper wirken , wie wir später sehen werden. Soll die Luft primär oder selbstständig als tonen- der Körper auftreten , so muss sie ebenfalls in ein solches Verhältniss ge - bracht werden, dass in ihr an einer und derselben Stelle Verdichtungen und Verdünnungen in gehörig rascher und regelmässiger Sukzession abwechseln. Man erreicht dies dadurch, dass man einen bis zu einem gewissen Grade komprimirten Luftstrom ein neues Hinderniss in den Weg stellt , wahrend man ihm gleichzeitig Raum giebt, sich vor oder neben dieser Stelle wieder auszudehnen, und zugleich dafür sorgt, dass die verdichtete und die aasge- dehnte Luftportion entweder (in kurzen , sich freioffnenden Pfeifen) sich in einem engen Räume durcbkceozen und dann in die freie Luft ausfahren, oder dass (in Cylinderpfeifen) die auf gedachte Weise entstandenen Schall- wellen von einem cjlindrischen Hohlraum aufgenommen und in diesem zur Bildung einer oder mehrerer fortschreitenden Wellen Anlass gegeben wird. Wir wollen diese in der Luft stattfindenden Vorgänge Luftw eilen nennen, währenddie analogen Molekularver änderungenfester Kor per (nach Gagniard 1 a T o u r 's Vorgange)S o 1 i d a r w e 1 1 e n genannt werden können. Ist der seh win- gende Korper selbst fest, enthält er aber viel Flüssigkeit zwischen seinen fe- sten Molekülen, so nennen wir dessen Schwingungen fluido-solidarc. Die Luftwellen nennt man auch vorzugsweise Verdichtungs- und Ve r- düBnungswellen, während man die Solidar wellen, wenn sie einen fade n- oder flächenformigen aufgespannten Korper betreffen , Beugungswellen, wenn sie in einem starren Körper stattfinden , Molekularwellen nennt. Man nahm bei diesen Benennungen vorzugsweise auf die äussern Vorgange I^cksicht, bei der Luft auf die bei jedem eine Wellenbewegung in ihr bewir- kenden Impulse sich manifestirenden Wirkungen ihrer Kompressionselasti- . cität, bei den Swten und Membranen auf die durch den Impuls bewirkte Ab- lenkung oder Ausbeugung derselben aus ihrem Gleichgewichtszustand , bei den starren Körpern auf die Verschiebung ihrer Moleküle. Jedenfalls ist aber das, was gewöhnlich Wellenbewegung genannt wird, von dem eigent- lichen, tonbildenden Vorgange zu unterscheiden. Die mehr oder weniger sichtbare Wellenbewegung, die Exkursionen und Rekursionen des schwin- genden Körpers sind nur das Mittel zdr speei^chen Tonerregung, sie wir- ken nur die wesentiich tongebenden abwechselnden Verdichtungen und Ver- dünnungen der Moleküle erregend. Eine Ton welle, wenn anders dieser Aas- druck für diesen Vorgang statthaft ist) hat nur in freier Luft eine bestimmte, sich gleichbleibende, regelmässig kugelförmige Gestalt und für eine be- stimmte Zeitdauer auch eine bestimmte Grösse oder Durchmesser; in allen begrenzten Körpern richtet sich die Gestalt der Welle nach den Dimensionen der Körper, nach dem Grade ihrer Dichtigkeit und Elasticität, abgesehen von der Intensität und Schnelligkeit des tonerregenden Impulses. In einem Hohlcyliudcr, der zur Erzielung musikalisch brauchbarer Lnft- wellen allein geeigneten Form, entsteht der Ton entweder dadurch, daas ein bind urcbgeblasener Luftstrom darin fortwährend an einer hinlänglich vereng- ten Stelle verdichtet wird^ so dass seine einzelnen Bündel oder Strahlen hier in später genauer zu beschreibenden Weise durcheinander treten, nach wel- chem Durchtritt wieder ein Auseinanderfahren, also eine Verdünnung er- folgt. Die Stelle, wo hier die Tonbildung erfolgt, bleibt immer, so lange der eingeblasene Luftstrom seine Eigenschaften nicht verändert^ dieselbe, aber das Tonmaterial, das hier verdichtet wird, wird fortwährend erneuert, durch Mechanismus der Tonbildung. n% diese Stelle hindurch bewegt; es findet daher ein Blasen statt, was eben die Hmeoerung der abwechselnden Verdichtung und Verdünnung der in Be- wegung begriffenen Lufttheilchen unterhält. Die Schwingungen stehen, aber das, was schwingt, geht vorwärts, ohne wieder zurückzukehren. Es geboren hierher alle Blasinstrumente, welche mit Zungenanspruch in- tonirt werden, auch das menschliche Stimmorgan. Wir kommen später auf diese Art der Tonbildnng zurück. O der der tonerregende Luftstrom wird nor an einer Kante des Cylinders in schiefer Richtung halb vorbei - , halb bineinge blasen', so dass er gebrochen, verdichtet und unter einem gewissen Winkel in den Cylinderraam geworfen wird. 'MS A /!:''''■'•>:•:■;;;:;. ■, ■ ''.'s-'* • <\vv. :>:>::;' cT Fig. 80. Stellen wir uns in Fig. 80. A. die Wirkung dieses primär tonerregenden Luft- stroms als eine pendelartige Bewegung, die von a nach b vorwärts und dann ^on 6 nach a rückwärts geht, vor, und denken wir uns den Stoss, den die- ^r Pendel ausübt, so beschaffen, dass die ganze Luftsäule des Cylinders in derselben Zeit , in welcher der Pendel von a nach h geht, davon erschüt* iert wird, so werden während jener von a nach b gehenden Bewegung die Theilchen der in de eingeschlossen Luftsäule hintereinander eine ähnliche Be- ^egung, die nach e geht, erleiden, welche in /"eben so am meisten*) beschleu- nigt sein muss, als bekanntlich die von a nach h gehende in c beschleunigt >3t Der Stoss, den die zwischen d und e liegenden Lufttheilchen oder Luft- ^hichten erlitten, pflanzt sich aber, während jene primäre Pendelbewegung ina zweiten Moment (Fig. 80. B.) von b nach a zurückgeht, dem Gesetz der Trägheit gemäss, auf die ausserhalb des Cylinders zwischen e und (f liegen- den Lofttheiichen fort, wobei die im ersten Moment getroflTenen Lufttheil* chen rf-e, um die jetzt durch die Verlängerung dieses Raums, der jetzt zwi- schen a* und e liegt, entstandene Verdünnung wieder auszugleichen, eine von e nach d gehende Rückwärtsbewegung machen , die wiederum in f am *} In der Figar durch stärkere Striche aasgedrückt. 18 274 AkustiAche Vorbegrifife. meisten beschleunigt ist So ist die zu Anfang des ersten Moments in d be- gonnen^ Stossbewegung zu Ende des zweiten Moments, wo der Pendel wie- der nach a gelangt ist, bis g gelangt, und auf diese Art die erste Wellenbe- wegung vollendet, an welche sich, wenn der Pendel wieder von a nach b vorschwingt, eine zweite anschliesst und so fort. Man sieht aus dieser Darstellung, dass die Länge einer solchen Welle doppelt so gross sein müss, als der Cylinder lang ist. Macht nun der Pendel, den wir uns auch als eine in o befestigte starre Zunge vorstellten können , einen zweiten Vor- gang von a' nach b' (C)^ so werden die Luftschichten des Cylinders wieder eine Vorwärtsbewegung nach e zeigen, während die der anstos- senden freien Luftsäule von g nach e zurückweichen. Ist endlich der Cy- linder an seinem Ende e gedeckt (D), so wird schon von der zweiten Schwingung an die vorwärtsgehende Bewegung der Lufttheilchen mit der rückwärtsgehenden zusammenfallen und dadurch eine Verlangsauiung bei- der Bewegungen um das Doppelte eintreten müssen. Daher geben gedeckte (gedackte) Orgelpfeifen caet. par. einen eine Oktave tiefern Ton, als unge- deckte. — Die Luftschicht, welche in e zwischen den vor- und rückwärts sich bewegenden Lufttheilchen liegt. Und in welcher aus diesem Grunde die Bewegung gleich Null ist, nennt man die Knute n fläche. Eine solche Kno- tenfläche uiuss also bei jeder in einer Luftsäule vor sich gehenden Wellen- bildung vorhanden sein: es können aber auch zwei und mehrere dergleicben Knoteniiächen in einem Cylinder sich bilden, wenn der primäre Schall wel- lenimpuls ein solcher ist, dass er auf einmal nur die Hälfte oder den dritten Theil des Cylinders durchlaufen kann. In schwingenden Flächen bilden sich unter ähnHchen Umständen Knotenlinien, auf welchen aufgestreuter Sand liegen bleibt, wenn sie in Schwingungen versetzt worden sind; in schwingenden Saiten Knotenpunkte. Noch einen Punkt hinsichtlich der Grundbedingungen derTonbildung haben wir ins Auge zu fassen Die Aeusserungen der Elasticität eines- Korpers tre- ten am häufigsten hervor entweder auf eine primäre Kompression oder auf eine primäre Extension desselben, und wir unterschieden demzufolge (S. I 1 b) kompressibele und extensibele Körper, oder Körper mit Kompressions- und Exteusionselasticität. In der Mitte stehen die nur biegsamen , nicht ausdehn- baren Körper. Zu ersteren gehören namentlich die Gase, also auch die at- mosphärische Luft*); zur zweiten Klasse die elastischen Saiten und Membra- nen, welche sich nach einer oder zwei Dimensionen ausdehnen lassen ; zu letztern die starren, biegsamen Stäbe und Platten, ^^ein Körper vermag zu einer Tonbildung Anlass zu geben , wenn, er durch einen sich nicht rasch genug wiederholenden Stoss bloss komprimirt worden ist: er nimmt nach Aufhören des Impulses seine vorige Gestalt wieder an, ohne freiw^illig von neuem sich zu komprimiren. Ein Sdhallphänomen kann hier nicht anders stattfinden , als wenn der Stoss auf den Körper in hinlänglich rascher Suk- zession sich wiederholt. Es gehört hierher z. ß. das Knarren einer Thüran- gel, das Feilen, der elektrische Hammer u. s. w. Bei allen Tonphänomenen, die mittels einer Luftsäule bewirkt werden , ist die Kompression derselben das primär tonerregende Element. Bei den dehnbar-elastischen Körpern da- KomJreÄtä^'"^^"^^^ 1)!''-'" ''^' rf'V" ^^'^'''^ ^^'' Aggregaten die gen a. B w. ' Schwammen, Federbetten, in den thien9ch«n Lun- Verschiedenheit der Schallschwiogangen. 275 gegen (Saiten , Membranen , starren nicht schwebenden Flächen , elastischen gespannten Zongen) ist zur Erregung einer stehenden Wellenreihe allemal eine Verläugerang, Ausdehnung, deren Richtung zur Spannangsrichtang senkrecht sein muss, das erste Erforderniss. Hier findet der Unterschied statt, dass ein einmaliger, ausdehnender Impuls hinreicht, eine ganze Reihe tonßLhiger Schwingungen zu erregen, ebenso wie ein Pendel auf einen An- stoss viele Schwingungen macht Bei den starren Stäben und Zungen, die nur an einem Ende befestigt siud, findet, wie schon früher erwähnt, beim Schwingen auf der einen Seite oder Fläche eine Ausdehnung, auf der andern (entgegengesetzten) eine entsprechende Kompression der Moleküle statt Man kann daher die in einer Luftsäule bewirkten Tonphänomene Ver* dichtnngstone nennen, die Tone der an zwei oder mehreren Stellen ge- spannten Saiten, Membranen oder Zungen Verdünnungstone, da das pri- märe Motiv der Touerregung bei ersteren eine Verdichtung, bei letztern eine Verdünnung (Verlängerung), welcher keine Verdichtung oder Verkar- zong über, nur eine Rückkehr zu dem anfänglich gegebenen Spannonga- zustand nachfolgt, darstellt Ausserdem unterscheidet man bekanntlich die Schallschwingungen in transversale, longitudinale und drehende. Diese Unterschiede haben far die Ton wellen so gut wie gar keine Bedeutung, doch müssen wir davon sprechen, weil sie, einseitig aufgefasst, zu grossen Irrthümern und Missver- »tändnissen Anlass geben können. So spricht man, wenn eine Saite hin and her schwingt, von Transversal Schwingungen, und man hat damit, insofern man den Vorgang sichtbar auffasAt, allerdings Recht Fasst man aber die« sen Vorgang hörbar auf, und untersucht man den Sitz der Tonbildung ge- nauer, so entdeckt man hier als wesentliche Bedingung derselben Longi- tadinalschwingnngen, nicht die Transversalschwingungen. Denn bei diesen Schwingungen werden , wie wir gesehen haben , die einzelnen Theil- ehen der Saite abwechselnd verlängert und wieder verkürzt, auf welchem Vorgang ja das ganze Tonphänomen beruht: die Moleküle der Saite schwin- gen also nach der Länge der Saite, nicht zu derselben senkrecht oder trans- versal Doch geht diese Schwingungsrichtung, wie Pellisov*) gezeigt hat, nicht genau longitudinal, sondern etwas drehend. Ebenso sind die sichtba- ren oder wenigstens durch einen in dieser Richtung wirkenden Mechanis- mus hervorgerufenen Longitudinalschwingungen (z. B. eines Stabs, einer Glasröhre u. s. w.) immer von Querschwingungen begleitet, duicb welche Knotenlinien erzeugt werden. Ja selbst die sichtbaren Transversalschwingun- gen sind wegen der Torsionselasticität und wegen der in den meisten Kör- pern nach den verschiedenen Richtungen ungleichen Elasticität schon in den meisten Saiten ungleich gekrümmt, schlangenförmig oder halbgewunden, noch mehr in elastischen Membranen and Stäben. An Membranen, starren 0 ^^ '' l ^^-' ' Zungen und Platten von einiger Dicke entsprechen die Exkursionen und ^^ Knotenlinien der einen Fläche den der andern nicht, meist liegt hier eine Schwingungsintensitätstelle einer Kno- tenlinie gegenüber, so dass ein solcher schwingender Körper im Durchschnitt 5^tni:::f , 'v- ' — ■^'^ *) Sehweigger's Jonni. €7. 169. 18 276 Akastiscfae Vor^egriffe. etwa so aussehen würde, wie in Fig. 81., wo a a a a die KnotcDlinien- durchschnitte der obern, b b b b die der untern Fläche bedeuten. KÖDote man ein Mittel erfinden, gleichzeitig die Knotenlinien beider Flächen schwin- gender Scheiben und Membranen sichtbar zu machen, so wurde man ge- wiss zu interessanten Resultaten gelangen. Jedenfalls sind die Molekular- schwingungen fester, starrer sowohl als durch Spannung elastischer Tod- körper nach ihrer Gestalt, Form und Anspruchs weise sehr verschieden und noch bei Weitem nicht so vollständig untersucht, wie es zu wünschen wäre. Im Folgenden werden wir ausser den bisher bekannten Oscillationsrichiuii- gen noch eine neue, die latitudinale, kennen lernen, welche an elastischen Bändern vorkommt, wenn der intonirende Luftstrom gegen die eine Kante parallel zur Flächenebene auffällt. Dies sind die Grundbedingungen der Tonbildung; alles Uebrige wirkt nur auf die Form oder das Aeussere des Tones , giebt also dem Tone seine ver- schiedenen Eigi^nschaften Zuerst .wollen wir aber noch Einiges über die Modifikationen der Tonbildnng bemerken. Es kommt in der Natur wohl nie oder höchst selten vor, dass ein Ton vollkommen einfach gebildet wäre, d.h. dass zu seiner Erzeugung eine einfache Reihe von gleichartigen Ver- dichtungen und Verdünnungen eines zu diesem Zwecke vollkommen tüchtig fuuktionirenden elastischen Körpers, und nichts Weiteres, wirkte. Denn wir dürfen nicht übersehen, dass immer ein Körper vorhanden sein mnss', wel- cher jene tongebende Molekular bewegung des elastischen Körpers durcli seine eigene Bewegung erst hervorruft. Zu jeder Tonbildung gehört also nicht nur ein tonfähiger Körper («), sondern auch ein anderer (6), welcher ersterem den Impuls zu seiner Funktion giebt. Bei diesem Impuls erleidet der Körper b natürlich auch einen Stoss vom Körper a, welcher tönen soll. Ist nun b gleichfalls in ziemlichem Grade elastisch, so giebt er bei diesem Zusammenstoss auch einen mehr oder weniger vernehmlichen Schall, der sich mit dem Tone des Körpers a verbindet, und ihm in der Regel dadurch einen besondern Klang, eine eigenthümliche „Färbung*' giebt So klingen die Pianofortetöne anders, als die Töne des Kielflügels, oder die der Harfe, und zwar besonders deshalb, weil im erstem Falle die Saiten, durch weicb- belederte Hämmer, im zweiten durch Rabenfederkiele, im dritten durch die Fingerkuppen intonirt werden. Elastische Membranen geben einen andern Ton, wenn sie durch einen Strom von Kohlensäure oder Wasserstoff, als wenn sie durch atmosphärische Luft intonirt werden. Eine Metaliglocke klingt anders, wenn der Klöppel von Metall, als wenn er von Holz ist. In der Regel sucht man ein besonderes, auffallendes Mittönen des schlagenden oder streichenden Körpers zu vermeiden; zuweilen wählt man Ihn aber absicht- lich von der Art, dass die Klangfarbe des eigentlichen Toiikörpers dadurch specifiseh modificirt* wird. Eine weitere Modifikation erwächst dem za er- zeugenden Tone daraus, ob der den Impuls gebende Körper momenUn oder stetig wirkt, ob derselbe schlägt oder streicht (reibt). Bekanntlich beruht ja der Hauptunterschied der musikalen Instrumente überhaupt auf dieser Verschiedenheit des Impulses. Zur ersten Klasse der Instrumente, die durch Schläge intonirt werden, gehören das Pianoforte, die Guitarre, das Hacke- bret, der Triangel, die Glas- und Holzharmonika, die Pauken, Trommeln, öecken, Glocken u. v. a. Zur zweiten Klasse gehören alle übrigen Instru- mente, mögen ihre Tonkörper durch das Streichen oder Reiben eines Ro- gens Oder eines Luftstroms intonirt werden. Was z. B. bei der Pizzicato-In- Modifikationen der Tonbildung. 277 tonirong einer Violinsaite einmal, momentan geschah ^ das geechiebi beim Streichen dieser Saite mittels dos Bogens viele male hintereinander: das be- harzte Bündel von Pferdehaaren, das am Bogen aufgespannt ist, klebt an der Saite für einen Moment an, reisst im nächsten Moment ab, klebt im dritten wieder an, worauf es im vierten wieder abreisst, und so wechselt Anhafitung | Exkursion, Verlängerung) und Abreissang (Rekursion, Verkür- zung) in sehr schneller Aufeinanderfolge so lange ab, als der Bogenstrich dauert. Bei dieser Anspruchs weise ist es nicht einmal nothig, dass beide Korper, der ansprechende und der angesprochene, einen sonderlichen £la- sticitätsgrad besitzen , um diesen Vorgang zu einem wirklichen Tonphäno- men zu gestalten. Es reicht schon eine mit bestimmter Schuelligkeit vor sich gehende Sukzession kleiner, aber gleichartiger und an einer und derselben Stelle erfolgender Stösse, deren jeder an sich nur ein kurzes Geräusch, giebt, hin , um dieselben zu einem Ton zu summiren, wenn gleich ein solcher Ton nicht immer musikalisch verwendbar sein dürfte Am auffallendsten und ver- schiedenartigsten sind diese Reibungsphänomene an den elastischen (gespann- ten sowohl als erschlafften) Bändern mittels der an ihiien vorbei oder zwi- sehen sie durchgetriebenen atmosphärischen Luft. Ohne unsern spätem Un- tersuchungen dieser Vorgänge vorgreifen zu wollen, bemerken wir hier nur, dass die Bildung der einzelnen Wellen bei der IntoniruQg durch Streichen eine unvollkommnere ist , als beim Stosse oder momentanen Zuge (Fiszika- tion). Durch den fortwährenden Zug des Bogens oder Druck des Luftstroms verharrl hier die Saite oder das Band fortwährend auf einem gewissen Grade der Ablenkung, ohne vollständige Rekursionen machen zu können: oft ge- langt der Tonkörper bei seinen Rückschwingungen nicht einmal bis zur Ge- rade- oder Ebenstellung, sondern bt^chreibt auch zu Ende der Rekursion noch ei^e Kurve. Wenn die in a und b befestigte elastische Membran durch einen in der Richtung des Pfeiles blasenden Luftstrom in Schwingungen versetzt wird, so werden die Schwingungen etwa nur in dem zwischen a r b und a e h liegenden Räume stattfinden, wobei e die Gränze der Exkursio- nen, r die der Rekursionen bezeichnen soll. ^'^* . Dieser Umstand wirkt, wie wir später ge- nauer betrachten wollen, etwas beschleunigend auf die Schwingungen, also tonerhohend. Beim Streichen oder Reiben kommt es ferner auf die Richtung an, in wel- cher dasselbe geschieht , ob transversal oder longitndinal. Wird z. B. eine aufgespannte Saite der Länge nach gerieben , so giebt sie einen weit hohem Ton, als wenn sie auf die gewöhnliche Weise, also transversal, gestrichen wird. Bei den Versuchen , welche ich zu diesem Zwecke an den Saiten ei- nes flügelförmigen Pianoforte (deutscher Mechanik) anstellte, fand ich, dass der durch Reib'en erhaltene Ton in der Regel drei Oktaven höher lag, als der Schlagton, bei den Contra-Saiten war d**<^- S. w. u. unter ;iesonanz. Ansbüdnn^"ffi.^w'*^*/'"i^i"l' ^''^^''^'' ^'^ StimmfRhigkeit des Menschen und ihre Ansbüdong für Kunst und Leben. Wien 1854. §. 58-63) unterscheidet die Grösse EJgenschafteD des Tons. 279 gebrancbten Apparate Resonanzboden n. dgl. genannt, aber ohne damit die Sache richtig zu bezeichnen. Man sollte hier Konsonanz, nicht Resonanz sagen, da beides ganz verschiedene Begriffe sind. Bei der Resonanz aoUeo die von den Tonwerkzengen abgeschickten Schallwellen von den Stellen, durch weiche sie am Weitergehen behindert werden, zurückgehen, und zwar womöglich ohne irgend einen Verlust; es düifen daher jene Hindernisse z. B. die Wände des Musiksaals nicht mitklingen, sonst würde ein Tbeil der Schallwellen daselbst hitidurchgehen, aber nicht wieder zurückgehen, jeden- falls also für den Hörer im Saale verloren gehen. Mitschwingen, Mittonen heisst aber auf Lateinisch Konsonanz. — Je nach der Beschaffenheit des primär tonend schwingenden Korpers wird zu diesem Mittönen behufs der Yergrosserung des tönenden Materials ge wohnlich entweder ein fester. Aar chenformig ausgedehnter Korper, oder eine in einen hohlen Cylinder ein- gesohlosaene Luftsäule, welche diesen wiederum zum Mittonen bringt, ver- wendet. Bei der (mit Unrecht in Vergessenheit gerathenen) Viole d^aroonr tönen zunächst die in der Oktave gestimmten unter den primär intonirten liegenden Unterj^aiten mit, und machen so den Ton voller; die übrigen Kon- sonanzverhältnisse sind wie bei der gewöhnlichen Violine oder Viole. Auch steht in der Regel jener platte nformige Körper mit einem hohlen, begrenz- ten Räume in Verbindung, oder setzt sich gleich von vornherein in einen solchen Hohlraum fort. Der Kasten der Violine oder eines andern Saiten- instrumenta stellt einen solchen Konsonanzapparat vor. Die in der gestri- chenen Saite hervorgerufenen Molekularbewegungen theilen sich mittels des Sieges oder der Saitenfessel (Guitarre) zum Theil auch mittels des Wirbels oder des Griffbrets, der Decke des Kastens (dem Corpus) mit, welche sie mittels des Bassstegs, Stimmstocks und der Zargen in den Boden oder Rücken des Kastens überleitet, ebenso wie bei einer Glocke die durch den Schlag des Klöppeis primär hervorgerufenen Schwingungen durch Mitthei- Inng das ganze übrige Gewölbe der Glocke in Mitschwingungen versetzen. Aber hiermit ist es noch nicht; abgethan Alle diese Schwingungen theilen sich nun wieder der umgebenden atmosphärischen Luft mit, welche sie end- lich dem Gehörorgan, zunächst dem Trommelfell, des Hörers zufuhrt. Wäre die Konstruktion des Mitschwingungsapparats eine solche, dass die zunächst in der Luft von denen der festen Theile des Instruments hervorge- rnfenen SchallscbwingUngep nach mehrern Richtungen auseinander führen und sich zerstreuten, so würde es um den Klangeffekt eines solchen Tonwerk- zeugs schlecht berathen sein. Nun ist aber der Kasten des Saiteninstruments ein in sibh zurücklaufender Hohlraum, in welchem die von seinen festen Wänden der davon umschlossenen Luft mitgetheilten Schallwellen einander entgegen bewegt, gesammelt, vereinigt, konzentrirt werden, und in dieser Beschaffenheit zum Schallloch herausfahrend sich mit den allerdings zerstreu- teren, die von der Aussenfläche des Corpus abgehen, verbinden, um nun mit aller Fülle und Klangmasse, die unter den gegebenen Umständen möglich ▼OD der Fülle des Klangs (Tones), indem er erstere vom Umfang der Schallwellen, Welcher durch die Masse oder den Inhalt des scBwingcnden Körpers^ oder die Breite des unterbrochenen Luftstrahles bedingt werde, abhängig macht, während die Fülle des Klanges von der Grösse des Resonanzraumes (SchaHraums) bedingt sei and mit derselben in Verhältuiss stehe. Ist dieser Raum zu gross, so werde der Klang dampf, ist er lu klein, so werde letzterer grell, dagegen rund, wenn Schallraum mit der Höbe und Grösse des Klangs in richtigem Verhältniss steht. 280 Akustische VorbegriflFe. ist, an die Aussenwelt, also auch an das Gehörorgan der vorhandenen Za- horer geschickt zu werden. Von einer Resonanz ist bei diesem ganzen Vor- gange keine Spur zu finden, so wie auch aus der gegebenen Darstellung ei- hellen wird, dass das oder die in die Kaätendecke geschnittenen sogenann- ten Schalllöcber nicht die Schallwellen der gestrichenen Saite aufnehmen, sondern die der in Mitschwingung versetzten Kastenwände, nachdem sie der von denselben begränzten Luftinasse mitgetheilt worden, ausfahren lassen. — Bei den Hammerklavierwerken ist der konsonatorische Vorgang im We- sentlichen derselbe, nur dass hier der Konsonanz- (nicht Resonanz-) Bo- den in einem gröss*-rn , von dickern Wänden unten und seitlich eingeschlos- senen Kasten gleichsam als Deekel angebracht ist, der aber durch eine quer unter allen Seiten weglaufende Spalte vom vordem Befestigungsstocke der Saiten getrennt wird. Diese Spalte, zunächst für die von unten her anschla- genden Hämmer bestimmt, hat in akustischer Hinsicht ganz denselben Zweck, wie die Schalllöcher der Bogeninstrumente. Bei der Harfo ist der Koosonanzapparat noch geschlossener und säulenförmiger; dabei zeigt er noch deutlicher, dass die tonerzeugenden Vorgänge nicht in den sichtbaren Exkursionen der Saiten bestehen müssen, sondern in den der Wahrnehmung mehr entzogenen Molekularbewegungen, die sich vom untern £nde der Saite aus dem konsonirenden Kasten mittheilteu. Bei allen diesen Instru- menten wird der primäre, durch Schlag, Zug oder Reiben der Saite bewickte Ton durch die Ueberleitung in ein mitschwingendes Material seiner Höbe nach nicht abgeändert: durch die Knotenlinien, die sich in verschiedenen Richtungen und an beliebigen Stellen der konsonirenden Fläche bilden, ver- mögen letztere sich jeder von ihnen geforderten Seh wingungs weise anza be- quemen. Anders verhält es sich mit den Blasinstrumenten, welche eine mehr oder weniger lange Luftsäule einschliessen. Letztere wird hier, wie wir oben bemerkten, durch einen primären Zungen- oder Kantenluftton zum Mittönen gebracht, aber dergestalt, dass sie durch ihre Länge oder Verkürzung oder Bildung ^on einer oder mehreren Knotenflächen die Tonätufe bestimmt, we- nigstens mit den primären Toiischwingungen in ein solches Verhalt niss tritt, dass diese für den resultirenden Toneffekt in den Hintergrund treten, ob- wohl sie,- wie wir sehen werden, von grosser Bedeutung sind. Gleichzeitig wird die Wandung des Cylinders, welcher die Luftsäule einschliesst, sowohl durch die primären Schwingungen des Mundstücks (Zunge, Anspruchs- kante u. s. w.), als auch durch die sekundären Schwingungen der Luftsäule in Mitschwingungen versetzt, und so dem Tone ausser seiner spezifischen Kiangfärbung die Grösse und Fülle gegeben, welche die Masse und Ffäche des konsonirenden Materials zu geben fähig i^t. 2) Die Intensität (Lautbarkeit, Vernehmiichkeit, Schärfe) des Tons hängt ab von der grossem oder mindern Zusammendränguug der in Schwin- gungen (Wellen) versetzten Moleküle auf einem gewissen Räume oder von der Länge oder (vielmehr) Kürze der einzelnen Verdichtuugs- and Ver- dünnnngsräume; sie steht daher auch zur Länge der Wellen (soweit es Solidat wellen sind) in umgekehrtem Verhältniss. — Die Länge der Mole kularschwingungen oder Wellen ist erstlich für ein und dasselbe Ton- material verschieden nach ihrer Dauer: länger dauernde sind auch der Ausdehnung nach länger und umgekehrt, weshalb auch caeteris paribus ein höherer (durch schnollere Wellen erzeugter) Ton eines und desselben In- struments eine grössere Intensität besitzt, als ein tieferer , der durch lang- EigenschafteD dos Tons. 281 samere Wellen zu Stande kommt. Ausserdem hangt aber auch die Wellen- Jinge von .dem Elastizitäts - und Dichtigkeitsniodulus des scijwingenden Körpers ab. Je grösser ersterer (d. b. das Maass des Widerstands, den der elastische Korper einer ihn ausdehnenden oder zusammendi ückcnden Kraft' entge|]rensetzt) ist, je schwerer also die Moleküle des Körpers sich verschie- ben lassen und je gewaltsamer sie aus dieser Verschiebung ihren Gleichge- viichtszustand wieder einzunehmen streben, desto kleiner oder kürzer sind eaeteris paribus die Schwingungen, welche die Moleküle dabei machen, und desto schneller durchlaufen auch mitgetheilte Schwingungen einen solchen Körper, während sie in entsprechendem Grade langer werden, sobald sie in ein dünneres Medium übertreten Aus diesen Gründen ist der Ton der Piccol-Flöte intensiver oder schärfer, als d«*r der gewöhnlichen Flöte, nicht nur weil sie eine Oktave höher steht, als letztere, sondein auch weil in ihr die gebildeten Schallwellen auf einen engeren Raum zusammengedrängt wer- den« Aber auch der Ton eines Messingblasinstruments ist schärfer, als der eines Holzblasinstruments, weil der Elastizitätsraodulus der mitschwingen- den Wände eines Messingrohrs ein grösserer ist, als der eines Holzrohrs; die Intensität des Trompetentons ist ferner eaeteris paribus grösser, als die des Homtons, weil der Anspruch der Luftsäule des ersteren Instruments durch eine engere OefTuung geschieht, in der di«* bereits schwingende Luft mehr verdichtet wird, also einen höhern Elastizitätsmodos erhält, als die des Horns, dessen Luftsäule durch eine weitere Cylinderöffnung intonirt wird. Der Ton des menschlichen Stimmorgans ist mehr scharf, als voll, wenn die Stimmbänder dünner, aber gespannter, also härter und spezifisch elastischer sind, als die eines Sängers von gh'icher Stimmlage, der bei dickem aber weniger gespannten Bändern einen volleren, ausgiebigeren Ton besitzt. Die Intensität des Tons wird vermindert oder abgeschwächt, sobald die Schallwellen aus dem dichteren Medium in ein dünneres überge- leitet werden, oder überhaupt in ein solches, das sehr schlechte Elastici- lälsverhäitnisse hat, und seinem Aggregatzustande nach so beschafPen ist, dass es die ihm zugeführten Vibrationen zum grossen Theile sistirt. Dabin gehört z. B. Sand, Sägeepahue, Wolle, Filz, weiches Leder u. s. w. Man benatzt daher dergleichen Körper oder Medien zur Dämpfung, d. h. zur Minderung der Intensität eines Tons Ueber diese werden wir später noch Einiges bemerken. Wurde ein Ton primär bereits in einem dünnen Medium erzengt, so verliert er noch mehr an Intensität, wenn er aus diesem in ein dichteres Medium übergeht*) Bei den Flöten, Panpfeifen, auch am menschlichen Stimmorgan unter- scheiden wir noch die Deutlichkeit oder Bestimmtheit des Tons, die dadurch zu Stande kommt, dass der zum Anspruch gelieferte Luftstrahl vollständig in Schallwellen verwandelt wird, widrigenfalls ein Theil dessel- ben anverarbeitet (als sogenannte wilde Luft) durchfährt, und dabei ein hauchendes Geräusch verursacht, das den. Ton trübt, undeutlich und unbti- stimmt macht. 3) Die Stärke des Tons kann in mosikaler Hinsicht in eine spiciü- sche oder absolute, und in -eine relative unterschieden werden Erstere ist das Produkt ans den beiden eben erwähnten Eigenschaften : letztere hängt lediglich von der grössern oder geringern Exkursions weite oder Schwin- *) Vgl. Bisenlobr Lehrbncb d€r Physik 2. Aufl. §. 177. 282 ' Akustische Vorbegriffe. gungsamplitnde der Schallwellen (die, wie wir ausdrücklich bemerken müssen, caet. par. mit der Länge letzterer in geradem Verhältniss steht) ab , insofern dii^selbe willkührlich modificirt werden kann. Für viele Zwecke ist es gut, •den Grad der Stärke genau durch Angabe der Exkursionsweite des schwin- genden Tonkörp^rs zu bestimmen. Für elastische Bänder, mit den wir uns vorzugsweise zu beschäftigen haben werden , fällt die grösste Tonstärke et- wa mit einer Exkursionsweite (d. h. Abweichung von der Bandebene) zusam- men, die Yjj — 7ß der Länge des Bandes beträgt. Doch kommt dabei viel auf Breite, Dicke und Spannung des Bandes an. Bei einem starken Tone werden also nicht nur eine grössere Anzahl Moleküle durch den Impuls in Bewegung gesetzt, sondern diesefben werden auch in einer gegebenen Zeit weiter bei jeder Welle von einander entfernt, bei einem schwachen Tone weniger*). Bei den Saiten - und Zungeninstrumenten wird die Schwingungs- amplitude durch stärkere, vollere und beschleunigte Reibung desBogens oder der Luftsäule vergrössert. Der dabei sichtbare Vorgang besteht in einer Verlän- gerung, welche der schwingende Körper im Monumte der Vibrationsumkehr, d.h.de8Zustandes, wo derselbe (z.B. eine Saite) nach beendigter Exkursion die Rekursion beginnt, bei Verstärkung des Tons erleidet, während sich derselbe Tonkörper bei seinen Exkursionen weniger verlängert, sobald der Ton ab- nimmt. Bei starren Zungen und Stäben ist diese Verlängerung und Verkür- zung nur einseitig von einer stärkeren Flächenkrümmung bedingt, wie wir früher gesehen haben. Die Stärke und Schwache des Tons bat ihre Grenzen, wenigstens für das individuelle Ton Werkzeug, was auch die Musiker längst anerkannt haben, wenn sie zu den Zeichen pp und ff den Zusatz „possibile'' machen. Diese Grenze wird natürlich bei schon hoher Spannung des tönen- den Körpers für das Crescendo eher erreicht, als bei schwacher Spannung, obwohl hier wieder andere Gründe eintreten, welche hemmend oder be- grenzend einwirken. Bei schon beträchtlich hoher Spannung nämlich würde z B. eine Saite oder eine Membran , wollte map ihr eine bedeutende Exkur- sion oder Verlängerung durch Abziehen aus ihrer geraden Richtung zuinu- then, reissen; bei sehr geringer Spannung dagegen würde der Ton durch denselben Mechanismus entweder merklich höher werden, oder es würde die Rekursion gar nicht mehr zu Stande kommen , also die Tonbildung ganz und gar aufhören, wie wir spater genauer auseinander setzen werden. Das Pianissimo possibile dagegen hängt von der mehr oder weniger leichten A n- spruchsfähigkeit des Tonkörpers ab, eine Eigenschaft, auf welcher nicht nur die Güte eines musikalen Instruments , also auch des menschlicheu Stim- morgans, sondern auch das Geschick und die Befähigung des Tonkünstlers (Sängers) selbst sehr oft zum grossen Theile beruht, weshalb wir darüber schon hier Einiges bemerken wollen. Unter Anspruchsfähigkeit oder Intonirbar- keit eines Tonkörpers versteht man bekanntlich überhaupt die Eigenschaft, durch einen äussern Impuls, den wir hier immer als den für den gegebenen Tonkörper geeignetsten voraussetzen, zu guten, tongebenden Schwingungen disponirt zu werden. Diese Fähigkeit ist aber in hohem Grade vorhanden, sobald schon der relativ geringste Grad dieses äussern Impulses hinreicht, ein vernehmliches Tonphänomen hervorzurufen. Ist dieser Impuls von der Art, dass wir an seiner Qualität nichts ändern können, ist es z. B. die in Exspiration begriffene Luft, so muss das Organ, das dadurch tonfahig bc- *) £isenlohr a. a. O. § 170. Eigenschaften des Tons. 28S wegt werden soll , so dlsponirt und geartet sein, dass es in sich selbst so wenig als möglich Hindernisse der geforderten Wellenbewegung entgegen aofkommen und wirken läset, vor Allem aber, dass nichts von der als Im- puls verwandten Laft für den Tonmef hanismus verloren gebt. Hierauf be- * rnht unter Anderem der sogenannte Ansatz für das Hörn, die Trompete, die Flöte a. s. w. , der in nichts Anderem , als in den Lippen des Bläsers xn soeben ist. Ist dagegen jener Impuls so beschaifen, dass wir seine Qualität selbst bestimmen und modificiren können, wie solches z. B. von der Violine gilt, die durch ein eingespanntes Bündel von Fferdehaaren intonirt wird, so erhöheu wir die Anspruchsfähigkeit durch Streichen dieses Haarbundels mit einem geeigneten Harze. Am menschlichen Stimuiorgan hangt die Leichtig- keit des Anspruchs von der Feinheit des Zuschnitts der Stimmbänder, von der gehörigen Gleichheit und Gleichstellung derselben und von der norma- len Beschaffenheit und Funktion der dieselben überziehenden Schleimhaut ab. Darüber noch später Weiteres. 4) Die T o ns t u fe , der Grad der Hohe oder Tiefe eines Tones , hängt ein- zig und allein von der Zahl der Schwingungen ab, die der Tonkorper in einer gewissen Zeit macht. Je mehr Schwingungen , desto hoher der Ton und um- gekehrt. Diese Schwingungszahl ist für einen bestimmten Tonkörper der Schwingnngszeit desselben oder dem Produkt aus der Lange seiner Wellen and seinem Elasticitäts - odei^Spannungsgrade umgekehrt proportional. Das heisst: bei gleichem Spann ungsgrade macht ein schwingender Körper noch einmal so viel Schwingungen , und giebt demnach einen um 1 Octave höhern Ton, wenn man ihn nur zur Hälfte schwingen lässt, wenn man seine Schwin- gungen um die Hälfte verkürzt oder um das Doppelte beschleunigt; er macht aber ^,4 soviel Schwingungen, als diese Octave, und giebt daher die Quinte des ersten Tons, wenn man ihn um ^/^ verkürzt, wenn er also nur mit '^/s seiner anfanglichen Länge schwingt*). Oder: bei gleichbleibender Länge des . schwingenden Körpers und seiner Schwingungen selbst wird die Schwin- g^ngszabl und also auch die Tonstufe durch stärkere Spannung erhöht Bei- spiele für beide Sätze giebt die Violine. Eine Saite derselben giebt bei gleich- bleibender Spannung die Quinte ihres Grundtons an, wenn man sie an der Stelle niederdrückt , die um '/a der ganzen Seitenlange (so weit sie schwingt^ d. h. zwischen Sattel und Steg) vom Sattel entfernt liegt; sie giebt, war sie abgespannt, einen entsprechend höhern Ton, wenn man sie durch Drehen *) Ks kann nichts schaden, wenn diese Verhältnisse dem Leser zur Unterstützung für das Gedächtniss und viellei^^ht noch zu andern Zweclien in einer Tergleichenden Uebcrsioht Torgehalten werden: Scala. T onkörpergrösse. Sei iwingu - iSsitenlänge.) Tonika (Prime) 1 v. Sekunde % 7,. Terzie *A % Quarte V4 % Quinte - % '/* Sexte •4 % Septime — 8' — - •/,. Oktave % 1 Dass sich beide Reihen nicht umgekehrt übereinander legen lassen, bat seinen Grund in der Lage der ganzen und Iwlben Töne, so dass z. B. der Sehritt Ton 1 : V]o (2. Gel.) ein kleinerer sein muss, als der von 1:79 0- ^^^0 284 Akustische Vorbegriffe. am Wirbel starker spannt. Die Schwingungszahlen stehen also im umgekehr- ten Verhältniss mit den Schwingungszeiten , und , wenn der Tonkorper ein fadenförmiger (Saite) ist, mit der Länge desselben. Ferner ist die Schwin- gungszahl einer Saite der Quadratwurzel aus den sie spannenden Gewichten proportional: wird z. B. das spannende Gewicht vervierfacht, so wird di»^ Schwingungszahl verdoppelt u. s. w. Jene Regel aber, dass mehrere Saiten durch Halbirung die doppelte Zahl Schwingungen machen, gilt nur für den Fall, dass dieselben von gleicher Dicke sind, ^immt man dagegen zwei Sei- ten von gleicher Länge, deren Durchmesser sich wie 1 : 2 verhalten, so wird die dünnere bei gleicher Spannung in derselben Zeit doppelt soviel Schwin- gungen machen, als die dickere. Es verhalten sich also die Schwingungs- zahlen verschiedener Saiten von derselben Materie umgekehrt wie ihre Dicke. Endlich kommt es hier auch auf die Dichtigkeit der Materie des tunend'-n Körpers an. Wenn z. B. eine Saite von Kupfer, deren Dichtigkeit = 9 ist, und eine Darmsaite , deren Dichtigkeit = 1 ist, bei gleicher Länge und gleichem Durchmesser durch gleiche Gewichte gespannt sind, so schwingt die Kupfersaite dreimal langsamer als die Darmsaite: es verhalten sich also die Schwingungszahlen von Ssiten verschiedenen Materials umgekehrt wie die Quadratwurzeln ihrer Dichtigkeit. Der tiefste musikalische brauchbare Ton entsteht durch 16 , der höchste durch 8192 Schwingungen in der Sekunde. Jener tiefste Ton heisstC^) dieser höchste Ton c'^, was einen Umfang von 9 Oktaven ergiebt. Die Schwingungszahlen für diese 9 Oktaven vertheilen sich also folgendermaassen : 16, 32, 64, 128, 256, 512, 1024, 2048, 4096, 8192^ es beträgt also jede folgende Zahl das Doppelte der vorher- gehenden.— Die obigen Gesetze gelten zunächst für die Tonstufen der Sai- ten und dünner Metallstäbe, die sich in dieser Hinsicht wenig von dicken Sai- ten unterscheiden. Schwieriger und kompjicirter werden die Verhältnisse, wenn ein in verschiedener Richtung und Ausdehnung schwingungsfabiges Material durch den gleichfalls sehr niodificirbareu Impuls eines Luftstromes intonirt wird. Es gehören hierher besonders die elastischen Membranen und die mit Vermeidung von Schwingungsknoten in Tonwellen versetzte atmo- sphärische Luft. Lieber die dabei stattündenden Tonverhältnisse werden w4r in den folgenden Abschnitten umständlichere Untersuchungen anstellen; vor- läufig bemerke ich nur, dass die Tonabstufung in den hierher gehörigen Apparaten eben wegen der leichten Modificirbarkeit der Elasticitäts- und Dichtigkeitsverhältnisse sowohl des tonerregenden als tongebenden Körpers eine sehr mannichfaltige und umfangreiche ist, dergestalt, dass hier sogar ver- schiedene, ihren Klang- undintonationsverhältnissen nach abweichende Ton- reihen, welche Register genannt werden, urrterschieden werden müssen. 5) Als letzte Toneigenschaft nannten wir den Klan g oder die Klangfarbe, das Timbre, des Tons. Eine von einem bestimmten physikalen Vorgange, von einer bestimmten Funktion irgend einer physikalen Eigenschaft oder Kraft des Tonkörpers bedingte oder erzeugte Qualität des Tones ist das , was wir mit jenem Ausdruck zu bezeichnen pflegen, nicht; es ist vielmehr, eben- so wie die Physiognomie eines Menschen , das Resultat aus mehreren Vor- gängen, Funktionen und Eigenschaften, aber als solches allerdings dasjenige, was einem Tone seine Qualität, seinen Charakter giebt, an welchem er so- fort, als aus gewissen Bedingungen hervorgegangen , erkannt und von andern sonst gleichbeschaffenen (gleich hohen, gleich starken u. s. w.) Tönen unter- schieden werden kann. Wenn daher die Definition und Analyse des Klangs Eigenschaften des Tons. oder Timbre's auch Eoehr in das Gebiet der mosikalen Kunst , als in das der physikalen Wissenschaft gehört , so dürfen wir hier doch nicht davon Um- gang nehmen , da wir uns ja als Hauptaufgabe gestellt haben , die verworre- nen Begriffe der Kunst durch die klaren Gesetze der Wissenschaft aa£iu- hellen. Jeder Ton klingt und dringt eben durch seinen Klang in die Seele. Fhirch den Klang reisst sich der Ton von der Materie los und vnrd zu einem inmateriellen Impuls. Dennoch aber liegen die Bedingungen des Klanges im Materiellen, aber nicht im Einzelnen, sondern in der Verbindung des Ein- zelnen za einem ästhetischen Ganzen. Betracliten wir jetzt diese Einzelhei- ten nnd deren Verbindungen an einigen Instrumenten, und suchen wir deren Unterschiede, so gut als es bei unsern immer noch sehr unvollkommenen Kenntnissen möglich ist, zu bestimmen. a. Saiteninstrumente. Dass hier die Saiten zwar den Ton angeben, aber erst der ihnen an gefugte konsonircnde Kasten die Klangfülle bewirkt, haben wir bereits angeführt. Wir haben hier zu unterscheiden den den ein- zelnen Gattungen der Saiteninstrumente eigeuthümlichen Ton, also den Vio- linenton, Violenton, Ceiloton, Basston u. s. w., von dem dem einzelnen Individuum zukommenden Tone. Der Gattungston hangt von der Struktur des Instruments ab , welche auf empirischem Wege gefunden worden ist, and welche im Allgemeinen darauf beruht, dass die Molekularschwingun- gen der Saite unverkürzt durch den Steg und den Sattel oder das Griffbret in die Decke des' Kastens geleitet werden, nnd so dessen sammtliche Theile in verschiedenartig gestaltete Trans Versalschwingungen versetzen, welche natürlich für tiefe Töne grossere, für hohe kleinere Begrenzungen haben müssen. Wir können mit Wahrscheinlichkeit' annehmen , dass die Verschiedenheit der in den Wanden des Kastens der Bogeninstrumente statt- findenden Molekularschwingungen , zunächst der verschiedene Umfang oder Durchmesser derselben, diesen Instrumenten ihren eigeuthümlichen Gattungs- ton giebt. Am kleinsten und komplicirtesten sind sie in der Violine, deren Kasten daher auch aus weit feinerem und schwingungsfähigerem Materi^ gebaut werden muss, als bei den grössern Instrumenten nöthig ist, deren Kasten mit grössern Wellen, also auch mit weniger Knotenlinien, schwin- gen. Beim ßass und Cello ist der Eigenton , den die hier ziemlich dicken Saiten geben, mit in Anschlag zu bringen. Der eigenthümliche , von dem des Basses auffallend verschiedene Ton des Cello^s scheint davon herzurühren, dass bei letzterem die Saiten verhäitnissmässig starker gespannt sind , und daher schon einem weit geringeren Impuls gehorchen , als die des Basses. Der individut'lle Ton eines Bogeninstruments , besonders einer Violine,' be- ruht ausser einigen jedem Meister in der Fabrikation derselben eigeuthüm- lichen Formmodifikationen hauptsächlich in den Aggregats - und Elasticitäts- verhältnissen der den Kasten komponirenden Holzplatten, welche nach der verschiedenen Schnittrichtung eines Holzes zur Faserrichtung dergestalt ver- schieden sind, dass, wie Savart, der darüber zahlreiche Versuche anstellte, gefunden hat, ein und derselbe Ton in der einen Platte ganz andere lüioten- figuren hervorbringen kann, als in einer andern aus demselben Klotze, aber in einer andern Richtung, geschnittenen Platte. Natürlich muss der Klang des Tones unter diesen Verhältnissen verschieden ausfallen. Erwägt man nun noch, dass die Fasernngsrichtung in manchem feinen Holze schon von Natur sehr mannichfaltig ist, die Elasticitätsverhältnisse demnach nach der verschiedenen Schnittrichtnng sehr komplicirt aasfallen können , so ergiebt 886 Akustische Vorbegriffe. sich Jiieraus eine grosse Menge von Möglichkeiten für die Klangfarbe der Violinen. — Das Pian oforte verdankt sein eigenthümliches Timbre weder den Saiten noch den Hämmern, sondern der besonderen Einpflanzung der Saiten und den konsonirenden Holzwänden und Platten. Auf die Holzart des sogenannten Resonanzbodens, der in der Hegel, ebenso wie die Decke des Violinkastens, senkrecht auf die Faserebene geschnitten ist, scheint viel anzukommen, aber auch auf den Kasten selbst. Ob der Stimmatock aus Metall oder aus Holz besteht, ist für die Güte des Instruments nicht ent- scheidend. b. Holzblasinstrumente. Die Flöte ist von allen Blasinstrumenten das einfachste: hier tönt nur eine durch einen Kantenluftton in Längenschwingun- gen versetzte Luftsäule, die an sich nichts zum Klang beitragen kann: dieser be- ruht also lediglich auf deni tonleitenden Material des Instruments selbst. Da aber der primitive Ton der Flöte ein Luftton ist, die Solidarschwingungen der Wan- dung also durch sehr heterogene Schwingungen erzeugt werden, soist dieKJang- larbe der Flöte eine viel weichere, als die des folgenden Instruments. — Die Klarinette erhält ihren charakteristischen Gattungsklang zunächst durch die den Primärton erzeugende starre Zunge, die beim schlechtesten Instra- ment ebenso beschaffen sein kann, als beim besten. Von der Dimension dieser. Zunge und des das Mundstück mit dem Ansatzrohr verbindenden Kanals hängt zunächst nur die Fülle des Tons ab, die daher «bei der Klarinette bedeuten- der ist, als bei der sonst ähnlich gebauten Oboe, weil diese ein Mundstück und einen Zungenkanal von weit engeren Dimensionen hat. Ausserdem ist der Ton der Klarinette härter und pohernder, als der der Oboe, weil die Zunge härter ist und gegen einen festen Rahmen schlägt, während die Oboe eine röhrenförmig gegeneinander gefügte Doppelzunge von nachgiebigerem Material besitzt. Daher ist der Ton der Oboe intensiver, weil der primär- tönende Luftstrom durch eine engere Oeffnung ins Ansatzrohr geleitet wird, dessen in Längenschwingungen versetzte Luftsäule die Tonhöhe bestimmt. Der individuelle Klanghängt, wie bei der Flöte, zumeist von der Güte des Holzes ab. Beim Fagott wird der ähnlich wie bei der Oboe, nur etwas breiter, gebildete Zungenton erst durch ein ziemlich langes und zwar, was dabei von Bedeutung ist, S-förmig gekrümmtes metallenes Rohr geleitet, bevor er in das sehr lange und von massiven hölzernen Wänden gebildete, sich allmälig etwas erweiternde Ansatzrohr gelangt. Dadurch erhält der Klang des Fagotts etwas Nasales, während das Material des Ansatzrohrs hier weniger das Timbre bestimmt, als bei den vorgenannten Instrumenten. Nur das indivi- duelle Timbre hängt von der Struktur und! Güte des Ansatzrohrs ab. c) Messingblasinstrumente. Diese sind sämmtlich Zungeninstru- mente, ebenso wie die drei vorgenannten, mir besitzen 9ie die Zunge nicht selbst, sondern der Bläser, welcher aus seinen Mundlippen beim Andrücken des Mundstücks ein doppelzüngiges Instrument bildet, auf welchem der Pri- märton ebenso erzeugt wird, wie auf den Zungen des Fagotts oder der Oboe. Das Mundstück des Instruments ist weiter nichts, als ein Trichter; um die auf den Lippen erzeugten Schallwellen in das Rohr, das lediglich als An- satzrohr fungirt, zu leiten und in der Luftsäule desselben longitudinale Schwingungen zu erregen, wie wir später noch genauer untersuchen wer- den. Ueber den 'rund des Unterschieds im Tone des I^orns von dem der Trompete und Posaune haben wir schon gesprochen. Die individuellen Tonfärbnngen sind bei diesen Instrumenten aus nahe liegenden Grün- Eigenschaften des Tons. t87 den -weniger auffallend. Nur wenn statt Messing ein anderes Metall , s. B. Ai^entan oder Silber genommen wird, tritt ein merklicher Klanganterscbied hervor. Sonst kommt es wohl nur auf die kunstgerechte Herrichtung der richtigen mechanischen Verbältnisse an, um ein solches Instrument za einem guten und klangvollen zu machen. Von diesen Verhältnissen heben wir be- sonders die richtig progressive Divergenz oder Erweiterung des Rohrs, so wie die gehörige Dick« der Wände h^vor, die weder so weit abnehmen darf, dass ein merkliches, d. h. sichtbares , exkursives Milscbwingen dersel- ben erfolgt, noch so weit zunehmen, dass der Ton dumpf wird. Das Uebrige mnss naturlich der Bläser selbst leisten, auf dessen Lippen -Zustand ond Funktion viel ankommt. d) Die Orgel ist ein Komplex von verschiedenen Reihen (Registern) hölzerner und melAÜener Labial- und Zungenpfeifen, weiche durch die aas Bälgen stromende und vorerst in Windladen u. s. w. gefasste atmosphäri- sche Luft intonirt werden. Die Labial pfeifen verhalten sich sowohl hin- sichtlich ihrer Intonation, als auch ihrer Tonfärbung den Flöten analog, sobald ihre W^andungen aus Holz bestehen; während sie einen helleren Ton geben, wenn sie aus Metall, gewöhnlich Zinn, verfertigt sind. Ausserdem kommt hier viel auf die richtige Mensur und Weite der Pfeifen, auf die Dicke ihrer Wandung, so wie darauf an, ob sie mit fortlaufenden oder mit vom Knotenpnnkt ans zurücklaufenden Luftwellen tonen, d. h. ob die Pfei- fen oben offen oder gedackt sind. Die Zun gen pfeifen (in der Regel nur einlippige) lassen hinsichtlich des Materials und der Disposition derZunge und des RJähniens, so wie der Dimensionen, Ausweitung u. s. w. des Ansatz- rohrs gleichfalls zahlreiche Klangfärbungen zu, und nähern sich in ihrer akustischen Wirkung bald mehr der Klarinette oder dem Fagott, bald mehr den Messingblasinstrumenten. Lade gast, einer der ausgezeichnetsten Or- gelbauer der Gegenwart, hat in dieser Hinsicht unlängst an der Mersebnr- ger Domnrgel Bedeutendes geleistet. e) Bei den Pauken und Trommeln endlich wird der primäre Ton durch Schlagen einer peripherisch gespannten runden Membran erzeugt, welche über einen halbkugeligen oder kurzcylindrischen von einer Metall- wandang umschlossenen Hohlraum gespannt ist. Bei der Trommel tont ausserdem die durch eine starke darüber gespannte Saite in Schwingungen versetzte Gegonmenibran mit, wodurch der Gesammtton ein sehr intensives, weittragendes Gepräge bekommt. Wir sehen aus diesen Andeutungen , dass die akustischen Eigenschaften und Modifikationen des Tones von sehr zahlreichen und verschiedenartigen physikalen Ursachen , die bei Weitem noch nicht hinlänglich erforscht sind, abhängen, dass bei jedem Tone mehr als*ein tonbildendes Element thätig ist, dass also jeder Ton etwas mehr oder weniger Zusammengt^setztes ist. Aus den bish€r zu machenden Beobachtungen haben wir aber wenigstens soviel gelernt, dass die Qualität eines Tones zunächst von den festen massenhaf- teren Bestandtheilen des Ton Werkzeugs abhängt, nicht von der Luft, die dabei immer nur eine untergeordnete Rolle spielt, und nur, aber auch nicht immer, das rohe Material für den Ton hergiebt, und dass ein Toii um so schöner und wohlklingender ausfällt, je vollständiger und leichter das mit- schwingende Material die primären Schallwellen in sich aufnimmt und sie vervielfältigt^ ohne dass es zu störenden Interferenzen kommt, oder ohne dass die Mitschwingungen unter sich ihrer Länge und Ausdehnung nach 288 ' Akustische Vorbegriffe. sonderlich untereinander oder von den primären Tonwellen abweichen. Jede solche Abweichung macht den Ton unrein, d. h. es bringt in den Komplex der molekularen Bewegungsvorgänge, welcher in seiner Gesammt- heit den Eindruck des Tons giebt, heterogene Elemente, Wellen von ab- weichender Länge, Richtung oder Zeitdauer hinein, welche, wenn sie ein gewisses Uebergewicht erlangen , die wesentlichen Funktionen , deren Zu- sammen Wirkung wireben als Normaltan empfinden, aufheben oder mehr genau oder weniger unkennttich machen. Eine absolute Tonreinheit, durch lauter homogene Tonwelleh erzeugt, existirt natürlich nicht, jeder Ton ist gefärbt, d. h. getrübt, in jedem Tone sind Elemente vorhanden, welche den übrigen widerstreiten, aber wir düifen in diesem Umstand nicht von vorn herein eine Abnormität erblicken , sondern vielmehr eine ästhetisch ebenso noth- wendige Erscheinung, als die sogenannten Dissonanzen in der Musik, ohne welche wir auch keinen Begriff und Genuss von den Konsonanzen haben würden. Jedes musikale Instrument ist aber fähig, in seiner Art relativ reine, d. h. musikalisch brauchbare Töne zu geben, und in dem ihm yon vorn herein zugemessenen Grad der To» rcinheit oder der hier gerade so und nicht anders mit einander verbundenen töngebenden Momente und Motive besteht ja eben der spezitische Charakter des instrumentalen Tones. Anders verhält es sich mit der wirklichen Unreinheit der gegebenen Tone, mit den Abweichungen von ihrer spezifischen, normalen Qualität, welche also ihren Grund in einem Mangel od^r in einer zweckwidrigen Funktion der tonerzeugenden physikalen Zustände and Bewegungen haben müssen. Unser Zweck, der ja namentlich dahin geht, aus dem Bekannten auf das Unbekannte (analoge Vorgänge am menschlichen Stimmorgan) zu schliesseo, erfordert , dass wir auf diese Tonalterationen , so weit wir sie beobachten und einsehen können, etwas näher eingehen. Hier bietet sich uns zuerst das dar, was man gewöhnlich Dämpfung des Tones nennt. Wir haben bereits früher dieselbe als Minderung oder Abschwächung der Intensität des Tones bezeichnet. Die Mittel zu diesem Zwecke sind bei den verschiedenen Instrumenten verschieden. Bei den Bogeninstrumenten, namentlich der Violine, wird ein kammförmiges Holz (Sordino), dessen fünf Zinken rinnen- förmig ausgehöhlt sind, auf den Steg gesteckt, so dass derselbe hierdurch nach oben zu verlängert wird, ohne dass jedoch die Saiten dabei berührt werden. Von der Seite betrachtet erscheinen dann die Saiten gleichsam überbrückt. Die Molokularschwingungen derselben können sich bei dieser Vorrichtung nicht mehr vollständig dem Steg mittbeilen um durch diesen in den sogenannten Resonanzboden des Corpus geleitet zu werden, sondern gehen zum Theil durch die Zähne des Dämpfers aufwärts in denselben, werden auf diese Weise in die Luft geleitet und gehen jedenfalls für die Klangwirkung des Instruments verloren. Der Ton, des EJaviers und Piano- fortes wird dadurch gedämpft, dass zwischen den Hammer und die anzu- schlagende Stelle der Saite ein Stück wollenes Zeug geschoben wird. Die Verschiebung der Klaviatur, wodurch bewirkt wird, dass der Anschlag des Hammers nur an zwei oder gar eine Saite erfolgt, bewirkt keine Dämpfung oder Abnahme der Intensiiät des Tons, sondern eine Abnahme der Grösse oder Fülle des Tons. In ähnlicher Weise, wie bei der Violine, wird d r Ton des Waldhorns gedämpft, wenn ein ausgehöhltes, konisch -cylindrisches Stück Holz in den Schalltrichter geschoben wird. Eine Flöte dämpft man durch Baumwolle, die in das links vom Mnndlocfae Hegende Stück gebracht Alterationen des Tones. worden ist. Ebenso klingt der Ton einer Violine, einer Trompete, selbst eines Fi&oofortes n. a. m. gedampft, wenn man den ganzen Kasten, das ganse Rohr mit dicken wollenen Decken umwickelt. Durch diese und ahnliche Yorricbtangen wird entweder ein grosser Theil der Ton wellen abgehalten, sich den Konsonanzapparaten des Instruments mitzutheilen, indem derselbe, wie bei der Violine in einen mit Letzteren nicht konsonirenden Korper ab- geleitet wird, und so für die Vollendung des Tones verloren geht: oder es werden, wie beim Klavier, die Schwingungen des primären Tonkorpers gleich von vorn herein geschwächt, dessen Exkursionen von der einen Seite her beschrankt oder reduzirt, so dass sie mit verminderter Energie in den Konsonanzapparat übertreten; oder es werden gleichzeitig gebildete Geraosche (Komplexe sehr verschiedenartiger Schallwellen) dem Tone bei» gemischt; oder es wiid die volle Emission der Tonwellen, die Mittheilung derselben an die Atmosphäre verhindert, der Ton gleichsam erstickt. Eine nicht beabsichtigte Dämpfung des Tones tritt ferner ein, wenn am primär oder sekundär tonenden Organe eine solche Verletzung oder Zusammen* bangsstörung vorgefallen ist, dass die Ton wellen nicht mehr in normaler Weise zu Stande kommen, oder die einzelnen Tonwellensysteme nicht mehr gehörig in die erforderliche harmonische Verbindung treten können. Von diesen hier möglichen Störungen heben wir hervor als die gewöhnlichsten: Risse und Sprunge in den Konsonanzapparaten, Defekte aller Art, an den primär- wie an den sekundär tönenden Organen, z.B. rostige Saiten, abgeriebene Zungen an der Klarinette, Oboe, Fagott; Löcher, wodurch die Tonwellen stellenweise unmöglich gemacht werden (Pauke), oder ein Theil der in ex- korrirender Bewegung begriffenen Luft verloren geht» z. B. an Messingblas- instrumenten ; Störungen der Kanalisation , z. B. Zusammenknitterung des Rohrs an einer oder mehreren Stellen (Hörn, Trompete). Der Mechanismus der Dämpfung musikaler Instrumente beruht also darauf, dass entwe4er die Ton wellen der primär tönenden Organe, oder die Mit- theilung der von vorn herein normal stattfindenden primären Tonwellen an die Konsonanzapparate, oder der Uebertritt der Tonwellen an das.Medium der atmosphärischen LuA auf irgend eine Weise beschränkt, gehemmt, vermindert wird. — Eine Alteration des Tones ganz anderer Art ist das Umschlagen oder Ueb erschnappen desselben. Dieses Phänomen besteht, wie wir später genauer untersuchen werden, darin, dass eine bis zu so wei- ten Exkursionen, welche bei dem vorhandenen Elasticitätsmodulus die Kohä- sion des schwingenden Tonkörpers zu stören drohen, getriebene Wellenreihe ihren bisherigen Bewegungsraodus plötzlich dahin abändert, dass der Tonkör- per, bisher in ganzer Länge oder Breite schwingend, nun mit Aliquotschwin- gnngen sich zu bewegen fortfährt und so einen hohem Ton, der bei noch obwaltendem starken Impulse meist ziemlich gellend oder intensiv ausfällt, in die beabsichtigte musikalische Tonreihe aber nicht passt, hervorbringt. In manchen Fällen dieser Art kommt es nicht einmal zu diesem Wechsel des Mechanismus, sondern der Ton versagt ganz und gar, d. h. der Tonkörper vermag zwar noch zu exkurriren, d. h. dem Impulse nachzugeben, aber nicht mehr zu rekurriren oder letzterem Widerstand zu leisten. Während in dem eben erwähnten Falle der Ton in abnormer Weise erhöht wird, kommt es in andern Fällen zuweilen vor, dass ein abnorm tieferer Ton gehört wird, der eine Folge der In terferenz oder des gegenseitig störenden (in der Regel verlangsamenden) Einwirkens zweier neben einander erzeugten Ton- 19 290 Akustische Vorbegriffe. weliensjsteme ist. Ueber diese and ähnliche Tonmissfärbnngen werden wir im Laufe unserer weiteren Untersuchungen an den gehörigen Grien das Weitere vorzubringen Gelegenheit nehmen. Die Güte eines Instruments, auch des menschlichen Stimmorgans, hängt zum grossen Theile davon ab, dass alle auf ihm erzeugbaren Töne gleich- formig sind, d. h. dass sie bei jeder beliebigen Schwingungszahl, bei starkem sowohl als schwachem Anspruch auf das Gehörorgan den Eindruck machen^ als seien alle diese Töne bei aller sonstigen Verschiedenheit von gleicher Grösse, oder von gleichen Dimensionen. Diese Gleichförmigkeit (oder das Kaliber) der Töne beruht theils auf einer Kompensation zwischen Gr<>s8e der schwingenden Masse und Schnelligkeit der einzelnen Schwingungen, theils auf der schon erwähnten Fähigkeit des Konsonanzapparats des Instra- ments, jede primäre Touschwingung ungestört und ungehemmt in sich zu reproduziren. Wir können hier nicht ins Einzelne eingehen : beispielsweise erwähne ich nur, duss bei den Zungeublasiustrumenten die Gleichförmig keit der Töne zum Theil davon abhängt, dass das Rohr sich gt*gen das Ende hin allmälig erweitert, während bei der Flöte, die durch Lufttonansprncb intonirt wird, der umgekehrte Fall eintritt. Wenn ein Tonkörper, oder das Element eines zusammengesetzten Ton- körpers, das die Tonhöhe bestimmt, in seiner ganzen Ausdehnung, zunächst seiner ganzen Länge ond Breite, schwingt, so giebt es den tiefsten Ton, den es zu geben vermag, oder seinen Grund ton. Durch beliebige Verkür- zung dieses Tonkörpers kann man diesen Ton in bestimmter Weise erhöben, ohne dass die Klangfarbe des GVundtons verloren geht. Dies geschieht bei Saiteninstrumenten durch Niederdrücken der Saite in geringerer oder grös- serer Entfernung vom Sattel gegen das Griffbret, bei Holzblasinstrumenten durch sukzessives Oeffnen der Löcher vom untern Ende des Rohrs ans, beim Klavier nnd der Orgel ist gleich von vorn herein für jeden Ton eine Saite oder Pfeife von bestimmter Länge vorhanden. Aber bei den Blechinstrumen- ten, welche keine solchen Löcher -haben, verhält es sieh anders. Hier mnss die tönende Luftsäule, wenn der Grundton, bei welchem also diese Luft- säule in ganzer Länge, mit einer einzigen Welle (d. h. ganzen Iiuftwelle, die in der Mitte einen Schwingungsknoten hat) schwingt, (ebenso wie eine Saite, wenn man sie abzieht oder schlägt, in ganzer Ausdehnung mit einer Welle [d. h. hier: Wellenbreite] schwingt), erhöht werden soll, durch etwas kon- zentrirteren Anspruch einen neuen, also zw^eiten Schwingungsknoten erhal- ten, demnach zwei Wellenlängen schwingen, für den nächsthöhern Ton mit drei u. s. f. Die Tonfolge ist aus diesem Grunde hier eine springende , ob- wohl mit zunehmenden Schwingungsknoten die Intervalle immer kleiner werden. Wenn man nun diese Weise der Tonerzeugung bei einer Saite nach- ahmt, wenn man die Saite in der Mitte oder ein Drittel, Viertel u: s. w. vom Steg' entfernt mit dem Finger berührt, ohne sie gegen einen festen Körper anzudrücken, und in der Mitte dieser Hälfte oder dieses Drittels, Viertels u. s.w. mit dem Bogen rasch hin wegfahrend streicht, so schwingt die Saite mit 1, 2, 3 . . . Schwingungsknoten, ebenso wie das Hörn oder die Trompete, nnd giebt dabei einen Ton, dessen Timbre von dem des respektiven Voli- tons durchaus verschieden ist. Es ist ein solcher Ton (Aliquotton, Flageo- letton. Knotenton u. s. w.) weniger voll und gross, aber etwas intensiver, als der Vollton, und hat dabei das Gepräge einer grössern Einfachheit nnd Reinheit. Denn die Beobachtung lehrt, dass selten ein Tonkörper mit voll- Aliquottone. Tonregiater. 2§1 kommen einfachen WeUeo schwingt, daher selten seinen Gruodton völlig rein giebt. Gewohnlich mischen sich den £xkarsionen der einfachen stehen- den Wellen noch mehr oder weniger Aliqootschwingangen bei, und man hört dann ausser dem Grandtone, den wir hier als 1 bezeichnen wollen, noch die mit den Zahlen 2, 3, 4 . . übereinkommenden Neben- oder Aliquot- tone, d. h. die Octave, deren Quinte, Doppel oktave , der letsteren grosse Terz o. s. w. Wenn das bei den Saiten, besonders Metallsaiten, wenigstens von geübten Ohren in den meisten Fällen wahrgenommen werden kann, so ist es bei ausgedehnteren, massenhafteren Tonkorpern noch aufTälliger, am meisten (wie bekannt) bei den Glocken. An den Orgeln hat man sogar diese mitklingenden Tone durch Quinten-, Terzen- und Mixtur- Register künstlich nachgeahmt. Aus diesen und andern (jedoch erst spater einsichtlich darzu- stellenden) Gründen scheint es mir wahrscheinlich, dass jeder Grundton, d. h. der durch eine einzige die ganze Lange des ton bestimmenden Korpers durchlaufende Welle erzeugte Ton, seine etgenthümliche Qualität einer Mischung mehrerer Wellensysteme verdankt, von welchem das der Zahl 1 angehörige a^erdings die Oberhand behalt, aber die mitvorhaudenen der höheren Zahlen docH gerade 4las bewirken, was als Klangunterschied dieser Gruudtone (beim menschlichen Stimmorgan Brusttöne genannt) von den Aliquot- (Flageolett oder Fistel-) Tönen', bei welchen nur eins dieser Wel- lensysteme in Thatigkeit ist, wahrzunehmen und aufzufassen ist. Wird nun dem so gemischten Grund- (Brust-) Tone der Mechanismus, der den der Zahl 1 entsprechenden Ton erzeugt, aus irgend einer Ursache entzogen oder unmöglich gemacht, so springt er in den Ton um, der der 2^hl 2 (zuwei- len 3) entspricht, und dies ist eben das Umschlagen, von dem wir vorhin sprachen und von welchem wir bei dem Kehlkopftönen noch Manches zu sprechen bekommen werden. Wie dem auch sei, so viel ist gewiss, dass diese Flageolettöne der Saiten sowohl als auch der elastischen Membranen, «renn sie auch an sich ganz wohl andere tonfahige Körper zum Mittönen bringen können, doch wenigstens einen solchen Konsonanzapparat, der zu- oachst für die YoUtöne berechnet ist, nicht so vollständig in Mitschwingun- gen versetzen, als andere Töne, dass mithin Flageolettöne kleiner und lee- rer sind, als die Volltöne. Von Interesse wäre es, die sogenannten Reso- nanzfigaren der Flageolettöne mit den der Volltöne zu vergleichen, was, so viel ich weiss , bis jetzt noch nicht geschehen ist. Bei dieser Gelegenheit wird es picht unpassend sein, über den Begriff Tonregister uns genauer, und zwar so, wie wir denselben im weiteren Verlaufe unseres Werkes festhalten wollen, zu erklären. Der Name Register für eine Reihe ohne Sprünge fortlaufender, bis auf ihre Schwingungszahl gleichförmiger Töne ist nicht, wie in den Fällen, wo dies Wort zur Bezeich- nung von Verzeichnissen u. dgl. gebraucht wird, vom lateinischen Reffcsta entlehnt, sondern,. wie mir scheint, von Regere^ Regiren, abgeleitet wor- den, da er zuerst (zu Ende des 15. Jahrhunderts) zur Bezeichnung der Vorrichtungen, durch welche ungleichartige Orgelstimmen von einander abgesondert wurden, gebraucht wurde*). Register bedeutet zunächst den vier- eckigen, mit einem Handgriff versehenen Stab, der an der sogenannten Pa- rallele angebracht ist, und dieselbe beim Herausziehen so zur Windlade stellt, dass der Wind durch die in ihr befindlichen Löcher in die über ihr *) Vgl. Werner'sOrgelschiileSThl.S.IV.Penfg 1807. Zamminer s.a.O.S.953. 19* SM Akustische Vorbegriffe. stehenden Pfeifen gelangen kann. Spater hat man diesen Namen auf die durch einen solchen Registerzug dem Winde zu öffnenden Pfeifen, d. h. auf die durch dieselben reprasentirte Orgelstim rae obertragen, und was man einmal für die Orgel angemessen gefunden , das liess man nun weiterhin auch für andere Instrumente, welche mehr als eine Reihe gleichartiger Töne erzeugen, namentlich auch far das menschliche Slimmorgan gelten So .un* passend nun auch dieser Ausdruck für jede Tonceihe gewählt ist , die nicht der Orgel angehört, so schwer wurde es halten, denselben, da er einmal per abnsum eingebürgert ist, wieder los zu werden: wir müssen ihn daher vor der Hand beibehalten. Unter einem Tonregister verstehen wir also, wenn wir von der Orgel absehen, eine fortlaufende, mehr oder weniger lange Reihe von Tonen, welche von dem betreffenden Instrument bei einem und demselben Schwingungsmechanismus oder bei gleichbleibendem Ansatz (Applikatur) sich bilden lassen, wobei sich auch die einmal vorhandene 2^ahl des oder der Schwingungsknoten, so wie das Timbre oder die Klangfarbe der Töne nicht ändern darf. Bei Streichinstrumenten unterscheiden wir we- nigstens, wenn wir als Kriterium« die Zahl der Knotenpunkte aufstellen, zwei Tonregister, die vollen Töne, bei welchen die Saite in ganzer dispo- nibeler Länge schwingt, und die Flagcolcttöne , bei welchen sie mit zwei oder mehr Knotenpunkten schwingt. Doch lassen sich hier^ ebenso wie bei den Klavierwerken, bei Vermeidung der Knotenbildnng, einige, wenigstens dem Timbre nacn verschiedene Tonreihen oder Register erzeugen, wenn die Anspruchs weise geändert, wenn die veränderten Ton- oder die K<)nso- nanzmittel in geringerer oder grösserer Ausdehnung benutzt werden u. s. w. Bei den mit Löchern versehenen Holzblasinstrumenten, wo die jeweilige Länge des Ansatzrohrs die Tonstufe bestimmt, können wir so viele Ton- register unterscheiden als sich durch Veränderung der Luftgebung Knoten- flächen in der LufUäule erzielen lassen. Bei den Messin gblasinstrumentcn lassen sich Registerunterschiede nur durch gewisse Modifikationen des Lip- penmechanismus und durch die sogenannte Stopfung erzeugen, während die Knotenflächenbildung ein zur Herstellung der normalen oder fundamentalen Tonrdhe noth wendiges Erfordern iss ist. Bei den elastischen Zungen und dem menschlichen Stimm organ werden wir im Verlaufe unserer fernem Unter- suchungen den Begriff Tonregister folgen der maassen feststellen. Tonregister ist hier eine sukzessiv durch alle, auch diekleinsten Intervalle erzeugbare mehr oder weniger langeReihe von Tönen, die ihremTimbre, wenn auch nicht alle- mal ihrer Stärke und Grösse nach, einander gleich sind, und durch Beibehal- tung eines gewissen Schwingungsmechanismus, z. B. durch volle oder durch laterale Trans versalscbwingungen, durch Schaukelschwingungen, durch Ali- quotschwingungen, durch durch- über- ein- oder aufschlagende Schwingun- gen u. s. w. erzeugt werden. Sobald bei Erzeugung einer beabsichtigten Tonfolge ein Sprung stattfindet, d. h. sobald der liachstfolgen sollende Ton umeingrösseresintervall von dem vorher erzeugten absteht, ohnedass sich hier die Zwischentöne erzeugen lassen, da gehört allemal der eine Ton einem andern Tonregister an, als der andere. Ebenso, wenn zwei aufeinander folgende, gleichviel in welchem Intervall von einander abstehende Töne von merklich verschiedener Klangfarbung sind , ohne dass dieselbe in einer genugenden Modifikation des Luftanspruchs ihren Grund hätte. In der Regel werden "l^lii r •'' Töw-egister und Schwingungsmechanismus einander so ziemlich parauelisiren, da ersteres sich ohne letzterem nicht ändern kann. Tonleitung. Das dritte Reqnisit eines TonTorgangs ist die Leitung derTonwellen zum Gehörorgan, was, 'wie wir bereits eingangs dieses Abschnitts bemerk- ten, durch fortschreitende Wellen geschieht Diese Leitung kann in einem festen, flüssigen oder luftformigen Medium stattfinden. Sie ist für einen Ton- vorgang am Tollkommensfen, d. h. die Schallwellen des Tonkor pers werden bei der Leitung am wenigsten geschwächt oder gestört, wenn das leitende Medium dem tönenden Material möglichst ähnliche Struktur hat. Ton wellen fester Körper werden daher besser durch feste Zwischenkörper sum Ohr geleitet, als durch Luft. Eine in freier Luft zwischen zwei dünnen Stäben aufgespannte Yiolinsaite klingt fast gar ni<^t; sobald man aber den einen dieser Stabe so disponirt, dass er in das Ohr geschoben werden kann, so isi die Tonempfindung eine sehr bedeutende. Die Leitung durch feste Medien geschieht übrigens auch schneller als durch dünnere, namentlich durch die atmosphärische Luft Das Weitere darüber lese man bei Eisenlohr, Baumgar tue r oder Pouill et- Müller nach. Für gewisse Töne und Ge- räusche ist ein fester Zwischen körper allerdings ein besseres Leitungsmittel, als die Xfuft , was besonders für die organischen Töne und Geräusche gilt, die innerhalb der Brust- und Bauchhöhle die vitalen Vorgänge begleiten, and welche man erst seit Anfang dieses Jahrhunderts genauer kennen ge- lernt hat, seitdem Laennec sein Stethoskop dazu zu benutzen anfing. Aber für musikale Zwecke giebt es kein anderes brauchbares Medium , Töne zum Gehörorgan zu leiten, als die atmosphärische Luft. Schon aus dem Grunde, weil nur diese die Leitung an mehrere Individuen auf einmal gestattet, fer-? ner weil durch sie mehrere Töne auf einmal dem Gehörorgan zugeführt werden können, drittens weil die Refleicionsverhältnisse der Tonwellen in keinem Medium so mannichfaitig sind, als in der Luft. Alle musikalisch zu verwendenden Töne , alle Töne der menschlichen und thierischen Stimmen müssen daher so- beschaffen sein, dass sie durch die einfachsten Vorrichtun- gen ohne erheblichen Verlust an und durch die atmosphärische Luft geleitet werden können. Da nun bei den Blasinstrumenten, besonders den blechernen, Ton wellen schon in der von ihnen eingeschlossenen Luftsäule gebildet wer- den, und ohne weiteres Zuthun in die diffuse Atmosphäre sich fortsetzen, klingen diese Instrumente, zu welchen eintgermaassen auch das menschliche Stimmorgan gehört, im Allgemeinen (je nach dem Elastizitätsmodul us der mitschwingenden Wände) stärker, lauter, reiner, als die der meisten mit festem Material tonschwingenden Instrumente, bei welchen, wie oben erwähnt, erst ein, meist hohler, kastenartigerKonsonanzapparat nöthigist, um einestheils die die Schallwellen an die Luft emittirende Fläche recht gross zu machen, an- derntbeils durch dieselbe möglichst viele Schallwellen auf einen massig engen Hohlraum zu konzentriren, bevor sie in die diffuse und diffundirende Atmo- sphäre gelangen. Ueberhaupt sind alle musikalen Instrumente so konstruirt, dass sie möglichst viel Tonwellen möglichst weit zu leiten und zu verthei- len fähig sind. Dies viird namentlich dadurch erreicht, dass die Ton wellen, sobald sie an die Atmosphäre gelangen , nicht sofort auseinander fahren, sondern noch eine Strecke in einem Strome oder Bündel vereinigt gerad- linigt fortgehen, bevor sie sich vertheilen und umbeugon. — Sowohl kurze als lange Schallwellen breiten sich in der Luft von der Stelle aus , an welcher sie frei werden, d. h. der diffusen Atmosphäre sich mittheilen, nach allen föchtungen gleichmässig mit einer Geschwindigkeit von 1024 pariser Fuss in einer Sekunde aus. Wir können uns eine solche sich ausbreitende Schall- 294 Akustische Vorbegriffe. welle als eine Hohlkngel vorstelleo , welche in der Zeit von einer Sekunde sich so erweitert, dass ihr Halbmesser 1024' beträgt Diese sich far jeden Ton, mag er hoch oder tief sein, gleichbleibende Länge von 1024 Fuss ist, wie sich erwarten lässt, nichts Zufälliges, sondern etwas Noth wendiges^ und durch folgende einfache Berechnung leicht zu ermitteln. Nehmen wir den tiefsten Ton der Orgel , der durch eine 3 2 fuss ige Pfeife hervorgebracht wird, so wissen wir, dass derselbe einer kugelförmigen Schallwelle von G4 Fuss Halbmesser angehört, in deren Centrum die Tonbildung geschieht, von welchem Centrum aus sich der Ton nach allen Richtungen gleichförmig 64 Fuss weit bei jeder Wolle verbreitet. Da nun dieser tiefe Ton 16 Schwin- gungen in der Sekunde macht, wovon jede nächstfolgende einen gleiclilan- gen den der vorhergehenden fortsetzendem Raum einnimmt, so hat dieser . Ton nach der Dauer einer Sekunde einen 64x 16 Fuss langen Raum durch- schritten, hat sich also 1024' weit fortgepflanzt. Nehmen wir nun einen be- liebigen höhern Ton, z. B. c**, der in der Orgel durch eine ^/.^fassige Pfeife erzeugt wird, dessen Wellenlänge also 1' beträgt. Die Schwiugungszahl die- ses Tons beträgt 1024, also genau so viel, als der Schall Fuss in einer Se- kunde zurücklegt. In gleicher Weise verhält es sich mit allen übrigen Tönen. Will man also die Länge einer Schallwelle finden, so muss man die Zahl 1024 durch die Schwingungszahl des- zu untersuchenden Tones dividiren. Daraus geht hervor, dass die Wellenbewegung in der atmosphärischen Luft bei allen Tönen eine gleichmässige ist, und daas sie bei höhern Tönen nur rascher unterbrochen und von neuem begonnen wird als bei tiefen. Daraus folgt ferner, dass caet. par. ein hoher Ton das Gehörorgan in gleichem Grade afficiren muss, als ein tiefer, weil das, was in ersterem Fall durch die Menge der Schwingungen in einem gewissen Zeitmoment gewonnen wurde, in letzterem Falle durch die Grösse (Länge) derselben ersetzt wird. Dabei findet keine fortschreitende Bewegung der einzelnen Lufltheilchcn statt, nur eine Vibration oder ein Erzittern derselben, das wir wcnigstc^ns an seinen Wirkungen, die es auf unsere Nerven, so wie auf feste mitkling- bare unterwegs betroffene Gegenstände ausübt, erkennen ; wenn gleich wir sonst keine exakte Definition davon geben können. Von dieser Expansion oder Fortschreitung der Schallwellen verschieden ist die Bewegung eines tö- nenden Luftstromes, welches ein komplizirterer Vorgang ist. Ein tönender Luftstiom ist eine gewisse Quantität Luft, die in einer Schall- oder Stimm- ritze primär oder sekundär in stehende Wellenbewegung versetzt und nach Umständen mit einer neuen Quantität Luft, die er durch Mittheilung gleich- falls in Wellenbewegung versetzte, verstärkt in einer gewissen, durch feste Wände, welche ihn von Anfang an eine beliebige Strecke weit umschliessen, vorgezeichneten Richtung bewegt wird , und auf diesem Wege ganz in glei- cher Weise nach Umständen beschleunigt, retardirt, reflektirt oder gebeugt wird, als wenn seiner Bewegung die Wellenbewegung jgar nicht beigegeben wäre. Aber auch letztere foigt in dieser Hinsicht denselben Gesetzen, wie erste re , es wird daher die Fortschreitung einer Welle in einem bereits be- wegten Luftstroni um so viel beschleunigt, als die Geschwindigkeit der mit ihr fortschreitenden Luftmasse beträgt. Jede Welle wird demnach von einer festen Wand unter demselben Win- kel zurückgeworfen , unter welchem sie auffällt Nennt man die zu irgend einem Theile w der Welle mbn senkrechte Linie cd den Wellenstrahl der einfallenden Welle, und die Linie dg^ welche zu dem in^ refiectirten Theile Zurück worfung der Ton>YellfD. der Weüe uk senkrecht ist, den WeJlenstrabl der zurückgeworfenen Welle, ferner die zur Ebene uv senkrechte Linie ds das Neigungsloth, so lautet obiger Satz so: Der einfallende und der zurückgeworfene Wellenstrahl müssen mit* dem Neigungslotiie gleiche Winkel bilden. Dasselbe gilt von geradlinigen Wellen , weil die gerade Linie als ein Tbeil eines sehr grossen Kreises betrachtet werden kann. Daraus fctlgt, dass die im Mittel- punkte eines kreisförmigen Gefiisses, des- sen Wände lothrecbt sind, erregten Wellen bestandig nach diesem Mitte punkte zurück- kehren roüs&en, ebenso wie die von einem Kreisabschnitt (einer Hohlfläche) erregten Wellen in dem diesem Kreise entsprechenden Mittelpunkte sich vereinigen müssen. Am meisten Anwendung findet diese Regel bei der Laute, deren Kasten ein ziemlich reguläres Kugelsegment bildet, bei den Pauken, zum Theil auch bei den Glocken. Ans obigem Ge- setz folgt ferner, dass alle Theüe einer in dem Brennpunkte a einer Parabel mno er- regten W^elle nach der Zurückwerfung von der W^and mno in gerader Linie parallel zur Axe ab fortgehen müssen , ebenso wie alle in der Richtung der geraden Linien auf die parabo- lische Flache mno einfiallenden Wellen im Brennpunkte a sich vereinigen müssen. Ein kleiner Theil eines Kreises reflektirt die Wellen ebenso, ^ie eine Parabel. Ebenso müssen alle Theile einer in dem einen Brennpunkte einer Ellipse erregten Welle zugleich in dem andern Brennpunkte eintref- fen. Vergl.Eisenlohra. a.O. §. 158. Daraus folgt, dass bei den musika- len Instrumenten ganz andere Princi- pien der Konstruktion zu befolgen sind, als bei d^r Konstruktion der Hör- und Konzertsäle. Bei erstem handelt es sich, die Tonwellen mög- lichst zu vervielfältigen und auf ei- nen möglichst kleinen Raum zu kon- zentriren, bevor sie an die atmosphä- rische Luft emittirt weiden; bei letz- tern dagegen kommt es darauf an, hf/. 83. Fig. 84. die der Luft übertragenen Schallstrahlen so viel und so gleichmässig als möglich zur Divergenz zu bringen und zu verhüten, dass sich ein- zelne bevorzugte Brenn- oder Anhäufungspunkte bilden. Die Gesetze der Parabel finden einige Anwendung beim Sprachrohr, so wie auch mit ge- wissen Modifikationen bei allen sich vom Mundstück ab erweiternden Blas- instrumenten. Die Schalltrichter sind dagegen nicht paraboloidisch, sondern cykloidisch gekrümmt, um die Emanalion der Schallstrahh n nicht parallel auf einen be^^änkten Fleck hin, sondern divergirend, stattfinden zu lassen. S96 Ak astische Vorbegriffe. So lange der Loftstrom dorch keine andere Kraft gestört nvird, bewegt er sich in der ihm vom Stoss mitgetheilten geradlinigen Richtung unverändert fort. Aber die atmosphärische Luft ist, wie jede andere Gasart, beweglicher, und giebt äussern ihr Gleichgewicht störenden Einflüssen leichter nacb, als feste 'Korper. Sobald auf einen geradlinig fortschreitenden Luftstrom eioe von der Seite kommende Propulsivkraft in fortschreitender Weise einwirkt, wird jeine Bewegung in eine krummlinige abgeändert. Man kann hier den Lnftstrpm als eine unendlich grosse Summe von sehr kleinen, hinter- und nebeneinander liegenden festen Körpern ansehen , die hinter einander von derselben Stosskraft bewegt wurden, und' auf jedem Funkte ihrer Bahn jeder einen neuen Stoss von der Seite erhält, wodurch er jedesmal ein wenig von seiner bisherigen Richtung abgelenkt wird. Jeder leere oder wenigsteos leerere Raum bewirkt durch die Anzieh ungetkraft die er ob fugatn vavu. auf einen in seiner Nähe sich bewegenden Luftstrom ausübt, eine solche Ab- lenkung. Jede Zurückwerfung eines Theils des Luftstroms unter einem stumpfen Winkel, so dass diese Strahlen videder in den Hauptstrom zuiück- gebeugt werden , ändert die Richtung desselben ab. Ob nun ein solcher be- wegter Luftstrom ein tönender, d. h. aus fortschreitenden Schallwellen be- stehender, ist, oder ein nicht tönender, durch eine einfache, stätige Stoss- kraft bewegter, das ist hinsichtlich des Resultats ganz einerlei. Man nennt diese durch die gedachten Hindemisse bewirkte Ablenkung der Luftwellen vom geradlinigen Fortschritt Beugung. Diese Beugung spielt bei der Fortpflanzung der Schallwellen durch die Luft eine wichtige Rolle. Ohne dieselbe würde z. B. hinter einer halbgeofif- beten Thür von der Musik, die im Zimmer gemacht wird, -nichts vernom- men werden. Die Beugung ist ferner das Mittel, die im Kasten der Vio- line u. s. w: vereinigten (von den Wänden ausstrahlenden) Tonwellen an die äussere Luft so überzuleiten , dass sie sich darin schnell genug ausbrei- ten. Die noch wichtigere Rolle, die sie, sammt der Durchkreuzung und Interferenz der Wellen, bei der Tonbildung selbst spielt, werden wir im nächsten Abschnitte genauer untersuchen. Ueber die Zurückwerfung der Schall- oder Tonwellea im strengeren Sinne des W^orts , d. h. an denselben Ort , von wo sie ausgingen , haben wir für unsern Zweck wenig zu sagen. Bekanntlich beruht auf diesem Vorgang (oder Rückgang) das Echo, der Wiederhall, resonitus (welches letztere Wort völlig gleichbedeutend ist mit Resonanz, obwohl dieser Ausdruck, wie wir oben erwähnten, fast immer fälschlich für Konsonanz gebraucht wird). Da jede Tonwelle, sie mag eine kur«- oder langdauernde sein, in der atmo- sphärischen Luft in l Sekunde 332 Meter oder gegen 1024 pariser Fuss zu- rücklegt, das Ohr aber in 1 Sekunde höchstens 9 Silben oder 10 — 12 musi- kalische Töne uuterscbeiden kann, so wird in den gewöhnlichen Hör- und Konzertsälen , Kirchen u s. w. eine Beeinträchtigung des Verständnisses durch ein Echo nicht zu besorgen sein. Denn um die erste Silbe eines neun- silbigen Wortes in einer das Verstehen der letzten, zu £nde der Sekunde gesprochenen oder gesungenen Silbe gefährdenden Weise zurückzubringen, müsste die Wand, gegen welche gesprochen wird , 166 Meter entfernt sein. Ist die Wand dagegen näher , so wird das Aussprechen der letzten Silbe das Vernehmen der ersten, zurückkommenden Silbe stören oder unmöglich machen, so wie überhaupt unter allen Umständen ein einsilbiges, den Zeit- werth von % Sekunde habendes Echo nur in einem Räume entstehen kann, Wicderball. M7 dessen WaDde mindestens 18Va Meter oder 55 Fass weit vom Sprecher, Sanger oder Musiker entfernt sind. Aber auch ein solches Echo ist oor in regelmässig viereckigen Zimmern oder Sälen möglich, in ovalen, mit Wöl- bungen n. s. w. versehenen kommt der Schall nicht oder nur zam* kleinen TheiJe, aJso in, nicht störender Weise zarnck. Im Allgemeinen ist die Za- räckwerfong der Schallwellen in den meisten Räumen der Verständlichkeit eher günstig als ungünstig, weil die Starke des Schalls sehr vergrossert'wird, wenn die Schallwelle, nachdem sie von den Wanden zweimal zurückgewor- fen worden ist, mit der folgenden, vom schallenden Körper ausgehenden zusammentrifft 'Aber auch das Mittönen der Wände hat darauf Binfluss. Aus letzterem (Konsonanz) und dem Wiederhall (Resonanz) vereinigt entsteht das, was gewöhnlich Nachhall , Nachklingen genannt wird, in Kir- chen, Hör* und Konzertsälen allerdings oft störend wirkt, und daher bei der Konstruktion solcher Gebäude möglichst zu verhüten gesucht wird. Letzterer Zweck wird einestheils dadurch erreicht, dass man dem Räume Wände mit verschiedenen Ausbuchtungen , Wölbungen , Vorsprängen u. s. w. giebt, an und in welchen Brechungen und Beugungen der Schallwellen nach t erschiedenen Richtungen möglich sind; anderutheils , was bei Musiksälen besonders zu beobachten ist, dass man das Mitklingen der Wände verhütet, indem man sie mit unelastischen , rauhen Körpern bedeckt oder ihr Inneres mit dergleichen Körpern (Schutt, Sägespähnen u. dgl.) ausfüllt. Dass man femer einen Konzertsaal, um äussere Störungen von ihm abzuhalten und die Musiktöne besser auf ihn allein zu begrenzen « wo möglich in der Mitte eines ' grossem Gebägdes anbringt, so dass die Hauptwände des letztern einige Fuss von denen des Saals selbst entfernt sind , soll hier nur nebenbei be- merkt sein. Nach diesen akustischen Vorbemerkungen kehren wir zu unserem Stimm- and Sprachorgau zurück, freilich um es bald wieder zu verlassen. Wir haben dasselbe bei unsern anatomischen Betrachtungen bereits im Sinne eines musikalen Instruments anfgefasst, und demgemäss seine einzelnen Be- standttheile als Windrohr, Mundstück und Ansatzrohr unterschieden. Doch ist diese Auffassung nur eine einseitige, und nur insoweit gerechtfertigt, als man den ganzen Organkomplex als blosses Tonorgan auffasst, und auf die verschiedenen im Ansatzrohre liegenden mit oder ohne den Kehlkopf in Wirksamkeit tretenden zu gewissen sprachlichen Geräuschen oder Lauten dienenden Organe keine Rucksicht nimmt. Die hörbaren Phänomene, welche in und durch den oberen Theil unseres Respirationskanals erzeugt werden können, ^ind sehr mannichfultig. Harless unterscheidet dieselben als Töne, Klänge und Laute, Bindseil als Schall, Hall und Gall: beide Unter- scheidungen sind unzweckmässig, denn kein Ton ist ohne Klang, und meh- rere Laute (Spraehlante) erfordern wesentlich einen Ton zu ihrem Zustande- kommen. Die Ausdrücke Schall, Hall, Gall beziehen sich bloss auf den Intensitätsgrad des Anlautes, oder auf die Stellung und Lagerung, welche die Organe im Momente des Einsetzens eines Schall phänomens gegenseitig annehmen. Wir wollen daher von jenen Trilogien absehen und die vom menschlichen Simm - und Sprachorgan leistbaren Schallphänomene zunächst in Töne und Geräusche unterscheiden, d. h. in solche, die aus gleicbar- M8 . Akustische Vorbegriffe. tigen*) ScfaallwelleD (ToDwel]eo)zasainmenge8etzttind, and in solche, welche aus ungleichartigen , von mehr oder weniger unelastischen Körpern erreg- ten , Schallwellen oder blossen Stössen bewirkt werden. Diese beiden Haupt- abtheilungen werden natürlich beim weitern Fortgang unserer Untersuchun- gen in mehrere Unterabtheilungen zu zerfallen sein. Tone sind zunächst nur auf dem Kehlkopfe und den Lippen, also aiu Anfangs- und am Endstück des ganzen mensch lichei> Stimm Organs erzeugbar, wahrend die zwischen die- sen beiden Organen liegenden Theile nur Geräusche zu bilden fähig sind: Dies schliesst jedoch nicht aus, dass auch Kehlkopf und Lippen unter Um- ständen unreine oder geräuschartige Tone hören lassen können. *) Ohne hierdarch mit dem S. 287 Gesagten in Widerspmch so treten. A. TONBILDÖNG. Physiologie det Stimmorcans. Tone zo büden kaon von ver8chipdeo«n Thi^ilen des Kehlkopfs oder spe- cifiscbeii Stimmapparats Toraosgesetzt werden. Uarless unterscheidet hier einen dreifachen Weg: erstens die vom Apparat umschlossene Luftsaule, zweitens die elastischen Stimmbänder, drittens beide gleichzeitig. Dieser Un- ter sebied bedarf nach dem , was wir bereits in den Vorbemerkungen ange- deutet haben, einer Berichtigung. Wir haben gesehen, dass keine Luftsaule ohne ein Mundstück, das den primären Tonimpuls giebt, in tonende Schwin- gungen versetzt werden kann ; wohl aber kann ein fester Korper ohne Bei- hilfe eines luftformigen zum Selbsttoiien gebracht werden. Ferner werden wir im Folgenden sehen , dass die I/uft auch durch stehende Transver^al- oder Kreuzungsschwingnngen zum Tonen gebracht werden kann und hier- zu keiner ,JLuftsäule^ bedarf, und dass die Lippen , (zuweilen aber auch der Kehlkopf) ein in diesem Sinne tiingirendes Tonwerkzeug abgeben. Dem- nach würde im menschlichen Stimmorgan die Tonbildung auf folgenden drei Wegen möglich sein: 1) Durch Luft wellen allein, und zwar a) entweder bloss durch trans- versale , d. h. solche, die durch Durchkreuzung mindestens zweier gegen ein- uider bewegten Luftstrome gebildet werden , und welche zu ihrem Zuslanüe- kommen weder eines eigentlichen Wind- noch eines Ansatzrohrs bedürfen, and sogar ein solches oft gsr nicht zulassen. Oder b) durch transversale und longitndinale Luftwellen zugleich, wenn der die erstem erregende Apparat (Mundatück) mit einem Ansatzrohr verbunden wird , so dass in demselbt n dnrcb jene primären transversalen sekundüre longitudinale Tonwellen erregt werden, welche dann die Tonstufe bestimmen, c) Durch longitudinale Luftwel- len, die aber nur mittels eines Windrohrs, das sich an seinem Ende verengt oder dessen Luftstrom nach seinem Ausfahren auf einHindernissstosst, zu Stande kommen, und selten rein sind. 2) Durch Fluido-Solidarwellen allein, in den Stimmbändern primär durch den Lufitstrom erzeugt, und den übrigen soliden Theilen des Stimmor- gans mitgetheilt, von welchen sie natürlich auch die Luftsäule des Ansatz- rohra erhält, ohne dass diese jedoch auf die Tonhöhe einen wesentlichen Einflnss ausübt. 3) Durch Fluido-Solidarwellen (der Stimmbänder) und (einem Gemisch ans transversalen und longitudinalen) Luft wellen (des Ansatz- rohr9) gleichzeitig, so dass beide Wellensysteme die wesentlichen Eigen- schaften des Tones bestimmen. Es fragt sich nun, ob diese Unterschiede duitsh Beobachtungen und Ver- suche sich als wirklich« wenigstens wahrscheinlich, vorhanden herausstellen werden. Um diese Frage nach allen ihren Richtungen und Beziehungen ge- nügend zu beantworten, um überhaupt zu einer einigermaassen klaren Ein- sicht in die verschiedenen Tonphänomene des menschlichen Stimm organs 8r c. zu beschrei- benden Klasse von Tönen angehören. Was nun diese ganze Klasse von Tönen im Allgemeinen anlangt, so un- terscheiden sie sich auf das erste Angehör von allen andern Tönen dadurch, da^ .«de sehr dünn , zart und hoch sind, dass sie mit Tubulus erzeugt, im- mer, mit dem Munde, gewöhnlich dieselbe Sukzession haben, wie die Töne der Trompete, und dass sie nur ansprechea, wenn das zu ihrer Erzeugung genommene Rohr erstlich nicht über 3 " Weite (am Ausströmungsende) hat, z^ eitens vom Einströmungs- bis zum Ausströmungsende sich konvergirend verengt. Versucht man grössere oder gleichkalibrirte Röliren, oder macht man das antere Ende zum obern, so erfolgt schlechterdings kein Ton, man mag blasen, wie man will. Selbst wenn man in ein sonst brauchbares kon- rergirendes Rohr ein dünneres gleichkalibrirtes Rohr ansteckt, gelingt kein Ton. Ich habe Eingangs diesem Abschnitts diese Töne Windrohrtöne ge- nannt, und zwar deshalb, weil die Tonbildung oder Tonbe^timmung hier _ im Windrohr selbst erfolgt Denn dasselbe Tonphänomen , die- ^ selbe Reihe von Aliqnottönen , die wir bei den erwähnten Versuchen wahrnehmen, findet statt, wenn man das gebrauchte Rohr selbst mit dem Munde oder sonst auf irgend eine Weise am obern oder untern Ende mit verschieden gespanntem Luft- strora anbläst. Manche Röhre, wenn sie an ihrem engeren Ende irgend ein Hinderniss findet, giebt selbst dann, wenn man sie am weitern Ende in den vollen Mund nimmt, und mit sehr schwacher Luftgebung dnrchbläst, einige solcher, naturlich noch weit schwächer ausfallender Töne. Die Theorie dieser Tonphä- nomen p ist meines Erachtens für die gesammte Akustik von i ! Wichtigkeit, indem sie gerade gewisse noch streitige Fundamen- 1 , talprincipien berührt» ; ; Wenn (Fig. 85.) ein Luftstrom durch ein sich allmählig verengen- des hinreichend dünnes Ruhr in der Richtung von a nach b ge- blasen wird, so wird in einiger Entfernung von der Mündung b eine '; ; Stelle sein , wo sich die in der Richtung der Rohrwände fort- • gehenden koncentrirten Luftstrahlen (abgesehen vorläufig von ;; den hierbei möglichen Hemmnissen oder Schwächungen) durch- • schneiden. Es ist dies der Punkt, in welchem beide Rohr wände op und qr bei ihrer Verlängerung zusammentreffen wurden, Ftg. 85. in unserem Falle also f. Nimmt man dafür einen Cylinder mit etwa« konvexer Wandung (Fig. 86.) so wird diese Durchschneidung an einer der Oeflfhung b weit näher liegenden Stelle c erfolgen. Jede solche Durchschneidung konvergirender Luftstrahlen enthält wegen der dabei stattfindenden Sukzession von Verdichtung und Verdünnung der Lufttheil- cben die Bedingungen' zu einer Ton welle, die von jener Stelle, wo jene S04 I. Ueber die Lnfttone. Fig. 86. Molekularbewegang stattfindet, ihren Aasgangspnnkt nimmt. Wir wollen daher jenen Punkt c den Schall- oder Tonfokus nennen. In Fig. 85. wurde demnach die Tonwellenbildung in c vor sich gehen, wenn nicht die Luftstrahlen auf dem ziemlich langen Wege von b nach c durch die Einwirkung der äussern Luft zu sehr diffnndirt und in ihrer Propulsivkraft geschwächt würden, so dass sie in c nicht mit zur Tonbildung genügender Intensität ankommen. Da- gegen ist der Cylinder ab (Fig. 86.) vollkommen geefgnet, in c einen tonw ellenerregenden Vorgang zu bewirken. Wird nun (Fig. 87.) zwischen b und c ein Körper d gebracht, der eine hin- längliche brechende Fläche darbietet, so wird dadurch, und durch die an derselben stattfindende Ablenkung und Beugung der Luft- strahlen jene Kreuzung oder Durchschneidung derselben beschleu- nigt oder anticipirt, der Tonfocus der Mündung b näher gerückt« so dass er nach e zu stehen kommt, und die Tonwellenbildung eine vollständigere wird. Nehmen wir nun den Funkt e oder in Fig. 86. den Punkt c als Mittel- oder Erregungspunkt der ersten Welle, so wird dieselbe von hier aus sich excentrisch nach allen Richtungen mitzutheilen und auszubreiten streben. Da sie aber nirgends einen geeigneteren "Konsonanzraum vorfindet, als in dem eben zu ihrer Erregung gebrauchten Rohre, und. da die Bewegung der in dem- selben eingeschlossenen Luftsäule, obwohl der vorhandenen Wellenbewegung entgegeijgesetzt, nicht so bedeutend ist, um letztere aufzuheben — gleichwie auch in einem fliessenden Wasser recht wohl eine Wellenbewegung möglich ist, die der . Stromrichtung entgegen geht — , so werden sich in dem Rohre, alsoimWindrohre, Wellen bilden, welche eine der Anspruchd- richtung entgegengesetzte Richtung haben. Der Erregungs- punkt an der Kante wirkt hier, wie der Finger an der Yiolin- saite, wenn sie Flageolettöne geben soll. Je nachdem der An- spruchsluftstrom mit geringerer oder grösserer Intensität auf- fällt, sukzediren die Verdichtungen u. s. w. einander langsamer oder schneller, es bilden sich daher nur ein oder mehrere Schwingungsknoten (/^^) in der Röhre. Das Resultat ist daher ganz dasselbe , als wenn in die Röhre selbst geblasen würde , d h. als wenn die Kante der obern oder untern Mündung derselben ebenso angesprochen würde , wie durch den die Röhre passi- renden Luftstrom die vor der Röhre befindliche Kante. Dass die Grösse der Windrohr- oderKanteutöue ungleich bedeutender, der Klang dieser Töne also voller ist, wenn die Kante in sich selbst zurückläuft, bedarf wohl keiner ausführlichen Erörterung. Die einzelnen Brechungen und Beugungen, die an einer geradlini- gen Kante hintereinander liegen und von den Einflüssen der umge- benden Luft beiderseits getroffen wurden, konzentriren sich bier auf einen gemeinschaftlichen Fokus, in welchem die Summe der Interferenzen der einzelnen Beugungswellen zusammentrifft. Dieselben Oe- setze, die für die konvergirenden Röhren, gelten auch für dieMundhöhle, welche gleichfalls als ein sich bis zur Lippenöffnung verengender Windkänal zu be- trachten ist. — - Durch Einziehen der Luft ist bei allen diesen Versuchen durchaus keine Tonbildung möglich, da die Bedingungen dazi^ noch gänslich fehlen. I ' 'j Fig. 87. ses b. Windlcesseltone. Kesselpfeifen. Bei den bisherigen Versuchen war zwischen der Windrohrmundang (oder Mnndoffnang) und der beugenden Kante ein freier Raum. Wird dieser Raum begrenzt oder gefasst, wird z. B. ein kleiner Hohlkörper mit zwei einander gegenüberliegenden Lochern versehen, in das eine die Windrohr- mändong gesteckt, und nun ein Luitstrom in der bisherigen Art und Weise dnrchgeblasen , so ändern sich die tonbestimmenden Verhaltnisse , die Ton- phanomcne selbst erhalten andere Eigenschaften und werden mannichfaltiger. Wesentlich für die jetzt zu betrachtenden Tonphanomene ist ein Wind- kessel, dessen Durchmesser von vorn nach hinten in der Regel noch unter 1" sein mnss, eine £instromungs- und Ansstromungsoffnnng, welche beide jedoch anch in einer einzigen zusammenfallen können. Die hierbei zu ver- wendenden Apparate wollen wir Kesselpfeifen nennen. 1. Kesselpfeifen mit zwei Oeffnungen. Als Uebergangsversuch von der vorigen Reihe zu der folgenden mag die- ser dienen. Ein gewöhnlicher, etwas banchiger« Eichelkelch von grösserem Kaliber wnrde in seinem Grunde mit einem Loche von etwa 1 V2'" Durch- messer versehen, die Oeffnung des Kelchs mit einer Korkplatte geschlossen, in deren Mitte ein etwas weiteres Loch geschnitten war. In dieses letztere Loch steckte ich das enge Ende der Ansprnchsröhre und bliess. Vorerst be- merke ich, dass, wenn ich mittels dieser Röhre gegen das Bodenloch des Eiehelkelchs bliess, bevor seine Apertur bedeckt und geschlossen war, die Tonreihe genau sich so verhielt, als wenn ich mit derselben Röhre gegen eine liegende Kreiskante bliess. Jetzt aber, nachdem der Windkessel durch Deckung des Kelchs hergestellt war, erfolgten, statt der früheren Tonreihe q3 g' c* e*... folgende Töne: c' f^ a' c*, also statt der C-Skala jetzt , wie es schien, die F-Skala*). Ferner: während früher Erweiterung oder Ver- engerang des Kantenlochs keinen Einflnss auf die Tonstufe und Tonart hatte, ?o bewirkte jetzt einige, nicht eben erhebliche Erweiterung des Bodenlochs eine Erniedrigung der Tonstufe um y^ bis 1 Ton, es erschienen nämlich die Töne h* (b) tis* (g) h^ (b).. Ausserdem vertrugen diese Töne mehr Wind, als die der Reihe a, Hessen sich etwas schwellen, wobei sie sich um '2 Stafe erhöhten (siehe z. B. die letzte Ton folge), endlich Hessen sich diese Töne, wenigstens immer einer (der obere Oktaventon) auch durch Einzie- hen der Luft, durch Inspiration erzeugen.' Ueberhaupt war immer , auch beim gewöhnlichen Expirationsanspruche, ein Ton aus der überhaupt mög- lichen Tonfolge der beste und vollste, wenigstens verhältnissmässig, denn eine sonderliche Folie und Starke besassen alle diese Töne noch nicht. Anders verhielt es sich, wenn das Windrohr entfernt mid das Instru- ment mit' vollem Muiide intonirt wurde. Jetzt verhielt es sich dem bereits bekannten und von Savart untersuchten sogenannten Vogelrufe der Jäger ^ und der Büchse Kempelen*s***) einigermaassen analog. Wie schon erwähnt, war die vordere, in der Korkplatte befindliche Oeff- *) Das f der obem Oktave wollte jedoch darchaus nicht gelingen, anch kam die T^rtie a' nur einigemale, weshalb man aach die Tonart als ein. etwas verkrüp- pelt«« C-dnr anaehen könnte, znmai da dnrch Erweiterung des Lochs offenbar H-dar erichien. ^ Hagen die Joam. de Physiol. V. 367. ***) M^canisme de la parole etc* Vienne 1791. Tab. VI. 20 306 I. Ueber die LnfUone. nung, das Deckelloch, etwas weiter, als die Im Gronde des Kelchs be- findliche, die wir die hintere oder das Bodenloch nennen wollen Bliess ich diese Pfeife vom Deckelloch an , so gelang nar mit schwachem Athera ein Ton, der sehr dünn und schwach war. Umgekehrt dagegen angeblasen gab das Instrument einen starken, vollen, kräftigen Lufltanspruch erfordern- den Ton, dessen Charakter von allen bisher mit Windrohr erhaltenen Tö- nen durchaus verschieden war , und dessen Tonstufe cis^ betrug. Derselbe Ton, nur etwas schwächer, entstand, wenn bei Yorderanspruch die Luft kräftig inspirirt wurde. — Das Lioch, zu welchem die Luft ausfährt, kön- nen wir auch das Seh all loch, das, su welchem sie einfahrt, das Mund- loch nennen. Es kann also sowohl das Deckelloch als auch das Bodenloch bald zum Mundloch , bald zum Schallloch dienen. Beide diese Löcher kön- nen bei den Kesselpfeifen reell sein, oder es kann das Mundloch samnit der ganzen Wand, in welcher es sich befindet, von den an die KesselöflTnuug gedrückten, bis auf eine entsprechende Oeffnung dieselbe deckenden Lippen des Experimentirenden vertreten werden. Die einfachste Vorrichtung ist ein nicht za tiefer oder zti bauchiger Eichelkelch , in dessen Grund eine Oeff- nung gebohrt oder geschnitten ist. Eine Wallnussschale, eine halbirte aos- gehöhlte Kastanie thun jedoch die nämlichen Dienste. Ueberhaupt giebt last jeder nicht zu grosse hohle Körper, der an zwei einander so ziemlich ge- genüberstehenden nur wenige I^ioien weit von einander abstehenden Stellen eine Oeffnung hat, die mehremal kleiner ist, als der Durchmesser der Höhle, an der einen Oeffnung mit dem Munde angeblasen einen vernehm- lichen, selbstständigen Windkessel- oder Pfeifton. Zahlreiche Versuche, die ich über diese Töne angestellt habe, haben etwa zu folgenden Resultaten ge- führt. Je grösser das Schallloch im Verhältniss zum Hohlraum ist, desto stärker muss der Luftansprucb sein, und desto höher und intensiver fällt der Ton aus. Durch Verkleinern des Schalllochs wird der Ton eaet. par. vertieft, freilich auf Kosten der Stärke. Ausserdem wird die absolute Ton- höhe vom kubischen Inhalte des Instruments bestimmt, und zwar so, dass bei gleichem Verhältniss des Schalllochs zum Hohlkörper ein geräumigeres Instrument einen tieferen Ton giebt, als ein kleineres. Ueber das Verhält- niss der Weite des Mundlochs zu der des Schallloohs habe ich zwar noch zu keinem sichern Resultate kommen können; in der Regel fand ich jedoch, dass das Mundloch enger gemacht werden muss, als das Schallloch, um einen guten Pfeifton zu erhalten. Letzteres wird gleichfalls erreicht , wenn das Schallloch spaltförmig ist, d. b. etwa doppelt so lang und noch nicht so breit, als der Durchmesser des (runden) Mundlochs. Dreht man eine Kessel- pfeife um, so dass das bisherige (weitere) Schallloch zum Mundloche wird, so wird der Ton, wenn er überhaupt anspricht, zwar nicht tiefer^ aber danner. Sonst können beide Löcher gestaltet sein, wie sie wollen, rund, oval, lanzen- formig, eckig u.s. w. Auch kann die Aushöhlung des Instruments eine sehr ir- reguläre sein, ohne dass die Entstehung des Tones dadurch behindert würde. Wo bei einer und derselben Schallöffnung mehrere Töne möglich waren, da wurden die tiefern durch eine engere, die höhern durch eine weitere Anspmchs- öffnung des Mundes erzielt. Manche dieser Apparate geben auch bei schwäche- rem Luftanspruch einen etwas tieferen Ton, bei stärkerem einen hohem. Sobald aber ein Ansatzrohr einem solchen Pfeifapparat angefugt wird, verschwin- det der Ton sofort und gelingt überhaupt nicht mehr. Dies ist ein wichtiger Unterschied dieser Apparate von der im folgenden Abschnitt zu erwähnen- Eesselpfeifen mit zwei Oeffnungen. 807 den Reihe. — Endlich gelingen bei den meisten der hierher gehörigen Ap- parate Tone nicht nur beim Ausblasen , sondern auch beim Einziehen der Luft, ohne dass dadurch in der Tonstufe ein erheblicher Unterschied be- wirkt wird. Um dem Leser über die Hohe, Stärke und den Umfang der auf diesem Wege erhaltenen Töne einen ungefähren Begriff beizubringen, füge ich einige der von mir angestellten Versuche bei. 1) Der oben erwähnte Eichelkelch, am Rande 5%'", in der Mitte etwa 7'", im Breitendurcbmesser 6^" tief, sprach, wenn er offen an die Mnndlippen gedrückt ward«, und letztere das Mundloch bildeten, schwerer an, als wenn die Eorkpjatte eingesetzt und das Instrument von hipteu intonirt wurde. Bei dieser Anspruchs weise- waren mindestens 3 Tone möglich, g', a^ und c^^ jenachdem die Lippen weniger oder mehr geöffnet oder der Anspruch schwächer oder stärker genommen wurde. 2) Ein der Länge nachhalbirtes Ellipsoid, im Durchmesser 7 und 9'" breit, die Schadlritze etwa 4'" lang und in der Mitte 1'" breit, gab bei schwachem Blasen (mtt den Lippen) den Ton f-*. Wurde der Spalt auf § — 6" verlängert und auf 1 Vs'" verbreitert, so tönte das Instrument g^, und zwar noch deutlicher und voller. Bis auf 7" verlängert, ohne neue Erweiterung, ward der- Ton noch besser, gis' bei schwachem Blasen, durch stärkern Anspruch bis c*, das ziemlich scharf und schnei- dend war, erhöhbar. Und so liess sich durch weiteres Vergrössern der Schallritze der Ton bis d^ erhöhen. Uebrigens ist es bei einer Schallritze völlig gleichgültig, ob sie zur Mundspalte parallel, schief oder senkrecht gestellt wird. Eine Polarisa- tion oder etwas dem Aehnlichös wird wenigstens dadurch nicht im Geringsten erzeugt. 3) Ein Stockknopf, 5'" weit, und ebenso tief, die Wandung an der Stelle des im Grunde angebrachten. Mundloches 2 " dick,, wurde mit einer dünnen Holzplatte geschlossen, in welche das Schallloch, das etwas grösser war, als das Mundloch, geschnitten war, so dass beide Löcher mit ihren innern Kanten etwa 4'" von ein-, ander abstanden. Das Instrument gab zwei Töne, bei schwächerem Blasen b', bei stärkerm c^ Wurde die Schallloeh platte tiefer in den Kesselraum eingescho- ben , dass beide . Löcher bis auf etwa 3 " einander genähert waren , so erhöhte sich der Ton um eine Stufe. Später vertauschte ich den Holzdeckel nrit einem aus ge- trockneter Rosskastanie (die sich in diesem Zustande sehr gut bearbeiten lässt und gewiss noch zu mancherlei Arbeit zu gebrauchen wäre), dessen rundes Loch etwa y, des Durchmessers der ganzen Pfeiföffnung weit war, und dessen Dicke etwa Vc'" betrug. Wurde dieses Loch, zunächst das vordere Segment desselben, aus einer gewissen Entfernung mit dem Tubulus leise angeblasen, so entstanden die (offenbar von dem Kesselraum schon modificirten) Windrohrtöne d' fis^ a^ und h^ : von die- sen liess sich durch stärkeres Blasen das a* in den vollen Kesselpfeit'ton übertreiben. Am andern, gegenüberliegenden Loche waren ziemlich dieselben Phänomene zu er- balten, und zwar, wie ich ausdrücklich erinnere, bei offenbleibendem Gegenloche. Wurde das Instrument in den Mund genommen und das t)eckelloch mit cylindrischer (vielleicfht einen engeren Durchmesser, als das Loch habender) Mundöffnung angeblasen, so gab es einen guten Ton f ; bei freiem Mundanspruch erschien der schwächere, leerere Ton a^; bei stärkerem Blasen c^, das besonders deutlich wurde, wenn die- ser Kastaniendeckel ein Stück tiefer eingeschoben wurde; und bei grösster Ton- starke war wenigstens der Anlaut an f"* zu vernehmen.*) Offenbar sind dies auch Windrohrtöne,, aber durch die Konsonanz des Windkessels und des schon einig ^r- maassen cylindrischen Bodenloches modificirt. Umgekehrt vom Bodenloche ans an- geblasen erschien nur bei starkem Anspruch mittels des Mundes der Pfeifton c'. Bei Tabularanspruch als lauter Ton b', bei schwächerer Lnftgebung auch b* und f^ als Windrohrtöne, wie oben. Noch mehr Tonvariationen ergaben sich, wenn das eine oder andere Loch zugehalten wurde. Von diesen können wir jedoch unserer Ordnung gemäss erst im folgenden Abschnitt (S. 312.) sprechen. 4) Pfeife mit kreisförmiger '/," breiter Oeffnung, in einer Tiefe von gleichfalls Vs" gewölbt konisch zugehend, und in der Spitze dieses Hohlkegels mit der Schall- ritze von 3V«"' Länge nnd '/s"' Breite versehen. Das Instrument mit den Mund- lippen angeblasen gab erst dann einen vollen lauten Ton h', wenn die Sohallritze etwas erweitert wurde. *) Bei Wiederholung dieses Versuchs erschien die Skala: g h d, also einen Ton höher. 20* i06 I. Üeber die Lafltone. Ueberbaopt waren in den Fällen , wo kein reelles Mandlocb vorhanden war, sondern dies durch die MundlippenÖifnang vertreten wnrde, gute Pfeif- töne nur bei zar Grosse des Kesselraums ziemlich grosser und weiter Schallritze möglich, was auch leicht erklärlich ist, da letztere grösser sein muss, als erstere, und da der Mund nicht bis zu einer so kleinen anspruchs- fähigen Oe£fnung verengt werden kann , als an festem Material möglich ist Man kann den Windkessel auch durch einen kurzen Cylinder, am besten (weil man die Abstände des Deckels und Bodens hier am bequemsten über- sehen kann) durch Glascylinder herstellen. Hier bietet sich uns die neue, bisher noch nicht dagewesene Erscheinung dar, Hass man zur Erreichung eines Tons auch mit einem einzigen Deckel oder Obturator , der in seiner Mitte mit einem Loch versehen ist, auskommt. 5) Nimmt man z.B. einen Cylinder von 1'/," Lange und 5 — 6" Weite, schliesst die eine Mündung desselben durch eine Korkplatte, die mit einem 1%^'^'" im Durchmesser betragenden Loch versehen ist, und bläst die andere, offene MQndang mit dem vollen Munde nicht zu stark, an, so erhält man einen, wenn auch in der Regel schwachen , aber doch vernehmlichen Pfeifton. Ebenso , wenn man die obtu- rirte Mündung in den Mund nimmt, nur dass man hier den Anspruch stärker ge- ben muss. Beiderlei Töne gelingen auch beim Einziehen der Luft, ohne sonderhebe Aenderung der Schwingungszahl, die beim Ausblasen nur ein weniger hober ist, als beim Einblasen (cis^ und c'). — Ein kleines chemisches Probirglas, 15" l&ng und b"* weit, in seinem Boden mit einer (zufällig beim Erhitzen eingesprungenen) runden, etwa 3'" breiten Oeffhung versehen, gab, wenn das offene Ende desselben mit dem vollen Munde schwach angeblasen wurde, gleichfalls einen zarten Ton, der auch beim Einziehen der Luft gelang. — Nun wurde die freie Oeffnung mit einer Korkplatte geschlossen, die ein Loch, etwas kleiner, als das im Boden, hatte, ond der Apparat mit diesem Deckelende in den vollen Mund genommen nnd angebla- sen. Es gelang hier kein Ton: wohl aber erschienen mehrere Töne (as*, c', es*), wenn der Luftanspruch (mittels des Tubulus oder des Mundes) aus einer geringen Distanz auf das Deckelloch einwirkte. Hierauf wurde der messingene Tubulus, der die Oeffnung im Kork gerade ausfüllte, eingeschoben und durch denselben geblasen. Aber erst nachdem dessen Mündung bis auf etwa 4'" der Bodenöffnnng ^dnrch Vor- schieben genähert worden war, entstanden vernehmliche Töne, und zwar a* und d*, von welchen letzterer der stärkere war. Bei sehr starkem Blasen erschien nocb ein ziemlich eine Oktave höherer Ton. Desgleichen gelang ein sehr guter Ton, nachdem die Korkplatte bis auf etwa 3'" Abstand von der Bodenöffnnng vorgescho- ben worden war,, und das Instrument mit vollemr Mundanspruch intonirt wurde: es war g*. Dieser Ton gelang auch beim Einziehen der Luft. In ersterer Hinsicht, wo nur ein Obturator vorhanden ist, bilden diese cjlin- drischen Hohlpfeifen denUebergang zu den gefassten Lochtonapparaten, von denen wir unter d) sprechen werden jin letzterer Hinsicht, w;enn beide Oeffnun- gen mit durchlöcherten Platten geschlossen sind, weichen sie von den bisher betrachteten Apparaten nicht ab. ^ Von besonderem Interesse für uns sind noch die Versuche, bei welchem die Schallritze aus elastischem Material zubereitet ist. 6) Ein kegelförmig ausgehöhltes Korkstück wurde mit 2 elastischen etwa 2 " breiten Kautschukbändem überspannt, so dass die offene Basis dieses Hohlkegels geschlossen war. Die beiden Bänder, welche jetzt neben einander lagen, mit ihren inuern Rändern einander berührten, und so beim Anspruch mittels eines Windrobrs den ZungentoA a* gaben, wurden hierauf seitlich von einander abgezogen, durcb Nadeln in dieser Lage fixirt, so dass eine lanzettförmige Schallritze entstand, bei •aa V *" Zungenton mehr möglich war. Wurde jetzt das Windrohr entfernt Ha WA ^!*°^*^ mittels des Mundes wie eine Kesselpfeife angeblasen, so entsUnd m1 a-r^^ i^*' welcher sich auf as», also um eine kleine Tertie, erniedrigte, wenn ^n,.i?i. ®^ . ^i^"^"**® ^"'«'" die Schenkel einer aufgelegten Stimmgabel gedeckt wirkt Lk*«*°* Züngenumanspruch wurde dietfe Operation eine Tonerhöhung be- wirkt haben, s. darüber die folgende Abtbeilnng. Kesfielpfeifen mit zwei O^^ffnungm. Nach Savart*) entsteht der Ton in diesen Pfeifen dadurch, dass der Loftstrom, der darch die beiden Oeffnungen durchgeht, indem er die kleine Masse der in der Hohle der Pfeife enthaltenen Luft mit sich fortreisst, ihre Elasticität vermindert und sie unfähig macht, dem Druck der atmosphäri- schen Luft das Gleichgewicht zu halten , die , indem sie gegen jene zurück* wirkt, sie zurückdrängt und zusammendrückt, bis wieder eine neue Ver- dünnung erfolgt. Die Direktion der Ränder der Oeffnung soll den Ton än- dern : sind sie noch einwärts schief gegen das Innere der Höhlung gerichtet, so seien die Töne im Allgemeinen tiefer (ich habe Tielmehr dns Gegentheil gefunden); ebenso sollen die Töne tiefer ausfallen, wenn die Oeffnungen (?) weiter sind. Eine Theorie der Schwingungen für dieses Instrument, fährt Müller, der diese Angaben Savart 's anfuhrt, fort, ist noch nicht vor- handen; es ist nicht einmal ausgemacht, ob die Luft wirklich das primitiv Schwingende ist und ob das Instrument nicht vielmehr in die Kategorie der Zungen gehört u. s. w. Als Versuch einer Theorie mag Folgendes gelten. Wenn in einen kleinen mit zwei einander gegenüberstehenden Oeffnungen versehenen Hohlraum ein Luftstrom geht, der aus einem weiteren Räume konHnty so muss allerdings, wie Savart' rieh tig4)emerkt, die bisher ruhende Luflr dieses Raums bewegt und verdünnt werden. Um diese Gleichgewichts- störung auszugleichen, werden fortwährend Theilchen des durchgehenden Laftstroms seitlich in dan Hohlraum durch Beugung abgelenkt werden, so- mit auf die Wände der Pfeife, am meisten auf die untere, auftreffen, daselbst reflektirt und von den neu entgegenkommenden Luftstrahlen gebeugt wer- den, so dass sie nicht nur (wie bei den Kantentönen) mit den geradlinig durch- und ausfahrenden sich kreuzen oder interferiren, sondern dass auch in allen übrigen Stellen des Hohlraums dergleichen Durchkreuzungen der Luftstrablen oder Luftwellen stattfinden, welche jedoch wegen ihrer Zerstreutheit an sich nicht tonerregend wirken können, sondern nur insofern zur Tonbildung beitragen und dabei dem von Haus aus schwachen Kantentone die Pfeiftonfärbung aufprägen, als sie schliesslich das an dem Rande des Schalllochs sich bildende Beugungswellensystem verstärken und bewirken, dass von xlcr durch das Mundloch eingeblasenen Luftmasse für die Tonbildung möglichst wenig verloren geht, Je schneller und gewaltsa- mer die Luftstrahlen auf die Randtheile des Schalllochs auffallen, desto kürzer werden die Beugungswellen ausfallen, die Schwingungszahl des ent- stehenden Tons daher zunehmen; im Allgemeinen können jedoch diese Ton- wellen nie länger ausfallen, als der Raum des Windkessels erlaubt, werden also inuner sehr kurz sein und hohe Töne geben müssen. Dass der Raum zwischen Mund- und Schallloch so kurz sein muss, erklärt sich dadurch, dass die erstentstandenen divergirenden Beugungs- wellen gerade in der Gegend, wo das Schallloch anzubringen ist, nach ihrem Wandreflex in einem möglichst engen Räume zusammentreffen: wäre es weiter entfernt, so würde dieser Vereinigungs- Fifj* 88. räum zu -sehr dilatirt und die Tonbildung unvoll- kommen oder unmöglich werden. Die Figur 88. wird zur Erläuterung die- ser Ansicht dienen können. •) Journ . de Pbysfolog. par Msgendie, V. 367. — J. M ü 1 1 c r Handb. d. Physiolog. n. 141. 810 I. Ueber die Lnfitöne. 2. Kesselpfeifen mit 1 Oeffnung. Hier wird die Luft zu derselben Oeflfnung eingeblasen, durch welche sie wie- der nach einigen Zurückwerfungen u. s. w. ausfahren muss. Wahrend in den bisher betrachteten Apparaten der Anspruch senkrecht auf die Tolle Kanten- öffnung auffiel , so muss hier derselbe ^ur vorhandenen Apertur entweder s ch rag stehen , also mit der einen Kantenfläche Fig.89 6 einen stumpfen, mit der andern a einen spitzen Winkel bilden, oder er nniss bei senkrechter Stellung eine Kantenstelle vorzugsweise mit seiner Centralkraft treffen. Die Apertur selbst ist auf zweierlei Art möglich. Entweder ist in der Oberwand oder dem Deckel des zur Pfeife verwendeten Hohlkörpers ein rundes, ovales oder mehreckiges Loch , das mit einem Tubulus von etwa gleichem Lumen (docL kann letzteres auch kleiner sein) — weniger gut mit dem Munde — in schrä- ger Richlung angeblasen wird, oder die Pfeife ist^oben ganz offen, und wird durch die darauf ge'drückte Unterlippe bis auf eine am vordem Rande lie- gende spaltformige Oeffnung geschlossen, in welche mit dem Munde Luft geblasen wird. Bei der ersteren Klasse dieser einlochigen Pfeifen wird das Loch durch eine liegende oder stehende in 6ich «urücklaufende Kante gebil- det, je nachdem die Dicke der Wand, in der das Loch gebohrt oder ge- schnitten ist, kleiner oder grosser ist; bei der andern wird es nur durch eine halb stehende, halb gewnistete Kante ge- -^ jg i!| bildet; bei ersterer ist der Anspruchsluft- ///'/ i':i Strom mehr auf das vordere, dem Blaaer ^^^^flc -__-li »^„ zugekehrte, bei letzterer mehr auf das ab- ^"^f/r^^t j^™^l "^1 gekehrte, frei gebliebene Segment dcsLo- ^ ^ I I choszu richten. Die Dicke des Anspruchs- ^^^^^# ^ma^mmmM Juftstroms muss mit der Weite des Lochs im Verhältniss stehen. Die erstere Klasse ^^* giebt keine grossen Tonabstufungen, da bei einem sich gleichbleibenden Loche, wenn es gross genug ist und der An- spruch stark genug gegeben wird, auch nur ein guter Ton auf einer Pfeife möglich ist, doch lasst sich durch allmälige Verstärkung des Anspruchs und durch altmäliges Vorschieben des Tubulus gegen die Mitte der Apertur eine Erhöhung des Tons um l — 2 Stufen bewirken. Die andere Klasse dagegen erlaubt einen ziemlichen Tonumfang, da man mit der LTnterlippe nach Be- lieben mehr oder weniger von der Apertur der Pfeife bedecken kann. Hin- sichtlich der Tonbestimmung gelten hier so ziemlich dieselben Gesetze, vie bei den Pfeifen mit 2 Lochern. Erweiterung des Loches erhöht den Ton; sonst giebt ein geräumigeres Instrument einen tiefern Ton, als ein engeres, üebrigens sind alle diese Tone weit leichter zu erhalten, als die der vorigen Reihe, wo sehr viel auf das gegenseitige Verhältniss, Abstand u. s. w. der beiden Löcher ankam. Diese Versuche sind so leicht und mit so geringeni Material anzustellen, dass es sich kaum der Mühe verlohnt, hier dergleichen anzuführen. Daher nur einige zur Probe. aa. Pfeifen mit Deckel und Loch. * l) Der bereits in voriger Versuchsreihe erwähnte Eichelkelch mit dem Lo<*e in semeni Grunde wurde umgekehrt, seine grosse Apertur mit einer Fingerkuppe wge- halten «rid das Loch mit dem gleichfalls bekannten Tubulus angeblasen. Ein voller stsTKer f feifton erfolgte sofort ohne alle Schwierigkeit: er lautete «>. Verstarkong «^lih''"'''*'' ."w^'T"^'^*^ ^^^^^" Ton, ohne ihn merklich zu erhöhen Derselbe Tod enoigte, wenn ich jenen Tubulus mit irgend einem andern, dickeren oder dünBcren, Kesaelpfeifen mit 1 Oeffnung. Sil koüTergir enden oder parallelwaodigen Anspraclurohr TertAnscht«. Dm Antpracbs- röhr bat also bei der Tonerzeugung nicbts zu tbnn, all das« ef den Wind leitet. Sobald man den Finger abziebt, nnd die Oeffnung mit dem Tnbulus bei schwacbe- rer Loftgebnng anspricbt, erscbeinen die bekannten Windrobrtöne wieder, welcbe freilich ganz anders klingen. 3) Eine ansgeböblte Wallnuss von mittlerer Grösse wnrde mit einem Loch ver- sehen, das iVs bis IV4'" Durchmesser hatte. Wurde dies Loch mit dem Tubolus oder einem andern Leitnngamittel angeblasen, so ertönte laut und vernehmlich b*, bei stärkerer Lnftgebung auf h * wachsend. — Jetzt wurde das Loch erweitert , so dass es ziemlich 3'" breit wurde. Der Ton hatte sich dadurch auf d^ erhöht. 3) Eine Wallnussschale von etwas grösseren Dimensionen (1" lang, 10" breit, 6'4'" tief) wurde in der Mitte ihrer Wölbung mit einem kleinen noch nicht 1'" weiten Loche versehen, auf die Handfläche gesetzt, angedrückt, so in eine Pfeife ver- wandelt und mit dem Tubulus intonirt. Der Ton war, wie zu erwarten, verhält- niasmässig tief=fis*, natürlich auch nicht sehr voll und stark, aber rein und wohl- klingend. Wurde der Anspruch etwas stärker, als zu dieser Ton bildung erforderlich war, gegeben, so Hess sich ein hoher Windrohrton vernehmen, der höchste der Skala, der bei starkem Anspruch noch möglich war. Sprach ich die offene Schale in gleicher Weise an, so erschien die ganze Reihe der Windrohrtöne, wie oben. Durch all- mäliges Erweitem des Lochs stieg der Ton nebst wachsender Stärke und Fülle aaf a* (IV,'"), eis* (2"). Wnrde das Loch noch weiter gemacht, bis auf 3", so wurde dadurch trotzdem der Ton nicht weiter erhöht, er blieb auf eis', war aber voller geworden , und hatte , wie es schien , die grösste Fülle , deren das. Instmment fähig war, erlangt. Bei dieser Oeffnung wurde auch ein weiteres Anspruchsrohr erforderlich , um den Ton in seiner grössten Fülle zu erhalten. Doch erhöhte sich der Ton bei noch einiger Erweiterung des Loches auf etwa 4'" Durchmesser weiter auf d*. Aber uoch stärkeres Erweitern der Oeffnung vernichtete die Tonbildung. Hieraus scheint hervorzugehen, das^s der Durchmesser des Schalllochs bei- dergleichen Pfeifen nicht mehr als V* ^®^ Längendurchmessers, und nicht erheblich mehr als '/, des Tiefen- dnrchmessers der Pfeife betragen darf. — Bei einer kleinen Schachtel (15 "weit und 5'" tief) gab ein 3'" breites Loch noch einen starken, guten Pfeifton. 4) Eine kleinere Wallnussschale wnrde in ihrer Mitte in der Breitenrichtung mit 3 einander ziemlich gleichen kleinen Löchern, etwa */•'"> durchbohrt, so dass eine Brücke von V«'" dazwischen blieb. Dies Instrument als Pfeife zugerichtet gab einen recht hübschen, lauten, schwellbaren Ton d', wenn der Tubulus gerade senk- recht über die Brücke gehalten wurde, so dass beide innere Ränder der Löcher auf einmal getroffen wurden. Wurde die Brücke weggenommen, so das beide Löcher eine ovale Spalte bildeten, so musste der Anspruch wieder etwas schräg auf das vordere Segment auffielen ^ und es erhöhte sich der Ton um 1 grosse Tertie. Wo die Dicke der Winde etwas austrag und daa gebohrte Loch klein war , mit noch nicht vollem Tone, da wurde der Ton höher and etwas Toller, wenn daa Loch nach anaaen trichterförmig erweitert and so die Rander des Lochs zvgescbärft worden« 5) Der - Messingpfeifenkopf (s. No. 11) mit einem Korkdeckel von mehr als 1'" Dicke geschlossen , in welchen ein ovales Loch von 1 '/, bis 2 '" Durchmesser ge- schnitten war, gab Anfangs den matten Ton c*, nach Verdünnung der Kanten einen bessern, vollem, 1*/« bis 2 volle Stufen hohem Ton. Umgekehrt wurde der Ton schwächer, tiefer und kleiner, wenn das Loch sich von aussen nach innen erweiterte, wenn also der Korkdeckel umgekehrt eingesetzt wurde. 6) Bei solchen Pfeifen, deren Tiefe grosser ist, als ihre Breite, muss das Ansprachsrohr in einer der senkrechten sich mehr nähernden Richtung auf- gesetzt werden , wenn ein guter Pfeifton entstehen soll. Desgleichen muss das Rohr fast senkrecht aufgesetzt werden (auch weön die Pfeife ziemlich flach ist), wenn das Loch bei dicker Decke einen von aussen nach innen sich verengenden Trichter bildet, dergestalt, dass das Rohr zum Einfalls- loh einen spitzeren Winkel bildet, als die Trichterflache. Steht aber das Rohr in derselben Richtung, wie letztere, so gelingt gar kein Ton. 312 I- Ueber die Lufttone. 7) Bei Lochern in dicken Pfeifen wänden, die ziemlich gleichkahbrirt sind , und einen kurzen Kanal darstellen , dessen Länge etwa das Doppehe der Weite beträgt, lässt sich der Ton nicht nur darch allmätiges Vorschie- ben des Anspruchsrohrs gegen die Mitte des Lochs, sondern auch durch allmäliges Senken des Rohrs erhöhen, ebenso wie bei den offenen Pfeifen (No, 10. 11). An dem schon oben benutzten Stockkiiopf, dessen Loch den Aas- gang eines fast 3 '" langen Kanals von ziemlich gleichbleibendem Kaliber und etira ly, " Weite bildete, war dnrch die erwähiiten Mittel ein Tonfortschritt von d*— f* möglich bei entsprechender Zunahme an Stärke. Bei einer gewissen Haltung des Rohrs ertönten sogar zwei Töne, eis' — dis', auf einmal; dieselbe Tonstufe (dis^) war ferner mit drei verschiedenen Tonstärken und Timbres zu erhalten. 8) Die Kesselöfiriung jenes Knopfes wurde mit einem Deckel aus getrockneter Rosskastanie, der etwa 1'" dick war, geschlossen, in denselben ein kleines, gleich- kalibrirtes Loch von etwa %'" gebohrt, das Loch des Grundes verstopft, und das Instrument mit einem dünneren Tubulus angeblasen. Der Tubolus mosste hier ziem- lich weit von der Vorderkante abgezogen werden, damit der Ton h^ gelang. Uebei- haupt war das Loch für den Kesselraum, obgleich dieser klein genug war, immer noch zu eng. Wurde das Loch in Trichterform gebracht (Divergenz nach aussen} so war bei richtiger Haltung des Tubulus und bei Verstärk>ing des Anspruchs eine Tonfolge von c' — f* möglich. Wurde der mit diesem trichterförmigen Loche ver- sehene Deckel umgekehrt eingesetzt, so ergaben sich die schwächern, aber wohl- klingenden Töne d*— dis^. Erweiterung des Lochs ums Doppelte erhöhte den Ton ziemlich um 1 Oktave. 9) Der Stockknopf mit dem unter Nö^. 3. der zweilochigen Pfeifen erwähnten Kastanien deckel gab, wenn das in letzterem befindliche Loch zugebalten und das Bodenloch mit dem ziemlich senkrecht gehaltenen Tubulus abgeblasen wurde, bald den Ton g^, bald f*, beide mit schwachem, nicht konsonantischem Timbre, und gleichsam einen Bastard aus Windrohr- und Kesselton darstellend. Bei stärkerem Anspruch tönte auch f, aber mit ganz andrem Timbre, das deutlich die Konsonanz des Windkessels und überhaupt das Wesen der vollen Pfeiftöne an sich trug. Wurde das Rohr schräger gehalten und die Luftgebung verstärkt, so lautete der Tod g*. Dieselben Tonphänomene wiederholten sich an dem Deckelloch, nur etwas nach der gerade vorhandenen ,Weite desselben sich modifieirend. In dieser Hinsicht schliessen sich die einlochigen Pfeifen bereits den kurzen Mundpfeifen an, von welchen im nächsten Kapitel die Rede sein wird. Bei spaltförmiger Oeffnung musste der Ansprach mittels eines weiteren Tubulus und in mehr zur Deckelfläche senkrechter Richtung gegeben werden. Sonst kann die Räumlichkeit solcher Pfeifen sehr verschiedenartig sein, kugelrund, elliptisch (wobei das Loch in der Richtung der kleinen oder grossen Axe liegen kann), abgestumpft konisch, kurzcyli ndrisch u. s. w. Ueberschreitet jedoch die Tiefe des Instruments die der Breite mehr als zweimal, so bildet sich bei stärkcrem Blasen schon ein Aliquotton, und das Instrument avancirt in die nächste Klasse. Wie schon erwähnt, kommt auf das Yerhähniss der Weite des Lochs zam Rauminhalt der Pfeife viel an. Eine Pfeife, die bei einem Loche von l " Durchmesser noch einen guten Pfeifton giebt, giebt einen sehr dünnen, tie- fern , wenn das Loch nur Va '" breit ist Längliche , kegelförmig dem Grunde zulaufende Pfeifen geben, wenn das Loch zu klein ist, gar keine Pfeiftone im Sinne dieser Tongattung mehr, sondern tönen mit Schwingungsknoten. Ein Ilornmundstücl^, mit einer durchbohrten Korkscheibe gedeckt, und das enge Ende ebenfalls verkorkt, gab bei schwachem Anspruch mittels des ziemlich senkrecht gehaltenen Rohrs c*, bei schärferem Anspruch f«, das nicht anders, als durch Knotenbildung entstanden sein konnte. tis bb. Offene Pfeifen , dorch Mnn dansprach zu iotoniren. Auch dies sind kleine Hohlkörper von gleichem Raominhalt, wie die vori- gen, von welchen sie sich bloss durch den Mangel der Deckung unterschei- den. Mehrere der vorigen Apparate lassen sich ganz wohl zu diesen Versu- chen verwenden , sobald man den mit dem Loch versehenen Deckel entfernt, oder (wenn sie kesselformig sind und das Loch im Grande ihrer Wölbung hatten) wenn man das Loch zuhält und die Apertur des Kessels mit den Lippen latonirt 10) Wenn der im Versach 5. gebranchte karze Metallcylinder, der ohne Deckung eine Tiefe (Länge) Ton 5'" hatte, nach Schliesdung der eiq^n Apertur mittels des Daumens an die Unterlippe gedruckt, durch dieselbe bis aaf eine enge Spalte an der Peripherie geschlossen und in dieser Lage durch einen schwachen, aus dem Munde ezspirirten Luftstrom angesprochen wurde, so entstand ein schwacher, wenig inten - siTer, ziemlich tiefer Ton. Der tie&te Ton, den ich hier erhalten konnte, war a*. Durch allmäÜges Abziehen des Instruments von der Unterlippe und dadurch bewirk- tes Erweitern der Schalispalte und VM'stärken des Luftanspruchs gelang eine fort- laufende Tonreihe bis c^ mit allen Zwischentonen, also ein Um&ng von mehr als 2 Oktaven , was für ein so kleines Instrument immer viel genannt werden kann. Freilich verdienten erst die Tone der 2. Oktave den Namen Pfeiftone, die der 1 . waren noch sehr schwach und klangarm , wahrend'die höchsten einen gellenden , schneidenden Klang an sich trugen. Mit Rohrenansprnch gelingt, auch wenn man die Schallspalte, wie sie von der Lippe und dem Segment der Pfeifwand gebildet wird , noch so gut nachzuahmen versucht, kein, we- nigstens kein gater , Pfeifton , der übrigens caeteris paribus weit hober ist, als der Lippenton, und zwar einestheils deshalb, weil man den sich über die Oeffnung der Pfeife luftdicht anlegenden Lippenwulst, dessen Wölbung and Spannung bei diesen Tonvorgängen wesentlich zu sein scheint, auf keine Weise nachahmen kann, ferner weil die gewöhnlichen Anspruchsroh- ren eine runde Ausflussmündung haben, wahrend die Mundöffnung spaltför- mig ist , und so der Schallspalte des Instruments besser sich akkommodirt. Der Grund, weshalb die künstlich erzeugten Töne caeteris paribus höher ausfielen, ist darin zu suchen, dass die von der Lippe gebildete Kante der Schalispalte nachgiebig ist, welcher Umstand hier ebenso tonvertiefond wirkt, als an Zungen oder an den Wandungen langer Pfeifen, wie wir spater sehen werden. 11) Ein (sonst zu einem Pfeifenkopf bestimmter) Hohlkörper aus Messing, 8'" weit, l'/s" ^i^^) ^^^h mit leichter Wölbung kegelförmig verspitzend, gab bei Lippen- intonation einen Tonumfang von c'bisc^, doeh waren sowohl die tiefsten als auch die beiden höchsten Töne nur mit Schwierigkeit zu erhalten. Beim tie&ten Tone war, wie beim vorigen Versuche, die ganze Apertur bis auf einen sehr engen Spalt am Bande des Instruments bedeckt, beim c' war etwa ^j^ der Apertur offen, beim höchsten die ganze Apertur frei, nur am vordem Viertel von der Unterlippe etwas überwölbt, aber nicht bedeckt. Demnach muss für die höheren Tonfortschreitungen die Apertur des Instruments verbältnissmä^sig mehr erweitert werden, als für die Anfsteigangen der tiefen Töne. — Bei einem Versuche, den Lippenanspruch künst- lich nachzuahmen, indem eine Korkplatte in die Apertur gesetzt, und aus dessen Peripherie ein lanzettförmiges Segment geschnitten wurde, so dass hier eine Stimm- ritze TOD etwa 3'" Länge und (oben) l'/,"' Breite entstand, wurde gelegentlich der Einfioss der Ausschärfbng oder Richtungsänderung der Stimmritzenwände beobachtet. Der Schnitt war nämlich an jenem Korkdeckel, der etwa 1'" dick war, schräg ge- fiährt, so dass das Segment von der einen Fläche mehr wegnahm, als von der an- d^n. War nun dieser Deckel so eingesetzt worden, dass die Verengung der Stimm- ritze von aussen nach innen ging (beiläufig analog dem Verhalten der Unterlippe) so tönte leicht und gut bei Tubuhuranspracfa (noch besser mit Mundanspnich) der Ton g* — a*. Wurde dagegen die Koitplatte herumgedreht, so dass die Verengung S14 I. Ueber die Lufttone. der Stimmritze von innen nach aussen ging, und dieselbe nur 1'" breit war, 50 war nur bei schwachem Anspruch mittels des Tnbulus (mit dem Munde ging es gar nicht) ein sehr matter, leicht vergänglicher Ton zu erhalten, der 1 — ly, Stnfe höher lag. — Man kann nun die Apertur der Pfeife in jeder beliebigen Weise decken und dann mit dem Munde die Intonation versuchen. So lange der aus dem Munde krümmende Luf^atrom in seiner Richtung dadurch nicht we- sentlich aufgehalten oder gestört wird, thut dies der Tonbildung keinen Eintrag, nur sind die höchsten Tone dabei nicht zu erhalten. Nimmt man Kork dazu , so wird auch die Intensität des Tons etwas getrübt ( der Too gedämpft). — Die Oeffnung der Lippen steht zu der Weite und Grosse der Schaliritze nicht in^geradem Verhältnis». Für die tiefsten Tone ist jene meist etwas grosser, als diese, für die hohem und hohen Tone ist sie dagegen im Verhältniss kleiner , für die höchsten erweitert sie sich (oder vielmehr die durchstreichende Luft erweitert sie) zuweilen wieder, wofern dieselben nur durch eine grosse Druckgewalt zu erreichen sind. Bei gleichbleibender Inten- sität des Tons steht also die Weite der Mundoffn'ung mit der Schwingnngs- zahl in umgekehrtem Verhältniss. — Von einer Schwingungsknotenbildung war bei dem angewandten Instrumente Nichts zu beobachten, die Töne waren sukzessiv ohne Sprünge sämmtlich erzeugbar. Die nächste Ursache der Tonbildung bei den Kessel pfeifen mit einer Oeffnung ist keine andere, als bei den Pfeifen mit 2 Oeffnungen, d. b. eine durch abwechselnde Verdichtung und Verdünnung sich kreuzender Luft- strahlen bewirkte Ton well enbildung. Dieser Vorgang ist nun au den ein- lochigen Pfeifen noch viel handgreiflicher nachzuweisen , als dei den zwei- lochigen. Da die Luftwellen, zu derselben Oeffnung ausfahren müssen, in welcher sie einfuhren , so ist es klar , dass der gedachte Tonbi^dungsvorgang im oder am Lumen der Pfeifoffnung stattfinden muss. Ebenso leicht ist auch einzusehen , warum der ansprechende Luftstrom in der Regel schief aaf die Kanten der Qeffnung auffallen musste , und nicht senkrecht-, weil sonst keine Durchkreuzung der Luftstrahle^ möglich gewesen wäre. 'Ea lässtsich fer- ner mit Augen beobachten , dass der Luftstrom in der dem einfahrenden ent- gegengesetzten Richtung ausfährt Wir wissen und sehen ferner, dass der einfahrende Luftstrom am vordem Segment des Loches seinen Eingang nimmt, der ausfahrende am hintern oder abstehenden: am deutlichsten ist dieser Vorgang bei trichterförmig naqh innen sich verengender Apertur zu beob- achten. Für die gewöhnliche , die Specialisdima umgehende Anschauungs- weise können wir also uns mit der Annahme begnügen, dass in den einlocbi- gen Pfeifen eine Beugung und Zuruckwerfung der Luftstrablen stattfindet, die allerdings an jeder der verschiedenen Stellen und Theilen des Pfeifenraums eigenthümlich ist, deren Endresultat aber doch ein Austritt der wiedernm gesammelten und neu verdichteten Luftstrahlen unter demselben Winkel ist, unter welchem sie in den Hohlkörper einfielen. Bei diesem Vorgange müssen natürlich die austretenden Strahlen die eintretenden schneiden, es findet dabei ein Wechsel von Verdichtung und Verdünnung der Luft an einer und derselben Stelle statt, wie er zur Erzeiigung von Ton wellen fast nicht geeigneter sein kann. Was die einzelnen Eigenschaften dieser Tone anlangt, so bemerke ich hierüber Folgendes: l) Die Grösse und Fülle des Tons hangt von der Quantität der einge- blasenen Luft ab : der Ton wird daher caeteris paribus bei einem kl« inen Loch kleiner und leerer sein, als bei einem grossen. Offene Pfeifen, durch Mundanspruch zu mtoniren. 2) Die Intensität des Tons wird bedingt dnrch den Orad der Verdichtung, welchen die Luft im Kesselräume der Pfeife erleidet, sowie davon, wie Tief von der einfahrenden Lnft durch die Interferenzen, welche sie durch die ausfahrende erleidet, in tonende Yerdichtungs wellen versetzt wird. De^ höchste Intensitatsgrad eines Pfeiftons wird erreicht, wenn i^e bewegte Lufttheilchen zu Tonwellen verarbeitet werden, also gar keine Luft unbe- nutzt bleibt. Ausserdem geben für eine und dieselbe Pfeife kürzere und ond schneller einander sukzedirende Wellen einen intensivem Ton, als längere mit geringerer Schwingungszahl: die höhern Töne einer Pfeife sind daher auch intensiver, als die tiefern. 3) Die relative Tonhöhe einer Pfeife ist dem Quotient aus dem Durch- messer des Lochs und dem Rauminhalt der Pfeife umgekehrt proportional. Eben so steigt die Tonhöhe mit dem Sinus des Winkels, unter welchem ftich die einfahrenden Luftstrahlen mit den ausfahrenden schneiden. Daher goben caeteris p<»ribus Pfeifen einen tiefern Ton , wenn ihr Loch eine ge- wisse cylindrische Lange hat, als wenn dasselbe in einer sehr dünnen Decke angebracht isL In der Pfeife Pig 90 A ist der Winkel, unter dem sich die ein- nnd ausfahrenden Strahlen schneiden (o;}) kleiner, der Ton also tiefer, als in der Pfeife /?, wo dieser Winkel beträchtlich grösser ist. Weil ferner der Durchschnitt zweier Luftströme von gleicher Starke an ihrer Kreuzungs- stelle grösser ist, wenn der Kreuzungswinkel o gross, als wenn er klein ist, da die Durchschittslinie a6 in Fig D langer ist, als die in C, so leuch- tet ein , dass eine Pfeife mit weitem Loch caeteris paribus einen höhern Ton geben muss, als eine mit engem. Ebenso müssen Pfeifen, deren Loch im Durchschnitt so gestaltet ist, wie Fig. E und F, caet. par. einen hohem Ton geben, als die Pfeife A. Aus meinen Untersuchungen scheint übrigens hervorzugehen, dass ein Pfeifton seine grösste Höhe und Stürke besitzt, wenn unter einem rechten Kreuzungswinkel (von 90^) sammtliches Luft- material zu tonfahigen Yerdichtungs wellen verarbeitet wird, was etwa dann erreicht wird, wenn der Durchmesser der Pfeiföffnung den dritten Theil der Weite und den zweiten Theil der Tiefe der Pfeife betragt Die absolute Tonhöhe der Kesselpfei- fen hangt unter dieseji Umstanden von dem Rauminhalte des Pfeif- körpers oder des Wind- kessels ab und steht zu dessen Quadratwurzel, wie bekannt, in um- gekehrtem Verhältniss. Kleinere Tonstufenab- änderungen schienen in den erwähnten Yersu- suchen von Ungleich- heiten der Locfaränder und ihrer Kanalisation, so wie von dem verschie- denen Anspruchsquantum herzurühren. Es kam besonders etwas darauf an, ob der Luftstrom des Anspruchsrohrs vollständig oder nur zum Theil auf die Lochkante auffiel. ^^ Fig. 90. S16 ' I. Ueber die Lafttöne. 4) Die Stärke und das Timbre der Pfeiftone hängt ausser den bereits er- wähnten Momenten wohl hauptsächlich von der Art und Weise ab , vrie die Tonw^Uen im Kesselräume der Pfeife modificirt werden. Die genauere Analyse dieser Vorgänge übersteigt meine Kräfte: ich vermag darüber höchstens einige Yermuthungen aufzustellen. Sowie in einer gedeckten An- satzrohrpfeife die Schallwelle nicht in einer fortlaufenden , sondern in einer gebrochenen, auf ihren Anfang zurückkehrenden Linie liegt, so lässt sich annehmen , dass in einer Kesselpfeife die Tonwellen eine noch komplicirtere Form und Lage sowohl für sich als gegeneinander annehmen werden , sobald die Oeffnung der Pfeife bedeutend verengt wird. Wenn nun schon in An- satzrohrpfeifen die Deckung die Klangfarbe trübt, so muss dies bei den Kesselpfeifen noch weit mehr stattfinden , da hier die Brechüngsverbaltnisse durch die verschiedenen Deckungsgrade noch sehr vervielfältigt werden. c. Ansatzrohrtone. In den bisher betrachteten Tonwerkzeugen fand keine Konsonanz des pri- mären, im Allgemeinen überall auf demselbem Wege gebildeten Lufttons in einem hinter der Bildungsstelle desselben gelegenen, mit ihr unmittelbar ver- bundenen Hohlkörper statt, welche fähig gewesen wäre, dem gebildeten Tone irgend wesentliche Eigenschaften zu ertheilen , und namentlich durch seine Längendimensionen und Theilungsfähigkeiten der in ihm enthaltenen Luftsäule auf die Länge der zu bildenden Ton wellen einen abstufenden Ein- flnss auszuüben. Jetzt wollen wir uns mit den Tönen beschäftigen, bei wel- chen diese letzteren Bedingungen stattfinden , die also auf Apparaten erzeagt werden, wo die brechende und beugende Kante unmittelbar mit einem Hohl- körper zusammenhängt , dessen Luftsäule . der Länge nach gleichförmig so weit ausgedehnt ist, dass sie durch Aenderungcn des Anspruchs in gleiche Theile zerlegt werden kann. Wir treten jetzt aus dem Gebiete der auf kleine enge Räume komprimirten Primärtöne heraus , um zu Instrumenten überzu- gehen , denen keine solchen Schranken angelegt sind , wo die Tonwelleo sich sowohl bis zur grössten Länge, deren sie überhaupt fähig sind, ausdehnen können , als auch durch Koncentrirung des Primäranspruchs und der Räum- lichkeiten der konsonirenden Luftsäulen auf die äusserste Kürze reducirt zu werden fähig sind. Nach dem bisher beobachteten Gange unserer Unter- suchungen wollen wir die hierher gehörigen Tonapparate in Cy linderpfeifen mit stehender , und solche mit liegender Anspruchskante unterscheiden *). 1. Cylinderpfeifen mit stehender Anspruchskante. Hierher gehört die Pan pfeife, so wie überhaupt alle längeren cylindri- schen Apparate , die an der einen Oeffnung, welche offenbar eine stehende, in sich zurücklaufende Kante darstellt, durch einen mehr oder weniger schräg auf dieselbe auffallenden Luftstrom intonirt werden. Gehen wir hier, um keine Sprünge zu machen , zuerst von unser n Windrohrtönen aus. Wir ^ * *) Sollte übrigens hier Jemand mir vorwerfen, dass die Untersuchung dieser Töne für anthropopbonische Zwecke keinen Nutzen haben könne , dem erwidere ich, dass erstlich in einem noch so wenig Gebauten Gebiete der Wissenschaft auch die Erforschung sch«inbar abgelegener Theile desselben von Nutzen für das Gauss sein muss, 7Aveitens, dass alle diese Instrumente in der Regel mit den Lippen des Men- schen intonirt werden, und schon dadurch diese Untersuchungen in das Grebiet der Anthropopbonik gehören. Üjlinderpfeifen mit stehender Aodprachskante. S17 sahen , dasa diese Tone , wenn sie dadurch erbalten wurden , dass der Tu- buloa senkrecht über eine knrze cylindriscb verlängerte stehende Kante ge- balten angesprochen wurde, sich nicht von den unterschieden, welche durch gleichartigen Anspruch einer liegenden, z.B. durch ein in ein Stück Blech oder Kartenpapier geschnittenes Loch gebildeten Kante erbalten wurden. Nehmen wir nun statt jener kurzwandigen stehenden Kreiskante eine in einen längeren Cylinder ausgezogene , sprechen wir mit dem Tubulus z. B. einen in gleicher Richtung mit ihm gehaltenen offenen Federkiel , dessen engeres Ende der Ausströmnngsoffuung des Tubulus zugekehrt ist, an, so ändert sieb die Sache. Derselbe Tubulus, der früher (s. unter a.) über der liegenden oder stehenden (kurzcylindrischen) Kreiskante die Tonfolge c', g', c^, e^ .. gab, lässt jetzt, wenn er in ähnlicher Weise einen Federkiel von etwas über 3" Länge und ziemlich demselben Kaliber, wie das Anspruchsrohr selbst, anbläst, folgende Tone boren r a* (h*-*) (fis') a* (h*) (dis*) e* und einige andere schwerer zu bestimmende Tone, von welchen a' der beste, lauteste, die eingeklammerten dagegen Windrohrtone waren (s. oben). Das andere Ende des Eliels mit einem weitern Anspruchsrohr (Hornrautfdstück) intonirt gab folgende Tone: a^ a^ e^.., also auch die Adur-Tonart. Die Mitteltone waren auch hier die besten. Nun wurde dieser Kiel, immer noch offen oder ongedeckt, mit dem Munde angeblasen, um eine Yergleichung anzustellen. Am engen Ende ertönten: a^ a^ e"^ a^ cis*^ in normaler Folge; am weiten a* a' e^ a"^, wie vorhin. Ich bemerke hier schon vorläufig, dass sich die Tone durch Modifikationen de^Anspruchs sehr leicht um Y^ ^^^ verschieben, besonders beim Gebraui^Ks Tubulus; ferner« dass diese Untersuchungen dadurch (wenigstens voi^nfang herein) sehr erschwert werden, dass sich die Windrohrtöne mit einmischen und so zusammen eine Tonfolge ergeben, aus welcher man oft eine ganz andere, neue Tonart herauszuhören geneigt ist. Soviel steht aber bereits nach diesen wenigen Versuchen fest, dass hier keine Verschmelzung oder Mixtur von Windrohrtönen und Ansatzrohrtönen stattfindet, das beiderlei Töne bei einiger Uebung genau vom Ohre distinguirt werden können , und nur dann sich miteinander verbinden , wenn beide Rohre aus gleicher Tonart gehen. Doch habe ich eben nicht beobachtet, dass bei und durch diese Verbindung die Töne verstärkt wurden. Ist man in Zweifel, ob man einen Windrohr- oder einen Ansatzrobrton (der bei un- genügendem Anspruch auch in der Regel als sehr dünnes , gleichsam oben schwimmendes und noch keine volle Intonirung der ganzen Luftsäule anzei- gendes Tonfragment erscheint) vor sich hat, so blase man abwechselnd mit und ohne Deckung. Bleibt der dünne Ton bei der Deckung unverändert, so ist er für einen Windrohr- oder blossen Kanten ton anzusehen; wird er dage- gen durch diese Prozedur erheblich in seiner Schwingungszahl geändert, so ist es ein Ansatzrohrton. Eine andere, wie mir scheint, nicht unwichtige Beobachtung ist, dass der Anspruch des ungedeckten Ansatzrohrs nur ge- lingt, wenn das Windrohr, oder was sonst dessen Stelle vertritt, sich konisch verengt, dass also der entsprechende Luftstrom ein konvergirender, sich gegen die anzusprechende Kante verengender, verdichtender sein muss. Nahm ich nändich ein gleichkalibrirtes Rohr zum Anspruch, auch wenn es sonst die richtige Weite hatte, so gelang auf keine Weise ein Ton. Hieraus gebt schon von selbst hervor, dass die Mundlippen bei jedem Anspruch von Pan- pfeifen oder Flöten einen Kanal mit nach aussen konvergironden Wänden bilden müssen. Dagegen ist es für die Erzielung des Tonresultats gleichgültig, tl8 I. üeber die Lafttone. ob man ani^eichkalibrirte Cyünder am engen oder weiten Ende anspricht, wofern nnr der ansprechende Laftstrom sich der Oeffnung akkommodirt Hat der cylindrische Tonkörper, den man anblast, eine den Durchmesser des ansprechenden Lnftstroms merklich überschreitende Weite, so lässt sieb, ebenso wie bei den offenen Kesselpfeifen, darch sukzessives Verengen der Apertur, am bequemsten mittels der Unterlippe, eine entsprechende Minde- rung der Tonhöhe erzielen; z. B. eine Glasröhre von 2'/^". Länge and ziemlich 4"' Weite gab bei mittlerem, angemessenen Anspruch den Tou c', dieser Hess sich jedoch durch sukzessives Decken der Anspruchsröhre bid auf a^ vertiefen ) und durch Ertireiterung auf d^ erhöhen. Freilich wareo jene tiefern Töne matter und der höhere schreiend, also musikalisch no- brauchbar. Auf der sofortigen Ausfindung der zur Erzielung des besten Tons gehörigen Deckung der Aaspruchsöffnung des Instruments mittels der Unterlippe und Einführung eines richtig mensurirten Luftstroms gegen die freie Kante beruht das, was man in der Instrumentalmusik den richtigen, kunstgemässen Ansatz nennt. Die Tonstufen werden bei beiderseits -offenen Cjlinderpfeifen durch deren absolute Lange bestimmt. Auf ihre Weite kommt es dabei nicht an. Der bekannte konvergirend kalibrirte Messing tubulus von ziemlich 6" Lange und durchschnittlich 2 ' " Weite giebt offen angeblasen, ob an der engen oder wei- ten MQndung, ist gleich, genau denselben Grundton, den eine gleichlange, gleichkalibrirte Holzröhre von 5 oder 6'" Weite giebt, nehndich h^ (c^), obwohl letztere Röhre, wenn die Apertur durch die Lippen um Theil gedeckt worde, auch die Töne b*^ a^ und as^ anzugeben fähig ^^ Ebenso verhielt sich das llornmundst&ck , das am weiten Ende , wofenRiur der Anspruch unter einem zur Rohr wand hinlänglich grossen Winkel kam, genau denselben Urundton gab, wie am engen Ende. Selbst ein Sc hm alz 'scher Ohrspiegel (ein beolierförmiger, 1 « 10'" langer, von 12 bis auf 2" trichterartig sich vt«rengender Cylinder), der an der weiten Mündung (1") gar keinen Pfeif- ton mehr hergab , tönte am engen Ende angeblasen nicht anders , als ein Federkiel von gleicher Lange. Durch Konceutration des ansprechenden LoA- Stroms lassen sich auch in den ungleich kalibrirten Röhren im Allgemeinen dioaolht^n Aliquottöne eraeugen, wie in den gleichkalibrirten , nur ist es bei •A\T vn^>n Höhren meistens sehr schwierig, dieselben anders, als in schwa- «hon Andeutungen lu erhalten. Je höher diese Töne und je enger das Lu- mt^ii dor »ohwingenden Lufbiule. destfi dunner und zarter sind dieselben. l>le Ttuie de« aU Ansalzrohr angesprochenen Tubulus und der übrigen frü- her irt'brauohten Apparate unterscheiden sich in ihrer Lage und m ihren aoiuli^tt^n Ki^iteiksehaAen kaum von den Tonen, welche sie angaben,. wenn «W lUa \Vindr\>hr tfViU);irlen: doch sind die Ansalzrohrtöne, wenigstens dann >viueUm)iohor« ab die Wiudn^hriöne« wenn sie durch Blasen gegen das >^^MW^x^K«de ertxMi^l werden, w^ il dann ein dickerer LufUtrom wirken kann. TelHvr da;» leriier>p Verhallen dieser Cyliuderiöne hier ausführlicher lo haudehu >^a(>t' utn^itliWi^^ da meine l'uiersnchungen in dieser Hinsicht Wlohl* N^w^^* )[tvKhrl liaKu. l>ahtY brauehea wir ooa nur auf das NotUdürf- U^Mv SM ^tvaK hrci^nken. Wird v^^* 91,) ge^en die Kante 6 des offenen über- aU ||Wuh>\eiiea INliiuie»* r .*' ein aur^wemg adiief und mit geringer IV^MW^^ a^^AUeuder Lut'bUvvM ^ ge^Msen» »o cneogt dieaer hier darch UviWx Mic^<^ und l%"< Kanal weite ergab sich ein anderes Resultat. Voraus muss ge- schickt werden, dass die eine Fläche des Obturajtors uneben, auf der einen Hälfte zum Theil etwas ausgehöhlt war, doch so, dass der Rand allenthal- ben gleiche Höhe behielt. Mochte nun dieser aus getrockneter Kastanie ge- fertigte Obturator, dessen Kanal ziemlich genau und gleichmässig kalibrirt •) Bei engerem Kwale, z. B, von nur 1" Weite, gelang keine Tonbüdang. Gefasste Loclitone. Anspruch rntttels finef Obtarators. 827 fwar (jedenfalls besser, als die aas Korkholz fabrizirten Obturatoren des vorigen Versuchs), am vordem oder biotem Eude des Cylinders stehen, so entstand ein Ton immer nur dann, ^venn die konkave Flache des Obturators vorlag. Ich schnitt nun die Erhabenheiten weg and ebnete so diese Flache: das Resultat blieb unverändert. Nicht* einmal ein Geräasch entstand, wenn die andere Fläche vorlag. Bei genaaer Untersuchung fand ich doch , dass die tonfahige Mändung des Kanals etwas weniges, aber nor stellenweise, enger war, als die. gegenüberstehende, und daher wohl schon zn den folgenden Versuchen gehört. 2) Nachdem der Kanal des Obturators am einen Ende 1 '/i'") ^^ andern 2'/2 ^i^ ^ " '^^it gemacht worden, und die weitere OefTuung desselben nach aussen, die engere nach innen gerichtet war, so entstand, wenn die offene Mündung der Glasrohre mit vollem Munde ganz schwach ange- blasen warde (stärkerer Anspruch hatte gar keinen Erfolg), ein ähnlicher schwacher Ffeifton von ziemlich gleicher Hohe, wie der vorige. Versuche, beim Einwärtsziehen der Luft einen Ton zu erhalten, schlugen durchaus fehl. Ebenso war, wenn der Obturator umgekehrt wurde, so dass die engere Kanalmündung nach aussen , die weitere nach innen za stehen kam , beim Aasblasen kein Ton möglich , wohl aber beim Einziehen der Lnft. 3) Es wurde nun das Instrument umgekehrt in den Mund genommen, so dass das obturirte Ende sich im Munde befand. War hier das weitere Kanal- ende nach vorn (nach dem Gaumen zu) gerichtet, so entstand ebenfalls zwar nicht beim Ausblasen, wohl aber beim Einziehen der Luft ein Ton, der um eine Stufe tiefer stand, als der vorige, also d^. Soviel ergiebt sich bereits aus diesen und mebrern andern von mir zu diesem Zwecke angestellten Ver- suchen mit Sicherheit , dass efh gleichkalibrirter oder kegelförmiger Obtura- torkanal nur von der einen Mündung aus (letzterer von der engem) tonfähig ist. Ist der Kanal verbältnissmässig eng, so kommt es oft vor, dass der Obturator gar keinen Ton giebt, oder dass er tonunfahig wird, nachdem man eine kleine Veränderung am Kanäle angebracht hat. Schon eine kleine Ausweitung desselben von einer Seite her reicht hin, um die erwähnten Wirkungen der Konicität hervorzubringen. War das engere Kanalende dem Gaumen zugekehrt, so entstand nur beim Ausblasen der Ton. Das Ansatz- rohr schien also in diesem Falle eine Vertiefung von ^ 1 Tonstufe bewirkt zu haben. Denn im erstem Falle fnngirte die Glasröhre nicht als Ansatz- rohr, sondern als Windrohr, weil es vor, nicht hinter dem Schallloche (oder Schallkanale) lag. 4) Wurde derselbe Obturator in eine Röhre gesteckt, die halb so lang war, als die vorige, ohne enger zu sein, so entstand bei sonst gleichen Um- ständen der Ton f ^ also nicht die Oktave, sondern die Tertie des vorigen, welcher Ton sich gleich blieb, mochte das obturirte, oder das freie Ende des Cylinders in den Mund genommen werden Bei sehr kurzen Röhren macht also das An- oder Vorsetzen des Rohrs keinen Unterschied in der Tonhöhe. a) Es wurde nun statt des bisher gebrauchten ein etwas dickerer Obtura- tor genomn^en und in denselben ein Kanal geschnitten, der in der Mitte enger war, als an beiden Enden, so dass der Läogendurchschnitt desselben die Dimensionen der Fig. 95 A. zeigte. Dieser Obturator wurde nun ganz eben- so verwendet und intonirt, wie der Vorige. Es entstand hierin allen Fällen ein Ton (f*''), mochte der Obturator von vorn oder von hinten, mit Aus- blasen oder Einblasen angesprochen werden. Der Ton war freilich nicht 828 I. Ueber die LuHtüne sehr stark und Hess sich auch nicht eonderlich schwellen. Wurde die korze Röhre (des vorigen Versuchs) gebraucht, so war nur ein Ton (eis') möglich, wenn der Obturator am hintern Ende der Röhre sich befand, und zwar auch nur beim Ausblasen: gleichviel natürlich, welche Seite des Obtarators vorlag. 6) Jetzt wurde ein noch dickerer Obturator genommen , in welcheu ein kegelförmiger Kanal geschnitten war, dessen engere Mündung sich wieder etwas erweiterte (letzteres ist jedoch unwesentlich). Siehe den Durchschuitt Fig. 95 B. Hierbei waren die Tonphanomene poch auftauender. Es kam, wenn dieser Obturator an ein 3 — 4 zoUigf s Rohr gesteckt wurde, in jedem der vorer- I ^ — I I ^^m I wähnten Fälle ein Ton zum Vorscbein; aber ' V ^m am vollsten und lautesten, d. h. weit besser, jfiS^ j I H I als die bisher erhaltenen Tone, wurde des- sen Ton, sobald der Anspruchsstroni, mochte '^' er beim Exspiriren oder beim Inspirireo er- zeugt werden, von b nach a ging. Die von a nach ü geblasenen Töne da- gegen waren nur bei leisem Anspruch zu erhalten und liessen sieb nicht schwellen. Zuweilen waren auch bei Vorsatzrohr (Windrohrj durch Verän- derung des Luftanspruchs mehr als Ein Ton möglich (h* d^ e-): es schei- nen sich also auch hier nach Umständen mchl-ere Schwingungsknoteo zu bilden. 7) Bisher befand sich der Obturator stets an dem einen Ende des CyÜD- ders. Wenn der in No. 5 gebrauchte Obturator bei dieser Lage (am hintern Ende) den Ton g'*^ ertönen Hess, so änderte er sich in a*'^ und h'*^, sobald er von der Mündung ab gegen die Mitte des CyliTlders gerückt und dessen Luft- säule dadurch verkürzt worden war. Hierin ist weiter nichts Besonderes. Aliein weiter gegen die Mitte gerückt, wollte die nächste Tonstufe, also c', durchaus nicht ansprechen: es erscholl nur ein Sausen mit Anklang au ein höheres Register. Sobald aber der Obturator etwas weiter, als präsumtiv für c' erforderlich war, d. h, so ziemlich genau in die Mitte desCylinders gerückt worden war, ertonte plötzlich ein ganz neuer, weit höherer Ffeif- ton (fis") von prachtvollem Timbre, welcher, wenn der Obturator noch wei- ter, über die Mitte hinaus, geschoben wurde, sich auf g^, und noch weiter bis a^ erhöhte, aber zi>gleich schwächer und schlechter wurde, und dann beim Weiterschieben bis zum Mundende in gleicher W^eise, nur in umgekehr- ter Tonfolge durch h'-^, a- nach g*^, mit genau demselben Timbre, wie die erstem Töne, zurückging. Ebenso, wenn ein konisch durchbohrter Obtura- tor von nur 2 '" Dicke genommen, und uns Mundende gesteckt wurde, die enge Mündung gegen den Gaumen gerichtet Es ertönte hier der schwache Ton tls^, der «ich, wenn der Obturator allmälig bis fast zur^iitte des Cy- linders vorgeschoben wurde, ebenso aUmälig um 2 Stufen, bis ais'-' erhöhte. Weiter, bis zur Mitte selbst vorgeschoben ertönte die Oktave des Grundions, fis**, wie im vorigen Falle. Derselbe Vorgang mit denselben Tönen wie- derholte sich, wenn der Obturator ans untere Ende gesteckt und allmälig von unten nach oben gegen die Mitte geschoben wurde. Dagegen gelang kein vernehmlicher Ton , wenn ein gleichkalibrirter oder seine Dilatation nach vorn kehrender Obturator in der Mitte des Cylinders atehend ange- blasen wurde. Wurde dagegen die engefe Glasröhre (s. No. 1) mit dem dünnen gleich- Gefasste Lochtone. Anspruch mittels eines Oblurators. tst» kalibrirten Obturalor gebraocfat , so traten ähnliche Phänomene ein , wie bei Anwendung des Obtorators von No. 5 im dickern Cylinder. Die Töne wa- ren nebst ihren Bildungssti;>]len folgende : Knotentöne Gmndtöne fls* y'(ttuileuilicli) a» g*^".t* 9* «• g* /!*• L Tacal a 9^ Die oberen , als Knotentone bezeichneten Töne worden bei stärkerem An- spruch erhalten als die untern. S) Der vorige Versuch gelang nicht , wenn der Obturator in die Mitte eines nur 1 V2" langen Rohrs gebracht wurde; ebenso wenig gab derselbe mit diesem kurzen Rohre einen Ton, wenn er an ein Ende desselben ge- steckt wnrde. 9) Ein Glastrfchter 2" 8'" lang, öden 15'" weit, nach unten sich in ge^ wohnlicher Weise auf P^'" Apertur verengend, wurde in das weitere Ende des Obturators No. 6 gesteckt und dieser Apparat als Windrohr mit vollem Munde angeblasen. Es entstand ein zarter Ton (f), der bei etwas stärkerer Lnftgebung nach a^ übersprang, welcher letztere Ton sich sogar etwas schwellen Hess. Auch d^ Hess sich zuweilen noch hören. Der Ton a*^ war auch beim Einziehen der Lufl mit geringer Intensität erzeugbar. Wurde der Trichter an das engere Ende gesteckt (oder wenigstens luftdicht gehalten), so waren dieselben Töne f^ und-a^ nur beim Ausblasen, nicht aber beim Einbiasen zu erhalten. Ziemlich dieselben Töne waren aber auch beim Ein- blasen zn vernehmen , wenn der Trichter auf das Loch des Obturators No. l oder aof ein in ein 2'" dickes Bret gebohrtes gleicbkalibrirtes' Loch, das etwa gleiche Weite mit der Cylindermundong hatte, gesetzt wurde*). 10) Das Hornmundstuck gab mit einem in seine weite Ocffnung einge- setztem Obturator nur dann einen guten Ton , wenn dessen Schallkanal ke- gelförmig war, und die enge Mündung desselben dem Luftstrome entgegen vorlag, mochte von vorn oder hinten geblasen (in- oder ezspirirt) werden. Siehe Vers. 6. — Wurde es bei gleichbleibender Vorrichtung mit seinem engen Ende in ein weiteres, ziemlich langes Rohr gesteckt und angeblasen, so erniedrigte sich dadurch der anfängliche Ton nicht , wohl aber geschah dies sehr entschieden durch ein ziemlich mit der engen Oeffnung gleich wei- tes Ansatzrobr, auch wenn dasselbe kurz war. So vertiefte ein solches Rohr von 2 V-f " Lauge den Ton um 1 Tertie. 11) Eine zinnene Röhre 3" 5" lang, 6"' weit, am einen Ende deckelför«» mig geschlossen und mit ein<*.m 4 '" laugen und 1 '/^ "' weiten Kanäle verse ben, wurde an diesem verengten Ende mit den Lippen oder mit dem vollen (auch einen Theil des Cylinders umfassenden) Munde angeblasen , und gab so bei schwacher Luftgebung den Ton c'^, der oft mit d'^ abwechselte, und Ton dem Flageoletton iis ^ fast immer begleitet war. Aehnliche Töne erschie- nen, wenn das Instrument umgekehrt durch Einziehen der Luft intonirt *) Bei diesem yon den vorigen wesentlich abweichenden Versuche fitngirte das enge Ende des Trichters als Obtarator, nicht der bisher in dies^ Eigenschaft be- oatzte Körper. 330 I. Ueber die Lufttone. Fig. 96. wurde, nur dasB hier statt jenes d^ vielmehr e^ gehört wurde, und der hohe Flageoletton nur sehr unvollkommen auftrat. Mit vollem Munde vom offenen Ende angeblasen gab das Instrument keinen Ton. Sobald aber die Uppen vor der Apertur desselben etwas (fast wie zum Pfeifen) zugespitzt und so. die Mundoffnung verengt wurde, ertonte bei richtigem Ansatz ein guter, schwellbarer Ton c^, also die Oktave des bei Anspruch der Kanäle erhaltbaren ersten Tons , während die übrigen Tone hier nicht gelin- gen wollten. Von Interesse ist dabei noch , dass dieselben beiden Töne c'^ und c '^ zu Gehör kommen, wenn diese Röhre nach Art der Panpfeifen mit den Lippen intonirt wurde. Dieselbe Erscheinung wiederholte sich am Horn> mundstück^ wenn dessen enge Mündung gedeckt wurde. Derselbe Ton sprach hier an, mochte die obere (weite) Ocffuung desselben mit offenen oder angedrückten Lippen angesprochen werden. 12) Bisher waren die in den angewandten Obturatoren befindlichen Oeff- nungen rund: jetzt versuchte ich spaltförmige. Zuerst machte ich in einen Obtorator von Korkholz (1 %'" dick) einen Spalt von etwa 3'" Lange, beiderseits spitz zulaufend , in der Mitte 1 '" breit, dessen Lumen sich nach der andern Fläche des Obturators zu erweiterte, analog den kegelförmigen Kanalöffnungen. Wie bei letztern, so gelang auch hier nur ein Ton, wenn die engere Spaltöffnung vorlag. Den besten und vollsten Ton gab der Apparat (die 40'" lange Olasröhre) , wenn der Obturator von der Mund- öffnung an bis fast in die Mitte geschoben war, es war der 2. Knotenton fis^ oder g^. Allmälig der Mundöffnung näher gerückt, verschwand erstlich jeder Ton ganz und gar, dann trat sehr schwach a- auf, das bei Höber- rückung as'^ (schon ziemlich klangvoll)» weiter g**^, endlich an der Mün- dung selbst fis*'^ wurde, das als Grundton zu betrachten war. Der Bereich, wo dei5 2. Knotenton gut und stark zu hören war, betrug etwa V«"i und zwar so, dass in der Mittelivgi(»n fis^ und an den beiden Grenzen derselben g*^ zu hören war. Derselbe Vorgang fand in umgekehrter Ordnung in der hintern Hälfte des Cylinders statt, also genau so, wie bei Obturatoren mit cylindrischer Oeffnung. og^ g^o fts* 9* ff • • • a ß* fl«* g* fis* 13) Weiter versuchte ich Obturatoren, deren spaltförmige Oeffnung aus elastischem Material gebildet war. Diese Appjirate bilden den Uebergang einestheils £u den Kesselpfeifen No. 6 , anderntheils zu den zweiüppigen Zungenapparaten, von welchen wir im nächsten Abschnitt reden werden. Sie sind so ziemlich konstruirt, wie diese, d. h. sie bestehen aus einem run- den oder ringförmigen Rahnieir, über den 2 elastische Zungen gezogen sind, die stark gespannt werden und zwischen sieh eine lanzetförmige Oeffnung lassen, also von einander soweit abziehen müssen, dass sie durch den Lufi- anspruch nicht in stehende Schwingungen gerathen. Dieser Rahmen wird in einen Cy linder geschoben, wie die bisherigen Obturatoren, nnd vorn Gefasste Lochtone. Anspruch mittels der Lippenoffhong. S81 oder faiaten angeblasen. Oot ist es, um Tone su erhalten, wenn der vor der Bänderflache des Mundstücks liegende Cylinder sich nach auswärts konisch verengt. Doch kann man auch ein bloss mit Ansatzrohr versehenes Mund- stück mit direktem Mundanspruch intoniren. Jedenfalls ist das Ansatzrohr wesentlicher, als das Windrohr Wenn man ein gläsernes Rohr zu diesem Zweck anwendet, so kann man sich überzeugen, dass die Bänder keine Schwingongen machen , sondern sich nur dilatiren. Der Ton ist scharf, gel- lend und voll; an Bandern von 9 — 10'" Lange erhielt ich den Pfeifton b'2 — c^. Immer ist ein solcher Pfeifton bedeutend, circa 1 Oktave höher, als der entsprechende Zungenton. Durch ein konisch sich verengendes An- satzrohr wird eine Yertiefiing des Tons um Vs — 1 Stufe erzielt ß. Anspruch mittels der Lippen off nung. Hier wird der mit dem tonerregenden Loche versehene Obturator von den Mnndiippen gebildet, welche luftdicht an die Miindung eines, in der Regel beiderseits offenen Cylinders angedruckt werden. Die Lippen nehmen da- bei nicht ganz die Form und Haltung an , wie sie für das gewohnliche Pfei- fen erfordert wird; sie schliessen sich gewohnlich bis auf eine fast vier- eckige oder rautenförmige Oefinung, durch welche die Luft so geblasen wird, dass sie ohne anderweitige Vorrichtuug noch zu keiner Tonbildung Anlass giebt. Am besten eignen sich zu diesen Versuchen Glascjlinder von Vs — 1" Weite, die an der einen Apertur etwas, ähnlich einem Trompetenmundstück, aasgeschweift sind. Das Glas bietet hier besonders den Vortheil , dass man dabei das Verhalten der Lippec und des Lochs ziemlich gut beobachten kann. Bei diesen Versuchen , die zu den schwierigsten gehören , hat man sich da- vor zu hüten , dass man nicht wirkliche auf den Lippen selbst erzeugte Pfeif- töne far solche, die dem Ansatzrohr angehören, anspricht. Um diesen Ir- rungen zu entgehen, mache man daher zuerst Probe- oder Unterscheidungs- versache: man pfeife in Cylinder von verschiedenem Kaliber und Länge bestimmte Lippentöne hinein ^ wobei man — im AUgemeinen wenigstens - finden wird, dass diese Töne unter allen Umständen, wenn auch nicht dem Timbre , so doch der Höhe nach dieselben bleiben , mag das Rohr laög sein oder knrz u. s. w. Dann blase man bei dem -sogleich näher zu beschreiben- den Lippenanspruch, ohne einen bestimmten Ton zu wollen, in Cylinder verschiedener Länge und Weite, und man wird bei genau demselben Ver- halten der Lippen Unterschiede in der Höhe finden, die mit der Lauge des Cylinders genau im £inklange stehen. Ist man so weit gekommen, so ver- gleiche man die Klangfarbe beider Tonklassen, und man wird bald dieselben unterscheiden lernen. Uebrigens muss bei Röhren, deren Anspruchsöffnung 10 — 12 '" weit ist, die Mundöffnung zur Erzielung des mittlem oder Grund- tons so weit gemacht werden, wie sie nimmermehr einen gewöhnlichen Lippenpfeifton erzeugen kann. Wenn man eine 10 — 12"' weite, am Anspruchsende gut abgerundete oder Jippenförmig ausgeschweifte Glasröhre so zwischen die wulstföriuig vorgestülpten 'und eine nicht zu kleine Oeffnung zwischen sich lassenden Lippen schiebt, dass die Prolabia jene Miindung der Röhre genau an- schliessend und sich zum Theil darüber wegstulpend umfassen, und man nun in den Cylinderraum einen massig starken, aber in der Mundhöhle durch keinen besondern Mechanismus komprimirten LufTstrom giebt (die Zange bleibt zurückgezogen und auf dem Grunde der Mundhöhle lirgen), so 382 I. Ueber die Lufüöne. wird derselbe, sobald man den rechten Ansatz gefunden hat, einen ziemlich grossen, vollen , klangreichen und schwollbaren Ton hören lassen. Die Oeff- nang des Mundes, die mau im Spiegel, wenn der Cylinder nicht zu lang ist, ganz gut betrachten kann, hat die (• estalt eines liegenden Rhombus oder verzogenen Trapezes, kann jedoch auch so ziemlich lanzetfurmig oder stimmspaltartig sein. Ein Cylinder von 6" Länge und 1" Weite gab als beste Töne c' und d^; e^ war auch, obwohl weit matter und unsicher, zu er- reichen , wenn die Mundöffnung etwas grösser gemacht wurde. Desgleichen Hess sich durch Verengung der Mundöfifnung der Ton allmälig bis auf a*'^ vertiefen. Diese Töne stimmen , wie wir schon hier bemerken wollen , ihrer Höhe und auch so ziemlich ihrem Klange nach mit den überein, die durch schrägen Pfeifanspruch auf die mehr oder weniger ofifene Glasröhre erhal- ten vNurden, werden also nicht zwischen den Lippen selbst gebildet, sind also auch keineXippen-, sondern Cylinder - Pfeiftöne. Wenn man statt des längeren einen kürzeren Cylinder nimmt,' so wird der Ton caeteris paribus erhöbt. Ist seine Länge nur noch das Doppelte «einer Weite oder noch geringer, so giebt er keinen Ton mehr an. Sonst hat die Weite des Cylinders keinen erheblichen Einfiuss auf die Tonstufe. AJles wie bei den Cylinderpfeifen , wenn sie durch schrägen Kantenanspruch intonirt werden. Was aber letztern Apparaten abgebt, es können bei unserem anschliessen- den Lippenanspruch die Grundtöne auch durch Einziehen der Luft, frei- lich mit viel schwächerem Timbre (da ihre Konsonanz in der Mundhöhle stattfindet) erhalten werden. Gewöhnlich ist der Einblaston '/^ — '/i Stuf« höber, als der Ausblaston. Sobald die Länge des Rohrs 1 Fuss überstieg, war kein Einblaston mehr möglich. Bis jetzt haben wir zwei den Ton abstufende Mittel bei ^diesen Apparaten kennen gelernt, die Veränderungen der Weite der Mundöffnung, und die der Länge des Ansatzrohrs. Die Weite des Ansatzrohrs hat bei gleichblei- bendem Kaliber auch einen, ob,wohl verhältnissmä«s:g geringen Einfluss auf die Tonhöhe. Weitere Röhren geben zwar caeteris paribus einen liefern Gruudton, als engere. Doch steht dieser Unterschied nicht in geradem Ver- hältniss zur Anspruchsweite des Rohrs , sondern beträgt jedenfalls weniger, wenn es sich auch wohl kaum durch eine mathematische Formel bestimmen Tassen dürfte. Bei einer engern Anspruchsöffnung des Cylinders kann ferner die Mundöffnung nicht in dem Maasse erweitert, also auch der Grandton nicht so hoch getrieben werden , als bei weiteren Röhren. Immerhin giebt jedoch dieser Umstand einen Unterschied der gegenwärtigen Töne von den sub c. erörterten Ansatzrohrtönen ab. Ausserdem wird der X^n darch thcil- weise Deckung der abstehenden Oeffuung des Cylinders vertieft: komplete Deckung ist natürlich hier gar nicht anwendbar: ebenso wird der Ton durch Konvergenz der Wandungen des Cylinders vertieft. So giebt z. B. das Horn- raundstück einen eine kleine Tertie tiefern Ton, als eine gleich lange Glasröhre von gleichbleibendem Kaliber, und der Schmalz'sche Ohrspiegel ," ob- gleich 9'" kürzer, als das Hornmundstück, einen 1 bis i'/s Stufen tiefern Ton, als letzteres. Umgekehrt wird der Ton durch Divergenz derRohrw^an- dung erhöht, und findet hier sogar der auffallende Umstand statt, dass der Ton eines gleich kallbrirten Cylinders von massiger Länge erhöht wird, wenn an denselben eine divergirende Verlängerung angesetzt wird. So giebt Fig. 97 die Röhre ab für sich eitlen um eine volle Stufe tiefern Ton, als die Köhre Fig. 97 Gefasste Locbtone. Ansprach mittels Lippen Öffnung and Obtaratore. abcj obwohl dieae ein beträchtliches Stück länger ist, also ohne die in ef vorhandene Ausweitung einen weit tiefern Ton geben wurde. Aber auch Knotentöne lassen sich durch Modifikation des Mundanspruchs erhal- ten. Hierzu ist es nöthig, dass der Cy linder mindestens flf 6 Mal länger, als weit ist, und dass seine Weite nicht über 5 — 6'" betrage. Ein Glascylinder von 32"' Länge und 5'" Weite gab den Grundton g^ — a*, boi koncen- trirterem Anspruch mit etwas mehr verengter Lippenöff- nung a-'; einer von 3'/^'" Weite und 29 '" Länge gab den Grundton b^, und den Flageolet- oder 2. Knotenton h\ Es gehört aber viel Uebung dazu, auf so kleinen Instru- menten Flageolettöne zu erhalten In der Regel liegt der 2. Knotenton etwas mehr als l Oktave höher ^ als der f erste, was aber nur durch den zufälligen Lippenansatz bedingt sein mag. Ferner versuchte ich auch komplicir- tere Apparate, z. B. einen gewöhnlichen hölzernen Bier- hahn , nach Ansziehung des senkrechten Theils desselben. Als Mundloch bediente ich mich der obern Apertur des kurzen senkrechten Kanals, die untere hielt ich zu, so dass der Ton sich grossentbeils im längern horizontalen, engem , doch ziemlich ^eich kalibrirten Cylinder bilden musste. Es erschienen hier durch Modifikation des Mund- aosprachs 3 Töne, h^, d^ und a^ von ziemlich angenehmem Timbre, wenn auch keiner grossen Intensität. Durch partielle Deckung der seitlichen Mün- dung liessen sich diese Töne etwas vertiefen. y. Ansprach mittels Lippenöffnung und Obturators. Jetzt wurde bei Mundlippenanspruch die gleichzeitige Einwirkung durch- bohrter Obturatoren geprüft. Hierzu nahm ich zuerbt eine oben etwas aus- gesehweifte Glafiröhre von 2 " 7 " Länge und 8 '" Weite. Sie gab mit dem bekannten Mundanspruch den Grundton e^ - fis^. Wurde in das obere Ende, das für gewöhnlich, (der Ausweitung der Kante wegen) zum Mundansatz diente, ein Obturator von etwa 2 "' Dicke gesetzt, der mit einem gleichkali- brirten Kanäle von 1 V2'" Weite durchbohrt war, so dass derselbe so ziem- lich an die angesetzten Lippen stiess, und der Kanal die Fortsetzung der Mundoffnang bildete, so erschien so ziemlich derselbe Ton, wie ohne Ob- turator. Wurde nun der Obturator allmälig herabgeriickt, bis ans entgegen- gesetzte Ende des Cylinders, so fiel der Ton allmälig bis a\ wurde aber auch in gleichem Verhältniss schwächer, d. h. er konnte nur bei schwachem Luftdruck erhalten werden. Wurde dagegen bei dieser Stellung des Obtura> tors der Luftdruck verstärkt, so sprang der Ton auf fis ^, also auf die Ok- tave des Grundtons mit 2 Knotenflächen. Dieselben Töne, bis auf letztere, waren auch , obwohl mit matterem Timbre , beim Einziehen der Luft zu er- halten. Der 2. Knotenton fis^ war, und zwar noch lauter als unten, auch oben zu erhalten. Bei Y4 Abstand von der Mundöffnung war der 1. Ton noch f^, der 2. cis^, also nur die Quinte, nicht die Oktave. Zwischen dieser Lage des Obturators und der am untern Ende, wo wieder fis ^ eintrat , waren nur klanglose Andeutungen an Knotentöne zu erhalten, die zwischen cis^ and fis ^ lagen. Uebrigeus ist es wohl kaum nöthig , zu bemerken , dass jene beiden Töne fia^ und fis^ auch beim Panpfeifeaanspruch erhalten wurden. SS4 !• Ueber die Lufttone. (Bei dem schon erwähnten 3 y^ " l&ngen und 5 '" weiten zinnernen Cylloder, dessen am Ende befindlicher Obturatorkanal 4 '" lang, gleichkalibrirt und etwa r%'" weit war, war unter gleichen Verhältnissen nur der 2. Knoten- zu erhalten.) Der Obturatorkanal wurde nun trichterförmig ausgeschnitten, so dass die eine Mündung desselben 3 ^/^ "* weit wurde , die andere ihre vo- rige Weite behielt, und so in das hintere Ende des Cy linders gesteckt, dass die engere Mündung nach unten sah. Statt des vorhin erhidtenen Tons a' erschien jetzt unter gleichen Verhältnissen der Ton c ^ oder b * , es wurde also eine Vertiefung von nuj 3 — 4 Stufen bewirkt, auch war dieser Ton sehr schwach und klanglos. Er wurde aber weit besser und heller, wenn die Luft einge- zogen wurde. In diesem Falle war gewöhnlich der Ton l Terz hoher, nur zuweilen blieb derselbe Ton, oder es erschien der tiefere Ton h'— b'. Wurde der Obturator der Mundoffnung naher gerückt (bis auf l"), so er- höhte sich der Ton auf d^, der schon etwas besser klang; noch höher wurde er dis^ und endlich e^, wie oben. Der bei dieser hohen Stellung des Obto- rators durch stärkern Anspruch erhaltene Knotenton war gewöhnlich eine None höher, als der Grundton; die Oktave erschien, wenn der Obtorator etwas abgerückt wurde, sowohl beim Aus- als Einblasen. Die Quinte des Grundtons (bei ^f^" Abstand des Obturators vom Mundende) gelang hier besser beim Einziehen def Luft; die Oktave des Grundtons bei tiefstem Stande des Obturators dagegen besser beim Ausblasen. Wurde nan dieser Obturator umgekehrt, so dass die engere Mündung nach vorn (nach der Mundöffnung) gerichtet war, so erschienen bei sonst gleichen Verhältnissen dieselben Töne, nur dass dieselben jetzt beim Ausblasen ungleich besser ge- langen, als beim Einblasen, wobei es fast unmöglich war, einen Ton zu er- halten. Bei sehr hoher Stellung des Obturators waren die erhaltenen Grand- töne in der Regel mit höhern Knotentönen begleitet, welche natürlich rein und laut zum Vorschein kamen , wenn der Anspruch in genügendem Grade verstärkt wurde. Am besten gelang der 2. Knotenton, der hier genau 1 Ok- tave höher lag, als der Grundton. Die den mittlem Ständen des Obturators angehörigen Flageolettöne konnten dagegen nur. mit vollem Mnndansproch erhalten werden. S. oben. Sowohl bei gleich - als ungleichkaiibrirtem Obto- rator wurde, wie erwähnt, bei Hinterstande desselben, derselbe Flageolet- ton erhalten, wie bei Vorderstande. Wurde nun der Obturator von diesem untern Cylinderende aus ein Stück (etwa '/^ der Länge) aufwärts geschoben, und die richtige Lippenstellung getroffen , so ertönte ein noch höherer Fla- geoletton ( g ^) , aber schwach und schwierig. Bei noch vermehrter Aufwirts- rückung konnte ich (in einem Falle) keinen klingenden Ton mehr erhalten. Wurde endlich ein Obturator genommen, dessen Kanal nach beiden Richtungen sich erweiterte , so blieben die Verhältnisse so ziemlich diesel- ben. Stand der Obturator vorn, der Mundöffnung möglichst nahe, so er- schien bei gewöhnlichem Anspruch f*, welcher Ton bei koncentrirterem Anspruch auf g', also um eine None sprang; in die Mitte herabgedrückt fiel der Ton auf es^, also nur um eine Stufe (zuweilen erschien aber auch des^); bis an die untere Oeffnung des Cylinders gerückt fiel der Ton dagegen bis auf b^ — as^ so dass also die Vertiefung in der zweiten Hälfte des Cylinders 2Vs — 3 mal mehr betrug, als in der ersten. Wurde der Obturator um ','4 der Cylinderlänge vom Munde entfernt, so blieb (wie schon erwähnt) der Grundton f *', aber als Flageoletton erschien c*^, also nur die Quinte, nicht die Oktave. Bei tieferer Stellang des Obturators waren bei diesem Mundan- Gefaaste Locbtone. Anspruch mittels Lippenoffnung und Obtarators. SS5 sprach keine Flageolettone mehr möglich , wohl aber , wenn das Instrument mit vollem Munde angeblasen wurde. Stand der Obturator in der Mitte des Cylindera, so ertonte dann, wie wir oben sahen, der Flageoletton f , ohne dass bei dieser Anspruchs weise der Ton des tiefern Registers möglich war, welcher aber ganz gut bei verengtem Mundanspruch erhahen wurde, und sich als e^ — es- herausstellte, also eine None tiefer lag. Auch hier war bei Tief- oder Hiuterstellung der Obturators derselbe Flageoletton zu erhalten, wie bei Hochstellung, der also eine Oktave und eine Sexte hoher lag, als der Ton des ersten Registers ; ebenso wie ein V^ — 1 Stufe höherer Flageolet- ton, wenn der Obturator Vj^^ bis V» der Cylinderlange aufwärts gerückt wurde. Ausser dieseti vier Flageolettonen waren mir mit dem in Rede ste- henden Windanspruch bei Vorhandensein eines Obturators keine weiteten zu erhalten möglich. Ich nahm nun einen etwas längern, aber engern Cy linder, von 3'M'" Lange und 5' ' Weite, und setzte in denselben einen Obturator, der dem vorhin gebrauch- ten ähnlich war, nur ein verhältnissmässig grosseres Lumen besass. Die obere Apertur dieaes Cyliuders war noch mehr trompetenartig ausgeschweift, als die der vorigen. Ich suchte hier zuerst das Verhältniss der bei vollem Mundanspruch erhaltenen Tone zu den mit verengtem Munde erhaltenen zu erforschen. Mit ver- engtem Munde und vom stehendem Obturator erschien der Ton es^ — e*. Schob ich nun allmäligdas Mundstück des Cylinders über die Wülste, die die überragen- den Lfppen bildeten, hinweg, bis es endlich im vollen Munde stand, so stieg der Ton durch alle Zwischenstufen hindurch bis g^,^wurde aber ebenso all- mälig schwächer. Durch stärkeren Anspruch bei verengten Lippen entstand der Knotenton f ^ — fis', durch noch stärkeren h', als dritter Knotenton. Mit vollem Mundanspruch war bei gleichbleibender Lage des Obturators der zweite Knotenton, eine None höher liegend, nur undeutlich zu erhal- ten; weit besser, wenn der Obturator in der Mitte des Cylinders stand, s. oben. Wurde bei verengtem Mundanspruch der Cylinder bei tieferem Stande des Obturators angeblasen , so fielen die Phänomene etwas anders aus , als bei dem vorher gebrauchten weiterem Cylinder. Stand hier der Obturator in der Mitte , so blieb der Grund toa derselbe, e^, der zweite Aiiquotton ge- nau eine Oktave höher; der dritte Aiiquotton war as^. Tiefer, V4 der Länge vom hintern Ende abstehend, waren zwei Grundtöne möglich, es^, und des^, der zweite Knotenton lautete fis', der dritte h^, wie wenn der Obturator vorn stand. Stand der Obturator endlich am hintern Ende des Cylinders, so war der Grundton c* — d-, der Aliquotton e^. Also lagen die Töne im Cy- linder folgendermaassen: 3. Knotenton 2. Knotenton Grundton / A* m' h ßn* e» es* /!«» e > \ e" — e«* e* — es* e' — es* es* — des* d* — c* Mit spaltformiger Oeffnung versehene Obturatoren gaben im Allgemei- nen dasselbe Resultat, wie Obturatoren mit cylindrischer Oeffnung. 5. Anspruch mittels zwei oder drei Obturatoren. Weiter machte ich den^ -Versuch , die Mundlippenöffnung durch einen zweiten Obturator nachzuahmen. Es fanden dabei folgende Erscheinungen SS6 I* Ueber die Lufttooe. Bta\L Warde in die vordere und hintere Mündung der zuletzt gebraacbten Glasrohre ein Obtarator von etwa 2"* Dicke und ziemlich gleichkalibrirteni Kanäle von gleichfalls 2" Weite gesteckt, und dieser Apparat mit vollem Munde augeblasen, so erschien der Grundton e^, bei stärkerem Anspruch der Knotenton fis^ Durch weiteres Yorwartsschieben des untern Obtura- tors erhöhte sich der Gruudton (bei abnehoiender Intensität) alimälig bis auf fifl^, aber nicht weiter, auch wenn die gegenseitige Annäherung bis auf 7'" getrieben wurde. Der Knotenton erhöhte sich jedoch niemals. StandeD dagegen beide Obturatoren mehr in der Mitte, so war bei gegenseitiger An- näherung derselben eine weitere Tonerhohung bis auf h^ — ermöglich. Waren sie in der J^itte des Cy linders bis auf 2' ' genähert, so ertonte ein sehr in- tensiver Knotenton f **, ebenso wie bei einfachem Obturator. Worden sie aber einander bis zur BeriJhrung genähert, so verstummte dieser Ton plötz- lich. — Ich versuchte nun die dickere, kürzere Glasrohre. Wenn beide Obturatoren derselben eine Dicke von etwa 4"' hatten, so gelang nur dann ein Ton (f^), wenn sie einander bis auf 4 — 5" nahe geruckt waren und sich in der untern Hälfte des Cylinders befanden, doch so, dass der untere noch 3 — 4'" von der untern Cylinderoffnung entfernt stand. War dagegen der vordere Obturator nur I '/j" dick und sein I^och oben enger, als nnien, so ergaben sich folgende Verhältnisse. Stand der dickere Obturator in der Mitte, und der dünnere etwa 4 — 5" vom Mundende des Cylinders entfernt, so dass zwischen beiden ein 6 — 7"' langer freier Raum blieb, so tonte der Ton b^, der auch noch blieb, wenn der vordere Obturator bei unveränderter Lage des zweiten diesem auf 4 — 5 " genähert wurde. Sobald er aber nur noch 1'" tiefer geruckt wurde, sprang der Ton sofort in f ^ um, das sich bei noch stärkerer Herabschiebung (bis auf 3'" Abstand vom zweiten Obtura- tor) auf fis^ und bei stärkerem Blasen auf a^ erhöhte. Bei noch engerem Zusammenschieben fand keine Tonbildung mehr Statt Standen diese beiden Obturatoren, wie die beiden Torigen, so entstand derselbe Ton, f. Ebenso, aber noch stärker, wenn der Obturator von Nr. 5 im ersten Viertel, der dünnere in der Mitte stand, bei */./' Abstand von einauder; oder wenn die- selben Obturatoren in der untern Hälfte des Cylinders in oben angegebener Weise (bei 3'" Abstand) angebracht waren. Drehte ich das Instrument um, so dass das hintere Ende des Cylinders in den Mund genommen warde, so erklang derselbe Ton, aber schwächer. Auch blieb es sich hier gleich, ob bei beiden Anspruchsrichtungen der dünnere Obturator vorn oder hinten stand. Nahm ich zwei Obturatoren von gleicher, geringerer Dicke (2'"), deren Locher so ziemlich gleich gebohrt waren, so konnte die Stellung derselben im Cylinder eine beliebigere sein. In einem Falle, wo beide etwa 5 — 6 ' von einander abstanden, ergab sich bei schwachem Blasen der Ton h', bei stärkerem dessen Quinte fis^. Bei 3Va"' Abstand, wenn beide in ziemlicher Nähe der vordem Mündung standen, war nur der Ton f zu erhalten, wel- cher bei Umkehr ung des Instruments nur unvollkommen auftrat, sofort aber wieder gut ansprach , wenn bei dieser Lage die Iiuft eingebogen wurde. In einem andern Falle, wo des vorderh Obturators Kanal nach vorn au etwas dilatirt war, dieser ziemlich in der Mitte und vom hintern 5" ab stand, tonten bei seh wachem Blasen a^, bei stärkerem die Oktave a', ziemlich klangvoll. Wurde dieser vordere Obturator dem hintern etwa l'" näher ge- rückt, so änderte sich der erstere Ton in h'^, während der zweite Knoten- 6efa9ste Lochtone. Ampruch mitreis zwei oder drei Obturatoren. 887 ton a^ blieb, also eine Septime vom ersten entfernt lag. Und so wurden durch fernere Modifikation der gegenseitigen Obturatorstellung noch ver- schiedene, doch im Allgemeinen den angeführten analoge Resultate er- halten, z. B. die Tone e^ und' a?, wenn beide Obturatoren in der vor- dem Hälfte 4" von einander standen^ und das Loch des vordem iiach vorn dilatirt war. Wurden 2 Obturatoren (von i V2'" Dicke) mit spaltförmigen Oeffnungen angewandt, so fanden folgende Phänomene Statt. Wenn an der vordem und hintern Oeffnung ein solcher Obturator stand, 80 wurde der Ton (durch den zweiten) um eine kleine Tertie tiefer: d. b. nach Herausnahme des einen (vordem oder hintern) Obturators fiel der Grundton fis'^ auf dis<^. Dabei war es gleichgültig, ob die beiden Spalten einander parallel gegenüberstanden, oder ob sie sich kreuzten. Wurde der vordere Obturator allmälig bis in die Mitte gerückt, so stieg der Ton ebenso allmälig wieder bis auf fis^. Weites Herabschieben desselben Obtu- rators bewirkte keine weitere Erhöhung, wohl aber ein starkes Undeutlich- werden des gedachten Tones. Wurden beide Obturatoren in die Mitte ge- schoben, so dass zwischen beiden noch ein Zwischenraum von ety^a 1"' blieb, so ertonte der Knotenton e^ — f^, welcher Ton noch blieb, und zwar ziemlich klangvoll, wenn beide Obturatoren bis zur Berührung ge- bracht wurden. In diesem Falle verhielt es sich also anders, als bei den vo- rigen Versuchen, wo bei gleichen Verhältnissen der Ton verstummte. Stand der eine in der Mitte, der andere vorn, so erschien wieder fis* — g*, wel- cher Ton ebenfaUs blieb , wenn der hintere dem vordem allmälig immer mehr genähert wurde, bis beide etwa l — 2' von einander standen, wo der Ton f '-^ wurde , welcher auch blieb , wenn beide Obturat-oren sich hier (am vordem Ende) völlig berührten. Standen beide Obturatoren im mittlem Dritttheil des Cylinders, und wurden sie hier allmälig einander bis auf etwa 4"' genähert, so stieg der Ton von fis"^ bis auf h*. Bei noch engerer An- näherung erschien der Knotenton, s. oben. Wurde diesen Obturatoren noch ein dritter hinzugefügt, so war gleich- falls Tonbildung möglich, die gegenseitigen Abstände betrugen 3 und A'", Doch waren die hier erhaltenen Töne minder rein und klangvoll, als die vorigen. Die Oktavenbildung wollte hier anfangs nicht gelingen: in einem Fnlle erschien bei stärkerem Anspruch die Sexte des Grundtons, welcher SL^ war. Später erhielt ich jedoch auch die* Oktave ziemlich rein. Auch hier .war es für die Ton-* oder vielmehr Klangbildung von Vortheil, wenn ein nach vorn etwas dilätirter Obturator vorlag.' Endlich -wurde noch versucht, den dritten Obturatur durch die verengte \f undoflfnung zu ersetzen. Bei der Vorrichtung, wo beide Obturatoren (von 2 " Dicke) in der vordem Hälfte des Cylinders i." von einander entfernt standen und die Töne e** und a^ gaben, erschien, wenn der Anspruch nicht nait vollem, sondern mit verengtem Munde stattfand, der Ton e'^, also ge- nau eine Oktave tiefer als vorher. Die Mundöffnang stand hier auch etwa 4 " vom vordem Obturator ab. Bei tieferer Stellung der Obturatoren (ziem- lich im Mittelraume des Cylinders) erklangen mit vollem Mundanspruch die Tone h^ und g^, mit verengtem h*. Würden sie noch tiefer (in die untere Hälfte des Cylinders) gerückt, so erschien bei vollem Mundanspruch je nach der Stärke der Luftgebung a*^, d^ und fis^, bei verengtem Munde b* oder a', also stets die Unteroktave des respektiven Grundtons. Uebrigens 22 S|8 I* lieber die Lnfittone. bemerken wir hierbei kaum einen Unterschied von den Phänomenen, welche bei Anweodung des einzelnen Obturators bei sonst gleichen Vorhalt- nissen beobachtet wurden. Man sieht, dass diese Versuche sich wiederum den bereits ft*üher betrach- teten (B. Nr. 5) anschliessen , dass wir es also hier oicht mehr mit rcioen Cylindertoneh, sondern auch mit Windkesscltonen zu thun haben. Aber es sind Windkesseltone in Cylinder gefasst und gehorchen daher, wie eine einfache Vergleich ung dieser Versuche mit den frühern .zeigt, andern Ge- setzen, als die einfachen oder isolirten Windkesseltöne. Diese Gesetze, sowie die der gefassten Lochtone überhaupt, müssen wir jetzt näher untersuchen. Theorie der gefassten Lochtone. Die einer zu konstruirenden Theorie der gefassten Loch tone zu Grunde lie- genden Elemente lassen sich den vorstehenden Versuchen zufolge etwa in folgender Weise zusammenfassen. 1) Die gefassten Loehtöne stimmen mit den Cylinderpfeiftonen (zunächst mit den gedackten) darin überein, dass ihre Schwingungszahl Yon der Länge der tonenden Luftsäule bestimmt wird, dass also der Ton durch Verkürzen des Cylinders erhobt, durch Verlängern desselben vertieft wird; ferner, dass Konvergenz des Cylinders den Ton vertieft, Divergenz ihn erhöht, dass koncentrirterer Anspruch Knotentone erzeugt, die ge wohnlich eine Oktave höher liegen u. s. w. 2) Im Allgemeinen ist es für den Tonwerth der in Rede stehenden Schall- Phänomene gleich, ob die konsonirende, die Schwingungszahl bestimmende Luftsäule vor oder hinter dem mit dem Loche od^r Kanäle versehenen Obto- rator oder dessen Stellvertreter liegt, ob also der Cylinder als Wind- oder als Ansatzrohr fungirt. 3) Ein an dem einen Ende obturirter Cylinder giebt, wenn or am entge- gengesetzten Ende mit vollem Munde angeblasen wird, nur dann einen Ton, sobald der Obturatorkanal konisch ist und dessen engere Mündung dem Luftstrome zugekehrt liegt, oder auch, wenn dieser Kanal in der Mitte enger ist und nach beiden Ausgängen zu sicli erweitert. Befindet sich dage- gen der Obturator am vordem Ende des Cylinders, das in den Mund ge- nommen wird, so gelingt auch bei gleichkalibrirtem Kanäle ein deutlicher, reiner, obwohl ziemlich schwacher Ton. 4) Dieser Ton, der als Grundton anzusehen ist, wird bei Gegenwart eines einzigen Obturators als tonbildenden Elements um einige Stufen er- höht, wenn er von der (vordem oder hintern) Mündung des Cylinders ab gegen die Mitte desselben hingeschoben wird, wobei er sein Timbre nicht verändert. Sobald der Obturator aber gerade in der Mitte steht, entsteht die Oktave des Grundtons mit anderem', besserem, klangvollerem Timbre. 5) Um diesen Knotenton zu erzeugen, darf der Cylinder nicht zukun sein , d. h. seine Länge darf nicht unter das 4 - 5fache der Länge des Ob- turators sinken. 6) Die Stelle des in den Cylinder geschobenen Obturators kann vertre- ten werden: a) dadurch, dass ein anfangs weiter Cylinder, der sich stark konvergirend in einen weit engern Cylinder verlängert, mit diesem engern Ende in einen andern kurzen Cylinder von weiterem Kaliber gesteckt und an der weiten Mündung mit vollem Munde angeblasen wird; b) dadurch, Theorie der gefas8ten Locbtone. daas der Cylinder an dem einen Ende mit verengtem Monde angeblaaen wird, wobei die bis aof einen kurzen Kanal, der enger ist als das Cjlinder- lumen, geschlossenen Lippen des Mnndes den Obturator reprasentiren. Die Phänomene sind bei dieser Methode im Allgemeinen dieselben, wie beim künstlichen Obturator, nur dass die Tone nicht die Modifikationen erleiden können, welche die Verschiebungen des letztern gestatten. 7) Sobald aber neben dem Anspruch mit verengerter Mundoffnung noch ein kanstlicher mehr oder weniger von ersterer abstehender Obturator in Wirksam- keit tritt, da lassen sicheinige neae Phänomene wahrnehmen. Durch allmäliges Abrücken des Obturators vom Mundende wird hier der Ton nicht erhobt, wie bei Nr. 4, sondern vertieft, und zwar lässt sich dieser Prozess bis zum hintern Ende des Cylinders fortsetzen. Die Knotentöne (Oktave des Grundtons) erscheinen hier minder gut bei Stellung des Obturators in der Mi«te (Nr. 4), als wenn er am (vordem oder hintern) Ende sich befindet. Ausserdem war hier noch bei dickern Cylindern bei V4 Cylinderlänge be- tragendem Abstand des Obturators vom vordem Ende die Quinte des Grundtons, so wie bei i/^ Abstand vom hintern Ende die None oder De- eime des Gruadtons zu erhalten. S) Befinden sich zwei Obturatoren im Cylinder, so sind durch Anblasen des einen Endes desselben (mit vollem Munde) je nach der Beschaffenheit der Obturatoren entweder dann Töne zu erhalten , wenn der Obturator an oder in der Nähe der vordem, der andere an der hintern Mundung steht, oder nur dann, wenn der eine in oder in der Nähe der Mitte, der andere zwischen dieser Stelle and dem einen oder andern Ausgang des Cylinders steht. Bei einem Cylinder von 2V9 — 3" Länge kann dieser Abstand beider Obturato- ren Yon einander 3 — 1" betragen. Die Dicke (Länge) der Obturatoren hat einigen Einfiuss auf die Stellung, welche dieselben im Cylinder (gleichviel ob in der vordem oder hintern Hälfte desselben) einnehmen müssen, damit die Tonbildung überhaupt stattfinde. Im Allgemeinen liegen die hier zu er- haltenden Grundtöne einige Stufen höher, als bei Anwendung nur eines Obturators. Der Ton erhöht sich durch Verkürzung des gegenseitigen Ab- stands beider Obturatoren, wenigstens der Grundton. Durch Koncentrirung des Anspruchs sind Knotentöne zu erhalten, die in der Regel in der Oktave des Grundtons, zuweilen aber auch nur eine Quinte, Sexte oder Septime, hoher liegen als der Letztere. Stehen beide Obturatoren völlig zusammenge- schoben in der Mitte des Cylinders, so hört alle Tonbildung auf; nur wenn die Oeffhnngen derselben spaltförmig sind, gelingt hier ein Ton. 9) Zufügong eines dritten Obturators ändert die akustischen Verhältnisse, wie sie bei zwei Obtumtoren stattfinden, im Wesentlichen nicht ab. Ebenso sind die Phänomene, welche bei zwei Obturatoren und Anspruch mit ver- engter Lippenöffnung stattfinden, nicht wesentlich abweichend von den die bei gleichem Anspruch mit nur einem Obturator erhallen wurden. Nachdem vnr so die wesentlichen Elemente der Bildung der gefassten Locbtone vorgeführt haben, werden wir uns vor der Hand wenigstens fol- gende Fragen zur Beantwortung vorlegen müssen : 1) Wo findet die Bildung dieser Töne statt? 2) Wodurch wird ihre Schwingungszahl, so wie ihre übrigen wesentlichen Eigenschatten bestimmt? 3) Warum erzeugen scheinbar dieselben Momente in den einen Fällen Erhöhung, in den andern Vertiefung des Tons? 22» S40 I. Ueber die Lufttone. Die Bildung der gefsissten Lochtone findet, wo Apparate mit nur einem Obturator mit vollem Munde intonirt werden, oder bei den auf offenen Cy- lindern durch verengten Mnndanspruch erhaltenen Tonen, im Loche oder Kanäle des Obturators oder Mundes selbst statt. Wir haben hier einen Windkessel oder ein Windrohr, und ein unmittelbar oder ohne Unter- brechung daran stossendes Ansatzrohr, deren Lumen an der Verbindungs- stelle durch den eingeschobenen , mit dem Loche oder Kanäle verseheneu Obturator oder die dessen Stelle vertretenden bis auf eine verhältnissiuäs- sig enge Oeffnung kontrahirten Mundlippen eingeengt wird. Den Wind- kessel stellt die Mundhohle vor; in den Fällen, wo der Obturator vom vor- dem Ende des Cylinders ab gegen dessen Mitte oder noch weiter geschoben ist, verlängert sich der Windkessel durch das vor dem* Obturator liegende Cylinderstück zu einem Windrohr. Der Obturator, d. h. der mehr oder we- niger dicke , Scheiben- bis kurzcylinderförmige, in der Mitte von einer locli- oder kanalförmigen Oeffnung (deren Durchmesser etwa den vierten oder dritten Theil des Durchmessers des Obtul'ators selbst beträgt) durchbohrte Pfropfen giebt für sich angeblasen keinen Ton. In allen Fällen ist das Vorliegen eines Windkessels oder Windrohrs, d. h. eines Luftreservoirs, dessen Querdurchmesser den des Obturators um ein Bedeutendes übertrifft, zur Tonbildung wesentlich, beigleichkalibrirtemObturatorkanale auch die Ge- genwart eines Ansatzrohrs von ähnlichem Durchmesser, wie das Windrohr. r r 4» Deutung der bei gleichzeitiger Verwendung beider bisher erwähnten Momente entstehenden Tonphänomene, wie sie unter y. anfgefahrt worden sind. Nach meiner Ansicht geschieht hier die Tonbilldung b<>im Ausblasen mittels der Lippenöffnung, während der Obturator nur als partielles Dacknngsorgan fangirt, und als solches eine Vertiefung desGrund- toDS zur Folge haben mnss; beim Einziehen der Luft wird der Ton durch den Obturator gebildet und die Lippenöffnang wirkt dackend und den Ton vertiefend. Die meiste Analogie unter den bisher bekannten Tonorganen mit den hier in Rede stehenden haben die sogenannten Rohr flöten der Orgel. Es bestehen diese aus einer gedackten Pfeife, in deren Deckel ein kleines mndes Loch, das in eine kurze offene Röhre ausgezogen ist, angebracht ist. Die Tonhöhe dieser Pfeifen steht in der Mitte zwischen der der ganz gedackten and der am obern Ende ganz offenen*). Bei unsern Versuchen fand , wenn der Obturator am hintern Ende (der obern Oeffnung der Orgel- pfeife entsprechend) stand , eine Vertiefung in einem Falle von einer Tertie, *) Biot, Lehrbuch der Physik, n. S. 97. Taf. VL Fig. 40. 314 I* Ueber die Lufuöne. in einem andern von einer Quinte oder gar Sexte statt*), welche Resultate also wohl mit der Wirkung der partiellen Dackung der Orgelpfeifen ver- glichen werden können. Ausser dieser Vertiefung hat diese thoilweise Dak- kung innerhalb des Cy linders auch eine'Abschwächung des Tons zur Folge, welche in der Regel so bedeutend ist, dass jene Tonvertiefung wohl auch durch die Abnahme an Tension der eingeblasenen Luft erklärt werden könnte, zumal da sich der vertiefende Einfluss auf die Knotentöne gar nicbt erstreckt: der Knotenton bei hinterem Stande des Obtarators ist im Allge- iiieinen von gleicher Höhe, wie der bei vorderem Stande. Jedenfalls gerälh bei alten den hierher gehörigen Tönen die ganze Luftsäule des Cylindtrs in Toüschwingungen: es durchläuft beim Grundton eine, beim 2. Knoten- ton durchlaufen zwei Welleu den Cylinüer, welche Wellen durch die Gegen- wart des Obturators nicht unterbrochen oder vervielfältigt werden. Al»er sie werden durch denObturator verschmälert: es geschieht eine Aliquot- theilung der Luftsäule der Breite nach , was je nach der Stelle der Welle den Ton etwas vertieft und abschwächt. His zur Knotenfläche (Mitte d<^s Cylinders beim Grundton) hat der Obturator auf die Tonsabtufung keinen erheblichen Einfluss, wohl aber von dieser Stelle an bis zur hintern Apertur. Die Welle (des Grundtons) erscheint jetzt verhältnissmässig (für das Lumen des Cylinders) länger und macht deshalb auch ,eine geringere Anzahl von Schwingungen. Wenn dagegen zwei Obturatoren sich im Cylinder befinden, und derselbe mit vollem Munde intonirt wird, so üben dieselben auf die Bewegung der Luftmoleküle einen um so mehr beschleunigenden und demnach tonerhohen- den Einfluss aus, je näher dieselben der Knotenfläche des Cylinderraumes liegen. Nur die hohen Knoteiitöne bleiben bei Anwesenheit der Obturatoren so ziemlich ungestört, während die Töne des tiefen Registers durch allma- liges Gegeneinanderrücken der Obturatoren erhöht werden, und zwar verhältnissmässig mehr , als bei einem einzigen Obturator möglich ist. Auf- fallend ist dabei^ dass die Tonbildung hier begünstigt wird, wenn der vor- dere,' also der muthmaasslich zunächst den Ton erzeugende Obturator inich vorn zu dilatirt ist. Ferner lässtsich erkennen, dass nicht nur die zwischen beiden Obturatoren eingeschlossene Portion der Luftsäule , sondern auch die hinter dem hintern Obturator befindliche bis zum hintern Ende des.Cylin- •ders in Tonschwingung geräth, ja dass auch die vor dem vordem Obturator liegende Luftsäule Antheil an letzterer nimmt; denn wenn der hintere Obtu- turator am hintern Ende eines Cylinders von 40"' Länge, der sonst den Grundton e*^ gab, und der vordere nur 7'" vor demselben stand, so wurde der Grundton nur um eine volle Stufe erhöht. Dagegen, wenn beide Obtu- ratoren in der Nähe der Mitte des Cylinders sich befanden , wurde der Ton bei gegenseitiger Annäherung bis auf die Sexte des Grundtons erhöht. Je- denfalls erhält die zwischen den Obturatoren eingeschlossene Luftsäule je •) So gab, um diesen vergleichenden Versuch hier nachzuholen, die längere, engere Glasröhre, wenn der (mit ziemlich weitem Loche versehene) Obtnrator am hiutorn Ende stand, mit vollem Mundanspruoh die Töne g^ und g', mit verengtem die Töne c« und e*, die also eine Quinte und eine Tertie tiefer lagen. Beiderlei Tone waren, obwohl schwierig, auch beim Einziehen der Luft zu erhalten. Stand der Obturator vorn, so waren diese Töne g* und es*, die Knotentöne 1 None höher. Stand er in der Mitte, so war bei vollem Munde der Knotenton g», bei verengtem e* (Gnindton «•). II. Ueber die Solidartone. S45 nach der Stellang, die sie zu den iibrigen Abtheilangen des Cy linders ein- nimmt, eine verschiedene Bewegung, HN-elche in der Mitte desselben am meisten, gegen das hintere £nde zu am wenigsten beschleunigt zu werden .^cbeint. Wird aber dieser Zwischenraum durch völliges Gegeneinanderschie- ben der beiden Obturatoren aufgehoben, so verstummt der Ton ganz und i;ar, weil jetzt aus beiden Obturatoren einer geworden ist, der die Bedin- gangen zur Tonbildung in seinem Kanäle nicht mehr enthalt. Nur wenn die leiden Oeffnungen spaltförmig waren, gelang noch ein Ton, wahrscheinlich \^eil hier die beiden Obturatoren zusanmien die Dicke von 3'" nicht über- ^chritten, und weil ein Spalt überhaupt zur Tonhildung günstigere Verhalt- nisse darbietet, als ein einen kreisförmigen Durchschnitt gebender Kanal. n. Ueber die Solidartöne, simächst elastischer Bänder oder Zungen. Im vorigen Abschnitt haben wir die Erscheinungen und Gesetze der Tone besprochen , welche durch eigenthümliche Bewegungen der Theilcheu eines Loftstroms entstehen, wenn derselbe durch feste Korper, die er in seinem Laofe antrifft, in seiner gleichmiissigen Bewegung auf bestimmte Weise ge- stört wird. Diese Töne nannten wir daher mit vollem Rechte Lufttone, weil die Luft dabei das primär tonerregende Material darbot. Die dabei mitwirkenden festen Körper verhielten sich, was die Tonerzeugung anlangt, durchaus passiv, d. h. sie geriethen in keine Schwingungen, welche mit den wahrzunehmenden Tonphänomenen in irgend einem ursachlichen Yerhält- niss standen; doch waren sie zur Tonbildung insofern unumgänglich nöthig, ab sie eben durch ihre Unbeweglichkeit und Starrheit das Mittel zur Bre- chnng und Zurückwerfung der auf sie auffallenden Luftströme darstellton. Bei den Phänomeneo dagegen, welche wir in gegenwärtigem Abschnitte antersuchen wollen , fiAdet so ziemlich das Umgekehrte statt. Hier haben \\\t es zwar auch mit einem Luftstrom, und einem öder zwei festen, durch Spannung elastischen Körpern, als rohem, ursprünglichem Toomateriale, zu thoo: allein diese beiden Körper haben ihre Rollen gewechselt, der Luft- »trom ist das primär Bewegende, der feste Körper das primär Be- wegte, in tonfähige Schwingungen Versetzte. Allerdings wird der gegen den festen Körper bewegte Luftstrom oder überhaupt die unmittelbar um den festen Körper liegenden Luftschichten durch letztern auch von seiner gleichförmigen oder geradlinigen Bewegung abgelenkt, und jedenfalls durch die Schwingungen , die der feste Körper macht, in Mitschwingungen versetzt, aber diese spielen immer eine untergeordnete, wenn auch nicht unwesent- liche Rolle, und haben durchaus nicht die grosse Bedeutung, welche W. Weber*) ihnen beilegt. Die Untersuchungen, welche uns jetzt beschäftigen sollen, erstrecken Hch zunächst auf die membranösen Zungen , deren Kenntniss natürlich der l'bjsiologie des menschlichen Stimm apparats vorausgehen muss, weil die wesentlichen tongebenden Organe des letztern auch durch elastische Bänder dargestellt werden. Wer es für nöthig erachtet, diesen Untersuchungen die Kenntniss der Erscheinungen und Gesetze der starren elastischen Zungen vorausgehen zu lassen, der findet darüber das Nöthigste und Wissens- ^vertbeste im 2. Bande von J. Müller's Handbuche der Physiologie und in *) Po^gendorfs Annslen XVI, 421, S46 IL Uel^er die Solidartohe. BindseiPs AkuMik §. 27. S. 437- 498; auch in den neueren Lehrbüchern der Physik (von Eisenlohr, Baumgärtner, Po uiliet-M aller u. A.) wird man darüber manche Aufklarungen finden. Unter einer Zunge versteht man im akastischeu Sinne einen vorwiegend iler Länge, weniger der Breite und am wenigsten der Dicke nach ausgedehn- ten, kurz: einen band-, streif- oder plattenartigen Körper, der entweder nur biegsam-, oder zugleich auch dehnbar elastisch ist Als Beispiel der ersten Art nennen wir verschiedene Metalle und Holzarten, Leder , Gutta -Percha, welche, als Bänder oder Streifen zugerichtet und an einem Ende festgehal- ten, wohl eine seitliche Ablenkung aus ihrem Gleichgewichtszustand gestatten, sich aber nicht in die Länge ziehen lassen. Ein Beispiel der zweiten Art giebl das Kautschuk und das elastische Gewebe des thierischen und menschlichen Organismus: Bänder aus diesem Material lassen sich sowohl seitlich biegen und krümmen, als auch in die Länge ziehen. Da nun, wie wir wissen, die Stimmbänd( r des Kehlkopfs , die wichtigsten tonbildenden Organe des Men- schen, zu dieser Klasse von Zungen gehören, so wollen wir uns ancb jetzt vorzugsweise mit den Erscheinungen und Gesetzea solcher elastischen Meui* brauen oder der ducch Spannung elastischen Zungen beschäftigen. Wir stu- diren zuerst die einfachen , sodann die Doppelzangen. 1) Einfache oder einlippige Zungen* Der erste Akustiker, welcher genauere Versuche sowohl mit eiu als auch mit swei- üppigen elastischen Zungen austeilte, war Johauues Müller*). Kr schnitt von einer zur dünnen Membran ausgetriebenen Kautschukplatte einen schmalen Hiemen von 1 — 2'" Breite ab, unfl spannte ihn über einen Hing von Holz oder eiuen viei- eckigen Rahmen von 8 — 12 ' Durchmesser, oder über die Mündung eines Rohrs quer hin. Diesen Apparaten entlockte er Töne auf dreierlei Art. Entweder er zerrte die Zunge pizzicato, wie eine Vioiiusaite, oder bliess sie mittels eines Tubulos an, oder er fasste die Zunge beiderseits mit dünnen Holz- oder Pappplatten so ein, das« eine Art Stimmritze einer- oder beiderseits der Zunge entstaud, durch welche er einen Luftstrom trieb. Die Resultate, welche er bei diesen Versuchen erhielt, sind im Wesentlichen 'bigende. Den Ton, welchen eine Kautschukzunge pizzicato giebt, nennt er schlecht und klanglos : er scheint ihn also gar nicht auf seine ^»chwiiigiings- zahl untersucht zu haben. Mit einem feinen Tubulus senkrecht gegen ihre ]:lacbe angeblasen schwingt sie von einer Seite zur andern. Oder von der Seite her quer- über die Fläche gebla&en schwingt sie von oben nach uuteu. Der Klang soll, bei gleichbleibender Spannung, hier stets derselbe sein, wie bei vollem Mundansproch. Ein anderer [?] Ton erscheint zuweilen, wenn der Luftstrom querüber die Mitte oder zwischen Mitte und Endpunkt die Zunge trifft. Stärkeres Blasen erhöht den Tou um Vs — 1 Stufe. Eine über ein Rohr gespannte von einem Rahmen eiugefasste Zunge giebt sowohl beim Ausstossen, als auch beim Einziehen der Luft einen Ton : letzterer ist \^ — 1 Stufe tiefer, als ersterer. Wird die eine (durch Pappe oder Holzplatte vertretene) Kante des Rahmens etwas einwärts und hinter den Zungeurand geschoben, so eut* steht beim Einziehen der Luft ein um eine Quarte tieferer Ton. Bei zu breiter Spalte spricht d.r Ton nicht mehr an: sonst hat die Breite der Spalte keinen tonabstofen- den Einfluss. Wir werden im Folgenden sehen , wie ungenügend diese Versuche Müller* s sind. Einmal sind sie nicht exakt genug, um Irrungen zu vermeiden» ausserdem sind die Phänomene nicht in gehöriger Ordnung und Schärfe aufgefasst, endlich sind der Ver- suche zu wenig, um zu vergleichenden Resultaten dienen zu können. Genauer ging Harless**) zu Werke. Er untersuchte sehr genau und mit guten Apparaten die Spannungsgrade der Bänder , die Grade des zu deren Intonirung er- forderlichen Luftdrucks, das Verhältniss dieser beiden Momente zu einander, den ♦) Physiologie, H., 150 ff. **) Wagner*s Handwörterb. der Physiologie, Artikel Stimme. Bd. IV., S. 608ff: - ■ Einfache oder einJippige Zongen. *iVi EivflnM der Gröase der Ansflnssniändiing (Seballritee) , der GrÖMe der Exkurtionen, der Neigiuigsgrede, der Windrichtung und manches Andere. Anch betrachtet er d^e Ausbcuguug des Randes der an 3 Seiten fixirten Zunge nach ihrer grössern oder ge- ringem Konvexität (Sinus) und nach dem Einflüsse derselben auf Tonstufe und Ver- liältniss xur Luftdruck sintensitüt; aber nicht die Krümmung des Bandes in die Breit«», nicht den Umfang der schwingenden Partien der Bänder, nicht die Abhängigkeit der hier stattfindenden Unterschiade von Windrichtung und dem Winkel , unter wel- chem der Wind auf die Bandebene auffällt, nicht die latitu'Jinalen Schwingungsver- hältnisse u. s. w. Ueberhaupt hat er manche wichtige Untersuchung nur angefangen, aber nicht vollendet. Dennoch hat er verhält nissmässig viel geleistet und spätem Forschem ein wichtiges Material geliefert. Bei DieiDen Untersuch oDgen stellte icb stets das akustische Princip in den Vord«*rgruiid. Erst suchte ich eine genagende Anzahl von akustischen Phä- nomenen zu gewinnen , einen Yorrath an akustischem Material zu sammeln, bevor ich zur Methode des Ordnens und Setzens überging. Die Methode niuss aber bei solchen akustischen Studien erst auf diesem Wege nach been- liigtem Geschäft des Sammeins eines gewissen vorlaufigen Materials ge- funden tverden. Harless befindet sich in dieser Hinsicht nach meinem Er- achten auf einem Irni^eg, indem er sich gleich von vornherein eine Methode vorausgesetzt, und auf diese Weise sehr naturlich das Unglück gehabt ha!, sehr viele akustische Phänomene und Kombinationen gar nicht kennen ge- lernt, geschweige denn auf ihre Ursachen untersucht zu haben. Mit Dingen, die in Vergleich mit andern wahre Nebensachen sind , hat er viel Zeit und Raoni (in seiner Abhandlung) verschwendet, wahrend er andere wichtigere Gegenstände fast ganz bei Heite liegen lässt. Ueberhaupt habe ich bei mei- nen akustischen Studien die Erfahrung gemacht, dass man nicht mit zu viel physikalem Apparate operiren darf, weil man dann zu leicht über dem Siciitbareo das Hörbare vernachlässigt, und vergisst, dass die Wissenschaft nicht Selbstzweck bleiben darf, sondern lediglich im Dienste der Kunst und des Lebens steht. Das Material , mit welchem ich operirte , war im Allgemeinen sehr ein- fach: Streifen ans nnpraparirtem, später aus präparirteni und vulkanisirtem Kautschuk, Bahmen aus Holz, Kork und Pappe, Rohren (aus Holz, Metall, Kautschuk, Pappe u s. w.) von verschiedener Länge und Kaliber, und die Dothigen Befestigungs - und sonstigen Hilfsmittel an Nadeln , Zwirn , Bind- faden und selbst Heftpflaster : Alles Dinge, wie sie mir gerade zur Hand waren, nnd deren Bescha£Fung keine grosse Mühe oder Kosten verursachte. Dagegen Gebläse, Wagen, Manometer u. s. w. habe ich bei meinen Ver- äucben nicht angewandt, in der Voraussetzung, dass sich schon Leute fin- den würden, die mit dergleichen Handwerkszeug besser umzuspringen ver- stehen, als ich, und die sich vorzugsweise mit dergleichen Subtilitäten ab- geben za müssen für das untrügliche Kennzeichen eines wissenschaftlichen Forschers zu halten geneigt sind. Und meine Vermuthung hat sich be- stätigt. Die ersten Versuche stellte ich zu einer Zeit, wo es noch kein vulkani- sirtes und sonst zu meinen Zwecken brauchbar vorgerichtetes Kautschuk gab, mit Streifen rohes Kautschuks an, die icb von einem gewöhnlichen käuflichen Stücke abschnitt. Natürlich waren die so zugerichteten Streifen uicht allenthalben in ihrer Dicke gleich , die Scbnittflächon nicht völlig rein ond glatt, die Eiasticitatsgrade beider Längenkanten einander nicht ganz gleich u. s. w« In der Begel wurden diese Streifen oder Bänder an ihren Endstücken mit Nadeln auf den Rahmen gesteckt^ wobei wohl auch eine 348 U. lieber die SolidartoDe. ungleiche Spannung beider Kanten selten zu vermeiden war. Nur allmälig lernte ich diese üebelstände vermeiden und überhaupt kjarer sehen. Den- noch haben diese ersten Versuche, die schon ziemlich zahlreich sind, ver- glichen mit den spätem , wo jene Ungleichheiten und Üebelstände vermie- den wurden, ihren Werth, und werden in der Folge, naturlich mit der ge- hörigen Vorsicht, zur Erklärung mancher abnormen Verhältnisse an den Stimmbändern des Kehlkopfs Verwandt werden können. Bei unserer gegenwärtigen Darstellung dürfen wir freilich nicht den Anfang damit machen. a. Methoden zur Intonirung einfacher elastischer Bänder überhaupt. Eine einfache Kautschuk zunge, die über zwei Stege frei aufgespannt isU lässt sich auf zweierlei Art, durch Fizzication (Zupfen oder Schnippen mit dem Finger oder sonst einem festen Körper), oder durch Anblasen ixiitteli$ einer Röhre (oder des Mundes) in tongebende Schwingungen versetzen. Ist sie über die Mündung einer Köhre gespannt, so kann sie ausserdem, bei gehöriger Dackung der von dem Bande unbedeckt gebliebenen Theile der Kohröffnung (wovon später), auch durch Bewegung der Luftaäule dieser Röhre gegen das Band , oder durch Blasen von Luft aus einem Windrohre oder einem der B^ndebene vorgesetztem Windkessel vor den Rändern des Bandes vorbei und in das Rohr (das somit zum Ansatzrohr geworden ist) hinein, in tönende Schwingungen gebracht werden. 1) Flzzi.cato. — Davon wollen J. Müller, Uarlcss und deren Nach- treter wenig oder nichts wissen. Sie sagen: durch Zupfen wie an einer Saite werden nur vorübergehende und immer fast ganz klanglose oder schlecht klingende Schwingungen e'rzeugt. Bei solchen VorurtheiJen konnte es diesen Forschern freilich gar nicht einfallen, diese „schlechten" Schwin- gungen nach ihrer 2^hl und ihren sonstigen Eigenschaften näher zu unter- suchen. Ich habe aber gefunden, dass sich die elastischen Bänder in dieser Hinsicht genau so verhalten, wie elastische Saiten, welche ja auch pizzicato sehr wenig Klang entwickeln, wenn sie nicht über den Violiukasten , son- dern über zwei zu keinem Konsonanzorgan führende Stege oder Habmen gespannt sind. Wenn man ein in sich zurücklaufendes Band von vulkanisir- tem Kautschuk (wie man sie als Strumpf bänder u.|dgl kauft) über eingew öhn- liches Stethoskop stülpt (Fig. 107.), 6o dass das Band querüber den Pavillon und die Ohrschale desselben läuft und zwischen diesen beiden Stücken bei- derseits ausgespannt ist, so hat man eine vortreffliche Vorrichtung zur Beobachtung der Fizzicato-Töne elastischer Bänder. Das Stethoskop dient dabei als Konsonanzapparat und als Hörrohr zugleich. Man braucht nur das so vorgerichtete Stethoskop ans Ohr zu halten und mit der andern Hand entweder die beiden langen Zungen, die längs des Rohrs, oder die kurze, die über dem Pavillon aufgespannt ist, zu zupfen, und man wird einen vollen, schönen, nachhaltigen Ton vernehmen, der fast ganz den Klang einer Violinsaite hat, und dessen von den Dimensionentder Zunge und dem Spau- nungsgiade derselben abhängige Schwingungszahl sich ohne alle Schwie- rigkeit bestimmen lässt. So gab , nachdem ich ein etwa 1 y^'" breites und im Indifforenzzustande 8 ' 5'" langes Kautschukband über mein Stethoskop (ohne Ohrschale) gespannt und. dadurch bis auf 17" 2 " ausgedehnt hatte, ohne vor der Hand auf gleiche Anspannung beider Seitenpartien Rücksicht Methoden zur Intonirang der Einzelzungen. S49 ZQ nehmen, die eine 7" 9'" lange Seitenzunge' den Ton F, die andere eben so lange den Ton C, wahrend die knrze 5ber den 14*" weiten Pavillon ge- spannte den Ton g' gab. Dasselbe Band über eine Schachtel gespannt, wo- bei es nur etwa um 7^" ausgedehnt wurde, gab, d. h. der über die Schach-. telöfTnnng gespannte 2 ' 4" lange vierte Theil desselben, auch den Ton K. Dasselbe Band zwischen Daumen und kleinem Finger gehalten und sehr wenig angespannt, gab, also etwa die Hälfte desselben (circa 4 * lang) dm Tod F.2, den tiefsten Ton der gewohnlichen Klaviere. Ueberhaupt lasst sioli jede über einen Rahmen od^r eine Rohrmöndung gespannte elastische Zange auf diese Art auf ihren Grund ton (denn dass man diesen hier er- hält, braucht wohl nicht erst bewiesen zu werden) untersuche^n , wenn man Dur so genau hören will, als es die Umstände gestatten. Dass diese Methode fir die meisten der folgenden komplicirteren Versuche von grossem Werihe ist, leuchtet wohl auf den ersten Blick ein. — Bei dieser Pizzikation ist fs gleich, ob man das Band nur an einer Kante, oder an beiden fasst. Der Ton bleibt immer derselbe, sobald an der Spannung nichts geändert wird. 2) Durch e inen nur e i n e n T h e i l der Bandfläche treffenden L u f t s t r o m. — Zu diesem Zwecke bediente ich mich in der Regel meines aus vorigem Ab- schnitt bereits bekannten messingenen Tubulus, dessen Ausströmungsmün dang etwa nur 1%'" weit ist. Der Luftstrom verhält sich hier im Allgemei- nen zum Bande, wie der Violinbogen zur Saite. Er treibt das Band ein Stück aus seiner geraden Lage ab, so dass es eine Kurve beschreibt (Ex- kursion), worauf es in seine vorige Lage zurückkehrt (Reknrsion), aber wegen des Gesetzes der Trägheit aber dieselbe hinaus sich bewegt und nach der andern Seite hin eine Kurve von fast gleichem Sinus bildet; bei dieser Bewegung gerätb es wieder in den Wirkungskreis des Luftstroms, durch den es wieder abgetrieben wird und diese Hin- und Herbewegungen so lange wiederholt, als der Luftstrom einwirkt. Die Hauptsache, aufweiche es hier ankommt, ist die Grosse des Winkels, unter welchem der Luftstrom den Bandrand trifft. Je mehr das Band unter dem Einfluss eines seine Rich- tung und Stärke behauptenden Luftstroms gebogen wird , um so mehr ge- rith es aus der Richtung des Stroms, and in günstigen Fällen selbst über die Grenze desselben hinaus, worauf es vermöge seiner Elasticität um so leichter wieder zurückschwingt. Dasselbe geschieht durch Anspruch mit einer Flüssigkeit aus dem Tubulus, nur fallen hier die Schwingungen lang- samer aas. Die elastische Kraft des Bandes wird hier nur sehr wenig in Anspruch genommen, und die Grosse der Exkursionen hängt mehr von den spannenden Kräften, als vom Druck ab, den der Wind auf das Band aus ^bt; auch wird der Rückschwung des Bandes langsamer erfolgen , da er von keiner begünstigenden Luftverdünnung (unter dem Bande) unterstützt 'fird: der Wind ändert nur seine Richtung, nicht seine Tension.*) Ueber die verschiedenen Einfallswinkel, unter welchen der Strom das Band tref- fen kann, um Schwingungen zu erzengen, sowie über den Mechanismus der letztern selbst, sprechen wir im nächsten Kapitel. Im Allgemeinen gelingen diese tongebenden Schwingungen am leichtesten, wenn der Luft- strom, wie bei der Windmühle, unter einem Winkel auffallt, der zwischen dem rechten und gestreckten Winkel liegt. Ein gerade, d. h. parallel oder •) Harless a. a. O. S. 621. 22. SSO II. Üeber die SoHdartone. senkrecht, auf die Flache des Bandes auffallender Luftstrom treibt swar dasselbe in der Richtung der Breite oder Fläche ab , ohne dass jedoch Re- kursionen erfolgen und dadurch stehende Schwingungen entstehen können. Der bei obiger Anspruchs weise gebildete Grundton liegt in der Regel ' ^ Stufe hoher, als der pizzicato erzeugte; es lassen sich aber hier, wie wir bald sehen werden, noch manche andere Töne erzeugen. 3) Durch einen das ganze Band treffenden und beide Rander oder nur einen Rand in ganzer Länge abtreibenden und in Schwingungen versetzen- den Luftstrom. — Zu diesem Zwecke muss das Band, wie vorhin er- wähnt, über die Mündung eines Rohrs von nicht zu grossem Durchmesser gespannt sein, und die vom Bande etwa unbedeckt gebliebenen Theile der Rohröffnung soweit gedeckt oder geschlossen werden, dass zu beiden Sei- ten oder nur an einer Seite des Bandes eine sogenannte Stimmritze (besser Tonritze) übrig bleibt. Wird das so vorgerichtete Rohr von hin teU) d. h. von dem der Bandöffnung entgegenges tzten Ende aus, also als Windrobr, angeblasen, so entstehen nach Martssgabe der Weite der Stimm- ritze oder Stimmritzen Töne von verschiedenei^ Schwingungszahl, die skber im Allgemeinen grösser ausfällt, als die der nach der Anspruchs weise l. und 2. adf deaaselben Apparate erhaltenen Töne. Als Dackungsapparat nahm ich Platten von dünner Pappe, Holz oder Metall, deren dem Stimm- bandrande zugekehrte Seite völlig geradlinigt geschnitten sein und über- haupt zu letzterem parallel verlaufen musste, auch wenig denselben über- ragen durfte, wenn ein genügendes Tonphänomen erzielt werden sollte. Um nur eine Stimmritze wirken zu lassen, wurde die eine dieser Platten so über den einen Rand des Bandes geschoben, di^ss eine genaue Deckung dieses Randes erzielt und alle Lücken oder sonstigen Zwischenräume zwi- schen beiden vermieden wurden. Die beiden Platten wurden entweder, wo dies genügte, mit den Fingern an die Rohrmünduog angedrückt, oder mit Nadeln oder mit Heftpflaster auf dieselbe befestigt. Das Band selbst wird, wenn es kurz und streifenartig ist, über die Rohrmündung, wie es schon Müller u. a. thaten, gezogen und unterhalb derselben mit einem mehrfach umwundenen Bindfaden festgebunden (wobei es gut ist, wenn man in das Rohr au diesen Stellen ein Paar Kerbe einschneidet), oder man nimmt, wenigstens zu Versuchen, bei welchen es auf eine ganz exakte und länger festzuhaltende Spannung des Bandes von vorn herein nicht ankommt» ein in sich zurücklaufendes Band aus vulkanisirtem Kautschuk, und stülpt dasselbe um beide Mündungen des Rohrs, wobei man den Vortheil bat, zwei Mundstücke (die man womöglich gleich von vorn herein zu verschie- denen Zwecken modificirt) auf einmal zu erhalten. Die Spannung, die beide Stimmbänder auf diese Art erhalten, ist eine längere Zeit gleich- bleibende. b. Mechanismus der auf diesen Wegen zu erhaltenden stehen- den Schwingungen frei aufgespannter einfacher Zungen. Um Wiederholungen zu vermeiden , wollen wir uns zuvörderst über die einzelnen Applikaturen und Handgriffe verständigen und ihnen besfimmte Namen oder Bezeichnungen geben. Die Kante oder Zone des Bandes, welche auf der Seite liegt, von wel- eher der Luftstrom herkommt, nennen wir die vordere. Wir können die- ser Kante auch, unbeschadet des Verständnisses, eine gewisse Breite gebeji, Schwingangen frei aufgespannter einfacher Zungen. 851 Qod sie nach Umstanden sogar bis über die Mittellinie des Bandes hinaus reichen lassen. Die andere vom Luflstrom abgekehrt liegende Seite , Zone oder Hälfte des ßaiides beisst dann die hintere. Es kann also mit einem seioe Richtong im Allgemeinen beibehaltenden Lnftstrora bald die vordere, bald die hintere Kante vorzugsweise getroffen werden. Gt^scbieht das ersterc, so fallt derselbe auf das Band unter einem spitzen Winkel auf; geschieht das letztere, so fallt er auf das Band unter einem stumpfen Winkel auf. Zar Vermeidung jedes Missverstandnisses wollen wir dies durch Fig. 09 erläutern, a b sei der senkrechte Querdurchschnitt eines elastischen Bandes, (ks, so wie in Fig. B, qner über einen Rahmen i? 11 gespannt ist. Da nun bei einseitigem Auffallen -^ jg* eines Luftstroms auf die Bandflache e9 zunächst auf die Ablenkung der näheren Kante und der ihr anliegenden Zone an- kommt, so müssen wir immer den Winkel mes- g> sen, den der auffallende '^" Luftstrom zur £bene des zwischen der getroffenen Stelle und dem benachbarten Rande liegenden Bandtheils bildet, also beim Auffallen des Luftstromes c den Winkel o, beim AoilTallen des Luftstromes c' den Winkel p. Sind beide Kanten von un- gleicher Spannung, so nennen wir die stärker gespannte die straffe, die swächer gespannte die schlaffe. Yorderansprnch ist bei Cylinderappara- ien, wenn der Luftstrom die freie nach aussen sehende Bnnderfläche an- spricht; Uintanspruch, wenn die andere, der Höhlung des Mundstücks oder Cylinders zugekehrte Band6uche vom Luftstrom getroffen wird. Röbrcntone nennen wir die mit dem Tubnlus erhaltenen Töne; Blas- töne, die mit vollem Winde, der die ganze Bandfläche trifft, erhalten werden. Andere, tiiebr musikale Ausdrücke und Bezeichnungen brauchen bier nicht erst erläutert zu werden; ich setze sie bei meinen Lesern als bekannt voraus. Zur genauem Beobachtong der Schwingongsphänomeiie dieser, so wie der zusam- inengesetxtem -Apparate ist in den meisten Fällen ein massig ▼ergrössernder Uob)- ipiegel erforderlich, der auch in der Kegel ausreicht. Die von Manchen ange- wandte stroboskopische Scheibe ist zu umständlich, erfordert 2 Beobachter, und ist oft gar nicht anwendbar. Um sicher zu geheu, experimentlre man immer zwei Mal, ein Mal bei anffallendem , das andere Mal bei reflektirtem Lichte. In Fällen, wo msD während des Blasens mit dem Tnhulus anch ohne Spiegel den Schwingungs- vorgang beobachten kann, hat man Folgendes zu berücksichtigen. Wenn das Band ^OQ Natur oder durch Befeuchtung einen gewissen Glanz hat, und das einfallende Lieht tum Auge reftektirt, und man die eine Kante desselben unter einem spitzen Winkel anbläst , dabei aber das Band nach Süden oder nach dem einfallenden Tages- oder Kerzenlichte zugewendet hält, so dass die Lichtstrahlen auf die Fläche dcssel- l)en unter einem spitzen Einfalls-Winkel auftreffend direkt ins Ange zurückgeworfen werden, wo also das Band dem Ange glänzend und erleuchtet erscheint: da erblickt man während der Schwingungen die vordere Kante des Bandes a h (Fig. 100 .4 ) niederge- ^^kt, die hintere dagegen gehoben. Die Schwingungsebene macht also einen Winkel zar Anspmchsrichtmi^. Dreht man sich nun vom Lichte nach der reohten Seite des Körpers hin, in obigem Falle also nach Westen, während die Schwingungen in gleicher Weise fortgesetzt werden, und die Lage des ganzen Apparats zum- Auge tiieselbe bleibt , so fallen nur noch von der vom LichtH entferntem Hälfte des Ban- des t\t (Fig. tS) reflektirte Strahlen ins Auge, und die Schwingungsebene erscheint schlan- 392 II Ueber die Solidartone. genformig geliriiiiiimt: der noch Licht refiaktirendt Theil cb des Bandes ist nieder- wärts, der nicht mehr reflektirende a c dagegen aufwärts gekrümmt. Setst man diese Drehung fort, bis gar kein Licht mehr direkt zum Auge vom Bande refleklirt werden kann, so erscheint die ganze Schwingnngsebene dem Auge aufwärts ge- krümmt, oder dem AnsprnchsStrome parallel a b' c. Dreht man sich mit dem Apparate noch weiter, bis m»n % des jj cL^ ^l Kreises beschrieben hat, so bildet sieh '""----^ ,---'' die S-förmige Krümmung der Schwin- " gungsebene nach der enigegengesetr- ^ _-- ^ ten Seite«' c' fr' (ö), um dann nach voU- Jf a .ci ^•' "^^^^ ' ^^^'^ endeter Drehung bis zur anfanglichon "~ — '' Stelhmg des Körpers wieder nach ah{\) zurückzukehren. Bei den matten, kein C g/^ -•' " ""'-'^y Licht zurückwerfenden vnlkanisirten Bäiidern beobachtet man diese Erschei- nung allerdings seltener: dafür kom- j^ ^* c'.--' '""-^^ w^ men hier verschiedene andere Anlä£5e "*^T~ '~^ ^^"' ^ ^ zu optischen Täuschungen vor, wes- " halb hier einige Beobachtangsregeln Viü 100 nicht am unrechten Orte stehen wer- ' den, die besonders für solche Beo- bachter bestimmt sind, welche ihre Experimente ohne Assistenten machen wollen oder müssen. Um zuvörderst sich davon zu überzeugen , ob ein angeblasenes Band wirklich in ste- hende Schwingungen gerathen ist, muss man es so stellen, dass die Schwingungs- Sphäre das auffallende Licht reflektirt, dass sie sich also nicht im durchfallenden Lichte befindet. Die Ignorirung dieser Begel verleitet den noch Uneingeweihten bei Experimenten mit Doppelbändern oft zu der falschen Ansicht, dass nur das eine Band schwinge, das andere nicht. Denn da dieses Phänomen von der Seite an? be- obachtet werden muss, so geräth die Schwingnngssphäre des dem Auge sanachst Hegenden Bandes in das durchfallende Licht, und nur die des dahinter liegenden Bandes reflektirt das Licht, wird also dem Auge dadurch sichtbar, während man von den Schwingungen des vordem Bandes nichts sieht. Man muss daher die Be- obachtung stets von beiden Seiten aus vornehmen, um über diese erste und wich- tigste Frage Aufschluss zu erhalten. In gleichet Weise mnss man mit allen Ver- suchen an einlippigen Apparaten verfahren, um zu erfahren, ob nur der eine Rand schwingt, oder ob beide, ob man volle Breitenschwingnngen vor sich hat, oder nur Lat«ralschwingungen. Mittels des Hohlspiegels, welcher die Schwingungen des hin- tern Randes reflektirt, wird man hier in den meisten Fällen sicher gehen; ma« hüte sich also, ohne denselben zu operiren. Die Richtung der E.xkursionen, oder die Stellung der Schwingungsaze, die eine sehr verschiedene sein kann, ist auch in vielen Fällen gar nicht leicht zu beobach- ten, namentlich wenn das Auge unter einem spitzen Winkel , etwa von 40 — 50® das Phänomen zu beobachten genöthigt ist, und wenn in der Schwingungssphäre, was auch oft sich ereignet, mehr als eine Axe vorkommt. In solchen zweifelhaften Fällen gebe man dem Hohlspiegel eine Winkelstellung, so dass man in demselben die Schwin- gungssphäre unter einem rechten oder sonst genauen Aufschluss gebenden Winkel zu betrachten bekommt.. Hat man einmal die Schwingungs- Axe oder Axen f^enau beobachtet, so weiss man auch, welche Lage das Band während der Schwin- gungen hat, ob es auf seine Fläche gedreht oder verschoben ist, ob es dabei schau- kelt U.S.W. In vielen Fällen ist es gerathen, bei Kerzenlicht zu beobachten, wobei man den Vortheil hat, durch verschiedene Stellung der Kerze bald von der einen, bald von der andern Seite der Schwingungssphäre das Licht reflektiren au lassen. Die grössten Schwierigkeiten nnd Täuschungen bereitet dem Beobachter die Be- stimmung der jeweiligen S c h w i n g u n gs e b e n e. Da man in der Regel, namentlich bei P^nS^lv" ^»"f^^en Bändern, welche frei schwingen, wegen der Dauer des Gesichts- rteiJ^nHl^"^®*! u**"^'"^""«*«^*"»® gleichzeitig sieht, den aufsteigenden nnd den ab- andw .tenin • ' ^T^ "*" (wie gewöhnlich) in schiefer Richtung betrachtet, ein- auch v^^n d«[r"n ^!J ^^"/^^^«^»'»«den scheinen, so kommt es dem Aftge in der Reijel, ten hat so v^r ^..^^^''^5'* ^^l Schwingungsganges keine Flächendrehung erlit- nach der einen kJLa u! r*"***®^*"® "*^'' geneigt habe, und zwar beim Auf8teic:en emen, beim Absteigen nach der andern Seite. Oder es siebt ans, als ob SchwingnDgen frei aofgespuinter einfacher Zangen. US. das Band eine Sch>iikclben«g essante Phänomen willkührlich hervorzubringen: man hat immer von Glück zu sagen , wenn man es eine Zeitlang beobachten kann. Gewohnlich be- kommt man zuerst, wenn man den Versuch dazu macht, die gewöhnlichen Trans Versalschwingungen, welche, sobald ,das Band dabei in einige Schwan- kung geräth und dann vom Luftstrom au der untern Fläche seiner vordem Zone gefasst werden kann, in die gegenwärtige Sc hwingungs weise überge- ben. Das Phänomen erscheint dann dem Experiroentirenden bei mittlerem Anspruch etwa wie Fig. 109. B. , bei stärkerem Anspruch wie Fig. 106. C Ftg. 106. Der Anspruch mittels des Tubulns mass dabei immer auf die Mitte der Bandlänge auffallen, und die Luftgebung, sobald man das Band einmal in der richtigen Stellung hat, rasch gesteigert werden»). Das Tonphänomen, das bei dieser Schwingungsweise gebort wird, ist, wie zu erwarten, ebenso eigenthümlich, als der Scbwingungsvorgang selbst, und kann nur einigermaassen mit dem der Aeoleharfe verglichen werden. Der Ion setzt, wie gewöhnlich, mit dem Grundtone des Bandes ein, steigt aber mit zunehmender Drebungsweite, oder, was gleich ist, mit wachsender Lnf^- tension im toer hoher. Bei ^ ist der Ton (s. l.d) wenig höher als derGrnndton, man^dYrl''die°^i!lwi^^^ ^ v«^ '^^'^ T^ ^^'"^ 8^"'^« ^**- 1^«°" ^^^^^^' ^'^ Lungen .u ech Jen ^ä^^^^^^ Versuche schon so erschöpft, dass man, ohne seinen e »u scnaaen^ nicht weiter mit denselben arbeiten kann. Schwingungen fi ei aufgespaonter einfacher Zungen. 859 bei BJst er (nach ungefährer SchaUung) 1 Quarte oder Quinte, bei C eine Oktave, und bei D eine Decime bia Duodeciiije hoher, als der Grundton. Doch finden bei dieser Touerbohung keine deutliehen Sprünge, wie bei den Kootentonen statt, sondern der Uebergang geschieht durch die Zwischen- stufen. Das Tinibre dieser Töne hat etwas der Maultrommel Aehnliches: jedenfalls weicht es ganz entschieden von dem der gewöhnlichen Töne ela- stischer Zungen , namentlich auch der Knotentune derselben ab. lieber den Mechanismus dieses sonderbaren -Schwiugungsphanomens wage ich vor der Hand noch keine bestimmte Ansicht auszusprechen, da die exakte Beobachtung desselben mit zu grossen Schwierigkeiten vcrbun den ist, und ich bis jetzt noch keine andere Anspruchsweise für dasselbe f ersucht habe, als die angegebene. So viel ist wohl keinem Zweifel unter- worfen, dass daa Band, wie sich auch ein anderer, mit einem sehr scharfen und geübten Sehorgan begabter Beobachter, dem ich das Phänomen produ- cirte, überzeugt hat, sich in der oben angegebenen Richtung um seine Axe dreht, und dass durch diese Drehung die in den Figuren gezeichneten Windungen des Bandes erzeugt werden. Ob nun aber das Band nach £r- reichang der dem Grade des Luftanspnicbs entsprechendei^ Drehung sich im zweiten Schwingungsmoment wieder zurückdreht , und überhaupt in ei- ner Sukzession solcher Vor- und Rückwfirtsdrehungen das ganze Schwin- guDgsphanomen besteht, oder ob das Band auf seinem Drebungsmazimum vom Luftdruck festgehalten wird, und mit der ihm hierdurch ertheilten, bleibenden Form seine, sonst nicht wesentlich von andern Transversal- Schwingungen abweichenden Ex- und Rekursionen macht, oder ob nur der mittlere, zwischen den beiden dem Centrum zunächst liegenden Windungen (bei breitern Bändern ist beiderseits überhaupt nur eine vorhanden) liegende Theil des Bandes die den Ton bestimmenden Transversa lach wingnngen hervorbringt: alle diese Fragen will ich einstweilen noch offen lassen. £beDso wenig lasst sich wohl jetzt schon darüber entscheiden, ob dies von mir entdeckte Phänomen nach den bisher gefundenen (oder noch aufzufin- denden) Gesetzen der drehenden Schwingungeii anderer elastischen Körper beartheilt werden darf. Einstweilen wollen wir jedoch den Ausdruck dre- hende Schwingungen lür das Phänomen beibehalten, und sie mit No. 4. Ijezeichnen. 4) Die Schwingungen, zu welchen wir uns jetzt wenden, durchlaufen nicht die ganze Bandlänge gleichförmig, sondern es bilden sich^ Knoten - iiuien, welche das Band in zwei, drei oder vier Längenabschnitte theilen, zwischen welchen die Exkursionen nach entgegengesetzten Richtungen ge- hen, genau wie bei den Saiten, wenn sie Flageolettöne geben. Dieses Phä- nomen ist, soviel ich weiss, vor mir an elastischen Bändern gleichfalls noch nicht beobachtet worden; auch ich bin dazu gekommen bei eiuer Gelegenheit, wo meine Absicht zunächst auf andere Resultate gerichtet war. — Das Band, an welchem ich zuerst diese Entdeckung machte, war ein gewohn- Ucher Ualter (oder Strumpfband) aus vulkanisirtem Kautschuk, zweimal 3 ' 5'" lang und 4'" breit, dessen Elasticitätsmodns uicht allenthalben gleich ausgefallen war. Als ich es nämlich behufs anderer Versuche über mein Stethoskop «pannte (Fig. 107.), so warfen sich die Ränder der einen langen Seitenpartie a b desselben in ziemlicher Längen ausdehn ung so auf, dass die 'Baodfiache mulden- oder rinnenartig wurde, ungefähr wie eine dünne Baumrinde, die nach dem Trocknen sich rohrenartig umzurollen im Be- 880 II. Ueber die SoHdartöne. griff ist. Diese Konkavität sah nach aussen, und war in der Mitte des Bandes am bemerklichsien. Wurde das Band (a 6) pizzicato intonirt, so gab es den Ton H; durch den Tubulus auf die unter l) 6 angegebene Fig. 107. Weise*) angeblasen gab es einen eine halbe oder ganze Stufe hohem Ton. Ebenso, wenn der Anspruch horizontal gegeben wurde, was bei der Aufwerfung der Ränder leicht gelang, nur mussten beide Kanten zugleich vom LuftstrooM; getroffen werden. Der Ton hatte hier gleiche Hohe, wie der pizzicato er- haltene, höchstens eine kleine halbe Stufe mehr. Der Luftstrom mosste hier mehr auf die Konvexität als die Konkavität auffallen. Wurde dagegen der Tubulus nur auf die hintere Kante gerichtet, so dass sein Luftstrom die vordere primär gar nicht berühren konnte, und diese, hintere Kante unter dem passenden Winkel, der wobl so ziemlich zur getroffenen Bandfläche ein rechter sein mochte, angeblasen, so erklang ein Ton, der genau eine Oktave 4" eiiie Quinte hoher lag, als der Grundton, also fis'. Selbst mit ' dem blossen Munde gelang es mir bei einiger Uebnng beiderlei Tone sepa- rat zu erhalten. Diese Schwingungen, welche nur geringe Exkursionen machten, beschränkten. sich aber nicht bloss auf den hintern Rand, sondern der vordere Rand schwang auch mit , wenn auch mit kürzern Exkursionen, als der hintere. Die mittlere Längenzone des Bandes blieb aber dabei in Ruhe. Wurde der vordere Rand mit dem Finger berührt, so gelang kein Ton. Bei genauerer Betrachtung des Verhaltens des ganzen Bands wahrend die- ses Vorgangs Hess sich sehr bald erkennen, dass das Band, zunächst der hintere Rand desselben, indrei Ablheilungen schwang, ganz nach Art der Saiten bei ähnlicher Behandlung. Es sind demnach diese Schwingungen Aliquot- Schwingungen, and zwar, zunächst eini- germaassen der Länge, auch der Breite nach, und es verhält sich fn dieser Hinsicht das elastischeBand wie ein System von zwei mit einander verbundenen Saiten. Die Sache wurde nun weiter verfolgt. Bliess ich das Band in glei- cher Weise etwa in c Fig. 108. A. an, so ertönte der Ton h, der also genau eine Oktave hoher lag, als der Grundton, und die Schwingungen sahen so aus, wie Fig. 108. B.; c bedeutet in beiden Figuren den Anspruchsort. — Wurde hier (B. c) der Anspruch auf den Mittelpunkt der hintern Kante mit ftg, 108. *) Der Tubulus miisste hier ^egen der Konkavität der Bandiläche ziemlich senk- recht zur obero Fläche der hintern ^one gehalten werden, Schwingungen frei aafge»pannter einfacher Zungen. 861 grösserer Intensität gegeben, 8o erschien der Ton dis*, d. i. die Tertie der dritten Oktave, wobei sich zwischen c und a, sowie awiscben c und e (der Figur j4) 'je zwei, zusammen also vier Knotenlinien gebüdet haben muss- ten. Ferner geJang h', d. i. die zweite Oktave des Grundtons, mit drei Knotenlinien, wenn der Anspruch zwischen c und 6 (Figur B) gegeben wurde. Von der Seite aus konnte ich mit Hülfe meines Hohlspiegels wahrneh* meD, dass die diesen Knotentönen angebörigen Schwingungen nicht nur aof and nieder, sondern auch ruck- und vorwärts gingen, und dass in die- ser Hinsicht beide Kanten mit einander alternirten. Während die getroffene Kaote nieder- und abwärts getrieben wurde, bewegte sich die andere auf- uDd hinwärts. Das Merkwürdigste bei der ganzen Sache ist, dass diese Knotenlinien sich ohne den geringsten direkten äussern Impuls bilden können. Bei den Saiten Ist doch eine leise Berührung erforderlich , hier (wenigstens bei lan- geo Bändern) nicht, obwohl auch eine solche statthaft und zuweilen sogar Dothwendig ist, wie wir bald sehen werden. Ich spannte dasselbe Band, um es einmal bei einer etwas geringeren Spannung zu probiren, über einen Rahmen von kleinerem Durchmesser, so dass ich eine Zunge von 4'' 8'" erhielt. Sprach ich sie an der Stelle au, wo das erste Viertel der hintern Kante ins zweite übergeht, so ertönte die Oktave des Grundtons, wie oben. Ich berührte nun das Band im Mittel- ponkte seiner vordem Kante : die Wirkung blieb gleich. Berührte ich es dagegen im Mittelpunkte seiner hintern Kante, so war keine Tonbildnng mehr möglich. Ebenso wenn die Berührung in der Mitte der Knotenlinie stattfand. Bei fernem Versuchen fand ich auch , dass diese Knoten töne ebenso gut, ja wie es mir schien, noch leichter zur Erscheinung kommen, wenn man die vordere Kante anspricht. Man hat hier etwas weniger Tension des Luftstroms nöthig, aus welchem Grunde auch die hierbei erhaltenen Kno- teotooe ein wenig tiefer ausfallen, als die an der hintern Kante erhaltenen. Sonst ist der Mechanismus hier derselbe: der hintere Rand schwingt mit kleinem Exkursionen mit, und Berührung des hintern Endes der Knotenlinie verhindert hier die Wellenbildung ebenso wenig, als die des vordem die Schwingungen der hintern Kante. Um zu erfahren , bis wie weit sich elastische Bänder verkürzen lassen,, am noch Aliquottöne geben zu können , spannte ich das zu vorstehenden Versuchen gebrauchte Baild über ein engeres Hohlgefass: so dass ich eine freie Zunge von noch nicht ganz 3" erhielt. Es war jetzt also etwa nur ^/^ 80 lang, als es beim ersten Versuch war. Die zur Aufwulstung oder Lateral- Qmkrümmung geneigte Partie des Bandes wurde auch hier zum Zungentheil gewählt. Diese Zunge, deren Breite sich zur Länge verhielt, wie 1:9, gab pizzicato den Ton es* Auf die vorige Art intonirt, indem ich den Anspruch auf die Grenze des ersten und zweiten Längen vierteis der vordem Kante wirken liess, gelang der Aliquotton es^ nicht leicht anders, als wenn ich den Mittelpunkt der hintern Kante berührte. Dagegen vermochte ich auf einer mit demselben Bande hergestellten Zunge von 2" b**' Länge (Breite : Lange s= 1:7), die den Ton d gab, keinen Aliquotton txx erzeugen, ich mochte es versuchen, wie ich wollte» Freilich ist dabei zvbemerken, dass die Aufwulstung der beiden Bandränder bei dieser Vorrichtung eine nur unbedeu- II. lieber die Solidartone. tende war. Ich gab nun dieser Zunge durch eine einfache mechanische Vor- richtung eine stärkere Spannung, so dass sie jetzt den Gritndton f gab. Diese Yerändernng hatte den ErfoJg, dass die Bandränder sich etwas mehr aufwarfen, und in der That gelang nun d;F Aliqaotton f, wenn der Mittel- punkt der andern Kante berührt wurde. Nachdem ich einmal iu der Berührung des oder eines Knotenpunktes der entgegengesetzten Kante ein Mittel kennen gelernt hatte, die Erzeugung der Knoteutöne zu befordern, experimentirte ich nun auch mit elastischen Bin- dern von gleicher oder geringerer Breite, welche keine rinnenformige Aus- höhlung darboten, sondern völlig eben waren, ja es schadete sogar nichts, wenn die Bandflache ein wenig konvex war. Bei allen Versuchen, die ich iu dieser Absicht anstellte, gelang wenigstens der erste Knotenton, sofern das Band nicht zu kurz \Var und die Berührung des Knotenpunktes n^^htig stattfand. Bei dünnen schmalen Bändern, die sehr beweglich sind, ist es a. B. nöthig, wenn man den vordem Rand intonirt, das die Berührung be- wirkende Instrument nicht von oben, sondern von unten auf die hintere Kante zu halten , um wahrend der Bildung der Vibrationen ein Lossehoel- len derselben vom Berührungsinstrumente zu verhüten. Im Ucbrigeo er- gaben die diesfallsigen Experimente keine neuen Resultate. Der Kürze wegen können wir diese Aliquotschwingungen auch mit No. 5. bezeichnen. 5) Diesen Aliquotschwingungen der Länge reihen sich nun die Aliqaot- schwingungen der Breite an, d. h. diejenigen TransversabchwiogaD- gen , wo das Band nur mit der dem Luftstrom zunächst liegenden Zone in mehr oder weniger Breite oscillirt, sofern nämlich die übrigen Zonen durefa Fixirung pder Dämpfung von der Mitschwingung ausgeschlossen sind. Von diesen, so wie von den Latitudinal- und Interferenztöneo dereia- stischen Bänder wollen wir im nächsten Kapitel sprechen. c. Schwingungen einfacher innerhalb oder neben einer Schall- ritze aufgespannter Zungen, bei gleichbleibender Spannung. 1) Bei weiterer Schall ritze, wo nur pizzicato und durch Röhreoan- Spruch Töne zu erhalten sind. Der Apparat, dessen ich mich zu diesen Versuchen vorzugsweise bediente, war ein kurzes, cylindrischcs Holzstück von 14'" Dicke und 3" 4"* Lange, in welches eine schachtf ormige , vierwandige Grube gemeisselt war, Vji"' breit und etwas über 10'' tief, und welche, nachdem sie etwa 10 — Ü"' tief mit diesen Dimensionen den Cylinder durchsetzt hatte, in einen sich all- mälig verengernden und am Ausgange 3V2'" weiten cylindriscben Kantl überging, Dieser Holzcylinder hatte früher als Petschaftgriff gedient, wes- halb wir ihn in der Folge schlechthin „das Petschaft ^^ nennen werden. Ueber die obere viereckige Mündung, und zwar in der Längend imeDSion derselben ,2wurde nun ein Kautschukbaud von 2"/ Breite so gespannt, da^ zu beiden Seiten desselben eine Stimmritze entstand, deren Weite dnrcfa Verschieben des Bandes beliebig verändert werden konnte. Stand das Band genau in der Mitte, so war jede Stimmritze 1 VV" w*i'- Durch diese Dispo- sitionen war eine neue Reihe von Tonmodifikationen zu erzielen, welche sowohl in neueii Mechanismen der Schwingung, als auch in Veränderungen der Anspruchsrichtung , der Lufltension und sonstigen Modifikationen der WindgebuDg ihren Grund hatten. Schwingungen einfacher Zungen mit Schallntze. S68 Fig. 109. Wenn bei der angegebenen Vomchtung, bei welcher die Bandrander gleich weit tob den Rahmenkanten abstanden, dasBand pizzicato den Grund- ton c^ gab, und non mittels des Tubulus, der so auf den Rahmen aufgesetzt wurde , dass der Luflstrom desselben mitten auf den vordem Rand und zu- gleich auf die Oberfläche des Bandes auftraf, angeblasen wurde, so gerieth das Band in volle Transversalschwingungen nach der zweiten Art. Beige- setzte Figur stellt einen senkrech- ten Durchschnitt des Apparats dar : B R' Durchschnitt des als Rah- men fungirenden Holzcylinders, L des Bandes, T das udlere Ende des Tubulus, C der Hohlraum des Cy linders. — . Der Tubulus kann auch mehr gesenkt werden, so dass der Winkel T:R ein minder- gradiger wird. Der Ton, den diese Schwingungen geben, ist hier ein wenig hoher, als der Grundton, etwa eis'. In andern Fällen beträgt diese Er- höhung* entweder mehr, bis zu einer vollen Stufe, oder es ist gar keine wahr- zunehmen, so dass der Ton. mit dem Grnndton übereinstimmt; Jetzt wurde das Band seitlich, ohne seine Spannung zu ändern, gegen, die eine Kante dieses (die Apertur begrenzenden) Rahmens geschoben ,' so dass an der einen Bandkante eine weitere, an- der andern eine engere Schallritze gebildet wurde. Wurde bei dieser Disposition das Band von der weitern oder von der eugern Schallöffnung aus mit dem Tubulus nach den bisher befolgten Methoden angeblasen, so ergab sich keine andere Verschiedenheit in den Tonresultaten, als dass darch stumpfwinklichen Anspruch der hintern Kante von der weitern Schallöffnung aus keine Ton Schwingungen möglich waren, und dass der Anspruch der vordem Kante im Allgemeinen mehr Tension erforderte, dadurch aber auch den Ton etwas erhöhte; von der eugern Schallöffnung ans gelangen die Tonphänomene leichter und t)hne eine sonderliche Abweichung von den früher erhaltenen zu zeigen. . Ruckt man nun bei gleicher Breite beider Stimmritzen den Tubulus ein Stück auf dem Rahmen R zurück, so dass vom Luftstrome nur die vordere Kante und Zone des Bandes getroffen wird, so geräth dasselbe in Lateitil- Bcbwingungen (Na. 3.), und giebt dabei einen Ton, der etwas, gewöhnlich ^/., Stufe, tiefer als der Grundton ist. Halt man dagegen den Tubulus höher, so dass der Luftstrom die hintere Kante und Zone des Bandes, also stumpfwinklig trifft, so entsteht ein höhe- rer Ton, dessen Schwingungszahl, wie es scheint, in umgekehrtem Verhält- ^ niss zum Spannungsgrade des Bandes zugenommen hat, sonst aber dem zar lutooirung erforderlichen Tensionsgrade der Luftsäule proportional ist. Je schlaffer das Band, desto mehr Windstärke ist nämlich erforderlich, das- ^Ibe durch stumpfwinklichen Anspruch in Schwingungen, die dann immer beschleunigter ausfallen , zu versetzen. Je gespannter dasselbe, desto weni- ger weicht die Schwingungezahl von der den vollen Transversalschwingun- gen zustehenden ab, nur die Intensität und Grösse des Tones ist verschie- den. Die durchschnittliche Erhöhung des Tones beträgt hier eine Tertie. Bei geringerer Spannung des Bandes sind überhaupt nicht nur einzelne Zonen desselben leichter iür die Tonschwingungen durch entsprechende Anspruobs* inodifikationen zu isoliren, sondern es lassen sich solche Bänder sogar auch 864 U. Ueber die Solidartone. in ihrer Breitedimeneion in Schwingnsgen versetzen, wodurch mehrere be- sondere und neue Tonpbanome erhalten werden können. Wenn ein solches schlafferes Band (bei sonst gleichbleibender Vorrieb- tnng) mit dem in ziemlicher Entfernung auf den Rahmen aufgesetzten Tubu- lus (der zur Rahmenflache einen nicht zn grossen Winkel, etwa von 15 bis 25^, bilden moss) mit vollem, aber nicht zn sehr komprimirtem Winde der- gestalt angeblasen wird, dass der hintere Rand mehr, als der vordere ge- troffen wird, so gerath bisweilen jene (hintere) Randpartie des Bandes pri- mär in Schwingungen, welche einen Ton geben, der eine Tertie bis zu einer Quinte höher liegt , als der Grundton. Dieser Ton scheint seinem Mecba- nismus nach verschieden zn sein von dem vorhin erwähnten, der gleichfalls durch primären Anspruch der Hinterkante, aber bei anderer (höherer oDd näherer) Haltung desTobulus und stärkerer Luftgebung erhalten wurde: er ist höher und von flüchtigerer Natur, denn es gelingt selten, ihn absichtlieh hervorzubringen, sondern er erscheint fast nur gelegentlich als YortoD oder Anlaut , wenn man ein noch trocknes Band ansprechen will , und geht sehr bald in den gewöhnlichen vollen Ton (No. 2.) des Bandes über. Bei etwas starker gespannten Bändel n habe ich jedoch obigen Ton völlig nach Belie- ben erzeugen können, dann aber auch dessen Höhe mit der des durch star- ken nnd aus der Nähe kommenden Anspruch der Hinterkante erzeugten übereinstimmend gefunden. In ähnlicher Weise , und zwar noch sicherer und fixabeler , lässt sich ein den Grundton etwa um eine Quinte überschreitender, freilich wenig klin- gender, weil durch wenig ausgiebige Exkursionen erzeugter Ton erhalten, wenn man den vordem Rand, aber auch nur den Rand, etwa wie in Fig. iOS-B^ anspricht Auchhierdarf der Anspruchslnftstrom nicht sehr komprimirt, wohl aber mnss er ergiebig genug sein, um das Tonphänomen, das gewöhnlieh nicht augenblicklich erscheint, etwas festhalten zu können. Zuweilen fallt der Ton noch höher aus, bis zur Sexte oder kleinen Septime. Nicht selten mischt sich diesem hohen Tone ein tiefer, rauher Ton bei, der eine Quinte bis Oktave tiefer liegt, als ersterer, und jedenfalls ein oder einige Stufen unter den Grundton geht. Wir sind bei dieser Gelegenheil veranlasst, Ton einer ganz neuen , bisher völlig unbekannt gebliebenen Schwingnng^weise elastischer Körper zu sprechen, nämlich von den Latitndinal Schwin- gungen und von deren Interferenzen mit den Transversalschwiogungen. Dass fast bei allen Transversalschwingungen elastischer Bänder, die dureh einen schief auf deren Fläche auffallenden Luftstrom erzeugt werden, ausser den wesentlichen senkrecht zur Fläche gehenden Exkursionen auch eine oft ziemlich merkliche Ablenkung des Bandes in der Richtung der Breite seit- wärts stattfindet, wodurch die ganze Schwingungssphäre, wie sie dem Aoge erscheint, ein walzenförmiges oder ellipsoidisches Aussehen annimmt, i^ wohl ausser mir auch schon von andern Forschern wahrgenommen wor^ den, wenn gleich sie in ihren Schriften davon nichts erwähnen. Aber es kommt auch vor, dass diese Latitudinalbewegung eine schwingende wird, als solche die Oberhand gewinnt, und die derselben angehörigen Schwingun- gen tonbestimmend auftreten. . ^f eine hierüber bereits seit mehrern Jahren gemachten Beobachtungen sind freilich sehr zerstreut und zum Theil nicht mit der gehörigen Schärfe angestellt, da ich lange Zeit überhaupt ao der Existenz, wenigstens akustischen Wesentlichkeit dieser Schwingungen zwei- felte. Aber neuere, mit mehr Genauigkeit gemachte Beobachtungen und Schwingnngen einfacher Zangen mit Schallritze. S63 Yersnche haben diese Zweifel so ziemlich zerstreut, und gestatten mir, vor- läufig Folgendes über diese Phänomene aufzustellen. Bei sehr vielen Versuchen, elastische Bänder mittels des Tuhulus zum Tonen zu bringen, beobachtete ich, wenn ich den Iiuftstrom entweder ganz horizontal, d. h. unter einem gestreckten Winkel, oder unter einem gegen die Rahmenebene nur wenige Grade messenden Winkel auf den vordem Baudrand fallen Hess, dass, bevor das Band in volle Transversalschwingun- gen gerietb und so seinen Grundton angab , ein merklich höherer Ton die- sem letzteren voranslautete , der durch einen andern Seh wingungsmechanis- mns entstanden sein musste. Besonders war dies der Fall, wenn das zu ge- brauchende Band noch trocken war, und der Anspruch mit nur massiger Starke gegeben wurde. Später erhielt ich auch dergleichen Tone, wenn ich, wie vorhin erwähnt und abgebildet, unter einem mittlem Winkel den vor- dem Rand scharf, aber nur oberflächlich, mit dem Luftstrome des Tubulus anbliess. Die dabei Hchtiich wahrnehmbaren Erscheinungen sind etwa fol- gende. Das Band fängt, ohne sonderlich aus seiner Ebenenstellung zu kom- men, an, in seiner ganzen Ausdehnung zu zittern, in regelmässige Oscilla- tionen zu gerathen, welche .seitwärts exkurriren, und wobei die Breite des Bandes zuzunehmen scheint. Am reinsten treten diese Latitudinal- schwingungen auf, wenn das Band eine gewisse Dicke hat, und diese Dick- fläche eine geeignete Anspruchsebene bildet, an welcher der Luftstrom nicht abgeleitet, sondern fassen kann. Daher ich auch das Phänomen häufiger und deutlicher an kleinen, von mir selbst scharf geschnittenen Bändern aus anpräparirtem, als an den käuflichen Bändern aus vulkanisirtem Kautschuk beobachtet habe. Der erforderliche Anspruch muss entweder möglichst horizontal kommen, d. h. senkrecht auf die Dickfläche des Bandes, parallel zur Breitenfläche desselben , auffallen , oder (wie bei Bändern, die keine er- giebige solche Fläche darbieten) durch scharfes Vorüberblasen eines schrä- gen (unter 45^ auffallenden) Luftstroms an der einen Ecke der Kaute bewirkt werden; endlich schienen mir auch die Latitudinaltöne bisweilen, wie oben bemerkt, durch sehr stumpf winklichen Ansprach des Hinterkante ntheiJs zu gelingen. Das Band muss. ferner eine sokhe Spannung besitzen, dass es darch einen massigen Tensionsgrad des ansprechenden Luftstroms noch nicht in Transversalschwingungen versetzt werden kann. Ganz rein, d. h. ganz von Transversalschwingungen frei, sind jedoch diese Latitudinal- schwingungen wohl niemals: denn wenn man das Phänomen im Hohlspie- gel betrachtet, ist immer ein transversales Hin- und Hergehen des Band- randes, wenn auch in sehr kleiner Exkursionsweite, wahrzunehmen, wäh- rend die latitudiniüen Exkursionen mehr auszutragen scheinen. Aber nie beträgt die grpsste Exkursions weite eines elastischen Bandes^ das auf diese Art schwingt, so viel, als die grösste Weite transversaler Exkursionen, etwa nur den 4. oder 5. Theil der Letztem, weil überhaupt ein breiterer Korper nicht so weit ans seinem Gleichgewichtszustände abweichen kann, als ein schmälerer, dünnerer. Ferner setzen die Transversalschwingungen immer mit einer Niederbeugnng des primärgetroffenen Bandes ein, was bei den Latitudinalsehwingungen nicht der Fall istl Die latitudinale Wellen- bewegung kommt immer. durch einen weniger gespannten Luftstrom zu Stande, nur muss die schmale' Bandfläche von der Centralkraft desselben getroffen werden. Die Latitudinalschwingungen erscheinen dem Auge ent- weder als gleichmässig die ganze Breite des Bandes einnehmende oder als II. Ueber die Solidftrtone. vorzugsweise die vordere oder (bei der 8. Anspruchs weise) die hintere Raodzoue soHicitireode. Ad frei aufgespaDiiten Bändern habe ich diese Seh wiDgungs weise noch nicht erhalten können. Die Ton stufe oder Schwingungszahl der Latitudinal Schwingungen liegt, wie gesagt, immer einige Stufen hoher als die des Grundtons oder der pizzicato und sooit durch einfachen Mechanismus erfolgenden vollen TransversalschwingungeD desselben Bandes beträgt. Bei meinen bisherigen Versuchen betrug dieser Unterschied in der Regel eine Quarte; in zwei Fällen sogar eine Oktove. welche aber wohl durch nicht näher erörterte. Zufälligkeiten entstanden zu sein scheint. Bei mehrern Bändern war mehr als ein LatitudioaltoD möglich. In mehrern andern Fällen war durch Aendernng des Winkeb, unter welchem der Tubulus zur Rahmen- und Stirombandebene gehalten oder aufgesetzt wurde, eine Aendernng der Tonhöhe zu erzielen. Sonst hat nach meinen Unterstichungen die stärkere oder geringere Spannnog des Bandes* keinen erheblichen £influss auf diesen Tonstufenunterschied , wohl aber die Tension des Luflstroras. In einigen Fällen liess sich der aofäng- lich erhaltene Ton durch Verstärkung' des Winkels sowohl als auch der Lufttension um drei ganze Töne erhöhen. — Auch bei diesen Tönen moM- ten wir, wie bei den Transversaltönen, Volltöne und Aüqnottöne der Breite nach unterscheiden. Erstere «entstehen durch einen Ansprach, der entweder horizontal ist oder einem solchen nahe kommt, letztere durch Anspruch der Vorderkante unter einem Winkel von 45 — 60^. So wie die aliquoten Trans- Versalschwingungen , so tönen auch diese höher, als der Grund- oder Voll- ton. Uebrigens bemerke ich ausdrücklich, dass ich mehr ab einmal am Vorderrande eines und desselben Apparates sowohl den Ton No. 2a., als auch den mehrere Stufen höher liegenden Lalitudinalton erhaUen habe. Auffallend ist freilich, dass, wie es scheint, immer der durch spitzwinklicbes Ueberblasen der ganzen Bandfläche erhaltene Latitudinal ton mit den» durch stumpfwinklichen (starken) Anspruch der Hinterkante bei vollen TraoBver- salschwingungen erhaltenen gleichen Tonhöhe zeigt, obwohl im Timbre sich ein bedeutender Unterschied wahrnehmen lässt. Das Timbre dieser Latitu- dinaltöne ist nämlich ein ganz anderes, alsdas der Transversaltöne. Sie khngeo zarter, weicher, schwächer, sind aber geschmeidiger und zu feinern Nuan- cen brauchbar. Auch lassen sie «ich (bei guten Apparaten) ziemlich an- schwellen, ohne ihre Tonhöhe dabei zu verändern. Von diesen höhern Tönen , die wir also Latitudinaltöne nennen wdlco, wenden wir uns zu den tiefern, mehrere Stufen unter den Grnndtone ge- henden, welche gewöhnlich neben jenen erstem mitgehört werden, und durch Interferenz- der Latitudinalsch wingungen mit den Transversal- schwingungen zu entstehen scheinen. Dass bei der Erregung von Schwingungen in mehreren festen elastiscbeo Körper sowohl als in Jjuftsäulen zuweilen neben dem Orundtone tiefere Töne mitklingen, die in verschiedenen Seh wingungs Verhältnissen tum Orundton stehen können, haben bereits mehrere Akustiker (Chladni. Qu an dt, v, Dalberg u. a.) beobachtet. Es war daher wohl auch zu er* warten , dass bei den elastischen Bändern dergleichen Erscheinungen nicht fehlen würden. In der That habe ich bei meinen dieBfallsigen.Uhtersochan- gen an Einzel bändern mehrmals, und zwar, was bemerkenswerth ist, alle- mal bei Gelegenheit der Beobachtung der eben erörterten Liatitudinalsch win- gungen, die in Rede stehenden tiefen Bei- oder Nebentöne beoUkchlet Schwingungen einfacher Zungen mit Schallritze. SM Diese Töne klingen rauh, schlecht and liegen in der Regel eino grosse Quinte tiefer, als der Terbaltnissraässig tiefste Latitudinalton, so dass sie gewöhnlich ebenso tief unter den Grundton zu stehen kommen , als jener über diesen. Einigeniale waren zwei so) ober Töne abwechselnd hörbar, die Quinte und die Oktave des Hocbtons. Dabei gerath das ohnedem nur zitternde Band in siehtbare Schwankungen und Schaukelbewegungen, wobfi einzelne Längenzonen des Bandes sich heben und senken ; freilich sind diese Bewegungen nicht zahlreich genug oder^ nicht rasch genug einander^sukzo- dirend , als dass sie aliein einen Ton zu bilden fähig 'wäi;en. Einmal gelang es mir. den tiefern Ton isolirt zu erhalten: dabei war von Schwingungen fast gar nichts wahrzunehmen. Leider dauerte dies Phänomen nur sehr kurze Zeit. Ich für meinen Theil vermuthe hier eine Interferenz Wirkung zwischen den Transversal- und Latitudinalschwingungen mit Verlangsamung der Wellen um die Hälfte. Es treten daher diese Phänomene nicht an TÖlÜg frei aufgespannten Einzelzungen , wo nur ein ungetheilter oder ungestörter Lttftstroni Wellenbewegung erzeugen kann, auf, sondern nur an den über einen Rahmen gespannten, wo durch tbeilweise Zuruckwerfung des Luft- stroms ein wellenerregender Angriff von zwei verschiedenen Seiten her auf das Baad möglich wird. Ob diese Ansicht richtig ist, müssen widerholte ge- nauere Untersuchungen lehren. Zahlreicher, unverfänglicher und interessan- ter werden uns dergleichen Interferenzphänomene bei den gefassten Einzel- und noch mehr bei den Doppelzungen begegnen, weshalb wir auch erst, wenn wir diese kennen gelernt haben werden, über das Wesen dieser Inter- ferenzen uns umständlicher aussprechen werden. Die wesentlichen Unterschiede des Verhaltens der innerhalb eines engen Rahmens aufgespannten (gefassten) Ehnzelzungen von den freien oder über einen ringförmigen Rahmen gespannten bestehen demnach darin, dass bei letztem der Anspruch auf die Mitte und auf die Hinterkante weit leichter volle Schwingungen erregt , welche nur den Grnndton geben , während bei erstem der gleiche Anspruch schwerer gelingt, und daher auch immer mit einer merkliehen Tonerhöhung verbunden ist, ferner dass bei letztern La- titudinal- und Interferenzschwingungen nicht möglich zu sein scheinen, welche dagegen bei erstem leicht gelingen. 3) Bei so weit verengter Schallritze, dass in dieser selbst Tonbil- dnng, aber nur mittels Röhrenanspruchs möglich ist. — Folgende Mo- difikationen Wurden hier vorgenommen. a) Bisher siand das elastische Band in oder über der Mitte der in den Holzcylinder geschnittenen Apertur. Beide Rabmenränder waren frei. Es wurde nnn dasselbe über den einen Rand des Rahmens so geschoben, dass es diesen in einer Breite von etwa % bis '/a'" deckte. S. Fig. 1 10. Doch lag das Band dem Rahmen nicht völlig auf, sondern es blieb noch eine enge Ritze zwischen beiden Flächen. Gab das Band , in der Mitte der Apertur frei stehend , pizzicato deli Ton es ' , so gab es jetzt ebenso intonirt den Ton des') welcher Unterschied jedoch wohl von einer Abspannung, die das Band dabei erlitten , abhängen mochte. Wurde nun das Band mit dem Tubulus unter einem spitzen Winkel von Rahmen a aus, weichem es auflag, an- geblasen, so hob sich seine- Kante vom Rahmen ab, -und es schwang mit ziemlich ergiebigen Exkursionen in seiner ganzen Breite , veobei die mittlere Zone, faat wie bei den Iiatitudinaltönen , liegen zu bleiben und nur die beiden Randzonen in Schwingungen zu gerathen schienen , die zwar dent- S68 II. Ueber die Solidartone. lioh transversal waren, aber wenig exkurrirten und mitLatitudinalschwingon- gen gemischt zu sein schienen. Der Ton war f ^, eine grosse Sekunde höher, als der Pizzicato -Ton des freien, eine grosse Tertie hoher, als der Grund- ton des aufliegenden Bandes. Durch stumpfwinklichen Anspruch der hintern, frei über der Apertur liegenden Kante , gelangen keine Tonschwingangen. Von der andern, freien Seite b aus mit dem spitzwink- lich gehaltenen , auf die hiesige Rahmenk-ante aufge- setzten Tubulus angeblasen gerieth das Band in volle Transversalschwingungen mit dem Ton c^, der also etwas tiefer lag, als der Grund ton dieses Bandes. Bei -. näher gehaltenem Tubulus, so dass nur die obere Por- ^' tion des Luftstroms die Bandkante fasste, gerieth die letztere in kleine Schwingungen mit dem Tone d ' , die sich auch bis e ^ er- höhen Hessen. Der andere aufliegende Kanlenrand schien dabei sich völlig ruhig zu verhalten, Es schienen dies Latitudinalschwingungen zu sein, denn sobald, was oft (bei stärkerem Anspruch) geschah, dieselben in deutliche Transversalschwingungen umsprangen , trat sofort der tiefere Ton wieder ein. Sie lassen sich aber auch als Aliquotschwingungen erklären. — Wurde die aufliegende Band kante fixirt und unbeweglich gemacht, so war auf keine Weise mittels Tubularanspruchs ein Ton möglich. S. jedoch weiter unten c). b) Wurde nun das Band noch weiter über den Rahmenrand weggezogen, so dass es zum grössern Theile auf demselben lag, so erhöhte sich der Too auf fis *", und bei grösser winklichem Anspruch sogar auf g '. Es war hier im Allgemeinen gleich, ob das Band trocken blieb, oder absichtlich nass gemacht wurde , so dass die Ritze dadurch verschlossen oder ausgeglichen wurde. Nur rissen im letzteren Falle die Töne leichter ab , sobald die Feuch- tigkeit durch den Luftstrom sich entfernte. Auch kam bei grössern Exkur- sionen zuweilen der Ton e ^ Ueberhaupt stellte sich immer mehr als Regel heraus, dass die Tonhöhe caeteris paribus mit der Ausgiebigkeit der Exkur- sionen in umgekehrtem Verhältniss steht. — Wurde bei diesen Versuchen die Tubulusmündung plötzlich etwas gehöht, so dass der Anspruch mehr die obere Ecke der Vorderkante, sowie die obere Fläche des ganzen Ban- des bestrich, so tönte gewöhnlich, aber kurzhin und undeutlich ein höherer Ton a * — b ' , der durch Latitudinalschwingungen entstanden zu sein schien. c) Statt des schmalen nahm ich jetzt ein breites Band von fast 4'", also fast genau so breit, als die Rahmenapertur. Pizzicato gab es, nachdem seine eine Randzone dem Rahmen au^elegt worden , den Ton h K Mit dem Tu- bulus von der gedeckten Seite aus cis*-^, von der offenen Seite aus angebla- sen, h^ Bei diesem Bande war es erlaubt, die aufliegende Zone zu dämp- fen, niederzuhalten, überhaupt schwingungsunfahig zu machen, ohne dass « dadurch die Anspruchsfähigkeit des übrigen Bandes verloren ging. Es gab dann einen Ton, der nur ein wenig tiefer lag, als der vorige, ohne Deckung erhaltene y sonst ihm gleich war« Bei dem von der gedeckten Seite angebla- senen Tone dagegen durfte der freie Rand, welcher wesentlich mitschwang, nicht berührt werden , sonst hörte alle Tonbildung i^uf. Dass bei irgend einem dieser Töne *das Band sogenannte aufschlagende Schwingungen gemacht hätte , davon habe ich mich in keiner Weise über- zeugen können. Bei hinlänglich starkem Anspruch konnte sogar swischen Band und Rahmen ein kleiner Körper geschoben werden, ohne die Exkur- sionen zu stören. Aber ganz durchgeschoben werden bis zur hintern Kante Blastone dorch eine elastische Zunge erzeugt oder darüber hinaos dorfte er nicht , sonst kam er mit dieser Kante , wah- rend sie schwang, in Berührung nnd hob so den Ton auf. 3) Bei beiderseits verengter Schallritzc zur Erzeugung von ßlastonen. Wir gehen jetzt einen Schritt weiter, und wenden uns zu den akustischen Phäoomeoen , welche elastische Eiozel bander , an zwei Funkten aufgespannt, Ternehmen lassen, wenn sie nicht durch einen sie partiell treffenden und nur To.n einer Seite her in Bewegung setzenden beschränkten Luftstrom, sondern durch eine solche Luftsäule aus ihr^pi Gleichgewichte gebracht werden, die auf ihre ganze Fläche so wie auf ihre Ränder (beide oder nur einen) der ganzen Länge nach einwirkt. Wir treten so unserer eigentlichen Aufgabe schon ein bedeutendes Siudk näher: denn der Anspruch der Stimm- binder des menschlichen Kehlkopfs geschieht auf keine andere Art. s) Unser anfänglicher Apparat bleibt einstweilen immer noch derselbe. Der Fizzicato-Ton des Bandes ist jetzt es^ Wir legen nur über die neben dem freien Rande des Bandes (Fig. iiiL) befindliche Apertur (der andere Rand liegt Dochanf derRahmenkante auf) ein Stück dünner Pappe (P), das so zugeschnit- ten ist, dass zwischen ihm jiud dem Bandrande eine schmale, lineare Ritze Ton etwa ^/^"' Breite bleibt. Wir halten das Pappenstück mit drei Fingern fest in seiner Lage, oder kleben es fest auf, drehen das Instrument um, und blasen es mit dem Munde von hinten an. Dabei ist Folgendes zu beobachten. Zq nächst wird das Band in seiner ganzen Breite vom Winde gehoben und aofi^bläht, gegen die Stimmritze zu mehr, als über dem Rahmenrande, dem es anfliegt ; bei massigem Blasen fängt es* in dieser gehobenen Lage an , in kleine Schwingungen zu gerathen , die ich aber noch nicht reguläre Trans- Teraalschwingungen der ersten Art nennen möchte: wenigstens Hess sich nicht genau erkennen, ob dabei die ganze Fläche des Bandes gleichmässig auf und nieder ging. Der dabei stattfindende Ton war wenig sonor, nicht schwellbar, e*, % Stufe höher, als der Grundton. Wurden die beiden Enden des Bandes mit zwei Fingern festgehalten , ohne dass dadurch dasselbe, soweit es schwingbar war, ver- ^^' kürzt wurde, nnd ein etwas stärkerer Luftstrom gege- ben, so legte sich das Band auf den Rahmenrand scheinbar fest auf, und nor der der Platte zugekehrte Theil desselben hob sich und schwang, wie gewöhnlich , ohne dass der Ton seiner Höhe nach sich merklich veränderte. Bei noch stärkerem Blasen war deutlich zu beobachten, dass auch die dem Hahmenrande aufliegende Zone in Bewegung gerieth, und jetzt ertönten zwei Töne gleichzeitig, von welchen der andere genau 1 Oktave tiefer lag nnd ein schnarrendes Timbre hatte. Dieser Ton wurde offenbar durch aufschlagende Schwingungen der dem Rahmenrande aufliegenden Band- zone erzeugt, oder vielmehr durch die Schläge selbst, welche diese Baini- zone bei jeder ganzen Schwingung einmal gegen den Rahmenrand ausführte. Zuweilen, besonders wenn das feuchte Band und der Rahmenrand abge- trocknet worden war, kam es vor, dass die Rahmenzone des Bandes sich frei machte, und ihre Schwingungen ohne Schläge ausführte; dann setzte sich diese 2jone nut dem übrigen Bandkörper in ziemlich gleiche Lage, und der Ton wurde wieder rein und einfach. Zuweilen aber gewann die Rahmenzone förmlich das Uebergewicht, so dass man nur den tiefen Scbnarrton hörte. Das eben erörterte Phänomen gehört jedenfalls zu dem, was wir Interferenzer- U S70 IL Ueber die Solidaiione. scheinungeD nennen, und wird spater ^wenn wir über dieselben (bei den DoppelzuDgen) genauer sprechen werden, seine Erklärung finden. Durch Auflegen eines oder zweier Finger auf die Enden des Bandes, durch abwech- selndes Dämpfen des einen oder andern Randes dieser Endstücke waren noch manche Modifikationen, die sehr an die später zu erörternden Schaukel- Schwingungen erinnerten, zu erzielen. Bei einer Wiederholung diese« Versncbs lag der erhaltene Ton 1 Qaarte höh er, als der Pizzicato -Ton. Jedenfalls hatte sich hier in Folge des Liegenbleibens der auf dem Rahmen liegenden Bandzone das Register geändert; s. weiter anten. — Wurde der Apparat Ton vorn eingesprochen (Ansatzrohr), so erschien ein 1 kleine Tertie höherer Ton, der sich durch Verlängerung des Rohrs vertiefen liess, dem- nach einem andern Register angehörte. Darüber später mehr. b) Jetzt{Fig. 112)schieben wir, ohne am Bande etwas zu ändern, daaPapp- stück etwas über den innernBandrattd(6), sodass dieser an seinen Schwingun- gen gehindert wird, und die Luft lediglich zwischen der äjussern Bandzone (a) und dem Rahmenrande , dem dieselbe aufliegt , entweichen muss. Es entseht, wenn wir das Instrument, wie vorhin, von hinten anblasen, ein Ton mit etwas anderem, an die Bassklarinette erinnernden Timbre und grosserer Reinheit und Klangfülle : die vorhin bemerkten Stosse oder Tremulirungen fehlen. Die Tonstufe beträgt beim Piano - Einsatz c^ oder cis^, liegt also I Sexte bis Septime über dem Grundton , und schlägt heim Crescendo -Forte ziem- lich scharf nach b ^ um. Das Band wird , soweit es schwingungsfähig ist, durch den Luftstrom stark gehoben und in seitliche Transversalschwingun- gen (No. 3 a) versetzt, wobei (im Hohlspiegel) deutlich zu beobachten ist, 2; _p dass die Rekursionen nicht, auch beim Forte nicht, bis " zur Rahmenfläche gelangen : es findet kein Au&cblagen statt, wie vorhin, sondern ein Schweben des schwin- genden Bandes, weshalb wir solche Schwingungen, die nur aufzuschlagen scheinen, es aber nicht thun, von Fio 112 nun an schwebende Schwingungen nennen wol- len. Natürlich muss bei diesem Vorgänge, wenn das Band in volle Transversalschwingungen geräth, eine doppelte Krümmung desselben stattfinden 1) eine Hebung des Bandes, soweit es von der Platte unbedeckt ist, mit Aufwärtskrümmung sowohl der Länge, als auch der Breite nach, am meisten natürlich in der Mitte des Bandes: in dieser Lage, die durch den blossen Druck der sich durchzwängenden Luft erzeugt ist, vermag schon das Band in kleine, die gegenseitige Lage der einzelnen Par- tien des Bandes noch nicht wesentlich ändernde Schwingungen , die niit den früher erwähnten Latitudinabchwingungen Aehnlichkeit haben, versetzt zu werden, wobei ein schwächerer und höherer Ton hörbar ist; in unserm Falle war er eis*. 2) Sobald aber der Luftdruck zunimmt, giebt die dünne Papp- platte nach, das Band wölbt sich sammt letzterer aufwärts, dadurch gelangt mehr Luft in den Spaltraum, und das Band, soweit es schwingbar ist, geräth in eine ausgiebigere Bewegung; die Exkursionen werden offenbar weiter, grosser , schlagen aber dennoch nicht auf den Rahmen auf, denn der Ton Weiht emfach. In Folge dieser Erweiterung nimmt der Ton zwar aa FüUe und Klang zu, aber auch seine Schwingungszahl um V«— 1 Stufe ab, und Kommt auf b», welcher Ton also den Pizzicato - Ton immer noch sehr an schip^!« J''' . üebrigens hat man es durch sukcessives Vor- und Zurück- Ä^d !!ir tr'f^ ^^«^* ^ *^^' ö^^*l^ d«^ Ton nicht nur seiner uaa seinem lUange, sondern auch seiner Hoha mii^h «inicrpjanAiuui^n Blastone durch eine elastische Zonge erseogt. 871 ZQ Diodificiren. Durch Vorschieben des Fingers, aoch wenn die Platte toI- lig QDTerrückt bleibt, wird der Ton etwas höher, aber auch beengter oder kleiner, weil der Luft der Durchgang erschwert wird; durch Zurückxifhen desselben Tennag die von der Platte bedeckte Bandzone etwas dem andrän- genden Luftstrome aussuweichen und Letztern selbst voller und ergiebiger zu machen , so dass auch die Schwingungen grösser und freier (weniger be- engt , aliso auch langsamer) werden , und was diese Aenderungen auf den Ton für £iDfloss haben, wird nun wobl jeder Leser sich selbst beantworten können. Wurde statt der Pappplatte eine starre Holzplatte zur Dämpfung der Randzone des Bandes genommen , so waren diese Modifikationen des Tones nicht möglich , es entstand nur ein einziger, nicht sehr klingender Ton. 'Eb scheint demnach viel auf eine gewisse Miibewegung der gedämpf- ten Bandzone anzukommen. Ich machte namlieh bald die Beobachtung, dass wahrend der Tonbildung ausser der dem Rahmen aufliegenden Bandzone auch die von der Platte be- deckte nicht ganz unbeweglich oder fortwährend mit der Platte in enger Be- rührung bleibt, sondern dass sich dabei etwas Lnit zwischen diese beiden Flächen hindurchdrängt. Wenn nun aoch in der Regel kein Grund zur An- nahme eines neuen Schwingungsphänomens in dieser G/otlis spuria vorliegt, so mag doch die durch dieselbe entweichende Luft, so weniges auch sein mag, zur Erzeugung und Modificirung der Schwingungen der unbedeckten Ban- partie etwas beitragen. Um diesen möglichen Einfluss abznhalten, klemmte ich den sn dämpfenden Bandrand zwischen eine dünne Metall- nnd eine etwas dickere Holzplatte, wodurch noch der Vortheil erzielt wurde, dass die Bandebene dadurch etwas schief wnrde und die in Schwingungen zu versetzende Randzone sich schärfer auf die Rahmenkante legte. Nachdem noch sonst alle York -hrungen gegen irgend eine unbefugte Tonritze getroffen waren , bliess ich den Apparat an , und erhielt end- lich, doch erst als die Endstücken des Bandes mit den Fingerspitzen fest gehalten wurden, den Ton f^ (bei Wiederholung fis^ ) also eine Erhöhung des Grundtons {d*} um 1 Quarte, was -bei der ni^mhaften Verschmäleruug, die das Band erlitten, etwiis wenig zu sein scheint. Dieser Ton war zart und durch kleine schwebende Schwin- gungen erhalten.' Kehrte ich zur einfachen , doch wohl angedrückten Pappplatte zu- rück, so erhielt ich in einem Falle (Pizzicato c^) nur einen tiefem Ton a' von stärkerer Intensität und Klangfülle, in einem andern Falle dagegen, wo ich eine neue Platte anwandte [Pizzicato d'''], gestaltete sich das Phänomen wie früher, d h. es erschienen zuerst kurze, schwebende Exkursionen mit dem hohen Tone e^ mit zartem Timbre, der bei stärkerer Windgebung scharf und plötzlich in den vollen, grellen durch grosse Exkursionen gebildeten Ton h^ — c^ überspranji^. In obigem Falle (mit Anwendung der Metallpatte) erschien von diesen beiden Tönen nur der hohe, in vorigem Falle nur der tiefe; bei mehr Geduld und Versuch hätte ich den fehlenden Ton vielleicht auch noch erhalten. Die letzterwähnten Versuche erregten mir aber doch wegen der auffallenden Re- sultate, die sie ergaben, einiges Bedenken hinsichtlich ihrer Richtigkeit, es war da- her Wiederholung nothwendig. Zuerst operirte ich mit demselben Apparat und einem schmalen Bande, das pizzicato den Ton f^ gab. Nach aufgelegter Pappplatte erschien beim Anblasen der Ton e', erst hauchend und wenig entwickelt, spater, nachdem das Band gehörig feucht geworden, gut nnd leicht ansprechend, auch schwellbar. Dabei muaste sich jedoch die Plattenzone des Bandes etwas mit heben können, wenn auch gerade keine Luft zwischen ihr und dem Plattenrande entwich. Cres- cendo erschien ein stärkerer, vollerer Ton c*, aber, wie sich bei genauerer Betrach- tung ergab, nur, nachdem das Band sich durch den Luftdruck von der Platte los- geschoben hatte und Luft zwischen Letzterer und dem betreffenden Bandrande ent- weichen konnte. Desgleichen gab ein in g* gestimmtes Band unter gleichen Ver- hältnissen den Ton d", piano sowohl als crescendo. Ferner ein in d* gestimmtes Band, mochte eine Metall- oder Pappplatte aufgelegt sein, den Ton g*, welcher sich durch einige Relaxation der Pappplatte etwas erhöhte , so dass ich durch abwechselndes Anfdrneken nnd Loslaasen des Fingers einen ganz guten Triller schlagen konnte. 24» / / 372 H- Üeber die Solidartone. Einen 1 Tertie unter dem Pizzicato-Ton liegenden Ton h» oder b» konnte ich nur durch Einziehen von Luft erhalten: es war also dieser Ton in der Pl^ttenglotlis gebildet, und als Aufschlagton zu betrachten. Je- denfalls war also auch jenes früher erhaltene tiefe a ^ ein solcher Ton gewe- sen. Wurde die Pappplatte soweit vom Bande abgezogen , dass sie nur den Rand des Letztern streift^ so wurde zuweilen, wenn auch bald vorübergehend, ein Interferenzton gehört, der 1 Oktave tiefer als der hohe Blaston lag. Wurde die Pappplatte gleich von vorn herein nur locker aufgelegt , so dass offenbar Luft, unter ihr und dem Bandrande durchstreichen* konnte , so er- schien ein Ton, der nur 1— 1 V« Stufe höher lag, als der Pizzicato -.Ton, der aber beim Aufdrücken des Fingers sofort um 1 Tertie stieg , also die vo- rige Hohe erlangte. Dagegen war von einem solchen Rücksprung auf einen tiefern Ton, wie er oben erwähnt wurde, nichts zu erzielen. Wurde der zu deckende Rand zwischen zwei Platten geklenimt, so wurde der Anspruch etwas schwieriger, und der nach einiger Zeit der Aufblähung erscheinende Ton lag 1 Septime über dem Pizzicato -Tone. — Nahm ich statt des bis- herigen schmalen ein breiteres, dünneres Band, das pizzicato den Ton ßs* gab, so war der Blaston 1 Quinte höher, mochte die Platte aus Metall oder Pappe bestehen : durch Verschmälern des Bandes (Vorschieben der Platte) erhöhte sich dieser Ton bis zur Septime. Nahm ich endlich einen grösaern Apparat (Stethoskopstürze von 16'" Durchmesser), wo der Rahmen, dem der tönende Bandrand auflag, durch .eine untergeschobene Metallplatte ver- treten war, so tönte der Blaston auch 1 Septhne höher, als der Pizzicato- Ton, vertiefte sich crescendo etwas: ein tieferes Register war nicht zu er- halten. Wie schon erwähnt, waren auch beim Einzie^h^n des Windes, oder durch Anblasen von der obern Fläche dieses Apparats (vom Mundstück) aus. Töne möglich, d. h. nur dann, wenn die deckende Platte ohne sonstiges Bindungs- mittel dem (für das Aueblasen) zu dämpfenden Bandrande auflag. Beim Ein- blasen schloss sich dann natürlich die Rahmen tonritze , wofür sich zwischen Platte und darunter befindlichem Bandrande eine Tonritze bildete. Der Ton war in einigen darüber von mir (mit Holz - und Pappplalten) angestell- ten Versuchen etwa 1 Stufe höher, als der Grundton , klang gut, und wurdt* durch ziemlich denselben Mechanismus erzeugt, wie die Anblastöne, d.h. nur in der Plattenglottis. In den meisten Fällen jedoch war dieser Ton eine Sekunde bis Tertie höher, als der Pizzicato-Ton , wie schon erwähnt wurde; vielleicht war hier die andere Glottis zugleich thätig, was überhaupt einen vertiefenden Einfluss auf solche Töne auszuüben scheint (S. jedoch Vers. k.). Uebrigens können wir jetzt wohl auch mit ziemlicher Sicherheit den Grund angeben , warum im vorigen Falle (Vers, a) aufschlagende Schwingungen vorkamen, in letzterem in der Regel nur schwebende. In ersterem Falle hatten wir zwei Stimmritzen: eine mittlere, durch welche der emporsteigende Luftstrom, ohne in seiner Richtung geändert zu werden, durchstreichen konnte; und eine seitliche, durch welche er nur unter einem rechten Win- kel sich ablenkend streichen musste. Natürlich war der durch die mittlere Ritze gehende Strom wirksamer, als der durch die seitliche streichende, was auch schon die verschiedene Exkursions weite der respektiven Bandzonen- schwingungen auswies. Bei schwachem Blasen wurden die Exkursionen der S^^r**°^' ui^®^^®°^ ^**^°^®°*'*^^® liegenden Bandzone schwebende, und die Diosse lehiten; bei stärkerem Blasen, wo naturlich die Exkursions weite der Blafitone durch eine elaatische Zunge erzeugt. S78 Schwingungen dieser Bandzone zunahm, Tennochte der unter ihr durchfliirel- ebende Luftstrom dieses „Schweben^' nicht mehr yollstandig zu unterhalten, weil, wie wir wissen, die innere Bandzone weiter abgetrieben wurde, grossere Exkursionen machte , und so eine Schiefstellung der Bandebene, aber, wie ich ausdrucklich bemerke, keine Schaukelbewegung bewirkte, wodurch die äussere Bandzone mit ihren Schwingungen in Konflikt mit dem Rahmen kommen musste. Jede ganze, hinlänglich ausgiebige Wellenbewe- gung bewirkte also bei der Rekursion eineif Stoss gegen den Rahmen, und erzeugte auf diese Weise das unangenehme , interferirende Timbre , dessen wir gedachten. In letzterem Falle war ausser dieser Tnoritze keine andere vorhanden, der ganze disponibele Luftstrom konnte hindurchgehen , und eine solche Störung , wie die eben gedachte , konnte nicht eintreten. Wir ersehen aus diesen Versuchen zugleich , dass dergleichen schnarrende Auf- scblagtöne hier nur vorkommen , wenn gleichzeitig noch eine andere Ton- ritze thatig ist. Endlich geht nun wobl auch aus dieser Untersuchung zur Genüge hervor, was man überhaupt von dem in akustischen Schriften so oft vorkommenden Ausdrucke „aufschlagende Schwingungen^^ zu halten hat. Mkn unter- scheidet ge wohnlich die Znngenschwingungen in durchschlagende, und in aufschlagende. Du rchschlagend nennt man sie , wenn sie innerhalb eines Rahmens dergestalt frei schweben, dass sie bei ihren Schwingungen nirgends anstossen können. Aufschlagend werden sie dagegen genannt , wenn sie, wie bei der Klarinette und manchen Zugenwerken der Orgel , über ihrem Rabmen so angebracht sind , d»ss , wenn man sie pizzicato davon abzieht und zurückschnellen lasst, auf denselben auftreffen oder aufschlagen müssen. Diese Wahrnehmung hat man nun ohne nähere Untersuchung auch auf die durch Anblasen entstehenden Tonschwingungen übertragen , und dieselben aufschlagende genannt, als ob die Zunge bei ihrer Tongebung, also bei je- der Rekursion gegen den Rahmen, wirklich und leibhaftig aufschlüge. Dies ist aber ein vollständiger Irrthum. Alle die hierher gehörigen Instramente to- nen mit schwebenden, nicht mit aufschlagenden Schwingungen. Bei der fiJarinette findet zwar ein Aufschlagen statt, aber nicht gegen den Rahmen, sondern gegen die Oberlippe des Blasers, wodurch dieses Instrument, bei- läufig bemerkt , zu einem zusammengesetzten, zweizungigen wird. c) Wir gehen jetzt weiter Fig. 113, und andern an unserm Apparate weiter nichts, als dass wir das Band vom Rahmen R so weit abziehen, dass dessen äusse- rer Rand a nicht mehr über, sondern neben den Rahmenrand zu stehen kommt, und die Luft gerade in die Hohe neben dem Bande vorbei und herausstrei- chen kann. Den innern Bandrand fr lassen wir einstweilen noch von der Pappscheibe bedeckt, und nehmen dieselbe nur einmal a\if kurze Zeit weg, um den Grnndton des Bandes pizzicato zu prüfen. Er sei f ' *). Blasen wir den Apparat gehörig aa, so treibt sich das Band, so weit es beweglich ist, stark ab, und fangt dann mit grossen einseitigen Transversalschwingungen zu schwingen an , wobei ein starker., voller , nicht sehr angenehm klingender Ton b^ (Erhöhung um eine Quarte) sich boren lasst. Der ge wohnlich die- sem Tone voranlautende schwache höhere Tou (d^) hat seine besondere *) Ba ist für diesen Versuch gut, wenn das Band etwas stärker gespannt ist, damit beim Anblasen die Tonritse nicht za weit wird, was die Tonbildang er- »chweren oder ganz unmöglich machen könnte. 374 n. Ueber die Solidartone. Bedeutung, die wir jedoch erst spater genauer nntersncben wollen. Die Re» knrsionen dieser Schwingungen gehen gewöhnlich, wenn diese einigermaassen weit gehen, etwas nnter die Schwingungsebene (schlagen durch), aber nie so weit, als die Exkursionen über dieselbe. Zuweilen kommen dabei, wenn das Band dem Rahmenrande zu nahe steht. Aufschlage oder vielmehr Strei- fnngen an demselben vor, welche den Ton widerwärtig machen. Ist daa Band zn schlaff, so dass es durch den Luftstrom zu ^^A^^-^^^m "w^i^ abgegeben und dadurch die Stimmritze übermässig IHH ■■■ erweitert wird , da ist die Tonschwingung nicht fuglich m HH anders zu erreichen , als wenn man das Band verkürzt, Hpl pmHI was man an unserm Apparate leicht dadurch erreichen kann, dass man von den drei Fingern, mit den man '^* die Pappplatte halt, die beiden anssern über die beiden Endstücken des Bandes schiebt. Der Ton wird durch diese Verkürzung na- türlich hoher, das Phänomen bleibt aber sonst dasselbe. Oder man schiebt eine auf den Rahmenrand a gelegte Platte F' vor, nur um jenen etwas zo erhohen und in gleiche Ebene mit der obern Bandfläcbe zu bringe^. Dann gelingt der Anspruch sehr leicht. Ebenso erhöht sich der Ton, wenn man die Pappplatte P weiter über das Band schiebt, so dass der schwingungs- fahige Theii desselben verschmälert wird; nicht minder durch Verschmile- rung der Tonritze, wofern eine solche überhaupt noch, was bei dieser Vorrichtung selten sein dürfte, möglich ist. Zu bemerken ist noch, dass der Ton bei diesem Schwingungsmechanismus sich etwas vertieft, wenn die Schwingungen au Exkursions weite , der '[Ddn also an Starke zunimmt. Das Timbre anlangend , so klingen diese Tone bei guter Vorrichtung ganz leid- lich angenehm , so lange sie einen gewissen Grad von Stärke (etwa Via^ 8. S. 282) nicht überschreiten. Nahm ich statt deB ichmalen ein breiteres Band von 3V,"', so lag der (mit sehr ansgiebij^en Ezkarsioaen und ziemlich leichtem An- spruch erhaltene) Ton nur eine Tertie über dem Pizzicato -Ton, sein Timbre war gut nnd rein. Bei Anwendung des grosseren ApfMirats, wo der Rahmenrand durch eine vorgeschobene feste Platte vertreten war, betrug die Erhöhung über den Pizzi- cato-Ton 1 Sexte; das Timbre war aber nicht sehr angenehm, Bei Vornanspra<^ erschien znerst ein 1 Septime über dem Grundton liegender Vorton, crescendo der Vollton, etwa 1 Stufe über dem Grundton, und zuweilen ein 1 Tertie tieferer Ton mit abweichendem Timbre und crescendo erfaöhbar. d) Wir lassen jetzt das Band an seiner Stelle, ziehen aber die Pappplatte wieder zurück, so dass zu beiden Seiten des Bandes eine Stimniritze be- steht, auf der einen eine in eine Wand sich verlängernde, auf der andern eine, die eine voMige Höhlung unter sich hat, wie beistehender Durchschnitt p zeigt, wo wieder RR den Rahmen, L das Band, P die MM PapPPl^^^® bedeutet. Wird nun in der Richtung des " Pfeiles ein Luftstrom gegeben, so sind nach Maasgabe der Lufttension und des Spannungsgrades des Bandes zweierlei Schwingungsweisen möglich. ^ Erstens, bei I <\j }. Ill'' Fia 114 schwächerer Luftgebnng , wofern eine solche schon den ei forderlichen Anspruch bewirkt, gerätb das Band in die gewöhnlichen Transversalschwingungen der 1. Art, wobei es seiner gan- zen Breite nach auf- und nieder exkurrirt und rekurrirt,* natürlich nicht ohne^ dabei eine entsprechende Krümmung nach oben oder vom Luftatrom abwärts anzunehmen, und wobei wohl aach die Randzonen des Bandea noch ausserdem bei diesen Schwingungen etwas weiter exknrriren, ab die mittleren Blwtone durch eine elaatische Zange erzeugt. 87S Ftg. 115. Zonen. Der Ton, der dftbei gebort wird, ist wenig hoher, als der Pizzicato- Ton: in dem Falle, den ich gerade Vor mir habe, 1 Stufe bober. Bei An- wendung einer Holzplatte war er 1 Tertie bis 1 Quarte bober. Von vorn angesprochen ist die Wirkung dieselbe. Auch hier ist bei Terbältnismassig (zar Lange des Bandes) zn grosser Schlaffheit nötbig, das Band etwas zu verkürzen oder oben und unten etwas niederzuhalten , damit es überhaupt für diesen Luftanspruch empfanglich werde. Liegt das Band zu nahe an den Kanten seines Rahmens, so geschiebt es leicht, dass es bei 6 eine n Rekursio- nen anstreift, und dadurch der Ton unrein, gleichsam heiser wird. Zweitens, wenn der Wind mit stärkerer Tension zu beiden Tonritzen hinausfahrt, und wenn (was die Hauptsache ist) die Pappplatte dabei sich etwas aufwärts gewölbt bAt, da schwingt das Band nach einem ganz andern , bisher noch nicht dagewesenen Mechanismus. Ea stellt sich nämlich im ersten Moment der Schwin- gung aus seiner anfanglichen Lage a c 6 in die Rich- tung feg (Exkursion für die Stimmritze a), im zwei- ten Moment geht es in die Gleichgewichtslage acb zurück, und im dritten nach d c e (Rekursion für die Stimmritze a), welche letztere Bewegung durch den gleichzeitig durch die Stimmritze a fahrenden Luftr Strom begünstigt wird , für welche diese Bewegung als Exkursion gilt u. s. w. Die Scfawingungsaxe liegt also in c. Von vorn betrachtet sieht das Band wahrend dieses Vorgangs so ans wie Fig. 116. L L Kautschuk -Band. 0 0 und r r die beiden Ton- ritzen. S s die schwingenden Theile des Bandes. jR R Rahmen , bis zur Ton- ritzenbildnng gedeckt. Fig. J16. Wegen der Dauer des Oesichtseindrucks sieht man hier , wie bei allen sol- chen phoniachen Schwingungen, das Band wahrend des 1., respective 3., und des 2! Moments gleichzeitig. Die durch s s gehende Linie bezeichnet den in vori- ger Figur gegebenen Durchschnitt, wonach dasUebrige leicht erklärbar wird. Der schraffirte Thcil des Bandes giebt die Verschmäl er ung oder Verkürzung seiner Breite an, unter welcher es sich von vorn betrachtet darbietet, wenn es abwechselnd in die Schieflagen Fig. 115 ti e und fg gebracht wird. Dass übrigens das Band hier wirklich in der angeg^^benen Weise , also gleichsam flügel- oder schaukelformig schwingt, und nicht rinnenformigeU mkrüm- mangen beider Ränder gleichzeitig erleidet, wie Jemand nach dem ersten An- blick der letzten Figur vermuthen könnte, beweist der Umstand, dass man, wenn man das Band während dieser Schwingungen in schräger der Band- stellnng entsprechender Richtung abwechselnd von beiden Seiten betrachtet, 876 n. Ueber die Solidartone. auf der einen Seite die Exkursions-, auf der andern die RekursionssteUoDg desselben wahrnimmt, d. h. dass man schräg über die Bandflache weg in .die hintere Tonritze , die hier wegen des Niedergangs des Bandes sehr er- weitert erscheint, sehen kann. Ferner lässt sich deutlich beobachten , dass das Band, man mag es von der einen oder der andern Seite betrachten, wah- rend des 2. Moments desSchwingungsvorgangs eineFlachendrehung um meh- rere Grade erlitten hat, dass also hier das Band nicht mehr, wie in Fig. 115 gezeichnet ist, im 2. Moment In a c b steht, sondern eine Schräglage an- genommen hat, etwa bo wie Fig. 117, aus welcher es im 1. Moment nach fcgy im 3. nach de e geht. Bei genauerer Betrachtung des Apparats ist es aber auch gar nicht anders möglich. Denn P steht hoher, als 6, R tiefer, als a. Beim Blasen der Luftsäule s gegen das Band muss daher der zur Glottis a ausfahrende Luftatrom das Band heben , der zur Glottis b ausfahrende da- gegen dasselbe niederdrücken, vorausgesetzt, dass der Abstand des P von b nicht zu gering ist, und ^ . zugleich P etwas dem Wihddruck nachgicbt. Daher ^' ' gelangen die Rekursionen d nie so hoch, als die Ex- kursionen /*, was sich im Hohlspiegel deutlich erkennen lässt. Demnach kommen die Schaukelschwingungcn dadurch zu Stande , dass gleichzeitig ein Luftstrom die eine Kante hebt, und ein anderer Luftstrom die andere Kante senkt; der erstere Luftstrom muas also unter, der andere über dem Bande ausfahren. Es gelingt schlechterdings nicht, diese Schaukelschwingungen zu erzeugen, so lange die vorgeschobene Platte P in gleichem Niveau mit dem Bande sich beiludet. Daher ich dieselbe bei Anwendung einer Holz- oder Metallplatte niemals habe erhalten können. Wurde dieser Apparat umgekehrt angeblasen, so dass der Wind von aussen auf die Bandebene fiel, so erschien bei Pizzicato -Stimmung lis ^ der Ton e^, gewöhnlich mit der Interferenzoktave e ^ begleitet. Deme*'' S^^g ^^ ein Piano - Vorton c ^ voraus, diesmal also ein tieferer. Im vorigem Vers, c) war er bedeutend höher. So viel vom Mechanismus dieser Schaukelschwingungen. Was ihre Schwingungszeit anlangt, so ist diese länger, als die der vorigen einfa- chen Transversalschwingungen; in den bisher von mir angestellten Versuchen habe ich den Ton, der dabei erzeugt wird, gewöhnlich eine grosse Tertie tiefer gefunden, als den entsprechenden Transversalton. Sie liegen also etwa eine Stufe tiefer, als der Pizzicato-Ton , doch können sie auch, wo der Blaston eine Quarte über den PizzicatO'-Ton geht, mit letzterm so ziem- lich übereinstimmen. Wir werden dergleichen Schwingungen noch einnaal begegnen und dann noch weiter darüber sprechen. e) Wir schieben jetzt das Band genau in die Mitte des Apparats, wie es zu Anfang stand (Fig. 109) , und decken beide Spalten mittels zweier dünner Papp- oder Holzscheiben so zu, dass zwei gleichmässige Tonritzen entstehen, die etwa V4^- Vö'" ^'®** 8'^^' I^®r Apparat vnrd von hin- ten angeblasen, so dass der Luftstrom, wie bei vorigen Fia 118 Versuchen, in der Richtung des Pfeiles auf das Band Ltnflft Vorher wurde der Grundton pizzicato geprüft, er war c*. Beim vollen Luftanspruch hob sich das Band über das Niveau P P und fing an zu schwingen nach No. 1., wobei der Ton e* gehört wurde, Blastone darch eine elastische Znage eneugt «77 eine Tertie hoher als der Grondton. Auch hei meinen frühem Yersachen dieser Art war immer eine Erhöhung des Grandtons, wenn auch nicht allemal eine grosse Tertie betragend , wahrzunehmen. Wurde die eine Platte näher, fast bis znr Berührung, gegen das Band geschoben, so er- höhte sich der Ton um etwa V2 Stufe; wurde auch noch die andere Pk^tte angeschoben, so horte die Tonbildung auf. S. jedoch weiter unten. Wur- den dagegen die Tonritzen etwas erweitert, so fiel der Ton um Va Stufe, wurde aber auch heiser und hauchend. Im Uebrigen verhielten sich diese Töne wie die der Saiten. Das Timbre dieser Töne war nicht sonderlich,, wenigstens war der Anspruch nicht leicht und schnell. Ueber denselben Rahmen wurde nun ein neues Band gestSlpt«, das ge- naa (bei Anspannung) so breit, als die Apertur weit war (Fig 1 19 i4.). Es gelangen hier folgende Tonphänomene. Pizzicato h'. Beim Ausblasen (Windrohr) gelang piano kein Ton, erst bei starkem Luftdruck tönte d^ (eine Tertie Erhöhung) mit gewöhnlichen Schwingungen, mit einem eine Stufe höhern Anlaut einsetzend. Bei richtiger Stellung des Bandes war der Tod rein und stark, ohne Beiton, bei etwas Verschiebung erschienen In- terferenzen : die Exkursionen beider Ränder waren nicht ganz gleich. Beim Ein blasen (Ansatzrohr) erschien ziemlich leicht ein dumpfer tiefer Ton e' (eine Quinte tiefer). Wiederholung: Pizzicato b^, Blaston von vorn f ^ eine Quarte tiefer. Derselbe Ton (d^) der Stufe nach, aber von sanfterem Timbre und weit kichterem Anspruch erschien, wenn der Apparat Fig. 119. C von hinten aogeblasen wui^de. Der Rand a hob sich nur wenig, nicht ober die Höhe der Fig. 119. Platte, die tongebenden Schwingungen fanden nur am Rand b statt; daher warderTon nicht so voll, als bei Fig.ii. (Ansatzrohrton wie oben, e*). Bei Vorrichtung Fig. 119. B. ertönte der Grundton h* (bei Wiederholung eine . Stufe höber); Luftdruck ziemlich stark, bauchend, Timbre nicht sehr hell, Intensität nicht gross, Ansatzrohrton e* wie oben. Wurden die Platten stärker angeruckt, so erhöhte sich der obige Grundton beim Ausblasen um eine Quinte; zuweilen tonten beide Töne gleichzeitig, interferirend, jedenfalls in der einen Glottis dereine, in der andern der andere Ton. Desgleichen beobachtete ich eine namhafte Tonerhöhn ng, wenn ich den anfanglichen Apparat wiederherstellte, und die beiden Holzplatten gegen das Band von 2 "' Breite hart anschob. War bei binlänglich weiten Tonritzen derBIaston mit dem Pizzicato-Tone ziemlich iiber- eiostimmend, so hatte er sich jetzt um 6 — 7 Stufen erb ö ht, auch sein Timbre verändert Bei sehr schwachem Anspruch lag der Ton genau eine Oktave über dem Gmndton, crescendo vertiefte er sich um 1 — 2 Stufen. Hoch fand diese bedeutende TonerhÖhung' nur Statt, wenn die ein^ Platte das Band etwas verdrangt hatte, so dass der Bandrand nach dem Ejcperiment ftieh nicht mehr neben , sondern über den Plattenrand gelegt hatte. Vergl. Versuch h). Ein kleiner Stufennnterschied fand statt, je nachdem ich den Anspruch von A durch direkten Mundanspruch von vom, oder durch Ein- 878 n. Ueber die Solidartone. ziehen der Lnft von hinten ans bewirkte. Im letztern Falle lag der Ton in der Regel V^ Stufe hoher, als in ersterem. War bei Vornaiisprucb der Ton z. B. eine Quarte tiefer, als Pizzicato, so wurde er beim Lufteinziehen auf die grosse Tertie erhöht. Wenn der eine oder andere Bandrand der Rahmenwand so nahe liegt^ dass er beim Einschlagen anstreift, so ertont der hohe Ueberschlagton mit oder ohne den tiefen Einschlagton. Z. B. bei Pizzicato-Stimmung in a^ gab der Apparat die Tone d^+f '. Wenn man unter diesen Verhältnissen unter den einen Bandrand (Fig. 130) eine dünn« Platte schiebt, und dann den Apparat in der angegebenen Weise von vom anspricht, so kann es sogar vorkommen, dass drei Töne gleichzeitig ertönen. In dem von mir heobachteten Falle hatte die Platte P in ihrer Mitte eine ^ ^ kleine Vertiefung, mittels welcher beim Anspruch Luft »wi- schen ihr und dem Bandrande eindringen konnte. Die Töoe waren (bei Pizzicato a') d*f*b. Bei 3' Ansatzrohr fiel das f ^ auf d^, die andern Töne blieben^ frenigstens der hohe. Nur der tiefste Ton fungirte dabei als Interferenzton, doch Hess sich auch der mittlere als tremolo angeben. — Durch Fig. 120. Rohransatze werden diese tiefen Töne noch mehr vertieft: wo zwei oder drei Töne anfangs vorhanden waren, bleibt dann gewöhnlich der eine oder andere weg, um vielleicht bei einem gewissen Maidmam der Ansatzrohrlänge wieder zu erscheinen. Bei 12" Ansatzrohr tönten d* + g. Weitere Vertiefung des Tieftons war nicht möglich. Wir kommen später auf diese Vertiefung zurück. f ) Wurde nun das eine Endstuck der einen Randzone des vorigen, schma- len Bandes mit dem Finger (oder sonstwie) gedampft, niedergehalten, so entstanden ganz rasch und leicht ausgiebige stehende Schwingungen, die einen höher klingenden Ton gaben (fis^ oder g'). Diese Wirkung trat aach zuweilen ein, wenn die Platten*) sehr nahe angeschoben waren, und Ton- bildung nach No. 1. gar nicht mehr möglich war. Bei genauerer Betrach- tung dieser Schwingungen ergab sich, dass es Schaukelschw ingangen waren , wie die bei der Reihe d) beobachteten. Die Ursachen der Schaukel- bewegung lag auch hier in der ungleichen Luftausstromung aus beiden Tonritzen. Durch die Depression wurde die eine Bandkante tiefer gestellt, als die Ebene der anstehenden Platte, so dass der zwischen beiden ausfah- rende Luftstrom den Bandrand deprimirte, wahrend der aus der andern Glottis ausfahrende Strom seinen Bandrand hob. In einem andern Yersuche, wo das Band pizzicato den Ton a^ gab, erhielt ich sofort, nachdem ich die eine Platte konkav, die andere konvex gekrümmt hatte, Schaukelschwiagtm- gen, deren Ton dem Pizzicato -Tone sehr nahe kam. Zuweilen setzte der Ton mf mit dem Grundtone a^ oder b^ ein, und crescendo entwickelten sich die Schaukelschwingungen, die den Ton g* gaben, eine Stufe unter dem Pizzicato - Grundton , wie wir schon früher (Vers, d) beobachtet haben. Dieser Ton wurde bei gleichbleibendem Mechanismus um eine Tertie erhöht, kamalso auf h^, eineStufe über denPizzikato Ton, wennich, wie in vorigem Versuch, das eine Endstück der Kante, welche tiefer stand, als ihre Platte^ in einem Betrage von etwa 2'" deckte oder dämpfte. Dagegen gelang der Versuch nicht, wenn ich einen Theil der hoher stehenden Bandka'nte dampfte. Von Interesse ist in dieser Hinsicht auch folgender Versuch (Fig. 122). Wenn ich den Dämpfer /{, der bis jetzt nur die Randzone in der Ausdehnung o — r ge- *) Diese müssen aus starkem Kartenpapier bestehen, aber sich etwas krummen können. Mit starren Holzplatten gelingt dar Versnob nicht. Bei beiderseits yerengter Scba]liitse nr Eneügang Yon Blastonen. 879 deckt, und so zn einem Schaukel ton Anlass gegeben hatte, in der Rich- tung rs Tollends ober die gan£e Breite des Bandes weg schob, nnd dann wieder den Apparat an- bliess, so kehrte die Schwingongsart No. 1. wieder, und es erklang ein Ton, der bedeutend, in einem Falle eine ganze ^, ^^ Quinte höher lag, als der ▼orige Schaukelton, wel- cher nur etwa eine Stufe hoher war, als der No. 1-Ton des Bands in ganzer ' Länge. Demnach wird durch die gegenwartigen Versuche das E^rgebniss der Torigen, bei welchen die Schankeltone etwa eine Tertie tiefer gefunden wnr- , den, als die entsprechenden Transversalt6ne(No. 1), keineswegs umgestossen oder als etwas Zufälliges dargestellt, sondern vielmehr bestätigt und zum Gesetz erhoben. Sehr naturlich ist es ferner, dass sich die Schaukelbewe- gung gleichfalls herstellt, wenn die eine Randzone an beiden Endstücken gedämpft wird ; auch blieb das Phänomen in einem Falle, wenn ausser die- ser doppelten Dampfung noch das eine Endstück der andern Randzone scbwmgangsnnfahig gemacht wurde. Der Ton wurde unter diesen Umstan- den entsprechend hoher. Zuweilen ist der Mechanismus dieser Dampfan- geo, besonders wenn man dazu sich der Pinger bedient, so beschaffen, dass bei schwächerem Blasen die Schaukelbewegung, bei stärkerem dagegen die ^0. 1. eintritt: allemal erhobt sich bei letzterer gegen erstere der Ton um eine Tertie. Wenn ich die eine Randzone an drei Stellen dampfte , an bei- den Endstücken und in der Mitte , so war keine stehende Schwingung mehr oiöglicb; desgleichen ist keine Schaukelbewegung mehr möglich, wenn die eine Randzone am einen, die andern am andern Ende des Bandes gedampft wird, weil dadurch beide Randzönen deprimin werden. In diesem Falle mnss inan stärker blasen, um ein Tonphänomen zu erhalten, das dann durch Schwin- gungen Ton No. 1. zn Stande kommt, und nicht anders beschaffen ist, als wenn man die beiden Endstücken des Bandes in ganzer Breite gedämpft hätte. Dagegen entstand die Schaukelschwingung ganz schon , aber gleichsam in duplo^ oder übers Kreuz gehend, wenn der Finger oder Dämpfer bloss auf die Mitte der einen Randzone gelegt wurde: es schwang hier der freie Rand in ganzer Länge, der andere mit jenem alternirend in zwei Abtheilungen. Der Ton war dabei weit (etwa eine Tertie) hober, als wenn der Dämpfer an ein Endstück gelegt wurde : in dem von mir beobachteten Falle lag er eine Septime hoher , als der Grundton. — Das Timbre dieser Schaukeltöne ist angenehmer, als das der gleichhohen Transversaltöne, die Grösse oder Ton- fülle dagegen zeigt wenig Unterschied. Sie geben kein besonderes Register, da die Tonlage derselben mit der des Grundregisters ziemlich übereinstimmt. g) Wir gehen abermals einen wichtigen Schritt weiter , indem wir die eine Platte (Fig. 1 22.) etwas über den ihr anliegenden Bandrand schieben, so dass der- selbe Toilkommen schwingungsunfähig wird, und alle Tonbildung nur in ei- ner wahren Stimmritze, mittels einer der beiden Bandrandzonen, also nach der dritten Art unserer Schwingungen, hervorgebracht wird. Am meisten Aehnlichkeit hat jetzt der Apparat, der fast schon wie ein halber Kehlkopf aussieht, mit dem des Versuch f ), nur lag dort die Stimmritze nicht in der Mitte, sondern an der Seite, und dieTonbildong war weit unvollkommener. 880 II. Ueber die Solidartone. Warde er anf die gewohnliche Art angeblasen, 00 war ein Ton vernehmlich. der erstens aber den ursprünglichen Grund- oder Pizzicatoton c^ eine kleioe Sexte lag, er war as' , der ausserdem ein Timbre halle, '^-*g-win^ das alle bisherigen Töne an Reinheit und WohlklaDg HB weit übertraf. Namentlich aaiTallend war die Leichtig- 1 m ^^^^t mit der dieser Ton ansprach and sich vom leige- I INI ^^^^ Piano bis zum Forte schwellen Hess. Bei diesem Schwellen vertiefte ersieh etwas. DieTonschwingun- Ftg. 122. g^n erschienen , wie mir vorkam , am leichtesten dann, wenn bei 6 zwischen der deckenden Platte P und dem gedeckten Bandrande (wenn auch nur in kurzer Ausdehnung) etwas Luft hindurchstricb, welcher über die obere Fläche des Bandes streichende Strom , wenn er auch sonst keine grosse, namentlich keine neue, akustische Wirkung hervorbrachte, doch auf das durch den aus der Tonritze a ausfahrenden Lruftstrom gehobene, Band deprimirend einwirkte und so die Welleubildung desselben ausneh- mend forderte , ao dass , nachdem dieser Mechanismus einmal eingeleitet war, gar keine grosse Luftgebui^g erforderlich war, um die Tonbildaogio der angegebenen Weise zu unterhalten. Wir werden bald auch sehen, dass auf diese Weise die Wellenbewegung verlangsamt wurde« Bei einer Wie- derholung dieses Versuchs sprach die wahre Stimmritze nicht sofort an, weil die Platte den Bandrand etwas zurückhielt Dafür bildete sich in jener falschen Stimmritze 6 ein Ton, wenig hoher als der Grund ton; beimStarker- blasen riss sich der andere Bandrand los,* und es kam d«r eigentlich beab- sichtigte Stimmritzenton mit stärkerem Timbre und etwa zwei Stufen Er- höhung zum Vorschein. Kuf^, es musste diesem Uebelstande (wenn es überhaupt einer war, denn bei Forschungen auf einem neuen Gebiete ist am £ude jede Wahrnehmung von Nutzen) abgeholfen werden. Ich klebte daher die deckende Platte mittels Heftpflasters auf den zur Ruhe zu bringenden Bandrand ^uf , so dass keine Luft mehr dazwischen entweichen konnte. Lange Zeit wollte nun keine Tonschwingung mehr gelingen, ich mochte den Wind geben, wie ich wollte. Das Band hob sich durch den Wind ventilartig anf, gerieth aber nicht in Schwingungen, d. b. es machte keine Rekursionen. (S. jedoch unten die Wiederholung dieses Versuchs.) In der Vermuthung, dass die Platte P, die freilich bloss ans Eartenpapier geschnitten war, zu dünn, und dadurch der durch die Tonritze entweichende Luftstrom zu rasch diffundirt worden sei , legte ich auf diese Platte noch eine dickere Holzplatte (Fig. 123 ^1.), und stellteauf diese Weise ein sogenanntes •Gegenlager her, das dick genug war, um die Stimmritze einigermaassen zu kanalisiren , d. h. ihr eine senkrecht stehende Wandfläche 0 r zu geben, vor welcher der Bandrand, was er vorher in freier Luft hätte thun müssen, seine £z- und Rekursoinen ausfuhren konnte. Jetzt gelang die Tonscbvio- gung, wenn auch etwas mehr Loft- druck dazu nöthig war, als im vorigen Falle. Der Ton lag daher natürlich hoher, c*— d* eine Oktave bis None über dem Grundton, hatte aber sonst ziemlich dieselben Eigenschaften, wie der vorige , nur dass er gewöhnlich nicht so leicht ansprach. Die Exkursionen Hessen sich durch stärkeres Bla- sen sehr weit, weit über r hinaus, treiben, wobei der Ton wieder tiefer «Tirde Fig. 123. BlastoDe durch eine elastische Zange er£eogt. $S\ nnd bis anf h^ fiel. Zuweilen, wenn der Rand b noch durch eine aufgelegte Holzplatte beschwert wurde, kam es nicht zn vollen Exkursionen, sondern es schien nur der Rand mit kleinen Exkursionen zn schwingen , wobei das Band nur wenig aufgehoben wurde. Der Ton war schwach und et wa^ hoher, als die mit vollen Exkursionen erhaltenen Tone. Bei spaterer Wiederho- lung sprang dieser Ton, wenn mehr Luft gegeben wurde, in ein lauteres Register über, s. den folgenden Versuch. Da jedoch nach einigen Versuchen die aufgeklebte Randzone bald feucht ward, und wieder Luft zwischen ihr und der aufliegenden Platte durchdrang, so schob ich eine dünne Stahiplatte unter diesen Bandrand und drückte derselben parallel eine Holzplatte auf, so dass der Bandrand zwischen die- sen beiden Platten fest eingeklemmt war, und nun unter keiner Bedingung Luft neben ihm durchstreichen konnte. Die übrige Einrichtung blieb die- selbe. Beim Anblasen entstand bald ein den vorigen ähnlicher Ton, der je- doch noch etwa eine Tertie hoher lag: fis^. Später fand ich, dass eine feste dem zu dämpfenden Membranrand aufgelegte Platte keine Befürch- tung zu einem unerwünschten Luftdurchgange gicbt, und dass man bei solcher V^orrichtung ganz gute, etwa eine Oktave über den Grundton liegende Tune erhält, wofern man nur die dem Rahmen aufliegenden Endstücken des Bandes gehörig üxirt, und alle daselbst anstrebende Luft zurückhält, so dass der Luftstrom ungeschwächt auf die Mitte der Tonritze einwirken kann. Da ferner das Band durch die erwähnte Vorrichtung eine etwas schiefe Lage bekommen hatte, so änderte ich diese nun dergestalt ab, dass ich die Randzone des Bandes über die mit Klebpflaster bestrichene Rahmenkante zog, und über jene, soweit sie auflag, eine fbste Platte aufdrückte. Durch Vorrücken der andern Holzplatte wurde wieder die Tonritze hergestellt. Der Erfolg war einfach, das Band schwang wie vorher, der Ton war etwas tie- fer, dis^ — e^, Hess sich durch Verengen der Tonritze erhohen, durch Schwellen des Anspruchs vertiefen. Uebrigens braucht das Gegenlager nicht allzu dick zu sein: schon wenn es durch eine ziemlich dünne Stahl- platte gebildet wurde, gelangen die TonpbänOmene sehr gut. h) Aber am feinsten und subtilsten setzten die Töne ein, und das ganze Ton- phänomen war am vollkommensten, wenn die Platte P' Fig. 124. so weit ange- drängt wurde, dass der Bandrand ein wenigauflag: Weit entfernt also, dasseine sogrosseGegeneinandernäherung der Tonmittel störend einwirkte, wie vielleicht nach andern Wahrnehmungen vermuthet werden konnte, wurden vielmehr bei diesem Versuch die Bedingungen eines schonen Tones nocl» ungetrübter erfüllt, als bei dem Versuch g) Fig. 122* Alle bisherigen Töne waren mehr oder weniger durch Ftg. 24. unbenutzt durchstreichende oder „wilde" Luft verun- reinigt. Sie hauchten eine Masse Luft heraus. Hier ist es ganz anders; hier fühlt der vor die Tonritze gehaltene Finger während der Tongebnng kein Hanchen, ebenso wenig wie vor dem legitim tönenden Kehlkopf. Die Schwingungszahl war etwas höher, als bei den letzten Tönen, f*, stieg aber anf g^, wenn die Stahlplatte noch ein wenig näher geschoben wurde: also auf eine Stufe , die um eine Duodecime höher stand, als der Grundton des freien Bandes. — Eine Wiederholung dieter Versache an einem grossem Rahmen (Stethoakop) mit einem 3%'" breiten Bande, deiten eine Kante durch iwei Platten flaärt wazda, und dessen freier Kante ein festes Gegenlager mehr oder weniger in- 382 II. Ueber die Solidartone« nig genähert wurde, ergab ähnliche Resultate. Stand Letcteree etwas ab, so dsis eine offene Glottis gebildet wurde, so lag der Ton eine Quinte oder Sexte über dem Pizzicatoton ; wurde es der Kante bis zur Berührung genähert, so erhöhte sieh der Ton: wurde es etwas übergeschoben und die Luft eingezogen, so erschien ein Ton, der fast genau eine Oktave höher war, als der Grandton. Von sogenannten Inte rferenzea oder sonstigen Tonverunreinigungen war bei sllen diesen Nichts wahrzunehmen. Wurde das wie Fig. 122 beschaffene Instrument von vor n iingesprocheD, 80 entstand ein Ton, der etwa ejne Quarte tiefer lag, und ein anderes Timbre besass, als der bei Hintanspruch erhaltene; er war also eine Sekunde höher, als der Pizzicato-Ton. Wahrscheinlich entwich hier Luft unter der Deck- platte hinweg. Bei der Disposition Fig. 124 dagegen gab der Yoroanspruch bald einen tiefern, bald einen höhern Ton, zuweilen war aber aach fast kein Unterschied in der Tonlage herauszuhören. Z. B. Pizzicato :h^ Blas ton von hinten: f*, von vorn: c*. Die Platte fast bis zur Berührung ange- ruckt : Blaston von hinten f '•* (unverändert) , von vorn 6'^ mit Interferenzlon g*. Crescendo wird das g* vorherrschend, als Aufschlagton. Bei noch mehr Andrängung der Platte gegen den Glottisrand tönt von vorn g*', zaweiien mit Interferenz- oder Wechselton es* oder d*. Bei forte nur g*^. Üeber- haupt lassen sich durch Verschiebungen der beiden Platten, durch Lazirang der Adhärenz der gedeckten Bandzonc und der Deckplatte, durch verschie- dene Tension der Luftsäule u. s. w. sehr verschiedene Tonmodifikationen erzeugen. Gewöhnlich ist der bei Vornanspruch erhaltene Ton hier etwas tiefer, als der bei Hintanspruch. Zuweilen gelingt bei Vorn^nspruch des Apparats g) nicht eher ein Ton , als bis man eine Platte unter die zu fixi- rende Bandkante geschoben hat. Vertiefen lassen sich diese Tone durch Rohransätze im Allgemeinen bis in die Nähe des Grundtons, dann erfolgt Rucksprang. Lag aber der Primärton rerhältnissmässig hoch über dem Grundton (z. B. eine Septime), so beträgt die Vertiefung selten mehr, als eine Quarte oder Quinte. Darüber später noch ausführlicher. i) Bisher hatten wir in der Regel mit einem, ziemlich schmalen über eine viereckige Oeffnung gespannten und dieselbe nur zum kleinern Theil decken- den Bande operirt. Jetzt nahm ich 1) ein fast 4'" breites Band, spannte es wie in beistehender Figur auf, und brachte die aus starkem Kartenpapier bestehende Deckplatte P so an, dass ihr Rand b allenthalben den anstosseuden Bandrand etwas überragte, beide Enden der Platte fest auf letzte- rem auflagen, dieselbe aber im Uebrigen eine konvexe Fläche B bildete, so dass zwischen Platte PP und Band L L eine gestreckt halbmond- förmige OeffnUng o o blieb. Das Band gab pizzi- cato den Ton c^, bei Vornanspruch den reinen Fig. 125. Blaston e^. Bei Hintansprach waren die Tonpha- nomene komplicirter. Bei massig starker Luftgebung blieb die Zone a ra- hig liegen, die gegen die Platte schlagende Zone h gab den etwas dumpfen Ton g*, der aber sehr sonor wurde, sobald diese Zone mit dem Finger fixirt wurde, und eine Quarte tiefer lag, als der Pizzicato-Ton. Crescendo war das ganze Band thätig und es erschien der vollere und stärkere Ton e , eine Sexte tiefer, welcher oft mit der Oberoktave e* begleitet war. Zuwei- len erschien auch dieses e^ allein, wenn nur überschlagende Schwingongen au Stande kamen. Wurde die Platte mit dorn Finger niedergedrückt, so Blaetöne dnroh eine elutiscbe Zange erzeugt. $8t tÖDte der höbe Tnn e* (oft etwu höher) alleia (nur von der Zone a gebil- det); nach Zarnckziehen des Fingers kun wieder e' mit oder ohne e*, oft Dach Vorausgaog des Vortonii g', der dnmpfer war and wobei die Zone a nibig war. Zuweilen (besonders wenn der Appuat noch trocken war) er- tönte caerat ein sehr hober Ton c^, eine Oktave über den Grundtoo, wahr- Mbeinlich ein AJiqaotlon , wie bei dem folgenden Versuche. Jener Tieften e', dewen Timbre ziemlich bässlich war, liess sich durch Verlängerung des Windrohrs nicht verliefen, wobl aber der durch einseitige Schwingangen gebildete höhere Ton g', der sich durch Rohransätze (10") allmälig bis auf die enorme Vertiefung von e (Decime) bringen liess, worauf er auf denPrlmär- ton zarückaprang. Der ganze Tonumfang dieses Instruments betrug demnach drei Oktaven. 2) Hierauf nahm icheinen riugfürmigenBahmen (Fig. 126.),' der die Apertur eiues-kegelförmig ausgehöhlten kurzen HoJzcylinders (Län- nek'scben Stethoskops älterer Form) bildet, und 16", im Durchmesser bo- Irigt. Ueber diesen Cylinder stülpte ich ein Band aus vulkaniairtem KiDlschnk, das so breit war, dass es fast die Hälfte der ganzen Aper- tur deckte, demnach eine halbmond- oder fast halbkreisförmige Fläche von 16" Länge und 6 W" Breite darbot, und namentlich gegen den Rabmen- rasd hin. keine Lücke liess. Freilich war dadurch die Spannung der Innern Zone eine etwas stärkere geworden, als die der äussern, den Rahmenrand deckenden, doch kommt darauf hoffeutlich nicht so viel an. Dieser freie Rand wurde zunächst pizzicato intonirt, wobei er den sehr wohl Ternehmlichen M * luidgutklingendenTones'gab. (Später zog sich derselbeinFolgederDsrcb- feuchtnng auf d' herab, stieg aber auch wieder nach dem Trockenwerden aofes'.) E8wnrdenun(Fig. 126 ß.)überdiefreigebliebenePortioa der Apertur ein starkes Kartenblatl P geklebt, aber so, dass dessen gegen den Bandraud ■eheode halbe Breite umgestülpt oder scharaierartig aufwärts bewegt werden konnte) Lag dieses Üut TÖllig dem Rahmen auf, »o überragte dsMen S84 II. lieber die Solidartone. Rand den des Bandes nm etwa V3'". Durch Auflegen einer Holz- oder Me- tallplatte Würde dies Blatt starr, ohne eine solche gestattete es dem Wind ei- nigen Einfloss anf seine Fläche. Wurde diese „Klappe'^ so niedergelegt, dass nur ein Theil davon das Band berührte, so tonte beim Anblasen die Oberoktave es^ (d^). Derselbe Ton erschien , wenn die Klappe etwas mehr abstand und die Tongebung verstärkt wurde. Das Band trieb sieh dann auf, so dass es die Klappe berührte und dabei in Schwingungen gerieth. Dabei war deutlich zu sehen , dass es Aliquotschwingungen der Länge nach wa- ren, und zwar mit freiwilliger Bildung einer Knotenlinie in der Mitte der schwingenden Zone des Bandes. Unterstutzt wurde die Bildung dieses Knotentones durch leises Auflegen eines Fingers anf die Mkle der Klappe. Wurde die Klappe ganz niedergelegt, so da^s die Endstücken derselben mit den Fingern massig gehalten wurden , so bildeten* sich in der swischen Klappe und Bandrand entstandenen horizontal liegenden Spalte aufschla- gende Schwingungen, die einen eine Septime unter dem Gründtone lie- genden Ton f gaben, welcher ein dumpferes Timbre hatte. Dass dieser Ton nicht völlig bis auf die Oktave es (oder d) sank , hatte wohl seinen Grund in einer kleinen Verkürzung der schwingenden Theile in Folge der Deckung mit den Fingerspitzen. Bei einer spätem Wiederholung dieses Versuchs lag der Ton in derThat gena^i eine Oktave tiefer. — Der Grundton es* Hess sich auf keine Weise beim Ausblasen erzeugen, wenn div; Klappe beiderseits fixirt war. Doch erschien (bei Wiederholung) wenn die Platte etwas weiter über den Bandrand geschoben war, zuwe.ilen ein 1 bis 1 Y^ Stufen über dem Grnndton liegender durch überschlagende Schwingungen entstandener Ton, der sich aber nach Belieben in den Aufscblagton umwandeln Hess. Wurde dagegen bei derselben Disposition der Theile die Luft einge- zogen, so erschien der Ton g*, dessen Timbre weit angenehmer war, als das des vorigen Tons, und sich dem vorhin (bei Wiederholung) erhaltenen hohem Tone analog verhielt. Derselbe Ton erschien auch bei ziemlich weit geöffneter Klappe, denn durch das Einziehen der Luft wurde dieselbe angesaugt. Bei etwas stärkerem Zuge wurde dieser Ton von dessen tieferer Oktave g begleitet, in Folge der Schlage der Membran gegen die Süappe , welcher Ton jeden- falls auf gleichem Mechanismus beruht, wie Jenes vorhin erhaltene f. Es wurde nun der Versuch gemacht, dergleichen tiefe Tone za erhohen. Durch Dämpfen des Bandes von hinten (vom Rahmenrande) aus liess sich der letztere Ton fast gar nicht sukcessiv erhohen; er sprang vielmehr sehr bald bei diesem Versuche scharf nach b um, das ein ganz anderes, hel- leres Timbre hatte, und nun sich durch sukcessives Vorrücken der dampfen- den Fingerspitze bis fast zum Rande auf des^, also fast bis auf den Grand- ton erhohen liess. Wenn beim Einziehen des Windes , ohne dass die Finger die Klappe be- rührten , so eben der Ton g ^ -f- g erhalten war, und nun sofort ansgeblasen wnrde, bevor die Klappe sich wieder völlig aufgerichtet hatte, so tonte bis- weilen ein ziemlich guter, aber wenig sonorer Ton, der eine grosse Terde tiefer lag, d^. Derselbe Ton, nnr ein wenig hoher, also fast genan der Grundton, erschien regelmässig, wenn bloss das eine Ende der Klappe nie- dergehalten und dabei ausgeblasen wurde. Die Klappe gerieth dann, soweit sie beweglich war, in lebhafte Mitschwingungen, nach Art einer festen ein- seitig fixirten Zunge. Die Membran schwang dabei vollständig. 8) Ich änderte nun den Apparat so ab, diaas das Band etwas weiter nach Blastone durch eine elastische i^nnge erzeagt ' ftSS der Mitte gezogen wnrde (Fig. 126. C) und gegen den Rahmen noch eineOeif- noDg blieb, die durch eine ähnliche Pappplatte P', deren Kante etwas unter die hiesige Bandkante geschoben ward^ geschlossen wurde. E^ konnte nun das Baud, was es bisher nicht that (denn die äussere Kante desselben wnrde im- mer der Vorsorge wegen fixirt) in ganzer Ausdehnung, oder bei Fizirung der Aossenkante, einseitig schwingen. Der Pizzicato-Ton warf. Wurde die Deck- platte P etwas über die Zone 6 c geschoben, mit drei Fingern geborig fixirt, und eine kleine Konvexität dabei bewirkt, so dass durch die Glottis c b Luft streichen konnte, und der Rand a a nicht fixirt, so erschien dvr eine Oktave unter Pizzicato liegende Aofschlagton f. Wurde a a fixirt, so er- höhte sich dieser Ton auf b, und wurde voller und sonorer, doch ohne sein Scfanarrtimbre zu verlieren. Auch Uebergänge zwischen diesem f und b wa- ren durch gewisse Manipulationen, die an der innern Plattenzone mittels des Fingers yorgenommen wurden, zu erzielen. B.ei Nichtftxirung von a a schwang die hier liegende Deckplatte P' lebhaft mit. Desgleichen waren die hohen Ueberscblag- und Aliquottone zu erbalten , wie bei den vorigen Ver- suchen. Auch Doppeltone stellten sich bisweilen ein. Später, als der Ap- parat ZQ feucht geworden war, erschien der tiefste Ton nur noch als an- lautender Vorton. Die Zone 9 a musste dann festgehalten werden , damit überhaupt der Aufschlagmechanismus zu Stande kam. 4) Die Klappe P (Figur B.) wurde jetzt nach Herstellung der ersten Dis- position soweit verschmälert, dass sie beim Niederlegen nicht mehr den Rand des Bandes deckte, sondern eine enge Tonritze dazwischen Hess. Der Ton, welcher jetzt durch Ausblasen erhalten wurde, war fis^, eine Tertie hoher, als der Grundton; durch Einziehen der Luft veränderte er sich nicht, bei spätem Versuchen vertiefte er sich nur ein wenig. Wurde aber das eine Ende der Klappe losgelassen , so erschien (beim Ausblasen) jener Grandton d' wieder mit starken Transversalschwingungen der Klappe. Wurde der Finger weiter zurückgezogen , so vertiefte sich dieser Ton bis auf c' oder gar h. Durch sukcessives Dampfen der Membran von der Peripherie aus bis zum Rande wurde eine Erhöbung des Tones von fis' bis auf e'^ erzielt, also eine ganze Septime. Der ganze Tonumfang, der auf diesem Apparate ohne Rohr- ansätze zu erzielen war, betrug demnach ziemlich zwei Oktaven, f bis e'^ Dieselben Versuche wurden zum Theil mit einem schmälern Bande (von 3%'" Breite), das in d' gestimmt war, angestellt. Der Anfsehlagton, der hier in def Begel erschien, war b, eine Tertie tiefer, als der Grundton, zuweilen erschien, wenn das Band laxere Schwin^ngen gegen den Plattenrand machte, fis, noch eine Quarte tiefer, und zwar konsunt entweder dieser Ton, oder jener, keine Mittel- stufen. k) Ueber denselben Rahmen wnrde wieder ein Band von d^/,'" Breite gespannt, das isolirt den Grnndton d' gab. Der eine (äussere) Rand wurde durch zwei Platten eingeklemmt, so dass er we- der beim Ans- noch beim Einblasen irgend wie zu einem störenden Phänomen Anlass geben konnte; unter den innern Rand wurde ein star» kes Kartenblatt geschoben, etwa V3'" weit. Es sollte durch diese Vorrichtung ein Versuch J. 2^ Müllers kon trolirt werden, der beim Einziehen ^" der Luft bei derselben Vorrichtung eine Er- niedrigung dea Tones (Grundtenes?) um vier Stufen fand. Beim gewöhnli- 25 866 n. lieber die SoUdartone. liehen Anspruch von hinten , wenn die Kartenplatte gehörig gehalten, und dabei auch durch Auflegen eines Fingers verhütet wurde, dass sich deren Rand an den Bandrand fest andrückte, wodurch jede Tonbildong verhin- dert wurde, ertönte der Ton b', ahnlich den in den vorigen Versuchen er- haltenen Phänomenen. Beim Einziehen der Lufl erschien ein dumpfer Auf- schlagton g, eine Undeeime tiefer als jeuer, und eine Quinte tiefer als der Pi;zzicato-Ton. Demnach steht dieser Versuch so ziemlich im Einklänge mit - der Beobachtung M ü 1 1 er^ s« Zuweilen kam erst ein matter Ton von der Stufe des Grundtons , und dann erst die Unterqnarte desselben. Wird dagegen die Bandzone a nicht fizirt, sondern nur einfadi gedeckt, so dass beim Anspruch nach Umständen Luft durchfahren kann , so ist das Resultat sowohl des Vorn- als des Hintanspruchs dasselbe ; der Ton ist dann immer ein hoher, etwa eine Sexte über den Pizzicato-Ton liegender. 1) Ferner spannte ich über die Apertur des Petschafts ein Band, das so breit war, dass beide Rahmenkanten dadurch bedeckt wurden. Pizaicato gab es keinen bestimmbaren Ton. Der von hinten gegebene Blaston, der meist sehr leicht ansprach, betrug a^ (zweiter Versuch h^). Beim Decken der einen oder der andern dem Rah- men aufliegenden Kante kam ein Ton, der eine grosse Tertie tiefer war. Zuweilen fiel jedoch, weil beide Kanten nicht ganz gleich gespannt waren, der Ton der einen Zone eine kleine halbe Stufe hoher aus, als der Fig. 128. ^^j. j|Q(|ern. Uebrigens Hessen sich die zwischen beiden Ton^n liegenden Stufen durch Berühren und Dampfen verschiedener Stellen und Bezirke des Bandes gleichfalls erhalten. Auch tiefe Aufschlagoktaven kamen als Interferenzen vor. Mit Rohrenanspruch gab die eine oder andere Bandkante so ziemlich denselben Ton, den sie bei einseitigen Blasansprnch gegeben; meist setzte der Ton ein wenig höher ein, um sich crescendo auf die Normalstimmung herabzuziehen. Dabei wurde die sollicitirte Bandzone Toni Rahmen abgehoben, und schwang je nach dem Luftanspruch in geringerer oder grossererBreite und Ausdehnung, schwebend, ohne Aufschlag. Ausserdemiat zu bemerken, dass der bei freiem Verhalten des Bandes erhaltene Uochton ein anderes, etwas dunkleres Timbre hatte, als die Seitentöne, welche laut und scharf klangen. Auch versagte ersterer Ton bisweilen. Ein Ansatzrohrton (Anspruch von vorn) war begreiflicher Weise hier nicht möglich. — Zawei- len kommt es bei eiDseitiger Fücfmng der einen Zone vor, dass der Ton dieselbe Höhe behält, die er vorher, bei beiderseits offener Stimmritze, hatte. In diesem Falle bläht sich das Band mehr auf, bevor es zu schwingen beginnt, nnd die Schwingungen sind dann auf eine schmälere Randzone beschrankt. Wird diese Auf- blähung dadurch, dass man die deckencfen Finger weiter gegen die Mitte Toreehiebt, vermieden, das Band also mehr eingedrückt, so fallt der Ton tiefer ans, nnd kann dann selbst um eine Quinte unter dem Primärton zu liegen kommen. . m) Der Apparat war vorgerichtet, wie in Versuch e) s. Fig. 119. .4.: das Band so breit, dass die I(ahmenapertar fast ganz bedeckt wurde, aber doch zu beiden Seiten des Bandes eine zum Anspruch hinlängliche Glottis blieb, und zwar auf der einen Seite eine weitere, auf der andern eine engere. Das Band gab pizzicato den Ton a^. Ohne Anwendung von Platten, frei wie er war, von hinten angeblasen gab dieser Apparat einen nur unvollkommenen Blaston, der ziemlich mit dem Pizzicato-Tone der Stufe nach übereinstimmte. £s wurde nun die an der engen Glottis liegende Zone in geringer Breite mit einer Holzplatte gedeckt und fixirt Der Anspruch bewirkte jetzt sehr volle Blastone durch eine Zange erseogt 187 dorehsdüagende Schwingungen dea übrigen Bandkorpen, mit dem Tone c*, eine kleine Tertie aber dem Fixxicato-Tone ^Uegend. Wegen der siem- fieben Weite der Glottis mneste der Ansprach etwas stark genommen werden, am diesen Ton zu bewirken. Jetzt wurde die Platte aaf die andere, so eben thatig gewesene Bandzone aufgelegt Die Laft entwich nun durch die engere Glottis. Der Ton sprach jetzt weit leichter^ bei geringerer Tension an: seine Stufe war d'^, eine Sekunde hoher, als vori- gf'r, und eine Quarte hober, als der Pizcicato-Ton. Wurde der Ansprach verstärkt, so sprang der Ton scharf und ohne Portament auf c*'' zurück. Dabei war im Hohlspiegel deutlich zu selben, dass bei d^ die Schwin- gungen sich mehr oberhalb der Rahm enebene verhielten, bei c*^ dagegen un- ter dieselbe gingen. Ferner machte ich folgenden Versuch: Ich stellte die weitere Tonritze her, bei deren Anspruch das Band ^^^^^^ ^//^ den Ton c- gab , und schob durch dieselbe unter das ^^^^T'^HH Band ein Stack starkes Papier, etwa 5 " breit, in der ^^m ^H Richtung o r. Sprach ich das Instrument jetzt an , so Pll PiH g^h es wieder den höhern Ton d-, wie auf der engern Tonritze bei schwachem Anspruch. Wurde nun all- Ftg. 129. malig dieses Papierstück (dass ich ebenso gut auch mit einer dünnen Metallplatte vertauschen konnte) allmälig gesenkt, bis das in- nerhalb, des Hohlraums befindliche Stuck in Berührung mit dem Bande kam, so erhöhte sich ebenso allmälig der Ton bis cuf eine Tertie, er kam bis f*, also eine Sexte über den Pizzicato-Ton. — Letztere Versuche gelangen so- gar, wenn auch die Glottis von Haus aus so weit ist, dass ohne die ge- dachte Vorrichtung gar keine Tonbilduug in ihr möglich ist. Ein ähnlicher, auxiliarer Versuch ist folgender: Pizzicato b*. Fig. 130 A = d^ (grosse Tertie). Fig. Ä = f ^ ^Quinte). Fig. C — gir* (Sexte). Fig. 130. Der Ton d* war voll und mit viel Wind ertönend, plump; die andern Töne schon und fein ansprechend: alle drei Töne Hessen sich durch Windrohr, vertiefen, aber kaum weiter als bis c*, dann folgte Rucksprung. — Wurde der Apparat a durch Vornanspruch intonirt, so gab er einen hohlen, aber reinen Ton, der eine Tertie tiefer lag, als der Pizzicato-Ton. Genau die Oberoktave dieses letztern Tones, oder die Sexte des Pizzicato - Tones er- schien dagegen, "wenn bei der Vorrichtung D der Anspruch von vorn gege- ben wurde. Der Erfolg war dann natürlich derselbe, wie in Versuch h) bei Hintansprnch. Jener tiefe Ton f ^ wurde durch Ansatzrohre bis 13" suk- cessiv vertieft um eine None (e), welche dann piano wieder vom Primiirtoa f ' begleitet wurde; der hohe Ton nur um eine Tertie, worauf Rücksprung erfolgte (bei es*). 35 ft86 tl. Ueber die SoUdartone. d) Ueber die Spannungs^rade und einige andere Verhilinuse elastischer Bander and deren Einfluss. Bevor wir zur speziellen Betrachtung der durch vorstehende Versuche gewonnenen Resultate übergehen, wollen wir über einige allgemeiDere Vei* haltnisse der elastischen Bänder sprechen, und dabei besonders das anfuh- ren, was die bisherigen Forscher , namentlich H arl ess, in dieser HiDsicbt geleistet haben. Bei den vorstehenden Versuchen ynirde die gewünschte Spannung ent- weder durch Ausdehnung eines in sich zurücklaufenden elastischen Bandes mittels eines Korpers, der einen grossem Umfang hatte, als die Bandlänge betrug , oder durch Festbinden des gehörig ausgedehnten Bandes über das Instrument, das den Rahmen bildete, erreicht. Diese Methode ist freilieb da, wo es sich um grosse wisseuschaftliche Genauigkeit handelt, nicht zu empfehlen, indessen lehrte mich doch die Erfahrung, dass die von mir be- nutzten Bänder bei diesem Verfahren ihre anfängliche Spannung lange Zeit fast unverändert beibehielten, trotzdem , dass sie sehr oft einen ziemlichen Luftdruck auszuhalten hatten. Die Grosse der Spannung genau durch Ge- wichte zu bestimmen, ist sehr schwer, auch nur bei Spannung nach einer Richtung ausführbar. Ein hierzu taugliches Verfahren s. bei HarlessS-GU. — Tone giebt ein elastisches Band nach H. nur, wenn beide Enden desselbeo so fixirt sind , dass kein merkliches Nachgeben derselben beim Wiodao- spruch stattfindet. Ist das eine Ende frei , so muss es mit so viel Gewichts- last angezogen gehalten werden, dass es eben hier nicht nacbgiebt. Wo nun diese Fixirung durch lebende Kräfte (Muskeln) geschieht, da muss sich diese genau den Intensitätsgraden der Windstärke akkommodi- ren. Im Kehlkopf geschieht diese Fixirung, wie wir wissen, norandem einen Ende des Stimmbandes, am andern durch Bänder von hoher Elasti- dtät. Ahmte Harless dies künstlich nach, indem er das Band mit seiueiu einen Ende an einen festen Korper befestigte, am andern eine Sehnor mit elastischem Mittelstück anbrachte und an derselben Gewichte ziehen liess. so fand er , dass der Ton des Bandes gleichblieb , so lange die Grösse der Elasticität des eingeschalteten elastischen Riemens die des Bandes öbertnif. mochte dessen Ende festgeklemmt sein oder nicht, wenn gleich im Momente der Exkursion eine kleine , aber bei der Rekursion sich ausgleichende Ver- rückung stattfand. Jede spannende Kraft von ejnem gewissen Werthe greift an der membranosen Zunge um so präciser an, je mehr der eine Endpaukt .derselben fixirt ist*). Der Rand oder die Randzone des Bandes kann dabei . noch besonders durch gewisse spannende Kräfte verlängert werden; jeden- falls aber durch den Lnftstoss selbst, durch welchen er in Form einer ß<>' genlinie, wobei der Mittelpunkt am weitesten abgetrieben wird, von der *) Daher, sagt Harless (S. 615), finden wir auch bei dem Kehlkopfe dssLigvo cricothyreoideum gegenüber den Stimmbändern mit einem viel hohem Elsstieittts- modulos und grösseren Qnerdorchschnitt ausgerüstet, um jede Muskelkraft loioit gegen die Stimmbänder wirken an lassen. — Dies Beispiel pasat nur, insoweit der Kehlkopf Athmungs-, aber nicht, insoweit er Stimmorgan ist. Denn die lloskebt welche Jiier nur in Frage kommen können (ciicoary t. postieus) haben mit der StiiDffi<^ fast gar nichts zu thun , wogegen der hier viel wichtigere M. ericothyreoideas vi^ derum mit dem Lig. crieo-thyr. nichts au thun hat, da er^ch nicht an dietein, sondern am Schildknorpel selbst inserirt, durch seine Kontraktion letstero voo den Giesskannknoipein abaieht, unA so die Stimmbinder anspannt. r SpanniiDgsgrade n. 8. w. daatischer Bander. S89 geraden Richtung ausweicht, nnd durch die Gewalt des ausströmenden Win- des gegen den Körper oder gegen die entgegenstehende Randzone des Ban- des sich umbiegt. Diese Ausbeugung, die nicht eine gewisse Grenze über- schreiten darf, wofern nicht der Ton überschlagen und dadurch unterbro- chen werden soll , ist Folge eines von der Grosse des die Luft bewegenden Impulses undvondendem Ausstromen der Luft sich entgegensetzenden Wider- atänden abhangigen Druckes, der dem ßeitendruck einer Flüssigkeit beim ÄQSStromen ans einer Rohre vergleichbar ist. Beim ersten Beginn des Aus- strömens ist dieser Druck an der Stimmritze am grossten, daher auch die Scbwingungszahl am höchsten; bei wachsender Oeffnung nimmt er satnmt der Schwingnngszahl entsprechend ab, wie wir bei den letzten Versuchen deaifich gesehen haben. Wollen wir also eine bleibende Biegung oder Deh- nong des Bandrandes erhalten, soll der piano eingesetzte Ton beim Schwel- len gleiche Hohe behalten , so mnss die Lnftpression dem Elasticitatsgrade des Bandes entsprechend sich der Oeffnung (der Weite der Stimmritze) ak- kommodiren. also bei grossem Exkursionen des Bandes (beim Starkwerden des Tons) zunehmen', und zwar desto mehr, je grosser der Exkursionsbo- gen bereits ist. Nimmt der ElasticitätsmDdulus mit den Debnungsgraden zu, wie bei den meisten elastischen Materien , so kann (bei sehr starker Span- Dong des Bandes) selbst ein sehr verstärkter Windstrom nur noch einen klei- nen Exkurtionsbogen erzeugen, kleiner, als der war, welcher durch den- selben Windstrom bei einer geringern Spannung desselben Bandes erzeugt worde. Bei höchster Spannung bort die Ztfngentonbildung ebenso auf, als bei einer durch zu starken Wind bewirkten lieber dehn ung des Bandes. Zu geringe Spannung des Randes hat gleichen Erfolg, doch kommt das Umschlagen fast nur bei langen Bandern vor. Gut ist es , wenn gleich von Haas aus die Randzone für sich starker gespannt werden kann, als der nbrige Bandkorper. Bei den Stimmbändern des menschlichen Kehlkopfs findet dies statt: s. S. 110. Die Grosse der Ausbengung oder des Exkur- sionsbogens ist also das Resultat der Einwirkung des Luftdrucks auf cGe bei dem vorhandenen Elasticitatsmodulus durch eine gewisse Kraft erzeugte Spannung des Bandes , mit welcher letztern also der Luftdruck zunehmen moss, um den Exknrsionsbogen auf gleicher Höhe zu erhalten. Je mehr sich In steigender Progression mit den Graden der Dehnung der Elasticitats- modulus ändert, wie dies bei den thierischen elastischen Geweben der Fall ist, nm so verschiedener wird die Hohe der Bogen bei demselben Luftdruck,' iber verschiedenem Spannungsgrade ausfallen. Jede Ausbeugung des Bandes ist noch nicht ganz das Viertel einer ganzen Schwingung, da die Rekursion nicht biszurEbene des Bandes erfolgt, und überhaupt also dasselbe während der gan- zen Dauer des Windes gedehnt bleibt, desto mehr, je starker der Wind ist. Dies beweisst Harloss unter Anderem durch einen Versuch, wo er durch einen festen Faden das Band mit einem in einiger Entfernung darüber aufgehängten Kantschukfaden in Verbindung setzte. Die dabei sich im unelastischen Far den bildenden Schwingungsknoten wurden wen^er, je höher der Ton des Bandes war: Auch mittels der stroboskopischen Scheibe, selbst schon mit- tels eines gewöhnlichen Hohlspiegels, lässt sich die Aufblähung des Bandes während des ganzen Tonvorgangs beobachten. Dabei sieht man auch, bei nicht zu straffer Spannung, dass die Erhebung des Bandes nicht an allen Punkten gleichzeitig ihr Maximum erreicht, sondern an verschiedenen Stel- len nach einander. Einestheils schwingt die Membran auf und ab, andern- 300 n. üeber die Solidartone. theils laufen über ihre Oberfläche hin vpn dem Rande beginnend fortsehrei' tende Wellen, 'vvclche aber mit den Schwankungen der Windstarke, die den Ton für das Ohr noch nicht verändern, ihre Exkursion jind Geschwindig- keit bereits sehr merklich ändern*). Mehrmals kam es bei unsern Versuchen vor , dass der Ton nicht sofort ansprechen wollte. Dies geschieht entweder, wenn die-Stimmritze zu weit, oder wenn das Band zu schlaff, oder wenn das Gegenlager zu dünn iat, und dann während der Exkursionen zu tief unter der Scbwingungaebene liegt. Ist das Band zu schla£f, so bläht es sich durch den Luftstrom erst auf, bleibt dann eine Zeitlang in dieser Lage, ohne zu tonen, dann schwingt es stark zurück, worauf der Ton mit einem Stosse einsetzt und das Band mit kleinem Vor- und Rück^chwingangen forttont. Am leichtesten spricht das Band an, wenn die Kante dem Gegenlager leise anliegt, so dass es die Lage einnimmt, wie Fig. 124. Differenzen der Luftdichte unter der Zunge, und zwar momentane Verdünnungen derselben, finden zuweilen beim Anblasen statt, wobei das Band stark zurückschwingt; es ist dies nach vQar lese ein Zarückbewegtwerden einzelner Partien des Luftstroms, der sonst vorwärts geht, wie wir dies auch beim Cagniard^schen Versuch**) beobachten. Das trommelartige periodische Tiefertönen eines schlafferen Bandes entsteht nach Harless durch periodischen Tieferschwung desselben, der sich mit einer gewissen Regelmässigkeit wiederholt, was durch Zusammenfallen zweier Wellen (Interferenz), ganzer auf- und abgehender und fortachreiten- der auf der Fläche- hin- und herlaufender, zu Staude zu kommen scheint. S. auch oben S. 366. Als den Ton bestimmende^ind abstufende Bedingungen haben wir bis jetzt ausser der verschiedenen Lange, Dicke, Elasticitätsmodus und Spannung des Bandes (Momente , die auch den elastischen Saiten zukommen, und die wir daher in vorigen Versuchen nicht näher zu untersuchen brauchten) auch noch die Breite des Bandes, so wie gewisse Eigenthümlichkeiten des Anspracbs und deren Bedingungen erkannt, über die vnr jetzt etwas genauer sprechen müssen.' Was die Breite d^s Bandes anlangt, so wissen wir bereits aus frühem Untersuchungen , dass Verschroälerung den Ton eines elastischen Bandes erhöht. Während die Lateralscbwingungen eines irei aufgespannten Bandes einen tiefer als der Grundton liegenden Ton geben, so geben Aliquotachwin- gungen eines an der einen Kante befestigten Bandes (Versuch g) einen weit höhern Ton, als der ursprüngliche Grundton war, und zwar beträgt diese Erhöhung nicht nur soviel, als durch die Fixirung für die Wellenbewegung überhaupt verloren geht, sondern noch mehr, weil letztere hier überhaupt nach einem andern, auch von dem sub No. 8. a. stattfindenden abweichen- den Mechanismus vor sich geht. Es schwingt hier nur der Rand nebat einem halbmondförmigen Segment des Bandes (Fig. 131. A> a b) wobei sich aber der freie Rand o 6 von vorn betrachtet so ausnimmt, vne in Fig. Ä., und im senkrechten Durchschnitt wie in F^. C. Während also in den früher von uns beschriebenen Schwingungen No. 3. der Luftansprnch sowohl die obere, als die untere Fläche der einen Band- •pater Lw^ÄV*""' ^^^^^^ ei, Dscbdem es vom Luftstrome aufwärts , über die Rahmenebene bewegt wor- den ist, vermöge seiner Elasticitat wieder ebenso weit unter dieselbe zurück- soschwingen strebt, also wahrend eines ganzen Schwingungsvorgangs zwei- mal durch die Rahmenapeitur, innerhalb welcher es aufgespannt ist, vor seinen festen Gegenlagem vorbei , bewegt wird. Dabei ist es nicht nothig, dass die Schwingungssphare sich ebenso weit über die Rahmenebene erstreckt, tk unter dieselbe: in der Regel liegt ein grosserer Abschnitt derselben über, ein kleinerer unter derselben. Denn die Bandebene vfird wahrend des Schwin- gens immer in eine vom Luftstrom abwärts gekrümmte Flache verwandelt, ▼on welcher ans es seine Exkursionen vollzieht , dergestalt , dass die Re- kurtionen nie so weit unter die Bandebene sich erstrecken können, als die Exkursionen über dieselbe. In Vers, a) wurde der Grundtpn dadurch erhal« ten, dass das Band nur mit der Zone b durchschlagende Schwingungen machte, während^ die Zone a sich wahrend des Schwingens vom Rahmen abhob, sich beim Ezkurriren von demselben ein Stuck entfernte, beim Rekuniren sich ihm wieder näherte, ohne jedoch auf demselben niederzu- schlagen. Dergleichen Schwingungen wollen wir überschlagende nennen* Es haben demnach -dieselben , wenn sie mit durchschlagenden kombinirt wir- ken, keine tonerhohende Wirkung, wohl aber, wenn das ganze Band nach diesem Mechanismus Schwingt, wie in Vers. 1), wo der Ton durch Fixirung der einen oder andern Zone um 1 Tertie vertieft wurde, also der durch doppelte überschlagende Schwingungen erhaltene Ton jedenfalls nicht der Grundton sein konnte. In allen diesen Fällen wirkte der Luftstrom auf beide Kanten des Bandes , also überhaupt auf das ganze Band , so weit es zwi- schen seinen beiden Befestigungsstellen schwingbar war. Aber es lassen sich auch durchschlagende Schwingungen erbalten , ^^ enn die eine Bandkante fixirt worden ist, wie in c). Der Ton, obwohl immer noch hober liegend, als der Pizzicato-Ton des vollen Bandeä,muss gleichfalls dem Grundtonregister zugerechnet werden, wofetn wir nümlich, wie wir wohl nicht anders kön- nen, alle Tone, die mittels durchschlagender Schwingungen zu Stande kom- men, in dieses Register verweisen. Das Timbre dieser Tone ist, wofern sie durch vollen oder beiderseitigen Luftanspruch zu Stande kommen, gewohn- lich nicht sonderlich; es entweicht viel unbenutzte (wilde) Luft neben den Bandkanten, welche zum Mechanismus der Schwingungen nichts mit bei- tragt Je schwieriger die Tonbildung, je stärker bei sonst bedeutendem Be- trage der entweichenden Luft geblasen werden muss, desto hoher erhebt sich hier die Tonstufe über die des Pizzicato - Tons. Umgekehrt , ye leichter der Anspruch (bei besserer Vorrichtung) gelingt, je weniger Luftmasse und Spannung derselben zur Schwingungsbild.ung erfordert wird, des^to mehr stimmt der Ton mit dem Pizzicato -Ton überein. Letzteres gelang z. B. in Vers, d) und h) einigemale, auch so ziemlich in g). Am besten und ergiebig- SM n. Üeber die SoHdartone. 8ten lassen sich die Gmndtone erzeugen , wenn der Lnftstrom die eine Band- zone bebt, unter derselben ausfahrt, die andere senkt oder nber derselben wegstreibht, so dass das Band in Schaukel Stellung kommt, s. Vers, d) 2. und Vers, f ). Aach die so erhaltenen Schwingungen sind durchschlagende, nur schlagt hier das Band mit der einen Kante aufwärts, während es mit der andern niederwärts schlägt: die Tonsfufe kann also hier etwas tiefer ausfallen , als der Pizzicato - Ton : Tielleicht in Folge der Einwirkung des (kurzen) Windrohrs. — Durcbscblagtöne sind auch mittels Vornansprucbs zu erhaJten , ohne dass dadurch die Tonstufe erheblich . geändert wird. So im Vers, d), auch der Vers, i) gebort zum Theil hierher. Aus letzterem Versuche erhellt zugleich, dass sich auch durchschlagende Schwingungen mit einem dem Pizzicato - Tone ziemlich gleichstufigen Tone erzeugen lassen , wenn über oder neben die in Schwingungen zu versetzende Band- zone eine durch den Luftdruck bewegliche , aber durch ihre Elasticität wie- der zur Bandebene zurückzukehren strebende Platte gelegt wird. Immer ist, wie schon erwähnt, bei einseitigen durchschlagenden Schwingungen der Ton wenigstens etwas (eine Stufe) hoher, als der Pizzicato -Ton. Die Beobachtung in Vers, i), dass sich bei eben erwähnter Disposition der als Gegenlager fungirenden Platte der Ton durch Zurückziehen der Pinger von letzterer ab um 1 — 2 Stufen unter den Pizzicato -Ton verdeffc habe, bedarf noch der Bestätigung. 2) Höhere Töne b-ei überschlagenden Schwingungen. Ueber- schlagend nenne ich solche Schwingungen , wobei das Band erheblich we- niger weit rekurrirt , als es exkurrirt. Nach dieser Definition ergiebt sich schon von selbst, dass von einem exakten Unterschiede zwischen durch- und überschlagenden Schwingungen nicht die Rede sein kann. Je nach der Beschaffenheit der Glottis, d. h. der gegenseitigen Stellung des Gegenlagers zum Bandrande, werden die Schwingungen des letztern entweder mehr durch- schlagen oder mehr überschlagen müssen. Ganz entschieden überschlagend werden dieselben nur dann ausfallen, wenn das Gegenlager über den Band- rand hinausragt , und zwar in gewisser Breite unter denselben vorgeschoben ist, wie in Vers. 1); oder auch wenn das Gegenlager von Haus aus so hart an den Bandrand angeschoben war, dass derselbe während der Rekursion nicht mehr vor jenem vorbei kann , sondern nach Beendigung des Schwin- gungsvorgangs auf ihm liegen bleibt, etwa wie in Fig. 127. Die überschla- genden Schwingungen sind stets Lateralschwingungen durch einseitig wir- kende Luftgebung erzeugt. Ihr Mechanismus ist bereits früher erörtert wor- den, s. S. 390. Die Höhe der dabei erzeugten Töne ist nach den Umstän- den sehr verschieden, und es wäre wohl eine irrige Ansicht, wenn man hier etwa ein bestimmtes Multiplum der nach vorigem Mechanismus erhal- tenen Schwingungen, also etwa eine aufs Doppelte erhöhte Schwingungszahl annehmen wollte. Der Vers, m) lehrt uns , dass man Mittel in den Händen hat, durchschlagende Schwingungen ganz mechanisch und handgreiflich nach Belieben in überschlagende zu verwandeln , indem man unter die schwin- gende Bandzone einen festen Körper schiebt, der dieselbe verhindert, so weit zu rekurriren , als es ihr sonst möglich gewesen wäre. Je mehr sich der Winkel, den die in -diesem Versuche in die Glottis geschobene Hem- mungsplatte zur Bandebene macht, dem gestreckten nähert, je näher also das untergeschobene Stück der Platte der Bandzone kommt, desto mehr nahern sich die Schwingungen den überschlagenden, und desto mehr erhöht Tonregiiiter der einfiftcheii elastiacheii Zangen. (§7 neh der Ton. Diese Tonerbohnng betrog jedoch in diesem Versnehe nicht mehr, als eine Tertie, obwohl sie unter andern Verhältnissen wohl anch be- deutender ausfallen dürfte. £ine ähnliche Wirkung, wie die gedachte Hem- mnngsplatte , hat die Verengung der Glottis, oder was so siemlich auf das- selbe hinauskommt, die Koncentrirung des Luftansprnehs, weon sie so weit geht, dass die rekurrirende Elasticitat des Bandes den Druck des Luftstroms nicht mehr zu überwinden vermag. Nor moss hier gleichfalls dieser LufU Strom aus einer sehr engen Glottis kommen. Wird die Glottis bis auf Null verengt, muss also erst durch den Luftstrom mittels Hebung des Bandes eine Stimmritze erzeugt werden, so erhobt sich der Ton noch mehr, im lezten der unter m) angestellten Versuche um -|- 1 Stufe.- Ueberhaupt erhobt sich nach meinen Versuchen der Ueberschlagton , wenn nicht noch neue er- höhende Momente dazu treten, etwa um 1 Quarte bis Sexte über den Pizzi- cato-Ton , wahrend der einseitig erzeugte Durchschlagston nur 1 Tertie über demselben zu stehen pflegt Wenn die Fixirung der zu dampfenden Bandzone eine nicht ganz voll- kommene ist, d. h. wenn beim Anspruch diese Zone nicht vollkommen Wi- derstand leistet, sondern sich etwas sammt der die Fixirung bewirken sol- lenden Platte hebt, so füllt der Ton caeteris paribus nicht so hoch aus, als wenn die Platte ihre Aufgabe vollständig erfüllt. Diese Eigenschaft haben dife elastischen Zungenapparate mit den Cylinderpfeifen gemein , welche auch einen tiefern Ton geben, wenn die Wände des Rohrs ganz oder zum Theil dem Luftdrucke nachgeben können. Wenn man in diesem Falle die Spitze eines Fingers aaf die der Bandzone aufliegende Platte legt and einen Gegen- druck darauf ausübt, so vermag man dadurch den Ton um einen gewissen Betrag zu erhohen. S. Vers, b), c) und g). Ueber die Frhohung des Tones durch Dampfen einzelner Partien des Bandes selbst (der Breite nach) haben wir bereits S. 391 gesprochen. Beim Einziehen der Luft oder bei dem Voruanspruch sind die Er- scheinungen im Allgemeinen dieselben., vorausgesetzt, dass die materiellen Bedingungen der Schwingungserzeugung nicht abgeändert werden. So fiel in Vers, a) der durch Vornanspruch erzeugte Ton 1 Tertie höher aus, alsbeiHint- anspruch, weil dabei die unter a sich bei letzterem Anspruch bUdende Glottis geschlossen wurde, und das Band nur einseitig zu schwingen genöthigt war. in andern Fällen, z.B. in Vers, c) finden beim Hintanspruch durchschlagende Schwingungen, beim Vornanspruch überschlagende, oder die besondere Modifikation derselben, die wir nebenschlagende Schwingungen nennen wollen, Statt, wodurch auch eine mehr oder weniger austragende Erhöhung des Tones bedingt wird. Bei den sogenannten nebenschlagenden Schwin- gangen ist das Gegenlager in eine längere Wand ausgezogen, neben wel- cher die Schwingungen, wenigstens dem grössern Betrage ihrer Sphäre nach, stattfinden« Wo der Fall von der Art ist, vne in Vers, c), da wird natürlich beim Vomanspruch die Glottis während des Schwingungsvorganges bedeu- tend enger ausfallen und bleiben müssen, ab beim Hintanspruch, wo sich dieselbe um so mehr erweitert, je stärker geblasen wird. Da nun , wie vnr wissen, eine weitere Stimmritze caeteris paribus einen tiefern Ton bewirkt, als eine engere, ao ist die im erwähnten Versuche bei Vprnanspruch betrach- tete hohe Stufe des anfangs erscheinenden Tones erklärlich. Der Rückfall in den tiefern Ton d' wurde dadurch bewirkt, dass die Schwingungen bei 8t8 n. Ueber die SoHdartone. vermehrter Lafttendon in dorchscblagende verwandelt wurden , ebenso wie diee im Vers, m) wiederom beobachtet worden ist Allen diesen über die Stnfe des Grundtons erhöhten Tonen eigenthömlieh ist die Eigenschaft, durch Roh ransaüce vertieft zu werden, was beim Ornnd- tone nicht der Fall ist. Hierüber sprechen wir jedoch weiter unten in einem besondern Kapitel ausführlicher. 3) Aliquot- oder Knotentone durch Schwingungen des Bandes in zwei (selten mehr) Abtheilungen der Lange nach lassen sich entweder durch ganz einfaches Theilen des Bandes durch einen quer über dessen Mitte ge- zogeneu Faden oder Stab bewirken, oder dadurch, dass, wie in Vers, i), eine biegsame, etwas über die Glottiszone des Bandes hinausragende Platte so über letztere gelegt wird, dass dadurch nur der mittlere Theil des Bandes in einem Punkte berührt wird. Sonst haben diese Tone ausser ihrer hohen, stets genau die Oktave des Grandtones betragenden Liage nichts Eigen- thümliches. 4) Tiefer, als der Grundton, liegende Tone. Aufschlagende und einschlagende Schwingungen, Wir haben schon bei den Ellemen- tarvorgängen der Schwingungen frei aufgespannter Eiinzelbänder unter No. i. e. eines durch Anschlag des Bandes gegen den ansprechenden Tubulus er- zeugten , dem normalen Tone sich b«^imischenden und denselben „verunrei- nigenden^' Schallphänomen es gedacht. Auch bei den über einen engern Rahmen gespannten Einzelbändern beobachteten wir tiefere, uuter dem Grundton liegende, wenig klingende Tone, welche, wie wir später noch genauer angeben werden, durch denselben Mechanismus erzeugt zu sein scheinen. Zahlreicher und unverfänglicher treten uns in den, bisherbetrach- teten Glottisversuchen dergleichen Phänomene entgegen, sowohl rein als auch isolirt, oder mit einem andern Tonphanomen verbunden, als soge- nannte Interferenzen. Aufschlagend sind Schwingungen eines elastischen Bandes entweder dann, wenn die eine Zone auf eine unter ihr liegende feste Ebene, auf ein Unterlager, recurrendo aufschlägt, während die andere in entgegenge- setzter Richtung exkurrirende Zone recurrendo durch - , ein - oder über- schlagende Schwingungen macht, oder wenigstens zu machen strebt, wie dies z. B. im Vers, b), c), g) und k) bei Yornanspruch der Fall ist: in diesem Falle ist das Band in ganzer Fläche beim Schwingungfivorgange betheiligt; oder wenn mit oder ohne einseitige Fixirung die ijlottiszonedes Bandes ge- gen ein dem Luftdruck nachgebendes Ueberlager schlägt, wie in Vers, i): hier wird des Band nur von einer Seite aus in Schwingungen versetzL Einschlagend dagegen nennen wir an elastischen Bändern solche Schwingungen, welche entstehen, wenn entweder das ganze Band oder bei Fixirung der einen Zone die andere freie durch einen von vorn oder aussen kommenden Luftansprueh iu die Hohle des Mundstücks getrieben wird, aber so , dass die Bandzone dabei vor einer festen Wand , in welche sich eben die Kante des Gegenlagers rechtwinklich fortsetzt, seine Exkursionen aus- fuhrt. S. Vers, e) und m). Toninterferenz endlich nennen wir das Phänomen , wenn auf einem und demselben Bande oder sogar auf einer %nd derselben Bandzone gleich- zeitig dur^h- oder überschlagende und* auf- oder einschlagende Schwingun- gen stattfinden, so dass zwei Töne gleichzeitig hörbar werden, welche in der Regel I OkUve auseinander liegen! Tonregkter der eb&chen daatiacheD Znn^n. Von letsterem PhaDomen aprechen wir später in einem beeondem Kapi- tel, von den beiden andern Scbwingongsmechanismen wollen wir jetzt etwaa genauer reden. a) Aufscblagende Sehwingungen. ou Bei rückwärts gehenden Sehlägen. Hier (Vers, b), c), g), k) ist der Mechanismus fast so beschafifen, wie bei den Schaukelschwingangeo Vers, d) nnd f ) , d. h. das Band nimmt, wenn der Apparat von vom an« gesprochen wird, eine schiefe StelJung an, auf der einen Seite (Fig. 112 bei o) wird es vom Luftstrome, der s wischen Kante und Rahmen einfahrt, gehoben, auf der andern Seite 6 wird es gleichzeitig von dem zwischen der andern Kante und der dieselbe deckenden Platte einfahrenden Luftstrome gesenkt, so dass die erstere Zone nach Umständen durchschlagende (Vers, g), einschlagende (c), ode ruberschlagende (b) und k) Schwingungen macht oder wenigstens zu machen strebt, die andere Zone dagegen allemal aufschlagende erzeugt. Bei den Schankelschwingungen steht das Band ebenso, nur ist das Gegenlager nicht so weit gegen das Band angeschoben, das dieses auf jenes inftchlagen konnte, aus welchem Grunde auch die Schwingungszahl der Schaukelschwingungen im Allgemeinen eine höhere , der des Fizzicato-Tons näher kommende ist. Dass übrigens in diesen Fällen wirkli(;b das ganze Band in Bewegung ist , und nicht etwa die von der Platte gedeckte Zone b fest und unbeweglich anhaften bleibt, geht aus Vers, c) und m) hervor, wo diese Zone absichtlich bald fizirt, bald laxirt wurde, und wo die Fixirung derselben allemal die Erscheinung eines .hohen Tones mit anderem Mecha- nismus zur Folge hatte. Zuweilen kommt es vor, dass bei einer solchen Dis- position des Mundstücks mittels Vornanspruchs zwei Töne gleichzeitig ge- hört werden, ein höherer und ein tieferer. So in dem letzten Versuche von h). Hier wurde, wenn dem freien Bandrande das Qegenlager ziemlich nahe gerückt wurde , der tiefere Anfschlagton g ^ , als Interferenz gehört, den höhern Ton d^ begleitend; bei stärkerem Anspruch wurde jenes g^ vor- herrschend oder vorklingend, ohne dass jedoch der hohe Ton ganz ver- schwunden wäre. Eb scheint also in den Fällen , wo der tiefe Aufschlagton allein und rein gehört wird, in der andern Zone kein tonfähiger Schwin- gungsmechanismus zu Stande zu kommen , wenn wir auch (aus oben ange- führtem Grunde) annehmen müssen, dass wenigstens eine gewisse Portion Luft zwischen dieser Zone und ihrer Deckplatte durchstreicht, und dadurch das Zustandekommen der au&cblagenden Schwinguugen möglich macht Die Schwingungszahl dieser Aufschlagstöne lag in meinen Versuchen dorchschnittlich eine grosse Tertie unter dem Pizzicato -Tone, in einigen Fällen (Vers, b) aber auch 1 Stufe über demselben. Rohransätze bewirkten einige Vertiefung, doch sind die von mir darüber angestellten Versuche noch sehr dürftig. In einem Falle (Appar^ wie b), mit dünner Pappplatte) wo der Auftchiagton 1 Tertie unter dem Pizzicato -Tone lag, vermochte ich den Ton (a) durch ein Ansatzrohr von 7 " bis um 1 Septime zu vertiefen. — Das Timbre dieser Tongattung ist etwas hohl und rauh, nicht so sonor, als das der andern Tongattungen , doch kann man diese Töne gerade nicht schnarrend nennen. Wenn die aufschlagende Bandzone in ihrer ganzen Länge an dieser Be- wegung sich betheiligt, da liegt der Ton, del* dadurch erzeugt wird, genau 1 Oktove tiefer, als der Ton, der caeteris paribus durch überschlagende Schwingungen bewirkt wird. Daher liegt er auch in den beobachteten Fäl- 400 n. Ueber die SolidmrtSne. len in der Regel 1 Tertie anter dem Pizzicato -Tone, weil der DeberscUag- ton eine Sexte über dem letztem liegt. In Filllen dagegen , wo dies Verhalt- nisa nicht nachzo weisen war, müssen wir wohl annehmen, dass die auf- schlagende Bandzone nur zum Theil, nicht in ganzer Lange an dieaem Mechanismus sich betheiligte, namentlich bei den Yersnchen, wo der Anf- schtagton etwas höher ausfiel, als der Pizzicato -Ton (Vers. b). Uebrigens kommt bei der grossen Wandelbarkeit der mechanischen Yerhältniase oft genug ein Ueberspringen aus dem einen Register ins andere vor , das dem Uneingeweihten auf den ersten Blick oder auf das erste Anhören ala etwas Regelloses vorkommen dürfte, aber bei genauerer Untersuchung doch sieh auf feste Gesetze zurückfuhren lasst. So im letzten Versuche der Reihe c). Hier erschien bei Vornanspruch zuerst ein 1 Septime über dem Grnndton lie- gender'sogenannter Vorton. Dieser war durch überschlagende Schwingungen in der Glottis b entstanden , ebenso wie bei Hlntauspruch bei der Vorrich- tung h). Crescendo folgte der 1 Stufe über dem Grnndton liegende VoU- ton, der durchaus dem bei a) mittels Hintanspruchs mf erhaltenen Tone ana- log ist. Der 1 Tertie tiefere, ein abweichendes Timbre zeigende Ton end- lich war der Aufschlagton, durch Auftreffen der Zone 6 auf die Deckplatte recurrendo bewirkt, während in der Glottis a kein Tonvorgang mehr stattfand. Viel kommt bei Erzeugung dieser Aufschlagtone auch darauf an , ob die Platte , gegen welche die Schläge geführt werden , eine starre oder eine bieg- same , dem Luftdruck nachgebende ist Oft gelingen dieselben nur bei An- wendung der letztern. Ueberhaupt kann man niemals mit Bestimmtheit auf deren Zustandekommen rechnen, da man die mechanischen Verhältnisse — w?il man das Mundstück gewohnlich Im Munde hat — nicht so in seiner Gewalt hat, als bei Hintanspruch, wo man das Mundstück deutlich beobach- ten und nach Belieben disponiren kann. ß: Bei vorwärts oder beidwärts gehenden Schlägen desBan- des. Hier haben wir es zunächst mit den unter i) aufgeführten Beobachtungen zu thnn. Hier stellen sich weit ergiebigere Vertiefungsphänomene heraus. Die Vertiefung ging hier von einer Quarte bis zu einer Oktave unter den Grundton. Einen Unterschied im Verhalten dieser Aufschlagschwingungen macht zunächst der Umstand, ob wir es mit einem Bande von gleichlangen Kanten oder mit einer halbkreisförmigen , nur von einer Kante aus seh wing- fahigen Platte, oder mit einem Bande von ungleichen Kanten zu thun haben, ferner , ob ein solches Band eii^seitig oder beiderseitig schwingt. Beim Ver- such i) 1., wo mit einem gleichkantigen. Bande operirt wurde, war der durch vorwärts gehende Schilde gegen die Deckplatte entstandene Aufscblagtun weniger tief, als wenn sich zugleich die andere, dem Rahmen aufliegende Platte mit an den Schwingungen betheiligte. Dieser volle Aofschlagton lag auch hier genau 1 Oktave tiefer, als der entsprechende und oft gleichzeitig mittönende Ueberschlagton. Beim Versuch 2., wo eine halbrunde elastische Plfttte von nur einer Seite her in Schwingungen versetzt wurde, lag der Aufschlagton eine Septime oder Oktave unter dem Pizzicato-Tone, und wir können wohl auch hier annehmen, dass dieser Aufscblagton immer die Un- teroktave des beziehendlichen durch überschlagende Schwingungen erhalte- nen Blastons darstellt. Im Versuch 3., yro das Band ebenso breit war, als im 2., aber nicht mehr als Platte, sondern als trapezoidisches Band aufge- spannt war, erschien unter sonst den vorigen ähnlichen Verhältniasen die Tonregiater der einfachen elastischen Zangen. 401 üefe Oktave nor Anfangs, und zwar wenn das Band in ganzer Breite schwang, wahrend durch Fiziren der kurzem Kante der Aufschlagton sich bis auf die Uoterquinte erhöhte. Auch waren Anfangs durch geeignete an der Deck- platte vorgenommene Modifikationen die Mittelstufen zwischen der Oktave und Quinte zu erzielen , was bei den früher angestellten Versuchen niqht gelang, indem hier immer der tiefete Tön bei den Erhöhungsversuchen scharf um i Tertie in die Höhe sprang, von da aus aber sich durch allmaliges Dampfen der Platte mittels der aufgelegten Fingerspitze fast bis auf den Grundton er- höhen Hess. — Sowohl in Vers. 1., als in 3. erschien bei einseitiger Schwin- gung ein höherer Aufschlagton, als wenn das ganze Band (mit beiden Zonen) in Schwingungen gerieth. Im Timbre ist zwischen diesen beiden Tönen ein Unterschied zu bemerken, der wenigstens so auffallend ist, um beide Töne zwei verschiedenen Registern beizuordnen. Das durch einseitige Schläge gebildete Register klingt besser, sonorer, aber weniger voll, als das durch beiderseitige Schwingungen erzeugte. Ersteren unterscheidet sich ausserdem noch sehr wesentlich von letzterem dadurch , dass sich dessen Töne durch Rohransätze •( und zwar sehr bedeutend ) vertiefen lassen , die des andern dagegen gar nicht. S. hierüber die betreffenden Versuche. Ueberall, wo ein Auf^hlagton vorkommt, kann man annehmen , dass der korrespondirende Durch- oder Ueberschlagton I Oktave oder 1 Oktave -^ 1 Quinte höher liegt Auf dieses Verbältniss werden wir später noch einmal zarnckkonunen. b) Einschlagende Schwingungen. Diese Schwingungen unterschei- den sich von den durchschlageno^n dadurch , dass sie vom Rahmen ans in den Hohlraum. des Mundstücks hinein gerichtet sind, dessen Wände parallel ZQ den Bandkanten stehen, wie dies mit unserm Petschaft der Fall ist, wenn über dessen Apertur ein Band gespannt ist, das fast so breit ist, als letztere (Flg. 119 i4.), oder wenn bei Fixirung der einen Zone die andere dem Rahmenrande nahe genug steht, wie in Vers, i) Fig. 126C. Demnach kann auch bei diesen Seh wiugungendas Band entweder mit beiden oder nur mit einer Rand- zone sich betheiligen. Der Anspruch erfolgt am leichtesten, wenn das Mund- stuck direkt mit dem Munde (von vorn) angeblasen \^ird, schwieriger, wenn die Luft von hinten eingezogen wird. I- Tones lag, wie gewöhn- 26 4M I'* Ueber jie Solidartone. lieb. Ferner lassen sieb diese Einseblagtone auch darcb Robransatxe vertie- fen, und zwar (wodareb sie sieb von den Aofschlagtönen wesentlich nnter- scbeiden) die bilateralen ebenso gut , wie die lateralen. In beiden Fällen be- trug die grosste Vertiefung, die auf diese Art erbalten wurde , mindestens eine Oktave (eine None) , also ziemlicb ebenso viel , als die Vertiefung der einseitigen Au&cblagtone. Wenn aber neben dem Einscblagton der hohe Uebersch lagton mitklang-, so wurde dieser letztere nicht mit vertieft. So ge- schah im letzten Vers, von h) das Auffallende, dass bei 12" Ansatzrohr zwei Tone borbar waren, die 1 Oktave -|- 1 Quinte auseinander lagen (d^ und g). 5) Pfeiftone. Ueber dieselben ist bereits früher (S. 320) die Rede gewesen. 2) Doppelzungen. Wenn nun schon die einfache elastische Zunge eine solche, übrigens ge- wiss noch- bei Weitem nicht erschöpfte, Masse akustischer Phänomene uns liefert, so ist wohl zu erwarten, dass zwei zu einer wahren Stimmritze ver- bundene Zungen eine nicht unergiebigere Quelle derartiger Erscheinangen bieten werden, und wir dürfen auch hoffen, durch das Studium derselben abermals um einen wichtigen Schritt weiter in der Erkeuntniss der snimaleu Stimmbildung gefördert zu w^erden. Die bisherigen Forschungen auf diesem Gebiete sind ebenso dHrftlg, als es die auf dem «ben durchschrittenen waren. Joh. Müller fertigt die membra- nusen Doppebungen auf 2'/^ Seite ab. Den Grundton der beiden über eioen Rahmen gespannten Zungen bestimmt er üurch Anblasen derselben mit dem Tubn- Iqs. Die Methode der 'Aufspannung derselben iiber den Rahmen sowie die dea An- blasen» hat er gar nicht genauer angegeben, obwohl hierauf sehr viel ankonnit. Ebenso wenig lasst er sich auf den Mechanismus der beim Anblasen gebildeten Schwingungen der Bänder ein. Der nach vorheriger gleicher Spannung von beiden Bändern gemeinschaftlich gegebene Ton war bei seinen Versuchen etwa '/^ Stufe tiefer, als der Grundton, den jede einzelne Lamelle beim Anblasen m!l einem Röhr- eben gab. Sind beide Platten verschieden hochgestimmt durch ungleiche Spanniuig, 80 hört man gewohnliefa nur den Ton der einen, als ob die andere gedämpft wäre. Häufig schwingt die wegen zu tiefer Stimmung schwer ahspreohende Platte nur schwach mit und wird etwas vorgetrieben. So erhielt Müller 'beim Anblasen zweier um 1 Oktave verschieden gestimmter Membranen immer nur einen Ton (oh den hohen, oder tiefen, sagt er nicht), mochte er auf die eine Membran eine Platte auf- gelegt haben , oder nicht. Ebenso gaben *2 um eine Quinte differirende Bänder einen Ton, der in der Mitte lag, mochte das höher gespannte Band gedämpft sein, oder nicht. Andre Male erhielt er blos den Grundton der tiefer gestimmten Platte. Zn- weile^ schien eine gegenseitige Kin Wirkung djsr Schwingungen aufeinander ( Akkommo- dation) stattzufinden, obgleich dieselbe , wie er nachweist , oft nur scheinbar ist. Als Regel stellt er auf: diejenige Lamelle tönt, welche bei dem jedesmaligen Anspruch des Blasens am leichtesten in Schwingung versetzt werden kann; ist der Anspruch der Bewegung beider Lamellen angemessen, so können sogar beide schwingen nnd sich zu einem einfachen Tone akkommodiren , können aber auch verschiedene Töne oder bei verändertem Anspruch beide Töne hinter einander hervorbringen. — Auch wenn die beiden Bandränder übereinander liegen, entstehen beiin Anblasen reine Töne. Durch Dämpfen des schwingenden Blattes ati verschiedenen Stellen mit dem Finger steigt die Tonhöhe. Bei Grösserwerden der Exkursionen vertieft, bei wach- sendem Anspruch erhpht sich der Ton. Den Einflussder Wind' und Anaatsröbre auf die Tonstufe von Doppelzungen hat Müller nicht untersucht. '— Uarless spricht Müll er *n einige Irrthümer nach, berichtet aber auch andere^ doch geht er den Ur- sachen derTonstufen ungleich gespannter Zungen werke genauer nach, untersncht die gegeneinander geneigten Zungen , den Ein^ss der Ansafzrohre , der Spannungsgrade, des Raumes zunächst unter und über den Zungen n. s; w., während auch er die Mo- difikationen der Schwingungen selbst und manches andere Wichtige vernachläsi^igt. Doppelzungen. 4(f3 Wir werden, was wir jon leinen Untersncbiiiigen brauchen konoen, an den geeig- neten Orten getreu referiren npd besprechen, so wie wir auch die Resultate anderer Forscher auf diesem Gebiete , wie Weheres, Rinne's u. A. nicht ignoriren dürfen. Was nun die von mir angestellten ,^ an Zahl gewiss die meiner Vorganger alle zQsammeogenommen weit übertreffenden Versuche anlangt, so finde ich es nicht angemessen, dieselben in der Reihe , wie sie vorgenommen wurden, einzeln und vollständig hier aufzufuhren , einmal, w^eil dadurch das Volumen dieses Buches um ein Bedeutendes vermehrt werden würde, sodann, weil das Referat der einzelnen Schritte auf einem noch so dunklem Gebiete, wie das vorliegende, eine höchst ermüdende und unerquickliche Sache ist. Der Leser braucht nicht zu wissen, wie viel Zeit, Mühe und Geduld es ge- kostet hat, um ein scheinbar auf der Hand liegendes Resultat zu gewinnen; er braucht nicht den vielen , oft vergeblichen , mitunter selbst falschen und verkehrten. Wogen und Richtungen noch einmal nachzugehen, welche hier eingeschlagen werden mussten, bevor der rechte Weg gefunden wurde; er braucht nicht die zahlreichen Täuschungen alle kennenzulernen. Welche mich, 80 lange mir die Quellen derselben noch unbekannt waren, so oft von der Wahrheit entfernt hielten. Kr nehme nur einfach die Versicherung hin , dass die Erforschung der wesentlichen Phänomene und Gesetze der doppelten elastischen Zungen mit unglaublicher Mühe und grossem Zeitaufwand ver- knüpft gewesen ist, und noch ist, und dass das scheinbar einfachste Phäno- men gewohnlich ein solches ist,, dessen Deutung am schwierigsten gewor- den ist. Dabei werden der Gehörsinn und der Gesichtssinn, so wie das Re- Bpirationsorgan gleichzeitig dergestalt in Anspruch genommen, dass man in der Regel nur durcji gewisse Interferenzen von Sinnestäuschungen, also - durch Kreuz- und. Umwege, zu einem einigermaassen befriedigenden Ziele gelangt, und dass man nicht eher fähig wird, die optischen, akustischen und aerodynamischen Phänomene in Einklang zu bringen, und überhaupt erfolg- reiche Schritte zu thun, als. bis man beide Sinne nebst den Respirationsor- ganen in einer sonst nirgends erforderlichen Weise behufs der gestellten Aufgabe geschärft und eingeübt hat. Apparate. » Die Apparate, mit denen ich operirte (Fig. 133), sind sehr einfach. In den frühem Jahren , viro die Vulkanisirung des Kautschuks noch nicht erfanden war, schnitt ich von einem natürlichen Kautschukbeutel bandartige Stücke ab, richtete je zwei derselben möglichst gleichartig zu , gab ihnen eine Länge und Breite, die etwa den Dimensionen der menschlichen Stimmbänder ent- sprach , und spannte sie mit mehr oder weniger Kraftaufwand über einen Rahmen, dessen OefPhung nicfatganz die Breite hatte, als beide Bänder neben- einander gelegt. Dieser Rahmen bestand bald aus einem Stück Korkholz (a), in welches ''ein viereckiger, oder ovaler., nach Umständen gegen die An- spfuchsrichtung trichterförmig sich erweiternder Kanal von entsprechenden Dimensionen geschnitten war, oder er bildete die Apertur eines Holzcylin- ders (ß)Ton verschiedener Ditke und Länge, oder ich spannte meine Bänder über die Stürze eines Stethoskops (y) u. s. w. Später nahm ich vulkanisirte Bander, wie sie hier (in der Handlung von Ewald und Brett) käuflich sind, von allen Dimensionen, die mir zu Gebote standen. Die innern, die Stiminritze bildenden Rar der' wurden zu\^eilen, wenn die Bänder verhält- 26» 404 11. Ueber die Solidartöne. nissmäasig dick waren, mittels eines scharren Rasirmessers sogescbärft (^. Die Aufspannang bewirkte ich früher durch Nadclo, mit welchen ich die dem Rahmen Aofliegenden Tbeile der Bänder fesiBteckte, oder ich zog die Bänder der Länge nach über den Rabmency linder weg and band sie fest (^), V Et »-^~Ok *•-' — i Fig. 133. oder (bei den lingförmigen tnlkonisirten Bändern) ich stülpte sie ober die g«iip Cylinderlänge , 8o dass ich vorn nad hinten eine Stimmritze er- hielt lauteres Verehren habe ich so ■iemlteb als du beqoemsle und prok- ^hale befunden, tumal da man die Srimmung (die hier sehr lange unver- änderl bleibt) durch etwaa Verschieben oder Anxiehen hier leicht nach Be- lieben modificiren kann. Zu manchen Versuchen, wo eine bleibende Fixiruog dar iuMorn Bandkanien auf dem Rahmen erforderlich war, bewirkte ich 4iesell>e durch Aufkleben der Kanten mitlels Heft- oder Peehpflaaters; Die llreileiirichluDg der Bänder war entweder eine ebene, oder eine geneigte, \\rt beide tHiumbänder dachfTirmig gegen einander geslellt wurden, was oa- liirlieh eine besondere Vorrichtung am Rahmen nöthig machte. Wo die Kahnienapertnr grG«ser war, ab die Breite beider Bänder austrug, SO wur- dt'M die beiderseits gt-bliebeiien t>effnungen mit Platten von Hol« oder star- kem Papier ao b<-,leikt. da$s die äussere Zone jedes Bandes dadurch fixin wurde (vi, wt>b,'i iit der Rej^-I «ugleieh die Einrichtung so getroffen wurde, il»*» diiw Klatien »weh B.lieU'u m,>br oder weniger gegen die SlimmriUe \.»r8^'«du.t»Hi «uJ Jie Ri,»j„ s.. in ihrer »cbwingnngs fähigen Breite mehr mlor «ftfni^trr biwhräukt werden kouuien. Zuweilen wnrde esauch hier an- ir>int>»>vn U-funden, di,. Ilaii.n dem Rahmen and selbst der Äussejn zu . Doppelzungen in einer Ebene liegend, gleicbgestimmt. deckenden Bandxone mittels Heftpflasters aaisokleben , oder es wurde eine Platte unter, eine andere über den au fixirenden Bandrand geschoben und so derselbe förmlich eingeklemmt (e).> Die hölzernen Deckplatten wurden zu mancben Versuchen soweit, als sie decken sollten, ausgefalzt oder ausge* , achDitten (5), sa dass der äussere Bafidrand durch den Druck, den er durch die Deckplatte erlitt, nicht sonderlich verrüeki wurde , was immer mit einer kleinen Störung der Bandebene verbunden ist; auch konnte dabei das ganze Band mittels der so vorgerichteten Platte leicht und in bestimmtem Maasse gegen das andere oder beide gegeneinander geschoben und apprimirt wer- den. Wo der Bahmen nur die Apertur eines sehr kurzen Cylinders bildete (ein Mundstück), da wurde an denselben, namentlich wo der Anspruch nicht sofort gelang, ein Rohr angesteckt, das nach Belieben als Windrohr oder als Ansatzrohr gebraucht werden konnte. Manche Mundstücke waren 80 eingerichtet, dass auch vor die freie Banderflache ein Rohr gesetzt wer- den konnte: in der Regel lag dasselbe hinter derselben, so dass es beim ge- wöhnlichen expirativen Anspruch als Windrohr, beim inspirativem Anspruch, oder wenn das Rahmenende direkt mit dem Munde angeblasen. wurde, als Ansatzruhr fungirte. Manchem Windrobr gab icheine bauchige oder Trichter- ibrm, so dass es sich von der AnblasofTnung aus gegen die anzusprechende Banderflache allmalig erweiterte. Den Anspruch oder die Intonirung selbst bewirkte ich auf die bereits bei den einlippigen Apparaten beschriebenen Weisen. Wir wollen die hierher gehörigen Versuche zunächst in zwei Abtheilun- gen bringen. Bei der erstem stehen beide Bänder nebeneinander in einer and derselben Ebene , bei der andern sind sie unter einem grossem oder ge- ringem Winkel zu einander geneigt Ausserdem machen wir noch darin einen Unterschied , . ob beide Bander gleiche oder verschi^ene Stimmung haben, ob sie die Rahmenapertur ganz oder nur zum Theil decken, ob sie schmal oder breit sind, ob ihre innere Randzone gleiche Dicke mit den übrigen Zonen hat, oder ob dieselbe beilförmig zugescharft ist, anderer Unterschiede, die gelegentlich zur Sprache kommen sollen, vorläufig nicht zu gedeüken. A. Versuche mit 1 in einer Bbene lieg enden Bttadern. . a. Von gleicher Stimmung. 1. Grandton. Dass beide Bander, mögen sie schmal oder breit sein, mögen sie die Rahmenapertnr ganz oder nur zum Theil decken, gleiche Stimmung erhal« teo, so wie um zw erfahren^ ob sie dieselbe wirklich erhalten haben, dazu bediente ich mich in der grossen Mehrzahl meiner Versuche der Pizzikation, nur bei den allem Versuchen des Tubulus, welcher aber, wie wir bald se- hen werden, ein sehr unsicheres Ersatzmittel derPizzikation ist. Am sicher- sten erhält man durch letztere allerdings nur dann dei> Grundton eines Kautschukbandes, wenn dasselbe fiei aufgespannt ist, d. h. wenn seine änssere Langenkante dem Rahmen nicht aufliegt oder von der Deckplatte nicht berührt oder fixirt ist. Indessen habe ich gefunden, dass durch eine Deckung oder Fixirung von nur etwa dem 6. Theile der Breite des Bandes der pizzicato erhaltene Grundton fast gar nicht (höchstens um V« Stufe) von dem Tone abweicht, den das frei angespannte Band giebt. Man hat daher 4M U. Ueber die SoHdartone. wenn man den Apparat schon volUtandig für die Intonation hergerichtet hat, nicht notbig, die Bander. wieder zu isoliren, um dieselben ätuf ihren Grundton au prüfen, sondern man nimmt hier eine nicht zu.kleine Steck« nadel , schiebt den Kopf derselben durch die Stimmritze und schnippt ihn über den anzusprechenden Bandrand beim Herausziehen hinweg. Freilich mnss man hier die bereits früher empfohlenen Schallleitungsmittel nocb öko- nomischer benutzen, als «s bei den isolirten, frei aufgespannten Bandern hinreicht, und man mnss überhaupt scluurf und musikalisch richtig hö- ren gelernt haben , um in dem oft sehr leeren und fast klanglosen Klapp, den die nur wenig angespannten Bander bei dieser Vorrichtung pizzicato geben , die Tonstufe zu entdecken. Zur genauen Bestimmung des Grundtons eines bereits fixirten Bandes ist aber diese Procedur durchaus unentbehr- lich. Dabei muss man sich vorsehen , dass die zu ezplorirende Glottiszone beim Niederfallen nicht gegen die andere schlagt, sonst erhalt man leicht auch bei verschiedener Stimmung der Bander einen und denselbeo Ton. Starke Yerscbroälerung des Bandes erhobt den Grundton um i — 2 Stufen und nach Umstanden noch mehr.- Der Rohrenton, und zwar der durch spitzwiilklichen Ansprach der innern oder Glottiskante bei Nieder drück ung des and(*rn Bandes erhaltene, ist dem pizzicato erhaltenen Grundtone entweder vollkommen gleich stufig, oder er ist % bis 2 ganze Stufen tiefer. Man. kann nie darauf rechnen, mit- tels des Tubulus denselben Ton zu bekommen , der pizzicato erzielt wurde. Ja , es ist mir vorgekommen , dass beide Baiider pizzicato einen und densel- ben Ton d' gaben, wahrend bei Tuboiaranspruch das eine Band d', das andere c * gab. In einem andern Falle .war der Pizzicato -Ton befder Ban- der c^, der Robrenton des einen Bandes h, dos andern a. Höher habe ich den Robrenton, nach obiger Weise erzeugt, nie gefunden, als den Pizzicato- Ton. Nur wenn die Bandkante stumpfwinklicb angesprochen wird, fallt der Ton etwa 1 Tertie hoher aus , wie wir früher kennen gelernt haben. Jedenfalls ist der Tubulus das schlechteste, unsicherste Mittel, den Grand- ton elastischer Bander zu bestimmen , schon wegen der vielfachen Modifika- tionen , welchen die Tonstufc dabei unterworfen ist. Bei kurzen Kautschuk- bandern von verschiedener Tonstufe kann man oft mittels des Tubulus auf keine andere Weise einen Ton erhalten, als wenn man, ohne das andere Band niederzudrücken (was eben hier alle Tonbildung vereitelt) schief gegen den einen oder den andern Baudraud blast. In einem aolchen Falle ^b das Band a den Ton g\ das andere /; den Ton c*.. Ich sthnmte nnh daa Band « auf a', und jetzt gab das Band b auf t^inms) den Ton d*, obwohl gar nickte an ihn gc- ipbeben und überbanpt keine andere Veränderung eingetreten war^ als dass die Stimm- ritze etwas weiter geworden war. Zuweilen erhält man sogar, namentlich wenn ein Ansatzrohr seinen Einfluss mit geltend macht, beim Anspruch mittels des Tubulus Pfeif- tonä. In einem Falle, wo die Bänder über einen Rahmen von nur etwa 6" Längendurcbmesser gespannt waren und die Pizzikation kein Resultat gab, gab das eine Band ohne Ansatzrohr den Ton b* oder (crescendo) h*; mit Ansatxrohr bei einiger Niederdrnckung des andern Bandes angesprochen erschien -bald f * als ZungentoD, bald äs* aU TleiftoD. Jenes f j^ng durch stailieres Blasen in f* über, das offenbar durch die Cyliuderresonanz gefärbt und durch Bildung eines Schwiii- gnngsknotens im Ansatzrohr seine Oktaveiistnfe erhalten h^tte. Das andere Band gab unter allen Umständen des*, zeig'e stärkere Exkursionen und hatte jene Pfof- tonlarbung nicht. Auffalli'nder Welse waren jedoch dieBlaslone, die dieser Apparat gab, sehr mit diesen Rührentönen übereinstimmend. .^^ Ueberbaupt zeigen die Doppelzungen in einer Ebene liegenn , gleicbgedtimmr. 4ffl Rohrentone bei GogenMart von Ansatzrohren noch manche Eigenthumlich- keiten, von welchen wir jedoch passfender erst spater, wenn wir den Bin- fluss der Rohransätze speeiell betrachten werden , sprechen werden. Zur Untersuchung des Grundtons eines elastischen Bandes eignet sich der Tubulus nur in solchen Fallen , wo man durch Pizzication kein sicheres Re- sultat erhalten kann. Dann operire man wo möglich ohne Anzatzrohr, und suche den Ein fluss des andern Bandes abzuhalten. 2. Blastöne. Die Stimmritze, durch beide innere Ränder der Bander gebildet, war bei Anwendung roher Kautschukbänder ge wohnlich etwas lanzetfurmig, bei der vnlkanisirter ge wohnlich linienformig , so dass beide innere Ränder einan- der so ziemlich berührten. . Wurde nun ein solcher Apparat von hinten oder vorn mittels des vollen Mundes angeblasen, im erstem Falle also ohne Anwendung eines Ansatz- rohrs , im andern Falle ohne Windrohl- , so waren im Allgemeinen vier Fälle möglich. Entweder es trieben sich die Bänder darch den Wind auf^ ohne in tonende Schwingungen zu gerathen. Oder es entstanden dergleichen Schwingungen, und es war dann der Ton entweder dem Grundton ganz oder ziemlich gleich-, oder er war mcrkViGh hoher, oder er war tiefer als derselbe. Das ersterwähnte Phänomen , Auftreibung der Bänder durch den Wind ohne stehende Schwingungen , im Allgemeinen als eine Ycrungluckung des Versuchs zu betrachten, und am häufigsten bei noch vorhandenem Mangel an Uebung, sowie bei noch nicht probirten Apparaten vorkommend, giebtuns zunächst die Beantwortung der sehr wichtigen Frage auf: welche sind die Be- dingungen der stehenden oder tonenden Schwingungen an doppelten elasti- schen Zungen überhaupt? Zup Losnng dieser Frage haben wir zunächst die Umstände und Verhält- niaae zu beachten , unter welchen kein Ton erhalten wurde Hier ist zunächst die Beschaffenheit der Bänder zu erwähnen. Zu kurze Bänder, die nicht eine entsprechende Dünnheit besitzen, 'sprechen fast unter keiner Bedingung an, z. B. Bänder von 5'" Länge, 2 •• Breite und V4'" Dicke. Ferner ge- lingt der Anpruch fast niemals, wenn die Bändfläche gegen die Luftan- apinchsrichtung etwas konkav ist; desgleichen , wenn die anfangs ebenen Bänder erst in Folge des Luftanspruchs sich in dieser Weise (segelartig) au^ blähen. Dies geschieht besonders leicht an grossen und breiten Bändern, die verhäitnissmässig dünn sind, oder an Bändern, deren schwingender Kor- per gar nicht bandförmig, sondern halbmondf5rmig ist, oder sonst von der Bandform erheblich abweicht, ferner an solchen, deren Randzone dicker, als die übrigen Zonen ist, oder deren äussere Zone nicht hinlänglich fixirt ]St,^nm dem Luftdruck gehörig widerstehen zu können; Am häufigsten be- gegnete mir dieser Uebelstand^ (wenn es einer ist), wenn ich ein blosses Mundstück, d. h. einen in einen sehr kurzen (etwa bis zu V«— 1 Zoll) Cy- linder angezogenen Rahmen, der mit 2 Bändern kunstgerecht versehen war, KU intoniren suchte, und zwar misslang die Tonschwingung häufiger , wenn ich daaMondstnck von hinten^ als wenn ich es von vorn (von der freien Bän- 4Mf II. Ueber die Solidartöne. deraeite) anblies«. Bei einem Mandstücke von der Form Fig. 133. ^, dessen Lumen aUenthülben gleiches Kaliber hatte, und deeeen Bänder mÖMig ange^want waren, aber einander sehr eng anlagen, yw ohne Wiudrohr weder Tom noeh hinten ein Ton möglich , ich mochte es anfangen , wie ich wollte. Dagegen eifolgte ziemlich leicht und gut die Tonbildung , sobald ich dem Bändereude RR die- ses Mundstücks ein nach der Ansprucbsöffiaung zu sich konisch verengendes knnes Windrohr ansetzte und mittels dieses den Anspruch bewirkte. Umgekehrt, wenn ich dem andern Ende o o ein ähnliches Rohr ansetzte, das ab^r weiter war, als das Mond- stuck , und durch dieses Rohr die Glottis zu fntoniren suchte , gelang schlechterdings kein Ton , jedenfalls , weil der Raum unmittelbar unter den Stimmbändern sich nicht nach auswärts verengte. Erst später, nachdem die Glottis so vorgerichtet war, daas beim Luftanspruch das eine Band stärker ^Forschwang, als das andere, gelang mittels jenes WindDohrs ein, obwohl nicht sonderlich klingender, Ton, der aber sofort nach Weg- nahme des Windrohrs verstummte. Weit leichter und schöner erfolgte die Tonbil- dnng an diesem Mandstück, wenn demselben ein konisches Windrohr angesetzt wurde, das enger war als ersteres. Auf der andern Seite fand ich in andern Versuchen, dass die Tonbildung, auch wenn sie schon vorhanden war, so- fort sistirt wurde, wenn ein Ansatzrohr von gleicher Beschaffenheit, also ein solches, das sich vom Mundstuck ab trichterförmig verengt, angewandt wird. Dagegen schadet es nichts, wenn das Ansatzrohrsich in dieser Rich- tung allmalig erweitert. Dasselbe findet ja auch beim Hern und andern MessingbkMinstrumenten statt In einigen, dem Vorigen ahnlichen Fallen, wo aber das Lumen des Mundstucks gegen die Banderöffnung sich etwas erweiterte, wo ferner die Bänder schmäler, wenn auch nicht langer waren, gelang die Tonbildung auch ohne Vor- oder Ansatzrohr , nur durfte die Stimmritze nicht zu weit sein, d. h. die Bandrander durften in der Mitte nieht weiter als % 2. oder Y15 ihrer Länge von einander abstehen. Grossere W^te der Stimmritze hebt überhaupt alle Tonbildung auf, mag der Apparat sonst konditionirt sein, wie er will: eine Erfahrung, die auch, wie wir im nächsten Abschnilt sehen werden, am menschlichen Kehlkopf gemacht wird. Aus diesem Grunde hört auch eine bereits bestehende Tonerzeugnng auf, wenn die Lufttension einen zu hohen Grad erreicht, und die Stimmbän- der dadurch zu weit von einander abgetrieben werden. Wenigstens gilt dies von der weiter unten genauer zu erörternden Schwingungsweite, bei wel- cher die Exkursionen erst dann erfolgen, wenn die Bänder vom Wind be- reits ziemlich weit von ihrer Ebene ab und von einander getrieben worden sind, und die anfänglichen Exkursionen beiderseits gleiichzeitig stattfinden. Umgekehrt wird die Tonbildung auch vereitelt, wenn durch zu starke Lnft- gebung die Bänder (wenn ihre äussern Ränder nicht unbeweglich befestigt sind) soweit gegeneinander getrieben werden , dass sie die Stimmritze her- metisch schliessen. Femer ist die Tonbildung Null oder kommt nicht zu Stande, wenn der unter der Glottis befindliche Raum .beträchtlich weiter ist, als die Länge der Stimmbänder beträgt, oder auch, wenn (wie schon erwähnt) das Windrohr weiter ist als da^ Mundstück. So gelang auf einem Mundstück von Eorkhols, wenn ich dasselbe in die etwas ausgeweitete Mandung eines By," langen Wiodrobrs steckte, und es mittels desselben anbliess, kein Tob, wohl aber und ziemlich leicbt, wenn ich ein dünneres Rohr in die Apertur des Mundstücks selbst steckte. Endlich fand ich in einem Falle, dass der Ton weg- blieb, nachdem ich in das (dreizollige) Ansatzrohr ein ovales 1" langes und 3- 4 '" breites Loch geschnitten und dieses mit Leder fest anliegend über- zogen hatte. Alle diese die Tonbildupg unter Umständen hemmenden Mo- mente können einzeln vorhanden sein oder eintreten, ohne dass dadurch das Tonphänomen verhindert oder vernichtet wurde. Sie vermögen aber in Doppelznngen in einer Ebene liegend, gleichgestimmt 4M Fallen, wo die übrigen Umstände von "der Art sind, dass schon ein gerin* ges Hemumiss den Schvnngnngsmechauismus aufhebt, die angegebene Wir- kang hervorzubringen , wie die angeführten Versuche deutlich lehren. Na* mentlich wenn mehrere jener Momente, oder alle auf einmal, zusammenwir- ken , dann ist die Tonbildung wohl absolut unmöglich. Untersuchen wir nun , unter welehen. Umstanden in den vorerwähnten Fällen die Tonbildung zu Stande gebracht werden konnte, so finden wir ausser dem , was sich von selbst versteht (hinreichend lange , nachgiebige Bäüder,. hinreichend enge Stimmritze, massige Lufigebung [wo übermäs- sige den Ton aufhob], Yerlängerang des Ansatzrofars, Starrmachung der erschlafften Wände desselben [Decken des Lederfensters mit einem un- beweglichen Material] u. s. w:), dass namentlich dann widerspenstige Bän- der zum Tonen gebracht werden konnten , wenn beide inneren Bandränder auf irgend eine Weise ungleich zu einander gestellt wurden, was ich entwe- der dadurch bewirkte, dass ich den innern Rand des einen Bandes etwas niederdrückte , oder wenn gleich von vorn herein die beiden Glottisränder nickt ganz genau einander parallel standen , so dass beim/Luflanspruch der eine Olottisrand sich etwas mehr oder früher, als der andere, erhob. Ueber diese und andere Schwingungsmechanismen sprechen wir weiter unten aus- fuhrlicher. Grossen Einfluss auf das Zustandekommen der Tonschwingun- gen hat, wie schon erwähnt, auch das V orhandeDsein eines Windrohrs, we- niger erforderlich ist ein. Ansatzrohr. Das Windrohr ist ana wirksamsten, wenn es gegen das Mundstück sich trichterförmig erweitert, während ein weiter Windkessel oder ein gegen das Mundstück sich verengerndes , dann aber noch eine der Stimmbänderlänge gleiche Weite behaltendes Windrohr in der Regel die Tonbildung unmöglich macht. Dieser Umstand macht sieh schon an blossen Mundstücken oder sehr kurzen Apparaten geltend. Ein Mundstuck, dessen Aushöhlung gegen die Bänderapertur sich trichterförmig erweitert, giebt leichter, auch ohne Windrohr, einen Ton,. als eins, dessen Aashöhlung (wie die des Apparats Figur 133 ^) gleich kalibrirt ist. Bei Bändern, deren innerer Rand zngeschärft war (Figur 133 0 •> ^^^^ Tonver- sagung nie statt. Häufig kam es auch bei meinen Versuchen vor, dass der Tonanspruch weit leichter erfolgte , wenn die Bandfläche von aussen her mit dem Finger etwas niedergehalten und so das Aufblähen derselben darch den Wind beschränkt wurde. Aus diesen Wahrnehmungen lassen sich nun nach meiner Einsicht die Grundbedingungen der Tonschwingungen von Doppelzungen etwa folgender- maasscn normiren. Die beiden Zungen müssen zu dem Windansprucfae in einem solchen Verhältnisse stehen, dass erstere von letzterem in einer sol- chen Richtung und mit einer solchen Tension getroffen werden , dass der Mechanismus der stehenden Schwingungen beider Bänder zu Stande kommt; ferner müssen beide Zungen zu einander in einem solchen Abstände und Verhähqiss stehen, dass die Schwingungen der einen die der andern nicht we- sentlich stören oder gar beiderlei Schwingungen sich gegenseitig aufheben. Ist der Elasticitätsmodulus der Bähder sehr gering, so kommen die stehen- den Schwingungen nicht zu Stande, sobald der Wind so stark auf sie ein- wirkt, dass sie nicht zu rekurriren vermögen: trifft der Wind die ganze Bänderfläche gleicbmässig und in senkrechter Richtung, so kommt es auf das Elasticltätsverhältniss der innern 2k)nen an, ob diese sich durch den Wind mehr abtreiben und umbiegen lassen, als die übrigen, sonst entsteht MB IL UeberdkS..: •11» ■«' demeile) .nb»«s. »^^^^"ha«:." Lumen »"«»'''» '^",, et .ehr eng »"'»se», hinten' ein Ton f."Äd StdicTo"'"'' ,e, Mundstück, ein J^j, die,es,len A. Windrohr •n.etr.te una ip ^^ ,,^ „.. «ndem Knde a o «" 'Xhr die Gl-" ' kein Ton, jedenMU^^ «r.t .pät.r "• nach auswart. ''*'*.f„i„. ßand sturk.i beim Luft.n.prach *« «»^'^",,,1 „„„L jenes Windroh« emobw»W , rran^irÄtü^-j- ein solches, dM *V^ . » „. „id.' wird. Dagegen «hi^;;\; U. tang »Umäiig erweitert. 1 wo «ber dw Lumen des M. erweiterte , wo ferner du- . gelang die Tonbildung a StiH.«riUe nicht« 1^.1=- weiter als Vi« «^«' /''.r • der Stimmritze hebt ul.erlw. konditionirt 8«"' /'"■,;.' näofasten Abschnitt sd» - «rira. Au« diesem Gnu.ü. auf, ^eno die LufttenMon dor dadurch zu weit voi. von der weiter unten i: «.her <«« Exknrsioneu • reit:» «iemlich weit von -„ j und die anfiinül- l!r^««kehrt wird di. l ^- ^) soweit gcgeiu'ii. ^* ti»ob scbliesseii. F SIä»^*^' wenn der m.. ^^^ ^8 die Länge i* i»*^ * Älint) das Wimlr. e J^'^^ ^^^^ttck von KorM- M^«»^* eV«" langen \Vn d«»^^ ^ber und zieml virol^* -^.^ückfl selbst sti ^^^ -^ nachdem ich t>l*^^ j%. *" breites Ij<»i 3 -^ _^ liatte. Alle - ^ Bepgung •^"^^ !^.mde Glottis zu- .__.rai ettu<.ü«^ Struktur d« Krt. ^oültlIerind8K• ^ ' '^ Uk «.r «t tt««e»den - *^ M -Jtt li'-'" **°''' _ »■ •• ■ ..^-...a x^üür-- WK- man '" "^nr-r« ^*-«tlam«e oder -* =**'*' ', ^ *^^ >4n»*fl Stirum- ^ ^ .IUI* - -^ Xatur- • -■"**• * „., if?;jd iVStf ^•.a:- -^ ^ ^^ ' ^ '^ .d»» ^j- *>^'^' -p •: .•*i2E •■* 2£^ioaii^ci' / • ■U\ V ■-,»■ ,t- • II -V <-iie liegend, gleichgestimmt. Grundregister. 41t sich dabei etwa so dick sa denken hat, als die Ex- c»ii Weite austragen. .ci: Hilden bei und behufs der Tonbildung an Doppel- .. .iKi Rekursiou beider gleichzeitig statt, oder alterniren ., ^^ . dergestalt, dass wahrend das eine Band exkurrirt. Nach meinen Untersuchnngen findet stets das erstere n erkennt man dies bei regulär gebildeter Glottis, wo ':. einer und derselben £benc neben einander liegen, so ()ere überragt und keine gegenseitige Berührung der- Scheinbar tritt zwar die zweite Seh wingangs weise in "in: wenn die Bänder von vorn herein mit ihren innern ■ z oder theil weise berührten, und, nachdem sie durch die ' ^ine Zeitlang. aufgebläht hatten, mit oder ohne Tonphä- drr Stirombandftäche zurückgehaltene und unter ihr kompri- zlicli durch Aufsprengen des einjen Bandes sich ein freiere ^'>rner, wenn die innere Zone des einen Bandes die des andern ' ii) geringerer oder grösserer Breite deckte. Allein das Phäno- ' nur auf einer optischen Täuschung, vor welcher ich bereits in >Mii; zur Lehre der einlippigen Zungen gewarnt habe. dcL>yingungszahl oder die Toiisttifen der an gleichge« 1 'oppelzungen erhaltenen Tonphänomene aplangt, so i^ei^n sich i ueu Pizzicato erhaltenen Grundton so mannichfaehe Verschied en- >• >W. kein anderes Tonwerkzeug darbietet. Die scheiubar gering i »änderungen an der gegenseitigen Stellungder innern Bandränder, .•^leichheiten an denselben binsichtlich ihrer Schärfe oder Zuschär* !^<-ken u. s. w., kleine Yorsprunge, Verziehungen, Einbiegungen, ^ von Anfang wahrnehmbar sein oder erst bei den Schwingungen ten: Alles dies bewirkt Abänderungen der Tonstufe, welche mit Kleinigkeiten meist in grossartigem^ Missverhält niss stehen. Erst tid nach lernt man diese Kleinigkeiten,, die man anfangs gar nicht ct. ja von deren Vorhandensein man in der Regel noch gar keine Hing hatte, würdigen, und mit den durch das Ohr wahrgenommenen - onienen in ursächliche Verbindung bringen; aber lange Zeit war nothig, •>li Ordnung in dies Tonchaos bringen lernte, und die Phänomene nach lU' m Willen zu erzeugen in den Stand gesetzt wurde. • WC achon erwähnt, liegt die 'Schwingungszahl des Tones, den zwei ' ligt stimmte in einer und derselben Ebene liegende an drei Seiten flxirte ^^chukbänder geben, entweder in ^dei; Nähe der Schwingungszahl des ■iudtons, oder sie difterirt beträchtlich von derselben. Blastöne, deren Schwingungszahl mit der des Grundtons 'n\z oder ziemlich übereinstimmt (Grdndregister, Durch- schlagtone). Diese Tone wurden entweder durcii Anspruch von hinten (mit Windrohr) ler von vorn (mit Ansatzrphr), in der Regel an einem und demselben Ap- parate erhalten, so dass der bei ersterem Anspruch als Windrohr fungi- i^'iide Cylinder bei . letzterem als Ansatzrohr diente. Da durch die Befesti- ^^liiig der äussern Rand2one ein Theil der schwingbaren Masse des Bandes ■^naser Thätigkeit gesetzt und das gapze Band dadurch etwas verschmälert ^vird, so fällt der liefste Blaston, der au einem doppelzüngigen Mundstücke *, ii 41# II. Ueber die Solidartone. die segelartige Aufblähung*), «ber keine Tonschwingung. Dagegen scheint es far eine promte Banderscbwingnng, zu einem sichem, leiebten Ansprach der Bander am förderlichsten, wenn die Luft, die zam Anspruch dienen soll, durch eine Oeffiauiig, deren Lumen das der sieh bei den stärksten Tonen bildenden Glottis nicht sehr übertrifft, in einen sich allmalig erweiternden Raum einströmt , der etwa so weit unter der Glottis , jds dieselbe lang ist, sein grosstes Lomen hat, so dass sich diese Luft gehorii; verdünnt, bevor sie zam Anspruch der Bander verwendet wird. £s leuchtet nun ein, dass eine solche Luftmasse weit feinerer Nuancen der Verdichtung fabig ist, als eine Luftsaale , die von Anfang bis zu ihrer Ankunft an der Stimmbänder- flache unter einem und demselben Grad der Tension gestanden - bat , und dass namentlich in solchen Fällen diese Beschaffenheit des Windrohrs ihren touerzeugeuden Einfloss geltend machen wird, wo der Spannungsgrad der Bänder von Haus aus ein geringer, ist Die segelartige Aufblähung der Bin- der, namentlich wenn dieselben eine ziemliche Breite besitzen, wird dadurch vermieden, und vielmehr bewirkt, dass die innere Zone eine merklich stär^ kere Druckbewogung erleidet, als die äussere und nKittlere, weil die äussern Schichten der im Mundstück enthaltenen Luftmasse bereits durch Bepgung verdünnt sind, und erst gegen die sich gleichzeitig erweiternde Glottis zu- rückgebeugt, auf den anfänglichen Spannungsgrad verdichtet werden. Uebri- gens erinnert diese Beschaffenheit des Windrohrs sehr ao die Struktur des Stiefels der Orgelpfeifen. Mögen beide Bänder gleich gestimmt sein, oder nicht, wohl nie sind sie so völlig von gleicher Beschaffenheit, dass sie vom Druck der sie treffenden Luftsäule gleichmässig von ihrer Ebene abgetrieben werden. Fast immer hebt sich das eine Band mehr als das andere , so dass die Luft nicht senk- recht, sondern unter- einem Nebenwinkel zum Ausfallsloth ausfahrt, wie man sehr leicht mittels einer vor das Instrument gehaltenen Lichtflamme oder Flaumfeder untersuchen kann. Sehr oft liegt der kegelförmige Durchschnitt des ausfahrenden Luftstroms r f zwischen der Axe a 6 und der verlängerten Ebene des einen Stimm- bands (c (/); und wenn derselbe zu beiden Seiten dcF Axe liegt, dann kommt gewiss immer der grös- sere Theil des Luftstroms auf die andere Seite. Natür- lich muss dadurch das eine Stimmband , und zwar das, auf dessen Seite der kleinere Theil des Stroms sich befindet, starker abgetrieben werden, stärker ,f' ' ^^ exkurriren , als das andere. Bei sehr enger Glottis wird durch eine solche Ungleichheit der gegenseiti- Msr. 134. gen Bandränderstellung der Anspruch geradezu er- leichtert. Wenn es auch zuweilen scheint, dass nur das eine Band' tonangebend schwinge, das andere sich passiv verhalte, so ist dies doch wohl nie der Fall. Stets tragen beide Zungen zugleich zur Bewirkung des Tones bei, beide Zungen gerathen durch den Luftanspruch in stehende Schwingungen Das eine Band fongirt dabei für das andere als Gegenlager, und zwar als ein mehr oder weniger weiches, nachgiebiges Gegenlager, dessen d^m Bande gegen- ohiw w^s^mT^^^^'^ geneigten Zungen klaffen hier dieselben weit auseinander, DoppeJzaiigen in einer Ebene liegend, gieiehgcstimmt. Grundregiater. 411 iiberetebende Kante man aich dabei etwa so dick zn denken hat, als die Ex« korsionen des Bandes an Weite aastragen. Eine andere Frage ist : finden bei und behnfe der Tonbildnng an Doppel- bindern Exkursion und Rekursion beider gleichzeitig statt, oder altemiren diese beiden YorgSnge, dergestalt, dass wahrend das eine Band exkarrirt, das andere reknnirt. Nach meinen Untersnchongen findet stets das erstere Stau. Am deotlichsten erkennt man dies bei regulär gebildeter Olottis, wo die beiden Bander in einer und derselben Ebene neben einander liegen, so dass keines das andere überragt und keine gegenseitige Berührung der^ selben stattfindet. Scheinbar Iritt zwar die zweite Seh wingangs weise in folgenden Fallen ein: wenn die Bänder von vorn herein mit ihren innem Rändern sich ganz oder theilweise berührten, und, nachdem sie durch die Loftgebung mck eine Zeitlang. aufgebläht hatten, mit oder ohne Tonphip ^omeD, die von der Stimmbandfiäehe zurückgehaltene und unter ihr kompri- mirte Luft plötzlich durch Aufsprengen des einen Bandes sich ein freiere Bahn bricht, femer, wenn die innere Zone des einen Bandes die des andern nberragt und in geringerer oder grösserer Breite deckte. Allein das Phäno- men beruht nnr auf einer optischen Täuschung, vor welcher ich bereits in der Einleitung zur Lehre der einlippigen Zungen gewarnt habe. Was die Schwingungszahl oder die To»stufen der an gleichge~ stinunten Doppelzungen erhaltenen Tonphinome ne anlangt, so sei^n sich hier gegen den Pizzicato erhaltenen Grundton so mann ichfache Verschieden- heiten, wie sie kein anderes Tonwerkzeug darbietet. Die scheinbar gering fügigsten AbaDdernngen an der gegenseitigen Stcllungder Innern Bandränder, kleine Ungleichheiten an denselben hinsichtlich ihrer Schärfe oder Zuschär- fang der Ecken n. s. w., kleine Vorspränge, Verziehungen, Einbiegungen, mögen sie von Anfang wahrnehmbar sein oder erst bei den Schwingungen hervortreten : Alles dies bewirkt Abänderungen der Tonstufe , welche mit diesen Kleinigkeiten meist in grossartigem Missverhältniss stehen. Erst nach und nach lernt man diese Kleinigkeiten,, die man anfangs gar nicht beachtet, ja von deren Vorhandensein man in der Regel noch gar keine Ahndung hatte , würdigen , und mit den durch das Ohr wahrgenommenen Phänomenen in ursächliche Verbindung bringen; aber lange Zeit war nothig, bis ich Ordnung in dies Tonchaos bringen lernte, und die Phänomene nach meinem Willen zu erzeugen in den Stand gesetzt wurde. Wie schon erwähnt, liegt die -Schwingungszahl des Tones, den zwei gleicfagesiimmte in einer und derselben Ebene liegende an drei Seiten fixirte Kautschukbänder geben , entweder in ^er Nähe der Schwingungszahl des Grondtbns, oder sae differirt beträchtlich von derselben. 1. Blastone, deren Schwingungszahl mit der des Qrundtons ganz oder ziemlich übereinstimmt (Grondregister, Durch- schlagtöne). Diese Tone wurden entweder durdh Anspruch von hinten (mit Windrohr) oder von vor6 (mit Ansatzrphr), in der Regel an einem und demselben Ap- parate erhalten , so dass der bei ersternm Anspruch als Windrohr fangt- rende Cy linder bei . letzterem als Ansatzrohr diente. Da durch die Befesti- gnng der äussern Randzone ein Tbeil der scb wingbaren Masse des Bandes ausser Thätigkeit gesetzt und das ganze Band dadurch etwas verschmälert >«fird, so lallt der tiefste Blaston, der au einem doppelzüngigen Mundstücke 41S II. Ueber die Solidai tone. erhalten wird, immer etwas hoher aaa, als der pizzicato erhaltene Grand- ton, wenn auch diese Erhöhung in einigen Fallen noch keine halbe Stofe betrag. Je mehr von den Bandern gedeckt oder achwingungsunfabig ge- macht wird, je schmaler sie also werden, desto hoher fallt natürlich der Blaston aus, und man kann durch Fortsetzen dieser Verschmalerung den Ton in entsprechendem Orade erhöhen. So konnte ich an einem ziemlich grossen Apparate mit ringförmigem Rahmen, dessen Binder also in der Mitte halb so breit als laug waren , durch fortgesetzte Deckung von den äussern Kanten aus eine Erhöhung im Betrag einer Undedine erzeugen^ ohne dass an der Spannung und Lange der Bander oder an der Gestalt der Glottis das Geringste geändert wurde. Vergleichen wir den Mechanismus der Bänderschwingungen, durch wel- chen diese Tönle hervorgerufen werden, mit dem anderer, höherer Tongat- tungen, so finden wir folgende Elemente, die diesein Tonregister charakte- ristisch und wesentlich zukommen. Die Stimmritze steht von Haus aus offen, allerdings behufs einer schonen Tonbildung so wenig als möglich , aber doch so viel , dass die Bander mit einander nirgends in Berührung kommen, auch bei den stärksten Schwin- gungen nicht. Die Anspruchsluft hat daher keine grosse Kraft nöthig, um sich einen Weg zu bahnen, die Bander werden in der Regel nicht erst se- gelartj^ aufgebläht, bevor es zur Tonbildung kommt, sondern der Anspruch erfolgt, wenn-die Organe sonst nntadelhaft sind, leicht und schnell. Beide Bänder schwingen gleichzeitig vor- und rückwärts, ohne dass sich die Glottiszone bedeutend gegen die übrigen Bandpartien umkrumn^t; es wird das ganze Band, soweit es beweglich ist, nach Maassgabe, seiner Beweglich- keit gehoben , sinkt im zweiten Moment nicht gank bis zur Indifferenzlage zurück, und überschreitet dieselbe im dritten Moment ein Stück, wenn es auch hier nicht so weit unter die Bandebene kommt, als im ersten über die- selbe. Es sind demnach die Schwingungen durchschlagende. Es schwingt das ganze Band, so weit es kann, in gleicher Weise, als ob es einzeln (s. die einlippigen Versuche e) mit Gegenlager intonirt würde. Da die beiden Bänder demnach ohne merkliche Flächenkrümmung der Breite nach, oder ohne Umstülpung der Glottiszone uAch aussen, schwingen , er- scheint auch die Glottis während selbst starker Exkursionen verbähnisamäs- sig wenig erweitert. "" Das Timbre oder die Klangfarbe dieses Tonregisters ist bei sonst guter Beschaffenheit des Apparats schön, kräftig und sonor; der Ton läset sich vom leisesten Piano bis zum Forte schwellen, und zwar ohne erhebliche Veränderung der Schwingungszahl; häufig wurde jedbch eine kleine Erhö- hung derselben beobachtet, bei nicht vulkanisirten Bändern auch eine grössere. Zur Erzeugung der Töne dieses Registers, welches wir das tiefe oder das Grundregister nennen wollen: ob es dem Brust register des le- benden Stimmorgans entspricht, werden wir- später untersuchen: sind vor allen etwas dicke, an der Glottiskante beilförmig zngeschärfte Bänder ge- eignet. Nur muss mau die Vorsicht gebrauchen , die beiden Bander von vorn herein n icht zu eng neben einander zu legen, sonst treiben sie sich bei aer l,uftgebung segelartig, auf, und verharren in dieser Lage oft lange, be- u^i V^ e/scheint. Nimmt man dünnere Bänder, so erscheint oft schon Dei dieser aufgeblähten Lage der Bänder der diesem Register angehörim^ Doppelzungeo io einer Ebene liegend, glmcbgestimint Ornndregisler. 41S Ton piano, sehr donn und zarl, wobei die Bandrinder noch wenig von ein- ander sich entfernen, und ihre Schwingungen in dieser Stellung, also gleich- sam in der Schwebe, ▼oiUieben. Bei gehörigem Geschick gelingt es,* aber selten, diesen Fiano-Ton durch snkcessiv^ Terstärkten Anspruch zu schwel- len , ohne dass dadurch der Schwingungsmechanismns (das Register) geän- dert wird. Häufiger aber andern sich dabei die mechanischen Yerhiiltnisse der Bander dei^estalt, dass ein neues, höheres RegSter zum Vorschein kommt, besonders wenn die Bänder sehr dünn und ihre innem Rander ge- gen einander leicht verschiebbar sind. Zuweilen , wenn verhaltnissmassig die Glottis zu weit und der £lastici- tatsmodnlus der Bander zu gross War, musste die Lufttension verstirkt werden und fiel demnach die Schwingungszahl des endlich mit Mühe erfol- genden Tones höher aus. So gab ein Apparat, der ta m* gestimmt war, dessen Glottis aber etwas weltklafte, erst aaoh einer tonlosen Pause, wobei die Binder sich bo- geuartig auftrieben, den Ton h\ also die kleine Sexte. — Wo dagegen, trotz der verhaltnissmassig bedeutenden Weite der Glottis, ' der Anspruch dennoch leicht erfolgt, d. h. wo schon schwache Luftgebung einen Ton erzeugt, da kommt es zuweilen vor, dass dieser anfangliche Piano-Ton nur, wie man mittels des aufgelegten Fingers deutlich fühlt, von dem einen Bande erzeugt wird: crescendo fangt das andere Band mit zu schwingen an, und der Ton« wird starker und voller. Sobald man wahrend des Schwingens den einen oder den andern Band- rand oder einen andern wesentlichen Theil des einen Bandes berührt, nie- derdrückt, oder.soüst in seinen physiko-dynamischen Verhältnissen stört, versagt der Ton, wofern nicht durch diese Manipulation die Bedingungen zu einem andern Register gegeben werden, und somit ein neues- Tonpha- nomen zu Gebor kommt. Demnach ist für dieses Register Integrität und gleichförmige Funktion beider Bander eine wesentliche Bedingung. Kleine, absichtlich wiihrend der Schwingungen vorgenommene, Lum^^n- veranderungen der Glottis ändern die Tonstufe eben so wenig ab, als Aen- dernngen in der Lufttension, ijrrussere Erweiterung der Glottis hat eine miissige Erhöhung des Tons zur Folge, doch gelingt dann die Tonbildung nur mittels WindroLrs. W^ird ein solcher Apparat, nachdem man die Vorsicht gebraucht hat, die seitlichen Zonen der Bander schwingungsunfahig zu machen, von vorn ange- sprochen, so dass al^o das Rohr, das vorhin als Windrohr fungirte, jetzt als Ansatzrohr dient, so giebt er fast genau denselben Ton von gleicher Stufe und so ziemlich auch demselben Timbre.. Anders fallt gewöhnlich der Ton aus, wenn inan durch das Windrohr die Luft einzieht. Dann erscheint in der Regel ein höherer Ton, der durch einen anderen Seh wingungsmecha- nismus gebildet ist, also einem andern Register angehört. Wenn die beiden Glottisrander nicht genau in einer und derselben Ebene stehen, der eine etwas hoher, als der andere, so ändert der Ton, sobald die Bänder etwas gegeneinandergeschoben werden, seine Stufe, er wird etwas hoher, auch etwas and rs gefu-bt, ohne deshalb in ein anderes Re- gister nbenugehen. Das Merkwürdigste ist aber, dass bei einer gewissen Stellung der Band- ränder zu einander Töue erscheinen, die beträchtlich tiefer liegen, als der Pizzicato- oder Grnndton. Ich nahm das bekannte Steihoskopstück, stülpte 414 II. Ueber die Solidartone. über dasselbe zwei sehr breite'', last die ganze Apertur desselben deckende Bänder, stimmte sie in f, näherte ihre Glottisrahder einander bis £ui zur Berührung and sprach diesen Apparat bei genauem Schluss der Seitlichen Lücken mittels zweier Finger von hinten an. Der Blaston hatte genau die Stufe des Pizzicato-Tones. Denselben Ton gab das Instrument, wenn ich es von vorn mit dem Munde anblies, wobei die beiden Seitenlücken mittels der angedrückten Ctppen geschlossen wurden. Dabei empfanden letztere eine sehr unangenehme kitzelnde Empfindung von den Schwingungen der der Bänder, welche also, wie aus diesem Versuch deutlich hervorgeht, durch die ganze Breite und Länge der Bänder geleitet werden/ Die Schwin- gungen waren vollständig, durchschlagende. Wurden mittels der Finger die Bänder so gegeneinander geschoben, dass die nnttlercn Partien der Glottis- zonen einander näher rückten , als die äussern , dem Rahmen näher liegeor den, und wurde bei dem nun gegebenen Anspruch die Bildung des folgen- den (hohen) Registers, das beiläufig eine Septime hoher als der Grundton lag, vermieden, so ertonte oft, allein, oder dem Haupttone «ich l>eigeseK lend, ein eine Quarte od^r Quinte (b) t i ef e r liegender, etwas schnarrend klin- gender, nicht sehr ausgiebiger Ton, der offenbar, wie sich im Hohlspiegel erkennen Hess, durch Stosse der beiden Glotttszonenränder gegeneinander zu Stande kam. £s kamen nämlich dieselben beim Exkurriren in einiger Ausdehnung hinter einander zu stehen, so dass sie wenigstens in der Mitte, gegen einander stiessen und aufschlagende SchwingungeiT machten. Wir werden diesem und ähnlichen Tonphänomenen später öfter begegnen und dann deren Mechanismus näher untersuchen. 2p Blastonc, deren Schwingungszahl erheblich (um eine Qointe bis None) höher ist, als die des Grundtons. Ueborschlag- registen Wir sind hier so ziemlich bei dem schwierigsten Kapitel der ganzen Theo- rie der elastischen Bänder angelangt, denn es handelt sich jetzt, die Grund- bedingungen der verschiedenen Register oder die Uuterscheidungsmerkomle der verschiedenen Schwingungsmechanismen dieser Korper zu erforschen. Dass in dieser Hinsicht bis jetzt noch sehr wenig geleistet worden ist, dass über die Register der todten sowohl , als der in lebenden Organismen auf- gespannten elastischen Bänder noch gar keine nur einigermaassen befrie- digende Theorie existirt, weiss jeder, der mit der Wissenschaft vertraut ist Dass aber auch die Erforschung dieses wichtigen und interessanten Gegen- standes mit den grossten Schwierigkeiten vorknüpft ist, und eine wohl nicht Jedem zukommende G^duld^ Ausdauer und Gehorssnbtilität erfordert, wird mir ebenso gern Jeder stillschweigend einräumen, der nur einmal den Ver- such gemacht hat, auf diesem Gebiete' zu arbeiten. Schon bei meinen frühern Versuchen, die ich mit nicht vulkaüisirten Kautschukbändern anstellte, begegnete ich oft -hohen Tonen, die genau oder so ziemlich eine Oktave über den (freilich mittels desTubulus — die Piz- zication kannte ich damals noch nicht — erhaltenen) Grundton erhöht la- gen. Diese hohen Töne wurden theils bei offener Glottis , d. h. bei etwas in der Mitte derselben von einander abstehenden Bändern , durch stärkere Luftgebung, und zwar bald bei Vorn- bald bei Hintanspruch, bald bei bei- den Anspruchs weisen zugleich, erhalten; theils war zu diesem Zwecke eine stärkere Gegeileinanderbewegung der Bänder, so dass die Glottis geschlos - Doppelza Dgen id einer Ebene liegend, gleichgestimmt. Ueberscblagregist. 4tft sen wnrde, erforderlich. Ueber den Mechimismua der erstem, bei offener Glottis erhaltenen Tonphanomene bin ich swar, da ich bei Anstellung der besDglichen Yersoche auf manchen wichtigen Umstsnd noch nicht Rück- sicht zu nehmen verstand , auch in den meisten Fallen das Verbalten der Bänder nicht beobachten konnte, nicht völlig im Klaren, doch berechtigen mich einige neuere, zur Kontrole der frühem angestellten Experimente zu der Ansicht, dass jene Töne fiir Pfeif töne, also gar nicht für Zungentone, 2Q halten sind, und in dieser Hinsicht von den in vorigem Hauptabschnitt als Windkessel töne No. 6 und als gefasste Lochtöne No. 12 b. beschriebe- Den nicht wesentlich abweichen . Es wurden diese hohen Töne immer an ver- haltnissmassig kleinen Mundstücken mit kurzen Bandern wahrgenommen, wenn der Luftanspruch starker gegeben wurde, als zur Erzeugung der Zungentöne des Grnndregisters erforderlich war. In einigen Fallen , wo üei^leichen Töno bei Hintansprneh gelangen , also die Stinumbander genau beobachtet werden konnten , war deutlich zu erkennen , dass die Bänder sich stark vorwärts bewegten, die anfangs noch enge Stimmritze weiter wurde, und dass keine deutlichen -Rekursionen von den Bändern gemacht wurden. Die Tonstufc dieser Pfeifiöne liegt, wie schon früher angegeben wurde, un- gefähr eine Oktave über dem entsprechenden Zungentöne. Doch kommen in meinen altern Vers neben auch Tonerhöhungen um eine Septime, None, De- Cime über den Grundton vor, welche ich dem Pfeifmechanismus zuzuschreiben keinen Anstand nehme. Doch sind die Akten hierüber noch nicht geschlossen. f^olgender hierher gehörige Versach verdient, wie ich glaabe, eine speeielte Auf- (iitaning. Ein kegelförmiges ly,.' langes, am dicken Ende 1" durchmesseudes and hier mit 2 Bändern von 3'" Breite bespanntes Mundstück gab, mit Ansatzrohr von 5" Länge versehen ond direkt von der Bänderseite aus mit dem Munde angeblasen, bd ziemlicher Stärke des Anspruchs den Pfeifton d'; umgekehrt, das Ansatzrohr zum Windrohr gemacht, intopirt erfolgte sehr leicht der Znngenton a*, welcher Ton such erschien, nachdem das Windiohr entfernt war, und das iaolirte Mundstück von ühitea (vom dünnen Ende ans) angeblasen wurde. Wurde dagegen dieses Mundstück von der Bändersette aus direkt angeblasen , so erschien bei sehr starker Luftgebung endlieh der Pfeifton c*t sobald aber das Ansatzrohi* wieder angesteckt worden war, fiel dieser Pfeiftion auf d' (1 Septime tiefer) znrück, das sich aber leicht nach c* (mit Zun^entimbre) herunterzog. Jenes d^ war matt und unklar, erst bei fbrtge* setztem Blasen an Klang gewinnend: wurde aber der Anspruch mehr koncentrirt, so sprang e^ plötzlich in den tiefem, lautern,* vollem und angenehmem Ton c" um, dessen Timbre trotz der geringen Stufenverschiedenheit ganz verschieden von ersterem war, und sich offenbar als einem Zangenton angehörig verhielt. In diesem Falle stellte das isolirte von der Bänderseite mittels des Mundes an- geblasene Mundstück eine Kesselpfeife (ß. S. 308 No. 6) dar, welche durch An^gang eines Anastzrohrs in eine Cylinderpfeife mit Obturator verwandelt wurde, und als solche einen Ton gab-, der 1 Septime (der Theorie nach 1 Oktave) tiefer lag. Der Anspruch dieser Pfeiftone erfolgt dorchans nicht so' leicht und promt, als der der gleicbhohen Zungentone, sondern immer verstreicht eine g[e wisse Zeit, wahrend welcher eine gewisse Masse Luft mit ziemlicher Ge- walt ans der Glottis strömt, bis die Tonbildung zu Stande kommt. Hinsicht- lich des Mechanismus derselben verweise ich auf das im vorigen Haupt- abschnitt hierüber Gesagte. Das Timbre dieser Pfeiftone ist von dem der Zungentöne verschieden: er^tere haben mehr Glanz und Metall , sind auch intensiver und gellender, aber weniger voluminös und dein Obre weniger angenehm , als letztere. Wir werden übrigens im nächsten Abschnitt sehen, dass auch diese Töne ihre Repräsentanten unter den Phänomenen des mensch- lichen Ton Werkzeugs haben. Die zweite Reihe der um eine Quinte bis Oktave über den Grundton er- 418 II* lieber die Solidartone. höhten Tone kommt sowohl an natardlen, als an vnlkanisirten Kautschuk- bändern dadurch zu. Stande, dass die Glottisrander einander bis zur Berüh- rung genähert werden, und so In (weiter unten genauer su beschreibende) stehende Schwingungen versetzt, das Bestreben behalten, die bei jeder £x- kursion entstehende Schallritze bei der Rekursion wieder zu schliessen. Um diesen Satz, der bei der Neuheit der Sache Vielen etwas überraschend erscheinen dürfte, zu beweisen, müssen wir allerdings zuvorderst einige Versuche genauer vorführen. Versnch 1. Um die untere, ihres Obtarator^s beraabte Hälfte des bereits iraher be- nutzten Stethoskops (Fig. 126) worden swei ringförmige ▼nlkaoisirte Bänder von 8 "Breite und 15'" Länge gestülpt, und die beiden Lüeken der Apertur mit Holzplatten ge- deckt, so dass eine schmale Zone der Bänd ringer. Differenz zwischen Tief- nnd Hochton =3s etpe Sexte bis eine kleine Septime. Versuch 5. Apparat, wie In No. 9, ähnliche Bänder.. Pizzicato-Ton =ss ft. GrundCoh bei leise sieh berührenden Bandrändern und segelartiger Aufblähung ohne Aaseinanderweichen der Bänder piano und sehr dnnn f ^, crescendo mit Oeffnen der Glottis stärker und voller werdend ohne Erhöhung oder Vertiefung. Bei Ge- geneinanderdrucken der Bänder erschien das hohe Register, das hier mit dem Ton h^ oder c^ auftrat, also nur eine Quinte höher, als der Grundton lag. Sonst so ziemlich, wie in den vorigen Fällen. Versuch 6. Zwei starke, ziemlich* dicke und weniger duktile Bänder, nach der Anspannung etwa 3'" breit, wurden in (für die Glottis) hinreichender Länge einsei* tig zngeschärft, so dass hier die Kante beilförmig wurde, nnd dann mit diesen so vor* gerichteten Partien über die Apertur des Stethoskops gestülpt, so dass die ge- schärfte Eantenseite Hach. innen sah. Pizzicato: g^ Blaston von hinten d*, also eine Quinte über den Grundton; ein reiner, guter, leicht ansprechender Ton, der cresc. etwas fiel und sich überhaupt als Ueberschlagton verhielt. — Wurden diesel- ben Bänder mit ihren zugeschärften Partien in gleicher Weise über einen kürzern, obwohl oben eine etwas weitere Apertur (von 16 " Durchmesser) bietenden Cylin- der gespannt, sp dass bei geringerer Ausdehnung der Bänder der Pizzicato-Ton c^ betrug, da trat der umgekehrte Fall ein: es war nur der Grundton d*, aber kein Hoebton, zu erhalten; Versuch 7. Apparat wie bei Versuch 3., nur dass die Bänder stärker gespannt *) Dasselbe hat anch Harless beobachtet. 27 418 n. lieber die Solidartöne. lind die Glottisränder mit möglichster Genauigkeit gegen eiiiander gelegt wurden nnd einen ziemlichen pruck nnfeinander ausübten. Pizzicato -Ton beiderseits fis\ Nach genauer Deckung der zwischen den Aussenrändem der Bänder und dem Rah- men gebliebenen Lucken mittels ausgefalzter Platten, durch die der gegenseitige Bänderdruck modificirt werden konnte, gab der Apparat durch Anblasen von hin- ten den Ton fis^, genau eine Oktave über den^ Grundton. Dabei blähte sich die Bandflächo segelartig auf, ohne dass eine merkliche Oeffnung der Glottis wahrnehm- bar war. Die Tension der Luft war ziemlich stark nöthig. Dieser Ton Hess sich durch weiteres Gegendrücken nicht erhöhen: eher falteten sich die Bänder dabei in die Breite.' Ebenso wenig .dui:ch Weitervorschieben der Platten oder Yerschmälem der Bänder oder durch Deckuug^der dem Rahmen anliegenden Theile der GlottisKonen . Aber er liess sich auch durch Verstärkung des Luftdrucks, so lange die gegensei- tige Lage der Bänder die nämliche blieb, nicht erniedrigen, höchstens * ein klein wenig, soviel auf Rechnung der Glottiser Weiterung kam. Wohl aber wurde er da- bei leicht unrein durch Interferenztonfragmente von tieferer Stufe, die jedoch nicht immer die des Grund tons war. Aber sobald den Glottiszonen durch Drücken der Fingerspitzen auf die Konvexität des einen oder beider Bandkörper eine ■ andere Nei- gung zur Luftsäule gegeben wurde, sobald also die Konvexität der aufgeblähten Bänder oder nur eins derselben auf^^ehoben, und dafür eine gewisse Konkavität mit Umstülpung der Glottiszonen oder einer derselben gesetzt und so der Druck der Glottisränder auf einander mehr oder weniger gemindert wurde: da sank der Ton im Verhältniss dieser Einwirkungen , und zwar ohne Sprünge (wenigstens Hessen sich diese bei zweckmässiger Manipulation vermeiden) bis auf eine Quarte, so dass dann der Abstand zwischen Grund- nnd HochCon auch nur eine Quinte betrug. In gleichem Verhältniss wurde die Glottis dadurch weiter, die schwingenden Partien länger und der Ton voller und stärker, auch- war jetzt erst eine Vertiefung cres- cendo möglich nnd merklich. Versuch 8. Ueber das Stethoskop wurden zwei Bänder der mittlem Breite auf die gewöhnliche Weise gespannt, und pizzicato in d^ gestimmt. Die Oeffhungen wurden mit zwei Platten iiedeckt und aufgeklebt^ deren eine aus Holz, die andere aus starkem Kartenpapier bestand. Der Blaston war bei Hintanspruch c'; wenn aber die Papierplfltte mit drei Fingern so fixtrt wurde, dass dadurch die Aussen- kante des einen Bandes an beiden Enden und in der Mitte gedeckt wurde, so er- höhte sich der Ton um eine Stufe, kaotl also auf d^. Derselbe Ton erschien, wenn beide Platten ans Holz waren. Versuch. 9. Wurden die Bänder unverändert gelassen, nur die Qlottis ein wenig erweitert, aber beide Deckplatten aus starkem Kartenpapiergenommen, so fanden folgende Tonphänomene statt. Wenn die Plättea nur eben so fixirt waren , dass sie deckten, so gab der Apparat bei Hintanspruch den Grnndton e^ Wurden mittels der Finger- spitzen die Platt 3n, jedoch ohne die Bänder zu berühren, allmälig in zunehmender Ausdehuung gedeckt, so erhöhte sich der Ton, ohne dass an der Glottis etwas ge- schah, ohne dass die Bänder gegen einander geschoben wurden, allmälig durch alle ZwischenKtufen bis c*, also ntt> dadurch, dass die Aufblähung der Anssenkanteo nnd der ihnen benachbarten Bänderzonen verhütet wurde, und allerdings auch bei den Schwingungen keine so grosse Dilatation der Glottis zu Stande kommen konnte, wie bei nachgiebigen Deckplatten. ' Aus diesen Versuchen,. denen wir weiterhin. noch einige auxiliäre hinzufü- gen werden, erhellt nun wohl vorläufig zur Genüge, in was fiir einem Yer- hälfnisse die gefundenen hohen Tone zum Grundtone einer elastischen Glot- tis stehen, . Zur Erzeugung dieses Registers müssen die elastischen Bänder so beschaf- fen sein, dass ihre innere Randzone gegen die übrigen, mehr seitlich liegen- den Zonen einige Beweglichkeit zulässt, dass sich dieselbe ohne grosse Ten- sion der ansprechenden Luftsäule gegen die übrigen Bändertheile umkrum- nien lässt. Bänder, welche von Haus aus zu dick i^iiid, müssen zu diesem Zwecke erst durch einen gewissen Spannungsgrad so weit verdüunt werden, dass diese Beweglichkeit möglich wird. Auch geben sie Hechtöne leichter an, wenn sie durch längere Durchfeuchtung mittels des wasserhaltigen Ex- spirationsstrqmes in hinlänglichem Grade erweicht worden sind. Sind sie DoppelzaDgen in einer Ebene, gleicbgestimnit. Uebersehlagrcgifiter. 419 dagegen von vorn herein dünn und beweglich genug, so ist ein nnr gcrin- ger Spannungsgrad hinreichend, um sie für dieses Register geschickt zu machen, und ich bemerke ansdrücklich , dass ich die erste Entdeckung des Mechanismus dieses Registers*) an einem Apparate machte, dessen Bander ohne alle künstliche Spannung auf den Rahmen aufgeklebt worden waren. — Die Bänder müssen ferner so gegen einander gelagert sein, dass sie sich mit ihren Glottisrändern nicht nur berühren, sondern auch, dass letztere einen gewissen Druck gegen einander ausüben, kurz^ dass die Glot- tis sich sofort ventilartig schliesst, sobald der Luftanspruch aufhört. In der Regel liegt daher die Glottiszone zu diesem Behufe ni^ht in derselben Ebene, wie die übrigen ßandpartien, sondern steht etwas hoher, als ob sie vom Lnftanspruch bereits etwas gehoben wäre. Am leichtesten bilden sich daher diese Töne an den sogenannten dachförmigen Apparaten, wo die Bänder gleich von vorn herein unter einem Winkel gegen einander geneigt liegen. Nicht minder entstehen dieselben, wenn der eine Glottisrand über den andern geschoben worden ist, mag diese Verschiebung eine vollstän- dige, die ganze Glottiszone betreffende, oder eine nnr partielle oder einsei- tige sein. Je nach der stärkern oder geringern Gegenpressung der Bänder fällt die Erhöhung des Tones über den Grundton grösser oder geringer aus. Wir haben gesehen, dass dieselbe nach den -^ -^ angeführten Versuchen zwischen einer Quinte und einer None schwanken kann. Bei einem und demselben Apparate ist [4II durch Modiücirung des gegenseitigen Druckes mittels ausgefalzter Deckplatten Fig. 135. eine Verschiebung dieser Tonstute im Betrage von etwa einer Tertie möglich, zuweilen auch bei Anwendung ge- wisser Manipulationen (s. weiter unten) in einer noch grössern Ausdehnung. Durch Weitervorrücken der Deckplatten, also durch Verschmälern der schwingungsfähigen Bandfläche , lassen sich diese Hochtöne nicht wie die Töne des Grundregisters erhöhen. Durch Verstärkung des Luftanspruchs da- gegen werden diese Töne allemal vertieft, und zwar kann diese Vertie- fung nach meinen Versuchen bis zu einer grossen Tertie getrieben werden, ohne dass das Register sich, specifisch ändert. Der Mechanismus der Schwingungen dieses Registers ist demnach ein ganz eigen thümlicher, und weicht von allen bisher über das hohe oder das Falsetregister der künstlichen Mundstücke oder des lebenden Stimmorgand aufgestellten Hypothesen wesentlich ab. Es kommt nämlich dieses Register dadurch zu Stande, dass nicht, wie bei den Grundtönen, der ganze Band- körper, soweit er durch den Luftdruck beweglich ist, in gewöhnliche Trans- versalschwingungen, weiche, wie wir früher sahen, zu den sogenannten durchschlagenden gehören, versetzt wird, sondern dass nur die Glot- tiszone der Bänder in verhältnissmässig geringer Breite und in einer gegen das Geütrum wachsenden Ezkursionsweite durch den Luftstrom abgelenkt and in stehende Schwingungen versetzt wird, welche unter einem gewissen Neigungswinkel sowohl gegen die ruhenden Bänderpartien, als auch gegen % •) Im Frühjahr 1854. S. das Kapitel über die dachförmigen Mundstücke. 27* II. Ueber die SolidartoDe. einander gerichtet sind, und daber mit dem Namen aber- oder gegen- schlagende bezeichnet werden können. Von den darchachlagendcn Schwingungen des vorigen Registers unter- scheiden sich die des gegenwärtigen also sunächst dadurch, dass die beiden Bander, nachdem sie, durch den Lufistrom aus ihrer StilUage abgetrieben, ihre Exkursion vollendet haben, nicht bei der Rekursion unter die Band- ebene zurück sich bewegen (nicht durchschlagen), sondern sogar noch etwas vor diesem Punkte, über der Lage des ludifferenzzostandes der Biinder, ihrer Rekursion Grenzen setzen, also während des ganzen Schwingungs- vorganges in einer Kurve verharren, wie wir bereits früher bei den einlip- pigen Apparaten auseinander gesetzt haben. Bei letztem nannten wir diese Schwingungen überschlagende, weil sie sich während dieses Vorganges über der Bandebene oder über dem Rahmen oder der Deckplatte verhalten, ohne aufzuschlagen. Auch die Schwingungen dieser Art an Doppelbändern kön- nen wir mit diesem Namen bezeichnen: geeigneter erscheint mir aber der Ausdruck :Oegenschlagend, weil beide Bandkauten bei der Rekursion ge- gen eiander sich bewegen, ohne jedoch bei Vollendung einer solchen Be- wegung sich zu treffen. Aber es kömmt bei diesen Schwingungen noch ein anderes Moment in Betracht Während bei den Tonen des Grund registers der Luftstrom nur in einer Richtung, welche zur Bandebene senkrecht steht, gegen das Band auffallt, und es so von seiner Ebene ablenkt und in Exkursion versetzt, wahrend dabei die Moleküle des Bandkorpers, am meisten die der Glottiszone, nur der Länge nach von einander entfernt oder ausgedehnt werden, um sich im zweiten Moment des Schwingungsvorgangs wieder so ziemlich auf ihren frühem Gleichgewichtszustand zusammenzuziehen, tritt bei den Tonen des Gegenschlagregisters zu dieser einen Druckwirkung des Luftstroms noch eine zweite, zur erstem in senkrechter Richtung stehende, welche das Be- streben hat, die beiden gegen einander mehr oder weniger drückenden Glottisränder von einander zu entfernen, und auf diese Art überhaupt erst eine Glottis zu schaffen, um durch diese der bisher zurückgehaltenen An- spruchsluft einen Ausweg zu verschaffen. Da nun auf diese Art die Span- nung der Luft sehr vermehrt wird , muss auch die Geschwindigkeit der da- durch angeregten Exkursionen der Bänder vermehrt werden, natürlich aber nur desjenigen Theiles oder der Zone derselben , welche von dem eriivähn- ten Seitendrucke der Luft getroffen wird. Daher schwingt bei diesem hohen Register nicht der ganze Bandkorper , soweit er vom Luftstrome bewegbar ist, sondern nur seine Olottiszone, d. h. soweit er von jenem Seiten- drucke getroffen wird. Stehen nun die beiden Druckrichtungen unter einem rechten Winkel zu einander, wie es der Fall ist bei Bändern, deren Glottis- zonen in einer und derselben Ebene gegen einander liegen , so betragt diese Beschleunigung der Schwingungen das Doppelte: es tont dann. die Oktave des Grundtons. Sind dagegen die beiden Glottiszonen unter einem Winkel zu einander geneigt, so ist der Seitendrack, der dieselben von einander za entfernen sucht, ein geringerer, weil er nicht unter einem gestreckten, son- dern unter einem stumpfen Winkel den Bandrand trifft, und dabei anch aaf die anstossende 2k>ne einwirken und sie durch Umkrümmnng nach oben und aussen von der der audern Seite entfernen kann. Je weniger dieser stampfe Winkel Grade hat, ^ als der gestreckte, desto geringer die Tension der die Glottis durchströmenden Luft, und desto geringer die Schwingungszahl Doppekangen in einer Ebene, gleichgestimmt. UeberseUagregister. 421 des entstehenden Tones. Je mehr oder je weiter durch den 'Druck der an* sprechenden Luftsaule die bisher durch' die seitlich wirkende Druckkraft ' geschlossene Glottis geöffnet wird, eine desto breitere Partie der Qlottis^ ränder wird dadurch in Schwingungen versetzt, und desto tiefer wird auch hierdurch der Ton. Auch wird durch die Erweiterung der Glottis die Ten- sion der durch dieselbe entweichenden Luft vermindert, was, wie wir be- reits früher gesehen haben , an sich schon auf die Schwingungen der Bän- der verlangsamend einwirkt Aber nur, sobald die Luftsäule des Windrohrs gehörige Angriffspunkte an den Glottisrändern findet, kommt die gedachte Tonvertiefujig mittels Losung des Gegendrucks der Bandränder zu Stande; sobald dagegen, wie in Versuch 7, der Bandkorper mehr nachgiebt, als die innere Bandzone, sobald sich ersterer segelartig aufbläht, und dadurch die Bandrändei' verhindert werden , in gleicheni Maasse dem Luftdrucke nach- zugeben , da bleibt der anfängliche Ton so ziemlich auf 'seiner Stufe , auch wenn die Lnftgebung verstärkt wird. Derselbe Versuch lehrt uns aber auch die Mittel kennen , durch Welche die BandBäche für die Angriffe der Luft- saale empfänglicher wird. Wenn die beidt^ Bänder gleich von Haus aus dieselbe Beschaffenheit ha1>en , welche den Bändern beim Versuch 7 erst durch Fingerdruck gegeben werden. musste, wenn sie von oben betrachtet rjnnenformig ausgehöhlt erscheinen , wenn demnach die Glottiszonen der- selben unter einem Winkel zu einander stehen, oder gar die eine etwas über die andere hinwegragt ,^ auf der andern aufliegt: dann hat es in dieser Hin- sicht keine Schvnerigkeit, dann spricht der Ton schon bei der geringsten Windgebung an, und gestattet sowohl durch Verstärkung der Lufttension eine angemessene Vertiefung, als auch durch Verstärkung des Gegendrucks eine entsprechende Erhöhung. In einem solchen Falle, wo der Grundton d' betrug, und der Hochton (bei geringster Luftgebung) cis^, also eine grosse Septime über jenen lag, konnte ich durch sukcessive Gegeneinan- derbewegung der Deck- oder vielmehr Druckplatten den Ton bis auf g^ erhohen. Dies fuhrt uns zu einem andern wesentlichen Element des Mechanismus dieser Schwingungen. Während die S^chwingungen des Grundregisters sich über das ganze Band, soweit es überhaupt durch den Luftansprucb beweg- lich ist, erstrecken, beschränken sich die Schwingungen, welche die Gegen- scblagtone erzeugen, nur auf den innem Rand des einzelnen Bandes oder auf die sog. Glottjszone desselben, welche etwa, soweit sie schwingt, so aussieht wie Figur 136- Man kann daher den Bänderraum, der ausserhalb ce df liegt, beliebig berühren oder selbst stellenweise bedecken, ohne dass dadurch die Schwingungen, sonderlich gestört oder gar aufgehoben würden. Aus diesem Grunde ist aber auch keine Erhöhung des Tones durch Deckung der Bänder von. a 0 b und a* r 6* aus möglich. — jr,, j3g Mit der Erhöhung des Gegeuschlagtons durchVerkürzung derGlottiszonecrfe^ ist es auch eine eigenthümliche Sache. Während elastische Bänder, die nach dem Mechanismus des Grundregisters schwingen, durch Verkürzung ebenso sich verhalten, wie Saiten, die z. B. auf die Hälfte verkürzt, die Oktave ihres Grundtons geben, bewirkt eine Verküi-zung der nach dem gegen war- 422 II* Ueber die Solidartone. (igen Mecbanismudsch^ingendeil Bander eine verbal tnissiuassig weit geringere Erhöhung. Wenn ich an dem Apparat Versuch 7 während des Schwinj^ens die dem Rahmen ziigokebrten, Partien der Glottiszenen mit zwei Fingerspitzen so weit deckte , dass die Bander dadurch mindentens um den dritten Therl schwingangsun- fähig wurden, so brachte dies gar keine Tonerhohung hervor. Wenn ich die ganze Bäuderfläche mit einer Platte aus starkem Kartenpapier deckte, in dessen Mitte ein Fenster von 8'" Länge und 2V4'" Breite geschnitten war, das die Glottispartien demnach gerade zur. Hälfte deobte, während die andere Hälfte schwingungsiahig blieb, und nun den Apparat mit Beachtung^ aller Kautelen ansprach, so erschien bei starker Luftgebung (schwache bewirkte bloss einige Aufblähung) der Ton h*, also eine Erhöhung um eine Quarte, aber nur in Andeutung, nicht vollstän- dig e'ntwickeit, und welcher ebensogut auch für einen Pfeifton gehalten werden konnte; dagegen erschien crescendo der volle Ton g'— gis* mit grossen Exkursio- nen, .der also nur etwa einen Ton höher lag, als der Gegenschlagton bei ganzen Glottiszonenschwingungeq. Derselbe Ton sprach an , wenn ich einen Faden quer über die Mitte der ganzen Bänderebene spannte und dann den Anspruch bewirkte. Bekanntlich bewirkt dieselbe Operation bei Grnndtönen eine Erhöhung von einer Oktave. In welcher Weise sich dagegen die Gegenscblagtone (und zwar unabhän- gig von Rohransätzen , wovon später) vertiefen lassen , lehrt schon der Versuch 7. Sobald die iongitudinale Spannung der Bandflächen während des 'Druckes der Luftsäule dergestalt vermindert wird , dass die latitudinale Unikrümmung derGlottiszonc leichter erfolgen kann, dann wird der Schwin- gungsvorgang der einzelnen Streifen der letztern erleichtert, und der Ton fallt tiefur aus. Dies geschieht, -wie wir gesehen haben, dadurch, dass die BandAäche ausser dem Bereich der Glottiszone wahrend des Luftanspnichs niedergehalten und fixirt wird, so dass sie sich nicht mit aufbläht, son- dern in der Ebene liegen bleibt; durch dieses Mittel haben wir es auch in unserer Gewalt, den grellen Uebergang des hohen Registers in das in fol- gendem zu beschreibende Mittelregister zu verhüten oder einen alloDäligen Uebergang in dasselbe zu bewirken. Demnach bestehtdasPrincipder Gegenschlagtonabstufung nicht sowohl, wie bei den Giundtonen, in Anspannung und Abspannung der Bänder der Lange nach, als vielmehr in Verschmaleruog und Yerbreiterungder Glottiszone theils durch Verstärkung oder Verminderung des gegenseitigen Drucks der Glottis- ränder auf einander, theils durch Erschwerung oder Erleichterung der Um- krümmung der Glottiszone durch Mehrung und Minderung der Longitudinal- Spannung der seitlichen Bandpartien. Bei gleichbleibender Länge vermag ein elastisches Doppelband mittels der gedachten Modiükationen etwa eine Reihe von 5 — 8 Gegenschlagtonen zu erzeugen. Was das Timbre odei* die Klangfarbe der Gegenscblagtone elastischer Doppelbänder anlangt, so ist dies bekanntlich diejenige Eigenschaft , an welcher jedes musikalische Ohr sofort den wesentlichen Unterschied dieser Tone von den Dürchschlagtonen wahrnimmt. Nach dem, was wir über die specifischen Elemente dieses Tonregisters vorgetragen haben, wird es nicht schwer fallen, auch dieses Timbre auf seine wahren Ursachen jeurückzofuh- ren, und wir benutzen diese Gelegenheit, um zugleich einige mosikalo Kunstausdrücke aus ihrem unklaren ästhetischen Gebiete auf den sichern Boden der Wissenscliaft zu versetzen. Dreierlei haben wir hier vornehmlich zu berücksichtigen. Erstlich finden wir, dass ein und dasselbe Zungenmundstück , das bei einem gewissen Spannungsgrade seiner Bänder z. B. den Grundton c* giebt, damit es denselben Ton als Gegenschlagton gebe, so weit abgespannt wer- Doppelzangeii in einer Ebene, gleichgestimmt. Ucberschlagregister. 42S den mo8S) als fnr die Erzeugung desOrnndtons c erferderiich Ist, wofe»n an der Stimmbandebene nichts weiter geändert wird, als dass die Bander bis zur innigen Berubmng ihrer Glottisrander einander genähert werden. Eine geringere Abspannung reicht zur Erzeugung desselben Hochtons hin, wenn die Bänder nachgiebig genug geworden sind, um eine leichte Umkrummung ihrer Glottiszonen zuzulassen, oder wenn dieselben schon von Haus aus un- ter einem stumpfen Winkel zu einander geneigt stehen. Jedenfalls erfordert aber ein G^enschlagton eine weit geringere Längenspannung der Bänder, als ein Durchschlagton von gleicher Höhe: die Bänder sind also für die Gegenschlagt öne caeteris paribus weniger starr, weniger hart, als für die Durcbschlagtone: und diese verminderte Spannung, diese grossere Weich- heit der Bänder prägt sich nun auch dem Tone auf: die Gegenschlagtöne sind weicher, sanfter als die Durcbschlagtone, es fehlt ihnen die Intensität der letztern, weil ihnen die letztern zukommende Tension der Bänder abgebt, es fehlt ihnen die Kfaft, das Markige, Glänzende, Brillante, und wie die ästhetischen KnnstauSdrücke weiter heissen, weil die Bänder einen geringen Widerstand der andringenden Luft entgegen setzen, als beim Dorchscblagregister. Zweitens. Angenommen nun (wir werden später sehen, ob diese An- nahme richtig ist) dass die Durchschlagtone den Tonen des tiefern, die Gegenschlagtöne den des hohem Registers des menschlichen Kehlkopfs entsprechen , so vermögen wir uns jetzt zu erklären , warum die Tone des Grundregisters des Kehlkopfs Brusttöne, die des hohen Registers (in der Regel) Hals- oder Kopf^öne genannt werden. Aus der Luft gegriffen sind diese Ausdrucke gewiss nicht, vielmehr beruhen sie, wie alle popu- lären Bezeichnungen, auf einer ganz richtigen Ahnung. Wir wfssen , dass bei der Bildung der Gegenschlagtöne die Glottis bei jeder Rekursion der Bänder momentan fast ganz geschlossen wird, dass die stehenden Schwin- gungen hier überhaupt üb^r der Glnttisebene stattfinden, nicht durchschla- gen, sondern gegens'chlagen , woraus sehr natürlich folgt, dass die Mitthci- long der Tonwellen fast ganz nach oben, respektive an die Luftsäule des Ansatzrohrs, und fast gar nicht nach unten, an die Luftsäule des Wind- rohrs (Luftröhre und Brt>nchien) stattfinden rouss. Da nun die Erzeugung eines Tonphänomens vom hörenden Ohre in die Stelle, in welcher die Ton- schwingungen sich zunächst ausbreiten , oder, wo diese Ausbreitung in zwei Ränmen, einem grössern und einem kleinern geschieht, in den grössern dieser Ränme verlegt wird : so musses sehr natürlich dem Ohre vorkommen, als wenn die Töne des tiefen Registers des menschlichen Stimmorgans aus der Brust, die des hohen Registers aus, dem Halse oder der (ziemlich mitten im Kopfe liegenden) Schlundhöhle kamen , und die Bezeichnungen der beiden Regis- ter sind auf diese Weise physikalisch völlig gerechtfertigt. Hierzu kommt Drittens, dass die Stimmbänder bei den Falsettönen nicht in ganzer Aus- breitang, sondern nur mit ihren Glottiszonen schwingen: Die Schwingungen reichen in der Breitenrichtung bei weitem nicht bis zum Rahmen oder bis zur äussern Breitengränze der Bänder; ja auch in der Längenrichtung ge- langen sie nur selten , und dann auch nur mit verschwindender Intensität bis zum Rahmen. Unter diesen Umständen kann aber letzterer gar nicht mitschwingen. Die Tonbildung ist auf den Mitteltheil des Instruments be- schränkt, die Aussen wände nehmen keinen unmittelbaren Antheil daran, der Ton kann sich also zunächst nur durch die Luftsäule des Ansatzrohrs fort? 4S4 ^* Ueber die Solidartooe. pflanzen , und die Wiiide desselben werden erst durcb diese sekundären Lnftmitschwingungen in tertiärer Weise mit erschüttert. Dadurch nimmt der Fistelton eine neue Eigenschaft an, er wird, wie die Gesangtheoretiker sich ausdrucken , dunkel (obseur): naturlich , weil er nicht bis ans Helle, bis an die Peripherie des Tonwerkzeugs gelangt, sondern inwendig, also im Dun- keln^ sein Wesen treibt. So viel einstweilen Sber dieses Register, dessen - feinere Nuancen und dessen Vorkommen und Sichaossern am menschlichen Stimmorgan uns in der Folge noch reichen Stoff zu interessanten Beobachtungen und Untersu- chungen geben wird» 8. Das Umschlagregister, Mittelregister. Mit diesem Namen bezeichne ich ein Schwingungsphanomen elastischer Doppelzungen, das seiner Tonstufe nach zwischen dem tiefen und dem hohen Register in der Mitte steht, seinem Mechanismus nach dem Letztern T erwandt ist, seinem Timbre nach sidi auffallend yon beiden. unterscheidet Bis jetzt ist dies Register noch nicht untersucht worden , obwohl es mich wundern sollte , wenn nicht demselben angehorige Tone schon meinen Vor- gängern hin und wieder vorgekommen wären. Das Umschiagregister oder die Umischlagtone erscheinen, wenn bei sehr enger oder ganz geschlossener Glottis die untex der Bandebene kompri- mirte Luft, mag sie bisher ein anderweites Tonphänomen bereils eingelei- tet haben oder nicht, plötzlich durchbricht und die ganze Bänderebene , so- weit sie dadurch beweglich ist, in grosse gegeneinand erschlagende Schwin- gungen versetzt. Sie kommen daher nur an verhältnissmässig schmalen oder (durch Deckung) verschmälerten Bändern vor. Es sind stets starke Tone, die wenig Nuancen zulassen und gewöhnlich ein etwas unangeiiehmes Tim- bre an sich tragen. Sie klingen rauh , hart , schreiend , und doch ermangeln sie der zu einem schonen Tone gehörigen Klangfülle und Düklilität: oftt^r- innern sie an die Töne, welche die Gänse j Kälber und andere unmusikale Thiere von sich geben. Das Umschiagregister kann sich sowohl dem Durch- als auch dem Gre- genschlagregister anschliessien ; es kann ebensowohl ein Grund- als ein Faisetton in einen dem neuen Register angehörigen Ton umschlagen. In ersterem Falle bildet sich auf der bisher massig durch den Luftdruck ge- wölbten und in dieser Situation mit bogenförmigen gegen den äussern Rand an Länge und Höhe allmälig bis zum Verschwinden abnehmenden Exkurs sionen schwingenden Bandebene in Folge der steigenden Lufttension , wel- cher der Elasticitätsmodulus des Bandes nicht mehr das Gleichgewicht hal- ten kann , eine förmliche Demarkationlinie , welche die bisherige Schwin- gungsbreite abgrenzt , und von welcher aus sich der schwingfahige TheU des. Bandes förmlich aufstülpt oder umknickt, um seine Schwingungen, wie ein in Scharnier gehender Deekel , ^u vollziehen. Im zweiten Falle ge- schieht, wenn die beiden Glottiszonen in einer und derselben Ebene liegen, eine ähnliche gewaltsame Aufsprengung mit plötzlicher nahmhafter Verbrei- terung derselben; oder- wenn die Glottiszonen bereits unter einem Winkel gegen einander geneigt standeii , dann geschieht der Uebergang in das Um- schlagregister weniger gewaltsam , sondern es geht der Gegenschlag durch Verstärkung des Luftanspruchs allmälig in den Umschlag über, indem sich die Glottiszone immei^ mehr verbreitert , bis sie zu ihrer vollen nicht mehr DoppelcungeD in einer Ebene, gleichgestimmt: Umschlagregister. zu übersteigeDden Breite angewachsen ist In diesem letztem Falle ist das Umschlagregister kanm mehr als ein selbständiges vom Gegenschlagregtster ZQ unterscheiden , sondern fast nur als eine Verstarkang des letztern zu be* trachten. Doch macht das veränderte Timbre auch hier noch einen merk- lichen Unterschied* Demnach beruht das Umschlagregister auf einer vollständigen Ueber* Windung der schwingangsfihigen Bänderpartien durch 'die die Glottis durch« streichende Luft. Es besteht liier keine Gränze mehr zwischen Glottiszone und seitlichen, sich passiv verhaltenden und dabei einen Theil der an- dringenden Luftsäule zurückhaltenden Bänderzonen, sondern die ganze von der Luftsäule hebbare Bänderfläche ist zur dem Luftstrome nachgeben- den Glottiszone verwendet worden: Längendruck und Seitendruck der Luft- siule stehen in Einklang. Während bei den Phänomenen des Grundregisters der Längendmck, d. h. die der Länge nach die Bänder ausdehnende Kraft der Luftsäule vorherrscht, bei den Phänomenen des hohen Registers der Seitendruck, oder die Kraft der Luftsäule, welche die Bänder in Latitudinal- schwingungen zu versetzen strebt , findet hier eine ausgleichende oder resul- tirende Kraftwirkung statt, bei welcher die Bänder nicht nur so weit als möglich aufwärts geknimmt, sodem auch seitlich von der Axe der Glottis- öffnung in vollem Maasse abgelenkt werden, so dass die Kurve, welche der Glottisrand zu Ende des ersten Moments jeder Schwingungsbewegung an- nimmt, eine seitliche Ausbiegung. erhalt, und dadurch die ganze Glottis- apertur, von oben betrachtet, eine rhombische Gestalt anzunehmen strebt. Die Quantität def bei diesem Register durch die Glottis in einem ge- wissen Moment streichenden Luft ist natürlich bedeutender, als bei den vo- rigen Registern , da bei einer exkursiven Er- weiterung der Glottis bis auf ocfeddet mitt- lere Durchmesser der- selben etwa auf die ^3^ Hälfte von c d ange- ^' nommen werden muss. Es lassen sich demnach solche Tone nicht so lange bei einem und demselben Windvorrath halten, als die Grund- und vollends die Gegenschlagtone. Die Tonstufe oder Schwingungszahl der Umschlagtone liegt, wie schon er- wähnt, zwischen der derGrnndtöne und der der Gegenschlagtone, die bei glei- chen übrigen Verhältnissen zu erhalten sind. Im Durchschnitt liegt dieselbe 80 ziemlich genau in der Mitte, so dass, wenn ein Apparat z. B. den Grund- ton c' u.nd den Gegenschlagton a* giebt, der Umschlagton e^ oder f ' beträgt. Den Grund dieser mittlem Lage glaube ich durch vorgehende Exposition des Scbwingungsmechanismus hinlänglich klargemacht zuhaben, jedenfalls hat aber auch die bedeutende mittlere Erweiterung der Glottis und daraus folgend« Minderung der Lufttension einen vertiefenden Einfluss, ohne wel- chen die Schwingungszahl merklich hoher ausfallen wurde. In der Regel sind die Umschlagtöne j wie alle Töne , welche viel Luftan- spruch zu ihrer Bildung erfordern, starke Töne, welche wenig Abstufungen ihrer Grosse und Stärke zulassen. Von einem eigentlichen Schwellen und Abnehmen kann daher hier kaum die Rede sein, wofern nicht gewisse, bald näher anzugebende Modifikationen eintreten. 426 !!• lieber die Solidartone. Das Timbre oder die Klangfarbe der Schlagtone ist im Allgemeinen un- angenehm-, das Ohr beleidigend ; es klingen diese Tone grell , gellend , hart, platzend, grob und meist auch rauh, besonders wenn die Bandrander nicht ganz glatt und eben sind. Durch geeignete Fassungs-, Ansatz- und andere mittonende Apparate lässt sich allerdings dies von Haus aus nicht sonder- liche Timbre etwas verbessern: im Allgemeinen jedoch durften diese Tone zu musikalen Zwecken nicht zu verwertben sein. Ueber ihr Vorkommen am menschlichen Stimmorgan werden wir im nächsten Abschnitt genauere Untersuchungen anstellen. Modifikationen des um- nnd Oegensohlagregitten. 1. Durch Niederdrücken des einen oder andern Bandes. Wenn man, während die Bänder mit sehr enger Glottisoffnung schwingen, mag der dabei gebildete Ton ein Grund- oder ein Hochton sein, das eine Band mit einer Fingerspitze etwas unter die Schwingungsebene driickt. so springt der Ton plötzlich um einige Stufen beim Grundregister aufwärts, beim Gegenschlagregister abwärts und der bisher dünne und schwache Ton wird sofort, weil mit mehr Luft genährt, voll und stark. DerLuftstrom er- hält eine schiefe Richtung, das freie Band schwingt mit grossen Exkursionen auf und nieder, das gedämpfte mit kurzen Randschwingungen. Dennoch ist der Ton nur einfach und fast nie durch Interferenzen getrübt. Bei völlig gleichgestimmten und sonst einander sehr ähnlichen Bändern bleibt das Ton- phänomen dasselbe, mag man das eine oder das andere Band niederdrücken; bei Bändern dagegen, welche zwar einerlei Grundton geben, aber sonst ihren physikalen Eigenschaften nach etwas von einander abweichen , kommt es häufig vor, dass bei Niederdrückung des einen Bandes ein der Hohe nach etwas anderer Ton erscheint, als bei Niederdrückung des andern Bandes. So erschien auf einem in c ' gestimmten* Apparate , dessen ein Band etwas dicker, als das andere war, und welcher den Grundton c' upd den Hoch- ton c^ gab, durch Niederdrücken des dünnern Bandes der Ton fis ', durch Niederdrücken des dickern Bandes der Ton g'. Alle diese Töne sptechcn äusserst leicht und schon bei schwacher Luftgebung an , und gestatten je nach der grössern oder geringern Verschiebung der beiden Glottisrand er, nach dem grössern oder geringern Abstand des drückenden Fingers vom Glottisrande, oder vom Rahmen , ferner je nach der verschiedenen Dicke oder Steifheit der Bänder und je nach der grössern oder geringern Tension der Luftsäule einen ziemlichen Spielraum hinsichtlich der SchwingungszahK der bis zu einer halben Oktave betragen kann. Man kann in Fällen, wo man zweifelhaft ist, ob man einen Grund- oder Hochton vor sich hat, sich dieser Manipulation bedienen, um das Register zu bestimmen; Findet eine Erhöhung des Toncß dabei statt, so hat man ei- nen Grundton, entstand degegen eine Tonvertieiung, so hat man einen Hoch- ton vor sich. Der Mechanismus, der durch eine solche Verschiebung der beiden Band- ebenen entstehenden Schwingungen ist im Allgemeinen und 'Wesentlichen derselbe des Gogenscblagregisters, das^ wie wir früher bemerkten, auch an solchen Bändern leicht und gut anspricht, deren Glottisränder schon von Haus aus gegen einander etwas verschoben sind. Folgende Versuche durf- DoppelzuDgen in eiqer Ebene, gleichgestimmt: Register- Modif. 427 ten je<]och behnfs der Aufklärung dieses Mecbanisnius noch Berucksichti- guDg verdienen. ÜAber den bekannten Rahmen worden 2 Bänder, wie in Vers. 2 (S. 416) ge- spannt, und zTrar so, das der Band des einen etwas über dem des andern stand, ohne dass jedoch am Rahmen selbst ein Ueberziehen des einen Bandes über das andere statt&nd. Per gemeinschaftliche Grandton war h. Von hinten angeblasen erschien der Hocbton h^ oder c*, welcher sich crescendo dnrch b' nach a' herab- zog, und dann von einem Schnarrton begleitet warde, der 1 OIctave tiefer lag. Beim Niederdrücken des einen oder das andern- Bandes vertiefte sich der Ton aof g\ cres- cendo anf fis* mit Zunahme der Fülle nnd Stärke. Die Bandränder hatten aller- dings das Streben, bei wachsendem Luftdruck sich wieder parallel au einander zu stellen. Derselbe Versuch wurde nun so wiederholt, dass das eine Band wirklich von Haus aus bei der Anspannung' etwas aufgeworfene Ränder bekam , und sein Qlottis- rand daher auch bei stärkerem Ldftanspruch eine etwas höhere Stellung behielt, als der des andern. Der Grundton war c|, der Hochton h^— c*. Wurde das tiefer stehende Band mit dem Finger etwas niedergedrückt, so sprang der Ton auf g', und wurde voller und stärker. Beim Hochton gerieth der tiefer stehende Bandrand wieder in theilweise Berührung mit dem des andern, bei d«>m tiefem Ton g* da* gegen wurde diese Berührung vermieden und es fand ein Gegenschlagen der Schwin- gungen von oben nach unten und umgekehrt statt. Verschmälernng des einen wie des andern Bandes durch Decken mit der Holzplatte erhöhte den Hochton etwa nur um 1 Stufe, gleichzeitige Verschmälerung beider Bänder höchstens um ly^ Stufe. Allmäliges Gegefietnanderdrängen der beiden Glottisrändor bei Vermeidung des Un- tere! nanderscbiebens derselben erhöhte den Hochton wie in den frühem Versuchen (bis auf es^). Demnach bestätigt sich bei diesen Vorrichtungen auch nur das von uns bereits früher gefundene Gesetz, dass die gegenscblagenden Töne ihre Schwingutigszahl dem Grade des zu ihrer Erzeugung erforderlichen auf die Bandrander wirkenden Luftdrucks akkommodiren. Die bei den angeführ- ten Versuchen durch Tieferstellung der einen Glottiszone eintretende Ver- tiefung des Tones erfolgt hier weniger gewaltsam uud plötzlich, als bei dem eigentlichen ümschlagregister, weil die Stellung der Glottisrander zu ein- ander eine allmäligere Ausgleichung der Spannuugsgrade der Anspruchs- luft zulasst, 2. Durch Uebereinandersobiebung der Glottiszone. Schon J. Müller fand bei seinen Versuchen , dass man an elastischen Doppelzungen „reine" Tone erhalten könne, wenn beide Glottisränder übereinander liegen. Harless wiederholt diese Angabe, und bemerkt da- bei, dass die Tönung unter diesen Umstanden leichter erfolge, doch sei der Ton in diesem Falle nicht so rem, als wenn sich die Ränder nicht berühren, indem er etwas Schnarrendes habe, ähnlich wie die sogenannten Klirr- oder Schnarr werke der Orgel. Mehr wissen jene Forscher über diese Töne nicht zu sagen. Wir haben bereits oben gesehen, dass durch die in Rede stehende Vor- richtung zwei gleichgestimmte Bänder einen, in der Regel ziemlich eine 'Ok- tave über dem Grundton liegenden Ton angeben , welcher sehr leicht und promt bei schon sehr geringer Windgebung anspricht, und oflFenbar dem Gegenscblagregister angehört. Wenn ich mit sehr dünnen, von vornherein mit den Glottisrändern genau nebeneinander gelagerten Bändern operirte, deren äusserer Rand, wenn er nicht bis zum Rahmen reichte, nur einfach mit Holzplatten bedeckt wordc, so kam es gewöhnlich vor, dass beim Schwellen des bei Piano -Anspruch erscheinenden Hochtons die Glottisrän- 428 U. Ueber die Solidartone. der etwas in der Richtang des Anspruchs gegen einander wichen , so dass der eine Rand beim Schwingen etwas über den andern zu. stehen kam , and der Hochton durch den schnarrenden Ton der tiefen Oktave (des Grundtons} getrübt 'wurde; und nach Beendigung dieses Tonphanomens hatte sich dann oft der eine Glottisrand , welcher weitere Exkursionen gemacht hatte, über den andern gelegt, offenbar in Folge einer seitlichen Verschiebung des Bandes, das bei der seg«lartigen Aufblähung etwas aus seiner anfanglichen Lage Ter- ruckt worden war, indem der Druck der Deckplatte nicht hingereicht halte, um der aufblähenden Kraft der Luftsaule das Gleichgewicht zn halten. Ja, es kommt unter diesen Umstanden auch vor, dass sich der unter der Deck- platte befindliche Rand in Folge der die Bandflache hebenden nnd aufblä- henden Kraft der Luftsäule völlig oder in ziemlicher Ausdehnung losreisst, und dann sich nicht mehr unter, sondern neben dem Rande der Deckplatte befindet, und dadurch Anlass zu einem neuen Tonphänomen giebt, das in dieser seitlichen, neugebildeton Glottis spuria hervorgerufen wurde. Der- gleichen Störungen geben , wenn sie zum ersten Male vorfallen , nnd man noch nicht ihre Ursache kennt, zu zahlreichen Irrungen und Missdeutungen Anlass. Zur nähern Erforschung dieser Verhältnisse stellte ich folgende Versuche an. An dem schon oben in dem Vers. 3 (Gegenscbla^egister) gebrauchten Apparate scbob ich die beiden breiten Bänder so gegen einander, dass sich die Olottiszonen allenthalben etwa 1'" breit einander deckten. Der Pizzicato -Ton beider Bänder war e'. Wurde nnn der Apparat ▼on hingen, wie gewöhnlich, angesprochan, so blähten sich beide Bänder einigermaassen aof, so dass sich gegen die Mitte vol die Glottis- ränder vgn einander abschoben ; die obere (deckende) Glottiszone schwang beim Ton- Eintritt, der ziemlich promt nnd leicht erfolgte, Ton der untern scharf ab nad auf- wärts; ihre Schwingungen erstreckten sich über die ganze Länge derselben nnd in einer Breite, welche die der gewöhnlichen Gegensehlagschwingungen caeteris paribns «twas übertraf. Die untere (gedeckte) Glottiszone schien ihre Schwingungen , w^cfae etwas kleiner erschienen, niederwärts zu machen, so dass wenigstens di« mittlere Partie derselben etwas konkav erschien. Die Glottisaxe lag demnach so ziemlich der Stimmbandebene parallel , die Luft entwich seitwärts über die Ebene des tiefem (bedeckten) Bandes. Die Tonstufe des dabei hörbaren Phänomens war durch fis* zu bezeichnen , lag also eine None über der des Grundtons. Diese ungewöhnliche Erhöhung erklärt sich aus der Verschmälerung der Bänder, die hier merk- lich grosser war, als bei frei nebeneinander 'schwingenden Glottiaxonen. Wurde der Luftanspruch verstärkt, so erhöhte sich der Ton etwas (am % bis 1 Stufe), insofern dadurch der untere Bandrand dem obern stärker angepresst wurde, und dadurch die Glottis und der Schwingungsbereich sich .verengte. Durch theil weise Deckung* (yerschmälerung ) des untei^n Bandes mittels Vorschiebens der Deckplatte oder durch massige Nieder- druckung desselben mittels des Fingers vertiefte sich der Ton um Va ^^ 1 Stufe. Nur wenn durch diese Manipulation das untere Band dem obern etwas mehr (beim Schwingen) genähert wurde, was einige Male vorkam, da erhöhte sich der Ton etwas. Durch Deckung u. s. w. einer grossem Partie des obern Bandes sprang der Ton ins Umschlag- oder Mittelregister nur , er vertiefte sich etwa um 1 Quarte , wobei er voller und stärker wurde, ohne sonderlich an Wohlklang zu verlieren. Die Vertiefung betiägt also hier weit mehr , als bei Druck aufs andere Band. Zuweilen erschien ein solcher Ton von gleicher Stufe, aber von geringerer Fülle und Stärke, schon gleich Anfangs , bei voller Bänderbreite. In diesem Falle , so wie in dem, wo dergleichen Mitteltöne durch Druck aufs obere Band erschienen, Doppclzongen in einer Ebene, gleichgestimmt Aufsehlagregieter. muaste der Oogondrack beider GloUiesonen aaf einander geringer geweeen oder überwunden worden Bein, wie wir bereite früher auseinander gesetst habeo. Nahm ich statt dieser breiten Bänder schmälere, so dass etwa V« der scbwing- fihigen Breite des nntera Bmndee Tom andern gedeckt worde, so erschienen gewöhn- lieh Dicht eher Tonsehwingungen , bis dnreh fortgesetste Aofblähnng der Bänderfläcbe der gedeckte Bandrmnd In der Mitte frei geworden nnd sich eine gerade Stimmritae aof diese Art gebildet hatte. Der Ton war dann natürlich nicht so hoch, als im Torigen Falle, sondern verhielt sich mehr den daselbst erwähnten Umscblagtönen soalog. Wurde die Anbaltang der beiden Bandränder, so lange sie bei Fortdauer defLoftdrocks bestand, dtarch Fingerdmck aufgehoben, so entstand ein tieferer Ton, der nch so siemlich Tcrhielt, wie die analogen Phänomene des vorigen Abschnittet. Wsr das obere Band schlaffer, als das untere, oder deckte es das untere nicht allent- hilben genaa , so gelangen die Tonsehwingungen leichter und es war auch das hohe Register ausfahrbar. Bemerkens werth waren die verschiedenen Interferenz- phinomene, die jedesmal eintraten, sobald bei wachsendem Anspruch der ontere Bandrand mit dem obern in Kollision kam, and dem Tone ein schnar- rendes Timbre aufprägten. Was es mit dem „Schnarrenden*'- der faicfrher geborigen , sowie vieler an- derer bereits früher erwähnten Nebentonphanomene , wenn sie mit etwas Terstärktera Luftdruck erzeugt werden, für eine Bewandtniss habe, werden wir später in einem eigenen Kapitel (Interferenaphänomene) genauer an<- tersndien. 4. Blastone, deren Schwingungszahl niedriger ist, als die des Grundtons. Aufschlag- oder Schnarrregister. * J. M ulier und Harless geben an, dass der bei gewöhnlichem Anspruch erfolgende Ton elastischer Doppelbander (natürlich solcher, die bei offener Glottis schwingen) etwas tiefex auffallen, als der mittels desTubularansprucha erhaltene Grondton. Ich habe mich bereits über die Mangelhaftigkeit dieses Verfahrens, den Grundton elastischer Band er zu bestimmen, erklärt, und kium,mir jenes Resultat nicht anders erklären, als -dass die genannten For» 8cher die Eigenstimmung der Einzelbänder dadurch zu ergrunden gesucht haben mögen , dass sie den innern Bandrand unter einem stumpfen Winkel SDgesprochen haben, in welchem Falle allerdings der Ton, den das Band (^ebt, durchachnittlich eine Tertie hoher ausfallt, als wenn jener Bandi'and spitzwinklicb intonirt wird. So viel steht aber fest, dass der durch vollen Anspruch erhaltene Grundregisterton elastischer Bänder von gleicher Stim- moog niemals tiefer ausfallt, als der wahre , pizzicato erhaltene Grundton derselben, sondern immer (wenigstens ein wenig) höher, wie ich solches ^ durchaus noth wendig bereits früher nachgewiesen habe. Alle bisher be- ifschteten Tonphänomene elastischer Doppelbänder waren auch in der That mehr oder weniger höher, als der Pizzicato -Ton. Nun ist es aber doch auch mir einige Male an elastischen Doppelzungen vorgekommen, dass ein Ton vernommen wurde, der tiefer lag, als letzterer* Jedenfalls war dies aber ein ganz anders gebildeter Ton, als die Töne, wel- che Müller nnd Harless als unter dem Grundton liegende bezeichnet ha- ben. Wohl aber gehören die an einlippigen Zungen von J. Müller und mir erhaltenen Tieftöne hierher, die wir beim Einblasen erhielten, wenn die Deckplatte unter den Glottisrand geschoben worden war. S. die einlippi- gen Versuche n). Meine Beobachtungen an Doppelzungen sind folgende. II. Ueber die SolidartoDe. einander gerichtet sind, und daher mit dem Namen aber- oder gegen- • ch lagende bezeichnet werden können. Von den darchachlagendcn Schwingungen des vorigen Registers unter- scheiden sich die des gegenwartigen also zunächst dadurch, dass die beiden Bänder, nachdem sie, durch den Luftstrom aus ihrer StilUage abgetrieben, ihre Exkursion vollendet haben, nicht bei der Rekursion unter die Band- ebene zurück sich bewegen (nicht durchschlagen), sondern sogar noch etwas vor diesem Punkte, über der Lage des Indifferenzzostandes der Bänder, ihrer Rekursion Grenzen setzen, also während des ganzen Schwinguogs- vorganges in einer Kurve verharren, wie wir bereits früher bei den einlip- pigen Apparaten auseinander gesetzt haben. Bei letztern nannten wir diese Schwingungen uberscblftgende, weil sie sich während dieses Vorganges über der Bandebene oder über dem Rahmen oder der Deckplatte verhalten, ohne aufzuschlagen. Auch die Schwingungen dieser Art an Doppelbändern kön- nen wir mit diesem Namen bezeichnen : geeigneter erscheint mir aber der Ausdruck :Oegenschlagend, weil beide Bandkauten bei der Rekursion ge- gen eiander sich bewegen, ohne jedoch bei Vollendung einer solchen Be- wegung sich zu treffen. Aber es kommt bei diesen Schwingungen noch ein anderes Moment in Betracht Während bei den Tonen de^ Grund registers der Luftstrom nur in einer Richtung, welche zur Bandebene senkrecht steht, gegen das Band auffallt, und es so von seiner Ebene ablenkt und in Exkursion versetzt, während dabei die Moleküle des Bandkurpers, am meisten die der Glottiszone, nur der Länge nach von einander entfernt oder ausgedehnt werden, um sich im zweiten Moment des Schwingungsvorgangs wieder so ziemlich auf ihren frühem Gleichgewichtszustand zusammenzuziehen , tritt bei den Tonen des Gegenschlagregisters zu dieser einen Druckwirkung des Luftstroms noch eine zweite, zur erstem in senkrechter Richtung stehende, welche das Be- streben hat, die beiden gegen einander mehr oder weniger druckenden Glottisränder von einander zu entfernen, und auf diese Art überhaupt erst eine Glottb zu schaffen, um durch diese der bisher zurückgehaltenen An- spruchsluft einen Ausweg zu verschaffen. Da nun auf diese Art die Span- nung der Luft sehr vermehrt wird, muss auch die Geschwindigkeit der da- durch angeregten Exkursionen der Bänder vermehrt werden, natürlich aber nur desjenigen Theiles oder der Zone derselben , welche von dem erwähn- ten Seitendracke der Luft getroffen wird. Daher schwingt bei diesem hohen Register nicht der ganze Bandkorper , soweit er vom Luftstrome bewegbar ist, sondern nur seine Glottiszone, d. h. soweit er von jenem Seiten- drucke getroffen wird. Stehen nun die beiden Druckrichtungen unter einem rechten Winkel zu einander, wie es der Fall ist bei Bändern, deren Glottis- sonen in einer und derselben Ebene gegen einander liegen , so beträgt diese Beschleunigung der Schwingungen das Doppelte: es tont dann. die Oktave des Grundtons. Sind dagegen die beiden Glottissonen unter einem Winkel zu einander geneigt, so ist der Seitendrack, der dieselben uon einander sa entfernen sucht, ein geringerer, weU er nicht unter einem gestreckten, son- dern unter einem stumpfen Winkel den Bandrand trifft, und dabei auch auf die anstossende 2k>ne einwirken und sie durch Umkrümmung nach oben und aussen von der der audern Seite entfernen kann. Je weniger dieser stumpfe Winkel Grade hat, ^als der gestreckte, desto geringer die Tension der die Glottis durchströmenden Luft, und desto geringer die Schwingungscahl DoppekoDgen in einer Ebene, gleichgestinunt. UebeneUagregialer. |21 des entstebeDden Tones. Je mehr oder je weiter dnrcfa den Druck der an* spreebenden Lollsanle die bisher durch' die seitlich wirkende Druckkraft ' geschlossene Glottis geöffnet wird, eine desto breitere Partie der Qlottis^ rauder wird dadurch in Schwingungen versetzt, und desto tiefer wird auch hierdurch der Ton. Auch wird durch die Erweiterung der Glottis die Ten* sioo der durch dieselbe entweichenden Luft vermindert, was, wie wir be* reits früher gesehen haben , an sich schon auf die Schwingungen der Ban- der verlangsamend einwirkt. Aber nur, sobald die Luftsäule des Windrohrs gehörige Angriffspunkte an den Glottisrändern findet, kommt die gedachte Ton Vertiefung mittels Losung des Gegendrucks der Bandrandcr zu Stande; sobald dagegen , vne in Versuch 7, der Bandkorper mehr nachgiebt, als die innere Bandzone, sobald sich erster er segelartig aufbläht, und dadurch die Bandränder verhindert werden , in gleichem Maasse dem Luftdrucke nach- zugeben, da bleibt der anfängliche Ton so ziemlich auf seiner Stufe, auch wenn die Luftgebung verstärkt wird. Derselbe Versuch lehrt uns aber auch die Mittel kennen , durch welche die Bandfiäche für die Angriffe der Luft- säule empfänglicher wird. Wenn die beide« Bänder gleich von Haus ans dieselbe Beschaffenheit hal>en, welche den Bändern beim Versuch 7 erst durch Pingerdruck gegeben werden musste, wenn sie von oben betrachtet rinnenformig ausgehöhlt erscheinen , wenn demnach die Glottiszonen der- selben unter einem Winkel zu einander stehen, oder gar die eine etwas über die andere binwegragt,*auf der andern aufliegt: dann hat es in dieser Hin- sicht keine Schvnerigkeit, dann spricht der Ton schon bei der geringsten Windgebung an , und gestattet sowohl durch Verstärkung der Lufttension eine angemessene Vertiefung, als auch durch Verstärkung des Gegendrucks eine entsprechende Erhöhung. In einem solchen Falle , wo der Grundton d' betrug, und der Hochton (bei geringster Luftgebung) cis^, also eine grosse Septime über jenen lag, konnte ich durch sukcessive Gegeneinan- derbewegung der Deck- oder vielmehr Druckplatten den Ton bis aufg^ erböhen. Dies fuhrt uns zu einem andern wesentlichen Element des Mechanismus dieser Schwingungen. Während die Schwingungen des Grundregisters sich ober das ganze Band , soweit es überhaupt durch den Luftansprucb beweg- licb ist, erstrecken, beschränken sich die Schwingungen, welche die Gegen- scblagtone erzeugen, nur auf den innem Rand des einzelnen Bandes oder anf die sog. Glottiszone desselben , welche etwa , soweit sie schwingt, so aussieht wie Figur 136* Man kann daher den Bänderraum, der ausserhalb cedf liegt, beliebig berühren oder selbst stellenweise bedecken, ohne dass dadurch die Schwingungen sonderlich gestört oder gar aufgehoben wurden. Aus diesem Grunde ist aber auch keine Erhöhung des Tones durch Deckung der Bänder von a 0 b und a* r 6* aus möglich. — jf,. j3g Mit der Erhöhung des Gegeuschlagtons durch Verkürzung der Glottiszone crfc/* ist es auch eine eigentbümliche Sache. Während elastische Bänder, die nach dem Mechanismus des Grundregisters schwingen, durch Verkürzung ebenso sieb verhalten, wie Saiten, die z. B. auf die Hälfte verkürzt, die Oktave ihres Grundtons geben, bewirkt eine Verkürzung der nach dem gegen war- 422 If- lieber die Solidartone. (igen Mecbanismud sch^ingendeif Bander eine verbal tnissiuassig weit geringere Grböhung. Wenn ich an dem Apparat Versuch 7 ip^ährend des Schwingens die dem Rahmen zugekehrten, Partien der Glottiszonen mit zwei Fingerspitzen so weit deckte , dass die Bänder dadurch mindestens um den dritten Therl schwingungsun- fähig wurden, so brachte dies gar keine Tonerhohung hervor. Wenn ich die ganse Bänderfläche mit einer Platte aus starkem Eartenpapier deckte, in dessen Mitte ein Fenster von 8'" Länge und 2V4'" Breite geschnitten war, das die Glottispürtien demnach gerade zur. Hälfte decbte, während die andere Hälfte schwingungsiahig blieb, und nnn den Apparat mit Beachtung aller Kautelen ansprach, so erschien bei starker Luftgebung (schwache bewirkte bloss einige Aufblähung) der Ton h^, also eine Erhöhung um eine Quarte, aber nur in Andeutung, nicht vollstän- dig etitwickeit, und welcher ebensogut auch für einen Pfeifton gehalten werden konnte; dagegen erschien crescendo der ToUe Ton g^— gis* mit grossen Exkursio- nen, .der also nur etwa einen Ton höher lag, als der Gegenschlagton bei ganzen Glotttszonenschwingungeq. Derselbe Ton sprach an, wenn ich einen Faden quer über die Mitte der ganzen Bänderebene spannte und dann den Anspruch bewirkte. Bekanntlich bewirkt dieselbe Operation bei * Grnndtönen eine Erhöhung Ton einer Oktave. In welcher Weise sich dagegen die Gegenschlagtone (und zwar unabhän- gig von Rohransätzen , wovon später) vertiefen lassen , lehrt schon der Versuch 7. Sobald die longitudinale Spannung der Handflächen während des 'Druckes der Luftsäule dergestalt vermindert wird, dass die lutitudinale Unikrümuiung der Glottiszone leichter erfolgen kann, dann wird der Schwin- gungsvorgang der einzelnen Streifen der letztern erleichtert, und der Ton fallt tieft^r aus. Dies geschieht, wie wir gesehen haben , dadurch , dass die Handfläche ausser dem Bereich der Glottiszone während des Luftanspmchs ' niedergehalten und fixirt wird, so dass sie sieb nicht mit aufbläht, son- dern in der Ebene liegen bleibt; durch dieses Mittel haben wir es auch in unserer Gewall, den grellen Uebergang des hohen Registers in das in fol- gendem zu beschreibende Mittelregister zu verhüten oder einen allmäligen Uebergang in dasselbe zu bewirken. Demnach besteht dasPrincip der Gegenschlagto nabstuf ung nicht sowohl, wie bei den Grundtönen, in Anspannung und Abspannung der Bänder der Länge nach, als vielmehr in Verschmälerung und Verbreiterungder Glottiszone theils durch Verstärkung oder Verminderung des gegenseitigen Drucks der Glottis- ränder auf einander, tbeils durch Erschwerung oder Erleichterung der Um- krümniung der Glottiszone durch Mehrung und Minderung der Longitudinal- spannnng der seitlichen Bandpartien. Bei gleichbleibender Länge vermag ein elastisches Doppelband mittels der gedachten Moditikationen etwa eine Reihe von 5 — 8 Gegenschlagtonen zu erzeugen. Was das Timbre odei' die Klangfarbe der Gegenschlagtone elastischer Doppelbänder anlangt, so ist dies bekanntlich diejenige Eigenschaft , an welcher jedes musikalische Ohr sofort den wesentlichen Unterschied dieser Töne von den Dürchschlagtönen wahrnimmt. Nach dem, was wir über die specifischen Elemente dieses Tonregisters vorgetragen haben, wird es nicht schwer fallen, auch dieses Timbre auf seine wahren Ursachen fcurSckzufub- ren, und wir benutzen diese Gelegenheit, um zugleich einige muslkalc Kunstausdrücke aus ihrem unklaren ästhetischen Gebiete auf den sichern Boden der Wissenscliaft zu versetzen. Dreierlei haben wir hier vornehmlich zu berücksichtigen. Erstlich finden wir, dass ein und dasselbe Zungenmundstück, das bei einem gewissen Spannungsgrade seiner Bänder z. B. den Grundton c* giebt, damit es denselben Ton als Gegenschlagton gebe, so weit abgespannt wer- I>oppelzoiigen in einer Ebene, gleicbgeatimiut. Ucberschlagregiater. 42S den oiosS) als für die Erzeugung desGrnndtons c erferderlich ist, wofeMi an der Slinimbandebene nichts weiter geändert -wird , als dass die Bander bis zur innigen Berührung ihrer GJottisrander einander genähert werden. Eine geringere Abspannung reicht zur Erzeugung desselben Hochtons hin, wenn die Bänder nachgiebig genug geworden sind, um eine leichte Uinkrümoiung ihrer Glottiszonen zuzulassen, oder wenn dieselben schon von Haus aus un- ter einem stumpfen Winkel zu einander geneigt stehen. Jedenfalls erfordert aber ein Gegenschlagton eine weit geringere Längenspannung der Bänder, als ein Durch scblagton ron gleicher Höhe: die Bänder sind also für die Gegenschlagtöne caeteris paribus weniger starr, weniger hart, als für die Durchschlagtone : und diese verminderte Spannung, diese grossere Weich- heit der Bänder prägt sich nun auch dem Tone auf: die Gegeiischlagtone sind weicher, sanfter als die Durchschlagtone, es fehlt ihnen die Intensität der letztern, weil ihnen die letztern zukommende Tension der Bänder abgeht, es fehlt ihnen die Kraft, das Markige, Glänzende, Brillante, und wie die ästhetischen Kunstausdrucke weiter heissen, weil die Bänder einen geringen Widerstand der andringenden Luft entgegen setzen, als beim Durchschlagregister. Zweitens. Angenommen nun (wir werden später sehen , ob diese An- nahme richtig ist) dass die Durchschlagtone den Tonen des tiefern, die Gegenschlagtone den des hohem Registers des menschlichen Kehlkopfs entsprechen, so vermögen wir uns jetzt zu erklären, warum die Töne des Grundregisters des Kehlkopfs Brusttöne, die des hohen Registers (in der Regel) Hals- oder Kopftöne genannt werden. Aus der Luft gegriffen sind diese Ausdrucke gewiss nicht, vielmehr beruhen sie, wie alle popu- lären Bezeichnungen, auf einer ganz richtigen Ahnung. Wir wfssen, dass bei der Bildung der Gegenschlagtone die Glottis bei jeder Rekursion der Bänder momentan fast ganz geschlossen wird, dass die stehenden Schwin- gungen hier überhaupt üb^r der Glottisebene stattfinden, nicht durchschla- gen , sondern gegenschlagen , woraus sehr natürlich folgt , dass die Mitthei- lang der Tonwellen fast ganz nach oben, respektive an die Luftsäule des Ansatzrohrs, und fast gar nicht nach unten, an die Luftsäule des Wind- rohrs (Luftröhre und Bronchien) stattfinden muss. Da nun die Erzeugung eines Tonphänomens vom hörenden Obre in die Stelle, in welcher die Ton- schwingungen sich zunächst ausbreiten , oder, wo diese Ausbreitung in zwei Räumen, einem grössern und einem kleinern geschieht, in den grössern dieser Räume verlegt wird : so muss es sehr natürlich dem Ohre vorkommen, als wenn die Töne des tiefen Registers des menschlichen Stimmorgans aus der Brust, die des hohen Registers aus, dem Halse oder der (ziemlicli mitten im Kopfe liegenden) Schlundhöhle kamen, und die Bezeichnungen der beiden Regis- ter sind auf diese Weise physikalisch völlig gerechtfertigt. Hierzu kommt Drittens, dass die Stimmbänder bei den Falsettönen nicht in ganzer Aus- breitang, sondern nur mit ihren Glottiszonen schwingen; Die Schwingungen reichen in der Breitenrichtung bei weitem nicht bis zum Rahmen oder bis zur äussern Breitengränze der Bänder; ja auch in der Längenrichtung ge- langen sie nur selten , und dann auch nur mit verschwindender Intensität bis zum Rahmen. Unter diesen Umständen kann aber letzterer gar nicht mitschwingen. Die Tonbildung ist auf den Mitteltheii des Instruments be- schränkt, die Anssenwände nehmen keinen unmittelbaren Antheil daran, der Ton kann sich also zunächst nur durch die Luftsäule des Ansatzrohrs fortr 4UM n. lieber die SoUdartooe. pflanzen , und die Winde desselben werden ' erst dorcb diese sekundären Lnftmitschwingungen in tertiärer Weise mit erschüttert. Dadurch nimmt der Fistelton eine neue Eigenschaft an, er wird, wie die Gesangtheoretiker sich ausdracken , dunkel (obsenr): naturlich, weil er nicht bis ans Helle, bis an die Peripherie des Ton Werkzeugs gelangt, sondern inwendig, also im Dun- keln^ sein Wesen treibt So viel einstweilen über dieses Register, dessen - feinere Nuancen nnd dessen Vorkommen und Sichäussern am menschlichen Stimmorgan uns in der Folge noch reichen Stoff zu interessanten Beobachtungen und Untersa- chungen geben wird« 8. Das Umschlagregister, Mittelregister. Mit diesem Namen bezeichne ich ein Schwingungsphanomen elastischer Doppelzungen, das seiner Tonstufe nach zwischen dem tiefen nnd dem hohen Register in der Mitte steht, seinem Mechanismus nach dem Letztem T erwandt ist, seinem Timbre nach sich auffallend yon beiden. nnterscheidet Bis jetzt ist dies Register noch nicht untersucht worden , obwohl es mich Wundern sollte , wenn nicht demselben angehorige Tone schon meinen Vor- gangern hin und wieder vorgekommen wären. Das Umschiagregister oder die Umschlagtone erscheinen, wenn bei sehr enger oder ganz geschlossener Glottis die unter der Bandebene kompri- mirte Luft, mag sie bisher ein anderweites Tonphänomen bereits eingelei- tet haben oder nicht, plötzlich durchbricht und die ganze Bänderebene, so- weit sie dadurch beweglich ist, in grosse gegeneinanderschlagende Schwin- gungen versetzt. Sie kommen daher nur an verhältnissmassig schmalen oder (durch Deckung) verschmälerten Bändef n yor. £s sind stets starke Tone, die wenig Nuancen zulassen und gewöhnlich ein etwas unangeriehmes Tim- bre an sich tragen. Sie klingen rauh , hart , schreiend , und doch ermangeln sie der zu einem schonen Tone gehörigen Klangfiulle und Düktilität: ofi er- innern sie an die Tone, welche die Gänse, Kälber und andere unmnsikale Thiere von sich geben. Das Umschlagregister kann sich sowohl dem Durch- als auch dem Ge- genschlagregister anschliessen; es kann ebensowohl ein Grund- als ein Falsetton in einen dem neuen Register angehörigen Ton umschlagen. In ersterem Falle bildet sich auf der bisher massig durch den Luftdruck ge- wölbten und in dieser Situation mit bogenförmigen gegen den äussern Rand an Länge und Höhe allmälig bis zum Verschwinden abnehmenden Exkur- sionen schwingenden Bandebene in Folge der steigenden Lufttension , wel- cher der Elasticitätsmodnius des Bandes nicht mehr das Gleichgewicht hal- ten kann , eine förmliche Demarkationlinie , welche die bisherige Schwin- gnngsbreite abgrenzt , und von welcher aus sich der schwingfihige Thf il des Bandes förmlich aufstülpt oder umknickt, um seine Schwingungen, wie ein in Scharnier gehender Deckel , ^u vollziehen. Im zweiten Falle ge- schieht, wenn die beiden Glottiszonen in einer und derselben Ebene liegen, eine ähnliche gewaltsame Aufsprengung mit plötzlicher nahmhafter Verbrei- terung derselben; oder- wenn die Glottiszonen bereits unter einem Winkel gegen einander geneigt standen , dann geschieht der Uebergang in das Um- scnjagregwter weniger gewaltsam, sondern es geht der Gegenschlag durch die crfn"* ^^^ Luftanspruchs aUmälig in den Umschlag über, indem sich ^lotOBzone immer mehr verbreitert, bis sie zu ihrer vollen nicht mehr Doppekangeo in einer £bene, gleichgestimitit: Umscblagregister. zu übersteigenden Breite angewachsen ist In diesem letztem Falle ist das Umschlagregister kaum mehr als ein selbständiges vom Gegenschlagregbter zn unterscheiden, sondern fast nur als eine Verstärk ong des letztern zu be* trachten. Doch macht das veränderte Timbre auch hier noch einen merk- lieben Unterschie<^. Demnach bembt das Umschlagregister anf einer vollständigen Ueber- windang der schivingnngsfahigen Bänderpartien dorch die die Glottis dnrch- glreiehende Luft. Es b^teht liier keine Granze mehr zwischen Glottiszone und seitlichen, sich passiv verhaltenden und dabei einen Theil der an- dringenden Luftsäule zurückhaltenden Bänderzonen, sondern die ganze von der Luftsäule hebbare Bänderfläche ist zur dem Luftstrome nachgeben- den Glottiszone verwendet worden : Längendrock und Seitendruck der Luft- säule stehen in Einklang. Während bei den Phänomenen des Grundregisters der Längendmck , d. h. die der Länge nach die Bänder ausdehnende Kraft der Luftsäule vorherrscht, bei den Phänomenen des hohen Registers der Seitendruck, oder die Kraft der Luftsäule, welche die Bänder in Latitudinal- schwingnngen zu versetzen strebt , findet hier eine ausgleichende oder resul- lirende Kraftwirkung statt, bei welcher die Bänder nicht nur so weit als iDÜglich aufwärts gekrümmt, sodem auch seitlieh van der Axe der Glottis- öffnung in vollem Maasse abgelenkt werden, so dass die Kurve, welche der Glottisrand zu Ende des ersten Moments jeder Schwingungsbewegung an- nimmt, eine seitliche Ausbiegung, erhält, und dadurch die ganze Glottis- apertur, von oben betrachtet, eine rhombische Gestalt anzunehmen strebt. Die Quantität def bei diesem Register durch die Glottis in einem ge- wissen Moment streichenden Luft ist natürlich bedeutender, als bei den vo- rigen Registern , da bei einer exkursiven Er- weiterung der Glottis bis auf acb d der mitt- lere Durchmesser der- selben etwa auf die ^ jj^ Hälfte von c d ange- nommen werden muss. Es lassen sich demnach solche Tone nicht so lange bei einem und demselben Windvorrath halten, als die Grund- und vollends die Gegenschlagtone. Die Tonstufe oder Schwingungszahl der Umsctjlagtone liegt, wie schon er- wähnt, zwischen der derGrunätüne und der der Gegenschlagtone, die bei glei* eben übrigen Verhältnissen zu erhalten sind. Im Durchschnitt liegt dieselbe 80 ziemlich genau in der Mitte, so dass, wenn ein Apparat z. B. den Grund- ton c' u^nd den Gegenschlagton a' giebt, der Umschlagton e* oder f ' beträgt. Den Grvmd dieser mittlem Lage glaube ich durch vorgehende Exposition des Schwingungsmecbanismns hinlänglich klar gemacht zu haben, jedenfalls bat aber auch die bedeutende mittlere Erweiterung der Glottis und daraus folgende Minderung der Lufttension einen vertiefenden EinfluSS, ohne wel- chen die Schwingnngszahl merklich hoher ausfallen 'würde. In der Regel sind die Umschlsgtone ^ wie alle Tone, welche viel Luftan- spruch zu ihrer Bildung erfordern, starke Tone, welche wenig Abstufungen ihrer Grosse und Stärke zulassen. Von einem eigentlichen Schwellen und Abnehmen kann daher hier kaum die Rede sein, wofern nicht gewisse, bald niher anzugebende Modifikationen eintreten. 426 II* Ueber die Solidartone. Das Timbre oder die Klangfarbe der Scblagtone ist im Allgemeinen an- angenehm-, das Ohr beleidigend; es klingen diese Tone grell, gellend, hart, platzend, grob und meist auch raub, besonders wenn die Bandr ander nicht ganz glatt und eben sind. Durch geeignete Fassnngs-, Ansatz- und andere mittoifende Apparate lässt sich allerdings dies von Haus aus nicht sonder- liche Timbre etwas verbessern: im Allgemeinen jedoch durften dieae Tooe zu musikalen Zwecken nicht zu verwerthen sein. Ueber ihr Vorkommen am menschlichen Stimmorgan werden wir im nächsten Abschnitt genauere Untersuchungen anstellen. Modifikationen des IJm- und Oegensohlagregisten. 1. Durch NiederdrScken des einen oder andern Bandes. Wenn man , während die Bänder mit sehr enger Glottisoffnung schwingen, mag der dabei gebildete Ton ein Grund- oder ein Hochton sein, das eine Band mit einer Fingerspitze etwas> unter die Schwingungsebene druckt, so springt der Ton plötzlich um einige Stufen beim Grundregister aufwärts, beim Gegenschiagregister abwärts und der bisher dünne und schwache Ton wird sofort, weil mit mehr Luft genährt, voll und stark. DerLuftsIrom er- hält eine schiefe Richtung, das freie Band schwingt mit grossen Exkursionen auf und nieder, das gedämpfte mit kurzen Raudschwingungen. Dennoch ist der Ton nur einfach und fast nie durch Interferenzen getrübt Bei völlig gleichgestimmten und sonst einander sehr ähnlichen Bändern bleibt daa Ton- phänomen dasselbe, mag man das eine oder daa andere Band niederdrücken; bei Bändern dagegen, welche zwar einerlei Grundton geben, aber sonst ihren physikalen Eigenschaften nach etwas von einander abweichen , kommt es häufig vor , dass bei Niederdruck ung des einen Bandes ein der Hohe nach etwas anderer Ton erscheint, als bei Miederdruckung des andern Bandes. So erschien auf einem in c' gestimmten* Apparate , dessen ein Band etwas dicker, als das andere war, und welcher den Grundton c' upd den Hoeh- ton c^ gab, durjch Niederdrücken des dünnern Bandes der Ton fis ', durch Nifderdrücken des dickern Bandes der Ton g^ Alle diese Töne sptechon äusserst leicht und schon bei schwacher Luftgebung an , und gestatten je nach der grössern oder geringern Verschiebung der beiden GloUisrander, nach dem grossem oder geringern Abstand des- drückenden Fingers vom Glottisrande, oder vom Rahmen, ferner je nach der verschiedenen Dicke oder Steifheit der Bänder und je nach der grössern oder geringern Tension der Luftsäule einen ziemlichen Spielraum hinsichtlich der SchwingungszahK der bis zu einer halben Oktave betragen kann. Man kann in Fällen, wo man zweifelhaft ist, ob man einen Grund- oder Hochton vor sich bat, sich dieser Manipulation bedienen, um das Register zu bestimmen'. Findet eine Erhöhung des Tone3 dabei statt, so hat man ei- nen Grundton, entstand degegen eine Ton vertief ung, so hat man einen Hocli- ton vor sich. Der Mechanismus der durch eine solche Verschiebung der beiden Band- ebenen entstehenden Schwingungen ist im Allgemeinen und Wesentlichen derselbe des Gpgenscbl agregisters , das , wie virir früher bemerkten , auch an solchen Bändern leicht und gut anspricht, deren Glottisränder schon von Haus aus gegen einander etwas verschoben sind. Folgende Wrsuche dürf- Doppelzangen in eiqer Ebene, gleicbgesliminf: Register- Modif. 4X1 ten je» h-^e' fi«) >» eis ' — eis • gis« .»» >» >» >» d» Septime g-f' g'*^ >» c'*) — f» g'**) jt f— es« des« »» e> — a» g^ Sexte d>-h' g» Gr.Tertie d< fis' e» Gr. Sexte h— gi8 fi8> }f h— dis» dis« Quinte h-f» d>— a» e» fis> («ehr (lüane BAn- »j « » j» h»^fis* Spinnani; (t«r (srhmalen) W«- der*«^»r«rbH»fh der.) Kl. Tertie h — d» d' ■» ci-g» e» »1 d» — f\ e» i> » >} n f» eis» Sekunde fi_gi f._gi Js» f«~fis« Doch nähert sich derselbe mehr dem Grundtone des hoher, als dem des weniger gespannten Bandes, und liegt in der Regel eine Stufe unter letz- terem. Die Schwingungszahl wird also vorzugsweise vom stärker gespann- ten Bande bestimmt. Die Spannung der Anspruchsluft hat dabei schlechter- dings keinen Einflnss, denn mag man schwach oder stark .blAS^^i ^^^ Grand- ton eines solchen Apparats, mag die Bänderspannung eine gleiche oder ungleiche sein, wird dadurch weder erhöht noch vertieft. Wohl aber kann unter Umständen durch verstärktes Blasen ein neues Register auftreten, da- von später. Die Erklärung der Tonstufe dürfte etwa sich' nach folgenden zwei Hypo- thesen geben lassen. 1) Der Ton, den wir hier als dem Grundregister ange- horig annehmen, wird zunächst von den Schwingungen des gespannteren Bandes a geliefert, als dem schneller***) ansprechbaren. Wäre das andere, schlaffere Band b durch eine feste Holz- oder Metallplatte vertreten, so würde das Band a einen Ton geben, der eine Quarte bis Sexte hoher liegt als sein Grundton. Allein dies ist nicht der Fall ; es ist ein nachgiebige« Gegenlager vorhanden , das durch die Luft etwas verdrängt wird , sowohl nach oben, als auch nach aussen (vom Rande des schwingenden Bandes ab- wärts) , auch wenn es nicht mitschwingen sollte. Schon dadurch wird die *) Dasselbe Band, das bei der Septime g gewesen war. *•) Die Erklärung dieser höheren (decrescendo noch hoher steigenden) Tonstufen wird weiter unten gegeben werden. ***) Weil dessen erste Schwingung ober beendigt ist, als die des andern Bandes- DoppelzDDgen in einer Ebene ii^;end , nngleichgestioimt. 4S8 Tension der ansprechenden Laftsauie verringert, nnd so die Schwingungen des Bandes a in entsprechendem Maasse verlangsamL Aber das Band b wird Tom Laftstrom gleichfalls in stehende Schwingungen versetzt Zwei gleich- gestimmte, nebeneinander in einer Eb^ne frei schwingende Bander geben aber, -wie wir wissen, ihren Grandton. Auch in unscrm Falle strebt jedes der beiden Bänder seinen Grundton su geben. Dies geht aber nicht Da, wie erwähnt, das Band a eher in Schwingungen geräth, als 6, so muss auch die Anspruchsluft in dem Augenblick , in welchem die 2. £lxkursion des Bandes b beginnt, schon durch die Bewegung des Bandes a einen neuen Bewegungs- impuls erhalten haben, der sich dem Bande b mittheilt Dasselbe kann aber bei seinem geringern Elasticitatsmodulus diesem Impuls nicht in der inten- dirten Schnelligkeit folgen, es schwingt daher zwar schneller, als es ohne diesen Impuls gethan haben wurde , aber doch nicht so schnell , als das Band a schwingen mochte. Durch diese Hemmung, die die vom schwingenden a der Luftsäule mitgetheilten Vibrationen durch 6 erleiden, vermag a auch seine Schwingungen nicht mehr in der beabsichtigten Schnelligkeit auszu- fuhren, weil das Medium, in welchem es schwingt, es durch seine langsamer gewordene Mofekularbewegung daran verhindert So kommt die sogenannte Kompensation der beiderseitigen Schwingungen zu Stande. Wohl selten ist man im Stande, bei einem gewissen Intervalle der beiderseitigen Grundtöne im Voraus zu bestimmen, welchen Blaston der Apparat geben wird; denn nicht nur 'die Differenz des Grundtons, sondern auch die der physikalen Eigenschaften der beiden Bänder überhaupt müssen hier in Anschlag ge- bracht und genau gegeneinander gehalten, werden, ehe man^ wozu gewiss eine verwickelte mathematische Rechnung erforderlich wäre, den resultircn- den Ton im Voraus bestimmen kann. 2) Der Ton wird zunächst vom schlaffern , als dem beweglichem Bande geliefert, so dass das straffere Band die Bolle des Gegenlagers, das wir uns vor der Hand als fest denken, spielt Ein festes Gegenlager erhöht, wie wir wissen, den Grundton des Einzel band es um eine Quarte bis Sexte. Ein nieht ganz festes,, oder etwas nachgiebiges Gegenlager bringt keine so grosse Erhöhung zu Stande, als ein ganz festes*. Je nachgiebiger, desto geringer diese Erhöhung. Ist demnach die Spannungsdifferenz der beiden Bänder ge- ring, so wird auch die Tonerhohung gegen den Grundton des schlaffem Bandes gering ausfallen. Nun kommt aber noch der Einfluss der Schwin- gungen des hoher gestimmten Bandes dazu, welcher in dem Falle, wo die Erhöhung durch das Gegenlager allein nicht zur Erklärung der Höhe des ge- meinschaftlichen Tones ausreicht (z. B. in den beiden Fällen , wo der Unter- schied 1 Oktave betrug g — g ' und d * — d^), das Fehlende an der Schwin- gungszahl sttpplirt, oder in dem Falle, wo das höber gestimmte Band an sich nachgiebig genug oder nicht viel weniger nachgiebig ist, als das tiefer tönende, es gar nicht bis zur vollen Erhöhung des Tones, soweit dieselbe vom Gegenlager abhängig ist, kommen lässt. Bei allen den Versuchen, wo der erhaltene gemeinschaftliche Grundton höber ausfiel , als der Grundton des höher gestimmten Einzelbandes , ist zu bedenken, dass hier gegenseitige Berübmng der Glottisränder stattfand, und dass beim Schwingen stets,' wie auch im vorigen Falle, der Glottisrand des schlaffern Bandes etwas höher sich hebt, als der des höh^r gestimmten. Bei dieser Disposüion bildet sich eine schräge und zugleich klaffende Glottis, die schon an nnd für sich auf den Grundton erhöhend einwirkt, indem hier das 28 484 U. Ueber die Solidartone. Bcblaffere Band nicht in voller Breite, sondern nur mit seiner Glottiszone, die sich gegen die übrigen Zonen desselben Bandes nrnkriimmt, in Schwin- gungen, welche hier schneller sind, versetzt wird. Ist die Schwingungszahi dieser Schwingungen mit der der gewöhnlichen vollen Schwingongen des andern Bandes übereinstimmend , so giebt der Apparat einen Ton mit der Schwingungszahi des höher gestimmten Bandes: ist jejie Schwingungszahi dagegen merklich höher, als jene,x8o giebt der Apparat beim Anblasen einen Ton, der iu der Mitte beider liegt, und daher leicht hoher ausfidlen kann, als der Grnndton des isolirten straffern Bandes. Wenn bei gut konditionirten Apparaten der bei offener Glottis in eben gedachter Weise erhaltene Grundton durch stärkeres Blasen geschwellt wird, so gesellt sich demselben die tiefe Oktave als'Neben- oder luterferenz- ton bei; durch pi?^ crescendo erhalt dieser- tiefe Ton die Oberhand und wird zuweilen ganz rein erhalten, so dass man vom obern odpr Grundton gar nichts mehr hört. Besonders schön gelang dieser Versuch bei der Stimmung in der Sexte d ^ — h ', wo der Blaston (Grundton) g * crescendo von -g be- gleitet wurde, und bei forte in dies g ganz überging, das also eine Quinte unter dem Grundton des tiefer > gestimmten Bandes stand. Ebenso er- schien > bei der Oktavenstimmung eis * — ^ eis '<^ der Blaston gis ' , crescendo mit gis sich verbindend. Zuweilen (bei breiten Bandern) ist erst eine massige Verengung der Glottis nöthig, wobei der Grundton um I Stufe steigt, um die tiefe Oktave zu erhah^n. Für gewöhnlich bleibt aber bd diesem Gegen- länanderschieben die tiefe Oktave aus. Wir werden bald auch .sehen, dass dergleichen tiefe Oktaven auch auf Tönen vorkommen können, die einem noch höhern Register angehören. Erhöhen Hess sich der Grundton einer nngleichgestimmteti Doppelzunge zunächst durch Verstärkung de^ Lnftanspruchs, wenigstens ein wenig ; weit mehr dagegen durch Deckung oder Verschmälerung des einen oder beider Bänder. In der Regel durften beide Bänder gleichzeitig nur etwa bis auf ihre halbe Breite verschmälert werden, widrigenfalls sich das Register änderte. Dagegen liess sich die Verschmälerung weiter treiben, wenn nur das eine oder andere Band gedeckt wurde. Deckung des höher gestimmten Bandes schien in einigen Fällen keine so grosse Tonerhöhung zu bewiricen, als die des schlafferen Bandes ; doch war dies nur Scheinbar , weil hier die bis zueinem gewissen Grade getriebene Deckung des schlaffern Bandes den Ueber- gang in ein höheres Register vermittelte ; in andern Fällen dagegen wurde bestimmt eine grössere Briiöhung beobachtet. Bei ineinen spä'er^n Yersnchen wurde durch Verschmälerong des höher f^espannten Bundes iimner eine ausgiebigere Tonerhöhuog bewirkt, als ^wrch Verschmaienuig des schlafferen Bandes Ja, es kamen Fälle vor, wo letztere Modifikation gar Jceine Tonerhöhang zur Folge batt<^, und wo es einerlei war, ob das gespannte Band allein verschmälert wurde, oder beide zugleich. Oder es i»rird durch ein geringeres Vorschieben der Deckplatte des schlaffern Bandes dessen Ton um %—i Stufe erhöht, bei weiterem Yorschiebeu dagegen fallt -der Ton wieder auf die Stufe des gemein sehaftlichen Grundtona, der dann matter ausfallt, und crescendo mit der höbern Okiave als Interferenzton be- gleitet wird, weicher bei noch stärkerem Anspruch allein hörbar wird, ebenso wie in andern Fällen die tiefe Oktave-^ des gerade vorhandenen Grundton s. Zuweilen lääst sich aber durch Verschmälerung beider Bänder gleichzeitig der Ton bis gegen 1 Sexte bis Oktave ohne Registeränderung erhöben. Auoh bei de9glei<^en dun*h Ver- schmälerung erhöhten Grundrönen kamen zuweilen bei stärkerem Blasen tietoe In- tet ferenztöne vor, die aber dann nicht mehr eine ganze Oktave tiefer lagen, son- dern 1 Tertie bis Quinte oder, Sexte. Vielleicht ist die tiefe Oktave stabil, and von dem erhöbenden Einflasse der Band verschmälerung nnabhängig? DoppelzuDgen in einer Ebene liegend, angleicbgestimmt 4M Das schlaffere Band springt wahrend des Seh wingangs Vorganges immer mehr vor , als das gespanntere. Wird das erstere dorch Vorschieben der Deckplatte mehr verschmälert, als das letztere, so kommt dieses beim Schwingen ebenso weit Tor, als jenes, und man kann eine Identität der beiderseitigen Seh wingungszeiien erzielen, so dass dann der gemeinschaft- liche Grundton gleiefahoch ausfallt, als der des isoKrten hober gespannten Bandes. Dieselbe Wirkung, wie das Vorschieben der Deckplatte, hat aoeh das Auf- legen der Fingerspitze, wofern es so gebandhabt wird, dass dadurch wirk- lich der gedeckte Theil des Bandes schwingungsunfahig wird. Die Berüh- rung darf daher nicht bis zui* sogenannten Glottiszone vorscbreiten.- Dieses Manöver hat, am schlaffern Bande ausgeführt, grossere Wirkung als am strafferen. Während es dort den Ton um eine Tertie bis Quarte er- höht, bewirkt es hier nur etwa eine Erhöbung von 1 Sekunde, die auch in der Regel klein ist. Sobald man vor oder wahrend des Schwingens die Fingerspitze auf die Mitte der Glottiszone legt, so bildet sich hier eineScbwi-ngungsknoton- linie, das Baud theilt sich, und schwingt mit seinen beiden Hälften, giebt also die höhere Oktave seines Grundtops. Diese Knotentöne lassen sieh leichter auf dem schlaffern, als auf dem straffern Bande erzeugen. Dabei scheint das andere Band sich passiv zu verhalten , wenigstens vernimmt mau nichts von einem Tone, der auf dasselbe bezogen werden könnte. Bei einem Apparate mit breitesten Bandern, die in d' und f^ gestimmt waren, und den gemeinschaftlichen Grundton e ' gaben, erhielt ich die hohe Oktave e^, wenn ich bei ungestörter Lage des f -Bandes das andere Band mit dem vom Rahmen an querüber die Bandflache bis auf Ptwa Vs Abstand von der Glottis geschobenen Finger dämpfte. Die Glottis stand dabei offen, und schien schwebende Schwingungen zu machen: Bildung einer Knotenlinie in der Mitte war nicht deutlich wahrzunehmen. Wurden die sehr breiten Bänder mit den aufgelegten Fingern etwa bis auf V3 ihrer Breite gedämpft, so sprang der Grundton um 1 Septime bis Oktave aufwärts, ohne dass eine Knotenbildung der Länge nach nachge- wiesen werden konnte, während durch blosses Berühren der Glottiszone des höher tönenden Bandes eine Erhöhung von nur 1 grossen Tertie ersielt werden konnte. Bei jenem hohen Tone, der auch schon durch einseitige Deckung mit dem (der Länge nach aufgelegten) Finger bewirkt werden konnte, stand die Glottis offen, die Ränder schwangen unmerklich. Jeden- falls ist dieser Ton seinem 'Mechanismus nabh verwandt oder sogar identisch dem bei zu weitem Vorschieben der Deckplatten zu erhaltenden Hochton, Ton dem wir bald näher sprechen werden. Werden die beiden Bänder einander bis zur Berührung entgegengescho- U'n, so erhöht sich der Ton in der Regel nur um eiue Stufe, nicht, wie bet den gleichgestimniten Bändern, uro 1 Quinte oder Oktave. Dabei wird der Ton oft stärker, voller. Zuweilen ist der Grundton gar nicht ausführbar, nnd es ist sofort einiger Gegendruck beider Bänder erforderlich , um über- hatipt einen Ton, der dann bisweilen sogar etwas höher, als der Grundton des höber gestimmten Bandes, ausfällt, zu erhalten. Durch stärkeres Gegeneinanderscb leben. Vorschieben der Glotlisränder gegen- oder übereinander, einseitige Laxation der Aufblähnngstension, Ver- schmälerung der gegeneinander gepressten Bänder und ähnliche Manipula- 28* ^M U* Uebcr die Solidartone. tionen waren mehrere andere Seh winguugsmodifikalionen möglich, die eben- so viele neue Tonregijätcr zum Vx)rscbein kommen Hessen. Die wichtigsten dieser Phänomene sind et^a folgende. Wenn die Bänder behufs des höhern Registers rusam^aaengeschoben wor- den sind, und der Anspruch piano gegeben wird, so entsteht oft erst ein hoher, etwa 1 Quinte bis 1 Septime über dem Grundton liegender, feiner, dunner Ton, wobei die Glottisrander aneinander haften und beim Schwingen sich sehr wenig von einder entfernen (Schwebregister) ; crescendo weichen die Ränder besser von einander, indem der schlaffe Rand vorkomnat, es dringt mehr Luft durch, und der Ton erhält die Lage und den Mechanismus, wie vorhin (gewöhnlich 1 Stufe über den Grundton). Werden die Bänder, nachdem sie durch all mälige Deckung mittels der Platten bis etwa auf die Hälfte ihrer Breite den höchsten Grundton , dessen sie fähig sind, gegeben haben, durch weiteres Vorschieben der Platte noch mehr verschmälert, so springt der Ton um einige Stufen, in der Regel um 1 Quarte oder Quinte, in die Höhe, ^nd geräth so in ein acnes Register , bei welchem die Bänder merklich ab und sehr wenig auseinander getrieben werden, die Glotlisränder aber einander aiemlich parallel gegenüberstehen blei- ben, und in dieser Lage Schwingungen machen, die beträchtlich kurzer und schneller sind, als die des Grundregbters. Diese Schwingungen geben einen Ton, der, wenn die Glottisränder dabei sich berühren, gewöhnlich dünn und zart einsetzt, oder Verstärkung ohne gleichzeitige Vertiefung zala»st. Sobald bei wachsendem Anspruch oder sonst einem Einfluss der Ul»ttisrand des schlaffern Bandes über den andern zum Yorsprung kommt, bildet sich sofort eine seitliche oder schräge Glottis, die Lufttension lässt nach, und die Schwingungen werden langsamer: der Ton fallt dann etwa ebenso weit zurück, als er vorher aufwärts gestiegen war. Dieselbe Wirkung erreicht man, wie schon erwähnt, so ziemlich, wenn man während der Angabe eines Tones. des Grand registers eine Fingerspitze so neben die Glottiszone des einen Bandes legt, dass dadurch letztere beim Schwingen etwas hinter der andern zurückzubleiben genötbigt wird. Jener hohe Schwebton mit zartem Timbre wird umschlagartig, oder in einen Ton des ümschlagregisters verwandelt, wenn die dabei stattfindende Konvexität der beiden seitlichen (neben der schwingenden Glottiszone ge- legenen) Bänderzonen durch wachsenden (oder gleich von Anfange hinläng- lich stark gegebenen) Luftdruck überwttnden und so die schmalen Schwin- gungen in breitere, sich auch über jene seitlichen Zoneh erstreckeoide Schwingungen verwandelt werden. Die Tonlage sinkt bei diesem üeber- gange etwa um 1 Stufe. Zuweilen ist aber der Bandapparat auch so beschaf- fen, dass dieser Uebergang iJlinälig, ohne Gewaltsamkeit, zu Stande kommt; z. ß., wenn das eine Band schon von Haus aus eine stärkere ümkrümmung der Breite nach erlaubt, und wßB dergleichen Möglichkeiten noch mehr sind. In solchen Fällen kommt es freilich nicht leicht zu jenem Schwebregister, oder es fällt dies nicht so hoch aus, weil dann der eine Glottisrand der Lufttension keinen so grossen Seitendruck entgegensetzen , oder die Luti so hartnäckig zurückhalten kann , als wenn beide Bänder gehörig steif sitid und sich nicht leicht umschlagen lassen. Schon beim Grundregister kommen dergleichen Varianten zuweilen vor, wenn die gegenseitige Glottisränderlage sich etwas abändert; und es hängt zum guten Theile von dieser Lagerung ab , ob der Grundton eines ungleich- Doppelzungen in einer Ebene liegei:d , ungleichgefrtinmit. 4S7 stimmigen Apparats hoher oder tiefer ansfallt. So gab der grussctre meiner Apparate mit 3 Bändern mittler Breite, die in h nnd f gestimmt waren, nur liei genauer Fiximng der AiuMnränder, und wenn die beiden Olottiaränder gut nnd ge- nau in einer Ebene einander gegenüber standen, bei schwachem Anspruch den Ton e*, während crescendo der Rand des i«chlaflfeni Bandes vorsprang, dadurch*die Glottis in eine Fchräge umgewandelt,* die Exkursionen überhaupt freier nnd zu leichterem Anspruch gebracht wurden, und der Ton um 1 Stufe stieg. Bei dem erstem Ton- Vorgänge blieben die Oiottisränder im toto einander parallel gegenüberstehend, und klaÄen während d^r Exkursionen nur wenig auseinander: nach dem Versuch war die vorige Lagerung der Bänder wieder da. Beim 2. Tonvorgange prallte der Glottis- rand des sclilafforen Bandes vor, und blieb auch nach Aufliören der Schwingungen * ein wenig über den Rand des andern Bandes geschoben stehen. Jener Sprang, der der weHern Erhöhnng des Grundtons bei Verschma- lerang der Bänder durch Yorsebieben der Deckplatten ein Ziel setzt, und den Uebergang in ein neues Register bezeichnet, lässt sich vermeiden, wenn die beiden Bander, nachdem sie etwa zur Hälfte gedeckt sind, gegen ein- ander geschoben werden. Der Uebergang ans dem Grundregister ins hohe (Gegenschlag- oder Schwebregister) geschieht dabei so unmerklich, dass ich früher dadurch irre geführt glaubte , man könne durch blosses Verschma- lern der Bander den Grandton bis auf seine Decime u. s. w. erhohen. Dies ist aber nicht der Fall : die kohern Tone , die hier erhalten wurden , werden nicht mehr durch durchschlagende, sondern durch gegenschlagende oder durch schmale (schwebende) Randschwingnngen erzengt. Zo weilen stellt sich, wie schon angedeutet, die tiefe Neben- oder InterferenK- oktare erst auf diesem hohen Register ein. So bei dem schon einmal erwähnten Apparat, dessen Bänder in h — f ' gestimmt waren. Wurde hier das schlaffere Band um die Hälfte verschmälert, das hohe breit gelassen, so kamen, was bei vorliegen- der Frage von Bedeutung zu sein scheint, bei der Luftgebung beide lilottisrander so ziemlich ins Grleichgewlcht , d. h. sie machten gleich weite Exkursionen, und der Ton war c*. Crescendo wurde dieses e * von Nebenschwingungen begleitet, die ge* nau c ^ gaben , beide Töne wurden eine Zeit lang ganz schön , ohne einen widrigen Eindruck zu nrachen, zusammen gehört, bis bei forte nur noch der tiefe Ton allein vernommen wurde. Wenn die Stimmritze etwas weiter gemacht wurde, so fand • keine tiefe Oktave mehr statt, der Ton (e*) wurde voller und vertiefte sich cres- cendo auf b\ Wenn der Glottisrand des schlaffern Bandes, das also von Haus aus vom Winde starker abgetrieben wird, und weitere, höher, als die des gespann- tem gehende Exkursionen zu machen strebt, mit der Fingerspitze oder ir- gend einem Instrnmente so weit niedergedrückt wird , dass er unter den dos andern Bandes zu stehen kommt, dann sind je nach Maassgabe der Ein- wirkung verschiedene Tonmodiiikationen möglich. Wird vor Beginn der Schwingungen jener Glottisrand niedergehalten, so schwingt das andere (höher gestimmte) Band mit tonangebenden Exkursionen , die einen etwa l Tertie höher, als der anfängliche Grundton, liegenden Ton geben, der übrigens um so höher ausfällt, je näher dem Glottisrande die Berührung stattfindet , und umgekehrt. Wird derselbe Glottisrand nach schon erfolgter Einleitung der Schwingungen leise berührt, so bildet sich der 1 Oktav«^ hö- her, ab der vorige Grunaton liegende Knotenton, der übrigens auch je nach der Grösse der durch die Berührung getroffenen Bandfläche einiger- maassen variiren kann. Wird die mittlere Zonä des Bandes niedergedrückt, so stemmt sich die Glottiszone beim Anspruch aufwärts, kann aber nicht bis über den Glottisrand des andern (gespanntem) Bandes sich erheben; beide Glottisränder bleiben mehr oder weniger zusammenhaften , und käm- pfen gleichsam um den Vorrang. Je nachdem nun mehr die eine oder die 488 11 Ueber die Siolidaitonc, andere Glottiszone bei den Exkursionen die Oberhand erhalt, ertönen bald höhere, bald tiefere Töne, die jedoch immer einige Stufen höher liegen, als der anfängliche Grandton; • Nach diesen and ähnlichen Beobachtungen können ^'ir drei Modifikatio- nen des hohen oder des Gegenschlagregisters , wenigstens an ungleichatim- migen Doppelbändern, unterscheiden. 1) Das bereits bekannte, schon bei geringem T/uftdruck erfolgende Ge- genschlagregister, von weichem, sanftem Timbre, das sich crescendo vertieft, und dessen Unterschied vom Grandton um so viel .mehr beträgt, je geringer das Intervall der beiden Bändergrundtöne ist, wie wir noch ge- nauerangeben werden. Die gegenseitige Stellung der Bandränder zu einan- der, sowie die Kraft, mit welcher dieselben aufeinander, drüdken und der Luftsäule Wied erstand leisten, bewirkt, wie schon erwähnt, verschiedene Stufenabweichungen. Die Schwingungen geschehen von der Stimmbandebene ans, die Bänder werden nicht erst von der Luft über dieselbe abgefrieben, bevor die stehenden Schwingungen beginnen. Bei sehr schräg stehender Glottis können die Rekursionen sogar etwas unter die Stimm bandebene ge- hen, was Tonvertiefung zur Folge hat, und wohj auch nur bei starken Tö- nen vorkommt. 2) Die Tonschwingungen beginnen erst, nachdem die Bänder vom Wind ein Stück über die Bänderebene aufgetrieben oder aufgebläht worden sind : die Glottisränder haften in toto aneinander, öffnen sich beim Schwingen sehr wenig, der Luflanspruch braucht Jedoch nicht viel stärker zu sein, als beim vorigen Register, die Tonstufe ist bei ungleich gestimmten Bändern meist bedeutend höher, als die des vorigen Registers. Durch verstärkten Luftauspruch jschlägt der Tou oft um in die vorhin erwähnte Modifikation des vorigen Registers mit Bildung einer seitlichen, verhältnissmässig weiten Glottis; der Sprung kann hier fast eine ganze (tiefere) Oktave betragen. S. auch oben S. 436. 3) Die Bänder werden vom Wind aufgetrieben, die Glottis klafft ziemlich weit auseinander, es ist verhältnissmässig starker Luftdruck erforderlich, um einen Ton zu erhalten , die Schwingungen sind sehr klein und nnr auf eine schmale Randzone beachränkt, die Schwingungszahl noch höher, als die des vorigen Registers. (Jeberhaupf bedingen der Spann u ngsgrad , die Breite, die Ebenen Verhält- nisse der Bänder noch verschiedene Modifikationen. Wo der Tonstufenunterschied beider Bänder nnr 1 bis 1 V^ Stufe beträgt, da bewirkt die Gegeneinanderschiebung der Bänder eine grössere Erhöhung, z. B. um eine Tertie, Quinte bis Oktave, und es nähern sich dann die Bänder in dieser Hinsicht so ziemlich den gleichgestimmten. Bei sehr breiten (in d * und f ' gestimmten) Bändern erhöhte ein massiges Zusainmensohieben nnr um 1 Stufe y stärkeres bis auf die Sexte des gemeinschaftlichen Grundtons*). Wo der eine Glottisrand (des gespanntem Bandes) über den andern aufge- worfen war, da erhöhte sich durch Gegeiischieben der Grundton um 5 Stu- fen , welcher höhere Ton anfangs von einem , dem Grundtoae entsprechen- den Interferenztone begleitet wurde, bei stärkerem Gegendrucke aber rein zum Vorschein kam. nw *^ ^**' »cheint es, nach meinen Versuchen, als ob diese Erhöhung allemal 1 UKtave minus den Tonstufenunterschied der beiden Bänder betrage. I I I I Interferenzphaoomene elaatiacber Zangen. Sind die angewandten Bander schmal und sogleich sehr wenig gespannt, da liegt der gemeinscbafÜiche Grandton immer höber, als der des ge* spanntern Bandes. In einem solchen Falle lag er genau eine Oktave hoher, als Grundton -des schlaffern Bandes ^ und dabei 11/2 ^^ufe hober, als der bei geschlossenen Randern erscheinende Gegenschlag ton mit schrä- ger Glottis*), aber 1 Quarte tiefer, als der bei klaffender Glottis und mit Kacdscbwingungep sich bildende Ton.. Sind dergleichen schmale Bander starker gespannt, dann weichen ihre Tonphänoniene' von deifvon uns als normal aufgeführten nicht ab. Ebenso verhalten sich auch massig breite, aber sehr dünne Bander normal. Wenn der Glottisrand des tiefer gestimmten Bandes etwas dicker ist und höber steht, als der des andern Bandes, so sind die YerhäUnisse am nor- malsten. Um in dieser Hinsicht eine Ausgleichung so erzielen , nahm ich 2 von Haus aus ▼ erschieden dicke Bänder, und suchte das dickere Band durch stärkere Spannuqg auf etwa gleiche Dicke mit dem andern (schlaffern) Bande zu bringen. Es ragte non das letztere nicht, wie in den meisten bis- herigen Versuchen, über das andere weg, sondern es standen beide in fast gleichem Niveau. Die Einzelstimmung war h und gis ' , Abstand 1 grosse Sexte. Die erhaltenen Tonphänoroene wichen jedoch kaum von den bisheri- gen als normal bezeichneten ab. Der Grnudton fis^ wurde, wenn das tie- fere Band bis auf etwa % seiner Breite gedeckt wurde, von der hohen In- terferenzoktaye begleitet, die bei stärkerem Blasen oder bei Zusammenschie- ben der Bänder rein erschien, sich wohl auch durch Verstärkung dies<*r Operation noch etwas erhöhen liess, welches Letztere auch noch in andern Fällen Leobachtel wurde* Solche Töne des hohen Registers sind auch durch Verscbraalerang des schlaffern Ba|ides, wenigstens mehr, als die dem Grund- register angehörigen Töna, erhöhbar. Beim Einziehen der Luft oder beim Anspruch von vorn konnte ich keine erheblichen Abweichungen der Tonphänomene von den an gleichgestimm- ten Zungen erhaltenen beobachten. Von dem vertiefenden, beziebendlich erhöbenden Einfluss, den Rohran- satze auf die hier betrachteten Töne ausüben , sprechen wir in einem eige- nen Kapitel. . c) Interferenzphänomenc. E8 wird hier der geeignete Ort sein, über diese Phänomene, die sich uns nun bereits unter verschiedenartigen Verhältnissen und Bedingungen darge- boten , und über weiche wir durch die bisherigen Forschungen ein vorläufig geniigendes Material erhalten haben , zu einem "gewissen theoretischen Ab- schlusd gelangen zu suchen: Wir wollen daher diese Phänomene zuerst in ein Resümee zusammen fassen , die Bedingungen , unter weichen sie auftra- ten , vergleichen , und dann eine Theorie derselben versuchen. Zuerst traten uns Phänomene der Interferenz, d.h. der gegenseitigen Einwirkung zweier sich nahe genug liegenden Wellensysteme - auf einander, an freien Einiippen entgegen. Wir sahen und hörten , dass, wenn ein elasti- sches Band so über einen Rahmen , der sich in einen Hohlkörper fortsetzt, aufgespannt ist, dass der dasselbe mittels des Tubulus ansprechende Luft- strom es von zw ei Seiten in Bewegung zu versetzen vermag, zweierlei Wellen- bewegungen in demselben erregt werden konnten , von welchen die eine von *) Später stimmte seine Stafe mit der dieses letztem Tones so siemlich Qberein. 440 II- Ueber die Solidartune. der getroffeneD Kante , die andere von der Fläche anjs begann , von welchen also die erstere eine laliladinale, die andere eine transversale war. Es ge- riethen also hier zwei Wellensysteme mit einander in Kollision, deren Be- wegungen oder Wellenaxen in einem rechtea Winkel zu einander standen. Die Phänomene, welche hierbei beobachtet werden konnten, gaben der An- sicht Kaum, dass, je vollständiger die beiden Welleusysteme sich über die ganze Bandfläche oder Banddicke verbreiteten, de^to grösser das Intervall der beiden d&durch bewirkten Tonphänomene ausfiel, d.h. dass dieses In- tervall bei möglichster Vollständigkeit beider Welleusysteme eine volle Ok- tave betragen mochte. Da jedoch die Möglichkeit zweier mit selbständiger Tonbildung gleichzeitig in einem und demselben Bande auftretender Wellen- systeme auf Grund an der weiter akustischer Vorgänge bezweifelt werden kann, und ich später dhs ganze Phänomen, wenn ich nach diesen Voraus- setzungen den Versuch wiederholte, und dabi^ialle Störungen Vermied, nicht wi?der erzeugen konnte, so vermuthe ich, dass jene Interferenzen durch Siösse entstanden seien, die der vordere Bandrand bei seinen Transversal- schwingungen gegen den Tubulus machte, was leicht übersehen werden konnte, da man bei diesem Versuche den vordem Theil der Schwingungs- sphäre eben niüht sehen kann. Was dabei überhaupt mit Augen wahrzuneh- men war, habe ich bereits, so viel wenigstens meinp Augen davon zu ei^ fassen vermochten , früher augegeben. . Zweitens kamen uns dergleichen luterferenzphänomene mehrmals bei den Versuchen mit gefassten , durch einen die ganze Bandkante bewegenden Luftstrom intonirbaren Einiippen vor. Als Grundbedingung dieser Interfe- renzen stellt sich, bei Vergleichung der dier anziehbaren Phänomene, her- aus, dass bei einseitig erzeugter Wellenbildung keine Interferenz, kein Auf- schlagton erzeugbar ist, weder an frei Schwingenden Bändern, so lange in deren Schwingungsphäre kein Hinderniss gehiüten wird , noch an gefassten Einzelzungen, welche nur von einer Kante aus in Schwingungen versetzt worden Sind, sondern, dass auch hier zwei nach verschiedener Richtung gehende Wellensysteme in dem Bande erregt werden müssen, um ein sol- ches Interferenzphänömen zur Wahrnehmung kommen zu lassen; und zwar ist es immer ein sekundäres^ d. h. erst nach der Eiregung des einen, trans- versalen Wellenvorganges eintretendes und diesem sich beigesellendes Schwin- gungsphänomen, das die andere, anfangs ruhende oder anders schwingende Randzone sollicitirt, welches die Entstehung. des interferiren den Nebentons vermittelt. So beobachteten wir in Vers, a) S. 369, dass erst bei stärkerem Anbluen ausser dem primär schwingenden, der Platte P zngekehrten Theile des Bandes /. auch die dem Rahmen R aufliegende Zone sich von diesem abzuheben und in Schwin- gungen, die wir als auf- oder anschlagende bezeichneten, zu gerathen anfing; und erst bei Eintritt dieser letttern ertonte der tiefe Schnarr- oder Interferenztnn mit. Desgleichen erhielten wir bei Vers, i) 2. durch Einziehen der Luft crescendo gleichzeitig die beiden Töne g' — g, von welchen der tiefere durch Schläge entstan- den zu sein schieti, welche die Membran gegen die Klappe (oder umgekehrt die Klappe gegen die Membran) führte. Ausser diesen durch aufechlagemie Schwingun- gen erzeugten begegneten wir aber auch einige Male Interferenzen, welche dnrch blosse Streifun gen der nicht primär schwingenden Bandkante' am Rahmen odei tiegenlager entstanden zu sein sdueuen. So im Vers, b), c) und e). In b) beob- TJ^ n^x ^*' ^^"*" Interferenzton in Folge der Streifungen des primär nicht tonen- «o J •/ k ^®^®®^*<^") Bandrande» gegen den Rand der Deckplatte, nachdem diese Ki.liu! *°«®*?ge" war, dass ihr Rand mit dem des Bandes beim Lufkanspruch in Band di«f ^Ik " konnte. In c) fand dasselbe am Rahmenrande statt, wenn das **«™»eiben zu nahe gerückt worden war. In e) erschien ein Iiiterferenxton, InterfereozpbaDomene claatischer Zungen. 441 vnm das die BiAmenaportiir fast genau deckende Band sich etvas verschoben nnd dabei mit der einen Kante dem einen Rahmenrande au nahe gekommen war. Ausser diesen Interfeienztönen, welche sämmtlicb tiefer waren, als der Grund- oder Pri- märtou, begegneten wir aber auch in Vers, h) 1. solchen , welche 1 Oktave hoher la^n, als der anfanglich erscheinende. Der (l Sexte unter dem Grandton liegende) Tod e^ wurde hier oft mit der Oberoktave, e * begleitet, die aber nach Umständen aach allein erhalten werden konnte. Dieselben Versuche an einlippigen Apparaten gaben uns aber aucb be- reits die Mittel an die Hand, dergleichen Interferenzen zn verhüten, und den einen oder den andern Ton nacfa Belieben rein zu erhalten, lieber die Art und Weise, den hohen Ton rein zu erbalten, brancben wi#hier nicht weit- läufig zu sein : wo nur eine Stimmritze wirken soll , muss man dem Entste- hen einer zweiten voi beugen , wo zwei Stimmritzen tbatig sein sollen« musa man dafür sorgen, dass in beiden nur durcbsch lagende oder überschlagende (schnCebende) Schwingungen stattfinden. Um den tiefen Ton allein zu erhal- ten, veriabre man, wie es in den Versuchen e), i) und k) angegeben ist. Also man blase entweder einen Apparat, wie Figur A» oder B. unter Ver- such e) von vorn an , wo ein eine Quarte bis Quinte ufiter dem Grundton liegender Ton erhalten wurde, oder man blase einen Apparat, dessen Olot- tiszone yo« einer biegsamen Platte bedeckt ist, von hinten an, nnd man wird noch tiefer liegende Tone erzielen können; so wie man aucb nach J. Müllers Vorgange und nach Versuch k) Tone, die eine Quarte bis Quinte nnter dem Grondtone liegen , erbalt , wenn man eine Membran, unter deren Glottisrand eine feste Platte geschoben ist, von vorn anblast. Gehen wir nun zu den zweilippigen Apparaten über, so bieten sich uns die Interferenzpbanomene noch weit zahlreicher dar. W^aa zuerst die gleichgestimmten Bander anlaugt, so erscheinen dieselben fast regel- mässig, sobald sich hier Gegenschlag mit Aufschlag verbindet, d. h, wenn die Band er soweit einander genähert worden sind, dass sie beim Anblasen das iiobe Register hören lassen. Wird hier der Luftanspruch verstärkt, so mischen sich dem anfangs reinen Tone die Interferenzschläge, welche in der Regel ei- nen eine Oktave tieferen Ton geben, bei ; bei noch stärkerer Luftgebung ge- winnen diese tiefer tonenden Schwingungen die Oberhand, so dass fest nur noch der tiefe Ton gebort wird. Der tiefe Ton istaber nicht identisch mit dem Grund- tone,aach wenn er mit demselben auf gleicher Stufe steht. Er klingt raub, und lässt schon anf den ersten Gehorseindruck erkennen, dass er durch einen andern Mechanismus entstanden ist, als jener. In vielen Fällen liegt er auch, ^'ic wir bald sehen werden, merklich tiefei*, als der Grundton. Ferner konnten Interferenzpbanomene bei von Haus aus offener Glottisvorkommcn, entweder wenn die Bänder absichtlich gegen einander getrieben werden, und beim Intoniren nicht das hohe Register anspricht, sondern der Grundton, dem 'sich ein etwa eine Quinte tieferer Scb narrt on beimischt; oder wenn der Ton nicht sofort ansprechen wollte, nnd die Bänder in Folge der durch den Luftdmck entstandenen Auftreibung^ endlich von den Deckplatten so- weit wegrutschten , dass ihre Glottisränder beim Exkurriren in Kollision kommen mnssten. Bei allen von uns angewandten Bändersorten und Appa- raten, haben wir diese Phänomene beobachtet, mit Ausnahme der dicken, an der Glottiszone zugeschärften Bänder. Am sichersten erschienen sie, wenn der eine Glottisrand beim Schwingen etwas über den andern vor- prallte oder wenn derselbe gleich von vorn herein etwas vor oder über dem andern lag. Dagegen habe ich beim Einziehen der Luft oder beim Vornan- 442 II« Ueber die Solidartune. «pruch Interferenzphanoroene nocb nicht herrorforingen gekonnt.*) Aoeh durch stärkere» Zusammendräcken der Glottisränder, aber aacb umgekehrt darch Abziehen derselben von einander wird das Zustandekommen dieser Tonphä- nomene aufgehoben. Das Intervall der beiden interferirenden Töne beträgt bei Bändern von gleicher Stimmung immer eine Oktave, sobald der Ton des hohen Registers ^eine Erhöhung von einer Oktave über den Grnndton zeigt; in andern Fällen kann das Intervall auch geringer sein. Bei Bändern von ungleicher Stimmung beobachten wir manche Ab- weichungen. Zuerst tritt uns hier der eigenthümlicbe, jedoch (seit der 8. 438 mitgetheiUe'n EriVdeckung) nicht mehr auffallende Umstand entgegen, dass der tiefe Interferenzton häutig siöh dem Blastone beigesellt^ der als Grund- ton dieser Apparate zu betrachten ist. So wurde bei der Pizzicatostimmung d' — d* das Interferenzphänomen a' a, bei c* — g^' die Tone f * f, bei d'— h die Töne g^ g, bei eis* -»-eis* die Töne gis^* gis beobachtet u. s^w. Demnach lag hier der tiefe' Interferenzton in der Regel beträchtlich, in einem Falle eine ganze Sexte, tiefer, als der Grundton des tiefer gestimmten Bandes. Ferner erschienen »bei ungleich gesnmmteii Bändern oft Interferenzen auf höhern Tönen; und zwar nicht "nur auf dem dcfrch VcrschmälerUng des einen oder andern Bandes erhöhten Grundtone, sondern auch auf Tönen, die ei- nem höhern Register angehörten. In letzterem Falle lag der Tieftoh nicht allemal eine Oktave unter dein 'Hochtone, sondern zuweilen betrug dies Intervall weniger, gewöhnlich eine Quinte, einmal sogar nur eine Tertie. Das Merkwürdigste war aber, dass bisweilen (von mir bis jetzt in drei Fäl- len deutlich beobachtet) der Interferenz ton , anstatt wie gewöhnlich in der Tiefe, vielmehr in der Höhe lag. In dem einen Falle, den ich, ubwobl die Grundstimmung beider Büider dis* betrug, doch hierher. zu rechnen geneigt bin, weil der dem Grandregister zuzurech- nende Blaston, vielleicht wegen Terschieden^r Elasticitätsverhältnisse der Bander, die auffallende Höhe Ton gi^^ zeigte, gesellte sich bei Verschmälernng der Bänder dem 'dabei auffallender Weise unerhöht gebliebenen Grundtone, der hohe Interferenz- tOD da^ bei; 'in den> andern Falle, der noch deutlicher das Phänomen zeigt« (klei- nerer, mit zwei dünnen Bändern [d* — a'] bespannter Apparat) wurde der durch Becken des schlafferen Bandes auf gis* erhöhte Blaston des Grundregisters cres- cendo von d^r- hohen Interfert» nzoktave , die sich ihren akustischen Eigenschaften nach der in den ändern Fällen beobachteten tiefen analog verhielt, begleitet. Bei stärkerem Anspruch verschwand der, Tiefton allmälig, ui)d der hohe trat, nachdem die durch Interferenz entstandenen Tonfragmente sich gesammelt hatten, rein und ungemischt hervor. Der dritte FalT gehört einem einlippigen Apparat an, s. diese Versuche i) 1., wo' der tiefe Aufschlagton crescendo von der hohen Interferensöktave begleitet wurde. Was nun dad Qualitative oder das Timbre die^r Interferensphäno- Diene anJangt, so lassen -sich hi^r allerdings sehr verschiedene Grade und Ta- rietaten unterscheiden. Bei gut beschaffenen Bändern macht ein solches In- terferenzphanomen, so lange man den hohen Ton noch vor^-alten läast, anf das Gehör den Eindruck, als ob den guten, normalen Schwingungen dieses Tones noch andere, aber anders erzeugte, fortwahrend oder nur zeitweise beigefugt worden waren. Ich sage i beigefügt, nicht eingestreut oder zeit- weise substituirt, denn man hört den hohen Normalton während dieses Voi^ ganges fortwährend und nn verkümmert oder ununterbrochen mit, alao ist die Interferenz nicht etwa eine Abwechselung der dem hoben Tone ange- *) Bei vielen später zu betrachtenden Versuchen (mit Ansatzrohr) werden wir je- doch Gelegenheit haben, aie zu beobachten. InterfereDzphanomene elaatischer Zungen. 44S hörigen Schwingungen mit den andersartigeo Schwingungen des Nebenton«, sondern es sind zwei verschiedene, aber gleichzeilig, nebeneinander h6r> bare phonische Vorgänge* Allerdings ist es möglich , dass der den hohen Tod erzeugende Schwingnngsvorgang-bes^eitigt« und der tiefe, schnarrende Ton allein gehoK wird, dann aber kann von keiner Interferenz mehr die Rede sein , da jener Ton isolirt und selbststandig auftritt. Eine Beschrei- bong der interferirenden Scfaalleffekte ist naturlich unmöglich. Wir können HOS nur a.n vorhandene Ausdrucke anlehnen. Der bezeichnendste Ausdruck far das Timbre der interferirenden Schwingungen ist: Schnarren. Wenn Schnarren mit Tönen kollidirt oder interferirt, so giebt es bekanntlich einen Übeln Klang. Zuweilen reisst (dieser SchnarrTorgang ab , um bald darauf wiederzukehren: es finden interferireude Stösse oder Tonfragmente statt, neben welchen der Mechanismus des hohen Tonvorgangs ungestört fort* besteht. Der Mechanismus der Toninterferenz ist bei Doppelbändern*), so weil ich ihn bis jetzt habe auffassen gekonnt, folgender. So lange der hohe Ton allein gehört wird, gehen die Schwingungen nicht unter eine gewisse, die Bandebene noch nicht völlig erreichende konvexe Kurve herab: es sind also sogenannte über- und (bei gleichgestimmten Banidern) zugleich gegenschla« gende Schwingungen. Sobald aber das Interferenzphänomen hinzukommt^ erweitert sich die bisherige Schwingungssphäre, jene Kurve zeigt, wenn man den Vorgang von der Seite her betrachtet, eine scheinbare Konkavität: die Schwingungen scheinen sich, wenn man das einzelne Band betrachtet, in dufcbschlagendey d. h. über die Bandebene hinaus, unter dieselbe gehende, verwandelt zu haben So erscheint der Vorgang dem Auge, sowohl von der einen, als auch von der andern Seite aus betrachtet In der Wirklichkeit ist es aber nur eine Abplattung der Glottiszone des andern Bandes, die diese Erscheinung bewirkt , die übrigen Zonen des Bandes bleiben aufgewölbt, deshalb kommt jene Abplattung dem Auge als Vertiefung vor. Fassen wir nan diesen Vorgang als einen in beiden- Bändern gleichzeitig stattfindenden auf, so ergiebt sich sofort, dass die Schwingungen, so weit sie unter die Schwingongskurve hinabreichen , nicht nur als durchschlagende, sondern auch als anschlagende betrachtet werden müssen, dass die mittlere Partie der Glottisränder, die ja von vorn herein schon einander bis zur Berührung^ wenn auch gerade nicht zur Andrückung, genähert waren, sobald sie beim Rekurriren wieder in die Glottislinie gerathen, gegen einander schlagen, ei* ner an den andern anschlagen muss. Hierzu kommt, ^dass bei jeder stärkern Lnitgebung die Bänder während ihrer Aufhebung durch den Luftstrom et- was in der Mitte ihrer Bjreitenfläche nach innen verschoben werden, so dass der Glottisrand, von oben betrachtet, eine nach innen konvexe Kurve dar- stellt, die bei der Reknrsion noch nicht völlig in die gerade Linie übergeht. Beide Glottisränder zusammen konvergiren demnach bei ihrem Vorgänge, und auch bei ihrem Rückgange noch etwas, wenigstens so viel, dass der mittlere Theil dieser Kurve auf den entsprechenden desandern Bandes auftreffen muss. Auf diese Weise theih sich die Schwingungssphäre solcher Apparate, wenn wir einen senkrechten Durchschnitt derselben (Fig. 137 J9.) betrachten, in zwei Abtheilungen , eine obere , und eine untere. Die obere a b zeigt, *) Zur Erklärung des Mechanismus dieses Phänomens an Einzelxnngen werden die bereit« znAnfiuig dieses Kapitels gegebenen Bemerkangen hinreichen. * 444 II. Ueber die Solidartone. ' wenn wir den Vorgang wahrend der Reknraion auffaaaen, eine von oben nach unten gehende , in Bezug auf die gleichzeitig stattfindende des andern Bandes konvergirende Bewegung, in der untern Abtheilung b ist die Kon- yergenz in der Mitte bis zur gegenseitigen Berührung gediehen. Die ur- sprünglich intendirte durchschlagende Gesammtschwingung, die bis unter die Bandebene gehen würde, wird also während des Moments , in welchem das Band durch den Punkt // sich zu bewegen strebt, durch das entgegenge- kommene andere Band unterbrochen und in eine momentane Aufischlag- schwingung verwandelt, wodurch der Durchschlag an seiner Vollendung gehemmt wird. Ueber den Mechanismus dieses Aufschlags können wir nur Vermuthnngen aufstellen, da mir wenigstens bis jetzt die Mittel fehlten, den- selben genauer zu beobachten. In solchen (gar nicht seltenen) Fallen , wo die einzelnen Schläge nnre- gel massig erscheinen und sich nicht zu einem deutlichen Tone summiren, beobachten wir ein eigenthümliches Schwanken und Zittern des einen Band- randes , da» mit dem verglichen werden kann, was wir bei den Interferenz- phänomenen der frei über einen weitern Rahmen aufgespannten Einzelzun- gen wahrnehmen, wenn sie in gewisser Richtung mit dem Tubnlus angebla- sen werden. Jedenfalls ist der Mechanismus dieser Schläge beider Band- ränder gegen- oder aufeinander, obwohl im Wesentlichen immer ders^lbe^ dennoch in yerschiedenen Fällen ein verschiedener. Wo der Interfereozton genau eine Oktave unter dem Hauptton liegt, da kommt jedenfalls auf eine volle Schwingung der Bänder ein Schlag, der, wie schon vorhin an- gedeutet, zu Ende der Rekursion oder zu Anfang der folgenden Exkur^ sion stattfindet. Wäre das Umgekehrte der Fall, machten die Bänder durchschlagende Schwingungen, und kämen auf diese Weise die Bänder sowohl während ihres Vorgangs als auch Rückgangs einmal mit einan- der in Kollision, so müsste der Interferencton dieselbe Schwingungszahl haben, wie der Hauptton, und es wäre hier überhaupt nur ein Ton mög- lich. Wo dagegen der Interferenzton um ein geringeres Intervall rom obern Tone absteht, da vermuthe ich, dass die atifschlagende Wellenbe- wegung nicht der ganzen Glottislänge entlang eine und dieselbe war , son- dern dass in einer dem Rahmen näherliegenden Partie der Bänder deren Glot- tisrändcr nur zu Ende der Rekursion einen Aufschlagsvorgang darbieten, in einer mittlem Partie dagegen, in welcher ja überhaupt das Band während des Schwingungsvorgangs mehr nach innen getrieben wird, sowohl während defr Ex- als auch während der Rekursion ein Stoss geführt wurde , welche beide Siosssysteme sich dann zu einem Mitteltone ausglichen. Für diese Hy- pothese scheint auch die Beobachtung zu spreche^ , dass man beim seit- lichen Einblick in die schwingende Glottis die Schwingungssphäre in der Mitte der Glottis mehr nach unten reichend wahrnimmt, als in den beiden Seitenpartien derselben. Bei Apparaten, wo der eine Glottisriuid etwas aufgeworfen ist, hoher als der andere steht, oder gar etwas über den andern weggeschoben ist, wo also die Glottiszonen in einer gewissen Breite über einander stehen oder liegen, da verhalten sich die Bänder, auch wenn sie von Haus aus gleich gestimmt sind, in gewisser Hinsicht wie ungleich gestimmte Bänder. Denn das untere Band macht hier offenbar kleinere und schnellere, das obere dagegen, das mehr Flucht hat, grossere und langsamere Exkur- sionen. Es bildet sich eine schräge Glottis: beide Bänder schlagen einander InterferenzphaDomene elastischer Zungen. 445 entgegen , es treffen jedoch bei massigem Ansprach ihre Schlage nicht auf. Der auf diese Art sich bildende Ton ist verhältnissmassig sehr hoch, und lag in dem früher angeführten Falle (S. 428) mehr als eine Oktave über dem Pizzicato- Ton. Bei wachsendem Anspruch ^ndejt, wofern die beiden Glottisränder über einander geschoben sind, das von den gewohnlichen Fällen, wo jene nur neben einander liegen , Abweichende statt, dass der Ton. sich erhobt, uichi vertieft, weil durch Vergrosserung der Exkursions- weite der Schwingungen des tiefer liegenden Bandes die Glottis siofc verengt, nicht erweitert. Bei noch stärkerer Luftgebuug kommt es zur gegenseitigen Berührung, zum Anlschlag, also zur Interferenz. Dieses Phänomen kann hier auf verschiedene Art und Weise entstehen: 1) durch Aufschlag des Glottisrandes deS untern Bandes gegen den des obem, dessen untere Fläche also getroffen wird : das obere Band setzt dabei seine intendirten Schwin- gungen fort, das untere dagegen wird durdi den Widerstand , den es am Rand des oberen erfährt, abgehalten, vollständige durch- oder überschla- gende Schwingungen zu machen, muss sich also auf diese aufschlagenden Schwingungen beschränken; 2) durch gegenseitigen Aufschlag der beiden Bäuderzonen, so weit sie ohne Glottisbildung aufeinander liegend durch die gleichsam tropfenweise sich andrängende Luft momentan von einander ent- fernt und sofort wieder zur Berührung gebracht werden : an sich entsteht durch diesen Vorgang nur der tiefe Schnarrton. 3) Durch Voreinandervor- beistreifen der beiden Glottisränder, sobald dieselben bei hinlänglich weit getriebener Aufblähung der Bänder desselben in der mittlem Glottispartie einande.- gegenüber gekommen sind, und das untere dem vordem bei ge- hörig starkem Anspruch aufgenothigt wird. Ist dieses untere Band schlaffer, als das obere, so wird das Phänomen natürlich noch erleichtert, wenn gleich es hier oft lange dauert, bis die Bandränder in die dazu gehörige Stellung gekommen sind. Was die Bänder yön ungleicher Stimmung anlangt, so darf es uns nach demVersuchNo. 7.S.4iS(8.auch8.430n. 441) nicht befremden, dass hier der Interferenzton in der Regel auch eine Oktave unter dem Grundton liegt, eben- sowenig, dass er sich dem Grundtone, was wir bei gleichgestimmten Bän- dern nicht beobachteten, beigeseUt. Auch ist ja der Grundton der ungleich gestimmten Bänder immer ein in Beziehung zum einen Band erhöhter Ton; ausserdem haben wir früher gesehen , dass beide Bänder gleichviel Schwin- gungen in einer gegebenen Zi^it machen, ebenso wie von Haus aus gleich- gestimmte Bänder. Dass hier mehr Modifikationen hinsichtlich des Inter- valles und des Auftretens überhaupt vorkommen, erklärt sich leicht daraus, dass wir es hier mit zwei Bändern von ungleicher Spannung zu thun haben, von welchen das eine immer weitere Exkursionen macht, als das andere, und deren eine Rand immer etwas vor oder hinter den andern sich zu stel- len geneigt ist. Je nach dem das eine oder das andere Band als stosscndes Element auftritt, muss auch das Resultat ein verschiedenes sein. Wo ein hoher Ton als Interferenz zu einem tiefen tritt, da brauchen wir bloss anzunehmen , dass die gegenseitigen Band er Verhältnisse der Art waren, dass gerade der durch aufschlagende Schwingungen gebildete Ton als erster oder wesentlicher Ton angesehen werden musste , welchem Sich dann der hohe, sonst gewöhnlich die Rolle des primären spielende, als Interferenz beigesellte. Auch hier finden die Aufschläge in der mittlem Brei- teozone der Stimmbänder an einer oder einigen einander am meisten zuge- 44C II* Ueber die SoHdartone. kehrten Stellen statt, wahrend die gegen- oder überschlagenden Schwingun- gen von den beiden Glottiszonen in toto bewirkt werden. Aehnliche Beobach- tungen , selbst solche , wo drei Tone gleichzeitig gebort wurden , haben wir auch 'an Apparaten mit £inzelbändern gemacht, z, B. in Versuch h). Hier erschien der hohe Nebenton als Begleiter eines tiefen £inschlagton6 , wenn das Band etwas an der Rahmen wand anstreifte , und so zur Erzeugung des eine Oktave/ höher liegenden Ueberschlagtons Anlass gab. DemniSh schwingen bei jeder Toninterferenz elastischer Zungen die Glot* tisrander gleichzeitig nach zwei Systemen oder Mechanismen, nach dem der durch- oder ge^enschlagenden Schwingungen einerseits, und dem der auf- oder anschlagenden Schwingungen andererseits. Letztere -finden wohl im- mer in der mittlem Breitcnzone der Bander an einer oder einigen Punkten statt, wenn hier die beiden Glottisränder beim Schwingen zui' wirklichen Berührung, zum Anstoss kommen. Es sind «Iso lokale oder punktuelle in die sonst die ganze Länge der Glottiszone einnehmenden Gegenschlag- schwinguugen eingestreute aufschlagende Schwingungen, die' sich in der Regel erst einstellen, wenn in Folge stärkeres Luftanspruchs die Bänder- flächen bei ihrer Aufblähung etwas in ihrer Fläche einwärts^ gegen den in- nern Rand des andern Bandes, verschoben werden, bisweilen aber auch den Anfang machen, so dass die gegenschlagendcn, den hohen Ton bestimmen- den Schwingungen als sekundäre oder int^rferirende anftreten. d. Pfeiftone auf elastischen. Stimmritzen. « , Mehrmals kamen bei unsern bisherigen-, an elastischen Doppelsuugen angestellten Versuchen gelegentlich wenigstens Anklänge oder Andeutun- gen an Pfeiftöne vor: es ist mir aber auch gelungen, absichtlich wirkliche, volle Pfeiftöne, wobei sich die elastische Stimmritze sehr erweiterte und während der Tonbildung weit blieb, ohne die geringsten Bänderschwingun- gen zu zeigen, zu erhalten. Das Verfahren dabei War einfach. Auf einen R:ihm«o, auf deo ich eine mit einer eingeschnittenen linieniomiigen Stimmritze versehene elastische Membran geklebt hatte, setzte ich ein Hornmund- ßtück auf, das mit seiner weitern Mfmdnng die Stimmspalte vollkommen nmfasste und als Windrohr diente, and verband diesen Apparat mit einem ähnlichen oder gleichweit bleii)enden Ansatzrohr. So erschien bei starkem Blasen ein Pfeiftou (b^— c'), der als solcher deutlich erkannt wurde, wenn ich das Ansatzrohr aus Glas oder überhaupt kurz und weit genug nahm, um das Phänomen im Spiegel betrach- ten zu können. Oder ich stekte bloss den Rahmen mit der Stimmritze an ei« Ansatzrohr, und intonirte es mit dem blossen Munde mit Vermeidung der Lippenzungentone, also bei geöffneten Lippen. Der Ton gelang daun.noeh leichter. Die Mundhöhle fan- girte dabei als Windkessel. Ein bald konisch sich verengendes Ansatzrohr vertiefte in dem einen Falle den Ton um eine Stufe, in einem andern, wo der Trichter etwas "enger war, gar nicht. Stets wurde aber der Ton durch ein sokhes sich verengendes Ansatxrcthr dumpfer. Ohne Anstitzrohr koramt niemals ein Pfeifton au/ elastischen Stimmritzen zu Stande. Es folgen demnach diese Tone denselben Gesetzen, wie wir sie früher für die Pfeiftone, besonders für die gefassten Lochtone, gefunden und aufgestellt halben. Die Schwingungszahl der so erhaltenen Pfeiftone lag bei meinen Versu- chen immer einige, (etwa tünf) Stufen höher, als die des auf demselben Ap- parate erhaltenen Zungentones. Doppelzaogen , deren tonabstufende Einflusae. 44? p. Von den die Tonslufe überhaupt modificirenden Ein- flüssen. 1. Spann ungsgrade. *) Sie hangen wahrend des Tönens nicht nur Ton den anfanglichen Zog- kraAen ab, sondern auch von dem die Bänder hebenden Luftdruck. Erstem Spannung hat einen riel entschiedeneren Eiufluss auf die Höhe des Tones, als letztere. Aber die einer gewissen Spannung entsprechenden Gewichte haben bei absolut gleicher Grosse einen verschiedenen Werth je nach der Natur der Membranen. Yulkanisirter Kautschuk gab duirh Gewichtsaii- nahme die Tonreihe b — as*^ bei gleichem Luftdruck, wahrend Zunahme des letzter n -bei gleicher Gewichtsspan nung den Ton nur um eine Quarte erhöhte. An Kautsehukstreifen verhalten sich die Schwingungsmengen um* gekehrt wie die Langen , und direkt wie die Quadratwurzeln der spannen- den Kräfte, obwohl in der Wirklichkeit man überall mehr Gewicht aufwen- den mnss, um den geforderten Ton zu erhalten, da die Spannung das ganz«. Band betrifft, aber die Schwingungen nicht, und da der Elasticitätsmodu- los mit der Dehnung zunimmt. Dabei verhalten sich auch die Transversal- schwingungen ^ie die Quadratwurzeln der Steifigkeit , mag diese natürlich, oder künstlich durch Spannung erzeugt sein. Werden nun die Steitigkeits- oder Dehnbarkeitsgrade den Gewichten entsprechend geändert, so können die Gewichte auch nicht für die Stcifigkeitsgrade gesetzt werden: jenes Ge- setz gilt also um so weniger, je weniger die Dehnungsgrade proportional der Belastung sich ändern. Die Grosse der Spannung durch die Wind- stärke läset sich fugK^h unter, ^in einfaches Gesetz bringen. Im Allgemei- nen muss die Windstärke mit den Graden der Spannung abnehmen, um Tone zu erzeugen , deren die Zungen bei ihrer Spannung bei relativ gering- ster Windstärke fähig sind ; und die Töne , die durch ein« gewisse Wind- stärke bei verschiedener Zungenspannung erzeugbar sind , verlangen inner- halb gewisser Grenzen um so Weniger^ Wind, je gi'össer die anfängliche Spannung (durch Gewichte) war. Auch die Längen der Ansatzrohren , wo die mit grosster Tonvertiefung verbundene Länge die geringste Windstärke zum Anspruch erheischt < sind von Einfluss (siehe No. 3 dieses Kapitels). Man darf aber nicht die ganze Kraft, welche den Wind giebt, in eine zer- legen, die das Band nur dehnt, und eine, welche die Luftströmung bedingt, denn die Luft ist im* Kehlkopfe (in dar Regel wenigstens) nicht das Tö- nende , wie bei den Muodtönen , sondern der Vorgang besteht in einem ra- schen Wechsel der Lnftdichtigkeit unter den Stimmbändern; nicht diesen tongebenden Wechsel zeigt das Manometer an, sondern nur den Mittel werth der Hindernisse und des Seitendrucks, der auf den vibnrenden Stimmbän- dern lastet , welcher ebenso tief unter den abgelesenen Werth sinken , als über ihn steigen kann: beim Tönen kommt aber alles darauf an, wie oft dies innerhalb einer gewissen Zeit geschieht. < 2. Der Raum zunächst unter und über den Zungen.**) Ist ersterer Raum verengt, z. B. durch einen durchbohrten Stöpsel, so >>ird der Ton bei einlippigen Zungen nach Muller erhöht, nach llarless *) Hsrless a. a. O. S. 661 ff. **) Harless a. a. O. S. 664 ff. 9 448 !!• lieber die Solidartone. nicht, mochte der Stöpsel naher oder ferner gerockt werden. Wohl aber wird der Ton bei zweilippigen Zangen dadurch erhöht, und zwar bei Ver- engung des Zugangs zu den Stimrobändei n von 10 Millimeter bis auf 0,4 von a* bis e-. Die in ersten Fällen beobachtete Vertiefung kommt davon her, dass die Ansprache des Grundtons durch Regulirung der Windrichtung erleichtert war; sie betrug aber nur '/j Stufe. £in in den Raum zunächst über den Bändern eingesetzter durchbohrter Stöpsel (Obtnrator) vertieft im Allgemeinen, wie ein Ansatzrohr, nur darf ^r den Zungen nicht zi^ sehr ge* nähert werden. Ein frei über die schwing^de Zunge gehaltener fester Kor- per ändert die Dichtung and erhöht die Dichte der Luft, bei zweilippigen Zungen zuweilen ganz anders, als bei einlippigen. Ist die Glottis so weit, dass die Zungen nicht tonen können, so thun sie es, wenn man eine feste Platte parallel über die eine oder andere Lält, selbst in einer Entfernung von 1" und darüber. Bei verschiedener Spannung tont dabei bald die eine, bald die andere Zunge, doch immer tönt die weniger gespannte Zunge höher, als wenfi sie allein mit festem Gegenlager und engster Stimmritze verbunden ist. Bei einlippigen Apparaten mit überbreiter Stimmritze bewirkt die darübergehaltene Platte ein erhöhtes Tönen; eine schon tönende Einzel- zunge verstummte hei gleichem Verfahren und sonst ungünstigen Umstän- den. So gaben die beiden Zungen ges — f durch den 'Einfluss der Zinnplatte (s. S. 392) über f den Ton fis, über ges den Ton a, wobei beide Zungen schwangen. Also Erhöhung bei Einfluss auf die -tiefer wie auf die höher ge- stimmte Zunge. Ferner bei f — eis wurde fis — d erzengt, nach Harless durch Abprallen der durch die Schwingung selbst bewegten Luft von der Unterfläche der Platte, wodurch die Zunge bei ihrer Schwingung früher zur Umkehr gezwungen wird, ohne dass man hier von Ablenkung des tonerre- genden Winds denken konnte, welche eher die Schwingungen völlig hem- men kann. Wenn ein ganz kurzes Ansatzrohr wieder mit ein bis zwei Zun- gen gedeckt ist (analog dem Kehlkopf), so hängt es' von der Weite der Spalte ab, ob die obere Zunge allein oder beide zugleich tönen sollen. Ist die obere Ritze grösser, als die untere, so tönt das untere Band allein; ist die obere kleiner, so tönt diese aliein; sind beide gleich gross, so können beide tönen , oder die untere (weil zunächst getroffene) allein , wobei aber die obere wenigstens mitschwingt 3. Einfluss der Vor- und AusÄtzrohre auf die Tonstufe. Hierüber haben bis jetzt nur J. Müller, Rinne und Harless genauere Ver- suche angestellt. Die Resultate der Müll er 'sehen Versuche ergeben eine gewisse Analogie mit den von Weber an starren metallischen Zungen gefundenen Ge»et- f.en. Nach Weber wird der Ton einer metallischen Zunge durch ein allmälig so weit verlängertes Ansatzrohr, bis dasselbe, als Labialpfeife angesprochen, den Eigenton der Zunge giebt, in geometrischer Progression bis auf eine Oktave ver- tieft. Bei weiterer Verlängerung des Ansatarohrs springt der Ton auf die frühere Hohe zurück, um bei noch weiterer Verlaiigeruüg auf dieselbe Weise um eine Quarte oder halbe Oktave vertieft zu werden : dann folgt ein neuer Rücksprunij, und bei abermals neuer Verlängerung eine Vertiefung bloss um eine kleine Tertlc Oder um /^ Oktave. Bei elastischen Einzelzungen, an deren Mundstück Müller »rw'r?xf J®",^®"*^****^®"®^ ^*"8e und von einer Weite anbrachte, die, wie es oHookL; ^. darüber nichts Näheres angegeben) der Baudlänge gleich war, b.- \^^o.J^l^ f'eser Phyßiolog gleichfalls eine Vertiefung, welche um so weiter ging, aus d«r f *" "n "^^If*" ''"ngcnd das elastische Band war. Ich setze näinlich vor- was' M mihL^ fl" ^*"fte?!»rten Versuchen das jeweilige Band gleiche Länge hatt^ was.M. unbegreiflicher Weise anzugeben unterlisen hat. Bei dem am Sirksten Doppelxungen. Einfluss der Rohransatze. 449 gespannten Bande erzeugte fast jeder Zoll Länge de« Ansatzrohrs «ine Vertiefang um eine Stafe, bis dieselbe bei 14" Länge des Ansatzrohis eine Decime erreiclit hatte, vorauf der Sprang, doch nur eine Septime aufwärts, erfolgte u. s. w.; k>ei dem am wenigsten gespannten Bande waren 17 ' Ausatzrohrlänge erforderlich, um eine Vertiofimg von nar einer Quarte zu bewirlcen. Die folgenden Vertiefungen frin^en meistens eben so weit, als die erste. In einem Falle (Versuch V) wurde der Grundton dreimal hintereinander durch je 12 ' Länge des Ansatzrobrs regelmässig am eine Quinte vertieft. Man sieht al^o aus diesen Angaben, dass die Müller'- schen Versuche doch schon etwas GetietzmäsMges ergeben, mehr als selbst Müller zugestehen wül. Ausserdem fand Müller, dass auch Verengung der Mündung des Ansatzrohrs den Ton verhältnissmässig vertieft, «ber nur, so lange dasselbe durch •eine Verlängerung tonvertiefend -wirkt. Endlich hat derselbe auch den Einfluss untersucht, welchen Ans^atzrohre auf die durch den Tubulus erhaltenen Töne ein- lippiger Mundstücke au.<übten. Er operirte mit Röhren bis zu 45" Länge, konnte aber nie mehr als eine Sekunde Vertiefung erzielen. Rinne *) setzte diese Unter- suchnng fort, nnd nahm besonders auf das Material des Gegenlagers und die Weite der Glottis Rücksicht. Ist die Membran frei aufgespannt, ohne Gegenlager, ist alao gar keine Ghittis, sondern eine weite Apertur vorhanden, so thnt ein Ansatzrohr oatüriich gar nichts. Nur wenn eine tonfahige Glottis vorhanden ist, da hat das Ansatzrohr einen nmsomehr (bis zu einer kleinen Tertie) vertiefenden Einfluss , je enger die Glottis. Je elastischer das Gegenlager, um so weniger vertieft das Ansatzrohr. Von Sprüngen des Tones u. s. w. war hier nichts zn beobachten. Nur wenn Rinne mit einem einzungigen Apparate operirte, sprang der Ton bei schon massig langem An- satzrohre, nachdem eine geringe Vertiefung vorausgegangen, mehrere Stufen über den Primärton in die Höhe, worauf er bei weiterer Verlängerung des Ansatzrohrs auf den Primärton zurückfiel, worauf ein zweiter, aber nicht so hoher, Sprung er- folgte. Auf dem Punkte des ersten Sprungs wurde bei s<'h wachem Blasen ein tie- ferer, crescenr^o der hohe Ton erhalten Bei Zungenpfeifen mit einerseits stärkerem Luftdruck erforderten die fallenden Töne weniger, die Sprungtöne den meisten Luftdruck. Harless operirte mit seinem schon früher beschriebenen, meines Er- achtena unzweckmässigon Appaifate (mit der stellbaren Zinnplatto); er vermochte aber weder durch Verlängerung des Ansatzrohrs, noch durch Modifikation der Nei- gung der Zinnplatte eine grössere Vertiefung, als um Y, Stufe zu erzielen. Wohl aber beobachtete er das altcrnirende Kück steigen des Tones in ähnlicher Weise, wie Müller, nur dass dieser weit grössere Intervalle erzielte. Was den Einfluss des Windrohrs auf den Ton elastischer Zungen anlangt, ao fand J. Müller, dass eine niit festem Gegenlager versehene Zunge von '/, Zoll Länge, die den Ton h' gab, und durch 20 Ansatzrohr um eine Quinte vertieft wurde, worauf der Sprang erfolgte, durch ein Windrohr von 19—20 ' eine Vertiefung von einer Quarte erlitt. Der zweite Sprung erfojgte bei 35". Eine andere Zunge mit dem Grundton e* gab bei 10 — 12" Windrohr den Ton a*, sprang dann zurück, um durch neue 12" Windrohr wieder bis h' vertieft zu werden. Desgleichen beobachtete er eine Vertiefung (deren Betrag er nicht angiebt) in' Folge der Verengung der Anspruchsöffnung. Nach Rinne hat das Windrohr wegen seiner dichtem Luftsäule mehr Einfluss auf die Tonhöhe. Es vertieft bei einer gewi/ (Differenz eine Quinte). Wurde ein Ansatzrohr von 5 V«" Länge und von etwas gerin- gerer Weite, als die des Mundstücks betrug, an letzteres gesetzt, so ernie* drigte sich jenes d^ auf h, und jenes a^ auf e^ Der tiefere Ton wurde also Dm eine Tertie, der höhere um eine Quarte vertiett. Dabei war zu beobach- ten, dass bei Gegenwart des Ansatzrohrs der Anspruch der einzelnen Bän- der weit leichter und promter , schon bei ziemlicher Distanz des Tubulus, erfolgte, als am isolirten Mundstücke. Bei einem früher mit demselben Mundstück angestellten Versuche, wo das eine Band, mittels des Tubulus angeblasen, angeblich den Ton h>, das andere den Ton cis'^ hören liess, wurden nach Ansetzung des gedachten Rohrs bisweilen Töne ohne sonderliche Schwingungen der Bänder beobach- tet, die als Pfeif töne zu betrachten waren, und sogar in Oktaven ausein- anderlagen, nämlich f ' uüd f'^. In der That fand ich, als ich dasselbe Rohr als Pfeife mit dem Munde anbliess, dass es dieselben Töne gab. Man prüfe daher in ähnlichen Fällen, wo man über die Natur eines solchen Tones in Zweifel ist, sowohl die Bänder als auch das Ansatzrohr fiuf ihren Eigenton. Wenn man den Tubulus vom ansprechenden Bandrande etwas weit entfernt aof das andere Band aufsetzt, ohne dasselbe sonderlich niederzudrücken, so wird man oft, bevor das gegenüberstehende Band in selbsständige Trans- versalschwingungen geräth, einen schwachen, hohen Ton vernehmen, der als Pfeifton zu betrachten ist. Ich löste nun die aufgeklebten Aussenkanten der Bänder ab, und fixirte sie mit je einer Nadel auf den Rahmen. Die Spannung der Bänder hatte sich bei dieser Operation sehr verändert. Ohne Ansatzrohr gaben sie bei Tabularanspruch die Töne b und a*. Mit dem obigen Ansatzrohr die Töne a und f. Demnach wäre der eine Ton nur 72) ^^^ andere um zwei Stu- fen erniedrigt worden. Folgender Versuch überzeugte mich aber, dass je- nes b ein abnormer Ton gewesen. Denn als ich statt des bisherigen Ansatz- rohrs ein kürzeres, von l*/^" Länge nahm, so erschienen die Töne c^ und gis', wobei ich deutlich beobachtete, dass dieses c' durch einen andern Schwingungsmechanismus, der viel leichter und besser zu Stande kam, er- zeugt worden war, als jenes b, 'bei welchem die normalen Schwingungen, welche eigentlich den Ton eis* oder d' hätten geben soMeu, nicht gelingen wollten. Ich^hre diesen Versuch nur deshalb an, um einesthcils zu zeigen, dass man in solchen Fällen nicht sofort glauben darf, es könne ein Ansatz- rohr auch „unter Umständen" den Ton erhöhen, anderntheils, wie durch ein Ansatzrohr verbal tnissmässig schlaffe Bänder, resp. das schlaffere Band, weit leichter in gute Trausversalschwingungen durch den Tubulus versetzt werden kann, als ohne dasselbe. Ich ersetzte hierauf die bisherigen Bänder, deren Elasticität überhaupt dorch das lange Verweilen an dem Mundstück gelitten haben mochte, durch neue. Die folgenden Versuche stellte ich theils mit an der Aussenkante durch eine oder zwei Nadeln fixirten , theils unfixirt aufliegenden Bändern an. a. Fixirte Bänder. Röhrenton, ohne Ansatzrohr: e* und a'. Mit dem län- gern (5Vg'*) Ansatzrohr d» und fis'; Vertiefung um 1 und IV9 Stufe. In einem andern Falle wo die AoMenkanten mit den Fingerspitzen niedergehalten wurden, 29» 458 U* Ueber die Solidftrtone. waren die Töne des isoHrten Mondstüvks d^-nnd a', mit dem vorigen Ansstsrohr h und es*. In einem dritten Falle (dieselben Bänder etwas erschlafft, die Anssen- kanten mit je einer Nadel fixirt), stellte sich ein neues Phänomen ein. Die Bänder des isolirten Mundstücks gaben d ' und g^ Durch das 5'/," lange Ansatzrohr Ter- tieften sich dieselben auf b und es* Letzterer Ton erschien jedoch nur, wenn der Tubulus dem anzusprechenden Bandrande sehr nahe gehalten wurde, die Schwin- gungen waren die gewöhnlichen, d. h. die Glottis war dabei sichtbar'^ der andere Bandrand blieb völlig unbewegt. Sobald aber der Tubulus etwas entfernter , etwa 2" weit, vom zu intonirenden Bande aufgesetzt wurde, erschien der vorige Ton g' wieder: die dabei stattfindenden Schwingungen waren transversale, wie die Yorigen, zeigten aber grössere Exkursionen; und von der primären Niederdrückung des Band- randes, die derselbe bei Erzeugung des tiefern Tones aufwies, war im Hohlspiegel nichts zu erkennen: beim Tone g' konnte man durch die Schwingungssphäre (we- nigstens im Hohlspiegel betrachtet) nicht dirchblicken, beim Tone es' konnte man es. Auch sprach der höhere Ton leichter an, als der tiefe. — Ich drehte nun den Apparat herum (um seine Axe) , um zu sf heu , ob ich nicht auch anf dem andern, tiefer gestimmten Bande zweierlei Tonschwingungen erzeugen könnte. Aber es wollte durchaus nicht gelingen, ich mochte den Tubulus stellen und halten, wie ich wollte: stets kam nur der eine Ton b. Folgende Ansicht über die Ursache der Stufen Verschiedenheit jener bei- den Tone ea^ und g* halte ich für die wahrschfinliche. Beim es' musste . der Tubulus unter einem (zur Bandfläche) niehrgradigem Winkel und dem Bandrande so nahe gehalten werden, dass der Luftstrom zum grossen Theile in den Raum des Kohrs hinein fiel. Dadurch wtirde ein primärer Niederdruck des Bandrandes bewirkt, die Exkursionen hatten ihre Rich- tung nach unten, die Höhlenresonanz konnte auf diese Weise ihren vertie- fenden Einfluss geltend machen. Beim g* musste der Tubulus unter einem zur Bandebene mindergradigen Winkel und in grosserer Entfernung vom anzusprechenden Bandrande gehalten werden, der LufVstrom konnte daher auf die Luftsaule des Ansatzrohrs fast gar nicht einwirken. Er bewirkte eine, wenn auch geringe, Niederdrückung des andern Bandes, welches tonlos blieb; der Luftstrom gelangte auf diese Art mit seinen wirksamsten Strahlen auf die untere Fläche des anzusprechenden Bandes,, die Exkursio- nen erhielten ihre primäre Bewegung nach oben oder aussen , die Luftsäule des Ansatzrphrs blieb daher ohne modificirenden Einfluss auf die^telben, der Ton blieb demnach derselbe, den das isolirte Mundstück gab. Nachdem ich den beiden Bändern gleiche Stimmung in d' gegeben halte, betrug der vertiefende Einfluss des 5\W' langen Ansatzrohrs eine Tertie beiderseits: das besprochene Phänomen Uea^ sich jetzt nicht mehr Hervor- bringen. Folglich findet es nur bei ungleicher Stimmung der beiden Bander, und zwar am höher gestimmten Statt. Auf das Intervall der Tone beider Bänder scheint hier auch etwas anzukommen, denn der höhere Ton wollte nicht mehr gelingen, wenn das Intervall nur l Sekunde betrug. Ein Ansatzrohr von 2" V"* Lange bewirkte (bei Grundton e' und f •) eine Vertiefung von V^ Stufe, eins von 4 ' Länge vertiefte um eine Stufe, 5»/2" = 1 Va, 9" = 2 Va, 12" = 4 Stufen (a). Bei 15- Ansatzrohr stelhe sich eine neue Erschehiung ein: die Bänder wollten nicht mehr in die bis- herigen Transversalschwingungen g^rathen, sondern machten nur sehr kleine, unvollkommene Schwingungen, die den rauben, wenig klingenden Ton es» gaben; der Ton war also ziemlich bis zur Höhe des Grnndtons ge- sprungen. Dagegen erfolgte bei weiterer Verlängerung des Ansatzrohrs bis auf etwa 20" der Schwingungsmechanismus gut und deutlich, und der Ton wieder. Um jener Erscheinung auf die Spur zu kommen, untersuchte Einfaehe und DoppelzQngen. Einfluss der Roliransatze. 45S ich das Ansatzrobr von 15" auf seinen CyliBderton , und in der Tbat war dieser (der Grandton nngedackt) es b. Um den Einfluss des Fixirens des Anssenrands der Bänder ge- nauer zu wardigen, stellte ich einige vergleichende Versocbe an. Das Mnodstnck blieb dasselbe, wie in den vorigen Versuchen. Im Allgemeinen wurde durch das Loslassen des fixirten Randes der Ton um V2 ^^^ ^ ganze Stufe erhöht, jedoch betrug die Differenz bei Vorhandensein von Ansatz- rohren weit mehr , wie aus folgendem Versuche zu ersehen ist. Die beiden Bänder waren gleichgestimmt in d*; durch Fizimng der Anssenkante fiel der Ton aaf cis^ Röhrentbn : Ansatkrohrlänge. 3' Bänder firei. c» Bänder fixirt. h Bemerkungen. ÖV." h a Der Ton fällt. 9" 12' 16" 18- b a as fit as e eis B i> >» »» )* )) i> >i 1» »1 }9 )1 1) 19* nicht mehr deutlich A Vertiefung um l Decime. 24" c' Sprung. h Sprung. Bei weiterer Verlängerung erfolgte wieder einiges Fallen des Tones, doch lies« sich der Versuch nicht mehr weit treiben , da die Tonbildung bald aufhörte. Wir sehen aas diesem Versuche, dass der Ton eines an der Aussenkante fixirten Bandes, durch den Tubulus in Tonseh wingiingen versetzt, bei wach- sendem Ansatzrohr weit mehr vertieft wird (hier um eine Dechne), als wenn das Band frei auf dem Rahmen aufliegt, w.o in vorliegendem Falle die Ver- tiefung nur eine kleine Sexte, also nur die Hälfte der vorigen, betrug. Was den Einfluss des Ansatzrohrs auf den Röhrenton einlippiger Ap- parate anlangt, so fand auf Grund meiner Versuche zunächst ein auffallen- der Unterschied statt, je nachdem die Glottis von einer senkrecht stehen- den Ecke als Gegenlager begrenzt wird, oder von einer in gleicher Ebene mit dem Bande liegenden Platte. Im erstem Falle, wo der Apparatso vorgerich- tet ist, wie in den einltppigen Versuchen Lit. c), hat das Anstecken von Ansatzrohren gar keinen vertiefenden Einfluss. Wo dagegen der Apparat sich so verhält, wie im Versuch g), da vertieft das Ansatzrohr den Röhren- ton allerdings, wie z. B. folgender Versuch lehrt. Das Band war in einer Länge von etwa 14"' schwingungsfäbig, war 2".' breit, dessen eine Kante mit einer Holzplatte etwa Va — \"' weit gedeckt , gegen die an- dere Kante eine dünne Pappplatte geschoben. Beide Platten durch Heftpflaster auf den Rahmen befestigt. Die Stimmritze linienformig. Rohrenton =^ g'. Ansatsrohrlänge. Tone. Bemerkungen. 2" 3'" fis» Der Ton fallt. 8." — ' e' Schwingungen schon etwas schwieriger zu erzeugen*). 12" — g^ Sprung. Die Vertiefung ist etwa auf eine grosse Tertie zu schätzen. 18" — fis« Fall. Je langer das Rohr, desto schwerer wurde der Anspruch. Oft kam beim lotonationsversacb erst ein tieferer, rauher Ton lüit irregulären oder frag- mentaren Schwingungen, wie wir bereits früher Aehnliches beobachtet haben. Ferner experimentirte ich mit dem bereits mehrfach benutzten kurzen *) Das Ansatsrobr gab auch in diesem Fall (ungedeckt) den Oy linderton e*. 1" 3"' as* 2" 9'" g' 5" 6'" f» 7" — e* 9" d« 11" — c» 13" — , b 14" — s 16" — as' 23" — e« 494 II* lieber die Solidartone. Mundstück von d'" Bandlange. Auch liier nahm ich ein breites Band, das die Rahmenapertur gerade zur Hälfte deckte, und mit einer Nadel auf den Rahmen befestigt wurde. Die andere Hälfte bedeckte ich mit einer dün- nen Pappplatte , die als Gegenlager vorgeschoben und mit Heftpflaster auf den Rahmen fixirt wurde. Ein hölzernes (dickeres) Gegenlager gestattete nämlich keinen Rohrenansprnch. Das Ansatzrohr wirkte hier weit mehr, als im vorigen Falle. Der Röhren ton ohne Ansatzrohr betrug a^. Aosatzrobrlange. Tone.\ Bemerkungen. Fall des Tones ziemlich gleich- förmig, bis zur Vertiefung um eine Oktave bei 14" . Ansatzrohr. Rücksprnngum 1 grosse Septime. Fall, ziemlich bedeutend. Mit dem grössern Apparate (Stethoskopstück), wo die Bandlänge 16'" be- trägt, stellte ich auch Versuche an, die jedoch stets ein negatives Resol- tat gaben. Höchstens konnte eine Vertiefung um '/j Tonstufe erzielt wer- den. Ueberhaupt lehren die vorstehenden Versuche, dass ein Ansatzrobr den Röhrenton um so mehr vertieft, je kurzer die Bänder, je hoher Also die primitive Schwingungszahl ist. Bei langen Bändern ist die Einwirknng des Luftstroms des Tubulus zu oberflächlich, als dass die Luftsäule' des An- satzrohrs, auch ^enn sich dasselbe bald verengt, zu einem tonmodificircu- den Einflüsse bestimmt werden könnte. 3) Blastöne. Der Einfluss der Rohransätze auf dieselben ist von den bisherigen Beobachtein viel zu einseitig aufgefasst worden. Nach meinen Untersuchungen ist er ein dreifacher. Erstens vermag das Ansatz- und Windrohr, wie wir bereits früher gelegentlich bemerkt haben, in vielen Fal- len an Apparaten, einlippigen sowohl als auch zweilippigen -, die für sich auf keine Weise durch den blossen Mondanspruch in tongebende Schwin- gungen versetzt werden können , die Bildung derselben zu bewirken. Meist genagt zu diesem Zwecke schon ein Ansatzrohr Ton wenigen Zollen. Zwei- tens wird durch das Ansatzrohr sehr oft, namentlich an kleinen Mund- stücken mit kurzer Stimmritze, die ohne Ansatzrohr keine Blastöne geben wollen, ein höheres Register erze^ugt, das von dem Gi-ondregister (Röhren- oder Pizzicato-Tönen) oft um mehr, als um eine Oktave differirt, und des- sen Timbre gleichfalls sehr abweicht. Auch giebt ein längeres Ansatzrohr oft zur Erzeugung selbstständiger Oktavenvertiefungen Anlass. Drittens bewirken die Rohransätze eine progressive Vertiefung des Mundstncktons bis zu einem gewissen Intervall, nach dessen Erreichung der Ton bei wei- terer Verlängerung des Rohres wieder bis zum anfänglichen Tone oder bis in dessen Nähe zurückspringt, um bei weiterer Verlängerung des Rohrs sich wieder zu vertiefen. Auch bei den gegenwärtigen Versuchen wiederholte sich das (schon aus Müll er 's Versuchen abzuleitende) Gesetz, dass der Blaston elastischer Mundstücke um so mehr durch Ansatzrohre vertieft wird, je'kürzer und zu- gleich gespannter die Bänder sind. An Apparaten, deren Glottislange 12 und mehr Linien betrug, vermochte ich eben so wenig den Blaston durch Einfache Zangen. Einfluss der JRoliransatze. 455 Rohransatze zu erniedrigen , ivie den Rohrenton. Doch war die Tonvertie- fang auch hier wenigstens erkennbar. Da die Wirkangen des Ansatsrohrs mit dem des Windrohrs in den meis- ten Falleji sehr übereinstimmen, aach die meisten meiner Versuche beide Einflüsse zugleich in Betrachtung ziehen, so handeln wir dieselben auch in Gemeinschaft mit einander ab. a) Einlippige Apparate.. 1. Bei einer Glotlislange von 16'". (Stethoskopstück, wie früher, ein sehr breites Band darüber gespannt nebst hölzernem Gegenlager). Pizzicato = d\ Blaston Ton hinten g', von vorn f^ Ansatzrohr, in die untere Apertur gesteckt, 9 — 10" lang, Tertiefte den bei Vomansprach erhaltenen Ton nm kanm eine ganze Stnfr. Wurde das Ende dieses Rohrs in den Mund genommen, und dasselbe so zum Windrohr gemacht, so trat genau dieselbe Wirkung ein. Wurde dagegen ein An. satzrohr vorn, auf das Mundstück selbst anfj^esteckt^ und das Instrument von hin- ten, also mit gleichzeitigem kurzem Windrohr, angesprochen, so blieb fest und nn- ▼eränderlich der Ton g^, es mochte angesetzt werden, was und wie viel ich wollte. 2. Glottislange von 14'" a. Ueber das trüber oft benutzte Petschaft wurde ein breites, dessen Apertur ziemlich deckendes Band gespannt. Pizzicato gab es den Ton c'. Ks wurde bei- derseits je eine Platte angeschoben , so dass zwei Stimmritzen entstanden , wie im Versuch e). Der bei Bintansprnch erscheinende Blaston war c*, mit dem Grundton übereinstimmend. Wurden Windrohre von verschiedener Länge angesetzt, so hatte dies äoeb nicht den geringsten Einfluss auf Aenderung der Tonstufe. Das- selbe negative Resultat erfolgte, wenn der eine Bandrand über den Rahmen ge- zogen war, wie in Versuch a) , und .der Anspruch von hinten gegeben wurde. b. Eben so wenig hatten auf die nach Versuch c) oder f) konstruirten Appa- rate Rohransätze irgend einen die Tonstufe ändernden Einflnss. c. Dagegen wurde ein mehr oder weniger vertiefender Einfluss bei allen Vorrichtungen beobachtet, wo das Band mit einer Stimmritze schwang, und dabei über-, auf- oder einschlagende Schwingungen machte. Einige Bei- spiele mögen als Beweis hier stehen. 1) Vorrichtung a). Ueber die Apertur des Petschafts wurde, wie vorhin bei a., ein verbältnissmässig breites Band gespannt, so dass die eine Randzone desselben dem einen Rahmenrande auflag, die andere frei über der Apertur stand. Ein höl- zernes Gegenlager wnrde diesem freien Rande angeschoben. Pizzicato gab es jetzt den Ton d*. Der Blaston war e*, und fiel crescendo auf es*. Die Rohransätze wurden an der hintern Apertnr angebracht, das Instrument von vom angesprochen. Bei 2" 3'" betrug die Vertieiung eine Stufe (d*, crescendo dis^, bei 7'/«" fiel der Ton auf h' (guter, ohne Vertiefung schwellbarer Ton): also Vertiefung um eine Qnarte. Wurde der Anspruch recht piano genommen, so sprang der Ton auf e* zurück; eine Bemerkung, die noch oft vorkommen wird. Bei etwas mehr Verlänge- rung war nur der hohe Ton e^ möglich, der durch fernere Ansätze sich wieder alliDälig vertiefte, nur mussten dieselben jetzt verbältnissmässig langer genommen werden, anch erfolgte bereits bei cis^ der zweite Rücksprnng. 2) Ich nahm nun ein bei gleicher Brette diokeres, an der freien Kante etwas zogeschärftes Band: die übrigen Verhältnisse blieben dieselben. Pizzicato a*. Der Blaston gehörte dem hohen Register an^ er war f *, eine Sejcte höher , bei Vornan- Bpnich sowohl wie bei Hintanspmch. Rohransätze , wie im vorigen Versuch appiieirt, vertieften niöht mehr als um zwei Stufen (eine Tertie), mochten sie als Wind- oder als Ansatzrohr gehandhabt werden. Dann folgte der i^ücksprung, dann neue Vertiefung n. a. w. . Wurde in dem einen oder andern Falle das Rohr vom angesetzt, bo hatts es eben so viel Wirkung, als in No. 1. 3) Ich ruckte nun das Band (ein schmäleres)' in die Mitte der Apertur, schob beiderseits ein Gegenlager, hier eine Holz- da eine Kartenplatte vor, so dass zwei Stimmritzen entstanden. Pizzicato e^. Von vorn angeblasen gab das Instramant ^st nach Anfügung eines kurzen Rohrs (durch Verlängerung des schon vorhandenen Ansatzrohra, beiläufig bis auf &Va ^^^0 einen Ton: er war d% also dem hohen Re- 458 n. Ueber die Solidartone. gister aogehorig. Als Windrobr, von hinten angesprochen , gab das Instrument den* selben Ton. Ansatzrohr 6 ' 9" = eis«. „ „ 10" 10"' = h». „ „ 12' 2" = a* — b^ Vertiefung um eine Quarte. Weitere Verlängerungen bewirkten Rück Sprung nach d* u. s. w. — Nachdem ich die Holzplatte et^vas mehr angeschoben hatte, war der Blaston auch ohne das Ansatkrohr möglich; er war jetzt f*. Man hätte nun erwarten sollen, dass die in gleicher Weise, wie vorhin, bewerkstelligte Vertiefung jetzt nur bis c* gehen würde, allein sie Hess sich immer noch bis a^ treiben, betrug also jetzt eine Sexte. Man sieht hieraus, von wad für scheinbaren Kleinigkeiten der Betrag der Tonvertiefung durch ^Ansatzrohre abhängt. Auch hier liessen sich die letzten (tiefNten) Töne durch Piano- Anspruch in den Primärton f* zurückwerfen. — Weitere Rohransätze hatten die gewöhnliche Wirkung. Wurde aber derselbe Apparat umgedreht, d. h. aus dem Ansutzrobr ein W^ind- röhr gemacht, so Hess sich der Grundton f* nur bis cis^ vertiefen, worauf der Rücksprung erfolgte. Doch auch diese Erscheinung ist eine zufällige. Man kann nie vorhersa^n, wie weit die Vertiefung gehen werde. Bei günstigen Verhältnissen ist gewiss in den meisten Fällen letztere bis auf eine Oktave zu treiben: bei ungünstigen behält der Grundton ein gewisses Uebergewicht und macht sich schon eher wieder geltend. Was unter diesen „günstigen Verhältnissen" zn verstehen sei, wollen wir w^eiter unten erörtern. 4. Derselbe Apparat, wie früher in Vers, g) der einlippigen Apparate. Während der Röhrenton g' betrug, war der Blaston (von vom und hinten) es* oder e*, und hatte ein Fisteltimbre, tremulirte auch oft etwas. Ansatzrohr 2' 3'" = h ^ , reiner Zungenton , oft mit der tiefen Interferenz- oktave. „ „ 6 ' 5" =^h>, ebenso. „ „12" — =h, tiefe Oktave, rein. Nur bei sehr leisem An- spruch erschien h ^ „ „ 18 " — =;h*, hohe Oktave wieder, und zwar rein, ohne Bei- mischung der tiefen. Der Ton etwas unter- schwebend. 3'" ^e* — es* bei sehr enger Stimmritze, bei etwas weiterer: Vertiefung auf eis*. 5'" =d«— c* bei Erweiterung b». — =a*-Ta8^ bei Piano oft Vorton es*. — =ci8* — d* Sprung. — c=: es * noch breiterer Sprung (NB. Wohl wie bei 2-3 '" zu erklären). — == e« Fall. — .= e* stabil. — =d« Fall. Hier haben wir einen Fall, wo das Ansatzrohr nichts weiter that, als das Register zu ändern, wo also die Rohrabstufungen keinen Einfluss hatten: kurz, wo der Vor- ton allein stattfand, der Nachton — dieser allein zeigt die Stulung — ausblieb. Der Grund dieser Erscheinung liegt darin, dass sich bei Vomanspruch die Glottis b mit öfinete, die Luft also durch beide Oeffn^ngen strich, was in der Regel die Tonver- tiefung verhindert. **- 5. Der Apparat wurde wie im Vers, b) vorgerichtet. Der hier erscheinende Ueber- schlagton, mochte er bei Vorn- oder Hintanspruch erfolgen, war durch Rohransätze nur wenig, etwa um eine .Stufe vertiefbar, und wenn die Deckplatte aus starkem Kartenpapier bestand, war, wenigstens bei Hintanspruch, gar keine Vertiefung wahr- zunehmen. — Sobald aber hier ein tiefer Aufschlag ton gelang, so wurde dieser, und zwar schon durch ein kurzes Ansatzrohr, auffallend vertieft, s. weiter unten. "Fanden Interferenzerscheinungen statt, so wurden beide Töne gleichmässig vertieft, aber auch nicht weiter, als der hohe Ein%elton. 6. Desgleichen betrug bei Vorrichtung c) , wenn z. B. der bei Hintanspruch erschei- nende Blaston 1 Quarte über dem Pizzicato -Tone lag, die Vertiefung durch Wind- rohr nur wenig. Dagegen war dieselbe ergiebiger bei der Vorrichtung g). Hier Win d röhr 2" >» » 6" >) >> 8' M i> 12' »» »> 17" >9 >» 19' » 91 21" «« # «% 24" Einfache Zungen. Einfioss der Bohransatze. 4&7 worde in einem Falle der 1 Sexte über Pizzicato lieget) de Prinarton durch ein Wind- robr ron 9 — 10 ' am 1 Quinte vertieft, kam al^o «iemlich bis auf den Grundton. 7. Wurde dem in der Bditte der Babmenapertur aufgespannten, pizxicato e' ge- benden Bande unter die eine Bandzone eine dnnne Platte geschoben, iK'äbreud ge- gen die andere Zone eine dickere Platte als Gegeniager angesolioben tiurde, so gab der Apparat bei Vomanspruch den Ton a ^ , der eich durch Ansatzrohr um etwa 2 Stufen vertiefen Hess Da aber bei diesen Tonphänomenen etwas Luft zwischen der Deckplatte and dem Bandrande izu entweichen sehten, was einen rertiefenden und hemmenden Einfluss äusserte, so legte ich dem zu dämpfenden Bandrande noch eine Holzplatte auf, so dass das Band hier eingeklemmt wurde. Der jetzt erscheinende Ton war es*, eine grosse Septime über dem Pizzicato* Tone, und Hess sich durch Ansätze bis auf as' vertiefen, welcher Ton oft mit dem hohen Primärtone es* als Interferenz oder Nebenton begleitet war. 8. Der Apparat h) Hess bei Anwendung von Windrohren kaum mehr, als eine Vertiefung von 1 Tertie zu, worauf Rücksprung auf den Primärton erfolgte 9. Bei der Vorrichtung 1) liess sich der mit 2 Stimmritzen erhaltene Ton in einem Falle um etwa 1 Quinte vertiefen, 'wozu etwa 7—8" Windrohr erforderlich war, dann erfolgte Rücksprung; in andern Fallen war jedoch gar keine Vertiefung mög- lich. War nur eine Stimmritze thätig , d-l2" verlängert wurde, 7.iemlich gleichförmig bis auf 1 Oktave vertieft; wenn aber nur die eine Glottis (hätig'war, da betrug die Vertiefung et- was weniger, z.B. Pizzicato a*, Einschlagton f', bei 12" Ansatzrohr g. — Noch bedeutender fiel die Tonvertietuug in den Versuchen i) aus. Zwar liess sich der im Vers. 1. erhaltene 1 Sexte unter pizzicato liegende Anfschlagton durch Windrohre nicht vertiefen, jedenfalls weil hier ausser der einen Stimmritze, in welcher die eine Bandzone gegen die uberliegende Plattenzone aufschlug, noch eine andere thätig war, in welcher die andere Bandzone recurrendo gegen den Rahmen schlug: dage- gen wurde der (bei-Fixirung let/tertT Band'/.one) d»rc\i einseitig aufschlagende Schwin- pmgcn erzeugte Ton g', eine Quarte unter dem Pizzicato^Tone liegend, durch ein Windrohr von 10" allmälig bis auf die bedeutende Vertiefung von e gebracht, wor- auf er auf den Primärton g* zurückschlug. Doch auch diese, Vertiefung war noch nicht die grösste. Wenn der Apparat wie in i) 2. konstruirt, und ein 1 Quinte unter dem Pizzicato - Tone ,(a) liegender Aufschlagton (d) erhalten worden war, so liess sich dieser durch ein bis 14 ' anwachsendes Windrohr sukcessiv wiederum bia auf 1 Sexte (Fis) vertiefen. Dieser an sich schon sehr tiefe Ton wurde bei piano einsetzenden, allmälig steigenden Anspruch noch von der tiefen Interferenzoktave Fis,, sage Contr a- Fis, begleitet. Wurde derselbe Apparat von vorn intonirt, oder bei vorigem Anspruch die Luft eingezogen, so ertönte der hohe Ueberschlagton b', 498 IL Ueber die Solidartone. der sich ohne sonstige Mittel bis d^, und bei An\rendang der Verschmälernng des Bandes bis auf etwa a^ erhöhen Hess: demnach betrng der Umfang des ganzen Ton- bereichs dieses Apparats bei gleichbleibender Bandspannnng 4*/, Oktaven. Später erhielt ich auch auf weniger vertieften Aufschlagtonen .dieses Apparats die tiefe In- terferenzoktave. — Auch der bei Vorrichtung k) erzeugte Aufschlagton liess aich durch Ansatzrohre vertiefen: bis zn welchem Grade, konnte ich wegen der Schwie- rigkeit des Anspruchs vorläufig nicht erforschen ; jedenfalls verhielt sieh der Apparat dem vorigen analog. — Endlich der in Vers, m) bei Vorrichtung a mittels Vornan* Spruchs erhaltene Einschlag ton (1 Tertie unter Pizzicato) liess sich durch ein bis 13" verlängertes Ansatzrohr um 1 None vertiefen, welche dann bei leisem Ansprach wieder vom Primärton begleitet wurde; bei weiterer Verlängerung ertönte dieser aHein. Der korrespondirende Ueberschlagton war nur um 1 Tertie vertiefbar. Diese Verbuche , die sich jedenfalls noch mehrfach yervollstandigen lassen, eröffnen uns abermals ein bisher noch fast anbeknnntes Feld der Tonlehre, und geben Zengniss von der enormen Tonergiebigkeit der elastischen Bänder. 3. Glottislänge «= 9 "', Kurzes Mundstuck , der Rahmen mit einem breiten Bande zur Hälfte gedeckt, die andere Hälfte erst mit einer dünnen Pappplatte (da der Apparat auch zu Röhrenton versuchen gebraucht wurde, s. oben), dann mit einer Holzplatte gedeckt. Pizzicato : kein deutlicher Ton. Röhren^on a K Das Band wurde mit einer Nadel an der Anssenkante fizirt. Wir Wollen der Vergleichnng wegen den hier geübten Einfluss der Rohransätze auf den Röhrenton sowohl, als auf den Blaston neben einander stellen. Rohrlänge. Röhrentöne. Blaston Ansatzrohr. Pappplatte. Holzplatte. 0" 1" 2" 4" 5 ' 7" 9 " 11' 12" 13" 14" 16" 23" • — =^= a' vacat 3^" = as^ 9''- = g» — = fis» 6 " = f » — = d» — = a (Oktave) g* (Fall) »r eis* gis' fis« f« e* , e« (Oktave) . (SprungO . — == as * (Sprung) . . d • vacat . . h« . . . ^' • • ■ ' ... dis* . . . d« (Sexte) . b* (Sprung) gis« fis« e« e« d« Blaston Windrohr. Holzplatte. ■. vacat. . a« . fis« . e* eis* b* (Sprang) . a« . g* . {* es* es* . d* . e* (Sprung). — = e* e* (Sprung) . e* .... Wir erkennen aus diesen Versuchen nicht nur den Einfluss der Rohran- sätze auf das Register und auf die Tonbildung überhaupt, sondern finden auch eine Bestäligung der Angaben Rinne*s über den verschiedenen Ein- fluss nachgiebiger und starrer Gegenlager. Bei letzterem ging der Rück- sprung^ eine ganze Stufe weitjir, als bei ereterem, auch fiel der Ton caeteris paribus meist höher aus. Ausserdem ist die grosse Uebereinstimmung der Resultate des Windrohrs mit den des Ansatzrohrs auffallend. Noch ist zu bemerken , dass bei diesen mit dem kurzen Mundstück angestellten Versu- chen niemals Wechseltone, und eben so wenig Interferenzen beobachtet >vurden. b) Zweilippige Apparate. Die ersten Versuche, die ich mit solchen Apparaten anstellte, vareo nem- Hch roh, und bezweckten nur, den Einfluss desAnsatirobrs auf dieTonstufe im Allgemeinen zu erforschen. Ich nahm zu diesem Zweck ein Mundstück aus einem Stuck Korkholz (Fig. 133o), in welches ich einen Kanal geschnitten hatte, der nach der Rahmenapertur sich etwas verengte. Diese Apertur worde Doppelzungen. Einflasa der Rohransatze. 4U mit zwei etwa 10'" langen Bändern aas naturellem Kautschuk aberspannt, deren äussere Kanten später auf den Rahmen mit Nadeln aufgeheftet wur- den. Der Grundton dieser Bänder wurde weder pizzicato noch durch den Tabulus untersucht. Die Glottisränder berührten sich nicht völlig. Für sich angeblasen gab dies Mundstuck keinen Ton, eben so wenig, wenn es in ein weiteres Rohr von G^/^" gesteckt, und mittels desselben (als Windrohr) an- geblasen wurde; es wurde daher in die hintere Oeffnung desselben ein enge- res Windrohr (von 3" Länge und 3"' Weite) gesteckt, und dann erfolgte die Toubildung ziemlich leicht. Bei freien , nicht fixirten Bändern gab sowohl Vom- als Hintanspnich den Ton g', der also wohl als Grandton dieses Apparats angesehen werden kann. Wurden beide äussern Bandkanten fixirt und von hinten angehlasen, sa erschien ein höherer Ton c*. Es wurde nun ein hölzernes, aus einer Kinderpfeife geschnittenes, etwa 3" lan- ges und mit 3 Löchern, die etwa%" weit auseinander standen, versehenes Ansatx- rohr in das Mundstück gesteckt, und dasselbe von vorn augeblasen. Waren alle 3 Löcher offen, so i^ar nur schw^er ein matter Ton d* zu erbalten. Wurde das dem Mundstück zunächst liegende Loch geschlossen, so erschien c*, lauter, voller Ton; war dieses und das mittlere Loch geschlossen , so fiel der Ton weiter auf b > , waren alle 3 geschlossen , so war der Ton a ^ Also war dorch ein Ansatzrohr von 3 ** eine Ver- tiefung um 1 Quarte erzielt worden. Dieses Rohr war etwa 1"' weiter, als das Torige, welches in gleicher Eigenschaft den Ton auf g* gebracht hatte. Es scheint demnach caeteris paribns ein engeres Ansatzrohr den Ton mehr zu vertiefen, als ein weiteres. Hiermit stimmt folgender Versuch überein , den ich , um über den letztem Punkt klarer zu werden, sogleich darauf anstellte. Wenn ich die Mündung des Ansatz- robrs (von 4" 2'"), das so eben den Ton eines andern (nicht näher beschriebenen) ähnlichen Mundstücks als f angegeben hatte , mit dem vorgehaltenen Finger um die Hälfte verengte, so fiel der Ton um 1, ganze Stufe, er kam «uf es*. Ein anderes kleines, von der Rahmenfläche aus sich kegelförmig verengendes Mundstück gab mit einem zweizeiligen 4—5'' weitem Ansatzrohr den Ton P, mit einem 3" langen ein wenig weiterem den Ton c*, so dass ein einziger Zoll Ver- längerung eine Ton Vertiefung von 1 Quarte bewirkte. Umfasste ich diesen Apparat unten mit der Hohlhand, eo dass dadurch eine weitere Verlängerung des Ansatz- rohrs bewirkt wurde, so vertiefte sich der Ton gleichfalls, und zwar um so mehr (bis zu 1 Tertie bis Quarte), je enger ich die Finger susammenschloss. VersQche mit Bändern ans yalkanisirtem Kaatschuk. aa) Mit langen Bändern (16 " Länge) 1. Gleiche Stimmung; Bänderbreite 4 '". Pizzicato &» c ^ Der Blaa- ton war d ' , gehorte also dem Grundregister an. In die mntere enge Aper- tur des bereits fast 4'' langen, also schon ein kurzes Windrohr darstellenden Apparats vuri)en nun Rohre von verschiedener Länge eingesetzt, aber nie wurde eine Vertiefung oder sonstige Stufen änderung beobachtet. Bei läogereni Windrohr >varen die Bänder geneigter, den Ton des hohen Re- gisters c^ anzugeben, namentlich, wenn die Glottisränder sich einigiermaassen berührten. Anders verhielt es sich, wenn die Bänder gleich von vorn herein so dis- ponirt wurden, dass sie. den Hochton c^ ohne Rohransatz gaben. Dann wurde dieser Ton durch ein Windrohr von 5 " (in die hintere Apertur des Apparats eingesetzt) um 1 Terde vertieft (a'), durch TV«" auf g». Weiter liess sich die Vertiefung nicht treiben; schon bei dieser Rohrlänge erschien bei schwächerem Anspruch der hohe Ton, der hier sogar etwas hoher lag« als der Primärton (cis*^ — d^), wieder, und bei Verlängerung des Windrohrs auf 9 " war nur dieser Hochton möglich. Bei weiterer Verlängerung fiel der Ton wieder. 460 II* lieber die Solldartone. Ansatzrohre, dem Rahmen vorgesetzt, die also bedeutend weiter sein mnssten, als die bisherigen Windrohre, vertieften den Uochton c* um '/a Stufe, worauf RScksprung erfolgte. Der Grundton c* oder d' wurde bei dieser Vorrichtung gar nicht vertieft. . Derselbe Apparat, breitere, fast die ganze Apertur deckende Bänder. Pizzi- cato c^ Blaston von hinten d" (Grundregister). Bei 6 " Windrohr ertönte , ich weiss nicht durch welchen Mechanismus — wahrscheinlich durch Aufschlag der Bänder — der Ton g ' , dessen Timbre dem des vorigen Tons sehr ähnlich war. Doch kehrte er bald nach d^ zurück, und war auch absichtlich nicht wieder zu er- zeugen. Weitere Ansätze hatten keinen Einfluss : der Grandton Hess sich nicht ver- tiefen. Dasselbe Instrument wurde nun von vorn angesprochen. Die Glottis war linien- formig. Es erschien d* mit der Interferenzoktav« d*,. letztere ziemlich deutlich und zuweilen selbst vorherrsch eil d. Auch dieser Ton Hess sich durch Verlangerungen durchaus nicht vertiefen, er veihielt sich wie der isolirte Grundton Bei genauerer Berührung der Glottisränder erschien bei Vornanspruch der Blaston e* allein. Dieser Ton wurde vertieft durch ein Ansatzrohr von 2" auf d* : „ n „ 4>V" „ eis« . , ^ . „ „ „ 5'/^" „ c« (mit Vorton d«) ,, „ „ lO;' Sprung nach e* „ „ „ 15" Fall nach d». Bei Hintanspruch wurde der Hochton d* erhalten, der in ähnlicher Weise durch Windrohre vertieft wurde , - wie der vorige durch Ansstzrohre. Die Vertiefung betrug hier 1 Tertie, In einem andern Falle eine Quarte. Diese Versuche wurden oft mit andern Bändern wiederholt, und gaben stets ähn- liche Resultate. Vor die Rahmenfläche ein Ansatzrohr anzubringen, hatte bei meiner Bän- deraufspannungsmethode grosse Schwierigkeiten: doch Hessen sie sich über- winden. Leider vermochte ich nur dabei den Grundregislerton. zn erhalten, der sich hier auf keine Weise vertiefen lieSs,. "2. Ungleiche Stimmung. — a. Pizzicato c^ und fis'. Blaston (von hin- ten angesprochen) fis ^ — g '. Dieser Ton Hess sich durch Rohransätze eben- sowenig vertiefen , wie der Grundton in den vorigen Versuchen. b. Pizzicato c ' und a. Blaston von vorn c ' , von hinten h *. Vertiefung Null. Bei enger angerückten Bändern Falsettod f *'^. Dieser Ton zeigte das Eigenthümlicbe, dass er sich durch ein kurzes Ansatzrohr von etwa 5" um 1 reichliche Stufe vertiefen Hess, dagegen bei 7" sich um 1 Stufe erhöhte. Wir wissen jedoch, und werden später noch genauer untersuchen, was wir von solchen scheinbaren Erhöhungen zu halten haben. Bei stärkerem An- spruch ging auch dieser Ton in den tiefern cis^ über. Durch weitere Rohr- ansätze und Modifikationen der Luft gebung Hessen sich hier, oft^in einem Athem, 3 — 4 verschiedenen Registern, respektive schwingenden Abtheilun- gen des Ansatzrohrs, angehörige Töne erzeugen. c. Das so disponirte Instrument umgekehrt ,^ so dass aus dem Ansatzrohr ein Windrohr ^urde, gab den Hochton d'^, der jedoch bei stärkerem An- spruch leicht in einen dem Grundregister angehörigen Ton zurückfiel. Bei 6'' Windrohr fiel dieser Ton auf h'. Bei 10" kamen in einem Athem 3 Töne: c*, d^, as*, und bald darauf der Grund registerton d '. Wenn ich nun vollends mit den Fingern etwas an den Glottiszonen herum manövrirte, eine derselben niederdrückte u. s. w., so gab ich zu neuen Toner schein ungen Anlass, die nun wiederum nicht ermangelten, vom Windrohr manche Ver- änderungen zu erleiden. Doppelcangen. Einflass der Rohransatze. 461 Aoch bei diesem Yersache Hess sich bei vor dem Rahmen vorgesetztem Aasatzrohr das hohe Register nicht erzeugen. Das Graudregister wnrde nicht vertieft d. Dasselbe Mundstück mit 2 Bändern von 4'" Breite. Pizzicato e*. Enge Glottis. Blaston von hinten d^, also hohes Register. Das Windrohr vertieft bei 2 ' um 1, bei 6" um 2, bei 8" um 3 Stufen, bei 9" sprang der Ton zurück u. s. w. — Ein etwas über 5" langes, die Weite des Rahmend urchmessers habendes Ansatzrohr dem Apparat an dem Rahmenende angesetzt, erhöht den Ton bei massig starkem An- sprach um 1 Stufe*). Bei stärkerem Blasen kam oft ein um 1 Tertie tieferer Ne- benton, der aber etwas zerrissen war. Wurde diesem Rohre noch ein gleichtanges angesetzt, so fiel der Ton auf d* zurück. Wurde das erste Rohrstück am Ausgange Terengt, so vertiefte sich jenes e* allmälig bis auf cis^. Weitere Vertiefung des Hoch- toDs war durch solche Ausatzrohre nicht möglich. e. Das etwas kleinere, mit 3" 3'" Rohransatz (Petschaft) verbundene Mundstück mit 2 Bändern von 14'" Länge und 2" Breite überspannt. Pizzicato es* und f. Blaston (von hinten angesprochen) = f*. Windrohre bis 8" Länge vertieften all- mälig diesen Ton bis h'. Bei 10" Länge erfolgte der Sprung nach es*, welcher Ton sich durch fernere Ansätze wieder vertiefen Hess., f. Das eben gebrauchte Mundstück wurde nbn mit 2 dünnern aber breitem Bändern, welche die Apertur des Rahmens völlig überdeckten, bespannt. Pizzicato g * und a . Der Blaston (von vorn angesprochen) war h ' (Grundregister). Ansätze von verschie- dener Länge brachten keine Stufenändernng. Von hinten angesprochen gab das In- strument den gleichfalls dem Grundregister angehörigen Ton g'. Auch hier hatten Rohransätze (als Windrohr angesprochen^ keine abstufende Wirkung. (Der von vorn erhaltene Bla«ton war höher, als der von hinten erzeugte, weil im erstem Falle die Bänder nur so weit Bchwingbar waren, als sie frei über der Rahmenapertur hingen.) bb).Mi.t kurzen Bändern (9'")* P^ bekannte kurze Mundstück, wie es bereits oben zu Rohrentonen - und deren Vertiefung verwendet wurde. Beide Bänder gaben mit Tubulus (pizzicato nicht vernehmlich) , wie gewöhn- Jicb den Ton d ' , wenn die Aussenkanten der Bänder frei dem Rahmenrande auflagen; eis ^, wenn sie fixirt wurden. Einen Blaston gab dieses Mundstuck nur dann, wenn ein wenigstens 3" langes Rohr in die hintere Apertur ge- steckt worden war, er betrug bei Vomanspruch (Ansatzrohr) as-, stand also eine Duodecime hoher, als der Grundton. Wir wollen die Ergebnisse der Modificirung des Blastons durch Rohransätze auch hier mit den Wirkungen letzterer auf den Rohrenton vergleichen. Kohrlänge. RÖhfentöne. Blastöne. Blastöne. Frei. Fixirt. Ansätzrohr. Windrohr. 0 d * — eis * (als b * anzunehmen) (als b ^ anzunehmen) 3" c* — b as* nicht möglich. 5y^" h — a d«' d" 9" b -^ as nicht möglich b' (Oktave). lOy," a — g g* Sprung nicht möglich. 12" a • — e . f » Fall 13" as — d e" 16" g — eis d« 18" fis — B g" Sprung 19" undeutlich — A f* undeutlich 24" ' c* — h (Sprung) nicht möglich Während hier die Rohrentone sich progressiv bis zu einer vollen Oktave vertiefen Hessen , sprangt^n die Blastone durch Einwirkung des Ansatzrohrs »» » *) Vergleiche diese JBrscheinung mit dem Einflüsse der Kombination von Wind- nnd Ansatzrohr. 482 ^' Ueber die Solidartone. zweimal nach einer Vertiefäng von nur 1 Quarte auf g«, d. h. bis faet anf den Grundtan zurück. Das Windrohr hatte noch weniger Einfluss , es be- durfte erstlich einer grossem Länge, um überhaupt die Tonbildung möglich zu machen , brachte aber dann bei einer Länge , wo das Ansatzrohr keinen Ton erzeugte, einen Ton hervor, der tiefer war, als irgend ein durch An- satzrohr erzeugbarer. Dasselbe Mundstück. Gleiche Stimmung in a^ Rohrlänge, Ansatzrohr. Windrohr. 2" 9'" a^ Oktave a"* etwas undentl., crescendo nach f* überspringend. 3" 3'" f* e* 5" 6" e« Quarte tiefer d« Quinte Vertiefung. Zuweilen bei Gegendruck der Bänder tiefe Interferenzoktave d^. 6 ' 8'" e* d* 9" — kein deutl. Ton kein Ton. 10" 5'*' g' Sprung g* undeutlich, Sprung. 12" — f* Fall f» „ » Weitere Verlängerung erlaubte keinen Tonanspmch mehr. — Auffallend ist in beiden Verbuchen das rasche Fallen von as* nnd a« um 1 Quarte bis Quinte bei verhältnissmässig geringer Verlängerung des Rohrs, worauf keine weitere Vertiefung möglich war. Erscheinungen, wie das Umspringen des anfänglichen Tones a^ auf f*, haben wir bereits kennen gelernt. Dasselbe Mundstück. Gleiche Stimmung in«^ Es wurde cm aus einer Kinderpfeife geschnittenes Rohr von 3" Länge, ^as mit 4 Lochern, 6—9" ausein- ander liegenden, versehen war, angesteckt, Dieses Rohr, das etwas zarter gebaut war, als die bisher angewandten, auch etwas enger, erleichterte den Anspruch mehr, denn es erschien noch ein Ton, wenn nur das oberste Loch geschlossen war, was 1" Ansatzrohr entsprach. — Hielt ich alle 4 Löcher zu, so erschien g*, 1 Oktave höher, als der Röhrenton. Das unterste Loch geöffnet = gis* (nntersch webend) . das zweite = a*, das dritte = c*, obwohl nicht ganz voll und leicht. Hielt ich wieder, alle Löcher zu, und sprach die Pfeife als Windrohr an, so erschien wieder g'". Begreiflicher Weise Hessen sich die übrigen Töne jetet nicht erhalten. Dasselbe Mundstück. Ungleiche Stimmung: a und h, also groMe ^dilaff- heit der Bänder. Erst bei etwa 5" Rohrlänge Anspruch möglich. Der Primärton scheint hier gar nicht möglich gewesen zu «ein, ist aber auf a* — b* zu berechnen. Rohrlänge. Ansatzrohr. 'Windrohr. 6" d«, Decime. Oft un- K ,' ^^^ Anfangs zu erhalten, später nur rem, mit tiefer In- ^, ^.^ ^^^^ Ansaterohr. terferenzoktave. ( ' 7" kein Ton c* oft mit tiefer OktÄve, doch auch rein zu erhalten. 9" a^, Rücksprung zum PrimärtoD. » Hier kamen bei Ansatzrohr die Töne nur sprungweise. Bei 6 " hätte wohl eigentlich d^ ab Hauptton erscheinen sollen, und zwar als Vertiefung vom anzunehmenden Primärtone a^ Jedenfalls war dies hohe d^ eine l^hohung durch Knotenflächebildung im Ansatzrohr, also mehr Cylinderton, als Zungenton; ebenso beruht der bei 9 -' Ansatzrohr erscheinende hohe Ton a^, den Horntonen analog, auf Bildung einer neuen Knotenfläche in der Luftsäule des Ansatzrohrs. Derselbe Apparat. Die Bänder ungleich, das eine in e^, das andere in a* gestimmt; beider Aussenkanten mit 1 — 2 Nadeln anf den Rahmen, fizirt. Es wurde das bereits gebrauchte Pfeifrohr mit 4 Lochern angesetzt, und letztere («gehalten. Doppelzongen. Binflnss der Rohransatze. - 46S Die jetxt erfolgende Tonbildang war ungleich: piano nnToUkommener Vorton gi»*, dann Staccato-Stösse fis*, crescendo Vollton e*. Zu-weilen ruckten diese fis^-Stösse (die beiläufig grosse Aebnlichkeit mit dem Gänsescbnattern liatten) zu einem ziem- lich zasammenbängenden Tone zusammen. Das Pbänomen Terhielt sich übrigens genau so, wie das, was wir früher als hohen Interferenzton bezeichneten. Zuwei- len wurde der hohe Ton gis' dentlich und laut, worauf der Schnatterton fis* weg- blieb. Oeffiaete ich nun das unterste Loch, so erhöhte sich dieser Ton auf a*, wurde noch das nächste Loch geöffnet, so kam h*, aber unklar. Beim Hinzufügen des 3. Loches war gar kein Anspruch mehr möglich. Dasselbe Rohr mit geschlossenen Löchern ak Windrohr angeblasen gab fis', sehr leicht, also den Grundtou die- ses Instruments , nur massig vertieft. — Wurde statt dieses Rohrs ein anderes (ohne Locher) von 5y," angesetzt, so erschien piano f^, crescendo als yoller Zungenton c*, wie vorhin. Nachdem eine kleine Aendernng mit den Kadeln Torgenommen, war bei Yoman^pruch dieser tiefe Vollton c* nicht mehr möglich, dafür erschien e', Tom Interferenzton h begleitet. Auüallender Weise liess sich durch stärkeren Anspruch dieser Tiefton bis as vertiefen, während der Hochton seine Stufe nicht veränderte. Dnrch weitere Verlängerung des Ansatzrohrs bis auf 12" kam der Vollton auf as^ Igis^): was also Anfangs (bei 3 " Ansatzrohr) unToUkommener Vorton war, wurde daicb die Verlängerung zum Vollton erhoben, ohne dass ein tieferes Register roöj^- lich war. Noch mehr Verlängerung hätte wahrscheinlich diesen Ton wieder bis in die Nähe von c* vertieft. Bisher hatten die Glottidränder wegen der Nadeln eine anverruckbare Stellang bebalten müssen: Jetzt nahm ich die Nadeln heraus, aod sprach das Mundstück mit den angedruckten Lippen meines Mondes an. Die Aasseskanten der Bauder wurden dadurch noch besser und hermetischer den^ Rahmen angedrückt, zugleich auch, die Gloltisränder einander entge- gengedrückt. Mit dem 5 '4" langen Ansatzrohre erschien jetzt der volle Ton d*, eine Stufe hoher als vorhin. Doch hatte auch dieser Ton die Neigung, in einzelne Stucke auseinander zu reissen, wie obiges fis*. — Setzte ich jetzt das mit den 4 Löchern versehene Ansatzrohr wieder dem Mundstück an, so wurde auch die Ton- bildang etwas mehr erleichtert. Waren alle Löcher geschlossen, so war der Ton f; war 1 geöffnet: g*; 2 offen: b*; 3 oflten: d'; also 1 Oktave höher, als bei 5»/," Ansatzrohr. Diesmal hatte also dfts kleine Ansatzrohr noch besser gewirkt, als früher, ^0 beim Rohrenton g ' die Erhöhung durch Oefifnung von 3 Lochern von g* bis c^ stieg. Die interessanteste Erscheinung an dem eben probirten Apparate ist meines Eracbtens da» tiefe fis * , welches anlautete , wenn das kurze Rohr uoitgeschlossenenLochernals Windrohr angesprochen wurde. Es ist schwer, bei solchen kleinen Mundstücken das Grundregister als Blaston absichtlich berTorzubrL|een. Indessen gelanges mir doch wieder, an demselben Appa- rate, nachdem ich den Bandern die Stimmung es ^ und as' gegeben hatte, die also sehr wenig von der vorigen abweicht« bei gleicher Anspruchsweise den Grundton, der diesmal a^ lautete, zu erzeugen. Die Glottisränder durf- ten dabei, wie wir wissen, einander nicht berühren, und alle seitlichen Hitzen mnssten sorgsam abgehalten werden , sonst gelang entweder gar kein Ton, oder er fiel weit höher, einem hohem Register angfthörig aus. Nach- denj ich etwas mehr Uebung erlangt hatte, und weniger Randbreite, als vorhin (bei a ') niederdrückte, so gelang es mir auch, den dem normalen (irondton noch näher kommenden Ton g^ voll und stark zu erhalten. Noch leichter und selbständiger traten die Grundtöne auf, nachdem ich die bisherigen dickeren Bänder mit dünnern, etwas schmälern vertauscht hatte. Sie gaben nach der Aufspannung pizzicato die Töne g* und a*. Da die Rahmeuapertnr nicht vollständig Von ihnen gedeckt wurde. Bo wurden 464 II. Ueber die Solidartone. die ubng gebliebenen Oeffnangen derselben mit kleinen Pappplatten über- klebt, wenigstens behufs des Hintan.opruohs Der Blastnn (von hinten) war a ' (Grundregister) , welcher Ton jetzt bereits ohne Anwendung von Rohr- ansätzen gelang. Lietztero , von verschiedener Länge angewandt (2 — 6 ") hatten keine vertiefende Wirkung. Dagegen erschien bei 6", wenn der An- spruch piano gegeben wurde, e^' als Vorton, der aber crescendo nach a* zurückfiel. Desgleichen kam bei 10" Windrohr der Vorton c*-* oder eis*, welcher auch bei Verlängerung auf 1 1 " den Hauptton a ^ als hoher Inter- ferenzton (tremulirend) begleitete. Bei 17" keine Aenderung. — Von vorn angesprochen gab das Mundstück den Ton e-, welcher bei der Ver- kürzung, die hier die Bänder durch die Anpressung gegen den Rahmen er- litten 9 gleichfalls als dem Grundregister angehörig zu betrachten war. Dies wird auch daduich bestätigt, dass dieses e*'^ bei beliebiger Verlängerung durch Ansatzrohre nicht geändert wurde, auch crescendo sich ohne Vertie- fung schwellen liess, wie andere Grundregistertone. — Es wnrdan nun die Bänder, behofs des hohen Registers, gegeneinander geschoben, so dass die Glottis linienförmig worde. Um einen Ton jetzt zu erlmlten, bedurfte es eines kurzen Än- satzrohrs von 1*',". Der Ton war e*, eine Oktave hoher, als der vorige. Bei 6' Ansatzrohr erschien, ohne dass an den Bändern etwas geändert wurde, wieder e*, eine Erscheinung, die bei so dünnen Bändern oft vorkommt. Bei 11 — 12" Ansati erschien a* (die Quarte von e*), welcher Ton crescendo oft nach e* (in die Tonics) zu- rücksprang. Von diesem, a* an war durch allraälige Verlängerung des Ansatzrohrs bis auf 15" eine ebenso sukcessive Vertiefung des Tons bis e* möglich. Dabei ka- men oft 2 Tone hintereinander, die meist nur 1- Stufe auseinander lagen, erst g', dann f*, oder f», dann e». Bei 20 • Ansatzrohr warder Ton immer noch e', schwach, ohne Vor- oder Nebenton. — Bei allen dieson Rohrlängen gab das Instrument um- gekehrt, als Windrohr angeblasen, in der Regel den Grundton a*, nach Befinden auch a* (die Oktave), oder e' (die Quinte des Gruudtons). Dasselbe Munjdstück mit zwei Bändern von der frühem Beschafft^nheit, welche die Rahmenapertur vollständig deckten. Rohrentöne :^=: f * und ä*. Diesmal gab das Mundstück, wenio^stens so lange es noch nicht sehr durchfeuchtet war, schon ohne Jrgend einen Rohransatz von hinten angesprochen einen Blähton, ziem- lich leicht, er war b*, gehörte also dem Grundregister an. Auch dieser Ton vurde durch Windrohransätze von beliebiger Län^e nicht verändert. Die Aussenkanten der Bänder wurden bei diesen Versuchen mittels zweier Finger niedergehalten oder mit zwei Nadeln festgesteckt, dabei die Glottis ein wenig erweitert. Bei Vomänspruch war erst ein kurzes Ansatzrohr von etwa 15"' Länge erfor- derlich, um einen Blaston zu erhalten, der etwa V, Stufe höher ausfiel, als der vorige, also h^ Derselbe Ton blieb, während das Ansatzrohr allmälig bis 5'y' verlängert wurde. Von S'/«" Rohrlänge an war, wenn die Weite des Rohrs die- selbe blieb, kein Ton mehr möglich. Aber wenn dem 5 Vi" langen Ansatzrohr noch ein nach der Mitte hin sich erweiterndes , dann scharf absetzend zi^ anfänglichen Lumen sich wieder verengerndes Rohr a c von 6 ' Länge (a. Fig^7) angeseut wurde, so kehrte der Ton wieder, aber ziemlich 1 Stufe erhöht. Wurde die« Rohr umgekehrt mit a voran gesetzt, so versagte der Ton wieder. Ebenso, vcofl dem ersten Rohrstück von 5V," ein konisch sich verengendes Rohr angesetzt wurde. Dagegen gelang der erste Blaston h* ziemlich gut, wenn ins Mnndstück ein Rohr von 15 ' Länge und in dies der Ohrspiegel (Fig. 140 H) (die enge Mündung Torsn^ gesetzt wurde, so dass das Ansatzrohr nach aussen divergirte und überhaupt '2'.« ' lang war. Es wurden nun die beiden Nadeln aus den Aussenkanten der Bänder entfernt, und das mit Windrohr (13"' Holz- und 4" 3'" Kautschukrohr) versehene Mund- stück angeblasen, während ich die Aussenkanten d-»r Bänder mit 2 Fingern nieder- hielt. Es kamen jetzt tiefere Töne, und zwar a*,'b* oderh', wenn jene Kanten einfach nait 2 Fingerspitzen, und f* — fis*, oft auch g\ wenn dieselben mit ^'ei flach der Länge nach aufgelegten Fingern niedergehalten wurden. Der tiefste Ton f> schien dadurch zu entstehen, das der Glottisrand des höher gestimmten Ban- des sich über den des andern (tiefer gestimmten) Bandes schob , und in dieser Lag* Kautschukzungen. Einflass der Kobransatze. 4C5 in Schwingnngen gerieth. Das höher gestellte Band machte dabei dentliche Exkurstonen, während das tiefere gegen den Hand des obern schwang. Zuweilen erschien dabei auch ein höherer Ton e*, wahrseheinlieh wenn die Bandkanten gegen einander drückten. Bei Verlängerung des Windrohrs auf II" kam, wenn die Glottisränder gegen einander gepresst wurden, der Ilochton g^. Noch höhere Töne wurden erzielt, wenn das eine oder andere Band an der Anseenkante mit 1 Nadel fixirt wurde, und das Mundstück bei kurzem Ansatz- rohr mit d'em Munde, und zwar so angesprochen wurde, dass das freie Band mit- tels der Unterlippe stark, gegen den Kahmen und auch gegen das andere Band ge- drückt wurde. Stak die Nadel im schlaffem Bande, go erschien bei 15" AnsatzrohV der Ton e', bei Hinzufügung des Ohrspiegels*) e '; stak sie im straffern Bande, so waren bei gleichen Verhältnissen die Töne d* und fis*. Die Vertiefung durch Di- vergenz des Ansatzrohrs war hier verhältnissmässig eine enorme. Bei weiterer Ver- längerung des Ansatzrohrs wurden folgende Tonphänomene beobachtet. DtT mit dem 5 • 5" langen Rohransatz versehene Apparat wurde jetzt von vom angesprochen , wobei es jiiemlicir gleich war, ob die Anssenkanten der Bänder noch mit Nadeln fixirt waren oder nicht. Der Blaston betrug jetzt cis^, zog sich aber cresrendo meist nach c^ herunter, das dann von dem Schnarrton c* begleitet war. Wurde das elastische Rohr in der Mitte oder am Ausgang« zusammengekniffen and 60 dessen Lumen verengt, so fiel der Ton gleichfalls um y, Stufe. Das Stopfen beim ilomblasen beruht auf diesem Mechanismus Wurde diesem Rohre noch 5V,," Holzrohr von gleichem Kaliber angesetzt, so er- schien piano ,a^, das sofort in den VoMton d* nmsetzte. Später war der hohe Ton a* nur isolirt. fiber schon, voll und schwellbar zu erhalten, besonders wenn der eine Bandrand mit einer Nadel fixirt war. Bei Anfügung eines weitern Rohransatzes von ly," fiel dieses a* auf g^, um durch fortgesetzte Verlängerung wieder nach »* zuräckznkehren. I^a(?«gen ^iew ^^^^ ^^ 'Ton auf h» erhöhen, wenn obigem Ri>hransatze von 5" 5" der Ohrspiegel, die weite Apertur voran, angefugt wurde. Die Krhöhung durch Konvergenz des Ansatzrohrs war hier ebenso auffallend, als vorhin die Vertiefung durch Divergenz desselben. Doch scheint hier ausserdem noch eine Kompression der Glottisräfider mitgewirkt zu haben Demnach haben wir auf verschiedenem VV^ege folgende Ansatzrohrtone am kleinen Mundstück erhalten: h », c^ cis"^, d*, e*^, f^ fis^ g*, a^ h*, c^, d^. Da das zuerststehende h' der Grundton ist, so sieht es auf den ersten Anblick aus, als ob das Ansatzrohr nur einen erhöhenden Einfluss ansgeübt habe. Dennoch bestätigen sich aueb hier die bisher über die Wir- kung des Ansatzrohres g(*fundenen Gesetze. Noch wurden mit Löchern versehene, etwas längere Ansatzrohre probirt. Zunächst wurde das dreizollige Rohr mit 3 Löchern angesetzt. Da» Mund« ^«tück gab jetzt, wie auch in den letzten Versuchen, nur noch Töne des hohen fiegisters'. Standen alle 3- Löcher offen, so w^ar der Ton bei schwachem Anspruch cis^, liess sich aber crescendo ohne Sprung nach b^ herunterziehen. Durch Decken des 1 Lochs erschien as", durch Decken des 1. und 2. fis*, aller 3 ein Ton zwi- schen e ' utid f ^. £s wnrde nun noch ein ähnliches Pfeifstück mit 3 Löchern , das ein wenig weiter war, angesetzt. Dieses vertiefte in noch mehr abnehmender Pro- gression zoaammen nur um 1 volle Stufe, so' davss der Ton bis d^ kam. Das An- satzrohr war jetzt 5Va" ^^ng. Bei 6'/^ ' blieb derselbe Ton; bei 7^/^" war kein Ton möglich; bei 9" sprang er nach g*, und bei 13" fiel er wieder nach d*. Also Tr>n umfang von ziemlich 1 Oktave. A2 0(>'ull) ff' d« eis» 1»' os= As« n e* • • • t" H' OS' 4" 5- 6'* 7" 8' 9" 10" 11 " 12" 13" Die Grnndstimmung ^er beiden Bänder war nach allen diesen Versuchen un- verändert geblieben, wie ich mich durch Nachversuch per tubulum überzeugte (f ' :b*). *) Der Apparat war jetzt so beschaffen, wie vorhin, als er den Grnndton h* angab, und hatte die Länge von 2V9" (Ansatzrohr), 30 466 U. Ueber die Solidartone. Jetzt gab ich den Bändefn gleiche Stimmung in g *. Das Mundstück gab isoUrt angeblasen keinen Ton. Ist dies der Fall, so ist auch in der Regel das Grundregister nicht möglich: so auch hier. Ansatzrohr. [ b« a' g« P e« e« («inkfnr) Ofkein Ton) g" J 1" 2 4" 5" 6« 7" ^" 9" 10" 6"' V II » »1 »1 Bei weiterer Verlängerung war kein Ton mehr möglich. Windrohr. 3' — = a*, g* -oder e*, je nach dem verschiedenen Anaproch. 5" 5'" = e*, crescendo mit Interferenzoktave e *. 7 • — = d*, oft mit Vorton a«. 8" 3'" = d» 11" b"' = f«, Sprung. 12" — - = fis*, (desgl.) dieses fis* bleiSt auch noch bei Verlän- gerung bis 18 ' • Bevor ich zum Einflüsse der KombinatioQ von Wind- und Ansatzrobr übergehe, fuge ich den bisherigen noch einige YerftUche bei, wo ich mit Setzstncken des Waldhorns als Ansatzrohrs operirte. Diese Versuche lagen sehr nahe, da offenbar bei allen diesen Zungenapparaten das Ansatzrohr, namenUicb, wenn es eine gt» wisse Länge überschreitet ^ dem Rohre des Waldborns sich sehr analog verhält, und da zu erwarten stand, dass durch dergleichen VergleicboDgen sowohl die Theorie der elastischen Doppelzungen^, als auch die des Wald- horns eiliige Auf klar ung erhalten werde. Die ersten Versuche dieser Art stellte ich so an , dass ich ^ber ein Horn- mundstnck zwei schmale Bänder aus vulkanisirtem Kautschuk spannte, and die beiderseits noch' gebliebenen Oeffn\ingen mit einem gefensterten Stück Wachsleinewand bedeckte , das um den Rand gezogen u>id unterhalb dessel- ben festgebunden wurde. Das so vorgerichtete Mondstück gab den Blaston es^. An das erste 19'* lange Setzstück gesteckt, gab es den Tun c', 1 kleine Tertie tiefer. Bei Piano Anspruch erschien ein Vorton f'* Wurde noch ein kürzeres Setzstück angefügt', so dass das ganze Ansatzrohr etwa 80" Länge hatte, so blieb der Ton c^, fiel aber leioht nach e* oder e>* zurück. Wurde durch ^in 3. Setzstück das Rohr bis auf 48 — 49" Lange gebracht, so erschienen die Töne h* — d«. Gab das Mundstück den Blaston f* o4er fis*, und -wurde es in das volle !>• Hom gesteckt, so erniedrigte sich der Ton nur um 1 Stufe, ebenso wenn ich bei festgehaltener Lippenspannung das isolirte ( bänderfreie ) Mundstück in das Hom steckte. Um 2 Stufen vertiefte sich dagegen ein solcher Mund«tückton , wenn ich es in das tiefö C-Horn steckte, dessen Rohrlänge freilich weil grösser ist. Was wir anderwärts an Mundstucken oft beobachtet haben, daas sie erst dann einen Blaston geben, wenn ein Ansatzrohr angefugt wurde, das be- obachtete ich auch hier. Wenn ich die gefenstcrte Leinewand abnahiti, und das mit den beiden Bänderu versebene Mundstück durch einen Mundmecha- nismus zu intoniren versuchte,' der ohne Ansatzrohr keinen Ton gab, so erschien, ein Ton, wenn jenes in das Hör n gesteckt wurde. Wir kommen auf diese Beobachtung weiter unten zurück. Später nahm ich das bekannte kurze Mundstück mit den 9'" langen Bän- dern. Bei Fixirung der Auf senkantei gab es den gemeinschafttichen Röhrenton c '. Der Blaston e« erschien, wenn ein kurzes Ansatzrohr und an dieses das Hommund- ?.^*^oJ//?*® '^®*^ Mündung voran, angefügt wurde, so dass das ganze Ansatxrohr ^ ö lang war. Wurde nun das erste Setzstück von 19' angesetzt, so bUeb bei Kautschukzangen. Einfluss der Robransatze. 467 Piano- Anspruch der Ton e*, sprang aber crescendo nach h' als Vollion. Wurde das zweite kürzere Setzstück dazu gefugt, so erschien abermals piano e^, nur Unter, als rorhin, crescendo auch nach h^ umsetzend. Bei weiterer Verläugerung des An- satzrohrs sprach der'X'on ebenso wenig meht an, als bei gleicher Bohrlange bei den frühem Versuchen. Ganz anders verhielt sich die Sache, wenn das Hornmnndstück direkt als B^dermundstück benatzt und mit den Hornsctzstickeh angeblasen wurde. Diesmal nahm ich 2 breitere (4'") Bänder, die ich um die weite Apertnr des Hommond^tücks spannte und unter dessen Rande festband. Der Röhrenton beider betrog d*. Der Blaslon des isolirten Mundstücks voi) yom as*, von hinten g\ lajit ond TolL Bei starkem Anspruch wurden beide Töne oft yon der (jedoch nicht sehr herrortretenden) tiefen Interferenzoktave begleitet. Es wurden nun diverse Setzstücke angefugt. Hier zeigte sich gegen die frähern Versuche der auffallende Unterschied , dass durch Verlängerung des Aosatzrohrs über 4' die Tonbildung nicht aufgehoben wurde, dass sich überhaupt die. Tonerzeugung hier ebenso verhielt, wie beim blossen Mund- lippenanspruch des gewohnlichen Hornbiasens. Ausserdem war die Vertie- foBg durch dergleichen verhältnissmässig lange Ansätze eine sehr einseitige, während der Einfluss auf die Uegistrirung mehr hervortrat, wie fol- gende Versuche zeigen werden. Durch das erste Setzstück (19" P. oder fast 1 Leipz.Elle lang) fiel der Ton as* bis auf c*, also um eine kleine Sexte. Bei leisem Anspruch erschien auch hier ein höherer, docli den Primärton noch nicht erreichender Vorton f*. Nach Anfügung des kurzem Zwischenstücks (von 17" Leipz.) blieb c* als Vollton, der Vorton war aber um y, Stufe gefallen =- e*. Wurde statt dieses ein anderes etwas längeres Zwischenstück von 21 "Länge genommen, so fiel der Piano -Vorton auf d^, wurde dabei gleichsam selbständiger und liess sich besser halten ; crescendo ging er in den Voliton b'.über, das sich auch zuweilen dem d* als Interferenzton beimischte. Worden endlich alle 3 Setzstücke zusammen als Ansatzrohr gebraucht; so erschienen 3 Töne, piano der Vorton f*, crescendo und als Haupt- oder Vollton d^, und h^ oder b > dem vorigen d * entweder als schnarrender oder zerrissener Interferenzton sich beigesellend, zuweilen aber auch isolirt, und daitn rein oder zusammenhängend erscbeinend^ Oft erscheinen diese drei Tone beim Blasen hintereinander, in der Ordnong f», d«, h». Der Röbrenton der Bänder war jetzt eis ^ , der Blaston am isolirten Mundstück g*. Es vrorde das 4. Setzstück (fast 2*4 Leipz. Ellen, oder gerade so lang, als die 3 ersten zusammen) als Ansatzrohr l)enntzt. Bei Piano -Anspruch erschien e^, das sofort nachc* alsHauptton übersprang, welcher crescendo mit der Interferenzoktave c ' und oft hoch mit dem Zwischenton a * begleitet wurde : in Summa 4 Tone, und zwar im a- Mollakkord. _ Die Tonerscbeinangen , die beim 5. und längsten (ziemlich 5 Leipz. Ellen) Setz- stiick stattfanden, waren den vorigen ähnlich, und lassen sich geradezu durch No- timng am deutUehsten machen. Wurde das Mundstück ins volle A-Hom gesteckt, so erschienen in ähnlicher Weise die Tone f*, es*, d*. Der Anspruch war schwierig, die Töne jedoch gut. ßei Wiederholung stellte sich meist es* als bleibender Ton heraus. Wurde endlich das Mundstück ins volle G- Hörn gesteckt, so wurde f* gewöhn- lich der haltbare Ton, zuweilen auch e* oder d*. -Wiederholung. Bänderton mit Röhrenanspruch = fis* (das eine Band zdg sich während der Versuche nach f^). Blaston ohne Ansatzrohr: b^ mit b* gemischt, ohne dass man sagen konnte, welcher von beiden der Interferenzton sei. SO» . Xgg "* II. Üeber die Solidartöne. Mit einem engen Ansatzrohr von SYa" es* — e". Mit dem 1. Setzstück fis« (Vorton) eis« Volltoti. „ „ 1. nnd 2. Setzstück f« (Vorton) c* VoUton. " " 1 3 . „ e« als Haupton, ein 2. mcht »a 19 und 3. , n ®8* erhalten. " " 4.' Setzstiick d« ebenso, bei Piano ein Vorton f*. " *• * 5 d« „ Piano Vorton e«. 1» J> Versuche, die Bänder in a> zu stimmen, um ein^Ue'.ereit.stimmangihresG™^^ tone« mit dem der Hornsetxstücke, die meistens a als Cylmderton hatten, gelangen '^ Zur°'be8eern Beurtkeiloug dieser Versuche untersuchte ich noch die ge- brauchten Setzstücke aufihren Eigen- oder Cylinderton. D" «"»17^'» *»e: sten Kaliber und von 19- V. od« 23" Leipz. Länge gab al. Cyhndeipfeife unge- deckt anceblasen den Grundton d*, crescendo d», a", ^ , ti» u.s.w. Da^ 1. und 2. zusammen, 1 EUe 15 Zoll, Grundton fis, crescendo fi.', «s«. Das U und 3. zusammen: Grundton e, crescendo e»,h , e ;«'?"•;; ■^- , Das 1., 2. und 3. zusammen (2 Ellen 9 Zoll): Grundton« (freihch durch den Mundansprüch nicht zu erhalten) , wohl aber h , fis ' , h , dis u. s. w. Das 4 Setzstück (auch 2 Ellen 9 Zoll) gab auch H u.s w., das 5. (noch einmal so KeTHru s.w; Begreiflicher Weise sind diese tiefen Grund tone durch blossen Mundlippenanspruch nicht zu erhalten, ebenso wemg >^'»e. »«» ^-^,?™/%^^"*l„ ton A mittels des gewöhnlichen Mundstücks zu erhalten ist. Der tiefete Ton, den ich auf dem A-Öorn hervo-r bringe, ist E-F, dann folgt A,e,a u. s. w. ' Weiter untersuchte ich die einzelnen Setzstucke mittels des gewöhnlichen, der Wirkung der elastischen Zungen am nächsten kommendenMnndanstuck- spruchs. Das 5. (längste von 5 Ellen) schien den Grundton A, (V, Stufe tiefer als beim Mundanspruch ohne Mundstück) ru haben, welcher jedoch durch den An- Spruch nicht zu erhalten War, wohl aber die nächsten und weitern »»oj»«'; J^"^' und zwar in folgender Ordnung: E, Fis, Gi», A, e, a, e«, a», «s«, •», « ' » J^!;J^- wie beim vollen A-Hom, dessen Länge mit diesem Setzstuck, -das «^"^ ,»"J.^'. doppelung der Hornlänge und Vertiefung des Tones um 1 Oktave verwendet wiri, wenigstens theoretisch übereinstimmt. ^ «■^ii.«^^»» -or«;«« Das 4. Setzstück, obwohl nur halb so lang, als das vonge, gab auffallender^^ eise so ziemlich dieselben Tone, nämlich E, Fis, ^.is, A, e, a, e ', a', eis , e , g , also a-Dur. .' , . • , i__ Das 1. Setzstück mit den beiden Zwischenstücken verbanden gana ebenso, aiso wieder a-Dur. ^ u_^«ua.« v Das 1. Setzstück mit dem langem Zwischenstück ging aus c-Dur, brmcDte r., FGcßc'ff' c^ e*. ' Da« i. Setzstück mit' dem kürzern Zwischenstück 'ging wieder au« ft-^nr. gab E, Fis, Gis, A, a, cisS a' und noch ein (irreguläres) Intervall darüber, dis -e . Es waren hier von den zwischen den Oktaven liegenden Intervallen nicht die i^um- ten zu erhalten, sondern die grosse Tertie. i.- • k Das 1. Setzstück allein endlich ging wieder auB a- Dur, Es waren hier m ao- steigender Folge die Töne möglich e^, a',. e», a, e, d, eis, H, A, Gis, tis, l:.. Zur Vervollständigung dieser Vexsuche war es noch unerläßslich, küixere Ansatzrohre zu versuchen , um zu erfahren , bei welcher Länge die Sprunge beginnen. Dabei gebrauchte ich die Vorsicht , das Ansatzrobr eng genug zu nehmen, d. h. ungefähr von demselben Kaliber , als das der ersten Partie der Homsetzstücke beträgt, und das Rohr allmälig etwas weiter zu nehmen. Bei einem so zugerichteten Ansatzrohr von 10 "P., das also etwa halb so lang, as das erste Hornsetzstück war, konnte ich etwa in einem Umfange von 2 Oktaven alle Töne der Reihe nach erhalten, ungefähr von E bis e\ weiter hinauf fingen die Töne an zu springen, und gewöhnlich konnte ich nur noch h*, d* oder dis und e* erhalten. Bei einem Ansatzrohre von 5" fand kein solches Springen statt, Kh vermochte alle Töne, die mir mi^glich waren, nach -der Reihe zu prodnciren. Bei einem Ansatzrohre von 15" sprang der Ton, wenn ich mit b', das oft schon vom Interferenztone b begleitet wurde, einsetzte, und dann herabzugehen suchte, sdion Kaatschukzungen. E^nfluss der Rohransätze. 469 bei as' sofort nach b herab. Von diesem b an konnte ich stufenweise weitergehen bis E. Von b * aufwärts gelang nur die Quinte f*, and wohl wäre auch die höhere Oktare b* noch möglich gewesen. Wir stellen die Ergebnisse dieser verschiedenen Versuche am Waldhorn rar bessern Uebersicht und Vergleich ong in einer Tabelle (S.470) zusammen. Wir entnehmen diesen Versuchen vorläufig folgende Resultate. 1) Während der Cylinderton einer in eine cylindrische Rohre einge- * schlossenen , ungedeckten Luftsäule mit Zunahme der Länge derselben sich progressiv vertieft, wird ein an der einen Apertur einer solchen Rohre er- zeugter Bänder- oder Znngenton, nachdem er durch die erste Abtheilung desAnsatzrohirs bis zu einem gewissen Maximum, d. h. um eine Sexte oder Septime vertieft worden ist, durch weitere Verlängerung des Rohrs weder auf den Primärton oder in dessen Nähe sprungweise zurückgebracht, noch sonderlich weiter vertieft, sondern e^ verhält sich mit wenig Modifikationen auf der Stufe der primären Vertiefung. 2) Meist sind bei Piano- Anspruch eiti oder mehrere Vortone zu erhalten, welche eine oder einige Stufen hoher liegen, als der Haupt- oder Vollton, ebenso- wie wir Aehnliches bereits bei den vorhergehenden Versuchen be- obachtet haben. Desgleich en kommen Neben- oder Wechseltone vor, die auch vomHanpttone nicht weit entfernt liegen, und wohl von Modifikationen des Anspruchs herrühren, endlich Interferenztone, die 1 Oktave tiefer h'egen und nach der früher gegebenen Theorie zu erklären sind. 3) Je länger das Ansatzrohr, desto voller und weittragender wird der Ton. 4) Bei gleichbleibender Bänderspannung schwanken die sämmtlichen durch Modificirnng der Ansatzrohrlänge zu erhaltenden Tonstufungen nur innerhalb eines Intervalls von einer Tertie oder Quarte. 5) Wenn sich das Mundstuck nicht sofort, wie beim Hörne, konisch ver- engt, und das Ansatzrohr mit dieser Verengung, die nur sehr allmälig in einige Erweiterung übergehen darf, sich fortsetzt, so versagen die Tone, nachdem eine gewisse Länge des Angatzrohrs erreicht ist. 6) Wenn der Zungenanspruch mittels- der Mundlippen bewirkt wird, und diese ihre Spannung und ihre Oelfnung verändern , so ist es im Allgemeinen für die Tonstufung gleich, ob das Ansatzrohr lang oder kurz ist. Aber etwa vom 10. Zoll der Länge desselben an ist es nicht mehr möglich, alle Töne der Reihe nach mittels verschiedenes Mundanspruchs zu erzielen , und es be- ginnen von dieser Länge an die sogenannten Sprünge. Je länger das Rohr, desto mehr breiten sich dieselben über den i>berhaupt möglichen Tonbereich aus. Anfangs, bei noch sehr kurzem Rohr, erstrecken sich dieselben bloss auf die Tone der hohen , d. h. dritten Oktave , bei wachsender Rohrlänge auch auf die 2. oder mittlere, und bei 40 Zoll und darüber bleiben nur noch einige Töne der ersten tiefen Oktave übrig, welche hinter einander ohne Sprung angegeben werden können. Bei den gewöhnlichen Setzstücken des Horns herrscht die Tonart a- Dur vor. 7) Demnach ist das Hörn (und andere Messingblasinstrumente) durchaus nicht in dem Sinne, wie die Labialpfeifen und Flöten, ^Is ein sogenanntes fuss ige« Instrument zu betrachti*n, dessen Grundton mit der Zahl der Fusse, welche seine Länge hat, an Tiefe zunimmt. Man kann auf einem blossen Setzdtück ebenso tiefe Tone mittels Anspruchs durch ein Mundstück von gewisser Mensur erzeugen, wie auf dem vollen Hörn, nur das Timbre und die übrigen Eigenschaften der Töne, so wie die gegenseitige Lage (Tonart) 470 CO CO >^ O 0 ^ ^ S 3 " " BS A « - 3 g' Gi 4 S^ ^'^ 5' h^ h^ feO O« S II. Ueber die Solidartone. Qj ^ M W «« 'M H M M f^ <# — •• S* « •• *• SS* Oi 0 (0 9 O. * • S? .2 J9 .2 Öf ^ M o » f o o 33 s o o pr t H OB 3- I R S " * ^ w I 00 c es COCO ^9 00 &9 O WO m »0 IH5 ©► W n Qo e]» •^1 r ^ I o CT* ocr 6 0 OD (3 B ■ S OD d er Ol 0 O W p»i s CD o 0 B (D B 0 <» o 0 o* 9 >% • •• ^•^ o - •n « - O K fLC « QTJOOa _r •* *♦ Kr CS p s* £ » Bö .« 'S ^ << g 9» 0< 0 ^ 0 o 5 B t 0 O o Kaatschukznngen. Einfluss der Rohransätze. 471 derselben ändert sich, nicht die absolate Tonlage des ganzen Instruments, mit Verlängerung des Ansatzrohrs. Dass auch nicht allemal längere Setz- stücke die Tonart in eine tiefere Lage bringen, als kürzere, beweisen fol- gende Versuche , die ich mit meinem Waldhorn (welches aus A - Dur geht) anstellte. Mit dem ersten Setzstücke (19") ^ab es die Tonfolge -Ton A-Dnr. Dieselbe Ton- art blieb, als ich an das nackte (des ersten Setz- oder Ansprnchsstückes beraubte) Hom ein hölzernes nur 3" langes Rohr, nor um das Mundstück aubringen zu kön- nen, setzte. Mit dem mittleren 2 Ellen 9 Zoll langen Setzstück fiel die Tonart auf F-Dnr, also um 2 -Stufen. Mit dem längsten, 5 Ellen langen Setz^tück ver- seben ging das Hom ans 6 -Dar, also gar eine Stufe höher, als mit dem Torigen kaiutt halb ^o langen Setzstüek 8) Dennoch muss die Rohrlänge der Messiogblasinstrumente mit der Scbwingungszahl des Grundtons, den sie geben sollen, iu umgekehrtem Verhältniss genommen werden, aber nur unter der Bedingung, dass der Durchmesser der Mundstücksapertur in entsprechendem Verhältniss, wie die Rohrlänge, zunimmt. Die Länge der Zungen bestimmt zunächst die Scbwin- gungszahl des Qrundtons, nicht die Länge des Rohrs; aber damit die durch letzteres erzielbaren Knotentöne gehörig erscheinen und überhaupt eine ▼olle Kbnsonanz zwischen Zungen- und Cylinderton eintreten könne, muss dem Ansatzrohr eine Lange gegeben werden , die dem tiefsten , mittels der als Zungen wirkenden Lippen des Bläsers auf dem Mundstücke erzeugbaren Tone proportional ist. Wir bescbliessen diesen Abschnitt mit einigen Versuchen, welche ich mit Apparaten, die sowohl mit Wind- als auch mit Ansatzrohr gleich- zeitig Tersehen waren, anstellte*) Die Resultate derselben weichen von den, welche Müller erhielt, auffallend ab. 1) a. Das Petschaft, mit einem breiten Bande Ton 14' 'Länge, wie früher; dia ein« Kante dem Rahmen aufliegend und fixirt, gegen die andere eine Holzplatte be- bofs der Stimmritzenbildung angeschoben. Der Blaston warb*, und liess sich durch hinten angesteckte Rohransätze von resp 2% nnd oV«" auf a* — f vertiefen, mochte dieser Apparat als Wind- oder als Ansatzrohr angeblasen werden. Wurde von der andern Seite ein sich abwärts massig verengendes Rohr vcn mehreren Zollen Länge and hinlänglicher Weite angesetzt, so änderten sich die erwähnten Tonstufen durcli- aos nicht ab, es mochte das Rohr verlängert und gleichzeitig verengt werden, so viel ich wollte — b. Dasselbe Petschaft wurde nun mit 2 Bändern von 4'" Breite bespannt, und die Glottis eng genng gemacht, um das hohe Register zu erzeugen. Der BlastoD betrug f*, bei Anfügung eines Ansatzrohrs von 2" 4" es*, von 5V«" des*. Wurde dem Mundstück ein Glastrichter, der etwa 2*/,' Axenlänge hatte und in einen 2'" weiten Kanal sich auszog, vorgesetzt, so wurde dadurch der Ton im 1. Falle um V«) in beiden letztern je um 1 Stufe erhobt. Vorsatzrohre, wie im vori- gen Versuche, änderten den Ton fast gar nicht. Nur bei 5'/«" Ansatzrohr erschien mittels eines sich anfangs mäasig, dann rasch sich verengenden Windrohrs von 4" eine V, Stufe betragende Erhöhung. 2) Das kleine Mundstück von 9"' Durchmesser; zwei Bänder mit je 2 Nadeln fixirt. Der Röhrenton -betrug fis > und a ' ; später wurden die Bänder gleich in fis ' gestimmt, auf welche- Veränderung sich die letzten Versuche , sowie die in Kli^mem eingeschlossenen Tonangaben beziehen. Der Blaston betrug bei 5 V«" Windrohr h'. Doch erschien dieser, wie es scheint, dem Grundregister angehörige Ton nur bei dem ersten Versuche, weiterhin kam der Ton a', als Interferenzton, zum Vorschein, den Vollton d" begleitend f welcher je- doch auch oft allein, ohne Beiton zn erhalten war. Derselbe Ton erschien, gewöhn- lich mit der tiefbn Interferenzoktave d ^ begleitet, wenn der Apparat herumgedreht als Ansatzrohr angesprochen wurde. Wurde dasselbe auf 3' verkürzt, so erhöhte sich der Ton auf g*, und durch weitere Verkürzimg bis 1'/," auf a*. *) Aus den bisherigen Versuchen gebort bereits der S. 461 (s. die Note) hierher. 472 II* Ueber die Solidartone. Jetzt wurde dem so beschaffenen Apparate (Mond^töck mit b^'^" Rohransatz) noch von der andern Seite ein Rohransatz beigegeben. Dieser morste natürlirh Terhältnissmassig weiter, als der vorige sein: ich nahm, um sofort bessere Wirknng zu erhalten, ein sich konisch verengendes Rohrstück, in dessen weitere Apertur das mit seinem engern Rohransatz versehene Mondstück luftdicht eingesetzt wurde. Das überragende Stück dieses neuen Ansatzes war 1" lang. Wurde dasselbe als Wind- röhr angeblasen, so war keine Veränderung in der Tonstufe zu bemerken, sie blieb d* (c*), der Ton wurde nur voller. Wurde noch ein Rohr von 4" angesetzt, sodass das Windrohr auf 5 ' kam, und beiläufig fast dieselbe Lunge hatte, wie das Ansatzrohr, so trat eine Erhöhung der Tonstufe ein , und zwar um 1 Stufe = e* (d*), wel- cher Tou später oft mit dem Interferenztone a ' , zu-weilen mit d ^ , begleitet wnrde. Dasselbe Resultat, was die gedachte Röhre von 4", hatte der kelchformig sich verengende Ohrspiegel, welcher, dem ersten Windrohrstück von 1 " aufgesetzt, gleich- falls eine Erhöhung auf e^ bewirkte. Wurde dagegen dieser' Ohrspiegel unmittelbar über das Mundstück geschoben und seine enge Apertur angeblasen, so stieg der Ton bis fis* oder g*. Wurde nun der gatize Apparat umgedreht, so dass das bisherige Ansatzrohr zum Windrohr, dieses zum Ansatzrohr gemacht wurde, so fielen die Tonphänomene so ziemlich ebenso aus, wofern der Anspruch ohne Beiwirkung seitlicher Ritzen gelang. Wurde das Instrument wieder, wie vorhin gehandhabt, das obige Windrohr vou 5" Länge hergestellt, und das Ansatzrohr um weitere 5%" verlängert, so stieg der Ton gleichfalls um 1 grosse Tertie, ^r kam von d^ auf fis'. Noch weitere Verlängerung des Ansatzrohrs (Windrolirlänge unverändert) bis auf 20" erhöhte den Toh noch mehr, bis g*, welches aber bald in den unreinen tiefern Ton d'* zurückfiel. W^eitere Rohransätze würden wahrscheinlich dies d* wieder er- höht haben. Dieses Erhöhungsmaximum betrug also ebenso viel, al^ der Ton, wel- cher durch ein blosses Ansatzrobr von 3'' erhalten wurde. 3) Wiederholung. Die Bänder mit je 4 Nadeln fixjrt. Stimmung inf'undg^ Der Blaston war mit dem Sy^" langen hinten eingesetzten Ansatzrohr wieder d^, crescendo mit der .Interferenzoktave d^ begleitet. Umgekehrt als Windrohr 'an- gesprochen dis*, ohne Nebenton. Die Beigabe des vorderen Ansatzrohrs von 1" Länge, wie im vorigen Versuche, bewirkte keine Aenderung der Tonstufe. Auf 5 " Länge gebracht bowirkte es, als Windrohr angesprochen , eine Erhöhung von % Stufe. Der Ohrspiegel hatte in beiden gedachten Fallen wiederum genau dieselbe Wirkung, wie im vorigen Versuche; d.h. er erhöhte, unmittelbar dem Mundstück aufgesetzt, um 1 Tertie. Wurde der Apparat umgekehrt, so erschienen dieselben Tonphänomene, aber Vj Stufe höher. Bei 5" Vorsatzrohr (als Ansatsrohr fungirend) war der Ton c*, aber bei stärkerem Blasen mit dem (ziemlich kontinuirliehen) Nebenton g ^ begleitet. Wurde das Vorsatzrohr um etwa 1" verlängert, so erhöhte sich der Totf um V, Stuie, wurde also f^, wobei auch ein um 1 Quinte tieferer, diesm:d unreiner Ne- ben- oder Interferenzton als Begleiter kam. Wurde das Vorsatzrohr ajif 11" verlängert, so fiel der Ton auf d* zurück. 4) Dasselbe kleine Mundstück.^ Stimmung der Bänder (von der vorigen Sorte) a* und b". Blastöne (von vorn) mit Rohransatz: 1" b^, 2' gis«, 3" g', 4' f», 5" e», 6' d«, 8" c», 9»/^' null, 11" g«, 13" f« u. s. w. Bei Ansatzrohr von 6" wurden nun Vorsätze (als Windrohr oder Ansprnchsrohre) angefügt. Bei 1" blieb d'; bei 2%** war der Ton auf g*, also um eine Quarte gestiegen, von da an fiel er: bei 3'\anf fis«, 4" f«, 5" e«, 7%" (und mehr) auf d« zurück. — Wurde jetzt der Ohrspiegel dem ersten Vorsatzstück von 1" angefugt, so war der Ton e*, eine Stufe erhöht; unmittelbar dem Mundstück vorgesetzt g*, wie beim Vorsatzrohr von 2y,"; also eine Erhöhung von einer Quarte. Der Apparat jetzt umgekehrt ange- sprochen gab den Ton a*. Ansatzrohr 7" 2" (ohne Windrohr) giebt von vom und hinten anch'd*, mit Ohrspiegel von vorn g*, von hinten a', 1 Quinte Erhöhung. Ansatzrohr 8" allein gab c*, gleichzeitig Vorsatzrohr von 2V9" (vorhin g*) giebt, als WiTidrohr angesprochen jetzt b*, ebenso wenn der Ohrspiegel, unmittelbar dem Mundstück angesetzt, direkt angeblasen wurde. Es war also durch Ver- ^*"««™ng des Ansatzrohrs um 2 Zoll der Ton nm eine kleine Tertie, und überhaupt so weit erhöht worden, als 1" alleinigem Ansatzrohr entsprach. Dieser Apparat umgedreht angesprochen gab keinen Ton. Wurde das Ansatzrohr nur zu Kauifchukzungea. Elinflass der Rohransatze. 47S 3" genommen und gleichzeitig ein Vorsatsrohr von gleicher Länge, so erschiea bei Vomansproch sowohl als Hintansprach as*, also '/, Ton höher, als ohne Vorsatzrobr, Wurde bei 3" Ansatzrohr der Ohrspiegel den» SlnntL^tuck direkt angof«teckt und derselbe als Windrohr angeblasen, go erschien piano ein Ton, welcher eine volle Stufe höber lag, als der, den dieser Apparat ohne Ohrspiegel angeblasen gab, aber crescendo fiel jener Ton in den letztern Ton, der dann voll und laut war, zurück. 5) Wurde dem Mundstück, nachdem die Anssenkanten der Bänder mit mehr Nadeln fixirt worden waren, der Ohrspiegel vorgesteckt, und dasselbe ohne Wind- rohr angeblasen, so war, was ohne vorgesetzten Ohrspiegel nicht gelang, ein Blas- ton möglieh: er war a', dumpf, wie aus der Kerne kommend, und von einem Timbre, als ^äre er aus a^ und a^ gemischt. Dass es aber wirklich der Grundton a^ war, erhellte daraus, da^s durrh Ansetzen von Windrohren beliebiger Länge dieser Ton nicht verändert wurde. (Doch erschien bei 5 — 6" AMndrohr nach Wegnahme des Vorsatzes dieses a* bei wf nur noch als Interferenzton, den hohem Ton e* be- gleitend, welcher bei starkem Anspruch allein und rein erschien, und bei Verlänge- rung des Hohrs weiter vertieft wurde, wie oben.) 6) Um die räumliehen Einflüsse des erhöhenden Vorsatzstücks genauer zu erfor- schen, modificirte ich dasselbe noch mehr Das Ansatzrohr blieb dabei immer dasselbe, von. 57," Länge, wobei der Apparat den Ton es* gab, von vorn wie von hinten. Derselbe Ton lilieb bei Vorsatz von 1' (dem frühem). Die äussere Apertur dieses Vorsatz^tücks war 7'/«'" im Durchmesser. Darangesetzt ein Stück von gleich- falls 12'" Länge, Kanal von 7*' auf 5'" sich verengend, änderte den Ton auch nicht. Per Anspruch war hier von hinten leichter als von vorn. Wurde aber die Apertur dieses Vorsatzstücks mit den Lippen verengt, so erschien mit andrem Timbre g* oder a*. Wurde noch ein ziemlich gleichweites (5 '/,?") elastisches Rohrstück von 2 ' 2'" angesetzt, so stieg der Ton auf e* ■+■ V4 bei Vom-, auf fis* bei Uintansprucb. Ziemlich gleiche Wirkung hatte der Aufsatz des Hornmundstücks oder des Ohrspie- gels auf das erste Rohrstück von 1' ; von vorn kam e*, von hinten f. Wurde dem erstem Stück ein neues von IV2" Länge und von 6"* auf 4'" abnehmender Weite angesetzt, so stieg der Ton bei Vornanspruch auf g*, bei Uintansprucb wollte der Ton nicht gelingen. Auch bei 1" 4- 2" 5' ' (elastisches Rohr) erschien g', sowohl von vorn, als von hinten (hjer I ^^^^J^^--.,^ aber schwierig). Am auffallendsten war ^^^B^^^H ^^^ Wirkung, wenn auf das erste Vor- _.?^.. .^^^^^^^^ satzstück von 1" ein zweites gleichlanges — -^^""^ — ^^ mit engem Kanäle von 3'' Weite aufge- setzt wurde (nach Art der Rohrflöten- Ftg. 138. werke der Orgel). Hier erhöhte sich der Ton von es* auf f» bei Vornanspruch, bei Hintanspruch -kam er noch '/^ Stufe höher; während ein nur 6 — T" langes, mit einem von 6 auf 4" fallenden Kanal durchbohrtes Vorsatzstück nur um '/, Ton erhöhte. 7) Dagegen gelingt bei sehr dünnen Bändern, welche überhaupt grosse Neigung haben, sich in das ürundregister zu stimmen, diese Wirkung des dem Ansatzrohr bei;;efügten Windrohrs nicht. Wenn ich dem schon früher benutzten kleinen, mit zwei solchen Bändern (Grundton g* und a') bespannten Apparate, der von vorn angeblasen e* angab, das sich durch .A"satzri)hre fast nur registerweise (nach e* oder a*) modiüciren Hess, bei schon vorhandenem Ansatzrohre von 4" 5 " Länge den bekannten Ohrspiegel als* Windrohr vorsetzte, und mittels desselben den Appa- rat anblies, so entstand so gut wie keine Veränderung-, der Ton schwankte zwi- schen d^ und dis*, je nach den zufälligen Modii^cationen , die bei diesem Anspruch stattfanden. Auch wenn dem Ohrspie^el noch ein enges Rohr angefügt ^'urdc, ändert sich die Tonstufe nicht. Wurde das so vor geric}>^te Instrument um- gekehrt angesprochen , so dass das Windrohr zum Ansatzrohr wurde u. s. w. , so erschienen, die Rohransätze mochten so lang sein wie sie wollten, wiederum, wie früher bei einfachem Windrohr, die Töne a* oder a*, zuweilen auch e*. Demnach gaben diese Versuche ein den von Müller angestellten gerade entgegengesetztes Resultat, welches sich folgende rmassen definiren lässt: Wenn durch einen iu die hintere Apertur des Mundstücks gesteckten Hobransatz der Piimärton hinlünglich starker Doppelbänder (der in beiden 474 * U. Ueber die Solidartone. letztem Versuchen als a^ anzanehmen ist) anf eine gewisse Stufe (d*) ver- tieft worden ist, so hat ein von der andern Seite dem Mundstück angefug- ter Rohransatz von gewisser Lange die Wirkung, diese Vertiefung wieder au fzuheben. Ist diese Wirkung so ziemlich erreicht, so f äl 1 1 bei fernerer Verlängerung des zweiten Rohransatces der Too aUmälig wieder in den primären Vertiefungston zurück. Theoretische Bemerkungen über den Einfluss der Rohr- ansätze auf die Zuugentone. Die vorstehenden Versuche liegen izwar ihren Ergebnissen nach etwas bunt durcheinander, und ermangeln jedenfalls noch der wünschenswerthen Voll- ständigkeit, viele auch der nothigen Genauigkeit und sogenannten Reinheit; indessen dürfen uns diese Mängel und Vorwürfe, welche übrigens wohl in glei- chem Maasse und mit gleichem Rechte allen ähnlichen auf diesem wider- spenstigen Gebiete bisher angestellten Versuchen gemacht werden können, nicht abhalten , schon jetzt einen Versuch zu machen, etwas Zusammenhang in das scheinbar Verworrene und Disparate zu bringen, und wenigstens et- was einer Theorie Aehnliches daraus abzuleiten zu suchen. Wir fassen den Einfluss der Rohransätze auf die Zungentone, wie bereits angedeutet, als einen vierfachen auf: 1.) als einen den Anspruch überhaupt begünstigenden und selbst erst ermöglichenden; 2) als einen den bereits gegebenen Ton vertiefenden, wobei wir jedoch die Einzeltöne von den ganzen Tonreihen , Oktavengruppen oder Registern) besonders unterscheiden müssen; d) als einen die Bildung von Neben- und Wechselt6nen begünsti- genden; und endlich 4) als einen die vorhandene Tonreihe erhöhenden oder die bereits bewirkte Vertiefung mehr oder weniger aufhebenden Einfluss. Auf der andern Seite muss freilich auch gleichzeitig die Untersuchung so aufgefasst werden, dass man die Rohransätze als das Primum movens oder als das wesentlich Tonende betrachtet, das Zungenmundstück als das Modi- ficirende; dass man wenigstens die Möglichkeit dieser Gegenseitigkeit nicht aus den Augen verliert.*) 1) Einfluss auf die Tonbildung überhaupt. Wir haben bereits früher (zu Anfange des Abschnitts über die Doppel- zungen) über den Einfluss der Rohransätze auf dlis Zustandekommen von Blastonach wingungen elastischer Doppelzungen gesprochen, und können uns hier auf das dort Gesagte beziehen. Die Wichtigkeit des (wenigstens kurzen) Windrohrs für die Toubildung elastischer Mundstücke hat sich uns überhaupt im Verlaufe unserer Verjsuche so unwiderstehlich aufgedrungen, dass wir die meisten derselben gleich von vorn herein mit Hülfe eines kur- zen 3 — 4" langen Windrohrs angestellt und dabei weiter gar nicht unter- sucht haben, was wir für Resultate gewonnen haben würden, wenn wir ohne ein solches Windrohr (respektive Ansatzrohr) operirt hätten. Auch im wei- tern Verlaufe unserer Untersuchungen (mit unter einem Winkel gegen ein- ander geneigten Bändern) werden wir noch mehreremale nachdrücklich an •) Vergl. Kinne in Müller'e Archiv 1S50. 1. §. 14. KaatdchukzQDgen. Einflass der Rohransatze. 475 die grosse Bedeatong, welche die Rohransätze in dieser Beziehung haben, erin- nert werden. Im A)J gemeinen wird, wie wir wissen, der Tonansprach eines so- wohl ein- als auch zweilippigen Zangenapparats durch ein yerhaltnissmassig en- ges, gegen die Band ebene sich konisch erweiterndesWindrohr, also durch einen Windkessel, der etwa zweimal so lang ist, als die Glottia, zu Stande gebracht Ebenso können Mundstücke, die für sich keinen Blaston geben, dfirch Anfügung eines kurzen Ansatzrohrs, das enger ist, als die Weite des Mundstücks, zum Tonen gebracht werden. Bei dem kleinen Mundstück mit 9'" Glottislange, des- sen Kanal 1 0'" lang war, genügte schon die Anfügung eines Ansatzrobrs von 1" Länge, um die Tonbildung zu ermöglichen. Wir haben den bei kürzester Ansatz- oder Windrohrlange zum Vorschein kommenden Ton den Primär- ton genannt, und von diesem aus ist immer die durch weitere Verlängerung der Rohransätze bewirkte Vertiefung za berechnen. Bei allen den Versu- chen, wo das Mundstück von Haas aus bereits mit einem Rohransatz, der mntbmasslich länger war, als zur Tonerzeugung überhaupt erfordert wurde, ist daher der angegebene Ton immer etwas tiefer anzunehmen , als der ei- geotliche Primärton muthmasslich ausgefallen sein würde. Es wäre nun eigentlich hier der Ort, eine Vergleichung des erst durch einen gewissen Rohransatz möglichen Schwingungmechanismus der elasti- schen Bänder mit oen Tonphänomenen anzustellen, welche das Waldhorn und seine einzelnen Theile, so wie andere Blechinstrumente darbieten, wenn sie mit dem ge wohnlichen Lippenanspruch intonirt werden. Denn die Beobachtung lehrt, dass man mittels eines Mundlippenmechanismus, durch welchen man auf dem isolirten Hornmundstück keinen Ton erhält, sofort Tone erzielen kann , sobald an das Mundstück das Hörn oder nur dn längeres Setzstück desselben angefügt worden ist. Es verhält sich hier das durch das Hörn und seine Theile repräsentirte Ansatzrohr, wie der Cy- lioder bei den früher von uns erörterten gefassten Lochtonen, wenn der Obtnrator eben durch die bis auf ein gewisses Minimum verengte Oeffnnng der der Apertur angedrückten Mundlippen repräsentirt wird. Da wir jedoch über die Tonphänomene der Mundlippen später umständlicher und im Zu- sammenhange sprechen werden, und da die Intonirung des Horns noch auf andere Weise durch die Mundlippen bewirkt werden kann, so verspare ich das, was über den berührten Gegenstand an sagen ist, auf den folgenden Abschnitt dieses Werkes. Das Eine will ich nur hier noch erwähnen, dass die Möglichkeit, bei sehr weit gehender Verlängerung des Ansatzrohrs noch Tone zu erhalten , dadurch erreicht wird, dass das Mundstück, wie bdm Hörn und andern Blechinstrumenten, von der Bänderebene aus ko- nisch sich verengt, und das Ansatzrohr von dieser Verengung aus mit glei- chem Kaliber beginnt und sehr allmälig sich erweitert. Wo dagegen das Mundstück von der Bänderapertur aus erst ein Stück parallel wand ig fort- läuft, und dann in ein engeres Ansatzrohr obergeht, da hört die Möglichkeit der Tonbildnng schon nach Erreichung einer nur massigen Länge des An- satzrohrs auf. 2) Tonvertiefung durch Rohransätze. Die Tonvertiefnng kann eine schrittweise oder eine sprungweise sein. Im erstem Falle wird der Primärton ebenso allmälig , in rascherem oder langsamerem Tempo, bis zu einem gewissen Maximum vertieft, als der Rohr- ansatz an Länge , die aber gleichfalls nur eine relative ist, zunimmt Dann 476 * n. Uebcr die Solidarlone. folgt der RückspruDg oder die relative Wiedererhohung des Tons. Im aa- dern Falle wird gewöhnlich der Toir seinem Zeichen oder Namen nach nicht geändert, wohl aber seiner Potenz oder Oktavenlage nach: er wird in die nächst tiefere Oktave versetzt, seine Schwingungszahl wird um die Hälfte vermindert. Auch diese Tonvertiefung ist keine fortschreitende, sondern eine mit Rückkehr in die Priraäroktave alternirende. Im Allgemeinen ist also jede durch Rohransätze bewirkte Tonvertiefung eine zeitliche und re* lative, denn sie ist immer, nach Erreichung* eines gewissen Grades , von Tonerhuhung oder Rückkehr zum Primärton gefolgt: wir müssen sie aber durchaus als eine selbstständige Erscheinung auffassen, da wir auch Fälle kennen gelernt haben, wo die Folge der Erscheinungen eine umgekehrte ist, wo durch Rohransatz ein gegebener Ton primär erhöht, und erst sekun- där (schritt- oder sprungweise) wieder vertieft wird. Als Bedingungen der Tonvertiefung durch Rohransätze haben wir fol- gende kenneu gelernt, a) Röhrenansprucb: die Röhrentöne solcher App^' rate, welche gleichzeitig Blastöne zu geben fähig sind, and deren Rahmenaper- tur eine gewisse Grösse nicht überschreitet, werden durch Ansatzrohre ver- lieft, b) Das hohe Register der Blastöne: das Grundregister derselben wird nur bei ein-, nicht bei zweilippigen Apparaten durch Rohransätze vertieft. Wenn jedoch der hohe Registerton noch vom Grundton (als Interferenzok- lave) begleitet ist, so bewirken Rohransätze ebenfalls keine schrittweise Vertiefung, sondern nur Register Wechsel, c) Das tiefe An- und Eiuschlag- register, zunächst der einlippigen Apparate, d) Eine auf ein gewissses Mi- nimum oder vielmehr Minus beschränkte Weite der Rohransätze. — Solche, deren^ Lumen dem Durchmesser des Mundstücks gleichkommt oder densel- ben noch übertrifft, halben nach meinen Yerauchen keinen modificirenden Einfluss auf die Tonstufe. — Desgleichen wirken Rohransätze nicht vertie- fend auf den Röhrenton , wenn die Glottiskante des Gegenlagers sich un- mittelbar in die Wandung des Mundstückkanals fortsetzt, wohl aber, wenn das Gegeulager die Stimmbandebenc noch ein Stück weit fortsetzt. — Die Pizzicato-Töne werden durch Rohransätze niemals vertieft. Der Betrag des Vertiefungsmaximums war in den verschiedenen Fällen unsrer Beobachtung ein -sehr verschiedener, und es lohnt sich wohl der Muhe, den Ursachen dieser V4srschiedenheit nachzuforschen. Die Schwie- rigkeiten sind hier freilich sehr gross. Um den Betrag der Vertiefung für den einzelnen Fall genau zu berechnen, muss man vor allen Dingen wissen, welches der Primärton sei, von welchem ab die durch den Rohransatz be- wirkte Vertiefung zu datiren ist. Aber^ dieser Primärtoo wird ja in vielen Fällen gar nicht von einer bestimmten Stufe erbalten: seine Stufe wechselt nach verschiedenen Umständen, die theils in dem Verhalten der Glottis^ theils in der Beschaffenheit des Mundstücklumens oder des Ansatzrohrs, kurz, in den verschiedenen Graden der Anspruchsfähigkeit bedingt sind. Häufig ist daher erst bei einer gewissen Länge des Rohransatzes ein Blas- ton möglich, und es ist in solchen Fällen meist schwierig, zu berechnen, wie hoch der Ton ausgefallen sein würde, wenn er ohne einen solclien Rohransatz möglich gewesen wäre;*) Im Allgemeinen glaube ich jedoch mich von der Wahrheit wenig zu entfernen , wenn ich annehme , dass jeder •) Hiernach lässt sich auch die anscheinend auffallende Erscheinung S. 45i» erklären wo «er Hucksprung anf einen Ton erfolgte, der höher war als der (an- geWichc) Priniarton. KaatschukzQDgen. Einfluss der Rohransatze. 4T7 dem nächsthohern Register angehorige primäre Blaston eineOktave über den Grundton zu verlegen ist , und jeder dem zweithöhern Register ange- horige primäre Blaston eine Oktave 4 eine Quinte über den Grnndton. Bei dem grossen Einfluss , welchen schon sehr kurze Rohransätze auf die Tonstufe der dem nächsthohern Register angehorigen Blastöne ausüben, ist es gar nicht zo verwundern, warum die in unsern einlippigen sowohl als auch zweilippigen Versuchen Erhaltenen Hoch tone im gegebenen Falle immer etwas unter dieser Norm ausgefallen sind, eben weil sie bei An weseuheiteines, wenn auch kurzen, Rohransatzes (in der Regel Windrohrs) erhaltenwurden. Am entschiedensten spricht der S. 462 (Mitte) aufgeführte Versuch für die eben ausgesprochene An- sicht, wo das kleine Mundstück, das überhaupt schwer Blastöne gab — und je grösser hier die Schwierigkeit, desto höher der Biaston — , endlich schon bei i" Ansatzrohr anspruchsfahig wurde, und dann einen Ton gab, der eine Oktave 4" eine Quarte über dem Röhren- oder Grund ton lag. Die- ser Ton hätte* ganz gewiss eine Oktave -}- eine Quinte des Grundtons be- tragen, wenn der Anspruch ohne dieses einzöllige Ansatzrohr möglich gewesen wäre. In einem ähnlichen Falle (S. 463) betrug die Vertiefung schon bei einem Ansatzrohr von 57%" Länge eine Oktave. Dass sie damit ihr Ziel erreichte, also bei mehr Verlängerung. nicht noch weiter zu treiben war, scheintder Uro- siaddzu beweisen, dass bei Verlängerung auf 12 ' derTon(von c*', auf gis^ stieg. Demnach würde der Betrag der schrittweisen Vertiefung der Blastöae durch Rohransätze für die höheren Register etwa auf den Bereich einer Oktave zu be- greuzen sein. S. jedoch w. u. Die Vertiefung des Röhre ntons eines elasti- schen Mundstücks durch Ansatzrobre scheint sich an eine solche Grenze nicht zu binden, wenigstens haben wir Fälle vor uus^ wo dieselbe eine Decime be- trug, doch nur beim kleinen Apparat (Bandlänge 9" ) während bei längern Bändern von 14'" nur eine Vertiefung von einer Tertie, und bei solchen von 16'" fast gar keine Vertiefung durch Rohransatz zu beobachten war. Auch bei den Blastönen (hohes Register) betrug die Vertiefung an den kurzen Einzelbändern mehr (von einer Sexte bis zu eine Oktave), als an den langen, wo sie nur von eine Tertie bis zu einer Sexte beobachtet wurde; in ähnlicher Weise betrug die Vertiefung der Blastöne von kurzen Doppelzun- gen mehr (von einer Quarte bis eine Oktave) als bei langen Bändern, wo niemals eine eine Quarte überschreitende Vertiefung beobachtet wurde. Da- bei bemerke ich noch ausdrücklich , dass Ih keinem Falle die schrittweise Vertiefung des primär erhöhten Blastons tiefer ging, als die Stufe des Orund- tons betrug, und meistens dieselbe noch bei weitem nicht erreichte. Am auf- fallendsten war aber die Vertiefung mittels der Rohransätze bei dem tiefen Aufschlag- und Einschlagregister der einlippigen Apparate, die im Allgenaeinen denselben absoluten Betrag zeigte, wie die Vertiefung der Röhrentone, und in einem Falle sogar noch durch ein tiefes Neben- oder Interferenzregister vermehrt wurde. 8. 457. Wir sehen also, dass es verschiedene Umstände und Einflüsse geben mnss, welche auf die durch Rohransätze zu erzielende Tonvertiefung hem- mend oder fördernd einwirken. Als solche förderliche Momente ünden wir folgende hervorzuheben, a) Starke Spannung der Bänder: schon bei J. Müller finden wir, dass dasjenige Mundstück durch Ansatzrohr am auf- fallendsten (um eine Decime) vertieft wurde, dessen Membran am stärksten gespannt war, d. h. den verhält nissmässig höchsten Frimärton gab. Auch bei meinen Versuchen ist dieser Einfluss unverkennbar: dai kleine Mund- 478 II* Ueber die Soli^artone. stück eeigte eine viel weiter (über eine Oktave) gehende Vertiefung darcb Rohransätze , wenn dessen Bänder hoch , als wenn sie tief gestimmt waren, b) Kurze Mensar. Lange Bänder gestatten weniger Yertiefang als karze. Am auffallendsten war dieser' Einfiuss bei den Rohrentonen, doch auch bei den Blastonen nicht unbedeutend, c) Genaue Fixirung der Bänder , so wie überhaupt alles, was die Anspruchsfähigkeit erhöht, und so den Piimärton schon bei sehr kurzem Rohransatz ei'möglicht Im Versuch S. 453 ergaben die Bänder, wetin ihre Aussenkanten fixirt waren, eine Vertiefung von ei- ner Decime , während , wenn letztere nicht fixirt waren , die Vertiefung nur eine kleine Sexte betrug, d) Konsistenz des Gegenlagers. War letzteres (bei einlippigen Apparaten) solid, starr, so vertiefte das Ansatzrohr noch bei einer Länge , bei welcher caet. par. an zweilippigen Apparaten keine Vertiefung mehr möglich war.- Umgekehrt ist eine gewisse Beweglichkeit und Nachgiebigkeit des Gegen- oder vielmehr Ueberlagers bei den aufschla- genden Schwingungen einlippiger Apparate der Tonvertiefong förderlich, e) Von Wichtigkeit auf die Vertiefungsverhältnisse ist auch die Weite des Rohransatzes. Im Allgemeinen wirkt derselbe am besten, wenn seine Weite merklich geringer ist, als die des Mundstücks, daher auch die Vorsatzstucke, wofern sie nicht bald sich verengen , verhältnissmässig wenig Wirkung ha- ben, f ) Erweiterung der Glottis vermag gleichfalls die Vertieiring des To- nes vermehren zu helfen, wie wenigstens aus dem vierten Versuche S. 456 (Windrohr) hervorgeht Nach diesen so eben angeführten hemmend oder fördernd auf die durch Rohransätze erzielbare Vertiefung der Töne elastischer Zungen einwirken- den Einflüssen haben wir nun überhaupt von dem Verhältniss zu sprechen, was zwischen dem Eigenton der Zungen und dem Eigenton des Rohran- satzes, oder zwischen Zungenton und Cylinderton besteht. Wir treten hier an eine der wichtigsten Aufgaben der Akustik überhaupt und der Aiithro- pophonik in specie: denn es handelt sich hier um die grosse Frage nach der gegenseitigen Einwirkung der transversalen Zungenschwingungen i^nd der longitudinalen Luftschwingungen, eine Frage, die uns bei der Unter- suchung der Tonphänomene des menschlichen Stimmorgans noch sehr an- gelegentlich beschäftigen wird, weshalb wir hier nothwendig uns die zur Be- antwortung derselben nöthigen Vorlagen verschaffen müssen Aus W. Webers Untersuchungen über das Verhältniss der Schwingun- gen starrer Zungen zu den einer angefügten Luftsäule ist bekannt, dass der Grundton eines Mundstücks durch ein Ansatzrohr a, das für sich einen Ton von gleicher Stufe giebt, als das isolirte Mundstück, um eine Oktave Vertiefung erleidet, worauf der Ton auf den Grund ton des Mundstücks zu- rückspringt , um bei fortgesetzter Verlängerung des Ansat^rohrs bis auf 2 a um 7^, bei Verlängerung auf 3 a um V4 Oktave vertieft zu werden u.s.w.; dass ferner der Grundton eines Mundstücks durch ein Windrohr, das für sich den Ton des Mundstücks giebt, fast um das Doppelte erhöht wird, und erst durch allmälige Verlängerung des Windrohrs auf das Doppelte, ziem- lich auf die anfängliche Stufe zurückkehrt Für unsern Zweck kommt es vorläufig auf die Einwirkungen solcher langen Ansatzröhre nicht sonder- lich an , dafür interessirt uns das zunächst dem Mundstück angefügte Rohr- *''*®j^^8to mehr. Durch dieses Ansatzrohr wird der Ton starrer Zangen nach Weber in geometrischer Progression vertieft, bis auf eine OkUve. Kautschnkxangen. Einflaas der Rohransätze. 479 Die dazu erforderliche «ftohrlaoge ist natSrlich am so geringer, je hoher der Tod der Zonge. Dasselbe finden wir bei unsern Untersuchungen an mem- branosen Zungen. Mit wenig Ausnahmen, die bei dem so komplicirten, auf die Stufe des Primärtons u. s. w. einwirkenden Verhaltnissen leicht stattfinden können, finden wir sowohl in den Mulle raschen, als auch in meinen Versuchen , dass der Primarton des Mundstücks bis zu einer An- satzrohrlange , bei welcher letzteres als Cylinder- oder Mundpfeife angebla- sen denselben Ton, nur eine Oktave tiefer giebt, wie das Mundstück allein, auf eine gewisse , freilich nicht immer ßine Oktave betragende Stufe ver- tieft wird, nach Erreichung jener Rohrlänge dagegen zurückspringt*). So wurde bei Müller (S. 163) der Zungenton f^ durch ein bis 14" zunehmen- des Ansatzrohr sukcessiv bis auf d' vertieft. Ein offenes Rohr von 14" giebt aber den Eigenton f. Bei mehr Verlängerung erfolgte der Rücksprung. Im zweiten Versuch S. 162 horte die Vertiefung des Zungentones dis^ bei ei- ner Ansatzrohrlänge vop 9 y^" ^uf. Ein offenes Rohr von 9 ' giebt den Ei- genton d'. Im ersten Versuch ebenso der Zungenton eis*' durch ein Ansatz- rofar von 9 V^" n. s. w. Bei meinen Versuchen lässt sich in der Regel das- selbe Verhältniss nachweisen. Nur für die Rohrentone (welche der dritten Klasse der W. Web erwachen Zungenpfeifen entsprechen, wo gar kein Luft- strom dorch die Röhre der Zungenpfeife geht) war dies Verhältniss einiger- maassen abweichend. Hier vertieft das Ansatzrohr bis zu einer Laqge, bei welcher dasselbe für sich als Mundpfeife angeblasen denselben Ton giebt, welchen das isolirte Mundstück mittels Tubnlaranspruchs giebt, einen Ton also, der nicht eine Oktave tiefer, sondern in derselben Oktave liegt, wel- cher der Zungenton angehört. Am deutlichsten war dieser Unterschied zwi- schen dem Röhrenton und dem Blaston in dem Versuch S. 461 zu erkennen, wo der Blaston (dem hohen Register angehörig) durch eine Ansatzrohr- länge zweimal, zuerst um eine Oktave, dann um eine Quarte vertieft wurde, durch welche der Röhrenton (Grundton) schrittweise nur einmal um eine Oktave (etwas darüber) Vertiefung erlitt. ^Dass das aufgestellte Gesetz nicht bei allen von mir aufgeführten Versuchen nachweisbar ist, erklärt sich aus dem Umstände , dass es bei dergleichen Apparaten meist sehr schwer hält, den Primärblaston zu erhalten, und dass dieser fast allemal ein Aliquotton *) Um den Leeer in den Stund- zu setzen, '^ hierzu notbigen Vergleichnngen selbst anznstellen, füge ich hier eine Angabe der Grundtone bei, welche ein Rohr ungedeckt als Mundpfeife angesprochen bei einer gewissen Länge und Weite hören lässt. Die Längenaugaben sind zwar theoretisch nicht ganz genau, dafür haben sie den Vor zog, dass sie sich dem Gcdächtniss sehr leicht einprägen werden, ohne (für die ge* wohnliche Praxis) zu sonderlichen Irrungen Anlass zu geben. Töne. Rohrlänge. Rohrweite. Töne. Rohrlänge. Rohrweite '/. F. V. F. c' 2V«" P. 3'" 1 P. c» 10- g' 3vV- — h 11" e; 4V4 ' a 12" c« 5" 3V/" g 13- b' 5 • 10'" 3 — 6'" f 14-6 a* 6" 4" 1 e 16' g' 67s" 4%'" , d 18" f» 7- - |2 F. c 20" e' 8' - ^f F. C 40" d» 9" 8 F. c. 80" 5-6 iti In der musikalen Praxis nehmen wir 10" P. gleich 1 Fuss . und nennen dem- nach ein Rohr, das c^ giebt, einfussig, eins das c* giebt, halbfässig, eins das C giebt, vierfüssig u. s. w. 480 II- lieber die Solidartone. (der Breite nach) ist, dessen Schwing an gszabl nicht immer ein MuUiplam der des Grandtones ist. Kommt nun ein solcher Zangenaliquotton mit einem Knotenton der Laftsäule des Rohransatzes zur Konsonanz, so müssen da* durch neue Ton Verhältnisse hervorgehen, deren Werthbestimmung sehr schwierig ist. — Von einer geometrischen Progression der Vertiefung ver- mochte ich eben so wenig etwas wahrzunehmen, als J. Müller. Wahrend bei den Weber 'sehen Versuchen, wo durch etwa 15" Ansatzrohr der Pri- märton g^ um eine Oktave vertieft wurde, die ersten 5 ' eine Vertiefung von Va» dagegen die letzten 4 ' eine Vertiefung von drei vollen Stufen be- wirkten , ging bei unsern Versuchen mit Kautschukzungen das Fallen des Tones so ziemlich mit dem Wachsen des Rohransatzes parallel. Genauere Untersuchungen über dieses Verhältniss habe ich jedoch noch nicht ange- stellt. So wie bei den Tonphänomenen starrer Zungen , so finden wir auch bei den der elastischen, dass, wenn der vertiefende Einfluss des Rohransatzes seinem Ende entgegen geht, bei schwachem Anspruch ein ho her er Ton vernommen wird , als bei starkem. Dieser höhere Ton ist immer der PrI- märton, und wird bei weiterer Verlängerung des Rohres und bei stärkerem Ansprüche als Vollton (Rücksprungton) erzeugt. Von den einlippigen Ap- paraten wurden diese höhern Vortöne nur bei langen Bandern beobachtet; am konstantesten aber bei den mit dem Waldhorn und dessen Setzstücken angestellten Versuchen. Diese hohen Töne sind reine Zungentöne ohne Mit- wirkung der Longitudinalschwingungen de9 Ansatzrohrs ^ wa*lche immer erst bei stärkerem Blasen zur Geltung kommen kann. B«i den Röhrentünen fehlen sie daher begreiflicher Weise ganz, üebrigens geben diese bei An- satzrohr auftretenden Vortöne in Fällen, wo das isolirte Mundstück noch keinen Blaston giebt, ein Mittel ab, den Primär ton kennen zulernen;*) am Interessantesten ist hier der Fall, wenn der Vorton oder Rücksprung- ton höher ausgefallen ist, als der erst erhaltene scheinbare Primärton. S. Versuch S. 459. Während sich bei diesen Vortönen vorzugsweise der Einfluss der Ban- derschwingungen geltend macht, beobachten wir auf der andern Seite Ton- phänomene, welche wesentlich auf den Ton wellen des Rohransatzes beru- hen , und zu. welchen die Schwingungen der Bänder nur den Impuls geben, ebenso wie beim Blasen des MlUdhorns und ähnlicher Instrumente der Fall ist. Von den einlippigen Versuchen gehört namentlich der Ansatzrohrver- such S. 456 hierher, wo der Priniärblaston e*^ (bei 3" Ansatzrohr erhalten) durch 2" 3" Ansatz auf h^ fiel, dieser Ton aber auch durch weitere Ansätze nicht weiter geändert wurde , als dass entweder die tiefe Oktave h «um Vorschein kam, oder letztere dem h' als Interferenzton beigesellt wurde. Von den zweilippigen Apparaten gehört der Ansatzrohrversuch S. 462 hierher, •) Wenn dieser Piano- Vorton wirklich allemal mit dem Primärblaston des Mund- stücks gleicbstufig ist, so mass es auch Fälle geben, wo ein Ansatzrohr bis r.n ei- ner gewissen Länge gar keine Vertiefung bewirkt, sondern eben blos den Primär- ton erst möglich macht. Denn im Versnch (Windrohr) S. 456 wo bei 8" Wind- rohr der Vollton a' — as*, und Piano der höhere Ton es'', erschien, gab der Ap- parat, welcher bereits mit einem über 3" langen Rohransatz versehen war, gleich- falls den Blaston es«, welcher auch noch blieb, nachdem noch 2 3" Rohr ange- setzt worden war. Doch fiel jetzt der Ton um 1 ~ 1 y^ Stufe , wenn die Glottis etwas erweitert wurde'. VKautschukmngen. Einfluss der Rohransatze. 481 VD bei ziemliclicr Schlauheit der Bander bloss die Knotontone d^ und a^ erschienen Ueber den ersten Fall werden wir weiter unten eine Erklärung Tersucben; der andere Fall erklärt sich leichter, und zwar ist meines Er- acbtens das d'-^ (bei 6" Ansdtzrohr) als Quinto des dem Rohre von 6 ' zukom- menden Grundtones g\ das a- (bei 9 Ansatzrohr) als Quinte des letzterer Kobriänge angeh or igen Eigen tones d' zu betrachten. Auffallend scheint, dass dergleichen Sprung- oder Registerphanomene nur beim Ansatzrohr, nicht beim Windrohr beobachtet worden sind. Der Grund davon liegt je- denfalls darin, dass bei der Ansatzrohrtonbildung der zunächst an die Bän- der grenzende Theil der Luftsaule verdünnte, bei der Windrobrtonbildung dagegen verdichtete Luft enthält. Was die durch Rohransätze bewirkte Vertiefung der an sich schon ver- hältnissmässig tiefen und mehr oder weniger unter dem I^zzicato Tone lie- genden Aufschlag- und Einschlagtone der einlippigen Apparate an- langt, so beruht auch diese auf keinen andern, als den bisher erörterten Ge- setzen. Es werden diese Transversalschwingungen , wenn sie sich mit den Longitudinalschwingungen der angesetzten Luftsäule verbinden, ebenso ver- tieft, wie die korrespondirenden überschlagenden Schwingungen, und zwar, wie es scheint, aus dem Grunde noch ergiebiger, als diese ^ weil der Ein- fioss der tonenden Luftsäule hier noch ungehinderter sich geltend machen kann. Denn bei jeder Aufschlagsschwingung wird die Glottis momen- tan geschlossen und dadurch die Luftsäule des Rohransatzes momentan vom Bande abgesperrt. Es ist daher während dieser Schwingungen die Luftsäule in keiner anhaltend fortschreitenden Bewegung, wie bei den andern Schwin- gungsgattuogen , sondern es wird dieselbe bei jeder Schwingung nies Ban- des einmal unterbrochen. Diese Verlangsamung der Luftsäulenbcwegung lasst jedenfalls den vertiefenden Einfluss des Rohransatzes zu grosserer Geltung kommen, als bei andern Schwingungsgattungen, wo die Glottis offen bleibt. Namentlich gilt dies von der zunächst hinter der Glottis befind- lichen Luftschicht, welche nach jedem Glottisschluss mit ihrer ganzen Schwere und Spannung aut das Band einwirken und so deren Schwingun- gen verlangsamen kann. Wird dieser Glottisschluss durch eine gleichzeitig vorhandene offene Glottis paralysirt, so kommt, wenigstens wenn der Rohr- ansatz als Windrohr fungirt, gar keine Tonvertiefung zu Stande. Bei d^n einschlagenden Schwingungen findet zwar ein solcher Glottisschluss nicht statt , aber es wird hier die oberste Luftschicht des Ansatzrohrs um 80 stärker komprimirt, weil die ganze Apertur desselben vom Band bei je- der Exkursion getroffen wird. Hier wird durch zwei gleichzeitig thätigc Stimmritzen die Tonvertiefüng nicht aufgehoben, im Gegentheil fiel sie in einem Falle sogar etwas beträchtlicher aus, als bei nur einseitig thätiger Glottis. Am stärksten fallt die Verdichtung der Luftsäule des Rohransatzes aus, wenn der Apparat mittels Windrohrs von hinten angesprochen wird, ond das Band aufschlagende Schwingungen, natürlich einseitige, macht. Ans diesem Grunde wurde auch hier die bedeutendste progressive Vertie- fung (uoQ eine Decime) des Primärtons beobachtet. • Wenn wir auf Grund der erwähnten allgemeineren Principien ann^men können, dass jede progressive Vertiefung eines tiefen Zungentons durch Ansatz einer mitschwingenden Luftsäule der Theorie nach eine Oktave be- tragen soll , so erblicken wir jedenfalls in der unter den angeführten Ver- bältnissen stattfindenden Verdichtung der Luftsäule einen Einfiuss, welcher 31 482 II- Ueber die SoJidartone. die in eiDigen unserer Versuche über eine Oktave hinausgehende Tonvertie- fung erklärlich macht. In dem momentanen Glottisschluss an sich liegt nur ein Moment, das die Vertiefung bis zu einer Oktave zu bringen fähig ist: in den Fällen, wo dieser Einfluss fehlt, bewirkt die nicht zu den stehenden Schwingungen vel-arbeitete (sogenannte wilde) Luft eine Bewegung in der Luftsäule, die um so mehr die Erreichung der Oktave verhindert3 je gros- ser sie ist. Kommt jedoch ein Einfluss hinzu, der gleichfalls tonvprtiefeod wirkt, wie die Verdichtung der Cylinderluftsäule, so kann auch bei ror- handener wilder Luft dennoch die Oktave erreicht und selbst überschritten werden , zumal wenn noch andere begünstigende Einflüsse dazntreteu , wie wir sie vorhin aufgeführt haben. Aber einen Fall haben wir noch zu erklären, nämlich den tiefen Inter- ferenzton, der in Versuch i) 2. den an sich schon ansehnlich tiefen, dureh 14" Windrohr erhaltenen Ton begleitete. Wir wissen, oder nehmen wenigstens als wahrscheinlich an, dass die bei andern Tongattungen auftretenden Interfe- renztone durch eine Kombination der primären Schwingungen mit aufschlagen- den zu Standekommen. Aber in unserem gegenwärtigen Falle haben wir ja be- reits aufschlagende Schwingungen von Hausaus, wie ist es da möglich, dass sich denselben noch ein eine Oktave tiefererlnterferenzton beigesellt ? ^ach meiner Ansicht lässt sich diese Erscheinung ziemlich ungezwungen dadurch erklären, dass wir uns das Windrohr durch den erwähnten momentanen Glotlisseliluss als gedeckt vorstellen, wobei dessen Luftsäule ifoch einmal so langsame Schwingungen macht, als ungedeckt, welche Verlangsamung den Schwin- gungen des einen Bandrandes sich mittheilt. -Noch 4iaben wir auf einige Fragen zu antworten, welchvahrneh"''b'^"*^^'*'*'^*^'^ sf^ttfindenden Unterschfede der anfänglichen Ton- KautschukzongeD. Einfluss der Rohransatze. 489 twischcD der Schwingnngsdauer der zunächst vor und der hinter der Bin- derebene liegenden Luftschichten deutlicher hervor. Nach der von Bind- seii*) mitgetheilten Tabelle We ber's wird der Grundton des Mundstücks (s= 1 gesetzt) von 8" bis IG' Ansatzrohrlänge bis auf die nachsttiefere Ok- tave (= ^2) vertieft, dagegen steht bei etwa 13 — 14" Windrohr derselbe Grundton in der hühern Oktave (= 2) und wird bei Verlängerung des Wind- rohrs auf etw a28" allniälig bis auf den Grundtoo (= 1) zurückvertieft. Wasia letzt« rem Falle Windrohre, die noch nicht die Länge von 13" erreichen, für Einfluss auf die Tonhöhe hatten, finde ich (wenigstens in BindseiTs Refe- rate) nicht angegeben: wahrscheinljch war in diesem Falle noch kein Ton möglich. Konjbiniren wir nun Windrohr mit Ansalzrohr, so dass das Mund- stuck z\iischen beiden steht, nehmen wir z. B., um bei Weheres Fall ste- hen zu bleiben, 16 ' Ansatzrohr, das an sicii den Grundton auf ^,,^ der Schwingungszahl vertiefte, und 13" Windrohr, das ihn auf 2 oder das Dop- pelte erhöhte, und blasen, wir das Instrument jetzt an, so wird jedenfalls die Scbwingungszahl sich auf 1 oder auf den anfänglichen Betrag ausgleichen; CS wird also der durch das Ansatzrohr vertiefte Ton durch die Beigabe des Windrohrs erhöht werden, und zwar wird das Maximum dieser Erhöhung bei der Länge des Windrohrs stattfinden, bei welcher es für sich den Grund- ton am meisten zu erhöhen fähig ist. Bei den elastischen Bändern sind nun freilich nach unserii Versuchen die Verhältnisse in so weit von den der star- ren Zungen verschieden, als der Grundton derselben überhaupt durch Rohr- ansätze gar nicht vertieft wird , und jene erst auf ihren Falsetton oder auf die Oktave des Grundtons gebracht werden müssen, bevor von einer Ver- tiefung durch eine angesetzte Luftsäule die Rede sein kann. Aber insofern gehorchen sie den von Weber aufgefundenen Gesetzen, als die durch einen einseitigen Rohransalz bewirkte Vertiefung des Primärtons durch gleichzei- tige Einwirkung eines von der andern Seite dem Mundstücke angefügten Rohres von einer gewissen Länge mehr oder weniger aufgehoben wird. Je mehr der Frimarton durch einseitigen Rohransatz vertieft worden war, desto mehr betrug der erhöhende Einfluss des andern Rohres. War (4. Ver- such) der Primärton b*^ durch ein Ansatzrohr von 8" auf c*-* vertieft wor- den, so kam der Ton durch gleichzeitige Einwirkung des Windrohrs voo 2'/.2" wieder auf b*^ zurück. Weiter geht dieser Einfluss aber nie: es bestä- tigt sich also auch hier das von Weber gefundene Gesetz, dass durch ein Windrobr die primäre Erhöhung des Grundtons nicht weiter, als bis zur Stufe de« letztern zurückgebracht oder aufgehoben werden kann. Was die Länge und die übrigen ränmlichen Verhältnisse , bei welchen das 2. Setzrohr erhöhend einwirkt, anlangt, so scheinen diese für einen ge- wissen Grundton des Mundstücks immer von einer gewissen Beschaffenheit sein zu müssen. Grosse Mundstücke mit langen Bändern (z. B. 16'") haben bis jetzt in meinen Versuchen nur bedingungsweise einen erhöhenden Ein» floss des 2. Rohransatzes erkennen lassen, oft sogar einen vertiefenden. Ich fuge hier einen später in dieser Absicht gemachten Versuch bei. Pas Ste- thoskopstück mit 2 mittelstarken Bändern von 4'* Breite bespannt (Pizzicato d») gab von hinten angeblasen d', mit weiterem Windrohransntz von 1" 8" c*, noch 4" dazn b*, noch l'/, " a* bis as '. Weiter Hess sich der Ton nicht vertiefen- Setzte ich jetzt noch ein Vorsetzvohr (als Ansatzrohr fungirend) von fast 6" Länge, etwas konvergireiid , auf, so blieb der Ton unverändert. Nnch Wegnahme des letz- •) Aknstik, S. 476 ff. 490 ^I- Ueber die Solidartune. ten Stücks Windrohrs (iVo'O dagegen erzengte das Ansatzrolir, ebenso eiji konisch sich verengender Glastrichter, dem Mundstück unmittelbar vorgesetzt, eine Krhö- liung von 1 Stufe. Ziemlich dasselbe Resultat erschien, wenn ich den Apparat um- gekehrt anbliess. Bei manchen Rohrlängen erfolgte aber auch, Wie schon oben erwähnt, eine geringe Weitervertiefung des Tones durch Ansatz des zweiten liohres. Freilich stand bei meinen diesfallsigen Apparaten die Weite des Vorsetzrohrs zu der des Ansatzrohrs meist in ziemlich grellem Missver- faältniss, indem letzteres Tom Mundstnck aus sich rasch bis auf ein verhältniss- massig enges Kaliber verengte, ersteres (von vorn herein schon weiter, als das ganze Mundstuck) nur allmiilig an Weite abnahm. Giinstigei sind jedenfalls die Verhältnisse bei kleineren Apparaten, wie dem von mir benutzten von 9'" Ban- d'erlänge. Hier war zwar der unmittelbar vor den Stimmbändern liegende Raum des Vorsetzrohrs von weit grösserem Durchmesser, als der hintej denselben, aber die Weite des Ansatzrohrs differirte von der Banderlänge nicht so be- deutend , als beim grossen Apparat, und das Vorsetzrohr Hess sich leichter zur gewünschten Konvergenz bringen. Im Allgemeinen erschienen als die Tonerhöhung befördernd: rasche Konvergenz oder trichter- oder becher- förmige Verengerung des Vorsetzrohrs, damit die Luft darin wie in einem Windkessel auf einen gewissen Grad verdichtet werde; ferner eine verhält- nissmässig geringe Länge, welche jedoch zur. Bänderlänge oder zur Schwin- gungszahl in einem gewissen , bi/» jetzt noch nicht genau eruirten , Verhalt- nisse stehen mues. Je allmäfiger die Verengerung des Vorsetzrohrs erfolgt, desto länger muss dasselbe sein .und umgekehrt. Gunstig wirkt auch auf die Tonvertiefung ein kurzes , anfangs weites, dann plötzlich in einen engen Kanal auslaufendes yorsetzstuck. Kurz, es handelt sich darum, den vor den Bändern liegenden Luftraum zu verdichten, und dadurch eine neue Wellenbildung zu veranlassen, deren Geschwindigkeit grösser ist, als die der mit der Ansatzrohrsäule schwingenden Bänder. Ueber das Timbre, die Register und die Nebentöne der durch doppelten Rohransatz erzeugten Tonphänomene wäre auch noch Manches zu sagen. Dass die duich den 2. Rohransatz erhöhten Töne einem beaondern Register zugeordnet werden können und sogar miissen, ist wohl in der Ordnung; denn der Mechanismus, durch welchen diese Töne erzeugt werden, weicht, wie wir erörtert haben, von dem der andern Tongattungen ab. Au« diesem Grunde traten auch einige Male, namentlich, wenn das anfängliche Ansatz- rohr als Windrohr angebrasen wurde, Nebentöne (mehr oder weniger kon- tinmrlich) auf, welche eine Quinte oder Sexte unter dem Haupttone lagen. Einmal (Vers. 4. zu Ende) erschien der durch Windrohr (Ohrspiegel) erzielte Erhöhungston nur piano, als Vor ton, welcher crescendo in den ohne Vor- satzrohr erzeugbaren Ton (als Vollton) zurückfiel. Diese Fälle lehren, dass das ganze Erhöhungsmoment ein dem bisherigen gleichsam aufgenötbigter Mechanismus ist, welcher unter Umständen abgewiesen oder verdrängt wer- den kann. Es entsteht hier gleichsam ein Konflikt zwischen der vor and der hinter dem Mundstuck operirenden Luftsäule, dessen Resultat das gleichzeitige oder hinter einander erfolgende Auftreten zweier Töne i$t, von welchen der eine der hinter dem Mundstilck liegenden Luftsäule allein, der andere beiden Luftsäulen seine Stufe verdankt. Hieraus erklärt es sich auch, weshalb der Erhöhungston im Einzelfalle oft gleichsam sprungweise auftrlft, was aber, wie wir gesehen haben, nichts Nothwendiges ist, und durch ge- eignete Disposition des Vorsetzstucks sich vermeiden läast. Dass bei Hint- Doppelznngon, übereinander liegena. 491 anspsQch der Ton zuweilen etwas hoher ausfallt, oder schwieriger anspricht, als bei Yornanspruch , hat seinen Grund in (bei meinen Apparaten) unver- meidlichen Schwierigkeiten der Fixirung der Aussenkanton der Bander, wobei ein stärkerer Luft ansprucb erfordert wurde, um überhaupt den ge- wünschten Ton zu erhalten. B. Versuche mit 2 übereinander, oder unter einem Winkel an einander liegenden Bändern. a. Mit übereinander liegenden Bändern. Die ersten Versuche, die ich hier, zunächst nur, um die wesentlichen Er- fordernisse der Tonbildung kennen zu lernen, anstellte, waren sehr einfach. Ich nahm ein gewöhnliches, in sich zurücklaufendes Band aus vulkanisir- tem Kautschuk ^ wie sie bereits mehrfach zu den bisherigen Versuchen ver- wendet worden waren, legte es in zwei sich deckende Blatter übereinander, nahm es in beide Hände, so dass ich mit den Fingern ein mittleres Stück dieses Doppelbandes abgrenzte, hielt es mit der einen Kante vor den Mund , oder nahm dieselbe zwischen die Lippen , und trieb einen Luftstrom zwischen die beiden Blatter dieses extemporirten Mundstücks. Dabei war gar nicht viel Uebnng erforderlich , damit ein Tonphänomen zu Stande kam. Der dazu erforderliche Mechanismus konnte, wie sich bald herausstellte, ein dreifacher sein. 1) Wenn der Luftstrom so auf die Bänder einwirkte, dass dabei keine Berührung der Lippen statt fand , sondern dass jene r mit seinen wirksam- sten Strahlen zwischen die beiden Blätter drang, dieselben von einander entfernte^, und so in ihrer ganzen schwingfähigen Breite in stehende, g^gen- 6chlagendeTransyersalschwingungen*versetzte, so wurde ein Ton vernehnv- bar, der als Grundton betrachtet werden konnte, und dessen Bigenschaften von der Breite, Länge, Spannung u. s. w. der Bänder bestimmt wurden, der sich also dufch Verkürzung oder Anspannung des Mundstücks erhöhte, durch Verlängerung oder Relaxation vertiefte, wahrend er durch Verstär- kung des Luftanspruchs seine Stufe nicht merklich änderte. 2) Wenn diese Schwingungen dadurch gestört wurden, dass der eine oder andere Baudrand während der Exkursionen fortgesetzte Stösse^egen die Lippe erlitt, oder vielleicht auch, wenn durch einen gleichzeitig über die eine äussere Bandfläche streichenden Lnftstrom eine solch« Interferenz be- wirkt wurde (?), dann wurde gleichzeitig ein etwa 1 Oktave höherer (nicht tieferer) Nebenton gehört, der als höchster Ton der in Folgendem zu erör- ternden Tonreihe zu betrachten ist. 3) Wenn der Apparat mit seiner einen Kante zwischen die Lippen ge- nommen und in dieser Lage angeblasen wurde, so ändert der Ton, der da- bei gehölt wird, entschieden sein Timbre, wird mehr fagottartig, man fühlt, namentlich bei d^ ersten Versuchen, eine unangenehme kitzelnde Empfin- dung an den Lippen , die von den Schwingungen der Bänder gegen letztere erzeugt wird; die Bänder weichen jedoch ebenso auseinander, wie bei den vorigen Schwingungen, und gerathen in Schwingungen, die sich freilich nicht über ihre ganze Breite erstrecken können. Die Schwingungszahl wird ausser den oben erwähnten Momenten noch von dem Grade des Mundlippen- schlusses bedingt. Je mehr die Mundlippen geschlossen werden und die ge- fassten Bänderzonen gegen einander drücken , desto mehr erhöht sich der 492 IL Ueber die Solidartöne. Ton und umgekehrt. Ausser diesen Tonen waren auch zuweilen bei einer gewissen Disposition der Bandrander und der Lippen höhere, einem andern Register angehörige Töne erzeugbar, so wie sich auch oft durch Inter- ferenz Töne beigesellten , die etwa 1 Oktave tiefer lagen. Bei diesen tiefen Inteiferenztönen machte das Band Schläge , und zwar gegen die Muudlippe, wie das eigenthümliche, von dem durch die Normaltöne der Bänder erzeugten abweichende Qefiihl an derselben zu erkennen gab. Im Spiegel betrachtet sah dann das Phänomen etwa so-ftus, als ob 3 (oder 4) Bänder gl«»ichzeitig tha- tig wären. Es ist dies eine durch die Dauer des Gesichtseindrucks bedingte Täuschung. Genaueres darüber s. w. u. Dieselben Resultate erhielt ich, wenn ich die Kautschokbänder zwiBchon 2 Klemmen fixirte und so in einen gewissen, bleibenden Abstand ron ein- ander bi achte. Bevor ich aber weiter ging, suchte ich erst noch über einige Principfra- gen ins Reine zu kommen. Zuerst wollte ich erfahren, ob nicht auch ein ein- ziges elastisches Band, zwischen die Lippen genommen, durch aufsehlngende Schwingungen einen Ton geben könnte. Die hierüber angestellten Versuche gaben durchaus ein negatives Resultat. Es war in dieser Hinsicht gleich, ob ich meine Lippen isolirt in gegenseitig aiifschlagende Schwingungen versetzte, oder ob die eine Lippe von einem elastischen Bande, das ebenso gut auch von einem Papierblatte oder ähnlichem nicht elastischen Bande vertreten sein konnte, bedeckt war. Ferner suchte ich zu erforschen, in wie weit die Elasticität der Bänder bei den erhaltenen Tonpbänt)menen wesentlich sei. Ich nahm zu diesepi Zwecke einen nnelastischin Streifen von Wachslein vand, legte i'm elastisches Band, das ich des leichtern Anspruchs halber an der zu intonirenden Kante in kurzer Ausdehnung zugeschärft und dem ich gleiche Länge und Breite mit jenem Streifen gegeben hattt», darüber, bildete daraus entweder durch die Finger oder durch zwei Klemmen ein Mundstück , und blies es mit meinem Munde an. Auch diesen Versuch modificirte ich der grössern Bestimmtheit halber so, daFS ich bald die rauhe Fläche des Wachsleinwandstreifs der Handfläche zukehrte, bald die Wachsleinwandseite der Ober-, bald der Unterlippe anlegte. In allen diesen vier Fallen blieb sich das Resultat im Allgemeinen gleich: immer Hessen sieh Töne er- xt"^^"' so hald es nur gelang, Luft zwischen beide Bänder gelangen zn lassen. Namentlich gelangen hier die tiefen Interferenz- oder Schlagtöne sehr gut, und ier die Bänder gehalten werden, dass seine Rich- tung wenig von der der Bänderebene abwich. In der Regel musste der Luft- strom, um stehende Schwingungen des elas- tischen Bandes zu erzeugen, so aulTallen, dass die Kante des letztern durch ibn unmittelbar von dem Wachsleinwandbande abgetrieben wurde, wobei also jene hinter dem letztern liegt. Dann geräth das elastische Band , nachdem es vom Wachsleinwandstreifen abgehoben ist, in dieser abgehobenen Lage in Schwingungen, die oifenbar das Band in ganzer Breite bethei- ligen , und welche nicht auf das Gegenlager aufschlagen. Der dabei wahrnehmbare Ton lag gewöhnlich in der eingestrichenen Oktave, erreichte aber auch zuweilen bei stärkerer Spannung die zweigestrichene. Durch stärke- res Blasen Hess er sich um * ^ his 1 Stufe er- hohen. In einem Falle, nachdem ich an meinem Appa- rate bei dieser Ansprnchswei^e schon den Ton a' erbalten hatt«, darauf aber dem Bande, weil es mir nicht ganz exakt zu stehen schien, eine etwas »tärkere Spannung gegeben hatte, war es mir schlechterdings «nmöglich, auf diesem Wege von Neuem stehende Schwingungen zu erzeugen. Lh drehte nun, in der fast bestimmten Krwartung, abermals ein negatives Resultat zu erhalten, den Apparat herum, so dass der VVachsleinwandstreif durch den Luftstroni direkt sollicitirt und vom elastibchen Bande abgetrieben werden mussto. Aber siehe da, was vorhin nicht möglich war, gelang jetzt: es erschien ein Ton, genau von der Schwingnngszahl , die jetzt zu erwarten war, nämliche*. Schon dachte ich, dass der Waehsleinwandstreif in stehende Schwingungen geiathen, oder dass das Phänomen ein Kanten- oder Luftton gewesen sei; allein bei genauerer Betrachtung — der Ver- sach Hess sich lei. •) Dieser Versuch ist mir von Wichtigkeit, weil er der erste war, bereits vor Divcrgirende. oder dachfürmigc Dnppi^lzungen. 501 Die Schwingungen verhielteo eich , wie die brreils früher bei den einlip- pigen Versuchen g — k erhalU'nen. Llie Membranen schwangen in ein^ ge- wissen Brriie mil ihrer Glolliszone gegpn einander. Auf den Grad der Feucbligkeil oder Trockenheit der Bänder kommt n hinsichllich dea Tonanspruchs liier fast gar nicht an. Gin gut konatruirles Mondstück spricht augenblicklich an, a)ao .wenn es noch Tollbommen trocken ist Wenn die Membranen sehr schlaff ohne alle eine Verlängerung über den Gleichgewicbiaznsland derselben bewirkende Spannung auf den Rahmen befestigt sind, wie dies ■■ B. -* der Fall ist, wenn {wie ich spä- ter tbal) dieselben millcls Heft- pflasters auf den Hatimen ge- klebt werden , so kommt es oft ■^ vor, dass beim gewöhnlichen * Anspruch keine Schwingungen erbalten werden können. In diesem Falle muss man den Mangel an Längenspannung durch Breitenspannnng, d. h. dadurch lu ersetzen suchen, dass man die Bandkanten ge- ' gen einander drückt: auf diese Art gelingt die Tonbildung so- fort. Wenn ich da.s eine Band da- durch , dass ich es durch einen' festen Körper niederhielt, oder "S- 1*>- in einer Entfernung von etwa 1 ■" von seinem freien Rande ab die Kanle eines dünnen Bretchens auf das- selbe legte, fixirte, und mehr öder weniger seh wingiings unfähig machte, so schwang das andere Band allein, und zwar mii einer öchwingungszahl, die 'j bis 2 Stufen tiefer stand, als die des von beidenBändern erzeugten To- DCB. Je stärker man den Dämpfer sufaetzt, und je mehr man die Tension des Luftsirome verstärkt, desto tiefer fällt der Ton aus and umgekehrt. Der Grund dieser Erscheinung liegt darin, dass durch dieses Anschieben des gedeckten Bandes an das andere 'ersteres die Rolle eines ziemlich festen Gegenisgers übernimmt, ohne dass es zur Erzeugung der Tonschwin- gnngen mehr Luftdruck bedarf. Selten beträgt aber die Tonvertiefung in diesen Fällen mehr als 1 bis 1 ' , Stnfen. Den gerade enigegengcsetilen Erfolg beobachtete ich , wenn ich beide Bänder mil 2 solchen Bretchcn theilweise dämpfte, so dass sie nicht mehr in der hbherigen Ausdehnung ihrer Breite nach schwingen konnten, son- dern nur 80 weit, als die Enlfernuag vom Dämpfer bis znro freien Band- den damit verwandten an cinlippigen und iweilippigen In ßleichiT Kbene lieKenden Apparaten TorKenumnienen Versuchen «nRestellt, durch ivekhan ich lia» hohe, tut gfRen*-hlagenden SchwingauRen bernhen.le Register entdeckte. AusBeTdem xM er *on Bedeiltung wegen de« grossen Kinflasse«, den ein kesselartlges W ludrohr auf öat ZuMBDdekonnDcn von stehenden Schwingungen eiittUcher Zungenwerko uirer- luapt SDsäbt. 502 n. Ueber die SoHdartone. rande betrug. Dieser Ton wird hoher, nach Maassgabe des Drucks der beiden Dämpfer gegen einander, so wie auch bei wachsender Annäherung derselben gegen den Glottisrand. So war ich an einem Apparate, der imln- diiferenzzustande den Ton cis""^ oder d^ gab, im Stande, durch allmäliges Vorrücken und Gegendrücken der Dämpfer den Ton durch alle Zwischen- stufen bis auf seine höhere Oktave zu erhöhen, ohne dass also an der Länge und Längenspannung der Membranen das Geringste geändert worden wäre. Die Töne waren sämmtlich gut und stark Rechnet man -hierzu die Vertie- fting des I^ormaltons durch Verstärkung des Anspruchs, welche bis 4 volle Stufen betragen kann , so erhält man einen Tonumfang von 1 V^ Oktave bei gleichbleibender Längenspannung. In andern Fällen gelang es mir nicht, durch sukcessives Decken und Ge- gendrücken der Bänder den Ton um ebenso viele Stufen zu erhöhen: dafür stellte sich , wenn diese Manipulation bis zii einem gewissen Punkte vorge- schritten war, ejn neues Register ein; der Ton sprang, die Händer schwangen nur noch an den Rändern, ohne merkliche Transversalbewegung, das Timbre des Tones hatte sich geändert So gab ein dachförmiger Apparat, der sich von dem oben beschriebenen dadurch unterschied, dass das elastische Zungenniaterial aus nur einer Membran bestand, in welche eine Stimmritze geschnitten war , und welche mit vielen Nadeln auf den be- kannten Rahmen befestigt worden war, beim Anblasen mittels des Wind- kessels, aber auch nur wenn beide I^ippen gelind gegen einander geschoben wurden, den mittlem Ton q^, der sich durch Modifikation dieses Gegen- drucks in einem Umfange von d^ bis a*^ varih-en Hess; später mit Hülfe eines dem Windkessel angesetzten Windrohrs auch ohne jenes Gegeneinan- derschieben den Ton c*, doch auch nur bei etwas kräftigem Ansprüche. Hier Hess sich dieser Normalton mittels Deckens oder Dämpfens beider Mem- branhälften oder Gegeneinanderschiebens derselben nicht leicht weiter, als bis e- erhöhen, also eigentlich, wenn man bedenkt, dass jenes c**^, weil nur durch stärkern Anspruch erzeugbar, schon einen vertieften Ton darstellt, so viel wie gar nicht: dafür erschienen aber bei weiter getriebener Deckung der Membranen durch Sprung weit höhere, also einem andern Register ange- hörige Töne, nämlich b*^-~d\ — Vergleichen wir damit die mit in einer Eben« liegenden Doppelbändern angestellten Versuche, so finden wir eine bemerkenswerthe Analogie. S. S. 43S. Wir haben also auch hier, wie dort, drei Register kennengelernt: 1) D^s Grundregister, bis jetzt freilich nur mittels des Tubulus erhalten; 2) das Gegenschlagregister, als norma- les für diese Apparate zu betrachten; 3) das hohe Falsetregister mit schwebenden Randschwingungen. Dagegen unterscheiden sich die gegenwärtigen Appaiate von den frühern ganz auffallend dadurch, dass hier von luterferenztönen, bis jetzt we- nigstens, noch nichts beobachtet worden ist. Was den Einfluss der Vor- und Ansatzrohre auf die Schwingun- gen der dachförmigen Doppelzungen anlangt, so ist derselbe verhältniss- massig ein sehr auffallender. Meine bis jetzt hierüber gemachten Erfahrun- gen sind folgende. so^el" df '''?^^'"'^''''*'*'*^ ''''''^ ein 7 V^" langes Windrohr vorgesetztwnrde, rohrs heZrt?\''^ ^ ^.'® ^ '/^ Tonstufe. Weitere Verlängerung des Wind- ^'»•Kie keine grossere Ton Vertiefung. Sehr lange W'indrohre halte« Divergirende oder dachförmige Doppel zungen. 50S die Wirkung, dass bei Piano -Anspruch dor gewöhnliche oder anfangliche Ton erschien , der aber crescendo plötzlich in die tiefere Stufe umsprang. In einem andern Falle, wo die Men^branen mittels Heftpflasters dem Rah- men aufgeklebt worden waren , vertiefte ein Windrohr von kaum 4 '' Lange den Ton um mindestens 2 Stufen, bei Wiederholung sogar um 3 — 4 Stufen. LaDgere Kohre hatten keinen weiter vertiefenden Einfluss. Immer wurde durch ein mrassig langes Windrohr, wie schon erwähn^, der Anspruch, d. h. das Zustandekommen der Tonschwingungeii überhaupt, erleichtert, und der Ton voller und stärker. In einem dritten Versuche dieser Art, wo ich etwan dünnere Bänder anfj^eklebt hatte, gelang es mir auch, anstatt des Windkessels (Ohrspiegels) mittels gleich ka- librirter Windrohre Töne auf dem Mundstück zu erzeugen, und zwar bei 3" 4'" Länge*) und einer Weite, die etwas geringer war, als die des Mundstücks, den Ton g*, bei 4' 4'" Länge f*-* Mit dem Ohrspiegel angeblasen erschien» der noch tiefere Ton e^ — es*. Dieser Ton vertiefte sich weiter durch ein dem Ohrspiegel an- gesetztes Windrohr von 2" 9" auf d', und durch ein Rohr von 6" auf c*. Bei wei- lerer Verlängerung bis 87«" sprang der Ton auf f*, worauf weitere Vertiefung auf e'^ — d' erfolgte. Von Ansatzrohren versuchte ich gleichkalibrirte und sich nach aussen verengende oder theilwcise gedackte. Erstere hatten sehr wenig Einfluss; eins dergleichen von 12" Länge, dem mit Windkessel versehenen Apparate angesetzt, änderte an der Tonhohe gar nichts; bei gleichzeitiger Anwendung eines vierzoUigen Windrohrs fugte ein Ansatzrohr von 2^/3" Länge der durch das Windrohr bewirkten Tonvertiofung noch etwa V^ Stufe fernere Vertiefung hinzu, wohl aber wurdo hierdurch das* Ansatzrohr der Ton vol- ler und schöner — leider habe ich nicht angemerkt , aUs welchem Material es bestand. Dieselbe Wirkung hatten die vom Mundstück ab sich verengenden oder nach aussen bis auf eine enge Mündung gedackten oder sich in einen engern Kanal fortsetzenden Ansatzrohre. Wurde dam mit Windkessel versehenen Mundstück ein 2V2" langes Ansa'zrohr angefügt, das nach aussen bis auf eine IV2'" weite Oeffnüng gedackt war, so fiel der Ton um '/^ Stufe, und wurde dadurch dumpf, wie ein Bauchrednerton: er klang, als ob er aus einer weiten Entfernung käme. — Wurde ein Ansatzrohr benutzt, das sich vom Mundstück ab bald konisch bis auf eine enge Oeffnüng verengte odt^r sich in gleicher Weise in einen engen Kanal fortsetzte, so wurde oft, wenn die Bänder vorher keinen kräftigen Ton mehr gaben, alle Tonbildung so- fort sistirt. — Wurde derselbe (mit Windkessel versehene) Apparat mit einem Ansatzrohr versehen, das nur etwa 10' ' lang in einer dem Durch- messer des Mundstücks gleichkommenden Weite fortging , dann rechtwink- lich sich in einen weit engern Sy^" langen Kanal fortsetzte, so blieb der Ton unverändert. Wurde aber der Windkessel abgenommen , und das Mund- stück unmittelbar in dieses Ans&^zrohr gesetzt, und direkt mit dem vollen Munde angeblasen, so erschien, zwar nicht augenblicklich, ein voller klin- gender, anders gefärbter Ton, welcher 4 bis 5 Stufen tiefer lag, als der vo- rige Primärton. In einem andern Falle mit dunnern Bändern (s. oben), wo ich das Mundstück umgekehrt in den Ohrspiegel setzte und von hinten anblies, betrug die Vertiefung gegen den Windkesselanspruch 1 grosse Tertie, doch liess sich dieser Ton (c*) durch fernere Ansätze noch nni 1 volle Stufe vertiefen. Diese Vertiefung •) Kürzere Windrohre dieser Art erlaubten keinen Tonanspruch. 504 ^f* Ueber die Solidartone. (b^ trat etwa bei 6 ' Ansatzrohr ein: weitere Verlängerung desselben ergab erst Null, dann Sprung auf c* zurück. Diese Beobachtungen eind nicht nur wegen der unverhältnissmässig grossen Vertiefung des Tones, die beiläufig die Stufe des durch Tubulus zu erhaltenden Grnndregisters so ziemlich erreichte, sondern auch deshalb interessant, weil, sie ein zweites Mittel uns an die Hand geben, Mundstücke, welche isolirt nicht zum Ansprechen zu bringen sind, in tönende Schwingungen, und zwar weit langsamere, als die mit Windkessel erhaltenen, zu. versetzen*). ' Ferner steckte ich in die äussere Mündung eines gleiph weit bleibenden mit dem Mundstück verbundenen Ansatzrohrs ein neues, mit ebener Doppel- zunge versehenes Mundstück. Es erschien beim Anspruch des dachförmi- gen, mit Windkessel versehenen Mundstücks wiederum ein wie aus weiter Ferne klingender Ton ; dessen Stufe eher ein wenig höher, als tiefer lag, als bei offenem Ansatzrobr. An der obern Stimmritze selbst war keine an- dere yeränderung wahrzunehmen, als eine kleine Erweiterung oder Ab- weichung der beiden Bänder von einander. Um diesem erhöhenden Einfluss der Ansatzröhre mehr auf die Spur zu kommen , steckte ich das mit Windkessel versehene Mundstück in ein alhnä- lig bis auf 1 '" sich verengendes Rohr, das die Glottis 1*2" überragte. Dieses Rohr brachte keine merkliche Ton?eränderaug hervor, nur 'wenn der An- spruch sehr schwach gegeben wurde, kam ein Vorton, der 1 Tertie höher lag (a^, aber crescendo in den vorigen Vollton P übersprang. Wenn ich dagegen die Apei- tnr des Ansatzrohrs mit einem Eichelkelch bedeckte, in dessen Grund eine lanzett- förmige Glottis von b'" Länge und 2" Breite geschnitten war da kam jener Vor- ton a'' mehr zur Geltung, ebenso wenn ich jener Apertur ein mit einem Kanäle von 3'" Weite durchbohrtes Holzstück luftdicht aufsetzte. Am deutlichsten trat aber die- ser Hochton, und zwar noch um 1 Stufe erhöht (g*) hervor, wenn ich in die Aper- tur des Ansatzrohrs einen kurzen Holzstöpsel von 1" Länge einsetzte, so dass er V»" überragte, welcher mit einem Kanäle durchbohrt war, der ÖV«'" 'weit nach aussen sich auf 7" erweiterte. Auch findet diese P>8cheinnng statt, wrenn das Mundstück (mit Windkcbsel) für sich — was oft vorkommt — keinen legitimen Ton mit gegenschlagenden Schwingungen mehr geben will; datin wird erst durch An- satzrohr-, nicht durch Windroh r verlänger ung , der Angprurh mit verändertem Timbre möglich. Der hier erscheinende Ton scheint nämlich nicht durch gegeu- schlagende Schwingungen , sondern bei offener Glottis zu entstehen. Denn auch ohne Ansatzrohr erkennt man hier beitn Anblasen des Mundstücks, dass die Bänder bei geöffneter Glottis einen Ton zu geben bemüht sind, dessen Stufe man, obwohl er noch nicht entwickelt ist, doch ziemlich deat- lich unterscheiden kann. Zur Entwickelung kommt er eben erst durch ein Ansatzrohr von obiger Beschaffenheit. Freilich ist eine Okularuntersucbung hier nicht möglich : gläserne Ansatzrohre habe ich hier noch nicht angewandt Dagegen der normale durch gegenschlagende Schwingungen erzeugte Bänder- tou des Mundstücks wird durch konisch sich verengende Ansatzrohre, eher ein wenig vertieft, wenigstens nicht erhöht. Wenn aber auf einen schon durch Windrohr vertieften Ton dieser Art ein (konisches) Ansatzrohr einwirkt, das, so wie vorhin, mit dem gedachten Holzstöpsel versehen ist, so wird, wie erwähnt, bei schwachem Anspruch ein Ton erscheinen, der ao ziemlich die Stufe des nicht mit Windrohr (aber mit Windkessel) versehenen Mundstück« einnimmt , welcher aber crescendo in den Vollton , wie er mit blossem Wind- rohr erschien , überspringt. So gab bei einer Wiederholung des obigen Versuchs ebenei Zu?'ei^* '^*™^* ^*" ^' ***' Versuche über d^n Einfluss der Rohransätic Öer VersQche mit Dnplikatnr-Bandern. 503 (mit nenen, genaner prapanrten, dfinnon Bindern) das Mundstück mit Windkessel den Ton e*, mit 6 ' Wiudrobr (dem Windkessel vorgesetzt) c*, bei Znfugung des obigen Ansatzrohrs den Piano -Ton e', der aber bei stärkerem Blasen in den Voll- ton c* umsprang. Doch liess sich dieser Sprung vermeiden, ,oder dureh geeignete Verengnng and andere Modifikationen jener Ansatzstücke ein s ukressiv er Ue bergan g Termttteln. Setzte irh dem ersten Ansatzrohrstück von 1*," einen mit kaum 3'" weitem Kanäle durchbohrten Obturator anf, so stieg der anfängliche Ton c* nnr auf d*', ohne crescendo sich wieder nach c^ vertiefen zn lassen. Wurden dem ersten Ansatzrohrc allmälig längere Stüeke angesetzt von 2 und 3",' so fiel der bis e* oder f* erhöhte Ton ganz sukcessiv wieder bis dis', blieb auf dieser Stufe bis etwa 6 ', bis er bei einer Gesammtlänge des Ansatzrohrs von Sy»'* ***^ c* zurück- kam. Eine neue Krhölinng dnrch weitere Verlängermig, wenigstens bis 13 — 14", habe ich nicht beobachtet,- obwohl sich an deren Möglichkeit nicht iweifeln lässt. Versuche 9 die Röbrentune dieser Apparate durch Rohransätze zu ver- tiefen , habe ich noch nicht gemacht. Soweit gehen meine Beobachtungen an diesen Apparaten. Vergleichen w deren Ergebnisse mit den an den ebenen Doppelzungen erhaltecen, so stellen sich besonders folgende Unterschiede heraus. Von Blastönen sind nur zwei Register beobachtet worden, das gegenschla* gende und das Druckregister. Das Grundregister scheint nicht möglich zusein. Das gegenschlagpnde liegt, wie sich berechnen lasst, eine Oktave hoher, als die durch den Tnbulus erhaltenen Grundtone. Immer war bis jetzt ein Wind- kessel oder ein nicht gar zu kurzes Ansatzrohr erforderlich, um überhaupt auf dem Mundstück einen Ton, der dann immer ein Paar Stufen tiefer lie- gen muss, als der oberste oder Primärton des genannten Registers, zu er- halten. Zuweilen, wenn die Bander zu schlaff sind, sind längere Rohransätze nötbig, damit überhaupt dergleichen Tone erhalten werden. In diesem Falle scb einen in dem Rohransatze primäre Längenwellen erregt ^nd durch diese sekundär, wie es scheint, die Bändrrschwingungen des Mundstücks provo- cirt zu werden, welche sich von den gewöhnlichen transversalen dadurch zn unterscheiden scheinen, dass die Glottis offen stehen bleibt, und nur die Kanten schwingen.*) Diese Töne bilden den Uebergang zu den Pfeiftonen der Kautscfaukbänder. Sie werden durch Ansatzrohre erhöht, was die durch reine gegcnschlagende Zungenschwingungen erhaltenen nicht, oder nur un- ter gewissen Bedingungen zulassen. Das Druckregister wird durch Aliquot- schwingungen der Bänder der Breite nach erzeugt, wie das analoge Regis- ter der ebenen Apparate; seine Tonlage ist etwa eine Oktave höher als die des Gegenschlagregisters. Interferenztöne fehlen. Die Vertiefung durch Rohransätze geschieht so ziemlich nach denselben Gesetzen, wie bei den ebenen Bändern: erhöht wird das erste Register durch doppelten Rohran- satz nur dann, wenn das Windrohr länger ist, als das Ansatzrohr, ebenso wie wir dies bei den in einer Ebene liegenden Doppelzungen beobachtet haben. c. Vefauche mit DnplüEafnr- Bändern. Mit diesem Namen bezeichne ich solche Apparate, wo die Stimmritze von einem (bei vorhandenem festen Gegcnlager) oder zwei Stimmbandfalten oder Duplikaturen dünner elastischer Membranen gebildet worden ist. Der *) Diese Töne verhalten sich wie die Homtone, welche dnrch einen Mundan- sprnch - su Stande kommen , bei welchem ohne Ansatarohr gleichfalls noch keine tönenden Sehwingangen möglich sind. 506 II. Ueber die Solidartone. Fig. 141. Rahmen wird hier anstatt einfacher Bander mit übereinander geachla^eoen, doppelt übereinander liegenden Bändern bespannt, etwa in beistehender Weise. Ich wollte dadurch eine grossere Aehnlicb- keit mit den Stimmbändern des Kehlkopfs erzielen , welche ja auch Daplikataren des elastischen Ueberzags der Kehlkopfhohle darstellen. Freilich ist auch hier die Aebn- lichkeit immer noch nicht gross. Denn die Falte, welche durch Uebereinanderschlagen oder Falzen einer wenn auch verhältniss- mässig dünnen Kautschukplatte gebildet wird, bauscht immer, wenn diese Doppel membran über den Rahmen gezogen ist, nach de^ Mitte zu mehr auf, als nach den Insertions&tellen, da diese elastischen Blätter sich nicht in der Weise umknicken lassen^ wie etwa Pa- pier u. drgl. Anstatt schwacher Glottisränder entstehen auf diese Art zwei Wülste, die zwar durch starke Spannung schmäler werden, aber doch immer- sich von den bisher benutzten Glottisbegrenzungen sehr unter- scheiden. Die Stimmritze klafft hier immer etwas, doch lassen sich durch Fingerdruek die Wülste gegen einander schieben. Der Pizzicato-Ton klingt matt, ist jedoch zu erkennen. 1. Versuch. Ueber das Stethoskop spannte ich zwei in der angegebenen Weise KnsammcngeschlageneKautscbukplatten von etwa ^/r,^^/^'" Dielte aui^ und befestigte sie durch mehrfach umschlungenen Bindfaden, nachdem ich vorher einige Kerbe in den Cylindcr .geschnitten hatte. Die Stimmung beider Platten war jetzt h — c^ Von hinten angesprochen gab der Apparat, wenn nur die dem Habmen aufliegenden Theile der Membranen' mit je zwei Fingern gehalten wurden, um das sonst noch einigermaassen sich hier einstellende Lnftdiirchstreichen zu verhüten, denTonh'— c^ also eine Oktave höher, wobei die Platten massig vom Winde gehoben wurden and die Glottiswülste einander mehr genähert wurden. Die Schwingungen waren über- ^cblagcnde und erstreckten sich ziemlich weit gegen die Rahmenperipherie hin. Das Timbre war zwar nicht sehr schön oder sonor, doch immer noch besser, als ich er- wartet hatte, und wurde noch besser, wenn die Glottis absichtlich mehr verengt wurde. Das Grundregister mit durchschlagenden Schwingungen bei offener Glottis vermochte ich nicht zu erhalten. Immer üvar. einiger Gegendruck beider Wülste nöthig, um überhaupt einen Ton zu erzeugen. Wenn ich beiderseits eine Finger- spitze auf die Mitte der Platte' aufsetzte, oder sie zwischen beide LameHen schob, sie massig nieder und so weit nach Innen drückte, dass die Glottis nicht ganz ge- schlossen wurde, so ertönte ein vollerer, lauterer Ton, der etwa eine Quarte tie- fer lag, als der vorige, also der Schwingungszahl nach dem Schlagregister ent- sprach. Von diesem Tone aus Hessen sieh sukcessiv die höhern Zwischentön« er- halten, wenn ich den Gegendruck vermehrte und die Breite der schwingenden Zonen verringerte, so dass der Ton h' oder c* anf zwei Weisen erhalten werden konnte, bei Schwingungen der vollen, und bei Schwingungen der sehr verschmälerten Platten. Sogar bis d*, also eine Stufe über den bei vollen Plattenschwingungen erhaltenen Ton, Hess sich die Tonerhöhung durch Verschmälerung und Gegendruck treiben. — Von vom angeblasen gab der Apparat denselben Ton, wie von hinten. Ich schob ferner zwi- schen dio beiden Platten ein starkes Kartenblatt bis zum Glottiswülst , doch konnte ich durch Gegeneinanderschieben beider Blätter keine Tonerhöhung erzielen, da die beiden Wülste sich bald hermetisch schlössen und alle Schwingimgen aufhörten. Wenn ich bei hinlänglicher Glottisverengung die eine Platte etwas unter die andere drückte, so entstand ein Ton, der noch etwa Va — 1 Stufe tiefer lag, afs der vorhin durch Niederdruck beider Platten erhaltene Tiefton. 2. Versuch. Ich spannte über denselben Rahmen nur eine Banddnplikatnr, so dass dio Hälfte der Apertur davon bedeckt wurde, und bedeckte die andere Hälfte mit einer verhält- nissmässig dicken Holzplatte. Es musste -dieselbe ziemlich hart an den Glottis wulst ange- schoben werden, damit ein Ton erhalten wurde, welcher in einigen Fällen 1 Quinte, in andern 1 Oktave über dem Pizzicato-Tone lag. Dieser Ton (Oktave) wurde um 1—2 Stufen vcr- Versuche mit Doplikatar-Bandern. 9«7 Fig. 142. tieft, wenn die Platte mittele einer Fingerspitze niederii^edrärkt wurde. Dieselbe Wirkung erfolgte, wenn die Gegenlagerplatte (die dann donnor sein musste) etwas unter den Glottiswulbt geschoben worden war. Bei Wiederholung dieses Versuchs fand ich, (las($ bei lockerem Anlegen der Deckplatte der Ton eine Quinte über dem Pizzicato- Tone la;;, und durch snkcessives Andrücken dieser Ton durch alle Zwischenstufen bis auf die None des Grundtous erhöbt werden konnte. 3. Versuch. Ueber die Apertur des Petschafts spannte ich zwei sehr dünnv Bänder, nachd em ich ein jedes derselben zusammengeschlagen hatte, neben einander. Da sie hierdurch so schmfil wurden, dass sie die Aper- tur nicht völlig deckten, so schob ich zwischen die bei- den Platten dieser Duplicaturen je eine Kartenplatte etwa bis zur Hälfte der. Breite dieser Stimmbanddoppelplatten, wie in der Figur, die einen Querdurcbschnitt darstellt, zu ersehen ist. Die Pizzicato-Stimmnng vor Einschieben der Deckplatten geprüft war g^, beiderseits. Dieser Ap- parat gab keine sichern Hesultate. Anfau.us erschien bei Hintanspruch ein Ton, etwa zwei Stufen höher, als der Pizzicato-Ton. Später stellte sich der Blaston tiefer und kam ziemlich bis auf den Grundton, aber gewöhnlich drängte sich in die eine Stimmbandfalte L^fc, so dass eine seitliche Stimmritze entstand, in welcher die obere Lamelle des einen Bands gegen die darunter liegende Deckplatte schwang. Jener anfängliche Ton (h'), der offenbar wenigstens zum Thell in der mittlem Glottis erzeugt war, wurde oft mit einem eine Quinte tiefern Intcrfercnzton begleitet. Desgleichen erschien bisweilen, und zwar offenbar durch ^chläge der untern Lamelle des einen oder beider Bänder gegen die eingeschobene Deckplatte bewirkt, dumpfe, matte Töne, die 1% Stufe unter dem Grundtone lagen. Um die Möglichkeit einer mitschwingenden seitlichen Stimmritze ausznschliessen, deckte ich die obere Lamelle beiderseits noch mit einer ähnlichen Kartenplatte. Jetzt mnssten die Glottiswülste enger an einander geschoben werden, nm einen Ton za erhalten, der nun natürlich eine Septime bis Oktave höher lag, als der Grundton. Töne des Grundregisters waren jetzt nicht mehr möglich. Sobald die Deckplatten (die untern) bis an den Faltcnrand vorgeschoben wurden, war keine Tonbild ang mehr möglich. Dagegen kamen bisweilen bei offenef Glottis und sehr fixirten Bändern Pfeiftöne vor, die sehr hoch lagen. 4. Versuch. Ueber das Stethoskop spannte ich zwei Bänder von der bereits früher benutzten breitesten Sorte, nur dass ich sie vorher doppelt übereinander legte, so dass sie nnr die halbe Breite einnahmen und die beiderseits offen geblie- benen Theile der Rahmenapertur mit Platten bedeckt werden mussten. Der Pizzicato- Ton war beiderseits f*, sehr deutlich und gut hörbar. Der Blaston bei Uintanspruch waras^, wenn die Glottisränder nur so weiteinandergenähertwaren, dass ohne grosse Luft- tension ein Ton gelang; durch allmälig stärkeres Gegeneinanderschieben derselben erhöhte sich der Ton ebenso allmälig auf cis^, und wenn die Bänder dabei noch beträchtlich verschmälert wurden, auf dis*. Demnach war hier eigentlich nur ein Register möglich, da alle die erhaltenen Töne, von welchen der tiefste wenig über dem Grundion lag, ohne Spriinge hinter einander zu erzeugen waren. — Ich schob nun femer zwischen beide Lamellen jedes Duplikaturbandes eine hölzerne beilförmig zugeschnittene Platte von gleicher Länge, welche beide Platten allmälig bis zur Glöttisfalte vorgetrieben wurden. Ein specifisch neues Tonphänomen erei<^nete sich dabei nicht, der Ton wurde, wie bei vorigem Versuche, sukcessiv bis dis*, allen- falls auch bis e^ erhöht, und verlor mit wachsender Höhe an Fülle. Waren die Platten bia zum Faltenrande vorgedntngen, so hörten die Tonschwmgungen auf. 5. Versuch. Ich kehrte jetzt die letztgebrauohten Bandduplikatnren so um, dass die beiden übereinander liegenden freien Ränder nach innen, die blinden Falten nach aussen zu liegen kamen. Die Glottis war jetzt linienförmig, wie früher bei den einfach liegenden Bändern. Pizzicato beiderseits c\ Blaston von hinten c* mit Interferenzton e* oder d'. Letzterer Ton konnte auch bei schwachem Blasen ziemlich isolirt erhalten werden. Die Glottisränder (die obem) machten dabei keine ausgiebigen Schwingungen, wohl aber, wenn der Hochton dazu kam (bei stärkcrem Anspruch). Bei besserer Gegeneinanderlagerung der Bandränder erschienen -auch die beiden Oktaven rein c' + c^ Der Hochton konnte auch allein erhalten und durch mehr Gegendruck bis e* erhöht werden. 508 II. üeber die SoUdartonc. Fig. 143. Nnn legte ich 7.^i8chen beide Lamellen dieser Bänder ein Stuck Fenersehwamm, um die Lamellen für den Schwingungßvorgang auseinander Äu halten, und fu be- wirke«, dass während des Blasens Luft zwischen dieselben träte. Beim Ansprucn schwangen die obern Lamellen ziemlich weit ab : was die untern dabei machten *^ konnte ich freilich nicht sehen: indessen erklang nur ein einfacher Ton, und «war genau der Grundton, wenn auch von etwas unangenehmem, nicht sehr sonorem Timbre. Zuweilen lautete er mit einem piano c* an. Die Schwingungen schienen jedoch keine durchschlagenden zu sein, wie caet. parib. bei einfa- chen Bändern, sondern klangen wie auftchlagendc. Jedenfalls schlugen die obern. Lamellen gegen die untern, die sonst wohl sich nicht weiter an den Schwingungen betheiligten. — Zuweilen blähten sich die Stinimfaltcn mehr auf, so dass es nicht zum Aufschlagen, nicht einmal zu ordentlichen Schwingungen überhaupt kommen konnte es ertonte ein matter, aber sehr hober Ton f*- fis'^ mit schwebenden oder Bandschwingungen. -^ Wurden die beiden Bänder von den Platten mehr gedeckt, so war auch das hohe üeberschlagregiijter in verschiedenen Nuancen zu erhalten. Also c -- eis , crescendo meist mit dem tiefen c' als InteKerenzton begleitet. In dieser H»"«^'\' ergab sich keii^e Abweichung vt.n den einfachen Bändern. ^ Endlich Tcrschnb ich die beiden Lamellen über einander so, dass nur durch die obern die Glottis ge- bildet wurde, während die untern ein Stück auseinander gerückt waren. Inde.-sen wurden auch dadurch keine neuen," >on den letzterwähnten abweichenden Resultate er- zielt. Immer waren die obern Lamellen bei dem tiefen Register konvex wahrend des Schwingungsvorgangs, beim hohen Register dagegen, durch Nieder- und Ge- gendruck dieser Lamellen erhalten, konkav, und beide Glottiszonen etwas auswart« zu einander geneigt (dachförmig), und schwangen von dieser Lage aus. Anhangsweise gedenke . ich hiei noch der akastischen Versoebe, welche ich auf den Fingern bereits vor längerer Zeit anstellte, and welche sehr leicht zu wiederholen sind. Die Stimmritze vertritt hierbei die zwischen den ersten Phalangen zweier aneinander gelegter Finger (etwa des Zeige- und Mittelfingers) befindliche Spalte. Die Finger müssen dabei ziemlich fest einander anliegen, wenigstens die zwischen der 1. und 2. Phalanx befind- lichen Gelenke einander berühren, so dass die Haut beider Finger sich ebenfalls berührt. Am besten ist es, wenn man die beiden Finger, die man benutzen will, zusammenbindet, doch nicht zu fest, etwa so, dass man die beiden Fingerglieder npch etwas mehr zusammendrücken kann. Die Finger können dabei gestreckt oder halb flektirt sein. Nach dieser Vorrichtung hält man ein Anspruchsrohr, da^ wo möglich an dem Ende, welches ange- legt wird, etwas zusammengedrückt ist (ähnlich einem Oboenmundstück) mehr oder weniger fest, so dass keine Luft daneben streichen kann, g^g^n die Fingerspitze und bläst Luft hindurch. Es entstehen Tone , die den am ausgeschnittenen Kehlkopf erhaltenen etwas ähnlich sind und gar nicht schlecht klingen. Gebildet werden sie durch einschlagende Schwingungen der sich berührenden Haut-Säume oder Duplikaturen, welche hier die Stimm- bänder vorstellen, ebenso wie die des ausgeschnittenen Kehlkopfs oder der vorhiq erwähnten Apparate. Erhöht werden diese Töne durch stärkeres An- drücken des Anspruchsrohrs, durch steigenden Luftdruck und durch Konipr»- Veraache mit Daplikator- Bändern. Diese Versacbe sind zwar an Zahl noch sehr spärlich , doch reichen sie, wie ich glaube hio , mn folgende Resultate daraus zu ziehen. Von den einfachen, scharfkantigen Bändern unterscheiden sich diese dar stischen Duplikaturapparate zunächst dadurch, dass die Register hier bei weitem nicht so scharf von einander geschieden sind, a]s bei jenen. Ob das Gruodregister rein und unerhoht ohne besondere Beihülfe hier erhalten wer- den könne , ist durch die hierher gehörigen Versuche noch nicht vollkom- meo konstatirt. Jedenfalls existirt das Mittel- oder Schlagregister, und kann dasselbe ohne Schwierigkeit in das hohe oder Ueberschlagregister überge- führt werden, offenbar mit grosserer Leichtigkeit, als bei einfach liegenden Bändern möglich ist. Von besonderem Interesse ist der Versuch, wo durch Niederdruck ung der Stimiuplatte (Versuch 1.) oder durch Einschiebnng ei- nes Fingers zwischen beide Lamellen in gleicher Absicht der bisherige höht Ton um eine Quarte erniedrigt wurde, offenbar (wie auch in frühern Ver- suchen gefunden wurde) durch Beseitigung der Konvexität der Stimropiatte und Herstellung einer- Winkelneigung beider Glotliszonen zu einander, weil hier eine Aehnlichkeit mit gewissen Verhältnissen des menschlichen Kehl- kopfs nicht zu verkennen ist. Etwas dem sogenannten Falsetregister der Kehl- kopfbänder Aehnliches ist freilich an diesen dickwulstigen Apparaten nicht herzustellen. Man wird unwillkührllch hier mehr an die zweite, als an die erste Zone der Kehlkopfbänder erinnert • in. Versnche am todten Kehlkopf. Anhang: Tonphftnomene der Mondlippen. Von den künstlichen oder nach eigener Idee konstruirten Apparaten ge- ben wir jetzt za dem vom Schöpfer selbst gebauten Organe , zum mensch- lichen Kehlkopf über. Wir wollen uns keineswegs verhehlen, dass alle die bisher von uns aufgeführten Versuche und'Ergebnisse derselben, wie sehr sie such an Umfang und Mannicb faltigkeit die meiner Vorgänger übertreffen mögen , doch immer noch bei Weitem keine genügende Vorarbeit für das Gebiet darstellen, das wir jetzt betreten wollen, und dass dieser Schritt immer noch ein sehr gewaltsamer oder sprungartiger ist. Indessen wir wollen und können ja einmal für jetzt nichts Vollkommenes geben, wir müssen daher, nm nicht das Eine über dem Andern zu vernachlässigen, den Vorarbeiten einstweilen eine Grenze setzen, und endlich zu dem Gegenstande seibat übergehen, der das Ziel unserer Arbeit sein soll. Wir werfen zuerst einen flüchtigen Rückblick auf die Anatomie des Stimm- organs, um das Material zu rekognosciren , das wir jetzt arbeiten lassen wollen, um zugleich auch den grossen Abstand zu ermessen, der zwischen unsern künstlichen und dem natürlichen Tonwerkzeug besteht , um ferner die Mittel und Wege vorläufig zu erforschen ^ deren mutbmaasslich der le- bende Mensch sich bedient, um die verschiedenen ihm zu Gebote stehenden hörbaren Phänomene auf seinem Organ hervorzubringen, und um so in den Stand gesetzt zu werden, diese Phänomene, so weit als möglich, in bewuss- ter objektivirender Weise am vom übrigen Körper losgetrennten Organe selbst hervorzubringen. Der Kehlkopf filtellt ein Mundstück dar, wie unsere künstlichen oder vielmehr sehr rohen Mundstücke, mit den wir operirten. Alles ist hier fei- uer, eleganter, zweckmässiger, berechneter, als bei unsern stümperhaften 510 in. Versuche am todten Kehlkopf. Apparaten. Statt des hölzernep, unbeweglichen Rahmens, über den wir uu- sere elastischen Bänder spannten, haben wir hier ein Paar aus einem feinen, elastischen und doch festen oder durch gewisse höchst geeignete Organe fixir- baren Material bestehende, zu einer Kapsel vereinigte Platten undVorsprÜDge, zwischen welchen die band- oder strangartigen Körper, welche in Schwingun- gen versetzt werden sollen, aufgespannt sind. Wenn auch zwischen dem elastischen Gewebe dieser „Stimmbänder" und dem vulkanisirteu Kaut- schuk, aus welchem wir unsere Zungen konstruirten , hinsichtlich der Ela- sticität kein sehr grosser Unterschied stattfinden mag, so unterscheiden sich doch die Stimmbänder von unsern Zungen in jeder andern Hinsicht sehr be- deutend. Ausser der prismatischen Gestalt (die sich allenfalls künstlich nach- ahmen liesse) hebe ich hier zunächst die ungemeine Nachgif^bigkeit oder das fleischige Wesen der Stimmbänder hervor, "vermöge dessen sie zu einer Art von Schwingungen befähigt werden, die wir bis jetzt noch gar nicht kennen gelernt haben, auch schwerlich künstlich nachahmen können, und die ich als fluido-solidare bezeichne. Die elastischen Bänder, mit welchen wir bisher operirten, waren wasserfrei, und ihre Schwingungen nannten wir daher solidare; die Kehlkopfbänder dagegen besitzen hin- ter ihrem elastischen Ueberzuge, der auch stets durchfeuchtet ist, eine organische Substanz, welche 807o Wasser enthält, und welche bei den Schwingungen wesentlich hetheiligt ist Es wird also bei den Schwin- gungen der Stimmbänder jedenfalls mehr Fluidum, als Solidum in Bewegung gesetzt, wenn gleich die Schwingungszahl dieser Bänder zunächst von den festen Theilen bestimmt zu werden scheint. Aber ausser der Schwin- gungszahl ist hier noch gar manches Andere in Betracht zu ziehen, wie wir bereits wissen und noch mehr erfahren werden. Rechnen wir dazu die verschiedenen Organe (Muskeln), welche die physikalen Verhältnisso der Stimmbänder, die Weite und sonstige Gestaltung der Stinimrilze, die zunächst über und unter derselben liegenden Räume ia fast unerschöpf- licher Man ni^h faltigkeit zu verändern fähig sind, nicht zu gedenken der neuen Modifikationen , welche die verschiedenen Grade des Luftanspruchs, die Verrückung des ganzen Kehlkopfs nach oben oder unten , die Abände- rungen des Lumens und Kalibers im Ansatzrohre , und viele andere EinfluMc hervorbringen, so werden wir einen vorläufigen Bogriff von den Modifika- tionen der Tonphänomene uns bilden können, welche auf dem menschlichen Stimmorgane möglich sind. Sind schon die an zwei ganz einfachen Kaut- schukbändern erhaltenen Tonpbänomene von so überraschender Vielfachheil, so werden es die der weit kunstvoller ausgerüsteten Kehlkopfbänder gewiss noch mehr sein. Wir untersuchen zuerst den ausgeschnittenen Kehlkopf auf seine phonologischenJ'ähigkeiten, bevor wir die Leistungen des lebenden Orga- nes zu erforschen suchen, aus dem Grunde, weil wir am erstem die Me- chanismen der akustischen Vorgänge mit dem Auge verfolgen können, wah- rend wir bei letzterem fast nur auf das Ohr beschränkt sind. Jedenfalls müssen aber die Beobachtungen und Versuche am Lebenden sowohl wie am iodten einander ergänzen, und müssen dieselben von einem Beobachter angestellt werden, der an Seinem eigenen Organ gehörig zu experimentiren Detahigt 18t, wenn für die Wissenschaft und Kunst etwas Tüchtiges dabei nerauskommen soll. Mit einem Worte , der Experimentirende muss selbst nger, und zwar ein in allen seinem Organ möglichen Registern, Manie- Methode der KehlkopfiuifstellnDg. 511 ren ond Passagen geübter Sanger sein, und dabei vielfache Gelegenheit ha* ben, mit Sänger D und Sängerinnen (guten und schlechteu) zu verkehren, ihre Leistungen zu hören, sie während des Gesanges genau zu beobach- ten, und selbst absichtliche Versuche und Explorationen an ihnen vorzu- nehmen. Methode der Kehlkopfaufstellung behufs der Unter- suchung. Wir wissen nicht nur aus Vivisektionen verschiedener Thiere, sondern auch aus Beobachtungen an Menschen , die in selbstmörderischer Absicht sich die zwischen Zungenbein und Schildknorpel liegenden Theile durch- schnitten hatten, dass die untern Kehlkopfbänder, die eben auf Grund die- ser Erfahrungen Stimmbänder genannt worden sind, die bei der Stim^i- oder Tongebung zunächst und wesentlich interessirten Organe sind, und wir haben auch bereits in der Anatomie des Stirn morgans darauf hingewie- sen, dass der ganze Kehlkopf darauf angelegt ist, einen Komplex von Or- ganen zn bilden, welche diese Sdinmbänder behufs der verschiedenen l'on- pbänomene eben so verschiedenen Modifikationen ihrer gegenseitigen Stel- lung, ihrer Länge, Dicke, Tiefe u. s. w. unterwerfen, so wie den von ihnen erzeugten Tonen ihre erste Fassung, Koncentrirung, Leitung u. s. w. er- theilen sollen. Aus diesem Grunde mussten wir auch erst die Gesetze stu- diren, nach welchen bei künstlichen Apparaten gespannte elastische Bänder Qod Membranen überhaupt tonend schwingen, bevor wir am natürlichen Keblkopfpräparat untersuchen konnten , in wieweit die natürlichen Stimm- bänder jenen an einfachem Zungen gefundenen Gesetzen folgen, und in wie- weit sie von denselben abweichen. Das erste, was man also mit einem ausgeschnittenen Kehlkopfe vorneh- men muss, ist, ihn so aufzustellen und zu tixiren, dass die Insertionspunkte seiner Stimmbänder wenigstens von einer Seite ans befestigt sind ; das zweite ist, dass man die Giesskannknorpel so gegen einander bewegt, dass eine schwingungsfähige Glottis erhalten wird. Beide« suchte J Müller dadurch eu erreichen, dass er eine krumme Nadel «Inrch den nntem Theil der Giessbeckenknorpel stach, letztere mehr oder weniger ^S gegen einander rückte, und (wo enger Stimmritzetiscfaluss nöthig war) die En- den der Nadel mit einem Faden kreuzweise umschlang, worauf er mittels der Ver- längerung dieses Padena, so wie eines andern durch den Kingknorpel gezogenen die ganze hintere Kehlkopfwand auf ein kleines Bret fest band, so dass der Sehild- knorpel eine freie Beweglichkeit gestattete, die M. zur belii^bigen Anspannung der Stimmbänder benutzt«;. Umgekehrt verfuhr Liskovius.*) Er fügte den Vorsprung des Schildknorpels in ein dazu mit einem passenden Einschnitt versehenes Holzstück ein, bohrte eine Stricknadeji quer durch dies Holz und zugleich durch das in dessen Ausschnitt liegende Pomum Adami des Schildknorpels i etwas oberhalb der vordem Anheftung der Stimmbänder) so dass der Kehlkopf mit diesem Holze fest verbun« den war, und nun letzteres an zwei mit Einschnitten versehenen senkrecht stehen- den Stäben angebunden werden konnte; die Oiesskannknorpcl durchstach er gleich* falls in ihrem untern Theile mit einer Stricknadel , so dass sie, auf letzterer gegen einander gerückt, sich mit ihren Stimmfortsätzen berührten; durch Päden, an die Nadel der Knorpel befestigt, .über Rollen geleitet und mit Gewichten beschwert, re- gnlirtc er die Spannung der Stimmbänder. Harless fixirt den Schildknorpel durch vier nach oben und unten ziehende, an feststehende Haken befestigte Schnüre, hebt den Riagknorpel vom durch einen Arm eines aufgehangen Wagebalkens, so dass dadurch *) Liakovius Pbjsiol. d. menschl. Stimme §. 19. Leipz. 1846. 612 ni. Versuche am todten Kehlkopf. die Giesflkannknorpel toid Schildknorpel abgezogen werden; die Gietkannknorpel durchsticht er einzeln ^on hinten nach vorn mit Stilets, voh] gar keine Rede sein. Wollte ich die Processus vocales etwas enger oder laxer an einander liegend haben, so durfte ich bloss die Stellung der beiden Nadeln etwas verändern. Zur Fixirung des Kehlkopfs, der sonst auf seinem Rohr etwas hin und herschwankte, zog ich einen Faden durch die Lamina cricoid. und zog ihn gegen das Windrohr an. Nun konnte ich auch durch einen am Scbildknorpel angebrachten Faden, der an irgend einen Vor dem Apparat befindlichen unbeweglichen Korper befestigt wurde, eintn die Stimmbänder der Länge nach spannenden Zug (Gegenzug) mit leichter Mühe anbringen. Ausserdem hatte ich, wenn die Giessheckenknorpel durch das angeführte Verfahren gegeneinander gerückt waren, beide Hände frei , um an den Stimmbändern beliebige Veränderungen vornehmen zu können. Dieser Apparat i«t, denke ich, so einfach, dass er keiner Abbildung bedarf. Um jedoch den Leser in den Stand zu setzen, mit einem Bltckd denselben mit den künstlichen Yorrichtangen anderer Physiologen vergleichen zu können, mag er hier neben den andern Figuren auch eine Stelle finden. Ostentatiou wird dabei nicht beabsichtigt. •) Es wird Manchem nicht unerwünscht sein, wenn ich diese Operation etwas ^'enauer beschreibe. Ich mache sie nach zwei Methoden. 1) Man nehme zuerst die Scbleimhant an der hintern Kehlkopfwand bis zum M. ary-arytaenoideus weg, so dass man die Insertion des M. crico-arytaen. posticns am hintern Fortsatz des Stimmknorpels so ziemlich frei erhält. Dann schiebe man diesen Fortsatz im Sinne der Schliessmuskeln der Glottis nach aussen und vom, und nun stosse man die Na- del etwa an der Insertionsstelle der obersten Fasern des letztgenannten Muskels senkrecht zum durch die gedachte Verschiebung oflFen gelegten nur noch vonWcich- tbeilen bedeckten obern Theil der Gelenkfläche in diese hinein, so dass der Giess- kannknorpel nicht wieder zurück kann, sondern in der Lage, die man ihm gab, upverrückt erhalten wird. Verletzt, d. h. senkrecht durchstochen werden dabei nur die obern Fasern des M. crico-aryt. post. und die Kapselmembran des Crico-arytae- noidealgelenks , da wo sie in das Ltgam. triquetrum übergeht. Letzteres ist dabei angespannt. Uebrigens ist die Operation sehr leicht und gar nicht so subtil, als man glauben sollte; ihre Wirkung ist eine ganz yollkommene, wofern die Weich- tbeile noch nicht sehr ausgetrocknet oder gesehwunden sind. 2) Ist dies letztere der Fall, will man z. B. an Kehlköpfen, die schon eine Zeit lang in Spiritus gelegen haben. Versuche (die hier oft noch ganz gute Resultate geben) anstellen, so genügt die vorige Methode nicht; hier muss man die Nadel, nachdem man die beiden Knorpel mit .den Fingern gehörig gegen einander bewegt hat, yor dem hintern Fort« Mtz, da wo er in die Seitenwand des Körpers übergeht, genau senkrecht oder pa- rallel zur Kehlkopfaze einstossen, so dass sie in den Ringknorpel vor der Gelenk- flache eindringt. Ist diese Operation auf beiden Seiten gemacht, so ist zugleich auch dieRima glottidis posterior fest geschlossen, und es entweicht keine Luft mehr zwischen ^en Knorpeln hindurch.- 33 514 lU. Versuche am todten Kehlkopf. An rioem bo »orgerichteteo Kehlkopf luum ein BaobKhter gldc-hieilig b1»Mn, die Scliwlngnngen beobachten, einen Längenzng anbringen, 4en Seitendrack auf die Stimmbänder einwirken laisen, and immer noch ein« Hand frei beballen, am m Fig. 144. die Glottis ein Hinderniss uder ein sontt nodiflciiendes Instrument eimDbrin- gen n. g. w. 1} BedinguDgeu der Tonbildung im Kehlkopf überhanpl- Töue oder überhaapt tonähnlicbe Schall phänomeoc lassen sich imausg.^- schnittenen KehikojpF auf verschiedene Art und Weisu bilden. 1, Pizzicato am einzelnen Stimmbande einen Ton zu erhatten habe ich verancbt, aber stets ein negatives Resultat bekommen. Man erhall avi «■» kotiee, klangloses Geräusch, da« man schwerlich scintr Schwingung»»''' nach bestimmen kann. Doch konnte ich an den slark gespannten StimmbK»' dern eines weiblichen Kehlkopfs, der schon einige Monate in Spiritus ge- legen, nachdem ich ibn gehörig abgetrocknet hatte, durch Schnippen vuu der Ventrikelrinne aus ein allerdings nicht nachhaltiges, tonartiges rbs- nomen erbalten, dessen Tonhöhe sich ziemlich sicher auf e* beeünmen 2. Besser gelingen Rehrentüne, und zwar schon am frischen Kcbikopr. Ich habe mittels Tubularanspruchs, sowohl wenn er von oben, als wenn ^r von unten kam, an den einzelnen Stimmbändern, auch wenn sie nicht bi" zum Maiümum gespannt waren, stehende Schwingungen erholten, die gw»» deutlich lu erkennen waren, und einen Ton gaben, der so ziemlich auf der- selben Stufe stand, wie der eatsprechende Blaston auf der vollep Gloili*. Bedingangen der Tonbildung Sberbaupt. 51S Die Bänder wurden durch den Lüftetrom des Tubulus, je nachdem er auf- fiel, sehr abgetrieben, sie gaben ihm sehr nach, und zogen sich dabei in eine Kante aus, welche in Schwingungen gerietb. Dabei erkannte ich recht deutlich, dass die Bäudersohwingungen des Kehlkopfs — wenigstens wenn der Muse, thjreoarjtaenoideus nicht kon- trahirt ist — nicht bloss Solidar- sondern zugleich auch Fluidarschwingun- gen sind; die flussigen Bestandtheile der Kehlkopfbander , der Quantität nach die festen mehrfach überwiegend, machen die Schwingungen dieser Organe den Wellen flüssiger oder balbflüssiger Korper einigermaassen ähn- lich. Die grosse Verschiebbarkeit der Moleküle dieser Bänder lässt überhaupt ganz andere Seh wingungsver hält nisse zu, als bei den festen elastischen Bän- dern möglich sind. 3. Blastöne endlich, die gewöhnlichsten Tonphänomene des Kehlkopfs, lassen sich bei verschiedenen Dispositionen des Innern Raumes desselben erhalten. a) Glottis töne, in der Glottis oder in den Glottiswänden gebildet, sind bei allen vier Glottisformen (S. 1 1 3) möglich. 1. Beim Exspiriren. — Bei mittlerem Grade der GlottisöfTnung, d. h. wenn mau den Kehlkopf so anbläst, wie er ist, ohne dass man weder an den Giesskannenknorpeln noch am Schildknorpel etwas vornimmt, entsteht bei hinreichend starkem Anspruch ein hauchender, heiserer, schlechter Ton, dessen Klang an U erinnert Es scheint auf die Todesart, bei welcher das Individuum, dem man den Kehlkopf entnahm , gestorben war, etwas anzu- kommen, ob bei dieser Glottisform ein Ton erfolgen kann oder nicht. Weibliche und sonst von Natur engere Stimmritzen geben im Indiiferenz- znstand noch am leichtesten Töne. Die Tonstufe war in einem Falle (weiblicher Kehlkopf) a — h, und stieg durch einige Dehnung der Bänder mittels einfaches Zuges am Kobldeckel, den ich vornahm, zunächst nur um in die Kehlkopfhöhle sehen zu können, bis auf d' — e Mn einem andern Falle (Kehlkopf einer Jungfrau von 20 Jah- ren) war die Tonstufe d', wobei sich die Stimmbänder von vorn aus so viel als möglich an einander zu legen suchten. Gleichzeitig näherten sich die Taschenbänder einander, die obern Fortsätze der Giessbeckenknorpel wi- chen auseinander. Noch -leichter gelingt die Tonschwingung bei offenstehen- der ganzer Stimmritze an (besonders weiblichen) Kehlköpfen, die eine Zeit- lang in Spiritus gelegen haben. Das dabei vernehmbare Tonphänomen ist gar nicht so unangenehm. Auch durch Verstärkung des Luftanspruchs war hiei^nige Erhöhung möglich. Schon besser gelingt die Tonbildung , wenn die Giesskannenknorpel im Sinne des M. ary-arytaenoideus gegen einander gezogen sind, wobei die Stimmfortsätze jedoch noch von einander mehr oder weniger abstehen. Diese Stimmritzenform scheint im Leben beiden Schreitönen vorhanden zu sein, überhaupt in alten Fällen, wo die Luft mit grosser Gewalt durch die sonst zur Tonbildung vorbereitete Stimnrritze getrieben wird. Eine ge- ringe Entfernung der Spitzen der Vokalfortsätze von einander verhindert selbst bei massigem Lufiansprnch die Tonbildung nicht, wenngleich die so- gebildeten Töne nicht gerade zu den schönen gehören. Noch leichter sprechen die Töne an, wenn die Glottis doppelt ist, d. h. wenn die StimmCorteätze, aber nicht die Körper der Giessbeckenknorpel einander berühren. Bei al- ten Leuten, wo die Weichtheile des Kehlkopfs etwas geschwunden sind, 33» 516 III* Versuche am todten Kehlkopf. und die Stimmband ran der für gewohnlich eine von innen nach aussen hohle Kurve darstellen , scheint diese Glottisforni die gewohnliche zu sein. Sie bietetdann folgende Gcstaltdar. DerTon fällt jedoch dumpfer und klangloser, meist auch etwas tiefer aus, als bei der folgenden Glottis- form, wo die Knorpelglottis völlig geschlossen ist. lieber die weitern Funktionen der letztern, namentlich über die Fig. 145. Ventihheorie von Harless, werden wir spater zu spre- chen Gelegenheit finden. — Am besten und leichtesten sprechen die Tone an , wenn die Knorpelglottis vollkommen geschlossen ist, und jedenfalls ist diese Glottisform fiir jeden guten und namentlich musikalisch branchbaren Ton erforderlich. Fast alle der nachstehenden Versuche sind daher bei die- ser Glottisform angestellt. — Manche Kehlkopfe (alter Leute, die viel an Husten gelitten) geben aber auch jetzt noch nicht sofort einen Blaston an, so dass man erst die Stimmbänder von den Seiten her etwas komprimiren muss, um einen Ton zu erhalten. Doch fugen sich nach einigem Anblasen dergleichen Bänder ge wohnlich , und sprechen dann auch ohne jene Bei- hülfe an. Ob im hintern Theile der Glottis allein, bei festem, unnachgiebigem Schlüsse der Bänderglottis, Tonbildung jemals stattfinde, ist bis jetzt wenig- stens durch Versuche noch nicht erwiesen. Die Möglichkeit ist jedoch nicht in Abrede zu stellen; jedenfalls würden aber unter diesen Unständen nur Pf elf töne gebildet werden, keine Zungentone. Nach Harless ist es eine zum Zustandekommen eines (jeden?) Tones im Kehlkopf unerlässliche Bedingung, dass die Stimmritze genau in der Quer- axe des Körpers des Keblkopfrohrs liegt: sobald sie seitlich verschoben ist, soll keine Tonbildung mehr möglich sein, indem der Luftstrom an dem in dieser Queraxe gelegenen Membranstück, welches eben nicht der freie Rand ist, sich breche, gebeugt werde und entweiche, ohne tönende Schwin- gungen zu erregen. Nach meinen, bereits früher angestellten Versuchen, wird der Ton dumpf und abgeschwächt, wenn die eine Ventrikelrinne durch ei- nen darauf drückenden Körper niedriger zu stehen kommt, als die andere, und dadurch eine unvollkommene Gegenstellung dei' Bänder, die wohl auch mit einer geringen Verschiebung der Glottis verbunden ist, erzeugt wird. Diese Beobachtungen sind für die Theorie der Aphonie inferessant, beson- ders derjenigen, welche entsteht, wenn durch Vereiterungder hintern Insertion des einen Stimmbands eine derartige Verschiebung der Glottis entstanden ist. Sind beide Bänder ungleich gespannt, und liegen sie in einer und der- selben Ebene, so tönen nach Harless selten beide; bei sehr grosser^nd- stärke öfters nur eins (das schwächer gespannte) , oder beide mit akkoni- modirten Schwingungen. Liegen sie nicht ganz in einer und derselben Ebene, so soll stets nur das tiefer stehende tönen, bei schwächerer Span- nung. Ferner darf die Spannung der Stimmbänder, und die Krafir, mit welcher sie gegen einander bewegt werden, ein gewisses Maass nicht überschreiten« wenn ein Ton in der Stimmritze gebildet werden soll. Denn wir haben schon einmal (S. 161) bemerkt, dass bei sehr hoher gleichzeitiger Spannung und Kontraktion (aktiver und passiver Spannung gleichzeitig) der Stimmband- iir^r V^ l!*^* ^^^ ^^^^ ^^^^' ^'^ ^^ ^^™ Luftstrom nicht mehr bewegbar hiörhV* ge*>"ren gewisse Arten des sogenannten Glottiskrampfes ^rner: am ausgesehnittenen Kehlkopf ahmt man diesen Zustand dadurch l BediDgangen der Tonbildung überhaupt. 517 uacli, dass man bei festem Schluss der Knorpelglottia die Stimmbänder stiaff anzieht und gleichzeitig von den Seiten her stark gegen einander druckt. Wenn die Stimmbänder und die ganze innere Auskleidung des Kehlkopfs za trocken geworden ist, da gerathen erstere nicht eher in tonfahige Schwingungen , als bis durch wiederholtes Ein blasen feuchter Luft wieder der gehörige Fenchtigkeitsgrad des Organs hergestellt worden ist. Die er- sten Töne , die sich hier einstellen, klingen heiser, klanglos. In dieser Hin- sicht unterscheiden sich die Kehlkopf bänder wesentlich von den Kautschuk- bandera, die auch in völlig trockenem Zustande in tonende Schwingungen versetzt werden können. Desgleichen hört nach einiger Zeit die Tonbildung ina Kehlkopf auf, wenn man statt feuchter Luft trockene hindurch blast. Darauf beruht diejenige Form der Heiserkeit und Aphonie, welche ein- tritt , wenn es der ezspirirlen Luft am gehörigen Wassergehalt fehlt, so wie die, welche von Anämie der Kehlkopfschleimhaut oder Mangel an gehöri- ger Absonderung dieses Organs abhängig ist. Endlich heben alle mechanischen Hindernisse, welche die Schwingungen der Bänder stören oder unterbrechen, die Tonbildung mehr oder weniger auf. Jede Berührung der schwingenden Stimmbänder — nicht die der daneben liegenden 2^nen — hat. diese Wirkung. Wenn sich auch nur ein kleiner Körper, ein kleines Stückchen Speise oder zähes Schleimes, zwi- schen die beiden Glottisränder drängt und daran eine Zeit lang hängen bleibt, so tritt während dieser Zeit Unvermögen ein , einen Ton zu erzeugen. Alles das bisher Gesagte bezieht sich auf die Tonerzeuguug mittels bei- der Stimmbänder. Aber es lassen sich auf dem Kehlkopfe bei geschlosse- ner Knorpelglottis auch Blastöne erzeugen, wenn das eine Band absichtlich durch einen festen Körper, der es zurückhält, schwingungsunfähig gemacht -wird. Die Schwingungen sind durchschlagende , das Band zieht sich dabei etwas nach innen, wie gewöhnlich. Man hat durch diese Methode ein Mit- tel in den Händen, beide Stimmbänder auf ihre Spann ungsgleichheit zu prüfen. 2. Beim InspirxYen. — Auch hier ist die Tonbildung atn ausgeschnit- tenen Kehlkopf bei geschlossener Knorpelglottis möglich. Den bei einer gewissen Spannung der Bänder erhaltenen Inspirationston fand ich, ebenso wie Müller, etwas tiefer, als den entsprechenden Exspirationston. Anders verhält es sich am lebenden Kehlkopf: darüber später. b) Andere, mittels der oberhalb der Stimmbänder liegenden Organe des Kehjikopfs erhaltene Töne oder tonartigen, Geräusche entstehen besonders, wenn bei offenstehender Glottis die obern Kehlkopfbänder oder die Ta- schenbänder einander bis zur Berühmng genähert werden , und ein Luft- strom hindurch getrieben wird. Die Schwingungen, in welche diese Wülste dabei versetzt werden, sind besonders an der hintern Abtheilung derselben merklich, und geben Töne, welche den des sogenannten Räusperns ähnlich klingen. An Kehlköpfen , welche von bereits lange aufbewahrten Kadavern entnommen sind, wo die Schleimhaut ödematös geschwollen ist - was an den Taschenbändern immer in höherem Grade stattfindet, als an den Stimmbändern — lassen sich dergleichen Tonphänomene am leichtesten hervorbringen. Auch wenn durch Niederlegen des Kehldeckels die obere Kehlkop&apertur bis auf eine kleine, von den Capitula Wrisbergiana und Santoriniana begrenzte Oeffnung redticirt ist, können in dieser letztern tonar- 518 III. Versuche am todten Kehlkpf. tige Schallphauoniene entetelien, den wir jedoch keine grosse Attlmeiksam- keit za schenken brauchen. 2) Schwingungsmechanismen der Stimmbänder. Unter „ Stirn mbärfder" verstehen wir im anthropophonischen Sinne die- jenigen Theile der innem Auskleidung des Kehlkopfs, welche bei mehr oder weniger vollkommenem Schlüsse der Knorpelglottis beim Anblasen von der Luftröhre aus primär in stehende, also tonfahige Schwingungen zu gerathen fä- hig sind. Eö bestehen daher die Stimmbänder, wenn wir die Summe der hierbei möglichen Tonphänomene zusammenfassen , nicht nur aus den untern Du- plikaturen des elastischen Gewebes, welche zwischen Schild- und Giess- beckenknorpel querüber von vorn nÄch hinten ausgespannt sind, sondern auch aus denjenigen Theilen , welche in diesen Falten Hegen , also den Fa- sern des Musculus thyreo-arytaenoideus internus. Das ganze Stimmband, der Stimmbandkörper im weitem Sinne, stellt also quer durchschnit- ten ein Prisma dar, dessen eine Fläche nach oben, die andere nach innen- und unten, die dritte nach aussen gekehrt ist. Die obere sieht gegen das Taschenband, die innere gegen das Stimmband der andern Seite, die äussere ist an die utrige innere Muskulatur des Kehlkopfs angewachsen, und die ideale Grenzfläche derselben werden wir hier etwa da zu suchen haben, wo die parallel zu den Stimmbandfalten laufenden Fasern des Stimmband- muskels in die schiefen des Stratum thyreo-arytaenoideum externum und ary- syndesmicum übergehen. Ausserdem haben wir behufs unserer phonischen Betrachtungen das ganze Stimmband zu unterscheiden in den von den Mus- kelfasern nach innen divergirendeii, durch den Zusammenstoss der obern und innern Fläche gebildeten, mehr oder weniger zugeschärften, nur aus elasti- schem Gewebe bestehenden Rand (Kante) des Stimmbands, welcher der obern und innern Zone desselben entspricht, und den Stimmbandkörper im engern Sinne, der die beiden übrigen Zonen begreift, und nach diesen wiederum in eine innere obere, und äussere untere Abtheilung unterschie- den werden kann. Je nachdem nun diese Stimmbänder bei vorhandenem Schluss der Knor- pelglottis die früher S. 158 genauer angeführten Veränderungen in verschie- dener Ausdehnung und Kombination erleiden, muss auch, wenn ein Luft- strom durchgeführt wird, der Mei^hanismus der dadurch angeregten Schwin- gungen verschieden, von dem der nur in 2 Dimensionen ausgedehnten Kaut- schukbändern abweichend, ausfallen, und die dadurch hervorgerufenen akustischen Phänomene sich in entsprechenden Modifikationen oder Ton - regi Stern darstellen. Wir wollen jedoch un8<*rn spätem am lebenden Organe anzustellenden Untersuchungen hier nicht vorgreifen, demnach auch nicht sofort von einer präkoncipirten Registertheorie ausgehen, bei welcher wir leicht ver- sucht werden könnten, dasjenige bei unsern Experimenten zu sehen und zu hören , was wir eben gern finden'möchten : sondern wir halten uns zunächst an das, was uns der todte Kehlkopf bietet und bieten kann. Dass er durch- aus nicht als Repräsentant des lebenden Organs gelten kann, dass also die Resultate der an ihm angestellten Experimente nicht ohne Weiteres zur Er- klärung der am lebenden Organe hörbaren, aber dem Auge entzogenen Phä- uomene verwendet werden dürfen, dass sie vielmehr erst durch genaue, nicht jedem Anatomen geläufige, erst nach langer Uebnng fruchtbringende Be- Schwingangsmecbanismen der Siimmbaiider. 519 obachtDDgen und Explorationen am lebenden wo möglich konatgeSbten Organe kontrolirt und gleichsam lebensfähig gemacht werden mäaaen, das begreift jeder, der die beschrankten Resaltate der nekroskopischen Kehlkopfsnnter* snchang mit den möglichen Leistungen des lebenden Kehlkopfs mit knnst- gebildetem Ohre zu vergleichen gcflemt hat. Der nngehener bedentangsvoile Mangel der Muskelkontraktion im todten Kehlkopf bewirkt eine ebenso ge- waltige Kluft zwischen beiderlei Phänomenen , welche aosznfullen die bis- herigen Forschungen , so Terdienatvoll sie zum Theil auch sind , dennoch kaum einen Anfang gemacht haben. Von dem Sichselbstspannen, das im le- benden Kehlkopf eine so gewaltige RoUe spielt, ist im todten nichts vorhan- den: jede Spannung ist hier eine passive, und die Mittel, die uns zu Gebote stehen, die aktive (muskulöse) Spannung der Stimmbänder einigermaasseu nachzuahmen, sind schwerlich solche, die ein dem lebenden Vorgang völlig gleichkommendes phonisches Resultat erwarten lassen. Uebrigens ist dies nur ein Beispiel aus vielen. Wir haben in dem angeführten Abschnitt (S. 158) als die Haupt- und Grund Veränderungen an den Stimmbändern folgende kennen gelernt: Ver- änderungen der Länge , der Dicke und Form, der Konsistenz, der Spannung und der gegenseitigen Lage der Stimmbänder. Durch die Operation und Kooperation dieser yerschiedenen Faktoren während des verschieden ge- spannten LuAanspruchs entstehen mehrere Verschiedenheiten des Schwin- gungsmechanismus der.todten Stimmbänder, welche ebenso viel verschieden« TonregiBter bedingen, und von welchen auf Grund meiner bisherigen Be- obachtungen und Versuche wenigstens fünf mit Sicherheit aufgestellt wer- den können. £s sind dies folgende : 1) DasDnrchachlagregister, oder Orundregister, ohneSeitendruck. 2) Das Oegeuschlag- oder Seitendruckregister. 3) Das Aafschlagregister bei Trägheit der elastischen Gebilde. 4) Das Oberzonenregister mit Glottisschlnss. 5) Das Oberzonenregister mit offener Glottis. Diese Aasdröcke sind zwar einigermaasseu willknhrlich gewählt, doch deuten sie, wie ich hoffe, ziemlich deutlich den dem betreffenden Regis- ter zukommenden Bändermechanismus an ; dabei sind sie kurz und leicht zu bebalten, und lassen sich die weitern Interpretationen leicht daran an- knüpfen. Ausdrucke dagegen., wie Brustregister, Kopfregister u. dgl. sind begreif- lich an einem todten Organe, das weder Brust noch Kopf hat, nicht statt- haft. Ob die eben erwähnten Register des todten Kehlkopfs^ mit einem oder dem andern Register des lebenden Organs verglichen werden dürfen, wer- den wir natürlich erst später , wenn wir die Funktionen des letztern genau untersucht haben werden , ausmachen können. Wir stehen jetzt wiederum vor einem Gebiete der Anthropophonik , des- sen Bearbeitung zu den schwierigsten und mühseligsten Aufgaben der Wissen- schaft gehört, um so mehr, je abweichender von einander die Resultate der bisherigen Arbeiten ausgefallen sind , und je weniger das bisher Geleistete den wahre Belehrung Suchenden befriedigen, und für die Kunst wirklichen Nützen bringen kann. Hiermit soll nicht etwa gesagt sein, dass die akusti- schen Versuche am eii\^elnen ausgeschnittenen Kehlkopf grosse Schwierig- keiten darböten, die Technik dieser Untersuchungen ist bald gelernt, die Versuche selbst mit ihren unmittelbaren, das Ohr oft leidlich angenehm affi* MO III. VerBuche am todteii Kehlkopf. cireiiden Resoltaten sind gar nicht uninteressant. Aber die Schwierigkeiten kommen erst hinterdrein, und die Freude,' welche man bei der Untersuchung der ersten Kehlköpfe empfand , wird gewaltig getrübt, wenn man spater wahrnimmt, dass die Theorie, die man sich auf Grund dieser erst erhalte- nen Ergebnisse vorschnell aufbaute, falsch ist, durch die akustischen Phä- noinene neuer Kehlkopfe geradezu ub^r den -Haufen geworfen wird, wecn man inne wird , dass man bei den ersten Versuchen gerade die Hauptsache übersehen hat, dass man immer wieder von Neuem anfangen muss u. s. w. Freilich, wer, wie die Mehrzahl meiner Herren Vorgänger, den Kehlkopf in Fesseln schmiedet, dass er nur so sich rühren und rüppeln kann , wie es eben die Herren wollen, der hat weniger Schwierigkeiten zu überwinden, der gelangt auch bald zu einem Resultate , das nach etwas Glänzendem aus- sieht: ob aber die Wahrheit auf diese Art crfjihren wird, wenn man dem, der sie aussprechen will , die Hände bindet , und ihm so zu verstehen giebt, dass er ja nichts anders spreche, als was er soll, das mögen diejenigen meiner Leser , die bessere Begriffe von Freiheit haben , entscheiden. Ich habe mich wenigstens mit dem gerügten Verfahren nicht verständigen kön- nen. Kein Organ des menschlichen Körpers besitzt eine grössere Freiheit und MannichfaJtigkeit seiner Bewegungen, als der Kehlkopf: diese Freiheit muss man ihm aber auch gestatten, wenn man die Resultate jener Be- wegungen kennen lernen will , sonst lernt man sie eben nicht , oder falsch und unvollständig kennen. Aber freilich, je mehr man dem Kehlkopf (oder den Kehlköpfen und zVar recht vielen Kehlköpfen) die Freiheit giebt, de- ren er sich während des Lebens erfreate , de^to mehr wachsen auch die Schwierigkeiten der Beobachtung. Man überzeugt sich dann immer mehr und mehr, dass jeder Kehlkopf, so zu sagen, seinen eignen Kopf hat, dass er einem Individuum, das keinem andern völlig gleicht, angehörte, dass selbst der todte Mechanismus, nach welchem sich seine Stimmbänder bewe- gen, in keinem Kehlkopf genau so beschaffen ist, als im Andern, dass die sogenannten Tonregister für jeden einzelnen Kehlkopf relativ sind , sich je nach Geschlecht, Alter, Bildung u. s. w. za einander verschieden stellen, dass sich absolute für jeden Kehlkopf gültige Register gar nicht aufsteilen lassen, dass in keinem Kehlkopf s am mtl ich e Register vereint vorkom- men, dass in dem einen das eine, in dem andern ein anderes des tonange- bende oder das sprachgelaufige ist. Bei dieser grossen Komplikation der Verhältnisse begreift man , weshalb bisher auf dem in Rede stehenden Ge- biete noch verbältnissmässig so wenig geleistet worden ist; man wird je- doch auch meiner Versicherung Glauben Schenken, dass ich trotz aller Muhe und Arbeit noch nicht an das Ziel , das hier zu erreichen wünschens- werth ist, gelangt bin, sowie ibh aber auch einer nachsichtigen Aufnahme desjenigen, was ich zu geben vermag, entgegensehe. a) Das Durchschlag- oder Grundregister. Mit diesem Register machen wir den Anfang, weil e& dasjenige ist, was sich am todten Kehlkopf, sobald man ihn nothdürftig, am besten auf die von Despiney und mir angegebene Art zum Tongeben vorbereitet hat, ^®*°l.^^°**''®Pr"c*i ^a*t regelmässig darbietet. Dabei muss jedoch, wo irgend möglich, der Kehlkopf unverstümmelt geblieben sein: jede Verstümmelung oder Wegsehneidung der oberhalb der Stimmbänder liegenden Theile ändert aie isilasticitäts-, Zug- und Spannungsverhältnisse der Theile, auf die es ] Durchschlag- oder Grundregister. Stl hier zunächst ankommt, in erheblichem Grade, und jedenfalls ist J. Müller hauptsächlich aus diesem Grunde schon iiber dieses, an keinem Kehlkopfe fehlende und verhältnissmässig am leichtesten zu erhaltende Register nicht recht ins Klare gekommen. Da er wohl schon bei seinen ersten Versuchen zu vorschnell auf Fisteltöne ausging (womit ich ihm. übriges durchaus kei- nen Vorwurf machen will , denn ich bin , als ich dergleichen Versuche [yor etwa 18 Jahren] anfing, in denselben Fehler gefallen), und bald wahrnahm, dass sich besonders männliche Kehlköpfe, die ft-eilich bei ihrer Härte eine genauere Einsicht in die Glottisschwingungen nicht gut gestatten, sich zu de- ren Erzeugung eignen, so schnitt er, um besser sehen zu können, die obern Kehlkopfpartien weg, und begab sich auf diese Weise der Gelegenheit, das in Rede stehende Register in seiner vollen Ausdehnung und Bedeutung ken- nen zu lernen. Freilich erfährt man aus der Relation seiner Versuchsresul- tate von 1. bis 16. merkwürdiger Weise gar nicht, nach welchem Mechanis- mus die daselbst erwähnten Tonphänomene, namentiich die höhern unter 14. und 16. erhaltenen, erzeugt worden sind. Erst von No. Id. an gedenkt er des Unter8chied.s zwischen den sogenannten Brust- und Falsett önen; ob aber unter den bereite früher dem Leser vorgeführten Tönen Falsettöne begriffen waren, darüber lässt er den Leser völlig im Unklaren. Wie dem auch sei, soviel ist gewiss, dass man dieses erste unserer Register zwar, an allen menschlichen Kehlköpfen, am vollständigsten und bequemsten jedoch an un- verstümmelten weiblichen Kehlköpfen erhalten und beobachten kann. Ich hatte das Gluck , gleich zu meinem ersten Versuch , den ich auf diesem Ge- biete anstellte , einen noch sehr frischen und in fast jeder Hinsicht ausge- zeichnet normal beschaffenen jungfräulichen Kehlkopf zu erhalten, dessen Bänder von ihrer grössten Erschlaffung bis zu ihrer grössten Längenspan- nung ohne irgend einen absichtlich vorgenommenen Seitendruck mittels die- ses Registers den sukctsiven Tonumfang von g bis fis'^ gaben. Die Stimmlage der Person, der dieser Kehlkopf angehörte, schien demnach die des Altes oder Mezzo- Soprans gewesen zu sein Der mittlere Ton, den dieser Kehl- kopf bei Vermeidung jedes Zuges und Druckes gab, war e * — f. Bei die- sem ersten Kehlkopf (und später einer Menge andern) kam mir trotz alles Zuges an den Stimmbändern doch kein Phänomen vor, was ich mit nur einiger Wahrscheinlichkeit den Falsettönen Müll er 's hätte vergleichen können ^ weshalb ich nicht begreifen kann , wie dieser sonst so vortreffliche Beobachter sagen konnte, dass bei jedem die blosse Spannung der Stimm- bäuder durch das Ligam. conoideum überschreitendem Längenzuge keine j^Bmsttöne^^ (welche dem gegenwärtigen Register offenbar entsprechen) mehr erfolgen, sondern nur „ Fisteltöne 'S Ich kann zwar nicht läugnen, dass ich auch Kehlköpfe (männliche) vor mir gehabt habe , bei welchen das Grundregister nur 4 Stufen über den Mittelton beim Indifferenzzustand der Stimmbänder (den wir auch durch -..Null'' bezeichnen können, wenn es auf Vergleichung der steigend eii und fallenden Töne abgesehen ist) sich erhöhen Hess, in der Regel habe ich aber eine weit grössere Ausgiebigkeit dieses Re- gisters beobachtet. Bei genauem Verschluss der Knorpelglottis legen sich die Stimmband- ränder , die vorher in der Regel ein wenig in nach der Mitte ihrer Lage all- mälig bis etwa auf V^ — ^/a'" wachsender Breite von einander abstanden, und so eine lanzettförmige Glottisöffnung bewirkten, beim Eintritt der Schwingungen gegen einander, so dass die Glottis geschlossen erscheint. 522 III. Versache aai todten Kehlkopi Dabei vird das ganze Stimmband bis zum Yentrikelgrond gehoben und die obere Flache des Bandes aufwärts konvex gekrümmt. Die Schwingangsbe- wegnngen erstrecken sich nach Maassgabe der Luftgebong mehr oder weni- ger aber den ganzen Stimmbandkorper, and bei hinlänglicher Lnfttension auch auf die weiter ausser- und oberhalb gelegenen elastischen Gebilde. Die Kehlkopfwurzel wird nach oben bewegt, und so die zwischen ihr und der vordem Insertion der beiden Bänder liegende Grube erweitert, der Kehldeckel selbst etwas niederwärts, die Taschenbäif der einwärts bewegt*). Hinsichtlich der eigentlichen tongebenden Schwingungen brauchen wir die erste (obere) und zweite (mittlere) Zone des elastischen Stimmbandes nicht genau von einander zu unterscheiden. Wenn man bei guter Beleuchtung und wo möglich mit einer konvexen Brille bewaffnet den Vorgang betrachtet, so erscheint hier die Schwingungssphäre in der Glottisgegend wie eine pris- matische oder kahnformige nach vorn und hinten in eine Spitze auslaufende Furche, deren eine Kante gerade nach unten gekehrt ist und in der Glottis- linie liegt^ während die beiden andern ausgeschweiften Kanten derselben aaf- und seitwärts sehen/ Bei der einzelnen Schwingung scheint nämlich die mittlere Bandzone durch den Druck und die Reibung der Llift nach innen, atis ihrem Niveau iieraus getrieben zu werden und einen Wellenberg zu machen , der gegen den ihm von dem andern Bande entgegenkommenden schlägt Gleich- zeitig scheint die Rand- oder obere Zone des Bandes zurückgedrängt zo werden, also gleichsam ein Thal oder einen Rückgang zu machen. Im 2. Mo- mente geht nach dieser Ansicht die mittlere Zone seitvrärts zurück, stellt so die anfängliche Glottisöffnung wieder her, während die obere Zone einen Vor- gang zu machen, gegen die Glottislinie hin sich zu bewegen scheint, ohne jedoch sich der ihr von der andern Seite entgegenkommenden, obem Zone bis zur Berührung zu nähern. Letzteres glaubte ich nicht allein aus der Okularinspektion, die schon oft getrogen hat, sondern hauptsächlich aus folgendem Versuch schliessen zu dürfen. Wenn ich während dieser Schwin- gungen einen schmalen dünnen Gegenstand zwischen die beiden RandzoDen hielt, so blieben die Schwingungen ungestört, und die Tonhöhe und sonsti- gen Eigenschaften des Tones unverändert, während der ganze Vorgang un- terbrochen oder bedeutend abgeändert wurde , wenn ich jenen Körper tiefer herab bewegte, so dass er auch zwischen die beiden mittlem BaiHlzonen ge- rieth. Ich schloss hieraus, dass bei den Schwingungen des in Rede stehen- den Registers die in eine Falte zusammengeschobene mittlere 2k»ne des elastischen Stimmbandüberzugs dier des andern Bandes entgegenschlage, durch diese Bewegung der momentane Schluss der Stimmritze erzengt und durch dessen Wiederholung die Schwingungszahl des Tones bestimmt werde, während die obere Zone des Stimmbandes, die Stimmbandkante, sich bei ihren Schwingungen von der gegenüberstehenden in einem gewissen, nach meinen Schätzungen 72^^^ 1'" betragenden Absti^d entfernt halte , und jeden- *) Als ich einen (männlichen, in seinen einzelnen Theilen sehr leicht and um- ftnglich beweglichen) Kehlkopf so auflegte , dass er nar auf den Ringknorpel gestnzt war nnd der Schiidknorpel frei beweglich blieb , da wurde dieser bei jeder roMsig star- ken Intonation merklich aufwärts gezogen, die Glottis als^o durch den blossen Luit- ansprnch, durch die Auftreibung der Bänder verkürzt, wobei die Tascbenbänder und die Wnrzel der Epiglottis einwärts sich bewegten, die Ventrikel sich füllten und der wnind des Sinus pyriformis sich auftrieb. Der Ton behielt seine Stufe. — Dieser versuch ist von Interesse für die Theorie der Kompensation, s. w. n. Durchschlag- oder Grundregister. falls sur Tonstufe nicLts beitrage. Bei genauerer Erwägung der Yerhaltnisse erschien mir aber doch diese Ansieht zweifelhaft, und ich finde dah^r jetzt die Annahme wahrscheinlicher, dass man bei dem eben beschriebenen Schwingungsphänomen nur eine und dieselbe Glottiszone in Bewegung sieht, welche zwar in schräger Richtung in ähnlicher Weise, wie die elastischen Bänder bei den gegenschlagenden'Schwingungen sich hebt und senkt, de- ren Schwingungen aber , in Erwägung , dass dieselbe in ziemlicher Breite (also der ganze Slimmbandkorper, so weit er vom Luftstrome bewegbar ist) in Schwingungen geräth , hinsichtlich des TonefTekts dem Grundregister oder dem Durchschlagregister beigerechnet werden müssen. Denn die Schwingungszahl der hierher gehörigen Töne liegt nicht über dem mittels des Tobulus zu erhaltenden Grundton, sondern stimmt mit demselben, so« weit ich hierüber Versuche angestellt, so ziemlich überein Um zu erfahren, wie weit die Glottis im 2. Momente des Schwingungsrorgangs zwischen den beiden mittlem Zonen sich öffnet (beim Sehen von oben erblickt man hier nach optischen Gesetzen die Glottis stets geschlossen) , hielt ich das Prä- parat bei hellem Sonnenlicht so, dass letzteres durch die vordem diaphanen (und absichtlich noch vorher verdünnten und so durchscheinender gemach- ten) Stellen der vordem Kehlkopfwand durchscheinen konnte, wobei ich wahrnahm, dass die GJottis sich wie ein lanzettförmiger Spalt verhielt, etwa ebenso weit, als die bei der Inspektion von oben her sichtbare prismatische Furche austrug. So stellte sich der Schwingungsvorgang ungefähr bei den mittlem oder tiefern Tönen dieses Registers dar. Bei den höhern Tönen , wo das elasti- sche Bandgewebe in die Länge gezogen ist, wird natür- lich die Breite der schwingenden Glottis wände verringert und auch die Spaltöffnung, sofern nicht die Lufttension in entsprechendem Maasse verstäikt wird, verschmälert. Bei Piano- Anspruch sind überhaupt die Exkursionen klei- ner, und die Stimmbänder schwingen nicht in so grosser Breite , als beim Forte , wo die Schwingungen meist bis in die Ventrikelrinne reichen und ziemlich hoch gehen. Desgleichen komnat es bei zu schwachem Anspruch zn- Fig. 146. weilen vor, dass die Stimmbandränder sich beim Schwin- gen nicht in ganzer Länge an einander legen, sondern ein Theil der Glottis, und zwar allemal der hintere, offen bleibt. Demnach ist vollständige Gegeneinanderlagerung beider Glottisflächen kein unbeding- tes Erf Order niss dieses Registers. Die Tonst ufe wird durch einen solchen partiellen Glottisschluss wenig geändert, höchstens etwas erhöht; das Tim- bre dagegen wird verschlechtert, der Ton wird heiser, hauchend, weil die durch die Glottis streichende Luft nicht vollständig zu Tonschwingungen verarbeitet und dabei auch eine verhältnissmassig stärkere Tension der Luft- säule erfordert wird, um jene Schwingungen, die auch nicht^so ausgiebig und breit sein können, hervorzurufen. Zaweilen kommt es auch am todten Kehlkopf vor, dass nur das eine Band schwingt, das andere nicht, oder wenigstens das eine mehr, ausgie- biger, als das andere. In diesem Falle sind die beiden Bänder von Haus aus nicht gleichmässig gespannt, das schwingende oder stärker schwingende weniger , als das andere. Diese Abnormität ist entweder eine organische, schon im Leben vorhanden gewesene (besonders durch ungleiche Zusammen- III. Versuche am todten Kehlkopf. fugung der beiden Schildknorpelflügel erzeugt), oder sie wurde erst bei dor Präparation durch ungleiche Stellung der Gicssbeckenknorpel bewirkt Der Umfang dieses Registers geht bei männlichen, unverstummellen Kehlköpfen von den hohem Tonen der grossen Oktave bis zu den tiefern Tönen der eingestrichenen. Nach Wegnahme der Tascbenbänder lässt sich dasselbe nicht mehr so weit erhohen ,• dafür erhält es gewöhnlich einige Töne mehr in die Tiefe. Es kommt natürlich hier viel auf die Dimensionen der Stimmbänder an , ob der Kehlkopf bei Lebzeiten eine Tenor- oder Bass- stimme gegeben hatte. An einem Kehlkopfe, welcher einem Bassisten an- gehört hatte , Hess sich das Register ohne Verletzung des Kehlkopfs darch blosse Rückwärtsbewegung des Schild knorpels bis auf C vertiefen. Der Miitelton war hier F. Der höchstliegende männliche Kehlkopf, den ich un- tersuchte, ging von c — g '. Wo das Register scheinbar höher ging, da ge- schah es jedenfalls durch Anfügung des 3. Registers. Bei weiblichen Kehl- köpfen liegt unser erstes Register durchschnittlich eine Oktave höher, als bei männlichen. Der tiefstliegende der von mir untersuchten ergab einen Umfang von e — a*, der Höchstliegende g- fis*. Noch ist zu bemerken, dass nicht nur längeres Fortsetzen der Versuche, namentlich des Längen- zuges, sondern auch der Einfluss von verdünntem Spiritus, in welchem man das Präparat eine Zeitlang liegen lic^ss, die Stimmlage dieses Registers herab- drückt. Besonders geben Kehlköpfe von Greisen , nachdem man einige Zeit damit expcrimentirt hat, dieses Register mit tieferer Lage an, als zn An- fange der Versuche, und an einem weiblichen Kehlkopfe, der in frischem Zustande dieses Register mit den Grenztönen f — c^ angab, fiel dasselbe, nachdem das Präparat etwa 4 Monate in verdünntem Spiritus gelegen und dadurch einen Theil seines „Fluidom" verloren hatte, auf c — e^ Die Abstufung der diesem Register angehörigen Töne geschieht durch alles , was dem elastischen Gewebe der Stimmbänder eine grössere oder ge- ringere Spannung giebt. Hierher gehört, \sras zunächst die erhöhenden Motive anlangt, vor Allem die direkte Verlängerung der Bänder durchZag an demselben nach vorn im Sinne des M. cricotbyreoideu's (und der aufwärts ziehenden Muskeln der Linea obliqua), ferner die Spannung derselben, welche seitwärts ausgeübt wird dadurch, dass die obern elastischen Gebilde des Kehlkopfs nach verschiedenen Richtungen an- oder ausgespannt werden: am todten Kehlkopf durch Auseinanderziehen der obern Kehlkopfbander, durch Aufwärtsziehen der Epiglottis; Bewegungen, welche im Leben beson- ders durch gleichzeitige kombinirte Aktion der nach unten und der nach oben und vorn den Kehlkopf ziehenden Muskeln bewirkt werden. Diese Kräfte, werden noch etwas unterstützt durch Verstärkung der Kraft, welche die Stimmfortsätze gegen einander presst. Das dritte tonerhöhende Moment ist Verstärkung des Luftanspruchd bei sonst gleichbleibenden Verhältuisflen der Stimmbänder. Am todten Kehlkopf lässtsich durch allmälig wachsende Tension der ansprechenden Luftsäule ein mittler Ton des in Rede stehen- den Registers bis auf 1 Quarte erhöhen, lieber die dabei zusammenwirken- den weitern Verhältnisse sprechen wir später ausführlicher. — ^ Die Vertiefung geschieht im Allgemeinen durch die entgegengesetzten Bewegungen; für die unter Null liegenden Töne ausserdem noch durch Rück- wartsbewegung des Schildknorpels gegen die Hinterwand des Kehlkopfs, im Leben, wie es scheint, ohne gleichzeitige Mitwirkung des M. thyreo- arytaenoideus internus, aber bei gleichzeitiger, aber massiger Relaxation Dorchschlag- oder Grundregister. 5tS der Muskelkräfte , welche die StimmfortsaUe gegeneinander gedruckt hal- ten. Au einem männlichen Kehlkopf (wo ich freilich die Gicsskannknorpel mit einer krummen Nadel durchstochen und so gegen einander fixirt hatte) erhielt ich die tiefsten Tone (c, H) nur dadurch, dass ich mittels der der eige- nen Federkraft überlassenen Spitzen einer Pincette die Taschenbander aus- einander hielt, und so den obem Kehlkopfraum erweiterte. Im Leben würde dieser Zweck durch die mehr oder weniger kombinirte und sukcessiv bis aof ihr Maximum gesteigerte Kontraktion der Mm. attollentes et retrahentea laryngem bei gleichjseitiger vollständiger Relaxation des M. cricothyreoi- dcas und unvollständiger Relaxirung des M. cricoarytaenoideus lateralis erreicht werden: ob dem wirklich so ist, und ob nicht im Leben noch an- dere tonvertiefende Elemente in Wirksamkeit treten , werden wir spater un- tersuchen. Was das so wichtige Verhältniss dieses Registers zu den andern Registern des todten Kehlkopfs anlangt, so haben mir meine zahlreichen darüber angestellten Versuche Folgendes gelehrt Es steht in absolutem Ge- gensatz zum 5. oder offenen Oberzonenregister, d. h. es lässt sich ohne einen vermittelnden Mechanismus nicht in dies letztere Register überziehen, sondern springt sofort in dasselbe um, sobald bei einer gewissen Einstellung der Anspruch in entspiechender Weise geändert wird. Dieser Sprung kann 12 bis 15 Stufen betragen, bei manchen Kehlköpfen (männlichen) auch we- niger. Zuweilen kommt es vor, dass das 5. Register, wenn der Luftstrom stärker und voller gegeben wird, von unserem 1. als Interferenz begleitet wird, namentlich habe ich dies Phänomen an Kehlköpfen sufTokatorisch Gestorbener oder solchen, welche schon lauge gelegen habenden Kadavern entnommen waren , beobachtet. Darüber sprechen wir später mehr. In re- lativem Gegensatz steht unser Grundregister zum 2. und 4. Register; d. h. es kann der Mechanismus des Grundregisters ohne Zwischen mittel in den des zweiten oder vierten Registers übergeführt, gleichsam abgelost werden oder es lassen sich die speciellen bei No. 2 und 3 wirksamen Kräfte mit den von No. 1 kombiniren: auf der andern Seite kommen aber auch Sprünge aus dem 1. ins 2. oder S. Register und umgekehrt vor, sobald bei einer ge- wissen Kehlkopf disposition der eine oder andere Mechanismus plötzlich geändert wird. Vom 4. Register steht das Grundregister bei einer gewissen Einstellung in der Regel um 11 (zuweilen nur um 4 — 5) Stufen ab: Inter- ferenzphänomehe sind hier noch leichter möglich, als beim 6. Register. Zu- weilen habe ich bei einer und derselben Keblkopfdisposition daa 5., 4. und I.Register hintereinander folgend beobachtet, z. B. h'^ (Vorton, analog frühernPhänomenen, s.S. 467.485), fis*'', als Hauptton, von d* als Interferenz- ton begleitet oder mit ihm abwechselnd. Bei Opposition zu Register 5. er- fordert der Ton des 1. Registers stärkeres Blasen, bei Opposition zum 4. Register schwächeres. Verwandt ist das Grün dregister dem 4. oder geschlos-* senen Oberzo nen regist er dadurch , dass sich die höhern Töne des erstem ohne Sprung und ohne besondere Vermittelung in die des 4. überziehen lassen: mit dem speciellen Motiv des 2. Registers kann sich das Grundre- gister fast auf jeder Stufe seiner Skala verbinden. Noch inniger ist die Ver- wandtschaft der untern Töne des i. Registers mit dem dritten oder Auf- 8chlagre'gister: die tiefsten Töne des I. verlangen, um noch weiter vertieft zu werden, durchaus den Zutritt des Mechanismus des 3. Registers. Das Timbre oder die K 1 an g f a r b e des Grundregisters ist nur selten an S26 ni. Versuche am todten Kehlkopf. aasgeschnittenen Kehlköpfen ein angenehmes. Nar an wohlgebanteo, jagend- lichen Kehlköpfen mit straffen, feingeschnittenen Stimmbändern klingen die Tone dieses Registers, besonders die mittlem und höhern, gut, und babeo, was man sagt, einiges Metall und einige Intensität Die tieferen Tone bean- spruchen wegen der Schlaffheit der (^lottiswande viel Luft, von welcher ein Theil unverarbeitet entweicht; die einzelnen Stosse der mittlem Zone der Stimmbänder folgen oft nicht in gleichen Zeitabschnitten aufeinander, was den Ton unrein, schnarrend macht. Die höchsten Tone, wenn man sie durch verstärkten Luftanspruch erzwingen will, schlagen oft über, in ein Mittelding zwischen 4. und 5. Register, das jedoch selten hoher als 1 Ok- tave, oft weit weniger (in einem Falle nur 1 Tertie) über dem beabsicLtigten Tone des 1. Registers liegt. Sie klingen dann sclireiend oder pfeifend: die Schwingungen der 2. Zone sind überwunden. b) Das Gcgenschlag- oder Seitendruckregister. Bisher, hatten wir am todten Kehlkopf nur dadurch Tonphänoraene er- zeugt, dass wir die Stimmbänder durch einen gegen die 6ie88kannenkno^ pel ausgeübten Seitendruck, der zugleich eine gewisse Drehung derselben om ihre Axe bewirkte, an ihren hintern Insertionsstellen gegen einander be- wegten, und so die Glottis vocalis bei Yerschliessung der sogenannten Glot- tis respiratoria s. cartilaginea in einer Weise herstellten, dass ohne weiteres Hinzuthun durch einen sie durchstreichenden Luftstroro ihre Wandungen in tonfahige Schwingungen versetzt wurden. Die Abstufungen der dabei erzeug- ten Töne bewirkten wir zunächst durch vermehrte oder verminderte Langcn- spanitung der Stimmbänder, ohne dass von den Seiten her ein Dnick aaf dieselben ausgeübt wurde. Jetzt ändern wir den Mechanismus dergestallt, dass wir vorläufig von dem gedachten Langenzug ganz absehen , den Kehl- kopf in seinem Indifferenzzustand lassen , in welchem die Stimmbänder zum Ligam. conicum im Gleichgewicht stehen; dafür aber in verschiedenen Richtungen und Modifikationen Kräfte einwirken lassen, welche die Stimm- bänder entweder von oben nach unten drücken, oder von der Seile her ge- gen die Glottislinie hin , beide Bänder also auch gegen einander belegen. Das von mir dabei eingeschlagene Verfahren war einfach. Ich hielt wahrend des Schwingens (nach dem vorigen Mechanismus) auf die obern Fischen der beiden Stimmbänder irgend einen festen Korper dergestalt, dass dieselben an ihrer Bewegung nach oben, vom Lufitstrome abwärts, behindert wnrden, wie wir dasselbe früher an den Kautschukmembranen machten, um sie an der segelartigen Auftreibung zu verhindern. Oder ich nahm zwei Skalpell- hefte, senkte sie parallel zur Glottis in die Ventrikelrinnen, und drückte sie nieder- und seitwärts^ wobei ich sie auch nach Umständen mehr oder we- niger von den Bänderkanten entfernt aufsetzte« Gleiche Wirkung erziehe ich so ziemlich mit den Spitzen einer etwas breit fassenden PinceUe, «n ^^^^^ welche ich bei einigen Versuchen zwei Stückchen Höh be- --^^^S- - festigte, die eben so lang als die StimmgloUis im laxen Zo- ^^■^ Stande und durchschnittlich l '" breit und ^/j^" dick waren, Fi 147 ®^ *^*®* ^^^^® Holzstückchen , wenn ich mit der Pincettc die Stimmbänder zu fassen suchte, neben und parallel zn den- selben zu stehen kamen , und bei Gegeubewegung der beiden Schenkel ein gieichmassig auf die ganze Länge der beiden Glottiszonen wirkender Druck erzielt wurde. O^eDscUag • oder Seitendruekregiater. 527 Die physikalen YeraDderoogen, welche dureb einen auf eine solche Weise ausgeübten Druck an den Stimmbändern hervorgebracbt werden, sind nicht ^ 80 einfach , als man vielleicht auf den ersten Blick zu denken geneigt ist, sie lassen sich vielmehr auf verschiedene Art modificiren. Es würde sogar zu weit führen, wenn ich alle hierbei möglichen Yeranderungea einzeln aufführen wollte, ich beschranke mich daher nur auf die wichtigsten, wie- derholt in gleicher Weise beobachteten. Zunächst wird die Auftreibnng der Stimmbänder oder der ganzen Stinunbandkorper, ihre nach oben gehende Aufblähung, durch einen auf die obere Fläche des Stirombands ausgeübten Dmck verhindert oder beschränkt: dadurch werden die Stimmbänder der gegen sie andrückenden Lüftsäule^ntgegen gebracht, am Ausweichen ver- hindert und so ihre Spannung vermehrt. Ich brauche nicht erst ausdrück- lich zu erwähnen, dass der Ton, den sie vorher gaben, hierdurch erhobt werden muss. Ist die Einwirkung des drückenden Korpers dabei eine solche, dass gleichzeitig die jenseito des letztern liegende Breitenzone des Stirani- bands gedämpft oder schwingungsunfähig gemacht wird, so muss diese ton- erhöhende Disposition noch beträchtlich gesteigert werden, da, wie wir «bissen, durch Verschmälerung einer elastischen Zunge deren Schwingun- gen caeteris paribus beschleunigt werden. Also schon der einfache Nieder- druck der Bänder vermag eine bedeutende tonabslufende Wirkung zu erzie- len , auch wenn die Glottis selbst dabei nicht direkt in ihren Verhältnissen alterirt wird, obgleich wohl kaum die gedachte Einwirkung ohne einige Auf- treibong der innern Band wand denkbar ist. Kommt aber nun noch beider- seits ein von der Seite, von der Ventrikelgegend aus wirkender Druck hinzu, der tun todten Kehlkopf immer auch mit einem Niederdruck verbunden sein muss, so treien neue Veränderungen ein. Der Glottiskörper, der beim ersten Register sich völlig passiv vom Luftstrome wegschieben, in eine halb flui- dare Wellenbewegung versetzen Hess, ^ird jetzt nach unten und nach innen dem Luftstrome entgegengeschoben; und wenn derselbe Vorgang auch auf der andern Kehlkopfhällie stattfindet, werden beide Gl ottiskorper gegen ein- ander geschoben , so dass sie sich mit einer breitern Fläche berühren oder decken; es isl jetzt nicht mehr eine Glottis vorhanden, wie bei 2 elastischen Bändern, wo zwei „Kanten^^ zusammentreten, sondern die Glottis wird von zwei Wänden gebildet, deren Breite — eine Dimension, die früher sehr unbeträchtlich war — jetzt zur Länge der Bänder in ein mehr oder weniger iaustragendes Aliquotverhältniss tritt. Je nach Maassgabe des aufgewandten Drucks muss nun ^uch die Tension der Luft steigen , um diesen Druck zu überwinden und sich einen Durchgang zwischen die beiden Glottis wände zu verschaffen. Dennoch ist in der Wirklichkeit bei vielen Kehlköpfen der Anspruch, d.h. die Empfindlichkeit für tonbildende S^wingungen an den Stimmbändern, gerade jetzt, in Folge eines massigen, die Glottisränder ge- rade noch nicht gegen einander drängenden Seitendrucks, erleichtert, weil die Angriffspunkte einander genähert worden sind, und die Luft nicht mehr in dem frühern Maasse unbenutzt durchzustreichen geuöthigt ist. In solchen Fällen braucht aber auch die Tension der Luftsäule im Ganzen nicht so gross zu sein, man braucht nicht so viel Luft auf einmal auf einen bestimmten Spannungsgrad zu versetzen; obwohl die geringe Quantität Luft, welche jetzt durch die Glottis streicht, mit mindestens derselben Kraft auf die Glottis- wände trifft, als vorher die grössere Masse. Bei dem seitlichen Gegendruck haben wir ferner zu bedenken, dass die Konsistenz der Bandkörper dadurch 5t8 11^* Versuche am todten Kehlkopf. vermehrt wird, dass letztere härter werden, und der Elasticitatsmodalus der Bänder dadurch zunimmt. Je nach der verschiedenen Art, Weise, Stelle, Intensität u. s. w. mit und an welcher gedrückt wird , müssen auch bald die Obern, bald die untern Zonen der Stimmbänder vorwiegend zur GeltuDg kommen , muss die schwingende Glottiszone bald eine grossere , bald gerin- gere Breite bekommen , muss die Kante des Stimmbands bald sich mehr, bald weniger zuschärfen , ausspannen , selbst verstreichen oder umroUen, dadurch nach Umständen die innere Wand des Stimmbands sich glätten und straffziehen , oder in eine Falte aufwerfen , die an beiden Stinmibändern ein- ander gerade korrespondiren kann, in der Regel aber an dem einen Stimm- band höher , an dem andern tiefer stehen wird. Kurz, es sind hier sehr ver- schiedene Veränderungen, wenigstens am todten Kehlkopfe, möglich, und zwar Veränderungen , die nicht alle in einem und demselben akustischen Sinne wirken , sondern sich zum Theü entgegenstehen und gegenseitig auf- heben. Namentlich hat die Verbreiterung der Innern Stimmbandfläche einen vertiefenden Einfluss, während die übrigen Veränderungen meist bescUeu- nigend auf die Tonschwingungen wirken , aber auch durch ein zweckmässi- ges Zusammentreten vertiefender und erhöhender Einflnese eine gewisse Kompensation erzielt werden muss. ^ Was die Schwingungen anlangt, welche bei diesem Raster den Ton erzeugen, so sind dieselben schwerlich in allen Fällen von gleicher Beschaf- fenheit, in der Regel sind es gcgenschlagende, weil die Luft bei ihrem Durch- gang durch die Glottis nicht mehr passiv bewegliche, sondern eine gewisse Tension ihrer eigenen Tension entgegensetzende Körpertheile reibt und druckt, bei deren Ueberwindung es nicht zu Aufschlägen kommen kann. Die eigentlich sichtbaren Tonschwingungen sind freilich nur an der obern Zone zu beobachten , welche fast ganz wie die gegenschlagenden Kautschuk- bänder sich verhalten. Die Glottis erscheint während des Seh wingungs Vor- ganges geschlossen, ohne Furche, die Schwingungssphäre geht soweit, als es der Druck erlaubt, und offenbar schwingt der ganze Slimmbandkörper mil, so weit er kann. Freilich ist es wünschenswerSh , dass dieser Scbwin- gungsvorgang noch genauer analysirt wird : mir mit meinen einfachen Mitteln ist es noch nicht möglich gewesen, eine subtilere Analyse der Schwingun- gen des 2, Registers zu erzielen. Den Namen Üeberschlagregister habe ich nur deshalb gewähil, weil die Schwingungen der obern 2U>ne vorzugsweise zur E^cheinung kommen. Eine feste, bestimmte Definition des in Rede stehenden Registers ist nicht wohl möglich. Die durch die verschiedenen Manipulationen des auf die Stimmbänder ausgeübten Drucks hervorgerufenen Tonphänomene sind, wenn man verschiedene f^ehlköpfe mit einander vergleicht, so mannichfalt^^ die Ueberginge in scheinbar oder wirklich andere Ref^er so leicht oooglicn, dass man Muhe hat> das Gleichartige vom UngleichartigeD und Verworrenen au sondern. Wenigstens verhält e3 sich am todten Organ so , am lebenden werden wir bestimmtere Gesetze auffinden. Im Allgemeinen werden wir je- doch wenig irren ^ ^-enn wir in das Gebiet dieses 2. Registers alle diejenigen Tonphänomene verlegen, welche bei geschlossener Knorpelglottis mittels irgend eines von oben t>der von der Seite her auf die Stimmbänder wiA«»- deu Druckes nach Maassgabe desselben erhöht werden, mag diese Erhöhung dureh gluiehaeit^ vermehrte oder verminderte Längeoapannung der Bander noch beschleunigt oder verlangsamt werden, oder nicht. GegeüBchlag- ode^ SeiteadrackregiBter. Hierdorch onterscheidcu wir dies Register in bestinunter Weise von dem folgeDdeo (dritten) ^ bei welchem ein ähnlicher Mechanismus tonvertie- fend einwirkt Die Tonphanomeue dieses 2. Registers, wie sie sich mir bei meinen ^^ersacben darboten, leigton besonders folgendes Uebereinstimmende and Eigenthümliche. Wo nicht ausdrücklich das Gegentheil bemerkt ist, da Ter» stehen sich die nachstehenden Beobachtungen stets bei gleichbleibender, mittlerer Längenspannung der Stimmbänder. Der anfangliche, nach, dem Mechanismus des ersten Registers erhaltene Ton wird merklich und ausgiebig, bei guten, besonders weiblichen KehN köpfen bis zu einer Quinte erhöht, sobald die Bänder durch die Spitsen ei<^ ner von oben her auf die Mitte derselben gesetzten Pincette allmälig nieder- gedrückt - und so aik ihren Schwingungen nach aufwärts behindert werden. , In einem Falle hatte schon Niederdrückung des einen Bandes diese Wirkung, wahrend die des andern nur eine Tonerhöhung um eine kleine Tertie erzie^ len konnte. Bei manchen, besonders alten Individuen entnommenen Kehl- köpfen, wo die Stimmritze auch nach Schiuss der Knorpelglottis weit klafft und ohne Nachhülfe noch gar keinen Ton giebt, muss man wenigstens diese Manipulation anwenden, um die Bänder überhaupt zum Anspruch vor» zubereiten. Wenn man die beiden mit Holzfüssen (s. oben) versehenen Arme- einer I^Dcette, oder 2 Skalpellhefte, oder etwas dem Aehnliches in die Ventrikel- atrien setzt und dieselben auf diese Art zum Thetl ausfüllt, dabei aber jeden Druck nach unten und innen vermeidet, so bleibt der bisherige Ton unver-^ ändert. Sobald aber diese Instrumente tiefer gedrückt werden, so wulsten sich die Stimmbänder mehr auf, werden dadurch stärker (in die Breite der Glottiswandung) gespannt und der Ton erhöht sich nicht nur um ein oder einige Stufen , sondern wird zugleich voller, besser klingend. In einem Falle wurde schon durch ziemlich leise Einwirkung der Pincettenarme auf die änsAerste Breitenzone der Bänder ohne merklichen Druck nach innen der anzügliche (dem I.Register angehörige) Ton um 6 bis 7 Stuten in die HÜie gesprengt. In diesem Falle verhielt sich einmal ausnahmsweise das 1. Re-* gister so, wie J. Müller will, nämlich es Hess sich vom Nullpunkte an durch Längenspannung der Bänder nicht weiter als 4 Stufen erhöhen, und klang überhaupt schlecht. Wenn man nun ausserdem noch einen Seitendrnck ausübt , das heisst, die Glottisränder oder Glottiswände gegeneinander drückt, so ist man im Stande, eine noch weit grössere Tonerhöhung, bei gleichbleibender Längen** Spannung der Bänder zu erzielen. Die Resultate sind jedoch je nach der ver- schiedenen Handhabung der Koropressorien einigermaassen verschieden. Wir wollen aus diesen Verschiedenheiten nur die wichtigsten hervorheben. a) Wenn man die Bandkörper mittels zweier Seitenkräfle nur einfach ge- gen-einander bewegt, so dass die Glottiswände dadurch beträchtlich ver- breitert werden , so wird der Ton caeteris paribus in entsprechendem Grade vertieft In einem solchen von mir beobachteten Falle betrug diese Ver- tiefung 6 Stufen, obwohl einige, von mir freilich nicht gemessene, Kompres- sion dabei stattfinden mochte. Darauf beruht zum grossen Theile das fol« gende (3.) Register. b) Werden, wie vorhin, die Glottiswände beträchtlich verbreitert, dabei jedoch auch in einem gewissen, jener Verbreiterung aber noch nicht äqui* 34 SSO' lU. Versuche ftm iodten Kehlkopf. vaUiUeD Grade zusammengedrückt, so wird der Ton immer noch eUvas tie- fer ausfallen , als er vorher >var , demnach immer noch dem 3, Register zu- gerechnet werden müssen. c) Steht jene Verbreiterung der Glottiswände und die Kompression der B&ndkürper gegen einander in entsprechendem , konipensirendem YerLalt- uiss, so bleibt in Folge der Kompression der Stimmbänder der Ton seiner Stufe noch unverändert, bekommt jedoch ein anderes, beeseres Timbre. d) Erst wcun die Verbreiterung der Glottiswände durch den Effekt der Kompression derselben gegen einander überwogen wird , was allerdings die . Regel ist,* findet eine entsprechende Toner höhung statt. Demnach ist das Princip derselben zunächst Kompression der Bänder bei möglichster Vermei- dung der Verdickung oder Verbreiterung der Glottis wände. Das zweite Mo- ment*ist Verschmälerung der Bänder. In dieser Hinsicht verhalteu sich die Stimmbänder genau so wie die Kautschukbänder bei gleichbleibender Span- nung, und ich kann hier geradezu auf das dort Gesagte verweisen. Wenn ich die Stimmbänder, ohne ihre Dicke oder Wulstung zu ändern, mittels der Schenkel einer breitfassenden Pincette gegen einander .drückte , so vermochte ich eine sukcessive Tonerhöhung von etwa einer Oktave zu erzielen. Schon wenn die Bänder einfach gegen einander bewegt wurden, wenn also im Sinne Liskovius* die Glottis verengt wurde, wurde eine merkliche Tonerhöhuug erzielt. e) Es kommt nun darauf an , ob man die Kompressorien auf die ganze Länge der Bänder oder nur auf einzelne Längenabschnitte derselben einwir- ken lässt, ob man die ganzen Bandkörper mit denselben fasst, oder nor die innere, oder die innere und mittlere Breitenzone derselben, ob man die innere Zone in der Mitte, am vordem oder am hintern Ende fasst, endlich natürlich, ob man stark oder schwach drückt, und ob man dabei gleichzei- tig einen erheblichen Tiefdruck ausübt oder nicht. . f) Im ersten Falle, z. B. wenn ich die mit 2 Holzfussen armirte Pincette in die Veotrikelrinnin einsetzte (es war ein weiblicher Kehlkopf) und sie allmällig zusammenknipp, erhöhte sich der Ton fast ganz so, wie durch all- mäiiges Vorrücken der Deckplatten bei Kautschukmembranen, bis auf die Decime des Grundtons, ohne, dass während dieser Erhebung ein merklicher Sprung irgend wie und wann sich wahrnehmbar gemacht hätte. Dabei ver- lor aber der Ton ebenso allmälig an Fülle und etwas an Intensität. g) Wenn ich 2 linealförmige Holzplättchen von ^^1^"* Breite und '/s'" Dicke auf die äussere Breiteezone der Stimmbänder aufsetzte und gegen ein- ander drückte, so vermochte ich den Ton nicht so rasch und nicht so weit zu erhöhen, als wenn ich dieselben auf die mittlere Breitenzone aufsetzte, und von hier aus den Gegendruck wirken liesS. In letzterem Falle wurden aber die Töne je höher, desto gepresster und kleiner, und erfordertv^n mehr Loft- tension zum Anspruch. Ziemlich dieselbe Wirkung wurde erzielt , wenn ich die Schenkel einer breitfassenden Pincette in der Mitte der Länge der Stimm- bänder aufsetzte und gegen einander drückte. h) Einen auffallenden Unterschied in den Toneigenschaften beobachtete ich , je nachdem ich die innere Breiteuzone der Stimmbänder in der Mitte, oder am vordem, oder am hintern Ende fasste und beide dann gegen einan- der drückte. Im ersten Falle , wenn ich die beiden Olottisrander nur leise, oberÄäcblich fasste und gegeneinander schob, ertonte (bei Vermeidung[?]Ton Aliquotoklaven) ein Ton, der gewöhnlich über eine Oktave höher lag, sla (jregenscblag - oder Seitendruckregister. Ül der Grnndton dieses Registers, und wobei die obere Zone der Stimmbänder allein, wenigstens tonbestimm^nd, zu schwingen schien. Diese Tone sind ziemlich klangarin und springen scharf, aber ohne abzusetzen, in das tiefe fiegister um, sobald man die Pincette loslässt. Sie bilden den Uebergang des 2. ins 4. Register, s. weiter unten. Ziemlich dieselbe Wirkung hat die^e Isolirung der Innern Breitenzoue der Stimmbänder, wenn man die Pincet- teaarme am vordem Ende der Stimmbänder einwirken lässt: dagegen er- höht sich der Grundton nur verhältnissmässig unbedeutend , wenn man die der hintern Insertionsstelte' benachbarte Portion der Bänder zusammen- drückt. Werden nun diese verschiedenen Grade und Methoden des Seiten- und Tiefdrucks in zweckmässiger Weise ins Werk gesetzt, so ist man an g^ten Kehlköpfen im Stande, vom Grundtone, d. h. dem Tone an, den die Stimm- bänder bei der vorhandenen Indifferenzlage oder bei nur massiger Längen- spannung angaben, eine sukcessive Erhöhung bis zu einer Decime zu be- wirken, eine Erhöhung, die natürlich noch gesteigert werden kann, wenn gleichzeitig die Lärigenspannung der Bänder vermehrt wird, während Ver- stärkung des Luftdrucks wenigstens die höchsten auf diese Art erzielten Töne nicht mehr erhöhen Jcann , weil dann üeberschlag in ein anderes Register erfolgt. Das Timbre oder die Klangfarbe der Töne dieses Registers ist im Allgemeinen besser, als die der des vorigen. Sie haben, namentlich die tiefern und mittlem, mehr Fülle, Stärke und Metall, als jene, und erlauben ein be- deutendes Crescendo, bei welchen der Ton auf derselben Stufe sich erhält, wenn in entsprechendem Grade der Seitendruck nachliisst, der Tiefdruck dagegen, oder die Kraft, welche die Glottiswandung verbreitert, zunimmt. Im Loben scheint diese Kompensation auf ganz einfachem, gar keine be- sondt re neue Intervention erfordernden Wege zu Stande zu kommen, wie wir später untersuchen wollen. Die hohen Töne klingen am todten Organe nur hart und resonanzlos, wenn der Mechanismus der Kompression die sekundäre Mitschwingung der benachbarten elastischen Gebilde zu sehr ver- hindert. Von Wichtigkeit sind die Verwandtschaften dieses Registers zu den übrigen. Am nächsten verwandt ist es dem ersten, dem Durchschlag- oder Grundregister, das bei manchen Kehlköpfen, besonders solchen mit weit klaffender Stimmritze , erst durch einigen , die Glottisränder gegen einander schiebenden, wenn auc^ nicht andruckenden, von der Ventrikelrinne aus wirkenden Druck zu Stande gebracht wird. In solchen Fällen lassen sich die Grenzen zwischen dem ersten und zweiten Register schwerlich angeben. An dem Kehlkopfe eines alten, am Lungenemphysem gestorbenen Mannes, der Anfangs nur auf die oben angegebene W\»ise einen Ton gab , später ohne Beiliülfe der Pincette auf dem Mittelpunkt den tiefen Durchschlagton F gab, der sich durch Rückwärtsbewegung des Schildknorpels bis auf C Vertiefen Hess, konnte ich von diesem Tone aus eine fortlaufende Skala bis e*, also 273 Oktaven', vollständig auf- und abgehen, wenn ich nur zur rechten Zeit, etwa von c an, die Pincette einlegte, worauf keine sonderliche Längenspannung der Stimmbänder mehr nöthig war. Es macht hier jedoch einen grossen Unterschied , auf welcher Stufe des ersten Registers man die Pincette einwirken lässt. Geschieht dies bereits auf einer tiefen, so springt der Ton auch bei leiser Einwirkung um mehrere Stufen; geschieht es auf 84 • )32 m* Versuche am todten Kehlkopf. einer hohen , so geht das erste Register bei geschickter Handhabong der Pincette (oder der Kompressorjen überhaupt) ohne Sprang in das Druck- register über. Die Verwandtschaft beider Register begründet sieb im Allge- meinen darauf, dass an einem und demselben Kehlkopf immer die tiefsten Töne des 2. Registers unter die höheren des 1. gehen, und dass die Tod- bildung des 1. Registers durch gleichzeitig auf die Bander applicirteo Sei- tendruck nicht beeinträchtigt wird. Aber es lasst sich auch bei einer gewis- sen Glottisstellung des Kehlkopfs eine Opposition beider Register zo einan- der beobachten. Wenn ich an einem weiblichen Kehlkopfe, der bereits einige Zeit in Spiritus gelegen hatte, die Pincette nur massig in grosser Distsnx von der Glottis anwandte, so dass die Glottis noch einen sichtbaren Spalt darstellte, so erschien oft bei schwachem Ansprach der Ton g oder a, wo- bei die 2. Zone der Stimmbänder, aber nur die mittlere Längenpartie der- selben aufschlagende Schwingnngen machte, so dass die vordere und bin- tere Partie der Glottis noch ritzenformig offen blieb *) ; bei stärkerem Ansprach dagegen ertönte d' mit rollen Schwingungen der ganzen Stimnibandkörper, welche dem 2. Register angehörten. Auch der oben S. 529 erwähnte Fall, wo das Intervall noch beträchtlicher war, gehört hierher. — Verwandt i&l das Druckregister ferner 'dem 3. Register, dem gewöhnlich sogenannten Strohbassregister. Den Grund dieser Verwandtschaft liaben wir l)ereits an- grdentet, das Nähere siehe im folgenden Abschnitt. — Desgleichen siebt es mit dem 4. Register in einem gewissen Grade der Verwandtschaft, sofern der Druck zunächst auf die innere Breitenzone der Stimmbänder einwirkt; zum 5. Register dagegen steht es in absolutem Gegensatz. c) Das Aufschlagregister (Strohbassrogister) bei Trägheit der elastischen Gebilde. Im vorigen Abschnitt erwähnte ich, dass, wenn man die (der Lang>* nach abgespannten) Bandkörper mittels zweier Seitenkräfte einfach gegen einander bewegt, so dass die Glottiswände dadurch beträchtlich verbreitert werden, der Ton caeteris paribus in einem dieser Verbreiterung entspre- chendem Grade (in einem Falle um 6 Stufen) vertieft werde, und dass hier- auf zum grossen Theile das gegenwärtige 3. Register beruhe, welches aocb dann noch vorhanden bkMbe, wenn gleichzeitig die Glottiswände in einem gewissen , jener Verbreiternng aber noch nicht äquivalentem Grade zusua- mengedruckt würden. Im Sinne der von mir gegebenen Definition dest^' gisters müssen wir allerdings jene tiefen, tiefer, als das 1. Register herab- gehenden , durch seitlich auf die Glottiskörper wirkende Kräfte erzeugten Tonphänomene zum 3. Register rechnen, obwohl dieselben noch nicht die vollen, charakteristischen Zeichen dieses Registers darbieten. Es sind dio höchsten Töne desselben, welche am lebenden Organe immer noch zn den sogenannten Brusttönen zu rechnen sind, und (beim lebenden Stimmer- ganj die tiefsten, noch mit Resonanz erklingenden und künstlerisch noeb sehr wohl vcrwerthbaren Basstöne darstellen. Die mittlem und tiefern Tone des 3. Registers, also die tiefsten, welche der alisgeschnittene Kehlkopf überhaupt zu erzeugen vermag, entstehen, wenn bei vollständiger Abspan- *) Diese Erscheinung ist wohl nur eine zufaHige, weil der Druck der beiden Pincetteiiarme nicht auf die ganze Länge der Bänder einwirken konnte. Hätte icb die Piucette mit den oben erwälinten Uolzfutfsen Tersehon, so wäre der ScUlnsi der Glottis bei den Schwingnngen jedenfalls ein vollständiger gewesen. Aofachlag- oder Strohbassregister. 538 nang der Stimmbandkorper die Sfimmfortsätzö derGiessbeckenkoorpel stark gegen einander gedruckt, die Wände' der Bander in ganzer Ausdehnung ge- gen einander gelegt worden sind, und nun ein Luftstrom durciigefuhrt wird, welcher nicht gespannt genug ist, um die Bander in transversale Schwin- gungen zu versetzen. In andern Fallen erzielte ich das Register dadurch, dass ich die Arme einer breitfassenden Pincetle oder 2 Skalpellhefte mög- lichst weit von den Glottisr ändern entfernt aufsetzte, niederdrückte,« und die (vorher möglichst abgespannten) Bandkörper zusammendrückte und da- durch dämpfte. In diesem Falle musste der Luftanspruch etwas stärker ge- geben werden. Das wesentliche Element dieses Registers scheint demnach zu sein, dass die Stimmbänder in eine Lage versetzt werden, wo sie ihren EiasticitätSmodulus nicht mehr geltend machen können, wo sie sich wie un- elastische Körper verhalten. Sie erhalten dann Aehnlichkeit mit den Strei- fen aus Wachsleinwand, mit welchen ich früher (S. 492) operirte, oder mit den Lippen des Mundes oder Anus, wenli dieselben bei nur sehr geringem Vorrath an Exspirationsluft oder Danngas sich eng an einander gelegt h»~ ben, und durch den Druck der auszutreibenden Luft nicht mehr so weit aus- gedehnt und renitent gemacht werden können, um in stehende tonfähige Schwingungen versetzt zu werden. Nicht nur die obere un^ mittlere ,^ son- dern auch die untei^e Zone des Stimn.bands scheint hier mit der des andern in Berührung zu treten ; von einer Aust reibung der Stimmbänder mittels der an- dräiigenden Luftsäule ist hier nichts mehr wahrzunehmen, das fluidareEirinent der Schwingungen ist zurückgedrängt, die elastischen Bandränder sind verstri- chen und zurückgezogen, die Stimmbänder verhalten sich, wie zwei todte, ihrer physikalen Kräfte beraubte Massen, wie zwei gegen einander ge- presste Ventile, welche durch die Luft passiv auseinander getrieben werden, und nach Austritt einer gewissen Menge von Luft wieder zuklappen. So lange die Anzahl dieser Klappe noch so gross in einer Sekunde ist, dass durch ihre Summirung ein tonartiges Phänomen zu Stande kommt, gehören diese Vorgänge noch ins Gebiet der Anthropophonik; sinkt diese Zahl tie- fer, so kann begreiflich von keinem Tone mehr die Rede sein. Von jener Stufe ans, wo das l. Register aufhört und das dritte beginnt, wo also mittels einiges Seitendruckes noch Töne erzeugbar sind, welche durch volle Transversalschwingungen bewirkt werden , bis zu der tiefsten Stufe des dritten Registers , wo der Ton in ein klapperartiges Geräusch übergebt, zeigt das Verhalten der Stimmbänder verschiedene Stufen ihres Mechanismus. Die relativ höchsten Töne dieses Registers geschehen noch mit fast vollständigen Längenschwingungen der Bänder, und zwar der obern und mittlem Zone derselben: die Glottis steht dabei noch in ganzer Länge offen. Je mehr aber/ der Ton fäDt , in desto geringerer Länge weichen die Stimmbänder während des Schwingens auseinander, und es findet dabei kein vibratorisches üegtnschlagen der Bänder, überhaupt keine Zungenschwin- gnngen mehr Statt, sondern ein Aufschlagen, durch welchen Ausdruck wir jedoch nicht etwas von jenem Gegenschlagen specifisch Verschiedenes be- zeichnen, sondern nur andeuten wollen, dass dabei Theile sich abwechselnd öff- nen und schliessen, welche nicht mehr in selbstständige Wellenbewegung ver- setzt worden sind. Hierbei ist jedoch zu bemerken, dass mit zunehmender Ton* Vertiefung die Stimmbänder immer dieselbe Länge behalten , die sie beim höchsten Tone dieses Registers hatten, und dass unter diesen Verhältnissen dieselben Stimmbänder sofort wieder einen vollen , durch legitime Schwin- 534 ni. Yersucbe am todten Kehlkopf. gangen erzeugten Ton bilden können , eo'bald die Mai^se und Tension d«6 ansprechenden Luftstroms zu der Spannung der Bänder in das entsprechende Verhältniss zurückkehrt. Aber das ist ja eben das Charakteristische des drit- ten Registers, dass dabei die Stimmbänder von einem Luftstroine intoairt werden, dessen Quantität und Tension nicht hinreicht, dieselben unter ob- waltenden Verhältnissen in legitime Wellenbewegung zu versetzen. Je ir.ehr die in ihrer Länge sowohl als Breite relaxirten, am der untern Grenze ihrer Elasticität angelangten Stimmbänder gegen einander gedrückt werden, ond je mehr dabei der Luftstrom, welcher durch die Glottis, die er sich aber erst bilden muss, streift, an Ex- und Intensität abnimmt, desto tiefer sinkt die Frequenz der Aperturen und Klausuren der Glottis, und desto mehr ver- liert der Ton, nicht nur an Betrag der Schwingungszahl, sondern auch an seinen sonstigen Eigenschaften, die ihn zum Ton machten. Vom relativ höchsten bis zum tiefsten .Tone dieses Registers wird von der Luftsäule ein immer geringerer Theil des Slimnibands, sowohl der Länge als der Dicke nach, in Bewegung versetzt, so dass also hier das Moment, was bei normal elastischen Bändern die Schwingungszahl vermehrt, nämlich die Verkürzung der schwingenden Glottis, vielmehr ton vertiefend wirkt, jedoch nicht durch sich selbst, sondern weil dabei die sukcessive Oeffnnng und Schliessung der Glottis in entsprechendem Grade verzögert wird. — Die Oefifnung der Glottis ge- schieht nicht immer in der Mitte, sondern da, wo die Luft am ehesten einen Durchgang findet, zuweilen am vordem Ende der Glottis. Wir können vom 3. Register, auf Grund der von mir gegebeneu Defini- tion des 2. Registers, drei Abtheilungen unterscheiden, die sich wenigstens an einigen von mir untersuchten Kehlköpfen nachweisen Hessen , nämlich a) die höhern Töne, welche noch mit fast vollständigen Transversalschwin- gungen zu Stande kommen, und die mittels Seitendrucks und Stimmbandver- breiterung bewirkte Vertiefung des 1. Registers darstellen; b) die mittlem Töne, welche schon mehr öder weniger leer und klangarm sind und bei welchen mit Abnahme der Schwingungszahl auch die $umnie der durch den Luftstrom bewegten Moleküle der Bänder abgenommen hat: der Elasticitätsmo- dulus derselben, schon za Anfang dieser Abtheilung auf ein gewisses Mini- mum beschränkt, bei. welchem der Bandkörper nicht mehr nach Art einer Zunge dem Luftstrom entgegenwirken konnte, geht vollends verloren und macht dem bloss passiven Auf- und Zuklappen Platz; die einzelnen Klap- pen sujöamiren sich noch zu einem deutlich unterscheidbareu und der Zahl nach zu schätzenden Ton, der durch die Konsonanz des dafür noch einiger- maassen leitungsfähigen Ansatzrohrs etwas Fülle bekommt; c) die tief- sten, aller Resonanz ermangelnden, völlig leeren und nur aus groben, wenn auch gleichartigen und in gleichen Zeitabschnitten sukcedirenden Klappen bestehenden Töne, die sich kaum mehr als solche erkennen lassen, weil kein entsprechendes Kpn- oder Resonanzorgan für dieselben vorhanden ist Der Umfang des 3. Registers kann am ausgeschnittenen Kehlkopf, wenn wir alle 3 erwähnte Abtheilungen zusammenfassen, über 1 Oktave be- tragen und bei Männern bis in die Contra- Oktave herabreichen. Das Timbre oder die Klangfarbe dieses Registers unterscheidet sich von dem der andern Register zunächst dadurch, dass der Klang eben mehr oder weniger fehlt. Die obern Töne klingen schnarrend, oft noch laut ge- nug, und zeigen noch ziemliche Fülle und Resonanz, die mittlem kratzend, strohern, leer, desto mehr, je tiefer sie /allen, die tiefsten klingen gar nicht Obenonenregisier mit GloUiMchlois. gg} mehr; C8 «iad blosse Klappe ohne die geringste Andeufusg einer Schal Hei' tung in elastischen, fesU*n Gebilden. Ferner unterscheiden sich diese Tone von andern dadurch, dass sie sich nicht schwellen lassen. Jeder Versucli, mehr Ton (mehr Luft) zu ge- ben, bewirkt eine Tonerhohung, die sich hier aus Mangel an Konipen- sationsmitteln nicht verwenden lässt. Ucberhaupt lasst sich ja das ganze Register nur dadurch so weit vertiefen, dass der Luftansprach allmülig abgeschwächt wird. Die tißhten Töne sind daher noch mehr piano, als die höhern. Was die Verwandtschaften dieses Registers zu den übrigen anlangt, so haben wir bereits mehrmals erwähnt, dass dasselbe sich unmittelbar an das 1. Register anschliesst, und auch den Mechanismus des 2. nichtentbehren kann. Mit den beiden übrigen Registern hat es so gut wie Nichts genuin: es steht in absoluter Opposition zum 4. , weniger zum 5. , wt nig^^tens ist gerade keine grosse oder schwierig zu bewirkende Aenderung des Meclianisniüs erforder- lich, um aus dem 3. Register, ins 5. überzugehen. Davon genauer weiter unten. Uebrigens kommt das Register, trotzdem, dass es von mir Slrohbassre- gister g< nannt worden ist, auch an weiblichen Kehlköpfen vor. Ob auch während des Lebens, werden wir später untersuchen. d) Das Oberzonenregister, mit Glottisschluss (konnivirendes Oberzonen- Register, erstes Fistel register). Dieses bisher noch gar nicht ei forschte, bald mit dtm 2», bald mit dem 5. zusammengeworfene Register, steht in der Mitte zwischen den beiden oben bezeichneten Registern und zeigt in seinem Verhalten manches Eigen- thümliche und Interessante. Obgleich meine Akten über dasselbe noch nicht geschlossen sind, so vermag ich doch einstweilen Folgendes darüber vor- zutragen, wenn auch Manches davon noch der Bestätigung bedarf. Schon der von mir adoptirte Name „Fistel regist er ^^ giebt zu verstehen, dass dieses Register eine Reihe von verhältnissmässig hohen, beziehendlich höher, als die Töne des 1. und 2. Registers liegenden Tönen darbietet; der Name Oberzonenregister deutet den Mechanismuss der Schwingungen im Allgemeinen an, der Beisatz den Unterschied derselben von dem des 5. Re- gisters. Die physiologischen Elemente des 4. Regist4*rs sind folgende. 1) Es ist ein gewisser Grad von Spannung der Stimmbänder erforderlich, mag dieselbe in die Länge gehen , oder (durch Auseinanderhaltung der Ta- schenbänder oder durch vorsichtiges Gegeneinanderschieben der Randzonen der Stimmbänder) in die Breite. Die Stimmfortsätze müssen dabei genau an einander gerückt sein. 2) Nur die obere Zone der Stimmbänder schwingt, und diese auch nnr mit ihrer inaern Abtheilung, also die elastische Zuschärfung der Bänder ohne den muskulären Bandkörper. Hierdurch unterscheidet sich dies Re- gister wesentlich vom 1. und 2., wo die gegenschlagenden Schwingungen der mittlem Zone das Hauptmoment darstellen. 3) Die Schwingungen des 4. Registers erscheinen bei einiger LSngeti- spannung der Stimmbänder oft schon ohne alle seitlich auf die Bänder wir- kende Druckkraft. Anfangs werden hier die Bänder eine Zeit lang, ohne SM ni. Yersnche am todteo Kehlkopf. 10 SchwingoDgen zu geratben, aufwärts, und die mittlere and nntere Zone aaswärte getrieben ; die Randzone dagegen bewegt sich nacb innen , der des andern Bandes entgegen, wird angescharft, Terdnnnt und gerüth in Schwin- gungen , welche auf und nieder und gleichzeitig ans- und einwärts gehen. Die Glottis erscheint dabei entweder vollständig, oder zum Theil (vorn and hinten , oder vorn allein) geschlossen , so dass in letzterem Falle noch eine spaltformige OeiTnung sichtbar ist. Oft erscheinen bei fortgesetztem Blasen, das hier nicht noth wendig verstärkt zu werden braucht, tiefe Interfe- renztone, die 1 Oktave bis Duodecime unter dem Tone des 4. Registers liegen, und wahrscheinlich durch gleichzeitige Anschlage der mittlem Rand- partie erzeugt werden. An einigen Kehlköpfen , wo ich nur durch Langen- spannnng der Bander die Tone modificirte , trat das 4. Register nur bei plöta- Hcher Verstärkung des Luftansprnchs auf, wenn eine gewisse, z. B. in einem weiblichen Kehlkopf dem a^ des 1. Registers entsprechende Span- nung erreicht war: der Sprung betrug hier eine Duodecime. 4) Auch durch Auseinanderhalten ( Seitwar tsdrucken) der Taschen ban- der mittels 2 SkalpellhefTe gelingen Tone des 4. Registers, die aber hier ebenfalls leicht mit Interferenzen begleitet werden. Weit entfernt, dass durch diesen Mechanismus die Glottisränder gleichfalls auseinander gezogen wur^ den, werden sie vielmehr dadurch einander genähert und auch sonst znin Anspruch des 4. Registers geschickt gemacht. 5) Schon bei den Versuchen sub 3) machte ich die Beobachtung, dass die dabei stattfindenden Schwingungen durch einen festen nur T" vom Glottia- rand aufgesetzten Korper nicht gestört wurden. .4uf Grund dieser Erfah- rung erzeugte ich nun auch Tone des 4. Registers dadurch, dass ich die beiden Randzonen der Stimmbänder vorsichtig, d. h. ohne nach unten zu drucken oder eine vollige Berührung beider Glottisränder zu bewirken , gegen ein- ander mittels einer Pincette bewegte. Die Töne sprechen hier sofort an. Es scheint hier etwas darauf anzukommen , ob mau die Pincette am vordem oder hintern Ende oder in der Mitte der Glottisränder anlegt/ Im erstem Falle ist die Wirkung am auifallendsten : mehrmals vermochte ich den mn- fänglichen Ton des I.Registers durch Kompression der vordem Portion der Randzonen sofort in einen Ton des 4. Registers umzusprengen, der 1 Gktave hoher lag. An eine Aliquottheilung der Länge nach war hier natürlich nicht zu denken, eher an eine der Breite nach. Am schwäch* sten scheint am hintern Ende der GloUis die Wirkung der Pincette kn sein, sobald sie nicht den Rändern dieser Glottispartie sehr nahe an|^> legt wird. Es scheint nicht, als ob an den Stimmbändern des todten menschlichen Kehlkopfs eine solche Aliquottheilung der Breite nach , wie wir sie an den Kautschukbändern in ihrer progressiv erhöhenden Wirkung kennen gelernt haben, möglich sei. Vielmehr scheidet sich hier die phoniache • oder registrirende Wirkung sofort mit der Einschränkung der Schwin- gungen dos ganzen Bandkörpers auf den elastischen Zungenrand , wah- rend eine partielle Breitenabtheilung des Muskelkorpers unwahrschein- lich ist ). Anders im lebenden Kehlkopf, s. in der folgenden Abtheünng. B«r*NSder\l!-i.^?" ^IV. ^^^^^}^ ^«nn er das schwingende Stimmhänd leise mit ei- «iner mit d^m Q?* AUquottone, die am höchsten ausfielen, wenn er anf die Mitte ' wirkte. Freil^h !!3r *}? '»der Nahe des Randes paraflel laufenden Linie ein. reiucü gelang dies oft nicht, wenn die Taschenbander weggenommen wa- Obersonenregbter mit GlottisscMuss. 5S7 6) Bei der erstgenannten Entstehnngsweiae , wenn die Bander ohne son- derlichen Seitendrnck bisher durch Langenspannqng hoher werdende Töne des 1. Registers gegeben hatten, kommt das Register dadurch zn Stande, dass die bisher mit oder vorzugsweise schwingende und die Schwingungs- zahl bestimmende mittlere Zone verstreicht, zu schwingen aufbort und dafür die obere Zone allein zu schwingen fortfahrt. Diese Aenderuog dos Mecha- Dismns, auf welcher eben der Registerwechsel beruht, kann auf einer tie- fern oder hohem Langenspannung der Bander eintreten. Geschieht es auf einer tiefern, so ist der Sprung des Tones (die Erhöhung der Tonstufe, Steigerung der Schwingungszahl) ein grosser; geschieht es auf einer höhern, 80 betragt dieser Sprung verhaltnissmiissig weniger, und kann unter Um- fitanden völlig unmerkbar sein. Nach meinen Beobachtungen beträgt das Maximum des Sprunges eine Duodecime, nur einmal habe ich einen Sprung beobachtet, der gerade 2 Oktaven betrug. Verschiedene Kehlköpfe zeigen hier grosse Verschiedenheiten , obwohl man am todten Kehlkopf begreif- licher Weise Manches ermöglichen kann , was wahrend des Lehens gewiss nicht stattgefunden hatte. Bei manchen Kehlköpfen schloss sich, wenn ich die Xonerböbnng zunächst durch den Längenzug im Sinne des M. cricothyreoi- deus bewirkte, das 4. Register unmittelbar, d. h. ohne Sprung, dem 1. an, und man konnte hier kanm von einem Registerunterschied etwas wahrneh- men; bei andern stellte sich das 4. Register 8, 7, 6,-5 oder nur 4 Töne aber den entsprechenden Parallelton (Definition s. später) des [.Registers, je nachdem (was wohl meist in der Willkür der operirenden Finger u. s. w. gestellt war) der letztere ein verhältnissmässig tieferer oder höherer war. Demnach schwingen die Stimmbänder auf ihren verschiedenen Tonstufen entweder so, dass von einer Theilung in eine obere und mittlere Zone nichts ^rahrzunehmen ist, sondern dass die Breite der Glottiswandung, die anfangs ans der obern und der ganzen mittlern Zone konstruirt ist, mit Erhöhung des Tones allmälig sich mindert, und zwar von unten nach oben, dass also die mittlere Zon^ allmälig schmäler wird und endlich ganz verstreicht, bis nor die obere (oder innere) Zone noch zu den Schwingungen verwendet wird : in diesem Falle ist der Uebergang vom einen ins andere Register nicht durch einen erheblichen Sprung bezeichnet; oder nachdem beide Zonen in ganzer Breite bis zu einer gewissen Höhe des 1. oder 2. Registers geschwungen haben, hören die der 2. Zone plötzlich auf, und nur die obere Zone schwingt fort Es kommt nun auf die Lage der zwischen oberer und mittlerer Zone sich bildenden Grenzfurche oder auf die respektive Dicke und Breite der obern Zone an , ob die Schwingungen jetzt genau um das Doppelte (was der Norm zu entsprechen scheint) oder um ein anderes Aliqnotum vermehrt ipverden sollen. Bei Kehlköpfen, die bereits etwas ausgetrocknet sind, oder wo die Stimmbandkante sehr fein zugeschärft ist, wird hier die Schwin- ^^ngszahl gewöhnlich um das anderthalbfache vermehrt^ an frischern Kehl- köpfen, oder wo die obere Zone dicker und breiter als die mittlere ist, be- tragt sie gewöhnlich noch nicht das Doppelte der des vorigen Tones. 7) Die Schwingungen der Randzone, wie sie dem 4. Register eigenthüm- lich sind, unterscheiden sich nicht von den gewöhnlichen gegenschlagenden ren, weil dadurch die natürliche Spannung des elastischen Gewebes verloren ge- langen war. Hatte er aber diese Bänder geschont, und ging er mit einem kram- men Draht um das obere Band in den Ventrikelgrand, so änderte (erhöhte) sich •ehon bei zieraHcher Entfernung vom Stimmbandrande der Ton. 888 III- Veraacbe am todten Kehlkopf. Schwiogungea. Die Glottis erscheint dabei mehr oder weniger geschlossen, immer ist es erforderlich, dass wenigstens die vordere Abtheilung der Glot- tis dnrch die Schwingungen scheinbar ausgefüllt wird. Die Baoder heben sich bei diesen Schwingungen merklich. Je hoher der Ton, desto schmäler die Schwingungssphäre: auf die Weite der Glottis scheint die Tonatufe kei- nen sonderlichen Einfluss su haben. 8) Die Abstufung dieses Registers geschieht nach den allgemeinen Ge- setzen; die Erhöhung also durch Langemeug, oder durch seitliche KompressioB der Bandrander gegeneinander, oder dnrch Yerschmälerung der Randzone; die Vertiefung durch die entgegengesetzten Mechanismen. Der Umfang ist gewohnlich verhältnissmassig gering, etwa 4 — 5 Stufen, nur in einigen Fällen schien er mehr, bis über eine Oktave zn betragen. Vielleicht steht er zum Betrage des Abstands vom Grundregister in umgekehrtem Verhalt* niss: doch sind hierüber noch weitere Versuche anzustellen. 9) Was^den Grad des für dies Regi.«ter za gebenden Luftdrucks an- langt, so kann derselbe im Allgemeinen ein mittlerer und selbst starker sein; er kann sich bis zu einer gewissen Intensität erheben, sobald die m- Sern Grenzen der Randzone hinlänglich fixirt sind , so dass kein Uebet- schlagen in ein anderes (tieferes) Register zu befürchten ist. Dta Aoffai- lendste ist aber, dass in Fällen, wo verschiede ngradiger Lufltansprucb ver- schiedene Register erzeugt, stärkerer Anspruch das 4., schwächerer du 1. Register erzeugt: eine Eigenschaft, wodurch sich das 4. vom 5. Register scharf unterscheidet. Eine bedeutende Erhöhung des Tones dureh Ve^8tä^ kung des Luftdrucks ist aber nur da zu erwarten, wo der Seitendrack, na- mentlich an der vordem Partie der Glottiszone ausgeübt, in entsprechendem Grade fortdauert oder sogar zunimmt. 10) Das Timbre dieses Registers ist gut, die Tone haben viel Scbirfe und Intensität j wenn auch wenig Fülle. Sie lassen sich schwellen, werden durch Mittonen der anstossenden elastischen Gebilde und durch das Ansatz- rohr verstärkt, und tragen eben so weit, als die Töne der tieferen* Register, vorausgesetzt , dass die Bandränder dem Druck des Lfuftstroms einen ent- sprechenden Gegendruck entgegensetzen, was in gewissem Grade immer der Fall ist. 11) Die Verwandtschaften dieses Registers sind im Allgemeinen grösser als die der andern« Von der Verwandtschaft mit dem 1. und l£(?' gister haben wir schon gesprochen. Die erstere ist nur eine entferntere oder zweites Grades, die andere eine nahe, erstes Grades, indessen auch keine unbedingte, denn an einem Kehlkopfe konnte ich deutlich das 2. Register vom 4. separiren , in welchem Falle bei sonst gleichen Verhältnissen der Oberzonenton 7 Stufen höher lag, als der Ton des 2. Registers. Die wich- tigste Verwandtschaft ist die mit dem folgenden oder «5. Register, zu welchem -auch wir jetzt übergehen wollen. e) Das Oberzonenregister mit offener Glottis (offenes Oberzonenregister, zweites Fistel registef). Dieses Register scheint so ziemlich dasselbe zu sein, was bisher schon von Lehfeldt, Müller, Petrequin et Diday, Harless u. a. unter dem Na- men Fistel- oder Falsetregister beschrieben worden ist, obwohl manche der diesem Register beigerechneten Tonphänomene dem vorigen unserer Re- gister angehört haben mögen. Was Liskovius Fistelregister nennt, gobürt Oberzonenregiflter mit offener Glottis. 589 theilexuiD 1., th^üa zum 4. unserer Register, wäfarend er das eigentlicheFiste)-* register, unser 5., gar nicht am ausgeschnittenen Kehlkopf hervorzubringen verstanden zu haben scheint. Ueber die -wesentlichen Bedingungen dieses Registers geben aber auch die oben genannten und übrigen Beobachter nur unklafe Andeutungen und un erwiesene Hypothesen. Das 2. Fistelregister habeich nicht an allen, nicht einmal an so vielen Kehlköpfen beobachtet , als das erstere. Namentlich fehlte es oft an männ- lichen Kehlköpfen. Sein Mechanismus und Unterschied von den andern, besonders vom 4. Register ist schon einigernraassen durch obige Bezeichnungen angedeutet. Die besondern Elemente und £igenschaften desselben sind folgende. 1) Das vornehmste Element des 2. Fistelregisters, was es von den andern scharf unterscheidet, besteht darin, dass die Bänder der sonst wie bei dem ersten Register beschaffenen , nach Umstanden auch seitlich komprimirten Glottis von dem mit zu geringer Tension, durchstreichenden LuOstrom nicht mehr gegen einander geschoben werden, sondern auseinandergehalten bleihen, wobei die Randzone etwas gehoben, und in feine, wie es scheint, anf- und nie- dergehende Schwingungen versetzt wird, und wobei dieGlottis o f f e n erscheint. 2) Einige Längenspannung der Stimmbänder über den NuU^ oder Indif- ferenzpunkt ist immer zur Erzeugung diese« Registers erforderlich. Dem- nach beginnt es mit seinen tiefsten Tönen etwa auf der Mitte des Bereichs des 1. oder 2. Registers, and zwar 3) wenn der Anspruch mit geringerem Druck, als zur Erzeugung der vollen Zungenschwingungen nöthig war, gegeben wird. Ist jedoch einmal ein Ton dieses Registers in» Gange, so ist es leicht, ihn darin auch dann zu erhalten, wenn der Anspruch bis auf einen gewissen Grad verstärkt wird, und ihn durch die bekannten Mittel zu modificiren. — Bei manchen Kehl- köpfen erschien dieses Register erst, nachdem die Taschenbänder wegge- nommen worden wraren , oder wenn die Epiglottls niedergedruckt wurde, oder wenn die obem Bänderzonen mittels einer Pincette etivas auseinander gehalten wurden. Sehr fester Schluss der Stimm fortsätze scheint nicht nö- thig zu sein: in einem Falle erschien dies Register sofort, als ich die hin- tern Fortsätze der Giesskannenknorpel nur massig vor- und auswärts ge- schoben hatte. ^ 4) In der Regel öffnet sich beim Einsetzen eines 2. Fisteltones die Glot- tis bis auf die vorderste Spitze und erscheint dadurch etwas länger und überhaupt grösser, als sie vorher war. Die Bänder heben sich im Ganzen we- niger, als bei dem 1. und 4. Register. Wenn das 5. Register auf der Iiage eines höhern Tones des 2. Registers auftritt, da öffnet sich gewöhnlich nur ein Theil (der hintere) der Gloltis, und Jässt sich dann ein so erzeugter Fistelton durch fortgesetzten Seitendruck weiter erhöhen. 5) Der Mechanismus, durch welche die Töne dieses Registers erzeugt werden, unterscheidet sich von den bisherigen dadurch, dass hier offenbar nicht nur durch oscillatorische Bewegungen der Bandränder, welche auf- 'und niedergehende, also durchschlagende Schwingungen machen (die je- doc.h im Yerhältniss zum Tone sehr klein sind), zu Stande kommen, son- dern dass auch die Luftsäule selbst in der Glottis in stehende Schwin- gungen, wie wir sie früher bei den Pfeif- und gefassten Lochtönen kennen gelernt haben^ versetzt wird. Nach dieser Ansicht stellt bei dem 5. Register die Glottis einen Obturatorkanal dar, dessen Durchschnitt in der Jtfitte etwa 540 ni. Versuche am todten Kehlkopf. so aussiebt wie Fig. 148. Dieser Kanal hat zwar weoig AehnHcbkeit mit den Kanälen der von uns früher (S. 326 ff ) angewandten Obturatoren — der Theorie nach wurden besonders die Obturatoren S. 328 und 340 Fig. C und E zu berücksichtigen sein — , indessen kennen wir wobl annehmen, dass auch die menschliche Glottis als ein solcher Obturatorkanal Ton- wellen erregend auf die durchströmende Luftsaule ein- wirken werde, wenn dieGlottisränder gleichzeitig durch die Reibung des Luftstroms in Zungenschwingungen ver- setzt werden , welche dann recht gut den ersten Impuls zu den stehenden Schwingungen der zwischen und un- ter ihnen befindlichen Luftsaule abgeben können. Die Untersuchungen über diesen Gegenstand betrachte ich Fig 148. zwar nur erst als eingeleitet, indessen dürften doch schon meine bisherigen experimentelleB Erfahrungen die Obige Ansicht un- terstützen, namentlich folgende. a. Die bei diesem Register zu beobachtenden Randschwingungen stehen mit der Grösse des resixllirenden Tones nicht im Yerhältniss, sie sind zu klein für dieselbe: ja sie werden sogar um so kleiner, |e mehr der Ton an Fülle und Intensität zunimmt. Die Exkursionen der Bandränder sind bei schwachen Fisteltönen grösser, als bei starken, und man kann das allmalige Schwinden der Exkursionen bei Anwachsen des Lnftanspruchs ganz wobl beobachten. Dies wäre nicht möglich , wenn der Ton allein von den Zungen- schwingungen bedingt würde. b) Die Glottis wird bei wachsender Tonhöhe dieses Registers, wofern ab- sichtlicher Seitendruck auf die Stimmbänder und Verlängerung derselben (?) ausgeschlossen bleibt, nicht enger, sondern weiter: ein Umstand, welcher gleichfalls für die Lnfttonnatur dieser Töne spricht : Tergleicfae die frahern Untersuchungen S. 306 auch 326. c) Es findet kein Hauchen , Rauschen oder sonstige Merkmale von Durch- streichen sogenannter wilder oder nicht zu stehenden Schwingungen ver- arbeiteter Luft statt , was doch oflenbar stattfinden müsste , wenn der Ton allein von Zungenschwingungen gebildet würde. Wobl aber wird eine Flaum- feder von der durchstreichenden Luft bewegt. d) Es kam bei einer gewissen Einstellung der Glottiswände mit einiger seitlicher Kompression zuweilen vor, dass je nachdem der Luflansprneh ge- spannter oder ungespannter gegeben wurde, eine Reihe verschiedenstufiger Töne des 2. Registers auftraten , die hin und wieder (bei momentanem Naeh- lass der Luftgebung) von Fisteltönen unterbrochen wurden, welche immer eine und dieselbe Tonstufe zeigten, mochte die Stufe der andern Töne noch so verschieden sein. Auch diese Erscheinung spricht für eine grosse Unabhängigkeit der wesentlichen Tonbedingnngen von der Beschaffenheit des Znngenapparats. e) Zuweilen kam es bei meinen Versuchen vor, dass die diesem Register angehörigen Töne, wenn ich sie nur durch vermehrte Lufttension, nicht durch gleichzeitige Längenspannnung der Bänder, zu erhöhen beabsichtigte, nieht in snkcessiver Progression, sondern in sogenannten Trompetenin- tervallen sich erhöhten. Hier schien eine Knotenbildung in der die Glottis durchstreichenden, in stehende Schwingungen versetzten Laftaaole statt- gefunden zu haben. OjberzouenregUter mit offener Glottis. 541 f) Die Klangfarbe unierea 5. Registers ist ferner ein wichtiger, auf das unwiderlegliche nnd unverkennbare 2^ugniss des Ohres begründeter Beweis für den Lufttoncharakter dieses Registers. Nur für den Ignoranten hat dieser Beweis keinen Wertli , aber wer nur einige Erfahrungen über die verschiedenen , durch Zungen- und Luftsäulenschwingungen erzeugten Tone mit seinem Ohre gemacht hat, für den hat dieser Beweis mehr Geltung, als alle .andere. Freüich kann das Ohr in Fällen, wo die Tonerzeugung eine gemischte ist, sich täuschen, aber wir reden hier auch nicht von solchen Fällen, welche Zweifel übrig lassen können, sondern von den schlagenden, d. b. wo die Schwingungen mit ihren ungetrübten Eigenschaften an das Ohr schlagen, wenigstens an jedes Ohr, das sich nicht gegen diese Schläge mit vorgefassten Meinungen. wehren (oder verstopfen) will. So viele und noch mehr Gründe sprechen für unsere Ansicht, dass das „Fistelregister^^ des todten menschlichen Kehlkopfs durch Schwingungen zu Stande kommt, welche wenigstens zum grossen Theile Lufischwingungen sind. Randschwingungen sind allerdings wohl bei jedem Fisteltone wahrzu- nehmen^ bei den tiefern Tonen dieses Registers wegen der grössern Nach- giebigkeit der Bänder deutlicher als bei den hohen. Sie. unterscheiden sich jedoch von den des vorigen Registers wesentlich dadurch, dass sich bei ihnen der Rand nicht gegen die Mittellinie der Glottis hin verlängert, dass also von einer Schwingungssphäre, wenn man von oben in die Glottis sieht, nichts wahrzunehmen ist, sondern dass er scheinbar ganz passiv durchschla- gende Schwingungen maebt, die aber so wenig Breite haben, dass sie kaum za erkennen sind, und auch das übrige vom Luftstrome nicht direkt getrof- fene elastische und muskuläre Gewebe der Stimitibänder nicht in Mitschwin- gongen zu versetzen im Stande sind. Nach meiner Ansicht sind es nur von der schwingenden Luftsäule des Glottisraumes mitgetheilte Schwingungen, schon ans dem Grunde, weil sie schneller sind, eine höhere Schwingungs* zahl zeigen, als die caeteris par. stattfindenden wahren Zungenschwingnngen. Freilieh ist immer ein erheblicher Unterschied zwischen der menschlichen Glottis, und einem rohen, hölzernen in einen Cylinder geschobenen Obtura- tor, durch welchen Luft getrieben wird. Namentlich haben die Wände der Glottis einen grossen Einfluss auf die Modifikation dieser Töne. Bei den so liden Obturatorpfeifen wird die Schwingungszahl von der Grösse der Oefif- Dung und von der Länge des Cylinders bestimmt: bei gleichbleibender Aper- tur des Obtnrators fallt der Ton am höchsten aus, wenn der Obturator iu der Mitte des Cylinders steht, und wird allmälig tiefer, wenn er gegen die eine oder andere OeiTnung des Cylinders gerückt wird. Was den mensch- lichen Kehlkopf anlangt, so sehen wir vorläufig vom Einflüsse der als Cy- linder fungirenden Organe ab, indem wird eren Einfluss erst im nächsten Abschnitte untersuchen wollen , und beschränken uns auf die Apertur und Wandungen der Glottis. Wären letztere solid , so würde, wenn trotzdem eine Aenderung im Lumen der Glottis möglich wäre, eine Verengung der- selben Vertiefung, eine Erweiterung dagegen Erhöhung des Tones erzeugen, eine Erscheinung, die den Verhältnissen dejr in dem als blosser Zungenap- parat fungirenden Kehlkopf auftretenden Tonphänomene geradezu entgegen- gesetzt ist. Aber die Glottiswandungen sind immer mehr oder weniger nach- giebig, Vermehrung dieser Nachgiebigkeit muss daher, wie wir wissen, den Ton vertiefen, Verminderung derselben den Ton erhöhen. Ob diese Ver- minderung der Nachgiebigkeit, dieses Härter- oder Gespanntermachen der 54$ in. Versuche am todten Kehlkopf. Glottiswande durch hlosse Verstärkung des Luftaospruchs y oder durch einen von der 'Seite kommenden Druck, oder durch Langenspannung der Bfinder erzeugt wird, das ist für das Resultat einerlei. Geschieht es auf die erste Weise, so wird die Tonerhöhung um so ausgiebiger, rascher (nach Umstan- den sogar springend) ausfallen, je mehr dabei das Lumen der Glottis erwei- tert wird , da schon diese Erweiterung an sich tonerhöhend wirkt; geschieht es durch einen' von der Seite auf die Stimmbänder wirkenden Druck (der jedoch nicht so weit gehen darf, dass die Glottiswände sich berühren, sonst schlägt der Ton in ein anderes Register um), so kann die Glottis bei gleich- bleibendem Lumen , nämlich wenn der Druck der ansprechenden Luft jenem Druck die Wage hallt, allmälig immer höhere Töne geben, ja es kann so- gar dieselbe sehr verengt sein, und doch der Ton in die Höhe gehen, wenn der Druck der Luftsäule den von aussen her kommenden Seitendruck überwiegt Findet (mit oder ohne die eben erwähnten Hülfsmittel) eine Längenspannung der Stimmbänder statt, so^wird diese ihrerseits ebenfalls eine Erweiterung der Glottis für Erhöhung des Tones überflussig machen, zumal da die Glottis dabei an Länge zunimmt. Wir sehen also* den Kehl- kopf im Besitz einer Menge Mittel, durch deren Kooperation die Glot- tis für jeden beliebigen Falsetton eine solche Einstellung annehmen kann, wie sie gerade wünschenswerth ist; namentlich wird dadurch ein sehr be- deutender Uebelstand vermieden, nämlich, dass durch Erweiterung der Glottis alle Tonbildung aufhören könnte. Wir wissen ja, wie beschränkt bei soliden Apparaten die Grenzen der Weite der Pfeiföftoungen für eine gewisse Dimension des Apparats sein müssen , wenn er überhaupt Tone ge- ben soll , und wie leicht durch eine gewisse Vergrösserung der Oeffnang alle Tonbildung vereitelt wird. . Von den eben erwähnten ton abstufen den Mitteln ist die Längenspan- nung und die Tension der ansprechenden Luftsäule das gewöhnlichste und ergiebigste. Je schlaffer die Stimmbänder (Glottiswandungen) , desto leiser und schwächer muss auch der Lufitanspruch sein, wenn überhaupt noch ein Falsetton erscheinen soll. Sobald hier die Tension der Luft nur etwas zu- nimmt und dann die der Bänder überwiegt, so gerathen dieselben sofort in Zungenschwingungen, welche einen andern, tretern, Ton geben. Aus die- sem Grunde ist auch immer eine gewisse Langenspannung der Bänder zum Falsetregister erforderlich. Sind dagegen die Bänder bis auf ihr Maximum gespannt und somit in verhältnissmässig sehr solide und renitente Körper verwandelt worden, dann reichen die gewöhnlichen Spannungsgrade der Luftsäule überhaupt nicht mehr hin, um Zungenschwingungen zu erzeugen, son- dern es erfolgen nur noch Fisteltöne, die sich auch äurch Verstärkung der Lufttension ansehnlich, und zwar weit ergiebiger, als die Zungentöne , etwa um 1 Oktave und noch mehr (wenn einiger Seitendruck zu Hülfe kommt) erhöhen lassen. Dergleichen hohe und höchste Fisteltöne haben das voll- endete Pfeiftimbre, klingen schreiend oder quiekend, und zeigen fast gar keine Aehnlichkeit mehr mit den gewöhnlichen Kehlkopftönen'. Schwieriger zu erforschen ist. das Verhalten der Fisteltöne bei Gegenein- anderdrücken der Bänder. Bei mehrern meiner Versuche, den Fistelton durch Zusammenkneipen der Stimmbänder zu erhöhen, schlug derselbe so- fort in das 1. oder 2. Register um. Wenn ich am vordem Ende der Glottis die schmalen Randpartien vorsichtig mit der Pincette zusammenschob , so blieb der hintere Thcil der Glottis in einiger Länge und Breite noch offen, Ofoeneonenregifter mit offener OlottiB. S4S ^ • der Ton behielt seinen Fistelcharakter, und Hess sich je nach dem Grade der Ein Wirkung (ob bei gleichbleibender Starke des Windes, ist nicht ange* geben, bis aof mindestens i Oktave erhöhen. Ferner: Wenn der Gnindre- gisterton dorch Kompression ' der ganzen innern (Rand-) ^ne bis etwa um 1 Oktave bereits erhobt worden war, und nun die Kompression und Lnftgebnng ziemlich in gleichem Grade fortgesetzt wurde, so öffnete sich der hintere Theil der Glottis, und der Mechanismus wurde ganz so, wie der des Fistelregisters , als ob nur das vordere Ende der Randzone komprimirt zu werden anfinge. Wurden die Bänder hinten komprimirt und ein gehörig gespannter Luftstrom durchgetrieben , so schwangen sie mit vollen Zungen- Schwingungen , welche crescendo einige höhere Töne gaben , als selbst der Fistelton war, den die Glottis bei gleicher Laugenspannung ohne Seiten- druck gab : so wie aber jener Luftdruck erheblich nachliess , war auch so- fort ein Fistelton da, def einige Stufen höber lag, und nun durch die ange- gebenen Mittel, jedenfalls durch einen weit geringern Druck, als für Töne des 1. Registers nÖthig war, erhöht werden konnte. Bei gehöriger Handha- bung der Fincette und Modifikation des Luftdrucks, namentlich wenn ich mit dem Druck der Pincette zuerst etwas nachliess , dann wieder sukcessiv stieg, konnte ich einen sukeessiven Ueberzug jener hohen „ Brusttöne ^^ ins Falset ganz gut bewirken und den sonst gewöhnlichen Sprung völlig ver- noeiden. Uebrigens ist auch bei diesen durch Kompression erhöhten Fistel- tönen Vermehrung des Luftdrucks im Stande, eine weitere Erhöhung der Tonstufe bis zu 1 Oktave zu erzielen. Wenn, wie es bei dem eben erwähn- ten Yersnche der Fall war, bei gleichbleibender Bänderspannung der tiefste Falsetton a^, der parallele ,^Brustton*^ eis* betrug, so kam es nur darauf an, dnrch sukcessive Kompression der Bänder diesen Brustton bis auf gis' oder a' SU erhöhen, worauf diese Druckkraft in entsprechendem Maasse nach- lassen musste, um im Falset mittels des ihm zukommenden, weit weniger Kiaft beanspruchenden Mechanismus fortzufahren. Dieses Fistel -a' Hess sich auf diese Weise um mindestens 2 Oktaven erhöhen: freilich klangen die höchsten dieser Töne nicht sehr angenehm. Das 2. Fistelregister hat einen ungleich grössern Uinfan g, als das erstere. £& reicht etwa von der Mitte des 1. Registers bis ungefähr 1 Oktave über dasselbe hinaus. An einem weiblichen Kehlkopf, wo der tiefste Brustton bei f, der mitteiste (Nullpunkt) bei c'-^-d^lag, setzte der tiefste Fistelton auf diesem Mitteltone mit a ' ein und liess sich durch die verschiedenen Mit- tel bis auf c ^ erhöhen , so dass das ganze Register 2 Oktaven -4- 1 Tertie betrug. Die bessern Töne reichen jedoch selten höher , als bei Weibern bis e^ — f3, bei Männern 1 Oktave tiefer. Die tiefsten Fisteltöne klingen auch an ausgeschnittenen Kehlköpfen schwach, hanchartig, weich, ohne die ge- ringste Intensität, die mittlem oder mittel hohen haben die meiste Fülle, Klangstärke und Wohllaut, weil hier das Verhältniss zwischen Glottisweite, Spannung (Renitenz) der Bänder einer- und der Luftsäule andererseits das 2Dr Erzielung jener Eigenschaften günstigste und ergiebigste ist, wie sich selbst auf dem todten Kehlkopf ganz gut demonstriren lässt. Bei den hohen ond höchsten Fisteltönen wird wegen Beengung der Glottis nur verhältniss- massig wenig Luft in Klang gesetzt, der Ton wird daher spitz, klein, leer and gehalt- oder nachhaltlos. Schvrellen ohne Stofenerhöhung lassen sich nur die mittlem Töne dieses Registers: die tiefern springen crescendo in das Brustregister um, wofern 544 UI* Versuche am todten Kehlkopf. dieser Uebergang nicht vermittelt wird, weil bei der vorhandenen Beschaf- fenheit der Stimmbänder stärkerer Luftdruck Zungenschwingnngen erzeugt. Die hohem und höchsten Töne haben ihre Stufe schoa durch eine bestimmte Lufttensiou erhalten , die sich ohne Stufenändernng nicht noch mehr verstar- ken lässt, weil die übrigen Modifikationsmittel schon auf einen Punkt ange- langt sind^ wo sie 2U' einer etwaigen Kompensation nicht mehr fähig sind. Was nun die Verhältnisse und Verwandtschaften anlangt, in wel- chen das 2. Fistelregister zu den übrigen Registern steht, so müssen diese schon deshalb eigenthümlicher Art sein, weil der Schwingungsmechanismus so auffallend von dem letzterer abweicht. Zu dem 1. und 2. Register steht es in absolutem Gegensatz: mit ihnen hat es nichts gemein , als die sogenann- ten Paralleltöne, die aber immer in einem mehr oder weniger bedeuten- dem Intervall von einander entfernt liegen. Dies Intervall betrug in den von mir beobachteten Fällen 5 bis 12 *) Stufen, gewöhnlich 6 bis 7 Stufen. Man kann also einen und denselben Ton, z. B. e\ nach Belieben mit Grund- oder Fistel register angeben: in letztcrem Falle werden die Stimmbänder einen Spannungsgrad haben, wie er' etwa zur Erzeugung des Grundtons g erfor- dert wird. Zuweilen wurde bei meinen Beobachtungen der Fistelten von einem gewöhnlich 1 Oktave tiefer liegenden schnarrenden Interferenz- geräusch begleitet, welches durch partielles Gegenschlagen der mittlem Partie der Bandränder entstanden zu sein schien. In einigen Fällen glaubte ich wahrzunehmen, dass diese Interferenzen durch Schläge der obem Stimm- bänderzonen gegen die Taschenbänder erzeugt würden. Wir kommen im nächsten Abschnitt auf diese Phänomene noch einmal zurück. — Die wich- tigste Verwandtschaft des 2. Fistel registers ist die mit dem 1. Fistelregister oder dem konnivirenden Oberzonenregister. Diese Verwandtschaft erwächst zunächst aus der theil weisen Zungennatur der Schwingungen des 2. Fistel- registers. Wird der Glottisapparat durch Modifikation des koncentrischen oder des excentrischen Druckes, der auf die Randzonen wirkt, so dispo- nirt , dass die Luftscfawingungen zurücktreten , die Zungenscbwingungen da- gegen zur vorzugsweisen Geltung kommen, so geht das 5. Register in das 4. über. Dieser Uebergang ist aber nur auf den Tönen möglich, welche beide Register gemeinschaftlich besitzen. Der Tonbereich des 4. Registers liegt so ziemlich in der Mitte des Bereichs des 5. Registers, wenn wir die höch- sten Töne desselben nicht berücksichtigen. Wir haben schon im Vorigen das Verfahren bezeichnet, den Uebergang des zweiten Registers ins 5. zu ver- mitteln, und zwar geschah diese Vermittelung offenbar durch Hülfe des Mechanismus des 4. Registers, das jedoch hier eben nur eine vorübergehende Rolle zu spielen brauchte. In gleicher Weise wird man nun zu verfahren haben, wenn man aus dem 2. Fistelregister ins 2. Hauptregister zurückkehren will. Kommt es dabei auf einen sukcesiven Uebergang nicht an, so reicht da- zu schon verstärktes Anblasen hin; Bei mehrern Kehlköpfen , wenn sie eine Zeit lang (z. B. 1 Tag) gelegen hatten und dadurch etwas ausgetrocknet waren, waren die ersten Töne, welche sie beim Anblasen angaben, stets Fisteltöne; sobald aber die Bänder durch den feuchten Athem wieder angefrischt and dadurch Xvohl auch mehr konnivirend geworden waren , sprachen die Töne *) Wenü nicht hier ein Irrtham hinsichüicb der Oktavenlage obwaltet : vielleicht betrag auch in diesem Falle der Abstand nur 1 Quinte, d. b. 1 Oktave weniger, all das angegebene Intervall. Aber 10 Stufen betragend habe ich das Intervall wirk- liöh geftinden. Obenonenregister mit offener Olottis. 545 des 1. Regntera, etwa l Oktave tiefer liegend , ohne sonderliche Lnftdrnck- rermehning wieder an. Noch auffallender waren die Erscheinungen an einem schon zu vielen Experimenten gedient habenden, sowie an einem ahnlich benutzten nnd nachgehends längere Zeit in Spiritus aufbewahrt gewesenen weibliehen Kehlkopf, welche beide bei einer gewissen , mittlem Banderdis- position znerst einen Fistelton angaben , wobei die Glottis offen erschien, welcher Ton sehr bald in einen 4 Stufen tiefer liegenden Ton des 4. Re- gisters umsprang , der weiterhin, bei stärkerem Blasen, in dem erstem Falle in den weitern 5 Stufen tiefer liegenden Ton des 1. Registers überging, in dem andern Falle von einem über 1 Oktave tiefern Schnarrton als Interferenz begleitet wurde. Uebcrhaupt sind dergleichen, diesem Falsetregister angeho^ rigen y or- oder Anl aut -Tone oft genug an todten Kehlköpfen zu beobach- ten. Will man nun jenen, etwa 1 Quarte betragenden Sprung vom 2. zum 1. Fistelregister vermeiden , so handelt es sich einfach darum , zu verhüten, dass der zu erwartende Ton des letztern Registers zu* tief ausfalle , im Ge- gentheil sich auf die gewünschte, z. B. nur 1 Stufe unter jenem Tone des 2. Fistelregisters liegende Hohe steigere. Dies geschieht ganz einfach durch eine angemessene, durch einige Uebung bald zu findende. Gegen einander be- wegnng der Glottisränder, mit deren snkcessiver Nachlassung man weiter- bin den Ton Stufe für Stufe abwärts in das 2. und nach Belieben ins 1. (Haupt-) Register überleiten kann. Mit dem 3. Register endb'ch steht das 5 in einer Verwandtschaft zweiten Grades, obwohl der Stufenabstand ein sehr grosser ist. Die Aehnlichkeit besteht nämlich darin, dass in beiden Registern keine legitimen Zungen- schwingungen zu Stande ' kommen , sondern der Ton durch etwas Anderes erzeugt wird, nnd dass der Luftanspruch in beiden Fällen ein schwächerer sein muss, als caeteris paribus bei den übrigen Registern. Diese Aehnlich- keit ist jedoch , trotzdem dass alle übrigen Mechanismen andere sind , hin- reichend , um ans dem Fistelregister direkt ins Strohbassregister ohne Absatz, wenn anch mit erheblichem Sprung , überzugehen , sofern decrescendo die Längenspannung der Bänder in gleichem Yerhältniss mit der Zunahme des Seitendrucks oder dem Zustandekommen des Glottisschlusses rasch genug abnimmt. Am lebenden Organ lässt sich freilich dieser Uebergang besser be- wirken, als am todten nachahmen, doch gelingt es auch hier, wofern man die sphinkterische Aktion des M. thyreo -arytaenoid. und arj-arytaen. durch entsprechende Kompression ersetzt. Auch Harless *) hat, wenn auch auf andere Art, eine solche Registerähnlichkeit am todten Organ nachzuweisen gesucht, dafern seine „Contra-Töne" wirklich mit unserem Strohbassregister identisch sind (sie scheinen es wenigstens mit den hohem Tönen dieses Re- gisters zn sein). Harless erzeugt seine Contratöne nämlich dadurch, dass er bei etwas divergirenden Yokalfortsätzen entweder das eine Band möglichst erschlafft und unter die Ebene des andern stärker gespannten schiebt ; oder beide Bänder gl eichmässig erschlafft, und dann die Giesskannenknorpel plötzlich oder ruckweise vor- und abwärts bewegt. Dabei kann dieAthmungsritze offen sein, odernicbt, die Stimmbänder in gleicher Ebene bleiben, oder in verschiedene ge- legt werden. Nur darf, wenn ein Band tiefer als das andere steht, das tieferste- hende nicht stärker gespannt werden , als das andere , denn sobald dies ge- schieht, springt der Ton in einen Fistelton um. Also kommen nach Harless *) A. a. 0. S. 696 ff. 85 516 lil. Versache am todten Kehlkopf. m Fisteltone ausser dem ge wohnlichen Mechanismus auch dadurch zu Stande, dass das eine Band etwas über die Ebene des andern gehoben, und zugleich das unten bleibende etwas mehr angezogen wird. Ich habe die Harless' sehen Versuche bis jetzt noch nicht zu wiederholen Gelegenheit gehabt, habe da- gegen mehrmals einseitig überwiegende Bänderschwingungen (einseitige Zungenschwingungen) künstlich erzeugt, durch welche ein Ton erzengt wnrde, der gewöhnlich ein Paar Stufen hoher, als der caeteris paribus er- zeugbare Voll ton lag, matt und heiser klang, aber noch iange kein Fistelton genannt werden konnte. Mehr Verwandtschaft mit dem Btrohbaseregister erhalten diejenigen fistelartig klingenden Töne, welche ich einige Maie er- hielt, als ich die Glottis gleichzeitig von vorn und hinten, und von den Sei- ten her komprimirte, zunächst, um auf diese Art Töne des 3. Registers zu erzielen: diese Töne lagen jedoch ziemlich hoch, waren matt, klangarm: die Bänder schienen dabei nur partiell zu schwingen. 3) Besondere Modifikationen des Tones hinsichtlich der Schwingungszahl und des Klanges. a) Einfluss der Stimmritzen form. — Die Stimmritzen form ist zwar an sich für die Erzeugung eines bestimmten Tones einflusslos , nicht aber für die Möglichkeit einer Tonerzeugung überhaupt; indirekt hat sich auch Ein- fluss auf einen bestimmten Ton , der bei ihr erzeugbar ist. Am schwierigsten spricht der Ton bei der ersten Glottisform au , wo die Giesskannenknorpel allenthalben von einander abstehen (vergl. S. 119). Der Ton erfordert hier einen sehr starken Luftdruck und ist schreiend, obwohl schreiende Töne auch auf andere Art erzeugt werden können, s. unter g). Am leich- testen gelingt nach Harless der Tonanspruch bei geschlossener Bänder- glottis, wenn dabei die Knorpelglottiä nach hinten geöffnet ist, womit ich je- doch nicht übereinstimmen kann. Ob ein gewisser Ton durch Veränderung dieser Form (durch Oeffnen oder Sohliessen der Knorpelglottis) sich unbe- dingt ändern müsse, ist schwer zu entscheiden, da dabei nicht nur der Giess- kannenknorpelstand, und somit die Länge der Stimmbänder, Kich fortwährend ändert, sondern auch die Taschenbänder den Bewegungen jener Knorpel folgen müssen, wodurch die Ventrikelräume bald (beim Qeffnen) erweitert, bald (beim Sohliessen) verengert werden. Jedenfalls ist der Einfluss auf die Tonstufe in keinem Falle bedeutend (ich'fand bald etwas Erhöhung, bald etwas Vertiefung derselben); mehr leidet der Klang des Tones, wenn die Kuorpelglottis offen steht. Mittels seiner oben (S. 511.) erwähnten Vor- richtung vermochte Harless genau den Einfluss der Stimmritzenform bi'i sorgsamer Beachtung des Manometerstandes zu studiren. Dabei fand er immer eine mit dem fortschreitenden Verengen der Glottis gleichzeitig ein- tretende Tonerhöhung, verbunden mit einem Steigen des Manometers (Zu- nahme des Luftdrucks) bei gleichbleibender Längenspannung der Bänder. Bei offenem „Ventil" (Knorpelglottis) und einer Stimmritzenbreite von 2,^ Mm. (1 "') war bei 70 Mm. Manometer der Ton = Cis. Verschluss des Ventils erhöhte, das Manometer um 5 Mm. und demnach den Ton um V» Stufe: wurden noch die Stimmbänder einander bis zur Berührung genäherte so stieg der Ton auf E und das Manometer auf 95. Oft vermag man aller- dings bei Verengung der Stimmritze den Ton auf gleicher Höhe zu erhal- ten, wenn der Winddruck gleichzeitig verringert wird, aber in vielen andern Fällen hört der Ton ganz auf, wenn man hier die Windstärke abnehmen Modifikationen des Tones. , 547 lasst*). Nach Ilarless verhütet das Scbliessen des Ventils das Dcto- niren oder unfreiwillige Sinken des Tones in Folge der abnehmenden Span- nung der Luftsäule, wofern dies durch Mebrspannung der Bänder nicht mehr möglich ist **). Freilich geht er dabei von der jedenfalls falschen An- sicht aus, das^ beim Singen das Ventil von Anfang einer Exspiration an offen stehe. Jedenfalls hat der Kehlkopf und der übrige Stimmorganismus andere Mittel, um ihm einen solchen Mechanismus, welcher anstatt des einen Fehlers einen andern, vielleicht noch schlimmem, setzt, zu ersparen. lieber die wahre Weite der Stimmritze während der Stimmbandscbwin- gnng hat Harless auch Versuche angestellt, die jedoch, wie er selbst sagt, noch nicht zu Ende gefuhrt sind. Die Maxima der Exkursionen folgen sich bei stärkern Spannungen schneller, als bei schwächern, weshalb für eine längere üeibe von Schwingungen im Mittel die Ausströmungsoffnung grosser für kleine, als für grosse Exkursionen sein dürfte, wobei jedoch zu erwä- gen ist, dass die Bewegung einer Exkursion anfangs am schnellsten, zu Ende am langsamsten ist. Bei diesen Schwierigkeiten grifif Harless zu einem praktischeren Mittel: er berechnete die Zeit, in welcher ein bestimmtes Quan- tum Luft bei gleichem Druck durch eine schwingende und dann durch eine am Schwingen behinderte Ritze caeteris paribus durchging. Nach dieser Be- rechnung wächst die Verzögerung des Ausströmens mit der Höhe des Tones, und umgekehrt die Beschleunigung des Auströmens mit der Tiefe des To- nes; bei konstanter Weite der Ritze ist auch etwa Y^ mehr Zeit erforder- lich. Da jedoch die Zungen bei ihrer Rekursion nicht völlig zu ihrer Ebene zurückkehren, weil sie vom Winde fortwährend abgetrieben erhalten wer- den, so wird die Bestimmung der wahren mittlem Weite der Stimmbänder noch mehr erschwert, und ist dieselbe bis jetzt noch nicht sicher bi^rechnet***). b) Einfluss der Neigung der Stimmbandebone. Diese Neigung gehört nach Harless zu den die Tonhöhe kompensirenden Faktoren des Kehlkopfs. Er fand, dass geneigte Zungen , mag die Neigung gegen den Hoiizont oder gegen einander gehen, durch einen I/uftstrom von gleichblei- bender Spannung leichter in Schwingungen gerathen, als nicht geneigte. Wenn nun bei zunehmenden Spannungsgraden der Bänderauch die Neigung derselben verhältnissmässig zunimmt, so wird der Widerstand, den das Band dem Luftstrome entgegensetzt.» eben durch Zunahme der Neigung aus- • geglichen, und es braucht unter diesen Umständen die Spannung der anspre- chenden Luft für höhere Töne nicht zuzunehmen. Kürzere Bänder werden verhältnissmässig stärker ausgedehnt*, als lange, daher sind sie auch schon von vorn herein verhältnissmässig stärker geneigt und werden es bei Ausdeh- nung noch mehr. Bei Männern sind die Stimmbänder nach H. im allgemeinen stärker gegen den Horizont geneigt, als bei Frauen, was von der grössern Festigkeit der Bänder abhängig sein mag; bei Frauen sind sie mehr gegen einander geneigt. Im .übrigen schwanken diese Neigungsverhältnisse bei den verschie(ienen Individuen sehr, je öach der Energie ihrer Respiration, was bei Beurtheilung der individuellen Stimmverhältnisse jedenfalls sehr zu be- rücksichtigen ist, aber noch vielfache Untersuchungen erfordert. c) Einfluss der Spannnngsgrade der Bänder. Müller's Fäl- •) Harless S. 677 ff. •^ Derselbe S. 567. ***) Ders. S. 585. 35» &46 Hl. Versncbe am todten Kehlkopf. set. — Johannes Maller spannte , nachdem er einen festen Verschlnss der Knorpelglottis bewirkt hatte, die Stimmbänder auf zweierlei Art in die Länge an, einmal durch einen horizontalen, d. h. in der Längenrichtnng der Bänder gehenden Zug, sodann durch einen vertikalen, den Scbildknor- pel im Sinne des M . cricothyreoideus gegen den Ringknorpel hebelartig be- wegenden Zug. Diese beiden Spannungsmethoden gaben sehr verscbiedeoe Resultate. Leider hat Müller unterlassen, bei seinen Versuchen den Be- trag der Verlängerung der Stimmbänder zu erforschen. A priori sollten wir nun wohl erwarten, dass eine in gerader Richtung auf eine elastische Membran wirkende Zugkraft caeteris paribus eine grossere Verlängerung, also auch Anspannung derselben bewirken werde , als eine senkrecht zar Längenrichtung der Membran ziehende hebelartig wirkende Kraft, und dass demnach das Resultat im ersten Falle ein ausgiebigeres sein müss^, als in letzterem. Dies ist aber bei den in Rede stehenden Versuchen nicht der Fall. Der direkte Zug mit einer von 4 bis 64 Loth wachsenden Kraft bewirkte nur eine Tonerhöhung von 1 '/a bis höchstens 2 Oktaven , durchschnittlieh IY2, während der senkrechte Zug mit einer von ^/^ bis 37 Loth wachsen- den Kraft den iTon (eines männlichen Kehlkopfs) von b bis dis' erhobt«, was 27^ Oktaveii austrägt. Und selbst hiermit war der Tonbereich noch nicht zu Ende: bei stärkerer Spannung erschienen einige noch höhere, freilich unangenehme, pfeifende oder schreiende Töne. Müller hat nicht für gat befunden, über diese auffallende Differenz und deren mögliche Ursachen Erörterungen anzustellen. Nach meiner Ansicht erklärt sich die beim Hebel- zug unverbältnissmässig und auffallend ergiebigere Tonerhöhung dadurch, dass bei diesem Mechanismus nicht nur die Stimmbänder in die Länge ge- spannt werden, sondern dass auch die ganzen zwischen den Venttikeln und dem Ringknorpel liegenden Gebilde von oben nach unten komprimirt und dadurch genöthigt werden, seitlich, also nach innen, die Stimmbänder also gegen einander, auszuweichen: letztere müssen also hier auch mit einer ge- wissen Kraft gegen einander bewegt, gedrückt werden; ein Moment, was, wie wir wissen und Müller auch schon wusste, an sich gleichfalls toner- höhend einwirkt, folglich in diesem Falle der Erhöhung des Tones durch den Längenzug einen erheblichen Zuwachs ertheilen musste. Dass übrigens die Stimmbänder des Kehlkopfs bei ihrer anatomischen Komplicirtheit und ihren vielfachen Insertion^punkten nicht nach den Gesetzen frei aufgespann- ter Seiten durch blos einseitige Spannung ihren Ton erhöhen können, dass zur Weitererhöhung schon hoher Tone die Kraft weit beträchtlicher sein müsse, als für tiefe Töne, dies liegt so nahe, dass es keines weitern Nach- weises bedarf. In allen Fällen, wo die Tonerhöhung der Stimmbänder un- gewöhnlich leicht und fast ebenso ausgiebig zu sein scheint, als die der Sai- ten, müssen wir ausser der Längenspannung noch nach einem andern ton- erhöhenden Element suchen , und wir werden es gewiss nie vermissen. Betrachten wir uns die Müll er' sehen Tafeln zu Vers. XIV und besonders Vers. XVI etwas genauer, so sehen wir, dass hier die Erhöhung des Tones ebenso sukcessiv vor sich geht, wie das Auflegen der Gewichte auf die die Spannkraft aufnehmende Wagschale. Also die Tonerhöhung geht ohne allen Sprung, folglich auch ohne Registeränderung vor sich. Alle die hier ver- zeichneten Töne, von ais an bis dis^, gehören einem und demselben Register an. Welches Register dies sei, dies sagt Müller nicht. Auch iat es nicht schwer, darüber ins Klare zu kommen. Es kann kein anderes Register ge- Einflasa des Spannnngsgrada der Bander. §49 wesen sein, als anser 5. Register, dasselbe, was Müller bald darauf Falset- register nennt. Ueberbaupt anterscbeidet Müller nur zwei Register am aus- geschnittenen Kehlkopf, Brust- und Falsetregister. Bei dem erstem schwin- gen die ganzen Stimmbänder lebhaft und mit grossen Exkursionen, wobei die Glottis geschlossen erscheint; auch die angrenzende Membran vor den Stimmbändern, welche mit diesen zusammenhängt und von dem untern stärksten Theil des M. thyreo -arytaeuoid. bedeckt ist, schwingt heftig mit sammt diesem Muskel. Dieser Muskel muss nun nach Müll er 's Ansicht gar ▼erschiedene Funktionen behufs der Abstufung dieses Brustregisters über- nehmen. Einmal soll er, wie eben erwähnt, bloss das Stimmband ver- stärken helfen, heftig mitschwingen, Exkursionen machen, wobei ersieh ak- tiv oder passiv verhalten kann, und zwarmuss man nach Müll er's Worten an- nehmen , dass dies bei allen Brusttonen der Fall ist. Zweitens soll er den Brustton vertiefen, dadurch, dass er durch seine Kontraktion den Schild- knorpel gegen die (fixirten)Gieskannenknorpel zieht, wodurch die Stimmbän- der verkürzt und noch mehr abgespannt werden. Diesen Vorgang ahmte Mül- ler am Kehlkopf durch Rückwärtsziehen des Schildknorpels nach, wobei er, um den Ton von dis^ (mit y,^ Loth Gegengewicht) bis auf H zu vertie- fen, nur etwa 4 Loth Zugkraft nuthig hatte, so dass auf V^ ^^^ noch nicht V4 Loth kam , wenn auch hier kein so absteigendes Yerhältniss stattfand, wie bei den (Falset-) Tonerhohungsversuchen ; nur die höheren Tone erfor- derten mehr Gewicht zur Vertiefung (ziemlich je V2 Loth) als die tiefern, wo sich das erforderliche Mehrgewicht 1 Oktave lang für jeden Halbton ziemlich gleich blieb. Trotz alledem soll Drittens der M. thyreo-arytaenoid. den Brustton auch erhöhen, nachdem durch sukeessivc Entfernung des Scbildknorpels nach vorn, ohne dass jedoch die Stimmbänder „einiger- maassen stärker ^^ gespannt werden, der Ton wenigstens im Umfang einer Oktave vom tiefsten mögliehen Basston an (im Vorigen Falle betrug der Um- fang 1 7^ Oktave ) erhobt worden ist. Will man nämlich von hier aus noch höhere Brusttöne erzielen, so darf man nach Müller ja nicht die Längen- spannung der Stimmbänder im Sinne des M. cricothyreoideus weiter fort- setzen, sonst spiingt der Ton sofort in die Fistelstimme über, sondern man mnss bei Vermeidung jenes Längenzugs entweder den Luftdruck verstärken, wodurch man wenigstens noch 4—5 höhere Töne, wenn auch nur forte und geräuschvoll, erbalten kann, oder man soll den nächste^Raum unter den Stimmbändern (Müller versteht unter den Stimmbändern nicht viel mehr, als unsere 1. Zone derselben) verengern, dadurch, dass man (s. nnser 2. Re- gister) zwei platte Skalpellstiele konvergirend von beiden Seiten so tief als möglich geg^n die Seiten der KehIkopfmembri|n einige Linien unter den Stimmbändern eindrückt, weiche Wirkung am lebenden Körper die (Zusam- menziehung der) untern Theile der Mm. thyreo-arytaenoidei haben sollen*). So wirken diese Muskeln als Obtnratoren dieser Stelle des „Windrohrs^^; ausserdem können sie bei dieser Wirkung die mit den Stimmbändern schwin- genden Membranen, ja die Stimmbänder selbst von aussen dämpfen, sie können schlaffe Stimmbänder straff machen, und demnach auf verschiedene Weise den Ton erhöhend Doch soll man diese Wirkung der genannten Mus- keln auch durch seitliches Zusammendrücken des Schildknorpels ersetzen können. Auf diese Art soll der Bereich des Brustregisters noch etwa um \ *) Maller Physiologie H, S. 196. 5S0 III. Versuche am todten Kehlkopf.. Oktave in die Höhe erweitert werden, z^B. wenn von der grossten An^an- nnng der Stimmbänder an bis zum Nullpunkt (in unserem Sinne) der Kehl- kopf die Brusttöne c — c ' gegeben , war durch Kompression der unter den Stimmbändern liegenden Weichtheile eine Erhöhung des Brustregisters bis c^ möglich. Demnach soll nach J. Müller dasselbe, was einmal den Ton vertieft (Zd- sammenziehen des M. thyreo-aryt.) , ihn das anderemal erhöhen; dabei soll ein lebhaftes Mitschwingen dieses Muskels das Charakteristische des Brost- registcrs sein. Bald lässt Müller das Register wesentlich durch freies Mitschwingen der die (elastischen) Stimmbänder begrenzenden Theile za Stande kommen, bald hält er Dämpfung dieser Tbeile dazu für erfordej-- lich. Das sind unlösliche und unvereinbare Widersprüche, welche die Theo- rie, die Müller von den Brusttönen giebt, gerade nicht in ein vortheilbaftes Licht stellen. Bei dem Falset regist er schwingt nach Müller bloss der innere oder Randtheil der Stimm bändor: die Töne desselben hängen in Hinsicht ihrer Höhe von der Längenspannung der Stimmbänder ab. Nach dieser Ansicht wird die Glottis beim Brustregister gar nicht über den Nullpunkt verlängert, sondern nur verkürzt oder von den Seiten her verengert, während beim Falset diese seitliche Verengerung fehlt und dafür der Längenzug eintritt. -Ziemlich derselben Ansicht ist auch Liskovius *), nur dass derselbe den Längenzug an den Stimmbändern nicht von vorn aas (im Sinne des M. crico-thyreoideus), sondern von hinten mittels des M. cri- coarytaenoideus posticus zu Stande kommen lässt. Die Brusttöne entstehen und erhöhen sich nach Liskovius bei mehr oder weniger Ek'schlaffang der Stimmbänder durch einen auf dieselben ausgeübten Seitendruck, wodurch die Stimmbänder in eine gegenseitige Berührung kommen, welche in Gemässheit der ausgeschweiften Gestalt der Stimmbänder an ihren Enden anfangt und mit zunehmendem Seitendrucke weiterschreitet. Die Tonerhöhung geschieht also hier durch Verkleinerung des schwingenden Theils mittels der Dämpfung. Je grösser der Druck, desto weiter die Dämpfung und desto höher der Ton. Aller Unterschied der Brust- und Fistelstimme beruht sonach darauf, di\as die Giesskannenknorpel bei der Bruststimme vorwärts geneigt sind, bei der Fistelstimme mehr oder weniger rückwärts gezogen werden. Daher sind die Stimmbänder bei der Bruststimme schlaff, bei der Fistelstimme straff , daher die Exkursionen dort grösser und der Klang härter (trotz aller Schlaffheit), hier die Exkursionen kleiner und der Klang weicher, sanfter u.s. w.**) Ueber die Organe, welche jene Verengerung der Stimmritze beim Brustregister im Leben bewirken sollen, spricht sich Liskovius nicht näher aus. — Auch Harless stimmt in die Müller^schen Irrlehren ein uud geht überhaupt über diesen wichtigen Punkt mit einer Oberflächlichkeit hinweg, die man von einem sonst so subtilen Forscher nicht hätte erwarten gesollt. Er nennt die Spann ungsgrade der Stimmbänder durch die Muskeln das die Tonhöhe wesentlich bedingende ^ und lässt sich daher speciell in die Erörterung die- ses Moments ein. — Die absoluten Gewichts werthe variiren nach den his- tologisch-physikalcn Eigenschaften der verschiedenen Stimmbänder, und stehen auch bei denselben Bändern ihre Quadratwurzeln nicht in direktem •) Physiologie der Stimme S. 18 ff. S. 38 ff. *) Liskovius a. a. O. §. 55. Kompensation. Ul Verkälfniss zur Tonböbe wegep des bei verschiedenen Dehnungsgraden ver« scbiedcncn Elasticitntsnjodulus. Wenn man die Gewichte im Sinne des Muse, crico-thyreoideus ivirken lasst, bekommt man eine stetiger abfallende Kurve, die nur gegen das untere finde hin steiler abfällt. Müller, der anders ope- rirte, musste bei den höheren Tonen mehr Gewichte anwenden. Im Allge- meinen reichen 467 Gm. (l Civ. Pf.) hin, um 2 Oktaven an natürlichen Stimmbändern zu erzeugen, wo das Maximum der Dehnung noch nicht er- reicht ist; doch muss dabei auch die Windstärke in Anschlag gebracht wer- den. Die höchsten Tone erfordern circa i 0 Centim. Wasserdruck , also bei 1,8 C. M. langen und 0,4 breiten Bändern 934 + 7 Gm Kraft.*) Durch Abwärtsbewegen des Ringknorpels oder Abwärts- und Vorwärt^schiebeu derGiesskannenknorpel lassen sich die Bänder durch eine 7 — lOGm.entsprc- chende Belastung allmälig bis auf H — £ vertiefen. Im Leben ist hier beson- ders die Temperatur des Athems und die Verringerung des Elasticitätsgrads des M. thyreoarytaenoideus das Thätige. Die Verengung des Kaums zu- nächst' unter den Stimmbändern (unter der obern Zone derselben), welche das Brnstregister erhöht und das Falset verhütet, ahmte Harless durch einen (nicht näher beschriebenen) Aufsatz auf dem Windrohr, der gegen die Stimmbänder mehr oder weniger nahe geschoben werden konnte, nach, und erzielte dadurch , jedoch nur bei Zunahme der Windstärke (sonst war kein Ton möglich), eine Erhöhung des Tons. Ueber den Mechanismus des Falsets bringt Harless nichts Neues, ausser dem bereits früher Angeführten vor. Und dennoch war Harless, vermöge seiner trefiFlichen Vorarbeiten, na- mentlich hinsichtlich der Töne der kontrahirteu Muskeln und des Muskel- mechanismus überhaupt**) wohl im Stande, eine richtigere Theorie der Ton- register des menschlichen Kehlkopfs aufzustellen. Wir kommen darauf im nächsten Abschnitt zurück, wo wir überhaupt erst über die angeregten Frag- pnnkte ins Klare za kommen erwarten dürfen. d) Einfluss der W4ndstärke und Windrichtung. Kompensa- ti o n. Das FiauA und Forte der Keblkopftöne wird nach J M ü 1 1 e r durch eine besondere Kompensation des Luftstosses mit der Stimmbänderspannung erzielt. Je stärker der Luftstoss, je mehr der Ton also Forte, desto mehr muss die Tension der Bänder abnehmen, wenn ein und dieselbe Tonstufe beibehalten werden soll. Zu höhern Piano-Tönen ist aber immer eine stär- kere Tension und ein höherer Druck erforderlich, als bei tiefern, etwa zwei bis dreimal mehr, um den Ton um eine Oktave zu erhöhen. Zur Er- höhung des Grundtons der wenig (aber gleichbleibend) gespannten Bänder um einen ganzen Ton ist je nach den Umständen meist ein Zuwachs des Luftdrucks von 1 — 2 Ceotim. Wassersäule erforderlich, nur bei sehr hohen Tönen etwas mehr. Zur Erhebung des Grundtons der Bänder bei gleichblei- bender schwacher Spannung um i Oktave ist etwa eine Druckvermehrung um das 7- bis 8 fache, bei höhern Grundtönen ums ö — 6 fache nöthig. Zur Erhöhung um 1 Quarte oder Quinte ist der Druck ums Doppelte oder Drei- fache zu verstärken ; bei starker Spannung der Bänder ist ein verhältniss- mässig stärkerer Druck nÖthig. Diese Tonerhöhung durch stärkeren An- spruch hat aber ihre Grenze, kurz vor welcher die Kraftzunahme in sehr grossen Proportionen (sprungweise) stattfinden muss, um diesen letzten Ton *^ Harles« a. a. O. S. 681 ff. •) Harless a. a. O. S. 597 ff. und S. 572 ff. WS m. Veraache am todten Kehlkopf. so erswiugeu, Müller vermathet hier einen Uebergang ans dem Braat- ina Falsetregister. Soll nun ein auf gleioher Stufe zu haltender Ton an Starke wachsen , so muss der Zug des Schiidkuorpels nach unten in einem grös- sern Yerhältniss abnehmen, als der Luftdiruck zunehmen, etwa im Ver- hältniss sss — 13 oder 14 : -|~ ^ bis 3* ^^^ Herabdrückung auf den Grundton muss, wenn vorher der Ton durch starkern Luftdruck um eine Quarte bis Quinte gestiegen war, die Spannung etwa um das Vierfiuslie abnehmen. Ueber das Yerhältniss der Spannung der Stimmbänder zum Luftdruck stellte Müller vergleichende Versuche bei horizontalem und senkrechtem Zuge an. Bei senkrechtem Zuge (am Schildknorpel im Sinne des M. crico- thyreoideus) war zur Erhöhung des Falsettones eis ^ um 1 Oktave ein Ge- wicht von 4)75 Loth erforderlich (früher etwa 6 Loth, s. MüUer's 16. Ver- such) ; bei horizontalem Zage nur 3,45 Loth (wahrend bei seinem frühem V«^ suche 14. hierzu demselben Zwecke ein Gewichtszuwachs von 12 — 16 Lethen erforderlich war, jedenfalls verhaltuissmassig mehr, als bei senkrechtem Zuge. Allerdings hat er dort nicht angegeben , wie er das Präparat vorge- richtet hatte: hier, im neuen Versuche, hatte er alles den Zug hemmende mreg- geschnitten). Dann stellte er Tonerhohungsversuche bei gleichbleibendem Luftdruck an. Im Durchschnitt erhöhte Verstärkung der Banderspanunng um das Vierfache den Ton um 1 Quarte oder Quinte, wahrend die Erhöhung um 1 Oktave eine Spannungsverstarkung um das 13- bis 14fache erforderte. Soll also die Starke der Stimme bei gleicher Hohe bis zum Forte steigen, so muss die Spannung der Bänder in einem viel grossem Verhaltniss abneh- men, als der Luftdruck zunehmen, und wenn letzterer auf das 2 — 3 fache steigt und dabei den Ton zur Quarte oder Quinte erhöht ^ so muss, um den Grundton fest zu halten , die Spannung der Bander um das 4 — 5 fache ab- nehmen , oder (auf Grund weiterer Versuche) wenn der Luftdruck von 1 bis 2 zunimmt, muss die Spannung von 1 bis 4 oder selbst 1 bis 8 abnehmen, um einen Ton von p bis f zu schwellen. Alle diese Versuche Müller 'a be- trafen Falsettöne. Kommt die Starke des seitlichen Drucks (nach Müller mittels deaMoec thyreo-arytaenoideus) zur Erzeugung höherer Brusttöne nicht auch «bei der Kompensation in Betracht? Müller 's hierüber angestellte Versuche aind etwas unsicher. £r glaubt, dass ausser der wachsenden seitlichen Kompres- sion noch ein Nebenomstand znr Tonerhöhung beitragen müsste, weil bis- weilen die Kompression allein keine Tonerhöhung ergab. Üooh führt er einen Versuch an , wo so ziemlich % Loth Kompressivkraft die Erhöhung um 72 Tonstufe bewirkte, wo ferner von 2,75 Loth bis 6,25 der Ton Ton h bis h 1 erhöht wurde. Je stärker der Druck auf die Bänder wird, d^o mehr mussäm Allgemeinen der Luftdruck zunehmen, um die Töne zu er- halten. Aber der Luftdruck wirkt auch besser tonerhöhend, wenn die Stimm» ritze verengt und komprimirt ist (vergl. auch b) dieses Kapitels). In Fallen, wo die blosse Kompression (z. B. von 0 bis 6 Loth auf jeder Seite) den Ton nicht erhöhte (bei gleichbleibendem Luftdruck), da kann nach Müller eine gleichzeitig zutretende Bänderspannung oder Verkürzung der schwingenden Theile und dergleichen noch eine Tonerhöhung bewirken, •) Jedenfalls wird «♦««l»^**"®';» ^^•^ ^*® Kompensation der physischen Kräfte am meBschUcheii btxmmorgui. Berlin 1839. Andere tonabetofende EinflSaee. BBS aber 6$b Timbre des Tones yerindert, «neb wenn die Höbe glekbbleibt Der Ton wird dnmpjTer, leer^ gepreset. Die Abbangigkeit dea Tones Yon der Windstarke tritt nacb Harless besonders bei wenig gespannten Bandern hervor und steht letztere auch mit dem Eiasticitatsamfang in Verbältniss. Bei Kautschnkbandern verlangt die Yermebrung derScfawingongsmengen um eine bestimmte Grosse bis nahesnm erreichbaren Maximum ziemlich gleicbmassig fortsehreitende Windverstar- knng: beidenKehlkopfbandernmnss diese Verstärkung mit Zunahme der Ton- höhe wachsen. Doch ist dies gesetzlicbeVerhaltniss von Windstärke undanfang- licherSpannung beiden verschiedenen Tonen und bei gleichem Spannnngsgrad nicht so strikt nachweisbar, wieUarl ess durch seine Tafeln erörtert. *) — Die Direktion des Windes bleibt am Kehlkopf sich ziemlich gleich. Der Wind- strom wird je nach der Muskelkontraktion und Stellung der Knorpel mehr oder weniger senkrecht auf die Bander treffen and diese in mehr oder weniger geneigter Ebene stehen. Bei gleichbleibender Banderspannung und Wind- starke ändert sich der Ton auch bei Aenderung der Neigung d*er Stimmband- ebene nicht. Doch erhobt sich der Ton etwas bei steiler Ebene , wenn man das Geblase sich.selbst überlasst^) — Was mich anlangt, so habe ich zwar die über die gedachte Kompensation von Muller, Harless u. a. an-* gestellten Versuche nicht in extenso wiederholt, weil ich auf Grund einiger Versuche, die ich diagnostische nennen möchte, keinen Anstand nehmen konnte, die Richtigkeit jener Versuche anzuerkennen. Wenn ich einen mit Geblase u. s« w. versehenen Kehlkopf so auflegte , dass er auf dem Ring- kSorpelbogen und dem ersten Lnftröhrenknorpel ruhte, wahrend der Schild- knorpel sich. frei bewegen konnte, so wurde letzterer in gleichem Verhalt- niss gegen den Hinterrand des Kehlkopfs genähert, als die Luftgebung ver- stärkt wurde, und zwar dadurch, dass die Stimmbänder dabei ihre Schwin- gnogsamplitnde vergrÖsserten, und um nicht dadurch verlängert zu werden, ihre vordere Insertionsstelle der hintern in entsprechendem Maasse näher- ten. Demnach ist schon der blosse Seitendruck der Luftoaole im Stande, die Längenspannung der Stimmbänder so weit zu verändern, als zur Erhaltung der Scbwingungszahl erfordert wird. Ueber den kompensirenden Einfluss des von den Seiten her auf die Stimmbänder ausgeübten (Muskel -) Drncka haben wir bei Gelegenheit unsere 2. Registers ausführlicher gesprochen. e) Einfluss des Raumes über den Bändern und der Rohran- satze. Die Versuche Müller's über die Funktionen der Taschenbänder, des Kehldeckels u. s. w. haben keine neuen Tonmotive kennen gelernt. Die Ventrikel tragen zur Verstärkung des Klanges bei : bei grosser Annäherung der Taschenbänder gegeneinander entstehen eigene* Töne, die Müller nicht weiter beschreibt, so wie er auch nicht angiebt, ob sie in Begleitung wah- rer Stimmtöne auftreten können. Niederdrücken des Kehldeckels bewirkt etwas Vertiefung. Dasselbe fand Harless. Die Erhöhung des Tones durch stärkeres Blasen wird durch' den Kehldeckel nicht verhindert. Durch Ver- engung des Aditus glottidis superior mittels der Zunge und des Kehldeckels wird nach Müller die Stimme nasal. Wenn endlich Töne auf dem voll- ständigen Respirationsorgan erzeug wurden, so unterschieden sich diesel- *) Harless a. a. O. S. 673 ff. **) Harless a. a. O. S. 676. 594 III. Versuche am todten Kehlkopf. beD kaum von den des Lebenden.*) Auch nach Harless haben die über den Stimmbändern liegenden Organe keinen erheblichj^n toniuodificirendeo Einfluss. Berührung der Ventrikel wände während des Tonens war ganz er- folglos. Auch die obere Stimmritze scheint nach Harless (etwas groben) Versuchen ohne wesentlichen Einfluss auf die Tonhöhe zu sein : seine künst- lich über (oder anstatt?) der oberen Glottis angebrachte Spalte erhöhte den Ton etwas , wenn sie 'bei tiefer Tonlage noch bis auf 2 Mm. Durchmesser erweitert war. Je höher der Ton , desto enger musste die Spalte sein , wenn sie nur etwas erhöhen sollte. Mund* und Nasenrohr hat nach der Ansicht der bisherigen Forscher keinen Einfluss auf die Tonhöhe. Hierher gehört auch der 7. Versuch von Liskovius. Wenn er nach Wegnahme der Taschen- bänder über das vordere oder hintere Ende der Stimmritze eine Fingerspitze hielt, doch ohne die Stimmbänder selbst zu berühren, so erhöht sich der Ton : um wie viel , wird nicht gesagt. Ich habe diesen Versuch wiederholt, aber ohne Erfolg. Was die Rohransätze anlangt, so haben diese weder nach Müller's, noch nach Harless^ Versuchen einen erheblich vertiefen- den Einfluss. Zuweilen wurde, bei Müller der Ton um- '/^ ^^^ I Stufe ver- tieft. Freilich mag es (ich habe noch keine solchen Versuche gemacht) sehr schwer sein , ein Ansatzrohr nur einigerroaassen geschickt dem^ Kehlkopf aufzubinden; auch wird es, was Müller nicht mit in Anschlag gebracht hat, immer zu weit ausfallen, als dass es eine systematische Tonvertiefung her- vorbringen könnte. Nach Harless ist die Möglichkeit einer zum Retardi- ren der Schwingungen des einen Bandes hinreichenden Luftverdicbtung in dessen Nähe durch die Leichtigkeit, mit welcher die ganze Umgebung ^er Stmbänder vibrirt , ausserordentlich viel geringer, als bei dem aus Holz oder Metall gefertigten künstlichen Apparaten. Die Differenz zwischen dem natürlichen und künstlichen Kehlkopf beruht also in dieser Hinsicht weniger auf der Verschiedenheit des Zungenmaterials , als auf der der Dichtigkeit und Elasticiiätsgrösse an den die Bänder uitagebenden Massen. Diese Be- merkungen, fährt Harless fort, gelten sowohl für das Register der firast- töne , als das der Falsettöne. Jedenfalls müssen hierüber noch genauere Ver- suche angestellt werden. — Der Unterschied der Register dürfte wohl am Kehl- kopf ebenso gut einen Unterschied in der Möglichkeit der Tonvertiefang durch Rohransätze bedingen, als an künstlichen Apparaten. Ist die von mir gegebene Theorie des 2. Fistelregisters richtig, so müssen vor allen diese Töne dem Einflüsse des Ansatzrohrs unterworfen sein, dann auch das 2- und 4. Register, die andern weniger. — Ein anderer Weg, über den Einfliisade« natürlichen Wind- und Ansatzrohrs insKlarere zu kommen, wäre der , wenn man, wie es J. Müller gethan hat, am ausgeschnittenen Kehlkopf, wo der- selbe mit den übrigen Theilen des Respirationsapparats in Verbindung bleibt, Töne hervorbringt. Hier Hesse sich wohl ohne grosse Schwierigkeit eine Auf- und Nied^rbewegung des Kehlkopfs erzeugen, desgleichen einige Lu- men Veränderungen des natürlichen Ansatzrohrs, sowie der Luftröhre u.s w. anbringen, und der Einfluss dieser Mechanismen erforschen. In wie weit die Beobachtungen am Lebenden über die Funktionen des Ansatzrohrs Auf- schlussgeben können, werden wir im folgenden Abschnitt genauer untersuchen. f)Einige besondere tonabstufendeEinflüsse.— Wennich während der Schwingungen das eine oder andere Stimmband mit einem senkrecht auf die •) Müller, Physiologie II. S. 204. üeber die Kompensation etc. S. 30 ff. Tonabnormitaleo. • Mitte des Bandrandes aufgelegten IJolzpIättchen dämpfte, so dass nur da« andere Band, and zwar gegen ein zum Theil festes Grgenlagor schwingen könnte, so erhöhte sich der Ton etwa um 1 Stufe. In dieser Hinsicht stimmt das mensch- Jicbe Organ mit den künstlichen einlippigen Apparaten ziemlich überein. — In einem andern Falle glaubte ich durch partielle Obturation der Ventrikel- rinnen , wenn ich ohne die Bander selbs| in ihrem Mechanismus zu stören, ein Holzstückchen in jede derselben legte, eine, wenn anch nicht bedeutende Tonvertiefung zu erhalten. — Ein noch wichtigeres tonrertiefendes Element s. w. n« unter i). — Aliquottöne. Zuweilen erhielt Müller bei gleichblei- bender Spannung der Stimmbänder statt des Grnndtons einen viel hohera Ton, besonders wenn sie beim Schwingen in einem Theile ihrer Länge an- stiessen. Er erklärt dies aus der Entstehung von Schwingungsknoten und will Aehnliches auch zuweilen an Kautschuk bändern beobachtet haben. *) Ich habe zwar auf diesem Wege keine Knotentöne beobachtet, und halte über- haupt auch ein solches freiwilliges Anstossen der Stimmbänder in einem Theile ihrer Länge für unwahrscheinlich; wohl aber habe ich absichtlich durch Theilung der Stimmritze dergleichen Aliquottöne hervorgebracht. Wenn ich ein kurzes Holzstäbchen quer über die Stimmbänder legte, so dass es durch die Schwingungen nicht abgestossen werden konnte, so wurde der Ton , wenn der Anspruch stark genug gegeben wurde , um 1 Oktave er- höht. Dabei strich aber ein Theil der Luft unverarbeitet hindurch: die Stimm« bandränder schienen also hier in der Mitte, wo das Stäbchen lag, etwas zu v\eit von einander zu stehen. Wurde das Stäbchen besser aufgelegt, so dass letzterer Uebelstand vermieden wurde, und der Ton ohne Lufthauchen er- folgte, da lag derselbe nur l Quinte über den anfänglichen Grundton, und wurde das Stäbchen dabei etwas niedergedrückt, so ertönte bei massig starkem Anspruch gar nur die Tertie des Grundtons, welche, sich jedoch leiciit (bei etwas stärkerem Blasen) um 1 bis 2 Stufen erhöhte. Demnach wirkt Theilung der Stimmbänder der Länge nach, wenn Niederdruck damit verbunden ist, nicht anders, als irgend ein auf dieselben ausgeübter Druck überhaupt. Siehe das 2. Register. — Fasst man die vordere Partie der Stimmbänder mit einer Pincette und komprimirt hier, so entsteht auch ein hoher, zarter Ton, der aber gerade nicht fistelartig klingt, und offenbar nur durch Verkürzung der schwingungsfäLigen Glottis gebildet worden ist. g) Tonabnormitäten. — Abnorm kann man eigentlich kein natürliches Phänomen nennen, auch nicht, wenn es am menschlichen Stimmorgan statt- findet. Es ist eine blosse Willkürlichkeit, gewisse Tonarten abnorm zu nen- nen, bloss weil sie in unsere gewohnten Kategorien des ästhetisch Gesetzmäs- sigen und den Gehörsinn angenehm afficirenden nicht passen. Vollkoiumeu rein und schön ist überhaupt kein Tonphänonien , wir können daher nur solche Vorgänge mehr oder weniger in das Gebiet des Abnormen rechnen, welche in ungewöhnlichem Grade von der Reinheit und Ebenmässigkeit der einzelnen Elemente, welche in ihrer Sukcession den Ton bilden, abweichen. Als solche haben wir etwa folgende kennen gelernt. 1. Unreine, heisere, schnarrende Töne. Interferenzen. — Sobald die gegenseitige Lage der Stimmbänder verändert, .das eine Band tiefer gestellt wird als das andere, da wird der Ton unrein, dumpf, mag die *) Müller, Physiologie H. S. 188. 556 * In. Versuche am todten Kehlkopf. Stinunang beider Bänder eine gleiche sein oder nichts. Wenn ich in die eine Ventrikelrinne ein nnten etwa 5'" breites Holzplattchen senkte und nieder- drückte, so dass das Stimmband derselben Seite etwas tiefer zu stehen kam, als das andere, so wurde der Ton dampf und merklich höher, als vorher. — Wenn ich etwas, mochte e^ so dünn und fein sein wie es wollte, z. B. eine feine Bistourispitze , mitten in die plottis hineinbielt und dann dieselbe an- blies, so wurde der Ton noch entschiedener heiser, schlecht und erhöhte sich gleichfalls etwas. Nach J. Müller entstehen in solchen Fallen Knoten- töne, 1 Oktave hoher, was ich jedoch nicht habe beobachten können, we- nigstens wenn das Hinderniss nur das eine Band auf einmal trifft. Ueber- haupt fallen, wie schon früher bemerkt, alle Töne, wo rohe oder wilde Luft durch die Glottis (vocalis allein oder cartilaginea gleichzeitig) ent- weicht, heiser aus, ohne desshalb unrein sein zu müssen, sofern wir unter Heiserkeit eine Mischung von homogenen Tonschwingungen mit nicht stehenden Luftweileu oder nicht schwingenden Luftmassen, unter Unrein- heit dagegen eine Mischung heterogener Tonwellen (Wellen von ungleicher Zeitdauer) verstehen. — £& kam bei meinen V^ersuchen ferner häufig vor, dass das eine Band scheinbar gar nicht oder nach Art des 5. Registers (Falset) schwang, wahrend das andere volle Exkursionen machte. In sol- chen Fällen erschien der Ton zuweilen rauh, dumpf, heiser oder schnarrend, als ob ein Interferenzton mitgehört würde, zuweilen aber auch rein und un- getrübt; jedenfalls verlor er bedeutend am Klange. Die Tonstufe blieb hier in der Regel unverändert. Die meisten Unreinheiten des Tones treten her- vor, wenn die Bänder mittels der Pincette zusammengeschoben werden, weil es hier nur selten vorkommt, dass die Spannungs- und Elasticitätsver- hältnisse beiderseits völlig übereinstimmen. In andern Fällen rührten die In- terferenzen (gleichzeitiges Auftreten von zweierlei verschiedenen Schwin- gungsarten in der Glottis) offenbar von Schlägen her, virelche die exkur- rirenden Stimmbänder gegen die Taschenbänder führten; häufiger aber schien es, als ob die einzelnen Bänderzonen unter sich beim Schwingen in Konflikt traten. Wenn bei gleichbleibender Bänderdisposition anfangs durch schwaches Blasen ein Falsetton (4. Register) erschien , und nun der Anspruch verstärkt wurde , so klang der jetzt auftretende Vollton sehr oft eine Zeit lang unrein, interferirt, weil eine Mixtur von beiderlei Schwin- gungen (der obern und untern Zone zusammen) stattfand. Nach einigem Blasen verliert sich gewöhnlich eine solche Unreinheit, und der Ton wird bloss durch den Mechanismus des 1. Registers gebildet. 2. Schreiende, pfeifende Töne. Umschlagen des Tones. — Nach meinen Beobachtungen und Versuchen haben wir hier zweierlei Zustände und Vorgänge zu unterscheiden. Entweder sind die Stimmbänder in normaler, für volle Exkursionen geschickter Disposition, sie schwingen bei massigem Luftanspruch auf die gewöhnliche Art; sobald aber derselbe zu sehr verstärkt witd, ohne dass gleichzeitig das Lumen der Glottis durch seitlichen Druck auf die Bänder verringert wird , dann werden die Bänder- wellen überwunden , d. h. die Randzonen der Bänder schlagen sich durch zu weit gehende Exkursion um, und können nicht wieder rekurriren; dafür wird die zweite Zone der Bänder durch den Seitendrnck und die Reibung des Luftstroms in eine Falte aufgeworfen , welche aber wegen der zu gros- sen Weite der Glottis keine Gegen- oder aufschlagende Schwingungen auf die des andern Bandes, sondern nur durchschlagende machen kann: gleich- EinfluM der Dimensionen der Bänder. S57 zeitig wird die eingeengte Luftsäule selbst in stehende Schwingungen Ter- setzt nnd es erfolgt das Phänomen, was man, wenn es rasch vorüber geht, das U m- oder Ueberschlagen der Stimme nennt. Der Ton wird erheblich, Ton einer Tertie bis zn einer Oktave, hoher, gewöhnlich anch etwas matt und klangarm; die Schwingungssphare wird bedeutend schmaler, und es bleibt deutlich eine offene Ritze in der Mitte frei. Der Luftdruck lasst nun entweder wieder nach, die ausgedehnten Glottiswände nähern sich einander wieder, und es hängt nun von den sonstigen Verhältnissen zwischen Bän- der- und Lufttension ao, ob der Ton im Falset- oder im Grundregister fortfahren soll. Bleibt aber die Masse und der Druck der Luftsäule auf dem vorhand^en Grade, so schlägt die Stimme nicht wieder zurück, sondern fahrt mit dem einmal eingeleiteten Mechanismus fort, sie wird schreiend, nnd bleibt es, bis der Luftstrom sich wieder in ein anderes Verhältniss cur Bänderspannung und Glottis weite setzt. Bei den Pfeif tonen des KehU kopfs findet so ziemlich das umgekehrte Verhältniss statt. Hier sind die Glottiswände so starr und angespannt, dass sie vom durchstreichenden Lnft- atrome nicht mehr in stehende Wellenbewegung, wie sie für Zungentone er- forderlich ist, versetzt werden können. Dergleichen Töne l^eobachtete schon Müller, wenn er den Längenzug der Stimmbänder behufs der Toner- hohung bis auf die äusserste Grenze gesteigert hatte; während die von ihm bei geringern Spannungsgraden beobachteten Töne , wenn sich die Stimm- bänder in aliquoten Theilen ihrer Länge beim Schwingen berührten, wohl mehr den schreienden Tönen beizurechnen sein dürften. Manche der hier- her zu rechnenden Töne dürften nach dem Mechanismus unseres 4. Registers gebildet worden sein. Bei den wirklichen Pfeiftönen des Kehlkopfs hängt der Ton zunächst von den in der Glottis gebildeten stehenden Schwingungen der Luftsäule ab: ihr Mechanismus weicht von dem der gewöhnlichen Pfeif- apparate im Wesentlichen nicht ab. h) Einfluss der Dimensionen der Bänder überhaupt. Von den Dimensionen der Bänder hängt zunächst der Stimmumfang oder die Stimm- lage des Kehlkopfs ab , namentlich hat die Längendimension darauf gros- sen Einfluss. Nach Harless' Messungen sind die Stimmbänder von Mad* eben nnd Knaben von 10 — 14 Jahren vor der Mutation etwa lO Millimet (4V»"0 lang, bei Weibern 13,+ (6"), bei Männern l?,^ (8'"). bei alten Weibern 14,^, bei Greisen 18,5 Millimet. im Mittel. Diese Bänder können durch die betreffenden Muskelkräfte bis zu einem vom mechanischen Effekt der Muskeln und den den Dehnungsgraden entsprechenden Elasticitätsmaassen abhängigen Grade verringert und vergrössert, und dadurch die Unterschiede in den Stimmlagen mehr oder weniger verwischt werden. Durch die Thä- tigkeit des M. cricoarjtaenoid. lateralis lässt sich ferner der Querdnrch- sebnitt des ganzen Bandes (nicht des Band randes) verkleinern, durch die des M. thjreoarytaen. vergrössem. Im erstem Falle steigt, in letzterem sinkt der Ton, hier mehr, als die Vergrösserung des Querdurchschnitts allein erwar- ten Hesse , weil der (longitudinale) Elasticitätsmodalus des kontrahirten Mns- kelskleiner ist, als der des unthätigen. Die Dimension der Dicke variirt nach Kontraktion der Muskeln und Wechsel der spannenden Kräfte , im Körper vie im Bande der Bänder. *) Die drei Dimensionen stehen aber bei Kehl- •) A. a. O. S. 597 ff. 658 in. Yeraoche ani todten Kehlkopf. köpfen verschiedenes Alters nicht in gleichem Verhaltoias. Bei kleinen Kin- dern steht die Dimension .der Breite und Dicke in einem grossem Verbalt- niss zn der der 'Länge, als in spätem Jahren. Daher kommt es, dass kleine Kinder bei ungleich kürzern Bändern doch so ziemlich dieselbe mittlere Stimm- lage zeigen, als kurz vor derPubcFtät Im hoben Alter findet das umgekehrte Verhältniss statt: hier \^erden die Stimmbänder länger, weil sie an Dicke abnehmen (atrophisch werden), damit die frühere Stimmlage erhalten bleibe. i) Einfluss der Kontraktion dei Stimmmuskelo. Hierüberhat Harless*) Versuche angestellt, die, wenn sie sich bestätigen, zu den wich- tigsten gehören unter allen , welche er in seiner Schrift aufgeführt bat. Er hat nämlich durch Experimente mit noch irritabeln Muskeln, welche er auf galvanischem Wege in plötzlichen Koutraktionszustaud versetzte, nachge- wiesen, dass Töne, welche er an solchen zungenartig vorgerichteten Mus- keln hervorbrachte, dadurch um eine Tertie bis Quarte tiefer werden. Bei diesem Versuch, zu welchem Harless durch Weheres Entdeckung, dass die Muskeln während ihrer Thätigkeit ausdebnsamer, weniger elastisch werden, veranlasst worden war, muss man verhüten, dass der Muskelrand, welcher vom Luftstrom zunächst getroffen wird, trocken und reizlos werde, sonst wird der Ton, indem nur dieser trockne Rand schwingt, höher (fistel- artig). Diese Versuche scheinen zu beweisen, dass bei Kontraktion des M. thyreo -arytaenoid. der Ton vertieft wird, wenn der ganze Stimmband- körper schwingt, dagegen höher oder fistelartig, wenn dabei nur der elastische Rand schwingt. Im erstem Falle dürfen die an den Enden wir- kenden Zugkräfte nicht zu gross sein, damit eben der Muskel noch in Mit- schwingung gerathen Icann. Entweder werden dadurch die StimrabandendcD einander näher gerückt, das Band also verkürzt, oder die äussern spannen- den Kräfte verhindern dies , und es erfolgt eine solche Verkürzung nicht. Da nun die Kontraktion des Muskels bei gleichbleibender Bandlänge für sich schon den Ton erniedrigt, so ntuss er noch tiefer werden ,^ wenn Ver- kürzung und Kontraktion zusammen wirken, und höher, wenn das Band verkürzt bleibt, der Muskel aber zu arbeiten aufhört. Ebenso wird bei starkgespanntem Rande der Ton höher werden, wenn sich der Muskel hin- ter ihm kontrahirt; es kann also bei gleicher Verlängerung des Stimmbands der Ton höher oder tiefer werden, je nach den Kontraktionszuständen des Stimmband muskels. Freilich hat Harless bei Ziehung dieser Schlussfolgerungen die gegen- seitige Einwirkung beider Mm* thyreo-arytaenoidei nicht in Anschlag ge- bracht, namentlich den Druck übersehen, welchen die beiden Muskehi in ihrem Kontraktionszustande dem Luftdruck entgegensetzen, so wie die Ver- engung, welche dabei die Glottis erleidet. Ferner hat er ausser Acht ge- lassen, dass eine kürzere Zunge caet. par. einen höhern Ton giebt, als eine längere , endlich hat er sehr willkürlich den trocken gewordenen Moskei- rand mit dem elastischen Rand des Stimmbands identificirt Jedenfalls ist aber seine Entdeckung von Werth , und wird bei unsern künftigen Unter- suchungen Berücksichtigung finden. k) Einfluss der resonirenden (konsonirenden) Umgebung.^) An sich ist jeder Ton, wenigstens jeder Zungenton, matt und klanglos: •) Harless a. a. O. S. 685. ♦♦) Voryl. besonders Harless a. a. O. S. 687 ff. Einfloss der mittönenden Umgebung. U9 erst durch dieReepnaoz (Konsonanz , 8. S. 279) erhalt er mehr oder weniger Klang. Unter Be s onau z versteht man die Wiederholung der primären Schwin- gungen des tonenden Korpers in- einem schalUeitangsfahigen Medium , das hierdurch eben zum mitklingenden oder resonirenden (konsonireuden) wird. Ein resouirender Körper kann, wenn er klein und sonst an stehenden Schwingungen geschickt ist, den Ton verstärken, dabei aber durch seine Di- mensiopen und Elasticität die Höhe des Tones nicht abändern: nur der selbsttonende (primär schwingende) Korper bestimmt durch seine Zustände (wenigstens in dem schall leitenden Medium) seine Tonhöhe. Die die Zunge umgebende begrenzte Luft (z.B. die der Morgagni 'sehen Ventrikel) kann den Ton ebenso gnt resoniren , als die anstossenden festen Theile, den sich von den fixirten Zungenrändern deren Schwingungen leicht mittheilen. Die Güte der Besonanz hängt von der Innern Beschaffenheit, besonders der Elasticität, des resonirenden Körpers ab. Am besten resoniren Stbffe, welche am leichtesten die Schwingungen des tönenden Körpers aufnehmen. die durch Form und Umgebung am wenigsten am Mitschwingen gehindert werden, und durch Beflexiou der Wellen an ihrer Begrenzung in stehende Wellen gerathen können. Wird ein solcher Körper an diesen Stellen durch Berührung unelastischer Stoffe gehindert, so resonirt er nicht mehr so gut. Durauf beruht die Dämpfung. S. auch S. 281. 289. Die Besoiianzfiguren zeigen positiv , die Dämpfung negativ die Mitschwingungen an. Wenn solche iM lisch wingun gen, wie es am Kehlkopf die Begel ist, den Ton nicht mit bestimmen, so können sie nur das Timbre, nicht die Schwingungszalil des Tones ändern. Aus der Erfohrung, dass man in der Nähe eines Eisengit- ters eine Peitsche nicht zum hellen Knall , sondern nur zu einem Zischen bringen kann, sehliesst Harless, dass nicht die ganze Stimme der mit dem tönenden Korper in Mitschwingung gerathenden Theile genau dieselbe SchiKingungsmenge , wie dieser, zu zeigen braucht, sondern dass gleichzei- tige Schwingungen, auch wenn sie au sich nicht ton ein drückend wirken können, doch den Gehöreindruck, den ein mit ihnen auftretender und sie hervorrufender Ton macht, steigern können. Bandrimont schliesst aus derselben Beobachtung, dass ein Schall von hinreichender Stärke nicht nur von den direkt vom tönenden Körper zum Ohr fortschreitenden Wellen ge- bildet Werde, sondern vom ganzen in Schwingungen überhaupt vorsetzten Luftkreis, und von einer Beiho von Beflexen und Verstärkungen, die ihn um 80 nachhaltiger erscheinen lassen^ je grösser die in Schwingung versetzten Laftmassen sindJ Die Klänge der Zungen an sich hängen von der Art der Zungen, ihres respektiven Gegenlagers, Bahmeus u. s. w. ab. Die Klänge der künstlichen sowohl als auch natürlich<>n Stimmbänder sind um so reiner, je weniger ihre Bänder bei den Schwingungen sich berühren, je weniger also aufschlagende Schwingungen sich beimischen. Die Strohbasstöne klingen daher rauh und raaselnd, weil sie zunächst durch Schwingungen letzterer Art zu Stande kom- men. — Bei gewisser Spannung und geringster Windstärke erzeugte Töne 8iQd voll und rein, bei geringer Spannung und grosser Windstärke erzeugte sind kreischend, d. h. mit umschlagenden Schwingungen vermischt; bei be- liebiger Spannung und Wijidstärke mit Aenderung der Windrichtung sind die Tone um so sonorer, je weniger Windstärke nöthig ist. Harless sucht den Orand darin , dass die Folgen ungleicher Elasticität in den einzelnen Zun- gentheilen und die Schwankungen der Windstärke in diesen Fällen die ge- 560 m* Versuche am todten Kehlkopf. ringsten E£Pekte, also auch die am wenigsten bemerkbaren Beimischnngen anderer, den eigentlichen Ton nicht bestimmender Schwingungen mit sich bringen. An den natarlichen Bändern machen sich diese Verhältnisse gel- tender, als an den kunstlichen, weil durch Variirung des Winddrucks auch die Dehnungsgrade der Bänder sehr variirt werden. Ferner ist der Klang von den Mitschwiognngen der umgebenden festen Theile abhängig. Was zunächst die Luftröhre anlangt, so vermag nach Har- less' Versuchen deren Gewebe durch stärkere Spannung die Schallwellen der von ihr eingeschlossenen Luft gut xu reflektiren und so der Luft unmit- telbar einen verstärkten Schall zu übergeben. Bei geringern Spannungsgraden erzittern fühlbar die Luftrohren wände und die damit in Verbindung stehen- den festen Theile, die dann den Ton besser leiten können, als der Luft Je schwächer die Spannung der Bänder, um so näher liegt diese dem äussersten Grade der möglichen Abspannung der Lnftröhre, desto leichter können auch die Schwingungen dieser jenen ähnlich oder gleich werden, und so die Summe der analog schwingenden Theile wachsen. Grössere Grade der XiuftrÖhren- dehnung beschränken mehr die Gleichartigkeit oder Aehnlichkeit der Zun- gen- und Luftröhrenschwingnngen , und trotz der gesteigerten Fähigkeit, die Wellen zu reflektiren, nimmt die Wirkung der Schallwellen auf die umge- bende Luft im Ganzen ab*). Bei starker Spannung ier Zungen und schlaf- fer Luftröhre ist sowohl die unmittelbare Theilnahme der Luftröhre an der Beschleunigung der Zungenschwingungen als auch das Reflexions vermögen der laxen Röhren wandung gering. Steigt die Spannung dieser, so wird jenes Vermögen auch gesteigert, wenn auch die Lnftröhrenwandschwingungen nicht so geschwind werden, wie die' sehr gespannter kurzer Zungen. Jedenfalls erhält die Luft bef gedehnter Luftröhre einen stärkern Schall, als bei laxer. Die Schwingungen der starr werdenden Luftröhre werden aber geringer, und mit den Graden der Dehnung muss der in den festen anhängenden Körpern fortgeleitete Schall an Stärke abnehmen , weil bei. der grossen Elasticität al- ler den Stimmbändern adnexen Theile ausser der Güte der Leitung longitu- d inaler Schallwellen auch sehr das Vermögen derselben, mit den Stimmbän- dern mehr oder weniger in transversale Schwingungen zu gerathen, in Be- tracht kommt. Ferner folgt aus JFIarless^ Veroi^chen, dass die mit den Stimmbändern verbundenen Theile, schon die Luftröhre, Einfluss auf den Klang hat. Daher scheinen alle tieferen Töne aus der Brust zu kommen, die höhern dagegen aus dem Munde. Denn bei tiefern Tönen gerathen die er- schlafften elastischen Theile mit in Vibrationen, ja der ganze Thorax schwingt mit, und so entsteht die den tiefen Tönen eigene bebende Resonanz.' Bei den hohen Tönen mit allgemeiner Spannung des ganzen elastischen Systems verwandelt sich dieses weniger in eine vibrirende, als vielmehr reflektirende Masse, wo die Töne durch Vergrösserung der Luftwellenexkursionen inten- siver werden und aus kürzerer Entfernung zu kommen scheinen: koncen- trirte Resonanz. Natürlich machen die so verschiedenartig gebauten Nach- bartheile nicht gleiche Vibrationen mit den Stimmbändern ; es gesellt sich also dem Eindruck der. Stimmbandschwingung (dem Tone) eine Summe von Schwingungen bei, die den Klang vermitteln. Dieser fiJang ist nach den vorzugsweise betheUigten Organen ein verschiedener. An der Brust ist der- aelbe durch das Stethoskop besser , als in der Luft hörbar. Bei den hohen •) Harless, S. 694. Tone der Mundlippen. 561 ' Tonen mit gespanntem elastischen System wird der Klang sonachst vom StfmiDband selbst bestimmt, und die dabei auftretende Resonanz verstärkt ibn; das Klare und Eindringliche herrscht hier vor, dort mehr das Volle ood £r8cbütternde. Bei den tiefen Tönen kommt es mehr aufs Material an, bei den hohen mehr auf den Bau und die Form der Begrenzungsflachen*). Anhang: Töne der Mundlippen. Es wird nicht unangemessen sein , bevor wir zur Untersuchung der dem ÄDge grossentheils entzogenen Tonphänomene des lebenden Stimmorgans übergehen, die auf und mittels der Lippen des menschlichen Mundes erzengbaren Tonphanomene einer genauem Betrachtung und Untersuchung zn unterwerfen; einmal weil diese Organe es vorzugsweise sind, durch welche die Messingblasinstrumente und die Flöten intonirt werden, sodann weil sie, behufs dieser Intoniruogen , so wie des gewöhnlichen Lippenpfei- fens, bald als Zungen-, bald als Lufttoninstrument fungirend, in mancher Be< ziebang eine Yergleichung mit den zur Tonbildung wesentlichen Organen des Kehlkopfs zulassen, und daher wohl auch aus dem Studium dieser, dem Aoge nicht minder als dem Ohre zugänglichen Phänomene ein Nutzen für unsere fernem Untersuchungen erwartet werden kann. DieLippen sind, wie wir im anatomischen Theil<^ dieses Werk es (S. 2 4 5) ge- sehen haben, weiche, saftige, an Blutgefässen, Fett- und Drüsengewebe reiche Organe, welche man zwar nicht eigentlich den elastischen, wohl aber einiger- maassen den erektilen oder schwellbaren Gebilden beizählen kann, und welche, besonders ihr innerer Rand oder Streif, mit welchem die eine der andern auf- liegt, wenn sie angespannt werden, sich in schnell einander snkcedirende Schwingungen versetzen lassen. Bei den verschiedenen, hier möglichen Dispo- sitionen lassen sich zweierlei Töne mittels derliippen erzeugen: durch das Pfei- fen oder durch Luftschwiugungen, und durch Zungenschwingungen der Randzone der mehr oder weniger gegen einander gedrückten Lippen, die wir anf Grund der anatomischen Beschaffenheit der Organe als Fluido-Soli- darschwingungen bezeichen müssen. 1) Das Pfeifen. Ueber diese Art von Tonerzeugung haben bisher die Physiologen und Akustiker ein ziemlich tiefes Stillschweigen beobachtet, wenigstens sind die bisher von van Kempelen, Muncke und Savart gemachten Versuche einer wissenschaftlichen Erklärung des Pfeifens nicht sehr glücklich ausgefallen. Gleichwohl ist die Lösung der Frage nach der nächsten , wesentlichen Ursache des Pfeifens ein wichtiger Gegenstand für die Anthropophonik, weshalb es eine unabweisliche Aufgabe für uns ist, über diesen Punkt zu möglich vollkommener Klarheit zu kommen. Die äussern Bedingungen des Pfeifens sind weltbekannt. Man pfeift auf verschiedene Art: während der Exspiration, und zw# entweder mit rinnen- formig vorgedrückter, oder mit zurückgezogener Zunge; ferner während der Inspiration. Ausserdem kann man auch durch Mitwirkung der Finger oder anderer Mittel verschiedene, meist sehr gellende Pfeiftöne auf den Lippen hervorbringen. a. Die gewöhnlichste, leichteste und geläufigste Art zu pfeifen besteht darin, dass man die Kinnladen massig von einander entfernt, die Lippen in ihrer Längen dimension verkürzt, wulstet und so zusammenzieht, dass sie •) Harlepa S. 695. 36 562 III. Anhang: Tone der Mandüppen. eine kleine dreieckige, nach unten abgerundete OeiFnung zwischen sich las- sen, dass man ferner gleichzeitig die Zangenspitze gegen die innere Flache der nntem mittlem Schneidezähne stemmt,, die beiderseits von der Spitze liegenden Randpartien der Zunge gegen die Lippen andrückt, den Zangen- rücken nach oben und gegen den zwischen den Zahnen gelassenen Raum Fig. U9. sattelförmig vorwärts wölbt, so dass nur ein enger, rinnenformiger Kanal vom harten Gaumen an bis zur'Lippenoffimng übrig bleibt, und durch die- sen Kanal die von hinten und an den Seiten zugcfuhrte Luft so treibt, dass sie in der kleinen , von den Lippen .frei gelassenen Oeffnung stark verdich- tet, gebrochen und dadurch in stehende Schwingungen versetzt wird Nach vanKempelen, derdlrigens das Pfeifen zu den Funktionen der Zunge rech- net, ist die Grundbedingung des Pfeifens das Durchströmen der Luft durch zwei einander gegenüberstehendeOelfnungen,nämlich den von der Zunge begrenzten Raum zwischen den Zähnen und der Lippenöffnung, welche durch eine seitliche Ausbeugung oder Zwischenkammer, den Raum zwischen den Zähnen und den Lippen, von einander getrennt sind. Kempelen Hess sich zu diesem Bo- hufe eine runde Büchse aus Messingblech von der Form einer dicken bi- konkaven Linse verfertigen, in deren beide konkaven Seiten wände in der Mitte ein kleines Loch gebohrt war. Figur 150 stellt einen durch beide Oeffniin- gen gehenden Durchschnitt einer solchen Büchse dar. Man kann jedoch die Das Pfeifen. Register desselben. 568 Sache weit einfacher haben, wenn man , wie wir es bei nnsem frühem Ver- soeben (vergl. S. 305) gethau haben, in einen etwa 1" im Durchmesser haU tendeu Eichelkelch in der Mitte ein kleines Loch bohrt, denselben mit sei- ner Konkavität an die Lippen drückt nnd nan mit einer kleinen Mnndoff* nung anbläst Strömt nan durch die Oeffnung a, die der 21ahnoffnung entsprechen soll, Luft ein, so geht sie nicht un- geschmälert durch b (die Lippenoftnung) wieder heraus, son- dern beugt und verbreitet sich zuvor zum grossen Theil in dem Räume cc (dem zwischen Zähnen nnd Lippen befindlichen Räu- me), verdichtet dessen Luft einigermaassen, erregt neue Wellen darin, bricht sich dann an den Rändern von 6, wodurch die Fia 150 Wellen von Neuem sich kreuzen und interferiren, und so ent^ steht, wie wir bereits früher nachgewiesen haben, ein Pfeifton. Die Lippen verhalten sich bei diesem Vorgänge nur in so weit aktiv, als sie die Oeffnung behufs der geforderten Tonstufe verengen oder erweitern, Oberhaupt auf dem richtigen Umfange erhalten müssen. Dagegen sind die Schwingungen oder Erschütterungen , die man an dem vom Luftstrom ge- troffenen Lippenrändern wahrnimmt, nur ein passiver Vorgang, Mitbewe- guDgen oder Mitschwingungen, die zur Tonbildnng oder Tonabstufung nichts beitragen. Die Unterlippe bildet gleichsam eine Rinne, deren Richtung schief von aussen und vorn nach innen und unten geht, und die sich nach letzte- rer Richtung hin verbreitert Ueberhaupt ist es nöthig, dass dieser mittlere Theil der Unterlippe, welcher eben die gedachte Rinne bildet, etwas von den Schneidezähnen des Unterkiefers absteht, denn sobald man die Unterlippe gegen diese Zähne andrückt , ist kein Pfeifton mehr möglich. Die Erhöhung des Tones geschieht, jedoch nur für die höch- sten Tone, durch Verengerung der Mundoffnung und des Zungengau- menkanals, nach Kempelen auch durch Verkürzung des letztern: ausserdem verlängern sich dabei die Prolabia etwas, die Oberlippe wölbt sich etwas mehr nach vorn, die Backen treiben sich auf. Bei der stu- fen weisen Vertiefung der Lippentone erweitert sich die Mundoffnung, doch nicht nothwendig, die Mundwinkel rücken allniäliff ein wenig näher, die Prolabia werden etwas mehr gefaltet, die Zunge entfernt sich allmälig von den Oberzähnen und dem harten Gaumen, der ganze Mund zieht sich etwas zurück, und die Mundhohlenluft treibt endlich bei den tie&ten Tonen die Backen nicht mehr nach aussen, sondern wird mehr auf die eigentliche Mund- hoble koncentrirt. Der Ton erhobt sich ferner, wenn man die Lippen ober- halb des Wulstes, besonders die Oberlippe, etwas einwärts drückt oder die Mundwinkel auseinander zieht. b. Ausser dieser gewohnlichen Art des Pfeifens, welches ich das hohe oder Sopranregister desselben nenne, lassen sich noch eine Reihe tieferer Tone auf den Lippen produciren , deren Mechanismus von dem eben be- schriebenen sehr abweicht Dieses tiefe oder Tenorregister geht etwa von c^ bis b* herab, die Lippenöffnung ist dabei im Allgemeinen grosser, als beim hohen Register, die Form derselben ist fast so, wie bei Pronunci- rong des Vokals U; dabei zeigt sie das Sonderbare, dass sie bei dem tiefsten möglichen Tone verhältnissmässig am kleinsten, beim höchsten möglichen Tone am weitesten ist, während beim Sopranregister so ziemlich das Um- gekehrte stattfindet. Dieses Register fängt bereits bei a^ od^r g'^ an , besitzt also die tiefsten Tone mit dem Tenorregister gemeinschaftlich, und geht 36* 564 ni. Anhang: Tone der Mandlippen. bis f^, bei geübten Pfeifern noch- um einige Stnfen höher*), nmfasstalso etwa 2 Oktaven, während das Tenorregister, bei mir wenigstens, nur 1 Tolle Oktave besitzt Bei letzterem Register sind die Lippen zusammen- und zu- rückgezogen, die Randzonen stehen mehr einwärts gekehrt, die ganzen Lippen liegen weniger fest aufeinander, und sind mehr rund und wulstig: beim Sopranregister, treten die Lippen mehr heryor, ziehen sich etwas in Fig. 151. die Breite, die Mundwinkel werden herabgezogen, die Lippenränder treten hervor. Der Hanptunterschied beider Register besteht aber darin, dass beim Tenorregister die Zunge nicht, wie beim Sopranregister, vorwärts gerichtet und mit der Spitze an die Unterzähne gedrückt ist, sondern zurückgezogen, aber fest in einer mittlem Stellung gehalten wird. Bei der Tonvertiefoog bewegt sich der Unterkiefer sammt dem Grunde der Mundhohle, also auch sammt der Zunge, in entsprechendem Orade abwärts; die Luft derMundböhlei welche zum Pfeifen verwendet wird, scheint sich also in demselben Verbält- niss zu verdünnen, in welchem sich die Töne vertiefen. Der Uebergang ws dem Sopran- ins Tenorregister und umgekehrt kann ebenso wenig unmerK- lich oder ohne alle Schwierigkeit geschehen, wie der aus einem Stimmregis- ter des Kehlkopfs in das andere; es können nicht mit einer und derselben Mundezspiration zwei Tone, von denen der obere dem Sopran-, der untere *) Nach Brewer (Sound, and its phenomena, London 1854. S. 235.) geben die Pfeiftöne von e* bis c^. Daa Pfeifen. Mechanismn« desselben. 56S dem .Tenorregister angehört, legato angegeben werden, sondern es mass beim Eintritt des iieuen Registers abgesetzt werden , .eine kleine Unterbre- cbuog des Luftstroms eintreten, bei welcher die Zunge beziehendlich zurück oder vorwärts geschoben wird. Das Timbre der Tenorpfeiftone ist im Ver- gleich mit dem der Soprantone matt oder metallarm , und es gehört sehr viel Luft dazu , um sie eiuigermaassen klangreich zu intoniren. c Aber nicht nur bei der Exspiration, auch bei derlnspiration kann man Pfeiftöne zwischen den Lippen erzeugen, und zwar sowohl auf demSopran- als auf dem Tenorregister. Lippen- und Znngenstellung bleibt sich dabei gleich, auch der Unterkiefer wird nicht verriickt. Aber die von der Luft getroffenen Lippenpartien, namentlich der Oberlippe , ziehen sich dabei einwärts, anstatt dass sie bei den Ezspirationstonen auswärts getrieben werden, und dadurch wird die Mundoffnung caetpar. vergrossert. Es bilden sich auf dem [meinen] Oberlippenwnlst zwei Furchen, durch welche die ganze Lippe in drei Theile getheilt wird, und die Mundoffnung gleichsam eine pyramidenförmige Gestalt annimmt. Angedeutet sind diese Furchen zwar bei jeder Wulstnng der Lippen, doch treten sie nirgends mehr hervor, als bei dieser Art der Intonirung. Der Umfang der bei der Inspiration erzeugbaren Pfeiftöne ist wegen der Unmöglichkeit, die Luft in gleichem Grade , wie bei der Exspiration , zu verdichten, um einige Stufen sowohl nach der Höhe als nach Fig. 152. ^^^ Tiefe geringer. Die Grenze zwischen Sopran- und Tenorregister liegt auf derselben Tonstnfe, wie bei der Exspiration. Vergl. Muncke in Gehlers phys. Wörter- buch VUL, 383. . Ueber deil Mechanismus des Lippenpfeifens ist man bis jetzt noch sehr im Unklaren gewesen. Kempelen nimmt, wie wir gesehen, als nothwen- dige Bedingung einen Windkessel an, in welchem die durch eine kleine Oeff- Qung eingeführte Luft komprimirt , und in diesem Zustande durch die Aus- flos^mnndung entweichend zum Tönen gebracht wird. Die Zunge wird dabei um so mehr, je tiefer der Ton fallen soll, zurückgezogen, um den Windkessel zu erweitem. Savart vergleicht die menschlichen Pfeiftöne mit den Tönen der Lockpfeifen, deren sich die Jager bedienen, um verschie- dene Vogelstimmen nachzuahmen. Die Stösse entstehen hier dadurch, dass die Luft abwechselnd sich verdünnt und zu der Dichtigkeit der umgebenden Atmosphäre zurückkehrt. J. Müller nimmt nach Cagniard-la Tour an, dass in Folge des Reibens der Luft an den Randern der Mundöffnung das Pfeifen hervorgebracht werde. Noch andere, namentlich Muncke, wollen gar das Pfeifen durch wirkliche Zungenschwingungen der Lippenränder entstehen lassen. Alle diese Erklärungen genügen nicht oder sind geradezu irrig. Ein der hohlen zweifach durchbohrten Büchse Kempelen 's oder der Jagerpfeife Savart's analoger Raum ist beim Lippenpfeifen, wenigstens in dem Sinne , wie diese Forscher sich vorstellen , gar nicht vorhanden , na- mentlich beim Tenorregister nicht. Das Reiben der Luft an den Wänden der Lippenöffnung ist allerdings nicht abzuleugnen, aber man sieht nicht ein, warum dann diese Wände feucht sind, da jedenfalls an einer trocknen Flache eine stärkere Reibung möglich ist, und ausserdem ist das Reiben bei jeder Schallbildung immer nur etwas Zufalliges, nichts Wesentliches. Was endlich das zungenartige Schwingen der getroffenen Lippeupartien anlangt. 566 III. Anhang: Tone der Mandlippen. ■ so widerspricht dieser Ansicht, wie auch Müller bemerkt, schon der. Um- stand , dass man die Lippenränder mit Papier u. dgl. bedecken kann , ohne dass das Pfeifen dadurch aufgehoben wird. Wahrscheinlich schlössen die Anhänger dieser Ansicht a parte ad totum, weil sie vielleicht einmal erfah- reu hatten , . dass die Lippen wirklich Zungenschwingungen , von welchen wir im nächsten Kapitel sprechen wollen, zn machen fähig sind. Ich habe, zunächst um den Mechanismus des Lippenpfeifens zu erfor- schen, eine ziemlich umfängliche und verschieden modificirte Reihe von Versuchen angestellt, welche in diesem Werke den ersten Abschnitt der akustischen Vorarbeiten bilden. S. S. 300 ff. Es ist daselbst ein Versuch ge- macht worden, die mechanischen Gesetze aufzufinden und zn entwickeln, nach welchen die Pfeiftöne gebildet werden. Nach diesen Untersuchungen würden Lippenpfeiftone zwischen die Kesselpfeif tone und die gefassten Lochtöne zu stellen sein , und zwar, würde das Sopranregister mehr der er- sten , das Tenorregister mehr der andern Art der Pfeif- oder Lufttöne ent- sprechen. Die Aehnlichkeit des Lippendurchschnitts in beiden Figuren (149. 151) mit den Durchschnitten der am besten ansprechenden Obturatoren (S. Fig. 95.98) lässt sich unmöglich verkennen. Ebenso lässtsich der Mund- kanal cc wohl ziemlich ungezwungen mit dem Windrohr der Obturatorap- parate vergleichen. Auch beim Sopranregister scheinen die Lippen mehr als Obturator, als als einfaches Schallloch eines Kesselpfeiforgans zu wirken, obwohl der Raum c einigermaassen als Windkessel fungireu kann , wenn man nicht vorzieht, die hintere zwischen Zunge und dem obem Sehneide- zahn (bei a) liegende Verengung mit einem zweiten Obturator zu verglei- chen. Jedenfalls sind die Grundbedingungen des Lippenpfeifens durch meine Versuche so ziemlich erforscht. Vergl. besonders S. 341. Die Modi- fikationen der Lippenpfeiftone nach Schwingungszahl, Stärke, Intensi- tät u. s. w. geschehen durch die Bewegungen der Lippen gegen einander, und durch die der Zunge nach vorn und oben. Beim Sopranregister hat die Modificirung des Raums cFig. 149 mehrEinfluss auf die Tonabstufung, als die des Abstands beider Lippen von einander; beim Tenorregister scheint die Weite der Lippenöffuung sowohl zur Schwingungszahl , als auch zur Ten- sion der Luftsäule in geradem Verhältniss zu stehen. Die sekundären Vi- brationen der getroffenen Schalllochwände tragen zur Erzeugung des Tim- bre^s der Töne bei, ohne die Schwingungszahl zu verändern. 2) Zungentöne der Lippen. Die zweite Art^der Tonerzeugung mit- tels der Mundlippen beruht auf dem Blasen eines dünnen Lnftstroms zvi- sehen die platt aneinander gelegten Lippenränder hindurch. Hier stellen die Lippen ein wahres Zungeninst-rument vor. Von der Existenz dieser Töne wii'd sich wohl Jeder überzeugt haben, der einmal ein Kohlen feuer oder sonst etwas mit seinem Munde angeblasen und dabei zufallig seine Lippen- ränder etwas zu eng einander genähert hat. Ueberhaupt geräth jedesmal, wenn man beide Lippen mehr oder weniger fest zusammenlegt, und einen Luflstrom durch dieselben treibt, die mittlere Partie der aufliegenden Lip- penflächen in Zungenschwingungen, die um so zahlreicher ausfallen, also einen um so höhern Ton geben , je mehr die Lippen gespannt oder gegen- einander gedrückt werden. Um nur einfach einen Zungenton auf den Lip- pen zn erhalten , ist es ziemlich gleichviel, welche Stellung dabei die Unter- lippe zur Oberlippe (wir verstehen hier immer nur den Lippenwulst, das Prolabium darunter) annimmt. Es kann die obere der untern gerade ge- Zangentone. 507 genüberstehen , oder es kann die Oberlippe M'eit vorgestülpt oder weit in die Mundhöhle eingebogen sein. Sie kann gespannt oder erschlafft, ver- dünnt oder verdickt sein. Nor muss sie eine wenigstens an der Aufschlags- stelle glatte Ebene bilden , wenn auch die übrige Lippe sonst allerhand Un- gleichheiten und Unebeuheilen darbietet. Die sattelförmige oder kanülartige Rinne kann dabei vorhanden sein oder nicht. Bei vielen derartigen Tonpha- Domenen hat die Unterlippe mit der Wellenbildung primär gar nichts zu thun, sondern bildet nur das Aufschlags- oder Gegenlager, das Polster oder die Fläche, auf welche der in Schwingungen versetzte Theil der Oberlippe auf- schlägt Diese muss daher immer eine bestimmte Form und Lage annehmen, damit die Schwingungen gehörig und in der beabsichtigten Art und Weise zu Stande kommen. Der schwingende Theil der Oberlippe ist der dem Mundspaite zunächst liegende Streif der mittlem Portion des Prolabium^s. In andern Fällen gerathen jedoch beide läppen an der vom Luftstrom am meisten getroffenen und dadurch geöffneten Partie in primäre Wellenbe- wegung. Ferner kommt es oft vor, dass nicht die mittlere, sondern eine seitliche Portion des Mundspalts die Tonritze bildet, in welcher die Schwin- gungen vor sich gehen. Die genauere Untersuchung dieser, wie sich ergeben wird, sehr verschie- c^enartigen und mannichfaHigen Zungentonphäuomene ist nicht nur für die Theorie der Messingblasinstrumente, sondern auch für die der menschlichen Stimme von Wichtigkeit. Bis jetzt ist noch nichts in dieser Hinsicht geleis- tet worden, was die Wissenschaft hätte fordern können. Freilich sind auch die hier anzustellenden Versuche nicht Jedermanns Sache, da sie viel Zeit und Geduld erfordern, da sie ferner sowohl die Lippen als auch die Lungen sehr anstrengen, besonders wenn man noch nicht hinlänglich eingeübt ist. a. Wenn man die geschlossenen, durch massige Einwärts- und Gegen- einanderziehung der Mundwinkel etwas verkürzten und vorwärts geschobe- nen Lippen so durch einen voluminösen Exspirationsstrom anblässt, dass dabei weder die Backen aufgetrieben, noch die Mundwinkelpartien losgelas- sen \ierden , also auch die behaarten Theile der Lippen grosstentheils*^ an das Zahnfleisch gedrückt gehalten und nur die Prolabia durch den Luftdruck etwas weiter nach ausson vorgetrieben , spaltförmig von einander entfernt und an den diesen Spalt begrenzenden Zonen in schwingende Bewegung ver- setzt werden , so erhält man , wofern man jeden überflüssigen Zusammen- drnck der Lippen vermeidet, einen Zungenton, der wohl der tiefste ist, welcher überhaupt exspirando erzeugt werden kann: bei mir ist erBf^ oder A|. Die beiden Mundwinkel bleiben hier unbeweglich in ihrer anfangs ein- genommenen Lage, auch die Seitenp&rtien der Lippen verhalten sich indiffe- rent und bleiben geschlossen, nur die mittlere Partie schwingt in einer gros- sem oder kleinern Länge nach Art der gegenschlagenden Zungen. Der Lip- penspalt öffnet und schliesst sich abwechselnd in einer Länge von (für obi- gen Ton) etwa 8" und in einer mittlem' Weite von etwa 1" bis 1 Va'"- Wegen der Dauer des Gesichtseindrucks erblickt man auch hier gleichzeitig die Lippe geöffnet und geschlossen. S. Fig. 153. Bei jeder Schwingung kommen sieh die bewegten Lippenpartien im 1. Moment einander entgegen, schlagen im 2. Mo- ffleut gegen einander und entfernen sich im 3. Moment wieder ebenso weit von einander. Das Schlagen ist mit einem kurzen Geräusch begleitet, die ein- zelnen Geräusche summiren sich zu einem Tone, der um so tiefer ist, je 9«8 JII. Anhang: Tone der Mundlippen. weniger solcher Seh wingungd vorgange in einer gewissen Zeit erfolgen. We- gen der schwachen Elasticität des Lippengewebes kommen die einzelnen Schwingungen nicht nur durch Yordrangong der schwingenden Zonen mittels Seitendr ucks, sondern auch durch Vorschiebung oder Aas- treibung dieser Partien zu Stande, wie der ideale Durchschnitt Fig. 154. versinnlicben wird. Beim gewöhnlichen, ruhigen Blasen ^'^ ^^^' geräth nur die mittlere Zone der Mundspalt- fläche in gegenschlagende Schwingungen; denn man kann einen Papierstreifen bis zum Punkt c hinfuhren, ohne dass die Schwingungen verhindert werden. Bei starkem Blasen vergrossert oder verbreitert sich die Stimmspalte etwas, und man bemerkt, dass die ganzen Lippenwulste iu Idit- schwingungen gerathen, ohne dass dieselben zum Tone we- sentlich sind. b. Von diesem tiefsten Zungentonc der Lippen an laaaen sich die höhern Töne auf zweierlei Wegen erzeugen. 1) Erstlich durch allmälig stärkeres Vortreiben oder Vorstülpen der Prolabia mit gleichzeitiger, jedoch geringer Austreibung (nur nicht Abtreibung vom Unterkiefer) der Mundwinkel und allmäliger Hebung des ganzen Mundes. Der Lippentheil des Vorhofs der Mundhöhle ist geschlossen, d. h. durch Anziehung der Lippe np fei- ler gegen dieKiefer bis auf Null verengt. Dabei ist aller Gegendruck der Lippen und jede wurmförmige Zusammenziehung der Lippen zu vermeiden. Der Luftstrom bleibt, wie bei allen Zungentönen der Lippen, die ohne künst- liche Beihülfe erzeugt werden, durch Anziehung der Mundwinkel gegen die Alveolarfortsätze und Zähne in einer solchen Direktion, dass er kon- vergirend die mittlere Partie der Lippen treffen musd. Sobald er bei los- gelassenen Mundwinkeln und aufgeblasenen Backen die ganze Lange de^ Lippen mit gleicher Tension trifft, ist kein Zungenton auf den Lippen mehr möglich, nur unkontrolirbare , bald in der, bald in jener (meist seitlichen) Partie des Lippenspalts sich bildende Geräusche, wobei meist durch die Mitte des Mundspalts eine Quantität nicht tönender Luft ausfährt, lassen sieb dann noch hervorbringen. Mittels des eben angegebenen Mechanismus lässl sich eine Reihe von Tönen hervorbringen , die (bei mir) von Aj bis a geht, also gerade zwei Oktaven umfasst. Die Stimmritze, welche hier immer io der Mitte liegt, wird dabei mit wachsender Tonhöhe immer kleiner, bis sie endlich auf dem höchsten Tone bis auf die Länge von kaum 1 " reducirtist. Alle diese Töne sind nur piano, bei schwacher Lultgebung zu erhalten, nor die' tiefsten lassen sich einigermaassen schnellen, aber je höher der Tun, desto schwächer und kleiner fällt er aus. Wir wollen diese Tonreihe das Wulstregister der Lippentöne nennen. Die Tonabstufung geschieht hier offenbar nur durch Modificirung der Länge der Stimmritze. Die verschiede- jien Formen, welche die Lippen dabei annehmen, hängen jedenfalls von dem Bestreben ab, die bestimmte Lippenöffnung während des Luftgebens zu behalten. Man kann die Töne dieses Registers bei nach hinten offener oder bei abgeschlossener Mundhöhle produciren. Im erstem Falle wird der ganze Extpirationsstrom sukcessiv duich die Lippenöffnung geblasen, der Ton kann also hier so lange gehalten werden , als dieser Strom dauert; im Zongentone. Register derselben. 569 zweiten Falle kann nur die auf einmal in der Mundhöhle befindliche Lnft- qnantitat zur Intonation verwendet werden , der Ton wird also nur kurze Zeit dauern, da nach Erschöpfung jenes Luftqnantums die Mundbohle von Neuem durch Herabziehen des Mundhohlengrundes und Kehlkopfs , nebst ^ Einwartsciehen der Backen voll Luft gesaugt werden muss, um das Tonphanomen* fort- setzen zu können; auch geschieht die rässel- formige Vortreibung und Hebung der Lip- penwülste hier in rascherem Tempo « als im rtg. 100. ersteren Falle, so wie auch die Töne sich, bei dieser Mundintonation nicht so gut halten lassen und des normalen Klan- ges entbehren. — Die Schwingungsspbare erstreckt sich nicht über die ganze Mondöffnung, nur die obere Lippenzone schwingt in der Regel voll- ständig oder in ganzer Lange, die untere meist nur in der Mitte. Oder die Schwingungen finden nur in der Mitte der Lippenöffnung statt, wie in Fig. 155,a6. Diese Schwingungen sind gegen- und aufschlagende, und zwar dergestalt, dass in der Mitte oder an zwei Stellen die beiderseitigen Schwingungen bei der Exkursion sich nicht berühren, sondern ein Zwischen- raum zwischen denselben bleibt, der von der Schwingungsspbare nicht aus- gefüllt erscheint, während zu beiden Seiten desselben ein Aufschlagen der beiden Lippenränder, jedoch nur in geringer Ausdehnung statt finden zu scheint. Diese aofschlfigenden Schwingungen unterscheiden sich aber von den bald ZQ erwähnenden des sogenannten Strohbassregisters dadurch, dass die be- tbeiligten Glottiszonen durch Gegendruck nicht ihre Elasticität verloren ha- ben, also nicht als unelastische Körper auf einander aufschlagen, sondern dass sie noch mit dem Turgor des ganzen Lippenwulstkörpers begabt von dem Luftstrom in geringer Ausdehnung auseinander gedrängt werden und durch ihren elastischen Turgor die entstandene Spalte recurrendo wieder schJiessen. Es sind Fiuido*Solidarschwingungen, während bei denStrohbass- sebwingungen durch den Druck der beiden Glottiszonen gegeneinander das fluidare Element zum grossen Theil verdrängt worden ist. 2) Eine zweite ganz andere Art der Erzeugung der höhern Lippentöne ist die mittels Längenspannung und Gegendrucks der Lippen, also dnrch einen dem vorigen so ziemlich entgegen gesetzten Mechanismus. Man zieht hier die Mundwinkel um so weiter von einander, als man den Ton erhöhen will. Die Lippenränder liegen mehr oder weniger hart auf und werden um so mehr an- und eingezogen, je höher der Ton steigen soll. Sie werden, wie beim vorigen Register, entweder von der durch die blosse Kontraktion d^r Backenmuskeln komprimirte Luft der Mundhöhle, oder durch die mittels Kontraktion der Exspirations-, besonders der Bauchmuskeln, bewegte Luft der Lungen intonirt. Im erstem Falle wird durch Kontraktion des M.glos- sopalatinus und styloglossus die Zunge gegen den weichen Gaumen gezo- gen and dadurch die Mundhöhle nach hinten geschlossen; der lufterfuUle Raum der Mundhöhle wird durch Hebung des Grundes (mittels Kontraktion der Mm. genio- und rojlohyoidei, stylohyoidei, biventres, Masseterea u. s. w.), ferner durch Kontraktion der Backen wand in 2 Richtungen mittels des Buc- cinator und Retraktion der Mundwinkel mittels der Zygomatici und vordem Bändel des Buccinator verengt, dadurch die Luft komprimirt und nach vorn getrieben, wo sie gegen die Wandung der Oberiippe, so weit es die dage- gen wirkende Spannung des Prolabiums erlaubt, andrückt und sie austreibt. 570 ni. Anhang: Tone der Mandlippen. wahrend sie auf die TomLeTafor menti stark aufwärts geschobene und umge- stülpte Unterlippe weniger einwirken kann. Der Zweck dieser Kompression der Mundluft ist aber , die fest an einander gedrückten Lippen zu durchbre- chen , und beim Ausfahren die getroffenen' Rander in tonfabige Schwingun- gen zu versetzen , die freilich nur so lange andauern können y als die Yer- kürzbarkeit der betheiligten Muskeln und die Grosse der Geschwindigkeit der ausströmenden Luft gestattet. Im zweiten Falle verhalten sieb die Lip- pen- und Backenmuskeln ziemlich ebenso, wie vorhin, aber die Mundhöhle ist hinten offen , ihre Basis ist nicht gehoben , die Exspirationsluf^ wird bei durch Hebung des weichen Gaumens abgesperrter Nasenhohle mittels der Bauchmuskeln in die Mundhöhle^ gedrangt, aus welcher sie durch die kom- priniirten Lippen, wie im vorigen Fälle zu entweichen strebt. — Es hält hier sehr schwer, eine einzige, tonfabige Stimmritze zu bilden, und zu verhindern, dass nicht zwischen den übrigen Partien der Lippenspalte sich noch eine oder mehrere andere Stimmritzen oder vielmehr schwingende Zonen bilden, deren jede nun nach Maassgabe ihrer Länge und Spannung ihren eigenen Ton giebt In der Mitte des Mundspaltes ist die Spannung in der Regel verhältniss- roässig starker, als nach den Seiten zu, daher auch die durch seitliche Stimmritzen gebildeten Töne tiefer, als die durch eine mittlere entatandenen, aus- fallen. Durch einige Uebung lernte ich jedoch, auch ohne künstliche Nachhülfe (davon später), wenigstens den Umfang dieses Tonregisters, das wir Druckregister nennen wollen, kennen. Es beginnt (bei mir) ziemlich eben da, wo das Wulstregister anfängt, und lässt sich durch alle Zwischen- töne bis g^ treiben. Geübte Hornbläser dürften den Ton noch höher brin- gen. Namentlich lassen sich durch koncentrirte Kontraktion der Mundhöh- lenwandung sehr hohe (über g^ liegende) Stakkato - Töne erzeugen. Zusam- men umfassen also die Lippen gegen 4 Oktaven , was für so kleine Organe immer ein bedeutender Umfang genannt werden kann. — Die Form der Lippenöffnung ist hier nicht, wie beim vorigen Register elliptisch oder lanzenförmig , sondern spaltförmig. In der Regel bildete sich eine ziemlich lange, sehr enge Spalte, die sich, so wie ein Ton gelang (was oft lange dauerte) , gewöhnlich nur in einer ziemlich kurzen Strecke behufs der Ton- schwingungen schloss, während die Luft durch die offenbleibenden Partien dieser bpalte mit einem , einen höhern Ton (und zwar Pfeiftoti) anstreben- den Zischen oder Sausen herausfuhr. Wir kommen auf diese Tonphäno- mene später zurück. An den Seitentheilen der Mundspalte bildeten sidi ge- wöhnlich längere Vibrationszonen , die dann einen tiefern Ton gaben , als die kürzern in der Mitte sich bildenden. Meist waren die sich bildenden Töne dieses Registers mit Tönen des dritten Registers verunrein^ Je hö- her der Ton caet. par. steigt, desto schmäler und komprimirter werden die Lippen, die dabei einwärts gezogen werden : es findet also in dieser Hin- sicht gerade das Umgekehrte des vorigen Registers statt. — Man kann seine Lippen, die für gewöhnlich ziemlich widerspänsiig sind und dergleichen Töne nicht gutwillig geben wollen, dadurch zum Anspruch geschickt machen, dass man sie mit einer nicht zu schnell trocknenden, gehörig benetzten Seife reibt, und damit förmlich einschmiert. Die Falten werden dadurch verstrichen, die Papillen schwellen an , überhaupt der nöthige Turgor oder die Kompres* sionselasticität wird hergestellt. Dabei müssen die schwingenden Lippensonen immer feucht. oder geschmeidig erhalten werden, wenn sie richtig anspre- chen sollen. Man erreicht dies am leichtesten durch Bestreichen mit etwas Zangentone. Druck- and Aufschlagregister. 571 Mandelöl. Druckt man nun noch mit den Fingern die Mundwinkel etwas andeinander, so erhalt man die nothige Spannung der Lippen ziemlich leicht, und vermag Töne des in Rede stehenden Registers besser zu erzeu- ge!) und länger zu halten und zu beobachten, als ohne die erwähnte Vor- bereitung. Anfangs erhält man gewohnlich nur Tonscbwingungen in den seitlichen Partien des sich bildenden Spaltes, weil man denselben noch nicht hinlänglich zu verkürzen vermag, wobei dessen mittlere Portion sich indifferent verhält und die Luft unverändert durchströmen lässt; bei einiger Uebung lernt man aber auch eine gute, mittlere Stimmritze, etwa von 6 — 8'" Länge, erzeugen^ die in ganzer Ausdehnung schwingt. Man beobachtet dann etwa Folgendes. Die Stimmritze wird von zwei glatten, straffen, cylindrisch ab- gerundeten Wülsten (Glottiszonen) gebildet, die keine membranartig ver- dünnten freien Ränder zeigen dürfen; diese Glottiszone ist immer nur ein aliquoter Theil des ganzen Prolabiuros. Diese beiden Zonen weichen nun bei angemessenem Luftdurchtritt etwas von einander, und gerathen in gute, gleichförmige, einen reinen, wenn auch wenig klingenden Ton gebende Schwingungen, die zwischen den durch- und gegenschlagenden in der Mitte stehen, wobei die Glottiszonen fast nur auseinander und gegeneinander sich bewegen, und nur wenig nach aus- und einwärts getrieben werden. Eine merkliche Verdünnung oder membranartige Austreibung und Umbiegung der Zonen findet dabei nicht statt Die Tonstufe hangt von der Länge der Stimmritze, vom Grad der Längenspannung, des Gegendrucks oder dem seitlichen Elasticitätsmodulus der Lippen und von der Ausflnssgesch windig- keit des ansprechenden Luftstroms ab. Die Längenspannung ist meist eine ziemlich gleichbleibende Grosse, steht wenigstens nicht zur Hohe des Tons in einem bestimmten Verhältniss, mehr gilt dies von den andern Momenten. Uebrjgens lässt sich bei dieser regulären Erzeugungsmetbode der Schwin- gungen der Ton nicht leicht über die eingestrichene Oktave treiben. c) Wenn man die Längenspannung der Lippen absichtlich vermeidet oder den Gegendruck derselben so vermehrt, dass die Längenspannung , auch wenn noch einige vorhanden ist, nicht mehr zur Geltung kommen kann, und die Lippen in dieser Disposition intonirt, so erhält man aufschlagende Schwingungen, deren Tone den des Strohbassregisters des menschlichen Kehlkopfs ähnlich sind. Hier verliert die Glottiszone der Ober- lippe ihre wulstige Ahrundung, Glätte und Renitenz, wird vom Luftstrome membranartig ausgetrieben , von der^ Unterlippe ab- gehoben, und 'schlägt dann recurrendo auf letztere mit einem hörbaren Geräusche auf, das Geräusch wiederholt sich bei je- dem der folgenden Aufschläge, und es summirt sich nun aus diesen Geräuschen ein Ton, der beträchtlich tiefer liegt, als der caet. paribus (wenigstens similibus) durch gegenschlagende Schwingungen erhaltene Ton. Der Hauptunterschied dieser Schwingungen von den des vorigen Registers besteht also darin, dass nur die eine Glottiszone wesentlich thätig ist, nämlich die obere, welche ventilartig vom Luftdruck im 1. Moment abgeho- Fig. 156. ^^° wird, und im 2. ganz mechanisch auf die Unterlippe, die sich dabei sehr passiv verhält, niederschlägt. Hier erstrecken sich die Sfchwingungsbewegungen nicht über die aufischlagende Zone hinaus: von einer vibrirenden Bewegung oder Mitbewegung der übrigen Lippen- partien ist nichts zu erkennen. Von den Tönen des Wulstregisters unter- 572 III* Anhang: Tone der Mundlippen. scheiden sich diese Strohbasstone dadurch, dass hier die Aufschlage durch Gegendruck erzeugt werden und eine verhaltnissmässig grossere Glottis- zone in Bewegung gesetzt wird, ferner dass die Wulstregistertone mehr Er- höhung zulassen ,« als diese. Die Tonstufenbestimmung ist hier sehr schwie rig, da diese Tone eigentlich sehr wenig Tonartiges haben, wenn sie nicht durch einen Resonanzapparat verstärkt werden. Sie haben keinen grossen Umfang, und liegen meist nur in der Contra- und grossen Oktave. Dieintonirung kann sowohl mittels der blossen MundhÖhlenluft, als auch mit voller Exspiration geschehen. Uebrigens sind diese Töne sehr leicht, ohne irgend eine Yor- bereitung der Lippen zu erhalten, und interferiren oft mit den des vorigen Registers, wenn man die zu letztern gehörige Spannung verliert. Sonst las* se'n sich diese Töne auch als untere Grenze der vorigen Register ansehen, ebenso wie der Strohbass als weitere Vertiefung der Brusttöne. d) Lippentöne mit Hülfe eines Mundstücks erzeugt. Alle die bisher auf den Lippen erhaltenen Znngentöne waren meist nur mit einiger, viele nur mit grosser Schwierigkeit zu erzeugen , und klangen dabei nicht sonderlich. Die Hauptschwierigkeit nämlich, welche hier hinderlich im Wege steht, ist, die Lippen durch blosse Mnskelanstrengnng gehörig zu fiziren und ihr übermässiges Vorspringen zu beschranken, namentlich aber die Endpunkte der respektiven Stimmritze , die ja bekanntlich meist nnr einen kleinen Theil der gesammten Lippenspalte ausmacht, nur einigermaassen befriedigend zu befestigen. Allen diesen Uebelstanden wird auf eine aof&l- lende Weise abgeholfen, wenn man einen festen Ring oder sonst eine mit einem kreisförmigen oder elliptischen Rand versehene Vorrichtung , kurz, ein Mundstück in der Art der Messingblasinstrumente an die Lippen so halt und drückt, dass der mittlere Theil der Lippen beiderseits, sowie oben und unten fixirt ohne innere Schwierigkeit oder äusseres Hinderniss durcji den angetriebenen Luftstrom völlig so , wie eine gutgefasste membranöse Doppel- zunge intonirt werden kann. Die folgenden Versuche stellte ich mittels Metallringen oder kurzen Metall-, Holz- und Glascylindern , von welchen letztere mit trichterförmig ausgewei- teter Mundöffnung versehen waren, mittels kleiner Glastrichter, mittels der Stürze eines Stethoskops, endlich auch mit wirklichen Mundstücken von Waldhörnern und Trompeten an, welchen nach Umstanden Ansatzrohre von verschiedener Länge angefügt wurden. Ein solches Mundstück darf, um einen guten Ton erscheinen zu lassen, nicht viel mehr , als etwa ^/^ der Länge der in ruhigem Zustande befindlichen Lippen im Durchmesser halten , und der kreisförmige oder elliptische Rand desselben muss abgestumpft sein , um nicht zu sehr in die Lippen einzu- schneiden. Die tiefen Wulsttöne lassen sich nicht leicht auf diese Art hervorbringen, da bei denselben die ganze Lippe aktiv sein muss. Es würde dazu ein Mund- stück mit 6valer Oeffnung nöthig sein , dessen langer Durchmesser grösser wäre, als die ganze Länge der Lippen austrägt. Glastrichter von hinläng- licher Weite lassen sich allenfalls auf diese Art intoniren , indessen haben die hier ohne KompreSbion der Lippen erzeugten Töne zu wenig Reinheit, um unsere Aufmerksamkeit sonderlich in Anspruch nehmen zu können. Besser gelingen die Töne des 2. und des 3. Registers; bei kleinem Mund- stücken von der Grösse der der Blechinstorumente fast nur die Töne des 2. oder Druckregisters. Tone mit Hülfe eines Mnndstacks. 57S Die Bestimmong des Orandtons eines Mandstficks, d. b. des Tones, den es bei völliger Abspannung der Lippen, welche bei vorhandenen Umstanden moghch ist, anterliegt einigen Schwierigkeiten, da hier viel auf die Disposi- tion der Lippen überhaupt ankommt, und da mau deshalb zuweilen einen tie- fern Ton erhalt, als andremale. Doch gelangt man nach einiger Uebung da- hin, für jede Mundstück weite einen bestimmten, mittlem Grundton zu er- halten. Hier mögen einige Beispiele zur Probe und zur Demonstrirung des Verhältnisses der TiOnstufe zur Länge der schwingenden Lippenglottis an- geführt werden. Ein Mundstück Yon 1" 3—4'" Weite gab den Gmndton C. Dies war beiläu- fig die grösste Weite, die für meine Lippen, welche im ruhenden Zustand etwa ly," lang sind, ein Mundstück haben darhe, wenn noch ein Ton gelingen sollte. Eins desgl. von 1" 1" Weit«^ gab den Grnndton Es. » j» j> *^ »> 1» >» »» »> ** »9 }f 1) 71/ ft" •! C ß '*' A » » 1> " >• IJ »1 JJ 1» ^ — ^'•* ll 5> J> »» " »I l> l> 1> >» " AI/ *f P 1 >J >J »» * /• 1> >? »• ^ II >1 ^ Schon diese geringe Reihe von Versuchen genügt, um zu zeigen, dass die Schwingungszahl des Grundtons der Lippenzungenschwingungen caet. parib. in umgekehrtem Yerhaltniss zur Länge der Glottis steht. Denn bei C war dieselbe 15 — 16"', bei c TVa— 8'", bei c* ^'/j'" lang u. s. w. Zu be- merken ist, dass bei der verhältnissmässig so geringen Mundstuck weite von 4 — 5'" die Lippen nur mit Schwierigkeit den der sich bildenden Glottis zu- kommenden Grundton bilden können, und dass die Glottislänge immer etwas kurzer angenommen werden muss, als die Weite des Mundstücks beträgt, M^as für enge Mundstücke verhältnissmässig mehr austrägt, als für weite. Die grosste Fähigkeit , vom Grundtone an durch allmälig steigende Span- nung höhere Tone zu erzeugen , haben die Lippen beim Gebrauche eines Mundstücks von etwa 8 bis 10"^ Weite, aus welchem Grund auch diese Mensuren für die Mundstücke der meisten Messingblasinstrumente gewählt worden sind. Bei grosserer Weite lassen sich die Lippen für die hohem Tone nicht hinlänglich spannen. Das Verhalten der Lippen selbst, wenn sie bei Gebrauch eines solchen Moudstücks int onirt werden , lässt sich leicht beobachten , wenn man statt desselben einen blossen Metallring von gleichem Durchmesser anwendet. Die Lippen drängen sich unter diesem Ringe mit ihrer mittlem Portion her- vor, während die beiden seitlichen Portionen gewöhnlich, bei einem Riogdurcb- messer von 1 " und darüber, erst durch einiges Aufblasen der Backen gegen die entsprechenden Segmente des Ringes getrieben werden müssen. Durch diesen Druck werden die Prolabia, so weit sie gefasst sind, prall und glatt, und bilden bei der Luflgebung eine Stimmritze , die auch bei dem Grundton noch bei Weitem nicht so lang ist, als der Durchmesser des Mundstücks oder die disponibele Mundspalte lang ist, so wie eS überhaupt bei Abstu- fung dieser Lippentöne weniger auf die Länge der Glottis, als auf den Ge- gendruck der beiden Lippen ankommt. Die Schwingungen selbst unterschei- den sich nicht wesentlich von den oben erwähnten des 2. oder Druckre- gisters, d. h. bei allen hier von mir beobachteten Tonen wurde die ganze sich bildende Ldppenöffung von der Schwingungssphäre, an welcher die Unter- *) Ein gewöhnliches Hommundstück. Dieser Ton war aber nicht der tiefst- mog^che: s. S. 46S. 574 in. Anhang: Tone der Mundlippen. lippe ebenso wie die Oberlippe Theil hat, erfüllt. Zu wahren Stroh baasauf- schlagen kommt es selten, sie bilden dann mehr den Einsatz eines Schwin- gungsvorganges, lassen sich aber als solche nicht halten. Beim Hornbla- sen dürfen wir jedoch nicht ganz von ihnen absehen , da sie oft Interfe- renzen bilden. Wenn nun das Mundstück sich in einen Cylinder fortsetzt, dessen Wan- dungen von der Mundoflnung an entweder gleich weit von einander abste- hend bleiben oder nicht sehr — wir werden diese Grosse bald näher be- stimmen — konvergiren , so bleibt der angegebene Ton , sofern dieser Cj- linder, oder (was gleichviel ist) dieses Ansatzrohr eine gewisse (s. w. u.^ Länge nicht überschreitet, unverändert, nur der Klang ändert sich in der bekannten Weise. Dagegen vertieft sich der erzeugte Ton, mag es der tiefste oder Grundton sein, oder ein durch Lippenspannung bereits erhöhter, ebenso wie bei den Kautschukapparaten , sowohl durch Dacknng (Stopfang) als auch durch Verlängerung des Ansatzrohrs. 1. Dackang oder Stopf ung. Schon ein blosses Mundstück ohne ei- gentliches Ansatzrohr vertieft den Grnndton, wenn es sich trichterförmig bis zu einer so engen Ausflossöffnung verengt, dass diese die phonische Mundoflnung oder die sich während der Schwingungen bildende Glottis, wenigstens wenn sie behufs eines Crescendo sich erweitert, an Weite hinter sich lässt. Unter diesen Umständen wird nämlich die Luft im Mundstücke^ weil sie nicht sofort vollständig entweichen kann, verdichtet und dadurch die Schwingungen retardirt. Folgende Experimente geboren hierher. Ein kleiner Gla&trichter , oben 1 " 3'" weit, sich allmälig in der hier ge- wohnlichen Weise nach Erreichung einer Länge von etwa 2 " bis aof 2 "' verengend und mit diesem Lumeh noch in einen Cylinder von etwa 7 — S'" Länge sich fortsetzend , giebt piano angeblasen den Grundton C. Denselben Ton geben die Lippen, wenn ich ihnen einen eiijfachen Ring von gleichem Durchniesser vorsetze. Vermehre ich aber durch stärkeres Blasen die pho- nische Glottisweite, so vertieft sich bei Anwendung jenes Glastrichtere der der Ton allmälig bis auf F| , also um 4 Töne oder um 1 Quinte. Ein Metallring von 1" 1'" Durchmesser giebt den Grundton Es. EinPorzellan- pfeifenkopf von gleicher Apertur, der bei einer Länge von 3" 4'" in einen Kanal von IV4'" Weite übergeht, giebt piano angeblasen denselben Grundton, der crescendo sich bis auf B^ vertieft. Der Schmalz 'sehe Ohrspiegel von 11%"'. Aperturdurchmesser und 2"'Ausflass- öffnung giebt ebenso die Töne F — D, ^welcher letztere Ton sich noch bis auf Bj vertieft, wenn ich die untere Oeffnung durch Vorlegung einer Fingerspitze yerengere oder dacke. Das Hornmundstück von Ty,'" Apertur giebt den Gkundton H, der sich durch Dackung bis F erniedrigt. Das Louis 'sehe Stethoskop am Pavillon (16") angeblasen giebl den Grnndton Es, der sich crescendo nicht vertieft, weil das Ansatzrohr entweder nicht eng (3*/« "0 oder nicht lang (9") ggnug ist. Sobald ich aber die untere Mündung des Kanals stopfe (dacke), soweit als noch zur TonbiMung statthaft ist, iallt der Ton crescendo bis auf AS]. Tiefer, als um 1 Quinte, habe ich auf diesem Wege noch keinen Lippenton er- niedrigen können. Das Timbre eines so vertieften Grundtons ist schlecht, grob, dumpf: über den dabei stajttfindenden Lippenmechanismus werden wir weiter unten noch etwas bemerken. 2. Ansatz röhre, ungedackte. Wir operiren hier wieder zunächst mit dem tiefsten oder dem Grundton, und benutzen als Mundstück zuerst ein Tone mit Hälfe eines Mundstacks. 575 Hornmandatack von 7V2'" Ansprachsweite, welches isolirt angeblasen den Grandton c — H giebt. — Mit eipem Ansatzrohre von 5" Länge und einer die untere Apertur des Mundstacks wenig übertreffenden Weite versehen bleibt der Grandton ziemlich unverändert. Eins dergl. von 10" Länge ver- tieft den Grundton auf B, eins von 15 " auf As, eins von 20'' auf F. Wei- ter liess sich die Vertiefung nicht treibe^: dieser Ton blieb der tiefste, mochten soviel Rohre angesetzt werden, als ich wollte, bis zu einer Länge von 8 V2 ßllen: nie kam der Ton tiefer, höchstens schwankte er zuweilen nach G. Aber er sprang auch nicht zurück, auf keiner Stufe der Verlänge- rung. Hierdurch unterscheiden sich die Zungentöne der Lippen allerdings von den sonst in gleicher Weise intonirten Kautschukbändern, und zwar fiir die musikale Verwendung der Metallrohren zum grossen Vortheil. Die grösate Vertiefung, deren der mittels eines Mundstücks von '7 y^ bis d'" Durchmesser erhaltene tiefste Lippenzungenton fähig ist, beträgt also eine Quinte, also genau ebenso viel, als derselbe durch Dackung oder Stopfung vertieft wird. Der Ohrspiegel, der isolirt den Grundion D (crescendo) giebt, verhält sich etwas anders , weil hier schon in der engen Anstinssmündung eine Vertiefung zu Stande kam. Erst ein Rohr von 15 — 20" Länge ver- tiefte den Ton um '/^ Stufe (Des), welcher Ton durch Verlängerung bis auf 3 — 4' nicht tiefer wurde. Wenn aber das Mundstück ins volle A-Horn gesteckt wurde , so erschien der Grundton A| , mit einem eigenthümlichen, unangenehmen Timbre. Noch weniger wurde der mit dem Glastrichtermund- stück von 15 "* Anspruchsweite erhaltene Gnindton C, crescendo B\, durch Rohransätze vertieft. Es schien mit der bereits durch die Luftkompression im Ausflusskanal gesetzten und bereits 1 Quinte betragenden Vertiefung hier sein Bewenden zu haben. Ins volle A-Horn gesetzt gab dies Mundstück bei möglichst abgespannten Lippen den Ton E| , der freilich an sich sehr tief, aber doch nur V-2 Stufe tiefer ist, als der ohne alles Ansatzrohr erhaltene Grundton. — Mit einem Glascylinder von 4 " Länge, 1 1 "* Anspruchsweite und 7'" Ausflussöffnung erhielt ich als tiefsten Ton B, welcher wohl schon wegen des vorhandenen Ansatzrohrs als etwas vertieft anzusehen ist. Die- ser Ton wurde , wenn ich die Rohre in den Trichter eines Stethoskops oder in den eben erwähnten Glastrichter setzte, auf Fis — F vertieft. Also wiede- rum eine Vertiefung von etwa 1 Quinte, da wir den Grundton des idealen Mundstücks wohl auf c setzen dürfen. Wir erkennen in diesem Verhalten der Lippenzungentone einen zweiten Unterschied von den Kautschukbänder- tönen, welche sich durch Ansatzrohrc bis auf 1 Oktave, unter Umständen noch weiter vertiefen lassen. Betrachten wir diese Vertiefungsphänomene genauer, so können wir uns der Ansicht nicht erwehren , dass sie eigentlich gar keine Vertiefungen des primarauf dem Mundstück erzeugten Grundtons zu nennen sind, sondern vielmehr Erweiterungen der Fähigkeit der Lippen, Zungenschwingnngen, und zwar langsamere , zu erzeugen. Wir haben bereits an den Kautschuk- bändern ähnliche Erfahrungen gemacht, wo auch Zustände vorkamen, bei welchen erst mittels Ansatzrobrs ein Ton überhaupt erhalten werden konnte. Wenn das Mundstück sich bis auf einen so engen Kanal zusammenzieht, dass darin eine Verdichtung der eingeführten Luftsäule entstehen muss, oder wenn an das nv± massig sich verengende Mundstück ein hinlänglich enges Ansatzrohr angefügt wird, das so lang ist, um durch Bildung eines Longi- tudinalwellenzngs eine Verdichtung der Luftsäule darin zu erzeugen, so wirkt 576 lU. Anhang: Tone der Mundlippen. diese Verdicbtong auf die der Glottis zunächst liegende Luftschicht so za- rück, dass dieselbe befähigt wird , auch uoter Umständen, wo sie, yor freier Luft angeblasen , nicht mehr in Trans versalschwingnngen versetzt werden könnte, dergleichen Schwingungen, die dann eine grossere Exknrsionsweiie und eine geringere Schnelligkeit haben, zu erzeugen. Zieht man wahrend eines solchen tiefern Tones das Ansatzrohr allmälig ab, oder entgleitet es za- fällig, so gelingt dann dieser Ton nicht mehr, man muss die Lippen enger aneinander fügen, um den vorigen (höhern) Ton wieder zu erhalten. Aber wir haben noch eines andern Mittels zu gedenken , den Grandton oder tiefsfen Ton, den reine Lippenzungenschwingungen ibittels eines auf- gesetzten Mundstücks erzeugen , noch weiter zu vertiefen , als es selbst durch die eben erwähnten Mittel möglich ist. Dieses neue Mittel ist die Zange^ welche den Lippen zu Hülfe kommt. Schon ohne Beihnlfe eines Mundstücks vermag man mittels der Lippen Töne, wenigstens tonartige Phänomene, und zwar mit weit weniger Anstrengung und Unsicherheit zu erzeugen, wenn man die in der Mitte etwas vertiefte Zungenspitze zwischen die beiden Lap- pen, und zwar zunächst gegen die Unterlippe drückt, während die Seiten- zonen der vordem Zungenportion sich gegen die entsprechenden Partien der Oberlippe in gewölbter Lage anlegen, und wenn man nun in dieser Lage, mit diesem Hülfsmittel, die Lippen in Transversalschwingungen ver- setzt. Der Luftstrom geht hier, mehr oder weniger eingeengt, zwischen dem Rücken der vordem Zungenportion und der mitdern Zone der Oberlippe gegen den Mundspalt, in welchem sich eine Glottis bildet, deren obere Wand vom Wulst der Oberlippe, deren untere Wand von dem der Unterlippe nnd von der Zungenspitze gebildet zu werden scheint. Jedenfalls wird letztere da- bei in einer gewissen Ausdehnung mit in Schwingungen versetzt. (Ob die- selben aber nur mit den der Unterlippe oder auch mit den der Oberlippe kollidiren, darüber habe ich bis jetzt noch zu keiner Gewissheit kommen können.) Namentlich lassen sich die Töne des Wulstregisters (mit Ausnahme der höchsten) sehr leicht mit diesem „Zungentiinbre^^ erzeugen; sie erhalten dadurch etwas Sprudelndes, Zischendes, Unreines. Aber auch die Druck- registertöne lassen diese Bei Wirkung der Zunge, schon ohne Anwendung eines Mundstücks, zu, nur ist dazu erst eine gewisse Einübung nöthig. Man erlangt dadurch den Vortheil , die mittlere Partie der Lippen besser zur Glottisbildung zu disponiren, und Strohbasstöne zu vermeiden. Ebenso leicht oder noch leichter lässt sich dieser Zungenmechanismns mit dem Schwingungsvorgange der Lippen verbinden, wenn ein Mundstück angewandt wird. Aber auch hier gelingen nur die tiefern Töne auf diesem Wege, ausser- dem freilich auch , was uns hier zunächst liegt , mehrere TÖne , die tiefer gehen , als mit blosser Lippenmechanik möglich ist. Mit dem Metall ring von 13'" Weite erhielt ich einen Umfang von C bis g, während ich ohne Mit- wirkung der Zunge den Umfang von Es — f ^ erzielte. Noch ersichtlicher ist der Einfluss der Zunge bei Anwendung ordentlicher Mundstücke, sowohl ohne , als mit Ansatzrohr. So gelange ich auf dem Ohrspiegel mit diesem Mittel bisAS|, also tiefer, als selbst durch möglichst weit getriebene Dackung; auf dem Hornmundstück bis D, also 1 Tertie tiefer, als durch letzteres Mittel u. s. w. Beim Hornblasen wird von der Zunge als Unterstützungsmit- tel der Lippen in zweierlei Weise Gebrauch gemacht, einmal um die tief- sten Töne auf dem C-Horn und Contra B-Horn zu erzielen; sodann um. was wir hier nur nebenbei erwähnen wollen , die Töne überhaupt Staccato Tone mit Mundstück und Ansatzrohr. 517 zu erzeugen : es wird hier durch Vorlegung der Zungffipitze die Stimmritze geschlossen, worauf sie nach erfolgtem Toneinsatz zurückgezogen wird. Aus diesem Grunde siud die tiefsten Tone des Horns, welche die kontinuir- liehe Beihülfe der Zunge erfordern , gar nicht Staccato crzeughar. Dasselbe gilt jedenfalls anch von den übrigen , mit den Lippen zu intonirenden Blas- instrumenten; bis jetzt habe ich jedoch nur mit dem Waldhorn and der Trom- pete experimentirt Bei letzterer scheint der Tonyertiefung auch noch die grosse Yerengong zwischen der becherförmigen Aushöhlung und dem Cy- linder des Mundstücks zu Hülfe zu kommen. Gehen wir nun zur Erhöhung des Grundtons und überhaupt zu dem ganzen Bereich der mittels eines zweckmassigen Mundstücks auf den Lip- pen zu erzielenden Zungentöne über; so können wir hier etwa Folgendes beobachten. 1. Der Tonbereich , die- Anzahl von Tonen, die mittels eines Mundstücks durch Lippenzungenschwingungen *) erhalten werden können , ist im All- gemeinen dieselbe, mag das Mundstück gross oder klein sein ; bei mir be- trägt sie etwa 3 Oktaven, aber die Stimmlage wechselt nach der Mensur des Mundstücks, dergestalt, dass bei weiter Mensur die Skala tiefer anfangt und tiefer aufhört, als bei enger. So erzeuge ich mittels des 15 '" weiten Mundstücks die Skala F^ — g', >» « ** »7 n »> »1 »1 -"^i ^ » 71/ '" H „1 »» »9^ • /a ^ « 9» >» 11 ?9 ** g • Geübte Hornbläser vermögen jedoch bekanntlich mittels des letztern, oder eines noch etwas engem Mundstücks bis c^ zu gelangen , wenigstens wenn dasselbe am vollen kleinen C- Hörne steckt, doch ist dies, wie wir bald zeigen werden, nicht unbedingt dazu nötbi'g. 2. Demnach hängt die Tonlage eines Messingblasinstruments zunächst nicht von der Länge seines Rohrs, sondern von der Mensur seines Mund- stücks ab. Yergl. S. 469, ausserdem w. n. No. 6. 3. Die Erhöhung des Tones geschieht durch angemessene Kompressior. der Lippen, wodurch die schwingenden Portionen der Lippen sowohl in ihrei* Längendimension, als auch in ihrer Breitendimension beschränkt und ihr Elasticitätsmodulus erhöht wird. Die höchsten Töne werden daher auch leichter dadurch erhalten, dass man das Mundstück etwas tiefer den Lippen aufsetzt, also das obere Segment des Mundstückrandes der Mundspalte mehr nähert, als sonst nöthig ist Dadurch wird die Glottiszone der Oberlippe stärker nach innen und unten gedrückt, und die Spannung derselben höber gebracht. 4. Ueberschreitet die Mensur des Mundstücks zwei Drittel der Länge der Lippen, so werden die höhern Töne unrein, weil die Mundspalte zu lang ist, um für hohe Töne eine gute solitäre , mit geradlinigen Rändern schwin- gende Glottis zu erzeugen. Selbst durch Rohransätze wird das Timbre hier nicht gebessert. Aus diesem Grunde werden so grosse Mundstücke zu mu sikalem Zwecke nicht verwendet. 5. Dergleichen sogenannte Unreinheiten treten aber auch bei Anwen- dung kleiner Mundstücke auf, besonders wenn man die hohen und höchsten Töne erzeugen will, und noch keine grosse Uebung darin erlangt bat. Bei *) Man verstehe diesen Ausdruck jetzt nicht falsch: die Zunge (des Mundes) ist dabei nicht gemeint. 37 578 nt. Anhang: Tone der Mnndlippeo. genauerem Nachgebt dieser Phänomene gelangte ich zn der Ansicht. -: dem Material der Wandungen desselben richtet. . Zweitens wird der Tonss- fang vermehrt, einmal in die Tiefe, d. h. die Lippen werden befähigt, tirfcft Töne zu bilden, als ohne Ansatzrohr ihnen bei Vermeidung anderer Vt:- tiefungsmittel möglich ist; sodann in die Höhe, indem, wie unter No. 5 be- merkt wurde, durch Anfügung einer mittönenden Luftsäule ein ganzes, neo-N klingendes Register von höhern Tönen ermöglicht, wenigstens sehr erklet- tert wird. Drittens wird durch das Ansatzrohr die Unsicherheit der Mus'i- Btücktöne beseitigt, sie werden gleichsam ansp ruchsfest gemaicht dadurcL dass der tönende, in das Ansatzrohr geblasene Luftstrom in demselben LoD- gitudinalwellen von gleicher Schwingnngszahl hervorruft, welche unter alkr Umständen fest und sicher stehen, während die Lippentöne lediglich durcl die vom' Willen abhängige Kompression der Lippen provociri werden nn-i daher zahlreichen Oscülationen unterworfen sind. Das Ansatzrohr fun^iri hier in ähnlicher Weise, wie der Pendel oder Cylinder an der Uhr, es korri- girt dabei etwaige Schwankungen der Lippenschwingungen dadurch, da$$ es dieselben sofort in seinen nächsttiefern Eigenton umstimmt, der dauu einmal gebildet, ohne Schwierigkeit festgehalten werden kann. Wähn'cii auf dem isolirten Mundstück alle Toustufen sukcessiv von der tiefsten bb Tone mit Mondstack und AnfiAtzrohr. S79 zur höchsten erzeugt werden können, tonen von denselben bei angesteck* tem Aosatzrohr nur diejenigen, welche in letzterem auch durch andere Mit- tel als Longitudinal - oder Knotentone erzeugt werden können. Die nähern akustischen Verhältnisse derselben gehören nicht hierher. Ich wiederhole nur noch, dass jeder Ton des Homes und der andern Messingblasinstru- roente, so wie der Ophikieide, mögen sie aus einer Tonart gehen, aus wel- cher man will, primär als Zongentqn auf den mit dem Mundstück bewaffne- ten Lippen des Bläsers erzeugt, und durch das Rohr des Instruments, sobald er mit einem Eigentone desselben zusammenfällt, in seiner Schwingungszahl nicht verändert wird; nur wenn der Primärton zwischen zwei Eigentönen des Rohrs liegt, wird derselbe in dene6teht. Immer war dies letztere jedocb nnr ein Operiren an dem zwar wicbtigsten, aber aus seinem Zusammenbange mit andern wichtigen Organen gewaltsam beransgerissenen Ton Werkzeuge: und wenn wir ihm aucb mebr Freiheit für seine tonerzengen- den Bewegungen gaben, als andere Experimentirergethan haben, wenn wir daher wohl aucb Manches dabei gefunden haben, was Andere noch nicht fin- den konnten, so ist doch abermals der Schritt vom todten, exstirpirten Kehl- kopf zum vollen , lebendigen , selbstthätigen Organenkomplex ein so gewal- tiger, dasswirwohl allen Grund haben, bei Durch Wanderung des neuen Gebie- tes, das uns jetzt entgegen tritt, die grusste Vor- und Umsicht anzuwenden, damit wir uns nicht darin verirren, zumal da das Meiste, was wir hier zu un- tersuchen haben, der Okularinspektion entzogen ist, und daher der Yortheil der sogenannten Demonstratio ad oculos uns zum grossen Theile verloren geht. Wir müssen jetzt die geringe Summe unserer bisher erworbenen Kennt- nisse recht zusammennehmen, um nur einigermaassen uns von dem, was wir von nun an zu beobachten vorfinden, Rechenschaft geben zu können; meist kann nur ein synthetischer oder ein apagogischer Beweis geführt wer- den, und oft muss man sich nur durch Analogie und Induktion leiten lassen. Viele Ergebnisse der Untersuchung des todten Kehlkopfs lassen sich gar laicht ohne Weiteres auf das lebende Organ übertragen und bedürfen erst der Korrektion auf Grund neuer Versuche, die aber oft auch noch Zweifel übrig lassen. Wir tbeilen unsere Untersuchungen am lebenden Stimmorgan in 3 Abthei- laogen. Die erste und zweite sollen sich mit der Auffassung und Analyse der sinnlich wahrnehmbaren Phänomene beschäftigen. Von diesen sollen die hörbaren (1) durch die sieht- und fühlbaren (2) Licht und Aufklä- rung erhalten, zunächst dadurch, dass wir nachforschen, welche durch das Gesicht und Gefühl und andere objektive Hülfsmittel erfassbare Veränderungen mit gewissen akustischen Phänomeuen zusammenfallen. In der dritten Ab* t heilang wollen wir mit Hülfe unserer bisher erworbenen Kenntnisse einen Schluss auf die innern unserer direkten Beobachtung entzogenen Zustände und Vorgänge zu ziehen unternehmen. 1) Die hörbaren Phänomene des menschlichen Stimmorgans. Auf den ersten Anblick konnte eine Vorführung der hörbaren Phänomene des menschlichen Stimmorgans für unsern Zweck überflüssig erscheinen, da am Ende Jedermann, welcher mit gesunden und leidlich musikalisch gebil- detem Gehörorgan begabt ist, in dieser Hinsicht auch ohne unsere besondere Hinweisung die erforderlichen Beobachtungen anstellen kann und meist wohl längst schon angestellt hat. Denn es handelt sich ja hier um weiter nichts, als um eine Aufführung der verschiedenen Laute, Töne und Klänge nebst de- ren weitern Eigenschaften und Beziehungen zu einander, was ja alles Dinge sind , deren hinlängliche Bekanntschaft wir bei ijnsern Lesern voraussetzen können. Dennoch halte ich für nötbig, diese Phänomene in einem beson- dem Kapitel, zunächst nur in so weit sie mit dem Gehöre auffassbar sind, der Reihe nach aufzuführen, und nach den verschiedenen Eindrücken, die sie aaf das Gehör machen, zu unterscheiden: einmal weil über die Begriffsbe- stimmung derselben, und zwar gerade der einfachsten, durchaus noch keine Klarheit and Einheit herrscht; zweitens weil wir vor Allem das rein akusti- sche Material, an welches die wissenschafdichen Fragen angeknüpft werden 582 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stirn morgan« sollen, in gehöriger Weise abgrenzen and mit bestimmten Namen bezeichnen müssen , damit wir in Zukunft sofort wissen , um was sich die Frage dreht, und yor jedem möglichen principiellen Irrthum und Zweifel sicher ge- stellt sind. a. Die menschliche Stimme. Ihr Verhältniss zur Sprache. Bisher haben wir bei nnsern Untersuchungen an selbstfabricirten Instro- menten sowohl, als am ausgeschnittenen Kehlkopf nur Tone hervorgebracbt. aber noch nichts, was den Namen Stimme verdient hätte. Tone an sicii sind rein physikale Phänomene, mögen sie erzeugt worden sein, wo und wie sie wollen: Stimme dagegen ist immer ein Lebensakt, nach Pierer (Üe Andeutung des innern Lebens für den Gehörsinn (anderer lebender Weäeoi. also nicht bloss der Inbegriff der mittels des Durchströmens der Lufi durch die Kehle entstehenden Töne (Liskovius), oder gar nur der Schall. welcher entsteht, indem die Luft durch die verengte Stimmritze gestüSbco wird (Rudolphi), oder die den Stimmorganen innewohnende Fähigkeii zur Erzeugung von für Musik sich eignenden Tönen (Nehr)ich). Die Stiiunn ist also eine mittels des Respirationsorgaris unterhaltene, zunächst durch die tönenden Schwingungen der Kehlkopfbänder hervorgerufene Aianifestatioo des thierischen Seelenlebens, welche, durch die atmosphärische Luft geleitel mittels des -Gehörorgans von andern hörenden und empfindenden Wesen aufgenommen wird. Sie ist daher ein Attribut aller in der Luft vorzugsweise athmender Geschöpfe, der Thiere sowohl, als der Menschen, vorausgeseui. dass sie keine für ihre Bedürfnisse geeigneteren Mittel besitzen, ihre fimpün- düngen der empfindenden Aussenwelt mitzutheilen, oder dass ihr Lebeuj- zweck überhaupt einer solchen Mittheilung zu seiner Erreichung bedarf. Im Allgemeinen besitzen daher nur der Mensch und die höher organisirtfo Thiere (die SäugethierCf Vögel und die meisten Amphibien) eine wirkliche Stimme; denn wenn auch einige Fische (mehrere Species von Trigla, Cottos, Sciaena, Pogonias u. s. w.) zu* gewissen Zeiten einen knurrenden Ton von sich geben, wenn auch sehr viele Insekten summen, zirpen und pipeu, so dürfen wir doch solche Töne und Geräusche nicht mit dem Ausdruck wirk' lieber Stimme bezeichnen , da allen diesen niedriger organisirten Thiercfl ein specifisches Stiramorgan abgeht. Im engern Sinne ist Stimme nur In» wirklich vorhandenen Lungen, bei einem selbstständigen, von der Bauch- höhle deutlich (wenn auch nicht immer durch ein Zwerchfell) abgegrenzten Thorax, und bei einem mehr oder weniger entwickelten Kehlkopf luog- lich , welche Organisation bekanntlich nur die genannten drei höher organi- sirten Thierklassen besitzen. — Fragen wir, welche Rolle überhaupt die Stimme im animalen Leben spielt, weldien Regungen und Bedürfnissen sie Ausdruck giebt, so finden wir, wenn wir die nächstliegenden ErfabrungfO zu Grunde legen, dass die Stimme im Allgemeinen das vom Schöpfer ein- gepflanzte Mittel abgiebt, die sogenannten leidenschaftlichen Emotionen, die Affekte des leiblichen und gemüthlichen Lebens zu äussern und auf grösst^^e Distanz andern hörenden Wesen mitzutheilen. Man kann nicht behaupte«, dass ein Thier eine um so ausgebildetere, umfangreichere, klangvollere udu melodisch abstufbarere Stimme besitzt, und dieselbe tim so häufiger hören lassen werde, je vollkommener es überhaupt organisirt ist. Ware dies der Fall, so mÜBSte das Pferd, die Katze, der Hund, Elephant, Affe u.s. «• ein weit vollkommeneres Stimmorgan besitzen, und beiläufig weit schöner Stimme und Sprache. 58S bingen koDoen, als etwa die Nachtigall, die ihren psychischen Aeusserun- gen und Thätigkeiten nach bekanntlich auf keiner hoben Stufe steht. Wer aber oft leidenschaftlich aufgeregt ist oder wird, wer überhaupt häufig auf irgend eine Att leidet, etwas auf dem Herzen hat, der begehrt zugleich et* WSL3 , sei es Nahrung, oder Befriedigung des Geschlechtstriebes, oder Unter- stutzung gegen einen feindlichen Angriff, sei es eine friedliche, freundschaft- liche Annäherung geliebter Angehörigen, oder sonst eine Kenntnissnahme Seiten Anderer. Die stärksten, eindringlichsten, modifbirtesten hörbaren Ausdrucke der Leidenschaften und Bezeichnungen der Lebensbedürfnisse finden wir daher unter den Vögeln, welche bei ihrer Lebensart den äussern Einflüssen am meisten ausgesetzt sind, daher auch mehr Bedürfnisse haben, und die Mittheilung derselben in der Regel auf weitere Strecken tragen müssen, als andere Thiere. Solche Thiere dagegen, deren Lebensart abge- schiedener, einförmiger ist, deren Umgebungen und Beschäftigungen sich wenig ändern, deren Bedürfnisse fast augenblicklich befriedigt werden, entbehren daher auch für gewohnlich der Stimme, weil sie dieses Mittels nicht bedürfen. Derselbe Mangel der Stimme findet statt, wenn diese, wie beim Maul^^oirf und andern Minirern, von der Aussen weit nicht vernommen werden würde. Die Fische vernehmen mittels ihrer Gehorwerkzeuge nur Fluidarschwingungen; ein ausgebildetes Stiinmorgan konnte ihnen bei ihrer -Lebensart ioi tropfbarflüssigen Medium gar nichts nützen. Beim Menschen verhält es sich im Allgemeinen ebenso, wie bei den hohem Thieren, vor den er hinsichtlich der Stimme als rein animalen Lebensaktes im Ganzen nicht sehr viel voraus hat. Der Mensch braucht seine Stimme zu gleichen Zwecken, wie das Thier, insoweit er selbst Tliier ist: er schreit vor Schmerz, Angst, Hunger u. s. w., er kündigt seine Bedürfnisse, die er selbst sich nicht allein befriedigen kann, durch seine Stimme an. Dies dauert wenigstens so lange, als er dazu noch keiner bestimmteren Zeichen, keiner Artikulationen, keiner Sprache bedarf. Sobald aber der Mensch dem Thier entwachsen ist, sobald sein Selbstbewusstsein erwacht, und er sich selbst denkt, dann genügt ihm die nackte Stimme als Mittel zur Mittheilung seiner innern Be- wegungen und Begehrungen nicht mehr, er schafft sich mit Hülfe der ihm dazu gegebenen Organe bestimmtere Zeichen, die Artikulationen der Stimme, die Sprachlaute, die nun weiter auch als Mittel zur Manifestirung des hohem, geistigen Lebens dienen sollen. Zwar haben die hohem Thiere, wenn wir sie in ihrer Gesanimtheit betrachten, auch eine gewisse Sprache, zwar finden wir fast jede in der natürlichen Sprache des Menschen vorkommende Artikulation der Stimme bei einzelnen Thieren mehr oder minder ver- nehmlich wieder*); immer aber sind es nur Rudimente einer Sprache, welche die einzelnen Thiere aufweisen können: eine wirkliche Sprache besitzt nur der Mensch; Er, welcher nicht nur, wie das Thier, wächst, empfindet, ge- niesst und sich fortpflanzt, sondern auch Gott erkennt und denkt, und eben deshalb des Worts, der Sprache bedarf. Die Stimme ist, wie Hegel sagt, die erfüllte Aeusserung der sicli kund' gebenden Innerlichkeit. Die für die bestimmten Vorstellungen sich weiter artikulirende Stimme, die Sprache giebt den Empfindungen, Anschauungen, Vorstellungen ein zweites, höheres, als ihr unmittelbares Dasein, überhaupt eine Existenz, die im Reiche des Vorstellens gilt. Die Stimme macht den •) Wenzel Entdeckungen über die Sprache der Thiere. Wien 1800. 584 rV« Beobachtungen und Yersoche am lebenden Stimmorgan. Innern tbierischen , sieb fühlenden , die Sprache den innern geistigen, aelbst- standigen, sich selbstdenkenden Menschen knnd. Die Stimme verhält sich demnach zur Sprache, wie Seele zu Geist, wie Natur zu Gnade. Bleiben wir jedoch in unsern physiologischen Schranken, und zerglie^ dem wir die Stimme und die Sprache in ihre pbysikalen Elemente, betrach- ten wir die Organe, durch welche dieselben dargestellt werden, so finden wir, dass die Sprache eigentlich nichts Anderes, als eine durch Terschie- dene Bildungs- tfhd Hemmungsmittel modificirte Stimme ist. Der rohe Stimmlaut, der tönende Luftstrom, wie er aus dem Kehlkopfe kommt^ wird im Ansatzrohr in ähnlicher Weise, bald auf diesem, bald an jenem Orte, ein- geengt, dirigirt oder zeitweise ganz unterbrochen, wie es mit dem tonlosen aus den Lungen kömmenden Exspirationsstrom im Kehlkopf geschieht, und es wird jenor auf diese Weise in den Spracblaut verwandelt. Das Nähere über die dabei stattfindenden Vorgänge werden wir jedoch erst in der fol- genden Abtheilung dieses Werks genauer betrachten. Gegenwärtig masseo wir uns einstweilen mit den Andeutungen begnügen, dass sich zwar bei keinem Menschen, der seiner Sprachorgane bereits vollkommen mächtig ist, ein scharfer Unterschied zwischen Stimme und Sprache machen läast, weil jeder aus dem Kehlkopf aufsteigende Ton erst durch die sprachlichen Artiknlationsorgane gehen muss und von denselben bereits diejenige Modi- fikation erhält, die ihn zum artikulirten oder zum Sprachlaut erhebt, dass wir aber pichtsdestoweniger Stimme von Sprache unterscheiden mös- seti, weil ein Sprachlaut noch nicht Sprache selbst ist, sondern diese erst durch eine gewisse vom Verstand geleitete Verbindung von Sprachlaaten zu Silben und Worten als hörbaren Sprachzeichen oder Sprachelementen mög- lich wird , wobei das specifische phonatorische Element nicht einmal unum- gänglich erfordert wird. Wir sind hier genothigt, abermals einige wesent- liche Distinktionen zu maichen. b. Laute, Tone, Klange. Diese drei Begriffe werden sehr häufig mit einander verwechselt, ja, um die Konfusion vollständig zu machen , wird sogar oft Stimme mit dem einen oder dem andern dieser drei verschiedenen Dinge zusammengeworfen. Bei Beurtheilung von Gesangsleistungen kommt es oft vor, dass kein Unterschied zwischen schöner Stimme und schönem Tone gemacht wird : aber derselbe Kritiker*), welcher letztern Irrthum ausdrücklich, und zwar mit Recht rügt, bezeichnet den Ton der Menschenstimme als eine Art von Klang, ob- wohl schon vor ihm sein Kollege Marx**) ziemlich richtig die gedachten Begriffe von einander gesondert hat Bindseil***) fügt den genannten ohne Noth noch den Begrifl; Hall und Gall hinzu, und ist über die Definition von Schall und Ton nicht bestimmt genug. G. Weberf) verwechselt Klang mit Ton, und macht keinen Unterschied zwischen Laut und Schall. In ähnlicher Weise könnte ich noch mancherlei ähnliche Unsicherheiten und Verwirron- *) Kehrlich, die Gesangsknnst n. s. w. LeiprJg 1841. S. 105 nnd 94. **) Die Kunst des Gesangs. Berlin 1826. §. 6. 7. 13. '^**) Akustik. Potsdam 1837. §. 10. 11. Dessen Abhandlangen sur allgemeinen ▼ergleichenden Sprachlehre. Hamburg 1838. I. §. 5 — 7. f) Versuch einer geordneten Theorie der Tonsetzkunst. 3. Aufl. Mains 1830. L TheU. §. 1---5. Laute, Tone, Klange. 585 gen hinsichtlich der in Rede stehenden Schallnianifestationen anfuhren, doch mag es an den erwähnten genügen. Unter Laut pflegen wir im Allgemeinen ein hörbares, mittels des Stimm- oder Sprachorgans hervorgebrachtes Phänomen zu verstehen , mag es sonst Eigenschaften* haben, welche es will. Selten kommt es vor, und jedenfalls ist es, iim Konfusion zu vermeiden, nicht nothig, dass man von Lauten todter Korper spricht. Diese geben verschiedenartige Schalle, Geräusche oder Tone von sich, aber keine Lai|te. £ben so wenig wollen wir die aus-* serhalb des Stimm- und Sprachorgans im menschlichen Korper erzeugten Schallphänomene, wie t, B. die Herz- und Gefässgeräusche, die Intesti- nalgeräusche , die in der Glottis des Sphincter ani gebildeten Tone mit dem Ausdruck Laute Bezeichnen , sondern bei diesem Worte immer an eine hör- bare Manifestation des physischen, nicht des leiblichen Lebens denken. Demnach haben sogar nicht einmal alle im Gebiet des Stimm- und Sprach- organs auftretenden hörbaren Phänomene Anspruch auf die Ehre dieser Be- zeichnung. Namentlich bleiben ausgeschlossen alle Geräusche und son- stige mit Schall begleitete Vorgänge, welche die Entfernung irgend eines die hohem Funktionen, zunächst eben die Lautbildung, störenden Hindernisses, z. B. zähes Schleimes oder anderer fremden Körper beabsichtigen, welche Aen Ein - oder Austritt der respiratorischen Luft an einer über dem Kehl- kopf liegenden Stelle verzögern (das Schnarchen), so wie andere nur auf üheler Angewohnheit beruhende Geräusche. Wir unterscheiden die Laute zunächst in artikulirte und unartiku- lirte. Artikulirt erscheint jeder menschliche Laut, der bei offenem Munde und sonst gesundem Stimm- und Sprachorgan von einem vernünftigen, sei- ner Sinne mächtigen Menschen gebildet worden ist, mag er zu einem kon- kreten Zwecke (Stimme oder Sprache) dienen sollen oder nicht. Unartiku- lirt nennen wir dagegen diejenigen Laute, welche entweder mit noch unent- wickeltem Organ ^Infantia), oder bei geschlossenem Munde, oder bei gewis- sen pathologischen , die Artikulation sehr erschwerenden oder völlig ver- nichtenden Zuständen der wesentlichen Sprachorgane, oder endlich bei durch heftige Affekte, Wuth, Tobsucht, oder auch durch angeborne Taubheit anfgehobener oder una'usgebildet gebliebener Herrschaft über die Artikulations- organe erzeugt werden , und zwar (wodurch eben diese Phänomene zu Lau- ton werden) in der Absicht, einen gewissen innern Zustand dadurch kund zu geben. Die artikulirten Laute unterscheiden wir in Stimmlaute und in Sprachlaute, obwohl der Unterschied hier zum Theil nur ein relativer ist. Am besten thun wir, wenn wir zwischen Stimmlaut und Ton (Stimmton) gar keinen Unterschied machen, wonach die artikulirten Laute also in reine Töne und in Sprachlaute zerfielen. Unter den letztern kommen zwar auch mehrere vor, die ohne Ton nicht existiren können, nämlich die Vokale, doch wird beim gewöhnlichen Sprechen dem phonatorischen Element nur so viel Geltung eingeräumt, als zur Vernehmung der eigentlichen Artiknla- tion , der einzelnen Sprachzeichen erforderlich ist, während beim Gesang das phonatorische Element, der eigentliche, reine Stimmlaut, der gehaltene Vokal zur vorzugsweisen Geltung gebracht wird, und die Artikulationen nur insoweit berücksichtigt werden, als zur begrifflichen Verbindung der einzelnen Stimmlaute oder Töne erfordert wird. Die Mehrzahl der Sprach- laute entbehrt des Tones oder der phonatorischen Mitwirkung der Stimm- bänder des Kehlkopfs ganz und gar; und wenn wir bei dem Ausdruck 586 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. „Laut^^ durchaus an ein mit einer gewissen Deutlichkeit und Klarheit das Gehörorgan treffendes Phänomen denken zu müssen glauben, so wurde der Ausdruck Sprachlaut für die Consonantes strepentes und explosivae ein höchst ungeeigneter sein. Die ronenden Sprachlaute, die Vokale, sind die eigentlichen Träger der Sprache , dasjenige , was eben die" Spracht laut macht, dadurch, daes zu den artikulatorischen Funktionen des Ansatzrohrs die tonende Mitwirkung der Stimmbänder hinzutritt. Ueber alle diese sprach- lichen Gegenstände sprechen wir im nächsten Abschnitte genauer. Die Stimmlaute oder die Töne des lebenden, sprachfähigen Menschen sind es nun , die wir jetzt etwas genauer ins Auge und Ohr fassen müssen. Was unter Ton im Allgemeinen zu verstehen -sei, durch welchen Mechanis- mus er entstehe , wie sich die auf dem ausgeschnittenen Kf lilkopf erzeugba- ren Töne verhalten, das haben wir in frühern Abschnitten dieses Werks be- reits mitgetheilt. Aber der Ton des lebenden Organs, vom Menschen selbst als Ausdruck des innern Lebens hervorgebracht, muss jedenfalls etwas an sich tragen, das ihn von andern Tönen unterscheidet Dass dies wirklich der Fall ist, darüber sind alle mit gebildetem Gehörorgan begabten Sänger und Hörer einig; und auch diejenigen Physiologen, welche am ausgeschnittenen Kehlkopf experimentirt haben, werden eingestehen müssen, dass zwischen dem Ton des todten und dem des lebenden Organs ein bedeutender Unter- schied ist. Nur wollen wir diesen Unterschied nicht in übernatürlichen Din- gen suchen, wollen nicht uns dem bisher leider immer noch sehr verbreite- ten Wahne hingeben, dass die sogenannte Seele sich unmittelbar dem Tone mittbeile und mit ihm gleichsam hervorströme, dass demnach auch alles, was am Tone seelisch ist, über alle Definition und allen Ausdruck erhaben sei , weil es eben nicht mit den gewöhnlichen Sinnen begriffen wer- den könne, und was dergleichen Faseleien mehr sind. Freilich ist ein cvti anima gesungener Ton ein anderer, als ein kalter, seelenloser; aber der Un- terschied liegt hier nicht in einer mystischen Durchdringung des Tones mii dem Spiritus oder dem Imponderabile der Seele, sondern lediglich in einer verständigern, umfänglichem, kurz künstlerischen Benutzung aller zu Ge- bote stehenden materiellen UülfsnHttel zur Erreichung des den gegebe- nen Verhältnissen angemessensten ästhetischen Effekts. Die sogenanule Anima des Gesanges wird und muss sich eben so sicher in durchaus mate- rielle oder physikale 'Elemente zerlegen und auf diese Weise handgreiflich demonstriren lassen, als es dem Chemiker gelungen ist, den Spiritus und Aether gewisser tropfbarer Flüssigkeiten zu isoliren, kondensiren und zu binden *). An sich wäre also der Ton des lebenden Menschen von dem des todten Körpers durchaus nicht verschieden, wenn es möglich wäre, im todten Körper alle die physikalen Bedingungen, Zustände und Bewegungs- Kom- plexe und Kombinationen in gleicher Vollkommenheit herzurichten, wie es im lebenden Körper (beziehendlicb des gebildeten Sängers) ungezwungen *) Hiernach mag man die Definition beurtheilen, welche N ehrlich (Gcsanjis- koDst S. 94) vom Gesangtone giebt und welche so lautet: Der Ton der Menschen- stimme, eine im Augenblicke des Aultretens lebende, so wie Leben anregende, sclbst- ständigc Erscheinung, ist ein aus innerer Selbstthatigkeit geschaffener Klang, der vermöge seines in ihm sich bewegenden Lebens, so wie seiner Selbstthatigkeit uns bestimmt, sein Dasein ganz von dem ihn erzeugenden Körper , so wie von allen ihn irgendwie bedingenden räumlichen Verhältnissen unabhängig zu betrachten. Laote, Tone, Klänge. }87 und gleichsam Ton selbst vor sich geht. Da dies aber nimmermehr in seiner YoIlstaDdigkeit zu erreichen möglich sein wird, so. wird auch immer ein gewis- ser Unterschied zwischen den von lebenden Organen erzeugten Tonen und den der von todten Kräften intonirten Instrumente wahrzunehmen sein. Der Hauptunterschied zwischen den Tonen des lebenden und den des todten Organs entsteht dadurch ^ dass ersteres über alle die Bewegungsor- gane, welche durch ihr verschiedenartiges Zusammenwirken die tönenden Schwingungen der betreffenden festen und (tropfbar oder elastisch) flüssigen Theile erzeugen und nach Umständen modiflciren, frei gebieten kann, dass OS seine volle Selbstbestimmbarkeit besitzt; während in letzterem jene Be- wegungsorgane todt, d. h. nicht mehr seJbstthätig, nicht mehr durch eigene, ihnen inwohnende Kontraktilität in ihren Dimensionen veränderlich sind, und daher nur voii fremden , von aussen kommenden Reizen und Kräften, also passiv, in ihren räumlichen und mechanischen Verhältnissen moditicirt werden können. Alle Mittel , die wir am ausgeschnittenen Kehlkopf ange- wandt haben, um z. B. die willkührliche Kontraktion des M. vocalis nachzu- ahmen, sind immer nur sehr unvollkommene und einseitige NSthbehelfe, und in ihrer Wirkung mehr oder weniger unsicher und trügerisch. Das wich- tigste, von Harless entdeckte Mhtel, durch einen galvanischen Strom ton- gerecht aufgespannte Muskeln zu kontrahiren (S.558), lässt sich begreiflicher Weise am ausgeschnittenen Kehlkopf nicht mehr in Anwendung bringen. Yerhältnissmässig am wenigsten treten die Unterschiede zwischen den Tö-^ uen des lebenden und den des todten Organs hervor, wenn man bei ge- schlossenem Munde Töne erzeugt, und so die Artikulation fast ganz ab- schneidet. Man erhält auf diese Art den Ton des Sprachlautes M. Alle Töne des ausgeschnittenen Kehlkopfs haben eine ähnliche Klangfärbung, zumal wenn man demselben ein Ansatzrohr von etwa dem menschlichen gleicher Länge, das nach oben sich etwas verengt, anfugt. Sobald aber bei nur eini- gerroaassen geöffnetefn Munde, ohne dass man an den Artikulationen irgend eine absichtliche Bewegung erzeugt, ein Ton angegeben wird, so erscheint derselbe bereits artikulirt, als der Sprachlnut A, welcher daher auch der reine, natürlichste, ungefärbte Stimmton ist. Kein Ton des ausgeschnittenen Kehlkopfs zeigt diese Eigenschaft in nur einigermaassen erkennbarem Grade. Aus diesem Grunde ist auch der Vokal A derjenige, auf welchen die ersten Gesaugübungen vorgetragen werden, und welcher überhaupt beim Gesänge die Hauptrolle spielt, weil er am reinsten klingt: es ist der eigentliche Nor- Diallaut des Menschen. Das Weitere über denselben s. im nädlisten Haupt- abschnitt. Jeder Ton klingt, er hat seinen bestimmten Klang, d. h. er hat in Ver- gleich mit einem aadefn Tone von gleicher Höhe (oder Schwingungszahl) t*twas an sich, wodurch er sich von diesem andern Tone unterscheidet, wo- durch er seine Qualität, seinen Charakter bekommt. Vergl. S. 284. Wenn Dun auch in vielen Fällen die Aehnlichkeit zweier gleich hohen Töne so gross sein dürfte, dass wir wenigstens vom physiologischen Standpunkte keinen loterschied aufzustellen berechtigt sind , so kommen dafür in andern Fäl* len selbst für gleich hohe Töne eines und desselben lebenden Stimmorgans 80 erhebliche Unterschiede in dem, was wir eben Klang des Tones nannten, zur Wahrnehmung, dass wir hiernach die ganze Tonreihe eines Individuums m gewisse Abtheilungen oder Register zu bringen genöthigt werden, eben so wie wir dies bereits n)it den verschiedenen Tönen des todten Kehlkopfs 578 Ilt. Anhang: Tone der Mundlippen. genauerem Nachgebt dieser Phänomene gelangte ich zu der Ansiebt, da» überhaupt diese hohen und höchsten Töne, beim Hörn muudstück etwa yodI oder c^ an, durch einen andern Mechanismus erzeugt werden, als die tiefeni. und dass jene Unreinheiten, die sich denselben (den hohen Tonen) so oft kr mischen, als Interferenzen zu betrachten sind, hervorgerufen durch gleieli- zeitige Schwingungen einzelner kurzer Lippenpartien mit dem den tiefen Tönen angehörigen Mechanismus. Freitich gelangen mir jene hohen uud hucL- sten Töne mit einem blossen Metallring nur unvollkommen, wohl aberUi Anwesenheit eines, wenn auch kurzen, wenigstens etwas konisch sieb ver- engenden Ansatzrohrs, wie z. B. das Hornmundstück eins darstellt Wti.: es mir daher auch noch ni-cht gelungen ist , das Verhalten der Lippen dab'! genauer zu beobachten , so kann ich doch schon soviel als fast gemsa br faaupten, dass dabei die Glottis verhältnissmässig lang, spaltfi)rmig ist, uci mit Zunahme der Schwingungszahl an Länge abnimmt, dass sie ferner dak: nicht von den Schwingungen der Glottiszonen ausgefüllt oder geschloss^i^^ erscheint, sondern zum grossen Theil offen bleibt, und sich ungefähr so dar stellt, wie die Glottis des ausgeschnittenen Kehlkopfs, wenn auf ihrT(>i>' des 5. Registers oder sogenannte Falsettöne gebildet werden. Es Scheiben als' dabei offenbar nur die Ränder der Glottis zu schwingen, und zwar sekandar. während die eigentlichen primären, tonangebenden Schwingungen in derGl)'* tisapertur selbst gebildet zu werden, also den L u f 1 1 ö n e n anzugehören schei- nen. Jene Interferenzen , die bei'Anwendung des isolirten Mundstücks itDDi'^ einen beträchtlich tiefern Nebenton geben , werden jedenfalls, wie die von ua^ bisher an andern Apparaten und am Kehlkopf beobachteten, durch aafscbU- gende Schwingungen der seitwärts zunächst der Glottis liegenden Mund^palt- partien hervorgerufen. lieber das Verhalten dieser Phänomene bei läng'^ ren Rohransätzen s. w. u. 6« Die Funktionen des Ansatzrohrs, mag es kurz oder lang sein- lassen sich etwa folgen dermaas^n bestimmen. Zuerst wirkt das Ansaixrolir als klangverstärkender Resonanz- und Konsonanzapparat, die hineingt-bla- senen Töne werden voller, klangreicher, und erhalten ein besseres Tiinbn'. das sich zunächst nach den Dimensionen des Rohrs und nach der Dicke mui dem Material der Wandungen desselben richtet. . Zweitens w^ird der Tonuffi' fang vermehrt, einmal in die Tiefe, d. h. die Lippen werden befähigt, tiehi« Töne zu bilden, als ohne Ansatzrohr ihnen bei Vermeidung anderer Vfr* tiefungsmittel möglich ist,* sodann in die Höhe, indem, wie unter No. 5 be- merkt wurde, durch Anfügung einer mittönenden Luftsäule ein ganzes, neu'N klingendes Register von höhern Tönen ermöglicht, wenigstens sehr erleich- tert wird. Drittens wird durch das Ansatzrohr die Unsicherheit der Mud^^' stück töne beseitigt, sie werden gleichsam anspruchs fest gemacht dadurri« dass der tönende, in das Ansatzrohr geblasene Luftstrom in demselben Loi>' gitudinalwellen von gleicher Schwingungszahl hervorruft, welche unter al«'' Umständen fest und sicher stehen , während die Lippentöne lediglich dun'' die vom* Willen abhängige Kompression der Lippen provocirt werden or.'^ daher zahlreichen Oscillationen unterworfen sind. Das Ansatzrobr fungi^* hier in ähnlicher Weise, wie der Pendel oder Cylinder an der Uhr, eskom- girt dabei etwaige Schwankungen der Lippenschwingungeu dadurch, da.^ es dieselben sofort in seinen nächsttiefern Eigenton umstimmt, derdaH^' einmal gebildet, ohne Schwierigkeit festgehalten werden kann, \\ahrfi'' auf dem isolirten Mundstück alle Toustufen sukcessiv von der tiefsten bö T5ne mit Mundstack nnd Ansatzrohr. 579 zur höchsten erzeugt werden können, tonen von denselben bei angesteck* tem Aosatzrohr nur diejenigen , welche in letzterem auch durch andere Mit- tel als Longitudinal - oder Knotentone erzeugt werden können. Die nähern akustischen .Verhältnisse derselben gehören nicht hierher. Ich wiederhole nur noch, dass jeder Ton des Hornes und der andern Messingblasinstru- roente , so wie der Ophikieide , mögen sie aus einer Tonart gehen , aus wel- cher man will, primär als Zungentqn auf den mit dem Mundstück bewaffne- ten Lippen des Bläsers erzeugt, und durch das Rohr des Instruments, sobald er mit einem Eigentone desselben zusammenfällt, in seiner Schwingungszahl nicht verändert wird; nur wenn der Primärton zwischen zwei Eigentonen des Rohrs liegt, wird derselbe in den« tiefem der letztern uifigestimmt; ausser- dem werden, wie schon erwähnt, die Lippen des Bläsers durch das Ansatz- rohr befähigt, noch einige" tiefere Tone hervorzubringen, als ohne Ansatz- rohr ihm möglich sind, so wie auch das hohe oder Falsetregister mit An- satzrohr leichter anspricht. 7. Die Selbstständigkeit dieses hohen, dem Falsetregister des Kehlkopfs vergleichbaren Registers tritt beim Mitgebrauch des Ansatzrohrs besonders deutlich hervor durch die Interferenztone, welche sofort den Hauptton begleiten , sobald die Lippen die zu ihrer Erzeugung erforderliche Dispoai- tion nicht rein und sicher treffen und festhalten, sondern ein- oder beider- seitlich von der kleinen legitimen Stimmritze noch eine falsche Stimmritze entstehen lassen , in welcher sich primäre Zungenschwingungen bilden , die dann einen l Oktave tiefern Ton geben. Es gehört keine grosse Uebung dazu, um hier absichtlich Oktaven blasen zu können, deren Abstand von ein- ander allerdings hier durch die Kuot^^nbildung gesichert zu werden scheint. Man kann dieses Tonphänomen sowohl mit ganzer Exspiration, als auch durch blossen Muudluftdruok erzeugen, in welchem letzteren Falle der Ton freilich nicht lange gehalten werden kann. Weitere Versuche haben mir ge- lehrt, dass das in Rede stehende hohe Register etwa da beginnt, wo das Gegenscblagregister aufhört. Amphotere Töne scheinen hier nicht zu existi- ren. Ich vermag auf dem Hornmnndstuck das letztere Register bis b ' zu treiben; die hohem Töne, die ich darauf zu erzeugen fähig bin, gehören offenbar dem hohen oder Falsetregister der Lippen an. 8. lieber den Mechanismus der tiefen Interferenztöne bin ich noch nicht völlig im Klaren. Denn auch die gewöhnlichen Gegenschlagtöne werden oft von tiefen Interferenzen .begleitet. Es fragt sich nun, ob letztere nach demselben Mechanismus gebildet sind, als diejenigen , welche die hohen Fal- settöne begleiten. Die Interferenzen der Gegenschlagtöne können nur durch aufschlagende Schwingungen bewirkt werden. Aber die die Falsettöne in- terferirenden Nebentöne könnten wohl auch durch Gegenschläge entstehen. Es sind daher weitere Untersuchungen erforderlich. IV. Beobachtungen und Veisuche am lebenden Stimmorg^. Stimmlaute. Wir haben diese , eigentlich am nächsten von allen liegenden , Beobach- tungen bis zu Ende unserer phonoJogischen Untersuchungen aufgespart, weil ohne Kenntniss der bisher von uns vorgeführten phonischen Erscheinungen und Gesetze auch die Befähigung fehlt, am lebenden Organ wissenschaft- 37* 590 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan» eeogen, als er mittels des Bereichs seiner eben gedachten ßrasttone, also mittels seines Brustregisters zu erreichen vermag, so ist er dies allerdings im Stande, aber wir boren dabei nicht nur, dass dabei eine gewisse Veräo- derung im Mechanismus der Tonerzeugung eintritt» sondern auch, dass der dadurch erzeugte Ton einen ganz anders gefärbten Klang hat, dass dabei nicht der volle Athem verwendet wird und gar nicht verwendet werden darf, dass nicht alles, was bei den Brusttonen in Schwingungen versetzt wurde, jetzt zu schwingen scheint, dass dergleichen Töne nicht mehr diD Eindruck des Vollständigen, Naturwüchsigen, Kräftigen machen, sondern eher an etwas Krankhaftes, Schwächliches, Gezwungenes, Unfreies erin- nern; denn wir vernehmen Töne, die in Vergleich mit den Brusttonen sich nar noch wie Tonfragmente verhalten, den offenbar etwas fehlt, was jeut Töne besitzen, und die fast keine andere Berechtigung zum Gesänge ha- ben , als eben ihre Höhe , die bekanntlich ungefähr eine Oktave iiber die des Brustregisters getrieben werden kann , aber auch dann auf einen Punkr kommt, wo der Ton so eingeengt und reducirt erscheint, dass er eben auf- hört, Ton zu sein. Dies ist das zweite Hauptregister der menschlicbeo Stimme, die sogenannte Fistel-, Falset- oder Kopfstimme mitihrf mehr oder weniger gehoben. Genaueres hierüber werden wir erst in der folgenden Hauptabtbeil ung dieses Werks vorbringen können. Alles dieses muss aber der Beobachter wissen und fortwährend berück- sichtigen, wenn er bei seinen phonischen Experimenten die Veränderungen des Kehlkopfstandes nach ihrem Werthe als Modifikatoren des Tones genaa abschätzen will. y. Spielraum des Kahlkopfs. Eine wichtige Funktion des menschlichen Halses ist jedenfalls die, eine freie Schieuenfläche für die Bewegangv^n des Kehlkopfs darzubieten. Beim Menschen wird geradezu der ganze disponibele Halsraum für diese Bewegung in Anspruch genommen. Fangen wir den Hals mit der vorhin bezeichneten Kehlfalte an, und lassen wir ihn mit der Incisur des Brustbeins aufboren, so finden wir diesen ganzen über 3 " langen Raum zur Bewegung des Kehl- kopfs benutzt. Denn beim tiefsten Athemholen und bei Erzeugung der tief- sten Brusttöne sinkt der Kehlkopf so tief, dass oft selbst vom Arcus cricoi- deae nichts mehr gefühlt werden kann, und beim Schlingen steigt er so hoch, *) Bei Selbstbeobachtungen, die man vor dem Spiegel anstellt, fixire mau mii den Angen die Spitze der Nase und der beiden Ohrläppchen . bringe erstere mit den letzteren in eine gerade Linie, und halte diese möglichst fest: so wird man xiein- hch sichere Messungen anstellen können. Pbaenomenologie. Kehlkopfrtand« • das« das Poinuni hinter der KehlfalUi verBchwindet, was einen Spielraan voo etwa 2'\ oder eincfr filevation ond einer Depreseion von je 1" Tom Nullpunkt ab entapricht Bedenken wir nun, daaa die ganze Luftrqhre im erschlafften Zustand nur etwa 4V laoig ist, so müsste uns diese bedeutende Beweglichkeit fast unbegreiflich vorkommen, wenn wir nicht annehmen^ dass ausser der Luftrohre auch die beiden Bronchien eine entsprechende Ausdehnung sulassen; abgesehen von dem Einfluss, den die Niveauande- rungen des Zwerchfells unter Umstanden auf die Luftrohre u. s. w. ausüben können. Erwägen wir ferner die grosse Verschiedenheit, welche bei der Halslänge der einzelnen Individuen stattfindet , so leuchtet uns sofort auch der grosse Unterschied im Spielraum des Kehlkopfs ein, sowie die Bedeu- tung , welche die Halslänge eines Individuums für dessen phonische Befähi- gung haben nfuss. Denn bei einem langen Halse kann der Kehlkopf seinen Nullpunkt weiter über- oder unterschreiten, als wo der Hals kurz ist Da nun aber die Auf- und Niederbewegung des Kehlkopfs ein tonabstufendes Mittel ist, wie wir bald genauer einsehen werden, so wird auch ein langhal- siges Individuum caeteris paribus im Besitz eines weiterreichenden Tonab- stufungsmittels sein, als ein kurzhalsiges. S* Kehlkopfstand im Allgemeinen. Wir sprachen oben von einem Null punkte des Kehlkopfs, womit ^r die Stellung oder Lage dieses Organs bezeichneten, welche es bei ruhiger, leiser Athembewegung annimmt und behauptet. Wir verlegten diesen Punkt behufs der anzustellenden Messungen des Kehikopfstandes in die grosste Konvexität des Kehlkopfs, oder des Pomum Adami, der Prominentia cartil» thyreoideae. Die Lage dieses Nullpunkts am Halse bestimmen wir, indem wir den Abstand desselben entweder von der Incisura Sterni oder vom ge- wölbtesten Theile des Gaumens messen. Bei mir beträgt ersterer Abstand 2" 2 bis 5'", letzterer etwa Z" 6 '. Wegen der bei der Exspiration fast im- mer vorhuidenen Bewegung des Brustbeins nach oben ist es rathsamer, den Nullpunkt und die Abweichungen von demselben lieber nach dem Abstände des Pomum vom Gaumengewölbe, (natürlich bei gleichbleibendem Stande des Kopfes) zu bestimmen, als nach dem Abstände vom Brustbein. Wir nannten ferner diesen Nullpunkt des Kehlkopfs den statischen, weil wir noch von einem andern Null- oder Indifferenzpunkt des Kehlkopfs zu spre- chen haben, welchen wir den phonischen nennen wollen, durch den wir den mittlem Spannungszustand der Stimmbänder und überhaupt die gegenseitige Lage der Kehlkopfthcile bezeichnen, welche bei Angabc der mittlem Töne, in welchen sich das Stimmorgan bei der gewöhnlichen Sprache bewegt, stattfindet; bei welcher also sowohl das Ligam. cricothyreoideum als auch die Ligg. phonioa sich auf ihrem mittlem , einander kpmpen sirenden Span- nungsgrade befinden, bei welcher keine Aktion der kleinen Stimmmuskeln des Kehlkopfs einseitig vorherrscht. Dieser phonische Nullpunkt des Kehl- kopfis ist also kein sichtbarer oder direkt mit dem Zollstab messbarer , son- dern ein nur hörbarer, durch Messen und Vergleichen der Schwingungs- zahl bestimmbarer, und fällt meistens mit einem Standpunkte des Kehlkopfs zusammen, der einige Linien unter dem statischen Nullpunkte dessel- ben liegt. Für manche Bestimmungen und Erörterungen wird es ferner nicht unan- gemessen sein, einen phonischen und einen aerisehen oder inspiratorischen M6 IV. Beobachtungen und Versnche am lebendien 8timmorgan. Keblkopfstand zu unterscheiden, obwohl eine atrenge Definition beider nicht gut möglich ist. Der phouische Keblkopfstand richtet sieh nach der pbnniachen Weite der GJottis und nach der Schwingoagszahl dea be- absichtigten Tones : seine Hohe steht im Allgemeinen und bei gleichbleiben- dem Register in geradem Verbaltniss zur Höhe oder -zur Schwingnngszahl des Tones. Der aerische Standpunkt des Kehlkopfe wird zunächst Ton der Quantität und der Tension der inspirirten und gegen die Glottis beweg- ten Luft bestimmt. Je tiefer behufs einer voraussichtlich viel Luft und Span- nung konsumirenden Tonreihe inspirirt wird, desto tiefer fallt and stellt sich der Kehlkopf, mag der erste zu leistende Ton ein tiefer oder ein hoher sein. Je mehr Luft dagegen im Verlaufe der Phonation verwendet worden ist und je mehr deren Spannung sinkt, desto mehr steigt der Kehlkopf, auch wenn die Schwingungszahl des zu gebenden Tons fallt: es ist demnach der aerische Standpunkt vom phonischen in dieser Hinsicht unabhängig. Der aerische Standpunkt des Kehlkopfs scheint zunächst von der Lage des Zwerchfells bestimmt zu werden , das bei tiefem Einathmen auch üUt, beim Ausathmen steigt. Er muss womöglich vom Gaumengewolbe ab gemessen werden, weil das Sternum bei diesen Stimmphanomenen stets merklich ge- hoben wird, sobald die Inspiration eine tie^ ist, wahrend es natürlich bei allmälig ausgehender Luft wieder auf seinen Null- oder IndifTeienzpankt zurücksinkt, und denselben sogar überschreitet. Endlich ist die Stellung des Kehlkopfe am Halse , abgesehen von aller Hohe und Tiefe, eine mehr oder weniger laxe oder fixe, das heisst, der Kehlkopf lasst sich bald leicht, bald schwer aus der Mittellinie des Halses seitwärts verschieben. Dieser Fixationsgrad des Kehlkopfs steht im Allge- meinen mit dem Tensionsgrad der expirativen Luftsäule in geradem Yer- hältniss, während er vom Standpunkt des Kehlkopfs zum grossen Theile unabhängig ist. Im Allgemeinen fallen jedoch hohe Fixationsgrade mit einem tiefen Standpunkte des Kehlkopfs zusammen, weU zu jeder ausgiebigen Hals- muskeloperation ein grosseres Volumen Anspruchslüft erfordert wird, bei dessen Fassung der Kehlkopf immer eine tiefe Stellung einnimmt. c. Tone bei geschlossenem Munde, zunächst Brusttöne. ' Wir beginnen unsere speciellen Betrachtungen und Auskultationen mit den der Artikulation noch nicht unterworfenen , bei geschlossenem Munde, also bei noch ganz ungestörten mechanischen Verhältnissen der Halsorgane erzeugbaren Tönen , damit wir erst das Einfache kennen lernen , bevor wir zum Komplicirterem fortschreiten. Giebt man einen tiefen, möglichst genau dem phonischen Nullpunkt ent- sprechenden Ton sehr piano bei gewöhnlicher Respirationsthätigkeit und bei geschlossenem Munde an, so wird man Folgendes wahrnehmen. Der Kehlkopf, zunächst das Pomum, das wir immer, wo nicht das Gegentheil bemerkt ist, als Index annehmen, erhält bei Eintritt oder Einsatz des To- nes einen kleinen Ruck auf- und ein wenig vorwärts , ohne sonst von sei- nem statischen Nullpunkt erheblich abzuweichen. Die beiden Schildknorpel- flügel scheinen einander ein wenig genähert zu werden. Während des Tö- nens treibt sich die Bedeckung der Excisura thyreoideae etwas auf, und theilt der leise aufgelegten Fingerspitze die Vibrationen der hier anprallenden to- nenden Luftsäule mit. Die Dimensionen des Ansatzrohrs werden dabei nicht merklich geändert, das Zungenbein behält seinen mittlem Abstand vom Po- Fhaenomenologie. Tone bei geachloasenem Munde. * SM mam , es nähert sich aber letzteres dem ersteren, sobald der Tou länger ge- halten wird: sonst ist jedoch nirgends eine das Mittel oder den Indifferenssa- stand überschreitende Mnskelaküon wahrzanehmen , der Kehlkopf steht lax nnd ist leicht seitlich verschiebbar. Einen solchen Ton, s. B. As, vermochte ich nicht über 10 — 1-2 Sekunden zu halten. Die Nasenlöcher wurden dabei in ihren Dimensionen nicht erheblich geändert. Wenn ich nun von diesem Tone aus bei gleicher Luftteusion , nach einer neuen, nicht tiefem Inspiration, eine Oktave aufwärts gehe, zunächst stu- fenweise, in nicht zu langsamem Tempo, etwa in Zeit von 2 Sekunden, so ruckt das Pomum ebenso schriHweise in die Hohe, etwa 2 — 3 Linien hoch, zugleich etwas vorwärts; der vom Unterkiefer begrenzte Raum wölbt sich nach unten ^ und die untere Kehlfurche rückt etwas herab und merklich vor- wärts, sowohl dem Kinn als auch dem Pomum entgegen , so dass das kleine Kehidreieck sehr verkleinert wird. Während es anfangs (auf dem phoni- scben Nullpunkt) i" 2*" in seiner Länge gemessen hatte, so maass es jetzt Dur noch 9 — 10'", war also 4 — 5'" kurzer, sein Neigungswinkel zum Horizont dagegen schien um mehrere Grade grosser geworden zu sein. Noch deutlicher tritt dieser ganze Vorgang zu Tage, wenn man den Kopf etwas hoher hält, als wir oben als Normalhaltung angegeben haben, wo sich die Orts Veränderun- gen des Zungenbeins sowohl als des Kehlkopfs besser sehen und fühlen las* sen; am deutlichsten aber, wenn man boi oben erwähnter Kopfhaltung den tiefen nnd den 1 Oktave hohem Ton abwechselnd einigemale hintiereinan- der, immer jedoch mit gleicher Luftgebung, bei gleichbleibendem Piano, an- giebt Man bemerkt dabei auch, dass die obere Halsgrube sich für den hohen Ton etwas vertieft, und die Nasenflügel für den tiefen Ton sich heben. Die bei dieser Tonerbohung stattfindenden Muskelbewegungen sind , so- weit sie sich objektiv nachweisen lassen: 1) Fixirung des Zungenbeins über- haupt durch kombinirte Aktion der hintern Heber des Zungenbeins und der beiden Herabzieher desselben, um einen festen Ausgangspunkt für die Zug- Wirkung der beiden M. hyothyreoidei zu gewiwien; 2) Vor- und Aufwärts- zug des Zungenbeins gegen das &inn durch angemessene Verkürzung der Mm. geniohyoidei u. s. w.; 3) Hebung des Schildkorpeis und durch diesen des ganzen Kehlkopfs mittels der Mm. hyothyreoidei; 4) angemessene Kon- trak'tion der Mm. cricothyreoidei, um den Abstand der beiden Insertions- punkte der Stimmbänder nicht kürzer werden zu lassen , was sonst die iso- ürte Aktion des M. hyothyreoid. leicht bewirken konnte; 5) Kontraktion des M. laryngopharyngeus, um die Schildknorpelflügel einander zu nähern, den Kehlkopf von hinten aus zu heben , und den Pharynx in einer seiner noth wendigen Verkürzung angemessenen Spannung zu erhalten; 6) bei eini- germaassen längerer Haltung des hohen Tones eine schwache Anspannung des M, stemocleidomastoideus, die bei einigem Crescendo des Tones stär- * ker wird , obwohl, wie ich ausdrücklich bemerke, das Sternum und die Cla- vicula nicht merklich gehoben wird; endlich 7) Einwärtsziehung der epi- gastrischen und mesogastrischen Gegend, wobei die Längenfurche ersterer sichtbar wird, und die ganze Bauchwand sich abplattet. Tbätig sind dabei von den Exspirationsmuskeln der Rectus abdom., der Oblique descendens and Transversus, doch nur in massigem Grade, ferner der Serratus anticus major, insofexn er als Fixator der unterp Apertur des Thorax wirkt, und der Zugkraft des Oblique descendens auf diese Weise einen Anhalt giebt, vergl. S. 27 und 64. MS lY. BeobachtangeD und Versuche am lebenden Stimmorgan. Diese Muakelaktionen sleLen so ziemlich in geradem Verbaltnias zur Schwingungszabl des geforderten Tones, so dass sie also um so mehr ai»- tragen , je hoher der Ton ist. Was die behufs des hohen Tones (as) erforderliehe Luflqnantitat und Lufttension anlangt, so lasst sich auf dieselbe , wie ich denke, ein nicht un- sicherer Schlnss aus der Zeit ziehen, durch welche man diesen Ton halten kann. Wahrend ich, wie schon erwähnt, den Tiefton As mit der Loft, die durch eine normale, mittlere Inspiration eingesogen wurde, nur etwa 10 — 1:2 Sekunden sicher aushalten konnte , vermochte ich den 1 Oktave höhern (as) bei sonst gleichen Verhältnissen etwa 18 — 20 Sekunden zu halten, ohne dass er unsicher oder schwankend wurde. So wie man nun ans der Zeit, die eine Flüssigkeit zum Ausfliessen braucht, auf die Grösse der Aosfiuss- offnung einen ziemlich sichern Schluss ziohen kann , so vermögen wir wohl auch aus den eb^n mitgetheilten Beobachtungen den Schluss zu ziehen, dass bei dem tiefen Tone die Stimmritze weiter, als beim hohen geofi&iet sein muss. Doch wir müssen noch mehr beobachten, bevor wir an die innern Vorgänge gehen können. Bei den bisherigen Versuchen suchte ich den Tensionsgrad der expirati- ven Luft so schwach, als für die Tonbildung möglich war, zu nehmen , und durfte dabei auch, am nicht unter den statischen Nullpunkt zu gerathen, nur mit gewöhnlicher Luftquantität operiren. . Jetzt wollen wir mit mehr Luftvorrath ezperimentiren , weil wir mehr Kraft auf die phonischen Vor- gange verwenden wollen. Die Kehlkopfstellung wird hier eine gemischte, sowohl phonische, als aerische. Auch nach einer ziemlich tiefen inapiratioo kann ich einen um den phonischen NuUpunkt liegenden Ton, z. B. A, B, bei guter Disposition so piano oder vielmehr pp einsetzen, dass der atatische Nullpunkt dabei vom Kehlkopf kaum unterschritten wird, doch hat dieser Einsatz meist seine Schwierigkeit , obwohl man dabei -den Vortbeil hat, dass man auch mit dem Tone tiefer herabsteigen kaim, als bei einer von Anfang tieferen KehJkopfstellung. In der Regel aber stellt sich der Kehlkopf nach einer tiefen Inspiration auch tief, d. h. tiefer, als nach einer seichten, und zwar beträgt dieser Unterschied etwa so viel, als bei ^vorigen Versuchen der Abstand zwischen dem tiefen und dem eine Oktave höhern Tone betrug, so dass letzterer Tön, z. B. a oder as auf den stalischen Nullpunkt zu stehen kommt, während bei ersterem (As) das Pomnm etwa 4 Linien unter den sta- tischen Nullpunkt sich stellt. Doch hängt es immer vom Grade des Pianu ab, ob gerade der gedachte Ton oder ein etwas tieferer dem statischen Null- punkt entsprechen soll. So kann ich nach tiefer Inspiration noch recht gut das H oder B auf den statischen Nullpunkt bringen. Wenn ich nun nach einer tiefen Inspiration von diesem H Qder B auf- wärts bis h steige, so kann ich dieselben Muskeloperationen dabei beobach- ten, wie bei den vorigen, mit gewöhnlichem Inspirationsluftbetrage ange-* stellten Versuchen. Bei gehöriger Ruhe bleibt hier die Mitwifkung des Muse, sternocleidomastoideus fast ganz ausgeschlossen , ebenso ist an den Unter- leibsmuskeln nichts Ausserge wohnliches zu beobachten; nur das kleine Kebl- dreieck zeigt die bekannte Reduktion , welches überhaupt bei allen phoni- schen Abstufungen den wichtigsten Maass^tab abgiebt. Der Kehlkopf steht dann etwa 4 — 5" über Null, oder auf + 4 bis 5, Desgleichen rückte er für c — c * von + 2 bis auf + 6. Dieses c * war beiläufig der höchste Ton, den ich mit dem ßrustregister bei geschlossenem Munde piano angeben Pbftenomenologie. Töne bei gescblosMoemMande. konnte: ea war nur schwer ohne Tremolo su halten und ermüdete die be- theiltgten Muskeln. Nach unten ruckt beim Absteigen des Tons der Kehlkopf sammt dem Zungenbein, dessen Abstand yom Schildknorpel dabei nicht merklich verän- dert wird, von c, H oder B (als phonischeni Nullpunkt, welcher je nach der Anspruchsfahigkeit des Organs wechselt) bis F oder bei guter Disposition E und selbst D , natürlich alles Piano , nicht in gleichen Schritten. Die ers- ten Schritte sind klein, die mittlem grosser, der letzte ist sehr gross, und betragt bei mir gewohnlich so viel , als die bisherigen zusammengenommen. Der tiefste phonische Kehlkopfstand, dessen mein Organ bei guter Disposi- tion (z. B. frühmorgens) iahig ist, betragt 1 " 3 bis 5'" vom Sternum ab, oder — 10 bis 12'". Dieser Betrag giebt zu obigen + 6 (bei c') addirtdie Summe von 1" 4" bis 1" 6 " als die Grenzen, innerhalb welcher sich mein Kehlkopf im Brustregist« r piano bei geschlossenem Munde zu bewegen fähig ist. Diese 16 bis 18 Linien entsprechen etwa 20 halben Tonen (von E bis c^): es kommt also durchschnittlich 0,8'" bis 0,9'" auf einen hal- ben Ton. Allein die Bewegung des Kehlkopfs lässt sich bei einiger Uebung derge- stalt der Willkühr unterordnen , dass man befähigt wird , ausser dem eben angeftthrtcn Umfang der phonischen Bewegung dieses Organs auch inner- halb eines sowohl engeren als auch weiteren Raumes dieselben phonischen Leistungen, ebenso piano wie die vorigen, auszufuhren. Ich für meinen Theil vermag, wenn ich will, d. h. wenn ich den Kehlkopf in seinem freien Laaf, den ich immerbin als das normale Verhalten ansehen mochte, durch den Einfluss meines Willens hemme , die eben angeführte Scala innerhalb des Raumes von etwa 4 — 5'", d. h. von 1" 3" Sternalabstand bei E, bis 1" 7"' — S'*' Abstand bei eis* ausführen, so dass der Nullpunkt noch bei weitem nicht erreicht wird, und auf 1 halben Ton nur V4'" kommt. Bei dieser Manier steht die Zunge natürlich weit tiefer, als bei jener, und der Eingang zur Mundhöhle ist sehr erweitert. Desgleichen vermag ich die obern Tone bei einem sehr hohen Kehlkopfstande, der sich jedoch von d — d* wenig zu ändern braucht, z.B. bei 3" bis 3 7^" Sternalabstand auszufuhren, während freilich von d an für die tiefern Töne der Kehlkopf in um so grös- sern Sprüngen fällt, bis er eben so tief kommt, wie vorhin. Diese Bahn er- giebt eine Lange von 2", ist als mindestens V2" länger als die erste, von unsals normale oder mittlere angekommene^ und etwa fünfmal so lang, als die vo- rige. Hier ist bei den hohen Tönen der Eingang zur Mundhöhle fast ganz verstopft, das Ansatzrohr sehr verkürzt, der Ton zwar hell, aber leer und dürftig, wahrend er bei der 2. Manier, wo der Kehlkopf immer unten blieb, dumpf und hohl, auch etwas voller klang. Man kann aber auch, wenn man die für die eben gedachte erweiterte Kehlkopf bewegung den Glottismecha- nismus, der jenen hohen Kehlkopfstand zu Wege brachte, auch für die tie- fern Töne beibehalt, das Fallen des Kehlkopfs sehr beschranken, so dass derselbe, nachdem er etwa bei G oder Fis auf den statischen Nullputikt ge- langt ist, bis zum tiefsten Ton nur bis auf etwa — 4 oder 5 gelangt. Diese tiefen Töne, welche beiläufig bis zu Anfang der Contra-Oktave gehen, klin- gen sehr leer, dünn, und zeigen genau das Timbre des sogenannten Stroh- oasses. Wir wollen diese verschiedenen Manieren , welche ganz unverkenn- bar an die Timbres Garcia's erinnern, im nächsten Kapitel, wo wir die bei offenem Munde erzeugten Töne untersuchen) genauer besprechen.^ C04 IV. Beobachtangen und Versa che am lebenden Stimmorgan. Jetzt wollen wir die Veränderungen beobachten, welche eintreten, ^irenn man bei vollem Athem einen piano oder pp eingesetzten Ton schwellt, also d en Mechanismas des Crescendo , Messa di voce , sforzando (sforzato) und anderer Tonyerstärknngen untersuchen. Der Mund bleibt immer noch geschlossen. Wenn ich mit massig vollem Athem einen auf dem phonischen Nallpmikt liegenden Ton piano einsetze, und dann allmälig schwelle, so steigt der Kehlkopf, sobald ich ihm freien Lauf lasse, nebst dem Zungenbein, das dabei seinen Abstand vom Schildknorpel kaum ändert, mit Zunahme des Luftdrucks herab, um sich bei Wiederabnahme desselben, sowie der vor- handenen Luftquantitat, also beim allmäligen Ausgehen des Athema, wieder auf den vorigen hohem Stand oder selbst noch etwas hoher zu stellen. Der Betrag des Raums, den der Kehlkopf dabei durchläuft, hängt von der Stel- lung ab, die der Kehlkopf bei Einsatz des Tones annahm. War dieselbe eine verfaaltnissm assig hohe, was ziemlich so viel bedeutet, als: wurde der Ton sehr piano eingesetzt, so beträgt das Stück, um welches der Kehlkopf dabei herabsteigt, mehr, als wenn der Kehlkopf sich schon von Anfang auf einen tiefern Punkt am Halse stellte. Ist durch eine sehr tiefe Inspiration der Kehlkopf schon für einen gewissen Ton so tief gestellt worden, als letz- teres Stufe überhaupt erlaubt, so findet beim Crescendo kein weiteres Ver- tiefen des Kehlkopfstandes statt. Wohl aber steigt in solchen Fällen der Kehlkopf über seine anfangs eingenommene Stellung, wenn der betreffende Ton bis zum Ausgehen des Athems gehalten wird. Diese Veränderungen der Kehlkopfstellung geschehen etwa in einem Bereiche von 4 — 5' '. Im Allge- meinen fallt der Kehlkopf beim Schwellen tiefer, piano eingesetzter Tone mehr, als beim Schwellen hoher Tone. Doch kommt es dabei auch auf den möglichen Grad der Ton Verstärkung an. Am meisten lassen sich die um den phonischen Nullpunkt herum und die zunächst hoher liegenden Tone mit Kehlkopf Vertiefung schwellen, während der tiefste Brustton, der einem möglich ist, nur piano gegeben werden kann, also auch keine Schwelliing zulässt, offenbar weil dabei schon der Kehlkopf so tief steht, als er bei den gegebenen Verhältnissen überhaupt in tonfähiger Weise herabsteigen kann. Wie Eoch der Kehlkopf von einem Mittelton bis zu einem hohen , z. B. von c bis c^ steigen soll, hängt immer von der vorhandenen Luftqnantitat ab, mit der operirt wird, so wie von der Zeit, in welcher der Uebergang zum hohen Tone bewirkt wird. Wenn man mit vollem Athem rasch und mezzo forte die gedachte Scala aufsteigt , oder gleich von o nach c' springt, so rückt der Kehlkopf nicht so hoch aufwärts, als wenn man den An%ang langsamer bewirkt. Dies ist überhaupt ein allgemeines Gesetz. Je weniger noch Luft vorräthig, desto hoher steigt, den gegebenen Verhältnissen natür- lich entsprechend, der Kehlkopf. Es wird also letzterer auch steigen, wenn ein forte oder mezzo forte eingesetzter Ton allmälig ^ und mit abnehmendem Athem an Stärke abnimmt. Am interessantesten vnrd' der Fall , wenn man eine kurze Toufigur, z. B. einen Triller, längere Zeit, bis zum Aus- gehen des Athems, wiederholt. Hier steigt der Kehlkopf für den hohem Ton jedesmal etwas, und fallt für den tiefern, welcher Wechsel sfch bei jeder Wiederholung der Figur erneuert. Aber dabei lässt sich beobachten, wie der Kehlkopf neben dieser Auf- und Niederbewegung allmälig, mit Verminderung des Luftvorraths , in die Höhe rückt: er macht also gleich- zeitig zweierlei Bewegungen, ebenso wie die Erde, die sich fortwährend Phaenomenologie. Tone bei geschloMönem Munde. um ihire Axe dreht nnd dabei doch immer ein Stock fortrnckt. Hier sieht man mit einem Male und in ganz unverkennbarer Weise den Unterschied zwischen dem phonischem und aerischem Standpunkt des Kehlkopfs. Werden mehrere verschiedenstufige Tone hinter einander forte gegeben, so reduciren si^h die Kehlkopf bewegungen in einem dem Grad der Ton- stärke entsprechenden Verhältnisse ohne jedoch ganz 2u verschwinden. Nach einer ungefähren Schätzung kann diese Reduktion bis auf '/^ des bei Piano stattfindenden Betrags gehen. Der phonische Kehlkopfstand wird aber vom aerischen ganz absorbirt oder selbst überwältigt, wenn man einen tiefen Ton, z. B. A, H, piano ein- setzt nnd dann einen hohen , z. B. a, h , plötzlich forte folgen lasst. Hier kann beim hohen Tone der sonderbare Fall eintreten, dass der Kehlkopf nicht nur gar nicht steigt, sondern sogar merklich, etwa um 1 oder 2'" fallt Dabei werden sammtliche Fixatoren des Zungenbeins, die Herabzie- her natürlich mehr, als die Aufwärtszieher, angespannt, und der M. hyothy- reoideus zieht vom Schildknorpel aus, während der Geniohyoideus antago- nistisch und supplirend nach vorn und oben zieht. Beim Decrescendo steigt aber der Kehlkopf wieder aof die jenem Tone zukommende Stelle. • Aber hinsichtlich des übrigen Muskelmechanismus haben wir bei den ver- schiedenen Abstufungen der Stärke und Schwäche der Tone noch Manches zo beobachten. Wir haben hier zunächst die ausserhalb des Kehlkopfs lie- genden Hals- und die Unterleibsmuskeln in Betracht zu ziehen. Bei jeder einigerm&assfn kräftigen Phonation, wozu eine stärkere Kompression der zu exspirirenden Luftmasse der Windrohrs und der Windlade erforderlich ist, vermehrt sich der Umfangdes Halses dadurch, dass sich dessen Muskeln, wie es scheint, alle ziemlich gleichmässig, verdicken, straffer und hiLrter, nicht aber merklich kürzer werden, und dass die Luftröhre sich er- weitert Die Senkmnskeln des Kehlkopfs dagegen werden je nach der Ver- stärkung der Tongebung angespannt und verkürzt, wobei der untere Theil des Kehlkopfs hinterwärts gezogen wird , und der Ringkuorpel nicht mehr *8o deutlich gefühlt werden kann. Die Hebemuskeln des Kehlkopfs sind bei den tiefen Tonen, wo der Kehlkopf tief steht, immer erschlafft, mag der Ton piano oder forte gegeben werden , mag der M. sternomastoid. gespannt sein oder nicht. Ferner wird bei starker Tongebung die Thoraxbasis fixirt, die Flanken (untern Rippen) werden trotz der Exspiration mehr oder weniger dilatirt, und die obere Abtheilung des Unterleibes nimmt gleich- falls an Umfang und Konsistenz zu. Ueberhaupt wird die Auf- und Ab- wärtsbewegung des Kehlkopfs beim Hoher- und Tieferwerden des Piano- lones in der Regel von einem entsprechenden Heben (Vortreten , Wölben) und Senken oder Einziehen der Bauch wand begleitet, was man am Besten in sitzender Korperstellung an sich beobachten kann. Da nun die Bauchwand nur bei kontri^tivem Herabtreten des Zwerchfells vortreten kann, bei re- laxativem Steigen des Zwerchfdls sich einziehen muss , so ist dieser phoni- sche Kehlkopfstand von der Stellung des Zwerchfells unabhängig , indem der Kehlkopf Qich hebt, während das Zwerchfell sich senkt, und umgekehrt. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei ferner der M. Stern ocleidomastoi- deus. Man kann einen p oder mf eingesetzten Mittelton bis f schwellen, ohne dass letzterer Muskel dabei erbeblich (mehr als die andern die Exspiration fördernden Muskeln) anschwillt und hart wird : es lässt sich eine ganz schone ^essacUvoee erzeugen, wenn bei ausreichendem Luftvorrath der Druck auf 606 rV. Beobachtangen und Verflache am lebenden Stimmorgan. denselben gleicbmassig and allmalig dorch Komprimirang des Unterleibes^ ohne auffällige Fixirang der Thoraxbasis oder des Zwerchfellrahmens rer- stärkt wird. Erst wenn diese allgemeine oder gleichmassig vertbeilte Kom- pression bei abnehmendem und aasgehendem Athem nicht mehr znr Kom- primirang der Glottis hinreicht, tritt die specielle Aktion des Stemocleido- mastoideus deutlicher hervor. Es können natürlich hier viele ModifikationeL stattfinden, weil die Gewalt des Willens auf diesen Muskel eine sehr grosse ist, und man bei einiger Uebang denselben leicht von der Mitwirkung an- derer Muskeln isoliren kann. Im Allgemeinen ist er aber als ein wichtiges Mittel zu betrachten, einen begonnenen Ton zu schwellen, wenn andere Mittel dazu nicht mehr ausreichen , oder auch , wenn die Schwellung durch einen auf den nächsten Raum unter der Glottis direkt einwirkenden Seiten- drnck bewirkt werden soll. Es lassen sich iiberhaupt hinsichtlich der hier- her gehörigen Tonverstärkungen bei dem dazu erforderlichen Muskelmecha- nismus zweierlei Modifikationen unterscheiden. Bei der erstem werden die Exspiratlonsmuskeln in ziemlich gleichmässig zunehmender Intensität zn- sammengezogen , ohne dass dabei der Zwerchfellrafamen sehr festgehalten odei^ gar erweitert würde, oder dass eine Fixirung desselben im Verlaufe der Exspiration neuerdings einträte. Der Exspirationszug geht hier mehr in der Längenrichtung des Körpers, dass heisst, die während der Exspiration stattfindende Verkleinerung des Thorax* und Unterleibsranms geschieht da- durch , dass die durch den Inspirationsakt aufgezogene Thoraxbasis dnrch die kombinirte Wirkung der an derselben sich inserirenden Bauchmuskeln nach unten und etwas nach der Mitte (oder nach hinten) gezogen wird. Dit* gewölbte Bauch wand wird dabei durch ziemlich gleichförmig vertheilte Kon- traktion des Rectus abdominis und der beiden Obliqui abgeplattet, wiihrend die Wirkung des Transversas weniger hervortritt Die Muskeln, welche die Thoraxbasis distendiren, sowie das Zwerchfell, sind dabei naturlich auch ak- tiv, aber nur in so ^eit, um die Kontraktion der Bauchmuskeln im gehöri- gem Maasse zu verzögern, und so den Druck, den letztere auf dieBauchor^ane und durch diese auf das Zwerchfell und die Langen ausüben , zu verstärken, je nachdem es die beabsichtigte Verstärkung des Tones erfordert Die Hals- muskeln, einschliesslich des Sternocleidomastoideus verhalten sich dabei ziemlich so, wie die übrigen Ausathmungsmuskela; sie werden auf der Höhe der Tonverstärkung etwas starrer und voluminöser, ala auf der Ab- nahme derselben , ohne jedoch mit ihrer Wirkung sonderlich hervorzutreten. Letzteres findet nur statt, wenn der von unten kommende Druck nicht mehr genügt. Dieser Mechanismus findet bei der gewöhnlichen Messadivoee and bei ähnlichen Tonverstärkungen während einer in nicht grossen Schritten sich bewegenden Passage statt Bei der zweiten Modifikation tritt die ver- stärkte Tension der exspirativen Luftmasse plötzlicher und gewaltsamer ein, es müssen daher auch neue Mittel dazu ins Werk gesetzt werden. Nehmen wir zum Beispiel folgenden Gang: Hier werden für das g die Flanken plötzlich durch Aktion des M. serratus antieus n. s. w. aufgezogen und dilatirt, das Epigastriam eingezogen und PhaeDÖmenologie. Tone bei geschlossenem Munde.- A07 hart: es wird also der Zwerchfellrahmen fixirt, und in den Seiten , weniger in der Mitte, weiter gemacht: dabei erscheint das Bpigastrium abgefl(kcbt nnd das Mesogastriom- stark einwärts gezogen. Während im vorigen Falle der ExspirationszQg mehr in der Längenrichtong vor sich ging, geht er hier mehr in der Breite vor sich: wahrend dort mehr der Rectus abdominis und beide Obliqui wirksam waren, tritt hier die Wirkung des Rectus und die des Oblique adscendens £ast ganz gegen die Wirkung des Transversus abdominis und des Oblique descendens zurück. Dass zu diesem Behuf die Glottis selbst- standig verengt werden muss, versteht sich nach dem, was wir schon früher (S. 62) iiber diesen Punkt gesagt haben, von. selbst Geschieht jene Opera- tion mit genugenden Luftmitteln, wie dies beim g (des 1. Taktes) offenbar der Fall ist, da ist keine sonderliche hervortretende Mitwirkung selten der Halsmuskeln erforderlich. Aber wenn die Mittel bereits abnehmen , wie zu Anfang des 2. Taktes der Fall pein durfte, da ist eine solche Beihülfe in der Re- gel wünschenswerth. Denn nachdem auf den Tonen (I.Takt) fis — H die aufge- zogenen Flanken allmälig herabgesunken und dasEpigastrium nebst Mesogas trium verengt worden ist, da lässt sich für das a des 2. Taktes ohne neue Inspiration schwerlich eine gleichergiebige neue Aufziehung und Fixirung der Thoraxbasis ausführen , sondern es müssen in der Regel Mittel eintreten, welche das Mangelhafte der thoracischeh und abdominalen Muskelarbeiten erganzen, und dies geschieht dadurch, dass die Ausflussmündung enger ge-^ macht wird, d. h. durch Starrwerden der Halsmuskeln, wodurch Kehlkopf und oberer Luftrohrenabschnitt eine Verengung von den Seiten her erleidet. Doch ist zu bemerken , dass die Kontraktion letzterer Muskeln , zumal des Sternocleidomastoideus , sehr in die Willkühr des Individuums gelegt ist, und dass ein Sänger bei einiger Uebung auch unter sehr kritischen Verhält- nissen ohne alle hervortretende Fixirung dieses Muskels singen kann. Für grosse Verstärkung des Tones wird jedoch wohl immer dieser Muskel, eben- so wie die übrigen Hülfsmuskeln des Respirationsaktes, in Anspruch ge- nommen. Ueßerhanpt kommt bei der Phonation für die Bewegungen des Kehlkopfs und seiner Umgebungen sehr viel darauf an, von welcher Stelle aus, und mit welchen Mitteln das Luftreservoir vorzugsweise komprimirt wird, ob diese Kompression eine mehr mittelbare, von unten kommende, zunächst auf die Lungenluft wirkende und durch dieselbe bis zur Luftsäule des Kehl- kopfs geleitete, oder eine mehr explosiv wirkende, durch transverselle Mnskelaktionen erzeugte, der ganzen Luftsäule eine kräftige Stossbewegung nach oben mittheilende ist, oder ob die Spannung der durch die Glottis strei- chenden Luft durch einen Seitendruck, durch Verengung der Ausflussrohre vorzugsweise erzeugt oder verstärkt worden ist. Wir haben es bei der menschlichen Stimme nicht mit einem starrwandigen Instrumente zu thun, sondern mit einem Organ, dessen Wände und einzelne Theile überhaupt einer sehr verschiedenartigen Bewegung fähig sind. Ein verstärkter Lufl- strom würde die Theile des Kehlkopfs, die davon am meisten getroffen werden , sofort in eine andere gegenseitige Lage bringen , würde selbst den ganzen Kehlkopf, eben weil er kein fixirtes Organ ist, aus seiner Stellung verdrängen, wenn nicht dieser Treibkraft eine andere entgegengestellt würde, durch welche die erstere Kraft erst in den Stand gesetzt wird, auf bestimmte Angriffspunkte einzuwirken, und die von ihr verlangte Wirkung in exakter Weise zur Geltung zu bringen. Je mehr diese den anzugreiienden Theil fixi» M6 rV*. Beobachtungen und Versuche mn lebenden Stimmoi^san. rende Kraft thatig ist, desto starker wird die angreifende Kraft selbst aas- fallen , und desto ergiebiger die Wirkung sein. Je mehr ferner die Winde oder Rander der Ausflussmundung einander genähert sind , und je weniger dieselben sich durch einen gewissen Seitendruck verdrängen laascn, desto weniger Kraft brauchen die die Luftsäule verdichtenden Orgaue aafzuweo- den, um caeteris paribus einen gleichen Effekt zu erzielen, während bei caet. paribus gleichem Kraftaufwand der Druckorgane der Effekt ein ausgiebigef sein muss. Eine genauere Analyse dieser Verhältnisse und die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen auf die innern Vorgänge im Kehlkopf werden später ihren geeigneten Platz linden. — Auch vom Staccato und andern Manieren, sowie von den schon bei geschlossenem Munde ebenso gut, ^rie bei offenem, möglichen ^andern Tonregistern (Strohbass, Kopf- und Fistei- stimme) wollen wir, um Wiederholungen zu vermeiden, erst in den nächsten Kapiteln das Nöthige vortragen. d. Tone bei offenem Munde. aa. Brusttöne, Brustregister. Durch das Oeffnen des Mundes wird manches am Mechanismus der bei ge- schlossenem Munde erzeugbaren Tonphänomene abgeändert, manches Nene ^hinzugefügt, auch durch den gestatteten Einblick in die Mund- und Schiand- höhle eine vollständigere Okularinspektion ermöglicht *). Was die einzelnen Tonphänomene anlangt, die wir jetzt zu betrachten haben, so legen wir denselben stets, wenn nicht das Gegentheil bemerkt wird, den Vokal A un- ter, lassen auch vorläufig alle konsonantischen Artikulationen bei Seite. *) Garcia (€ktzette hebdom. DL, No. 46. 1SÖ5) behauptet, im Stande xu sein, im Pharynx und Isthmus faucium einen fremden Körper längere Zeit su ertragen, ohne dadurch zum Brechen gereizt zu werden. Mittels eines- in jene Höhle gebrscb- ten Spiegels vermag er daher, wie er angiebt, das Bild der Stimmritze an&iifangeii, das er mittels eines zweiten aussen angebrachten Spiegels beleuchtet und betrachtet. Zur objektiven Beobachtung (durch eine 2. Person) besitzt letzterer Spiegel ehie kleine Oeffnnng. Aus den angeblic-ii zahlreicheu, auf diesem Wege gemachten Be- obachtungen hebt der Referent Segond die sich auf ^en Registerunterschied besie- heuden hervor. Die obern Stimmbänder, die Segond früher für das Organ des Falsets hielt, haben, wie er später erkannte, nur Einfluss auf das Timbre des Tons, während die untern Bänder allein die wesentlichen Tonwerkzeoge darstellen. Kr sah beim Uebergang aus einem Brustton in den 1 Oktave hohem Falsetton, dass bei Ersterem die Bänder sich mit ihrer nntern Fläche einander näherten und in ihn*r ganzen Tiefe schwangen, dagegn beim Falset erschlafften und sich nur mit ibiviB Rand berührten, während ihre seitlichen Partien durch den Luftdruck ungehindert aufgehoben wurden (que les r^plis se regardent par leur face iuferieure et vibreni dans tonte leur profondeur; dans le second (fausset) les replis se relacheut et ne «e regardent que par le bord, tandis que sur les- cotes les replis relachis sont leg^lt^ ment souleves par la poussee de Tair). — Ich habe zwar die Originalabhandlang Garcia's noch nicht erlangen können, weiss daher nicht, wie Garcia bei diesen angeblichen Experimenten verfuhr, was er dabei gesehen und was er nicht gesehen hat, aber ich habe gerechten Grund, an der Realität dieser Beobachtungen so langt' zu zweifeln, bis ich erfahren habe, auf welche Weise Garcia das Anlaufen dfs Spiegels beseitigt , wie er den Kehldeckel (der die Glottis dem selbst in die Gegend der Uvula durch den Spiegel versetzten Auge groäsentheils entzieht) nach Tom zieht, wie er die Taschenbänder auseinander hält, um das Schwingen der „seitlichen Pai^ tien der Stimmbänder" und das Schwingen derselben „in ihrer ganzen Tiefe** tu beobachten u. s. w. ' firosttone bei offenem Monde. Tooeinsatk* M§ Einsetzen des Tones. Man kann einen beliebigen Ton auf verschie- dene Art einsetzen. Die dafür üblichen Ausdrücke sind hier zumeist: scharf, märkirt, bestimmt u. s. w., oder (für das Gegentheil) schwach, matt» verwischt^ unbestimmt, gehaucht u. dgl. m. Bei jedem scharfen, be- stimmten Toneinsatz wird, wie wir spater noch genailer erörtern wer* den , die Exspiration auf einen Augenblick unterbrochen, jedenfalls also die Glottis (wie wir dasselbe auch am todten Kehlkopf beobachtet haben) ge- schlossen, welchem Schluss sich sofort die Schwingungsbewegung der Stimm- bänder anschiiesst. Dieser Kehlkopfschluss ist nichts zur Phonation aus- schliesslich Gehöriges, denn man kann nicht nur diesen Schluss beliebig Iftoge fortsetzen , bevor man den Ton folgen lasst , sondern man kann auch die Glottis sehliessen , ohne einen Ton bei deren Wiederoffnung folgen zu lassen. Ich bemerke hier übrigens beiläufig, dass Kehlkopfechlusa und An- halten des Athems nicht ein und dasselbe ist. Man kann die Glottis wahrend einer und derselben Exspiration mehrmals sehliessen , den Athem halt man dagegen nach vollendeter Inspiration an (man hält die Inspirationsmuskeln auf dem zn Ende der Einathmung erreichten Kontraktionszustand) , bevor man exspirirt, wobei man es völlig in seiner Willknhr hat, ob man die Glottis sehliessen will oder nicht. Die Stellung, welche bei und zu diesem Glottisschlufis der Kehlkopf annimmt, hangt zunächst davon ab, ob ein Toneinsatz dabei beabsichtigt wird, oder nicht Schliesst man bei massig weit geöffnetem Munde die Glottis nur des Versuchs wegen , so rückt der Kehlkopf in der Regel dabei ein wenig aufwärts, zuweilen ziemlich viel, wenn man die Zungenwurzel dabei — absichtlich oder zufallig: meist hat man es nicht ganz in seiner Gewalt — beträchtlich hebt 'Wiederholt man diesen Versuch mehrmals in einem Athem , so stellt sich der Kehlkopf für jeden neuen Glottisschluss etwas hoher, als für den vorigen. Die Excisur- gegend wölbt sich schon beim Glottisschluss, um sich bei der nächsten In- spiration wieder zu vertiefen. Schliesst man dagegen die Glottis , um wirk- lich einen Ton von bestimmter Schwingungszahl damit einzusetzen , so wird der Kehlkopf schon vorher auf die der beabsichtigten Höhe und Stärke des Tons angemessene Zone des Halses gestellt , und im Augenblicke des QloU Hsschlasses erhält er einen kleinen Ruck nach oben, und, sobald die Phona- tion beginnt, nach vorn , welche Haltung er nun so lange behält, als nichts an den mechanischen Vorgängen geändert wird. Geschieht der Glottis- schluss rasch und energisch , so muss der sich anschliessende Ton wenig- stens in den ersten Zeitmomenten auch stark und kräftig ausfallen: man be* zeichnet diesen Vorgang in der Musik mit dem Zeichen ^, das über die b^effende Note gesetzt wird. Von diesem Grrade an giebt es natürlich ver- schiedene Zwischenstufen bis zu dem schwachen, verwischten u. s. w. Ein- sätze , der einem piano oder gar mit einem Hauchlaut anzugebenden Tone vorausgeht Beim Piano rücken die Glottisränder nur sehr sanft einander ent- gegen, bis zu dem für den reinen Einsatz unumgänglich nöthigen Schluss der Stimmritze : für einen gehauchten oder mit dem Sprachlaut H einzusetzen- den Vokal dagegen bleibt die Glottis offen , und es nähern sich bloss die Glottisräuder so weit, als zur 'Bildung der stehenden Schwingungen erfor- derlich ist Weiteres über diesen Vorgang werden wir später bei der Physio- logie des Buchstaben H vortragen. Aber wir haben hier noch manches Andere zu berückgichtigen. Wir be- obachten, dass der Kehlkopf beim Einsetzen eines gewissen Tones, und 39 610 IV. Beobachtangen and Versuche am lebenden Stimmorgan. swar sogenannten Brusttons, bei einem und demselben Individaum, uod zwar ganz abgesehen von des Tones Stärke oder Schwäche, bald eine hohe, bald eine tiefe Stellung annimmt, wobei jedoch das Timbre and auch die Intensität und Grosse oder Fülle des Tones verschieden aas- fällt. Es ist auch eine ganz gewohnliche Erfahrung, dass ein ond das- selbe Individuum beim gewöhnlichen Sprechen, besonders im Dialog, die Töne auf eine ganz andere Art erzeugt, als im Gesänge, ja dass ea ancfa beim Gesänge oft, besonders beim Vortrag komischer Partien, beim soge- nannten Parlando u. s. w. die Töne mit einer ganz andern Klang färbang, mit anderer sogenannter Rundung oder Abgränzung, kurz, in anderer Manier prodncirt, als etwa beim Vortrage lyrischer und dramatisch giehal- tener Gesangstücke. Diese Erscheinung ist so gewöhnlich, nicht nur bei den französischen und italienischen Sängern und Schauspielern, sondern auch bei den deutschen, ja fast bei jedem Individuum, das sein Stimmorgan etwas mehr als gewöhnlich entwickelt hat, dass es nur zu verwundern ist, wie die- selbe von den Physiologen so lange übersehen oder ignorirt werden gekonnt hat In etwas dilettantisch gehaltener, wenig wissenschafUicher Weise haben zuerst Diday und P^trequin*), sodann Manuel Garcia**) ihre Aufmerksamkeit diesem Unterschiede derPronunciation der Töne zugewandt. Ersterc unterscheiden, zunächst für dasBrustregister, die gewöhnliche oder helle Stimme (voix ordinaire ou blanche), und die dunkele Stimme (?oix sombree); Garcia dagegen hat, wie wir bereits gesehen haben, die beiden hier wahrzunehmeiiden Modifikationen der menschlichen Bruststiuime als helles und dunkeles Timbre unterschieden , deren hörbare Charakten? wir nach seinen eigenen Angaben bereits (s. S. 59 1) mitgetheilt haben. Wir müssen , um Miss Verständnissen und Irrungen vorzubeugen, gleich beim Ein- gang unserer Untersuchungen über die Bruststimme des Menschen über diese beiden Modifikationen derselben das zu wissen Nöthige vortragen, damit wir die Grenzen des zu rekognoscirenden Gebiets uns zu eigen machen. Zuerst bemerke ich , dass die Verschiedenheit der beiden Modifikationen des Brustregisters erst hervortritt, sobald man mit offenem Munde Töne er- zeugt. Bei geschlossenem Munde tragen die ohne besondern Muskelzwang erzeugten Brusttöne alle einen und denselben Klangcharakter an sich, es lassen sich hier die zur Disiinguirung der beiden Varietäten erforderlichen Bedingungen nicht zur vollen Geltung bringen. Jedenfalls dürften aber die mit geschlossenem Munde erzeugten guten , ungezwungenen Brusttöne mehr zu dem sogenannten dnnkelem, als zum hellen Timbre zu rechnen sein, wie wir bald noch mehr nachweisen werden. Nur die hohen, bei •■\' 12 '" erzeug- ten Töne könnten zum hellen Timbre gerechnet werden, wenn bei geschlosse- nem Munde überhaupt von Helligkeit des Tons die Rede sein kÖnate. Da man nun bei geschlossenem Munde ausser den eben gedachten Tönen auch Fisteltöne erzeugen kann, aber nichts ^ was dem sogenannten Timbre clair völlig entspräche, und da, wie wir später einsehen werden, auch das Fistel- register , bei offenem Munde erzeugt , ein solches Timbre clair erhalten kann, sind wir, glaube ich, nicht berechtigt, aus dem Bereich der mit Timbre clair pronuncirten Töne ein besonderes , neues , selbstständiges Register au kon- struiren , sondern wir wollen {vor der Hand wenigstens) diese beiden Tim- *) Gazette m^cale de Paris 1S40. No. 20. ^ Eeole da ohaat. Paria 1840. Tome I. Bmsttone bei ofFftiem Munde. Timbres. 611 bres als ebenso viele Modifikationen sowohl dos Brust- als des Falsetregister^ ansehen, obwohl dieselben mit den ausser den genannten beiden Haaptre- giatern Ton uns oben aufgestellten Neben- oder Hülfsregistern der mensch- lichen Stimme in sehr naher Beziehung stehen. Die Tone des hellen Timbre gelingen im Allgemeinen besser, wenn der Kopf etwas höher, als unsere obige Bestimmung besagte, gehalten wird, wenn bei geradestehendem Korper nicht die Nasenspitze , sondern die Mund- spalte mit den Spitzen der Ohrläppchen in einer dem Auge gerade erschei- nenden Linie gehalten wird. Der statische Nullpunkt des Kehlkopfs stellt sich dabei (bei mir) auf 2'' 4 ' ' vom Sternum aus gemessen. Die Tone dos dunkeln Timbre dagegen lassen sich im Allgemeinen besser und ausgiebiger erzeugen, wenn der Kopf entweder in der früher als normal bezeichneten Stellung, oder sogar etwas tiefer gehalten wird, so dass Kinn und Kehlfalte horizontal zu stehen kommen. Der statische Nullpunkt des Kehlkopfs stellt sich dann etwa auf 2" 2"*- oder um 2'" tiefer, als bei voriger Kopfhaltung. Wenn nun bei einer oder der andern Kopfhaltung der Mund behufs eines Tonphänomens geöffnet wird, so fällt der Kehlkopf am Halse ein Stück herab. Dieses Fallen des Kehlkopfs hängt, wie man sich durch einen Blick in die Mund- hohle überzeugen kann , lediglich vom gleichzeitig (oder etwas vorzeitig, vor- her) stattfindenden Sinken der Zungen wurzel und des derselben alsBasis die- nenden Zungenbeins ab, und ist daher auch in verschiedenen Fällen verschie- den, steht jedenfalls nicht nothwendig im Verhältniss zur Mundoffnung oder gar zur Lage des Zwerchfells, sondern immer zum senkrechten Durchmesser des Isthmus, oder genauer des Abstandes des Zungenbeins von demDache des Fang- rolirs, der sich beiläufig je nach den einzelnen Sprachlauten sehr inodiöcirt. Giebt man nun einen tiefen Ton mit dem gewöhnlichen, dunkelem Tim- bre an, so stellt sich der Kehlkopf im Allgemeinen auf den Standpunkt, den er annahm, sobald derselbe Ton bei geschlossenem Munde producirt wurde. Während für den Ton F bei geschlossenem Munde der Kehlkopf sich auf — 3'" stellt, so rückt er bei massig (etwa 4'" weit) geöffnetem Munde für denselben jetzt als Sprachlaut A auftretenden Ton etwa auf — 4 '". Dabei tritt das Pomum etwas mehr vor , die Excisur wölbt sich und theilt der angelegten Fingerspitze das Gefühl der Vibrationen mit. Bei gut dis- ponirtem Organ vermochte ich noch den Ton £ bei dem Kehlkopfstande — 6 bis 6 '", und zuweilen D bei — 7 bis 8'" zu erzeugen. Alle diese Töne vermochte ich bei gleichbleibendem Register nur Piano oder Mezzoforte zu erzengen: eine Aenderung des Kehlkopfstandes durch Schwellen des •Luftstromes war daher hier kaum , höchstens beim F, wahrzunehmen. Von F aus höher im Tone aufsteigend waren allmälig mehr Gradationen mög- licli. Der statische Nullpunkt wurde vom Kehlkopf bei massig geöffnetem Munde und schwachem Anspruch etwa auf dem Tone f oder g erreicht, und bei den noch höheren Tönen bis d ^ wurde derselbe in der Regel allmälig um 3 — 4 '" überschritten , oft blieb aber auch der Kehlkopf bei schwacher Angabe dieser hohen Töne auf seinem Nullpunkte stehen. Der ganze Spiel- raum meines Kehlkopfs für das Brustregislern piano bei geöffnetem Munde beträgt also höchstens 12", also 4"* weniger, als bei geschlossenem, was jedenfalls zunächst darin seine Erklärung finden dürfte, dass das Zungen- bein bei geöffnetem Munde nicht so hoch auf- und vorwärts gezogen wer- den kann, als beim Verschluss des Mundes, weil es selbst für einige den Kiefer herabziehenden Muskeln als fesler Insertionspunkt dienen muss. 39» 612 VI. Beobachtungen ond Versuche am lebenden Stimmorgan. Am deutlichsten lasst sich das Steigen und Fallen des Kehlkopfs beobach- ten , wenn man eine Reihe von nicht zu nahe aneinander liegenden Tönen, etwa A, eis, e, a, cis^ einigemalep oder m/* und in massig schnellem Tempo so auf und abgeht, dass man jeden Ton mit festem Qlottisschluas einsetzt und bald loslässt. Man nennt diese Manier, die Tone zu produciren, Staccatu (von slaccare, losmachen, jloslassen: der gewohnlich dafür gebrauchte deutsche Ausdruck „gestossen^' ist wenigstens nicht richtig übersetzt), sobald dem Zeitwerthe des Einzeltones durch dieses Loslassen nur wenig, Stacca- tissimo, wenn ihm viel, etwa die Hälfte, davon entzogen wird. Bei jedem solchen Tonstoss wölbt sich die Excisur merklich , und die Seiten wände des Schildknorpels scheinen sich etwas einwärts zu ziehen, so dass auch die Ränder der Excisur und des ganzen kleinen Kehldreiecks etwas einander ge- nähert werden, lieber den weitern Mechanismus dieser, so wie der übrigen Manieren , die Tone mit einander zu verbinden , sprechen wir später mehr. Die übrigen sichtbaren Phänomene, welche bei Erzeugung schwachir Brusttöne mit gewöhnlichem Timbre zu beobachten sind, weichen von deu bereits früher (bei den Tönen mit geschlossenem Munde) angegebenen kaum ab. ISur sind die zwischen Kiefer und Zungenbein liegenden und letztirrea fixirenden Muskeln, weil sie den Kiefer eben halten müssen, und auch das Zungenbein seine Stellung fest behaupten muss, in entsprechendem Grade angespannt, während an den seitlichen Halsmuskeln keine erhebliche An- schwellung oder Fixirung zu bemerken ist, obwohl sich der M. steniocJei- domastoideus in der Regel einigermaassen kontrahirt, wenn der Ton von unten nach oben einen weiten Sprung macht. Im Allgemeinen haben die das Zungenbein und den Schildknorpel nach unten ziehenden Muskeln bei offenem Munde eine schwierigere Stellung, als bei geschlossenem, aber auch mehr, als die Hebemuskeln dieser Organe, weil sie immer, sobald der M. hyothyreoideus in Kraft treten soll , ohne dass das Zungenbein dabei seine horizontale Stellung verändert, einen Gegenzug ausüben müssen, damit nicht die Hebemuskeln das Ueberge wicht erhalten, und damit überhaupt das schwe- bende Zungenbein fixirt wird. Die Schwierigkeit wird hier noch vermehrt dadurch, dass der Knochen, von welchem aus gewisse Helemuskeln des Zungenbeins entspringen, ebenso in der Schwebe erst festgehalten werden muss, bevor er einen festen Punkt jenen das Zungenbein bewegenden Mus- keln darbieten kann , und dass wiederum das Zungenbein zum Unterkiefer in ein ähnliches Verhältniss treten muss. Die relativ festesten Punkte, von welchen aus ziehend die daran entspringenden Muskeln, wenn sie zoaam men wirken, das Zungenbein so fest halten können, dass von diesem wie- derum ein ergiebiger Heranzug auf andere Organe ausgeübt werden kann, sind der Processus styloideus (Fig 57 und 59), das Sternum, und das Schulterblatt, von welchen Knochen die Mm. stylohyoidei, die hintern Bäuche der Digas- trici, die Mm. sternohyoidei und omohyoidei entspringen. Sind diese 8 Mus- keln in Thätigkeit, so steht das Zungenbein fest, und es vermögen nun die vordem Bäuche der Digastrid, die Oeniobyoidei und zum Theil auch die Mylohyoidei den Unterkiefer herabzuziehen, und bei hinlänglidier Gegenwir- kung von Seiten der Hebemuskeln dieses Knochens (Masseter etc.) den Mund auf einer gewissen Oeffnung zu erhalten. Sobald nur eines dieser Muskel- paare in seiner Aktion etwas nachlässt oder vorwiegt, so ändert sich sofort das ganze Verhältniss, und es wird dann entweder der Kiefer oder das Zun- genbein aus seiner bisherigen Lage verrückt, weil nun die bezüglichen AnU- Brnsttone bei offenem Munde. Eehlkopfbeweg^ng. 61S gonisten nach Befinden stärker oder schwacher wirken musaen. Der Maase- ter und Mylohyoideus nebst Digastricus anticus, der Omohyoideus und Geniohyoideos (der andern Seite), die Digastrici und der Stemohyoidens stehen in einem solchen antagonistischen Verhältniss. Lasst der eine nach, 80 verstärkt der andere seinen Zug und umgekehrt. Jede Vermehrung oder Verminderung der Mundapertur muss eine Aenderung der Zungenbein - und somit auch der Kehlkopfstellnng zurFolgö haben, wenn nicht durch eine neue Mnskelthätigkeit kompensirend eingewirkt wird. Jede kleine Hebung oder Senkung des Kropfes oder Brustbeins ändert gleichfalls das ganze Verhält- niss, oder macht neue Muskelanstrengungen erforderlich, wenn das übrige Verhältniss aufrecht erhalten werden soll. Nimmt man nun noch die zwi- schen Zongenbein und Kehlkopf, sowie die zwischen diesem und dem Brust* bein liegenden Muskeln dazu , und erwägt man das durch dieselben mög- liche statische Wechsehrerhältniss zwischen Zungenbein und Kehlkopf; be- denkt man , dass mittels der Mm. hyothyreoidei beide letztern Organe bald zu einem festen Korper verbunden werden können, so dass der eine den Bewegungen des andern folgen muss, von welchen nach Umständen bald die des einen , bald die des andern die primäre oder die sekundäre sein kann, bald — bei Relaxation dieser Muskeln — beide Organe von einander wei- chen und jedes derselben seinen eigenen Weg gehen kann , dass ferner durch die beide Organe gleichfalls in verschiedenen Modifikationen nach hinten^ ond oben ziehenden Mm. hyo- et laryngopharyngei die Stellung jener so- wohl zu einander als auch zu den entferntem Organe verschiedentlich sich abändern lässt : so hat man eine ungefähre , aber immer noch nicht vollstän- dige, Einsicht in die fast unendliche Fülle von Varietäten, die bei der Lage und Fixation des Kehlkopfs am Halse vorkommen können. Gebe ich einen möglichst liefen Ton , z. B. E oder F an , so ist die verhältnissniässig grosste Relaxation der oberhalb des Kehlkopfs liegenden Muskeln vorhanden : bei hoben Tonen das Gegentheil. Der Kehlkopf steht dort so tief als er über- haupt herabtreten kann, die obere Kehlgrube ist vorhanden, die Kehlfurche ist zum Theil verschwunden, dafür treten die halbmondförmigen Falten auf, die sich von den Schenkeln und obern Ecken des kleinen Kehldreiecks seit- lich und aufwärts ziehen. Es findet also an diesen Stellen eine Einziehung oder Einengung des Kehlkopfs oder der hier liegenden Weichtheile Statt, was auf eine Retraktion des Zungenbeins und des Schildknorpels hindeutet. Auch die innere Kontur des M. sternpcleidomastoideus wird sichtbarer, und bei genauer Aufmerksamkeit auf die untere Halsgrube bemerkt man, wie sich der M. omohyoideus aufrichtet und verkürzt. Gebe ich nun die Oktave die- ses Tones (e oder f) an, so verschwindet die obere Kehlgrube, welche gleichsam ausgefüllt wird, die ganze Zungenbeingegend tritt mehr hervor, das kleine Kehldreieck reducirt sich, der Umfang des Halses in der Gegend zwischen Zungenbein und oberem Kehlkopfrand wird grosser, die untere Halsgrube wird durch den mehr vortretenden Omohyoideus planer, die un- tere Kehlgrube wird tiefer , der Sternocleidomastoideus dicker und härter. Besonders wahrnehmbar sind alle diese Veränderungen , wenn man vom tie- fen Tone unmittelbar in den hohen übergeht. Gehe ich noch hoher, etwa von e nach g und b nnd wieder zurück, so ziehen sich die Hebemuskeln noch mehr zusammen , die Kehlfalte bildet sich mehr aas, und rückt tiefer, das kleine Kehl dreieck fast ganz absorbirend, weil die darüber liegenden Muskeln verdickt und verkürzt werden; auch die seitlichen Halsmuskeln d4 IV. BeobacbtuDgeo and Versacbe aiu lebenden Sümaoorgan. werden mehr gespannt. Gebe ich von einem mittlem Tone meines Sliiiini- bereichs zu einem der höchsten, die mir mit Bruststimme möglich sind, z B. von f in beliebigen Stufen und bei massigem Luft vorrath 'nach f , und halte diesen hohen Ton piano eine Zeitlang, so rückt wahrend dieses Haltens das Zungenbein sammt dem angezogenen Schildknorpel nicht nur allmalig mehr aufwärts, sondern auch merklich vorwärts, so dass der Umfang mi-ines Hal- ses dadurch in dieser Zone zunimmt. Mittels' eines Tasterzirkels li^st sieb dieses Phänomen am besten nachw^eiseh. Natürlich werden dabei die Genio- und Mylohyoidei, je weiter der Zug geht, desto starker angespannt und ver- kürzt, auch die Sternomastoidei werden hart und fixirt. Gebe ich dagegen dieses f ^ sofort oder nach Vorausgang eines oder zweier kurzgehaltener tiefem Töne mit vollem Athem, also bei tieferm Keblkopfstande ao, so ver- mag ich ihn sin ul forte zu schwellen und ziemlich lange auszuhaiten, ohne dass dabei jene specifiscfaen Kehlkopfbewegungen eintreten. Der Kehlkopf bleibt aber tlzirt, und auch die Sternomastoidei treten in völlige Kraft; der Durchmesser des Halses ist in dieser Gegend einige Linien geringer, als bei voriger Manier. Ueberhaupt verhalten sich bei Crescendo und Forte die betheiligten Organe im Allgemeinen und für massige Grade ebenso , wie bei geschlossenem Munde. Aber bei offenem Munde ist natürlich eine viel aus- giebigere Klanggobung möglich, als bei geschlossenem: das eigentliche Forte und Fortissimo tritt erst jetzt ein. Dabei wird der Kehlkopf fast auf einem ziemlich gleichbleibenden , tiefen Standpunkt festgehalten , ohne jedoch dein Einfluss der Tonstufen sich ganz zu entziehen; alles, was Muskel heiast aber, unter und neben dem Kehlkopf ist gespannt, die Stimmfalteu sind markirter, als. vorhin, die Kehlfalten dagegen fallen wegen der starker hervortreten- den Anschwellung der Digastrici weniger in die Augen, desto mehr die Grenzfurchen für den M. sternocleidomast., der sich starker kontrahirt, da- bei sichtlich nach innen sich drangt und das grosse Kehldreieck verkleinert. Die untere Kehlgrube erscheint dadurch tiefer; am wenigsten verändern sich die obern Halsgruben. Alles ist voll und kompakt, das Volumen und der Umfang des Halses hat auf allen Zonen desselben erheblich zugenommen. Der Thorax wird in seinem Inspirationsaufzuge durch sammtliche Hülfs- muskeln (Serratus ant., pectoral. etc.) entweder einfach festgehalten , so dass die Bauchmuskeln kräftig sich zusammenziehen können , oder sogar für die nächsten Töne, wenn dieselben eine höhere Schwingungszahl bekomlnen und an Stärke nichts verlieren sollen,, in seiner untern Abtheilung verhält- nissniassig dilatirt, und dabei das £pi- und Mesögastricum einwärts gezo- gen; erst wenn die Tonstärke nachlässt, senken sich die untern Bippen ond die Bauchwand tritt wieder vor. Am anfTallendslen ist diese während der Exspiration eintretende Dilatation der Thoraxbasis und Einwärtsziehuug des Mittelbauchs, wenn ein p oder mf begonnener Ton plötzlich geschwellt oder stark gegeben wird (sforzato, rinforzato), besonders wenn es auf einer hö- hern Stufe geschieht; weniger bei der allmäligen Verstärkung eines and des- selben Tones. Wird ein Ton mit vollem Athem forte eingesetzt, und bald wieder abnehmen gelassen , so senken sich die untern Rippen ziemlich rasch, die Thoraxbasis wird schmäler, das Epi- und Mesogastrium tritt vor. Wer- den mehrere Töne in einem Athem hintereinander in dieser Weise (sforaando) gegeben, z. B. m X:^r. Brusttöne bei offenem Muod^. Mondinspektioo. Ctk 80 wiederholt sich für jeden foJgendeo Ton der Aufzag der Thoraxbarä, jedoch in einem der Abnahme [des Lnftvorraths entaprecheod abnehmen* den Verhält ni88. Bei der Manier dagegen , wo der Ton crescendo gestoaaen wird, ^ •<"*=;*= ^^ ^ ^ * _a ^^-^ oder ^i^^^r^ anterbleibt das Aufziehen der Tboribxbasis fast ganz, nur die obere Abthei- long der Banchwand zieht sich rasch einwärts, and die epigastrische Liittgen- farche bildet sich bei jedem Tonstosse sehr merklich; natürlich verschmä- lert sich in allen diesen Fällen das epigastrischc Dreieck mit jedem neaen Tone immer, mehr. Aber wir mässen nun aach in den M un d sehen, um die Bewegungen ken- nen zu lernen, welche die dem Auge zugänglichen innern Theile machen. Dass die Zangen wurzel bei tiefen Tönen tief, tiefer,« ais bei hoben, stehen muss, geht aus der hier äusserlich fühlbaren Tiefstelluug des Zungenbeins hervor. Dennoch hebt sich der Zangenracken für die tiefen Tone, während sich das Gaumensegel senkt, der Bogen des Isthmus sammt dem Zäpfchen mass daher eine tiefere Lage annehmen. Das Zäpfchen hängt dabei schlaff und lang herab, so dass der Stimmkanal oder die hintere Apertur der Mund- hoble verengt wird. Bei den hohen Tonen verhält sich Alles umgekehrt* Das Zäpfchen hebt sich, offenbar uor dte hintere Mundöffnung, den Isthmus ZQ erweitern, die Zunge dagegen, obwohl ihre Basis höher, als bei den tie- fen Tönen steht, senkt sich, wölbt sich sogar rinnenartig bei den höchsten Tönen aus, während das Zäpfchen durch Retraktion völlig geschwunden ist, und der Isthmus fast dreieckig erscheint. Bei den tiefen Basstöuen legt sich Isthmus und Zunge fast ganz gegeneinander, um die hintere Mund- apertur so klein und eng als möglich zu machen. Bei Piano wird überhaupt caeteris paribus die Apertur etwas kleiner, bei Forte weiter. Magendie's Behauptung, der Isthmus werde bei hoben Tönen enger, beruht auf einer optischen Täuschung. Nach Garcia stellt sich das Gaumensegel klappenartig * (sous forme de biseau) vor die Luftsäule, und bricht und theilt dieselbe in 2 Ströme, einen nasalen und oralen, die nach dem Neigungswinkel des Velum verschieden aasfallen müssen. Die (der des Kehlkopfs folgende) Bewegung der Zunge ist der des Gaumensegels entgegengesetzt: wenn letzteres sich wölbt, senkt sieh Znngenrücken und Kehlkopf, und der Isthmus wird oval; umgekehrt hebt sich die Zunge beim Senken des Velums bis zur Berührung. - Ist der Kehlkopf gesenkt, so dirigirt er die Luftsäule vertikal; ist er wieder aufge- stiegen, so kann er je nach der erhaltenen Hebelbewegung (diese ist nicht so variabel, als Garcia sich hier vorzustellen scheint) den Luftstrom gegen den Gaumenbogen, oder unter oder über denselben , oder ganz nach vorn gegen die Knochenpartie der Backenhöhle führen. — Letztere Behauptun- gen Garcia's bedürfen einer Berichtigung, insofern weniger eine Verschie- denheit in der Neigung des Kehlkopfs, als vielmehr der Zungenbasis, des Gaumensegels und des ganzen Kopfes eine Ablenkung des tönenden Luft- stromes bewirkt. Davon mehr später. — Von d an hebt sich (nach Garcia) das Velam für das dunkele Timbre, um endlich [bei steigender Tonhöhe] die Choanen ganz zu schliessen. Die Zunge vertieft sich, der Pharynx ist ver- längert und ausgehöhlt, die tönende Masse hat eine lange, in rechtem Win^ kel gebogene Form angenommen, der Ton ist rund, voll und bedeckt. Die S16 IV. Beobachtungen und Versuche Jtm lebenden Stimmorgan. Vokale e^ o (ferm^) und u (on) «eigen das dnnkele Timbre, i kann beide Timbres annehmen. Der 'Umfang des bei offenem Munde erzeugbaren Brustregisters piano oder mezzo forte mit dunklem Timbre beträgt kaum mehr, als bei geechlos- senem Munde. Nach oben ist die Grenze schwerer zu bestimmen , als nach unten. Sehen ruckt sie bei einem Bassisten, der F und £ erreichen kann, hoher als c^ — d^; die hohem Tone sind fast nur forte, d. h. dorch ver^ stärkte Lufttension zu erreichen. Ueber diese die obere Grenze dieaes Re- gisters erweiternden Töne sprechen wir geeigneter an einer spätem Stelie. Was die Masse der zu Brusttonen verschiedener Schwingungszahl erfor- derlichen Luft anlangt, so beobachten wir, dass sich hohe Tone länger forte halten lassen, als tiefe: letztere erfordern demnach caet par. mehr Luft, als erste re. Helles Timbr«. — Während beim dnnkelen Timbre der Kehlkopf im Allgemeinen eine tiefe Stellung am Halse einnimmt und behält, stellt sich dieses Organ für das helle Timbre hoher; Nach Gar cia steht der Kehl- kopf für den tiefsten Brustton etwas unter dem Nullpunkt (position de re- pos), dann steigt er mit dem Tone allmälig, bis er mit dem hochsteD Brost* ton gegen die Kinnlade stosst und eine merkliche Hebelbew^nng (nach welcher Richtung, wird nicht gesagt) erleidet, die man fühlen kann. Diese letzten (höchsten) Tone sind mager und gewürgt (etranglees), der Kopf be- wegt sich dabei etwas nach hinten, um die Hebung des Kehlkopfe zu er- leichtern. Der Pharynx erweitert sich für die tiefete'Note mehr, als im Ruhezustand; aber je hoher der Ton steigt, destomehr verengt sich jener, alle Theile desselben nähern sich , die Choanen stehen für die Luftsäule of- fen, gleichwohl geht die tonende Lufbäule durch die ihr vom Kehlkopf gegebene Richtung gegen den knöchernen Gaumen. Die Mundwinkel werden von einander entfernt. Vorzugsweise bieten die Vokale a, e, o, ouvert pro- nuncirt, das heUe Timbre dar, auchi (und ü) nach Umständen, während a (franz. ou) immer das dunkele Timbre zeigen solL — Die verschiedenen Stärkegrade der Stimme üben nach Gar cia keine merkliche Modifikation auf die Bewegungen der Organe aus. Umgekehrt ist es, sobald der Sänger die Klangfarbe verändert: wenn das helle Timbre dunkel werden soll, so hebt sich sofort der Gaumen , besonders wenn der Sänger die Stimme vo- luminös machen will. • Meine Beobachtungen und Versuche über das Timbre clair, das der voiz ordinaire oder blanche von Diday und Petrequin entspricht, haben wir etwa Folgendes gelehrt Der Kehlkopf steht hier im Allgemeinen für dieselben Tone hoher, als beim dunklen Timbre, etwa um 4'". Diesem höheren Standpunkte des Kehlkopfs entspricht der phonische Nullpunkt dieses Timbres. Dieser liegt gleichfalls etwa 4 — 5 Stufen hoher, als der des dunklen Timbres. Liegt z. B. der phonische Nullpunkt des letztern auf H, ^so liegt der des hellen Timbres etwa auf f. Aus diesem Umstand erklärt es sich, warum der sogenannte Sprechton vieler Individuen, namentlich solcher, die oft singen und ihr Organ überhaupt geübt haben , nach den Umständen seiner Hohe nach so sehr wechselt. Manche Bassisten sprechen ' nur im Timbre clair und werden deshalb auf das erste Anhören leicht für Tenoristen ge- halten , weil ihr Sprechton dem phonischen Nullpunkt ihrer gewöhnlicben Gesangsstimme nicht entspricht. BruBtlone bei offenem Munde. Timbre dair. «17 Wibrend ferner auf den statischen Nullpunkt des Kehlkopfs bei mir etwa das (piano angegebene) d mit dunklerem Timbre zu stehen kommt, erscheint daselbst das G mit hellem Timbre« Von hier aus fallt der Kehlkopf far die tiefsten Tone, die mit diesem Timbre möglich sind — wir werden sogleich sehen, dass dieselben weit tiefer, (bis in die Contra -Oktave) herabgehen, sls beim danklem Timbre möglich — etwa nnr noch 3 — 4'". Dagegen er- bebt sich der Kehlkopf vom statischen Nullpunkt an (O) fnr die hohem aod höchsten Töne« die hier möglich sind (etwa bis d^ oder e^) so hoch, als er überhaupt kann, also bis etwa 10 — 12'" über Null, so dass der ganze Spielraum des Kehlkopfs etwa 14 — 16'" betragt, d. h. einige Linien mehr, als der des dunklen Timbres, oder fast eben so viel, als der bei geschlos- senem Munde. £s durfte nieht unangemessen sein, einige bei diesen 3 verschiedenen Va- rietäten des Brustregisters beobachtete phonische Kehlkopfstande in .einer tabellarischen Uebersicht vorzufuhreq^ Das Zeichen 0 bedeutet den stati- schen , 0 den phonischen Mittelpunkt 19 8 4 5« Abstand Tone bei | ^schlossenem Munde Töne bei offenem Monde. des Kehl- kopfes vom Scala Freie Be- BesebriDhie Erweiterte Dankeies Timbre * Helles Sternnm. wegung. Beweg. Beweg. piano forte. Timbre. 3 • ' 4'" -h 12 — _ d»-di8» — — e^ (schwie- 3"' 3*" 11 — _ d> — . ... d>-esMrig) 3" 2'" 10 — — . h—c» ^ ... c'— eis» 3" 1'" 9 — — f— aO ^ — h 3" — 8 — ..i— d-e * ^"^ ._ b 2" 11'" 7 — __ eis ^_ ^ a 2' 10"' 6 c» _— . -^ g 2" 9"' 5 b ^_ 0 .m» — f 0 2" 8'" 4 g-» — • d> — es (c piano) 2" 7 " 3 e-f — H b— c> — eis 2" 6" 2 c-d — • B g-b — H e 2" 5'*' 1 H ^ B A e^fifl .1. A (c mf) 02' 4- © 0 A — A G'Fis d — G (c mf) 2" 3'" — 1 Gis — > Gis F c — F 2' 2" 2 6 — . G E 0 B — E 2'' l— 3 Fis _ Fis D G-A _ D 2' — 4 P — F C Fis ... C— H, 1" 11" 5 • — - H, F — > — 1' 10 " 6 - — m E P e'-f* ^__ X 1" 9 " 7 E eis* E Es E c»-d» — 1" 8'" 8 - a— h . D E a-h — i h» c- d^ e* f * Bei Tenoristen würden beide Reihen etwa folgendermaassen übereinajider zu liegen kommen. A H c d e f g a h c» d^ e» f ' g* a» h» gahc' d»e»f*gia>h» c« d^ e^ f* g« . . . und wenn wir beide Doppelreihen in die nächsthöhere Oktave transponiren, so werden dieselben eine wenigstens annähernde^ vorläufig genügende Idtre von dem Verbal tniss beider Register, wie es sich bei Alt- und Sopransüm- men darstellt, geben können. Wir sehen hier auf den ersten Blick , dass eine ziemliche Reihe von Tö- nen, zusammen ungefähr eine Oktave, mit beiden Registern erseogt wer- den können. Diese Töne wollen wir amphotere Töne nennen. Unter- halb oder links von dieser Reihe liegen die tiefen, nur mit dem Mechanis- mus des Brustregisters, oberhalb oder rechts von derselben liegen die hohen, nur mit .Falset producirbaren Töne. Hieraus läast sich schon erklären, warum die amphoteren Töne, da sie auf zweierlei Weise erzeugbar sind, hinsichtlich ihres Klanges und ihrer Tonfülle die andern, die wir hekatere Töne nennen können, übertreffen müssen, vorausgesetzt nämlich, dass der Mechanismus der ersten und der der zweiten Reihe bei ihrer Elrseagung gleichzeitig tbätig ist« Davon später. Legen wir dagegen die ganzen beiden Tonreihen übereinander, so dass also z. B. D und d, f und f ^ übereinander zu liegen kommt a. s. w., so er- halten wir die Parallel töne beider Register, d. h. die Töne, weiche sieb ihrer Stellung im Register nach einander entsprechen. Es scheint nicht» wie wir später genauer untersuchen werden, als ob dieser Parailelismas allemal innerhalb der Grenzen einer Oktave stattfinde, in der Regel mager etwas weniger austragen , wenn sich diese Sache auch am ausgeschnittenen Kehlkopf anders verhält. Für die tiefsten Brusttöne scheint es noch eine amiere Art paralleler Falsettöne zu geben, welche nur wenige Scafen höher liegen als jene. So erscheint z. B., wenn ich den Ton P zu er- zengen beabsichtige, bei schwacher Luftgebung und bei absichtlich oder zufallig unterlassener Kontraktion des Thyr. arjt. internus (was man übri- Phäoomene der Fistelregister. %fi gytkSy besonders bei leiebtem Schleimbeleg oder Trockenheit der Stimmbin* der, wie es sehr oft, besonders frubniorgens beim Erwachen, der Fall ist, Jeicbt erlernen kann, wenn es nicht schon freiwillig sich so verhält) der nnr I Tertie höhere Ton A als Y orten, von ziemlich fistulöser Beschaffenheit, der bei etwas mehr Luftgebung und Kehlkopfarbeit, besonders wenn man einmal geräuspert oder einen Schluck Wasser getrunken hat, in den vollen Bander- oder Brustton übergeht, eben so wie bei den früher untersuchten Apparati'n. Offenbar bleibt hier die Glottis anfangs etwas offen, wie sie im Indifferenzzustand (im Schlaf) zu sein pflegt, und erst beim Erscheinen des Volltons schieben sich die Stimmbänder gehörig gegen einander, um in volle Schwingungen gerathen zu können. Vergleichen wir ferner die verzeichnete Tonreihe mit der vorhin gegebe- nen Tafel des Kehlkopfstandes, so finden wir, dass das Fistel register in Ver- gleich mit dem Brustregister mit einer Tonstufe beginnt, die, mit dem Me- chanismus der Bruststimme erzengt, etwa auf dem statischen Nullpunkt liegt (s Kolumne 4); dass also das ganze Fistel register, vorausgesetzt, dass bei demselben keine Abweichung von den bisherigen Gesetzen stattfindet, mit positivem oder über Null liegendem Kehlkoptstande erzeugt werden muss. Die Erfahrung bestätigt diese Voraussetzung fast vollkommen. Man kann zwar, wenn man durch Erweiterung der hintern Mundhöhlen- Apertur (durch Herabziehen des Zungenbeins) den Kehlkopf lief gestellt hat, auf diesem Stande eben so gut Fisteltöne von beliebiger Höhe erzeu- gen, als man darauf Brusttöne zu bilden fähig ist, man kann die ganze Fis- telscala bei einem Kehlkopfstand yon l" 4 — 5" bis I" 9" , also fortwährend weit unter Null bleibend, erzeugen; allein das normal« Verhnlten des Kehl- kopfs für das Falset scheint der Hochstand zu sein, während beim Brustregis- ter unter gleichen Umständen für die tiefern Töne der Kehlkopf so tief her* absteigt, als es ihm überhaupt möglich ist, für die hohen dagegen sich min- destens eben so weit über Null erhebt, als er für die hohen und höchsten Fisteltöne steigt. Vergleichen wir also den Gang des freibeweglicben, weder nach unten noch weiter nach oben gewaltsam gezogenen und fixirten' Kehl- kopfs bei Brust- und bei Fistelregister, so finden wir:, dass die Bahn dieses Organs beim Falset für gewöhnlich nur halb so lang ist, als bei der Broststimme, und zwar genau die obere Hälfte, welche über Null liegt, be- schreibt; däss also der Kehlkopf im Allgemeinen für Fisteltöne weniger be- weglich ist, als für Brusttöne; dass die Höhe des Kehlkopfetandes von der Höhe der Schwingungsrahl nicht allein abhängig ist, indem der höchs.te FisteltoD bei einer doppelt so grossen Schwingungszahl keinen höhern Kehl- kopfstand beansprucht, als der höchste Brustton; dass jedoch der tiefste Fistelton sowohl seinem Mechanismus als auch seinem Kehlkopfstande nach mit dem des gleich wertbigen Brusttons, pianissimo gegeben, übereinstimmt, während von hier aus die Unterschiede beider Register allmälig und in stei- gender Progression sich bemerklich machen, bis nach Erreichung des letz- ten oder höchsten amphoteren Tons das Fistel register selbstsiändig auftritt und auch von diesem Funkte an seine charakteristischen Eigenschaften am deutlichsten hervortreten lässt. Betrachten wir dagegen den Gang des Kehlkopfs , so weit oder so lang er beim Fistelregister überhaupt möglich ist, so finden wir eine Länge von 1" 4'" bis 2" 9'" Abstand vom Brustbein. Dies ist wenigstens der Bewegoogs- bereich üieioes Kehlkopfs für dieses Register, wenn ich denselben mit allen 6jB4 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. Mitteln, die mir zu Gebote stehen, in die Lange ziehe. Er lasst sich jedoch durch absichtliches Fixiren des Kehlkopfs auf einer tiefern Stufe (am Halse) bis auf die Lange von 3 — 4 ''' redaciren. Die durch diese verschiedenen Kehlkop&tande erzeugten qualitativen Mo- difikationen der Falsettone unterscheidet Gare ia gleichfalls als Timbre dair ond Timbre obscur. Beim erstem Timbre, welches offenbar mit dem vod uns bisher als normal bezeichnetem Verhalten dieses Registers übereinstiniuit, wird der Kehlkopf hoch gestellt, und bewegt sich etwa von 2** 3'" nach i*' 8'" bis 2" 9"/, welche Höhe Leim Schwellen odör Erhohen des Tones nicht überschritten wird. Nach Garcia sind hier die Bewegungen- des Keblkopfd, von dem angegebenen Tiefstande des Kehlkopfs an für die hohernXoae sehr leicht, aber beschrankt und weoig ergiebig (reserres , peu etendus) ; sobald aber die Stimme Kopfstimme wird , hebt sich der Kehlkopf rasch bis zum Deglutitionsstande : dann werden aber die Tone mager und schreiend. Beim Falset obscur stellt sich nach Gar cia der Kehlkopf tief und bleibt bei Ton- erhohung dort stehen, 'besonders wenn die Töne recht voll werden sol- len. Die Kopitöne erzeugt der .Kehlkopf auch hier fast immer, indem er mit Rapiditat wieder in die Höhe steigt. — Beim Yertiefen, Abnehmen oder Langbalten eines hochständig eingesetzten Fisteltons fallt der Kehlkopf mehr oder weniger, und kann selbst einige Linien unter 0 fallen, ni^ aber so tief, wie beim vollem Timbre obscur, wofern nicht von neuem inspi- rirt wurde. Das Falset obscur eignet sich für den Gesang allerdings besser, als das Falset clair, weil es mehr Klang entwickelt, wegen der grössern Lange des Ansatzrohrs. Die Vokale, namentlich a, e und i, klingen jedoch auf dem Falset clair reiner. Man kann mittels des Timbre obscur selbst solchen Fis- teltönon leidlichen Klang geben, die ihrer Tiefe wegen mit Timbre clair (hei hohem Kehlkopfstande) dem Brustregister gegenüber zu sehr abfiüleo wurden. So vermag ich mit Timbre obscur f ^, e' und selbst d^ ziemlich klangvoll zu bilden , was mit Timbre clair mir nicht möglich ist. .Das Falset obscur geht bei mir bis cis^, höchstens bis d^, wo 'der Kehlkopf etwa 1" 10"' vom Sternnm entfernt steht Will ich noch höher gehen, so 'springt der Kehlkopf sofort bis auf 2" 4 " bis 8'", mit auffallender Veianderung des Timbres, vermehrter Muskelkontraktion rings um den Kehlkopf; es bildet sich die bekannte Luftröhrenfurche, das Pomum erscheint einwärts gezo- gen, der Pharynx kontrabirt, auf dem höchsten Tone (f) bilden sich zu beiden Seiten des Pomum 2 tiefe Falten, überhaupt treten alle Vertiefungen am Halse grell hervor. Der Ton ist klein, gepresst, erscheint erst nadi einem Anlaufshauche u. s. w. Offenbar gehören diese hohen, bei sehr bohem Kehlkopüstande auftretenden Falsetiöne den Kopitönen Garcia's an. Aus diesem Falset obscur lässt sich bei einigermaassen günstig liegendem und hinlänglich weitem Iiitervall sehr erfolgreich in die Bruststimme (mit demselben Timbre) zurückgehen , z. B. Timbre obscar — _ ^^^^^^^mi^^^s^^ Falset Brust Meine besten Fisteltöne sind bei leidlicher Disposition des' Oi^ans as* bis h^, am klangvolllsten und schwellbarsten bei tiefem Kehlkopfiitaode. ]PhaeilonieDe ciea Fistelregiaters. 4Ml Steigen miiM der Kehlkopf dagegen beim Falset allemal, wenn ein Ton geschwellt wird , mag er mit so tiefem Stande eingeaetst worden sein , wie man will. Dies ist ein wesentlicher Unterschied vom Brastregister ,^ wo der ji^ehlkopf beim Schwellen des Tons stets fällt. Dies Steigen kjtnn bis 6 — 8'" betragen. Es betragt yerhaltnissmassig weniger, wenn gleich von vorn her- ein die Seitenmuskeln fixirt wurden^ Man kann auch ganz bequem ans einem Timbre (besser „Stand oder Kehlkopfstand^^) in das andere übergehen, wah- rend einer und derselben Exspiration wenigstens aas dem Dnnklen ins Helle ; man kann den tief eingestellten Kehlkopf bei Ao&te^n des Falset- tons (z. B. h — f ^) formlich loslassen, worauf er so hoch steigt, als man will und kann. Dabei laset auch die Anspannung der Mm. sternomastoidei nach. Sonst richtet sich der Kehlkopfstaud besonders nach der relativen Lage und Folge des Tones während der Exspirationszeit. Nehmen wir z. B. fol- gende (in einem Athem zu gebende) Passage: Timbre clair r deeresc. etc. ^m Hier wird der Kehlkopf von einem mittlem, etwas über 0 liegendem Stande aus sich für die zu verstärkenden Tone heben , und decrescendo allmälig bis zum Nullpunkte zurückfallen. Will man aber einen hohen Fistelton so- fort stark einsetzen, so stellt sich der Kehlkopf, eben so wie beim Brustre- gister, tiefer, etwas unter 2". Die hohem Fisteltone können überhaupt nur bei ziemlich tiefem Kehl kopfstände leidlich gebildet werden. Gehe ich mit dem- selben Athem von einem solchen hohen Tone (z. B. d'^ oder e^) etwa eine Oktave stufenweise abwärts, so steigt der Kehlkopf allmälig ; beginne ich dagegen mit d^ und steige bis d^, so kommt es oft vor, dass bei den 3 ersten Tonstufen der Kehlkopf steigt, bei den darauffolgenden hohem To- nen wieder fällt. Bei diesem Fallen spüre ich einige wachsende Muskelak- tion in der Kehlkopfgegend, als ob ich diese hohem Tone erst erzwingi^n müsste: natürlich, weil gleichzeitig der Athem abnimmt, und für diese Ab- nahme ein kompensirendes Hülfsmittel eintreten muss. Während ein piano eingesetzter Brustton, sofern er weder zu den höch- sten noch zu den tiefsten Tonen gehört, nicht anders geschwellt werden kann, als bei einigem Fallen des Kehlkopfs, findet also beim Falset unter densdben Verhältnissen das Umgekehrte statt. Nur wo der Ton schon bei hohem Kehlkopfstande eingesetzt wurde, unterbleibt das Steigen. Dies Stei- gen findet gleichfalls statt, wenn ein Ton längere 2^it hindurch gehalten wird. Im Allgemeinen ist der Kehlkopf beim Falset beweglicher, weniger fixirt, als bei dem Brustregister; der Umfang der Bewegung ist aber im Allgemei- nen geringer. Für die einzelnen Töne jedoch , besonders für die höchsten, kann das Steigen des Kehlkopfii sehr auffallend sein, besonders wenn' die allerhöchsten Töne förmlich erzwungen werden müssen. Für den letzten (höchsten) Ton, z. B. f^ oder g^ kann hier das Steigen des Kehlkopfs Va" und darüber betragen. In dieser Hinsicht verhält sich der Kehlkopf dem aUertieüsten Brusttone analog: die Extreme berühren sich auch hier. Was die übrigen Muskelkontraktionsphänomene beim Falset an- zogt, so vermag ich auf Grund meiner Versuche darüber Folgendes anzugeben, 40 1126 tV. Beobachtungen and Verbuche aiu lebenden Stimmorgatt. Die Excisnrä thyreoid. treibt sieb bei mittlem Falsettonen, die eben 80 gut auch mit dem Brustmechanismus erzengt werden können, z. B. bei der Passage b c^ d* e^ f ^ deutlich auf, dagegen nicht, wenn dieselben Töne bei ziemlich gleichbleibender In tejisitat mit Bruststimme gegeben werden. lo let^* terem Falle verstreicht erst crescendo die bisher noch sichtbare Vertiefung. Bei den höchsten, individuell möglichen Fisteltönen, z. B. c- — f^ ziehen sich die Pharjnxipuskelii zusammen , der Mund wird weiter geöffnet, das Zungenbein sammt dem Kehlkopf gegen das Kinn (wohl nur wegen der ' Kontraktion des Digastricns) , aber auch gegen die Wirbel gezogen, and der Raum zwischen Zungenbein und Scbildknorpel wird sehr eng. Der Ring- knorpel wird dabei so sehr zurückgezogen, dass er fast gar nieht mehr .zu fühlen ist. Wenn ich die Oktave g - g^ mit Bruststimme angebe, so wird (für g^) der Schildknorpel stark unter das Zungenbein , das festgehalten wird , gezogen, was nicht der Fall ist, wenn ich g' mit Faiset angebe. Die seitlichen Halsmuskeln, namentlich di» Mm. sternocleidomastoidei, bleiben bei leichtgehenden Falsetpassagen ungespannt. Sobald aber Faiset- töne geschwollt werden sollen, und dazu der vorhandene Luftfond nicht mehr ausreicht, oder der Kehlkopf bereits zu hoch gestiegen ist, da muss von Seiten dieser, so wie der übrigen Druck.- und Fixirmuskeln nachge- holfen werden. Was die Aktion der Exspirationsmuskeln, überhaupt den ganzen Modus exspirandi, beim Faiset anlangt, so haben wir darüber bereits in der ersten Abtheilung dieses }Verks S. 61 Eioiges bemerkt. Im Allgemeinen tre- ten die Funktionen der Bauchmuskeln, eben so wie die der Fixatoren und des Zwerchfells, beim Fistel register nicht in so 9^ ifischer Weise hervor, als beim Brustregister, w(^l, wie wir noch genauer untersuchen werden, . die Luft des Thorax verhaltnissmassig weniger komprimirt ist, und die Glot- tis sieh weiter öffnet, als bei den Brusttönen. Aus diesem Grunde sind anch die Stösse, die jede Unterbrechung einer mit Fistel tönenden Exspiratioit durch Glottisschluss an der Bauch watid hervorbringt, weit deutlicher sicht- bar, als wenn sie caeteris paribus beim Brustregister vorkommen. Sonst kann man die zur Verstärkung des Tones dienenden früher angeführten Ex- spirationsmodifikationen *) beim Faiset eben so gut anwenden , als beim Brnstregister. Nur ist hier die Wirkung eine schwächere. Das eigentliche Voll- und Klangreich machen des Fisteltons wird mehr durch die Kontraktion der Bauchmuskeln, als durch die der Fixatoren und des Zwerchfells erzielt. Die vom Mund aus sichtbaren Organe des Schlundkopfs und weichen Gaumens verhalten sich beim Faiset etwas anders , als bei den Brusttönen. Bei Erhöhung der Falsettöne zieht sich der Schlundkopf und die akceasori- sehen Schlnndmuskeln zusammen , der hintere Gaumenvorhang desgleiehen, die Pfeiler desselben rücken einander entgegen, was bei den Brustiönea nicht stattfindet Das Zäpfchen dagegen zieht sich ebenso, wie bei letstem, in die Höhe, and verkürzt sieh bei wachsender Tonhöhe bis zum Verschwin- den. Bei tiefen Fisteltönen verhält sich Alles umgekehrt. — Hat man sich eine 2!^itlang mit hohen Fisteltönen, uamentlich experimenii gratia, hemm- gequält, so fühlt man deutlich ein Anschwellen des 24i^fchens und weichen Gaumens ) und das Schlingen ist etwas schmerzhaft geworden: offenbar von ' •) Vergl. S. G04. Phaenomenologi« der FisteitSne. 62? dem Reiz , den eio so dünner , schneidender Luftstrom gegen das gerade oberhangende Zäpfchen ausübt, sowie von der starken Kontraktion des Isthmus faucium, welche gleichen Schritt mit der der Glottis zu halten scheint Nach Garcia verhalten sich die Mund- und Schluudorgane beim Falset ziemlich ebenso , wie bei der Bruststimme. Nur ist hier der Raum des Isthmus enger, als bei der Bruststimme, v^eil die Zunge sich für die Kopf- {one nur in ihrer Mitte deprimirt, wahrend sie si^h mit ihren Rändern auftreibt. Ueber die Verhältnisse der bei den Fisteltonen operirenden Luftsäule habe ich noch folgende Beobachtungen und Versuche mitzutheiJen. Einen tiefen Fistelton kann man nicht lange halten, einen hohen sehr lange. Der Atbem geht durch ti^fe Fisteltone verhäitnissmässig rasch aas, ebenso wie durch tiefe (durchschnittlich 1 Oktave tiefere) Brusttöne. Sehr hohe Fisteltöne konsumiren so wenig Luft, dass man, nachdem man einen solchen Ton so lange (etwa ^2 Minute) ausgehalten hat, bis man genug hatte, immer noch eine ziemliche Menge unverbrauchter Luft exspirireu mtiss, bevor man von neuem inspiriren kann. Auf arophoteren Tonen entweicht caeteris paribus bei Fistel mehr Luft, als bei Brtiststimme: c' als Brustton lässt sich länger halten, als wenn es als Fistelton gesungen wird. Dieselbe Beobachtung hatGarcia gemacht. Setzt man einen solchen hohen Ton mit Bruststimme ein und lässt ihn ins Fal- set übergehen, so erweitern sich die Nasenlöcher merklich. Dass die tiefsten FistelfÖne nur piano gegeben werden können , habe ich bereits bemerkt. Sobald man einen solchen Ton schwellen will, so springt er sofort in den Brustmecbanismus über. Nur die höheren Fisteltöne, d. h. die zanächst über die obere Grenze des Brustregisters hinaus liegenden, lassen sich schwellen , ohne dabei ins Brustregister überzugehen. Die aller- höchsten Fisteltön^ erlauben wiederum keine grossen Modifikationen der Luftgebnng. Wenn man einen Fistelton piano giebt, so wird eine vor den Mund gi^*- haitene Flaumfeder eben so wenig davon bewegt, als durch einen schwachen Brustton. Schwellt man aber den F'istelton als solchen bis zum Forte, so wird, je stärker ^er Ton, desto mehr die Feder bewegt Beim Schwellen oder sofortigem Forte-Einsatz eines Brusttons findet zwar auch etwas Bewegung der Feder statt, aber bei Weitem weniger als beim Fistel - F*orte. Auch ohne specifische Messungsinstrumente anzuwenden , überzeugt man sich schon hinreichend durch das Gefühl (was freilich manche neuere £xpe- rimentirer so ziemlich verloren zu haben scheinen, da sie es nicht für zeug- oissfahig halten) , dass bei der Bruststimme die emittirte Luft im Allgemei- nen komprimirter ist, als bei der Fistel: selbst bei den hohen Fisteltönen ist die Luft unterhalb der Stimmritze nicht so verdichtet , als bei massig tie- fen Brusttönen. In der That sind ja auch die die Lungenluft komprimiren- den Muskeln bei der Fistelstimme weit weniger thätig, als bei der Brust- stimme. Was der bei der Fistelstimme aus der Glottis strömenden Luft an Ten- sion abgeht, wird nun im Ansatzrohre einigermaassen zn ersetzen* gesucht. S die Beobachtungen am Gaumen und Schlundkopf. Daher hört man, wenn man bei geschlossenem Munde einen Fistelton (am besten einen tieferen, z.B. a,) giebt, wie derselbe in den Höhlen des Ansatzrohrs (am deutlichsten natürlich in der Trommelhöhle selbst) weit stärker und hörbarer resonirt, als ^eon man gleicherweise einen entsprechenden Brustton (z.B. A) angiebt, der 40« 628 IV. fieobachtangen und Versuche aiu lebendeh StimmorgalL offenbar mehr io der Brusthohle selbst resonirt, wie man sich durch die aufgelegte Hand sowohl als durch das Stethoskop überzeugen kann. Dabei kann man (d. h. ein Baritonsanger) noch Folgendes beobachten. Wenn mio bei geschlossenem Munde die Tonfolge a — d^ mit Fistel angiebt, und dif einzelnen Tone gehörig schwellt und aushält, so fühlt man an den Backeo, und noch mehr an den Lippen des Mundes während der ersten Tone (bei mir während a und h) ein deutliches Vibriren, was sich bis zp einem prik- kelnden , unangenehmen Gefühle steigern lässt; beim c^ lässt diese Empfio- düng schon sehr nach, und bei d ^ und den folgenden hohem Tonen ist sit ganz verschwunden ; die ganze Resonanz im Ansatzrohr nimmt um so mehr ab , je höher der Ton kommt. Legt man während der Erzeugung ^der Scala a — c^ die Fingerspitze auf das Ligamentum conicum , und schwellt jeden einzelnen Ton so , wie es der Sänger bei der Scala- Uebung zu thun pflegt, so verspürt man ein deutliches Mitschwingen dieses Bandes, um so mehr, je stärker der Ton sich schwellen lässt, also bei f ^ bis c^ mehr, als bei den tiefern Tonen. Giebt man dafür eine Scala auf Brusttonen, so hat der Finger auch keine andere Empfindang; dieselbe ist nur da stärker , wo stärkere Schwellung und grosseres Tonvo- lumen erzeugt werden kann. Wiederhole ich dieselben Skalen in verschiedenen Lagen, z. B. Faiset a — a*, c* — c*, f ' — d*, sodann Brust A — c', c — e* u. s. w., und lege dabei die Fingerspitze auf die Excisura thyreoideae , um die Bewegung der ober- halb der Glottis beflndlichen Luftsäule zu exploriren, so vermag ich mit deo besten Willen auch keine andern Veränderungen wahrzunehmen. Die Empfio- düng, die hier der Finger erleidet, ist zwar nicht so deutlich, als beim li- gam.' conoideum, dessen Fläche man unmittelbarer berührt, indessen sie ist doch immer merklich genug, um, auch beim False^ nicht übersehen (oder viel- 'mehr über fühlt) werden zu können. Yergl. damit J. M ü 1 le rs Physiol. II. 19^ Bei diesem Fühlen des Schildknorpelvorsprungs mit dem Finger nimmt man femer wahr , diiss dieser Knorpel bei aJlen vollen , stark gescbweliten Tonen mehr hervortritt , als bei leeren und klangarmen, während die blosse Hohe oder Tiefe des Tons keinen so erheblichen Einfluss darauf hat Wenn die Stimme, wie man sagt, ein wenig belegt ist, d. h. wenn sichio Kehlkopf, zwischen den Stimm- und Taschenbändern etwas Schleim verhal- ten hat, und man aus einem hohen, gut und laut ansprechenden Falsenoo allmälig tiefer herabgehen will, so kommt es oft vor, dass diese Tone „un- rein'^ klingen. Am häufigsten begegnet es mir, dass, wenn h^ der volbte« lauteste Falsetton war (zuweilen ist es b^ oder a^) die 3 näclistnnteron Töoe, a, g, f, diese Unreinheit zeigen, d.h. mit einem Interferenzgeräusch oder Schnarrbeilaut begleitet werden, welcher in der Regel genau 1 Oktave tie- fer liegt, als der Hauptton. Ja es kam mir einige Male vor, dass der Bei- ton fast eben so laut und yernehmlich klang, als der Hanpttou, dass'ich ako eine ganze Passage in richtigen Oktaven singen konnte, wenn dieselben auch gerade nicht schon klangen. Mehr als 8 hintereinander liegende Töne zeig- .ten diese Erscheinung selten. Freilich kommt es auch vor, däss der veruo- reinigende Beiton auf einer andern Tonstufe liegt, doch ist dies seltener. Ebenso, und wohl noch häufiger, stellen sich bekanntlich (höhere) loterfe- renzgeräusche ein, wenn man den tiefsten Basston, dessen man gerade machtig ist» noch mehr vertiefen will. In diesem Falle lässt sich jedoch selten ein be- stimmtes Intervall heraushören. Solche unreine Basstone werden in (ver- Yerhaltniss des Falsets zur Brnststimme. haltniasinäsng) gnte Strohbasstone verwandelt, wenn man den Kehlkopf in die diesem Register zugehörige Verfassung bringt. Sonst werden die Tone des Brustregisteis nie von dentlichen Interferenztonen begleitet, die Stimme mag so unrein sein, wie sie will. Verhaltniss des Falsets zur Bruststimme. ~ Bei den höchsten Fisteltonen wird die untere Kehlgrobe seh^ tief ein-, die Luftröhre also 8animt Ringknorpel sehr zurückgezogen, die Fenestra ist sehr schmal gewor- den , das Pomnm ragt jedoch noch etwas vor. Die Sternomastoidei treten gegfu den Kehlkopf sehr stark hervor. Der Kopf muss etwas herabgezogen werden. Alles ist gedruckt, eingekrochen, gepresst, auch das Ansatzrohr sehr verengt, nicht gespannt. Der Kehlkopf wird nur von den hintern Mus- keln gehoben, ohne Widerstand selten der Senkmuskeln: die Geniohyoidei und Digastrici antici sind wenig verkürzt. — Bei den höchsten Brusttö- nen ist die untere Kehlgrobe nicht erheblieh verlieft, aber die Hebemuskeln werden sehr angestrengt, die äussern Druckmuskeln nur nach Verhaltniss der Toogebung. Je mehr piano der Ton , desto höher stellt sich der Kehl- kopf, dabei findet aber gleiche Muskelanstrengong statt. Die Fenestra scheint auch sich zu verschmalern, weit mehr aber das kleine Kehldreieck. Bei ein- gemischten tiefern Tönen fallt der Kehlkopf in sehr markirten SchritteD, um für neue Hochtöne sich wieder zu heben. Alles ist gespannt, distendirt, tnr- gescirend, das Ansatzrohr weit, aber gespannt und voll. Wenn man von einem mittlem Brustton, d. h. von einem Tone, welcher der untern Hälfire der Scala der arophoteren Töne angehört, zu dessen Erzeugung (als Brust- ton) keine besondere Beihülfe von Seiten der die Luftsaule starker kom- primirenden oder den Kehlkopf starker fixirenden und einengenden Muskeln gehört, kurz, von einem der amphoteren Töne, die bei geschlossenem Munde ohne besondere Anstrengung als Brusttöne erzengt werden können, von un- serer Scala also von einem Brustton aus der Reihe e- c', auf einer und der- selben Exspiration und bei gleichbleibender Schwingungszahl in den Fistel- mechanismus übergehen will, so hat man weiter nichts nöthig, als die Stimme sinken zu lassen, d.h. den Ton möglichst piano einzusetzen, oder, war er be- reits starker eingesetzt, ihn piano werden zu lassen, und nun die tönende Luftsäule dabei ein wenig zu adspiriren, als ob man den Ton heraushauchen wollte. Die Empfindung im Kehlkopfe dabei ist etwa so, als ob man irgend et- was, was bisher den Ton hielt, ihn scharfer begrenzte, losliess; die Luftgebnng wird schwacher,' die bisherige, obwohl schon geringe Zusammendrucknng des Luftreservoirs hört auf, und die tönende Luftsäule erhalt ihren bewegen- den Impuls nur noch von Seiten der Bauch Wandungen. Ziemlich ebenso zu bewirken ist der Uebergang aus dem Brust - ins Falsetregister auf zwei ne- beneinander liegenden Tönen, wo der untere, z. B. a oder h , dem Brustre- gister angehört, der höhere (h oder c') mitFaJsetmechanismus gegeben wer- den soll. In diesem Falle lässt sich auch der Uebergang dadurch erleichtern oder dem Gehör unmerklich machen, dass man zwischen beiden Tönen von neuem etwas inspirirt. Denn während der Inspiration muss einmal die Glot- tis weiter geöffnet werden, als für Erzeugung der Brosttöne angemessen ist, selbst weiter, als sie beim Falset geöffnet ist; und da, wie wir später genauer untersuchen werden, ein Hauptunterschied der Fistel von der Brastslimme in der weiteren Glottisöffnung beruht, so lässt sich diese Aenderung bei Ge- legenheit einer neuen Inspiration natürlich besser vertuschen , als ohne eine solche. 880 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. Will man auf einem höhern Brustton (d^ — f ^) ins Falset übergehen, so isi die Sache schon schwieriger, d. h. es muss am Mechanismus mehr geändert werden. Wir hören und ilihlen hier, namentlich wenn der hohe Brustton, wie gewohnlich mit einiger Tension sowolil der Muskeln als auch der Luft- säule gegeben wurde, dass der darauf folgende höhere Falsetton an Intensi- tät und Klangfülle gegen den Brustton sehr zurück tritt, dass dabei nament- lich in den um den Kehlkopf herumliegenden Muskeln, besonders in dem Geniohyoideus, ein Gefühl von Ruhe, Erleichterung, Abspannung eintritt, eio Gefühl, als ob die ganze Tonreibe wieder von unten anfangen 8<»llte. Wir sehen dabei immer auch eine gewisse Vetänderung des Kehlkopfs! an des, in der Regel eine kleine Senkung. Wir hören endlich auf dem Uebi^rgange ein Geräusch, riuen kurzen Klapp, als ob ein Ventil sich öffnete. Umgekehrt, wenn man aus einem hohen, klingenden Falsel ton in du Brustregister herabsteigen will, z. B.im Gange a^g^f'e'd^c* vone^zud', dann hat man einige Schwierigkeit, um den Muskelmechanismus, welcher für den neuen Ton zu dem bisherigen hinzutreten soll, mit derjenigen Sub- tilität und Schnelligkeit ins Werk zu setzen, welche nöthig ist, damit weder eine Lücke oder Pause zwischen beide Töne trete, noch auch die Klang- wirkung erheblich verändert werde. Auch hier begleitet den Uebergang ein mehr oder weniger hörbarer Klapp , der sich jedoch mehr als ein bestimm- ter Toneinsatz (Kehlkopfschluss) darstellt, und insofern eher eine gewisse Berechtigung erhält, als das Geräusch bei aufsteigender Fistel. In der Re- gel steigt hier der Kehlkopf für den ersten Brustton etwas, besonders wenn er sehr piano gegeben wird. Wenn man einen amphotereu Ton mit Fistel einsetzt und crescendo io das Brustregister überführen will , so kann dies bei einiger Uebung recht gut so geschehen, dass der Hörer nichts davon gewahr wird. Man kann z. B. auf a, h, c^, d^ eine Messa di voce ausführen, die mit Falset anlangt und aufhört. Der Kehlkopf steigt decrescendo etwas. Ganz anders verhält sich die Sache, wenn man den Uebergang aus einem Register ins andere auf grössern Tonintervallen austührt. Vergleichen wir nämlich die Falsettöne mit den Brusttönen hinsichtlich der Aehnlicbkeit ih- res Mechanismus, so finden wir, dass sich hier gegenseitig Töne (Paral- lel töne) entsprechen, die etwa 6 bis 8 Tonstufen auseinander liegen. Ein exakter Oktavenparallelismus besteht nicht; der Kehlkopf wird allemal z.B. beim Aufsteigen aus h Brust nach h^ Fistel ein Stück geHoben, schon bei a' etwas, wobei das Zungenbein auch etwas mehr nach vorn tritt und die Sternomastoidei sich anspannen. Selbst beim Timbre obscur findet hier et- was Heben des Kehlkopfs statt, wenn auch weniger, als bei Timbre clair. Wenn man nun zu einem Gesangstück, in welchem der Wechsel beider Register besonders hervortreten soll (Jodeln), nur die am besten und klang- vollsten ansprechenden Falsettöne benutzt, und dieselben nur in solchen weitern Intervallen mit dem Brustregistcr verbindet, so hat man die bisheri- gen Kautelen hinsichtlich der vorgängigen Assimilirung der beiderseitigen Töne nicht nöthig, sondern man kann mit vollem Athem ans einem Register ins andere springen , ohne eine widerwärtige Dürftigkeit oder Klangarmatb für die Falsettöne befürchten zu müssen. Wegen der grossen Tonsprünge, die man hier macht, wird das Ohr durch den Auf- oder Zuschlag der Glot- tis hier keineswegs so unangenehm berührt, als es noth wendig der Fäll ist, wo beide Register in kleinen Stufen mit einander verbunden werden sollen; Phaenomenologie der Kopfstimme. (31 im Gegentheil erhalt ein solcher Gesang (das Jodeln) dadurch etwas gant Eigenthumliches und Charakteristisches , nur darf er von keinem Stümper ■ansgefährt Wi*rden. A asser diesem wilikührlichen Umspringen aus dem Brost register ins Fal- *8et kommt nun aber auch ein unwillkühr liebes, nicht beabsichtigtes vor: das sogenannte Ueberschlagen oder Ueberscbnappen der Stimme. Wenn ein hoher Brustton mit nicht mehr ganz zur beabsichtigten Intensität und Klangfiille ausreichendem Luftdrücke und Gegendrucke gi*geben wird, bc* sonders bei dem Zustande der Muskeln und Schleimhaut, bei welchem die tiefen Töne vorzugsweise und besser ansprechen, als die hohen, da kommt es leicht vor, dass die vollen Banderschwingungen plötzlich versagen, und der Ton in die Fistel umspringt, wobei er gewohnlich eine Tertie oder Quarte, seltener um ein weiteres Intervall , höher zu stehen kommt, als er beim Einsetzen betrug. Ueber die Analogie des Fistelregisters mit dem Stroh bassregister (Bass* fistel) wollen wir unter ee., sowie im theoretischen Kapitel , das Erforder- liche vortragen. cc. Kopfstimme. Ueber dieses .Stimmregister sind die Meinungen der Sänger und Gesang- theoretiker sehr gctheilt. Die altern, besonders italienischen Gesanglebrer nehmen Kopfstimme (Voce di testa) mit Falset für einerlei. Aber schon Tosi, undAgricola, sein berühmter Uebersetzer und Kommentator, machten auf den Untefscbied beider Manieren aufmerksam. Sie setzen der na- türlichen Stimme die erzwungene, die Falsetstimme entgegen. Bruststimme sowohl als Kopfstimme sind ihnen aber nur Varietäten der natürlichen Siimme. Unter Bruststirame versteht Tosi, wenn ich ihn recht verstehe, so ziemlich das, was Gar cia das Timbre obscur, unter Kopfstimme dagegen das, was letzterer Timbre clair der Bruststimme nennt. Denn die Kopfstimme liegt nach Tosi^s Angabe der Bruststimme fast ganz parallel, nur soll die letz- tere ordentlicher Weise stärker als jene sein, die dalur beweglicher und zum Scbnellsingen geeigneter sei, auch die hohen Töne besser ansprechen lasse« Nach dieser Ansicht haben sowohl Bruststimme als Kopfstimme ihre Falsettone , nur mit dem Unterschiede , dass die Bruststimmen gemeiniglich mehr ungezwungene Töne haben, als die Kopfstimmen. Bei der Bruststimme fsngt hiernach das Falset im Sopran meist im g^, im Tenor bei a^ an. In gleichem Verhaltuiss stehen Alt und Bass zu einander. Bei den Kopfstim- men aber fangen die Falsettone gemeiniglich schon beim Sopran auf d^ oder e-, beim Tenor auf e^ oder f ^ an. Dieses letztere hält Agricola für den Grund, warum die Italiener so oft die Begriffe Kopfstimme und Falset mit einander verwirren. Von den amphoteren Tönen erwähnt Agricola nichts. Dafür nimmt €*r, ausser dem Falset, das die Tonskala nach oben er- höht, auch eins an, welches die Basstöne in die Tiefe fortsetzt, und was, wie er selbst erwähnt, von den Deutschen gewöhnlich Strohbass genannt wird, dessen Mechanismus er übrigens ziemlich richtig beschreibt. Endlich hält Agricola die Brust- und Kopfstimme weniger für künstlich angeeignete Modifikationen, als vielmehr für angeborene Varietäten der natürlichen Stimme; denn er nimmt an, dass bei einer Bruststimme die Stimmbänder elastischer und härter sind, als bei einer Kopfstimme; dass also bei jener mehr, bei dieser weniger Luft erfordert werde, die Stimmbänder in Schwin- (32 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stünmorgan. • gungen zu verBetzen, Beiläufig bemerke ich, dass Agricola bereila (im Jahr 1757) über die Kompensation der physischen Kräfte beim Stimmorgan die richtigsten Ansichten gehabt hat. Die spätem Theoretiker geben über das Verhältuiss der Kopfstimme zur Fistelstimme durcha^s keine beatimnite Ansicht. Liskovius sagt in seiner neueren Schrift §.57: als ein Mittel- ding von Brust" und Fistelstimme wird die sogenannte Kopfstimme oder Mit- telstimme unterschieden , nämlich eine gewisse Modifikation der Slimine^ die zwischen der härteren Klangart der Bruststimme und der weichen Klangart der Fistelstimme das Mittel hält. Die Stimmbänder sollen da- bei mehr , als bei der Bruststimme , und weniger , als bei der Fiatelatimme gespannt werden-, es komme daher auch die Kopfstimme nur auf den (von uns sogenannten) amphoteren Tönen vor, und werde dieselbe von den San- gern gebraucht, am aus dem einen Register ins andere überzugehen. Marx macht gar keinen Unterschied zwischen Kopf- und Falsetstimme. N ehr- lich macht aus dem Falsetregister zwei Unterabtheilnngen, ohne daas man jedoch Grund hätte, die eine oder andere derselben dem Kopfregiater zu vindiciren. G arcia dagegen unterscheidet die höheren, über das Bruatregis- ter hinausgehenden Tone ausdrücklich in zwei ähnliche Unterabtheilnngen. Er nennt die hohem Töne des Falsetregisters Kopfstimme Seine An|[abeD darüber sind zwar nicht völlig klar. Fistel- und Kopfstimme, sagt er, sind nicht wesentlich und orgi^nipch von einander verschieden : es können nicht wie bei Fistel- und Brustregister , dieselben Töne sowohl mit Fistel - als mit Kopfstimme gegeben werden, sondern wo die Fistel aufhört, beginnt dip Kopfstimme; letztere ist nur Fortsetzung der erstem, mit denselben Organen erzeugt. Doch scheint aus diesen Worten Garcia^s hervorzugehen, daaa er aus denjenigen Falsettönen, welche von der höchstmöglichen Braatnote ao aufwärts liegen , welche also nicht mehr mit Bruststimme erzeugt werden können, seine Kopfstimme konstruirt, während er nur die von uns soge- nannten amphoteren Töne zum Falsetregister rechnet. — Endlich woUen wir noch die Ansichten des Uebersetzers des Aufsatzes von Fetreqnin und Diday über den Mechanismus der Fistelstimme (wenn ich nicht irre in Froriep's Notizen 1844) erwähnen. Derselbe sagt in seiner Anmerkung zu §. 3. gegen Fetreqnin 's und DidayU Behauptung, dass nur 2 Stimm- register (Brust- und Fistelstimme) existiren, Folgendes. „Es existirt doch noch ein drittes Register, das man, wem der Name Ko.pfstimme nicht gefällt, Z wisch enstimme nennen mag. Sie ist weich, zart und etwas gedämpft, schwächer als die Bruststimme, die die Töne der Kopfstimme nicht ohne Anstrengung prästirt; sie eignet sich daher zu sanft gptragenen Stellen und zum allmälig in die Bruststimme überzuführenden Crescendo. Am ausgebiJdet- sten kommt sie bei TenÖren und Barytonisten vor. Manche Tenöre kön- nen mittels derselben bis b^ gehen und bedürfen dann des Falsets nicht. Es scheint das Kopfregister auf Verengerung des nächsten Raumes unter den untern Stimmbändern zu beruhen, welcher Raum durch den untern Theil des M. thyreo-arjtaen. bezeichnet ist, dessen Kontraktion den untern Aditus ad glottidem verengert, ohne auf die Spannung der Stimmbänder selbst erheblichen Einfluss zu haben. Seitliche Verengerung dieses Aditos erhöht am todten Kehlkopf den Ton wie durch Stopfung , und verhütet den Uebergang der Bruststimme in das Falset'S Diese (bekanntlich von J. Mül- ler angeregte) Theorie hat, sagt unser Autor, Häser an sich selbst erprobt, indem bei ihm, bei starker Intonirung von (z. B.) c*, der SchiJdknorpel« PhaenomeDoIogie der Kopfstimme. 0S8 ohne 7a steigen, sich fühlbar seitlich verengte, wenn er dasselbe c* nnn mit Kopfstimme sang. S. Caecilia 21. Bd. 81. Heft 8. 35 ff. Ob, ührt er fort, diese Kopfstimme mit der Yoix sorobree Petrequin's and Diday^s überein- kommt, muss die Lektüre jenes Aufsatzes entscheiden. Uebrigens nenne man aach Kopfstimme die obern Brusttone, insofern die Resonanz dersel- ben bis ins Siebbein sich dem Sanger selbst fühlbar macht, während bei den Mitteltonen die Schwingungen sich tiefer fühlbar machen. — Harless end- lich unterscheidet aach die Kopfstimme von der Fistelstimme. Erstere bil- det, sagt er (S. 698), den Uebergang von der Fistel zur Bruststimme. Es können damit alle Tone gesungen werden, der Charakter derselben tritt aber bei der Brusttonlage mehr hervor. Das Kopfregister klingt weich, gedampft, der Kehlkopf steht dabei hoher, als bei gleicher Brustlage; die Bänder sind stark gespannt, aber die Windstärke desto geringer, besonders bei p und pp. Daher gehen die Brusttöne (wo das umgekehrte Yerhältniss statifindet) decrescendo in Kopfstimme über, diese dagegen crescendo in Brost- oder bei stärkeren (?) Spannungsgraden in die Fistelstimme über. Mit letzterer hat das Kopfregister die geringe Windstärke, mit den Brust- tonen die vollen Bändervibrationen gemein. So weit gehen die von mir notirten Ansichten der Schriftsteller über die Kopfstimme. Der eine gebraucht diesen Ausdruck für eine Varietät der Bruststimme , der andere für die nicht zugleich mit Bruststimme erzeugba- ren, also höheren Fisteltöne, ein dritter für die durch einen besonderen Müskelmechanismns zu erzwingenden höchsten Brusttöne, andere endlich schlechthin als synonym mit der Fistelstimme. Wer hat nun Recht? So viel erhellt doch schon aus diesen Referaten mit grosser Wahrschein- lichkeit, dass, wenigstens an manchen Sängern, eine Art Stimmregister be- obachtet worden ist, welches man weder zu den Brusttönen, noch zu den gpwöhnlichen Falsettönen mit Bestimmtheit rechnen konnte, und welches niau daher durch den sehr willkührlich gewählten Namen „Kopfstimme*^ von diesen beiden Registern unterscheiden zu müssen glaubte. Die von mir bisher über dieses Register angestellten Beobachtungen und Versuche be- schränken sich fast nur auf mein eigenes Organ, da es schwer hält, an Säugern (zunächst Tenoristen), welche dies Register zu besitzen scheinen, genaue Beobachtungen anzustellen, sofern dieselben keine anatomische Vorbildung besitzen. Obgleich der Bereich meiner Bruststimme sich für ge- wöhnlich nicht über f * erstreckt, so bin ich doch zuweilen, wenn mein Or- gan besonders günstig disponirt ist, im Stande, von c^ oder d', also von der Lage meiner Stimme aus, auf welcher die ohne besondere Hilfsapparate erzeugten Brusttöne nach oben ihr Ende erreicht haben, eine Anzahl von Tö- nen, etwa 5 — 6, mit einem Timbre zu erzeugen, welches sowohl von dem der gewöhnlichen , namentlichen forcirten starken Brusttöne, als auch von dem der Falsettöne wesentlich onterschieden ist, und welche ich daher als Kopfstimme zu bezeichnen kein Bedenken trage, wofern wir mit diesem Namen ein Mi ttelregister, nicht die höhere Reihe der Fisteltöne belegen wollen. Diese Töne sind eigentlich weiter nichts , als eine Fortsetzung der Bruststimme nach oben, durch einen Mechanismus vermittelt, der wenig Tension der I^uOsäule , aber auch keine übermässige Spannung der Bänder za beanspruchen scheint. Der Kehlkopf wird dabei in einer mittlem Stel- lung am Halse fixirt. Sonst vermag ich nichts Näheres darüber anzugeben, da ich dies Register, so wie ich mir es vorstelle, während der letzten Jahre ftd4 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. nar ein- oder zweimal in nnverfanglicher Weise an meinem Organ habe er- zeugen können. Die Hauptsache scheint darauf zu beruhen, dass man, om mittels dieses Registers hoher gehen zu können , als gewohnlich , die hoheo Brusttöne, die man besitzt, nicht mit dem ge wohnlichen, sondern mit eioem tieferen Kehlkopfstande , einem dunkleren Timbre , als man sonst pflegt. angiebt, dass man mit den Mitteln, die man sonst dazu verwendet, sparsamer umgebt u. s. w. Eine Hypothese über den Mechanismus wollen wir im fol- genden Abschnitt versuchen. Der Uebergang aus diesem Register ins eigent- liche Falset geschah bei mir auf a^ oder b^ also anfeinem Punkte, wo sonst das Falset bereits auf seiner vollen Ausbildung steht Dieser Uebergaoe war zwar ein wirklicher, d. h. es fand eine wirkliche Registerinderung biet statt , indessen war der Unterschied im Mechanismus und Timbre bei Wei- tem nicht so auffallend , als beim Uebergange aus dem gewöhnlichen Bmst- register in das Fistelregister. ' Zu bemerken ist ferner , dass diese auf das Kopfregister folgenden Fisteltone weniger voluminös waren , als sie zu sein pflegen , wenigstens sein können , wenn man sofort aus dem Brnstregister. also auf einer tiefern Stufe, ins Falset übergeht; ferner, dass diese Kopfione auch Neigung hatten, sich mit Interferenzgerauschen zu verbinden, die eine Oktave tiefer lagen. Diese Kopfstimme dient dazu , die hohen Brusttone piano zu intouireo. Der Kehlkopf sinkt dabei nie so tief, als wenn dieselben Töne forte gege- ben werden. Die seitlichen Halsmuskeln , namentlich die Sternocleidomas* toidei werden in der Regel einigermaassen dabei kontrahirt. Je mehr Mus- kulatur bei diesen Tonen von Haus aus in Bewegung gesetzt wird, desto besser lassen sich dieselben schwellen. Beim Decrescendo gehen diese Töne fast noth wendig ins Falset über, weil sich die betheiligten Muskeln schwer- lich dabei noch auf ihrer Spannung halten lassen*. Es gehört zur Gesangtechnik der Tenoristen, das natürliche Fals«*i durch Kunst und Uebung in die Kopfstimme zu verwandeln. Wenigstens glaube ich nach meinen , an mir selbst angestellten Versuchen an die Mög- lichkeit einer solchenAusbildung. Und da in früherer 2^it die guten italieni- schen Sänger diese Kunst sich erworben zu haben scheinen, so begreift ntan, weshalb so oft beide Register mit dem gemeinschaftlichen Namen Kopfstimnie belegt werden. dd. Kehlbassregister. Ist vom Strobbass wohl zu unterscheiden , obwohl dessen Tone ihrer Höbe nach ganz mit dem desKeblbasses übereinstimmen. Der Mechanismus ist aber ein ganz anderer, wie schon aus der direkten Beobachtung hervorgeht Der Kehlkopf steht zwar höher, als beim Strobbass » er steht aber nicht über Nnll vom Sternum ab; im Verhältniss zur Mundhöhle steht er höher, als man seiner Tonstufe nach erwarten sollte r Der Kopf wird nämlich zur Erzeugting dieses Registers noth wendig gesenkt, und dadurch die ganze Direktiooslmie des Ansatzrohrs abgeändert. Der Unterkiefer kommt bedeutend tiefer fo stehen, als bei den vorigen Registern, obwohl der Mund verhältnissniassig weniger geöffnet wird. Ausser den übrigen Hebemuskeln des Zungenbeins sind namentlich die Genioglossi sfark kontrahirt und verkürzt, das Zungen- bein wird dabei zwar nicht erheblich auf- wohl aber vorwärts gezogen: der gchildknorpel ist durch die Hyothjreoidei gleichfalls so fest ans Zangenbein Pbaenomenologie des Kehlbasses. 6$S gezogen, als möglich. Dabei ist aber zu bemeikeD, dass das Zungenbein nicht den Kehlkopf an sich zieht« sondern mehr zu letzterem hinabsteigt, wie denn überhaupt der Mundraum und Schlund sich trotz jener Muskelak- tionen erweitert. Die Seitenmuskeln des Halses werden stark fixirt und kcn- trahirt, das Pomum springt daher sehr Monig vor, auf der Luftrohre bildet sich eine nnregel massige Vertiefung, und die untere Kehlgrnbe erscheint sehr tief. Ebenso angespannt, als die Hebemuskeln des Kehlkopfs sind auch die Senkmuskeln, und zwar verhaltnissmässig in sehr hohem Grade, da der Hyothyreoideus nach unten fixirt werden muss. Wegen dieser Anspannung kann man leidir das Verhalten der Fenestra nicht genau untersuchen. Vor Einsatz eines Tones dieses Registers wird tief eingeathmet, da sehr viel Luft caeteris paribus durch die Qlottis gehen soll; der expiratorische Druck auf die Lungen ist daher schwierig und wird mit Depression der Tho- raxbasis, gewohnlich mit gleichzeitiger Wölbung der mittlem Bauchwand- zonen vollzogen. Dieses Register lasst sich zwar schon, wenn man will, auf einem Tone be- ginnen, der noch nicht mit dem tiefsten der guten Brusttone derSchwingungs- zahl nach übereinstimmt, indessen spricht es doch erst gut und klangvoll auf dem tiefsten der klingenden Brusttone an, und lässt sich von hier aus, freilich mit abnehmender Klangfülle, etwa 3 — i Stufen vertiefen. Auf dieser tief- sten Stufe klingt der Ton aber sehr sclilecht, dumpf, rauh, und erinnert an den Strohbass, dem auf dieser Stufe immer noch mehr Metall, wenn auch u»edeles, gegeben werden kann, als dem Kehlbassregister. Uebrigens em- pfindet man in den betheiligten Organen beim Erzwingen solcher abnormer Tonvertiefung einen ziemlichen Schmerz, weshalb es gerathen ist, derglei- chen nichtsnutzige und unästhetische Experimente zu unterlassen. Nur bei guter Disposition des Kehlkopfs spricht das Kehlbassregister leidlich an, und ist dann zum Gesänge, wenigstens im Chore, erlaubt. Die bisherigen Ph onologen sind über dieses Register im Unklaren. Ich finde nur beiLiskovius und Garcia etwas, das darauf bezogen werden kann. Ersterer sagt (§. 78): wenn man die tiefsten Tone der Stimme mit ab- wärts gezwängtem Kehlkopfe und mit starkem Lnftantriebe angiebt, so klingen sie nicht nur dumpf, sondern auch rauh und rasselnd, weil dann die Stimmhäute schlaffer sind und in grössern Bogen schwingen. Bei diesem Verfahren reicht die Stimme auch zugleich tiefer hinab , als ausserdem. So entstehen wohl jene tiefen und rauhen Töne, welche man den Judenbas b nennt Vorher sprach Liskovius bereits, jedoch in noch unbestimmteren Ausdrücken, vom Strohbass, den er also von der in Rede stehenden Modi- fikation der Stimme wenigstens unterscheidet. Garcia dagegen kennt nur eine Modifikation oder Disposition des Stimmorgans, durch welche die Stimme unter ihre natürliche Grenze vertieft wird. Er nennt dieselbe,* wie wir bereits erwähnten (S. 619), Contrabassfegister, dessen Töne durch einen eigenthümlichen Mechanismus erzeugt werden sollen , bei welchem der Kehlkopf nicht, wie beim Brustregister, unter seinen Nullpunkt herab, sondern weit über denselben gehoben werde. In der Regel, sagt er, existiK eine Lücke zwischen den tiefsten Brustnoten und den höchsten Contrabass- noten: nur tiefe Basssänger sollen diese Lücke nicht haben und selbst Pa- riüleltöne mit beiden Registern erzeugen können. Uebrigens soll (womit ich übereinstimme) die Kultivirung dieses Registers das Brustregister verschlech- ten , weshalb er sich dabei nicht länger aufhält. Es lässt sich demnach we* SS€ VI. Beobachtungen nnd Versnche am lebenden Stimmorgan. nigatens nach Garcia'a Angaben nicht entscheiden, ob dieses Contrabasf register dem Stroh - oder Kehlbass angehört. ee. Stroh bassregister. Von diesem ist bereits vorläufig unter dem Brustregister, und zwar bfi Gelegenheit des Timbre clair desselben , die Rede gewesen. Da dasselbe j^ doch auch von den hohem Tonen der hellen Brustscala unabhängig verwen- det werden kann , wollen wir ihm noch hier eine besondere Stelle anwoi«'ii. Das Strohbassregister lässt sich zwar schon auf verhaltnissmässig hobereo, n och in des Bassregisters Bereich liegenden Stufen beginnen , z. B. auf c, H, wenn man diese Töne mit dem Mechanismus, der dem sogenannten Tim- bri- clair zukommt, angiebt, indessen wird von diesem Register in der Re- gel erst dann Gebrauch gemacht, wenn die tiefen Tone des Brustregisters bereits mit tiefem Kehlkopfstande vorausgegangen sind, nnd vom Sanger noch eine weitere, mittels des bisherigen Mechanismus uicbt ausführbare Vertiefung des Tones beabsichtigt wird. Je nach der besondem Disposition des Organs wird dieser Uebergang aus dem Brust- ins StrObbassregister wi einer höhern oder tiefern Tonstufe eintreten. Namentlich wird bei Ver- schnupfung des Kehlkopfs und Ansatzrohrs , wo der Ansatz dos Tones nicht so promt erfolgt, und die Konsonanz in den Räumen des Ansatzrohrs keine vollständige ist, das Bedürfniss schon eher eintreten, vom Strohbassmecha* nismus Gebrauch zu machen, als bei normal beschaffenem Organ, zuoial da unter diesen Umständen auch das vorige Register nicht fuglich benutzt wer- den kann. Es werden daher hier schon die Töne F , G und selbst A eine Art Schnarrtimbre bekommen, und wird der Kehlkopf dabei nicht auf eine so tiefe Stufe am Halse gebracht werden können, als da, wo die Stimme rein und das Organ normal beschaffen ist. Die wesentlichen, sinnlich wahrDebm* baren Elemente des Strohbassregisters sind Folgende. Der Kehlkopf stellt sich für den beabsichtigten tiefen Ton h ö h e r am Halse, als es geschieht, wenn derselbe Ton mit dem ßrustmechanismus erzeugt wird. Im Allgemeinen ist diese Stellung am Halse eine mittlere, om den statischen Nullpunkt herumliegende , denselben weder bedeutend über- noch unterschreitende. Die Abwärtsbewegung des Kehlkopfs bei Vertiefung dieser Töne ist bei Weitem nicht so bedeutend , als dieselbe caeteris paribus beim Brustregister au9tra'gt; überhaupt scheint das Senken des Kehlkopfs g^ kein tonvertiefendes Mittel beim Strohbass zu sein. Ja, es kommt sogar vor, dassder Kehlkopf bei Erzwingung eines tiefern Tones etwas gehoben wird. — Die Muskelthätigkeit ist beim Strohbass im Allg<^meinen geringer, »issie bei Erzeugung der nächst höhern Brusttöne (tiefsten Baastöne) war. Dts Zuiigenbein wird, je tiefer der Ton, desto näher dem Schildknorpel gezo- gen, wobei die Hebemuskeln des erstem, namentlich die Geniohyoidei, oicb^ sonderlich kontrahirt erscheinen. Die Seitenmuskeln des Halses sind dorch- • weg schlaff. Ueberhaupt bietet der Hals beim Strohbass sehr wenig Abwei- chung vom Indifferenzzustand dar: die Hauptvorgänge sind dabei wohl in- nere. — Was die Exspiration anlangt, so ist diese mehr verzögert, als bei der Bruststimme. Je tiefer der Ton , desto weniger Lufk wird in einem g^ wissen Zeitmoment exspirirt. Während beim BrustKass um so mehr Lnft auf einmal exspirirt wird, je tiefer der Ton sinkt, so geschieht hier das UiP* gekehrte. Die Glottis wird also offenbar verengt und wird umso enger. j^ tiefer der Ton üUt. Die Tonbiidung hört endlich auf, wenn die Glottis so t^haenoduenologie des StrohbaMei. CS7 weit verengt und ziuammengezogeD ist , dass daa Athmungsgeachaft nicht mehr beateben kann. Natürlich wird dabei d^r Ton, je tiefer, deitto be- schrankter, kleiner, leerer, und redacirt sich endlich auf ein blosses Schnar- ren ohne Klang. Die Exspirationsmuakeln können unter diesen Umstünden zu keiner erheblichen Aktivität kommen. Sie wirken in ihrer Totalitat gleich- sam sphinkterartig, besonders derTransversns abdominis, sie pressen mecha- nisch die Luft der Lungen aus, so schnell oder langsam, als es die Oeffuung des Kehlkopfs gestattet. £ine besondere Verstärkung oder Beschleunigung dieser Exspirationsbewegung ist hier nicht möglich. Zur Intonirung des Strohbasses iat daher auch sehr wenig Luft auf einmal ausreichend. Man kann einen begonnenen Stiohbasston sehr lange halten, und man wird dann meist noch eine Quantität Luft zurückbehalten, die erst exspirirt werden muss , bevor man von neaem inspirirt. In dieser Hinsicht hat der Stohbassmechanisnius einige Aehnlichkeit mit dem des Fistelregisters. Auch hier wird , nur in entgegengesetzter Tonfolge, die Luftgebung allmalig bis auf Null reducirt Die höchsten Fisteltöne sind ebenso dünn und klein, als die tiefsten Strohbasstöne. Die Extreme berüh- ren sich auch hier. Am deutlichsten beobachten wir dies beim Gähnen. und Seufzen. Ueber diese physiologischen Vorgänge haben wir bereits früher (S. 60) eidmal. gesprochen, und bemerkt, dass dabei, was die hier stattfin- denden phonischen Erscheinungep anlaugt, die Exspiration in der Regel mit dem Fistel mechanismus beginnt und mit dem Strohbassmechanismus aufhört, während der der Bruststimme dabei nicht ordentlich zu Stande kommt und übersprungen wird. Der etwa auf h ^ oder a ^ eingesetzte Fistel- ton fallt mittels einer Art von Portament etwa auf c ' , das hierauf mit deni, bereits dem Strohbass angehörigen Interferenztone c vermischt wird, und dieses schnarrende c vertieft sich nun in gleicher Weise beliebig weiter, und kann bis in die Contra -Oktave herabgezogen werden. Beim Murren und ähnlichen , eine ärgerliche Gemüthsstimmung äussernden Phonationsphäno- menen finden sofort Strohbasstöne statt, ohne dass dieselben so ihrer Schwin- gangszahl nach variirt würden, wie es beim Gähnen üblich ist. Bei lange angehaltenem Senfztone steigt der Kehlkopf gewöhnlich bei abnehmendem Athem , trotzdem dass der Ton dabei tiefer wird. Sobald aber die Strohbass- töne erscheinen, senkt er sich wieder, und zwar bei Vertiefung derselben in der Regel noch etwas mehr. Der Rückgang aus dem Stroh bassregister in das Brusttonregister hat keine Schwierigkeit. Man kann z. B. in folgender Passage m 4: in einem Athem aus dem mitStrohbassmechanismns erzeugten D in das mit Brastroechanismus zu gebende G übergehen , ohne dass irgend ein Vorgang in der Glottis eine Unterbrechung der Luftgebung oder etwas Aehnliches anzeigte. Der Kehlkopf stellt sich ganz einfach für dieses G wieder an seine tiefere Stelle , die Luft strömt wieder mit grösserem Volumen durch die er- weiterte Glottis , und der Ton erscheint wieder gross und voll. Der Umfang des Strohbassregisters ist ungefähr eine Oktave, die so ziem- lich mit der sogenannten grossen Oktave zusammenfällt, von welcher jedoch gewohnlich nur die tieferen Töne zum Gesänge benutzt werden , da die ho- hem besser mit dem Brustregister gebildet werden. S88 tV. BeobachtungeD on^ Versoche «n lebenden Stimmotgäkk. Ueber die yerschiedenen Timbres, die darch besondere fanktioDelle Ver- hiltnisse der Orgaue des Ansatzrohrs erseagt werden, s. B. ober das niisale. gottorale, paktale Timbre, sowie aber die ReaanansTerhältnisse der njensdi- licben Stimme nberbaopt wolJen wir in einem der folgenden Abschnittt sprechen. Anhangsweise sprechen wir noch hier , da sich isein passenderer Ort dafnr findet, über das Schreien nnd ober die Töne beim Einathmen. Das Schreien. Das Schreien ist entweder ein bald artikalirtes, bald unartiknlirtes, meist osr ans einem oder sehr wenig Lanten bestehendes Stimmphänomen, wodurch eio lebhaftes Oefohl aosgedrückt werden soll ; oder es bezeichnet ein besondere» Timbre der Stimme, als Resultat einer Uebertreibnng oder falschen Koope- ration der normalen Stimmfonktionen , zunächst der Luftgebung. Io3 Deot- schen bezeichnet man diese beiden Unterschiede so ziemlich genan dorcb Schrei nnd Geschrei. £s ist hier nicht der Ort, eine vollständige Phjsio- Psychologie des Schreiens zu exponiren, obwohl eine solche aberbaopt noch nicht vorhanden ist und daher nicht zn den überflössigen Dingen ge- hören würde , sondern unsere Aufgabe soll vor der Hand nur die sein ^ die phonischen Momente und Phänomene des Schreiens in ein etwas helle^f^ Licht zu setzen , als bisher geschehen ist Hierzu ist vor allem erforderlich , dase wir das Schreien von andern abo- lichen phonischen Phänomenen unterscheiden. Colombat de Tlsere*). Hesse **) u. A. rechnen das Wimmern, Seufzen, Aechzen und andere Ton- gebungen zum Schreien, aber jedenfalls mit Unrecht, da beim Schrei ein bestimmtes phonisches Element gehört wird, das jenen^andern TonphänooI^ neu fehlt. Dieses Element hat bis jetzt noch Niemand erforscht. Colombat leugnet ein solches geradezu ab, indem er (S. 113) sagt, der Mecbanisinuä derSchreibilduBg unterscheide sich nicht wesentlich von dem anderer StimDi' phänomene. Er könne sowohl auf der Bildung von Brust- als auch Fistel- tönen beruhen. In Folge besonderer Anstrengungen und übertriebener, er- müdender Kontraktionen der Stimmorgane erscheine die Stimme beim Scbrei anfangs als laryngeale oder Bruststimme, und setze sich dann auf einem lan- gen hohen Falsetton fort. Demnach wäre nach Colombat jeder Schrei nichts weiter als ein Ueberscbnappen aus der Brust- in die Fistelstimnie, wobei nur das eine Besondere obwalte, dass der Brustton sehr kurz, der Falsetton länger gehalten sei. Colombat geht hierauf so weit, zu behaup- ten, dass man an dem Intervalle, das zwischen diesem Brust- und Fisteitone liege , die Art der Leidenschaft oder des Schmerzes erkennen könne , yiekk den Schrei hervorgerufen hat. No. 1. soll den Schrei ausdrücken, den der durch Applikation des Feuers verursachte Schmerz hervorruft; No. 2. den Schrei durch Aktion eines schoei- denden Instruments bei einer Operation ; No. 3. den Schrei bei einer befti- *) Maladies des organes de la voiz. Paris 1834. S. 112 ff. **) Anatom, physiol. Realwörterbuch ▼. Pier er n. Choulant. 7. Bd. 189^' ^haenomenoiogie des Schreiens. ^ ttdÜ genGemüthsbcwegung: soll identisch sein mit dem Wimmern (Geniissement); So, 4 wird durch einen jaheu Schreck bei drohender Oefahr hervorgerufen; No. 5. sind die Schreie bei der Entbindung; No. 6. Freudenschreie. Das Schluchzen oder Weinen drückt C. aus durch drei während der Inspiration erzeugte Staccuto - Noten von gleicher Geltung, auf welche ein längerer Ton exspirando folgt. Wir wollen diese G o 1 o m b a t ' sehen Angäbet^ und .Behauptungen kei ner speciellen Kritik unterwerfen: jedenfalls hat er das Wesen des Schreies zu subjektiv aafgefasst^ und Zufälliges für etwas Wesentliches oder Charakte- ristisches genommen. Dahin gebort die Behauptung, dass jeder Schrei ans zM'ei Tönen zusammengesetzt sei, von welchen der erste stets ein Brust- der andere allemal ein in einem bestimmten Intervall davon entfernter Fistel- ton sei. Es giebt aber, wie die tägliche Erfahrung lehrt, Schreie auf einem einzigen Tone, ebenso wie auf mehrern, die durch Portament mit einander ohne merkliche Stufe verbunden sind. Valentin (als Repräsentant der neuem Physiologie) sagt*): Da hier im- mer der Wind ungewöhnlich verstärkt .wird, so muss schon das Schreien die Bildung hoher Töne begünstigen. Gesellt sieh nun noch eine bedeutende Spannung der Stimmbänder hinzu, bleibt die Stimmritze in einer nur gerin- gen Ausdehnung geöffnet, so wird die Tönung die grösste ihr mögliche Höhe erreichen. Als Ursache nennt er hier zunächst den Schmerz bei Operationen, beim Grebären, den Krampf der Keblmuskeln mit seinen Folgen beim Schluchzen, Keuchhusten, Asthma Millari u. s. w. Wir müssen das Schreien vom anthropophonischen Standpunkte aus of- fenbar in engere Grenzen zurückbringen , als der gewöhnliche Sprachge- brauch ihm zu geben pflegt. Man sagt gewöhnlich von Menschen, welche in heftiger Aufregung ihre Stimme laut erheben, dass sie schreiep. Unter- sucht man jedoch die dabei gehörten Töne genauer , so finden wir in der Regel, dass dieselben ihrem phonischen Verhalten nach sieh von andern starken Tönen durchaus nicht unterscheiden. Da wir nun aber keine Ursache haben, starke, sonst normal erzeugte Töne, mögen sie im Sprechen oder Singen vorkommen, bloss deshalb, weil sie durch irgend einen gewissen Affekt hervorgerufen wurden , mit dem Namen „Schrei^^ zu belegen , so dür- fen wir auch diesen Namen von unserem (wissenschaftlichen) Standpunkte aus nur dazulassen, wo sich die vernommenen starken, getriebenen Töne durch ein bestimmtes, bei andern äbulichen lauten Tönen nicht vorhandenes pho- nisches Element charakterisiren. Besonders ist dies erforderlich bei dem Schreien, das wir alsJKnnstfehler desSingens bezeichnen, wo wir ganz un- ab weislich auf ein solches, der normalen Phonation fremdartiges Element hingewiesen werden. Welches ist nun dieses? Offenbar nichts Anderes, als eine überwiegend hervortretende Beimischung des Lufttonmechanis- mus zum Zungentonmechanismus. Der Zungenton erscheint beim Schreien zum grossen Theil in einen Luft- oder Pfeifton verwandelt. Die Luftge- bung ist beim Schrei immer eine verhältniss massig beschleunigte, verstärkte, stärker, als dass die Exkursionen d^r Stimmbänder nachfolgen oder dieselbe ortragen können; dabei wird der Seitendruck auf die Glottiswände, so ge- spannt sie auch sind , bald so stark , dass die Oeffnung der Stimmritze wei- ter wird, als der beab0ichtigten Tonstufe entspricht, und so wird einePfeif- *) Lehrbuch der Physiologie, 2. Bd. 1. Abtti. S. 391. 2. Aufl. Braanscbw. 1847. 640 tV. Beobachtungen and Versuche am lebenden Stimmorgati. ofinung erzeugt , in welcher die Lnftportion , welche nicht durch die gleich- zeitig vorhandenen Zungenschwingnogen in Mitach wingung gerath , in selbst- standige stehende Schwingungen versetzt wird. Genauer über diesen MechA- uismus werden wir noch später reden: hier wollen wir nur die wichligttttfii direkt auffassbaren Phänomene des Schreiens kürzlich erwähnen. — Die Schreitöne geboren immer hohen Tonstufen an; ge wohnlich sind es Fistel- töne ^ welche das Schrei timbre erhalten, doch können auch hohe Brustton«, wenn der Kehlkopf hoch gezogen und der Mund weit geöffnet wird, schreieihl werden. Bei Kindern , namentlich solchen , welche aus £igeusinn und WoiL schreien, erscheinen oft (bei sonst normal beschaffenem Organ) ganz reioe Pfeiftöne, die sehr an die Pfeiftöne des sogenannten Nachtigallaffena erin- nern. Bei manchen Kindern hört zuweilen auf der Höhe der tonenden (schreienden) Exspiration alle Tonbildung auf, während die £xspiralioD, wenn auch bei verengter Glottis, immer fort geht. Man sagt von solchen Kindern gewöhnlich, dass sie weggeblieben oder ausser sich gerathen sind: es hat jedoch dies Phänomen in der Regel nichts Besonderes za bedenlen. Wegen der Heftigkeit, mit welcher die Luft durch die Glottis getrieben wird, werden die Stimmbänder durch länger fortgesetztes Schreien entzündlich gt- reizt, so dass sie nicht mehr den erforderlichen Feuchtigkeitsgrad onter- halten können: es tritt Heiserkeit (Xerophonia) ein, die jedoch mit den eigentlichen Pfeiftönen nichts zu schaffen hat — Was die Vokale snlangi. auf welchen geschrieen wird, so soll nach Hesse beim Kindergeschrei daa £ als einfachster und zugleich als Mittellaut zwischen A und I, beim Ge- schrei Erwachsener dagegen alle SelbstUiuter nach Verschiedenheit der Ver- anlassung des Schreiens wahrnehmbar sein. So soll das A das freadige Ge- schrei, das I das Jammertönen bei hinschwindender Kraft, das O und U die dem Geschrei sich einmischende Reflexion und Reaktion (Be Wanderung. Unmuth, Erbitterung u. s. w.) charakterisiren. !Nach meinen Beobachtungen und Wahrnehmungen — absichtliche Versuche lassen sich hier nicht wohl anstellen' — ist es für das Schreien charakteristisch, dass eben gar kein Voksl richtig gebildet wird, dass durch die krampfhafte Verzieh ung sowohl der Artikulationsorgane, als auch des Glottisapparats selbst der Ton ein Tim- bre und eine Fassung bekommt, die dem Wesen der sprachlichen Artikula- tion zuwieder läuft Die Schmerzensschreie seUen gewohnlich mit einer Organstellung ein , die der des A ähnlich ist, und gehen dann in einen hohen Falsetton über, der dem U ähnlich ist: aus diesen beiden NaturUo- ten hat man den Diphthong Au gebUdet. Indessen ist dieses An kein eigent- licner öchrei, wenigsten so lauge man die beiden Vokale noch heranshöreo kann. Mehr schreiartig sind diejenigen phonischen Affekts asserungen, die ttch zwischen A, E und I bewegen: eine Vokalisirung, die die deutsche Sprache m ihrem.Worte „Schrei", die französische und engUsche in ihwi« crt, cry nachzubilden gesucht hat. Töne bei(n Einatfamen. Tatri!?*!. V'^ Einathmen kann man den Kehlkopf in die zat Erzeugung to« «nd Lli '''u**^ Diapoaition bringen, nur ist dieaer Vorgang «cWieV wöhnJ:ht^"'ä:°tf'**"^r «»-«Ukommener, weü dkGlottis Rr%- Toner.eLn^,^K!^?f,.r*' «•■*«'«'». "»ren Winden daher beho&der wt diese Vox inl^*-'"**'*'"^^*"« *°8«*»n werden mne«. NachGarcia wspiratoria rauh and ungleich, und kann Töne eneogen, die tnspirationstooe. 641 selbst die Kopflone (Garcia^s höhere Fisteltooe) an Hohe übertreffen. Auch nach Liskovius (§. 66) ist die Einathmnngsstimme caeteris paribus hoher, als die ge wohnliche Stimme, etwa um 1 Oktave; was er dadurch er- klart, dass der eindringende Lnftstrom, sobald das Einathmen bis zur Ton- erzengung verstärkt wird , die Stimmhänte, soweit es ihre Anheftung zulasst, ab - und einwärts , gegeneinander treibt , ihre Enden in gegenseitige Berüh- rung bringt , und so durch Verkleinerung des schwingenden Theiles dersel- ben mittels der Dämpfung hohe Tone hervorbringt Nach Segond*) hat die Inspirationsstimme ebenso , wie die gewohnliche, ewei Register, aber mit höhern Noten , als letztere. Was mich anlangt , so vermag ich inspirando genau dieselbe Tonreihe zu erzengen, wie beim EiXspiriren, nämlich von F bis f **). Diese Tone klin- gen schlecht, rauh, heiser und haben natürlich wenig Resonanz. Der Kehl- kopf stellt sich dabei im Allgemeinen ebenfalls für die tiefen Töne tief, für die hohen hoch , doch vermag er auffallender Weise nie so lief herabzustei- gen, wie beim Exspiriren. Ich kann nur etwa 4 Töne hinter einander, und auch nur in ziemlich schnellem Tempo , auf einer Inspiration erzeugen. Der mittlere , beim Eiowärtssprechen am leichtesten ansprechende Ton liegt bei mir zwischen c und g, er liegt also ein Paar Stufen, aber noch lange keine Oktave, höher, als der gewöhnliche Sprechton beim Ausathmen. Das Tim- bre ist ein eigenthümliches; etwas dem Falset ähnliches vermag ich nicht zu erzengen. Die Töne klingen bei geschlossenem Munde besser, als bei offe- nem. Dennoch ist die Vokalbildung auch beim Inspiriren nicht unmöglich : es lassen sich alle Vokale vernehmlich und unterscheidbar erzengen , des- gleichen die Konsonanten , und zwar ohne Ausnahme. Manche Schriftsteller behaupten, das sogenannte Bauchreden geschehe mittels der Inspiration, und Liskovius wiU es sogar an einem Bauchredner direkt beobachtet ha- ben. Nach meinen wiederholten Beobachtungen sprechen die Bauchredner (wenn wir diesen höchst unpassenden Ausdruck beibehalten wollen) für ge- wöhnlich während der Exspiration , wie andere Menschen , und ihre ganze Kunst beruht auf einer geschickten Abwechselung der Stimmregister und der Timbres, wodurch sie, bei hinlänglicher Einübung, alle die Illusionen erzeugen können , welche hier stattfinden. Einzelne kurze Worte können sie natürlich ebenso gut, wie ich und andere Laien, inspirando erzeugen, and dadurch eine Abwechselung mehr in der Pronunciation hervorbringen, aber dass sie nur beim Inspiriren ihre Kunst ausübten, ist schlechterdings anmöglich, und daher ein grober Irrthum, so Etwas zu behaupten. 3) Untersuchung der Innern, der direkten sinnlichen Wahrneh- mung entzogenen Vorgänge im Stimmorgan während der Pho- nation. Theorie der menschlichen Stimme. Wir kommen jetzt zu der letzten, bedeutungsvollsten Aufgabe unserer phonischen Untersuchungen, welche sich mit den Innern Vorgängen oder Bewegungen, die bei der Phonation des lebenden Organs stattfinden, be- schäftigen soll. Wir sollen jetzt zeigen , ob wir durch unsere Vorarbeiten, die wir mit offengelegten Organen vornalimen, befähigt worden sind, durch •) Comptes rendues 1848/ No. 8. **) Die bisherigen Beobachter scheinen sich zuweilen in der Oktave geirrt und ihre Inspirationstöne 1 Oktsye hoher sufgefasst zu haben. 41 648 IV. ßeobachtungen und Versuche am lebeoden Sdimnorgan. den Schleier, welcher die phonischen Vorgange des lebenden Organes be- deckt, blicken zu können. Nachdem wir die anatomischen Yerfailtaissp und die Bewegungsfahigkeiten der bei der Phonation muthmaasalich betbei- ligten Organe, sodann die in einer aus festen oder elastischen (dehnbaren; Wänden (Bandern) nachgebildeten, möglichst zweckmässig (als MundstockI gefassten und mit einem konsonirenden Räume verbundenen ScballofFnang (Stimmritze) sich in Folge des Luftanspruehs bildenden stehenden Schwin- gungen mit den dadurch hervorgerufenen verschiedenen Tonpbänomenei> untersucht , hierauf die Schwingungen und Tongebilde betrachtet und anskul tirt haben, welche der ausgeschnittene, zum stehenden Schwingen seiner Bänder vorgerichtete, aber sonst immobile Kehlkopf zu geben fähig ist, wenn seine Theile in gewisse, den im Leben stattfindenden mntbmaasslieh ähnliche Dispositionen gebracht werden , haben wir im vorigen Abschnitt, die siebtbaren Bewegungen und sonstigen sinnlich wahrnehmbaren Verän- derungen, welche das lebende , Stimmorgan darbietet, wenn es seine ver> schiedenen Tonphänomene herrorbringt, betrachtet. Wir schritten hier, so gut als es anging , von den einfachsten , nur wenigen Konflikten und Inter- ferenzen ausgesetzten Bewegungsverhältnissen allmälig zu den zusammenge- setztere und zahlreichere Kollisionen und Kooperationen darbietenden Pbä nomenen fort. Diese Betrachtung des lebenden Stimmorgans war zanächsi darauf berechnet, dasjenige zu kompletiren , was die Untersuchung des aos- geschnittenen Kehlkopfs unberührt lassen musste. Die Schwierigkeiten unserer gegenwärtig vor uns liegenden Untersuchung bestehen namentlich darin, dass wir für dasjenige, was wir am todten Kehlkopf und an andern einfachem Apparaten mit Ohr und Auge verfolgt and über- haupt durch das Experiment aufgefunden haben, das Analogon and noch etwas mehr an dem mit allen möglichen, in lebendiger, harmonischer Koo- peration stehenden, Mitteln ausgerüsteten und diese Mittel in fast anendlich variabeler Weise verwendenden lebenden Organe auffinden sollen, ohne dass wir hier die wesentlichen phonischen und mechanischen Vorgänge mit Augen verfolgen und so das letzte entscheidende Kriterium anlegen können. Wir stehen hier vor der verschlossenen Thüre einer Werkstatt, die weit feiner und vollkommener arbeitet, als wir je im Stande waren, deren Er- zeugnisse wir allerdings mit dein einen Sinne genau auffassen , nnd von wel- chen wir auch manche, wenigstens in ähnlicher Weise, mit denselben, aber leider weit schlechter beschaffenen , ihrer Haupteigenschaft beraabten Orga- nen nachzuahmen gelernt und dann mit beiden Hauptsinnen aufzufassen Ge- legenheil gehabt haben: allein ob unsere Arbeit etwas taugte, ob sie wirk- lich mit der dem Auge entzogenen der lebenden Organe sich so unbedingt vergleichen lässt, ob wir wirklich genau nach denselben Principien operir- ten, nach welchen das lebende Organ arbeitet, das ist eben die Frage, die wir jetzt zu lösen uns unterfangen wollen. Wären unsere Vorstadien und Vorarbeiten vollkommen und ohne allen Tadel, ^o würde ans diese Lösung nicht eben schwer fallen, wir würden dann ziemlich ebenso sicher, wie der Mathematiker das unbekannte x, durch Gleichung oder Vergleicfaang der bekannten Grössen und Erscheinungen mit einander auch die noch anbe- kannten , unsichtbaren erforschen können. Aber unsere Arbeit ist , wie alles Menschenwerk , unvollkommen , wenn auch vielleichf (was aber leider aucb nicht viel sagen will) vollkommener, als die früheren Arbeiten Anderer; also wird auch unsere Theorie (oder vielmehr Akustik) der menschlichen tonere Vorgange des ton enden Stimmorgans. 64S 6dmme , die wir jetzt konstmlren woUen , anch noch nicht die Grenxe der Vollkommenheit erreichen , welche dem wahrhaft wiaeenschafUichen Stand- punkte entspricht a. Tonbildung überhaupt. Verhalten der tonenden Luftsäule im Ansatzrohre. Im AUgemeinen können wir annehmen , dass im lebenden Organ die Ton- bildung überhaupt leichter erfolgt, als am todten Kehlkopf oder künstlichen (einfachem) Organen nnd Mundstücken , und zwar deshalb , weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass die meisten, tonfihig vorgerichteten Mund- stücke, welche isolirt angeblasen keinen Ton gaben, verhaltnissmassig und mehr oder weniger leicht zum Anspruch gebracht wurden, wenn ein Ansatz- rohr mit ihnen verbunden wurde. Der menschliche Kehlkopf befindet sich iu dieser Hinsicht in einer äusserst günstigen Lage , wie wir wohl nicht erst ausführlich auseinander zu setzen brauchen; und zwar sind hier die Ver- hältnisse günstig sowohl zur Erzeugung voi^ Zungentonen , als auch von LufLtonen , so dass wir wohl aifth annehmen können , dass in allen Fällen, wo das Organ normal beschaffen und die Tonbildung keine falsche ist, die ganze ezspirative Luftmasse in tonende Schwingungen versetzt wird. In allen Fällen, wo die Bänderschwingnngen zunächst den Ton konstrui- ren und die Schwingungszahl bestimmen , muss die Knorpelglottis geschlos- sen sein , sonst wird der Ton hauchend und die ganze Phonation ermüdend, da die Masse der vorhandenen Luft rasch konsumirt wird, und caet. paribus ein grosserer Druck von Seiten der Exspirationsmuskeln aufgewendet wer- den muss, um die stehenden Schwingungen der Stimmbänder in Gang zu bringen und zu erhalten. Auch würden bei offenstehender Knorpelglotds leicht pfeifende Nebentone entstehen, und dadurch die beabsichtigte Tonbil- dung sehr gestört werden. Die Hypothese Harless', dass die Knorpelglot- tis als Ventil wirke und durch Ableitung eines (überflüssigen) Theils des Luftstrpms das Ueberschnappen , durch Verengung oder Verschliessung das Detoniren verhüte, ist nicht haltbar, da dabei vorausgesetzt wird, dass diese Giottisoffnung bei jeder Tonbildung wesentlich und noth wendig sei. Beim Schreien mag die Knorpelglottis etwas, und zwar in ihrer vor- dem Partie geöffnet sein , die Aktion der Mm. cricoarytaen. laterales also durch den Seitendruck der Luftsäule überwunden werden, zumal da, wie wir wissen, Verlängerung der Pfeifuffnung den Ton erhöht und voller macht : die Schildknorpelflügel sind dabei stark nach beiden Eichtungen angezogen, der Kehlkopf hierdurch und durch gleichzeitige Kontraktion des M. crico- thyreoideus fixirt, und "die Stimmbandkorper durch Kooperation des letz- tem Muskels, einigermaassen auch des Thyreo -arytaen. und selbst des Cri- coarytaen. posticus so straff und hart geworden , dass keine Bänderschwin- gangen, wenigstens keine tonangebenden, mehr möglich sind. Aus diesem Grunde läuft auch jeder wahre, vollkommene Schreiton in eine Art Falset- ton aus, wie wir dergleichen am ausgeschnittenen Kehlkopf bei starker Längenspannung der Stimmbänder kennen gelernt haben. Die Ventrikel nehmen jedenfalls auch hier die erstgebildeten Sehallwellen auf und ver- stärken sie durch Reflex von ihren Wänden aus, die hier offenbar gespann- ter and renitenter sind, als bei andern Tonvorgängen , wenn sie auch in die- ^r Hinsicht keine so grosse Wirkung ausüben können, wie der Saccus extralaryngeus der Affen und einiger anderer VierfSssler, besonders wo die- 644 tV. Beobachtaogeu und Versnghe am lebenden Stimmorgan. aer Sack von der Basis der Epiglottis ausgeht. Andere ähnliche Erweite* rungen und Divertikel bei manchen Thieren wirken nur als Besonanzorgaoe öder als Luftreservoire zur Verlängerung der tonenden Exspiration, nament- lich wenn sie im Windrohre (unter den Stimmbändern) liegen. Ueber die wesentlichen Bedingungen zu einem relativ guten , leicht an- sprechenden, wohlklingenden und ästhetisch variabelen Ton können wir vor der Hand Folgendes als wahrscheinlich aufstellen. Zu einem guten reisen Ton gehört zunächst normale Beschaffenheit der Schleimhaut und der elasti- schen Gebilde des ganzen Stimmorgans, sodann vollkommene Wegsamkeit aller die Schallwellen aufnehmenden, reflektirenden und leitedden Organe der Bäume. Vor allem sind hier ausser den Stimmbändern zu nennen die Seitenven- trikel des Kehlkopfs nebst den an dessen Eingange liegenden Taschenbändern, deren Funktion man erst recht inne wird, wenn sie eben nicht mehr fnngirei) können. Seiner ganzen Anlage nach ist der Ventrikel recht geeignet, bei jedem entzündlichen Kehlkopfkatarrh sich zu verQjopfen, oder in eine solche Beschaffenheit zu gerathen, dass nur wenig Luft in den Sack des Ventrikels eindringen kann. Sobald die Schleimhaut des Taschenbandes entzündlich an- geschwollen ist, ist der Eingang in den Ventrikel verengt, das Atriamio eine schmale Ritze verwandelt, die tonende Luft dringt daher nicht vollkom- men oder nicht schnell genug in den Ventrikel (dessen Innern Ueberzog wir uns noch als normal beschaffen denken) , die Luft wird in demselben nicht hinlänglich komprimirt, die nach innen sehende Wand des Ventrikels, die den grossem Theil des Aditus ad glottidem superior bildet , wird nicht hin- länglich gespannt, und so entgeht dem Tone, wie wir noch weiter onteo näher untersuchen wollen , eine wesentliche Bedingung seines Wohlklangs. Ist nun vollends der Ventrikel noch mit zähem Schleime ausgefüllt, der dnrch die eingetriebene Luft sich nicht wegschaffen lässt, so ist die ganze Wand der obern Kehlkopfpartie ihres Hohlraums beraubt und so für die Schall- wellen nicht nur unzugänglich , sondern auch leitungsunfahig geworden, der Ton ist gedämpft, gehaltlos, auch wenn die Stimmbänder im besten Zu- stand sich befinden und ihre Schwingungen so gut ausfuhren, als sie unter die- sen Verhältnissen nur vermögen. Demnach muss, soll ein guter Ton erzielt werden, ausser normaler Beschaffenheit der Stimmbänder, von welchen wir bald ausfuhrlicher sprechen werden , der obere Kehlkopfraum frei von ent- zündlicher Anschwellung und die Höhlen der Kehlkopfwände leer und der Luft zugänglich sein. Aber auch der untere Kehlkopfraum und das Wod- röhr muss in normalem Zustand sich befinden. Ist die Schleimabsonderang hier zu stark , so drängt sich von Zeit zu Zeit Schleim zwischen die Somin bänder und macht den Ton rauh und rasselnd, ist die Schleimhaat hier entzündlich geschwollen , so werden die Schwingungen der 2. und 3. ^one der Stimmbänder gestört: die Stimme erscheint belegt: ist die Schleimab- sonderang in Folge dieses oder eines andern Leidens zu gering, oder ent- behrt die aus den Lungen kommende Luft des normalen Wassergehaltes, so werden die Stimmbänder zu schnell trocken , blutarm und der Ton dadurch heiser. Gehen wir höher hinauf, in das Ansatzrohr, so finden wir, dass der Ton an* Fülle, Klang und Resonanz verliert, wenn eine oder die andere der Nebenhöhlen oder gar der Nasenhöhlen selbst der Luft unzugänglich geworden ist; desgleichen leidet die Stimme bedeutend , wird matt, rauh nod kreischend, sobald der weiche Gaumen nebst seinen Nachbarorganen ent- cündlich angeschwollen ist. Ueber diese Krankheitszustäode speciell x^ SchwingungsmechaiuBiDen desselben. C49 sprechen ist hier nocb nicht der Ort Ich glaube jedoch schon durch diese Bemerkongen nachgewiesen zu haben, was es heisst, wenn sich das Stimm- organ in gesundem Zustande befindet, und zu einer relativ guten Tonersea- gung disponirt ist. Ueber die Ursachen und Bedingungen der verschiedenen „Stimmen-Indi- vidnalitaten'% d. h. dessen, wodurch man das Individuum an seiner Stimme erkennt, warum der eine Mensch eine gute, der andere eine schlechte, der dritte eine leidliche Stimme besitzt u. s. w., Hesse sich sehr viel sagen, und noch mehr nicht sagen, was Alles uns jedoch nur aufhalten würde, ohne unsere Erkenntniss sonderlich zu fordern: was für unsern Zweck erfor- derlich zu sein scheint, und was wir daiüber mit einiger Gewissheit ange- ben können, wollen wir später an geeigneten Stellen anbringen. Der Ton selbst wird im Kehlkopf stets und unter allen Umstanden in der Glottis gebildet, sobald dieselbe , d. h. der Raum zwischen den untern Dupli- katuren der elastischen Auskleidung der Kehl kopfhohl.e {den Stimmbändern) hinlänglich verengt worden ist, und dann ein Luftstrom von angemessener Span- nung bin durchgeführt wird. Von dem Mechanismus des sogenannten Ton- einsatzes werden wir passender weiter unten sprechen. N^ch dem, was wir bei unsern akustischen Untersuchungen kennen gelernt haben , sind hier zunächst zwei Fälle möglich. Entweder gerathen die Stimmbänder (die Glottisrander, Glotliswände) , oder es geräüi die durch die gebildete Glottis streichende Luftsäule in primäre stehende Schwingungen. Ob das eine oder das andere geschehen soll, hängt von der relativen Elasticitätsgrosse oder Spannung beider in Konflikt tretenden Schallkorper ab. Wenn der Luftstrom bei einer gewissen Spannung die Elasticität der einander hinlänglich genä- herten Bänder so weit zur Geltung kommen lässt, dass letztere nach ihrer Ablenkung oder Ausbeugung, welche der Druck des Luftstroms bewirkte, diesem entgegen wieder zurückschwingen, so dass der Luftstrom selbst dabei verdrängt wird, so gerathen die Bänder primär in stehende Schwingungen; ist dagegen die Spannung der Stimmbänder grösser, als dass diese durch den Druck der durchstreichenden Luftsäule aus ihrem (gerade vorhandenen) Gleichgewicht gebracht werden konnten , oder ist der Druck , den die Luft- säule ausübt, grosser, als dass die Bänder aus ihrer Ausbeugung wieder reknrriren konnten, so wird die Luftsäule in primäre stehende Schwin- gungen versetzt, sofern sie nur sonst durch die Organe der Glottis in eine solche Disposition gebracht worden ist, dass dieses Phänomen stattfinden kann. Im erstem Falle entsteht ein normaler, durch Znngenschwingungen ganz oder vorzugsweise erzeugter Ton, im zweiten Falle ein Schrei oder ein Kehlpfeifton. Je nachdem die Schwingungen der Stimmbänder mehr den gegenschlagenden angeboren , gestaltet sich der Ton als sogenannter Brustton, während die Schwingungen, welche Falsettooe geben, mehr mit den überschlagenden übereinkommen. Bei erstem fiindet, wie wir weiter un- ten genauer nachweisen werden, eine selbstständige Kontraktion des M. vocalis statt, welche die Stimmbänder einwärts drängt, so dass die 2. Zone derselben sich mit an den Schwingungen betheiligt; bei der 2. Art derselben. fehlt diese Thätigkeit des M. vocalis, und es schwingt nur die obere Zone. Aber es ist noch ein dritter Fall möglich. Wenn zwei wenig elastische Bän- der oder Zungen in einem cylindriscben Räume oder Mundstücke gehörig ge- fasst einander bis zur Berührung oder bis zum Auf- oder Uebereinanderlie- gen genähert worden sind, und dieselben durch einen andringenden Luftstrom S4S rV- Bebbachum^en and y^rwmthe jam lebenden Stunmoi^o grtriebcn werden, der jedoch nickt Spnnnnng genng hai, qib «e fortgebend auseinander getrieben xn ei^alten , so dass die im ersten Mo- ownt Yom Loftstrom gebildete Scinumritse im sweiten Moment durch die Benitenz der Bander wieder geschlossen wird, worauf im dritten Moment die Laftsiale wieder eine Oeffonng, im vierten die Bander wieder einen Schlnss bewirken n. s. C, so entsteht ein Schallphanomen, bei wetchem Loft- sanle nnd Binder so tiemlicb gleichen AntheU haben , nnd welches wir frü- her mit dem Namen aufschlagende Schwingungen zu bezeichnen pfleg- ten« Geschieht nun dieses im Kehlkopfe mit den Stimmbändern , besitzeD dieselben durch grosse Abspannung nur noch &n geringes Maass von EUs- tkitat, sind sie bis zur Berührung gegen' einander geruckt, wird ein verhält- nitsmassig schwacher Lullstrom durch dieselben gefuhrt, so bilden sich je- denfalls dergleichen aufschlagende Schwingungen, die sich in ihrer Sukces- sion zu einem tonartigen Phänomen summiren, welches dasjenige darstelk was wir S tr o h b as s genannt haben. Das Kopfregister und Kehlbassregister kommen durch gemischte Schwingungen zu Stande. Wir sprechen vom Me- chanismus dieser Register ausfuhrlicher in besondem Kapiteln. Bereits früher *) haben wir bemerkt, dass jeder Zungenton an sich wenig nnd unvollkommen klinge, und erst durch die Wiederholung seiner Schwin- gungen in einem leiCungsfahigen Medium seine Klangfülle erlange. Wir fu- gen hier hinzu , dass der Ton bei diesem Vorgänge ausser seinem Yolomei] auch noch andere Eigenschafken erlange, deren Komplex wir als Timbre oder Klangfarbe bezeichnet haben. Der primäre Ton der Stimmbänder des menschlichen Kehlkopfs unterliegt nnn^ abgesehen von seinen übrigen Eigenschaften (Register , Scfawingungszahl u. s. w.) , bei seinem Wege durch das Ansatzrobr einer Menge von Einflüssen , die den ans Ohr des Hörers tre tenden Ton als etwas ganz Anderes, etwas weit Vollkommeneres erscheinen lassen , als was er bei seinem Entstehen war. Wir wollen diesen Einflössen so weit nachgeben , als wir im Stande sind. Einen eigentlichen Resonanz- (richtiger Konsonanz-) Apparat be- sitzen die Stimmbänder im Sinne der musikalen Instrumente, die mit dem Stimmorgan verglichen werden können, nicht, oder nur in unvollkom- mener Weise. Gleichwohl wird eine sehr vollkommene Konsonanz hier e^ zielt, aber durch ganz eigenthümliche Mittel und Wege. Von den Kehlkopf knorpeln ist in Bezug auf Konsonanz wenig zu erwar- ten, da sie grossentheils mit unelastischen, die Schallschwingungen bem- menden Gkwebeu überzogen sind. Wichtiger für die Konsonanz scheint die Fovea snbepiglottica zu sein , da hier das Knorpelgewebe am meisten zq Tage liegt und ziemlich freie Mitschwingungen zulasst, weil von hier &^ die elastische Auskleidung des Kehlkopfs, die doch zunächst in Mitsebwin- gungen versetzt wird , hauptsächlich ausstrahlt, und weil von dieser Grobe aus die SolidarweJlen der Bänder an die Epiglottis geleitet werden, welche noch am ersten mit einem sogenannten Resonanzboden verglichen vfcrden kann. Im Allgemeinen ist aber die ganze nach unten nnd oben trichterför- mig sich erweiternde Kehlkopfshohle darauf angelegt, die gebildeten Scball- wellen, sobald sie sich in der elastischen Auskleidung reproducirt haben, der Luftsäule mitzutheilen , und diese durch geeignete Begrenzung , Ausweitong und Unterabtheilung zu dem Mittel zu machen, das nicht nur dem Ton seine •) S. 658. k). Funktionen der Konsonanzapparate. 647 Klangfalle, sondern auch seine Klangfarbe giebt, also nicht nur für das er- forderliche Volumen, sondern auch für eine zweckmässige Diffusion der tonenden Luftsäule sorgt. Die Schallwellen der Glottis werden nicht nur nach oben, sondern auch nach unten geleitet: sie resoniren, wie in der Rachenhohle, so in der Luftröhre und dem ganzen Thoraxraume, dessen Wandung sie sogar in Wellenbewegung versetzen , ja auch der Unterleib mit seinen lufthaltigen Gedärmen muss als Resonanzorgan dienen. Wenigstens geschieht dies bei den vollen Brusttönen, und der ganze Name dieser Töne ist dadurch ent- standen , dass man die Entstehung jedes Tonphänomens an den Ort verlegt, von welchem aus der Schall seinem Volumen nach vorzugsweise zu kom- men scheint; dieser Ort ist aber stets die Summe der hinter dem primären Schwingungsvorgang die fortgepflanzten Bchall wellen zurückwerfenden Ob- jekte. Die eigentliche Färbung des Klanges erhält jedoch der mensch- liche Ton theils in der oberen Kehlkopfsapertur, theils im Ansatzrohre. Hier treten uns wieder zunächst die Ventrikel und oberen Glottis- oder Taschenbänder entgegen, über deren Funktion bereits sehr verschiedene Hypothesen aufgestellt worden sind. Wir haben hier die Atrien und die Säcke zu unterscheiden. Jedenfalls werden die Schallwellen, die von den Bändern oder in der Glottis erzeugt worden sind, zum Theil wenigstens, in die Atrien umgebeugt, um bei ihrem Ausgange a.us der Glottis und bei ihrer Umbeugung um die Taschenbänder in dem Räume zwischen diesen letztern eine Durchkreuzung zu erleiden, welche jedenfalls von einem neuen phoni«- sehen Fffekte begleitet ist, wenn, wir auch dessen Beschaffenheit aus Man- gel direkter Untersuchungen noch nicht bestimmt angeben können. Dieser also offenbar vorhandene phonische Effekt mu3S nun in Verbindung mit dem bereits in der eigentlichen Glottis gebildeten dem Tone eine eigenthüm- liche Beschaffenheit geben, welche noch dadurch modificirt wird, dass. die Taschenbänder gleichzeitig in Mitschwingungen versetzt werden. Nach Harless (S. 554) ist zwar die obere Stimmritze (der Raum zwischen den Taschenbändern) ohne Eiuflnss auf die Tonhöhe: wenn wir ab6r bedenken, dass die in den Atrien befindliche Luft offenbar verdichtet wird, und jede über einer schwingende Zunge stattfindende Luftverdichtung die Schwin- gungen etwas retardirt, so können wir uns der Ansicht nicht erwehren, dass die obern Glottisbänder, durch deren Voihandensein ja eben diese Atrien und also auch diese Kompression der Luft zu Stande kommt, bei Erzeugung der tiefsten Brusttöne eine nicht unwesentliche Rolle spielen müssen , abge- sehen von dem Einfluss auf den Klang der Töne überhaupt Hierzu kommt noch der Einfluss der Ventrikelsäcke selbst. Nach meiner Ansicht ist die Funktion derselben eine dreifache. Erstlich fungiren dieselben als schleimabsondeinde Organe: sie bilden grosse, mit einer verbal tnissmässig sehr ausgedehnten Absonderungsfläche versehene Schleimkrypten, welche fortwährend den Stimmbändern, namentlich wenn sie in Arbeit sind, den zu ihrer Anfeuchtung nöthigen Schleim zufuhren, was um so nöthiger ist, da die Glottisränder selbst keine Schleimdrüsen besitzen (weil diese der Erzen- gang eines guten Tones hinderlich sein würden). Durch die während der Stimmbildung mit grösserer Tension in diese Säcke einströmende Lufl wer- den die Schleimdrüsen der innern Wand derselben zu grösserer Absonde- rung gereizt, und es steht dieselbe durchaus mit dem Grade jener Tension in geradem Verhältniss , so dass gerade dann , wenn die Stimmbänder am thätigsten sein, d. h. die schnellsten und ausgiebigsten Schwingungen ma- S4S IV. Bebbachtuogen und Versache jam lebenden ßtimmorgan. r aoseinander getrieben werden, der jedoch nicht Spannung genug hat, nra sie fortgehend anseioander getrieben so erhalten, eo dass die im ersten Mo> ment vom Luftatrom gebildete Stimmritce im zweiten Moment durch die Renitens der Bander wieder geschlossen wird, worauf im dritten Momeni die Loftsaale wieder eine OefTnung, im vierten die Bander wieder einen Schluss bewirken n. s. T, so entsteht ein Schallphanomen , bei welchem Lufr- sanle und Bander so ziemlich gleichen Antheil haben , und welches wir frü- her mit dem Namen aufschlagende Schwingungen zu bezeichnen pfleg- ten. Qeschieht nun dieses im Kehlkopfe mit den Stimmbändern , besitzen dieselben durch grosse Abspannung nur noch ein geringes Maaas von £las- ticitat, sind sie bis zur Berührung gegen' einander gerückt, wird ein verhält- nissmassig schwacher Luftstrom durch dieselben gefuhrt, so büden aich je- denfalls dergleichen aufschlagende Schwingungen, die sich in ihrer Snkces- sion zu einem tonartigen Phänomen summiren , welches dasjenige darstellt was wir Str o h bass genannt haben. Das Kopfregister und Kehlbassre^ster kommen durch gemischte Schwingungen zu Stande. Wir sprechen vom Me- chanismus dieser Register ausführlicher in besondern Kapiteln. Bereits früher*) haben wir bemerkt, dass jeder Zungenton an sich wenig und unvollkommen klinge, und erst durch die Wiederholung seiner Schwin- gungen in einem leitnngsfahigen Medium seine Klangfülle erlange. Wir fü- gen hier hinzu, dass der Ton bei diesem Vorgänge ausser seinem Yoinmeo auch noch andere Eigenschaften erlange, deren Komplex wir als Timbre oder Klangfarbe bezeichnet haben. Der primäre Ton der Stimmbänder des menschlichen Kehlkopfs unterliegt nun^ abgesehen von seinen übrigen Eigenschaften (Register , Schwingungszahl u. s. w.) , bei seinem Wege durch das Ansatzrohr einer Menge von Einflüssen , die den ans Ohr des Hörers tre- tenden Ton als etwas ganz Anderes, etwas weit Vollkommeneres erscheinen lassen , als was er bei seinem Entstehen war. Wir wollen diesen Einflüssen so weit nachgehen, als wir im Stande sind. Einen eigentlichen Resonanz- (richtiger Konsonanz-) Apparat be- sitzen die Stimmbänder im Sinne der musikalen Instrumente, die mit dem Stimmorgan verglichen werden können, nicht, oder nur in unvollkom- mener Weise. Gleichwohl wird eine sehr vollkommene Konsonanz hier er- zielt, aber durch ganz eigenthümliche Mittel und Wege. Von den Kehlkopf knorpeln ist in Bezug auf Konsonanz wenig zn erwar- ten , da sie grossentheils mit unelastischen , die Schallschwingungen hem- menden Oewebeu überzogen sind. Wiebtiger für die Konsonanz scheint die Fovea snbepiglottica zu sein , da hier das Knorpelgewebe am meisten za Tage liegt und ziemlich freie Mitschwingungen zulässt, weil von hier aus die elastische Auskleidung des Kehlkopfs, die doch zunächst in Mitschwin- gungen versetzt wird , hauptsächlich ausstrahlt, und weil von dieser Grube aus die Solidarwellen der Bänder an die Epiglottis geleitet werden, welche noch am ersten mit einem sogenannten Resonanzboden verglichen werden kann. Im Allgemeinen ist aber die ganze nach unten und oben trichterför- mig sich erweiternde Kehlkopfshohle darauf angelegt, die gebildeten Schall- wellen, sobald sie sich in der elastischen Auskleidung reproducirt haben, der Luftsäule mitzutheilen , und diese durch geeignete Begrenzung, Ausweitung und Unterabtheilung zu dem Mittel zu machen, das nicht nur dem Ton seine •) S. 658. k). FunktioDen der Konsonanzapparate. 647 Klangfülle, sondern auch aeine Klangfarbe giebt, also nicht nnr für das er- forderliche Volamen, sondern auch für eine zweckmässige Diffasion der tönenden Luftsäule sorgt. Die Schallwellen der Glottis werden nicht nur nach oben, sondern auch nach unten geleitet: sieresoniren, wie in der Rachenhohle, so in der Luftröhre und dem ganzen Thoraxraume, dessen Wandung sie sogar in Wellenbewegung versetzen, ja auch der Unterleib mit seinen lufthaltigen Gedärmen muss als Resonanzorgan dienen. Wenigstens geschieht dies bei den vollen Brusttonen, und der ganze Name dieser Tone ist dadurch ent- standen, dass man die Entstehung jedes Tonphänomens an den Ort verlegt, von welchem ans der Schall seinem Volumen nach vorzugsweise zu kom- men scheint; dieser Ort ist aber stets die Summe der hinter dem primären Schwingungsvorgang die fortgepflanzten Bchallwellen zurückwerfenden Ob- jekte. Die eigentliche Färbung des Klanges erhält jedoch der mensch- liche Ton theils in der oberen Kehlkopfsapertur, theils im Ansatzrohre. Hier treten uns wieder zunächst die Ventrikel und oberen Glottis- oder Taschenbänder entgegen, über deren Funktion bereits sehr verschiedene Hypothesen aufgestellt worden sind. Wir haben hier die Atrien und die Säcke zu unterscheiden. Jedenfalls werden die Schallwellen, die von den Bändern oder in der Glottis erzeugt worden sind, zum Theil wenigstens, in die Atrien umgebeugt, um bei ihrem Ausgange aps der Glottis und bei ihrer Umbeugung um die Taschenbänder in dem Räume zwischen diesen letztern eine Durchkrenznng zu erleiden, welche jedenfalls von einem neuen phoni** sehen Fffekte begleitet ist, wenn, wir auch dessen Beschaffenheit aus Man- gel direkter Untersuchungen noch nicht bestimmt angeben können. Dieser also offenbar vorhandene phonische Effekt mujss nun in Verbindung mit dem bereits in der eigentlichen Glottis gebildeten dem Tone eine eigenthüm- liche Beschaffenheit geben, welche noch dadurch modificirt wird, dass. die Taschenbänder gleichzeitig in Mitschwingungen versetzt werden. Nach Harless (S. 554) ist zwar die obere Stimmritze (der Raum zwischen den Taschenbändern) ohne Eiufluss auf die Tonhohe: wenn wir aber bedenken, dass die in den Atrien befindliche Luft offenbar verdichtet wird, und jede über einer schwingende Zunge stattfindende Luft Verdichtung die Schwin- gungen etwas retardirt, so können wir uns der Ansicht nicht erwehren, dass die obern Glottisbänder, durch deren Voihandensein ja eben diese Atrien und also auch diese Kompression der Luft zu Stande kommt, bei Erzeugung der tiefsten Brusttone eine nicht unwesentliche Rolle spielen müssen , abge- sehen von dem Einfluss auf den Klang der Tone überhaupt Hierzu kommt noch der Einfluss der Ventrikelsäcke selbst. Nach meiner Ansicht ist die Funktion derselben eine dreifache. Erstlich fungiren dieselben als achleimabsondeinde Organe: sie bilden grosse, mit einer verhältnissmässig sehr ausgedehnten Absonderungsfläche versehene Schleimkrypten, welche fortwährend den Stimmbändern, namendich wenn sie in Arbeit sind, den zo ihrer Anfeuchtnng nothigen Schleim zufuhren, was um so nöthiger ist, da die Glottisränder selbst keine Schleimdrüsen besitzen (weil diese der Erzeu- gung eines guten Tones hinderlich sein würden). Durch die während der Stimmbildung mit grosserer Tension in diese Säcke einströmende LufL wer- den die Schleimdrüsen der innern Wand derselben zu grosserer Absonde- rung gereizt, und es steht dieselbe durchaus mit dem Grade jener Tension in geradem Verhältniss , so dass gerade dann , wenn die Stimmbänder am tbätigsten sein , d. h. die schnellsten und ausgiebigsten Schwingungen ma- 048 IV. BeobAcbtoDgen und Versache am lebenden Stunmorgan. « eben sollen , aocb der cur Unterbaltnng derselben erforderliche Sehleim an reicblichsten abgesondert vird. Zweitens nben diese Sacke einen gevissea mecbanischen Einflnss auf die Schwingungen der Stimmbänder ans, ingofen die wabrend der Pbonafion fortwährend aas der Oeffnnng des Blindfiad< nach der Reflexion in demselben ausströmende Luft eine zu hoch gehendr Ausdehnung der Exkursionen und somit das Aufschlagen des Stimmbind« an das Taschenband verhütet. Drittens dehnt die in den Blindsack einge drungene Luft die seitliche Olottiswand aus, macht sie hohl, und er* hobt ihre Elasticitat und ihr Mitschwingungsvermogen , aowie auch der ganze Ventrikel den ersten Raum darstellt, in welchem die ao eben zmii Tonen gebrachte, noch sehr eingeengte Luftsäule sich einigermaassen seit- lich ausbreiten und resoniren kann. Alles dies sind zwar Dinge, welche am ausgeschnittenen Kehlkopf von keinem grossen Belang zu (ein Scheines. da der Ton , den die Stimmbänder hier geben , auch nach Wegschneidnop der oberen Glottisbander und selbst der ganzen oberen Portion des Kehl- kopfs noch mit verhaltnissmassig leidlichem Timbre fortbesteht , allein dae Timbre der Tone des lebenden Stimmorgans ist ja von dem der Tone de» ausgeschnittenen und verstümmelten Kehlkopfs so sehr yerscbieden, duss jener Einwurf geradezu verstummen muss. Savart*) legt einen noch gr^* sem Werth auf die Funktionen der Ventrikel, indem er behauptet, die Lofi könne in denselben unabhängig von d^r in der Stimmritze in Schwingangeii gerathen und so selbststandige Tone erzeugen, sobald nämlich die ausdehn- baren Theile des Stimmorgans die zu dem beabsichtigten Tone erforderliche Spannung nicht erreichen können. Ueber den Einflnss, den die Epiglottis auf die Stimme des Mensches hat, hat noch kein Phjsiolog etwas Befriedigendes vorgebracht. Biot Bsd Magendie**) schreiben es, sich auf analoge Erscheinungen an Orgelpfeifen stätzend, dem Kehldeckel zu, dass wir den Ton schwellen können, ohne ihn zn erhöben o^«r die Stimmbänder in entsprechendem Maasse erschlaffen zu müssen. Nach J. Mül- ler***) wird der Ton darch Decliang des Kehlkopfs mittels Senkung des Kehldeckel^ etwas tiefer und dumpfer. Letzteres habe ich am ausgeschnittenen Kehlkopf aaeli beobachtet: eine Vertiefung konnte ich jedoch nie bemerken, eher eine kleine Er- höhung. Damit scheint Liskovius' 7. Versuch (§. 30) in Einklang m stehen. Wenn er nach Entfernung der Taschenbänder über das Tordere oder hintere £n(i< der Stimmritze eine Fingerspitze hielt, doch ohne die Stimmbänder selbst xu b^ rühren, so erhöhte sich der Ton. Wichtiger ist Müll er 's an sich selbst gemachf? Beobachtung, dass der Kehldeckel bei Br aststimme wie bei Fistelstimme dieselbe Stellung behält. Nach Despinevf) soll die Oista mediana der untern Flache der Epiglottis, wenn sich dieselbe auf die Glottis legt, Flötentöne hervorbringen können; auch bewege sich, sagt er, beim Meckern, Tremnliren oder analogen Stimmmsnie- ren, die Epiglottis auf der Stimmritze hin und her, so wie man auch, ohne Sing* töne anzugeben, bei der Exspiration durch rasche Bewegung der Epiglottis eine An Rasselgeräasch oder Schnarchen herrorbringen könne, ebenso, wenn man bei oft Inspiration die Epiglottis der Glottis zu nahe bringt. C Mayer ff) sagt über dk- ses Organ Folgendes: Wenn man den Finger bei der Tonerzeugung in die A^- höhlung der Epiglottis legt, so fühlt man deutücb, dass dieselbe sich einrollt au<> den inliegenden Finger komprimirt. Sie stellt sich bei hohen Tönen wie ein einge- rolltes Blatt in die Richtung des aus der Stimmritze kommenden Tones, fangt den- *) Annales de chimie et de physique. 1825. ••) Physiologie I. S. 221. **) Physiologie II. S. 201. t) Physiologie de la yoiz, pag. 36 ff. tt) Ueber den Bau des Organs der Stimme etc. 1852. (zu Ende). FunktioDen des Eehldeck^s. 649 (elben ' in ihrem Hauptkanale auf, ■ sammelt oder kondensirt denselben , spannt tich bei den hohen Tönen bedeutend an, nnd schwingt als Klappe oder Zunge mit. >chon Noggerath*) fand jene Einrollung an einem Manne, der eine grosse offene Efals^wnnde hatte, bestätigt. Endlich fand Eichmann**) nnd andere Pathologen, iass dnrch Verknöchemng und Hyperchondrose des Kehldeckels, welche Zustände 3ie Form und Bewegungen des Organs stören und erschweren, die Stimme gestört wird, ohne dass er jedoch die Art dieser Störung näher bezeichnet. Was mich und meine Ansicht über den Nntzen des Kehldeckels anlangt, 30 v^erde ich zuerst meine Beobachtungen anfuhren, sodaun die Funktionen dieses Organs zu erklären suchen. — Bei jeder Exspiration, mag ein Ton- phäuomen dabei stattfinden, oder nicht, treibt sich am ausgeschnittenen K.ehlkopf die Wurzel der Epiglottis aus- und aufwärts, der Raum über den Stimmbändern wird dadurch etwas erweitert: die blattförmige Ausbreitung der Epiglottis dagegen bewegt sich etwas einwärts; eben so nähern sich die beiden Taschenbänder bei jeder Exspiration etwas. Wenn ich den Kehl- deckel absichtlich über die Apertur des Kehlkopfs legte , so wurde der Ton nicht eher geändert, als wenn diese Deckung so weit ging, dass die tonende Luft sich erst im obern Kehlkopfraume fangen und verdichten musste, bevor sie den Ausweg erzwang: der Ton wurde dabei aber nicht tiefer, sondern etwas erhöht. Wurden, bei gleichbleibender Spannung der Stimmbänder, die Taschenbänder etwas niedergedrückt, so erhöht sich der Ton gleich- falls etwas. Dagegen ist die eine volle Stufe betragende Erhöhung,^ welche eintrat, wenn ich das Kehlkopfpräparat mit seiner Axe wagrecht hielt, so dass die Epiglottis nach unten überhing und die Apertur sich erweiterte, mehr auf Rechnung des Zugs an den Bändern durch den nach unten fallenden Schild- knorpel zu bringen, als auf den Eiuflass der Epiglottis, so wie die nicht aube- trächtliche Tonvertiefnng, die ich beobachtete, wenn ich die Epiglottis von ih- rer Wurzel abzog, zunächst der dabei unvermeidlichen Verkürzung und Er- schlaffung der Stimmbänder zuzuschreiben ist. Nach völliger Wegnahme der Epiglottis änderte sich zwar die Ton^tufe nicht, wohl aber das Timbre, welches schlecht, matt, fast heiser wurde; auch Hessen sich die Tone nicht mehr so gut schwellen, und überschlugen sich oft bei einem Spannungsgrade, der vor- her noch reine Tone gab. — Die Hauptwirkung der Epiglottis hinsichtlich der tonenden Luftsäule ist wohl eine aerodynamische. Wenn verdichtete Luft aus einer Oeffnung ausströmt und einen gegenüberstehenden Korper, z. B. eine leicht bewegliche Platte trifft, so sollte man erwarten, dass diese vom Luftstrome fortgestossen würde. Dies ist auch wirklich der Fall, wenn der Ausfluss aus einer frei stehenden Rohre erfolgt. Ist aber die Ausflnss- müodung an einer breiten Wand angebracht, welcher die Platte in geringer Entfernung gegenübersteht, von einem Durchmesser, welcher den der Oeff- nung weit übertrifft, oder erweitert die Oeffnung sich nach aussen trichter- förmig, so wird die Platte gegen die Oeffnung hingetrieben. Denn es würde hier, da durch die weite Oeffnung mehr Luft abfliesst, als durch die ver- engte Stelle vermöge des Innern Luftdrucks nachfolgen kann , ein luftleerer Raum zwischen Platte und Oeffnung entstehen, wenn die äussere Luft nicht erstere gegen letztere hiutriebe *^). Es lässt sich nicht verkennen, dass die *j De voce, lingua, respiratione etc. 1841, S. 5. **) Medicin. Correspondenzbl. 1845. ***)Mnncke'8 Handb. der Naturlehre. L Band. 1829. S. 257. Baumgart- ner's Naturlehre. 1839. 1. Th. §. 310 und 288. 650 IV. Beobachtungen und -Versuche am lebenden Stimmorgan. Glottia ond Epiglottis diesem Gesetz unterliegen müssen. Schon beim ein- fachen, tonlosen Exspiriren beobachteten wir (am ausgeschnittenen Kehlkopf^, wie sich die Wurzel der Epiglottis zwar (weil hier die Luft verdichtet vird und nicht seitlich ausweichen kann) etwas austreibt, die Platte derselben dt- gegen etwas gegen die Glottis bewegt wird. Dasselbe findet bei der Phooa- tion statt, ohne dass dies Phänomen irgend einen Einfluss, etwa eineo vertiefenden, auf die Tonstufe hätte. Im Leben scheint diese die djDum* sehen Verhältnisse der tonenden Luftsäule regulirende Bewegung der Epi- glottis durch eine Einwärtsbiegung der Seitenränder dieses Organs zo Stande zu kommen, sowie auch die Hebung des Kehlkopfs, welche bei jeder Exspiration zu bemerken ist, auf den gedachten Zweck hinzaarbeiteo scheint. Aber wir haben hier noch mehr zu berücksichtigen. Die Stifsin- ritze hat bekanntlich ihre Richtung von vorn nach hinten, der tönende Loit- Strom bildet also bei seinem Anfange einen plattgedrückten Strahl, der ohne besondere Nachhülfe auf dem kurzen Wege bis in die Pars istbmici des Fangrohrs sich schwerlich so weit mit dor übrigen Portion des vorhan- denen Luftinhalts arrangiren würde, um als homogene Klangmasse zoni Munde herausgeworfen werden zu können. Zu diesem Zwecke bietet dir Epiglottis ein geeignetes Werkzeug dar. Der zwar schon in den VentrikelD einigermaassen bearbeitete , aber durch die obern Glottisbänder doch wieder in seitlich abgeplatteter Form emporsteigende Luftstrabi wird hier zqid erstenmale in entschiedener Welse reflektirt, und zwar, wenn wir odj die Epiglottis als eine zur Axe der Glottis etwa unter einem Winkel von 45^ stehende, gegen ihre Seitenkanten etwas gekrümmte, im Ganzen abo in zur Glottis diagonal stehender Richtung rinnenformig ausgehöhlte FitSk vorstellen, unfl den Ausfalls winkel als dem Einfallswinkel gleich betrachteo. nach hinten auf den kombinirten Giesskannenknorpel und weiter auf die hin- tere Wand des Fangrohrs geworfen. Da nun aber die zurückgeworfenen Luft theile sofort wieder von den neu aus der Glottis emportretenden getroffei und dadurch aus ihrer Richtung abgelenkt werden, da ferner an den Erha- benheiten der Giesskannenknorpel, an der Membrana quadrangularis a.8.« neue Ablenkungen stattfinden , so werden jedenfalls alle Theile der P. ^' ryngea des Fangrohrs von den tönenden Luft wellen getroffen, es finden fori- während und allenthalben in diesem Räume Wellen-Interferenzen und Bengnn- gen statt, die in die Sinus pyriforines umgebeugten Wellen werden hier abermal? gebeugt, die ganze in diesem Theile des Ansatzrohrs vorhandene Luft ^ird darcli Mittheilung tonend , uftd so gelangt diese nach wiederholten Durchkreazoo- gen und Reflexionen gehörig nach allen möglichen Richtungen durcheioan- der gearbeitete und homogenisirte Klangmasse durch die der Glottisrichtnng gerade entgegengesetzt situirte Lücke zwischen dem obern Rande der Epi- 'glottis und der hintern Wand des Fangrohrs in die P. isthmica desselben Während dieses ganzen Vorgangs vibriren alle von den primären Tonwel- len getroffenen beweglichen Theile mehr oder weniger lebhaft mit, und thei- len ihre sekundären Wellen der in ähnlicher Bewegung bereits begriffenen Luftmasse mit. Die Epiglottis fungirt hier zugleich als ein die Bewegung der Ton wellen rctardirendes, sowie die gesammte unter und hinter ihr liegend«- Luftmasse kompriniirendes, das Lumen der respektiven Ausflussmundunc derselben nach Umständen regulirendes Organ. Figur 158 hat den Zweck. die gedachten Brcchungs- un4 Verdichtungsverhältnisse, wie sie sich in einen: Aerodynamik der Pars laryngea. (»1 I^aDg^ndorchschiiitte der betheiligten Kaume vorstellen lassen, einigermaas- sen zu versinnlichen. Diese Kompression der in der P. laryngea des Fangrohrs enthaltenen Hiaftmasse mittels der Epiglottis kann unter Umständen übermässig werden, ond es soU nach Qarcia dadurch dem Tone das gutturale Timbre auf- geprägt werden. Wenn die Zunge, sagt dieser Beobachter, sich mit ihrer Baflis auftreibt (gonfle) , so druckt sie die Epiglottis rückwärts auf die Luft- saule, und die Stimme wird gleichsam zerquetscht (ecrassee). Man könne dies Timbre nachahmen, wenn man mit den Fingern auf das Zungenbein drückt Ne h r 1 i c h glaubt, dass der ^,Tonstrahr^ unter diesen Umstän- den gerade aufwärts ins Rachengewolbe (Pars nasalis des Fangrohrs) dirigirt und von dort aus wieder in den Kehlkopf herab reflektirt werde, wo- durch dem Tone die gehörige Freiheit, aus dem Munde herrorzutreten, entzogen werde. Jedenfalls ist die Stellung des Kehldeckels zur Kehlkopfsapertur für den Klang der Stimme von Wichti^eit. Namentlich gilt dies von der frei nach oben und hinten ins Faogrohr hineinra- genden Portion desselben. Wenn uns auch hierüber fast gar keine direkten Beobachtungen und Versuche am leben- den Organ zur Seite stehen*), so können wir doch auf Grund wieder- holter Versuche am todten Kehlkopf annehmen , dass eine zu tiefe Sen- kung des Kehldeckels in Folge einer zu 'Starken Rückwärtsziehung des Zungen- beins bei gleichzeitiger Kontraktion des Muse, hyothyreoideus dem Ton einen abnormen, widerwärtigen Klang erthei- len werde. Manche Sänger haben eine sehr grosse, breite, weit (wenn deprimirt) nach hinten ragende Epiglottis (ich besitze selbst ein solches von einem [in der anatomischen Abtheilung mehrmals erwähnten] Tenorsänger **) herrührendes Präparat) , unter wel- chen Umständen ein solches gutturales Timbre gewiss sehr leicht eintre- ten konnte. Die auf die angedeutete Weise in der P. laryngea des Fangrohrs zum klingenden Tone verarbeitete Luftsäule gelangt nun zwischen dem obern, rückwärts gebengten Rande der Epiglottis und der hintern Wand des Fang- rohrs in die Pars isthmica desselben. Da die obere frei in den Raum des Fangrohrs hineinragende Portion der Epiglottis sich bereits während der Fiy, 158. •) Wenn ich die Znnge mit zwei Fingern gewaltsam hinterdrückte, um den Ton Garcia für sein Timbre guttural angegebenen Mechanismus nachzuahmen, so erhielt ich einen dumpfen, noch nicht nasalen Ton; die Gaumenorgane b^ielten ihre normale Stellung dabei. **) Leider habe ich diesen Sänger während seiner theatralischen Wirksamkeit nur einmal (im hiesigen Theater) als Gast zu hören Gelegenheit gehabt, und kann mich nicht mehr recht erinnern, ob er in dies Timbre verfiel, 6S2 IV. Beobachtangen nnd Versuche am lebenden Sümmorgan. Fbonation nach Maassgabe der tonenden Lnfhnasse ond deren Tennon mehr oder weniger amkrümmt, was namentlich bei grosser Lange und Breite dieses Organs das gntturaTe Timbre zu verhindern scheint, so fSUt der Laftstrom nicht geradlinigt aof die Fangrohrwand auf, sondern bereits in divergirende , im Ganzen jedoch nach oben und vom strebende Kurreo aufgelost. Zu einem guten, wohlklingenden A- Vokale gehört, dass die Tor^ handene, zur Exspiration bestimmte, tonende Luft etwa zu gleichen Theilen aus der P. istbmica, wo sie sich weiter nicht aufhalten und auch keiner spe- cifischen neuen Modifikation unterworfen werden soll, in die Mundhohle, also vorwärts, und in die Rachenhohle (Nasenhohle u. s. w.), also zonächst aof- wärta (dann seit- und vorwärts) geworfen werde, und dass demnach der Eingang in die Mundhohle zu dem Eingang in die Rachenhohle in ein be- stimmtes Verhältniss trete, wo weder der die P. isthmica von der nasali» trennende Oanmenvorhang zu eng zusammengezogen , noch die Ganmen- platte zu weit auf- oder herabgezogen, noch auch der Zuugenrueken zu eng gegen den gesammten weichen Xraumen gezogen und angedrückt, oder zu weit davon entfernt wird. Ueber die diesen Bedingungen entsprechende Lage der betreffenden Theile und die diese Lage in den gedachten Ricbtan- gen verändernden Bewegungen haben wir früher (im anatomischen Theile) ausfuhrlich gesprochen. Die Bedeutung derselben wird uns am klarsten werden, wenn wir vom Mechanismus der Abweichungen vom normalen Klange das Erforderliche vortragen. Man spricht im gewohnlichen Leben viel von einer sogenannten Nasen- s tim m e , Timbre nasal; man sägt dann in der Regel : der oder jener spricht (singt) durch die Nase, ohne atif die Umstände näher einzugehen, durch welche diese Abweichung vom normalen Timbre zu Stande kommt Im All- gemeinen müssen wir hier zweierlei von einander sehr verschiedene Zustände der bctheiJigten Organe ins Auge fassen. Im erstem Falle wird das Gau- mensegel mehr, als für den Normalton erforderlich ist, gesenkt, dabei der Zungenrücken gegen dasselbe gehoben, so dass diese Organe so ziemlich die Lage annehmen, welche für das ug (s. diesen Laut im folgenden Haupt- abschnitt) die normale ist. Die in die Pars isthmica geführte Luft kann unter diesen Umständen nicht oder nur zum geringen Theil in die Mundhohle ge> führt werden, steigt vielmehr durch den Isthmus, dessen Pfeiler für diesea Zweck hinlänglich geöffnet bleiben, in die P. nasalis des Fangrohrs, um von da aus sich in die Nasenhöhlen und deren Nebenhohlen weiter zu verbreiten und endlich durch dieNares zu Tage zu kommen, während eine Emission des tonenden Luftstroms durch die Mundoffnung nicht oder nur höchst unvoll- kommen stattfindet, mag letztere weit oder eng gemacht werden. Schmali*j u. a. nennen diesen „Stimmfehler^' Rhinophonia narium perperam aperta- rum , weil für Emission des Tones die Nasenkanäle hier mehr, als der Mundkanal geöffnet sind. In diesem Falle geht wirklich der Ton mehr, als recht ist, durch die Nase, und der Sprachgebrauch hat Recht. Im zweiten Falle, der freilich meist mit ersterem dem Ausdrucke nach vermengt wird, sind die wesentlichen Verhältnisse fast ganz umgekehrt. Hier ist die Stel- lung der Gaumenorgane zur Zunge eine ziemlich normale, die Luftsäule hat sowohl zur Mundhöhle , als zu den Nasen- und sonstigen Höhlen freien •)Clar US und Radius Beiträge zur prakt. Heilkunde. Bd. I. 1834. No. 60. S. auch Despiney a. a. O. S. 41 f. MechaniBinas einiger falschen EJangfarbangen. C&S Zutritt , aber in den letztem sind HinderniBse vorhanden , welche die freie Fortbewegung, Di£Fa8ion und Emission der tonenden Lnffcmasse behin- dern , ein grosser Tbeil derselben kann in die gedachten Hohlen gar keinen Eingang finden , weil deren Aperturen (z. B. durch Schleim) verschlosssen sind , oder kann nicht in dem einen oder in beiden Nasenkanälen vorwärts, kann nicht aus denselben heraus, der^on stagnirt gleichsam in den Sei- tenhohlen, in welche er behu& der vollkommenem Resonanz eine Digres- sion machte, er muss in derselben Richtung wieder umkehren, in welcher er ankam, damit er endlich doch noch in der Mundhohle eine Bahn finde, auf welcher er berausbefordert werden kann. Dies ist die Rhinophonia na- rium perperam dausarum (nach Schmalz), besser der gestopfte Na- se nton, wenn wir die vorige Species den gestopften Mundton nennen wollen. 6 a r c i a erwähnt nur unsere zweite Species ; Nehrlich*) und nach ihm Fink**), übersehen das Wesentliche des Mechanismus der Nasenstimme ganz und gar, und suchen denselben in einer „falschen Tonfuhrung, bei wel- cher die tönende Luftsäule an der vordem Wand der Racbenhohle anschla- gen und unmittelbar in die Nase hineingeführt werden soll; der Ton be- komme dabei einen dumpfsummenden, schwirrenden Charakter.^' Wenn man das Gaumensegel höher hebt, als der normale Ton erfordert, 80 dass es zum Vorbang in einen fast rechten Winkel zu stehen kommt, dabei die Zunge in ihrer gewöhnlichen mittlem Lage lässt, so wird der tö- nenden Luftsäule der Eingang in die Nasen- und Nebenhöhlen mehr oder weniger beschrankt, so dass dieselbe zum grossem Theil in die Mundhöhle ZQ treten genöthigt wird. Der Ton erhält dabei eine etwas von der gewöhn- lichen abweichende Färbung, die sich freilich mit Worten nicht beschreiben lasst. Ich vermutbe jedoch, dass dieser Mechanismus dem Timbre rond Oarcia's, so wie dem Gaumenton Bernacchi^s und Nehrlich^s zu Grunde liegt. Gar cia sagt: Wenn der Kehlkopf sich etwas tiefer stellt, als fnr's heUe Timbre, und das Gaumensegel sich mittelmässig (mediocre- ment) hebt, so redressirt sich die Luftsäule etwas und schlägt gegen die Mitte des Gaumengewölbes an. Dann wird die Stimme eklatant, aber ar- rondirter als beim hellen Timbre ; sie verliert dagegen an Glanz und ge- winnt an Rundung (rondeur), wenn das Velum sich noch mehr hebt, so dass nur noch eine geringe Kommunikation mit den Nasenhöhlen übrig bleibt Dabei schlägt die Luftsäule, die kaum geneigt ist, vor dem Gaumen- bogen an. Nefarlich hält ausserdem zur Erzeugung seines Gaumentons eine Vertiefung des mittlem Theils der Zunge „im Untermunde'' für noth- wendig, und es soll deshalb beim Singen des Ganmentons von aussen gleichsam eineUnterkeble hervortreten. Der Ausdruck Ganmentimbre ist jedenfalls für diese Tonfärbung besser, als die etwas unwissenschaftliche Bezeichnung Oarcia's***). Es bildet dieses Timbre gewissermaassen den Gegensatz zur ersten Species des Nasentimbres. Dagegen lässt sich noch ein anderes Timbre aufstellen , was durch einen Mechanismus zu Stande kommt, der zwischen dem der normalen Tonbil- . •) A. 8. 0. S. 97 f. **) Der musikalische Hauslehrer. Leipzig 1846. ***) An Rundung könnte man hier höchstens bei dem Räume der Mundhöhle denken, deren Durchmesser von der Gaumenwölbung bis zur Mitte der Zange zu- genommen hat. 0 654 IV. Beobachtongen and Versache am lebenden Stimmorgan. dang und dem des ersten Nasaltimbres in der Mitte liegt, sich also letzteren annähert. Wenn ich die Gaumenplatte mehr, als recht ist, senke o^ schräg steile , so dass sie mit dem Vorhänge beinahe gleiche Neigung er- hält, und dabei den Zungenracken etwas zu viel hebe, so dass zwiaebes beiden Organen ein ziemlich enger Spalt bleibt, der bei seiner YerlingeniQg gerade auf die Mitte des harten Gaumens hinfahrt, so nimmt meine Stiauoe ein gellendes, scharfes Timbre an, das vielleicht als eine Uebertrdbaof des hellen Tirobre's angesehen werden kann. Endlich erwähnt Garcia noch ein rauhes Timbre. Rauh and hohl werde die Stimme, wenn man in dem Augenblicke, wo die Gaumenplatte gehoben wird, die Pfeiler des Isthmus mehr erweitert Ob man jedoch di« Bewegungen dieser letzteren Organe so in seiner Gewalt habe , daran hib«" ich Grund einstweilen noch zu zweifeln. Diese verschiedenen Timbres, welche sämmtlich innerhalb der Breite des Gesundheitsznstands der Gebilde des Ansatzrohrs liegen können, haben ihre Zwischenstufen und Varietäten , jenachdem bald die eine , bald die andere Bewegung vorzugsweise hervortritt, jenachdem der Kehlkopf dabei hoch oder tief steht, der Kopf gehoben oder gesenkt, der Mund weiter oder enger gemacht wird. Im Allgemeinen ist die Mundoffhung beim Timbre dair und den damit verwandten kunstwidrigen Tonfärbungen breit und weit, beiio Timbre obscur und dessen Varietäten schmal und eng. Ueberhaupt vermehrt sich die dunkele Färbung der Stimme durch alles, wodurch die tonendeü Wellen an ihrem Fortgang oder Ausgang behindert werden, z. B. wenn die Zungenspitze gehoben oder die Lippen einander zu sehr genähert werden, wenn die Mandeln ein zu grosses Volumen haben, wenn die Organe des weichen Gaumens in Folge leichter katarrhaler oder rheumatischer Rei- zung angeschwollen sind, wenn sich zähe Schleimmassen in der Pars n»^ des Fangrohrs befinden u. s. w. Unter diesen Umständen ist es nach Gar eis schwierig, die Kopfstimme zu bilden; nach meinen Erfahre ngen sprecbeo dann auch die tiefsten Brusttöne nicht mehr gut an. Wir haben nun noch über die organischen und physiologischen Bedingoo* gen einer normal-en, von jedem unschönen Timbre freien Tonbildang,so weit dieselbe im Mundkanale bewirkt wird, zu sprechen. Ein tönender LuRstrom wird die vollkommenste Klangwirkung, deren er fähig ist, d«on erzielen ^ wenn seine Strahlen in einen Baum gefuhrt werden , in welchem dieselben in den einfachsten Verhältnissen so zurückgeworfen werden, dasasie mit dem in Konsonanz versetzten Luftinhalte dieses Raumes verstärkt , und in einen die anfängliche Dicke nicht zu sehr überschreitenden Strom wieder gesammelt, in möglichst gerader Richtung dem Ohre des Hörers zugefihrt werden, ohne dass derselbe durch Zurückbeagungen und Interferenxen vorher in seinem Fortschreiten gehemmt wird. Ist ausser diesem Baoiik' noch ein zweiter Nebenraum vorhanden, in welchem sich die seitlich diTe^ girenden Strahlen einbeugen und in verschiedener Richtung ausbreiten und zerstreuen können , bevor sie, nach ihrer Wiedervereinigung zum Ohre de« Hörers gelangen , so wird dieser Umstand zum schönen Timbre des Tones wesentlich beitragen. Nur muss dafür gesorgt werden, -dass dem Haupt- strome durch diesen Nebenstrom weder zu viel, noch zu wenig entzogen wird, dass also die Scheidewand, welche zwischen beiden Strömen evs^^^ immer in die für die Erreichung der besten Klangwirkung günstigste Stel- lung gebracht wird. Nehmen wir zunächst den am vollständigsten klingende« bedingongen der norin&leii Tonbildung. MS meoBchlichen Stimmtoii A. Hier werden die &db der trichteHormig (durch den Kehldeckel) anageBchweitteii KehlkopfaÖfüiung nasMirenden tüuenden Xioftstrahlen theils gerade ftafwirU gegen das Zäpfchen and in die Pars uasolis (a b) gefährt, theils mehr oder weniger divet^rend auf die Hin- t«rw&nd der P&rs isthmica {d) anfgefrorfen , vod welcher sie unter denisel* ben Winkel zurückgeworfen werden, un> dadnrch in die Mundhöhle geföhri za werden. Doch ist es bei der Enge des Isthmus ein verhalniss massig kleinerer Tbeil, welcher direkt oder durch Bengang den Isthmus fauciam pas- sirt, und so in die Nebenränme, in die Pars oasalis des Fangrohrs, in die Na»enböhlea and de- ren Nebenhöhlen ge- langt Bei den Voka- len E und I beträgt dieser Theil mehr. /^ Durch die Ablenkung, \ welche die direkt auf- wärts gehenden oder die auf der Hinter- '> wand des Ansatirohrs ^' anffallenden Luftstrab- / len durch die von der- ; selben reBektirten er- leiden, wird die gerad- linige Bewegung (und Durchkreacung ) je- ner in eine krumm- linige verwandelt, die der Richtung derWan- dangen des Ansatz- rohra so ziemlich pa- rallel geht S.Fig.l58. Der Bau der Mund- höhle ist nämlich ein solcher, dass dadurch die einmal eingeleitete Fig. 159. krommlinige Fort- schreitnng der direkt oder flurch einfache Zu rück werfnng ein geführten Schallwellen in sehr voUkom- meiter Weise gefördert wird. Die Schallwellen haben dann vollkommen Raum, sich auszubreiten, ohne uitter sich in weitere Interferenzen oder Dnrcbkreuzangen zu gerathen : erst an den vordem Alveolarfortsätzen und der vordem Zahnreihe (k l) angelangt wird ein Theil derselben zarnckge- bengt, nm wieder in deu Hauptatrom zu gelangen und denselben auf seine gehörige Tension znrückz ab ringen. Alle dergleichen Zurückbeugnngen in der Kehlkopf-, Rachen- nnd Mundhöhle geschehen, wie in Fig. 159 ge- gezeigt iet, in parabolischer Richtung. Indem nämlich die einzelnen an den festen Wänden dieser Höhlen reäektirten Lu^trahlen nach der Reflexion an ihrer geradlinigten , bei weiterem Fortgang zur Durchkreuzung führen- den Bewegang dttrch die in der Mitte der Mnndhühle geradJinigt ausfabren- den LuftTheile getroffen gebindert werden, ändert sich ihre Richtung suk- 6M IV. BeobachtangeQ and Versuche am lebenden Stimmorgan. cesaiT ebenso in eine parabolische um, wie ein schief in die Hohe geworfe- ner Korper, und es fallen dann sämmtliche reflekürte Luftstrahlen mit den nicht reflektirten in paralleler Richtung zur Mundoffnung herauf. Diese Mundoffnung (m n) ist gross genug , um sämmtliche Welienstrahien nach ihrer Reflexion und Beugung ohne neue Hemmung durchfallen ra lasaen. Schon in der Gegend der Mitte der Zunge , also bereits in der vordem Ab- theilung der Mundhohle wurde eine , den Klangeffekt störende Durchkreu- zung der in der hintern Abtheilung derselben reflektirten Wellen , nnd aof diese Weise eine Art Brennlinie sich bilden , die sich bis zum Centmm der Mundoffnung fortsetzen würde, wenn nicht die vorhin erwähnte (paraboli- sche) Umbeugung der Lufttheilchen in dieser Gegend zu Stande kirne. Da- für koncentriren sich in der Mitte der Mundoffnung selbst die wieder in pa- rallele Richtung zu einander gebrachten Luftstrahlen, und es erlangt daher hier der Ton seinen grossten Klangeffekt Stellt sich aber der Gaamenror- hang zu tief, oder hebt sich der hintere Theil der Zunge der Uvula zu weit entgegen , oder ist der harte Gaumen in der Gegend q zu tief ausgehöhlt, oder werden die Lippen einander zu sehr genähert oder zu weit aber die Zähne gezogen , so wird die Klangwirkung alterirt, weil durch diese Hin- dernisse neue Brechungsverhältnisse eintreten, anderer hier noch möglichen in ähnlicher Weise störend einwirkenden Verhältnisse nicht zu gedenken. Wir kommen bei der Vokalbildnng darauf zurück. b. Stimmgattungen und Stimmlagen. Bei der Bestimmung derselben müssen wir, wie sich wohl von selbst ver- steht, von den mittlem, auf und um den phonischen Nullpunkt liegenden Tonen ausgehen. Die Tonstufe dieser Tone ist nach der Individualität des Stimmorgans verschieden, und es beruhen ja bekanntlich auf dieser Ver- schiedenheit die verschiedenen als Sopran, Alt, Tenor, Bass u. s. w. ge- trennten Stimmgattungen oder Stimmlagen der Lidividuen, Diese Un- terschiede der Stimmlagen hängen zunächst ab von den durch die Alters- stufe und andere körperliche Dispositionen bedingten Dimensionen der Stimmbänder, besonders von der Längendimension derselben. Bereits im anatomischen Theile habe ich mehrere von mir und Andern gemachte Mes- sungen der Länge von Stimmbändern verschiedener Individuen mitgetbeilt Vergl. die Tabelle S. 170 ff. Die S. 557 citirten Angaben Harless' ver- schiedener Stimmbänderlängen sind nicht als normaler Typus zu betrachten, denn ich fand die Stimmbänder eines sehr alten Mannes, der Nachtwächter gewesen war, nur b^/^'" langs= 12% Millim. Indessen sind die andern Di- mensionen auch wohl zu berücksichtigen, wenn wir erwägen, dass bei einer und derselben Länge und bei gleichei; Spannung ein dickeres elastisches Band einen tiefern Ton geben muss, als ein dünneres. Sonst liesse sieb auch nicht wohl erklären, warum Grub er die Stimmbänder eines Kastra- ten, dessen Stimmlage doch etwa eine ganze Oktave über der mittlem Stimm- lage eines normal entwickelten Mannes steht, 6'" lang gefunden hat, wäh rend ich dieselbe Länge an mehrern Stimmbändern erwachsener Nichtkastra- ten gefunden habe; warum ferner die Stimmbänder kleiner Kinder so un- verhältnissmässig kurz sind (P/s bis 3"'), obgleich ihre Stimmlage wenig von der einer erwachsenen Frau mit Stimmbändern von etwa 5'" Länge ab- weicht. Demnach müssen , was auch die Erfahrung bestätigt, die Stimmbän- der der Kastraten, ebenso die der alten Leute, die Harless unürsocbte, Mechanische Be<)ingongen des Stimmamfangs. S57 bedeatend dsDner, die Stimmbänder kleiner Kinder dagegen bedeutend dicker sein in Verhaltniss zn ihrer Lange. Bndlich wird die mittlere Stimm- lage eines Individuums anch noch bestimmt dorchden mittlem Spannnngsgrad oder Elästicitatsmodulus seiner Stimmbänder. Straff gespannte Stimmbän- der müssen caeteris paribns einen hohem phonischen Nullpunkt besitzen, als schlaffere, und offenbar beruht gerade auf diesem Unterschied hauptsäch- lich die Abweichung der verschiedenen Stimmlagen, wie sie sich bei Män- nern als Tenor, Baryton and Bass, bei Frauen als Sopran, Mezzo-Sopran ond Alt darstellen. Wenigstens ist man berechtigt, neben geringerer Lange die stärkere mittlere Spannung der Stimmbänder als mechanische Ursache der hobern Tonlage eines Sängers oder einer Sängerinn dann anzunehmen, wenn der Stimmumfang des- oder derselben ein geringerer ist, als man sonst erwarten konnte , und wenn das Timbre der betreffenden Stimme ein auffal- lend scharfes , helles , wenn ferner das Organ leicht reizbar und zu Heiser- keit geneigt ist. Der Stimmumfang eines Individuums, zunächst der Bruststimme dessel- ben, hängt vor Allen von der Ausdehnungsfähigkeit der Stimmbänder, sodann von der Beschaffenheit und FungirfahigkeA der ausdehnenden und rclaxi-. renden Muskeln ab Im Allgemeinen können wir annehmen , dass gut orga- nisirte Stimmbänder eines Erwachsenen von ihrer grosston Verkürzung an bis zu ihrer grossten Ausdehnung von 2 bis auf 3 Länge zunehmen und da- beieinen Stimmumfang von 2 Oktaven entwickeln können. Nehmen wir für eine gewohnliche, massig tiefe Männerstimme die Stimmbänderlänge auf dem Null- punkt == 7 ' , die grosste Relaxation derselben s=s 6'", so beträgt die grosste Ausdehnung derselben 9'", und es vermögen innerhalb dieses Betrags von 3"' die beiden Oktaven F — f^ erzeugt werden, so dass auf 1 '" Spielraum 5 Töne der Scala kommen. Aus dieser sehr einfachen Rechnung geht her- vor, dass Stimmbänder, die auf ihrem Nullpunkt nur 6'" lang sind, bei sonst gleicher Beschaffenheit sich etwa bis auf 5 ^j^^" verkürzen und bis auf 7 '^/^"* verlängern können, dabei auf eine Tonhöhe gelangen werden, welche bedeutender sein wird, als die vorige. Auf folgende Weise lässt sich dieselbe mit Wahrscheinlichkeit berechnen. Wenn eine Glottis auf ihrem Relaxations- zustand von der Grösse «s 6"' den Ton F giebt, so wird eine andere Glottis bei Relaxationszustand von 5^/" so'ziemlich den Ton A angeben. Nehmen wir nun davon die zweithöbere Oktave , so erhalten wir als höchsten Brust- ton, den dies Individuum bei 7%"' Bänderlänge zu erzeugen fähig ist, — a*. Stimmbänder ferner, die auf ihrem Nullpunkt 5'" lang sind, würden sich relaxando bis auf 4^7'" verkürzen und durch 7ug bis auf 6^^'" kommen. 42 7'" laxes Stimmband entspricht etwa dem Tone c, 6^/7 ' also dem Tone c'~. Desgleichen 4 '" lange Stimmbänder würden bei Relaxationslänge von sy, etwa den Ton e, und bei grösster Spann ungsl äuge von 5% den Ton e'*^ geben. Da nun aber die Erfahrung lehrt , dass Stimmbänder , die auf ihrem Nullpunkt sogar b*'* lang sind, wahrend des Lebens den Umfang einer So- pranstimme besassen, dagegen Stimmbänder Von 4'" mittler Lange die Stimmlage des Altes zeigen können, so folgt, dass wir neben der Längen- dimension auch auf die Dicke und den mittlem Spannungsgrad der Bände:* gebührende Rücksicht zu nehmen haben. In der That waren jene nur 4" langen Alt-Stimmbänder sehr dünn, die 5'" langen Sopranstimmbänder da- gegen verhältnissmässig dick. Dieselben Unterschiede habe ich an mann lieben Kehlköpfen beobachtet. Die Stimmländer des schon fiüher erwahr.- 42 658 IV. Beobachtangeb und Versuche am lebenden Stimmorgan. ten Tenorsangers, der, wie ich weiss, oft a^ mit Broatstimme gesungen bat, fand ich 6 "' lang, was| mit der vorigen Berechnung genau übereinstimmt Im Allgemeinen sind die Stimmbänder hoher Tenoristen und Sopranistinnen verhaltnissmasisig dünner, wenn auch nicht schmäler, als die der Bassisten und Altistinnen; überhaupt nimmt bei Erwachsenen die Dimension der Dicke mit der der Länge ab , was sich wohl auch eigentlich von selbst ver- steht. Aus diesem Grunde muss aber auch ein Stimmband von A*'* Länge einer Stimmlage angehören , die höher ist, als nach obiger Rechnung zu er- warten ist, und wir werden wenig irren, wenn wir di^ Stimmlage von 4" langen Bändern 1 volle Oktave höher setzen, als die von 6'" langen. B«i kleinen Kindern dagegen, wo die Stimmbänder oft nur 1 ^f^,'** lang sind, mnss natürlich die Dimension der Dicke und Breite verhältuissmässig sehr gross sein. — Bei den vorigen Berechnungen haben wir den Stimmumfang schlecht- hin für eine Verlängerungsfähigkeit der möglichst relaxirten StimmbäDder um die Hälfte ibrer Länge (was so ziemlich mit Harless* Angabe, dassdie Stimmbänder von ihrem Indifferenzzustand aus um Y3 ihrer Länge sich aus- zudehnen fähig sind, übereinstimmt) angenommen. Indessen kommen jeden falls hier viel Abweichungen vor. Angenommen auch, dass jedes gute Stimmband sich in dem angegebenem Betrage auszudehnen fähig ist, so werden doch jedenfalls die Kräfte , die zu dieser Ausdehnung erforderlich sind, bei verschiedeneu Stimmbändern ein verschiedenes Maass zeigen, so dass gewiss Fälle vorkommen, wo die Träger dieser Kräfte, die Muskeln, entweder nicht ganz ausreichen , diese Dehnung vollständig zu bewirken, oder wo sie zu diesem Zwecke mehr als genügen, wofern nur die Bänder eine ausgiebigere Dehnung zulassen. Ausserdem ist es ja die Längenspan- nnng nicht allein, was den Stimmumfang bedingt, sondern die seitliche Span- nung der Bänder und einige andere Momente hAben auch ihren Antheil daran, wie wir im Folgenden näher betrachten werden. c. Tonbildung im Besondern, zunächst Toneinsatz. Wir haben bereits früher (S. 592) gesehen, dass man einen Ton auf ver- schiedene Weise „einsetzen'^ kann, scharf markirt, bestimmt oder schwach, verwischt, mit Hauchlaut, oder, um in der Sprache der Grammatiker zu re- den, mit Spiritus lenis oder Spiritus asper. Ebenso lässt sich ein begonne- ner Ton scharf abbrechen , gleichsam abschneiden; oder man kann ihn ohne irgend einen in die Stimme fallenden Vorgang aufhören oder in einen andern Ton übergehen lassen. Wir nehmen schon vorläufig an, dass dieser scharfe Toneinsatz oder Tonabsatz mittels des Glottisschlusses bewirkt werde, während im andern Falle die Glottis geöfiFnet bleibe. Es fragt sich nun, ob diese Annahme richtig ist, oder ob die Unterbrechung des Exspirationsstroms nicht vielmehr durch Deckung des Kehlkopfs mittels der Epiglottis zu Stande komme. Wäre Letzteres der Fall, so^müsste sich für jeden Toneinsatz der Kehlkopf bedeutend heben , auch die Zungenwurzel sich rückwärts ziehen, was jedoch nicht geschieht, denn man kann einen Ton bei jedem beliebigen KehlkoplBtande einsetzen; auch bleibt, wenn man einen Ton (z. B. A) aaf dem statischen oder phonischen Nullpunkt einsetzt, das Zungenbein unver ruckt stehen, während nur der Schildknorpel etwas auf- und vorwärts- rückt, die Excisurfläche sich etwas wölbt, und der Vereinigungswiukel ein wenig spitzer wird. Demnach dürfen wir wohl bei unserer erstem Ansicht stehen bleiben, dass die beim scharfen Toneinsatz stattfindende Unterbre- Tonbild aog im Besonderen. Toneinsatc. chang der Exspiration darch Verschluss der Glottis bewirkt wird; and es liegt ans jetzt nur noch ob, den Mechanismus dieses Olottisscfalusses, als des ersten Moments jeder guten, tonenden Yokalisation auseinander zu setzen. Die beim Glottisschluss betbeiligten Organe sind passive und aktive. Passiv verhalten sich die Stimmbänder^ soweit sie elastisch sind, so wie die Stimmfortsatze der Giesskannenknorpel und die diese Organe überziehende Schleimhaut Aktiv sind die einzelnen Partien des Schliessmuskelapparats der Glottis nebst den von aussen her die Schildknorpelflügel komprimiren- den Hülfemuskeln (M. thyreopharyngeus , M. sternothyreoideus), so wie die zwischen diese beiden Muskeln geklemmte Schilddrüse. Man kann diese aktiven Schliessorgane auch in direkt und in indirekt komprimirende unterscheiden. Zu erstem gebort der M. ary-arytaenoideuS, M. crico-arytae- noideus lateralis und die äussern Hül&muskeln; zu letztern lediglich die Strata des Thyreo-arytaenoideus. Diese Muskelthätigkeiten treten nun so zusammen, dass sich die beiden Schneppenknorpel nach dem Fig. 39 B angegebenen Mechanismus zusam- menlegen, dadurch die Glottis cartilaginea luftdicht geschlossen wird, und dass die Stimmbänder, welche bisher etwas konkav oder ausgeschweift wa- ren, vollkommen gerade werden und dadurch einander bis zur Berührung entgegen kommen. Je mehr sich nun gleichzeitig der Stimm band muskel ver- kürzt und dadurch verdickt, in desto grosserer Tiefe treten die Zonen der innern Stimmbandfläche bei diesem Glottisschlusse zusammen. Ausser diesen Organen ist zum Glottisschluss noch wesentliche Bedin- gung: Mangel oder ein Minus an Spannung der unter der Glottis beflndli- chen Luftsäule der Druckkraft der genannten Muskeln gegenüber. Wir können nun wohl annehmen, dass für die gewöhnlichen Fälle des Brnsttonregisters, wo der Ton p oder mf gegeben werden soll , wo also die Wiudrohrluft nicht sonderlich gespannt ist, die Glottis schon fest genug ge- schlossen ist, sobald die direkt komprimireoden Schliessmuskeln in ange- messene Thätigkcit treten, und gleichzeitig die Fasern des Stimmbandmus- kels durch Innervation gerade werden , was dieselben allerdings im ludiffe- renzzustande noch nicht sind. Auch beiui Falset unterbleibt, wie wir später noch genauer erörtern werden, dieses Geradewerden, weshalb hier ein fester Glottisschluss gar nicht möglich ist. Soll dagegen ein Brustton mit stärke- rer Lufttension eingesetzt werden, so müssen allerdings wohl sämmtliche Schliess- und Kompressionsmuskeln in erhöhtere Thätigkeit treten, wobei auch eine entsprechende Verkürzung der Stimmbänder nicht umgangen wer- den kann. Im Uebrigeu ist der Glottisschluss von der nach der Schwingungszabl des beabsichtigten Tons verschiedenen Längenspannung der Stimmbänder unab- hängig, d. h. es können sowohl tiefe als auch hohe Töne fest und scharf eingesetzt werden, ohne dass der Mechanismus des dazu nöthigen Glottis- schlusses durch diesen Stufenunterschied besondere Modifikationen erleiden müsste. Gewiss ist jedoch , dass sich die mittlem (massig hohen und tiefen) Töne mit grösserer Energie einsetzen lassen, als die höchsten und tiefsten; auch kommt es mir vor, als ob beim Timbre obscur leichter aus den Glot- tisschluss in die Tonschwingungen übergegangen werden könne, als beim Timbre clair. Beim Timbre obscur, d. h. bei tieferem Kehlkopfstand, steht die Luftsäule des Windrohrs unter einem höhern Drucke, als bei hohem Kehlkopfstand. Es muss daher bei ersterem auch der Glottisschluss ein fes* 42* CM IV. Beobachtongen and Versuche aoi lebenden Stimmorgaa. terer sein , ab bei letzterem , und dabei , wie schon erwähnt , eine gewisse Verkürzung der Stinimbandkorper atattfinden, was, wie uns weiter anten noch klarer werden wird , die Vertiefung des Tons begünstigt. In der Thst lehrt die Beobachtung, dass sich tiefere, gleichviel, mit welchem Timbre zu gebende Töne leichter rein einsetzen lassen , als hohe mit Timbre obscor ^u gebende, bei deren Einsatz in der Regel ein tieferer Anlaut dem beabsich- tigten Tone vorausgeht. Es müssen sich also bei Aufhebung des (für gewüho- lich nur momentanen) Glottisschlusses, beim OefTnen der Stimmritze, die Organe rasch in die der gewünschten Tonstufe zukommenden mechanischen Verhältnisse umstimmen, oder in die Höhe ziehen. Betrachten wir den Mechanismus jenes Ueberganges oder Ueberzugs näher, so finden wir erst- lich, dass behufs der Etablirunff der Tonschwingungen die Tension der Wind- rohrluft mittels des neu zu bewirkenden ^xspirationsdrucks etwa in gleichem Maasse steigen , als die Zusammenziehung und der Gegendruck der Schliess- muskeln der Glottis abnehmen muss. Zu dieser Herstellung der neuen Ver- hältnisse bedarf es einer gewissen Zeit. Die während derselben stattfinden- den Tonschwingungen können schon deshalb noch nicht die beabsichtigte Schnelligkeit' haben , weil erst zu Ende dieses Zeitmoments die Tension der Anspruchsluftsäule in das zur (durch Aktion des M. cricothyreoid. zu regnli- renden) Spannung der Stimmbänder erforderliche Verhältniss (ritt. Ausserdem liegen die beiden Stimmbänder während des Glottisschlusses in der Regel, be- sonders beim Timbre obscur, in grösserer Breite gegeneinander, als dieje- nige austrägt, mit welcher sie nach Ablauf jenes Zeitmomeuts ihre Transver- salschwingungen ausfahren. Wir haben im vorigen Abschnitt (Versuche am todten Kehlkopf, S. 530) gesehen, dass mit Abnahme dieser Breite oder Tiefe der schwingenden Stimmbandzone der Ton sich erhöht. Diese Umstimmung erfordert, wenn sie unhörbar, d. h. ohne einen den beabsichtigten Ton vorauslautenden tiefern Ton vor sich gehen soll, eine ge- wisse Kunst, besonders für die hohen Töne. Diese Kunst besteht darin, die zum Glottisschlass erforderliche Einstellung der Bänder rasch genug, und zwar eher loszulassen und in die dem beabsichtigten Ton zugehörige über- zuführen , bevor die Bänder in tönende Schwingungen gerathen. Geschiebt dieser Uebergang nicht rasch genug, so zeigt der Ton bei seinem Einsatz auf einen kurzen Moment eine mehr oder weniger tiefere Schwingungszahl, als ihm zukommt. Manche Sänger befleissigen sich principiell dieser Kunst gar nicht, und setzen daher jeden Ton, auch die hohen Töne, tief, auf der dem Mechanismus des Glottisschlusses entsprechenden Tonstufe ein, die sie dann mit raschem Portamento in die des beabsichtigten Tones aufwärts zie- hen. Beim Timbre clair werden in der Regel die Stimmbänder schon beim Glottisschluss dem beabsichtigteu Tone gemäss in die Länge gespannt, es gelingt daher die Reinheit des Toneinsatzes hier besser und leichter; aber der Glottisschlass selbst ist hier wegen der stärkern Längenspannung der Stimmbänder etwas schwerer zu bewirken, wenigstens gelingen die hoben Töne, die mit Timbre obscur ganz schön gegeben werden können , selten mit einem guten, reinem Klange tind mit guter, gleichmässiger Haltung, ao^ welchem Grunde auch für Tonstücke , die mit diesem Timbre vorgetragen werden sollen und viele Anfangsvokale darbieten, alle eine mittlere Höbe überschreitenden Noten vermieden werden müssen. Von einem tiefen Ton- einsatse ist also hier in der Regel nichts zu spüren. Anders verhält es sieb mit den Fisteltönen. Hier ist die Sache am schwierigsten, und zwar deshalb, GlottisschloM. Kefalkopfstand. Ml weil hier die Gluti is, wie wir bald genauer untersuchen werden, bei dem Toneinsatz gar nicht fest geschlossen werden kann, und auch wahrend des Tones auf einer verhältnissmassig grosseren phonischen Weite beharrt. Man sucht daher hier den festen, markirten Toneinsatz, als etwas Unschönes, ge- radezu zu vermeiden, und die Tone nur mit halbem (halbfestem) Glottisschluss einzusetzen, wo die Aktion des Strat. thyreo-arytaen. externum sich auf ein gewisses Minus beschränkt oder durch einen andern Muskel vertreten wird ; wobei man jedoch sich zu hüten hat, dass nicht aus dem Spiritus lenis ein asper werde, d. h. dass der ganze Glottisschluss unterbleibe. Das Auffallende bei dem scharfen Einsatz der Fisteltone ist aber, dass jeder derselben, mag das Timbre clair oder obscur sein, mit einem (wohl kaum durch die Kunst zu vermeidenden) Yortone einsetzt, der in der Regel auf dem phonischen Nullpunkte des Falsetregisters liegt, für tiefere Tone also weniger^ für hohe mehr von der Schwingungszahl des Haupttons abweicht. Beim Timbre ob- scur findet noch sehr gewohnlich eine Verunreinigung des FaJsettons durch einen Interferenz- oder Nebenton statt, der meist genau 1 Oktave tiefer liegt, während derselbe beim hellen Timbre seltener vorkommt und leichter ver- meidbar ist. Dieser Nebenton ist aber vom Vortone verschieden, und nicht, wie ich früher glaubte , als ein Forthalten des Vortons zu betrachten. Wir kommen später auf diese Erscheinungen zurück. Was endlich das Strohbass- register anlangt, so verhält sich dies dem Falsetregister insofern gerade entr gegengesetzt, als aus dem Glottisschluss direkt, d. h. ohne erhebliche Aenderung des Mechanismus in einen diesem Register angehorigen Ton über- gegangen werden kann. Den Grund dieser Erscheinung werden wir später kennen lernen. Der Kehlkopf steht oder stellt sich in der Regel schon vor dem Glottis- schluss auf den Punkt, den er beim Beginn der Phonation selbst einnehmen soll. Der Kehlkopfstand ist also vom Glottisschluss unabhängig. Da wir im Folgenden über die Abstufung des Tones je nach Schwingungszahl, Grosse, Stärke und Intensität zu sprechen haben, und da der Kehlkopf- stand bei allen diesen Modifikationen von Einflnss ist, so wollen wir vor- läufig über die Bedeutung des Kehlkopfstandes Einiges bemerken, damit wir sodann mit um so grosserer Sicherheit angeben können, welche Wirkun- gen die Schwankungen des Kehlkopfsstands auf die Tonabstufung ausüben können. Warum steigt der Kehlkopf bei Erhöhung der Tonstufe und warum sinkt er bei Vertiefung derselben , aber nur dann in merklichen Schritten , wenn die Tone piano e leggieramente ^ oder mit Timbre clair gegeben werden? Warum steht der Kehlkopf bei einer und derselben Tonstufe bald hoch, bald tief? In wie weit ist die Bewegung des Kehlkopfs dem Willen unter- worfen , in wie weit von demselben unabhängig? Was ist die wesentliche Bedingung des Kehikopfstandes? Wir wollen hier wenigstens den Anfang zur Beantwortung dieser Fragen machen, die Fortsetzung soll im nächsten Kapitel folgen. So wie auf dem phonischen Nullpunkt beide Hauptstücke des elastischen Systems des Kehlkopfs, die beiden Stimmbänder und das Ligam. conicum sammt Zubehör im Gleichgewicht <»der im gegenseitigen ludifferenzzustand sich befinden, so steht auch Windrohr und Ansatzrohr bei einem Tone, der zwischen dem statischen und phonischen Nullpunkt liegt, der keine beson- dere Modifikation der Lufttension erfordert, im Gleichgewicht, der Kehl- 1162 rV. Beobachtungen nnd Yersache am lebenden Stimmorgan. köpf befindet sich auf einer mittlem Stelle , weder die Hebemuskeln noch die Senkmuskeln desselben gerathen in vorwiegende Thatigkeit. Sobsid aber ein höherer oder ein tieferer , ein stärkerer oder schwächerer Ton ge- geben werden soll, da wird das Gleichgewicht, nicht nur das innere, sondern auch das äussere, das zwischen Wind- und Ansatzrohr, gestört; der Kehlkopf steigt oder fallt über oder unter seinen Nullpunkt. Es sind aber die Veränderungen, welche im Kehlkopf vor sich gehen, theils Ur- sache theils Wirkung der die verschiedenen Tonphänomene begleitenden Ueber- und Unterschreitungen des Nullpunkts, wie wir -jetzt etwas naher untersuchen wollen. Wir unterschieden bereits früher den Kehlkopfstand als einen aeriscbeo oder inspiratorischen, und als einen phonischen oder exspiratoriscbeD. Der aerische wird bedingt durch die für eine beabsichtigte tonende Exspi- ration inspirando in die Lungen aufgenommene Luffmasse, und weiter. d. h. im Verlauf der tonenden Exspiration , durch die gerade vorhandene Quantität der für die noch zu leistenden Tonphänomene verfügbare Luft; der phonische hängt ab von der Menge der in einer gewissen 2^it durch die Olottis behufs eines bestimmten Tones streichenden Luft. So gut wie beim Saugen, z. B. beim Ziehen an einer schwer gehenden Cigarre oderTabakspfeife, der Kahlkopf herabgezogen wird, um im Ansatz- rohr ein grosseres Vacuum zu schaffen , das durch das Saugen sich follen soll, ebenso wird, wenn man eine Reihe Töne mit vollem Klange, mit Timbre obscur geben will, der Kehlkopf inspirando tief herabgezogen , da- mit das Ansatzrohr behufs der gewünschten volleren Resonanz gehörig ver- längert werde. In diesem Falle hat der tiefe Kehlkopfstand zunächst mit der Schwingungszahl der beabsichtigten Tone nichts oder nur wenig zu schaffen, wohl aber mit dem Volumen, mit der Klangfülle derselben, wes- halb sich auch während der hier erzeugten Tone der Kehlkopf von seiner zu Ende der Inspiration angenommenen Tieflage nur allmalig wieder hebt, und zwar in umgekehrtem Verhältniss zur Tonfülle , so dass zu Ende der phonischen Exspiration, wenn nur noch wenig Luft dazu verwendet wer- den kann, der Kehlkopf verhältnissmässig rasch wieder in die Hohe steigt. In diesem Falle stehen zwei Luftmassen oder Luftsäulen einander gegen- über, die des Windrohrs und die des Ansatzrohrs. Die des Windrohrs wird in der Glottis in tönende Schwingungen veraibettet, welche sich der Luft- säule des Ansatzrohrs mittheilen und dadurch dem Tone seine Klangfallt> geben. So lange die Luftquelle (unter der Glottis) noch reichlich und ergie- big fliesst, ist auch der Ausflusskanal derselben , die Luftröhre mit ihrer Ausflussmündung, der Glottis, hinlänglich weit, es bleibt daher die Lalt- röhre verkürzt und dadurch der Kehlkopf auf seiner tiefen Stellong ver- harrend, und der Ton ist voll und kräftig: so bald aber die inspirirte Luft konsumirt ist , und die tönende Exspiration noch weiter fortgesetzt werden soll, da muss der Ausflusskanal nebst Ausflussmündung enger werden, nm mit der noch vorhandenen Luft zu sparen. Zur Erzeugung dieser Verengnng werden die Querfasern der Luftröhre gespannt. Schon dadurch wird sie ein wenig länger, als sie beim Zustand ihrer Erweiterung ist. Wo diese freiwillige Verlängerung noch nicht genügt, da wird dieselbe noch dadurch vermehrt, dass der Kehlkopf mehr oder weniger in die Höhe gezogen wird. Unter diesen Verhältnissen wird bei gleichzeitiger Verengung der Glottis der Ton kleiner, leerer, dünner, und es bedarf derselbe keines so grossen Kehlkopfstand. Tonabatufong. 691 and langen Resonan^raoms , weshalb das Ansatzrohr kurzer und enger ge- macht wird. Demnach ist ein grosser Unterschied, ob ein Ton sn Anfang oder in der Mitte oder zn Ende einer Exspiration eingesetzt wird. Im erstem Falle steht der Kehlkopf, caet. paribus tiefer^ als im zweiten, und noch mehr, als im dritten Falle. Wir sehen auch jetzt ein, weshalb zn einer mit Timbre ob- 6cnr zu gebenden Passage tiefer inspirirt, der Kehlkopf tiefer herabgezogen werden muss, als zu einer mit Timbre clair zu producirenden, weshalb eine mit ersterem Timbre nicht so lange mit einer und derselben Exspiration fortgesetzt werden kann, als eine mit Timbre clair, und weshalb zu Ende einer Exspiration tiefe Basstone fast nur mit Strohbasstimbre erzeugt werden können: weil zu Tonen mit Timbre clair weniger Luft verwendet wird, und Strohbasstöne auch mit sehr geringem Luftvorrath noch sich produciren lassen. Der phonische Kehlkopfbtand , oder : der Kehlkopfstand , so weit er von den Eigenschaften des zu erzeugenden Tones abhängig ist , wird , wie wir bemerkten , bestimmt von der Menge der in einer ge\^^en Zeit durch die Glottis behu£» des zu gebenden Tones streichenden Luft. Tiefe Tone erfor- dern (aus Gründen, die wir noch genauer erörtern werden) caet. par. zu ihrer Erzeugung eine grossere Menge Luft, als hohe, und eine grossere Menge tönender Luft erfordert einen grössern Resonanzranm als eine ge- ringere: daher senkt sich der Kehlkopf bei der Ton Vertiefung, und steigt bei der Tonerhöhung. Starke , volle Töne erfordern gleichfalls mehr Luft, als schwache, leere; daher steht bei gleicher Scbwingungszahl für einen starken Ton der Kehlkopf tiefer, als für einen schwachen. Dem Willen ist der Kehlkopfstand so lange unterworfen, man kann einen beabsichtigten Ton so lange mit dem gewünschten Maass von Kraft und Klangfülle, dem ein bestimmter Kehlkopfstand entspricht, ausfuhren, als dazu die erforderlichen Mittel, vor allem die hinlängliche Menge exspirir- barer Luft, vorhanden sind. Da man aber jeden Augenblick es in seiner Gewalt hat, durch eine neue Inspiration sich in den Besitz dieser Mittel zu setzen , so kann man wohl behaupten , dass der Kehlkopfstand , so weit er nicht von der Natur des beabsichtigten Tones mit Noth wendigkeit gefordert wird, der Willkabr des Individuums unterworfen ist. Die wesentliche Be- dingung des Kehlkopfstands ist aber, die in gewisser Menge und mit einer gewissen Vis a tergo, also auch mit einer gewisser Schnelligkeit durch die hierzu mehr oder wenig geöffnete (in ihren Wandungen [Stimmbändern] ge- spannte) Glottis streichende Luftsäule. So viel vorläufig über die Motive des Keblkopfstandes , genauer werden wir in dieselben in den folgenden Kapiteln einzugehen Gelegenheit finden. d. Tonabstufung, sowohl der Scbwingungszahl als der Grösse und Stärkenach. Stimmregister. Als tonabstufende Elemente haben wir bisher bei unsern Untersuchungen der künstlichen elastischen Bänder und des ausgeschnittenen Kehlkopfs fol- gende kennep gelernt. Der Ton wurde erhöht: 1) durch Längenausdeh- nung der Bänder; 2) durch Verkürzung derselben bei gleichbleibendem Span- nungsgrade; 3) durch Yerschmälerung der Bänder bei gleichbleibender Länge und Längenspannung; 4) durch Yerschmälerung der schwingenden Breitenzone der Ränder bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen; 5) durch I 664 ^^* Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgao. GegeneinanderrückoDg der Bänder, so dass aus den bisherigen dnrcblagen- den Schwingungen um- oder überschlagende wurden; 6) durch Verstaikuug der Tension der Anspruchsluft; 7) durch Verkürzung des Wind- oder Ao- satierohrs, wo ein solches vorhanden; 8) durch Anfügung eines kurzeoAo- satzrohrs bei schon vorhandenem längerem Windrohre. Von diesen 8 Mo- menten wurden No. 1 — 6 sowohl von £autschukbändern , als auch mit ge- wissen Modifikationen am todten Kehlkopf, No. 7 und 8 bisher nur an küofit- liehen Apparaten beobachtet. Ausserdem beobachten wir 9) am todten Kehl- kopfe hohe Tone bei schwächerem Anspruch, wenn dabei die Glotüszooeo- schwingungen nicht zu Stande kamen. Der Ton wurd« vertieft: l)dareb Längen abspannnng der Bänder; 2) durch Verlängerung derselben bei gleich- bleibender Längenspannung; 3) durch Verbreiterung der schwingenden Brei- tenzone der Bänder, wenn sie vorher schmal gewesen war; 4) durch Aos- eiuanderrückung der Bänder mit Erweiterung der phonischen Glottis aod Aendernng des Schwingungsmechanismus; 5) durch Verbreiterung und Ver- tiefung der Glottiswandungen; 6) durch Abschwächung der LufUensiofi; 7) durch Erzeuguijg auf- und einschlagender Schwingungen, wenn die bis- herigen durch- oder überschlagende waren; 8) durch Verlängerung des Wind- oder Ansatzrohrs; 9) durch Verstärkung des Anblasens, weun vor- her Lufttone (bei mangelnden Zungenschwingungen) erschienen waren. Voo diesen 9 Momenten wurden No. 1-6 und 9 am todten Kehlkopf , No. 1--^ und No. 7, 8 an den künstlichen Apparaten beobachtet, während No. 6 an letztern häufiger tonerhohend/als vertiefend wirkte. In wieweit nun die bis- her beobachteten tonabstufenden Momente auf das lebende Stimmorgan An- wendung finden können, durch welche Mechanismen dieselben hier realisirt werden, und ob hier nicht auch andere Einflüsse mitwirken, soll der Gegen- stand der gegenwärtigen Untersuchung sein, die natürlich zunächst sich an unsere letztern Beobachtungen anknüpfen, sodann mit den Ergebnissen an- serer anatomischeü und akustischen Untersuchungen in Uebereinstimniuiig gebracht werden muss. Da nun die meisten auf die Tonabstufungen abzweckenden Bewegaogen und Form- und Raum Veränderungen durch Muskelthätigkeit bewirkt wer- den , so erlaube ich mir , dem Leser , damit er den jetzt anzustellenden Ud- tersuchungen um so leichter folgen könne, einige die Muskelthäti^eü über- haupt betreffende physiologische, zumeist der klassischen Abhandloog £• Web er 's entlehnte Lehrsätze (die sich zum Theil an die früher gegebeoeD Bemerkungen über Elasticität [S. 115] anschliessen) ins Gedächtniss zu- rückzurufen , dabei aber auch einige bisher übersehene Verhältnisse zu er- örtern. Während das elastische, Gewebe nur kontraktive (richtiger kontrahirende) Elasticität besitzt^ während es nach seiner Ausdehnung durch ziebeode Kräfte (z. B. das Stimm band nach seiner Verlängerung durch Wirkung des M. cricothyreoideus) seinen vengen kleinem Raum wieder einzunebroen, sich zu verkürzen strebt, besitzt das lebende Muskelgewebe ausser eioeoa ziemlichen Maasse vollkommener und umfänglicher kontraktiver Elasticität auch ein gewisses Maass expansiver Elasticität , welche sich jedoch nicht bloss, wie bei andern expansiv- elastischen Körpern, in Folge einer von aussen einwirkenden Kompression geltend macht, sondern hauptsächlicl] dann in Kraft tritt, wenn der Muskel sich durch die ihm neben der Elasti- cität eigenthumliche organische Kontraktilität verkürzt hatte, und nun, d»^ ■ Physiologie der Moskeibewegnog. 665 Wegnahme des Reizes , der diese YerkärzuDg hervorgerufen, wieder zu sei- nem Gleichgewichtszustand zurückkehrt Wir haben also hier zwei Kräfte wohl von einander zu unterscheiden. Die (rein phjsikale) elastische Kraft des Muskels, d. h. die Aeusserung des Grades von (bald kontrahi- render, bald expandirender) EJasticitat, welche die kleinsten Theile des Muskels in einer bestimmten Lage erhält und die einmal angenommene Stellung desselben unter allen Verhältnissen zu bewahren oder wieder zu erlangen strebt; und die (organische, vom Nerveneinfluss abhängige) Kon- traktion desselben, welche die Atome in bestimmter Weise zu verrücken (einander zu n^ern) und die Masse selbst kürzer und breiter zu machen strebt. Beide Kräfte vnrken einander entgegen und ergänzen sich gegensei- tig. Eine gevdsse Menge der erstem muss der andern immer das Gleichge- wicht halten. Diese Kontraktion ist die eigentliche Lebensthätigkeit der Muskeln. Sie wird durch äussere Reize , die mittels der Nerven aufgenommen und zugeleitet werden , hervorgerufen. Für die meisten Kontraktionsphäno- mene, namentlich für die bei der Phonation statt£ndenden, ist der Wille dieser Reiz, ausserdem kann die Kontraktion durch Reflex vom Rücken- mark aus , oder durch specielle Reizung der betreffenden Nerven hervorge- rufen werden. Ausser dieser animalen, mittels der Nerven vermittelten und daher auch nur währejid des lebenskräftigen Zustands des Muskels bestehenden Kon- traktilität, die von Schiff*) die neuromuskuläre genannt wird, be- sitzen die Muskeln noch eine von ihren Nerven unabhängige, von Hall er entdeckte Reizbarkeit, welche durch direkten mechanischen Kon- takt oder durch Reizung von Imponderabilien (Licht, Elektricität) in Wirk- samkeit tritt. Schiff nennt sie die idio muskuläre Kontraktilität. Die hier stattfindende Zusammenziehung entspricht der Ausdehnung des Reizes: nur der direkt getroffehe Theü kontrahirt sich. Am reinsten tritt dieser Vorgang bei todten nicht mehr sensibeln Muskeln auf; im Leben ist er mit der neuromuskulären Kontraktilität verbunden, lässt sich aber auch, beson- ders durch lokale Faradisation (eine besondere Art der Elektrisirung) isolirt zur Erscheinung bringen, und mau hat hierdurch ein Mittel erhalten, die ein- zelnen Muskelbäuche und Muskelbündel, jedes für sich, anschwellen zu lassen **). Bei jeder Kontraktioa ändert sich der absolute itanminhalt des Muskels fast gar nicht, er wird also dabei nicht oder nur sehr wenig dichter und här- ter, aber die Fasern des Muskels werden um so dicker, je kürzer sie werden. Dabei tritt die Kompressionselasticität der Muskeln, deren Axe quer durch den Muskel, besonders durch dessen mitdcre Portion geht, stärker hervor. Diese Aeusserung der Elasticitat ist mit der Biegungs- oder Feder- elasticität, über die wir bereits früher gesprochen haben, und welche z. B. neben der Dehnungselasticität an den gespannten elastischen Saiten beobach- tet wird, verwandt So wie eine gespannte Darmsaite einem Seitendrucke, der auf sie einwirkt, z. B. dem Finger, der sie aus ihrer geraden Lage ab- *) Ueber snimale Muskelkontraktion, in Froriep's Tagesberichten. 1851. **) Dnchenne in verschiedenen, die elektrischen Einflüsse anf die Moskelbewe- gung erörternden Schriften; s. H. E. Richter' s Bericht darüber in Schmidt's Jahrbb. f. Medicin. Bd. 80, S. 258 ff. 666 IV« Beobachtangen uod Versuche am lebenden Stimmorgan. ziehen und in eine Kurve verwandeln will, einen om so grossen! Widerstand entgegensetzt, je stärker sie gespannt ist, ebenso wird ein Mnskel dem Finger, der ihn eindrücken will, am so mehr widerstehen, je grosser seine Span- nung, je mehr er aktiv verkürzt ii^. Demnach wird durch die Kontraktion zwar der longitudinale Elasticitatsmodnlns eines Muskels nicht erhöht, wohl aber der transversale; der Muskel wird fester, renitenter, am meisten, wenn er bei der Kontraktion sehr viel leisten (ziehen, heben u. dergl.) soll, und sich daher nur sehr wenig verkurzen kann. Die Last, welche den Muskel eben so weit dehnt, als ihn seine (or^ni- sehe, aktive) Verkürzung zusammenzieht, entspricht seiner G 1 eich ge- wich tskraft. Der M. vocalis wird im Gleichgewichtszustand vom M. cii- cothyreoideus mit einer Kraft gedehnt erhalten , die Harless auf Grandsei- ner Versuche (S. 595) für beide Stimmbänder auf 253 Gm. geschätzt hat Erst nach Wegnahme dieser Kraft vermag sich der Muskel auf sein Minimum (richtiger Brevissimum) zusammenzuziehe n.J)ie höchste Kraft, die einen Muskel noch spannt, ohne dass sein Continuum gestört wird, heisst seine Maximal- kraft, das dazu erforderliche Gewicht das Maximalgewicht. Der Betrag dieser Kraft, den man auch den Nutzeffekt des Muskels nennt, ist dem Produkt aus dem Kraftgewicht und der Verkürzungsgrosse proportional *}. Innerhalb dieser beiden Grenzen, die den Elasticitätsgrenzen (S. 117) ana- log sind, vermag der Muskel seine mechanischen Leistungen zn vollziehen, wobei wir Folgendes zu bemerken haben. Am meisten wird sich auf einen Reiz ein Muskel verkürzen, wie eben er- wähnt wurde, wenn er gar nichts zu ziehen hat, wenn demnach auch die Kraft, die ihn im Gleichgewicht (zu den andern Muskeln, mit den er in Syn- ergie steht) hält, beseitigt ist. So wird sich der M. vocali» verbältnissmäs- sig am meisten verkürzen können, wenn sein Antagonist, der M. cricothy- reoideus, möglichst erschlafft ist. In maximo vermag sich ein Muskel bis auf 75 — B0% seiner Gleichgewichtslänge zu verkürzen. Dieses Maximum findet aber während des Lebens nie statt, weil hier das Gleichgewicht nur bis zu einer gewissen Grenze verrückt werden kann. Nach Weber**) kann sich ein Muskel im Leiben höchstens oim die Hälfte seiner Länge verkürzen, und wir haben schon früher (S. 159) gesehen, dass z. B. der Muse, vocalis sich höchstens bis zu einem Dritttheil seiner Normallänge verkürzt. Sobald aber ein Muskel bei seiner Kontraktion zu arbeiten hat, sobald er eine gewisse Last dabei zu heben oder zu ziehen hat, da beträgt die Bahn, die das Ende desselben, an welchem die Last hängt, durchläuft, um so we- niger, je mehr sich die Last der Maximallast nähert. Ist diese erreicht, so vermag der Muskel sich gar nicht mehr zu verkürzen , d. h. er beharrt aof seiner Maximallänge, die er, ohne in seinen anatomischen Verhältnissen gestört zu werden, annehmen kann. Es fällt demnach die grösste Verlänge- rung eines gesunden lebenden Muskels mit seiner geringsten Verkürzung zusammen. Daraus folgt, dass ein Muskel, wenn er bisher nur wenig zu ziehen ge- habt hat, verlängert werden muss, sobald er eine grössere Last zu be- *) Vergl. hierüber, so wie über andere hierher gehörige Bestimmungen Valen- tins Handb. d. Physiologie H. §. 2717 £F. und E. Weber über die Maskelbewe- gung in Wagner 's Handwörterb. d. Physiologie. 3. Bd. *•) Berichte der K. Sachs. Akademie der Wissenschaften 1851. Physiologie der Mnskelbewegung. 667 'wältigen bekommt Je grosser die Last, desto weniger, d. h. durch einen desto kürzern Raum vermag der Moskel sie von seinem Orte zu bewegen. £in Mnskel kann etwa 2000 bis 8000 mal so viel in roaximo heben oder Terracken , als er selbst wiegt. Wenn man während der Eontraktion eines Muskels auf einer zur Axe dieser Bewegung senkrechten Papierfläche einen am beweglichen Muskel- ende angebrachten Stift zeichnen lässt, so erhält man eine Parabel, deren Abscissen die Zeit, deren Ordinaten die Grösse der Bewegung anzeigen. Die längste Ordinate zeigt den absoluten Werth der Muskelverkurznng, die dazu gehörige Abscisse die dazu nÖthige Zeit an, die übrigen Theile der Abscissenlinie das Zeitmaass der Expansion, das Yerhältniss der Kontrak- tionsgrösse zur dazu erforderlichen Zeit, das der Kontraktions- und Expan- sionsdauer, und die während des Vorgangs stattfindende Veränderung der Muskelkraft. Die Muskelkontraktion ist also eine gleich massig verlangsamte Bewegung, deren Geschwindigkeit mit vermehrter Belastung und zunehmen- der Ermüdung abnimmt.*) Durch anhakende, wiederholte Arbeit ermüdet der Muskel, d. h. er kann die Last, die er anfangs bis zu einer gewissen Höhe zog, nicht mehr so hoch ziehen, er kann sich also dabei nicht mehr so weit verkürzen, als vorher. Dabei wird er im Allgemeinen dehnbarer, giebt einem starken Zuge mehr nach, er verlängert sich, weil er weicher geworden ist^ weil er au Eiasticitätsgrösse (S. 117) verloren hat. Ein ermüdeter Froschmuskel wird, magn et -elektrisch gereizt, durch ein Gewicht, das er heben sollte, verlängert, und nach Aufhören jener Reizung verkürzt er sich sofort wieder, und hebt das Gewicht (wenn es nicht zu schwer ist), weil nämlich während des Akts seiner Thätigkeit die Weichheit des Muskels so gross wurde, dass bei einer gewissen Belastung die Verkür- zung nicht mehr zu Stande kommen konnte. Kleinere Gewichte dagegen vermögen einen ermüdeten Muskel nicht so weit auszudehnen , als einen kräftigen. Bei der ersten Reizung wurde nach £. Weber durch ein Ge- wicht von 25 Gm. ein und derselbe Muskel 6 mal so viel ausgedehnt, als bei der siebenten. — Im Uebrigen verlängern sich die Muskeln nur wenig bei ihren natürlichen Anheftungen und überschreiten dabei nie ihre Elasti- citätsgrenze. Im Anfange der Reizung verkürzt sich der Muskel , wie schon erwähnt, am stärksten. Nachdem diese Verkürzung ihr Maximum erreicht hat, be- ginnt der Muskel sich wieder vermöge seiner expandirenden Elasticität zu verlängern, bis er seine normale Länge erreicht hat. Der Uebergang von der grössten Verkürzung bis zur normalen Länge bei fortdauernder Reizung erfolgt aber so , dass die Verlängerung im ersten Zeitmoment nach der stärk- sten Verkürzung am grössten ist, und in jedem der folgenden gleichgrossen Momente immer kleiner wird. Das Verhältniss der grössten Länge der Muskelfasern zu ihrer grössten im Leben stattfindenden Verkürzung ist etwa wie 2 : 1. Ein Muskel ist so lang, als seine Verkürzungsgrösse erheischt. Besonders lang ist er, wenn er über mehrere Gelenke gehen muss. Die Verkürzbarkeit der Muskeln ist aber, wie erwähnt, noch um etwa 35% grösser; sie wird also bei den *) Volkmann über das Zustandekommen der Maskelkontraktionen im Laufe der Zeit, in den Berichten der K. Sachs. A)cademie der Wissenschaften 1851. 668 IV. BeobachtDDgen und Versuche am lebenden Stimmorgan. Skeletmaskeln niemals völlig in Anspruch genommen, damit fnr Krafitlei- Stangen noch der notbige Fond übrig bleibt*). Im Leben können die Bewegungen der Muskeln mit einer bewanderns- wertben Schnelligkeit hinter einander ausgeführt werden. In 2 Sekunden vermag Valentin angeblich, 4t5 Buchstaben auszuprechen; jedenfalls ver- mag eine geübte Sängerin in gleicher 2^t etwa ebenso viel Tone zu erzeugen. Wenn der Wille den Reiz zurThätigkeit abgiebt, so werden immer mehrere Muskeln auf einmal in Bewegung gesetzt. Zunächst ist jede willküfarlicbe Muskelkontraktion eines Muskels stets von unwillkührlicber KontraktioD eines andern, des sogenannten Antagonisten, begleitet. Dieser Antago- nismus bezweckt kein Bekämpfen , Aufheben oder Vermindern der Tbitig- keit des zunächst gereizten Muskels, sondern es ist eine Hemmungsthä^g- keit., die auf den vom wirkenden Muskel zu bewegenden Hebelarm gerichtet ist, und die Folge hat, dass der wirkende Muskel sich zwar nicht mehr so weit verkürzen kann , dafür aber eine uro so grössere Energie entwickelt und mehr leistet, als ohne diesen (fälschlich, wie man jetzt einsieht, soge- nannten) Antagonismus möglich ist. ^ Eine fortdauernde Spannung der Mukeln existirt nur in drn Sphinkte- ren. Ueber deren Eigenschaften wird später die Rede sein. Sobald ein ani- maier Muskel nichts zu thun hat, sobald also seine organische Kontraktili* tat nicht in Anspruch genommen wird , dann treten die Gesetze der Trägheit und der Schwere der Massen in Verbindung mit dem Einflüsse der Elastici- tät des Muskels hervor. Der Muskel folgt den äussern Einflüssen , dem Luft- druck, der Lage, welche seine Insertionspunkte annehmen, der Schwerkraft seiner eignen Moleküle, soweit diese Einflüsse stärker sind, als die Elasti- cität, welche seine Moleküle in einer gewissen gegenseitigen Lage zu erhalten strebt. Der Muskel befindet sich dann im Zustand der Ruhe ^ der Erschlaf- fung. Am ausgeprägtesten tritt dieser Zustand für die animalen Muskeln im Schlafe auf. Ob hier seine Insertionspunkte mehr oder weniger einander ge- nähert sind, das ist ganz gleich : auch in verkürzter Stellung ist jetzt der Mus- kel erschlafft, leicht eindrück - und verschiebbar. Wird er jn dieser Lage ein- geschnitten oder sonst örtlich gereizt , so kon^trahirt er sich nur , so lange der Reiz dauert und so weit er reicht. Der verkürzte Muskel, sagt Werner **), bleibt auch in der Ruhe verkürzt , weil er sich nicht von selbst extendiren kann.' Das aber letzteres doch möglich ist, haben wir vorhin gesehen. Gehen wir nun zu den Muskeln des Kehlkopfs, namentlich zum M. voca- lis desselben über, so haben wir hier die kombinirten Funktionen derElas- ticität und der organischen Kontraktilität der Muskeln in weit auffallenderer Weise und in bedeutungsvollem, zahlreichern und schwierigem Komplika- tionen .zu beobachten , als es bei den übrigon Muskeln des Körpers in der Regel zur Beachtung kommt. Schon die gewöhnlichen, mit einfacher Fascia überzogenen Körper- muskelu haben im Augenblick ihrer organischen Kontraktion , weil dabei, wie wir gesehen haben, ihr Elasticitätsmodulus sich etwas verringert, einen geringem elastischen Widerstand zu überwinden , so dass die Bedeutung des Zugsgewichts oder der Last, die sie zu überwinden haben, sich gleichfalls verringert. Ist der Muskel durch fortgesetzte Thätigkeit ermüdet, erschlaSt. *) Weber in den Berichten der K. Sache. Akad. d. Wissensch. 1851. **) Werner über Mnskelnihe u. 8. w. in Preass. Medicin. Zeitg. 1849. No. 43—45. Physiologie der Maskelbe wegting. Mt so wird seine elastische Kraft (Retraktilität) zwar gegen früher abnehmen, aber doch noch nm so freier sich geltend machen, je grosser seine £lastici- tat von Hans aus war. Der von einem neaen, schweren Gewicht angezogene Muskel wird aber dann um ein grosseres Stück langer als vorher, da er noch in voller Energie war, weil jetzt seine Elasticitätsgrosse noch mehr ab- genommen hat , und dasselbe Gewicht ihn stärker ausdehnt. Daher wird er sich nach Wegnahme des Gewichts doch nicht mehr so weit spontan retra- hiren können, als vorher j wo er noch seine ganze Elasticitätsgrosse besass. Aber diese bei jeder Muskelkontraktion mehr oder weniger stattfindende Ermüdung (Abnahme der Elasticitätsgrosse) ist an sich kein Nachtheil , weil die dabei stattfindende Verkürzung gleichfalls ein freieres Spiel bekommt, und der Muskel grossere Lasten (wenn auch nur iEtuf kurze Zeit) bewältigen kann, als wenn seine Kontraktilität das volle Maass des elastischen Wider- stands zu bekämpfen hätte *). Jedenfalls handelt es sich in Fällen, wo an einem Muskel fortwährend eine nach Fall strebende Last hängt, die er zu heben oder zu tragen hat, darum, die unter diesen Umständen unausbleibliche permanente Ermüdung und Abnahme der Retraktilität zu verhüten. Es ist hier für den Muskel wünschenswerth, wenn ihm wenigstens der Theil der Arbeit abgenommen wird, der ihm fortwährend obtiegt, wenn das Tragen oder Heben der Last, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, bis zu einer gewissen Hohe, einer andern, fortwährend und spontan wirkenden und nicht ermüdenden Kraft übertragen wird. Wir haben bereits früher (S. 16 1) am Beispiele des M. cricothyreoidfus und vocalis gezeigt, dass die diesen Muskeln beigegebenen elastischen Bänder diese Bedeutung haben, und wir haben letztere durch den Vergleich mit dem an der Decke in horizontaler Richtung mit einem Ende befestigten elastisehen Stabe, an welchem mittels eines Strickes die schwere Mörserkeule hängt, deren Hebung durch die hier spontan stattfin- dende Retraktion mittels der elastischen Kraft jenes Stabes erleichtert wird, zu veranschaulichen gesucht. Dieses Princip finden wir unter ähnlichen Verhältnissen im ganzen thicrischen und menschlichen Körper je nach spe- ciellem Bedürfniss allenthalben in Anwendung gebracht, und es lohnt sich wohl der Mühe, diesen wichtigen, aber bisher noch zu wenig erörterten Punkt der Bewegungsmechanik hier zur Sprache zu bringen, und wenig- stens an einigen , mir gerade einfallenden Beispielen zu zeigen , wie weise der höchste Mechaniker in dieser Hinsicht seine Anordnungen getroffen hat. So v.ird dor fortwährend nach Falle strebende Unterkiefer nicht allein durch die Retraktilität der Kaumuskeln an den Oberkiefer angezogen erhalten, son- dern dies Geschäft ist zum grossen Theilc dem Ligamentum mazillare in- ternnm übertragen, welches durch seine Elasticität die Kaumuskeln, zu- nächst die Mm. pterygoidei, der Mühe überhebt, das Gewicht des Unter- kiefers zu heben. Es ist kein „schlaffer Streif 'S ^^ i^ den' Büchern**) steht, sondern ein wirklich elastisches Band, wie sich jeder überzeugen kann, der während der Kieferbewegung sich in den Mund fühlt. In ähnlicher Weise wirkt^das Ligam. stylohyoideum , das nicht nur das Zungenbein trägt, son- dern auch die Last der Organe, die an demselben hängen, erleichtern hilft, und namentlich den M. stylohyoideus und die hintere Portion des Digastri- •) Valentin a. a. O. §. 2795 ff, **) Z.B. in Bock's Handbach der Anatomie I. S. 243. 3. Aufl. 1842. 870 rV. Beobacbtangen und Versücbe am lebenden Stimmorgan. CU8 in ihren Arbeiten unterstotz. Der Kehlkopf, zunächst der Schüdknor pel, hängt am Zangenbein, wie wir wissen, zumeist mittels des elastischen Ligam. hyothyreoideum anticum. Ist der Kehlkopf durch anderweite Kräite herabgezogen worden, so zieht ihn dieses Band vermöge seiner retraktüen Elasticität wieder in die Höhe, und der M. byotliyreoideus braucht dieser Bewegung nur zu folgen , ohne dabei eine sonderliche Energie zu entwickeln. In ähnlicher Weise verhält sich y wie wir bereits erwähnten , das Ligam. coei- cum zum M. cricothyreoideus. Aber auch horizontal liegende Moskelzüge, bei welchen die Schwere der zu ziehenden Theile weniger in Anschlag kommt, werden durch die spontanen Funktionen elastischer Apparate unterstützt Ausser dem uns bald näher beschäftigen sollenden M. vocalis haben auch mehrere Zungen- und Schlundkopfmuskeln , z. B. der Hyoglossus, Glosso- palatin us , Glossoepiglotticus , die den Constrictor pharyngis superior kon- stituirenden Muskeln u. a. m. elastische Apparate zu ihrer Unterstützung er- halten. Alle diese Kombinationen zwecken darauf ab, dem Muskel einen Theil seines^ Zugsgewichts zu ersparen, und ausserdem den betreffendeo Organen eine bestimmte Gleichgewichtslage zu erhalten , die ausserdem in Folge der Schwerkraft und der Trägheit der Massen bald erhebliche Aen- derungen erleiden müsste. Indem wir nun zu den speciellen Bewegungen uns wenden, welche am und im Kehlkopf behufs der Erhöhung und Vertiefung des Tones stattfin- den, betrachten wir zuerst das am meisten in die Augen springende, mit der Tonabstufung in Kaussalnexus stehende Moment: das Auf- und Ab- steigen des Kehlkopfs. Diejenigen Physiologen , welche die Phäno- mene des menschlichen Stimm organs nur am ausgeschnittenen Kehlkopf studirt haben,, ignoriren natürlich dieses Moment , wenn gleich sie wissen konnten, dass nicht nur das.Yerhältniss zwischen Wind- und Ansatzrohr durch diese Bewegungen geändert werden muss , und dass Rohrans&tze anf die Töne elastischer Zungen einen nicht wenig abstufenden Einfluss auszu- üben vermögen , sondern dass auch die gegenseitige Stellung der Kehlkopf- knorpel dabei einige Modifikationen erleiden muss. Ueberhaupt hat bis- her noch Niemand dieses wichtige tonabstufende Element des menschlichen Stimmorgans genauer untersucht. Liskoviusist dai über sehr unklar (s. s. Sehr. §.56.), Müller zweifelhaft, und Harless wenigstens sehr unpraktisch. Das Auf- und Absteigen des Kehlkopfs behlifs der Ton -Erhöhung und Vertiefung findet, wie wir gesehen haben, statt bei allen gut liegenden, keine besondere Nachhülfe erfordernden Tönen, sobald die zu deren Intonirang nöthige Luft einen gewissen Spannungsgrad nicht überschreitet. Dass diese Kehlkopfbewegungen wirklich zur Tonabstufung in naher Beziehung stehen, sieht man am deutlichsten bei raschen, innerhalb verhältnissmässig enger In- tervallen liegenden Tonfolgen , besonders den sogenannten Tonfiguren, Ko- loraturen , Fiorituren, dem Triller u. s. w., wobei sich der Kehlkopf für den höhern Ton in entsprechender Weise hebt, für den tiefern Ton senkt, auch wenn diese Toufolgen zwischen forte intonirte Töne eingelegt sind, oder selbst ziemlich stark angegeben werden. Am ausgiebiegsten sind diese Be- wegungen des Kehlkopfs bei schwacher Windgebung, am beschränktesten bei starker Intonation, wo der Kehlkopf fixirt werden muss, und sich daher jener abstufenden Bewegung mehr oder weniger zu widersetzen scheint In wie weit und wodurch vermag nun die Auf- und Niederbewegung de5 Kehlkopfs als tonabstufendes Mittel zu wirken ? Tonabfltofung durch Auf- nnd Absteigen des Kehlkopfs. 671 Despiney sagt, die Stimmbänder würden bei Hebung desKebIkopfs durch den Zug nach oben, den die Kontraktionen des M. byothyreoideus mittelbar auf dieselben ausüben, angespannt und dadurch der Ton erhöbt. Wäre dies auch wirklich der Fall, so würde dadurch noch nicht die hohe Stellung des Kehlkopfs am Halse xu einem tonerhöhenden Moment, da eine solche Kontraktion des Hyothyreoid. auch bei tiefem Kehlkopfstande stattfinden kann. Wir werden jedoch diese Verhältnisse weiter unten betrachten. Liskovius macht weniger Umstände. Er hilft sich hier, wie er es leider gewohnt ist, mit einem Heischesatze, den er sofort dem Leser als eine phy- siologische, längst ausgemachte Wahrheit hinstellt, und dadurch, dass er ihn ganz unbefangen an mehrern Stellen seiner Schrift wiederholt, zu bekräftigen bemüht ist, den er aber nichts desto weniger unbewiesen lässt. Er sagt nämlich (§. 56): In Folge der Tiefstellung des Kehlkopfs durch seine Senkmuskeln ist die Stimmritze in ihrer ganzen Länge [?] offen, die Spannung der Stimmhäute gering, und diese schwin- gen in ihrer ganzen Ausbreitung u. s. w. Je höher dagegen der Kehlkopf' durch seine Hebemuskeln gehoben. wird, desto kleiner [?] wird die Stimmritze und desto höher der Ton. Er giebt also zu verstehen,, dass durch die blosse Hebung des Kehlkopfs die Stimmritze eng werde, nach seiner Theorie also höhere Töne geben müsse, durch die blosse Senkung dagegen die Stimmritze sich erweitere und da- durch tiefe Töne geben müsse. Wenn aber der blosse Mechanismus des Senkens des Kehlkopfs die Glottis erweiterte, wie wäre es dann möglich, bei tiefem Kehl- kop&tande hohe Töne zu erzeugen? — Despiney's Ansicht über den bei der He- bung des Kehlkopfs zunächst betbeiligten M. hyothyreoideus (vergl. S. 126) ist auch nicht geeignet, Licht auf unsere Fiage za werfen. Das Phänomen, das er bei sei- nen Versuchen durch Anziehen dieses Maskeis an den Stimmbändern beobachtete (Aufwärtsziehung der beiden Endstücken der Stimmbänder), kann wohl im Leben nicht stattfinden , und es würde wohl auch die davon erwartete Tonerhöhutig durch die gleichz«*icig stattfindende Erweiterung der Glottis paralysirt werden. Wir haben bereits im vorigen Kapitel (S. 662) die eine Funktion der Verschiebung des Kehlkopfs *am Halse erkannt,* welche darin bestand, das aerodynamische Verhältniss zwischen Wind- und Ansatzrohr aufrecht zu erhalten. Jetzt betrachten wir eine zweite Funktion dieser Bewegung, welche nach meinen Forschungen daiin besteht, dass durch das Herabziehen des Kehlkopfs die Stimmbänder verkürzt werden und dadurch der Ton vertieft wird, während durch das Heraufziehen des Kehlkopfs das. um- gekehrte Resultat erreicht wird. Schon Liskovius und andere Phonologen haben diesen Vorgang geahndet, haben ajber nicht den geringsten Versuch gemacht, denselben physiologisch zu erklären. Nach meinen Untersuchun- gen kommt es dabei zunächst auf die Zugsrichtungen und Verkürzungsver- hältnisse der Mm. sterno- und hyothyreoidei an, und wir werden bald ein- sehen, warum der Schopfer die Kehlkopf insertion dieser Muskeln in eine schiefe Linie gelegt hat. Vergl. diese anatomischen Verhältnisse S. 125 ff. und Fig. 41. 42. Fig. 160 ah c d stelle den M. hyothyreoideus, c d e f den M. sterno- thyreoideus vor , so dass c d der Linea obliqua und dem Ligam. intermus- culare des Schildknorpels entspricht. Wir nehmen an , dass sich beide Mus- keln gleichzeitig zusammenziehen, während a b durch andere Kräfte mit herabgezogen wird. Bei seiner Kontraktion sucht ersterer Muskeln c d nach g Ä, letzterer cd nach i k zu ziehen, weil die längern Fasern dieser Mus- keln sich um ein grösseres Stück verkürzen müssen , als die kürzern. Da nun c d nur einer Bewegung folgen kann, und o ö, das dem Zungenbein entspricht, gleichzeitig durch die Mm. sterno- und omohyoidei herabgezo- gen wird, so muss nach Beendigung der Kontraktion c d die Stellung t k erhalten, und a b nach / m herabgerückt sein, weil der gesammte Verkür- zungsbetrag dem Abstände zwischen i und g , und zwischen k und h gleich ist, t g aber = o / und fc Ä = 6 w. — In dieselbe Stellung i k wird c d Fig. 160. 8TS IV. Beobachtnngen und Tersache am lebenden Stioiinorgaii. ausweichen, wenn der M hyothyreoideos bei diesem Vorgaoge nnthääg bleibt. Ob dann b etwas oiehr herabgezogen wird, als a, wetcbes an aeiaem Orte stehen bleibt, bleibt sieh für daa pboEiiscbe Re- sultat gleich. Desgleichen stelle Flg. 16t a b wieder das Zangen- bein vor, e f deo obern Rand des Bruatbeins und der 1. Rippe oder beziebendlicb (vergl. S. 123) den sehni- geu Querstreif in der Mitte des M, steraotfayreoideDS. also a b c d den Umfang des M. hyothyreoid. , c d e f den des aternotbyr. oder wenigalens der obefn Portion desselben. Wenn nun a b c d und durch c d aacb r t und d f von den Zugkräften g und A nach i k gexogra wird, während e /'fest stehen bleibt, so müssen sieh die langen Pasern von a c und ä f mehr auadebneD nnd verlängern , als die knrsen von b d und c e. Würde a b c d durch eine der von g h gleiche ZugkrkA nach unten ausgedehnt , so würde dadurch c d nach /' m' ge- langen; wird c d e/'nach oben, wie wir anfangs ange- nommen, ausgedebitt, so wird c d nach 7 m gelangen. Da nun die .Ausdehnung nur nach einer Ricbtoog (anf- wärls) stattfindet und c d die Grenzlinie zwischco bei- den Fasersy steinen bildet, beide Systeme sich aber Ami Längen Verhältnissen ihrer Fasern gemäee ausdehnen i^i^ssea, so wird c d nach Beendigung des Vorganges naeb / m gelangen, a b mnss aber bis i k stei- gen , weil km = bm' und i ( = al wer- den muSB, und ebenso müssen cl'^=dm, d tn' ^ e l, ferner ll = a i, m m' ^= b k werden, wie wohl nicht umsiandücber de- monstrirt zu werden braucht — Zieht sich während dieses Vorgangs a e nnd b d (M- hyothyreoiJ.) zusammen, während c d ef allein ausgedehnt wird , so muss c d den- noch nach l m verrückt werden, während a sich etwas senken (gegen / sich binbewe- gen) , b dagegen entweder an seinem Orte stehen bleiben, oder ein weirig gegen k Bleigen wird. Wird dagegen Figur 162 von a ö c d ein kontraktiver Zog nach oben , von c d e f einer nach unten mitleb Verkürzung der Muskelfasern zwischen ac e nnd 6 d{ angestrebt, so dass c d sowohl dem a 6, als dem e f angenähert werden soll , dann sollte raan erwarten, dass die beiden Mns- kelarbeiten einander aufheben, sobald w«- '*■ ■ nigstens b d '^ C e' und ae ^ d f' and a b sowohl, als e /"als stabil angenommen wird, wahrend, wenn c de f mehr Energie entwickeln kann , aia a b c d, allerdings c d ein wenig von seiner Tonabstafung durch Auf- und Absteigen des Kehlkopfe. 87S s y h Ar f Schiefheit verlieren mnas. Allein auch, wenn beide Muskeln einander an £nergie völlig gleich sind, d. h. wenn ac = (i/*, 6d = C6, so wird doch, wenn beideMuskeln gleichzeitig und gleichmässig sich ohneVerrückung ihrer Insertionsstellen zu verkürzen streben , nur q m und m h einander völlig das Gleichgewicht halten können, während a c and c e, d f und 6 d dasselbe deshalb nicht thun werden, weil a c bedeutend länger ist, als c e, und e//* eben- so länger , als 6 t/. Sowohl a c als auch d f werden etwa noch einmal soviel Energie entwickeln , d. h. sich UQ) eine doppelt so grosse Strecke zu kontra- hiren suchen , als c e und b (/, und es wird daher der Insertionspunkt c hoher, etwa nach », der In- sertionspunkt cf tiefer, etwa nach k gezogen wer- den , während der von gleichen Kräften nach oben und unten gezogene Punkt m auf seiner Stelle blei- ben muss. Die Anwendung dieser Sätze auf die phonischen Bewegungen des Kehlkopfs wird nicht schwer fal- len. Alle Bewegungen des Kehlkopfs nach oben und nach unten geschehen fast durchweg unmittelbar von der Linea obliqua des Schildknorpels aus , zu- Fiy, 162. nächst gegen das Zungenbein und gegen das Brust- bein hin. Nur die vordere Zone des M. hyo thyreo idcus inserirt sich mit noch etwas längern Fasern an der mittlem , vor der Protuberanz gelegenen For- tion des untern Randes des Schildknorpels; ausserdem setzt sich ein Theü der Längenfasern des M. pharyngopalatinus (oder Stylopharyngeus) am hin- tern Rand des Schildknorpel flügels an. Jede solche Bewegung des Kehlkopfs ist also zunächst eine Bewegung des Schildknorpels, welcher der Ringknor- pel nicht zu folgen braucht, ja nicht einmal vollständig folgen kann. Wir nehmen jedoch an , dass für gewöhnlich der Ringknorpel doo nach unten und oben am Schildknorpel angreifenden Zugkräften keinen besondern Wi- derstand entgegensetzt, dass er also willig dem aufwärts gehenden Zuge folgt, und vom niederwärts gehendem Drucke sich ebenso willig verschie- ben lässt. Diese Beweglichkeit wird dadurch nicht beeinträchtigt, dass der Ringknorpel für sich mehr fixirt ist, d. h. fester steht, als der Schildknorpel, was schon deshalb nöthig ist, damit dieser um so leichter seine Hebclbewe- gungen um die durch beide Gelenkhügel des erstem gehende Drehungsaxo vollziehen könne. Der Ringknorpel haftet für gewöhnlich , d. h. wenn Nichts geschluckt wird , mit seiner breiten Lamina an der hintern Fharynxwand an, auf der er sich wohl sehr leicht auf- und abwärts schieben, aber von welcher er sich nicht leicht nach vorn abreissen lässt; der untere Rand des Ringknorpels ist gleichfalls fest mit der Luftröhre und der Vorderwand der Speiseröhre verbunden, so dass er, zunächst sein Bogen, wenigstens keine solchen Hebelbewegungen ausführen kann, wie der die hintere Fharynx- wand nur wenig berührende Schildknorpel. Ich kann daher mit Uarlcss nicht übereinstimmen, wenn er die festere Insertion des M. cricothyreoideus in den Schildknorpel, die mobilere in den Ringknorpel verlegt. Demnach werden wir den Mechanismus der in Rede stehenden Bewegungen folgen- dermassen zu konstruiron haben. Bei der Abwärtsbewegung des Kehlkopfs behufs der Vertiefung des To- 43 (74 VI. Beobacbtungen ttnd VersQche am lebenden Stimmorgan. nes gleitet der Ringkoorpel , ohne seine Neigung za andern , sammt den auf ihm aufsitzenden, znsammengeschobenen Giesskannenknorpeln , sowie der Hinterwand der Pars crieoidea des Pharynx, nebst der obern Portion der Luft- und Speiserohre an der Yorderfläche der Halswirbel herab, bei der Aufwartsbewegung des Kehlkopfs ebenso herauf. Der M. cricopharjngeas ist dabei, wie bei jedem phonischen Phänomene, sphinkterisch zusammen- gezogen, ebenso die Querfasern der Speiserohre, ohne jedoch dabei eioe besondere Energie zu entwickeln; die Längenfasern der Luftröhre sowobl wie der Speiseröhre verkürzen sich synergisch mit dem M. sternothyreoideos und den Mm. sterno- et omohyoideus. Die Hebemuskeln des Kehlkopfs aod des Zungenbeins, obwohl sie verlängert werden, treten doch in den meist^li Fällen in mehr oder weniger opponirende Thätigkeit, um den Zug der Senkmuskeln , der sonst ein sehr rascher und bis zur tie&ten Grenze gehen- der sein würde , nach dem phonischen Bedürfniss zu hemmen und zu regu- liren. Zunächst ist letztere Aufgabe dem zwischen beide Muskelsysteme ein- geschalteten M. hyothyreoideus übertragen, der zwar keine bemerkliebe Verkürzung erleidet {s. S. 603), aber doch für gedachten Zweck thätig sein muss; ausserdem hat er zu verhüten, dass das Ligam. hyotbyreoideum zn sehr ausgedehnt und. der obere Kehlkopfraum zu lang werde, was jeden- falls das phonische Resultat beeinträchtigen würde. Er zieht sich also zu- sammen, aber ohne dabei erheblich kürzer zu werden: ein Fall, der uns noch oft genug begegnen wird: INun sind aber beide Bewegungsmuskeln des Kehlkopfs an der bekannten schiefen Linie inserirt, und die Fasern dieser Muskeln sind aus diesem Grunde, da die andern Insertionsstellen (am Zungenbein und am Brustbein) dieser Richtung nicht parallel sind, von ungleicher Länge, und zwar so, dass die kurzen Fasern des einen den langen des andern gegenüber stehen und umgekehrt. Es müssen daher, wenn dei; M. sternothyreoideus sich ein Stück weit verkürzt, zweierlei Bewegungen erfolgen, eine den gesammten Kehlkopf betieffende, in der Richtung der Verkürzung liegende, also ab- wärts gehende, wobei, wie bemerkt, der Ringknorpel seine anfängliche Nei gung nicht verändert; und eine den Schildkorpel besonders soUicitircnde. welche sich als Hebelbewegung mit Erweiterung der Fenestra und Verkür- zung des geraden Durchmessers des Kehlkopfraums, also auch der Stimm- bänder, gestalten muss. Um wenigstens annäherungsweise den Betrag der auf diesem Wege möglichen Verkürzung der Stimmbänder und dadurch be- wirkten Ton Vertiefung berechnen zn können, muss man die hier zu verglei- chenden Grössen genauer kennen lernen. Die Faserlänge des M. sterno- thyreoideus beträgt nach meinen Messungen am hintern Saume, der die längsten , sich an der obern Schildknorpelerhabenheit inserirenden Fasern enthält, im relaxirten Zustande etwa SV^'S ^^ vordem Saume, der die kür- zesten Fasern hat, etwa 7 — 8'" weniger, so dass die Länge der kurzen zu der der langen Fasern sich verhält =4:5. Der Winkel, den die Line* obliqua zur Faserrichtung des Muskels macht, beträgt etwa 30^. Die Mos- kelfläche bietet keine vollkommene Ebene, sondern erscheint durch die an- ter ihr liegende Schilddrüse in ihrer grössern obern Hälfte konvex gekrümmt Namentlich werden die hintern langen Fasern dadurch in Kurven verwan- delt, und die Insertionswinkel derselben etwas vergrössert Diese Unter- schiebung der Schilddrüse war schon deshalb nöthig, weil sonst der Muskel in Folge seiner Verkürzung noth wendig schmäler geworden wäre, ein Um- Mech^nisiDDS ^er Moskeln der schiefen Linie. ^75 atand , der bei diesem Vorgänge , wo ja die Muskelfasern dicker werden, durchaus vermieden werden musste. Nehmen wir nun an, dass sich die vor- dere Kante des Muskels um 7*'\ die hintere um 8%'" verkürze (indem 7 : 8^/4 = 4 : 5), so ist die Mehrverkürzung der langen Kante zu der der kurzen == 1^4'"* J^^ ^^^ Lange der Linea obliqua oder der Abstand der Insertion der längsten Faser von der der kürzesten = 10'", so wird dann diese Linie zu ihrer vorigen Lage um etwa 5 ^ abweichen , und der Schild- knorpel wird überhaupt die Drehung um seine Hebelaxe erlitten haben , wie sie in Fig. 1 63 durch die punktirte Kontour dar- gestellt ist. Das Stimmband hat sich dabei um etwa % '" oder um Tq seiner Lange verkürzt. Je mehr sich nun der M. sternothyreoideus verkürzt, desto grosser wird auch sein £in- !l A\\ W fluss auf die Stimmbänder ausfallen. Da aber ein Körpermuskel von seiner grossten Aus- dehnung an bis zu seiner grossten Verkürzung sich etwa Verhält, wie 2:1, ein Betrag, der von unserem Muskel oft noch überschritten wird, und da in dem eben angeführten Bei- spiele eine Verkürzung des M. sternothyr. um etwa y^ eine Verkürzung des Stimmban- ^^* ' des um '/^ zur Folge gehabt hat, so konneh wir annehmen, dass bei grosster Verkürzung dieses Muskels (die bei mir 2 ganze 2ioll von seiner grossten Verlängerung differirt) das Stimmbaud etwa % oder 73 von seiner grossten Länge verlieren wird: eine Annahme, die mit der Erfahrung durchaus nicht in Widerspruch steht. Der Gegenfüssler des M. sternothyreoideus, der M. hyothyreoideus , ver- halt sich hinsichtlich seines Mechanismus ganz ähnlich, und muss, wenn er sich kontrahirt und das Zungenbein als in derselben Ebene bleibend ange- nommen wird, die Neigung der Linea obliqua • ebenso verändern, wie der vorige Muskel. Für gewöhnlich verkürzt er sich aber bei Senkung des Kehl- kopfs behufs der Tonvertiefung nicht merklich, nur bei den Kehlbass^ tonen tritt er in kooperirende Wirksamkf^it. Hier darf aus Gründen, die wir später kennen lernen werden , der Kehlkopf nicht so tief gezogen wer- den, wie bei den tiefsten Brusttönen; gleichwohl sollen Töne erzeugt wer- den , die noch tiefer liegen , als letztere. Da der Hyothyreoideus den Schild- knorpel in gleicher Weise, wegen seiner geringern Länge aber in geringe- rem Grade um seine Hebelaxe dreht, so braucht der M. sternothyr., zur Er- reichung des gewünschten Tonphänomens sich etwa nur % so weit zusam- menzuziehen , als bei seiner alleinigen Wirksamkeit nöthig gewesen wäre, indem das fehlende Drittel def M. byothyr. zuschiesst. Natürlich hat der M. h3'0thyr. noch verschiedene andere Funktionen , die uns jedoch erst später beschäftigen werden. Sollen bei noch höherem Kehikopfstande tiefe Töne erzeugt werden , da tritt ausser den vorigen noch der M. thyreopharyng., der dritte an der Linea obliqua sich inserirende Muskel, in Wirksamkeit. Seine Fasern sind nicht in der Weise von ungleicher Länge, wie die der beiden Vorigen, da die obern Fasern desselben durch ihren hochliegenden Ursprung das wieder an Länge gewinnen, was sie durch die nach hinten gerückte Insertion verloren, und in ähnlicher Weise seine untern Fasern dadurch ^ dass sie mehr horizontal, ver- 43» C76 iV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimniorgan. laufen f den obern an Lange gleich kommen. Seine Fasern drehen also ziem« lieh gleichmässig den Scbildkorpel rückTträrts, ziehen ihn aber dabei avch ' ein Stück aufwärts, so dass der M. sternothyr. sich nicht so sehr anzostren- gen braucht, um zu einem Ziele zu gelangen , das er allein nur mit grosser Anstrengung oder gar nicht erreicht hätte. Endlich übt der Thyreopharyn- geus noch eine Wirkung auf den Kehlkopf aus: er drückfihn der Breite nach zusammen.« Alles dies sind Erfordernisse für den Strohbass, doch auch zn andern Zwecken werden wir diese Leistungen verwendet finden. Demnach haben alle drei an der Linea obliqua des Schildknorpels sich ic- serirenden Muskelsysteme, sowohl für sich, als auch in Verbindung mit ein- ander wirkend , eine den untern Hebelarm des Schildknorpels aufwärts drc - hende Wirkung; sie haben also eine Verkürzung der Stimmbänder zvr Folge , sobald sie sich zusammenziehen. Bei dem gewöhnlichen , in merkli- chen Schritten geschehenden Absteigen des Kehlkopfs beschränkt eich die Thätigkeit des M. tbyreopharyngeus nur auf Regulirung der Stellung des Schildknorpels zum Ringknorpel, und auf Verhütung der 2ierrung und Zerrei^- sung desLig. capsulare, eine Thätigkeit, in welcher er von dem nach oben und hinten gebenden Verstärkungbande dieses Gelenks (Fig. 28) unterstüzt wird. Beim Steigen oder bei der Aufwärtsziehung des Kehlkopfs beha& der Erhöhung des Tons gleitet der Bingknorpel, ohne seine l^eigung erheblich zu ändern, nebst seinen annexen Theilen auf der Vorderwand der Halswir- belsäule herauf, und es verhält sich überhaupt der ganze Mechanismos dem der Abwärtsbewegung umgekehrt. Der M. sternothyreoideus und die Senk- muskeln des Zungenbeins werden ausgedehnt, d. h. sie geben den an ihren Insertionsstellen ziehenden Hebemuskeln des Zungenbeins so weit nach, als si6 behufs der beabsichtigten Stufe (des Kehlkopfs wie des Tones) sollen. Durch die ungleiche Ausdehnung, die die verschiedenen Faserzonen des M. sternothyreoideus erleiden , wird die Linea obliqua des Schildknorpels der senkrechten mehr zugeneigt, so dass der Winkel, den sie zur Basis dts Kehlkopfs, zum untern Raode des hintern Abschnitts des Ringknorpels macht, ein weniger spitzer wird, während die Fasern des Muskels sich an derselben Linie jetzt unter einem spitzeren Winkel inseriren. So lange das Steigen des Kehlkopfs in ungehinderten , möglichst grossen Schritten erfol- gen soll , so lange also die zu erzeugenden Töne keine besondere Starke erhalten sollen , entwickelt der M. tbyreopharyngeus keine selbstständigc Energie, und vermag die ein räal angenommene Lage der Linea obliqua nicht abzuändern : der Hauptzug, der das Zungenbein und den Kehlkopf aufwärts führt , ist durch die Verkürzung der Mm. hyopharyngeus , stylopharyngeus (portio thyreoidea), stylohyoideus und Portio posterior digastrici bedingt, welche die längsten und meisten Fasern besitzen , und deshalb das Znngen- bein in seiner hintern Portion jedenfalls höhef zu heben fähig sind, ab die Mm. geniohyoideus, mylohyoideus und Portio antica digastrici den Körper dieses Organs, welche ihrer Lage nach überhaupt mehr nach vorn, als nach oben ziehen können. Hierzu kommt, dass die hintern Fasern des dem M. hyothyreoideus gerade gegenüber liegenden M. hyoglossus länger sind, Qod sich mehr verkürzen können, als die vordem, und dass die untern Fasern des M. styloglossus in jene hintern Fasern des hyoglossus übergehen, wo- durch jene Wirkung noch verstärkt wird. Auch liegt für gewöhnlich das volle Gewicht der Zunge auf dem Körper, nicht auf den Hörnern des Zun- genbeins , welche schon aus diesem Grunde sich leichter heben lassen , als» MechairisniDs der Mnskelo der schiefen Linie. 877 jener. Demnach kommt du Zangenbein, wenn es gehoben wird, in eine Lage, die um ao mehr gegen den Horizont geneigt sein wird, je mehr aich die Hebemnskela desselben verkürzt haben. Der an ihm hängende Kehl- kopf moss dieser Lage folgen ; nnd zwar wird nicht nur sein Gewicht, das die Bänder «wischen Zungenbein nnd Schildknorpel ausgespannt halt, durch den M. hyolbyreoideua nnd M. stylothyreoideus balancirt, so dass die ela- stische Kraft (Retrak tili tat) dieser Bänder freien Spielraum erhält, und das kleine Kehldreieck sich im Verhältniss verkleinert, sondern der Kehlkopf selbst wird anch bis zur Berühmng gegen das Zungenbein angezogen. Als äcbloBBstcin nnd eigentlicher Regulator des ganzen Mechanismus wird nun der M. cricothyreoideas eintreten, welcher das angestrebte phonische Re- sultat in später zu erörternder Weise sichert. Die wichtigsten mechanischen Momente bei diesem Vorgange sind der VorwärtszQg des Zungenbeins mittels des M. geiiiohyoideus und der Portio antica di gastrici, derim Allgemeinen mehrausträgt, alsdieÄufwartähewegung, die durch diese Muskeln möglich ist. nnd die Kontraktion des M. hyothy- reoidens, von welchen beiden Momenten zum grössten Theil die Verlänge- rang der Stimmbänder abhängt. Wir müssen uns hierzu die gegenseitigen Lagerungs- und BewegungsTerhÖltnisse des Zungenbeins und des Schild- knorpets etwas näher betrachten. Das Zungenbein bildet einen paraboli- schen Halbreifen ohne erhebliche Höhpnkrümmuug, aber mit einer bedeu- tenden doppelt gekrümmten, schief von unten und .vorn nach unten and hinten gestellten muldenförmigen Aushöhlung an dei> Innenfläche seines ge- streckt schildförmigen Vordertheils (Körpers). Dabei ist es ziemlich fest und lässt sich nicht so leicht zusammenkrümmen, als die Flügel und Hörner des tichildknorpels. In der Regel divergiren auch die Capitula der Zunge nbeln- hörner etwas weiter, als die Spitzen der grossen Hörner des Schildknorpels. Die obere Kontour dieses Knorpels dagegen läufl weder in der Höhen- noch in der Breitenrichtnng dem Zungenbein parallel. Vergl, die Figg. 27. 33 — 35. 41 (S. 80. 94 ff. 125). Schon eine massige Verkürzung des M. hyothyreoidens reicht hin, um die konvexeste Stelle des obern Schildknor- pelrandea mit dem Zongenbein in Berühmng zu bringen (s. Fig. 164). Dann kann sogai- der Fall eintreten, dass dieser Rand sich ein Stück weit hinter den Bogen des Zungenbeins schiebt, und letzteres den Schildknorpel wie einRing umklammert, wobei die Horn- spilzen des letztern sogar über die Ca- pitula des erstem zu stehen kommen können. Hiermit ist jedoch die Wirk- samkeit des M. hyolhyreoidens noch nicht erschöpft. Denn wenn auch in der Richtung der langen Fasern des- selben, oder einer vom Seiteniheile des Zoogenbeinkörpers über die erha- benste Stelle des obern Randes nach der untern Prominenz des Schildknor- ^ pcls gezogenen Linie keine weitere Verkürzung des Muskels möglich ist, so verhält es sich doch mit den kürzern l^'asertt desselben anders. Denn diese können sich bei dieser Disposition im- 678 IV. Beobacbtuogen und Verauche ain lebenden Stimmorgan. mer nocb, und zwar am so mehr, je hoher sie sich an der Linea obliqna anheften, zusammenziehen, so weit es ihnen überhaupt möglich ist. Da- durch wird der Hintertheil des Schüdknorpels gehoben , wobei die Kon- vexität des Randes desselben ein Stück vorwärts gleitet. Wir sehen anch in der That, dass dieser Knorpeltheil zu diesem Behufe von Natur dicker und abgerundeter ist, als die andern. Da aber die hier wirksamen Fasern de5 M. hyothyreoid. sehr kurz sind, werden sie schwerlich viel zu dieser Hebel- drehung des Schildknorpels und Verlängerung der Stimmbänder beitrages können , wenn nicht gleichzeitig die Horner des Zungenbeins mehr als der Korper desselben gehoben werden. Dass dies in der .Regel der Fall ist, ha- ben wir vorhin bemerkt Sobald dies, geschehen ist, mnss der Schildknor- pel, auch wenn seine Konvexität noch nicht bis ans Zungenbein stösst, schon durch den Zug von des letztern Hörne aus, und bevor der Ringknor- pel mit in die Hohe geht, eine kleine vorwärtsgehende Hebeldrchung erlei- den , wofern (wie in der Regel) die Richtung des Schildknorpelhorns etwa^ nach hinten geht und das Zungenbein bereits etwas nach vorn gezogen ist. Natürlich wird aber die He bei dreh ung weit ergiebiger ausfallen, wenn gleich- zeitig der M. hyothjreoideus sich verkürzt. Denn jetzt erhalten die hintern Fasern freien Spielraum, da der Abstand des Zungenbein homs von der obern Protuberanz des Schild knorpels ein grosserer geworden ist, und sie werden noch merkliche Wirkung haben , auch wenn der Kontraktion der vordem Fasern dieses Muskels bereits durch den vorhin erwähnten Zusammenstoss Grenzen gesetzt sind. — Noch mehr Einfluss auf die nach vorn gerichtete Hebelbewegung des Schildknorpels hat die Bewegung des Zungenbeins ge- gen das Kinn. Dieser Bewegung muss der Schildknorpel , wenn sein Po- mum nicht schon sehr weit über die Vorderfläche des Zungenbeinkorpers hervorragt , folgen ; ja es wird diese Bewegung auch dann noch den Schild- knorpel in dem gedachten Sinne drehen und die Stimmbänder verlängern, wenn bereits die Zusammenkoppelung der beiden festen Organe und die Verkürzung des M. hyothyreoid. ihr Maximum erreicht hat, vorausgesetzt natürlich , dass der Ringknorpel -seine feste Stellung gegen den Schildknor- pcl beibehalten hat. Durch diese drei Momente also, Hebung des Zungen- beins, besonders des Hinterthels desselben, Vorwärtszug desselben und Verkürzung des M. hyothyreoideus wird die schiefe Linie mehr oder weni- ger der senkrechten näher gebracht und dabei der M. sternothyreoideus bis zu dem Grade verlängert, welcher, wie wir oben sahen, dem Maximum der Verlängerung der Stimmbänder entspricht. Diese Kooperation tritt nament- lich auch in Wirksamkeit, wenn hohe Töne bei tiefem Kehlkopfstande erzengt werden sollen. Zwar stehen hier die Senk- und Hebemuskeln in einer ge- wissen Gleichgewichtsspannung, aber es würde dabei doch schwerlich eine Verlängerung der Stimmbänder über Null möglich sein, wenn nicht der Hintertheil des Zungenbeins in eine schräge , aufwärts geneigte Stellung ge- bracht und dadurch dem M. hyothyr. Gelegenheit gegeben würde , sich in der gewünschten Weise zusammenzuziehen. Auch die Vorwärtszieher des Zungenbeins müssen hier eine ziemliche Thätigkeit entwickeln.' Der M. cricothyreoideus' scheint nach dieser Darstellung der Kehlkopf- knorpelmechanik fast überflüssig zu sein, denn das Hauptgeschäft behufe der Hebelbewegung des Schildknorpels ist ja durch die beschriebenen Mus- kelarbeiten abgemacht. Aber wir haben zu erwägen, dass die langen Fasern des M. hyothyreoideus bis zu dem Zielpunkt, auf welchem ihre Kontraktion Mechanismaa der Moakeln der schiefen Linie. 879 ihr Ende erreicht, eines Antagonisten bedürfen, ohne Avelchen ihre Yerkur- zang ZQ rasch und zu regellos vor sich gehen iVarde. Diese Verkürzung der Moskelfasern des M. hyothyr. mass auf jedem Punkte aufgehalten und fixirt werden können: sonst wäre keine Haltung eines bestimmten Tones möglich. Da nun aber ein beweglicher Körper nicht anders fest in der Schwebe ge- halten werden kann , als wenn er von drei nach verschiedenen Richtungen ziehenden Kräften angegriffen wird, so[ vermag auch der Schildknorpel nicht anders eine bestimmte , feste Stellung gegen die auf dem Ringknorpel fest sitzenden Seh neppenknorpel eine Zeit lang unverrückt zu behaupten, als wenn er gleichzeitig vom M. hyolhyreoideus , sternothyreoideus und crico- thyreoideus angezogen wird. Es würden sich die vordem Fasern des M. byothyreoidens vor der Ankunft des Schildknorpels am Zungenbein zu sehr verkürzen, wenn ihnen nicht durch opponirende Kontraktion des M. crico- tbyreoideus das Gleichgewicht gehalten würde. Der Sternothyreoideus ver- längert sich zwar während des in Rede stehenden Vorgangs', aber er ist des- halb nicht unthätig, sondern steht gleichfalls auf einer gewissen Spannung^ die freilich nicht bedeutend sein darf. Ferner hat, wenn bei tiefem Kehl- kopfstande hohe Töne erzeugt werden sollen, der M.cricothyr.den die Glot- tis verkürzenden Muskelzügen sich zu widersetzen. Endlich sichert die Aktion des M. cricothyreoideus in Verbindung mit der des so ziemlich glc iche Paserrichtung habenden, nur in entgegengesetzter Richtung ziehenden Thy- reopfaaryngeus den Neigungsgrad der Linea obliqua. Dies ist das Wesentliche des Mechanismus der äussern den Kehlkopf be- wegenden Muskeln und zugleich der die Längenspannung der Stimmbänder inodificirenden Hebelbewegung des Schildknt^rpels auf dem Ringknorpel. Bisher betrachtete man, wenn wir von der irrigen Ansicht derer, die dem Mnsc. cricoarytaenoidcus posticus eine die Stimmbänder (bei geschlossener Glottis cartilaginea) verlängernde Wirkung zuschreiben , absehen , den M. cricothyreoideus so ziemlich als das einzige, die Stimmbänder in die Länge ziehende Organ, während man die Bedeutung des durch die sich an der Linea obliqua des Kehlkopfs inserirenden Muskeln ausgeübten Zugs nach oben und nach unten noch gar nicht zu erkennen vermochte. Man wusste zwar, weil man es täglich und stündlich mit Augen beobachtete, dass der Kehlkopf bei hohen Tönen auf-, bei tiefen abwärts steigt, aber den wahren Grund dieser Bewegung hat noch Niemand vor mir erkannt. Harless (a. a. O, S. 590) hat sich viel Mühe gegeben, um zu beweisen, dass durch die Kontraktion des M. cricothyreoideus nicht der Schildknor- pel gegen den Ringknorpel, sondern umgekehrt und zwar. unter allen Um- ständen der Ringknorpel gegen den Schildknorpel gezogen werde. Sein Hanptargument für diese Behauptung ist, dass sowohl die Hebe- als auch die Senkmuskeln des Kehlkopfs sich sämmtlich am Schildknorpel befestigen. Auch wären die Folgerungen, die er daraus zieht, ganz richtig, wenn er nicht eben übersehen hätte , dass während der Kooperation der gedachten Muskeln, da sich dieselben an einer schiefen Linie befestigen, der Schild- knorpel schon deshalb keinen völlig festen Punkt bieten kann, weil die Nei- gung dieses Knorpels verändert wird, und dass der M. cricothyreoideus auch keine andere Aufgabe hat, als auf die Intentionen dieser Muskelthä- tigkeit einzugehen. Allerdings, wenn der Schildknorpel fest an das aufwärts tixirte Zungenbein gezogen und beide Organe gleichsam znsam mengekop- pelt sind, da vermag der M. cricothyr schwerlich mehr eine Bewegung des 680 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. Schtldknorpels zu erzwingen, und jedenfalls wird hier eher der Rin^norpel, ' so weit als es unter diesen Um8tän<]en möglich ist, seinem Zuge folgen mäs- sen. In der Mehrzahl der Falle wird jedoch far den Zug unsers Muskels der Ringknorpel fester stehen, als der Schildknorpcl, und ersterer wird ihm mehr folgen können , als letzterer. Jedenfalls kommen bei jeder Kontrak- tion des M. cricothyreoid. sich beide Knorpel entgegen , da in keinem Falle von einem absoluten Fixiren des einen oder andern die Rede sein kann. Uebrigens ist es (wie auch Harless zngiebt) fiir das Resultat völlig gleich, ob der eine oder der andere Knorpel der relativ festere Insertionspunkt ist Dass die Fasern des M. cricothyreoideus nicht senkrecht vom untern Schild- knorpelrande zum obern Ringknorpelrande verlaufen , sondern in schräger, bezüglich des untern Bundeis, das sich am Hörn inserirt, fast horizontaler Richtung, hat seinen Grund darin, weil bei der Schlaffheit des KapselbandB das kleine Hörn einige Beweglichkeit nach vorn zulässt, welche behufs der Verlängerung der Stimmbänder sehr wohl zu verwerthen ist, ferner weil bei dem verhalt nissmässig grossen Einfluss, den schon sehr kleine Langen- unterschiede der Stimmbänder auf die Schwingungszahl des Tones ausubeo, längere Muskelfasern weit feinerer Nüancirungen in dieser Hinsicht fähig sind, als kürzere. Schon aus diesem Grunde haben wir oben diesem Muskel eine (die Schwingungszahl) regulirende Eigenschaft beigelegt; man konnte ihn den Treffmuskel nennen. Wir haben nun noch den dritten Fall zxt untersuchen und am lebenden Stimmorgan nachzuweisen, was geschieht, wenn sowohl Heber als auch Senker des Kehlkopfs sich das Gleichgewicht halten , der Kehlkopf also fi- xirt ist, um auf einer und derselben Stellung mehrere Tone von verschie- dener Schwingungszahl erzeugen zu können. Fest gehalten werden muss der ganze Kehlkopf, und zwar unabhängig von der Schwingungszahl der zu erzengenden Töne, sobald nicht nur sämmtliche an seiner Linea obliqua sich inserirenden Muskeln in Antagonismus versetzt worden sind, sondern aoch die Wirkung dieser Muskelarbeit so weit gediehen ist, dass der (gesammte) Kehlkopf mit drei Seiten an feste Organe anstösst. Die hier betheiliglen Muskeln sind M. sternohyoideus , Omohyoideus, Sterno- et Hyothjreoideos, Laryngopharyngeus , als Opponenten und Gehülfen auch die Hebemnskelo des Zungenbeins, die Muskelfasern der Luft- und Speiseröhre; ferner der M. sternocleidomastoideus, einschliesslich der Schilddrüse. Die festen Or- gane, die den fixirten Kehlkopf am Ausweichen verhindern, sind das 2^n- genbein, die Körper der mittlem Halswirbel und der Handgriff des Brost beins. Hierzu kommt der sehr angespannte M. sternohyoideus, welcher sich wie ein straffes Band über den Schildknorpelflügel legt und ihn an seinem Aus- weichen nach vorn und unten hindert. Die Untersuchung aller bei diesem Vorgange stattfindenden Kontraktionsverhältnisse hat ihre erheblichen Schwie- rigkeiten , die ich in nachstehender Darstellung keineswegs alle überwanden zu haben glaube. Wir nehmen hier beispielsweise den Fall, wo ein Bassist von dem piano eingesetzten G sofort crescendo nach g springt und dies eine Zeitlang forte aushalt. Das Pomum rückt nicht tiefer, aber das Zungenbein, denn das kleine Kehldreieck verkleinert sich : folglich muss der M. hyothyreoideus sich ver- kürzen. Bei diesem Vorgange bleibt die Linea obliqua in ihrer bisherigen Lage, welche, da der M. sternothyreoideus nahcf bis zu seinem Maximum ver- kürzt ist, eine nach hinten geneigte ist, wie wir unlängst nachgewiesen ha- Theorie der Tonabstafang bei fixirtem Kehlkopf. 681 ben. Da nan der yom M. hyothyreoideus zu bewirkende Zug nach dieser Li- nie hin gebt, to mass der Korper des Zungenbeins mehr, als die Homer des- selben herabgezogen werden. Dieser Zag wird durch die Aktion des Sterno- und Omohyoideus unterstützt, und hinsichtlich der Neigung, die das Zungen» bein annehmen und behalten muss, rektificirt. Das Zungenbein muss aber noch rückwärts, bis an den Wirbelkörper, gezogen werden, sonst steht es nicht fest. Dies geschieht durch die horizontalen Fasern des M. hyopharyn- gens. Diese operiren in Gemeinschaft mit den des ganzen liaryngopharyo^ gens, welcher den ganzen Kehlkopf, Schildknorpel sammt Ringknorpel, ge- gen die hintere Fangrohrwand zieht. Jetzt ist die erforderliche Neigung der Linea obliqua gesichert, weil der Kehlkopf im Ganzen feststeht. Was den Ringknorpel anlangt, so ist derselbe auch nicht der Fixatoren so entblosst, als Harless zu meinen scheint. Er wird wenigstens nach zwei Richtungen, die sich zu einer diagonalen, gerade nach hinten gehenden, komponiren, angezo- gen , nämlich von dem M. cricopharyngeus und dem obersten Bündel des Qaermuskels des Oesophagus. Da letzteres Organ durch an der weite Kräfte nach unten zu verkürzt wird, ist auch die Zugrichtung jenes Bündels als eine schief nach hinten und unten gehende anzunehmen. So (und ausserdem noch dadurch die Anschwellung der unter und neben ihr liegenden Weichtheile, die ein weiteres Vorrücken nach unten verhindern) wird wenigstens die untere Partie der Lamina cricoideae festgehalten, welche aber gerade die für die weitern Mechanismen einflussreichste ist. Denn wenn der Theil des Ring- knorpels, an welchem der Gelenkhügel sitzt, feststeht, und der M. sterno-thy- reoideus noch einige Verkürzungsfähigkeit besitzt, so können dies dessen lange Fasern nicht mehr thun, wohl aber die kürzern, ebenso wie derM. hyo- thyreoideus sich noch mit seinen hintern Fasern kontrahiren kann, wenn es bei vollständigem Zustfmmenstosse des Schildknorpels und Zungenbeins die vordem nicht mehr können. In diesem Falle, aber auch nur in diesem, ist CS möglich, dass der M. sternothyreoideus als ein die Stimmbänder verlän- irerndes Organ wirkt, weil jetzt seine kurzen Fasern den Schildknorpel et- was herabziehen können. Dazu ist freilich noch erforderlich, dass sowohl der M. thyreopharyngeus, als auch die Levatoren des Zungenbeins in ihrem Kontraktionszustand in entsprechendem Grade nachlassen, und dass der M. cricothyreoideus mitwirkt. — Eine andere auffällige Erscheinung beim Fixiren des tiefstehenden Kehlkopfs ist die Kontraktion und das Starrwer- den des M. sternocleidomastoideus, ohne sichtbare Verkürzung desselben. Wir haben in der Physiologie der Muskeln gesehen , dass ein Muskel gerade dann die stärkste Energie -entwickeln muss, wenn er sein Zugsgewicht nur !*ehr wenig oder gar nicht zu heben , sich also dabei ebenso wenig zu ver- kürzen vermag. Das Zugsgewicht, das hier der M. sternocleidoraast. zu be- ^vältigen bemüht ist, hängt an der oberen Apertur des Brustkastens, am Handgriff des Brustbeins und am vordem Ende des Schlüsselbeins. Die bei- den Knochen, während der vorhergegangenen Inspiration etwas aufwärts ge- zogen, streben jetzt, während der Exspiration wieder ihre Indifferenzlage anzunehmen. Da aber bei dieser Exspiration die Luft unter einem sehr gros- sen Druck stehen muss, und da am Sternum ein grosser Theil der durch ihre Kontraktion diesen Druck be\A irkenden Muskeln ziehen, diese nber, um mit gehörigem Nachdruck wirken zu können , eines kräftigen Gegenzugs bedür- fen, so wird der zu diesem Zweck am günstigsten situirte H. sternocleido- mastoideus in Anspruch genommen. Er ist ausser dem hintern Bauche des 682 IV. Beobachtungen nnd Vorsiiche am lebenden Stimmorgan. Digastricns und dem Trachelomastoidens derjenige Maske] , welcher an dem unbeweglichsten , d. h. von der Horizontalebene am wenigsten abweicbendeo Punkte des Schädels (Processus mastoideus) entspringt, und dessen Ursprang daher, bei gerader Haltung der Halswirbelsaule, so gut als unbeweglich an- gesehen werden kann. Denn die beiden Processus mastoidei, namentlich de- ren vordem Portionen , liegen fast genau in der durch die Gelenkköpfe des Hinterhauptbeins gezogenen Drehungsaxe des Schädels, so dass auch bei den Hebelbewegungen des Kopfes auf dem Atlas diese Fortsätze fast stets genaa mit der Horizontal ebene zusammenfallen. Auf diese Weise vermögen beide Ste^ nocleidomastoidei bei gerader Haltung des Halses , wie sie zur Erzeugaog starker Töne erforderlich ist, durch ihfe Kontraktion nur das Stemom und die Clavicula aufwärts zu ziehen , während ihre obern Insertionspunkte aa- verrrückt bleiben, mag nun dieser Zug ein wirklich ausgiebiger, oder, wie io unserem Falle, ein nur hemmender sein. Demnach muss sich derM. stemo- cleidomastoideus bei jeder Tonschwellung, bei jedem phonischen Forte eo> sammenziehen , anschwellen, hart werden und am Halse vortreten. Aber das ist nicht seine einzige, zu phonischen Zwecken veranstaltete Leiatnng. Durch diese Veränderungen der Konsistenz und Lage dieser beiden Muskeln wird der Kehlkopf, der zwischen ihnen liegt, von beiden Seiten her komprimirt, gleichsam eingekeilt, so dass er weder links noch i'echts sich verruckeo kann. Ob und in wie weit daraus Wirkungen auf die Tonabstofung hervor- gehen , werden wir später kennen lernen. Nach diesen Erörterungen ist es, wie ich glaube, klar, dass die bei den phonischen Phänomenen zu beobachtenden Veränderungen des Kehlkopf- stands zweierlei beabsichtigen , erstens das Verhältniss zwischen den Räum- lichkeiten des Wind - und Ansatzrohrs zu verändern , zweitens die gegensei- tige Stellung des Schildknorpels zum Ringknorpel und zu den darauf fest sitzenden Schneppenknorpeln behufis der Tonabstufung, zunächst der Län- genspannung und Abspannung der Stimmbänder, zu modificiren. Wir kön- nen uns jetzt ohne weitere Schwierigkeit erklären, warum die genannten bei- den Knorpel von Natur so gebildet sind, wie sie sich uns darbieten, vir kennen jetzt die Bedeutung des vorspringenden Pomum, der Krümmung des obern Rands, den Nutzen der beiden Hörner, der Linea obliqna, der rer- schiedenen Bänder u. s. w. des Schildknorpels; femer den Nutzen der ver- schiedenen Winkel, unter welchen sich die Fasern der äussern Kefalkopfimos- keln iuseriren, warum der eine Muskel lange, der andere kurze, andere wie- der ungleich lange Fasern besitzen. Ja wir können jetzt auch einsehen, warum der verhältnissmässig schwere, und keineswegs in seinem Schwer- pankt, sondern weit hinter demselben am Ringknorpel angeheftete, also fort- während nach vorn zu fallen strebende Schildknorpel mit seinem beweglich- sten Theile an einem Knochen (mittels des Ligam. hyothyreoid. medium) wf- gehangen ist, der mindestens ebenso beweglich ist, als er selbst; warum fer- ner der Ringknorpel weit fester steht, und bei dem hohen Elasticitätsmoda- lus des sehr schmalen Lig. cricotracheale schwerer aufwilrts sich ziehen lässt, als der Schildknorpel abwärts; warum der erste Luftföhrenriog so breit und so häufig mit dem 2. verwachsen ist; warum der Isthmus faociQin sich bei hochgehobenem Kehlkopfe verengert, bei tief stehendem erweitert u. s. w. Ueberhaupt haben wir die Leistungsfähigkeiten der äussern, grössern Kehlkopfmuskeln nach mehrern neuen Seiten hin zu übersehen gelernt, und loDerer Mechanismus der Langenspannong der Stimmbänder. 688 dabei namenüich gefuDden, dass die Verkurzaug der Stimmbänder anch ohne innere Muskelarbeit möglich ist Dnrch die Langenspannong wird anch, wie wir wissen (S. 547), die Nei- gung der Glottis vermehrt; nnd dadurch der Widerstand, den die Bänder dem Luftstrom entgegensetzen, ausgeglichen, so dass die Spannung der anspre- chenden Luft für Erhöhung der Töne nicht zuzunehmen braucht: auch ein Mittel für Erhaltung der Oleichartigkeit der Töne. — Gehen wir jetzt von den äussern Theilen des Kehlkopfs zum Innern desselben über, und be- trachten zunächst, was während der verschiedenen Verschiebungen des Schild- knorpels mit den an ihm und an den Schneppenknorpeln aufgespannten Stimm- bändern vorgeht, so unterliegt es keinem Zweifel, dass dieselben bei Vor- wärtsbeugnng des Schildknorpels in die Länge gespannt, bei Rnckwärtsbeu^ gung verkürzt werden. Da diese Verkürzung schon freiwillig erfolgen würde, wenn nicht die Mm. cricothyreoiJ. und beziehendlich hyothyreoid. die Bän- der auf ihrer Gleichgewichts! änge erhielten , so erfolgt diese Verkürzung na- türlich schneller und leichter, als die Verlängerung im umgekehrten Falle, in welchem der Elasticitatsmodulus der Stimmbänder zu- überwinden ist. Da- her fällt der Kehlkopf behufs der Tonvertiefung vom phonischen Nullpunkt ab im Allgemeinen in grössern Schritten, und bedarf dazu eines weit geringern Muskelapparats, als der entgegengesetzte Vorgang. Wie viel die grösste Längenspannung der Stimmbänder, die im Leben vor- kommen kann, austrage, das dürfte wohl schwer zu bestimmen sein, doch lässt es sich einigermaassen aus dem Betrage des Vorrückens des Pomum bei dem Angeben hoher Töne, sowie aus dem der Beweglichkeit beider Knor pel zu einander an ausgeschnittenen Kehlköpfen berechnen. An mir selbst habe ich ein Vorrücken des Pomum bis zu S'*' beobachtet (e. weiter unten), an ausgeschnittenen Kehlköpfen fand ich die Mobilität beider Knorpel gegen einander sehr verschieden. Am Kehlkopf des mehrmals erwähnten Opern- tenoristen war sie verbal tnissmässig sehr gering, sie betrug bei 6'" Stimm- bandlänge kaum 1'". An andern, namentlich weiblichen Kehlköpfen betrug sie- ein Fünftel bis 1 Viertel der IndifPerenzlänge der Stimmbänder. Jener Betrag von B'" darf durchaus nicht als Maassstab für Verlängerung der Glot- tis betrachtet werden. Denn erstlich ist davon der Betrag der Verdickung der Pharynxwände bei deren Verkürzung abzuziehen , ferner ein kleiner auf die Sljmmf orte ätze zu reebnender Mehrbetrag d^r Vorziehung des Kehlkopfs, der von der Wirkung der Geniohyoidei und Digastrici bedingt ist, drittens die bei Aufsteigung des Kehlkopfs zu überwindende Konvexität der Halswirbel- sänle; so dass wir die ganze, bei höchster Anspannung der Glottis zu erzie- lende Verlängerung der Stimmbänder eines Erwachsenen selten auf mehr, als 1'" oder % der NuUlänge der Bänder annehmen dürfen. Welchem Maasse von Tonerhöhung entspricht aber eine solche Verlängerung? Da diese Frage merkwürdiger Weise bisher noch gar nicht auf dem Wege des Experiments gelöst worden ist, so stellte ich folgende Versuche an. 1) Versuche mit vulkanisirten Kautschukbändern. — Ein solches Kaut- schukband von 2'' 9 ", bei welcher Länge es schon etwas über seine grösste Verkürzung gespannt war, gab pizzicato den Ton F; um Ve? »^s^ *^^ 3" 3 V3'" durch Spannung*) verlängert gab es den Ton B, der also I Quarte höher *) Ich hatte es über die Schenkel eines Tasterzirkels gestülpt, den ich weiter öffiiete, um das Band zu spannen. 684 rV. BeobacbtoDgen und Versuche am' lebenden Stimmorgan. « lag. Ein äbnlicbes Band, 8'^' breit, 2%" lang, gab angespannt D, weldier Ton durch Längenspannung bis auf miudestens 4" sich auf 6 (weiter nicht) erhöhte. Ein etwas dünneres Band von 1'' 4t'" Lauge (massige oder mittlere Spannung) gab den Ton e, nach einer Längenspannung um 3'" (=: 'e ^r ▼origen Länge) gab es den Ton fis, also nur eine Sekunde Erhöhung. Noch auffallender war das Ergeh oiss an einem, andern Kautschukbande, welches bei Z" Länge und geringer Spannung über seinen Indifferenzzustand den Tod B gab, und bei beliebiger Verlängerung auf BVs* ^t ^Vs'' ^' ^* ^*) ^^^ die ursprunglich eingeklemmte Partie unverkärzt blieb, diesen Ton nicht veränderte. Ebenso wenn ich 68 Anfangs zu 1'/^'' Länge nahm, und dann beliebig durch Zug verlängerte, gab es stets den Ton fis oder g. Ueberhaopt fand ich, dass vulkanisirte Eautschukbänder von einer gewissen Länge nur bei den ersten Graden der Längenspannung ihren anfänglichen oder 6roD<)- ton erhohen , bei wachsendem LängenzngS nicht mehr. Kleinere Stucke tob Kautschukband zeigen das Verhalten am deutlichsten. Ein Stuck starkes Band von A"* Breite und ziemlich 1 Millim. Dicke, das 14'" lang war, gab bei 0 Längenspannung den Ton g, bei Längenzug auf 15''' a, bei 16'" b,bei 17'" c^, bei 18'" d^; aber von nun an mochte ich in. die Lange ziehen, so weit ich woUte, der Ton blieb konstant d'. Ich zerschnitt nun. dies Band der Länge nach, so dass es halb so sohmal wurde, und stellte es lo 13"' Länge anspruchfertig ein. Der Ton war bei 0 Spannung c^, eine Verlänge- rung um etwa das Doppelte (2") erzielte eine durch weitere VeriängerDiig nicht überschreitbare Tonerhöhung, von nur 1 Tertie (e^). Auch wenn ich von dem anfangs gebrauchten 8'" breiten Bande nur ein kürzeres Stuck tod 2" Länge und Null-Spannung, wobei es den Ton B gab, in die Länge dehnte, so konnte ich dadurch nur eine Erhöhung von einer grossen Tertie erzielen, welche auf der Länge 2^/4" eintrat. — Ich nahm nun ein ganz neues, noch zusammenhaftendes Doppelband von 4'" Breite und liess es bei 1 *' Läoge tonen. Der Ton war a, durch Zag bis d^ erhohbar. Dasselbe Band in glei- cher Länge einfach, also halb so dick, intonirt und all mälig verlängert, e^ gab caeteris paribus fast gar keine Veränderung. Aber ein noch schmäleres (2'" breites) Band gab bei IV4'' Länge ungespannt den Ton c, der darch Längenzug bis auf a zu bringen war, also eine Erhohbarkeit von 1 Sexte zeigte, während dieselbe in den andern Fällen gewohnlich nur 1 Quarte be- trug. Demnach findet hier die bei elastischen Saiten gültige Regel, dass die- selben bei doppelter Dicke oder Schwere caeteris paribus die doppelte Zahl Schwingungen machen, keine Anwendung. Aberje stärker der Elasticitatsmodii- lus von Haus ans, desto weniger Längenzug reicht hin, um eine merkücbe Tonerhöhung zu erzeugen : bis jetzt habe ich aber an vulkanisirten Bändern diese Erhöhung nur einmal über 1 Quinte betragend beobachten können. 2) Versuche mit naturellen Kautschukbändern. — Ein rohes Kautschuk- band 1 V^'" breit, 9 V^'" lang gab ohne künstliche Spannung befestigt piiflcato intonirt den Ton a^. Darch allmälige Ausdehnungbis 14-- 15" erhöhte sich die- ser Ton auf a*, also um eine ganzie Oktave. — Ein dünneres, leichter dehn- bares Band von 7'" Länge ergab auf gleichem Wege einen Touumfeng von c'— h* = 1 Septime. Dazu musste es etwa bis auf IV2" Länge ausgedehnt werden. — Bänder, deren Dicke zur Breite sich verhält, wie 1:4, müssen erst durch einen gewissen Längenzug verdünnt werden , um überhaupt ui stehende Schwingungen gerathen zu können. Sind sie dann bis zu einem g^ wissen Maximum oder Longissimum ausgezogen worden, so kehren sie nac Langenzonahme der Stimmbänder bei Toaerhohnng. 68S Wegnahme des Gewichts nicht wieder ganz zu ihrem vorigen Minimum oder Brevissimum zorfick. Auch fallt die Tonlage eines solchen Bandes bei Wie- derholung der Ausdehnung gewohnlich um ein Paar Stufen. Der Tonumfang betrug hier etwa sechs bis sieben Stufen der diatonischen Scala. Bei diesen Versuchen, behufs welche^ ich die Bänder erst zusohneiden masste , machte ich überhaupt die Beobachtung, dass ein Stuck Kautschuk erst dann fähig wird, in gute stehende Schwingungen zu gerathen, wenn es wirklich bandmässig vorgerichtet wird , d. h. wenn die Dimension der Dicke eine auf der ganzen Fläche möglichst gleichbleibende und zu der der Breite mindestens in einem V erhältniss s= 1 : 5 stehende ist Beilformig zuge- schnittene Bänder geben auch bei sonst genügender Länge einen sehr kur- zen, leeren Ton; auch strebt ein solches Band beim Zuge in seiner Mitte sich dieser Dimensionsungleichheit zu entledigen. Sie vertragen ferner kei- nen langen Zug und reissen bald. Diese Versuche, obwohl noch ziemlich roh und an 2^hl gering, fuhren doch schon zu folgenden , sichern Resultaten. a. Ein elastisches Material macht dann erst die behufs stehender Schwin- gungen erforderlichen Funktionen seiner Elasticität geltend, wenn es die so- genannte Bandforui erhalten hat, d. h. wenn es bei beliebiger Länge eine gleichbleibende Breite und eine wenigstens ziemlich auf allen Punkten seiner Fläche gleichbleibende Dicke von mindestens V^ seiner Breite besitzt. b. Ein solches elastisches Band erhöht seinen Grundton, d. h. den Ton, den es bei Mangel aller Längenspannung pizzicato giebt, und dessen Schwin- gungszahl zunächst von seiner Länge und Dichtigkeit, weniger von der Dicke und Breite bestimmt wird, durch Längenspannung bis zu einem gewissen, durch ferperen Längenzug nicht uberschreitbaren Maximum (Altissimum). e« Der Betrag des so zu erziehenden Tonumfangs hängt ab : von der Länge des Bandes; kürzere Bänder geben caeteris paribus eine grössere Reihe von Tonen, als längere; vom Elast icitätsmodulus des Bandes, daher geben natu- relle Kantschukbänder einen grossem Tonumfang, als die leichter dehnbaren Tulkanisirten; vom Grad der ursprünglichen Spannung, daher ergaben (vul- kanisirte) Bänder, wenn sie schon etwas über ihren Indifferenzzustand ge- spannt waren, bisweilen gar keine Tonerhöhung durch weitere Verlängerung. d. Der Betrag der Längenzunahme des Bandes bis zur Erreichung des Al- tissimum steht zu dem Elasticitätsmodulus und zur Breite des Bandes in um- gekehrtem Verhältniss. Breitere Bänder brauchten zur Erreichung ihres höch- sten Tones nicht so lang gedehnt zu werden , als- schmale oder dünne. Bei verhältuissmässig breiten und renitenten Bändern genügte eine Verlängerung um % oder 56% der anfänglichen Länge; bei schmalen, dünnen und leicht dehnbaren Bändern war eine Verlängerung um 100 — löO^o der anfänglichen Länge erforderlich. In dieser Hinsicht unterscheiden sich also die Stimmbänder des mensch- lichen Kehlkopfs bedeutend von den Kautschukbändern, indem ein Längen- zug, der bei diesen etwa um 1 Quarte, höchstens 1 Quinte erhöht, bei jenen (am ausgeschnittenen Kehlkopf) eine Erhöhung von mehr als 1 Oktave zu Wege bringt. Da nun zur Erziel ung des höchsten Tones am ausgeschnittenen Kehlkopf eine Längendehnung von etwa V, der ursprünglichen oder Indif- ferenzlänge der Bänder erfordert wird, so dürfte, die Summe jener Toner- höhung durchschnittlich zu 1 Duodecime angenommen, wähi*end des Lebens Fig. 165. 686 rV. Beobachtongen and Versocbe am lebeDden Stimmorgati. bei einer Lange ndehnung um % eine Tonabstufang innerhalb einer Sexte möglich sein. Bei der Langenspannung der Stimmbänder werden die obersten Fasern derselben verhältnissmässig mehr verlängert and also stärker gespannt als die tiefsrn , wie schon aus den anatomischen Verbäitnissen hervoi^ht: 8. S. 1 10. Denn bei diesem Vorgai^e bleibt die hintere Insertionsstelle Fig. 165 ab fast unverändert, während die vordere cd nach vorn und unten rückt und c' d' wird. Jetzt verhält sich c'aid' b nicht mehr =» caidb. weil ab seine Richtung nictt mit eg verändert hat, daher anch nicht mehr zu e ^ parallel linftt und weil jetzt c' a mehr an Länge gewonnen hat , denn d' b. Diese Anordnung war deshalb nothig, weü die der Linie c a entsprechende Randzone des Stimmbands wegen ihrer Dann- heit und grösseren Entfernung von den Mus- kelfasern einen geringern Elasticitätsmodolos hat, als (/ 6, das schon der mittlem Zone ent- spricht. Es wurde daher, wenn c a nicht stärker gedehnt wurde, als d k der Ton unrein ausfallen, weil d' b etwas mehr Schwingungen in einer ge- wissen Zeit machen würde, als & a. Die Längenspannung der Stimmbänder ist nun aber, wie wir schon aus den mit Eautschukzungeu angestellten Versuchen wissen , nicht das einzige tonabstufende Mittel. Wenn die Längendimension der Stimmbänder zunächst mittels der durch Auf •• und Abwärtszug des ganzen Kehlkopfs bedingten Neigungsänderuog der Linea obliqua modificirt wird , so muss nothwendig der Betrag dieser Modifikation , die Grenzen , innerhalb welcher die Stimm- bänder verlängert und verkürzt werden, geringer ausfallen, sobald der Kehlkopf, wie es bei Erzeugung starker Töne beobachtet vnrd , seine Stel- lung am Halse wenig verändert. Der M. cricothyreoideus kann in diesem Falle auch nicht viel thun, da der Schildknorpel nach zwei oder drei Rich- tungen fest angezogen ist: wir müssen uns daher nach andern tonabstufen- den Elementen und Veränderungen umsehen, welche die Stimmbänder bei den phonischen Phänomenen erleiden. Hier bieten sich uns zunächst die verschie- denen Abstände derselben von einander dar, also die sogenannte Glotus selbst, über deren Begriff wir nun wohl auch ins Klare zu kommen hoffen dür- fen. Vor allen Dingen sind es die Dimensions Veränderungen, zunächst die Differenzen der Weite und der Tiefe der Glottis, welche wir als ein fer- neres tonabstufen des Moment zu betrachten haben. Wir haben hier tuer»i zu fragen, was überhaupt unter Weite der Glottis zu verstehen ist; sodann, welche Muskelaktionen bei den Modifikationen dieser Glottis weite stattfin- den , und welche Einflüsse dieselben auf den Ton haben. Unter Weite xier Stimmritze bei Schluss der Glottis cartilaginea ver- stehen wir in anatomischem Sinne den Abstand der mittlem Partien der beiden Stimmbandränder von einander, und zwar vor Beginn der Schwin- gungen, vor dem Glottisschluss , vor dem Toneinsatz, beim Ruhezostand des M. vocalis. Dieser Abstand ist nach den Beobachtungen am todtcn so- wohl als am lebenden Stimmorgan bei tiefem Kehlkopfstande und für tiefe Tone grosser , als bei hohem Kehlkopfstande und für hohe Tone. Denn bei tiefem Kehlkopfstande ist die Glottis, wie wir unlängst gesellen haben, durch Eiodass der phonischen Olottisweite auf die Tonttofe. 687 'Wirkung der äussern Kehlkopfniuskeln kürzer and dadurch ihre Wände schlaffer geworden; sie steht dann schon für gewöhnlich weiter offen, und wird dorch den Druck der exspirativen Luftsäule , so lange dieselbe noch iiicht zur Tonbildung verwendet wird , noch mehr erweitert. Bei hohem Kehlkopfstande findet allenthalben das Umgekehrte statt: die Glottis ist ver- engt, ihre Wände gespannt. Der Betrag der anatomischen Glottis weite scheint auf Grund der Beobachtungen am todten Organ auch bei tiefen Tö- nen oder bei stark verkürzter Glottis Vj^ — Vs ^^^ vorhandenen Glottislänge nicht überschreiten zu dürfen, wenn die Stimmbänder durch den Luftan- .spruch einander mit ihren Rändern genähert und in stehende Schwingungen versetzt werden sollen. Mag aber die Glottis vor dem Toneinsatze weiter •oder enger gewesen sein, so verschwindet diese Dimension sofort, sobald der zu bildende Ton eingesetzt wird oder sich einsetzt. Im ersterem Falle (Brustregister) schliesst sich hier die Glottis (duich Kontraktion des M. vo- calis, s. w. u.) schon vor Beginn des Schwingungsvorgangs, um sich wäh- rend der Bildung der Schwingungen momentan wieder zu öffnen und zu schliessen; im andern Falle (Falsetregister) schliesst sie sich erst bei Beginn des Schwingungsvorgangs, dessen erstes Moment hier eine die Stimmband- ränder eluander bis zur Berührung nähernde Rekursion ist, worauf die Glot- tis excnrrendo sich wieder öffnet. Der Betrag , um welchen sich die Stimm- bandränder während dieser Oeffnungen oder Exkursionen bei einer gewis- sen Tension der exspirativen Luftsäule von einander entfernen, nennen wir die phonische Glottisweite. Es steht diese in geradem Yeihältniss zu dem Breiten- oder Querdurchmesser der sogenannten SchVingungsphäre, oder den Grenzen, bis zu welchen die beiden Stimmbänder während ihrer Schwingungen aus ihrem Gleichgewichtszustände gebracht werden. Die pho- nische Glottisweite ist um so grösser, je mehr Luft von gleichbleibender Spannung in einer gewissen Zeit durch die Glottis geführt werden muss, um die Stimmbänder in die den geforderten .Ton gebenden Schwingungen zu versetzen. Ausserdem hat aber die Schwingnngssphäre eine gewisse Tiefe, weil ja die Stimmbänder selbst bei ihrer prismatischen Gestalt ausser der Länge und Breite auch nach dieser letztern Dimension ausgedehnt sind, in- nerhalb derselben 3 Zonen darbieten , und dieselbe auch bei ihren Schwin- gungen, namentlieh den der Brusttöne, geltend machen; wodurch die Schwin- gungen, wie wir weiter unten uäher erörtern werden, ausser der transver- salen auch eine latitudinale Richtung oder Axe erhalten. Hiernach haben wir endlich auch den Begriff „Stimmritze*^ zu kon- struiren. Stimmritze ist der Raum zwischen den beiden Stimmbändern , so weit dieselben gerade schwingen und durch ihre Schwingungen zum Tone beitragen. Bald liegt demnach die Stimmritze nur zwischen den beiden obern Zonen der Stimmbänder, bald zwischen den obern und mittlem zusammen, bald zwischen allen drei Zonen. Wir haben also nicht nur die Stimm- ritzenränder zu unterscheiden, d. h. den scharfen am meisten einwärts vorspringenden Saum beider Stimmbänder, sondern auch die Stimm- ritzen wände, d. h. die Fläche, welche an jedem Stimmband vom Rand an nach unten sich ausdehnt, und welche nach innen, gegen die des andern Bandes zugekehrt ist. Früher wurde der zwischen den Stimmritzen wänden oder zwischen beider 2. und 3. Zone gelegene Raum nicht mit zur Stimm- ritze gerechnet, und (z. B. von Harless) der Raum zunächst unter der Stimmritze genannt 688 IV. Beobachtangen und Versache am lebenden-Stimmorgan. Aus der Länge, Breite und Tiefe der Schwingungsaphäre läsfit sich nao deren-Umfang, Grösse oder kubischer Inhalt konstruiren. VergleicheD wir jene drei Dimensionen der Scbwingungssphären der verschiedenen Tönt eines und desselben Individuums mit einander, so finden svir, dass bei gleichbleibender Lufttension (welche Grösse, wie wir noch weiter untersu- chen werden, dem Grad der Tonstarke proportional ist) die Länge der Schwingungssphäre zur Tiefe in geradem, zur Breite in umgekehrtem Ver- hältniss steht; d.h. je länger die Stimmbänder gespannt sind, eine desto breiter^ Zone der Glottis Wandungen wird in Schwingungen versetzt, desto weniger weit exkurrirt aber dieselbe. Was die Schwingungssphäre also (bei hohen Tönen) an-Länge gewinnt, verliert sie an Breite i ihr kubischer Inhalt bkibt aber dabei derselbe. Dadurch ist es möglich^ dass alle Töne eines IiidiTi- duums bei gleicher Tonstärke gleiche Grösse erhalten können, denn du Grösse eines Tones hängt, wie wir wissen, vom Umfvng des schwingeoden Materials und der Schwingungssphäre ab. Die phonische Glottisweite siebi also caet. par. zum Spannungsgrade der Stimmbänder in umgekehrtem Ver- hältniss, w^eil bei gleichbleibender Spannung die durchstreichende Luft nach- giebigere Glottiswände stärker zur Seite verschiebt, als straffere. Sobald sich aber das Maass der Luftgebung, der Spannung der durch die Glottis strei- chenden Luftsäule vermehrt, nimmt auch die Glottisweite zu. Den höcbstep Punkt, bis zu welchem diese Vermehrung möglich ist, nennen wir das Ma- ximum der phonischen Glottis weite, bei welchem als oder Ton soir> grösste Klangfülle und Stärke besitzt. Dieses Maximum der phonischen Glottisweite oder des in der Mitti' ge- führten Querschnitts der Schwingungssphäre liegt nicht- auf der lief&un Grenze der bei der angegebenen Disposition dem Individuum möglichtii Tonreihe, sondern einige Stufen höher, nach der Mitte dieser Reihe zo. Denn die tiefsten Töne derselben , wobei die Stimmbänder noch gar nicbi über den Indifferenzzustand gespannt sind, kommen nur bei einem Luftdruck zu Stande, welcher wenig Steigerung erlaubt, dergestalt, dass, wenn diesn Maass der Steigerung überschritten wird, die Glottis auf eine Weite komnii. bei welcher sie nicht mehr zur Phonation fähig ist. Daher liegen die bestell vollsten, kräftigsten, schwell barsten Töne eines Sängers nicht in der grö>i- ten Tiefe seines Tonbereichs, sondern mehr 'in der Mitte desselben. Dtr tiefste (Brust-) Ton ist nun derjenige, bei welchem die Stimmbänder so woii erschlafft sind, dass nur bei sehr geringer LuHgebung noch Tonschwingui - gen möglich sind , die aber sofort wegbleiben oder in ein rauhes Geräuach übergehen, sobald die Lufttension bei gleichbleibendem RenitenzzastaDdo der Glottiswände verstärkt wird, oder wenn (beim Strohbass) die Spannunji des M.cricothyreoid. in gleichem Maasse unter ihren Indifferenzzustand oder Nullpunkt sinkt, die Spannung der Luftsäule und der Stimmbänder ab-, du- Kontraktion und Verkürzung des Stimmbandmuskels dagegen erheblich zu* nimmt. Bei diesem Tonregister ist also die Glottis mehr verengt, ^s sie da Tonstufe nach sein solJte, alle Gebilde der Stimmbänder sind sehr verkürzt- und die Glottiswände durch sphinkterische Kontraktion des Schliessmuski )- apparats bei Mangel an Gegenwirkung Seiten des M. cricothyreoideus gegi'i' einander bewegt. Der Kehlkopf steht dabei höher, als für Brusttöne vo" gleicher Tiefe, weil eben weniger Luft auf einmal durch die Glottis streicht: doch steigt er auch nicht so hoch, als sonst für Töne, die bei gleicher Glot- tislänge erzeugt werden , vielleicht deshalb, damit nicht durch Verkürzung Binflnss der phoDiflchen Glottisweite aaf die Tonstofe. des Ansatzrohrs die Schwingangssahl des Tods erhobt werde. Das Bfioimam der phoniscben Glottisweite wird erreicht, wenn die Stimmbänder in glei- chem Maasse der Länge nach gespannt, gleichzeitig durch aktive Kontrak- tion des M. Tocalis starr und renitent getvorden und durch die von den Seiten druckenden Kräfte gegen einander gepresst worden sind : es gehören hierher die höchsten Töne beider Register, welche überhaupt dem individuellen Stimmorgan möglich sind. Bei den Fisteltönen erweitert sich jedoch die Glottis für dieselbe Tonstufe und bei gleicher Lufltension mehr, als bei dem amphoteren Brusttone; es müssen sich also auch die. Stimmbänder durch einen Luftstrom , welcher dieselben sonst in volle Zunge nschwingnngen zu versetzen fähig ist, leichter erweitern lassen': der M. thyreparytaen. muss also hier weniger gespannt sein. Ist aber dies der Fall , so wird wohl dafür behu& der Tonerhöhung der Muse, cricothjreoid. und dessen Gehulfen in grössere Thätigkeit gerathen und dadurch die elastische (Rabd-) Zone der Stimmbänder auf einen Spannnngsgrad kommen müssen , welcher dem ge- forderten Tone entspricht. Darüber sprechen wir bald ausfuhrlicher. Dass das Lumen der Glottis sich mit der Tonstufe verändert, hat bereits Liskovius richtig vermuthet, sein Fehler war nur dabei, dass er glaubte, diese Dimensionsänderungen seien eine Funktion oder Wirkung des Auf- nnd Absteigens des Kehlkopfs. Nach dem, was wir zu Eingang dieses Ka-, pitels über die Mechanik dieser Bewegungen kennen gelernt haben, dürfen wir wohl diesen Liskovius 'sehen Satz geradezu umdrehen. Schon beiin ruhigen, noch mehr beim tiefen, aber tonlosen Einathmen erweitert sich die Glottis, folglich auch die Luftröhre; diese wird dadurch, so wie in Folge des Herabsteigens des Zwerchfells, kürzer, der Kehlkopf kommt also schon aas dieser Ursache in entsprechendem Grade tiefer zu stehen. Beim Aus- athmen, selbst beim tonlosen, verengt sich die Glottis, um so mehr, je mehr Luft schon exspirirt worden ist; die Luftröhre muss sich dieser Abnahme akkommodiren , sie verengt sich , wird dadurch , so wie in Folge des Auf- steigens des Zwerchfells, ein wenig länger, und der Kehlkopf steigt im Ver- hältniss aufwärts. Bei der Phonation verhält es sich nicht anders. Zur Bil- dung langsamerer, einen tiefern Ton gebender Schwingungen bedarf es, wenn die Länge der Glottis sich nicht in gleichem Yerhältniss mit der Schwingungszahl ändern soll, einer voluminösem, durch eine tiefe, mit Er- weiterung der Glottis und der Luftröhre begleitete Inspiration zu erzielen- den Luftsäule, die bei der grossen phonischen Glottis weite in grössern Ra- ten konsumirt werden soll, weshalb die Luftröhre sammt dem Kehlkopf tie- fer herabgezogen wird. Bei Erzeugung rascherer, höhere Töne gebender Schwingungen ist aus dem entgegengesetzten Grunde ein dünnerer, gespann- terer Luftstrom erforderlich; die Glottis wird hierzu verengt, die Luftröhre zieht sich gleichfalls zusammen, und wird dadurch etwas länger, der Kehl- kopf rückt aufwärts. Natürlich ist dies aber nicht die einzige Ursache des verschiedenen Kehlkopfstandes : eine zweite, weit ergiebiger wirkende haben wir vor Kurzem bereits kennen gelernt, und über die dritte, welche die Di- mensionen des Ansatzrohrs betrifft, werden wir weiter unten sprechen. Auch der Timbre-Unterschied bedingt gewisse Modifikationen. Beim Timbre clair (nebst Strohbass) wird weniger Luft konsumirt, als caet. par. beim Timbre obscnr und bei starken Tönen, daher der Kehlkopf bei jenem höher, bei diesem tiefer steht Beim Falset scheinen mehr die Einflüsse des Ansatz- rohrs hervorzutreten , doch macht sich auch hier die Luftsäule des Wind- 44 MO IV. BeobacbtöngeD nnd Versuche am lebenden Stimmorgan. rohrs geltend, die hier im Allgemeinen eine rascher sich ergiessende, ob- wohl weniger gespannte ist, als beim Brastregister; woraus ferner hervor- geht, dass'hier die Glottis caet. par. weiter geöffnet ist, als bei letzteren Register, zumal da, wenigstens für Tonfigaren, die innerhalb nur weniger Stufen sich bewegen, die Kehlkopfbewegungen verhaltnissmässig aoffilliger sind, als caet. par. beim Brustregister. Beim Crescendo steigt hier der Kehl* köpf, weil dabei die Glottis zur Erzielung einer grössern Tension Terengt. nicht erweitert werden muss. Genauer werden wir diese Verhaltnisse dei Luftsäule weiter unten untersuchen. — Demnach hangt der Kebikopisiland ausser der durch die Muskeln der schiefen Linie zu modificirenden Laogen- dimension auch von der Weite der Glottis und Luftröhre ab , nicht umge- kehrt, wie Liskovius will. Die bei der Verengerung und Erweiterung der Glottis betheiligten Mos- keln sind keine andern, als die, welche wir bereits früher (S. 163) als Schliessungsorgane der Glottis kennen gelernt haben. Der M. thyreo -ary- taenoideus (in - et externus) strebt bei der kontraktiven Geradrichtang sei- ner Fasern die bei indifferenter Glottis krummen oder ausgeschweiften Stimmbandränder gerade zu machen, die Stimmritze dadurch bis zum linien- förmigen Spalt zu verengen , und bei fortgesetzter Verkürzung seiner Fa- sern gleichfalls zu verkürzen, wofern ihm nicht durch gleichzeitige, der »ei- nigen und überhaupt der beabsichtigten Tonstnfe u. s. w. angemessenen Kontraktion des M. cricothyreoideus entgegen gearbeitet wird. Der AI. vr- arytaenoideus opponirt sich dem die Glottis zu erweitem und namenflicb die Stimmfortsätze wieder von einander zu entfernen strebenden Seitendrock der Luftsäule , die von aussen her drückenden Muskeln treten nur für ge- wisse Tonverstärkungeli und Erhöhungen in Kraft. Die phonische Glottisweite steht im Allgemeinen, zunächst für die Brnsi- töne, in synergischem, umgekehrtem Verhältniss zur Konsistenz und Reni- tenz der Glottiswände, sowie zur Längeuspannung dör Glottis, zur Tension der Luftsäule und zur Schwingungszahl des Tons; in geradem Verhältnis« dagegen steht sie zur Tiefe der Glottis, während der Luftanfwand und die davon abhängige Tongrösse von der Weite der Glottis, wie schon erwähnt. so ziemlich unabhängig ist. Alle diese und noch einige andere auf die Ab- stufungen des Tones einflnssreichen Verhällnisse müssen wir in Folgenden) speciell betrachten und vergleichen. Muskelwirkungen im Innern des Kehlkopfs. Nach Harless' Versuchen (S. 558) geben organisch gespannte Moskelo caet. par. tiefere TÖne, als nicht gespannte, und kann diese Vertiefnngde? Tones 4 Stufen betragen. Es würde demnach bei gespanntem Thjreo^arytseo. auch dann der Ton tiefer, &ls bei fehlender Spannung, aber sonst gleiehblei- benden Glottisdimensionen ausfallen , wenn durch gewisse seitlich wirkende Einflüsse die dabei sonst stattfindende Verengung der Glottis verhütet würde. £^ würde ferner, was vielleicht gerade nöthig ist, der tonerhöhende fiiD- fluss der Verengung und beziehendlich Verlängerung der Glottis dorch die- sen vertiefenden Einfluss der Muskel Spannung kompensirt, d. h. die Scb^n- gungon des Stimmbands retardirt und regulirt werden können. Endlieb könnte dieses ton vertiefende Mittel (wenn es sich als solches bestätigtl sebr gut zur Kompensation bei der Tonverstärkung verwendet werden, iodea dadurch die ausserdem stattfindende Tonerhöhung, die nach Müller^s ^ Mnakelwirkoogen hfk lanem des Kehlkopfe. Ml andern (auch meinen) Versuchen etwa eben so viel betragt, als jene Ton- vertief QOg, verhütet würde, ohne dass dazu eine Verkürzung der Stimm- bänder n. dergL erforderlich wäre. Dabeiistaberaoch Folgendes zu erwägen. Wenn man einen dünnen Muskel vor der Kontraktton mittels eines Luft- stromeein Schwingungen V et setzt, so werden seine Bündel, weil sie weich sind, jedenfalls durch den Druck der Luft platt gedrückt, und es wird so eine Zunge von geringerer Dicke gebildet werden , als wenn die Bündel kontra- hirt, dadurch fest geworden sind nnd dem Luftdruck mehr Widerstand lei- sten. Dann wird die Zunge dicker und muss tiefere Tone geben. Nach die- ser Ansicht würde die Tonvertiefung nicht nur von der organischen, die Ifuskeln (auch bei gleichbleibender Länge derselben) spannenden oder hart machenden Kraft, sondern auch davon abhängen, dass eine dickere, strang- formige Zunge caet. par. einen tieferen Ton geben muss, als eine dünnere, membranartige. Wenn wir also auch die Harless^schen Versuche, so lange sie Doch nicht von Andern bestätigt und ergänzt worden sind , noch nicht als völlig maassgebend für uns^e Untersuchungen ansehen dürfen , so steht doch so viel fest, dass das Muskelspiel des M. thyreoarjtaen. in Ver- bindung mit den Spanntingsänderungen der elastischen Portion der Stimm- bänder ein sehr wichtiges tonabstufendes Moment abgiebt. So komplicirt, als sein anatomischer Bau , ist aber auch seine Wirkungsweise. Er wird merkwürdigerweise bald zur £thohung, bald zur Vertiefung des Tones verwendet; eine Thatsache, die J. Müller zwar bereits gekannt, aber nicht erklärt hat Um dies zu können, um femer die wichtige Rolle zu erkennen, die der M. vocalis bei Erzeugung der beiden Stimmregister spielt, müssen wir uns vor Allem die anatomischen und physikalen Verhältnisse dieses Muskels sowie des ganzen Stimmbandkörpers noch einmal genauer vor Augen fuhren. Wir haben bereits früher (S. 143) bemerkt, dass die sehnigen sich von der elastischen Membran der Stimmbänder seitwärts zwischen die Fasern des'M. vocalis schlagenden und deren Fascien bildenden Ausläufer immer nur die oberflächlichen, der Membran zunächst liegenden Muskelfasern, nicht die tiefern betreffen. E^ müssen daher erstere von letztem hinsichtlich ihrer Funktion unterschieden werden. Wenn die Stimmbänder durch Zug mittels der die Hebel drehung des Schildknorpels bewirkenden Muskeln ein- schliesslich des M. crieothyreoideus verlängert werden, so werden die ober- flächlichen Muskelfasern (des Stimmbands) mechanisch mit gespannt, die tiefem nicht, so lange sie nicht in nervirt werden; es bleibt daher der Mus- kel im Granzen weich und von der gespannten Luftsäule seitwärts ebenso wie aufwärts verdrängbar: die Schwingungen erstrecken sich nur auf die dem Rande zunächst liegenden Muskelfasern; die Exkursionsamplitude der schwingenden Zone dagegen strebt caet. par. grosser zu werden , als wenn der ganze Muskel hart und dadurch die Dichtigkeit und ^^r Elasticitätsmo- dulus des ganzen Bandkörpers gesteigert worden wäre. Der Seitendruck der Luftsäule ist in ersterem Falle ausgiebiger, aber auch für den Schwingungs- mechanismus unwirksamer, als der nach aufwärts gehende, und wegen der breitern Fläche mehr auf die untern Zonen austragend , als auf die obern oder die Randzone, ituf welche er ihrer Schärfe wegen nur wenig wirken kann. Daher bleiben während der Wellenbildung die mittlere und untere Zone so weit von einander abgetrieben oder von einander entfernt, dass sie an den primären Tonschwingungen nicht mit Theil nehmen können; es schwingt daher nur die Randzone, und zwar halb über- halb gegenschla- 44* 692 VI. Beobachtungen und Vergndie am iebendeb Stimmorgan. gend , weil die mittlere Zone nicht mit in die Schwingnngssphare gezogen ist« Dabei ist noch Folgendes zu berücksichtigen. So lange weder der U. ▼ocalis, noch der Luftdruck in Thatigkeit getreten ist, steht die GlottiB luch bei völligem Schluss der Knorpelglottis offen , ist lanzenformig; aber dorch den Seitendruck, den die Luftsäule auf den Stimmbandkorper anaibt, und welcher zunächst die untere und mittlere Zone gegen den Schildknorpelfli- gel schiebt, wird sekundär die Randzone des Stimmbanda etwas nach innen geschoben , weil die Masse des Stimmmuskelapparats , die am harten Schildknorpel ein Hinderniss findet, und doch ihren anfänglichen Baon beizubehalten strebt, nur nach oben und innen ausweichen kann. Durch die Ausweichung nach oben wölbt sich die obere Stimmbandfläche , so weit w nicht durch die Spannung ihres elastischen Ueberzugs daran gehindert wird. Durch die Ausweichung nach innen wird die Anfangs noch etwas offen ste- hende (anatomische) Glottis geschlossen, und so zum Anspruch oder Too- einsatz, der also mit dem Mechanismus der Rekursion geschieht, geschickt gemacht. Weil jedoch nur die Randzone diese Vorbereitung erleidet, ist erstlich ein so fester Toneinsatz, wie er bei Gegeneinanderlegnng zweier Bandzonen stattfindet, nicht möglich; sodann muss auch die Tonlage me weit höhere sein , als in letzterem Falle. Wir müssen demnach die obere und mittlere Zone für die Beurtheiloog der verschiedenen Stimmphänomene scharf von einander unterscheiden, und gleich a priori annehmen, dass beim Falsetregister nur die obere Zone .in Schwingungen geräth, bei den Brusttönen ausser dieser noch mehr oder weniger von der mittlem Zone mitschwingt, und dass der Luflanspnicfa sich diesen verschiedenen Spannungsgrössen oder gespannten Massen der Stimmbänder akkommodiren muss. Die Fisteltonschwingungen können also keine vollen oder so vollen Zungenschwingungen sein, als die der Brust- töne, wie wir dies schon aus dem Timbre und sonstigen Eigenschaften dieser Töne früher zu schliessen geneigt waren. Es kann also bei den ^Fisteltönen caet par. nicht so viel Stimm bandmaterial zungenmässig schwingen, als beiv Brustregister. Es klingt fast, als ob beiderseits nur eine (beweglichere - Membran bei der Fistel schwänge, bei den Brusttönen eine dicke und dichte Saite oder ein elastischer Stab. Die prismatische Anordnung der Fasern des Stimmbandkörpers oder des M. vocalis erleichtert den allmäligen Uebe^ gang vom Weniger zum Mehr der primären Mitschwingung der gespannteb Masse des Bandkörpers, den Uebergang also vom Piano zum Forte, wie er sich bei gut organisirten Bändern auf den mittlem Tönen des Brnstregisters. sowie auf den meisten amphoteren Tönen ohne grosse Schwierigkeit bewir- ken lässt. Da nun die Insertionssteilen der mittlem und untern Zone der Stimmbän- der , namentlich die vordem, unter fast allen Umständen, sobald die Stimn- fortsä tze der Seh neppen knorpel einander bis zur Berührung genähert sind, unverrückbare Punkte bilden, eine Schwingungen ermöglichende gegensci- seitige Annäherung der beiden Flächen der mittlem Zone aber durch keinen andern Mechanismus erzeugt werden kann, als durch Anspannung (Kontrak- tion mit oder ohne Verkürzung) des M. vocalis, und da, wenn Letzteres ge- schieht, die beiderseitigen mittlem 2k) neu beim Luftanspruch so lange mit- schwingen müssen, bis das Maximum dieser Spannung erreicht ist, d.h. ao lange die Spannung des durchstreichenden Luftstroms den Elasticitätsmodo- lus des Stimmband körpers noch momentan überwinden kann: so folgt, daaa^ Registrirende Fonktionen des StimmbaDdinuakels. 6M die aktive Spannung dea M. vocalia, welche der Spannung der obern (mem- branösen) Zone des Stimmbands das Gleichgewicht halt, bei den Falsetto* neu ausgeschlossen sein muss, damit die untere und mittlere Zone beim Im- puls der Luftsäule seitlich ausweichen und letztere nur auf die obere Zone schwingungerregend einwirken kann. Beim Uebergang eines ampho- teren Tons aus dem Falsetroechanismus in den Brustmechanismus, z. B. bei gewohnlicher Messa di voce, ist also beim Toneinsatz der M. yocalis noch uDgespannt, d. h. sein Elasticitatsmodulus ist geringer, als der der elasti- schen Zone des Bandes^ aber auch geringer, als der der Luftsaule , die durch die Glottis zu streichen beginnt; die mittlere und untere Zone des Stimmbands geben daher dem Seitendruck, den die Luftsaule auf sie ausübt, nach, die obere Zone wird (s. oben) nach innen geschoben , beide obern Zonen kom- men so einander entgegen, und nun vermag diese obere Zgne der Glottis anf dem ihr zunächst vomM. crieothyreoideusertheiltenSpannungsgrade, der der Schwingungszahl des beabsichtigten Tones proportional ist, in Schwin- gungen zu gerathen. Crescendo , bei wachsender Tension des ansprechen- den Luftstroms werden allmälig, um den Ton auf gleicher Hohe zu erbal- ten , von dieser Zone aus immer mehr und mehr Fasern des M. vocalis, von der scharfen Kante des Stinimbands aus nach der dicken , dem Schildknor- pelflngel zugekehrten Seite des Bandes zu , in die Spaonung und Schwin- gnng der Kantenzone mit verwickelt, bis bei Erreichung des Forte der ganze Moskel primär mitschwingt. Dabei wird die gegenseitige Berührungsfläche oder die schwingende Zone des Stimmbands, die wir von jetzt an die Glot- tiszone nennen woHen, und welche anfangs saitenartig dünn und schmal war , in ein immer breiter werdendes, dem anderseitigen bis zur Berührung zQgeneigtes Band verwandelt , bis beim Forte beide Bänder mit mindestens der obern und ganzen mittlern Zoue einander gegenschlagend in Schwin- gungen gerathen sind. Demnach wird die Kompensation der physischen Kräfte behufs der Erhaltung der Schwingun^szahi beim Crescendo zunächst nicht , wie am todten Kehlkopf, durch Nachlass der Kontraktion des Muse, cricothyreoid. erzielt, diese muss im Gegentheil (wie bald näher nachgewie- sen werden wird) zunehmen, wenn auch die Länge der Glottis dabei nicht vermehrt wird , sondern dadurch , dass der schwingende Tbeil des Stimm- bands mit zunehmender Dicke und Spannung der Luftsäule auch dicker und dichter , weil gespannter wird. Wir haben aber schon in der akustischen Einleitung gehört, dass^ sowohl Zunahme der Dicke als auch der Dichtigkeit des schwingenden Korpers den Ton caeteris paribus vertieft. Stehen nun diese vertiefenden Momente mit der durch Zunahme der Tension and Dicke der LullUiäule bedingten Erhöhung der Schwingungszahl im Gleichgewicht, so muss nothwendig letztere unverändert bleiben, während die Grösse und Stärke desTons in entsprechender Weise zunimmt. Demnach kann von diesem kompensirenden Mittel nur bei der Bruststimme Gebrauch gemacht werden, beim Falset nidht, hier bleibt vorläufig die Müll er 'sehe Theorie in ihrer Geltang. Der M. vocalis kann nicht anders primär mitschwingen , als wenn er auf einen dem des elastischen Bandes wenigstens nahe kommenden Elasticitäts- grad gebracht worden ist. Ist der M. vocalis schlaff, wie am Kadaver, so schwingt er allerdings mit, weil seine elastische Kapsel schwjngt, deren Be- wegungen er mechanisch mitmachen muss, aber er selbst trägt zur Schwin- gnngszahl nur insofern bei, als er die Schwingungen durch sein Gewicht, M4 IV. Beobachtungen und Versache am lebenden Stiminoi^an. das sich an die primär schwingenden Theile bangt, etwas retardirt. Istu aber in angemessenem Grade gespannt, so betheiligt er sich primär an des Schwingungen der elastischen Gebilde; nicht nur der Ueberzog, sondeni auch das Innere, der Korper des Stimmbauds bildet den wesentlichen Schall- erreger, der jetzt, weil dicker und renitenter geworden, nicht nur langsa- mer einander sukcedirende, sondern auch einen Ton von anderem Klang er- zengende Schwingungen machen muss. Auf diese Weise stehen dem lebenden Stimmorgan zwei neue tonabetn- fende Kräfte zur Verfügung, von welchen weder an unsern künstlich kon- struirten Apparaten, noch am ausgeschnittenen Kehlkopf, ein sicherprGe-* brauch gemacht werden konnte. Jetzt erst sind wir im vollen Besitz der we- sentlichen Mittel zu den zahlreichen Tonmodifikationen und zur sicbereo Erklärung der verschiedenen Komplikationen derselben, deren „Endlich- keit^^ wir von nun an abzusehen im Stande sind. Jetzt erst können wir die Kräfte , welche bei der Phonation thätig sind , nach ihren respektiven An- theilen abschätzen und nach ihren Resultaten beurtheilen. Jetzt erst konoen wir endlich die an unsern künstlichen Apparaten und am ausgeschnittcDeo Kehlkopf angesteUten Versuche für unsern Zweck hinsichtlich ihrer Ver- wendbarkeit richtig abschätzen und würdigen. Wir haben im anatomischen Theile dieses Werks (S. 158 ff.) die verschie- denen Muskelzüge, welche zu phonischen Zwecken kooperiren und deren resultirende Leistungen, so weit äie physikale Aendernngen'der Form der Organe und der von denselben umschlossenen Räume betreffen, kennen ge- lernt. Es ist jetzt unsere Aufgabe^ diese Kenntnisse auf die phonischen Phä- nomene anzuwenden. Zunächst wollen wir die Funktionen der Stimiubaiid- muskeln nach den drei Längen unterschieden der Glottis betrachten: bei gleichbleibender mittlerer Länge der Glottis, bei Verlängerung, und bei Ver- kürzung derselben. 1) Phonisohe Wirkungen des Stimmbandmukels bei gleich- bleibender mittlerer Länge der Glottis. Steht der Kehlkopf anf oder wenig über seinem phonischen Nullpunkt, tritt weder eine spedfiscbe Thätigkeit des M. thyreo-aryt. noch des Gricoth jreoidens auf, ist nur behofr einer Tonbildung die hintere Glottis so viel wie nothig geschlossen, so steht vor Beginn der Phonation die Stimmritze offen, sie hat eine lanzetformigtr Gestalt, die elastischen Stimmbänder setzen der exspirativen Luftsäule we- nig Widerstand entgegen , eben so wenig aber auch die Stimmbandkoiper oder die 2. und 3. Zone der Stimmbänder, da der M. vocalis phoniscb nn- thätig ist Es findet hier der Gleichgewichtszustand zwischen den Hebe- und Senkmuskeln statt, beide ßändersysteme stehen auf gleicher (einander das Gleichgewicht haltender) Spannung. Der M. vocalis gehorcht zunächst dem Luftdruck, als dem ihn direkt treffenden Reize. Entweder weicht er ihm aas. giebt ihm nach, oder er setzt sich ihm entgegen. In ersterem Falle' entsteht ein Fistelton, wie schon erwähnt, weil nur die verhältnissmässig am meisteo gespannte Randzone schwingt, also ein weit schmälerer , dünnerer Schall- korper, als im 2. Falle, wo die 2. Zone des Stimmbauds mit scbwinguDp- fähig Hird. Dieser Fistelton lässt sich wie jeder andere Blaston, durch 8ta^ keren Luftanspruch verstärken, indem dabei die Exkursionen grösser wer^ den. Nach unsern Beobachtungen an Kautschuk- und (todten) Stiminbäo- dern kann Letzteres nicht anders geschehen, als wenn die Breite der schwin- g enden Zone nach der Mitte der Bandfläche sich vergrossert, so dass die Phoniscbe (regUtrireade) Wirknngeo des Stinambaodiniiskels. Mi phonische Glottisweite grosser wird. Ob dabei die Muskelfasern vom Loft- drack bei Seite geschoben werden, so dass nur die dadurch, so wie durch Verdünnung, breiter gewordene Randzone schwingt, oder ob einzelne Mas^ kelfasern mitschwingen , lasst sich vor der Hand nicht bestimnion. Eine grosse Verstärkung erlauben jedoch die anf dem pbonischen Nullpunkt des Kehlkopfstands erzeugton Fisteltone nicht, da die Spannung der Bander keine weitgehende Renitenz gegen die Luftsäule zulässt. Weil bei einer sol- chen Verstärkung der exspirative Luftvorrath rascE erschöpft wird , steigt dabei der Kehlkopf in die Hohe. Im 2. Falle, wo auch der Muskel sich dem Drucke der Luft entgegensetzt , mnss sich derselbe, trenn er nicht seinen Einfluss auf den Schwingungsvorgang verlieren will, um so stärker kontrahi-- ren (ohne jedoch nothwendig sich dabei zu verkürzen) , je stärker der Luft- druck ist. Denn sonst würde der Luftdruck die Glottiswänrde mehr von ein- ander entfernen , als zur beabsichtigten Schwingungsbildung erfordert wird, es würde endlich alle legitime Tonbildung aufhören, und nur noch ein Schrei- ton oder ein Fistelton möglich sein. Die Aktion des M. vocalis ist also, wenigstens vom phonischen Nullpunkt an, eine durchaus will kühr liehe, was man von andern Kehlkopfmuskeln, z. B. vom M. crico-arytaenoideus posticus nich in gleichem Maasse behaup- ten kann. AufdieserWillkühr beruht der Unterschied der beiden Tonregister. Der M. vocalis besitzt also die Eigenschaft, nach Belieben sich anf den Reiz der ihn betreffenden exspirativen Luftsäule zusammenzu- ziehen oder sich von derselben mechanisch verdrängen , beseitigen zu las- sen. Im erstem Falle findet ein doppelter oder reciproker Antagonismus statt: theils kämpft der M. vocalis gegen den Druck der Luftsäule, dem er eine laterale oder sphinkterische, weiter unten genauer zu besprechende, Spannung entgegensetzt, theils widersetzt er sich dem an seiner beweglichen Insertionsstelle stattfindenden vom M. cricothyreoideus ausgeführten Gegen- zng«, dem er seine longitndinale Kontraktion entgegensetzt. In erster Hin- sicht hat man den M. vocalis auch Sphincter Glottidis genannt, welchen Na- men er wenigstens mit gleichem Rechte beanspruchen kann, als der Sphincter oris« Bei dem geringstea,. zur Tonbildung unter den obigen Verhältnissen erförderlichen Maass von Tension der Luftsäule wird die obere Zone des Stimmbands in Folge des auf die untern Zonen wirkenden Seitendrucks et- was auf- und einwärts geschoben, beide obern 2^nen dadurch einander ge- nähert und so die Schwingungen beider Bänder ermöglicht, bei welchen re- cnrrendo die Baiidränder momentan in Berührung zu kommen scheinen, ohne jedoch auf einander zu schlagen. Die Schwingungszahl ist eine verhältnissmäs- sig langsame : der Ton ist ein sogenannter mittlerer. Unser Muskel , der bei Beginn dieses Vorgangs dieselbe gekrümmte Lage hatte, wie die Stimmbän- der selbst, zieht sich während dieses Prozesses nur so weit zusammen, als nöthig ist, die Seh wingungen in Gange zu erhalten. Wollte man ihn hier unver- hähnissmässig stärker zusammenziehen, um die Schwingungen besser zu unterhalten , so wurde die Glottis gar nicht mehr geöffnet werden können, und Erstickungsgefahr eintreten. J^ muss also für jedes Plus von Kontrak- tionsthätigkeit des M. vocalis anch die Luftsäule verhält nissmässig mehr ge- spannt werden, damit die Glottis geöffnet bleibe. Zugleich muss aber auch dann der M. cricothyreoideus der Aktion des M, thyreo-aryt. so viel Spann- kraft entgegen setzen, dass die Länge der Glottis unverändert bleibt. Die- ser Antagonismus lässt sich nun bis zu einem gewissen Maximum steigern, (96 IV. BeobachtoDgen und Yersache am lebenden Stimmorgan. wobei zwar das Volamen der betheiligten Muskeln nicht zanimmt, anch die Stellang des Kehlkopfs sich nicht zu andern braucht, wohl aber die Koo- sistenz des gesammten Stimmbandkorpers, die Schwingungszahl and Stärke des Tones erhöht wird. Wir müssen diese inner n Yorgaoge nnd den bei Durcbfitreichung des Laftstroms hier erzengten SchwingungsmechaDismiu etwas näher ins Auge fassen. Wenn bei Schluss der Glottis cartilagiaea die Stimmbänder, ohne dabei kurzer zu werden, durch Zusammenziehung ihres Muskels allmalig an Kod- sistenz und Renitenz gewinnen, so wird zwar an den phjsikalen Eigenschaf- ten dos dieselben übe)*ziehenden elastischen Gewebes dadurch nichts geän- dert, da deren Fasern ihre anfängliche Länge behalten;, sobald dieselben aber von einem Luftstrome getroffen werden, der ihr Gleichgewicht zu äa- dern strebt, tritt ein Unterschied gegen ihr früheres Verhalten hervor. Denn "weil die ihnen anhaftenden Muskelfasern nicht mehr willig dem Drucke der Luftsäule nachgeben , sich nicht mehr ohne einen gewissen Widerstand von den elastischen Fasern verschieben oder aufwärts ziehen lassen, son- dern dem Luftdruck einen Gegendruck entgegensetzen, den die blosse elas- tische Kraft der sie nberkleidenden Membran Qicht beseitigen kann, so mo« sich auch die Spannung der Stimmbänder verändern. Diese Spanuang, welche bei dem Fistelmechanismus eine vorwiegend in die Längen richtung gehende ist, ist jetzt wesentlich auch eine sogenannte seitliche geworden; es ist nicht nur eine Kraft vorhanden, welche die Elasticität der Bänder der Länge nach steigert, sondern auch eine, welche diese Bänder fähig macht, gegen einen auf sie ausgeübten Seitendruck stärker zu reagiren. Das Stimmband besitzt jetzt zwei Elasticitätsaxeu, eine longitudinale und eine transversale; es ist dehnbar- und zugleich kompressiv-elastisch geworden. Beide Eliisti- citäten haben ihre Funktionen zu dem Resultate vereinigt, dass der EAuü- citätsmodulus des ganzen Stimmbands in dem Maasse, als die seitliche Span- nung zunimmt, sich steigert Denn es ist offenbar ein .Unterschied, ob der zunächst von dem Luftstrom in schwingende Bewegung versetzte elastische Rand des Stimmbands, dessen Längenspannung wir einstweilen als unver- ändert betrachten, ohne erhebliche, sich an ihm seitlich anheftende Hinder- nisse der Bewegung des Luftstroms folgen oder ihr nachgeben kann, oder ob die Längenfasern dieses Bandrandes an einem elastischen (ein drück baren) Polster befestigt sind, das jene Abweichungen beschränkt, wahrend sie veno Luflstrome an- und abgetrieben werden. Sobald der die Bänder in tonfabige Schwingungen versetzende Luftstrom allmalig an Spannung zunimmt, sobald also der piano eingesetzte Ton geschwellt werden soll, so muss doch jeden- falls eine Kraft vorhanden sein, welche verhütet, dass die Stimmbänder dem stärker gewordenen Luftdruck in einem Grade ausweichen, auf welchem sie so weit von einander abgetrieben würden, dass entweder keine volle Ton- bildung mehr erfolgen konnte, oder durch>£r Weiterung der AuaflnssoffnuDg der Seitendruck und damit die Schwingungszahl abnehmen müsste (vergl. S. 419). Diese Kraft liegt in dem StimmbandmuskeJ. Er dient hier baldinr Erhaltung des Tones überhaupt, bald zur Aufrech t halt ung, bald zur Erhö- hung der Schwingungszahl desselben. Sind die Stimmbänder schlaff oder nur wenig gespannt, so legen sie sich wohl bei einem schwachen Loftstrom so weit gegeneinander, dass sie tonfahig schwingen können ; sobald aber üerLaftBtrom verstärkt wird, weichen sie, wie beim todten Kehlkopf, w weu auseinander, als dass es zu vollen, ohne Ausströmung wilder Luft be- Phoniflche (registrirende) Wirkangen des Stirn mbandmaskels. 697 stehenden Schwingnagen kommen konnte. Zieht sich aber der Stimroband- raoskel in gleichem Maasse, als der Luftdruck zunimmt, zusammen, und zwar, wie wir einstweilen annehmen, ohne sich dabei zu verkürzen, so werden dadurch die Stimmbänder dem Luftstrome, der sie seitlich zu ver- drängen stiebt, entgegen geruckt, und dadurch die anfängliche phonische Glottisweiie erhalten. Der mit vermehrter Geschwindigkeit ausströmende und einen stärkern Seitendruck ausübende liuftstrom wird nun mit Verstär- kung des Tones auch eine Erhöhung der Schwingungszahl desselben bewir- ken, wofern nicht gleichzeitig der Kehlkopf tiefer herabgezogen wird. Da- durch wird (wie wir wissen) das Ansatzrohr verlängert und zugleich die Stimmbänder etwas verkürzt, ohne dass diese dadurch an Spannung gewin- nen , weil jene Verkürzung nicht vom M. vocalis, sondern von andern Mus- keln ausgeführt wird, und der Ton behält seine anfängliche Schwingungs- zahl. Denn zur Erhaltung einer bestimmten Schwingungszahl unter allen Verhältnissen müssen, wie wir als bekannt annehmen können, diejenigen Einflüsse, welche dieselbe erhohen, welche die Bewegung der Stimmbänder beschleunigen konnten, durch Gegenkräfte neutralisirt werden. Je rascher die Luft durch die Glottis strömt, desto mehr werden die Schwingungen der Glottisränder und Glottiswände beschleunigt. Jede Verstärkung des Drucks anf eine ausfliessende Luftsäule vermehrt die Ausflussgeschwindigkeit der- selben, mag die Weite der Ausflussöffnung , die wir uns als starrwandig zu denken haben, dieselbe bleiben oder nicht. Was in diesen ausfliessenden Strom gebracht wird, muss also auch seine Bewegungen beschleunigen« Demnach wird die Vermehrung der Geschwindigkeit der durch die Glottis aasströmenden Luft sich auf die Stimmbänder übertragen, deren Schwin- gungen dadurch um 4 — 5 Tonstufen beschleunigt werden können. Sie wür- den noch mehr sich beschleunigen Jassen, wenn die Glottiswände völlig starr gemacht werden könnten. Jedenfalls lässt sich die Tonerhöhung durch Ver- stärkung des Luftdrucks um so höher treiben, je starrer die Glottiswände durch Spannung der Stimmbänder (und Stimmbandkörper) geworden sind. Je mehr aber die Wände der Glottis und des oberhalb derselben liegenden Raumes erschlafft sind , desto mehr wird der Ton caeteris paribus vertieft, oder eine durch anderweite Motive bedingte Tonerhöhung aufgehoben oder verhütet (kompensirt). Sobald also die Glottis durch eine solche Relaxation in angemessenem Grade sich erweitert, d. h. sobald nur die Kontraktion dea M. vocalis, aber nicht seine Spannung zunimmt (wozu, wie wir oben sahen, eine gewisse Tieferstellung des Kehlkopfs, d.i. Verkürzung der Glot- tis, erforderlich ist), da bedingt, wie wir früher erkannten, die Abnahme des Drucks, den jene Muskelaktion ausübt, eine entsprechende Abnahme des Drucks, den die Exspirationsmuskeln auf die Luftsäule ausüben, letztere wird in ihrer Bewegung nicht beschleunigt, und der Ton erhöht seineSchwin- gnngszahl nicht. Aber es ist^och ein anderer Fall möglich. Wenn bei geschlossener Glot- tis cartilaginea, bei gleichbleibender mittlerer Länge der Stimmritze und bei auf I^ull stehendem Kehlkopfe die beiderseitigen Stimmbandmuskeln Sich auf mittlerer Spannung befinden, wobei also der M. cricothyreoid. gleich- falls keine besondere Thätigkeit entwickeln darf, gleichzeitig aber jene einen Seitendruck erleiden, der von aussen her auf sie einwirkt, also mittels der Kontraktion des Stratum thjreo-aryt. externum und durch Kompression der beiden Schildknorpelflügel mittels des M. thjreophar jngeus , dann werden 698 rV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimm oi^n. die beiden Glottiswande einander näher- gerückt, nicht nur die Stimmband- ränder oder die obern Zonen, sondern auch die mittleren Zonen berühren sich gegenseitig mit mehr oder weniger Gegendrnck, und der Anspruchs! nftstrom hat mehr Druckkraft nothig, um die Glottis zu offnen, und brauebt mebr Zeit, um sich durch dieselbe zu bewegen: die Schwingungen, welche dabei die Stimmbänder machen, werden dadurch verlangsamt, der Ton wird tie- fer^ aber auch härter und klangärmer, weil die Glottiswäude breiter gewor- den sind, die Schwingungssphäre dagegen durch jenen von aussen herkom- menden passiven Druck in ihrer Breite beschränkt wird. Jene Erhöhung der Schwingungszahl bei wachsender Tension des Liufk- anspruchs, über welche bereits «Tohannes Müller und Andere treffliche Versuche und Messungen am ausgeschnittenen Kehlkopf angestellt haben, beruht am lebenden Organ ausser der schon erwähnten Ursache auch noch darauf, dass die obere Zone der Stimmbänder durch den auf- und seitwärts gehenden Druck der Luftsäule bei gleichbleibendem Abstand ihrer Inaer^ tionspunkte stärker ausgedehnt, aus einer geraden in eine mit steigender Liift^ tension immer hohler werdende, ihre Konvexität aber mehr nach obeo^ als nacji der Seite zu kehrende Kurve verwandelt wird, und von dieser J>age aus ihre Schwingungen zu machen genothigt vnrd, ohne dass dabei die pbo- nische Glottis weite merklich zunimmt Die Schwingungen müssen hier acboo deshalb beschleunigt werden, weil durch jene Krümmung die Spannung dfr Bänder gewachsen ist: schon ein solitäres Band würde diese Veränderung zeigen, auf Grund der früher von uns (S. 363) entwickelten Gesetze. Soll die Schwingnngszahl hier un verrückt bleiben, so muss die phonische Glot- tis weite in entsprechendem Grade zunehmen, also die Richtung der Konve- xität der Exkursionsbogen auch merklich eine seitliche werden. Dureb die Massen Vermehrung der in einer gewissen Zeit ausströmenden Luft wird hier, wie wir vorhin bemerkten, die Zunahme der Ausflussgeschwindigkeit ver- hütet, weil die Vermehrung der Expulsivkraft nur zur Bewegung des Zuwach- ses der Luflmasse verwendet wird. Der Ton wird dadurch grösser, aber nicht intensiver, denn der Seitendruck, den die Luftsäule ausübt, wird nicht vermehrt. Wir haben bei unsern frühern Versuchen und Beobachtungen dreierlei Wirkungen der Verstärkung der Luftgebung kennen gelernt : einfache Ver^ grösserung oder Verstärkung des Tones ohne Aenderung seiner Schwin- gungszabl; Vergrössernng des Tones mit Verlangsamung der Schwin- gungen oder Abnahme der Schwingungszahl ; Vergrössernng der Tonlulle mit gleichzeitiger Vermehrung der Intensität und Schwingungszahl. In ersterem Falle stehen, wie erwähnt, Vermehrung der in Tonschwingongea versetzten Luftmasse mit Erweiterung der Glottis in gleichem Verhältniss, der Elasticitätsmodulus der Stimmbänder ist nicht in dem Grade gewachsen^ dass er bei Zunahme der Expulsivkraft der Erweiterung der Glottis ein er- hebliches Hinderniss entgegensetzte. Im zweiten Falle werden die Bänder durch den Luftstrom nicht nur gehoben, sondern auch ohne Widerstand seitlich umgekrümmt und auf diese Weise die Glottis unverhältnissmiiaaig erweitert: die Erweiterung - steht mit der durch die Hebung eintretenden Spannung nicht im Verhältniss, der Ton fällt bei verstärktem Anspruch (crescendo) auf eine tiefere Schwingungszahl. Im dritten Falle sieigt durch die beim Heben der Glottiszone stattfindende Spannung der Elaaticitatsino- dulus, die Tension der Bänder überwiegt den Druck der mit grösserer Seitendrttck der LnftsauJe, Gegendruck der Stimmbänder. 69§ Mpsae aasströmen sollenden Laftsäule, die Glottis öffnet sich weniger, als der Lnftmasse zukommt, die Geschwindigkeit derselben wird dadurch be- Bchleanigt, folglich die Schwingungen der Bänder auch, und der Ton wird hoher. Bei tien Ton mir vorzugsweise angewandten vulkanisirten Kautschukban- dern fand ich faat nie eine merklidbe Vermehrung des Blaslicitatsmodulns durch die bei Verstärkung des Luftanspruchs stattfindende Hebung und Län- genspannung derselben , während ich eine solche Vermehrung bei den frü- her gebrauchten nicht Tulkanisirten Bändern in ganz unverkennbarer Weise < beobachten konnte. Auch die Stimmbänder des ausgeschnittenen mensch- lichen Kehlkopfs zeigen diese Erscheinung, wie wir früher (S. 524. 551) um- ständlich erörtert haben. Aus dem vorhin über die Verstärkung des Luftanspruchs beim lebenden Stimmorgan Angeführten geht hervor, dass das, was wir gewohnlich Cres- cendo nennen, nach den Umständen Verschiedenheiten darbieten muss, je nachdem die Erhöhung oder das Wachsen (Vermehren) sich bloss anf die Zunahme der zur Stimmbildung verwendeten Luftmasse und auf die hiermit in Verhältniss stehende Erweiterung der phoniscfaen Glottis, auf die Ver- grössernng (Erweiterung, nicht Verlängerung) der Schwingnngssphäre be- zieht; oder ob gleichzeitig diese vermehrte Masse exspirativer Iiuft mit ver- mehrter Geschwindigkeit ausströmt, also einen stärkern Widerstand Seiten der Glottiswände erleidet. In ersterem Falle wächst bloss die Grösse oder Fülle des Tons, wie schon erwähnt, ohne dass derselbe an Intensität ge- winnt, weil eben dem Luftstrome kein seitliches Hemroungsorgan entgegen- tritt, weil der M. vocalis nicht aktiv gespannt ist. Dies findet einigermaassen bei den Fistel tönen statt. Hier fehlt die seitliche Spannung, so weit sie von der Kontraktion des M. vocalis abhängt, eine Vermehrung des Luftdrucks wird also die Glottisränder stärker von einander treiben, es wird verhält- nissmässig mehr Luft ausströmen, als beim Brustregister, weil der Elastici- tätsmodulns des Stimmbandrands dem Druck der Luftsäule weniger ge- wachsen ist, und der Ton würde in ähnlicher Weise tiefer und grösser, aber nicht intensiver werden, wie bei den überschlagend schwingenden Kautschukapparaten, wenn nicht durch den erhöhten Elasticitätsmodulus des elastischen Gewebes und selbst durch vermehrte Längenspannung der Bänder diesem Erfolge entgegengearbeitet würde. Aus diesem' Grunde können die höchsten Fisteltöne nicht .geschwellt werden, ans demselben Grunde steigt der Kehlkopf am Halse , wenn ein Fistelton geschwellt werden soll , ohne dabei tiefer zu werden ; aus gleichem Grunde ist aber auch die Schwellung der Fisteltöne überhaupt weit beschränkter, als die der Brusttöne. Hier, im z weiten Falle, wird neben der Fülle auch die Intensität des Tones bei Ver- stärkung*der Luftgebqug zunehmen, weil der Stimmband muskel durch seine zunehmende Kontraktion den Elasticitätsmodulus der mittlem Zone der Stimmbänder erhöht, und dadurch bewirkt, dass dem Luftdruck ein Gegen- druck Seiten der Glottis wände entgegengesetzt wird , welcher zugleich dar bogige Ausweichen und Umbiegen der oberu Zone verhütet, den schwin- genden Stimmbandkörper verbreitert und verdickt, und schon dadurch die Schwingungszahl sichert, ohne dass dazu, wie am todten Kehlkopf, eine Re- laxation des M. cricothyreoideus erforderlich wäre. Im Gegentheil muss der- selbe jetzt kräftiger arbeiten, als vorher, doch darf er sich nicht verkürzen. Wir können getrost auf Grund der von mir oben entwickelten Theorie 7A0 IV. Beobachtungen und Yersnche am lebenden Stimmorgan. der Aktion der Mnekeln der schiefen Linie annehmen, dass bei allen Tönen, bei welchen der Kehlkopf eine und dieselbe Stellung am Halse einDimmt oder behalt, die Stimmbänder eine und dieselbe Längenspannung besitzen, dass demnach in diesen Fällen die To nabstuf ang ausser der LängenspannoDg der Stimmbänder noch von andern Ursachen bedingt sein müsse. Wir haben bei unser n bisherigen Versuchen gerade auf diese andern Ursachen etwas mehr Rücksicht genommen, als früher geschehen ist: die meisten der Ver- suche an Kautschukbändern und selbst am aasgeschnittenen Kehlkopf sind bei gleichbleibender Länge der Bänder angestellt worden. Als solche die Schwingungszahl bei gleichbleibendem Register erhöhende Ursachen Luiden wir an ein - und siweilippigen Kautschukapparaten > mochten letztere in glei- cher Ebene oder gegeneinander geneigt liegen: 1) Gegeneinanderdrücken der Bandränder; 2) Verschmälernng der schwingenden Glottissone (Aliqaot- theilung der Breite nach); 3) Verstärkung des Luftanspruchs bei Vermeidung einer erheblichen Erweiterung der schviängenden Glottis. Am erheblichsten war natürlich die Erhöhung, wenn zwei dieser Ursachen oder alle drei gleich- zeitig thätig waren. Am ausgeschnittenen Kehlkopf wurde der Ton bei gleidi- bleibender Glottislänge im Allgemeinen durch dieselben Momente erhöbt, nur musste die Vertiefung der Schwingungssphäre oder derGlotlisränderbeim Zusammendruck der Bänder vermieden werden (S. 530). Ansserdeni trat hier noch die Verdünnung der Randzone als tonerhöhendes Moment hinzn. Doch hat man die Ergebnisse dieser Versuche nur mit grosser Vorsiebt für die Theorie der menschlichen Stimme zu verwenden. Wenn ein Organ bei gleichbleibender Stimmbänderlage mehrere Töne von verschiedeoer Sehwingungszahi zu geben fähig ist, so unterscheiden sich dieselben gewiss auch ihren übrigen Eigenschaften nach von einander. Wir haben an ansem Apparaten Touerhöhungen mit Abschwäch ung, Verdünnung, Verkleinerang des Tones, und wiederum Tonerhöhungen mit Verstärkung, Verdickung^ Vergrösserung (Voll werden) des Tones kennen gelernt. Am lebenden Stimmorgan haben wir beobachtet, dass, während bei gleich- bleibendem schwachen Luftdruck die Tonabstufnng zunächst durch die Lan- genau - und Abspannung der Stimmbänder (mittels Steigens und Fallens des Kehlkopfs) bewirkt wird, zur allmäligen Verstärkung eines bestimmten (Brust-) Tones der Kehlkopf herabgezogen wird, widrigenfalls (bei Fixi- rung des Kehlkopfe auf der anfänglichen Position) der Ton crescendo seine Sehwingungszahi erhöhen muss, und unter Umständen bis etwa auf das Doppelte erhöhen kann; dass überhaupt bei starker Stinungebung die Kehl- kopf bewegung für den ganzen forte zu erzeugenden Tonbereich eine verfaalt- nissmässig beschränkte ist. Aus der Vergleichung dieser Beobachtungen so- wohl unter einander , als auch mit den Versuchen am todten Kehlkopf folgte dass je beschränkter die Längenspannung der Stimmbänder bei Eunahme der Luftteusion, desto gesteigerter die seitliche Spannung, die Vis a l^^ sein muss, welche sich dem Seitendruck der Luftsäule widersetzt und daba in gleichem Verhält niss die Glottiswände starr macht, dass also, um einen gewissen mittlem oder massig hphen Ton crescendo auf seiner Stufe zo er- halten, die Längenspannung der Stimmbänder nachlassen muss, während die seitliche vom M. voQalis geleistete Spannung zunimmt, derselbe also als Ton - nicht nur verstärkendes , sondern auch, sobald die Längenspannnng an- verändert bleibt, erhöhendes Organ wirken muss, sofern er durch seine Kon- traktion die nöthige Stromschnelle in der Glottis zu Stande kommen la^st. Phoniscbe Fanktionen des M. vocalis bei verschiedener Olottislange. 701 Demnach sind bei starken Tonen die Stimmbänder caeteris paribns kur- zer, als bei schwachen, weil der Stimm band muskel nur bei einer gewissen Verkürzung fähig ist, eine an ihm ziehende und anf ihn druckende Last eine Zeitlang zu bewältigen. Hierüber werden wir im folgenden Kapitel weitere Untersuchungen anstellen. Die Funktionen des Stimmbandmnskels bei mittlerer, gleichbleibender Glottislänge Bind Folgende. 1. Er tritt nur beim Brastregister in selbststandige Thatigkeit, beim Fal- set verhält er sich indifferent« 2. Beim Brustregister wirkt er a) als Kompensator und Regulator der ToDgrossc nnd Tonstärke, indem er das Areal der phonischen Glottis in gleichem Yerhältniss zu verschmälern strebt, in welchem es andere Kräfte zu verlängern streben, und indem «^r die Masse des schwingenden Fluido- solidum vermehrt und verdickt, so dass die Glottis trotz der intra et extra erhöhten Tension nicht kürzer zu werden braucht; b) als toner höhendes Element, wenn die gedachte reciproke Spannung einen hohem Grad an- nimmt , die Glottiswände starr werden , und die Durchstromungsgeschwin- digkeit sich steigert. Alle diese Funktionen des innert) Stimmmuskels treten aus leicht einsicht- lichen Gründen erst dann anf, wenn vom phonischen Nullpunkte an auf- wärts geschritten werden soll. Unterhalb desselben ist der M. vocalis alle- mal thätig, wenn ein Ton erzengt werden soll, der Unterschied zwischen Brust* und Falsetstimme tritt erst über jenem Nullpunkt hervor. Der tiefste wahre Falsetton liegt demnach etwas über der Stelle dieses mittlem Brust- tons und hat mit ihm gleiche Schwingungszahl. Er lasst sich nur mit der ge- ringsten Luftlension erzeugen, die noch gar nicht fähig ist, den M. vocalis zur Kontraktion zu reizen. Er lässt sich nur mit Mühe etwas schwellen, wobei er jedoch fast nur an Volumen, aber kaum an Intensität gewinnt. Die Glottisweite nimmt dabei unverhaltnissmässig zu. Jeder Versuch, einen ver- nehmlichem Ton auf dieser Kehlkopflage zu erzeugen , bringt sofort den M. vocalis in Thatigkeit, und es entsteht ein Ton, zwar von derselben Schwingungszahl, aber von ganz anderem Klange und von weit grosserer Schwellbarkeit. Bei mir heisst dieser Ton c. 2) Bei Verlängerung oder Verkürzung der Glottis über oder unter ihre mittlere Länge. Dass ein Muskel bei Verlängerung über seinen mittlem tonischen Znstand sich immer noch kontrahiren und starr werden kann, dies lässt sich an andern Muskeln des Körpers, z. B. am Biceps brachii , biceps femoris , Sternocleidomastoideus u. a. m. deutlich wahrneh- men. Es kann also auch am M. vocalis geschehen. Das heisst: Wenn durch ausreichende und vorwiegende Kontraktion und Verkürzung des M. crico- thjreoidüis und- der übrigen Glottisverlängerer die Stimmbänder in ihrer Längenrichtung bis zu einem gewissen Grad gespannt und distendirt worden sind , so kann der M. vocalis dabei nach Willkühr erschlafft oder gespannt sein. Oder: der Spannungsgrad das M. cricothyreoideus u. s. w. kann in verschiedenem Verhältniss über den des M. vocalis erhöht sein. Verhält sich letzterer Muskel völlig passiv, soweit es im Leben möglich ist, bleibt er also frei von aller willkührlicher, eine Bewegung bezweckender Innervation, wird dafür behufs der Tonerhöhung der M. cricothyreoideus mit oder ohne seine Qehülfen (M. hyothyreoideus etc.) zusamn»engezogen , so wird das elastische Stimmband sammt den daran liegenden Muskelfasern in einfach mechanischer 74S rV. Beobacbtangeb und Versuche am lebenden Stunmorgan. Weise verlängert, wie am aasgeschnittenen Kehlkopf, die Glottisriader werden darcb passiven Zug allmälig ebenso gerade, wie vorhin dorcb die aktive Kontraktion des Stimmmuskels, und die phonische Wirkung des Loft- anspruchs sollte demnach ganz die nämliche sein, wie am todten Präparat, das heisst, bei stärkerem Lufltansprnch sollten Tone entstehen, die dem sogenannten Brustregister angeboren, bei schwächerem Fisteltone. Wir wollen sehen, ob sich diese Voraussetzung bestätigt. Zuerst müssen wir frei- lieb ein Kriterium haben , ob wir es mit einem Stimmvoi^ang m thun haben, bei welchem die Glottis vnrklich verlängert ist Will man hier zu einer an- nähernden Sicherheit kommen, so lege man eine hellfarbige Schnur quer um den Hals in der Richtung des kleinen Kehldreiecks, bezeichne die Kreaiong der beiden Enden mit. schwarzen Merkmalen, und beobachtete während der Phonation , ob und wieweit diese schwarzen Punkte auseinander weichen. Oder man nehme einen Tastereirkel , lege die Spitze des einen ScbeDiels etwa auf den Zwischenraum des 4. und 5. Halswirbels an, und fahre die andere vor das Pomum während des Indifferenzzustands, so dass sie von die sem etwa 3 "' weit absteht. Bei allen Tonen , wo das Zungenbein nach oben und vorn (gegen das Kinn zu) gezogen wird, wird man auch das Pomum mehr oder weniger vorrücken sehen , und es kann diese Bewegang bis auf etvi 3'" anwachsen. Ueberhaupt rückt fast bei allen, schon massig hohen und noch mehr bei den hohem p oder mf gegebenen Brust- und Fistekonen das Pomum weiter vor, als beim Indifferenzstande , ¥ras!also mit grosser Walu^ scheinlichkeit eine, wenn auch geringe, Längenzunahme der Stimmbäoder anzeigt Am meisten tritt diese Verlängerung hervor, wenn ein hoher Tod längere Zeit gehalten wird. Nach Erzeugung mehrerer soldier hober Töne fühlt sich das Stimmorgän ermüdet, und es tritt ein Zeitpunkt ein, wo diese hohen Tone nicht mehr erzeugt werden können. Dagegen lässt sich bei den tiefern Brusttonen , bei den Strohbasstonen , sodann bei fast allen mit tiefem Kehlkopfstande, mit Timbre obscur, mit starker Lufttension gegebenen Tönen keine erhebliche Verlängerung der Stimmbänder nachweisen. Wir haben demnach hier zu untersuchen , in was für einem Vertiältoiss der M. vocalis zu den durch die Kehlkopfbewegungen bewirkten Läogean- derungen der Glottis steht, und in weit er zur Beschleunigung oderbeiie- hendlich Verlangsam ung der ton fähigen Schwingungen der Stimmbänder beitragen kann. Wir wissen aus der Myophysiologie, dass ein Muskel seine grosste Krift entwickelt, wenn die Last, die er zu bewältigen hat, so gross ist, dass er sich nur um ein Minimum dabei verkürzen kann , während er sich um oiehr als die Hälfte seiner Länge verkürzen kann ,' wenn seine Last sehr klein ist. Wir wissen ferner , dass die Auf- und Niederbewegung des Kehlkopfe mit einer Vor - und Rückwärtsdrehung des SchildknorpeU um sein %ai RiH' knorpel festsitzendes Hypomochlion zusammenfällt, dass bei tiefetem Kebl- kopfstände die Glottis am meisten verkürzt, bei höchstem Keblkopf- stande letztere am meisten verlängert wird, wofern nicht bei Tie&taode des Kehlkopfs der M. cricothjreoideus ( er sollte hier Tb/reo - cricoideos heissen) den Ringknorpel gegen den fester gestellten Schild knorpel an- zieht, und dadurch die sonst (bei Piano) eintretende Verkürzung der Glot- tis aufhebt oder wenigstens verringert, uimI wofern nicht umgekehrt bei Hochstande des Kehlkopfs der M. thyreopharyngeus den Schildknorpel rück wärts dreht, und dadurch der sonst eintretenden Verlängerung der ßiottis Phonkche Funktionen des M. vocalis bei verchiedener Olottislange. 703 entgegen tritt. Wegen des bei Hochfitande des Kehlkopfs grosser werdenden Elasticitatsmodnlns des Ligam. cnco-tracbeale and der elastischen Längen- fasem der Luftröhre, und wegen tleS hier wobi immer vorhandenen Kontrak- tionsznstandes des M. cricopbaryngeds , der den Ringknorpel fest gegen die Wirbelkorper gezogen halt and ein Aufkippen desselben verhütet, trägt diese Verringerung der Glottislänge weniger aus, als die bei Tiefstande des Kehlkopfs, wo die genannten elastischen Gebilde erschlafft sind, mögliche- Verlängern ng der verkürzten Glottis -durch den M. cricothyreoideas. Der M. vocaiis steht nan zu den äussern die Glottis darch Hebeldrehung des Schildknorpels verkürzenden Muskel» in einem ähnlichen Verhältnisse wie der M. cricothyreoideas zu den äusswi die Glottis durch den entgegen- gesetzten Mechanismus verlängernden Muskeln; und beide genannte Muskeln stehen demnach in demselben Antagonismus zu einander, obgleich ihre re- spektiven Mechanismen wiederum manches Abweichende und Eigenthüm- Jiche darbieten. Der M. vocaiis liegt genau seinem elastischen Bande , dem Stimmbande, parallel , seine Verkürzungen und Verlängerungen sind den seines Bandes kongruent. Der M. cricothyreOid. liegt schief zur Elasticitätsaxe fteines Ban- des, desLig. conicum, auch gar nicht unmittelbar über demselben, sondern zur Seite desselben; seine Fasern müssen sich demnach um ein etwas grösseres Stück verkürzen, als die Herabziehung des Schildknorpels an dem angezo- genen Punkte austrägt. Dass die schiefe Richtung dieser Muskelfasern ausser- dem deshalb angeordnet ist, um einen Zug am Schildknorpel nach vorn zu vermitteln , als wodurch gleichfalls eine Verlängerung der Stimmbänder er- zielt wird, haben wir früher gesehen.- Ausserdemist, wie wir gleichfalls wissen , der M. cricothyr. Antagonist der untern Portion des M. thyreo- pharyngeus , und es scheint sich in dieser Hinsicht die von der untern Pro- minenz zum kleinen Hörn querüber gezogene Sehnenbrücke einigerniaassen als ein ähnliches Trennungselemcnt zu verhalten , wie das Ligam. intermus- cnlare der Linea obliqua für den M. hyo- und M. sternothyreoideus. Ebenso ist der M. vocaiis nicht bloss gelegentlicher Antagonist des M. cricothyreoi- deas, sondern aach der übrigen die Glottis verlängernden Muskeln , und, wenn die Glottis offen steht, opponirt er auch dem M. cricoarytaenoideus posticus, eine Sache, die uns freilich wenig angeht. Aber alle diese anta- gonistischen Leistungen des M. vocaiis sind keine zur übrigen Kehlkopfme- chanik wesentlich nothwendigen , sondern es sind -willkührliche , in den we- sentlichen Mechanismus eingeschobene, die bald stattfinden können, bald Hiebt) die aber^ksobald es sich um gewisse Eigenschaften des Tones handelt, von grosser Bedeutung werden. Der ansgeschnittene Kehlkopf giebt Tone, sobald man durch die hin- länglich verengte, namentlich in ihrer hintern Abtheilung geschlossene Glottis Luft bläst; diese Töne erhöhen sich, sobald die Glottis verlän- gert wird und dadaroh die Stimmbänder gespannter werden. Gleich* wohl ist der M. vocaiis nnthätig, todt; er hat seine Elasticität bis auf ein gewisses Minimum verloren. Aber trotz dieses Mangels kann man auf einem todten Kehlkopf so ziemlich die ganze Tonreihe , die bei den vorhandenen organischen Mitteln das Individuum während des Lebens zu erzeugen muth- maasslich fähig war , hervorbringen. Wir könnten hieraus schliessen , dass die lebendige Thätigkeit des M. vocaiis zur Erzeugung der dem Kehlkopf überbaopt möglichen Tonreihe wesenüich gar nicht erforderlich sei , dass 704 IV. Beobachtungen and Versuche am lebenden Stimmorgin, er es also zunächst mit der Bestimmang der Schwingungszahl der einzelnen Töne der Skala gar nicht zu thun habe. Aber die anatomisch - d jnamischeD Verhältnisse des todten Kehlkopfs wcrchen von den des lebenden so riel- fach ab , dass wir bt'i Uebertragong der des einen auf die des andern sehr vorsichtig sein müssen. Am aasgeschnittenen Kehlkopf können wir die am lebenden mögliche lebendige Spannung des M. thyreo-arytaenoidens schlech- terdings durch kein Mittel ersetzen, selbst durch elektromagnetische £iDwir- kung nicht; wir können nur die Stimmbandkorper , ausser der Langenspao- nung, die wir den elastischen Bändern geben, gegen einander rucken, m Autblähen behindern, theilweise schwingungsunfahig machen, und bewir- ken, dass nur der freie, scharfe Rand der Bänder nebst der zwischen ibneo durchstreichenden Luft in Schwingungen gerathe. Aber die organische Kon- traktion der Muskeln , die dabei stattfindende Einströmung arterielles Blute« nebst den dadurch gesetzten Modifikationen der Absonderungen in und anf den Gebilden des Kehlkopfs, die demzufolge jedenfalls auch erzeugten Ab- weichungen der elastischen Verhältnisse der schwingenden Organe: allfs das vermag keine Kunst nachzuahmen. Demnach können wir wohl getroit behaupten , dass das wahre lebendige Brustl^gister sich unter den ?oo ods am todten Kehlkopf erzengten Registern gar nicht vorfindet, dass sieb höchstens die bei abgespannten Bändern darauf erzeugten Tieftone eiDige^ maasson den gleich tiefen Tönen des lebenden Organs vergleichen lassen, und dass auch die beiden sogenannten Falsetregister des todten Präparat namentlich das ersterei, nur Fragmente des lebenden Fistelregisters, keines- wegs aber ein volles Bild desselben darstellen können. Nun drängt sich uns aber bei Erwägung , dass Gegeneinanderschiebong der Stimmbandränder oder gegenseitiger Druck derselben aof einander den Ton caeteris paribus erhöht, und dass Harless den Ton eines zungeomis- sig vorgerichteten Muskels bei Induktion eines galvanischen Stroms in den- selben um mehrere- Stufen sich vertiefen hörte, die Ansicht auf , dass der innere Muskelapparat des Kehlkopfs durch seine verschiedenen Lebens- äusserungen ebenso verschiedener Modifikationen der Stimmbandschwingon- gen fähig ist, und wir tragen daher kein Bedenken, die tonabstufenden Funktionen dieses Muskelapparats bei Mit\virkung der die Lange der Glot- tis ändernden Muskeln als folgende zu bezeichnen: Registrirung, Modifikation der Intensität und Stärke des Tons, Vertiefung des Tons unter Null, aber auch Erhöhung des Tons , sobald der Muskel bei opponirencier Kontraktion des M. cricothyreoideus etc. sich kontrahirt oder die Stimmritze verengt. Was zunächst die Registrirung oder Aenderung des sogenannten R^ gisters oder der specifischen Tonreihe anlangt, so ist es an sich zur Erzeu- gung einer gewissen Reihe verschiedenstufiger Töne von einer gewissen Klang' färbung einerlei, ob die dazu wirkenden Schallerzeuger lebendig oder toot sind , sobald nur die erforderlichen mechanischen Bedingungen gehörig er- füllt werden. Autsh am todten Kehlkopf haben wir verschiedene Register oder Tonreihen von verschiedener Klangfarbung und Mechanik kennen g^ lernt, ja schon an ganz einfach konstruirten elastischen Bändern erzeugten wir verschiedene Register, sobald, wir den Mechanismus, mit welchem sie ihre phonischen Resultate hervorbrachten, nach verschiedener Idee abänder- ten. Ueberblicken wir die hierher gehörigen, in den vorigen AhschBitt^o Regwtrirende Fanklioo des M. vocalis. 70S dieses Werks niedergelegten Experimente, and betrachten wir Torsvgiweisc die bei Erseugnng der verschiedenen Register stattgehabten Bedingungen , so gelangen wir zu der, wie ich glaube, far alle hierher gehörige Apparate^ für 4en todten wie for den lebenden Kehlkopf giiltigeh Ansicht, dass bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen ein höheres Tonregister zum Vorschein kommt, sobald die AnspruchsfahigkeitderGlottiszone erleich- tert wird, d. h. sobald das Instrument so vorgerichtet wird, dass es schon bei geringerer Masse und Tension der ansprechenden Luftsaale in tonende Schwingungen versetzt wird. Es wird kaum nothig sein , diese Ansicht durch angesogene Beispiele zu erhärten. Purch die ganze Reihe unserer Experi- mente mit einfachen und Doppelzungen zieht sich die bedeatungsvolle Er- scheinung hindurch, dass ein Apparat, wenn bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen dessen Glottiszone (durch Gegeneinanderschiebang der Rän- der, durch dachförmige Disposition u. s. w.) so vorgerichtet wurde, dass schon ein sehr seh wacher Luftanspruch einen Ton erzeugte, dieser Ton durch- schnittlich eine ganze Oktave höher klang, als der bei Unterlassung die- ser Vorrichtung erzielte. Desgleichen haben wir bei näherer Betrachtung der hierbei stattfindenden Schwingungen gefunden , dass die des tiefen oder Grundregisters durchschlagende, die des hohen überschlagende waren , d h. dass bei letztern eine seitliche Umkrummung der Glottiszone stattfand, bei erstem nur eineAuf- u.Niederbewegang ohne erhebliche Aaswartskrummung der Bandflache; ferner, dass bei dem tiefen Register die ganze der ansprechen- den Luftsäule zugängliche Bänderbreite in die Schwingangssphäre gezogen wurde, beim hohen Register nur ein aliquoter Theil der Breite. Am todten Kehlkopf verhält es sich im Allgemeinen nicht anders, wenn gleich die ab- weichende Xons'truktion der Stimmbänder hier einige -Modifikationen erzeu- gen muss. Sobald der Stimmbandkörper sich, wenn auch bloss mechanisch,, mit an den Schwingungen betheiligte, fiel der Ton cju^teris paribos bedeutend tiefer aus , als wenn nar die obere Zone schwang. Sobald ein Seitendrack nar die (seitliche) Spannnng der obern Zone vermehrte, ohne die Betheili- gung der mittlem und antern Zone zu vermitteln , fiel der Ton gleichfolls höher aus, wogegen er anter das Mittel sich vertiefte, wenn dadurch die uDtern Zonen in grösserer Breite in gegenschlagende Schwingangen versetzt wurden. Hinsichtlich der verschiedenen Anspruclisfähigkeit der Stimmbänder haben wir ausser der gegenseitigen Lage der Randzonen letzterer zu einander das Veshältniss der latitudinalen Elasticität der Stimmbänder zur longitudi- nalen derselben und das Verhältniss dieser beiden Grössen zur Quantität und Spannung der ansprechenden Lnftsänle ins Auge zu fassen. Fig. IG6 stelle einen quer durch die Mitte der Glottis geführten Durch- schnitt vor. na' sei der Querschnitt der beiden gegeneinander liegen den Stimm- bandränder, welche eine bestimmte gleichbleibende Längenspan nuog haben, und welche wir einstweilen mit elastischen Saiten, die seitlich mit dem dickern Körper b c zusammenhängen, vergleichen wollen. In A ist die' verbindende Membran zwischen a und 6 in gleicher Ebene zu a' b\ in B ist dieselbe beiderseits etwas aufwärts gekrümmt, wie in einigen frühem von uns anter- socbten manufakten Vorrichtungen. An a kommt zunächst die Eztensions- elasticität, an a 6 die Biegungselasticität, und an 6 G die Kompressions- elastieität in Betracht. Die Elasticitätsaxe von 6 c steht also zu der von a senkrecht. Wenn nun der Blasticitäts modal us, oder der Widerstand, den 45 7M IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmoi^an. die Membran a b einer sie noch weiter, als in B schon begonnen hat, umbie genden Kraft entgegensetzt, ein sehr geringer ist, so wird a a* schon durch einen sehr geringen Druck auf die Luftsäule d aufwärts und dabei a tod 6' abwärts getrieben werdeo, und beide „Saiten^* mit einer Geschwindigkeit sebwii- gen , die zwar nicht so hoch ist, als wenn sie frei aufge- spannt würen , denn da sie durch die elastische Men- bran a b mit dem diekem Korper 6 c in Verbindoog stehen , so werden sie dnrd) den Betrag der andersaxi- fig^ 166. g^ Elasticitiit derselben in ihrer Schwingonpfrei; heit etwas behindert werden. Es werden aber die Schwingungen fon a a' bei gleichbleibendem Luftdruck um so mehr verlangsamt werden , je höher der Elasticitätsmodolus von a b gestiegen ist. Es wird dann also auch eine grös- sere Masse Luft auf einmal erfordert werden , also auch der Druck, der aof d ausgeübt weiden muss , um ihr überhaupt einen Ausweg zwischen a und a' zu verschaffen , zunehmen müssen. Nicht minder wird im ersteren FaUe, wo der Elasticitatsmodulus von a 6 oder a b c ein sehr geringer ist, die GJottiszone oder der Betrag, bis zu welchem das ganze Band fon o aus nach b zu an den primären Schwingungen sich betheiligt, schmaler sein, ils im zweiten Falle , wo ausser der longitudinalen Elasticitatsgrosse noch die transversale und latitndinale (die Grosse der Biegnngs- und KonipressioDS- elasticität) in Anschlag kommt, und wo also die Leitungsfahigkeitfnr die Schwingungen eine grossere geworden ist, als im erstem Falle Denn offenbar wird der Widerstand , den die Glottiszone a 6 bei einer Bie- gangsspannung von einerGrosses» 1 dem Luftdrucke entgegengesetzt, scbon ein Stück vor b üt)erwunden sein, bis zu welchem Punkte die primären Schwio* gungen sicherstrecken, während ei bei einer Spannung, welche ^3 be- tragt, erst in b seine seitliche Grenze findet. Die perpendikulare Lange der Elxcursionen betragt demnach in letzterem Falle noch einmal so viel > als lo ersterem : die Schwingungszahl verhalt sich aber bekanntlich umgekebii. sie beträgt in ersterem Fiüle das Doppelte der des letztern. Da aber ferner ein schlafferes (dünneres) Band sich leichter seitlich umbiegt, die Glottis also im Verhältniss zur Breite ihrer schwingenden Zone sich weiter öffnet, als wenn beide Stimmbänder dicker oder seitlich gespannter sind, so musa aocb in ersterem Falle die Tension der durchströmenden Luftsäule eine geringere sein , als in letzterem , also auch der durch die betreffenden Schwingasge^ gebildete Ton in ersterem Falle eine geringere Intensität, ein matteres, wei- cheres Timbre besitzen , als in letzterem. Wir sehen nun auch ein, dass die Leitungsfähigkeit der Bänder für die Schvringungen in umgekehrtem Ver- hältniss zur^Anspruchsfähigkeit derselben steht. Der M. vocalis ist das Organ, welches durch seine Kontraktion dem Stimmbande seine seitliche Elasticität, mithin auch seine Leitungafihigkeit, wenn auch nicht erst giebt, aber doch so sehr vermehrt, dass der Unter- schied des Schwingungsmechanismus bei seiner Unthätigkeit von dem, we/- Registrirende FnnktioB des M. vocalis. 7«7 eher bei seineraktiven Kontraktion stattfindet; gerade hinreicht, um die die- sen beiden Mechanismen angehorigen Tone als zwei verschiedene Register erkennen zu lassen. Wir haben hier yorlaofig angenommen, dasA sich die Stimmbänder auf einem mittlem Grade ihrer Langenspann ung (über Null) befinden. Wir müssen nnn diese verschiedenen SpannnngsverhaJtuisse nach ihrem Mechanismus nnd den daraus beim Luftanspruch entspringenden pho- ni9chen Resultaten genauer untersuchen. Sind die Stimmbänder durch Kontraktion der die Glottis verkürzenden (den Kehlkopf herabciehenden) Muskeln unter Null verkürzt, so wird der liuftanapruch ein verschiedenes Tonresultat geben, je nachdem der M. cri- cotbyreoideus dabei antagonistisch tibätig ist oder nicht. Ist derselbe tbätig, so muss es auch der M. vocalis sein , als nächster Antagonist des M. crico- thyreoideus. Dann sind aber die Stimmbänder nicht nur verkürzt, der Lange nach abgespannt, sondern auch in einem dem Zuge des Antagonisten ent- sprechenden Grade gespannt, ihr seitlicher Elasticitätsmodulus hat zuge- nommen. Die Verkürzung kann natürlich nur so weit gehen , als es die op- *ponirende Verkürzung des M. cricothyr. erlaubt, und die obere Elasticitats- grenze (grosste Ausdehnung) des Lig.conoideum wird hier noch nicht erreicht. Da also die Thatigkeit des M. cricothyr. hier immer eine geringere sein muss, als die Verkürzung des M. vocalis austrägt, so wird auch die Grosse der Yerdichtungselasticität des letztem Muskels hier nie so hoch ausfallen kön- nen, als es bei Verlängerung der Glottis möglich ist Jene Grosse ^ürde nar türlich weit hoher ausfallen, wenn, wie J. Müller anzunehmen scheint, der M. vocalis das einzige die Glottis verkürzende Organ wäre. Wir wissen aber, dass das Drehungsgeschaft des Schildknorpels dem M. vocalis fast ganz ent- zogen ist, und zumeist von den hierzu bestimmten, an der Linea obliqua sich inserirenden Muskeln vollzogen wird; ein Fall, der wohl immer eintritt, so- bald der Kehlkopf behufs tiefer Brusttone tief unter Null herabgezogen wird. Hier ist die Verkürzung des M. vocalis eine völlig passive, d. h. er verkürzt sich, weil er dazu genöthigt wird, und ohne dabei den geringsten Wider- stand zu überwinden. Von einer Vermehrung seiner latitudinalen Spannung kann hier keine Rede sein. Er wird nur so viel dicker, als er kürzer wird. Zwei nebeneinander liegende parallelfasrige Muskeln müssen aber einen ge- ^ genseitigen Druck auf ein- ander ausüben, wenn sie bei sonst gleichbleibenden In- sertionsverhaltuissen dicker werden. Wenn die beiden Stimmmuskeln a bc d und ab & d* aus ihrer anfängli- •Lage A sich bis zu der Lagß B verkürzen , so werden die in A geraden Seitenrander' derselben e e d und a f b sich in die Kurven (B) ced und a f b zxjL verwandeln suchen, ebenso A C e' d' nnd af'bin B c' e* d* und a f* b* Da aber schon in A die beiden innera Sdtem ander afb und a f* b einander berühren, ohne jedoch einen über die gewohnliche Adhäsion hinausgehenden Druck auf einander auszuüben, 45» }M,. Fig. 167. 708 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Slioimorgan. und ein gegenseitiges Ueberscbreiten der beiden innern Rander nach f lud f' nicht möglich ist, so wird von a c e d b /'das Segment a g d f^ und tod a C e* d* b f' das Segment ag bf' gegenseitig verdrängt, also die beiden bei Isolirung der Mnskeln entstehenden Konvexitäten des innern Randes abgeplattet, und die anfangliche gerade Beruhrongslinie a f f' b erhalten, nur mit dem Unterschiede, dass diese beiden innern Seitenränder jetzt einen Druck auf einander ausüben , der dem Durchmesser des verdrängten Seg- ments proportional ist. So verhalt es sich mit dem Muskel , wenn wir ihn von oben betrachten. Nehmen wir dagegen einen mittlem Querschnitt bei- der Muskeln (C), wenn sie glottismässig nebeneinander liegen, so begreifen wir , wie bei einer Verkürzung dieser Muskeln die Berührnngslinie a b lio- ger werden mnss, und zwar in dem Maasse, als sich die Mnskeln verkürzen und dabei an Umfang zunehmen. Die Glottis wird demnach , wenn die beiden Stimmbandmuskeln verkürzt sind, gleichviel ob mit oder ohne Antagonismus, nicht nur fester, sonden auch in grosserer Breite (oder Höhe) geschlossen sein, als wenn sie unverkürzt oder verlängert sind. Pieser gegenseitige Druck, den beide Gl ottisrander oder Glottis wände aufeinander ansäbeni so-* bald die Glottis unter Null verkürzt ist, muss in seinen Wirkungen wobi von der seitlichen oder latitudinalen Spannung der beiden Stimmbänder un- terschieden werden. Einmal bewirkt er, dass die Stimmbänder bekn Schwin- gen zwei breitere Flächen einander zukehren , wais gerade dann am meisten der Fall ist , wenn die seitliche Spannung der Stimmbänder bei grösster Ver- kürzung derselben auf ein gewisses Minimum gesunken ist, namentlich wenn die Stimmbandkorper gleichzeitig noch von aussen durch Kräfte , die die Schildknorpelflügcl komprimiren , gegeneinander geschoben werden. Diese die Glottis wände verbreiternde Funktion des Gegendrucks steht demnach in umgekehrtem Verhältniss zum vorhandenen Elasticitälsmodulus des elasti- schen Ueborzugs der Stimmbänder, so wie zur SchwingungszaLi derselben. Ferner kann er als Mittel wirken , die seitliche Spannung der Stimmband- korper hinsichtlich ihres tonerhöhenden Einflusses zu verstärken , wie wir bereits bei unsern Versuchen am ausgeschnittenen Kehlkopf erkannt haben. Auch LiskoviuS hat diesen Einfliiss durch seinen 6. und 9. Versuch nach- gewiesen. Denn soll die exspirative Luft durch eine fester geschlossene Stimmritze entweichen , so bedarf sie eines stärkern Druckes , als wenn ö^' Glottisb^nder sich weniger fest berühren; die Geschwindigkeit, mit welcher sie durch die Glottis streicht (Bewegungsgeschwindigkeit) wird aber auch dann grösser sein, und die Schwingungen der Stimmbänder werden beschleu- nigt. Wir betrachten zunächst den erstem Fall, wo der Gegendruck der beiden Stimmbänder vertiefend liuf den Ton einwirkt. Ist dieser Gegendruck der hinreichend verkürzten Stimmbänder nur so gross, dass durch einen gewiesen Druck der Luftsäule die Glottis noch in ihrer deren Rekursionen die Stimmritze immer noch offen bleibt, wenngleich sie we- durchschlagenden der Kautschukap^rate vergleichbare) Schwingungen, bei einige Thätigkeit entwickeln muss, so entstehen volle gegenschlagende (den ganzen disponibeln Länge geöffnet wird, wobei der M. cricoth jr. immer noch gen der Dauer de^Gesichtseindrucksgeschlossen erscheinen würde (Fig. I68> Die Schwingungszahl des dabei entstehenden Tones wird verschieden ausfidlen, je nachdem die seitliche Elasticität des M. vocalis mehr oder weniger aas- tr^ Im Allgemeinen ist dieselbe niedrig: die tiefen und tielsten Brusttöne gehören hierher. Lufttension und seitliche Spannung stehen dabei im Gleich- O^endrack der Stimmbänder auf eiaander. 709 gewicht: der Gegendruck der beiden Glottiszonen -auf einander wird doreh die (wenn auch geringe) opponirende Kontraktion des M. cricotbyreoideus beschrankt und von der Luftsaule noch vollständig überwunden. Dazu ist freilich auch noch erforderlich , dass die Stimm fortsetze der Scbneppenknor- pel nicht so fest gegeneinander gezogen werden , wie in einem bald zu erörternden andern Falle. Ist der Stimm- muskel stark verknrz£ ohne allen Antagonismus, so wird zwar der Ton tiefer ausfallen, als wenn bei vorhandenem Gegenzuge der longitudiuale sowohl, als der seitliehe Elasticitätsmodulus des Muskels gewachsen ist; aber auch der Schwingungsmechanismus wird nach dem Grade der Elasticitat der beiden 3andzonen einen Unterschied zei- gen, sobald der Tensionsgrad der ansprechenden Luft- ^gg säule hinlänglich dHTerirt Durch dieVerkiirzung der Glot- tis wird die elastische Zone derselben erschlafft , die uiu^»- kuläre wenigstens kontrahirt; jene wird also andere Verhältnisse ihrer ESIastieität darbieten , als diese , welcher Unterschied sich in phonologischer Hinsicht znnächst dadurch zu erkennen giebt,. dass hier bei geschlossener Glottis die Fähigkeit, mittels eines durchstreicheuden Luftstroms io stehende Schwingungen versetzt zu werden , für die elastische Zone eine grössere ist, als for die muskuläre. Das heist: die elastische Zone wird bei einem Luft- strom von gewisser geringer Spannung bereits in Schwingungen versetzt, welcher die muskuläre Zone (den StinimbandkÖrper) noch nicht vibratorisch zu bewegen vermag, vorausgesetzt wenigstens, dass gleichzeitig der Gegen- druck der beiden Stimm fortsät ze auf einander in hinreichendem Maasse ab- nimmt. In diesem Falle wird der Ton einige Stufen höher ausfallen , aber anch ein matteres, weicheres Timbre besitzen, als wenn. bei stärkerer Luft- tension die beiden Mm. vocales an den Schwingungen Antheil nehmen. Es gehören hierher, wie wir früher beobachteten, die matten, um etwa 3 Stu- fen höher liegenden Töne , welche sich einstellen , sobald man nach £rrei- ehnng der tiefsten Brusttöne , die man auf seinem^rgane zu erzeugen für gewöhnKch fähig ist , durch abnehmende Lufttensiou und ohne zunehmenden Gegendruck der Glottiswände noch einen tiefern Ton zu erzeugen beabsich- tigt. Dies sind die tiefsten Flsteltöne , die es für das individuelle Stimmor- gan giebt , welche jedoch für den Gesang gar nicht verwerthbar sind , son- dern vielmehr zu den Fehlem desselben gehören, zumal da sie gewöhnlich nur dann entstehen, wenn aus Mangel an Schleimabsonderung die Anspruchs* fahigkeit der 2. und 3. Zone vermindert worden ist. Bei etwas stärkerem Luftdruck und Gegendruck der Bänder tritt der Brustton wieder ein, d. h., ansser der Racdzone geräth auch die mittlere Zone oder der M. vocalis in Schwingungen, und zwar in um so grösserer Ausdehnung, je voluminöser und zugleich (soweit es zulässig ist) gespannter der ansprechende Luft- strom ist. - Soll (behufs des tiefsten Brusttons) die Glottis und der M. vocalis bis auf ihr Minimum verkürzt werden, so muss jedes Hiudemiss dieses Vorgangs beseitigt sein: namentlich muss* also jeder Antagonismus, der dem M. voca- lis seine Kontrakt%>n erschwerte , wegfallen. Dann bleibt aber auch der Moskel nach seiner Kontraktion weich und schlaff wie zuvor, also auch die Glottiswände werden dann weich und nachgiebig sein. Der Luftsirom, der unter diesen Verhältnissen durch die Glotlis streicht, wird daher verhält?- 710 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgao. nisBmaasig sehr voluminös , die phonische Glottis w^ite sehr gross ansfalien, weil die Luftsaule keinen entsprechenden Gegendruck erleidet; der Ton, der durch die Schwingungen der Glottiscone entsteht, wird daher ebenso weich oder intensi tatsann ausfallen, wie die Glottis wände selbst. Aber nur so lange letztere Eigenschaften vorhanden sind, behalt der Ton seine grosse Tiefe: sobald dagegen die Glottis wände nur im Geringsten gespannter, renitenter werden, sobald also der M. vocalis sich, was aber nicht ohne Anlagoois- mus, d. h. einige Verkürzung des M. cricolhyreoideus geschehen kann, an- spannt, dann erhobt sich der Ton sofort nach Maaasgabe dieser Anspan- nung, die zugleich auch nicht ohne einige Langenspannung des elastischen Gewebes bestehen kann. Daher kann der tiefste Brustton eines menschli- chen Stimmorgans nicht gescbweUt werden : zu jeder Schwellbarkeit gehört, wie wir weiter unten sehen werden , eine gewisse Elriiohung der Schwin- gungszahl über das untere Extrem. Aber noch ein anderer Unterschied im Mechanismus der Schwingungen ist hier möglich. Je mehr die Stimmbänder sieh, verkürzen , je dicker die beiden Mm. voca- les werden , in desto grosserer Breite oder Tiefe legen sich, wie wir vorhin erwähnten, die beiden Innenflachen der Stimmbänder aufeinander. Wir haben bereits am ausgeschnittenen Kehlkopf gefunden, dass auch dieser Mechanismiu den beiLuftgebung entstehenden Ton vertieft. Betragt nun der gedachte durch die Verdickung der beiden Stimmbandkorper und durch hinlängliche Kon- traktion des M. ary-aryt. und crico-aryt. lateralis etc. erzeugte Gegendmck der Stimmbänder soviel, dass die vorhandene Tension der Luftsäule die Glottis nicht in ganzer Länge vibratorich zu ofiPnen vermag, so entsteht der bereits früher (S. 532) demonstrirte Schwingungsmechanismus des Stroh- bas sregisters. Dass bei den Strohbasstonen der Kehlkopf nicbt unter Nnll herabgezogen wird , beweist , dass die hierbei erforderliche Verkürzung der Stimmritze zunächst durch Kontraktion des M. hjothyreoideua bei Koope- ration mit dem M. thyreo -arytaenoideus bewirkt wird, wahrend derM. cri- cothyr. dieselbe durch irgend einen Gegenzug nicht behindert. Es entsteht hierdurch die bekannte sphinkterische Verengung und Verkürzung der Glot- tis, welche durch den Luftstrora, der seinen Druck lediglich durch Kontrak- tion der Bauchmuskeln erhalt, nicht vollständig aufgehoben werden darf, wofern nicht eine über der beabsichtigten liegende Schwingungszabl ein- treten soll. Die obere Grenze des Strohbassregisters fallt mit dem nnterstt'n mit Timbre clair erzeugten Brusttöne zusammen , wie wir noch spater wei- ter betrachten wollen. Es wird also hier nicht nur die Lange der phonischen Glottisoffonng durch die vorn und hinten beginnende Gegeneiuanderlegung der beiden Glottis- wande sukcessiv verringert, sondern auch der Breit« der primär schwingen- den Glottiszone durch den dämpfenden Gegendruck allmälig immer mehr entzogen : die Schwingungen der Bänder sind demnach aliquote sowohl der Länge, als der Breite nach. Es sind keine gegenschlagenden oder überschl» genden Schwingungen mehr, sondern aufschlagende, weil der Gleichge- wichtszustand hier bereits ein Gegendruck ist; die untere Grenze dieses Re- gisters ist dann erreicht, wenn gedachter Druck so wejl vorgeschritten ist, aass durch den vorhandenen Luftdruck die Glottis nur noch in so geriDger Länge geöffnet wird , als noch zum Zustandekommen einer Aufeinanderfolge kurzer Geräusche oder Klappe, die einen Ton von bestimmbarer Scbwin- Mechanismus des Strohbassregisters. 711 gongssahl sulasst, erforderlich ist Je tiefer also der Tod an Schwingongs- sahl und Ki^^ng sinkt, desto weniger Lnft streicht auf einmal durch die Glot- tis: der Ton lasst sich hier mit einem in einzelne Tropfen zerissenen Was- serstrahl vergleichen , denn die Lnft tritt nur in einzelnen Blasen durch die sich fortwahrend zu schliessen strebenden Glottiswände. Fig. 169. soll denDnrchgaEg einer j^L JB solchen Blase, also einen Scbwin- gangsTorgang des Strohbasses, in seinen einseinen Stadien versinn- lichen. A Toneinsatz; B Oeffnen der untern Zone durch die Luft- blase ; C Oeffnen der mittlem Zone bei Scblnss der obe^n und untem; D Entweichen der Blase durch die obere Zone. Dann folgt für die nächste Blase wieder B u. s. w. — Sobald die untere Elastici- tatsgrense des elastischen 21 Ueberzugs der Stimmbänder erreicht ist und dabei der Ge- gendruck der beiden Stimm- bandkorper sein Maximum er- reicht hat, und sobald nur die geringste zur Olottisoffnung überhaupt mögliche Quantität von exspirativer Lnft zum An- spruch verwendet wird, dann ist auch das Strohbassregister und überhaupt der ganze Ton» f^g 103 bereich des Individuums auf seiner untern Grenze angelangt. Es liegt non auf der Hand , dass beim Strobbass die durch di^ Glottis- wände gleichsam in abgerissenen Tropfen oder Blasen durchgepresste Luft eben deshalb, weil sie zu keinem zusammenhängenden Strome gelangt, auch nicht die Luftsäule des Ansatzrobrs und Windrobrs in tonende Mitschwin- gungen versetzen kann. Dadurch erhalten (oder behalten vielmehr) die Tone dieses Registers ihr eigenthumliches Gepräge , das gar nicht mehr auf den Namen eines Klanggepräges Anspruch machen kann: die Tone sind, na- mentlich die tiefern, eben ohne Klang, klangleer, welche Eigenschaf) durch das in den Terminus aufgenommene Wort „Stroh** nicht unpassend bezeichnet wird. Es fehlt diesen Tonen die Resonanzfähigkeit, weil dir. Elasticität der sie erzeugenden Gebilde bis zu ihrer untem Grenze gesunken ist. Für die Strohbasstone ist das Ansatzrohr so gut wie vergeblich geschaf- fen worden , weil hier die Luftsäule nicht von vorn herein , von der Glottis aus, in Mitschwingungen versetzt wird. Bei allen diesen phonischen Phänomenen durfte die opponirende Kontrak- tion der die Glottis verlängernden, die Stimmbänder in die Länge spannen- den Muskeln eine nur regulirende, kompensirende, der Druck der Luftsäule ein nur geringer sein, weil der seitliche Elasticitätsmodulus nicht über ein gewisses Maass erhöht, oder eine sekundäre Erhöhung desselben nicht durch verstärkten Luftdruck provocirt, die Scfawingungszahl des Tons dadurch 712 IV. Beobachtnngen und Versuch^^am lebenden Stiainiorgiii. nichterhoht werden soll. Jetzt wollen wir diese Rücksichten fallen lassen^ ak untersuchen, was geschieht, wenn bei sonst gleichen Verhältnissen, aar mentlich bei immer hoch bleibender, wenn auch geringer Verkarzong 4er Glottis, der Antagonismus Seiten der die Glottis verläugerndeo Muskeln frnes Spiel erhält und der Druck und die Masse der ansprechenden Luftsäule bis zu einem gewissen Maximum gesteigert wird. Wir betrachten bei dieser Ge legeuheit die zweite Funktion des Gegendrucks der Stimmbänder auf eio- ander, die in Erhöhung der Scbwingungszahl besteht. Schon J. M ulier stellte den Satz auf, dass tiefe Tone sowohl bei kuiztr als bei langer, hohe Tone sowohl bei langer als auch bei kurzer Slimmiilze erzeugbar sind , wenn nur die Stimmbänder bei langer Stimmritze für kohe Tone zugleich stärker gespannt^ bei kurzer Stimmritze für tiefe Tone völ- lig ersclilafli Aud, Unter Spannung versteht Müller stets die Lfängenspan- nung. £r verkürzte die Bäuder nach Belieben durch Zusamniendiücken der „Lippen der Stimmritze ^^ mittels einer Pincette in dem Ranmc vor deo Stimmfortsätzen> ohne Veränderung der Spannung, und gab den Bäqdeni jede beliebige Abspannung durch Zurückdrücken des Schildknorpels. Durch Anwendung dieser Vorrichtungen will er zu dem vorerwähnten Resultate ge* langt sein. Aber wie stimmt das zu den F errein 'sehen Versuchen über di« Wirkung der Verkürzung der Stimmbänder, welche Müller unter die besten zählt , die je gemacht worden sind , und welche er mit demselben Erfolge wiederholte, der nämlich darin besteht, das die Schwingungszabl des Toned caeteris paribus in umgekehrtem Verhältniss zur Länge des Bandes steht? Sobald jnan die Stimmbänder eines ausgeschnittenen Kehlkopfs ohne Ver- änderung der Spannung, d. h. bei gleichbleibendem Abstand des Pomom von den Stimmfortsätzen, mag dieser anfängliche Spannungsgrad -ein er- höhter oder verminderter sein, durch Zusammendrücken einer Pincette verkürzt, so muss sich der Ton nach Maassgabe dieser Verkürzung erhoben, und wenn zu Anfang die Stimmbänder möglichst erschlafft waren, so ist diese Tonerhohung eine absolute, nicht mehr (wie es bei geringerem Abspaa* nungsgraden möglich i8t)durcb nachtragliche Weilererschlaffung aufzubebende. Liskovius ging einen Schritt wv'iter, als J.Müller, 4ind fand, da» nicht nur die (Längen-) Spannung, allein, sondern auch die „damit verbun- dene^^ gegenseitige Berührung der Stimmbänder tonerhohend wirkt. Er fand bei seinen Versuchen ferner, ebenso wie ich bei meinen, in ziemlich glei- cher Weise angestellten (S. 530), dass bei gleichbleibender Glottislänge, z. B. bei völliger Erschlaffung der Bänder , durch Gegendruck der beiden Stimmbänder aufeinander, also durch Verengung der phonischen Glottis- weite, der Ton allmälig höher wird, bis über eine Oktave. Er fiel aber in denselben Fehler, wie Müller, indem er jedes Stimmband, das durch Längenabspannung verkürzt war, erschlafft nennt, wenn es auch von deo Seiten her möglichst komprimirt ist. lieber das Wesen dieser „seitlichen Spannung*' der Stimmbänder waren beide Phonologen im Unklaren, sowie sie auch keint'U Versuch machten, die durch die hierher gehörigen Experi- mente erhaltenen Ideen für den Mechanismus des lebenden Organs weiter auszuführen. Auch Harless ist auf halbem Wege stehen geblieben. Er hat zwar das Verdienst, zuerst in entschiedener Weise zwischen Verlängerung, Verkür- zung und Spannung der Stimmbänder unterschieden zu haben, er weist zwar, dass Verkürzung derselben mit grosser, Verlängerung mit geringer Tooerbdhende Wirkung des Gegendrucks, der Stimiubander. TIS Spantiofig blieben kann , aber er hat weder die verschiedenen Blemente and Trager dieser „Spannotig^^ noch die daraus möglicher Weise entsprin« gendeu phonisiShen Phänomene genauer analysirt. Wenn bei mittlerer Glottislange oder bei einer geringen Verkürzung der Glottis unter Null der M. cricothyreoideus durch seine Kontraktion sich be- müht, die Glottis zu verlängern, die aber auf* ihrer anfanglichen Länge dessen ungeachtet erhalten werden soll, so inuss sich der M. vocalis gleich- falls zusammenziehen', und zwar muss seine Thätigkeit noch etwas mehr austragen, als die des Antagonisten. Die auf dem Nullpunkte noch etwas offen stehende Glottis wird dadurch geschlossen, die Stimmbäuder, welche vorher schlaff und nachgiebig waren , werden jetzt hart und renitent, ein Lufkstrom, welcher jetzt durch die Glottis getriel>en wird, muss von einem grossem Drucke getrieben werden , damit er die Glottis in für die Eigen- schaften des beabsichtigten Tones gehörigem Maasse offnen und ihre Rän- der oder Wände in Schwingungen von der gewünschten Schnelligkeit ver- setzen könne. Während in unserem vorigen Falle zwei schlaffe, weiche, J«icht verschiebbare Muskeln gegen einander gelagert waren, ohne sonder- lich einander zu drücken , so drücken jetzt zwei härte, der Verschiebung widerstehende Muskelkörper auf einander, die sich nicht mehr so leicht von einander trennen lassen, als vorher, dazu also eines gespanntem Luftstroms bedürfen. Bleibt das gegenseitige Längenspannungsverhältniss der beiden genannten Muskelsysteme dasselbe, der Druck, den beide auf einander ausüben , desgleichen (wir setzen hier also voraus , dass die sphinkterische Aktion der die Stimmfortsätze gegen einander haltenden Muskeln auch un- verändert bleibt), nimmt dagegen der Druck auf die zum Anspruch vorhan- dene exspirative Lufksäute zu, so wird die Glottis während des jetzt eintre- tenden Seh wingungs Vorgangs sich weiter öffnen, die Exkursionen eine grös- sere Amplitude zeigen, und der Ton dadurch grösser^ stärker und höher werden: grösser, weil eine gröss/ere Menge Luft zur Toubildnng verwendet wird, stärker, weil die Luft mehr gedrückt wird und die Exkursionen sich weiter erstreekeb, höher, weil die Geschwindigkeit^ mit der die Luft durch die Glottis streicht, zugenommen hat. Es werden die bei diesem Mechanis- mus erhaltenen Töne um so höher und zugleich stärker ausfallen , je mehr der gedachte Muskelautagonismus Energie entwickeln kann. Die Stellung, welche dabei der Kehlkopf am Halse einnimmt, ist eine verhältniss massig liefe, weil der Schildknorpel und Ringknorpel iixirt werden müssen, damit nicht der Druck der von cftiten kommenden , nach oben drückenden Luft- säule eine der Schwingungszahl des Tones nachtheilige Verrückung dieser Theile bewirken könne. Am ausgeschnittenen Kohlkopf vermochte sowohl Liskovius als auch Ich durch sukcessiven seitlichen Gegendruck jand durch Verstärkung der Lufttension bei gleichbleibender mittlerer Glottislänge einen Tonumfang von mindestens einer Oktave zu erzeugen. Bei der lebendigen Stimmbildung giebt es keine absolute Kehlkopfdisposition, die bei jedem beliebigen Luftdruck- wechs^l unverändert bliebe : für jeden Ton von gewissen Eigenschafken be- steht hier ein bestimmter Mechanismus, bei welchem schwerlich Ein Ele- ment so eigensinnig und hartnäckig in den Vordergrund tritt, wie bei den gedachten 'Versuchen am todten Kehlkopf. Uebrigens nehmen die Töne der bei denselben erhaltenen Reihe immer mehr an Grösse oder Extensität ab, je mehr die Kompression der Stimmbänder zunimmt, ein FaH , der im Le- 714 IV« Beobachtangen und Versuche am lebenden Stiniinoc^D. beo nicht in gleicher Weise vorkommt , in der Regel als Fehler (beioi Ck- sänge) zu betrachten ist, und nur für das Timbre clair eine bedingte Ver- wendung findet, wie wir bald näher kennen lernen werden. Längenspannung und seitliche Spannung müssen, wenn die Tone nor- mal gebildet werden sollen, immer in einem gewissen Verhältniss fo eio- ander stehen. Beide Spannungen zusammen erzeugen zwei einander entge- gengesetzte Bewegungen der Stimmbänder , dergestalt, dass gleichzeitig die Länge der Glottis uni so viel grosser, als die phonische Weite dersel- ben kleiner wird ; dadurch wird die Grosse der verschiedeostufigen Töoe auf gleichem Maasse erhalten. Die auf dem eben beschriebenen Wege am lebenden Kehlkopf erhaltenen Tone sind Brust tone, d. h. durch gegenschlagende Schwingungen erhal- tene Tone, bei welchen sich ausser der obern oder der Rand-Zone auch die mittlere oder der Stimmbandkorper je nach der Luftgebung mehr oder we- niger betheiligt. Der Schwingungszahl nach gehören diese Töne zu deo mittlem des Tonbereichs des Individuums, oder zu den Tönen, in welchen dasselbe spricht, wenn es einen gewissen Ausdruck in seine Worte legen will. Sie sind ausserdem seh well bar er, als die vorigen, den tiefsten des Brustregisters angehörigen Töne. Wir können daher auch den M. vocalis deo schwellenden oder tonverstärkenden Muskel nennen. Ueber die Schwel- lung oder das .Crescendo der Kehlkopftöne haben wir schon früher Eisiges gesagt, und namentlich die Umstände hervorgehoben^ unter welchen ein geschwellter Ton seine Schwingungszahl beibehält Bei gegenwärtiger Ge- legenheit wollen wir über die &ch well barkeit und deren Grade noch Btr was hinzufügen. Wir wissen, dass die tiefsten Töne, deren ein Stimmorgan fShig ist, nicht geschwellt werden können, während die mittlem und hohen Töne eine Schwellung vom pp bis zum ff zulassen, wogegen die höchsten Töne wie- derum wenig Abstufung ihrer Grösse und Stärke erlauben: Zu jeder Tod- sch wellung gehören drei Elemente: das treibende, das schwellende und dis zu schwellende. Das treibende Element sind die Exspirationsmuskeln, welche die inspirirte Luft gegen die Glottis bewegen. Das schwellende Element ist die Luftsäule selbst, welche durch ihren Druck und ihre Bewe- gung wirkt. Das zu schwellende Element sind die exkurrirenden Stimm- bänder, deren Seh wingungsamplitnde vergrössert, d.h. geschwellt werden soll. Es liegt nun auf der Hand, dass die schwelibarsten Töne diejenigen sind, welche sowohl durch sehr schmale, als auch dufch sehr breite Exkursionen sich erzeugen lassen. IMese Eigenschaft ist nicht vorhanden, wenn die Stimmbänder so nachgiebig sind , dass sie schon bei einer geringen Ver- stärkung des Luftdrucks so weit auseinander weichen, dass dadurch die phonische Glotlisweite ihr relatives Maximum überschreitet. Sobald aber die Stimmbänder eineu solchen Spannungsgrad besitzen , dass sie nicht nur schon bei einem sehr niedrigen Luftdruck anspruchsfabig sind, sondern auch, ohne in ihren Elasticitäts- und Kohäsionsverhaltnissen beeinträchtig zu werden, noch bei einem hohen Luftdruck den einmal eingeJeiteten Schwin- gungsmechanismus in seiner Vollständigkeit behalten, dann besitzen die bei demselben erzeugbaren Töne einen hohen Grad von Schwell barkeit. Dabei wird natürlich vorausgesetzt, dass der Vorrath an exspirativer Luft gross genug und die Exspirationsmuskulatur energisch genug sei, um die nötbige Treibkraft zu entwickeln. Schwellbarkeit der Tone. Langenspannoog der Bander. 715 Wir lagen nan dem Sdinmbandermechanisiniis aein \etzteB wesentliches Momeni hinzo, die Langen Spannung. Von jeher bis auf die neueste Zeit bat es anter denen , welche über den Mechanismns des menschlichen Stimmorgans nachgedacht haben, solche ge- geben, reiche die Begriffe Lange and Langenspannnng nicht scharf genug von einander zu trennen Termbchten, and daher bei Erwägung des bekann- ten akustischen Qesetzes, dass eine lange Saite oder ein langes elastisches Band caet. par. einen tiefern Ton gebe, als ein kurzes, so wie der Erfah- rung, dass ein kleinerer Kehlkopf eine höhere Stimmlage bedinge, ein gros- ser eine tiefere, nun auch ohne weiteres Bedenken folgerten, di^s an einem und demselben Kehlkopfe die Stifambänder behufs der Vertiefung des Tones verlängert, behufs der Erhöhung verkürzt werden müssten, ob- wohl bereits vor mehr als hundert Jahren F er rein durch seine klassischen Versuche das Gegentheil mit unumstossl icher Oewissheit nachgewiesen hatte, und alle spatern exakten Forscher zu gleichem Resultate gelangt waren. Ana der neuern Zeit geboren zu jenen Irrlehrern namentlich Husch ke (Cingeweidelehre, Leipzig 1844, S. 246) und Eirel (Stimmfahigkeit, Wien 1854, §. 77). Wir wissen aber, dass elastische Saiten und Bänder, wenn sie in die Länge gespannt und dadurch länger werden, ihren Ton erho- hen , und dass die Stimmbänder des Kehlkopfs von diesem Gesetz keine Ausnahme machen. Bisher stand das elastische Gewebe der Stimmbänder auf oder unter dem Nullpunkt oder Gleichgewichtszustand seiner elastischen Spannung, wäh- rend der Stimmbandmnskel mit oder ohne Gegenzug selten des M. cricothy- reoideus kontrahirt war, d. h. gleiche Länge mit den elastischen Bändern annehmen musste. Jetzt wird durch die in den Vordergrund tretende aktive Zusammenziehung der Kehlkopfheber und des M. cricothyreoideus der Ab- stand zwischen Stinimfortsätzen und Schildknorpelwinkel vergrossert, und somit die Stimmbänder in die Länge gespannt, das Ligam. conoideum ab- gespannt. Der M. vocalis wird in allen Fällen durch die Verlängerung, die er erleidet, dunder, der Querschnitt des ganzen ßtimmbands kleiner, der Gegendruck, den die beiden mittlem Zonen der Glottiswände aufeinander ausüben sollen, wird dadurch um so schwieriger, je mehr jene Lnngenspan- nung austrägt , jedenfalls wird diese mittlere Glottiszone in gleichem Ver- bähniss schmäler. Im Uebrigen spielt jetzt der M. vocalis die Rolle eines Antagonisten, denn er strebt durch seine Kontraktion die Glottis zu verkür- zen. Es liegt daher ganz in seiner Wilikühr, ob er sich reaktiv kontrahireu soll oder nicht: eine Nothwendigkeit dazu ist wenigstens nicht vorhanden. £s kommt jedoch ausser dem Willen noch auf gewisse sekundär-antagoni- stische Einflüsse an, ob der M. vocalis seinen Elasticitätsmodulus erhohen, ob hiernach \die Glottiswände an seitlicher Spannung gewinnen sollen, oder nicht. Diese Einflüsse sind: vermehrter Seitendruck der Luftsäule, welcher die Glottis wände zu weit von einander zu entfernen strebt; und das Bedürf- niss die (nur wenig verlängerte Glottis) mehr zu verengen, woforn zur Ton- bildung nur wenig Luft auf einmal verwendet werden soll. Durch die Längenspannung wird, wie wir längst wissen, der Ton, den die einander hinlänglich genäherten Stimmbänder, wenn von einer Luftsäule iDtonirt , geben , in einem derselben so ziemlich entsprechenden Verhältniss erhöht. Die Stimmbänder verhalten sich hier im Allgemeinen, wenn wir von dem Einflüsse des muskulösen Bestandtheiis derselben einstweilen absehen, 716 IV. Bebbacbiungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. wie andere elastische Membranen oder Saiten, welche gleichfalls höbert Tone geben , sobald sie in ihrer Längenaxe gespannt oder in ihrer Masse verdünnt und so ansprnchsfähiger gemacht werden. Im lebenden Organ tre- ten aber- noch einige andere Eindusse dazu. Wahrend bei Verkürzung der Stimmbänder unter Null die Spaouang de» elastischen Ueberzugs derselben abnimmt, die des Muskelkorpers zunimmt, wenn auch in verschiedenem, je nach dem Grade des reaktiven Gegenzog^ Seiten des Cricotbyreoideus wechselndem Verhältniss, wahrend aaf dem pho- nischen Nullpunkt in dieser Hinsicht ein Gleichgewichts verhaltniss stattfin- det, so nimmt jetzt bei Yerlangernng der Glottis über Null, die Spannung der elastischen Bander zu, die des Muskelkorpers ab. Letzterer wird zwsr eben so weit verlahgert, als erstere, aber er gewinnt dadurch nichtaau elas- tischer Spannung, die er einem andern Körper gegenüber geltend niacheri konnte; nur wenn er sich diesem Zuge widersetzt, ihm also nicht passiv folgt, sondern den Raum, welchen der an ihm/iehende Korper durchlanfi. zu verkürzen strebt, dann erhöht sich seine elastische Spannung, und es summirt sich dieselbe mit der des elastischen Ueberzugs. Dass diese verschiedenen Zustände, unter den sich der M. vocalis, und zwar nach eigener Willkühr, befindeukann, aufdenPhonalionsakt von erheb- lichem Einfluss sein müssen, haben wir schon einigemale angedeutet. Wir haben gelehrt, dass bei aktiver Spannung des M. vocaHs die sogenannten Brusttöne sich bilden, bei Mangel dieser Spannung Fisteltöne. Wir haben ferner nachgewiesen, dass dieser Unterschied des Schwingungsmechanismus zunächst auf Aenderung der Anspruchsfähigkeit der Glottis und auf der Schwingungsleitungsfäbigkeit der Bänder beruht. Diese Fähigkeit nun, zweierlei Tonregister bei verschiedenem Luftanspruch zu bilden, hängt hier wesentlich von der Zuschärfung des Winkels ab, unter welchem beim Phonationsprozess die obere und innere Fläche des Stimmbanda zusammen- stossen. Erst wenn dieser Winkel so weit reducirt oder zugespitzt worden ist, dass bei dem ohne aktive Spannung des M. vocalis bewirkten Glottisachluss, der hier mit dem Toneinsatz zusammenfällt, nur die beiderseitigen obero Zonen sich berühren, ist das Falset möglich. Diese Reduktion beginnt aber erst vom Nullpunkt an in der bezeichneten registrirfähigen Weise. Denn bei Verkürzung der Glottis unter Null ist der Stimmbandmuskel unter allen Um- ständen verdickt, und bewirkt beim gewöhnlichen phonischen Glotiisachluss eine gegenseitige Berührung der beiden obern und mittlem GlottiszoneO} die sich durch Veränderung des Luftanspruchs nicht oder nur ausnahmsweise in eine blosse Berührung der beiden obern Zonen umändern lässt. Hier kann nur ein dickerer, wenn auch nicht sonderlich gespannter Luftström legitime Glottisschwingungen erzeugen; die Randzone allein ist nicht an- spruchsfähig. Daher reicht die untere Grenze des Fistelregisters eines indi- viduellen Organs nicht unter den Nullpunkt desselben. Die Stimbänder gerathen also unter allen Verhältnissen durch den Im- puls der durch sie streichenden Luftsäule nur so weit in primäre Zongen- schwingnngen , als sie elastisch gespannt und mithin anspri^chsfihig sind. Besitzt nur die Randzone diese Eigenschaft, die mittlere, den grössern Tbeil des M. vocalis begreifende Zone nicht, so schwingt nur erstere; ist aber letz- tere mitgespannt, so schwingt sie auch mit. Weil in ersterem Falle der schwingende Körper einen weit geringem Querschnitt besitzt, als in I^^tzlr- Fernere Unterschiede des MechanisniUB beider Register. 717 rem, fio niuss die Schwingnngsxahl de9 durch seine Vibrationen ersengten Tons hoher ans&llen, als im andern Falle, wo der Querschnitt betrachüich grosser ist Aber es kommt hierbei bekanntlich auch auf den Qrad der seit- lichen Spannung oder des st^itlichen Elasticitatsmodolus an. Ist derselbe gering, wie er es sein muss, wenn der M vocalis schlaff ist und keinen Wi- derstand dem nach oben und aussen gehenden Druck der LuAsauIe entge- gensetzt, so krümmt sich die Glottiszone bei ihren Schwingungen um, eben so, wie wir es bei unsern mit hohem Register schwingenden elastischen Dop- pelznngen beobachtet haben, die phonische Glottisweite nimmt im Verhält- niss zur Bandertpannung nnd zur Lufttension mehr zu, der Ton wird da- durch höher, weicher, intensitätsärmer, weuiger schwellbar, kurz, er be- kommt alle die Eigenschnften , die wir an den Fisteltonen kennen. Bei den Brusttönen dagegen ist Alles unkgekehrt. Hier sind, wie wir schon früher nachgewiesen haben, zwei Elasticitäten thätig, eine mit longitudinaler, eine mit transversaler Axe , welche in ihrer Zusammenwirkung den Elasticitäts- moduius des ganzen Stimm bands. so weit es anspruchsfähig ist, erhöhen, Tiellcicht verdoppeln, demnach den Widerstand, den es der Luftsäule ent- gegeosetzt, in gleichem Maasse vermehren, dadurch den Tonkörper vergrös- sern und die Schwingungen in demselben Verhältniss verlangsamen, aber auch dem Tone diejenigen Eigenschaften geben , an welchen wir den Brust- ton erkennen. Vom phonischen Nullpunkt der Glottis an steigt das Brustregister etwa 1^2 Oktave aufwärts, das Falsetregister dagegen, welches hier erst anfangt, über 2 Oktaven weit. Dieser Erhöhungsbetrag wird für das Brnstregister zu- nächst und hauptsächlich durch die Längenspannung der Stimmbänder be- stimmt, für die höhern Töne des Falsetregisters ausserdem wesentlich durch eine mittels Kompression erzielte langen- Aliquottheilung oder Verkürzung derselben, wie sie beim Brustregister nicht statthaft ist. Rechnen wirdieaufletz- teies Motiv kommenden Tonstufen (Kopfregister Garcia^s) ab, so bleibt für das Falset im engern Sinne nur eine Reihe von höchstens eben so viel Tö- nen, als die entsprechende Reihe des Brustregisters beträgt, übrig, welche mittels Längenspannung der Stimmbänder erzeugt werden können. Beden- ken wir nun, das für das Falset register die Bänder weiter in die Länge aus- gezogen werden können, als für das Brustregister, wo die antagonistische Kontraktion des M. vocalis die Länge der Bänder fortwährend zu verrin- gern oder deren Verlängerung zu beschränken strebt, so stellt sich heraus, dass die Stimmbänder für eine gewisse Tonstufe des Falsets sich um ein grösseres Stuck verlängern müssen, als für eine gleiche Tonstufe der Brust- scala. Diese Ansicht gewinnt nicht nur durch die am lebenden Organ von ans gemachte Beobachtung Bestätigung, dass der Kehlkopf bei aufsteigen- der Fistelscala caeteris paribus lebhaftere Bewegungen nach auf- und vor- wärts am Halse macht, als bei der Brusttonscala,' sondern stimmt auch mit dem gleichfalls von uns gefundenen Erfehrungssatze überein, dass behufs der Brosttöne der Elasticitätsmodulus der Stimmbänder höher steigt, als behufs der Fisteltöne. Die von uns in Vorigem (S. 685) mitgetheilten Versuche ha- ben uns aber gelehrt, dass Bänder von höherem Elasticitätsmodulus caete- ris paribus durch eine zur Erreichung einer gewissen Tonstufe nöthige Län- genspannung weniger an Länge gewinnen, i^s Bänder von geringerem Elas- tidtätsmodultts. Ferner haben wir gefunden und gelehrt, dass beim Falset die Bänder in geringerer Breite schwingen, als beim Brust regist er. Auch 718 VI. Beobachtaogen nnd Versoche am lebenden Stimmorgui. dieser Satz stammt mit dem Resalate der letxtern Versoche übereio, welche« lehrt, dass caeteris paribas Bänder von geringerer Breite weiter in dk Länge ausgesogen werden müssen, nm bis. bis zu. ihrem Altissimnm tu ge- langen , als Bänder von grosserer Breite. Aus allen diesen Untersuchungen geht hervor , dass beim Brastregbter des menschlichen Stimmorgans ein breiterer und dickerer Schallkorper schwingen muss, als beim Falsetregister. Aber der Umfang ^es Brnstre^ ters wurde gewiss verhältnissmässig noch mehr aastragen,|als der desFabets, und die Stimmlage des erstem würde yerhältnissmässig noch tiefer tercs herabreichen , wenn nicht die Zunahme an Didte der Scii beim Brustregister durch einen Korper von im Allgemeinen geringerer EJas- ticität bewirkt würde. Das elastische Gewebe des Stimmbänderappaiats steht bei den Paralleltonen (s. 8. 622) auf einem und demselben SpannnogB- grade, das Muskelgewebe desselben wechselt seine Spannung und seiiwo Elasticitätsmodulus je nach dem Tonregister und selbst nach der Scliwio- guDgssahl des einzelnen Tones. Aus diesem Grunde können auch die Paral- leltone nicht immer 1 Septime oder 1 Oktave auseinander liegen; so hodi kann der Abstand nur ausfallen , wenn die 2U der des elastischen Apparats tretende aktive Spannung des M. vocalis ihr Maximum von Touverti^asg»- fähigkeit erreicht hat. Dies geschieht aber dann, wenn die Stimmbändet auf die Hälfte der ihnen vom Nullpunkt an überhaupt durch die dispouibeln Mittel (*rreichharen Verlängerung gekommen sind. Denn dann Termogeo sowohl die die Stimmritze verlängernden Muskeln nach der einen, als auch der M. vocalis nach der andern Richtung hin sich mit gleicher Bnei^e zu- sammenzuziehen, und die longitudinale Elasticität der Stimmbänder stellt mit der latitudinalen auf gleicher Hohe. Wenn nun , wie wir gelehrt bar ben , der funktionelle Zutritt der letztern Blasticität zu ersterer eine die Wel* lenbewegung verlangsamende Wirkung ausübt, so mnss diese Yerlangsar mung am ergiebigsten ausfallen, wenn die latitudinale Elasticität am meisten wirken kann. Dies kann sie aber nur in dem angegebenen Falle, denn weaa die Stimmbänder kürzer geworden sind, dann fehlt dem M. vocalis der aor EntwickeluDg seiner Energie erforderliche Antagonismus, und wenn sie laa- ger gezogen sind, dann ist der Antagonismus stärker, als dass er, d. b. er allein, zumal bei der vorhandenen passiven Ausdehnung seiner Fasern, fibig wäre , einen Gegenzng auszuüben, der dem bei geringerer Verlängerung der Bänder möglichen gleichkäme. Aber bevor wir in diesem Thema weiter gehen können , müssen wir aof die sich uns hier aufdi ängende Frage antworten , ob nicht neben der Lao* genspannung der Stimmbänder und der Kontraktion der Stimmbandmnskdi anch eine Verkürzung dieser Organe, bei gleichbleibender elastischen Spaa* nnng derselben, den Ton erhöhen kann, und ob aqsser den überhaupt von uns bisher aufgeführten nicht noch andere tonabstufeude Elemente ezistireo. Zn ^esem Zwecke müssen wir vor Allem die Modifikationen des Volomei» vM der Tension (Vis a tergo) der die stehenden Schwingungen der Sömai- bänder erregenden und unterhaltenden Luftsäule, so vne des Gegendruck« (Vis a latere), den dieselbe erleidet, etwas näher, als es bisher von uns ge- schehen ist, ins Auge fassen. Die inspirirte Luft, oder der gesammte LufUnhalt der Langen nach einer Inspiration steht vom ersten Augenblick der Exspiration an unter einem fortwahrenden Drucke von Seiten der Thorax- und Bauch Wandungen, de- Funktion des Luftdrucks und des Gegendrucks. 719 ren Muskeln sich zusammensiehen. Mittels dieses Druckes (Vis a tergo) wird die Luft ans den Lungen in die Luftröhre und aus dieser in die Glottis ge- trieben; Je enger die Glottis, d. h. je gespannter ihre Wandungen, je fester der Schluss der Stimmfortsätze , und je geringer der auf die vorhandene Laftmj^e ausgeübt Druck ist, desto langer lässt sich die (phoniscbe) Exspiration fortsetzen, desto langer lasst sich der eingesetzte Ton aus- halten ) der unter diesen Umständen piano oder pianissimo ausfallen und diesen niedrigen Grad der Tonstarke behalten wird, so lange der Druck, unter welchem die exspirative Luftsaule steht, nicht vermehrt, und die Span- nung, welche die Glottisdimensioncn bestimmt, nicht verändert wird. So- bald aber der exspirative Luftdruck zunimmt, während die Spannung der Glottiswände dieselbe bleibt, und der Kehlkopf seinen Standpunkt am Halse nicht verändert , wird der Ton nicht nur stärker, sondern auch hoher werden , weil durch die Vermehrung des Drucks , den die Luftmasse erlei* det, auch die Ausflussgeschwindigkeit der Luftsäule erhöht wird, weil sich also in der Glottis die Luft mit grosserer Geschwindigkeit bewegt , und die von diesem Strom getroffenen Stimmbänder auch, so viel sie vermögen, an dieser Bewegungsbeschleunigung Theil nehmen müssen. Wird dagegen in demselben Verhältniss, als diese Druckverroehrung uud Beschleunigung der Luftsäule 'austrägt, die Spannung der Glottiswände vermindert, so wird der Ton, trotz seiner Verstärkung, dennoch seine Schwingungszahl beibehal- ten. Da nun , wie wir gezeigt haben, durch Herabziehung des Kehlkopfs die Glottis verkiirzt und dadurch die Glottiswände erschlafft wei'den , so be- greifen wir, weshalb beim Crescendo eines/? eingesetzten (Brust-) Tones der Kehlkopf fallt — Das Umgekehrte findet beim Decrescendo statt Sobald der exspirative Luftdruck abnimmt und der Kehlkopf seinen Standpunkt am Halse nicht verändert, wird der Ton nicht nur schwächer, sondern auch t\ef&r werden, weil durch die Abnahme des Drucks, welche die Luftmasse erleidet, auch die Bewegung der Luft durch die Glottis verlangsamt wird, und die Stimmbänder in einem langsamer sich bewegenden Luftstrome nicht mehr so schnell schwingen können, als vorher. Wird dagegen in gleichem Verhältniss dieser Drucks- und Bewegungsabnahpie die Spannung der Stimm- bänder erhöht, so wird der Ton trotz seiner Absch wachung doch seine Schwingungszähl behalten. Durch Aufwärtsziehung des Kehlkopfs wird aber die Glotiis verlängert, daher sehen wir den Kehlkopf bei Abnahme des Athems und Tones steigen. Während die in Exspiration begriffene Luftmasse im Thorax sich nicht nur nach oben und seitwärts, sondern auch nach unten zu expandiren strebt, ist sie, in die Luftröhre getrieben, in einer nur aufwärts gehenden Bewe- gung begriffen; sie wird von unten nach oben gedrängt, übt aber dabei auch ihrerseits einen Druck gegen die Wandungen des untern Theils des Kehlkopfs aus, so weit sich dieselben der aufwärts gehenden Bewegung der Luft widersetzen. Da nun der Kehlkopf auf der nachgiebigen Luftröhre auf- fi^itzt, so wird durch diesen Luftdruck der Kehlkopf, sobald er nicht durch anderweite Kräfte festgehalten wird , nach oben bewegt werden , wobei die Lufb*6hre länger werden muss. Ausser diesem nach aufwärts gehenden Druck übt aber die exspirative Luftsäide auch einen Seitendruck auf die Luft- röhren- und Kehlkopf wand ung aus , welchem diese nach Maassgabe ihres Blasticitätsmodnlus mehr oder weniger Widerstand leistet • Dieser Seiten- druck muss um so grösser ausfallen , je mehr die Luftsäule an ihrer Auf- 720 IV. Beobachtungen und Versacbe am lebenden Stimmorgan. wartsbewegong behindert wird, je enger also die Anaflussmondang, die Glottis^ je hoher ferner der Druck ist^ anter dem die gesammte Luft- säule steht, und je mehr dem aufwärts gehenden Druck derselben in seinem Streben nach Verlängerung der Luftrohre Widerstand geleistet wird. Unter diesen Umständen wird sich die Luftröhre erweitern, wenn sie sich nicht verlängern kann ; sie wird sich dagegen verlängern , wenn die Laftsäule in ihrem Streben nach Aufwartsdrängnng des Kehlkopfs noch durch ander- weite Kräfte unterstuzt wird. Verlangern kann sich aber die Luftröhre nicht, ^enn der Kehlkopf durch Muskelkraft auf einer gewissen tiefen Stellung festgehalten wird; erweitern kann sie sich nicht, wenn der Kehlkopf behufs der Unterhaltung einejs dünnen , mit vermehrter Schnelligkeit durch die ver- engte und verkürzte Glottis zu treibenden Luftstroms aufwärts gezogeji wird. Ist der Seiten druck sowohl, als auch der Aufwärtsdruckein geringer, ist dem- nach die Bewegung der Luftsaulein der Glottis retardirt, und sind die Glottis- wande wenig gespannt, wie es für die Erzeugung der tiefen Brusttöne erforder- lich ist, so muss der Kehlkopf schon deshalb eine tiefere Stellung am Halse ein- nehmen , weil die Luftröhre hier verkürzt und zugleich erweitert werdeo muss, indem bei grösserer Lange derselben der von unten (von den Exspi* rationsmuskeln) der Luftsäule mitgetheilte und sich bis zur Glottis fortpflan- zende Druck nicht einmal mehr mit dem zur Erzeugung der Vibrationen der Stimm^änder erforder^chen Drnckgrade an letzteren ankommen, und weil bei engerem Kaliber der Luftröhre nicht mehr das erforderliche Laftquao- tutti auf einmal durch die Glottis entweichen würde. Aber die Stellung des Kehlkopfs steht noch in einer andern Beziehuog zur ansprechenden Luftsäule. Wir haben die Beobachtung gemacht, daas man fast alle Töne, sowohl des Brust-, als auch des Fistelregisters, mit zweierlei Timbre erzeugen kann, welche wir nach Garcia*s Vorgänge das dunkle und das helle genannt haben. Als sichtbares Unterscheidongsinerkmal dieser beiden Timbres fanden wir den Unterschied des Stands des Kehlkopfs, welcher beim dunkeln Timbre im Allgemeinen tiefer, als beim hellen, steb% und für die Tonabstufungeu sich zwischen weit engem Grenzen bewegt, als es für das helle Timbre. geschieht Auch kam es uns vor, als ob- behufs der Erhöhung der Schwingungszahl der mit Timbre clair zu erzeugenden Töne der Kehlkopf mehr am Halse hervorzutreten pflege , als beim Timbre obscur; endlich fanden wir„dass bei letzterem eine grössere Quantität Luft verhältnis^mässig in Klang gesetzt wird , als bei ersterem. Wir haben jetzt dem Grund dieser Erscheinungen nachzuforschen. Die Erfahrung lehrt, dass man caeteris paribus eine grössere Anzahl Töoe in einem Athem mit Timbre clair erzeugen kann, als mit Timbre obscur, aus welchem Grunde die Sänger auch für das sogenannte Parlando und ähnliche Vortragsweisen sich des Timbre clair zu bedienen pflegen. £s kommt dem Ohre des Zuhörers hier vor, als ob die Töne hier mehr aof der Oberfläche des Stimmorgans lägen, aus einer geringern Entfernung kämen, durch eiucn leichtern Mechanismus erzeugt wurden u. s. w. Das Zengniss des Ohres lässt sich aber nicht Lügen strafen. In der That kommen die Töne, die das Timbre, dair an sich tragen, aus einer .geringeren Entfernung an das Ohr des Zuhörers, weil der Kehlkopf des Sängers dabei höher steht, als für Töne mit Timbre obscur; sie sind beweglicher, d. h. die Organe, welche sie erzeugen, bewegen sich mit grösserer Leichtigkeit, die Bewegun- gen sind leichter ausführbar, damit sie unter einander in grösserer Schnei- Meciianismas der beiden Timbres. 721 ligkeit abwechseln können , es dürfen also hier von den betheiligten Mus- keln keine so grossen Massen bewältigt werden, als beim Timbre obscur, weil sonst die Organe mehr Zeit brauchen und schneller ermüden würden. Offenbar wird also beim Timbre clair für einen gewissen Ton weniger Luft in Klang gesetzt, als beim Timbre obscur. Ein dünnerer Anspruchslaft- strom kann aber auch nur eine dünnere Glottiszone in Bewegung setzen. Soll aber eine dünnere Glottiszone die der gewünschten Schwingungszahl entsprechende Spannung erhalten, so mass sie, unsern Versuchen (S. 683) zufolge, mehr in die Länge gezogen werden. Daher muss die Glottis beim Timbre clair behufs der Tonerhöhung verhältniss massig länger sein, als beim Timbre obscur: aus diesem Grunde geschehen hier die Auf- und Nie- dergänge des Kehlkopfs behufs der Erhöhung und Erniedrigung des Tones in weit grössern Schritten , als es beim Timbre obscur zu beobachten ist. Die elastische Portion der Stiftimbänder wird also für die Touerhöhung verhältnissmässig mehr in die Länge gespannt, als die muskulöse sich zu- öaromenzieht, die ganzen Stimmbänder sind also verhältnissmässig mehr in die Länge gezogen, also dünner, daher der Ton zarter, kleiner, bewegli- licher, die Yokalisirung (für a, e und i) reiner und deutlicher. Da aber das Maximum der Yerlängbarkeit der Stimmbänder hier bereits auf einer tiefern Tonstufe erreicht wird, so kann auch das ganze Register auf diesem hellen Timbre nicht so weit nach oben getrieben werden, als auf dem dunkeln. Da die Stimmbänder mehr in die Länge , als in die Breite und Dicke ge- spannt sind, so lässt sich auch die Schwingungsamplitude nicht so weit treiben: die Töne vertragen keine so staike Schwellang. Der Winkel, unter v?i'lchem die unterq oder innern Flächen der Stimmbänder w^ährend der Pho- nation einander zugeneigt sind , ist hier ein grösserer, ein Querschnitt der Bänder zeigt eine schärfere Zuspitzung nach innen, als beim Timbre obscur. Bei zu starkem Luftdruck schlagen daher die dünnern Stimmbänder, weil die seitliche Spannung des M. vocalis überwunden wird, leichter um,' wo- durch der Ton ins Falset umspringt. Beim Timbre obscur wird mit einem grossem Luftreservoir operirt. Die Inspirationen sind tiefer, der Kehlkopf wird dadurch gleich von vorn herein auf eine tiefe Stellung gf>bracht, und in derselben so viel als möglich erhal- ten. Die Länge der Glottis ist daher im Allgemeinen eine geringere, alt beim Timbre clair, dafür tritt die feaktive Kontraktion des M. vocalis mehr hervor, die seitliche Spannung der Bänder ist erhöht, letztere sind dicker und renitenter geworden, sie erfordern eine grössere Quantität von Luft zum Anspruch, setzen aber auch dem andringenden Luftstrom einen grös- sern, nachhaltigem Widerstand entgegen. Die Stimmbänder geben der an- sprechenden Luftsäule weniger nach, gerathen dafür aber auch, einmal in Bewegung gesetzt, in verhältnissmässig schnellere Schwingungen, weil eine grössere Lufttension erfordert wird, sie überhaupt in Schwingungen zu brin- gen , als es beim Timbre clair der Fall war. Auf diese Art wird es möglich, nicht nur den Ton trotz der geringern Länge der Bänder auf mindestens dieselbe Schwingungszahl, das ganze Register auf mindestens dieselbe Ton- tage oder Stimmung zu bringen , wie beim Timbre clair, wo die Bänder cae- leris paribus länger gespannt sind , sondern auch dem Tone den vollem, nachnaltigern Klang zu geben, welcher das Timbre obscur charakterisirt Bei einem hohen, kräftigen, das Timbre obscur an sich tragenden Tone finden wir fast jeden Muskel in und am Kehlkopf in bedeutender Spannung ; 46 722 IV. Beobachtungen and Versuche am lebenden Stimm organ.. der Kehlkopf steht Eierolich tief am Halse durch die TerschiedeneD Moskel- antagonismen festgestellt, so dass ihn auch der stärkste Druck der exspin- tiven Luftsäule nicht von der Stelle bringen kann : die seitlichen I>ruckmB£- keln sind dabei naturlich auch in voller Thätigkeit. Da die Siimmbander dabei schwerlich bis zu ihrem Maximum in die Lange gezogen sein kön- nen, weil sonst ein ganzes System von Muskeln (die Herabzieher des Kehl- kopfs) ausser Thätigkeit hatte gesetzt werden müssen, so müssen wir ao- nehmen , dass sie hur auf halber Längenspannung stehen , wobei das, was ihnen an den tonerhohenden Eigenschaften abgeht, durch die reaktive und antagonische Kontraktion des M. thyreo-arytaenoideus (in- et extemos) und des Cricothyreoideus, sowie der übrigen Hülfsmnskeln derTonerhobung supplirt wird. Es wird hierdurch, nur in weit voUkommnerer, zweckmässig gerer Weise, dieselbe Wirkung erzielt, wie wir sie am todten Kehlkopf durch einen von oben oder von den Seiten her auf die Stimmbänder einwirkenden Druck zu erzeugen suchten. Die Stimmbänder werden dadurch dem andrin- genden Luftstrome mehr entgegengerückt, am Ausweichen und Anfblähea verhindert, und dadurch nicht nur ihre Schwingungszahl erhobt, sondern auch der Ton voller und kräftiger gemacht. Die Stimmbänder bilden hier eine dicke, feste Masse , ohne dass die keilförmige Gestalt des Querschnitte verloren geht: alle vier tonerhohenden Momente (Längenspannung der Bän- der, Kontraktion dos M. vocalis, Seitendrnck der Luftsäule, Gegendruck Seiten der Glottiswande) operiren gleichmässig, so viel sie vermögen, zu- sammen, und so ist es nicht zu verwundern, dass mittels des Timbre obseor der Ton sogar hoher getrieben werden kann, als mittels' des l^tnbre clair, obgleich bei diesem die Längenspannung der Bänder grosser ist, als bei je- nem. Sobald aber nur eines jener 4 Momente nachlässt, ist schon die Be- dingung der Tonabnahme, sei es an Stärke oder an Hohe, gegeben Dana wird aber auch der ganze übrige Mechanismus sofort geändert Denn wenn z. B. der Tun schwächer werden soll, ohne an Hohe zu verlieren, so nimmt der Druck der Luftsäule ab, eben so der reaktive Gegendruck der Glottis wände, der M. vocalis lässt in seiner Kontraktton (welche diesen Gegendruck grossentheils vermittelt) nach, dafür zieht sich der M. cricothy- reoideus mehr zusammen (wobei die Herabzieher di s Kehlkopfs verhältniss- mässig an Spannung nachlassen müssen), die Stimmbänder werden so ver- haltnissmässig mehr in die Lange, als ip die Breite gespannt, und die ge wünschte Toneigenschafk ist fertig. Am merklichsten ist die Relaxation des M. vocalis und die dadurch und durch kongruente Mehrkontraktion des Muse, cricothyreoideus etc. bewirkte Verlängerung der Glottis, wenn decrescendo zugleich die verfügbare Exspirationsluft erschöpft ist: hier ist das Steigen des Kehlkopfs noch auffallender. Der Winkel, unter welchem die beiden Innern Stimmbandflächen zu ein- ander stehen, ist hier im Allgemeinen ein spitzerer, als beim Timbre clair. Dadurch wird de^ Anspruch erleichtert, was auch wegen der grosseren Lult- masse, die hier zur Intonation erfordert wird, nothig ist. — Die Tone mit Timbre obscur sind caeteris paribus grosser, voller, runder, nachhaltiger. ausdrucksvoller, als die mit Timbre clair, aber auch schwerfälliger, nicht so prompt ansprechend und nicht so leicht beweglich 4ind traktabel. Von den Vokalen werden am liebsten o und u mittels dieses Timbre gebildet S. hier- über die Physiologie der Spracblaute. « Vergleichung der Stimmritze mit Orificium ani. 723 lieber die beiden Timbres beim Fallet werden wir gleichfalls bald noch einige Mittheilungen machen. Betrachten wir jetzt noch einmal die Kooperation des Anspruchsluftstroms und der beiden Stimmbandmuskeln vom schwachen Einsetzen des Tones bis zam möglichen Fortissimo desselben und dem darauf folgenden Abnehmen- und Erlöschen des^Tones. In dieser Hinsicht lässt sich der M. cricothyreo- arytaenoideus , natürlich in Verbindung mit dem M. ary-arytaenoideus, als ein System von Sphinkteren oder Ringmuskeln betrachten, welche ihre volle Thätigkeit erst dann entfalten, wenn der Raum, den sie umschlies- sen, gehörig von dem von ihnen zu promovirenden oder zu emittirenden Ma^ terial ausgefüllt und ausgedehnt worden ist. Es durfte zur genauem Ein- sicht in die hier stattfindenden Verhältnisse und Vorgänge nicht unangemes- sen sein , eine Vergleichung der menschlichen Glottis mit dem Orificium ani, der Phonation mit der tönenden Emission der Darmgase, anzustellen, zu- mal da letzterer Vorgang der direkten Untersuchung zugänglicher ist, und ja ge wisser maassen auch in das Gebiet der Anthropophonik einschlägt. Wäh- rend bei den Kautschukzungen das rein elastische Material in den Vorder- grund trat, kommt hier vorzugsweise das muskuläre Element als das die Tonschwingungen vermittelnde Material zur vergleichenden Beobachtung. Der Mastdarm (Intestinum rectum) mit seiner Oefifnung (Orificium ani) stellt ebenso gut ein Blasinstrument vor, als die Luftröhre mit der Glottis, nur dass die wesentlichen Glottisorgane nicht so elastisch und überhaupt nicht so tongerecht vorgerichtet sind , als am Stimmorgan. Nach Hyrtl ist im Indifferenzzustande nicht nur das Orificium ani, sondern auch der ganze Mastdarmkanal , so weit er gerade (Rectum) ist , geschlossen , aber so , dass einQuerdarchschnitt desselben nicht ritzenförmig, wie die geschlossene Kehl- kopfglottis, sondern sternförmig aussieht; d.h. es bilden sich durch die nach Entleerung des Mastdarms eintretende Kontraktion der Kreismuskeln des Mastdarms mehrere Längen - und Schrägfalten der Mastdarmwand , die bei ihrer Zusammenlegung diesen Cylinder etwa eben so schliessen , wie den Hals eines Beutels das darum geschlungene, ihn zusammenschnürende Band. Ist nun die oberhalb dieser geraden Partie des Mastdarms gelegene Curva- tura sigmoidea mit Gas bis zu einem gewissen Grado. ausgedehnt, sind be- reits auch die Kreisfasern des M. sphincter ani superior in gleichem Grade ausgedehnt und verlängert (oder der von ihm gebildete Ring erweitert)* er- wacht das Bedürfniss, sich jenes Inhalts zu entledigen, so wird die Masse des zu Entleerenden zunächst durch eine Zusammenziebung der oberhalb derselben liegenden Kreisfasern demarkirt, und zugleich ein Stück nach un- ten in die girnde Abtheiinng des Mastdarms getrieben, dergestalt, dass nun das Gas dessen Wände auszudehnen und auszuweiten beginnt. Jene Kon- traktion der Kreisfasern schreitet wurmförmig tiefer herab, so dass das einge- engte Gas endlich auch die untern Fasern des Spincter internus (die Plica annularis) dilatirt, und der bisher halsförmig (analog dem Collum uteri) zu- sammengezogene SphincttT externus nebst dem damit verbundenen Schleim- hautwalste in zwei (oder drei) nebeneinander liegende, eine Ritze zwischen sich lassende Lippen oder Stimmbänder verdünnt und ausgedehnt wird. Ist nun diese Stimmi-itze zum A^nspruch, d. h. zum Durchgange des Gases, vor- bereitet, und sind die beiden Anusmembranen frei von katarrhaler An- schwellung; so öffnet sich bei fortgesetzter, nicht zu sehr sforzando gegebe- ner Kontraktion der die jetzt unmittelbar hinter den Glottismembranen 46* 724 IV. Beobachtungen und Vefsache am lebenden Bdmmoi'g&ik (Stimmbändern) liegende und gegen sie drängende Gaamasse amscblie^neD- den Ej-eisfasern, die bis jetzt noch durch eihcn zu denselben senkrechten Langenzug der Sphinkterfasern, welche jetzt die Rolle des M. vocalis spielen, geschlossen erhaltene Atterspalte, wenn auch noch nicht in ganzer Länge; ' und ein geringer Theil des Gases entweicht bei richtigen Tensionsverhäli- nissen mit einem Tone, der gewöhnlich sehr hoch Ijegt, und mit dem Fistel- register verglichen werden kann. Die Glottisränder stehen in diesem Falle noch auf zu hober sphinkterischer Kontraktion, als dasssie, wenn die Kontraktiou der ausgedehntem tiefern Sphinkterfasern mit gehöriger Zurückhaitang bewirkt wird, das Gas also mit geringerer Tension auf dieselben einwirkt, in ganzer LängeinSchwingungen versetzt werden konnten. Bei stärkerer, ausgiebigerer Kompression des angefüllten Mastdarms dagegen weichen die Glottisränder vollständig von einander, das Gas dringt mit kräftigerer Tension durch, und bringt dieStimmbändcr in ausgiebigere Schwingungen, wobei der anfängliche Ton sich, oft mit einem Sprunge, vertieft, starker und voller wird, und ein Timbre zeigt, das sich mit dem des Brustregisters Vergleichen lässt. Ist das disponibel! Gas fast ganz entleert, hat sich der Mastdarm mit seinem innern Sphinkter fast ganz zusammen gezogen, so faltet sich auch der Spbincter extern us wieder, die bisherige Spalte verwandelt sich wieder in einen Stern, die Glottismembn- nen haben sich wieder in irreguläre, gegen einander gelegte Wände gefallet welche keine Elasticität mehr entwickeln können, der Rest von Gas wird durch dieselben mit geringer Vis a tergo durchgetrieben, wobei ein trocke- ner, rasselnder, klangarmer Ton von grosser Tiefe gebort wird, welcher ganz unverkennbar dem Stroh bassregister angehört. Mit dieser Tonquali- tät ist das Phänomen, das sehr oft in dieser Vollständigkeit beobachtet werden kann, beendigt, die Kreismnskeln sind auf ihren Indifferenzzu- stand, welcher koucentrische Kontraktion ist, zurückgekehrt, weil nichts mehr da ist, was sie ausdehnen und dadurch zu neuer Thätigkeit veranlas- sen könnte. Es kommt nun natürlich oft vor, dass die anale Phonation nnr unvoll- ständig oder bruchstückartig zur Manifestation kommt. Bei sehr geringem Vorrath entweicht das Gas bald mit Strohbassmechanismus , wenn der auf dasselbe gegebene Druck zur Expansion der Spaltmündung nicht ausreicht bald mit Fisteltimbre, wenn diese Expansion und Verdünnung letzterer schon vorher in genügender Weise geschehen war, und die Spannung der auszutreibenden Gassäule fortwährend auf einem geringen Grade gehalten wird; bald mit ßrusttimbre, wenn beiderlei Spannung in rechtem Verhält- niss stand. Gewohnlich setzt ein solcher Afterton mit einem Fistelanlaot ein. worauf der volle Brustton sforzato folgt. Oder der Ton ist bei hinläiigüeh rascher Kondensation sofort Brustton und läuft dann in einen Fistelton aus. Gar kein Ton erfolgt beim Durchstreichen des Darmgases, wenn es gelingt, das Gas mit so geringem Druck aus einer dabei hinreichend grossen Oeffnung durchzulassen, dass weder das Gas selbst, noch die Glottisränder is Stehende Schwingungen versetzt werden. Immer gebort eine gewisse prind- pielle Laxität der Analwulstung dazu , um die Oeffnung mit dem zur Ton- vermeidung nothigen Tensionsmangel zu bewirken: leider verunglücken die Versuche, Tonbildung hier zu vermeiden, nur zu oft. Wie bei der Entladung einer elektrischen Flasche, so kommt es auch bei der des Mastdarms oft vor, dass bald nach der Austreibung der Hauptmasse seines Inhalts eine geringere Nachlieferung folgt, wobei ein Ton gehört MastdarmtoDe. Gähnen. 725 wird, der in der Reg<'l genau 1 Oktave tiefer liegt, als der erstere. Öderes wird das Gas absichtlich von vom herein in mehrern Abtheilungeu entleert welche, wenn sie an Quantität einander ziemlich gleich sind, auch gewöhn- lich von eiaem Tone von gleichbleibender Schwingungszabl begleitet wer- den; sind dagpgen die einzelnen Abtheilungen an Quantität ungleich, so giebf wohl in)mer die voluminösere, wenigstens wenn sie der kleinern vor- angeht, den höhern Ton. Man kann aber auch bei hinlänglichem Vorrath, die erste Portion geringer, als die zweite oder dritte, einrichten, und den- noch jene mit einem hohen Tone begleiten, wenn man die Emission dersel- ben durch eine kräflige Vis a tergo beschleunigt. ^ Der ganze Umfang der auf dem Orificium ani möglichen Töne ist unge» fähr eben so gross , wie der der Glottistöne , und betragt nach meinen Be- obachtungen etwa 3 Oktaven , wobei naturlich alle 3 Register zusammenge- rechnet sind. Die Daner einer analen Phonation ist um so länger, je länger der eingesetzte Ton anf dem Fistelmechanismus erhalten wird, und kann dann bis auf 20 Sekunden 'bei hinreichendem Gasvorrath fortgesetzt wer- den, bei dessen Erschöpfung der Ton gewöhnlich mit dem Strobbassmecha- nismus erlischt. In der Regel ist die anale Phonation mehr. oder weniger explosiv, d. h. der Ton wächst rasch bis zu einer gewissen Fülle an, von der er ebenso rasch wieder herabsinkt, wobei der Ton nur dann auf eine tiefere Stufe con portamento sinkt, wenn eine entsprechende Verzögerung der Bewegung stattfindet. Wenn nun auch die meisten mechanischen Verhältnisse des analen Pho- nationsvorgangs von dem der Stimmgebung des Kehlkopfs bedeutende Ab- weichungen zeigen, die zu detailliren wir wohl nicht nöthig haben, so bie- ten sich bei näherer Vergleichung doch einige Punkte dar, die einer Beriück- sichtigung werth sind. Obgleich alle Funktionen der Organe der Stimme bis zu gewissen Grenzen der Willkühr unterworfen sind, die des analen Phona- tionsorgans fast gar nicht, so lassen sich doch einige Verbältnisse der letz- tern auch auf dem Stimmorgan nachbilden. Die meiste Aehnlicbkeit mit der analen Phonation gewinnt der Stimmvorgang bei dem verhältnissmässig am meisten der Willkühr entzogenen Gähnen. Hier wird zu Ende der voraus- gehenden, weniger tiefen, als langsamen, und vorzugsweise mit den obem Rippen und mit Hülfe mehrerer äusserer Hebemuskeln derselben und sogar bisweilen von den Oberarmen vollzogenen Inspiration die Stinimritze ge- schlossen , und bei beginnender Exspiration nicht sofort tongerecht^ d.h. um einen bestimmten, gewollten Ton zu pronnnciren, geöffnet, sondern in ihrer, zum Schluss der obern Zone erforderlichen, Längenspannung bis zu Ende der Gähnungsexspiration erhalten, und dabei fast durchaus der Tension der exspirativen Luftsäule überlassen, gleichviel, was dabei für Töne her- auskommen wollen, die überhaupt beim ganzen Gähngeschäft Nebensache sind. Natürlich inuss unter diesen Umständen die Exspiration sehr in die Länge gezogen werden , was auch der Hauptzweck des Gähnens zu sein scheint. Die Luft streicht also langsam, d. fa. ohne sonderliche Spannung von Seiten der Exspirationsmuskeln, durch die Glottis, deren Ränder, eben weil sie geschlossen ist, verhältnissmässig stärker gespannt sind, als jene« Der Ton, der sich hier bildet, muss also ein fistel artiger sein. Aber der Glottisschluss ändert sich mittlerweile in seinem Mechanismus. So lange noch ein hinlänglicher Vorrath von Luft von unten her druckt, vermag die- selbe die untere und mittlere Zone der Glottis dilatirt zu erhalten, so daas 726 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. die obere Zone allein sich bei der Tongebung etwas 2a offneo brancbi. Der Spannung der Luftsäule setzt steh die Spannung des M. thyreo -air- taenoideus entgegen, die jedoch keine grosse ist, weil die Glottis gleichztiti^ durch den Muse, cricothyreoideus etwas über ihre Null -Lauge verlang^'r; worden ist. Die Spannung der Luftsäule lässt nun aber, nachdem eint hinreichende Menge Luft ezspirirt ist; nach, die Oeffnung der Glottis dvf aber nicht grosser werden, weil sonst zu viel Luft mit einem Male entvth eben wurde, was ja dem Zwecke des Gähnens zuwider läuft; sie würde aber kleiner werden und bis auf Null kommen, d. h. Erstickungsgefahr eintre- ten , wenn die Spannung der Glottiszone die vorige bliebe. E^ moss ak* dieselbe nachlassen, damit die bisherige Luftquantität mit ihrer jetzigtt Tension heraustreten kann. Aber der Spannungsgrad, der bisher die zweiu und dritte Zone der Stimmbänder distendirt erhielt, ist auch nicht mehr %'orhauden^ es müssen sich also diese Zonen, die der einen Seite der der andern, nähern und auf diese Weise den Glottisschi uss vervolistandigen. Die Luft streicht nun mit ihrer vorigen Treibkräft, aber mit weniger Masse, auf einmal durch eine nicht mehr ritzen-, sondern spaltfonuige Glottis, die von 2 Wanden begrenzt wird, welche so weit erschlafft sind, dass sie too der vorhandenen Tension der Luft nicht mehr in Trausversalschwingang^Q. nur noch in aufschlagende versetzt werden können. Das jetzt eintreteode Tonphänomen gebort daher dem Strohbassregister an. Sobald und solange also durch die gähnende Glottis ein dünner Loftstrabi von fortwährend gleichem Durchmesser ohne alle Schwellung durcii- streicht, richten sich die Spannungs- und Dimensionsverhältnisse derselbtn nach dem Druck der Masse der exspirativen Luftsäule, und es sind hierbei nur Falset- und Stroh basstdne möglich , weil zu Brusttönen die Spannung der Luftsäule der der Stimmbänder nicht entspricht. Die Tonstufe bangt hier von der Masse oder vom absoluten Druck der Luft, nicht von der Spaa- nung oder dem specifischen Druck derselben ab. Nach reichlich halber Konsumtion der Luftmasse springt der allmälig vertiefte Falsctton um 1 Ok- tave in das Strohbassregister um, weil die nach Verengerung strebende Glot- tis zu diesem Behufe nun auch von der 2. Zone der Stimmbänder gi'bildet wird, dieser Strohbasston wird nun bei weiterer Reduktion des Luftvo^ raths gleichfalls vertieft, bis die Bedingungen zur Phonation überbaopt er- schupft sind. Bei bevorstehendem Uebergang des Falsets in das tiefe Re- gister werden die letzten (tiefsten) Tone des erstem mit l Oktave liefer lie- genden Interferenzen begleitet, die sich sofort zum alleinigeu Tone erhe- ben. Daher jener Sprung, der also ein nicht unvermittelter ist. Zusammengesetzter und gemischter werden diese Verhältnisse , wenn die Stimme der Willkühr unterworfen und zum ^gentlichen Zweck der Exspira- tion gemacht wird. Soll ein gewisser, beabsichtigter Ton (Brustton) eioe ganze £xspirationszeit hindurch piano gehalten werden, so werden zuerst die btimmbänder so weit gespannt und gegen einander gestellt, dass die Luftsäule bei einem gewissen Grad ihrer Tension in die beabsichtigte Zahl von Schwingungen in der Glottis versetzt werden kaun. Um diese Zahl auf- recht zu erhalten, ohne dass dabei der Ton schwächer oder stärker werde. muss, wie schon erwähnt, die passive (durch Kontraktion der Etspirations- muskeln bewirkte) Tension der Luftsäule auf einem gleichen Grade erhalten werden; oder, wofern dies (zu Ende der Exspiration) nicht mehr möglich ist, muss die Spannung der Stimmbänder nach beiden Richtungen vermehrt Mecbanismas des Schwelleos des Tones. 727 und die phonische Glottisweite dadurch vermindert werden, weil sonst die Bander durch die geringer druckende Luftsäule nicht mehr in gewünschter Weise in Schwingungen versetzt werden und der Ton in das Fistel register umspringen würde. Von der dabei statttfindenden Bewegung des Kehlkopfs nach oben ist früher die Rede gewesen. Soll nun derselbe Ton geschwellt, soll eine Mossa di voce hergestellt werden, so sehen wir den Kehlkopf in dem der Verstärkung angemessenen Grade nach unten gezogen- werden, und wir finden, dass eine grossere Masse von Luft in einer gewissen Zeit durch die Glottis entweicht. Wäh- rend beim Piano der Luftstrahl (oder, was dasselbe ist, die phonische Glottisweite) von gleicher Dicke (Breite) blieb, erleidet er auf dieser Schwel- lung des Tones eine Verdickung, Ausweitung, die wir uns etwa wie in Fig. 170 vorstellen können: qnd welche auch durch das dafür übliche mu- sikale Zeichen <; ^ nicht unpassend graphisch dar- *^i:^^i^^ 111:::^- gestellt wird. Dabei wird die zur Tonbildung zu ver- - — "' arbeitende Luftniasse, weil sie alimälig grösser wird, stärker durch die Exspirationsmnskeln zusammenge- *^' drückt, damit sie in ihrer Bewegung nicht langsamer wird, während' wir keine Erscheinungen vorfinden, die für eine wesentliche Verlängerung oder Verkürzung der Glottis sprachen : der Kehlkopf tritt nur etwas mehr am Halse hervor, weil die phonische Weite der Glottis, also auch das Volumen des ganzen Kehlkopfs zugenommen hat. Herab- gezogen wird bei diesem Schwellen des Tones der Kehlkopf aus denselben Gründen, wie bei der Tonvertiefiing unter Null, d. h. weil die phonisehe Weite der Glottis grosser wird , weil mehr Luft auf einmal durch letztere streicht, und weil zu diesem Behuf die Luftröhre, die hier als Windkessel fungirt, weiter, also auch kürzer werden muss. Dabei wird dem Kehlkopf sein Geschäft, ausgiebigere Exkursionen zu bewirken, erleichtert, weil die Reibung der Luftsäule und dadurch der Anspruch der Bänder durch diese Gegenbewegung erhöht wird; ausserdem wird durch die Verkürzung des Windrohrs vielleicht auch beigetragen, dass die sonst eintretendeToncrhöhung verhütet werde. Die Hauptsache ist aber die der Vermehrung der Tension der Luftsäule kongruente Zunahn>e der Kontraktion des M. thyreoarytaen. bei nachlassender Spannung des Cricothyreoid., wodurch die Stimmband* körper verdickt und überhaupt die Glottiswände verstärkt werden. Durch angemessene Verdickung werden die Stimmbänder ihren anfäng- lichen Ton behalten, auch wenn die Luftsäule dichter und beschleunigter geworden ist. Auch am Mastdarm wird durch stärkere Kontraktion des Sphinkters das Gas kräftiger, in grösserer Masse auf einmal durch die vor- handene, dabei etwas einwärts gezogene Stimmritze getrieben, und der Ton dadurch geschwellt. Aber er wird dadurch auch in einen vollen Zungenton ver- wandelt. Dasselbe geschieht im Kehlkopf. Man pflegt bei der Messa di voce sehr oft den gewollten Ton mit Fistelmechanismus einzusetzen, crescendo in den des Brustregisters überzuführen , und aus diesem in den vorigen zu- rückkehren zu lassen. Dabei wird sukcessiv vom Glottisrande aus nach auswärts und abwärts eine Faser des M. thyreo-aryt. nach der andern in Spannung versetzt, je mehr der Luftstrom an Masse und Spannung anwachst, und je gleichmässiger dies geschieht, desto schöner und gleichmässiger wächst der Ton an. Wir haben gesehen, dass dieser Mechanismus zur Ton- versUrkung bei Festhaltung der Schwingungszahl in der Regel hinreicht, » 728 rV« Beobnchtangen und Yersacbe atu lebenden Stimm organ. und dass e8*daza keiner Relaxation des M. cricothyreoid. bedarf, wie bei den Müll er 'sehen Versuchen am todten Kehlkopf. Das zweite Haaptmoment der Schwellung des Tones geht im obera Kehlkopfraume vor sich. Die aus der Glottis in grosserer Fälle stiu* mende Tonma^se erweitert jedenfalls diesen Raum ebenso, wie die Giot- tis selbst, und demzufolge werden auch die denselben umseht ieasenden Muskelfasern in ein ähnliches Yerhaltniss zur Luftsaule treten, wie vorhin. Zuerst gedenken wir hier der den Ventrikel umziehenden Fasern. Bei jedem Phonationsphänomen werden die tönenden Luftwellenzijge in die Ventrikel umgebeugt, also bei starken Tonen eine grossere Anzahl dersel- ben , als bei schwachen, es werden die Ventrikel bei starken Tönen starker von Luft ausgedehnt, als bei schwachen. Durch diese Ausdehnung werden aber die Fasern de8 Stratum externum desStimmmuskelapparats anf einen ge- wissen Grade ihrer Kurvatur erhallen, indem der auf die Wände der Ventrikel ausgeübte Luftdruck jene Muskelfasern seitlich und abwärts drängt. Da- durch wird bewirkt, dass die Kontraktion dieser Fasern und ihr Streben, dabei gerade zu werden und so die geraden Fasern des Stratum inlemnm einwärta zu drücken , mit einem gewissen Nachdruck vor sich g^bt, der na- türlich zurStäike des Tones proportional ausfallen mnss. Auf^erdem wirkt jenes Abwärtsdrängen, insofern es die Aufblähung des Stimrobaiids be- schränkt und zu dessen Tension beiträgt, tonerhohend. In ähnlicher Weise verhalten sich die hoher liegenden Nebenbündel desselben Muskelapparats, zunächst diejenigen, welche die Membrana quadrangularis zu verkürzen, anzuspannen, und so die ganze obere Kehlkopfsapertur zu verengen streben. Die eingeströmte Luftmasse wird dadurch komprimirt, und der Ton auf diese Weise intensiver. Wir erwähnten , dass , um den zu verstärkenden Ton auf seiner Schwin- gungszahl zu erhalten, der M. cricothyreoideus mit seiner dem Thyreo-arj- taen. entgegen arbeitenden und dadurcb unter andern Verhältnissen die be- absichtigte Spannung bei gleichbleibender Länge der Glottis erhaltenden Kontraktion nicht nachzulassen braucht, und dass durch die verstärkte Luftgebung eine Erhöhung des Tones nicht zu befürchten ist, wofern eine giössere Anzahl von Fasern des M. vocalis ip Schwingungen versetat wer- den, das Stimmband also an Breite zunimmt. Die Kontraktionsverhältnisse des M. arjtaenoideus richten sich nach dem erforderlichen Grade des Gegen- drucks, der dem Seitendruck der Luftsäule von Seiten der Glottiswände zu opponiren ist: sie reguliren demnach auch die phonische Weite der Glottis. An und für sich vermag jedoch dieser Muskel die Stimmfortsälze noch nicht vollkommen gegen einander zu bewegen: dies Geschäft ist dem Crico- thyreoideus lateralis aufbewahrt, der aber weit leichteres Spiel hat, wenn der Quermuskel der Giesskanne bereits kontrahirt ist. Es sind diese beiden (oder vielmehr drei) Muskeln diejenigen, welche mit der Längendimension der Glottis so gut wie nichts zn.thun haben, dafür aber für die Verhältnisse der Weite derselben ton grosser Bedeutung sind. Sie verhalten sich beinahe, wie eine Schraube oder ein Wirbel, deu die Weite einer Spalte reguliren soll. Jeder auf die Glottisbänder einwirkende Seitendrnck strebt, dieselben, mithin auch die Stimmfortsätze, von einander zu entfernen. Jedenfalls ist derSchluss letzterer ein weniger fester, wenn einer vorhandenen VerstärkungderLufttension keine Gegenkraft entgegengesetzt wird, welche die anfängliche Festigkeit jenes Schlusses zu erhalten strebt. Wir dürfen nicht annehmen, dass während des Phonische Fanktionen der Gegeneinanderbeweger der Stimmfortdatze. 729 Lebena die Kontraktion des M. ary-arytaeu. und der beiden Crico-arjtaen. laterales eine permanent gleichstarke ist, etwa wie sie J, Muller bei seinen Präparaten nachgeahmt hat. Offenbar wechselt der Grad dieser Kontraktion je nach dem Teneionsgrade der ansprechenden Luftsäule und je nach dem beabsichtigten Grade der phonischen Weite der Glottis. Nur müssen wir hier zweierlei unterscheiden, nämlich: .ob die Kraft, mit welcher sich die genannten drei Muskeln zusammenziehen, genau dem auf die ölottiswande und Stimmfortsatze einwirkenden Seitendrucke der' Luftsäule proportional ist, dergestalt, dass das Maass, bis zu welchem die Stimmfortsätze beim Toneinsatz gegen einander bewegt oder gedrängt sind, während der pboni- schen Exspiration, mag der Seitendruck gleichbleiben oder nicht, unver- ändert erhalten wird; oder ob jene Kraft nach Umständen das Maass des Seitendrucks der Luftsäule über- oder unterschreitet. In ersterem Falle bleibt die phonische Glotti'sweite sowohl als auch die Tonhöhe unverändert, wenn auch die Schwingungsamplitude bei wachsender Lufttension zunimmt.* Im zweiten Falle wird die phonische Glottisweite bei Ueberwucht der Luft- spannung vermehrt, bei überwiegender Muskel Verkürzung vermindert. Schon bei unsern Versuchen am todten Kehlkopfe haben wir (J. Müller hat keine dergleichen angestellt) gefunden, dass stärkere Zusammendrüekung der Spitzen der Stimmfortsatze den Ton caeteris paribus erhobt, stärkere Laxirung dagegen vertieft, wenn auch nicht so viel, als ihn die Zusammen- drüekung und Entfernung der Stimmbänder gegen und von einander zu er- hohen und zu vertiefen vermag. Jene IBrhöhung muss aber offenbar zuneh- men, wenn bei verstärkter ZusamiAenpressung der Stimmfortsatze die Span- nung der Luftsäule zunimmt, und die der Stimmbänder wenigstens nicht ab- nimmt. Wird aber die Spannung der Stimmbänder, so weit sie durch Koope- ration der Mm. thyreo-arjtaen. und cricothjreoidei möglich ist, gleichzeitig mit einer hohen Spannung der Luftsäule und mit kräftiger Kontraktion der Schliessmuskeln der Glottis posterior verbunden , so werden die höchsten und stärksten Brusttöne zum Vorschein kommen, die überhaupt unter den gegebenen anatomischen Verhältnissen möglich sind. Dass die Länge der Glottis hier nicht in geradem Verb ältniss. zur Tension der Luftsäule stehen darf, ha.ben wir schon früher nachgewiesen. Denn sobald die Länge der Glpttis ihre mittlere Stufe überschreitet, sobald also die Wirkung des M. cricothyreoid. einseitig hervortritt, müssen die Glottiswände ^ so weit sie muskulös sind, in entaprechendem Grade an seitlicher Spannung verlieren; und es muss dann der Luftstrom mit geringerer Tension durchgeführt wer- den, wenn der beabsichtigte hohe Ton zum Vorschein kommen soll, der dann mehr oder weniger piano ausfällt und bereits das Fisteltimbre an sich trägt. Man kann nun aber auch nach Belieben die einzelnen Elemente des Me- chanismus des Gähnen» zu bestimmten phonatorischen Zwecken verwenden, und denselben sogar eine noch grössere Ausdehnung geben, als bei dem un- willkührlich , ohne sonderliche Benutzung der disponibeln Kräfte vor sich gehenden Gähnen stattfand. Namentlich kann man das, was beim Gähnen (beziehendlich auch bei der Analphonation) von Anfang an bis zu einem gewissen, dem Medium nahe liegenden Stadium vor sich geht, in umge- kehrter Ordnung bewirken und bis zu einem Extrem treiben, das über je- nen Toneinsatz des Gähnens u. s. w. hinansliegt. Wir beobachten bei der Analphonation, dass der Ton dann eine sehr 780 IV. Beobacbtangen nnd Versuche am lebenden Stinimorgan. hohe Schwingangszahl zeigt, wenn die Spannung des zu eiuittirenden Ga8e> und der Widerstand , den der Sphinkter der ihn bereits bis zu einem ge- wissen Grad aasgedehnt, aber noch nicht geöffnet habenden Druckkraft drs Gases entgegensetzt , gleichzeitig einen hohen Grad erreicht haben , wobei jedoch letztere Kraft imn>er noch um ein Geringes durch letztere überboten wird. Die anale Glottis wird hierbei nar sehr wenig geöffnet, und also auch nur eine sehr geringe Gasquantitat auf einmal, aber natürlich mit gros- ser Geschwindigkeit, ausgetrieben. In ahnlicher Weise verhält es sich mil dem Kehlkopf, wenn er hohe Fisteltone zu erzeugen bemüht ist. Die Ton- abstufung des Falsets geschieht wesentlich durch zweierlei Kräfte: dorcb Modificirung der Längendimension der Stimmbänder mittels Kontraktion des M. cricotbyr. und seiner längern Gehulfen einerseits, und durch Modi- ficirung des Gegendrucks der beiden Glottiszonen auf einander mittels der den Kehlkopfraum von den Seiten aus verengenden Muskeln andererseits, ohne dass dabei der M. vocalis irgend wie zur aktiven Spannung, welche der des Luftstroms die Wage hielte, gelangte. Er, so wie die übrigen Strata des M. thyreo-aryt., Wirken hier nur wie elastische Polster mit zur Glottis senkrecht stehender Elasticitätsaxe, die von andern Kräften gegen die elasti- sche Glottismembran zusammen und einander entgegen gedrückt werden, wobei die Verschmälerung der Membrana vocalis und die Einengung der auf derselben liegenden Muskelscfaichten auch das Ihrige beiträ^^t; dagegen setzt er der die Glottis verlängernden Kontraktion des M. cricotbyr. etc. kein Hinderniss entgegen. Sobald einem hohen Fistelton ein tieferer folgen soll , sobald also die Stimmbänder etwas Von ihrer Langenspannnng verlie- ren sollen, da ist er es nicht, welcher sich so viel, und zwar aktiv nnd sich selbst bestimmend, zusammenzieht, als der M. cricotbyr. nachlassen soll, sondern dies Geschäft übernehmen die Muskeln der schiefen Linie, welche die Glottis verkürzen. Der M. vocalis zieht sich natürlich auch zusammen, aber er hat dabei keine andere Last zu bewältigen, als die Luft; seine bei- den Insertionsp unkte werden ihm genähert, er selbst hat dabei Nichts zu thun. Der Kehlkopf steigt daher am Halse, sobald man auf der Scala der Fisteltone aufsteigt, und er fallt bei absteigender Scala. Bei Timbre dair tragen diese Bewegungen mehr aus, als bei Timbre obscur, wo der Kehl- kopf, ebenso wie beim Brustregister« sich im Allgemeinen auf einer tiofern Zone des Halses verhält. Hinsichtlich der Erzeugung der hohem Töne zeigt sich aber ein Unterschied zwischen beiden Registern. Während das Brustregister mittels Timbre obscur hober getrieben werden kann , als mit- tels Timbre clair, kann das Fistelregister mittels des Timbre obscur nur etwa eine Quinte über den höchsten Brustton getrieben werden, mittels Timbre clair dagegen bedeutend hober. Vergleichen wir die dabei sinnlich wahrnehmbaren Phänomene und Mechanismen genauer mit einander, so werden wir zu der Ansicht getrieben, dass während auf der ganzen mit Timbre obscur erzeugbaren Tonreihe die vibrirende Glottis in ganzer Länge^ d. h< von der Vereinigung der beiden Stimmfortsätze an bis zur Fovea cen- tralis geöffnet ist und in ganzer Länge schwingt, dasselbe beim Timbre clair nicht stattfindet, sondern dass hier etwa nach Erreichung des verhältniss- niässig besten oder klangvollsten mit diesem Timbre zu erhaltenden Tones die Glottiswände in Folge des Seitendrucks, den sie von aussenher erleiden, sich vorn und hinten gegen einander legen, und zwar dermaassen, dass die Glot- tis auch beim Schwingen an diesen Tbeilen geschlossen bleibt, nnd also oor Tonabatafong des Falsets. Dessen Unterschied vom Brnstrogister. 781 mit einer aliquoten Lange schwingt, die um so mehr abnimmt, je hoher der Ton steigen soll , bis sich die phonische Glottis nor noch auf eine sehr kleine mittlere Abtheiiung beschränkt. Mittels dieser Glottisverkürzung las- sen sich die Falsettöne noch etwa um 4 -Stufen hober treiben, als es mittels des Obscur-Mechanismus möglich ist. Wir wissen aber auch, dass diese ho- hen Falsettöne, die Garcia die Kopftone nennt, ein von den andern ab- weichendes Timbre besitzen und mit Veränderungen des Ansatzrohrs ver- bunden sind, welche den im Innern des Keblkopüs vor sich gehenden ent- sprechen. So sind wir auf dem obern Bxtrem des dem menschlichen Stimmorgan möglichen Tonbereichs angelangt, und wir werden auch hier den alten Satz bestätigt finden, dass die Extreme sich berühren. Denn wir haben ja gese- hen, dass die allertiefsten (Strohbass-) Töne, die der Kehlkopf zu erzeugen fähig ist, durch eine ähnliche Aliquottheilung der Stimmbänder hervorge- bracht werden , nur mit dem bedeutenden Unterschiede , dass bei den höch- sten Falsettonen die Stimmbänder bis anf ihr Maximum in die Länge ge- spannt, bei den tiefsten Strohbasstonen dagegen bis auf ihr Minimum ver- kürzt und erschlafft sind. Beim hohen Falset oder beim Kopfregisler macht sich also das akustische Gesetz geltend, dass eine von elastischen Bändern gebildete Glottis caeteris paribus um so höhere Töne giebt , je kurzer ihre Bänder gemacht werden:' beini Strohbass dagegen gilt der Satz, dass eine Glottis, deren Bänder ihre Elasticität bis auf ein gewisses Minimum verlo- ren haben, bei sukcessiver Kompression ihrer Wandungen durch einen durch- getriebenen Luftstrom nur noch in aufschlagende Schwingungen versetzt werden kann, deren Zahl mit Zunahme der Kompression ebenso abnimmt, wie die Länge , bis zu welcher die Glottiswände sich dabei öffnen. Der Hau ptu literschied der Brust- und Falsettöne hinsichtlich ihrer Laut- barkeit beruht darauf, dass erstere starker geschwellt werden können, und dadurch mehr an Kraft, Intensität, Metall u. s. w. gewinnen, als die Fisteltöne. Bei den Brusttönen ist , wie wir gelehrt haben , der M. vocalis aktiv oder reaktiv gespannt, beim Falset nicht, das heisst: beim Brustregister zieht dieser Musk»-! fortwährend mit einer Kraft, die der, mit welcher der M. cricothyreoideus zieht, mehr oder weniger annähernd das Gleichgewicht hält; 'beim Falset fällt dieser Zug Seiten des M. vocalis weg. Aber trotzdem ist dei selbe beim Falset nicht unthatig. Er wirkt hier, wenn ein Falsetton geschwellt werden soll, als Sphinkter, Die wesentliche Aktion der sphinkterischen Muskeln besteht, wie wir bei der Betrachtung der Iiabial- und Analphonatiou gesehen haben, darin, dass bie ohne einen Antagonis- mus im bisher gewöhnlichen Sinne sich zusammenziehen, aus einem weitern Ring öder Spalt in einen engern überzugehen streben. Das, was sie bei ihrer Thätigkeitsäusserung zu bewältigen haben, ist *der sie excentrisch ausdeh- nende Seitendruck des flüssigen oder (mehr oder weniger) festen Inhalts des Rohrs, das ihre Kreisfasern umgeben, and welche letztere durch ihre kon- centrisch wirkende Verkürzung verdrängen sollen. Der M. vocalis in Ver- bindung mit den übrigen auf Verengung der Glottis wirkenden Muskeln vermag nun, wie schon Liskovius ausgesprochen hat, neben seiner in der Langcnrichtung wirkenden Kontraktilität, auch noch, in Verbindung natür- lich mit seinem Socius anf der andern Seite, eine ähnliche sphinkterischc Wirkung aqch dann noch auf die durch die Glottis getriebene Luftsäule aus- zuüben, wenn er seine longitudinale Kontraktilität nicht geltend machen 782 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan, kann oder soll. Bei den Brusttonen opponirt er dem ihn der Lange nach auszuziehen strebenden Antagonisten und der Luftsäule der Glottis gleich- zeitig, bei den Falsettonen, namentlich wenn sie geschwellt werden sollen, ist seine Kontraktilitat nur in transversaler Richtung wirksam: er kontrahin sich nur, nachdem seine Fasern vom Seitendruck der Luftsäule nach aus- wärts mehr oder weniger gekrümmt und dadurch verlängert worden sind, und er widersetzt sich dieser Verlängerung nach Maassgabe seiner kontrak- tilen Elasticität, indem er wieder gerade zu werden strebt, wobei er aber auch seine vitale Kontraktilitat geltend macht, sobald die ihm vom Luftdrucl; ertheilte Ans- und Aufwärtskrommnng einen dem beabsichtigten Tonphn- nomen zuwider laufenden Grad anzunehmen strebt *). Diese sphinkterische Kontraktion des M. vocalis und seiner seitlichen Ge- hülfen ist nun aber, wo sie allein vorhanden ist, in ihren Aeusserongcn und WirkutTgen eine von der durch longit'udinalen Gegenzug provocirtcn und verstärkten sehr verschied^ne, denn der Seitendruck, den die Luftsäule ausübt, ist in Vergleich mit dem Zuge des M. cricothjreoideus eine nur un- bedeutende Kraft, zumal, da sie sich auf die ganze Breite des Muskels ver- theilt; daher darf der Muskel gar nicht so viel Spannkraft entwickeln, als er thun würde, wenn der Antagonismus ein stärkerer wäre; er bleibt daher trotz dieser Arbeit viel weicher oder nachgiebiger, als er im andern Falle thut. Hierzu kommt, dass während beim Brustregister (besonders beim Cres- cendo und Forte) beide Energien des Muskels vereinigt sind, beim Falset nur die eine schwächere stattfindet: daher erklärt sich das weichere Timbre des Falsets und der geringere Grad der Seh well barkeit der Tone dieses Re- gisters. Wir begreifen jetzt auch, weshalb (S. 629) bei den Falsettonen, na- mentlich den höhern, am Stimm organ alles wie gedrückt, gepresst, einge- krochen erscheint, das Ansatzrohr verengt und doch nicht gespannt ist, bei den hoheu Brusttonen dagegen alles gespannt, distendirt, turgescirend , und das Ansatzrolir weit, aber gespannt und lufterfüllt sich darstellt. Die sphinkterische Kontraktion des M. vocalis ist ausserdem die Ursache, weshalb ein geschwellter Fistelton seine Schwingungszahl behält. Denn ohne diese Kraft würde der Ton hier mehr oder weniger sinken, seine Schwingungszahl würde niedriger werden, nicht hoher, wie J. Müller, der hier nur das 2. Falset register des ausgeschnittenen Kehlkopfs vor Augen ge- habt zu haben scheint, angiebt. Endlich sehen wir jetzt auch ein, warum die schwellbarsten Tone beider Register nicht die höchsten derselben sein können, weil zu jeder sphinkte- rischen Hohlkrüromung ein gewisser Grad von Nachgiebigkeit gegen den Seitendrnck der Luftsäule erfordert wird , der bei der höchsten Längen- oder Längenseiten- Spannung der Stimmbänder nur noch ein geringer ist, oder *) Die sphinkterisohe Kontraktilitat eines Muskels steht zwischen der animalen in die Länf^e gerichteten Kontraktilitat und der rein physilcaten kontraictiTen Elasti- cität in der Mitte. Ihre Aensserung -wird nnr mittelbar vom Willen provoeirt, on- mittelbar allemal Von dem die betreffenden Muskelfasern dtlatirenden Material, wel- ches die (unmittelbar von der Willenskralt abhängige) Vis a tergo zwischen dic«e Muskelfasern treibt, am hier durch die denselben eingepflanzte, durch Eontraktton sich äussernde Vis a latere weiter bewegt zu werden. Aber alle Modifikationen. Hemmungen, Beschleunigungen u. s. w. dieser Bewegung, wenn sie einmal eingelei- tet worden , stehen unter dem Einfluss des Willens. Nur die vollkommenen Sphinkter ren, d.h. diejenigen, welche völLig in sich selbst zurücklaufen, ohne auch nur Einen festen Insertionspunkt zu haben , sind dem Willen seiYifluss entzogen. ÜntetBchiede hn Mechanismus beider Register. 733 eine Zunahme von Dra,ckkraft selten der Loftsaale erfordert, welcher die Bander , ohne in ihren Teztarverhaltnissen alterirt zu werden , nicht Wider- stand leisten wurden. Vergleichende Uebendcht der wesentlichen Unterschiede im Mechanismus beider Register« 1. Bei der Brnststimme ist das erste Schwingungsmoment eine Ver- dichtung und eine Exkursion, bei und durch welche aus dem Glottis- schluss erst eine Stimmritze geschajQfen wird (S. 692); bei der Fistelstimme ist das erste Schwingungsmoment eine Verdün- nung und eine Rekursion, bei und durch welche die offenstehende Glot- tis erst geschlossen wird (692. 699); dieBrusttöne werdenalsodurchVerdichtungs-, die Falset töne durch VerdunnungsweTlen der Bänder, so weit sie transversale sind, erzeugt. 2. Der Seh wingungs Vorgang bei der Bruststimme ist ein Bestreben, die durch Kontraktion des M. vocalis geschlossene Glottis zu offnen : die £xkursionen sind dabei das Primäre und Wesentliche; der Schwingungsvorgang bei der Fistel stimme ist ein Bestreben, die we- gen Laxität des M. vocalis (i^natomisch) offene Glottis zu scbliessen: die Rekursionen sind das Primäre und Wesentliche (694 f,}. 3. Zu diesem Behufe muss (bei den Fisteltöuen) die Glottiszone durch den Anspruch der Luftsäule, deren Seitendruck auf die 2. Zone kräftiger inrirken kann und dadurch die 1. Zone vor- und einwärts schiebt, verdünnt und verbreitert werden , damit sie sich der andern bis zur Berührung nähert (694. 699). 4. Während des letzten Schwingungsmoments eines Brusttons (Rekursion) ist die Glottis immer noch geschlossen, ihre Ränder berühren sich, bevor sie freiwillig auseinander weichen und die ausgeschweifte Form des Indiffe- renzzüstandes wieder annehmen; während des letzten Schwingungsmoments eines Fisteltons (Exkursion) ist die Glottis bereits wieder geöffnet, und die Glottisränder divergiren auch wenn die Stimmfortsätze noch einander berühren. 5. Ueberhaupt liegen die Glottisränder beim Einsatz eines Falsettons lockerer an einander, als beim Einsatz eines Brusttons (695). 6. Wegen dieses unvollkommenem Glottisschlusses lassen sich die Fistel- tone weit weniger schwellen, als die Brusttöne (731); 7. es geräth deshalb aber auch die Luftsäule des Windrohrs (Luftröhre) weniger, als die des Ansatzrobrs, in Mitschwingungen, während beim Brust- register, wo der Glottisschluss ein vollkommener ist, das Umgekehrte statt- findet. Daher auch der Name Brus^- und Fistel- oder Ualsstimme (S. 62 7). 8. Der tiefste , bei geringer Luftgebung sich bildende , sogenannte Fistel- ton (709) entspricht dem Piano- Vorton der Kautschukapparate mit Rohr- ansätzen (S. 485), bei welchem die Luftsäule noch nicht mittönt. Die ganzen Fisteltöne sind gleichsam nur halbe Brusttöne (S. 627). 9. Aus gediachten Gründen ist auch die Anspruchs fähigkeit- der Bän- der biöim Falset grösser, als beim Brustregister, weil bei ersterem weniger Luftmasse und Luftdruck genügt, um Schwingungen zu erzeugen, als bei letzterem (705). 10. Aber es wird auch weniger festes Material caeteris paribus beim Fal- set in primäie Schwingungen versetzt, als beim Brustregister, weil wegen 784 IV. BeobAchtongen und Versuche am lebenden Stimmorgan. der Unthatigkeit des M. Tocalis und wegen Mangels der seitlichen Elaaitici- tätsaxe (696) die Leitungsfahigkeit der Bänder für die Tonschwingun- gcn beim FsiUet geringer ist, als beim Brnstregister , wo jener Muskel ge- spannt ist und zwei Elasticitätsaxen wirken (706). 1 1. Aus diesen Gründen muss endlich auch die Schwingung8£ahl der Fal- settöne caeteris paribus weit hoher ausfallen, als die der Brusttone, weil der Querschnitt des schwingenden Korpers bei jenen ein weit kleinerer i^, als bei diesen (715 f.). Einfluss des Ansatzrohrs. Bis jetzt haben wir uns mit den tonabstufenden Mitteln beschäftigt, welche innerhalb des Bereichs des Glotlisapparats liegen ; jetzt wollen wir unter- suchen, ob die in der Glottis mit einer gewissen Geschwindigkeit snkcedi- renden stehenden Schwingungen durch gewisse mit dem Räume, den Wan- dungen und besondern Organen des Ansatzrohrs vor sich gehenden Ver- änderungen in ihrer Zahl abgeändert werden können. Wir haben ja früher gesehen , dass Ansatzrohre von verschiedener Länge einen nicht unbeträcht- lichen Einfluss auf die Töne elastischer Mundstucke ausüben; wir müssen uns daher jedenfalls die Frage vorlegen, ob das Ansatzrohr des menschli- chen Stimmorgans etwas Aehnlicbes zu bewirken im Stande ist. Nach metner Ansicht vermögen die Veränderungen des Kehlkopfistandes unbeschadet der übrigen Abänderungen im Mechanismus der Glottis schon dadurch den Ton seiner Schwingungszahl nach innerhalb gewisser Grenzen abzustufen, dass das Ansatzrohr des Stimmorgans dabei in seineu Dimen- sionen und Spannungsverhältnissen modificirt wird. Man wende mir nicht ein, dass eine möglicher Weise durch Verkürzung des Ansatzrohrs hervor- gerufene Tonerhöhung durch die gleichzeitige Verlängerung des Windrohrs (der Luftröhre)' aufgehoben vyerden, die Differenz also gleich Null werden, die Tonstufe demnach von der gegenseitigen Raumanderung des Wind- und Ansatzrohis unabäugig sein müsse. Die Verhältnisse, die hier stattfinden, sind ganz andere, als man sich bei einfachem Vergleiche des menschlichen Organs mit unsern künstlichen Apparaten vorstellen dürfte. Was das Wind- rohr durch Aufsteigen des Kehlkopfs an Länge gewinnt, das .verliert es wieder theils durch die dabei stattfindende Verengung, zumeist aber dadurch, dass die Wandung desselben gleichzeitig dichter und gespannter wird , also die Bedingungen eines höhern Tones erfüllt. Jedenfalls findet in dieser Hin- sicht eine vollkommene Kompensation statt, so dass wir die dimensioneilen Veränderungen der Luftröhre hier sofort ausschliessen können, wenngleich wir den absoluten Rauminhalt der Luftröhre (als Windrohr betrachtet) als ein tonvertief^ndes Element anerkennen müssen. Anders verhält es sich mit dem Ansatzrohre. Wenn wir uns an den in Vergleich der Luftröhre so ausserordentlich komplicirten Bau und an die zahlreichen Dirne naionsver* änderungcn erinnern (vergl. S. 225), deren dieser Kanal fähig iat, wenn wir ferner die vielfachen Veränderungen erwägen, welche das Ansatzrohr shon bei einer geringen Veränderung der Schwingungszahl , z. B. bei eineni Triller, erleidet, so dürfte die Vermuthung nicht fern liegen,* dass das An- satzFohr des menschlichen Stimmorgans ausser seinen andern Funktionen auch die habe, durch seine Dimensions- und Spann ungsänderungen den Ton nicht nur seinem Klange und seiner Fülle, sondern auch seiner Schwin- gungssahl nach in ähnlicher Weise abzuändern , wie die Rohransätze Tonabstufender Biofluas des Ansatzrohrs. 735. rer rohen , mit ilaadeo gemachten Apparate. Daaa die Dimenaionaänderao- gen der Glottis nicht die einzige Ursache der Kehlkopfbewpgpngen abgeben können, gebt schon daraus hervor, dass wahrend die Kapacitat des Wind- rohrs im Ganzen durch seine Verlängerung und Verkürzung nicht verändert wird, das Ansatzrohr sich einer solchen Kompensation nicht erfreut, son- dern bei jedem Heben desKehlkopfs nicht nur ganz unverhältnissmassig ver- kürzt, sondern auch gleichzeitig verengt und angespannt wird, während es beim Herabsteigen des Kehlkopfs in entsprechendem Maasse verlängert, er- v^eitert und erschlafft wird, wofern nicht durch Antagonismus eine Span- nung hervorgerufen wird. Ferner müssten, wenn ein bestimmtes Wechsel- oder Ausgleicfaungsverhält- niss zwischen den räumlichen und den Span nungs Verhältnissen des Windrohrs und Ansatzrohrs bestände, dergestalt, dass der Einfluss des einen durch den des andern wieder aufgehoben würde, die Wände des Ansatzrohrs, während die des Windrohrs länger und gespannter werden, kürzer und-scblaffer wer- den und umgekehrt. Dies ist aber nicht der Fall, sondern die Wände des Ansatzrohrs spannen und verdichten sich gleichzeitig ndt den des Windrohrs, obwohl ersteres dabei kürzer, letzteres länger wird. Denn wir wissen , dass die Hebemnskeln des Kehlkopfs grossentbeils in den Wänden des Fangrohrs liegen. Die ganze Hebung des Kehlkopfs ist also fast nur ein durch die Ver- kürzung des Ansatzrohrs erst bedingter, von ihr abhängiger Vorgang, und die Luftrohre wird eben so fast nur dadurch verlängert, dass sie vom Kehl- kopf, 80 zu sagen, ins Schlepptau genommen wird. Demnach haben wir je- denfalls den Kehl kopfstand, in so weit er mit Veränderungen der Schwin- gangszahl der Glottistone in entsprechendem Verhältniss steht, von den Span- nungszuständen der Wände des Ansatzrohrs als wesentlich abhängig zu be- trachten. Denn wenn der oberhalb' des Kehlkopfs liegende Raum wirklich mit einem Ansatzrohr verglichen werden kann, solässt sich nach den bis- herigen Untersuchungen nicht in Abrede stellen, dass ein in diesen Raum ge- führter Kehlkopflon allein dadurch, dass dieses Ansatzrohr durch Spannung, Verkürzung und gegenseitige Annäherung seiner Wandungen in allen sei- nen Dimensionen verkleinert wird, eine Erhöhung erleiden muss, auch wenn die übrigen , die Tonstufe bestimmenden Verhältnisse ganz dieselben bleiben. Nun darf man aber freilich an das menschliche Stimm organ in dieser Be- ziehung nicht den Maassstab anlegen, den die von uns an den künstlichen Apparaten angestellten Versuche ergeben. Die Verhältnisse sind hier viel komplicirter. £in eigentliches, sich direkt an das Mundstück, den Kehlkopf, anschliessendes , solides Ansatzrohr ist hier gar nicht vorhanden. Von dem, was wir im anatomischen Theile dieses Werks Ansatzrohr genannt haben, kann begreitiicher Weise nur die Pars isthmica, und zwar auch nur, so weit sie eine zusammenhängende Wandung darbietet, in Betracht kommen. Da die Epiglottis die untere Grenze dieses Raumes darstellt, müssen wir an dieses Organ, so wie an das anknüpfen, was wir bereits über dessen muth- maassliche Funktion gesagt haben. Die Epiglottis senkt sich also während der Tonerze ngnng, und zwar um so tiefer, je mehr die Glottis verengt, je mehr dadurch der Luftstrom verdichtet, und je mehr dadurch der Ton er- höht ist Dieser Bewegung des Kehldeckels muss sich das Ansatzrohr akkommodiren, wenn nicht jener Tensionsgrad der Luft wieder aufgehoben und der Ton dadurch hinsichtlich seiner Höhe und Intensität verändert wer- 786 VI. Beobachtangefi ond Versuche am lebenden Stimmorgan. den soll: deshalb muss der Kehlkopf im Ganzen aufwärts gezogen und da- durch das Ansatzrohr verkürzt und verengt werden, um diese eibmal einge- leiteten aero- und phonodynaroischen Verhaltnisse, bei welchen allein eine gleichbleibende Beschaffenheit des im Kehlkopf richtig gebildeten Tones möglich ist, gehörig zu unterhalten. Der Ton wurde offenbar tiefer und matter, klangloser (vgl. voriges Kap.), hauchender ausfallen, wenn der Kehl- kopf unter diesen Umständen (d.h. wenn nicht durch andere Uülfsmitt<.l, vod den wir bereits gesprochen haben, nachgeholfen würde) auf seiner tieferen Stellang beharrte , und die hohen und höchsten Tone , deren das Organ fähig ist, würden dann gar nicht zur Emission*) kommen. Das Ansatzrohr , inner- halb einer gewissen Verkürzung und Verengerung, übt hier in ähnlicher Weise einen, zwar nicht absolut erhöhenden, aber die durch eine gewisse Windrohrlänge erzeugte Vertiefung wieder aufhebenden und so die Tonhöhe regulirenden Einfiuss aus, wie wir einen solchen bei unsem frühern Ver- suchen (s. S. 487) kennen gelernt haben. Würde der Kehlkopf z. B. bei dem Zustande seiner Glottis und des Windanspruchs, bei welchem er c' oderd' zu geben fähig ist, tief, etwa auf seinem statischen Nullpunkt stehen blei- ben, so würde der Ton gewiss um ein Paar Stufen tiefer ausfällen, da bei einem gewissen Grad der Verlängerung des Ansafzrohrs der Ton ebenso tief klingt, als mit blossem Windrohr ohne Ansatzrohr. Die Theorie der Ton- abstufung durch die räumlichen Veränderungen des Ansatzrohrs iat dem- nach folgende: 1. Durch das Vorhandensein der Luftröhre überhaupt fallt jeder durch legitime Schwingungen erzeugte Ton der Glottas tiefer aus, als wenn der Kehlkopf ohne Luftröhre intonirt würde. 2. Dieser Ton wird jedoch durch Verlängerung dieses Windrohrs nicht tiefer, weil dadurch der Rauminhalt nicht erheblich wächst und dabei die Wände desselben in gleichem Verhäitniss gespannter werden. 3. Das gleichzeitige Vorhandensein des Ansatzrohrs an sich scheint den Ton bei möglichst grosser Verkürzung des Windrohrs nicht zu ändern, we- nigstens nicht weiter zu vertiefen: es wäre für die Schwingungszahl der tiefsten Brusttöne also in dieser Hinsicht einerlei , ob überhaupt ein Ansatz- rohr existirte oder nicht. Wohl aber vermag die unter diesen Umständen steigende Erschlaffung der Wände des Ansatzrohrs eine Ton Vertiefung zu bewirken, oder einige sonst nicht mögliche tiefere Töne zu erzielen. 4. Dagegen wird durch das Aufsteigen des Kehlkopfs das Ansatzrohr ver- kürzt und verengt, und dadurch der Ton, unbeschadet natürlich der übri- gen abstufenden Einflüsse, erhöht, insofern Verkürzung des Ansatzrohrs die durch das Windrohr gesetzte Tonvertiefung wi der nach den früher aufge- stellten Gesetzen aufhebt. 5. Der Betrag dieser Tonerhöhung lässt sich nicht genau berechnen: muthmaasslich ist er auf 3 — 4 Stufen zu schälen. Aber es gehen noch andere Vortheile aus dem Vorhandensein des Ansatz- rohrs hervor. Es wird dadurch , dass Verkürzung des Ansatzrohrs den Ton caeteris paribus erhöht, Verlängerung vertieft , den innern Kehlkopfmuskeln *) Die englische Sprache hat ein noch besseres Wort dafür, nämlich utUrouce, das sich durch unser: Aeusserung, Ausgebung n. dergl. nur ttnvoUkoäimen wieder- geben lässt. Tonmodificimog durch das ÄDtoizrohr. Inteffe^enzeil. 7o^ ein Stuck ihrer Arbeit behufs der Verminderung der phonischen Glottisweite abgenommen, und so ihr Wirkungskreis ergiebiger gemacht. Denn es reicht bei einer gewissen Disposition des Ansatzrohrs schon eine geringere Ver- engung der Glottis hin, um eine gewisse Tonhohe, und ebenso mutati» matandis eine geringere Erweiterung der Glottis zur Erzeugung einer gewis- sen , beziehendlich bedeutenden , Tonvertiefung zu erzielen. Nicht minder scheint durch diese Anordnung eine grössere Gleichmassigkeit der verschie- denen hohen Tone ihrem Volumen und ihrer Intensität nach erzielt zu wer- den. -Offenbar würden ohne die in Rede stehende Modifikation der Raum- liebkeiten des Ansatzrohrs die hohen Tone viel spitziger und dünner ausfal- len , als die liefen : wieder ein Büttel für die Gleichartigkeit der Tone. Je mehr die Pars isthmica des Fangrohrs ihren erhöhenden Einfluss gel- tend machen soll, desto mehr wird der Raum zwischen Epiglottis und Hin- terwand des Fangrohrs beschränkt, und desto mehr wird andererseits synergisch (vergl. S. 223) die Oeffnung, durch welche die P. isthmica mit mit der P. nasalis kommunicirt, der sogenannte hintere Isthmus, verengt oder vielmehr seiner Länge nach verkürzt , und dabei der Neigungswinkel der Pfeiler dieses Isthmus vergrossert, und zwar durch Kontraktion des sphinkterischen M. palatopharyngeus. Die räumliche Wirkung dieser Ver- engerung wird freilich durch die gleichzeitige kontraktive Verkürzung des 21apfchens, dessen Muskel mit dem letztgenannten zusammenhängt, zum Theil wieder aufgehoben. • Das Zäpfchen ist schon von altem Physiologen wegen seiner der Ton- erhöhung fast genau entsprechenden Kontraktion Piectrum vocis genannt worden« Ueber seinen Einfluss auf die Stimme bin ich noch nicht recht im Klaren. Sobald die Stimme hoch, scharf, dünn wird, die Glottis also sich verengt und der Kehlkopf sich hebt, zieht sich das 2^pfchen in Verhält- niss zusammen, bis es bei den höchsten Tönen fast ganz eingezogen ist. Es scheint, als ob es dem Strahle der hohen Töne aus dem Wege gehen wollte^ während es bei mittlem und tiefern Tönen ruhig herabhängt. — Eine sonderliche Veränderung in der Weite des Isthmus kann ich bei der Tonab- stufnng nicht wahrnehmen. Fast scheint es, als ob das, was demselben durch Anfwärtszng seines untern Winkels verloren gegangen, durch Retraktion des Zäpfchens wieder gewonnen werden sollte. e. Interferenzphaenomene. — Uebergänge und Ueberschla- gen in ein anderes Register. — Kopfregister. — Kehlbass. Interferenzen. — 'Diese begleiten » wie wir oben (S. 628) gesehen haben, in der Regel nur die mittlem, verhältnissmässig besten und schwell- barsten Fisteltöne und die tiefsten Basstöne, sobald di«>selben stärker ge- schwellt werden sollen, als den Umständen, d. h. der Disposition und Fähig- keit des Organs nach , statthaft ist Bei manchen Individuum ist aber die Stimme fortwährend durch Interferenzen verunreinigt, namentlich, wo die Pnbertätsentwickelung des Kehlkopfs eine Störung erlitten hatte. Sie sind stets als Fehler der Stimme überhaupt und des Gesanges insbesondere »u betrachten. Das Fehlerhafte besteht hier , wenigstens was die am häufigsten in die obige Rubrik 'zu bringenden Tonabnormitäten anlangt, entweder darin, dass die die mittlere and untere Bänderzone überziehende Schleimhaut 47 738 IV. fieobachtuagen und Versuche am lebenden Stimmorgan. Bu schlaff ist und sich bei schon massiger Tension der Luftsaale aufwärts schif^bt, und beiderseits eine parallel mit d^m Stirn mbandraode laufende, über diesen etwas hervorspringende, beim GloUisscbluss mit der andern Seite koUidirende Falte bildet, wodurch eine komplicirte Glottis eaibt«hL, die aus Elementen von ungleichen Elasticitats Verhältnissen gebildet ist , und daher auch nur unreine Töne oder ein Gemisch von Tonen von unglei- cher Schwingungszahl geben kann ; oder dass die legitime Glottisxone, wenn sie bei leichter Ansprechbarkeit verbältnissmässig zn weite Exkarsioncn macht, recurrendo mit einer oder einigen Stellen ihres Randes gegen den der andern Seite stösst^ was dann am leichtesten geschehen kann , wenn et- was zäher, durch die Reibung der Luftsaule nicht sofort wegfuhrbarer Schleim sich zwischen die Glottisränder geschoben bat Ist die LuDgenspan- nung d^r Bänder so hoch getrieben, dass die Tension der durchstreichenden Luft einen solchen Grad, bei welchem ein Forte möglich ist, erlangt hat. so fallen die Interfer^nztöne weg, sobald wenigstens der Schleim durch die Reibung der Luftsäule abgestossen worden ist. Durch die Längendehoung der Bänder wird hier natürlich auch die Schleimhaut so weit straft' gezogen, dass eine Faltenbildung auf derselben nicht mehr möglich ist, nnd dabei werden auch die etwaigen Scbleimpartikeln , welche interferirend einwirken könnten, rarefacirt oder zur schnellcrn Entfernung vorbereitet. Bei den tie- fen Fisteltönen fehlen die Interferenzgeräosche in der Regel gleichfalls, weil hier die Stimmbänder soweit erschlafft sind, dass der Lnfistrom bei seinem zur Toneczeugung erforderlichen , obwohl verhältnissmäsäig achwa- chen Spannungsgrad dieselben weit genug aus einander treibt, das« es zu anschlagenden Ruckschwingungen nicht leicht kommen kann. Uebrigens weicht der Mechanismus der gewöhnlichen Interferenzen des lebenden Stimmorgans von dem des todten und der Kautschukmundstncke im Wesent- lichen nicht ab) weshalb ich auf das früher (S. 439 ff) darüber Bemerkte verweise. Die Unreinheiten, die sich den tiefen Basstönen, wenn .die Kehle nicht günstig genug disponirt ist , beimischen, scheinen von den Falten hersurüh- ren , die sich auf den Stimmbändern bei hoher Verkürzung derselben in der Quere bilden, und demnach ein gleichmässiges Gegeneinanderlegen der Glottiszonen beim Toncin^atz unmöglich machen. Auch hier liegt in dar Regel ein gewisser katarrhaler Zustand des Kehlkopfs zn Grunde, Beim Uebergang und Rückgang aus dem Brustregister ins Fistelregister sind die mechanischen Vorgänge verschieden, je nachdem die beidertteiligen Töne Paralleltöne sind, also eine etwa 6 — 7 Stufen betragende Abweichung ihrer Schwiugungszahl zeigen, oder je nachdem diese Abweichung eine nur geringe oder selbst Null ist Beim Paralleiismus bleibt die Längenspannuug der Stimmbänder jmverändert, auch entweicht auf dem einen FaralleJtone nach meinen Beobachtungen caeteris paribns dieselbe Quantität Luft, wie aaf dem andern , die phonische Glottisweite ist also für beide Töne dieselbe, nur zieht sich der M. vocalis für den Brustton aktiv zusammen, für den Fiatel- ton behält er bloss seine sphinkterische (idio muskuläre?) Spannung: es legt flieh zwischen beide Tonp hau omene kein sonstiger, vermittelnder Mechanis- mus, der dem Ohre unangenehm auffiele ,^ sondern es folgen beide Töne unbe- hindert, nur von ungleicher Tonfarbung. Auf der technischen altermreoden Verwendung der Paralleltöne füi den Gesang beruht bekanntlich das sogen. Jodeln. Bewegt sich diese Gesangmanier in möglichst reinen Parailelton- Üebergaog auB eioem Uegiater ins anderd. ?3d Intervallen, die nach Umstanden auch ncxch erweitert werden können, so braacbt der Sanger bei gleichbleibender Glottislänge für den beabsichtigten Falselton nur die Luftgebung . so weit abzascb wachen, dass dadurch die Gegenspannnng des M. vocalis, soweit sie znr Bildung des Brusttons erfor- derlich war, nachlässt, und er wird ohne sonderliches Suchen in den ge^ wollten Ton unispringen« Daher ist auch das Jodeln vorzugsweise Eigen- thum der sogenannten Natursanger, eben weil sich die hier Torkommen- den Tonsprunge gleichsam freiwillig, von Natur, ungesucht, also ohne Zu- thun einer besondern Kunst, der Kehle darbieten. —^ Je mehr aber die geforderten beiden (amphoteren) Tone hinsichtlich ihrer Schwingungszabl einander sich nahern, desto schwieriger wird der Uebergang, wie jeder un- geübte Sänger an sich erfahren kann. Oeshieht der Uebergang s. B. au^ einem Falsetton in den nächst tieferliegenden Brustton, so mnss die Glottis ein Stuck verlängert werden, esmuss der Antagonismus zwischen M. cricothyr. und M. vocaii» hergestellt werden, die bisher mehr fläehenartig divaricir- ten Fasern des letztern Muskels koncentriren sich strangformig, nnd machen den bisher scharfen Rand des Stimmbands wulstiger und dicker, die Ten- sion der Luftsäule mnss zunehmen , um die renitenter gewordenen Glottis- wände in Schwingungen versetzen zu können, der Kehlkopf mnss ein Stuck in die Hohe gezogen oder wenigstens momentan am Fallen ge- hemmt werden: lauter Muskelarbeit, welche wegfällt, sobald das Umge- kehrte geschieht, sobald diesem Brusttone der nächst höhere mit Fal- aetmechanisnius angefugt wird. Daher ist es kein Wunder, wenn dieser Uebergang bei ungeübten Sängern mit einem dem Zuhörer vernehmlichen und ihn oft unangenehm berührenden klappähnlichen Geräusche vollzogen wird , das in ersterem Falle mit dem Zufallen , im andern mit dem Oeffnen eines Ventils (aber nicht des Harless'schen) sich vergleichen lässt. Das Schlimmste dabei ist, dass die Klangfärbung der beiden Töne, sobald man die Mittel, den Unterschied möglichst zu verwischen, noch nicht in der Ge- walt hat, so ^ufhllend von einander absticht Es klingt erbärmlich, wenn ein Tenorist, nachdem er z. B. seine Arie bis auf den Schluss mit Anstren- gung seiner Stimmmnskeln so leidlich gesungen, nicht mehr weiter kann, nnd die letzten hohen Töne , auf welche der Komponist eigentlich erst den rechten Effekt verspart hat, mit Falset zn singen genölhigt ist Je mehr nämlich die die Glottis verlängernden Muskeln ermüdet sind, desto weniger sind sie fähig, sich zu guterletzt noch mehr, als bisher zu verkürzen, weil sie durch anstrengende Arbeit weich werden und dabei sich etwas verlän- gern. Es ist daher eine wichtige Kunst für den Sänger, zur rechten Zeit (bei Piano vorzutragenden Stellen) vom Falset Gebrauch zu machen, weil dabei die wesentlichen, für die Brusttöne am meisten anzustrengenden Mus- keln verhältniss massig ausruhen, um dadurch Kraft zn behalten, die letz- ten, den Haupteflfekt der ganzen Leistung vermittelnden Stimm mechanismen mit der nötbigen Energie auszuführen. Je mehr ein Sänger die longitudi- nale Kontraktiiität seines M* vocalis schont, desto mehr ist er fähig die sphinkterische Kontraktiiität desselben bis zu einem gewissen Höhepunkt auszubilden, nnd dadurch in den Besitz eines kräftigen Falsets zu kommen: das Geheimniss der wahren Gesaogsbildung beruht grossentheils auf An- eignung der Kunst, die natürlichen Unterschiede der Mechanismen der Brust- und Fistelstimme möglichst aufzuheben , und den Sänger in den Stand zu setzen, wo er frei über dieselben verfügen kann. 47* '}40 ^- beobackttiiigeti und Vei sUche Am lebenden Stimmorgaii. Nach unsern Uotersuchongen existirt in dieser Hinsicht kein sonderlicbed Geheioiniss mehr. Wir bissen, dass bei allmaliger Abschwäcbung eines nicht za hohen Brusttons der Antagonismus zwischen M. crieothjr. and M. Yocalis geringer wird , wobei letzterer ebenso an Spannung verliert, wie die Luftsäule; während die Intensität des Tones in gleichem Yerhältniss ab- nimmt , und ein Timbre gewinnt, das von dem des darauf folgenden um I oder 3 Stufen hoher liegenden Falsettons sich wenig unterscheidet, zumal da die sphinkterische Kontraktion des M. vocalis, wißlche dem Falsetton seine Lautbarkeit und Intensität giebt, um so stärker aufgetragen werden kann, je mehr und je länger die longitudinale (antagonistische) Spannung desselben nachgelassen hat. Etwas schwieriger ist es allerdings, bei abstei- genden JE^assagen aus dem Falset ins Brustregister so überzugehen , dass der Zuhörer nichts davon gewahr wird ; indessen gelingt es guten Sängern .doch so ziemlich , wofern sie nämlich mit Timbre obscur singen , and den Umsprung auf der 2. Hälfte der Exspiration eintreten lassen, wo die Ten> sion der Luftsäule bereits so abgenommen hat, dass der Einsatz der longi- tudinalen Spannung des M. vocalis (welche mit der Luftspannung in Yer- hältniss stehen muss) ohne auffallende Störung bewirkt werden kann. Das Ohr des Kenners wird zwar imm,er diesen Umsprung erkennen, aber die Menge des Publikums, auf deren Beifall es doch zunächst ankommt, wird schwerlich etwas davon bemerken. Dieser Einsatz der longitudinalen Spannung des M. vocalis markirt sich sowohl dem Auge als auch dem Ohre: dem Auge als ein Ruck am Pomum nach unten und vorn , bewirkt durch die plötzliche Verkürzung des M cri- cothyreoideus und des Geniohyoideus ; d^m Ohre als ein kleiner Schlag oder Klapp, der sich zwischen die beiden Grenztöne einschiebt, der aber auch durch einen Kunstgriff des Sängers sehr vertnscht> werden kann, wo- fern derselbe, zwischen die vorhergehenden Töne durch eine (durch Uebung wohl zu erlernende) stossweise Luftgebung und damit kooperirende Mehr- Konstriktion des sphinkterisch wirkenden M. vocalis einen äbnfichen Klapp einlegt. Noch leichter ist es, die Klangfarben beider Grenztöne einander ähnlich zu machen, sobald wenigstens der Sänger in der ganzen in Rede stehenden Kunst bereits Fortschritte gemacht hat. Der Mechanismus des sogenannten Ueberschlagens oder Ueber- scbnappens des Tones ist dem Umsprung des Brusttons in den Falsetton beim Jodeln verwandt, aber doch in mehrfacher Hinsicht davon verschie- den, wie sich schon daraus erwarten lässt, dass ersteres ein unfreiwilliger Zufall oder Unglücksfall , letzteres ein beabsichtigter Vorgang ist Wir spre- chen hier übrigens bloss von dem Fall, wo mitten in der Rede oder dem -Gesänge das angestrengte Stimmorgan plötzlich aus einem mit Brnstmocha- nismus begonnenen, starken Tone in einen andern, anige Stufen höber lie- genden und auch sonst anders beschaffenen Ton umschlägt. Dabei haben wir zu bedenken, dass wir es hier immer nur mit einem einzigen Ton, wel- cher den Umschlag des Mechanismus begleitet, zu thun haben, nicht mit einer ganzen neuen Reihe oder einem Register. Das Ueberschnappen des Tons kommt dann zu Stande, wenn die Stimme zu hoch getrieben und die Muskeln dabei zu sehr angestrenge wurden, ^enn also die beiden Spannmuskeln der Stimmbänder bei entsprechender Tension der < Luftsäule zu sehr oder zu lange .luf einer gewissen hoben Stufe gespannt ge- halten wurden. Diese Spannung war unter den gegebenen Umständen nicht Ueberschuappen des Tons. 741 langer darchzuiuhreii, sie lasst daher über kurz oder lang plötzlich nach, ebenso wie ein Arm, wenn er ein schweres Gewicht zu lange halten soll, dasselbe fallen lasst, oder herabsinkt, wenn er es in gehobener, ausgestreck- ter Lage»za halten hatte. Die Glottiszone , welche bisher durch die kombi- nirte Thätigkeit der Mm. cricothyreoidei et vocales entgegen dem Auf- und Seitendruck der sehr gespannten Luftsäule in ihrer brusttongerechten Lage erhalten wurde, giebt jetzt plötzlich nach and wird im eigentlichsten Sinne des Worts von der Uebermacht des Luftdrucks umgeschlagen, und in demselben Moment die bisher nur massige phonische Glottisweite um ein Ansehnliches vergrossert Statt der bisherigen gegenschiagenden Schwingungen sukcedi- ren nun eine Reihe überschlagender mit grosserer Geschwindigkeit, aber rasch abnehmender Exkursions weite, welche einen Ton geben, dessen Seh wia* gongszahl mehrere Stufen, etwa 3 — 4, höher liegt, als die des vorangehen* den Brusttons. ^ Leider bietet sich die Gelegenheit, dieses Phänomen in unbefangener Weise beobachten zu können, verhältniss massig selten dar, dabei geht es rasch vorüber, dass man überhaupt nicht viel dabei beobachten kann, und absichtlich am eige- nen Stimmorgan experimentirend dieses Phänomen hervorzurufen ist immer eine ebenso prekäre als riskante Sache. Daher vermag auch ich darüber nichts Positives zu sagen. Ich vermutbe jedoch, dass das Uoberschlagen der Stimme oder vielmehr des Tones (denn es ist immer nur Ein Ton dabei im Spiel) mehr dem Mechanismus des Umschlagregisters, als des Gegen- oder Ueberschlagregisters der elastischen Doppelzungen verglichen werden muss. Denn offenbar wird dabei , eben so wie bei letztern Apparaten , die ganze Glottiszone, welche bei dem fraglichen Brusttone im Schwingen begriffen war, umgeschlagen, so weit sie sich nämlich umschlagen lässt, während bei den Fisteltonen sowohl der Luftanspruch ein ganz anderer ist, als auch die Glottiszone nicht so weit sich erstreckt, als wir es beim Mechanismus des Umschlagtons anzunehmen berechtigt sind. Aus diesem Grunde scheint es auch zu geschehen^ dass die Schwingungszahl des umgeschlagenen To- nes nicht um das volle Intervall des Parallelismus, sondern nur in der Re- gel um 3 — 4 Stufen der diatonischen Scala hoher ausfallt, als der voraus- laatende Brustton. Jedenfalls nimmt aber, sobald der Umschlagston etwas länger andauert, oder ihm ein zweiter, noch nicht dem Brustregister wieder angehoriger Ton folgt, die Glottis sehr bald den Mechanismus des Fistel- registers an , wenigstens ist dies anzunehmen , wenn der Ton während sei- ner Daner schwächer wird und dabei sich erhobt, Ueber das gegenseitige Verhältniss der Lage dieser beiden Haupt- register des menschlichen Stimmorgans zu einander vermag ich auf Grund mei- ner Untersuchungen ausser dem bisher darüber Gesagten noch bei Weitem nichts aufzustellen, was einer vollständigen, auf alle Organe anwendbaren Theorie ähnlich satie. Das neueste, in das Gebiet der Anthropophonik einschla- gende Werk von Franz Eir ei*), der, wie es scheint, praktischer Gesaugleh- rer ist, und in dieser Sphäre sehr viele verschiedene Stimmorgane auf ihren mannichfaltigen Manifestations- und Entwickeln ngsphasen beobachtet, da- gegen keine wissenschaftlichen Forschungen und Versuche angestellt zu ha- ben scheint, lässt uns jedoch, bei allen seinen verschiedenen , mitunter sehr *) Die Sthnmfahigkeit des Menschen und ihre Ausbildung für Kunst und Leben, Wien 1854. 742 IV. Beobachtungen und Versnebe am lebenden Stimmorgan. groben Yerstoasen gegen Anatomie, Physik und Physiologie, bei allen den verkehrten, mitunter abenthenerlichen Vorstellungen vom Mecbanismos der Stimmbildung, wenn wir' nur den Weicen vom Unkraot zu aondern ver- stehen , einige tiefere Blicke in das eigenthümliche Verhalten der wozelnen Organe des Glottisapparats unter verschiedenen Entwickeinngs- ond Aos- bildnngsverhältnissen desselben werfen. Wir wollen seine Ansicfaten, wie er sie in seiner Schrift §. 125 - 142 giebt, hier kürzlich resumiren, durch knrze Einschiebsel (wo es angeht) erganzen oder berichtigen, nnd einige Bemer- kungen daran knüpfen. Die Stimmlippen , sagt er, können sich so kontrshircn, dass sie sich ganz oder tior Kom Theil venchliessen [sphinkterische Aktion des M. vocalis?]; oder sie kön- nen nnr gespannt werden [durch Antagonismus des M. crioothyreoidens niHl M. to- ralis etc.], wodurch sie sich ebenfalls schlTessen, weil sie [aus der anCangs lanzen'omi- gen Glottisform] parallel zu einander sich stellen. Die Luft kann hier leichter hin- durch, und Schwingungen bewirken. Es können aber auch diese beiden Panktionen gemischt stattfinden, tind die Phänomene werden dadurch zahlreicher, je nachdem die eine oder die andere Funktion Turherrscht. — Nähern sich die StimmHppen auf die eine oder andere Weise, jso vird die Luft eingeengt, gedrängter und schneller ausströmen müssen, endlich den Saum der Stimmlippen angreifen und vibriren las- sen. Geschieht dies durch die blo'^se Kontraktion der Bänder, so entsteht ein klang- loses Geräusch, um so stärker, je näher sich die Bänder kommen, und erst bei völliger Berührung [?] entstehen der theilweisen Yerschli essung entsprechende Töne, in der Tiefe krächzend [Strohbass ?] , in der Höhe etwas milder klingend. Geschiebt die Verengung durch Anspannung ohne ▼erhältnissmässige Kontraktion des rnodeo Theils [?] der Stimmritze, so schwingen die Bänder tönend [beim vorigen Mecha- nismus also nicht?]; der Ton ist aber nicht immer der Länge der Glot'is entspre- chend, weil die grössere oder geringere Lufttension hier einen Unterschied der Ton- höhe bewirkt. Bei so [?] erzeugten Tönen hat die Glottis eine beiläufig elliptische Gestalt^ die auf der Seite der theilweisen Vercchliessung zugespitzt ist, und viel Lult, besonders auf den tiefen Tönen, ausströmen lässt, weil die Oeffnung [W«te derselben?] mit der Länge derselben in Verhältniss steht: je kürzer die Glottis, desto näher kommen sich die Bänder, ohne dass die geringste Vermehrung der Span- nung dazu nöthig wäre. Bei den tiefen Tönen muss dabei noch der runde [7} Theil der Glottis mehr verengt werden, und die Spannung dazu treten, je mehr sich die Ritze verlängert [kann dies anders, als durch Spannung geschehen?], sonst könnte die Lunge nicht genug Luft schaffen, um den Strom zum Anspruch geungend an verdichten. Da sich hier die Sfimmlippen einander nicht berühren, so wird der Luftstrahl nicht völlig unterbrochen, und der Klang wird matt. Tiefe Töne erschei- nen dumpf und endlioh ganz klanglos, wenn nicht Spannung dazu tritt, die den runden btimroritzentheil zusammenzieht.- Je grösser der Umfang des Organs, desto früher [von der obern Grenze des Tonbereichs an gerechnet] muss dies geschehen [weil die Weite der Glottis ein gewisses absolutes Maass nicht überschreiten darf; uin überhaupt Schwingungen zu ermöglichen], beim weiblichen Organ also desto später [daher reicht das diesem Mechanismus zukommende Register (Falset) bei dem- selben tiefer herab]. Hohe Töne (dieses Registers) erscheinen dagegen klangroUer, weil der Luftstrahl hier wegen der kleinen Glottisöftnung koncentrirter ist. Den- noch ist das Timbre dieser Töne zu welch, fiötenartig, daher werden sie Kopf-, Fistel- oder Falsettöne genannt. Je mehr dagegen die Stimmlippen parallel schwin- gen, je kleiner der Querdurchmesser der elliptischen \7] Glottis, desto schärfer, markiger, stärker der Klang: Brusttöne. — Bei dieser parallelen Spannung werden die Bänder so elastisch, dass sie bei geringster Luftgebung schwingen: die Schwin- gungen begegnen sich und unterbrechen, den Luftstrahl [recurrendo] völlig. Bei stärkerer Luftgebung werden sie breiter, und der Klang [Ton] stärker, aber nicht höher, da nur die absolute Bewegung der Schwingungen Vermehrt [Schwingnngs- amplitude vergrössert] wird, die relative [Schwingungszahl] nicht. Bei Uebertrei- bung des LufUtrahls können die angestrengten Schliessmuskeln den Schwingungs- knoten [?] nicht mehr fixiren, die Glottis wird länger als dem gewollten Tone an- kommt; die Kraft, die diesen Knoten fixiren sollte, wird zur Erhöhung der Span- nung verwendet, die npthi^ ißt, um mit längerer Stimmritze den gleichen Ton zu ^ireTfi AnBichten aber die Stimmregister. 748 ertengen, und die Scbwingnngen gehen auf eine grössere Masse der durch die hö- here Spannung verdichteten Stimmlippen über [Was sagen unsere Leser dazu?]. Ga» schiebt dies beim Falset, das fast gar keiner Spannung bedarf, so muss auch da ein Grad von Spannung eintreten, um die Stimmlippen einander näher zu bringen, weil sonst die Oeffnung der verlängerten Ritze zu gross \^'ürde. Eirel nennt diese Tone übermässige; sie sollen bei Brust- und Falsetstimme vorkommen, gleich- sam grossem Kaliber haben, als dem Organ zukommt, mehr Kraft besitzen und gezvrungen klingen. Die norraul gebildeten, wo Spannung und schwingende Masse der Stinimllppen', so wie Länge der Stimmritze einander entsprechen, nennt er pro- portionirte, während die Tone verminderte zu nennen sind, wo die Stimmritze verbal tnissmässig kürzer wird , die Spannung ebenso nachlässt , und die schwingende Masse sich verringert, so das« die Stimmlippen ganz oder grossentheits nur durch die Kontraktionskraft einander genähert werden. Beim Falset entsteht diese Ver- minderung nicht durch Verkürzung der Glottis, sondern durch verhältnissmässig zu grossen Querdurchmesser der elliptischen Ritzenöffnung, ^enn die tei tiefem Tö- nen immer mehr nothwendige \7] Verengung der Glottis unterbleibt. Diese verminder- ten Töne klingen matt, die verminderten Brusttöne dünn, klanglos; in der Tiefe kräch- zend [Strohbass?], — Soll eine Stimme mit Falsett önen gleichförmig sein, so muss die elliptische Form der Glottis vom höchsten bis zum tiefsten Ton allmälig schmä- ler werden, so dass immer gleichviel Luft ausströmt. In der Regel findet diese gleichmässige Minderung des Querdnrchmessers nicht statt, entweder gar nicht oder in kleinerem Verhältnisse , weil diese Verengung durch gleichmässig steigende Span- nung bewirkt werden müsste, was aber allmälig das Falset in Brustton umwandeln müsste. Daher werden die Töne in einer Tonleiter vom höchsten absteigend im- mer mehr vermindert (schwächer und klangloser, bis die Natur diese Abnormität nicht länger tragen kann und jene Vernachlässigung der Verminderung des Quer- dnrchmessers dadurch ersetzt oder verbessert, dass sie die Ritze plötzlich durch die dazu vorhandenen Mittel so viel verengt, als ordnungsgemäss hätte sein sollen. Der so entstandene Ton wird also mit dem obersten (der vorigen Reihe) in richti- gem Verhältniss stehen, nicht aber die folgenden', die wieder allmälig vermindert werden , bis über kurz oder lang abermals eine Verbesserung oder ein Ersatz nöthig wird u. s. w. Die durch diese ausgleichenden Vorgänge entstehenden Abtheilungen der Stimme nennt Eirel Einsätze, die so begrenzten Tonreihen will er a^ber nicht Register genannt wissen , da die Töne eines Registers lauter gleiche sein müss- ten. Er hält gleichwohl alle solche Einsätze für Fehler der Stimme, zumal wenn die Grenztöne zweier Einsätze sich anffallend von einander unterscheiden Absats ist die Stelle, wo zwei Einsätze zusammengrenzen. —^ Bei Aufsteigung der Töne des Falsets [obern Einsatzes] soll oft statt der Spannung der Luftandrang vermehrt werden, wodurch die Töne zu beschwerlich [und übermässig] werden. Die Einsätze liegen bei auf- und absteigender Tonfolge nicht auf denselben Stellen oder Noten. Sie werden femer um so kurzer, je weniger die Töne über- oder untermässig wer^ den — Der nach einem übermässigen Brustton folgende Einsatzton ist meisten» Falsetton, und zw^ar desto verminderter, je übermässiger der vorlautende Brustton war, weil bei übermässigen Tönen die Schliessmuskelnfür Parallelisirüng der Bän- der nichts zu thun haben , und beim folgenden Einsatzton die Bänder bei nachlassen- der Spannung der Luft keinen Widerstand opponiren können. — Gepresst wird oft der nach verminderten Brusttönen einsetzende Ton: hier ist die Spannung bei- läufig richtig, aber die Schliessmuskeln wirken auch noch zum Theil ein, daher die Luft nur mit Mühe durchdringen kann, wed die beim verminderten Tone vorwal- tende Kontraktion auf den Einsatzton übergeht und die Schwingungen der Bänder erschwert. Nach Falset wird der Einsatzton gewöhnlich ein proportionirter oder übermässiger Brustton [letzteres wegen neu erwachender Energie und ergiebigerer Luftverwendung]. Sehr hohe Töne erzeugt man lieber mit Falset; weil die theil- weise Verschliessung der Glottis für hohe Töne mehr Kraft erfordert und auch stär- kerer Luftandrang nöthig wäre, so lässt man die Spannung weg. Wer *^^'' J*J® theilweise Verschliessung in den höchsten Tönen von der vollkommenen unterschei- den kann, der stellt durch dieselbe [F] Kraft die Bänder parallel und erzeugt ver- minderte Brusttöne , die aber immer noch mehr Kraft erfordern , als wenn man ein- mal versteht, den Parallelismus (der Bänder) durch zweckmässige Spannung zu be- wirken. Aber übermässig werden weder [hohe] Falset-,. noch Brusttöne sein, weil diese Tonhöhe schon an sich genug Kraft erfordert. Aus gleichem Grunde sind ^ tiefsten Töne eines Sängers nur verminderte Brut^ttöne* 744 IV. Beobacbtangen ond Yenoehe am lebenden Stimmorgaiu Ohne ans hier in eine umständliche Kritik der EireT sehen Ansieht*) vom Mechanismus des menschlichen Stimmorgans, dessen Anatomie ihm so gut wie ganzlich fremd geblieben zu sein scheint, einzulassen — jeder mei- ner Leser kann dieselbe mit leichter Muhe selbst ausüben — wollen wir nur die sogenannten Einsätze, und was damit zusautmenhangt, noch etwas ins Auge fassen. Der Name Einsatz ist ganz gut gewählt, wenn er zur BezeicbouDg des nach einer gewissen Tonreihe nothig werdenden Eintritts eines neuen Me- chanismuszar Fortsetzung derselben nach oben oder nach unten dienen soll ; er ist aber nicht geeignet zur Bezeichnung dessen, was wir bisher uu terRegister zu verstehen pflegten. Ein Einsatz kann sich vernünftiger Weise immer nar auf einen gewissen Ton beziehen, nicht auf eine ganze Reihe. Was aber bei den ▼on Eirel ganz richtig beobachteten Einsätzen im Innern des Kehlkopfs vor- geht, das mit nur einiger Wahrscheinlichkeit zu konjiciren war freilich Eirel bei seinen mangelhaften anatomischen Kenntnissen und fehlerhaften physiologi- schen Voraussetzungen nicht im Stande. Namentlich schadete ihm der Irrthum (§. 77, 7 S.), dass bei Vertiefung des Tones die Stimmritze länger werden, dass also Spannung der Bänder den Ton vertiefen soll. Er unterscheidet lediglich Kontraktion und Spannung der Stimmbänder, kennt aber weder die Organe, die diese Funktionen haben , noch weiss er mit diesen Faktoren gehörig um- zuspringen. Wir haben dagegen die Organe des Stimmapparats ond die Kräfte derselben vollständig, wie ich glaube, kennen gelernt, und wissen, dass es ausser den von Eirel erwähnten noch mehrere andere giebt. Na- türlich muss nun, wenn die eine Kraft erschöpft ist, eine andere, gerade noch disponibele, eintreten, wenn dieselbe fähig ist, die durch erstere nicht wei- ter fortzusetzende Tonreihe, wenn auch mit anderem Timbre, zu vervoll- ständigen. Ueber die mögliche Anzahl der Einsätze spricht sich Eirel nicht näher aus, obwohl ibm dazu gewiss ein reiches, empirisches Material zu Gebote stand. Nach meinen Erfahrungen müssen wir nicht nur so viel Einsätze annehmen , als es Register giebt, sondern müssen auch die verschie- denen, wenigstens die beiden von Garcia und mir adoptirten Timbres dnrch Einsätze eintreten lassen. Sonach sind im Ganzen 6 bis 7 verschiedene Ein- sätze möglich. Angermann**) müsste seiner Theorie zufolge 5 dergleichen annehmen, Delsarte***) sogar LI, wenn überhaupt diese Herren nach nur einigermaassen exakten Grundlagen ihre Stimm kategorien gebildet hatten. Die durch diese verschiedenen Einsätze begrenzten Tonreihen oder Re- gister (wir haben keinen triftigen Grund, diesen Ausdruck zu verwerfen) liegen theils neben - oder hintereinander (sukcediren einander) , oder sie lie- gen (wenigstens zum Theil) übereinander (decken einander). Brust- und Fistelregister liegen, wie wir wissen, zum Ttieil übereinander, eben so die tiefen Brusttone mit Timbre obscqr und die Strohbasstone , dagegen sukce- diren die Brusttöne mit Timbre clair und die Strohbasstöne, so wie die Fal- *) Etrel scheint dtfrch die Lektüre des (schon früher erwähnten) Aufsatzes ▼on Pitreqain et Diday über den Mechanisxnos der Fistelstimme, deren Theorie der hier mitgetbeilten auffallend ähnlich ist, zu seiner Ansicht bestimmt worden in sein. Zn b'icht minder mag der Timbre r Unterschied Manche znr Annahme dieses Kunst ausdrucks verleiten. Wenn nämlich ein Sanger aus mit Timbre obscur gesungenen- Brusttönen bei gehöriger Abschwacbung des I«uftaa* Spruchs in das Falset übergeht, ohne dabei die Kehlkopfstellung zn andern, so ist er bei einiger Uebang wohl fähig, dem Ohre diesen Uebergang ziem- lich unmerklich zu machen; die tiefern Falsettöne haben dann verhaltnias- mässig viel Klang und einige Stärke, unterscheiden sich demnach von den gewöhnlichen Falsettönen anderer minder geübten Sänger , und man nimmt keinen Anstand, solche Töne mit einem andefn Namen, also mit Kopf- stimme, zu bezeichnen. - Um über diese Sache in's Klare zu kommen , müssen wir vor AUem die beiden Timbre-Unterschiede des Falsets auf ihren Mechanismus nocb etwas genauer untersuchen, als es bereits (S. 624) geschehen ist. Wie bei der Bruststimme , sind auch beim Falset behufs des Timbre dair die Stimmbänder mehr in>die Länge gespannt, als beim obscur, es wird bei jenem mit weniger Luft operirt , die Glottiszone ist dünner , die Beweglicb- keit u. s. w. grösser, als bei diesem; der ganze Stimmapparat wird beim Timbre obscur fester gehalten , hält dem Längendruck der Luftsäule mehr Stand, als beim Timbre clair; es schwingt daher bei ersterem sowohl eine dichtere und seitlich gespanntere (der Länge nach weniger gespannte) Glot- tiszone, als auch eine grössere Luftmasse; während bei letzterem zwar die Längenspannung caeteris paribus eine grössere , aber die der Luftsäule von den Seiten her und nach unten entgegenwirkende Druckspannung eine ge- ringere ist. Ferner haben wir bereits erwähnt, dass die Glottis auf Tönen mit Timbre obscur in gauser Länge sich phonisch öffnet,, dieser Mechanis- mus aber nach einer gewissen Reihe von Tönen nicht mehr durchgeführt werden kann, sondern dann zu Ende geht, und die Aliquotverkürzung der Glottis in Folge der sphinkterischen Kontraktion und Gegenpressnng der MecfaaDismos des KopiregiBters. 747 beiden Mm. Tocales eintritt, nacbdein der Kebikopf raecfa nnd in gro»> Ben Schritten gestiegen ist, und die Bänder dadurch verlängert worden sind. Der Ton gewinnt nun ebenso an Hohe, als er an Grosse abnimmt. Beim Timbre cloir steht der Kehlkopf von rom herein höher, weil die Stimm» bander mehr der Lange, als der Breite nach gespannt sind; die Langenapan- fiung, die beim Timbre obscor nach Erreichung der besten mittlem FiJset- tÖne in wenig grossen Schritten geschieht, geschieht hior ailmalig und wird ziemlich gleichförmig auf die ganze Tonreihe vertheilt, bis mittels dieses Mechanismus keine weitere Tonerhohung möglich ist, und nun su diesem Zwecke die sphinkterische Kontraktion und Gegenpressnng der beiden Mm. Tocales ebenso ins Werk tritt, wie beim vorigen Timbre. Wir haben schon früher diesen letztern Mechanismus als das wesentliche Element des Kopf* registers Garcia's bezeichnet. Nach meinen Beobachtungen tritt das« selbe bei vorgangigem Timbre clair etwa eine Stufe früher ein, als nach Timbre obseur; auch begreift man, dass der Einsatz dieses Registers bei Timbre clair ein mehr vermittelter,, daher dem Ohre weniger auffälliger sein muas, als bei Timbre obscnr des vorausgehenden Falsettons, wo der Thnbre- unterschied beider Register greller hervortritt. Behufs des hier wesentlichen sphinkterischen Gegendrucks der bis auf eioe gewisse Höhe (doch nicht, wie es scheint, bis zu ihrem Maximum) in die Lange gespannten Stimmbänder zieht sich nicht nur der ganze M. drieo- thyreoarytaenoideus in allen seinen Strata samuit dem M. ary-arytaenoideus, so weit es ihnen unter diesen Umstanden erlaubt ist, dem Seitendruck der Luftsäule opponirend zusammen, sondern die SehildknorpelHügel werden auch noch von aussen her durch die hierzu vorhandenen Muskeln zusam- mengeschoben , so dxiss die Glottisränder all mal ig immer mehr gegen eiUr ander gedruckt werden, und der Luftstrom bei gleichbleibender Tension die Glottis nur in einer allmälig immer mehr abnehmenden Länge zu eröffnen vermag. Yon dem vorhin erwähnten Zwischenregister, bei welchem wir gleichfalls eine ähnliche Aliquotverkürznng der schwingenden Glottis annahmen, un- terscheidet sich demnach das Kopfregister Garcia 's in sehr bestimmter Weise dadurch, dass bei ersterem der Kehlkopf tiefer am Halse gehalten wird , als bei letzterem , demnach auch die Stimmbänder bei ersterem rela- tiv kcfrzer und durch antagonistische Längenspannung desM.vocaüa zu legi- timen Brusttonschwingungen befähigt sind, während beim Kopfregister die Spannung des letztern Muskels lediglich gegen den Seitendruck des Luft- strahls (hier ist dieser Ausdruck einmal an seinem Platte) gerichtet ist. Da die phonische Glottis weite und Glottiislänge hier allmälig bis auf ein Mini- mum reducirt wird, so kann die Kon- und Resonanz der gebildeten Ton- wellen nicht mehr in den unter der Glottis liegenden Räumen des Stimmor- gans vor sich gehen , sondern beschränkt sich auf die Höhlen des Ansatz- rohrs: die Stimme scheint daher aus diesen, grossentheils in den Basilar- knochen des Schädels liegenden Hohlräumen zu kommen , und der Name Kopfstimme ist physiologisch gerechtfertigt und beizubehalten. — Dass der Kehlkopf so hoch gezogen wird, geschieht nicht nur behufs der Längen- spannnng der Stimmbänder, sondern auch behufs der Kompression des ganzen Kehlkopfraums und der Verkürzung und Verengung des Fangrohrs, was alles tonerböhende Momente sind. Der Kehldeckel kommt sehr tief auf die Kehlkopfsapertur zu liegen, die dadurch sehr verkleinert und nach hiu- 748 IV- Beobachtongen and Versuche am lebenden Stimmorgan. ten gedrangt ivii-d, Der Isthmas faacinm wird auch verengt, die Uvula bef> tig zusammengezogen , wahrscheinlich um die Diffusion der tonenden Loft- masse nach den Resonanzraumen hin nicht zu behindern and am ein stö- rendes Mitschwingen dieses Organs zu verhüten. Die gedachten Resonanz- räume miissen gehörig zugänglich, leer und geräumig sein, wenn diese Kopftone klar, hell und ohne nasales Timbre ansprechen sollen. Wir sehen jetzt auch ein, weshalb dieses Tonregister nicht Eigenthum aller singenden Indi- viduen sein kann, sondern nur solcher, deren Resonanzräume die gedach- ten Eigenschaften besitzen, und deren Kehlkopf in seinen einzelnen Thei- len gehörig beweglich und in hinreichendem Umfange elastisch ist, was na- mentlich vom Schildknorpel gilt. Ist dieser verknöchert, so wird das Kopf- register kaum möglich sein ; bei Frauen dagegen , wo der Umfang der £la- sticität der Kehlkopfknorpel überhaupt ein grosserer, der Kehlkopfranm auch im Breitenduichmesser im Verbältniss zur Muskellänge kleiner ist, er- langt dies Register bei einiger Uebung einen ziemlich grossen Umfang und künstlerische Verwendbarkeit. Bei dem seiner Tonlage so ziemlich dem Kopfregister entgegengc^etzien von uns sogenannten Kehlbassregister wird, wie wir in der Phänome- nologie gesehen haben, behufs der an Tiefe die tiefsten Brusttöne noch übertreffen sollenden Tone der Kopf gesenkt, dadurch das Kinn dem Zun- genbein und Pomum genähert und mit diesen Theilen in möglichst gleiches Niveau gebracht; alle zwischen Unterkiefer, Zungenbein, Kehlkopf nod hinterer Pharjnxwand liegenden Muskeln werden stark verkürzt and ge- spannt, ohne dass die Wände des Fangrobrs dabei sonderlich an Spannong gewinnen, weil durch die Neigung des Kopfes die vordere Halsgegend bedeu- tend an Hohe verliert Durch die Glottis wird ein voluminöser LuHstrom möglichst langsam geblasen, wobei es nicht- darauf ankommt, ob ein Theil desselben als sogenannte wilde Luft (gehaucht) durchstreicht Die Glottis wird durch den gewohnlichen Mechanismus stark verkürzt, ohne dass der M. vocalis dabei eine sonderliche opponirende Thätigkeit entwickelt Selbst derM. cricoaryt. lateralis scheint sich nur auf halbem Spann ungsgrade xa be- finden, und die Stimmfortsätze noch nicht bis zu gegenseitiger Berührung einander genähert zu werden. Daher lassen sich diese Tone gar nicht mii Glottisschlnss einsetzen: die phonische Verengung und (wohl nur partielle) Schliessung der Glottis wird erst durch den Luftdruck provocirt. *Doch mag auch die durch den M. tbjreopbaryngeus vermittelte Kompression dos Schildknorpels etwas zur Gegeneinanderschiebung der Stimmbänder bei- tragen. DieSpannung sowohl als Anspruchsfähigkeit letzterer ist auf ihrem untern £xtrem angelangt. Die Schwingungen scheinen bei diesen Kehlbass- tonen deshalb, weil hier die Glottis anatomisch offen steht, noch mehr Aehnlichkeit mit den durchschlagenden der KautschukapparatS zu haben, als die legitimen Brusttonschwingungen. Ihre EIxkursions weite nimmt mit zunehmender Tiefe des Tones ab, und je mehr dies geschieht, desto mehr ist auch, um den Ton überhaupt noch zu retten, das Bedürlhiss vorhanden, die Glottis mehr zu schliessen, und den Mechanismus des Strohbasses, als den behufs der beabsichtigten Schwingungszahl allein noch statthaften, ein- treten zu lassen. Ueber Gesang, Qeaaug- Manieren nud Fehler* 740 4) Ueber Gesang im Allgemeinen, über einige Gesangmanie- ren und Gesangfebler. Kritik einiger hier üblichen Kunst- ausdrücke. Die Kombinirung der im menschlichen Kehlkopf erzeugten, im Ansatz- rohre aHikttlirten Tonphänoroene nach musikalen Gesetzen und die Yer- wendhng derselben zu Knnstz wecken nennt man Singen, das Produkt da- von Gesang. Es ist nicht absolut nothig, dass das, was gesungen wird, aus Worten besteht, dass also eine zu Sätzen, oder Perioden verbundene metri- sche oder lyrische Reihe von Silben und Worten die Träger der Tone dar- stellt, denn man nennt auch das noch Gesang, wenn ein Sänger oder eine Sängerin auf einer bedeutungslosen Silbe eine zu einer Melodie oder zu einer lunsikalen Phrase verbundene Reihe von Tönen hervorbringt, ebenso wie ein Singvogel, der auch zu seinem Gesänge der Sprache nicht bedarf. Ueberhaupt wollen wir hier über die Frage , in wie weit die Unterlegung von Worten oder eines sogenannten Textes für den menschlichen Gesang erforderlich sei, noch nicht debattiren, indem dies erst Gegenstand einer spätem Untersuchung sein soll, sondern wir wollen hier von dem Gesänge nur in so weit sprechen, als er es mit reinen Tonen zu thun hat, in so weit er also der Tonkunst angehört. Von den drei Haupterfordernissen eines vollkommenen Gesangs, welche Pachierotti*) aufgestellt hat, lassen wir demnach vorläufig das dritte (pronunciar chiaramente^ die deutliche Pro- nnneiation oder Artikulation) weg, und beschränken uns auf die Respira- tion und Stimmgebung. Wir wollen also jetzt versuchen , die in den bishe- rigen Untersuchungen erforschten Gesetze der menschlichen Tonphänomene auf den Gesang anzuwenden und so der Kunst dienstbar zu machen. Man- ches, was hier zur Sprache kommen muss, ist schon seinem Mechanismus nach in den vorstehenden Abschnitten gelegentlich berührt worden, wes- halb wir uns im Allgemeinen ziemlich knrz fassen können, und mehrmals auf Früheres verweisen werden. Tonbildung. Um hier zu einer genauen , wissenschaftlichen Begriffs- bestimmung zu gelangen, müssen wir zwischen dem rohen primären Kehl- kopfton und den zum Mund ausströmenden fertigen G e sangton unter- scheiden. Der Ton an sich, d. h. die in einem gewissen Tempo einander sukcedirenden Schwingungen der Stimmbänder nnd der zwischen dieselben hindurch bewegten Luftsäule ist als solcher fertig und vollständig gebildet, sobald letztere in den obern Kehlköpfraum getreten ist: seine wesentliche Eigenschaft, die Schwingnngszahi, wird bei der Fortbewegung der I«uft- säule nicht abgeändert; wohl aber erhält er auf diesem Wege nebe Eigen- schaften, die für die Kun^t verwerthbar sind, und welche, wenn sie in ästhe- tisch erforderlicher Weide erworben worden sind, dem Kehlkopfton das Gepräge des guten Gesangtons aufdrücken. Viele Gesanglehrer verstehen unter Tonbildung nur diese letztere Modifikation oder Umbildung des Kehlkopftons. Die alten italischen Gesanglehrer bezeichneten das, was wir im Allgemeinen unter Tonbildung verstehen , mit dem Ausdruck „metter la voce'S welcher meines Erachtens aus einem ganz richtig geleiteten Instinkt hervorgegangen ist. Metter, lateinisch Mittere, heisst: Setzen, Stellen, aber *) Seine Yorschrift lautet: Mettete 'ben la voce, respirate bene, pronanciate cbiaramente, ed il vostro canto sara perfetto. 7S0 VI. BeobAcbtangen und Versnehe am lebenden StioiiDot^gaii. auch Schicken , Fortbewegen , loco movere. Gesetzt , gestellt werden , «od zwar in richtiger Weise, müssen behufs der künstlerischen TonbildaDg die Organe der Stimme; bewegt werden muss, gleichfalls mit richtig bemess^ ner Kraft , durch die richtig zu einander gestellten Organe die zur Tob- bildung zu verwendete Luft. Wollen wir nun mit physiologiachem Selbst- Jbewusstsein verfahren^ so müssen wir diesen ganzen Vorgang der Dormaln Tonbildung in folgende einzelne Momente (oder besser Motive) zt^rlegen: in den Toneinsatz, in die Tonhaltung, in die Tonbewegung und Tonfarbaog. und in die Tonausgebung. Wir wt>llen diese vier Momente jetzt etwas Daher betrachten. a. Toneinsatz. Man setzt einen Ton richtig ein, indem man die Stinit»- bander in die zur Erhaltung der geforderten Schwingungszabi erforderiicbe Tension versetzt, indem man diese Tension sich in der zur Brzielong dei verlangten Stimniregisters erforderlichen Breite erstrecken lasst, ond indeai man so viel Luft in die Glottis einfuhrt als zur Erlangung der gewolltec Tonstarke erforderlich ist, also für einen schwachen Ton wenig, lor einei starken Ton viel; indem man ferner den Kehlkopf auf die dem be- absichtigten Timbre und der Gegenstellung der Stimmbänder entsprecbejide Position am Halse stellt. Alles dies haben wir im vorigen Abschniti genaaer untersucht b. Tonhaltnng. Man erhalt den eingesetzten Ton auf der ihm sukoai- menden Schwingungszabi , und verhütet so .das Detoniren (oder das Abneh- men der letztern} , mögen sich dabei die ül^rigen Eigenschaften des Tones nach Absicht des Sängers ändern oder nicht, dadurch, dass man die Span- nung der Stimmbänder zur Spannung der durch dieselben bewegten LuA- gäule in einem kompensirenden Yerhältniss erhält, d. h. dass man bei wach- sender Ausflussgeschwindigkeit der Luftsäule mit dvi Tension der Baader in entsprechendem Grade, nachlässt und umgekehrt, während man bei gleichbleibender Tension der Bander es ganz in seinem Belieben hat, letztere durch grössere oder geringere Massen durchtretender Lufl in weitere oder engere Exkursionen zu versetzen, deren Sukoession rhythmisch sieh hier gleich bleibt, also auch Gleichbleiben der Schwingungszabi bedingen muss. Denn wenn auch ein grosserer exspirativer Druck zum Austritt einer grös- seren Masse Luft erfordert wird, so vermehrt sich doch weder die Span- nung derselben, noch die Gesch windigkeit ^ mit der sie durch die Glottis bewegt wird, weil die phonische Glottisweite in entsprechendem Grade zu- nimmt. c. Tonbewegung, Aus der Glottis wird uun der primär erzeugte Ton, die tönende Luftsäule bewegt in das Ansatzroht*, um hier diejenigen Eigen- schaften zu acquiriren, welche man unter dem Ausdruck Klang, Klangfiir- bnng Timbre u. s. w. zu verstehen pflegt» Je nachdem das Ansatzrohr cae- teris paribus kurz oder lang ist, wird das Timbre, wie wir wissen, bell oder dunkel ausfallen: die übrigen Färbungen des Timbres hängen tod räumlichen Veränderungen, namentlich den verschiedenen Stellungen ab, welche die Organe des Ansatzrohrs zu einander annehmen.- Vom vorhan- denen Rauminhalte desselben wird die Tonfülle oder TongrÖsse bedingt, v-on der Stellung des Gaumensegels und seiner Pfeiler das Vorhandeusein oder der Mangel des nasalen , gutturalen Timbres u. s. w. Die Hauptsache, auf die es bei der Tonbewegung ankommt, ist, dass der tonende Lufistrom in alle Räumlichkeiten des Ansatzrohrs im rechten Verhältnisa geleitet wird, Ueber Geaaog, GeMLng-Maoiereu uud Fehler. 73t luid das6 er aD den Wandungen desselben keine falschen Brechmigen, Un- terbrecbungen , Hemmangeu oder Absperrungen erleidet: denn alle diese Einwirkungen macben den Ton unschön. Hierüber haben wir schon froher Einiges bemerkt, nnd werden noch bei der Physiologie der Vokale mehr beifugen. d. Tonaasgebang. Diese ist das Ziel der Tonbewegongi das eigentliche Äussernde Motiv der Tonbildung (utterance). Sobald der Ton, die tonende Lfoftsaule im Ansatzrohr seine Eigenschaften, die ibn zum eigentlichen Stimm- oder Gesangton machen, erlangt hat, moss er ohne Verzug, ohne irgend ein diesen E^ensehaften etwas wieder entziehendes Hinderniss an die freie Luft herausgegeben werden, damit er durch diese zum Ohr des Hörers geleitet wird. Da jedoch dieser Vorgang bereits in das Gebiet der Vokalbildnng gehört, diese aber Gegenstand einer spatern Untersuchung fieiA wird , so versparen, wir Alles hierüber zu sagende auf den nächsten and letzten Hauptabschnitt dieses Werks. Ton mittel, Stimm mittel. Kein Ausdruck ist denjenigen, die über (jresang und Sanger sprechen oder schreiben, geläufiger, als dieser^ aber kein Mensch weiss mit Bestimmtheit anzugeben, wo diese Mittel ihren eigenrt- licben Sitz'nnd ihre Begründung haben. Und doch würde die genaue Kennt- niaa dieses Sitzes , d. h. der Organe , welche die verschiedenen Eigenschaft ten der Stimme dieses oder jenes Sängers vermitteln , von uBermess liebem Nutzen sein. Wir wollen daher auf Grund unserer bis jetzt erlangten Kennt- niase vom a>ensch1icben Stimmorgan versuchen, wenigstens einen Anfang zur Losung der gestellten Frage zu machen. Die Stimmmittel Laben wir im Allgemeinen zu unterscheiden in angebo- rene, richtiger angewachsene, und iu erworbene oderangebildele. Erstere sind die Organe der Stimmerzeugung selbst, wie sie von ^atur vor- handen waren , als das betreifende Individuum zu singen und jene Organe methodisch zu iiben und zu entwickeln anfing; es sind die natürlichen Mit- tel oder Anlagen, die es für den kunstgerechten Gesaug mitbradite. Letz- tere sind die durch methodische Uebung erworbenen funktionellen Befähi- gungen oder Talente, und beziehen sich zunächst auf die Fähigkeit oder Fertigkeit, die bei den Stimmphänomenen wirksamen Muskeln zu den iso- lirten und kombinirten von der Kunst geforderten Bewegung^en derselben dem Willen dienstbar und gehorsam zu machen. Zu den natürlichen* oder angeborenen Stimm mittein gebort zuerst ein ebenuässig und stark gebauter, muskelkräftiger Körper überhaupt, der etwas aushalten kann, und namentlich den äussern, besonders Temperatur- einflüssen gut widersteht, dabei aber auch bildungsfähig ist, namentlich was die geistigen Anlagen und Fähigkeiten anlangt. Sodann ein weiter, wohl ent- wickelter und gewölbter Brustkasten mit gesunden, gehörig elastischen Lungen , starken Inspirationsmuskeln , und einem nicht zu grossen Herzen. Von besonderem Einfluss ist auch der Hals. £r mase gehörig fleischig und darf nicht zu lang sein, er muss den Kopf fest und sicher tragen, dass er nicht bei jeder Erschütterung des Körpers sehwankt oder zittert; ferner sei die Schilddrüse wolil entwickelt, damit sie viel dem Kehlkopf verfügbares Blut aufnehmen und dadurch die Stimmarbeit recht lange ohne Ermüdung oder Heiserkeit (Trockenheit der Schleimhaut u. s. w.) unterhalten kann; doch darf sie nicht hypertrophisch sein , sonst drückt sie zu sehr auf iien Kehlkopf, erschwert dessen Aufsteigen und drückt auf die Habvenen, ^%% IV. BeobaclitDtigefi niid Verouctie am lebenden fitünmofgatt. so dass bald Kongestion nach den Kopf eintrittt. Der Kehlkopf seÜMt mnss bei jedem Sanger (Sangerinn), der (die) eotwas leisten will ,^ verhilt- mässig gross , mehr als mittelgross , and in seinen Knorpeln , Bandern aoi Muskeln kraftig gebaot sein, d. h. der Qaerdarcbschnitt eines jeden dieser Organe zeige eine gehörig ausgiebige Fläche. Wohl kaum nothig za erwäh- nen ist hier, dass beide Kehlkopfhälften einander möglichst symmetrisch in slkn ihren einzelnen Theilen entsprechen- und dass namentlich beide Schildknor- pelflügel genau in der Mittellinie vereinigt sein müssen , so dass nicht der eine (wie in Fig. 27. S. 80. absichtlich und beispielshalber gezeichnet ist) über den andern vorspringt Noch nöthiger ist, dass die beiden Schneppea- knorpel einander genau korrespondiren, genau in der Mittelfläche des Kehl kopfs zusammenkommen , und einerlei Neigung haben. Vor Allem müssen aber die Stimmbänder, zunächst die elastische Schieb^- derselben, einan- der gleich , ergiebig an Masse sein, und die Höbe d«*.rselben (der Abstand der obern Zone vom obern Strich der untern) einen Durchmesser zeigen, der nicht mehr , als etwa den 4. Tbeil der Länge des ganzen Bandes aostrigt Beide Stimmbänder müssen, wenn die Knorpelglottis geschlossen ist, eio- ander genau g^^genüberstehen. Ihre Neigung zur Horizoutalebene des Kehl- kopfs sei weder zu gross noch zu klein , d. h.- ne betrage auf* der phoni> sehen Mitte etwa 15^. Die Blasticität dei* Stimmb^Ader sei: eine voUkoan mene, d. h. nach ihrer grossten Ausdehnung müssen dieselben genan ihre vorige Länge wieder annehmen; eine massig grosse, mit dem Umfang nnd der Ausgiebigkeit des Respirationsorgans in geradem Yerhältniss stehende; dabei aber auch eine umfängliche, so dass die Bänder zwar jedem Tension^rade der gegen sie andringenden Luftsäule nachgeben Vonnen (wonach ihre Au- spruchsfähigkeit zu bemessen ist), aber auch dem grossten Lufldmck, den die gesammte Tbätigkeit der Exspirationsmuskeln zu erzeugen vermag, Wi- derstand zu leisten fäbig sind. Die Insertions- und Streich ungsverbältDisse der elastischen Fasern jseien in beiden Stinunbändern einander gcaan ent- sprechend; namentlich zeige die obere 2k)ne keine falsche Haltung, Ab- stumpfung oder knotige Stellen, und besitze die Fähigkeit, sich beim Lnft^ ansprach in eine feine, scharfe Hautfalte auszutreiben, die jedoch beim Oea- cendo nicht zu leicht aufgebläht oder gar umgeschlagen werden darf. Hier- auf beruht die normale Grosse des Elasticitätamodulus der Stimmbänder, die bei jedem Tensionsgrade der die Glottis durchstreichenden Luftsaale so viel austragen muss, dass derselben die Stimmbänder , mögen sie beliebig verlängert oder verkürzt sein, hinlänglichen Widerstand leisten können. Dazu ist aber auch ferner erforderlich, dass die Ventrikel weit und tief genug sind und dabei gehörig dicke und stark elastische Wände besitzen, damit sie nicht nur eine zu jedem phonischen Zwecke ausreichende Luft- quantität aufzunehmen , sondern dieselbe auch gehörig zu verdichten be- fähigt werden. Dazu müssen natürlich auch die Taschen bän der und die übrigen Organe der obern Kehlkopfportion, die Epiglottis, deren Wurzel- band, die Membrana quadiangularis mit ihren Rändern u. s. w. in ihren anatomischen und pbjsikalen Kigenschaften und gegenseitigen Dispositio- nen wohl entwickelt und zusammengefügt sein. Alle diese und noch viele andere, besonders im Ansatzrohr ' liegenden Bedingungen sind zu dem erforderHch, was man in der gewöhnliehen Kunst- sprache unter genügenden oder guten natürlidien Stimmmitteln zu ver- stehen pflegt. Wollen wir nun noch weiter gehen und fragen , welches die Organische Ursachen einiger Stimmqnalitaten. 75S besonderen organischen Bedingungen znder oder jener speciellen Eigenschaft der Stimme sind, so gerathen wir freilich in ein Gebiet, in welchem wir yon der Dankelheit, die in ihm herrscht, vor der Hand noch keinen sichern Schritt than , also uns nur auf Vermuthungen beschranken können. Die Schwierigkeiten für die Darstellung liegen besonders darin, dass wir noch gar keine Ausdrucke für die meisten Stimmqualitäten, die alle innerhalb der Grenzen der normalen , gesunden , guten oder schonen Stimme vorkommen können, besitsen, dass es der Sprache oder den Sprachen (die italische nicht ausgenommen) bisher an Worten gefehlt hat, um die vom Gehör empfun- denen Unterschiede der Stimmindividualitaten zu bezeichnen. Einzelne, aber fast nur für abnorme, unästhetische Stimmqualitäten gebrauchte Ausdrücke, wie Nasenton , Keblton , gestopfte, belegte Stimme u. s. w. beweisen jedoch, wie schon der blosse Gehörsinstinkt das Wesen solcher 'Qualitäten der Stimme in den Organen gesucht hat, die bei jenen eine gewisse Abweichung von der normalen Textur, Formation und Disposition erkennen lassen ; und wir ersehen schon hieraus, dass es Aufgabe der Physiologie ist, durch wei- tere , genauere Nach Weisung des organischen Sitzes der verschiedenen StimmquaHtäten auch für dasjenige demonstrirende Ausdrücke zu schaffen, was bisher lediglich auf die empirische Diagnose mittels des Ohres be- schränkt war. Vor der Hand kann ich mich hier nur auf einige Andeutungen über die organischen Ursachen der geläufigsten natürlichen Stimm qualitäten oder Stimm- mittel beschränken , die nähere Erörterung und Beweisführung auf eine an- dere Gelegenheit versparend. Die Stärke (Dicke) der Stimme steht bei gleicher Tonlage mit der Dicke oder dem Querschnitt der Stimmbänder in geradem , mit der Länge dersel- ben in umgekehrtem Verhältniss, wobei jedoch vorausgesetzt wird, dass die Räumlichkeit der Ventrikel damit in Verhältniss steht, und die Gleich- gewichtsspannung der Stimmbänder durch ein entsprechend starkes Ligam. cox&oideum unterhalten wird. Der ganze Kehlkopf hat bei einer starken Stimme einen geringern geraden Durchmesser, als ein Kehlkopf, der bei gleicher Stimmlage eine schwächere Stimme giebt. Ein scheinbar grosser, vorspringender Kehlkopf ist daher gerade kein Zeichen einer starken Stimme. Doch muss dafür die Dimension der Höhe und Breite des Kehlkopfs vor der der Tiefe vorherrschen , auch der Festigkeitsmodulus der Verbindungs- organe ein grösserer sein. Die Intensität der Stimme steht mit dem Elasticitätsmodulus der Stimm- bänder in geradem Verhältniss. Die Grösse der Stimme wird vom Umfange des gesammten tönenden and mittönenden Apparats bestimmt. Die Härte einer Stimme scheint mit der Festigkeit des Schildknorpels, vielleicht auch des Kehldeckels , so wie der die einzelnen Knorpel verbin- denden Bänder, in geradem, die Weichheit in umgekehitem Verhältniss SQ stehen. Die sogenannte gestopfte oder gedämpfte Stimme setzt umfang- reiche, zunächst die Wandungen der obern Kehlkopfshälfte auspolsternde, den Raum derselben etwas verengende , und den Ton in seiner Leitung be- hindernde Fettlager voraus. Sonor, hell oder weitklingend ist die Stimme, wenn alle Leitungsor- gane in normalem Znstand sind; klangarm, matt oder leer dagegen, wenn 48 754 IV. Beobachtungen und Versuche am lebenden Stimmorgan. a. B. die Kehlkopfknorpel verknöchert, die Weichtheila des Kehlkopfs imd AnsaUrohrs zu gefäss- und säftearm sind, namentlich wenn die Schleim- haut des Ansatzrohrs infiltrirt und verdickt ist. Wohlklingend oder rein ist die Stimme, wenn beide Stimmbänder Ton ganz gleicher, normaler Beschaffenheit in allen ihren Verhältnissen und Be- ziehungen sind, und dabei die Ansatzrohrtheile wenigstens nicht störend einwirken. Im umgekehrten Falle wird die Stimme, wenn sie aach sonst gute Eigenschaften besitzt, doch nicht vollkommen schon und rein kiingen. Scharf oder subtil wollen wir eine solche Stimme nennen, welche in beiden Hauptregistern schon bei sehi schwachem und dünnem Laftansprach rein und heil anspricht. Dies ist der Fall , wenn die Stimmbänder iai Qaer- Bchnitt fein und scharf zugeschnittene, einander genau korrespoDdirende Randzonen bilden. Stumpf dagegen, nicht augenblicklich ansprechend i«t die Stimme, unbeschadet ihrer übrigen ^Eigenschaften, wenn die Stimmband- ränder beim Tonoinsatz sich nicht in eine scharfe Falte ausziehen lassen, sondern mehr oder weniger wulstig oder stumpf bleiben. Diese verschiedenen Bigenschaften der Stimme können zu der Zeit, wo ein Individuum sich der künstlerischen Ausbildung seiner Stimmorgane wid- met, in sehr verschiedenem Grade und verschiedener Mischung vorbanden sein. Der Komplex derselben , wie er sich gerade im Individuum vorfindeC bildet den von Natur gegebenen Grund und Boden, welcher darch die kunstgemässc Ausbildung zu befruchten und zu bebauen ist, damit die na- türlichen , bisher ohne künstlerisches Bewusstsein zu den Phänomenen der Sprache und der Naturtöne verwendeten Stimmmittel nach den Anforderun- gen der Kunst theils beschränkt, theils erweitert, theils ausgebildet werden ; wobei Manches bisher widerstrebende oder von einander getrennt auftretend« miteinander vereinigt, «Manches bisher regellos oder in ungeordneten Schrit- ten sich bewegende zum ebenmässigen, geregelten Gange gebracht, manche bisher noch schlummernde oder nur in geringen Anfängen vorhandene Thä- tigkeit geweckt und genährt, manche überwuchernde Thätigkeit geangelt wird u. s. w. £s liegt nicht im Plane dieses Werks, die Methode anzugeben, nach wel- cher der angedeutete Zweck, der in nichts Geringerem besteht, als die Kunst des Gesanges im weitesten Sinne des Worts dem Individuum anzo- eignen , am sichersten und vollständigsten erreiclit wird. Hier beschranke ich mich nur auf die eine Bemerkung, dass alle gesangliche Kunstabong in ihrer konkreten Manifestation nichts Anderes ist, alsMuskelbewegung, dass also auch alle Gesangsübung und Gesangsproduktion eine sogenannte Gymnastik der bei den Stimmphänomenen interessirten Muskeln dar- stellt. Jedes nur denkbare Stimmphänomen, jede, auch die feinste Nuance im Vortrag, Alles, was zum sogenannten Ausdruck, Gefühl, Pathos n.8.w. des Gesanges gehört, wird durch Muskelbewegung, welche angelernt, angeübt werden muss, ausgeführt. Aber die Muskeln dürfen nicht die Herren beim Gesänge spielen wollen, sondern müssen die Diener des könst- lerischen Willens sein, und diesem bis ins kleinste Detail folgen. Da nun aber der Geist auch beim besten Willen nichts ausrichten kann, wenn das Fleisch (die Muskeln) schwach ist, so liegt auf der Hand, dass kein Sanger geboren wird, auch wenn er den regsten und reichsten Greist mitbringt^ sondern dass er erzogen werden muss. Dieses Erziehen bezieht sich aber iiQ letzter Instana immer auf das, was bei der Manifaatirnng der Kunst; ma* AusbildoDg des Stimmorgans. Yortragsmanieren. 755 teriell tliatig ist, also auf die Maskeln des gesammten Stimmapparats, welche dem Geist, dem Willen, dem Gefuh] Aasdrack zn geben beru- fen sind. Da wir nan die Muskeln des gesammten Stimmapparats and ihre Bewe- gnngsmecbanik genan kennen gelernt haben, können wir auch wissen, darch welche Bewegangs-Kombinationen und Modifikationen die verschie- denen Stimmphänomene, Oesangsnnancen u. s. w. ausgeführt werden; wir können aber auch wissen und angeben , was sich überhaupt mittels des zu seiner höchsten Vollendung ausgebildeten Stimmapparats ausfuhren lasst. In dieser Hinsicht haben wir einige gegen diese feststehenden Erfahrungen verstossenden Irrthumer mancher Sänger und Komponisten aufzudecken und zu rügen. Ich meine die VoKragsmanieren. „Der Ton, sagt Ber- nacchi*) sehr richtig, ist des Sängers Ein und Alles, das einzige Mittel, das ihm zu Gebote steht, die Herzen zu rubren.*' Wir müssen hier freilich zuvorderst das Gebiet des Sängers von dem des Mimen, Schauspielers oder dramatischen Sängers genau abgrenzen. Letzterem stehen zur Erreichung seiries Kunstzweckes ausser dem Tone noch andere, zunächst auf das Auge wirkende Mittel zu Gebote. Aber der Sänger, der seine Kunstleistungen nicht zur Schau, sondern zu Gebor zu bringen berufen ist, darf durchaus nicht in das Gebiet des Schauspielers übergreifen , mnss sich also alles Bei- werks enthalten , das nur gesehen werden kann , aber mit den Tonen seiner Kehle nichts -zu thun hat, im Gegentheil den Eindruck derselben in der Re- gel nur stört. Es ist immer ein Zeichen von Unbeholfenheit und mangelhaf- ter Ausbildung, wenn ein Sänger mit andern Theilen seines Korpers den Bewegungen seiner Stimmorgane nachhelfen zu müssen, oder die Unbehülf- lichkeit seines Stimmorgans durch dergleichen heterogene Bewegungen gut machen oder dem Ohre des Hörers entziehen zu können giaubi. Der Sänger mnss die volle Wirkung auf den Zuhörer machen auch dann , wenn dieser blind, oder er selbst durch einen Vorhang dessen Augen entzogen ist. In der That übt erst dann der Gesang des Menschen seine reine, volle, wahrhaft beseelende und erhebende Wirkung aus, wie der Gesang der' sixtinischen Kapelle, wo die Zuhörer von den Sängern nichts sehen können, am schla- gendsten darthut. Die Fehler, die ich meine, treffen aber auch den Komponisten, insofern er etwas intendirt, was ausser der Sphäre der Produktibilität mittels mensch- Heber Tone liegt. Man nehme nur die gegenwärtig geläufigen Vortragsbe- zeichnnngen her. Da finden wir z. B. vor gezeichnet: Amabile, innocente, mit Güte, vertraulich; fiero, fastuoso, übermüthig, furioso, rigorose, reli- gioso, devotamente, con smania u. s. w., und zwar nicht nur in Liedern und Arien für Eine Stimme, sondern auch in mehrstimmigen Gesangstücken, anch nicht nur von Anfängern in der Musikwissenschaft, sondern auch von solchen Komponisten , die sonst als Meister ihrer Kunst zu gelten pflegen. Wenn wir uns aber nicht absichtfichen Täuschungen hingeben, und unbe- fangen und unparteiisch das , was auf Rechnung des rein masikalen und des rhetorischen Ausdrucks zu bringen ist, von dem rein melismatischen oder kantatorischen Ausdrucke, von dem durch den reinen Gesangston Er- reichbaren trennen , so werden wir finden, dass allerdings ein nach den In- •) Das System der grosseu Gesangschale des Bernacohi von Bologna, dar- gestellt Yon H. F. Mannstein. Dresden und Leizig. S. 7. 48» 756 VI. Beobachtangea and Versucbe am lebeDden Stimmorgan. tentionen des Dicbterä nnd Komponisten vorgetragenes Gesangstack aof den Zuhörer den Eindruck irgend einer der oben bezeichneten Gefahle, Affekte und moralischen Zustände machen kann, dass aber dieser Eindruck das Resultat nicht nur des zufälligen Vortrags des Sängers ist^ sondern aller der musikalen von der Komposition gegebenen Momente, die anf sein Ohr und seine Seele einwirken, • Diese Wirkung muss aber der Komponist beim Aufschi eiben seiner Musik nicht als eine nothwendige voraussetzen and sie durch seine Vorti agszeigen provociren wollen-, sondern er moss sie vom kunstverständigen Vortrage des Sängers und nach Umständen des oder der begleitenden Instrumentalisten abwarten. Er macht sich lächerlich, wenn seine Komposition der Art war, dass sie auch bei der besten Ausführung doch auf den Zuhörer einen Eindruck macht, der von dem von ihm oktrojr- ten sehr weit verschieden ist. Dem Säuger kann man keine Leidenschaft, keine besondere Seelenstim- muug u. s. w. vorschreiben. Soll er seine Aufgabe als Künstler lÖseo, so muss er eben frei von aller Leidenschaft dastehen und singen. Ist er aber ein wahrer Künstler , hat er hei genügenden naturlichen Anlagen gelernt, was zu seiner Kunst gehört, so ist er auch Meister über seine Mittel cor Kunst, und versteht dieselben so zu verw^enden, dass er Alles mit seiner Stimme darstellen kann , was sich mit ihr darstellen lässt. Er kennt dann aber auch die Grenzen, die Beschränktheit seiner Mittel, und diese Erkennt- niss macht ihn bescheiden , so dass er sich nicht selbst überbebt, sondern den Erfolg in Ruh^ und Demutb abwartet. Er weiss und hat es an sich selbst erfahren, dass er nur durch seinen Ton und sonst dnrch nichts An- deres auf den Hörer mit dem Erfolg einwirken kann, der seiner Kunst ver- beissen ist: darum wird er auch den Gebrauch aller unlautern und anedeln Nebenmittel verschmähen, welche der Stümper anzuwenden pflegt, um sich den ephemeren Beifall der urtheilsunfähigen Menge zu erschwindeln. Aber innerhalb der scheinbar beschränkten Sphäre, in welcher er sich zu bewe- gen hat, wird er doch einen Wirkungskreis finden, der immer mannichfal- tiger, unerschöpflicher und ergiebiger sich aufschliesst, je mehr er bemüht ist, die ihm zu Gebote stehenden Mittel zu entwickeln und zu verwerihen. Was aus seinem Munde auf das Gehörorgan des Zuhörers überströuft, ist an sich zwar weiter nichts, als gemeint atmosphärische Luft, die anf ge- wisse Weise in Schwingungen versetzt worden ist; aber die Art und Weise, wie dies geschehen soll, bestimmt er vermöge der Bewegungen seiner Stimm- muskeln und kraft seines künstlerisch geleiteten Willens ebenso, wie der Maler die an sich todten Farbenpigpiente zu einem künstlerischen Ganzen auf der Leinwand vereinigt. Filariltuono, das Fortspinnen, Ausziehen des Tones, d. h. des tö- nenden Luftstroms, und zwar eines Tonmaterials von gleichartiger Mischung und Äbrundung, von bestimmter, beabsichtigter Stärke und Umfang, ist vom Drahtziehen entlehnt , so dass die exspirative Luftsäule das auszuzie- hende Metall, die Glottis die Letzteres zum Draht verjüngende nnd dessen Dicke bestimmende Oeffnung darstellt. So wie nun der Draht, wenn diese Ueffnurig schlecht gebohrt ist, und jeden Augenblick ihr Lumen veränderte, wenn sie bald enger, bald weiter würde, eine sehr ungleiche , z. B. perlen- wnnurartige Gestalt annehmen, also die Beschaffenheit eines glatten, gleich- hoekeri'* *Jrahtes verlieren würde, so fallt auch der Ton uneben, angleich, g aus, wenn die Glottis ungleiche, unebene Wände hat und sich MecbaniBmas einiger Gesangmanieren. ' 757 dei^n Weite oder Exkarsiönsamplitude während der Tonbildnng in onregel- mässiger Sakeession ändert. Die dabei wesentlich betheiligten Organe sind ausser den eine gleichbleibende Spannung der exspirativen Luftsäule unter- haltenden Brust- und Bauchmuskeln die Einstellungsmuskeln der Glottis, um die Länge derselben auf gleichem Maass za erhalten, und der M. vocalis, um durch seine nachhelfende sphinkterische Aktion dio Quantität der aus- strömenden Luft in jedem Moment zu rektificiren. Die wichtigste Abwei- chung vom Filar ist das Tremolo: wir werden zu Ende dieses Kapitels darüber des Weiteren sprechen. Metter la voce, das Geben oder Ausstromenlassen der Stimme, unter- scheidet sich vom Filar nur dadurch, dass die beim Toneinsatz vollkommen geschlossene Glottis durch allmäligc Zunahme der Luftspannung, bei Nach- las der sphinkterischen Kontraktion des M. vocalis und gleichzeitiger Mehr- verkurzang der Herabzieher des Kehlkopfs sich während des Tonphänomens immer weiter öffnet, die Stimmbänder immer breitere Schwingungen ma- chen; sodann aber nach Erreichung des angestrebten Maximum's der Ton- grösse and Stärke bei nachlassender Lufttension die sphinkterische Kon- traktion wieder ebenso allmälig zu und so die Glottisweite abnimmt, wobei der Kehlkopf wieder durch Mehr Verkürzung der Hebemaskeln aufwärts steigt und endlich sogar hoher zu stehen kommt, als anfangs. Bei Brustto- nen gebort caeteris paribus mehr Luftdruck zur Erreichung einer Messa di voce, als beim Falset, weil die Längenspan uung des M. vocalis der seitlichen Austreibung desselben im Wege steht. — Manche machen übrigens zwischen Filar und JWeWcr keinen Unterschied, dann nennen sie unser Üfe/Zer zum Unter- schied vom Filar ^ das sie einfach Metter nennen , JIdessa di voce crecente. Portar la voce, Portamento, Tragen der Stimme, nämlich von einem Tone zum andern, ist eigentlich Nichts, als ein Filar auf mehrere Töne von verschiedener Schwingungszahl ausgedehnt, gleichsam ein Af filar ^ ein Aneinanderhängen der Töne, sowohl in stufen- als in sprangweiser Fortschreitung, mag dabei ein Crescendo oder Decrescendo stattfinden oder nicht. Dabei werden jedoch die einzelnen Töne nicht stückweise aneinander gereiht, sondern gebunden oder miteinander verbunden, zu einein Conti- nuum verschmolzen*), was in der Kunstsprache sonst auch durch Legare, Legato, Schleifen, ausgedrückt wird. Das heisst: beim Uebergang von einem Ton zum andern bleibt die Glottis gööfFnet, es findet kein Abscbnei- den des Luftstroms des einen Tons von deta des andern durch einen Glot- tisschluss statt, die sphinkterische Kontraktion des M. vocalis ist eine gehal- tene, dem Seitendruck der Luftsäule proportionale, ihn nicht überwindende. Das Gegentheil davon istStaccare, Staccato, Stossen, wo zwischen je zwei Tönen die Glottis auf ein Moment mehr oder weniger fest geschlossen wird. — Das Strascinar, Strascino, ziehen oder Schleppen der Stimme, unterscheidet sich nach Agricola (bei Tosi S 128) vom Schlei- fen hauptsächlich durch seine Langsamkeit, und dass man zuweilen, wenn man von einem Tone zum andern geht, die Stimme gleichsam utfvermerkt •) „Die Stimme tragen {portar la voce) heisst, mit beständigem, an Starke za ond abnehmenden Aushalten, ohne Aufboren und Absetzen, eine Note an die an- dere schleifen." Agricola bei Tosi a. a. O. S. 220. — Per questo portamento non s'intende altro, che un passare, legando la voce, da una nota all ^tra con perfetta proporzione ed unione, tanlo nel salire, che nel discendere. Mancmi Pensieri e riflesstoni sopra il canto figorato. Art. VIII. 7S6 I^* BeobachtoDgeo Dod Veraache am lebeoden Stimmorg^. and Dach und nach immer so lange hoher oder (wie in der Regel) tiefer werden lässt, bis man den hoher oder tiefer liegenden Ton, io den man gB> ben will, erreicht hat. Ein gut ausgeführtes Strasdno soll nach Tosi (S. 233) wesentlich zur Verzierung des Gesanges beitragen. Noch gehört hierher das Cercar il tuono, ein Mittel, ein weiteres Interrall dadurch, ^ftftf man einen oder mehrere harmonische Zwischentöne leicht beröhrt, auszufüllen und dabei auch den Grenzton leichter und sicherer za treflfen. Ueber das Weeen des Portar oder Portamento der Töne und dessen Verhälun» zum Legsto, Strascino und Cercar il tnono sind die Gesangstheoretiker immer noch getheilter Meinung. Nehrlich zieht in dieser Hinsicht besonders gegen Marx zo Felde , dem er geradezu Unkenntniss der ganzen Sache vorwirft. Wenn jedoeh dem Terdienst?oUen Marx hier etwas vorzuwerfen ist, so ist es, ömäa er dem Begriff Portament nach Mancini's, Tosi*s, Hiller's n. A. Vorwog eine grössere Aus- dehnung gegeben hat , als Nehrlich, der seine Weisheit zunächst ans Bernacchi^s Singschule geholt zu haben seheint, und dessen nach sehr einseitiger Anschauung konstrnirte Definition vor dem Forum der Wissenschaft noch weniger Stich hält, Marx nennt jede Verbindung zweier Töne Portament; er betrachtet also letaleres als ein Legato im engem Sinne. Diese ohne Yerwisdiung oder Vermisch wig, aber auch ohne Trennung beider Töne zu bewirkende Verbindung kann entweder so er- folgen, dass nach dem ersten Tone die Stimmwerkzeuge unmittelbar p] in die für den 2. Ton nöthige Haltung übertreten (Tonverbindung) , oder so, dass die zwischen beiden Tönen liegenden kleinem Abstufungen (oder einige derselben) leieht und oberflächlich mit berührt werden (Znsammenziehung der Töne). Nehrlich dagegen kennt bloss Ein Portament, welches das wahre sein soll, nämlich eine in Ton und Sprache wechselseitige \7] innige Verbindung zweier Töne, von denen jeder seine be- sondere Silbe als Text hat. £s werde dadurch hervorgebracht, dass mit Beibehal- tung des Vokals der ersten Silbe eine Vorausnahme des Tons der 3. Silbe stattfindet, die aber so schnell erfolgen muss, dass der vorausgenommene Ton auch nicht das Geringste {7\ von seinem Zeitwerthe verlieren darf und im selbigen Augenblicke nach der Anticipation des Tons der Vokal der ersten Silbe schnell verschwindet und die 3. Sübe dafür eintreten lässt. Keine der beiden Noten, zwischen welchen das Por- tament ausgeführt wird, darf in ihrem Zeitwerthe beeinträchtigt sein. [Demnach wäre das Portament etwas Zeitloses, also gar Nichts.] Wird das Portament schwer- fällig ausgeführt, so dass man statt der Anticipation des 2. Tones ein verwischtes Durchziehen der dazwischen liegenden Töne in den kleinsten Zeitintervallen bemerkt, so bezeichnen die Italiäner tadelnd diesen Fehler mit Strascinare la voce. Wer den Uebergang nicht in einer Note von möglichst kürzestem Zeitwerth [also doch Zeit- werth, aber vorhin hiess es ganz anders!], sondern langsam, etwa auf V, oder V« Note ausführt, wird dnrch sein Portament nur eine höchst unangenehme W^irknng hervorbringen. [Tosi jedoch hat andere Begriffe davon.] Eine 3. Art derTonver- bindong [also wohl ein falsches Portament?] wird dadurch zu Stande gebracht, dass man die grossem oder geringem Intervalle, also 2 Töne auf verschiedenen Ton- stufen, durch einen einzigen Vokal für beide Töne zusammenschmilzt. Die 2. Axt des Marx 'sehen Portaments betrachtet Nehrlich als identisch mit dem Cercar ü tnono oder dem Durchziehen der Töne. — Wir finden in dieser Nehrlich^schen Darstellung ein Gemisch von Auktoritätenglauben, der das Zengniss der eignen Sinne unsicher macht, von einseitiger AnffMsung, die Wesentliches übersieht, und Mangel an wissenschaftlichem Verständniss , bei welchem fi'eilich eine sichere Defi- nition nicht aufkommen kann. Die physiologische Definition des Portar la voce sammt den erwihnten Varietäten desselben dürfte sich etwa folgend ennaasseo geben lassen. Die Stimme, d. h. der in der Glottis zum Tonen gebrachte Lnftstrom, so /l/a/0, wie er gerade im Augenblick ist, wird getragen oder bewegt von einem Tone oder einer Note zur audern, bei welchem Tropus die einzelnen vom Sänger zu bildenden Tone als ebenso viele vorgesteckte Zielpunkte oder Stationen gedacht werden, die die Stimme durch die ihr vom Sänger gege- bene Bewegung sukcessiv zu erreichen und zu durchlaufen habe. Hierzu ist natürlich das Metter ebenso wie das Filar delia voce erforderlich» ohne wel- M echanismn des Portamento della voce. 7M ches das Portar nicht füglich bestehen kann. Jene Bewegung von einer Ton* ^ atnfe zur andern wurde von den Alten zum Unterschied von Metter^ welches sich auf die exspirative Fortbewegung der durch die stehenden Schwingun« gen der Glottiszone gebildeten Ton wellen bezieht, nicht ohne eine gewisse physiologische Ahnung Portamento genannt, um dadurch anzudeuten, dass der Standpunkt der stehenden Schwingungen der Glottis für die verschie- denen Toustufen ein verschiedener sei. Vielleicht wäre der Ausdruck De- clinar gewählt worden, wenn das Wort nicht bereits zu einem andern Zweck von den Grammatikern in Anspruch genommen worden wäre. Jede eine Veränderung des Standpunkts bezweckende Bewegung erfordert aber eine gewisse Zeit, und zwar eine um so längere , je grösser der Abstand des neuen. Standpunkts vom alten, je ausgiebiger also die zur Erreichung des neuen Standpunkts (Tonstufe) erforderliche Bewegung ist. Diese Bewegung wird in unserem Falle durch kontraktive Verkürzung der einen (die Glottis ver- längernden oder verengernden) oder der andern (dieselbe verkürzenden oder erweiternden) Muskelgruppe bewirkt, welche wiederum je nach dem Re- gister und selbst nach dem Timbre eine grossere oder geringere sein muss. Beträgt der Abstand des einen Tones vom andern nur 1 Stufe, und bleibt das Timbre dasselbe, so lässt sich bei nur massiger Geschicklichkeit des Sangers der Uebergang so bewirken , dass der Schritt dem Ohre keinen Ein- druck eines merklichen Verweilens auf den zwischen beiden Stufen liegen- den Seh wingungs Verhältnissen macht; beträgt er mehrere Stufen, so findet zwischen beiden Tönen , d* h, Luftstromabtheilungen , eine dem Ohre auch bei der raschesten Bewegung der Stimmmuskein nicht ganz entgehende üm- biegung jener Schwingungsabiheilung zur entfernteren statt, die wir uns^ etwadurchFig.l71versinnlichenkönnen. Auf dieser Figur bedeuten die Inter- valle der Horizontallinien, wie a g % A * ^ ^ 1 l -iTTzi — ^ ^^ jedem andern Notensystem, die Tonstufen, mithin geben sie auch die Weite der zur Durch- schreitung derselben erforder- lichen Muskelbewegungen an; die durch die senkrechten Li- nien begrenzenden Abstände geben die zur Haltung des fertigen oder erreichten Tones sowohl, als auch die zum üebergange von dem einen zujn andern verwendete Zeit an. Die Kurve stellt den tönenden Luftstrom in seinen verschiedenen Schwingungs- zahlenverhältnissen und Bewegungen durch dieselben vor. Während dieselbe auf den Aufsteigungen 1 und 3 und auf den Absteigungen 2 und 4 wenig von der geraden Richtung abweicht, und daher von oben aus betrachtet fast bis auf einen Punkt verkürzt erscheint, wird sie auf 5 , 7 und 9 schon mehr gekrümmt und nimmt von oben aus gesehen in der Richtung von a nach 6 eine grössere Strecke (Zeit) ein, auf oder in welcher die in den durchschmt- tenen Linien liegenden Tonstufen um so merklicher dem Ohre wahrnehm- bar werden müssen, je grösser der Abstand von der einen Abweichung von der auf gleicher Schwingungszahl forttönenden Tonstufe bis zur Einlenkung iu die Le (z. B. von c-d, e-f, g-h) ausfällt Letztere Manier ent- spricht dem, was Nehrlich das Strascino nennt; Tosi dagegen der das Strascino, namentlich in absteigender Tonfolge, für ^me grosse Schönheit hält, scheint sich den Mechanismus desselben anders vorzustellen, b. s. bchr. Fig. 172, 190 rV. Beobachtungen nnd Veraucbe am lebenden Stimmorgan. 8. 233. So lange nun diese Yerbindnngskurven sich stetig, moglicbat senk- recht, ohne erhebliches Verweilen anf den Zwischenstufen, von der eineii gewollten Tonstofe zur andern bewegen, gehört das Tonphanonien zum wahren , reinen Portament; sobald aber auf diesem üebergange die bewegen- den Muskeln auf einem oder mehreren Punkten anhalten , um auf den diesen Punkten entsprechenden Tonstufen etwas zu verweilen und deren Schwin- gungszabl zur Geltung zu bringen, dann entsteht das, was die Alten Cerear U tuono nannten, und was sich etwa durch Fig. 172 veranschaalichen laset Bei allen diesen Bewegungen ood Gliederungen des tonenden Loft- stroms setzen wir voraus, dass derselbe ein zusammenhängender bleibt, also durch keinen Glottis- schluss unterbrochen wird. Be- trachten wir aber das, was Ber- nacchi und Kehrlich das wahre Portament nennen, etwas genauer, '^o finden jnrir, dass dasselbe von dieser' Norm abweicht. Denn hier wird der reine Tonfluss durch eine neue Artikulation unterbrochen, welche, so- bald sie durch eine Litera explosiva bewirkt wird , wie in dem von N a h r- lich (S. 173 2. Aufl. 261) angeführtem Beispiele (Ho— Ide) sogar einen Glot- tisschi uss nothig macht, wie wir in der Physiologie der Sprachlaute genauer erkennen werd^. Am Ende kommt jedoch eben nicht viel darauf an, ob der neue Ton, nachdem er einmal durch die dazu erforderliche Mqskeibe- wegung erreicht worden ist, mit oder ohne neue Artikulation fortgeführt ^wird; die Hauptsache beim Portament ist jedenfalls dieSe Hinbeweguog zur beabsichtigten Tonstufe selbst. Zwischen d^m Fiiar und Legar einerseits und dem Staccar andererseits liegen viele Zwischenstufen, d. h. die Tonverbindnng lässt sich bei ver- schiedenen Graden der Glottisverengerung bewirken. Dies ist am anfül- ligsten bei den sogenannten Koloraturen des Gesanges, wo es darauf ankommt, möglichst viel Tone mit einem Athem zu bilden. Eine normal gebildete Koloratur nennen die alten Meister Coloraturagranita, die ge- körnte (geperlte, perlende^ Koloratur. Schon aus diesem Beiwort geht her- vor, dass der Tonfaden für Unterscheidung der einzelnen Tonstufen wenig- stens etwas eingekerbt werden muss, wenn nicht dieselben verwischt werden, in einander fliessen sollen , wenn nicht daraus eine Coloratura alla sa- p o n e werden soll. Ueberhaupt ist das Staccato , wenn es gut aasgeführt wird , auf Koloraturen nach Befinden erlaubt und oft sogar nicht zu umge- ben, nur muss das Heiter la voce dabei möglichst gleiehmässig und ohne Zwerchfellstoss vor sich gehen; auch darf diese durch angemessene Olottis- verengerung zu bewirkende Einschnürung des Tonstrahls nicht bis zur vol- ligen oder fast volligen Schliessung der Glottis anwachsen, sonst wird eine Coloratdraalla.cavalletta, eine gestossene, meckernde Koloratur dar- aus. Ebenso darf aber auch, wenn die Coloratura eine staccata werden soll und (wie gewohnlich) auf dem Vokal A liegt , der Tonstrahl nicht durch •ine \ crengung des Atrium oris posticum, durch Rück- und Aufwartsziehen es hinfern Zungentbeils eingeengt werden, sonst wird ein Sgagatea^a, hÄrt **^" en, kein anderer ist, als das Zwerchfell. Dieser Muskel- apparat ist zwar bei der Phonation, so wie bei jeder Exspiration im Allge- meinen in Relaxation begriffen, aber er ist zugleich auch Regulator oder Kom- pensator der Energien der Fixatoren und der Expulsoren des Exspirations- muskelaystpms , und bestimmt als solcher zum grossen Theile die Tension der im Thorax eingeschlossenen Luftmasse. Sobald seine kontraktive Span- nung einen Augenblick nachlässt, erbalten die hypogastrischen Druckmus- keln mehr Spielraum, und schieben die Luft des Unterleib sein Stück weiter in die Brusthöhle hinein , wobei die Flanken sich etwas herab und einwärts senken , das Epigastrium dagegen sich etwas auftreibt; dieser Druck oder Schob pflanzt sich bis zur Glottis.fört, welche dadurch für denselben Augen- blick etwas erweitert wird, im nächsten Augenblick kehrt das Zwerchfell zu seinem vorigen Spannungsgrad zurück oder et wird vielinehr in seiner Relaxation unterbrochen, die Glottis verengt sich wieder und schiebt die nach dem Gesetz der Trägheit weiter heraus wollende Luft wieder zurück, was mit einem kleinen Stoss an die Flanken und einer kleinen Einscnkung an der epigastrischen Längenfurche verbunden ist, worauf im nächsten Mo- ment derselbe Vorgang von Neuem sich wiederholt Der wesentliche Vor- gang des Tremolo beruht also auf einer angehenden Erschlaffung des Zwerch- fells , die durch die gleichzeitige , normal vor sich gehende Kontraktion der übrigen Exspirationsmuskeln fortwährend in rhythmischen Litervallen un- terbrochen wird. B. BILDUNG DER ARTIKÜLIRTEN ODER SPRACH-LAÜTE. Fhyilologie des Spneluirsaiis. Das Anaatzrohr des meoschlieheD Stimmorgsns lassl sich , wenn wir seb- FonklioEien, die es als Artiknlationsorgan hat, ins Aoge fassen. :t Ewei anatomisch and physiolo^sch deutlich geschiedene Abtfaeilungen, in dir stabile ond in die mobile unterscheiden. Unter der stabilen Abtheilou des Ansatcrohrs Terstehe ich den oberhalb des Gaomens^els liegende'. Theil des Schlondkopfs und die gesammten Hohlen , welche von dort sc» ihre Einmündungen nehmen, also die Nasenhöhlen mit ihren Nebenhöhlen, die fkist achische Bohre und die Trommelhöhle , obwohl zunächst nur dW sogenannten Nasenkanaie hier in Betracht kommen , weil diese nnmittelb«' in die äussern Aperturen des Nasenhohlensystems , in die sogenannten Na- senloclier , ausmünden. Diese Abtheilung des Ansatzrohrs ist keiner will- kuhrlichen oder durch Muskel Wirkung Termittelten Verengening oder Er- weiterung fähig, indem sie von Knochen begrenzt ist; nur die äussern Mdb- dungen des Nasenkanals, die Sares^ können etwas erweitert ond Fereogr werden; ausserdem ist hier, wenn in Folge krankhafter Einflösse (Katarrh u. dergl.) die diese Hohlen auskleidende Schleimhaut anschwillt , eine Ter- engung oder selbst Abschliessung oder Yerschliessnng an gewissen SteUen möglich. Die mobile Abtheilung des Ansatxrohrs begreift den onterhalb des Ganmensegels liegenden Theil des Sehluudkopfls, den Isthmus &aciufli und die gesammte Mundhöhle sammt Mandeln, Zunge, Zahnen und Lippen. Diese Abtbeilung ist nicht durchgehends mit Knochen umgeben , sondere ihre Wände sind grosstentheils muskulös und daher auf YielfiMhe Weise be- weglich. Sogar die beiden Hauptknochen, welche den Spracborganen als Stutze dienen, *die beiden Kiefer, sind gegen einander nach Art eines Win- kelhebels beweglich. Diese mobile Abtheilung bildet ans diesem Grunde das eigentliche Sprach- oder Artikulationsorgan, wie wir dasselbe in der anatomischen Abtheilung dieses Werks genauer beschrieben haben. Mittel« des zwischen beiden Abtheilungen liegenden oder schwebenden Gsnmense- gels können beide Abtheilungen des Ansatzrohrs von einander abgesperrt werden, dergestalt, dass^die ans dem Kehlkopf stromende Lnfl entweder bloss durch den Isthmus oris in die Mundhöhle geführt wird, oder, wenn das Ganmensegel sich senkt, und gegen die emporgehobene Zunge sich an- druckt, durch den Isthmus fandum in den obem Theil des Pangrohrs und ans diesem in die Nasenkanaie zu streichen genothigt ist Zuweilen ist aber die Lage des Gaumensegels eine mittlere, so dass die Luft theils durch den Mund-, theils durch den Nasenkanal streicht iDdiiTerenzzaat&nd der Ardkulationsor^ane. Lautbildang. 767 Jm Indift'erenzzn Stande des Sprachorgans, zunächst also während des g^e^wöholiclben ruhigen AthemhoJens , wo die animale Muskelthatigkeit über- haupt fehlt, also alle willkührlichen Muskeln so viel als möglich erschlafft siad , hangt das Oanmensegel herab , so daSs es den Zungenrncken berührt, und die Luft hinter demselben ungehindert durch die Choanae narium ent- ^weichen oder ausströmen kann. Dabei ist die Zunge emporgehoben, so dass sie fast allenthalben das Gaumengewolbe berührt; und ihre Spitze gegen die Zahne angelegt ist. Die ganze Mundhohle wird also während der normalen Respiration ausgefüllt, natürlich, weil sie überflüssig ist; ebenso, wie alle andern mit Schleimhaut ausgekleideten Kanäle, wenn sie nichts Besseres zo thus haben, sich mit ihren Wänden berühren, sich zusammen legen, um den edeln Weltraum nicht ohne Noth andern Organen oder Organismen w^egznnehmen. Der Indifferenzzustand der Zunge also , Yon welchem bei je- der sprachlichen Bewegung ausgegangen wird, ist, um dies, da es von gros- ser Wichtigkeit ist, noch einmal zu erwähnen. Gehoben- und Gewölbt- sein, keineswegs, wie Andere, z. B. Angermann, zu glauben geneigt sind, Tieflage derselben. Der entgegengesetzte Zustand aber, das andere Cxtrem, ist: weites Oeffnen des Mundes, Heben und Hinterziehen des Gau- mensegels, weites Offenstehen des Isthmus oris, und Tieflage der Zunge auf dem Boden der Mundhöhle. Wir werden weiter unten sehen, dass bei jeder zur Pronuneirung eines Sprachlauts den Organen gegebenen Stellung diese geneigt sind , in den Indifferenz- oder Ruhezustand zurückzukehren. £s ist lächerlich, aber noch mehr betrübend, zu sehen, in 'was für Irrthümer iu dieser Hinsicht manche Pädagogen, die sich von Amts vregen zu Sprachlautlehrem berufen glauben, aus Mangel an anatomischen Kenntnissen verfallen sind. So bat F. An- germann (s. dessen Lautlehre 2 Aufl. Berlin 1850. S. 14) einmal etwas von einer „Normalmundstellung^* gehört, die von manchen Gesanglehrern ihren Schülern beim Gesänge empfohlen wird. Da nun Anger mann bei seiner anatomischen Ignoranz zwischen Mund und Mundhöhle (Komplex der Organe, die die Mundhöhle und über- haupt das ganze Sprachorgan bilden) gar keinen Unterschied macht , so geräth er in eine entsetzliche Begriffsverwirrung. Seine „Normalmundstellung" soH, wie aus S. 14 und 16 erhellt, dem entsprecheo, was wir Indifferenzzustand der Organe ge- nannt haben (beilänftg also etwas ganz Anderem, als was die Gesanglehrer dar- unter verstehen), von welcher die Mundtheile bei Bildung der einzelnen Laute aas- gehen, und zu welcher sie nach der Bildung derselben zurückkehren. Diese Mund- Stellung erhält man , sagt er , wenn man bei ruhig geschlossenem Munde die Mund- winkel ein wenig wie zu einem leichten Lächeln hebt, die Unterkinnlade dann et* was vom Oberkiefer abzieht, die ganze Zunge horizontal flach im Munde hält: die Znngenwurzel bleibt auch bei der Bildung der sämmtlichen Vokale und Konsonanten horizontal flf^ch im Munde liegen, während der Zungenrücken und die Zungenspitze die zur Lautbildung nöthigen Stellungen annehmen u. s. w. — Ich glaube, es genügt am einfachen Referate. — Die Bewegungen des menschlichen Stimmorgans lassen sich von denen dea Sprachorgans nicht in der Art isoliren, wie es an einem ausgeschnittenen Kehlkopf möglich ist. Gleich bei der oberflächlichsten Vergleichung irgend eines auf dem ausgeschnittenen oder noch im glänzen Kadaver befindlichen Kehlkopf erhaltenen Tones mit einem irgend wie im lebenden Stimmorgan erzeugten Tone fallt uns der auffallende Unterschied ins Gehör, dass letz- terer Ton ein Laut ist, der sich in den bekannten Sprachelementen vorfin- det, ersterer dagegen in keiner Weise den bekannten Sprachlauten vergli- chen werden kann. Nur wenn man bei geschlossenem Munde im Kehlkopf, einen Ton (M) erzeugt, lasst sich einigermaassen eine Aehnlichkeit dessel- ben mit den todten Kehlkopftönen erkennen, obwohl der Unterschied im- mer noch ein ziemlich bedeutender ist. 788 Pbyaiologie ded Sprachoirgaos« Die menschliche Stimme ist al»o in jedem Falle schon Sprache, wenig- stens Spracblaut Kein Mensch kann , wenn er es nicht absichtlich verhin- dert oder durch Krankheit daran verhindert wird, mit seinem Stimnior^nia ^ einen Ton hervorbringen, der nicht schon eine Art Sprachlant wäre, der ab Mittel zur immateriellen Abbildung des geistig Begriffenen geaiz za ver- werfen wäre. Der im Kehlkopf, mittels der Stimmbänder and der zwischen derselben streichenden Luft gebildete Ton, oder, was dasselbe ist, die aos dem Kehlkopf aufsteigende tonende Luftmasse , wird sofort im Aosatzrohr auf irgend eine Art gefasst, begrenzt, eingeengt, reflektirt, beschleunigt, zur Friktion gebracht, mit einem Wort, artikulirt, dergestalt, da^ eia Sprachlaut daraus hervorgeht. Folgender einfache Versuch wird diesen Satz bestätigen. Man stelle sich gegen das Licht, und halte in angemesse- ner Entfernung und Richtung einen kleinen Spiegel vor den geöffneten, hin- länglich beleuchteten Mund; beobachte die Lage der die Mundhöhle begren- zenden Organe während der einfachen oder gehauchten (H), also tonlosen Exspiration , und gebe nun A an , den verhältnissmässig am wenigislen arti- kulirten menschlichen Laut Sogleich wird sich der bisher weite Isthmus faucium ein Stück zusammenziehen , und der Zungenrücken etwas nach hin- ten und oben sich bewegen. Man versuche nun irgend einen andern Ton, und stets wird man neue komplicirtere Muskelaktionea , die sämmtlich auf eine Verengung des Ansatzrohrs hinarbeiten, wahrnehmen. — Ferner: man gebe bei geschlossenem Munde einen Kehlkopfton . von beliebiger Hohe an, and offne dann plötzlich den Mund , während man den Ton forthält. Mao wird hier allemal , man mag sich dagegen wehren , wie man will , den Vo- kal A erzeugen, sofern man nicht die zu einem andern Vokal gehörigen specifischen Artikulationen absichtlich einschmuggelt So wie also der reine Ton durch Verengung der Stimmritze, so wird je- der durch das Ansiatzrohr streichende Ton (und andere sind im Lieben nicht möglich) ausserdem mit irgend einer Verengung im Laufe und Bereiche die- ses Ansatzrohrs, und zwar des mobilen Theils desselben, begleitet sein müs- sen. Nieujals findet behufs der Artikulation foder der Sprache, mag es Ge- fühls- oder Verstandssprache sein) eine über die Norm hinausgehende Er- weiterung des Ansatzrohrs statt Als solche. Norm betrachten wir das An- satzrohr, wie es bei massig weit geöffnetem Munde bei der Pronuncirung des H sich darstellt DerMechanismus der sprachlichen Artikulation besteht im Allgemeinen ans 2 Elementen, Bewegung der Organe nach, und Stillstand oderJ^esthalten der- selben in einer bestimmten Lage. Diese bestimmte Lage der Organe ist alle- mal eine solche, dass von der Luft beim Durchstreichen durch das Ansatcrohr ein Geräusch gebildet wird, das zuweilen mit dem im Kehlkopf gebildeten Tone zugleich stattfindet. J.ede sprachliche Bewegung hat eine Artikulatioo, bei welcher die Organe einen Moment in der angenommenen Lage verwei- len, zum Zwecke; während einer solchen Bewegung tont der Kehlkopf fort, oder schweigt, eben so nach bewirkter artikulatoriscben Stellung der Or- gane schweigt er, oder tönt ebenfalls fort (bei den Literae liquidae). Denn sowohl der tönende, im Kehlkopf di^rch die einander hinlänglich genäher- ten Stimmbänder in stehende Schwingungen versetzte, als auch der nur ge- hauchte, bei erweiterter Glottis emporgefubrte Luftstrom kann im mobilen Ansatzrohr artikulirt werden. Der tönende Luftstrom wird artikulirt zur Bildung aller Vokale (a, ä, e, i, 6, O, Q, ft) und Halbvokale. Halbvokale Natürliches Alpdabet ^6^ (semivocales) nenue ich nämlich nach dem Vorgange mehi'el'er alterer Gram* matiker und Sprachlantlehrer diejenigen sogenannten Konsonanten, bei wel- chen, wenn laut gesprochen wird, die Stimmbänder tonend mitschwingen: es sind dies wenigstens und noth wendig L, M, If , Vg-, &, W. Der nicht tonende , bloss hervorgehauchte Luftstrom wird artikulirt bei allen übrigen Sprachlauten. Diese Artikulirung ist entweder eine partielle, d. fa. eine blosse Einengung des Luftstroms im mobilen Ansatzrohr, wobei der ent- stehende Sprachlaut, eben so wie bei den Vokalen und Halbvokalen, so lange gehalten werden kann, als der Athem reicht: es gehören hierher oll, g^-moll, f, V, 0, seil*); oder sie ist eine vollständige, eine vollige, temporäre Unterbrechung oder Suspension des Luftstroms im mobilen oder oralen Ansatzrohr: die sogenannten Explosivae g^-dur, d, b, welche jedoch noch eine Verstärkung in k, t und p, so wie eine Abschwächung in g^h (ch), dh (th) und bh (ph) zulassen. Diese so eben angeführten Laute umfassen, nebst dem Hauchlaut H, so Hemlich alle wesentlichen, mittels des menschlichen Sprachorgans mögli- chen, zur Sprache tanglichen, physiologischen Elemente. Wenn nun in den gewöhnlichen Alphabeten der verschiedenen todten und lebenden Sprachen mehrere Sprachzeichen sich vorfinden, die im vorstehenden Verzeichnisse vermisst werden, so sind dies entweder binäre Zusammensetzungen oder Znsammenziehungen zweier einfacher Sprachlaute, oder nationeile Modifi- kationen (gewöhnlich nur Gradationen) einzelner Laute, oder sprachorga- nische (dialektische) Idiosynkrasieen , die von andern Nationen nicht nach- gebildet zu werden brauchen. Wesentlich zu jeder Sprache sind immer nur eine ziemlich beschränkte Anzahl von Sprachlauten; keine Sprache braucht mehr als 23 Sprachzfichen, nebst einem Verstärkungs- und Abschwächungs- zeichen in ihr Alphabet aufzunehm^^n. Dieses universelle, natürliche Al- phabet würde demnach so sich gestalten, wenn wie die bisher adoptirte, höchst unphysiologische nnd willkührliche Ordnung und Bezeichnung bei- behalten: a b d ä e f g-moü ch i g-dur Imnngoftr« «eh u ft v w. für g^-dur und moll, cb und ng werden einfachere Zeichen später vorge- schlagen werden. Verstärkungszeichen, wie sie die russische Sprache besitzt, als Ex- plosivhauch (h): ' vor Vokalen, ' nach den Explosiven g^-dur, d, b, wor* ans dann k, t, p entstünde. Abschwächungszeichen: ein Strich über dieselben g d b, woraus gli (ob)) th) pb entständen. — Oder wir nehmen die Russischen T> (macht hart) h (macht weich). "Eb fragt sich aber, ob dieses natürliche Alphabet, obwohl es so ziemlich alle einfachen, physiologisch möglichen**) Sprachlante begreift, sich zu *) Allerdings lassen sich anoh. diese Sprachlante^ wenn man seine Glottis dazn nöthigt, mit gleichzeitigen Schwingungen der Stimmbänder intoniren, z.B. sin dem Wiegenlied in Beckers Zigeunern, so wie in einem Liede von Zollner, aber zu sprachlichem Behufe findet diese Mitwirkung nicht statt, wenigstens für gewöhnlich nicht. Ansnahmen davon s. w. u. **) Weitere Möglichkeiten werden wir im speciellen Theile kennen lernen. K u- delka (Analyse der Laute der menschlichen Stimme. Linz 1856. S. 3, 55) hat die Zahl der einfachen Laute, die dem menschlichen Sprachorgan überhaupt möglich sein sollen, auf 121 gebracht 1 49 779 Physiologie de« Sprachorgans. eiaem aUgemeinen schriftlichen eignen wurde. Viele zosanunenges^iie Laote, die bisher darch ein einziges Zeichen aosgedräckt wurden , worden dadurch 2 Schriftzeichen erballen: für mehrere andere Laote, die bisher falschlich durch zwei- und mehrfache Zusammenstellung heterogener Zei< eben ausgedruckt wurden , müssten neue Zeichen erfunden werden. Beid«« ist in der Ausfuhr ong schwierig und durfte, auch beim besten Willen, wenig- stens einige Jahrhunderte 24eit erfordern. £s ist Aufgabe der Physiologie, nachzuweisen, welche zur Sprache braneh- baren Laute und Geräusche im Ansatzrohr des menschlichen ßespiratioiis- organs zu erzengen überhaupt möglich ist, und durchweiche Mittel and W<^ sie daselbst erzeugt werden. Auch hat sie dabei, so viel al8 sie Tennag, oachzofors<*hen , ob und wie weit gewisse Laute, nur von gewissen, einzel- nen Völkern eigenthumlichen Konformationen odexDispositioneD der Sprach- Organe abhangig sind. Sie hat ferner die Aufgabe, die durch reine Beob- achtung und Versuch am Lebenden erhaltenen Resultate mit den von des ältesten Zeiten her schriftlich überlieferten Bezeichnungen der verBchiedeoen Sprachlaote zu vergleichen, und so zur Aufhellung manches nbe^ dieaenZweig menschlicherForschung schwebenden Dunkels, und vieler dabei von den blos- sen Schriftgelehrten begangener Irrthumer das Ihrige beizutragen. Wir habeo keinen Grund anzunehmen, dass das Sprachorgan der Menschen imLouife der Zeiten irgend eine erhebliche anatomische Veränderung erlitten habe. Da- her durften gegenwartig angestellte Beobachtungen wohl eben so geeignet sein , auf den vergangenen, als auf den gegenwärtigen Zustand der Liinguis- tik angewandt zu werden. Die ältesten Völker, von denen schriftliche Denk- male übrig sind, standen hinsichtlich der Bezeichnung der Sprachlante der Natur weit näher, als die spätem: sie distinguirten in dieser Beziebong weit feiner, als wir, und fast scheint es, als ob die Fortschritte der Kultur stets gleichen Schritt mit der Entfremdung der Schrift von der Nator gehal- ten hätten. Ausserdem dürfen wir aber auch nicht verkennen, dasa in Folge einer angeborenen anatomischen Präformation fast jeder Volksstamm ein- zelne Gebiete seines Sprachorgans vorzugsweise begünstigt, und dasa hier oft das ästhetische Moment mit dem national -sittlichen zusammenfallt * L Vokale und Konsonanten. Allgemeines. * Der erste, allgemeinste Unterschied, den man seit Jahrtausenden anter den Sprachlauten machte, ist der in Vokale (vocales, sonantes, ^oiva&vra) oder Selbstlauter, und Konsonanten oder Mitlauter (consonantes , aup.9Ci>- v^evra bc, YpafJLjjLara). Diese Unterscheidung ist in concreto eine darchaos natürliche und sofort in die Augen oder vielmehr Ohren springende, wenn gleich die in dem Namen gegebene Definition das Wesen beider Klassen von Sprachlauten eben nicht erschöpfend darstellt. Denn wenn aoch gegen den Ausdruck Vokal sich gerade nichts Erhebliches einwenden lässt, da das, wss durch diesen Namen ausgedrückt wird , sich bei keinem einzigen Konsonan- ten rein und vollständig wiederfindet,. so ist doch der Ausdruck Konsonant oder Mitlauter in so fern unpassend gewählt, als es viele Konsonanten giebt, die auch für sich , ohne dazu tretenden Vokal, wenn aoch keine yolle Silbe, doch einen vollen Sprachlaut geben. Weniger ist auf den von J. Müller und Angermann angezogenen und ohne Noth zu weit ausgeführten Um stand zu geben, dass eben so gut, wie die Konsonanten , auch die Vokale Vokale and Konsonanten. AUgemeinea. 771 ond Halbvokale stnmm, tonlos, als blosse Geraasche, beim Leisesprechea angegeben werden können *). Denn dieser Umstand beweist weiter nichts, als dass die Schwingungen der Stimmbänder nicht das einzige Mittel sind, am ein zur sprachlichen Mittheilung branchbares Tonmitfel zu liefern. Im Allgemeinen giebt es aber fdr die Unterscheidung der Vokale von den Kon* sonanten kein vollgültigeres Kriterium, als das Oehor: jeder nor klingende Sprachlaut ist Vokal , aUe übrigen für Sprache verwendeten Artikulationen sind Konsonanten, mag nun dieser Ausdruck gut oder schlecht gewählt sein, darauf kommt für die gewohnliche Praxis nichts an. Vokale sind also Sprachlaute, bei welchen der tonende, aus dem Kehl- kopf emporgefuhrte Luftstrom zumeist durch' den Mundkanal**) hindurch und zum Mund herausstreicht, wobei das mobile Ansatzrohr an gewissen Stellen bestimmte Einengungen und "Dispositionen annimmt, die jedoch nie so weit gehen dfirfen, dass ein neues sekundäres Schallphänomen dadurch dem primären Kehlkopfton associirt wurde. £s liegt in der Natur der Sache, dass bei den unendlichen graduellen and specifischen Verschiedenheiten, welche das mobile Ansatzrohr vom Isth- mus oris et faucium an bis zu den Lippen durch Kontraktion der dasselbe mitbildenden muskulösen Organe annehmen kann , physiologisch auch eine fast unendliche Menge verschiedener Vokale möglich sein werde; und wir können daher, von allein historischen Erfahrung vorläufig absehend, gleich von vorn herein mit Bestimmtheit voraussagen , dass wir nicht eine und die- selbe Anzahl von Vokalen in jeder der Sprachen der verschiedenen Volker vorfinden werden. Gleichwohl ist diese Anzahl von Vokalen, wie sie zu den Sprachen verwendet werden , eine verhältnissmässig sehr beschränkte. Der Grund davon liegt auf der Hand. Jedes Sprachzeichen, also auch jeder Vo- kal, muss akustisch sich von jedem der Uebrigen auf eine bestimmte, un- zweifelhaft ins Ohr fallende Art unterscheiden; ausserdem muss auch jedes Sprachzeichen einen gewissen physiologischen Spielraum haben, innerhalb dessen es sich mit einiger Freiheit bewegen kann, ohne dass bei der sprach- lichen Anwendung desselben die Gefahr einträte, dass es in die Sphäre eines andern Sprachlauts geriethe, also mit letzterem verwechselt werden konnte. Wie viel oder .wie wenig von diesen physiologisch möglichen Vo- kalen als sprachliche Elemente benutzt werden sollen , das hängt von dem *) J. Müller, Handbach der Physiologie. 2. Bd. 8. 231. — Anger mann a. a.O. 8.7. „In den Vokalen der lanten Sprache, sagt dieser Pädagog (leider nicht Ph7sioU>g) , ist der Laut das eigentlich Hörbare , in den Vokalen der Flüsterspraohe der hörbare Athemzog/' Ist aber der Laut nicht auch ein hörbarer Athenuog? Angermann hätte doch hier wenigstens zwischen Ton and Geränsch nnterschei- den sollen. Ferner §. 5: „Der borbare Aibemzng and der nicht hörbare Athem- sug nnterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bildung dadurch von einander, dass bei der Erzengang des nicht hörbaren Athemzags die Athemlahrang schwächer ist, nnd dadurch die Stimmbänder in eine geringere Anzahl von Schwingungen verseht wei^ den, als dies bei der Hervorbringung des hörbaren Athemzugs der Fall ist." — Schwingungen? Was für Schwingungen, wenn die Glottis nicht tonfähjg geschlos- sen ist^ Und Angermann misst dieselben sogar nach ihr« Zahl, naturlich inner- halb einer gewissen Zeitl ^ Kudelka unterscheidet bei Erzeugung der Laute namenilioh, ob die Lull dabei durch den Mund, oder durch die Nase, oder durch beide zugleich streiche. Letzteres finde bei den Vokalen and M L und & statt. S. die Physiologie der Vokale. 49* 97t Physiologie des SpraehorgaoB. intellektaellen Bedarf niss, vom I^ationaltemperament, Ton den geudgen IdioajDkrasieen , von dem Aushildungsgrade des Gehörs and von uiehrern andern äussern Zustanden und Momenten der einzelnen Volker ab. £s giebt Völker, die zwischen a und o noch einen Mittelvokal besitzen ^ andere, die jnehrere Uebergangslaute von a zu e hören lassen, manche, welche eise sehr beschränkte , und noch andere , welche eine sehr ausgedehnte AszaU zusammengesetzter Vokale für ihre Sprache verwenden. Wir können den physiologbchen Spielraum, innerhalb dessen sich, so zu sagen , die Vokale , oder richtiger: die vokalbitdenden Organe bewegen, durch drei Punkte oder Extreme begrenzen, in welchen die VokalisatioD beginnt und aufhört. Es sind dies H, Q^moll und W^ Bei H beginnt dk Vokalisation mit A9 bei O hört sie mit I, bei W mit U auf. Innerhalb die- ses Dreiklangs liegt der ganze physiologisch mögliche Vokalismus. Der Be- weiß dafür lässt sich empirisch von jedem, der sprechen kann, an sich selbst fuhren : wir kommen weiter unten darauf zurück. So wie der nach Erkenntniss ringende Mensch durch langsam anwach- sende mühevoll errungene Erfahrung endlich dahin wieder zurückkommt, wo er sich zu Anfange befand , nur mit dem Unterschiede , dass seine An- schauung sich nun in eine Durchschauung verwandelt hat, so sind auch die geachtetsten sprachlichen Schriftgelehrten nach vielem und anhaltendem Fo^ sehen in den schriftlichen Denkmalen der ältesten und spateren Völker auf historisch-etymologischem Wege dahin gekommen , wo der Physiolog nach kurzer, unmittelbarer Anschauung sogleich oder wenigstens sehr bald an- langt, nämlich zu der unabweislichen Annahme von drei Ur vokalen, aus welchen sich allmälig (?) alle übrigen Vokale durch Uebergang oder Vermischung gebildet haben: es sind dies keine andern, als unsere Vokal- extreme a, i, Q. In der That lassen sich aus diesen 3 Vokalen (das heisät aus den Mechanismen derselben) durch Weg- oder Zunahme und durch Kom- bination alle übrigen Vokale und Doppellauter bilden, ebenso, wie sich aas Vermischung der drei Urfarben Roth , Gelb* und Blau alle übrigen zosarn- mensetzen lassen. Thörigt und naturwidrig wäre es aber, anzunehmen, daas die Menschen wirklich zu Anfange ihrer sprachlichen Mittheilungen erst dieser drei Vokale sich bedient und erst später mit dem wachsenden Bedarf niss die noch fehlenden hinzugefügt hätten. Denn der Umstand, dass die Sanskrit -Schriftsprache nur jene drei Sprachlaute als einfache Vokale anf- weisst, die übrigen dagegen lüs Mischlaute behandelt, beweisst für jene Hj- pothese nicht das Geringste. Mit den eben Bemerkten steht die Lehre von den Verwandtschaften der Sprachlaute zu einander in Zusammenhang. Wir werden im Verlauf un- serer Untersuchungen wenigstens von dreierlei Verwandtschaften dieser Art zu sprechen haben. Die erste nenne ich die assimilirende oder anlau- tende :si.e bezieht sich auf die Aehnlichkeit des artikulativen Mechanismaa des einen Sprachlants mit dem eines andern. So ist z. B. H mit Ch, dieses mif k verwandt u. s. w. In der historischen Eutwickelung, Ausbildung und Vermischung der Sprachen spielt diese Verwandtschaft eine wichtige Rolle, i und Spracblaute. S. 328. Had^nrg 1838. Phy«iologie des K 778 Spiel der BlasinstnimeDte der sogenannte Anssts ist So wie man s. R, beyor man auf dem Waldhorn oder einem andern Becherinstrumente einen Ton geben kann, die Lippen schliessen moss, um sie in die erforderliche Vibration zu verseteen, ebenso mnss man anf einen Augenblick die Glottis erst ToUstandig schliessen , um sie von dieser Disposition aus in die phona- torischen Schwingungen übergehen zu lassen. Unterlasst man diesen Glot- tisschlus», lasst.man also bei bisher offen gebliebener Stimmritze sofort die tongebenden Schwingungen , wobei jene nicht völlig geschlossen wird , ein» treten, so tönt der Vokal nicht mit einem pridsen Ansätze, sondern es geht ihm ein mehr oder weniger merkbarer Hauch voraus, der nnn eben bei den Griechen durch das vorgesetzte Zeichen ^ , bei andern Völkern durch den besonderen Buchstaben H, H u. s. w. bezeichnet wird. Vergl. ubrigeiis das früher bei der Tonlehre (S. 609)^ Bemerkte. ist die Glottis bereits im Tonen begriffen, so kann sie ohne Weiteres in einten anderen Vokal übergezogen werden, wojeu dann nur die nothige Ab- änderung in den bezüglichen Artikolationsorganen erforderlich ist. Unter gewissen Umstanden kann aber der vor jedem reinen Anfangsvo- kale notL wendige, bei der normalen Sprache nur momentane Glottitscbluss langer dauern, als eben nothwendig wäre. Der beabsichtigte Vokal bleibt dann gleichsam in der Kehle stecken (vox faucibus [glottide] baeret), eben weil die Glottis geschlossen bleibt. Dieser Zustand stellt das vor, was Co- lombat (Orthophonie, 2. edit. Paris, s. a, Pag. 135) das gntturo - teta- nische Stottern nennt; er kann aber auch, wie bei plötzlichen Gemüths- affekten (heftige Frende, Schreck, Angst), ein bald vorübergehender sein. Ausser seinem physiologischen trägt aber auch jeder Sprachlaut einen ihm eigenthumlichen psychologischen Charakter an sich, der, weil er ebenfalla etwas Natürliches, von inneru, unwandelbaren Zuständen und Vorgängen Bedingtes ist, von uns untersucht werden muss. Namentlich gilt dies, mei- ner Meinung nach, vom Hauchlaut H. Während ein nach vorgäogigem Stimmritzenschluss pronuncirter Vokal in ans die Idee einer gewissen Rahe, Bestimmtheit, Gemessenheit weckt, so erzeugt ein mit vorhergehendem Hauche pronuncirter Vokal vielmehr den Gedanken an etwas Erzwungenes, Gewaltsames , wenigstens an eine gewisse Aufregung oder regere Theil- nähme an etwas, das ausser ans vorgeht. Dies gilt nicht nur von den ein- fachen Ausrufworten Ha, he, ho, hü) sondern auch von fast jeder zn* sammengesetzteren Sprach wnrzel die mit H anfangt, insofern das, was durch dieselbe bezeichnet wird, zunächst in der ersten, mit JE beginnenden Silbe zu finden ist. Das H ist daher im Allgemeinen einElementnmempha* ticnm für den sprachlichen Ausdruck, eben weil es seinem Mechanismus nach in einer temporären Beschleunigung der Exspiration besteht. Eine so ziemlieh entgegengesetzte Wirkung hat dagegen das H, wenn es, was freilieh in der Wirklichkeit nicht oft vorkommt, einer Silbe angehängt wird. Das einfachste Beispiel dieses Unterschiedes geben die beiden Ausru&ilben ha and ah (als Uebergang in ach). Was die Verwftndung des H in den verschiedenen Sprachen*) anlangt, so dürfen wir ja nicht alles, was geschrieben steht, so unbedingt nach unserer *) In den Alphabeten mehrerer Sprachen, namentlich der italischen and niBsi- sehen, fehlt das H. Doch dürfen wir daraus nicht schliessen, dass diese Volker unfähig seien, das H öberfaaapt za bildeii. 776 Physiologie des Spraehorgabs. Weise für' einen reinen, von Lrrtham freien Aasdruck dessen nehmen^ jene, welche es geschrieben, damit aasdrucken wollten. Finden wir schon in der Schrift unserer Muttersprache und anderer noch lebenden Sprachen genug Naturwidrigkeiten, so werden es die alten, nicht mehr • lebenden Yöl* ker wohl auch nicht viel besser gemacht haben. Wir müssen daher daa, was in der Katar geschieht und von Natur möglich ist, sorgsam von dem anter- schoiden, was in der Schrift geschehen ist: sonst werden wir nimnier in on- serer Wissenschaft sonderliche Fortschritte machen können. Wir finden in den meisten der bisherigen , besonders in den vergleichen- den Sprachlehren, welche tiefer in den Gegenstand einzudringen sich das Ansehen geben, z. B. in den Werken Bopp's, Rapp's, Eichhofrs o. a. einen Unterschied gemacht zwischen einem schwachen und ein« m starken Kehlton oder Eehlhauch. So soll das H schwach in hoine stark ili HM klingen , das schwache H sei von den alten Hebräern durch H , das starke durch n bezeichnet worden. Was ist aber schwach und stark, wenn diese Ausdrucke einen Terniinftigen , physiologischen Sinn haben sollen? Eigent- lich ist physiologisch nur Bin reiner Ilauchlaut möglich^ bei welchem stets der oben angegebene Mechanismus der Artikolationsorgane stattfinden moas: wohl aber lässt sich je nach dem individuellen sprachlichen Bedürfniss der Ez- spirationsstoss, wie schon erwähnt, beschleunigen oder verlangsamen, ohne dass desshalb allemal die Ver langsam ung, die langsamere Kontraktion der angeführten Exspirationsmuskeln eiuen geringern, die schnellere einen grossem Kraftaufwand erfordern mnsste; im Gegentheil wissen wir, dass in der Regel der umgekehrte F^ll stattfindet. Ist also das H reiner Haoch, so kann durchaus nur zwischen einem beschleunigten und einem verlang- samten, also einem kurzen, meinetwegen auch harten, und einem langen, gedehnten (weichen) unterschieden werden. Da nun das H sich stets hin- sichtlich dieses Unterschiedes nach der Natur des nachfolgenden Vokals richtet, so muss sehr naturlich in haine das h lang, gezogen oder weich, in Held dagegen kurz. oder hart sein. Aus eben diesem Grunde aber ist es auch gar nicht nöthig, diese beiden Modifikationen durch verschiedene Zei- chen auszudrücken , weil, was sich von selbst versteht, nicht erst besonders verstandlich gemacht zu werden braucht Ganz anders verhalt es sich aber mit dem hebräischen Fl (Hhet, Chet); dies ist kein reiner Hanch mehr, sondern ein bereits rauher, unreiner, rauschender, and als solcher aller- dings verschiedener Grade fähig, weshalb aber auch er^t unter den Konso- nanten, za den das H mittels dieses Lautes den natürlichen XJebergang bil- det, seine physiologische Erklärung finden kann. So viel vom Gebrauche des H, wenn es eine Silbe anlautet Es ist also kein Unterschied im Mechanismus, ob das H die erste oder eine spatere Silbe anlautet, ob es in Ha, Haus, Held oder in aha, verhasst, iobhudetn u. s. w. aasgesprochen wird. Natürlich vergeht hier bei dem Uebergang von der ersten zur zweiten Silbe eine kurze Zeit, bis die beim letzten Sprachlaot der ersten Silbe ganz oder grosstentheils geschlossene Stimmritze sich so weit öffnet, dass der exspirative Lufilstrom in dem Volumen, wie es snoiH erforderlich ist, durchstreichen kann. Aber wir finden in vielen Sprachen das H auch hinter Vokalen ge- schrieben stehen. Namentlich in den indo-ger'manischen Sprachen wird in dieser Hinsicht ein ziemlich ausgedehnter Gebrauch oder vielmehr Miss- brauch vom H gemacht. Wir haben hier zu unterscheiden, ob das einem Physiologie des H. — Physiologie der Vokale. 777 Vokal nachgesetzte H ein Wort schliesst, oder ob noch ein Konsonant dar- auf folgt, mag dieser derselben noch angehören, oder eine neue, zu demsel- ben Worte gehörige, anlauten; ob also das H gestellt ist ^ie in ah, Noah, oder wie in mehr, Lehrer ^ Ehe, Ohr, fuhkn u. s. w. Wir Deutschen sind gewohnt, in den meisten Fällen, wo wir einen Yokal lang aussprechen wollen , diese Verlängerung durch ein nachgesetztes ]| vorzuzeichnen. Diese Verwendung des H ist aber eine durchaus unphysiologische, natur- widrige. Denn wen0 ich einen Vokal noch so lang ausdehne, so gesellt sich ihm doch durchaus nichts vom Mechanismus des k bei , wenn ich es nicht ausdrücklich und absichtlich zu Ende des Vokals thue. Für diesen Fall ist es aber ziemlich einerlei, ob ich den Vokal kurz oder lang klingen lasse, ja es lasst sich der H-Mechanismus weit leichter und bestimmter einem kur- zen Vokal anfügen, als einem langen. Hierzu ist es aber ein physiologisches Erforderniss, dass mit diesem angefugten h das Wort endige. Einen solchen wahrhaft naturgemassen Gebrauch vom H liann ich höchstens in den alten Formen unserer deutschen Sprache auffinden , so wie ganz bestimmt in den semitischen Sprachen, namentJich im Hebräischen. In unserer Muttersprache, wie sie gegenwärtig ist, konunt das reelle ]| hinter einem Vokal höchstens in dem Ausruflanti4/t steht, wenn es als Seufzer, wo die Luft mit einer, gewissen Energie ausgehaucht wird, so wie in- den apostrophirten Wortern: Eh\ sieh' und einigen wenigen andern Tor: vorausgesetzt naturlich, dass diesel- ben richtig pronuneirt werden, was leider sehr selten geschieht. Die hebräi- sche Sprache distinguirt in dieser Hinsicht weit genauer, als unsere deutache: will sie einen Endvokal mit dem Hauch auslauten lassen , so seUt sie H, will sie dagegen den Vokal lang ziehen, so setzt sie K oder y daran. Im Aligemeinen kommt das H als Enflhauch in den neuern, europäischen (we- nigstens germanischen und romanischen) Sprachen, mit den erwähnten Aus- nahmen, nicht vor, und wir Deutschen thäten in dieser Hinsicht besser, wenn wir das den Vokalen angehängte ]| geradezu wegliessen , ebenso wie es die Italiener tbun. — Ferner soll nach Angermann (S. 29) das einem Vokal angehängte h. in Fällen, wo ein Konsonant folgt, die Klangfarbe je- nes Vokals ändern. Er läast sich jedoch nicht weiter darüber aus: auch ich sehe keinen Grund dazu. Es wird viel auf das Papier geschrieben, was fürs Ohr nicht vorhanden ist. Endlich finden wir in der Schriftsprache das H auch mit Konsonanten verbunden, den es bald vor-, bald nachgesetzt wird : über diesen Punkt wer- den wir jedoch passender später, bei den Konsonanten selbst, sprechen. • • IL Physiologie der Vokale. a. Allgemeine Eigenschaften derselben. Nachdem wir im Vorigen die wesentlichen Unterschiede der Vokale von den Konsonanten angegeben, so wie den Spielraum, innerhalb dessen sich die gesammte Vokalisirung zu bewegen hat , im Allgemeinen vorgezeichnet oder abgesteckt haben, gehen wir jetzt zur Physiologie der Vokale in specie ober, indem wir zuerst jenen Spielraum oder das den Vokalen insgesammt angewiesene Gebiet genauer betrachten , sodann in seine den einzelnen Vo- kalen zukommende Bezirke eintheilen wollen. Bei jeder Vokalbildung haben wir zunächst die Stellung der Organe, und die Veränderungen, welche in der durch dieselben streichenden Luftsäule T78 ' Physiologie des Sprachoi^ns. Torgeheu, zu anterscbeiden. Die Organe, welche bei der Yokalbildong ihre Stellang verandern, bei jedem bestimmten Vokale eine bestimmte Stelloog annehmen , sind der Kehlkopf und die weichen Theile des mobilen Ansalz- rohrs, also die den Isthmus oris eC fanciom bildenden Organe, die Zange nebst dem Boden der Mundbohle und dem gesammten Unterkiefer, and die Lippen. Darch die Ipkomotiven Veränderungen , welche diese Organe er- leiden, wird das Ansatzrohr nicht nur seiner Lange nach, sondern auch an drei Stellen in seinem Luuien auf eine akustisch bedeutsame Weise modifi- cirt, nämlich 1) im Bittgänge aus der Rachenhohle zur Mundhohle, also im Isthmus oris; 2) in -dem Räume der Mundhohle, oder im sogenannten Mond- kanale selbst, welcher durch das wichtigste Artikulationsorgan, die Zange, verengert oder erweitert wird; 3) im Ausgange des letzteren, also in der Mnndoffnung; welche, wie wir ausdrücklich bemerken müssen, sich darchans nicht nach der Divarikation der beiden Kiefer richtet, sondern neben der- selben als ein selbstständiges phonatorisches Moment besteht. Kratzenstein (Tentamen resolvendi problema etc. Petrop. 1780) und Kempelen (§. 104 ff.), denen leider auch Angermann undKudelka gefolgt sind, nehmen nur auf die Verhältnisse des Mundkanals und der Mundoffhung Rücksicht, was aber, wie wir bald einsehen werden, nicht ausreicht. £ben so wenig genügen Stimmritze und Rachenhohle allein, um die einseinen Vokale zu erzeugen. Auch wenn man die Vokale kurz und tonlos zn er zeugen sucht, nehmen die Mundtheile und die Zunge nothwendig die speci- fischen Lagen und Stellungen an. Beim Schlnss der Lippen und der 2^n- reihen vermag ich wenigstens auch nicht subjektiv uniersefaeidbar die Vokale zu bilden. S. dagegen Valentin in seiner Physiologie II, 1. S. 394. Die Veränderungen , • welche mit der iPars ithmica des Ansatzrohrs Tor- gehen , kombiniren sich bei jeder Vokalbildung auf eine specifiscb- bedeut- same Weise mit den, welche durch die Bewegungen der Zunge in der Raam- lichkeit der Mundhöhle erzeugt werden. Die Basis der Pars isthmica wird von der Gränze des Zungenrückens gebildet. Sobald die Zunge gehoben und zugleich nach hinten gezogen wird , da wird nicht nur die Basis der Spitze des Isthmus näher gebracht, sondern der Isthmus wird auch von dem aufsteigenden Zungenrücken von unten her mehr oder weniger bedeckt, so dass die Gaumensegelpfeiler mit letzterem ziemlich parallel und sehr nahe hintereinander zu stehen kommen und der Eingang aus Pars isthmica des Fangrohrs in die Mundhohle verengert wird. Umgekehrt, wenn die Znnge gesenkt und gleichzeitig nach vorn geschoben wird, da wird die Vallecola vom Zäpfchen entfernt, der Rauin zwischen Zungenrücken und Isthmuspfei- lern wird, weiter, und auch der Eingang aus dem Fangrobre in die Mand- höhle erweitert. — Durch die Lageveränderungen der Zunge wird der Mundhohienquerschnitt in verschiedener Weise und Grade verengt. Bei Erzeugung des I ist diese Verengung am grossten, und fallt nach Ka- d elka (S. 47) nahe in die Mitte des Gaumens, während sie bei B, A, O, U allmälig immer weiter nach hinten rücken soll. Wir kommen darauf bei den einzelnen Vokalen zurück. Im Allgemeinen wird der Vpkallaut um so vol* 1er, gleichsam breiter, je mehr und je freier und unbehinderter die Luft in die Mundhohle geführt wird. Ob das eine oder das andere bei einem Vokale geschieht, kann man dadurch erkennen, dass man bei der Vokaigebang die Nase zuhält. Die Vokale A, O und U erhalten dadurch kein nasales Timbre, die Luft geht also bei ihnen vorzugsweise durch die Mundhöhle. — Ferner AligemeiBe Physiologie der Vokale. 779 haben wir die StelliiDg des Kehlkopfs bei der Vokalprouuucialion ins Auge SU ßtssen. Dieser steht bei einigen Vokalen tiefer , bei andern hoher : im AUgeoieinen riehtet sich die Stellung desselben nach der des Zungen- rückens und noch mehr der Zungenbasis. Schon früher bei Untersuchung der Stimmphanomene haben wir auf diese Punkte einige Rücksicht genom- men. Bei U und O steht caeteris paribus der Kehlkopf am tiefeten , bei A nimmt er eine mittlere Stellung ein, bei ä, e, i steigt er bis zu einer gewis* sen Höhe über diese mittlere Stellung oder über Null. Ebenso haben wir bereits nachgewiesen) dass mit einer tiefern Stellung des Kehlkopfe eine Erweiterung, mit einer hohem eine Verengerung dei* Stimmritze znsammfen* fallt.' Diese Dimensionsandemngen sjM'echen sich auch am Umfange des Halses aus. Bei Intonirung des XJ und O wird der Umfang des Halses um mehrere Linien vergrossert, und swar nicht nur durch die Erweiterung des Kehlkopfe , sondern auch durch eine Zusammenziehung und ein Anschwel- len einiger Halsmuskeln, besonders des M. sternocleidomastoideus; bei A betragt diese Erweiterung etwas weniger , bei E und I ist sie gar nicht be- merkbar. Von der eben erwähnten Verschiedenheit der Kehlkopfstellnng, insofern sie von der Schwingungszahl des Tones unabhängig ist, fenden wir ferner zum grossen Theil das sogenannte Timbre des Tones bedingt, das wir caeteris paribus bei tiefem Kehlkopfetande das dunkele , bei hohem das helle nannten. Vergl. S. 610. Es fragt sich nun, ob sich schon im rei- nen, natürlichen Vokal etwas, das einem solchen „Timbre" entspricht, vor- findet; oder ob letzteres nur eine zufällige, nach Umstanden vorhandene oder fehlende Qualität zu nennen ist Ich glaube, wir können beide Fragen »fi&rmativ beantworten^ Jeder Vokal hat seine Specificitat, seinen ihm cigen- thümlichen Charakter, der durch die Kooperation der zu seiner Produktion konkurrirenden Organe und Mechanismen erzeugt wird. Zu diesem Charak- ter gehört auch sein Timbre, das wir jedoch , um gleich von vorn herein den hier so leicht möglichen Missverstandnissen vorzubeugen , in folgender Weise definiren wollen. Timbre ist das hörbare Resultat der im Fangrohr vor sich gehenden Mechanismen, welche dem phonischeo Element des Vo- kals vorstehen, wahrend die eigentliche Specificitat des Vokals als Sprach- lant duich die Veränderungen erzeugt wird, welche im Isthmus und imAns- fuhrongskanal (in der Mundhöhle) behufs der Bildung des Tones zum Sprachlaut vor sich gehen. Das Timbre berührt die sensuelle, die artikula- toriaehe Specificitat die intellektuelle Sphäre der Gehirnfunktionen. Ein und dasselbe Timbre kann mehrern Vokalen zukommen , wahrend die Specifici- tat des Vokals immer nur eine und dieselbe ist Dennoch müssen wir ein jedem Vokale von Natur nothwendiges, zu seinem Wesen gehöriges Timbre und ein zufalliges, von nationaler oder individueller Gewohnheit und Sitte bedingtes Timbre unterscheiden. Schon früher (s. S. 7.81) haben wir die Vokale nach ihrem natürlichen , nothwendigen Timbre in zwei Klassen un-^ terschieden, in solche mit dunklem Timbre, und solche mit hellem Timbre, was physiologisch untersucht. nicht viel mehr sagen will, als: die Vokale mit dunklem Timbre werden bei tieferem , die Vokale mit hellem Timbre dagegen bei höherem Kehlkoptstande gebildet; oder: das dunkle Timbre hangt ab von der Verlängerung, das helle von Verkürzung des Fangrohrs mittels Tiefer- oder Höherstellung des Kehlkopfe. Bei O und U steht der Kehlkopf tiefer, das Timbre dieser Vokale ist demnach dunkel; bei B und I steht der Kehlkopf höher, das Timbre derselben ist daher bell; bei A 780 Pbydiologie des SpraeborganB. kann der Kehlkopf nach Belieben oder Umstanden bober oder tiefei' ^ stellt werden , das Timbre desselben ist daher variabel. Dies sind die allgc- meinen Orondsatze, die uns bei Bestimronng und Würdigung des Timbres der Vokale zu leiten haben, und auf welche wir auch spater zurnckkommeD werden, wenn wir auf die von den Grammatikern gebrauchten Aosdrüeke Hohe und Tiefe, Breite^ Offen- und Geschlossensein der Vokale zvl sprechen ha- ben werden. Ob die Kehlkopfsapertnr nach der Specifieitat der Vokale versebieden ist. und mit dem Durchmesser des Mnndkanals in geradem Verhaltniss steht, ist zwar noch nicht ausgemacht, aber doch in hohem Grade wahrscheinlich, da die Epiglottis beim Aufziehen des Kehlkopfs sowohl als beim Rückwärts- ziehen der Zunge gesenkt wird und umgekehrt. Die Veränderungen, welche die durch das mehr oder weniger beengte oder eingeengte Ansatzrohr streichende Luftsäule erleidet, sind bisher fast noch gar nicht Gegenstand physiologischer Forschung gewesen. Ich habe in vorigem Abschnitts. 649. 654 einen Versuch gemacht, die Refiexions- nnd Beu- gnngsverhältnisse der Luftsäule im Mundkanale beim Vokal A naher zu untersuchen, und werde im Verlaufe dieses Abschnitts dasselbe mit den übrigen Vokalen thun. Abgesehen davon ist nun das Verhaltniss der Ton- höhe der einzelnen Vokale zu einander , so wie zum Verhaltniss des in Mittonung gebrachten Luftraums bisher von einigen Physiologen bernck- sichtigt worden. Schon lange bevor ich die Ansichten Hellwag's, Rev- her's und Florcke's, s. bei Bindseil a. a. O. S. 463, kennen l(>rnte, be- obachtete ich, dass, wenn man die Vokale nach einander leise, ohne pho- natorische Mitwirkung der Stimmbänder, angiebt, jeder einzelne Vokal zu den übrigen in einem gewissen Hohenverhaltnisse steht. B^ ist bekanot, nnd ist auch durch meine akustischen Versuche über die Luft tone erwiesen wor- den, dass eine durch irgend einen hohlen Raum streichende Luftsäule, aoeh wenn sie nicht durchaus in tonende oder mittönende Schwingungen versetzt worden ist, doch ein gewisses klingendes Geräusch, eine Andeutung an einen Ton giebt, der sich, obwohl nur als Rudiment vorhanden, doch echon nach seiner Hohe oder Tiefe messen, also auf Grund seiner Schwin- gnngszahl mit andern ähnlich erzeugten Tonandeutungen vergleiclten lässl. So giebt ein weites, langes Rohr, mit dem vollen Munde angeblasen, so dass noch kein Pfeifton entsteht, die Andeutung eines tief ern Tones, als ein engeres oder kürzeres Rohr unter gleichen Umständen. Dieser Qaasi- Ton erhobt sich, wenn die Anspruchsoffnnng, und vertieft sich, wenn die Ausgangsöffnung caeteris paribus verengt wird; er erhöht sieb ferner bei Verkürzung, und vertieft sich bei Verlängerung des Rohrs. Nimmt man nun vollends ein Rohr mit beweglichen Seiten wänden , so wird man fer^ ner wahrnehmen, dass sich der Ton «oder der Ton anlauf erhöht, sobald jene komprimirt werden, dagegen sich vertieft, wenn dieselben von einan- der entfernt werden. Wenn man nun mittels der aus der offenen Glottis ezspirirten Luft das Ansiatzrohr des Respirationsorgans anbläst, so moss der dabei wahrnehmbare Ton in gleicher Weise bei Erweiterung des Isth- mus und des Mundböhlenraums, sowie bei Verengung d^r Mundöffnung vertieft, bei Verengerung des Isthmus und der Mundhöhle (des Mandkanals), so wie bei Erweiterung der Mnndöffnung erhöht werden. Die Erfahrung be- stätigt diese Voraussetzungen vollkommen. Ich führe zuerst die bereits be- kannten Vecsuche an, dann die meinigen. SchwiognngtSftbleiiYerbiltnisae der Vokale zu einander. 781 Eejher's Vokaltonleiter. n O ä K ä ä fnlnkisek ä . e i c dis f a c^ eis* dis * f* c* Hellwags^ Vokaltonleiter. a oäaoaüe i c ciedisfisgisab hc^ Florcke'a Vokaltonleiter, a o ao äetiefü e hoch i c g c* e*^ g* g' a* c* Merk er s Vokaltonleiter. QO, aoiLeüi d g a— h g» a^ c* d— e* g« Anffkllend ist es, dass bei allen 4 Tonleitern die Folge der Vokale so ziemlicb dieselbe ist, dass alle vier mit der Tonstufe c oder d (q) beginnen, dass aber nur 2 binsichtlich des Umfangs der getamxnten Vokallaute mit ein- ander übereinstimmen. Hellwag's Tonleiter ist offenbar nur auf theore- tisebe Voraussetzungen konstruirt, um die Vokale mit den Tönen der Mu- sikskala in Einklang zu bringen. Dass die letzten Vokale e, fl, 1 von mir so bobe Noten erbalten haben, dergestalt, dass i 2 und eine halbe Oktave von U entfernt liegt, erscheint zwar auf den ersten Anblick auffallend, ist aber doch nicht nur für mein Organ, sondern auch für andere vollkommen rich- tig, -wie sich mehrere meiner mit musikalem Gehöre^ begabten Freunde überzeugt haben. — Aus diesen Versuchen geht hervor, dass die Luft bei der Erzeugung der Vokale Q, o, a weniger, bei e, fi und i stärker komprimirt wird, mithin auch bei erstem weniger, bei letztern starker an den Wanden des 'Ansatzrohrs sich reibt Bei ü und O wird die grossere Tonvertiefung offenbar durch die Verengung der MundöSnung bewirkt, durch welche eine partielle Dackung oder Stopfung der in der Mundhöhle befindlichen Luftsaule erzielt wird. Diese Verengung der Mundöffnung hat aber ausser dieser Vertiefung noch eine wichtigere Wirkung auf die zur Vokalisation zu verwendende Luft: diese wird nämlich durch die Verengung der Ausströmungsmündung mehr zurückgehalten , wodurch , bei gleichzeiti- ger Verstärkung - deJB Exspiratiohsdrucks, eine stärkere Kompression der Mundhöhlenlüft bewirkt, and der Ton auf diese Weise verstärkt wird und mehr Klang bekommt. Denn der Klang beruht hier nicht nur auf der eben vorhandenen Masf|e der in Schwingungen zu versetzenden Luft, sondern auch darauf, dass diese Luftmasse wirklich vollständig in solche Schwin- gangen versetzt wird. Hierzu ist es aber nötiiig, dass, wenn die Wände, Welche, die in- Klang zn T^rsetEende Luftsäule einschliessen, nicht so diapo- 782 Phjaiologie der Spracliorgaiia. nirt werden können, dasfi kein Theil der Laft sich diesem Mitklingen ent- zieht oder nnhenatzt entweiebt, diese Winde sieh nicht, wie bei andern ZuDgeninstramenten, von der Stelle der primären TonerseQgnng (vom Mond- stück) an allmalig etwas erweitern, sondern im Gegentheil etwas verengern. Im Allgemeinen steht aber, der Grad der Lautbärkeit der Vokale in Yerhäit- niss zar Weite der Mundhöhle und der Grosse der Mundoffnnng. Demnach tont A am vollsten nnd lautesten , die übrigen Yokale folgen etv?a in dieser Ordnung: aAböoiüü. Die letztgenannten Vokale, I, Ü und U wurden jedoch weit schwacher klingen , wenn die Mnndoffnung bei ihnen weiter gemacht wurde. Beim U ist die Mnndoffnung verhaltnissmassig kleiner, als der Raum der Mandhöle. Mit diesen Beobachtungeu aod Versucben stehen die von R. Willis (Pu gg en- do rff 's Annalen d. Physik etc. XXJV, S. 397. Leipx. 1833) in Zasammenbang. Er brachte an einem Zangenmandstack , das den Kehlkopf vorstellen sollte , ein trich- terfonniges oder konisöhes Ansatxrohr an. Beim Anblasen dieses Apparats ertüelt er einen Ton , der wie I klang. Wenn er nun die Mündung dieses* Trister all- malig immer mehr verengerte, so erhielt er sukcessiv die Vokale E, A, O, V. Weiter nahm Willis statt des trichterförmigen Ansatzrohrs ein cylindrisebes , des- sen Länge sich verändern Hess. Wenn bei einer gewissen Länge des Anaatarohrs der Apparat den Laut I gab , so Hessen sich durch snkcessives Verlängern des Rohra die übrigen Vokale in- obiger Folge erzengen. Bei Erzeugung von V ist das Bohr so lang , als die Hälfte einer Schallwelle , welche darch. den Eigeuton der Zunge dt-s Mundstücks erzeugt wird. Verlängert man j^tzt das Ansalzrohr noch welter, bis zor ganzen Länge jener SchallweHe, so kommen innerhalb dieses Intervalls wieder alle Vokale zum Vorschein, nur mit abnehmender Intensität und in umgekehrter Ord- nung, bis bei Erreichung der genannten Länge die Vokalisirung wieder auf I zu- rückgekehrt ist (s. auch Valentin^s Physiologiel, 2, S. 399. nnd Kndelk» Ana- lyse der Laate S. 10). Diese Versuche erinnern ganz nnabweisUch an die von J. Müller ond voo mir (S. 488 ff.) über den Sinfluss der Bohransätze anf die Tonstnie der Kantacbokappa- rate angestellten. Versuche. So wie dort durch snkcessives Verlängern des Ansau- rohrs'bis zu einer Länge, bei welcher dasselbe den Eigenton der Zange gab, die Tonstufe allmällg bis zur tiefem Oktave herabgedrockt wurde , so wurde in Willis' Veraucben durch denselben Mechanismns die fokale Qualität des Tons von ihrer grössten Höhe bis zur grössten Tiefe gebracht, worauf in beiden Fällen bei weiterer Verlängerung des Ansatzrohrs dort die Tonstufe , hier die vokale Qualität wieder ^ umgekehrter Folge) auf die vorige Hohe zurückfiel. Auffallend ist mir nur, dase einestbeils Willis bei seinen Versuchen von einer gleichseitigen Aenderung der Sohwingungszahl nichts erwähnt, und dass weder mir noch meinen Aesiallsigea Vorgängern bei unsem analogen Versnchen irgend etwas von einer vokalen Färbaag an den erhaltenen Tonphänomenen nufgestossen ist. Jedenfalls ist die Sache einer weitern Untersuchung würdig. b. Einfache Vokale. • A. Ich beginne die specielle Physiologie der Vokale nicht, wie wohl naefa der vorhin anfgestelhen Vokaltonleiter zu erwarten wäre, mit U, aoodem mit A, weil dieses den Charakter der Vokalbildang am reinsten ao sieb trägt. Alle Bedingungen der sprachlichen Weiterbildung der im Kehlkopf anm Ton verarbeiteten Luftsäule finden wir hier anf das voUatandigate, aweckmaasigste erfüllt Die cur Bildung des A erforderlichen Mechanisaien, welche ich, soweit es hier moglieh war, auf der Fig 173 in einem aenkrech- Physiologie des Yokals A^ 788 teo Durciiflchaitt des Ansatcrohrs zu versiimlichen gesucht habe*), siod folgende. 1) Der ganze weiche Ganmea, wenn er bisher in seiner mittlem Lage hing, wird mittels der hintern Gaumenheber auf- und hinterwärts gozogen, so dass zwischen der hintern Pharynxwand und dem Zäpfchen nur noch eine enge Spalte bleibt, der Nasenkanal also vom Luftstrome fast ganz abgeschnitten wird. 2 ) Die Pfeiler des hintern Ganmenbo- gens werden einander etwas genähert, und die Wurzel des Zäpf- chens ein wenig herab- gezogen, so dass 3) der Isthmus fau- cinm etwas kleiner wird, als bei der ge- wohnlichen. Exspira- tion, und etwa die Ge- stalt eines gothischen Spitzbogens annimmt. 4) Die Zunge be- findet sich in ihrer so- genannten Ruhe, wie bei der lautlosen, bei offenem Munde yoll- zogenen Exspiration: die mittlere Partie ih- res Rückens wird je- doch während der A- Yokalisirung etwas Flg. 173. harter und bewegt sich auch etwas nach oben und hinten , besonders wenn der Athem abnimmt In dem Maasse, als diese Zungenbewegung vor sich geht, zieht sichraach der Isthmus von den Seiten und von oben mehr zu- sammen. Die Zunge steht übrigens so hoch , dass man beim Sehen in den Mond nur den obern Theil des Isthmus überblicken kann. Der Abstand der Zungenspitze von den untern Schneidezähnen beträgt etwa 1 0 ''% der des Zungenrückens von der Gaumen wölbung etwa 15 — 16'". 5) Der Abstand der Kinnladen (Schneidezähne) von einander ist der groaste, der bei der Sprachlantbildung überhaupt vorkommt; er beträgt etwa 7 — 8'", wenn der bei I stattfindende, als der geringste 2 — S'/^"' ange- nommen wird. 6) Die Mondoffnung ist die völlig unmodificirte , natürliche , wie sie sich bei jedem andern Vorgänge, welcher das Oeffnen des Mundes erfordert, von aelbsl darbietet. Sie ist von Kempelen durch die Verhältnisszahl 5 ausge- *) Mit dlieser Figur nnd die in gleichem Maasflstab gehaltenen Figuren tar die nachaten Vokale an vergleiohen. 784 Fbjniotogie dea Spraehorgaiia. drückt worden, bei velcber Aanahtne B 4 , I 9 , O 2 nnd IT 1 eriiih. Die LippeD mit ihren eigenen Muskeln verhmiten sich nemlich indifferent, nn die Maekeln , welche den Unterkiefer berabnehen, aiod tfaätig. 7) Die Stellung, welche der Kehlkopf beim A aanitumt, ist eine mittltrt, ebenso wie die Tonhöhe des stammen A: wir «ollen sie als Mnllpnnkl annebmeD, niD für die übrigen. Vokale einen Anhalt xa gewinnen, l'tb« die behofs des Gesanges stattfindenden Abweichangen von dieser Stelliui| haben wir früher gesprochen; über die behufs dialektischer MudifikatioiieD erforderlichen Kehl kopfstände sprechen wir später. S) DieLoftsäole wird, wie wir früher (S. 654) gezeigt haben, erst lieoilid weit TornamG»»- mengewölbe io t- heblicberWeiMR- flektirt, ohne tut nach derRe&eiini erhebliche loierft- renzen der eioiel- nea Imfiweiln sUnflttden. Auf Fig. 174, wdtlw einen horicootatM Dnrcbscbnilt der MnndracheDhühlt darslellt,sebeii wir. dass die beidfr- Seite von der Uio- terwand and den Seitenwinden re- dektirten LnA- strablen nar m viel konTer^reo, als nötbig isl, nn T«/n der Zongm- spitze h A nül der gehörigen Koo- centration ans der MundÖffnang i Fig. 174. nach Aussen n gelangen. Alle wesendichen vokal - artiknla torischen Momente stehen beifo A '» gleichem Verhältnisse. Wird das eine beschränkt, so bescfaränken sich »od die übrigen nnd setzen sich in das enlsprechends Terhältniss. W:rds^ die Mundöffnnag kleiner genommen, so wird auch die Rachenöffoang klei- ner, indem sich die Zunge mehr bebt, das Velum mehr senkt d. b. «'- Die Grade der Slarke oder Laatbarkeil des A werden also, ausser itm entsprechenden Drackgrade der Extpirationsmaskelo , durch die Verän- derungen in der Käumlicbkeit des Ansatzrohrs hervorgebracht, von deaeD die Erweiterang des Mundes und die vermehrte Divarikation der Kiaid*' den am meisten in die Aagen fällt. Je breiter die veränderlichen Lomio« Physiologia des Vokals ▲. 785 des Ansatzrobrs siod, desto breiter das A: laut and voll wird es erst, wenn der Ezspirationsstrom ein entsprechend volaminöser und koncentrirtar ist. Das A ist der am vollsten, reinsten nnd schönsten klingende Vokal, der daher beim Gesang die bedeutendste Rolle spielt. Die sogenannten Solfeggien werden aus diesem Grande auf den Vokal A gelegt Kein Vokal lasst sich im Gesänge mit so viel Wirkung halten and markiren, wie dieser, und es yerräth stets einen Mangel an Geschmack nnd Geschick von Seiten des Kom- ponisten, wenn er hochliegende, auszahaltend eund sonst hervorzuhebende Noten einem andern Vokal, als dem A unterlegt, so wie es auch ein Grund- ond Kardinalfehler eines Uebersetzers lateinischer oder italischer Mnsiktexte ist , wenn er ein solches bedeatongsvolies A in seiner Uebertragang in v oder! umwandelt Da das A der Inbegriff der vollen Vokalisation oder Tongebnng ist, da in ihm die im Kehlkopf zum Urtonen gebrachte Lnft am vollständigsten nnd reinsten, das heisst, mit den wenigsten Mittein, zu einem specifi- achen Sprachlaut umgebildet erscheint, so besitzt es eigentlich, als Natur- laut betrachtet, keine eigentlich sozunennende psychische Färbung, in- dem es, ebenso wie das Weisslicht, alle Farben in sich vereinigt Der Ans- rnf Ah kommt ans einem unbewegten , in ruhigem Anstaunen versunkenen, fiich, so wie es ist, hingebenden Uemäthe; Aböa^ Papa^ Mama<, nennt das Kind den ersten und liebsten Gegenstand, zu dem es sich hingezogen fühlt A idt der wahrste Naturlaut: eine Sprache ist desto natürlicher, ein&cher, wohlklingender, singbarer, je mehr sie den A-Laut vorherrschen lasst Der anatomisch -physiologische Spielraum, innerhalb dessen sich das A bewegt , ist gerade aus diesem Grunde ein sehr beschränkter. Die gegen- seitigen Verhältnisse der artikulatorischen Motive müssen weit genauer, als bei vielen andern Sprach lauten , festgehalten werden, soll nicht der A- Laut so- fort eine Trübung oder falsche Färbung erleiden. Indessen ist bei der natür- lichen Sprache nicht leicht ein Umlaut in einen andern Vokal zu befürchten, da dieser Vokal, als einer der ersten, die das Kind pronunciren lernt, den Spracfaorganen so geläufig wird, wie etwa die zum Heben des Schenkels er- forderlichen Muskelassociationen. Es behält daher das A seinen ihm eigen- thümlichen Charakter in allen Kombinationen mit andern Spi achlauten. Während die auf den Extremen der Vokalisation stehenden Laote i nnd n bereits den Uebergang zum Konsonantismus bilden , findet beim A etwas dem Aehnliches nicht statt, wofern nicht das hebräische y hierher zu rech- nen ist, was^nach meinem Erachten in gleicher Weise eine konsonantische Beimischung zum A- Laute bezeichnen soU, als ^ eine dergl. zum I- Laute und 1 eine zum O- und U* Laute. Ueber die Fehler, welche bei der Bildung des A vorkommen, so wie über die Irrthümer , in weiche mehrere der bisherigen Fhonologen und Ge- sangtbeocetiker verfallen sind , als sie den Mechanismus dieses^ Vokals dar- zustellen versuchten , werden wir geeigneter erst dann sprechen können, wenn wir die Physiologie sämmtlicher Vokale beendigt haben werden. Von A, als dem Normal vokal, aus lassen sich die ferneren vokalen Ar- tikulationen nach zwei Richtungen nnd Endpunkten hin verfolgen, nach I nnd nach U: nach I durch A und B; nach U durch ä und o; beide End- punkte I und U haben ebenfalls einen Uebergangs- oder Vermittebngspunkt in Ü, und die beiden Zwischenvokale B und O einen desgleichen in Ö. Die ron A physiologisch am weitesten entfernten Vokale sind also I, Ü 50 f^g^ iPhysic^ogie des Sprachorgans. •ond Ü. Diese Extreme berühren sich mit A in den Diphthongen al. al nnd an, nnd ausserdem verbinden sieh letztere Vokale mitomol, ol und im. Diese gesammten Vokalven^andtschaften lassen sich dorch Fig. I7n Tersinnlichen ; oder man mache sich daraus, wenn man will, awei Figur«. eine (Fig. 176) für die einfachen, die andere (Fig. 177) für die wisimmen- ^«*— J^. Fig. 175. Fig. 17«. Fiif. 176. gesetzten Vokale : Diphthongen sind also: ai, an, atii; oi, Ott, oft. Oba aosserdem noch andere Diphthongen gebe, werden wir spater untersucheD. Vokalstufen zwischen A nnd I: ÄandE. « Ae. Bei der Bildung des Ae finden folgende Unterschiede vom A- Mechanis- mus Statt 1) Die 'Gaumendecke wird zwar im Allgemeinen nicht hoher gehoben^ als für das A, wohl aber wird sie durch den M. circumflexus palati mehr gespannt: es bildet sich in der vordersten Zone des weichen Gaamens, di wo er am harten Gaumen angeheftet ist , eine nach oben sehende Aushöh- lung oder Ausfurch ung, die man bei guter Beleuchtung, besonders bei Ker- zenlicht, deutlich wahrnimmt, wenn man abwechselnd A und Apronoociit Vielleicht hat auch der vordere Gaumenheber Tourtual's, wenn er viri- lich vorhanden ist, an der Bildung des äAntheil. Die Stellung desZapfcbeos bleibt dabei ungeändert 2) Der Isthmus fauciom erweitert sich, das heisst, die beiden Pfeiler. welche die Ra^henöffnung zwischen sich lassen, werdon seitwärts aoseio- ander gezogen, ohne dass sich ihr Abstand von der hintern Waod Schlundkopfs merklich ändert, und ohne dass das Zäpfchen oder die be wegliche Gaumendecke eine andere Stellung, als bei der Bildung desA« annimmt. Diese Erweiterung des Isthmus faucium ist besonders merklich und mit Augen zu sehen , wenn man die Zunge mit dem Finger herabdruci t und nun den Vokal A pronuncirU Doch ist sie auch bei Personen, denen die obern Schneidezähne fehlen , ohne diese ZungenniederdruckuDg wahr- nehmbar, was für diejenigen, welche etwa glauben möchten, diese Erwei- terung sei nur ein künstlich hervorgerufener, durch die veränderte Zaogeo- lage bedingter Akt, ausdrücklich bemerkt wird. Dabei ist aber dielsüuno^' pffnung iminer noch etwas kleiner, als im Indifferenzzustand. ' 8) Die Zunge hebt sich noch mehr , als beim A, zunächst mit ihrem mitf- .lern Theile, sie wird als<| mehr gewölbt, und dabei auch etwas länger ^lO* dejqi ihre Spitze, welche äbri|^ns ihre tiefe Lage beibehält, sich eis Stoci Physiologie des Vokala A. 787 den Schneidexahoeii der Uttterkifinlade nähert, doch gewohniidi noch etwa 1 — 2 '" von denselben entfernt bleibt Dabei entfernt sich aach der hintere Theil des Znngenrackens etwas vom Gamnensegel , so dass der Kanal oder die Spalte iwischen Gaamenpfeilern und Znngenrucken weiter wird. Der Abstand des Zangen- rickens, wo er am höchsten steht« von der Woibong des har- ten Oanmens betragt etwa 10 — 11'", er kann aber aach, wenn das ä gellender oder dem e ähnlicher wird, weit weniger betra- gen. DieSeitenrander der Zange legen sich «wischen beide Zahn- reihen and kommen so den Backen siemlich nahe , samal da diese sich einwärts ziehen nnd so der Zange ent-' gegenkommen« Je mehr das ä markirt oderaffektirt pronan- cirt wird, wie beim Lachen, desto mehr wird die Zange vor- gestossen und kommt dann mit den Zähnen förmlich aar Beroh* rang. 4) Die äussern Weichtheile können sich bei der Bildung des ä in einem ziemlich grossen Spielraam bewegen. Mali kann das ä bei völlig derselben Mundstellung, die für das A erforderlich ist, bilden; man wird aber, sobald man es mehr markiren will , immer nothig haben> die Mundwinkel etwas nach aussen, nach hinten und oben zn ziehen, wodurch die Lippen etwas mehr gespannt und zurückgezogen werden ^ und sich enger an die Schneide* zabne anlegen. Dadurch wird der ganze Mundkanal etwas verkürzt. Von den Mundwinkeln aus nach oben und unten bilden sich die charakteristischen Falten und Forcben. Am grellsten treten diese mimischen Phänomene her* Tor, wenn man auf ä lacht Hier werden die Mundwinkel scharf nach hin- ten gezogen, die Lippen gespannt und schmaler, der ganze Mnndspalt enger, folglich auch der ganze Mund näher der Nase zugernckt Dabei bildet sich durch die Kontraktion des M. levator anguli oris alaeque nasi die bekannte Furche zwischen Nasenflügel und Mundwinkel, die sich an die Furche, welche sich vom« Mundwinkel herab zieht, anschliesst 5) Die Entfernung der beiden Kinnladen von einander ist für das ä ziem- lich dieselbe, caeteris paribus etwas weniger betragend, als fiir das a* Ein bestimmtes Maass für diesen Abstand lässt sich nicht angeben: es ist immer 50» Fig, 178. 788 Physiologie des Sprachorgans« relativ. Im AllgemeiDen richtet sich die Divarikation der Kinnladen bein Sprechen nach dem Maasse der im Kehlkopfe in Klang gesetzten Laft Mao kann also beim Lantsprechen für ft genaa dieselbe Kieferoffnnng haben, wie sie fnr das a hinreicht, wenn dieses weniger lant intoniit wird. Zn be- merken ist jedoch, dass die Kieferoffnang von mimischen Einflüssen weit weniger modificirt wird , als die Mundöffnung. - 6) Der Kehlkopf steht etwa 2 bis 3 '** hoher , als beim a ; am Zungen- beine und den sich daran inserirenden Muskeln kann ich dagegen keine merkliche Veränderung wahrnehmen.» Demnach wird der Kehlkopf weniger durch die Zungenbeinheber, als durch Verkürzung des M. hyothyreoidens aufwärts gesogen, und dadurch die Apertur des Kehlkopfs verengert, weil die Stellung der Epiglottis bei diesem Aufwartszuge nicht mit verändert wird. 7) Der aus dem Kehlkopf ausfahrende Luftstrom muss unter diesen Um- standen weniger dick , aber koncentrirter ausfallen , als beim A- Wegen des verhaltnissmassig tiefer stehenden Kehldeckels treffen die tonenden Lnft- welien unter spitzigem« Winkeln auf die hintere Ansatzrohrwapd auf, und werden also auch unter mindergradigen Auffallswinkeln zurück in die Mund- hohle geworfen , aus welchem Grunde auch die hintere Portion der Zunge weniger gewölbt wird , als bei der Pronunclation des A- Die an der Gau- menwolbung und an den Seitenwinden der Mundhoble reflektirten Wellen fallen in einer von der horizontalen mehr abweichenden, merklich nach un- ten (nach dem ELinn zugekehrten) Richtung zum Munde aus, wobei die (un- ter diesen Umstanden störende) Brechung an den unte;m Schneidezahnen durch die vorgeschobene Zunge abgebalten wird. Das A hat, wie schon aus dieser Darlegutig seines Mechanismus hervor- gebt, einen weit grossem physiologischen Spielräum, als das A; gleichwohl ist es ein selbsstandiger , reiner Vokal , dessen charakteristischer Klang zu- nadist von der Stellung der Organe, die den Mundkanal {>ilden, besonders von der Hebung der Zunge, abhängt. Obgleich ft zwischen a und e liegt, io hat es doch mit dem a. im Allgemeinen weniger Verwandtschaft, als mit dem e, wenn auch die englische Sprache in ihrer Schrift ein a besitzt, wel- ches wie ft ausgesprochen wird. Wir haben es aber hier nicht mit der Schrift, sondern mit der Natur zu thun. Bei dem Ä ist also der Mundkanal (gegen das A) in seinem hintern Theile erweitert, im mittlem verengt, so dass der ganze Kanal allenthalben so siemlich gleiche Tiefe erhält, und dieses Element ist durchaus specifisch und bei keinem andern Sprachlaut wiederzufinden. Die Apertur der Kinnladen und Lippen kann dabei ganz dieselbe sein, wie beim A: dann nähert sich der A* Laut etwas mehr dem A; oder diese beiden Elemente, besonders das letztere, sind mehr oder, weniger, wie beim B beschaffen, dann wird aoch der ä*Laut mehr dem B ähnlich werden, ohne dass er dadurch das Geringste von seiner Eigenthümlichkeit einbusst. Es ist demnach ganz falsch und naturwidrig, ^as ä (nebst A und ft) für einen M ischvokal *)an- zQsehen, nnd es in der Schrift durch zwei Zechen auszudrucken. Uebri- gens erklärt es sich aus dem von nur Gesagten , warum das ä in den ver- schiedenen Sprachen bald durch a, bald durch ae, bald durch ai« bald *) Angermann (a. a. 0. Seite 17.) nennt diese 3 Vokale Nebenvokale: Kndelka (a. a. O. S. 25.) nennt sie getrübte Vokale, und verweist ne (S. b%) aar den sweiten „Schaaplate« der Sprachlautbildong. S. w. n. Physiologie des Vokals Ä. 789 durch e a. s. w. aasgedruckt wird. Andere Beceichnangen waren nämlich nicht gut möglich, wenn man nicht ein einfaches, selbststandiges 2^ichen dafür erfinden wollte. Dass das & im Englischen gewohnlich durch a aus- gedrückt wird, hat vielleicht darin seinen Grund, dass die Engländer wegen des feuchten sonnenarmen Himmels, der ihr Land bedeckt, su Rachen- und TonsillenanschwelJungen sehr geneigt sind, und daher ihren Isthmus faucium für gewohnlich nicht so weit erweitern können, als es für das laute, gellende ä erforderlich is^ Doch soll dies weiter nichts, als eine Vermu- thong sein. Ebepso wenig getraue ich mir zd entscheiden, ob die alten Gri- eben ihr (xl stets wie ft ausgesprochen haben, oder ob sich nicht bei ihnen ebenso, wie bei uns mit demselben Doppelvokal (ei) geschieht, nach der verschiedenen Bildungs- und Gesittungsstufe verschiedene (feinere und ge- meinere) Pronunciationen bOdeten. Das hochdeutsche ei (richtiger: ai) wird bei uns im vulgaren Dialekt auch in der Regel e oder & ausgesprochen, ^\arnm sollte bei den alten Griechen nicht etwaa Aehnliches halben stattfin- den können? Damit soll aber nicht behauptet werden , dass das & an sich ein gemeiner, unästhetischer Sprachlaut sei , wie denn überhaupt in sprachlicher Hinsicht die Begriffe von schon und gemein sich stets nach der nätionellen Ueberein- kunft gestalten müssen. Vielmehr halte ich mich für berechtigt, zvl behaup- ten, dass der ä-Laut, eben weil es ein durchaus natürlicher, selbstständi- ger Vokal ist, auch seine eigentbümliche psychologische Bedeutung bat, und in dieser Hinsicht durch keinen andern ersetzt werden kann. A. ist nach dem A der vollste , lauteste Vokal , der sogar noch mehr Scharfe und Ausdruck erhalten kann , als das an sich offenbar farblosere A : es ist ein Sprachlaui, der sich so recht eigentlich im Leidenschaftlichen bewegt, aber kein Ausdruck des. gebeugten, niedergedrückten Gemüths, sondern ein lebenskräftiger, zwar etwas gepresster, aber dadurch nur geschärfter Ausbruch dessen, was die Seele bewegt. So lässt nicht ohneGrund Wieland seine Abderiten Hä Hä lachen nicht Ha Ha. Das ganz einfache, etwas ge- dehnte & ist Ausdruck des Schmerzes , der die Seele drängt und den Kor- per zusammenschnürt, aber nicht überwältigt. Es ist ein. grosser Unterschied zwischen Ächzen und Stöhnen. Bei der begrifftichen Verwendung des ä fin- det oft etwas Aehnliches Statt Man vergleiche z. B. ätzen, sperren, zerren, (das e lautet hier wie ä) lärm (das doch etwas Anderes ausdrückt, als das franzosische alarme)^ rädern u. a. m. Das ä wird in den verschiedenen Sprachen auf verschiedene Weise be- zeichnet In unserer deutschen Sprache sprechen wir sehr oft das geschrie- bene e oder eh vollkommen wie ä aus , obwohl sich hier oft auch eine dia- lektische Verschiedenheit Kund giebt Es lassen sich hier nicht leicht Regeln über die Aussprache solcher schwankender Silben geben. Richtiger ist es z.' B. jedesfalls, Neger auszusprechen, als Näger^ damit die alte Form Negro, Nero auch in der Aussprache wiedererkannt werde; dagegen ist es gewiss nicht zu missbilligen, wenn man Regen (die herabfallenden Wassertropfen) Ragen ausspricht, deshalb, weil wir in unserer Sprache schon ein Regen (regsam, erregbar) besitzen. Noch schlimmer ist es mit sehen und säen, wo der meissener Dialekt beide Vokale geradezu mit einander verwechselt In den andern Sprachen wird es ziemlich ebenso gehalten. Die Griechen haben al und 7), von denen das erstere selbst in der Blüthe Griechenlands wie& ausge- sprochen worden zu sein scheint, die Romer ae, die Itatiäner haben gar kein 790 Physiologie des Spracborgans. Zeichen far &, die Franzosen ai, oi, i, die Englander U oder i, die«- mitischen Sprachen helfen sich durch untergesetzte Zeichen (Segoi,Fitlii n. s. w.). Ueber die Verhältnisse des 1, zum e werden wir, wenn wir die Physiologie des 6 betrachtet haben werden , genauer sprechen. E. DasB steht in ziemlich starkem Yerwandtschaf^sverhaltnisse zu A,bat«bah falls einen breiten physiologischen Spielraum , und ist daher in der Schrift der verschiedenen Sprachezf in eine ziemliche Anzahl von Modifikttioora zerspalten worden. Es wird nicht schwerfallen, auf physiologischen Wege die streitenden Parteien der Grammatiker unter einander zu yermitteln, md die schwankenden Ansichten derselben auf feste Naturgesetze zurnckzofobren. 1) Wie der weiche Gaumen und der Isthmus faucium bei der Bildnng des B beschaffen sei, lasst sich nicht beobachten, da er von der Zunge vollstio- dig bedeckt wird. Wahrscheinlich weicht seine Gestalt und Anordnung wenif von der ab, die er beim A annimmt. Meinem Zeigefinger, den ich zu diesen Behufe in die Mundhohle führte, kam es wahrend der B* Bildung vor, aU ob das Gaumensegel etwas mehr nach auf- und rückwärts gezogen würde. Auch nach Valentin (§. 8162) hebt sich das Gatimensegel und das Zäp^ eben in die Höbe : leti- teres scheine sich bis- weilen weniger stark anfzurichten and min- der schief nach totd zu stellen , als bei An- gabe des A- 2) Die Zunge be- hält zwischen sich nod den Gaumentheileo. die den Isthmus bil- den, ziemlich dieselbe Distanz bei, die sie beim A hat Aber ihr mitteler Tbeil wird weit mehr gewölbt und auch die vordere Partie gehoben, 90 dass der kleine Fin- ger ^ zwischen Zoofi^ undGaumengebrMbL allenthalben, an mei- sten an der Stelle der Anheftnng des rei- chen Gaumens, g^ druckt wird. Die Rin- Fig. 179. der der Zunge legen sich gleichfalls an die Seitenwande der Mundhehle so; sie berühren beiderseits die hinfern Oberbackenzabne und Kegelzabne (T0^ dern Backenzahne), so jedoch, dass die äussersten Rander derZongevi den Untercahnen liegen bleiben.. Es entsteht auf diese Art ein durchschnitt' Physiologie d«8 Yoluds B- 7M lieh 8 — 4'" weitor, etwa 16 — 16'" breiter, in seiner Breite nach der Rich- tung des Zangenrnckens schwibbogenformig gekrümmter Spalt als Mand- kanal. Die Zongenspitze wird weiter vorgeschoben, als bei ä, liegt für ge» -wohnlich ziemlich fest an den Schneidezähnen des Unterkiefers, und krümmt sich hinter denselben etwas aufwärts, doch ohne sie merklich za überragen. XJebrigens ist diese Lage der Zungenspitze nichts Wesentliches, man kann sie, wie bei a und & zurückschieben, ohne dass der B-Laut beeinträchtigt ^vürde. — Man kann bei einer und derselben Zangenkrümmong, wobei die Spitze der Zunge gegen die untern Schneidezahne gestemmt und der vordere Zungentheil muldenförmig ausgehöhlt ist, ft und e erzeugen, wenn ma^ für e den mittlem Theil der Zunge gegen die höchste Gaumen wölbung hebt, bei Si sinken lasst. Dazu ist aber auch durchaus erforderlich 3) die Hebung des Unterkiefers: der Abstand beider Kiefer von einan- der ist ein gutes Stück geringer, als bei A und A. Konnte man bei dersel- ben Kieferöffnnng, die für A erforderlich war, A. erzeugen, wenn man nur den Zangenrücken gehörig hob, so muss man jetzt, um Bzu erzeugen, durchaus noch die Kieferöffnung verringern, also die Unterkinnlade ein Stück emporheben. Dieses artiknlatorische Element ist für B mindestens ebenso specitisch, als die weitere Erhebung der Zunge, welche doch immer, so zu sagen , etwas Relatives darstellt und nach den verschiedenen 'Lautbar- keitagraden verschieden ausfaUt. Aber das Heben des Unterkiefers ist, wenn auch Valentin (§. 3163) anderer Meinung ist, unter allen Umstanden das weaentliche Mittel, was den Unterschied zwischen A. und B erzeugt, und von welchem die Verengerung des Mundkanals zum grossen Theüe mit be- dingt wird. Auch 4) die Verengerung der Mandspalte hängt lediglich von der Kieferhebuiig ab, die Lippenstellung ist im Uebrigen ganz dieselbe, wie bei dte A; die Mnndwinksl sind also bei dem einfach und ruhig pronuncirten B etwas di- varikirt, die Oberlippe etwas gehoben. 5) Der Kehlkopf steht bei der Pronuncirung des B etwas höher, als bei A: ein Verwartsziehen desselben sammt dem Zungenbein findet ebenfidls^ wenn auch nicht in beträchtlichem Grade statt. 6) Die dem Kehlkopf entströmende, noch mehr als bei A eingeengte Luft- säule fällt abermals spitzwinkliger auf die Fangrohrwand , und wird von derselben auf den hintern Theil des Zungenrückens , so wie auf das hintere und mittlere Dritttheil der ganz^ Gaumenwölbung geworfen^ von welcheü Flächen aus dieselbe nach 0 , L oder 2 neuen Reflexionen zur Mundoffnnng austritt, ziemlich eben so koncentrirt, als beim Austritt aus dem Kehlkopf. Dies sind im Allgemeinen die mechanischen Bedingungen zur Bildung des B, welche zugleich den Unterschied desselben vom A (und O), aber auch seine Verwandtschaft mit diesen Vokalen bezeichnen. Nun finden wir aber in den Sprachen den B-Laut auf verschiedene Weise verwendist und schriftlich ausgedrückt Am genauesten scheinen undglauben in letzterer Hin* sieht die Franzosen zu verfahren. Diese unterscheiden ein Stammes B, elvt geschlossenes (fermi)^ ein offenes {ouv^t) und ein gezogenes e (flOtc circonflexe): a. B. pea7e, ferm^, ouvert, grele. Im Deutschen begnügen wir ans mit e, ee und eli- In Ehre entspricht das Bh dem e f ernte ^ das Schlnss-e soll ein stummes sein; in wenig sollen wir ebenfalls ein i, in Zelt, eng ein i, in leben ein 6 haben u. s. w. Wir müssen über den Mecha- msmoa dieser verschiedenen Unterarten des B noch Einiges bemerken. 7n Phy«iologie des SpraohorguiB. Vor «ll6D Dingen dürfen wir nicbt glanbeo, dasa darch die versebiedeBefi Akcente, weiche die Franzosen ober ihr e setzen^ zanichsi ein physiolo- gisoher Unterschied fSr die Aussprache angedeutet werden soll. Der Aceat aigu dient nur, nm anzuzeigen, dass das i wirklieb gehört werden, aick stamm Ueiben oder kurz abgefertigt werden soll; der Ar.cent grave zeigt an, dass das i entweder ursprünglich wie ai oder wie iq gelaotet hat, z. R Gr^.e, thearhne; der Circonflexe endlich zeigt an, dass ein Buchstabe sia- gefallen ist, z, B. prSlre (prestre), etre (estre) u. s. w.^ Auch sind ja diese Akcente gar nicht dem e eigeDthumlicb , sondern geboren den übrigen Vo- kalen ebenso gut an, als dem e. Das stamme B (von den neuesten Sprachlautlehrem Angermmnnand Kudelka ganz ignorirt) spielt in den Buchern und sprachlichen Urkunden eine grosse RoUe. Im Hebräischen heisst es Schwa mobile, Olivier neoot es Stimmer, Rapp Urlatd, Biudseil hält es für den indifferenten, nicht indiTidualisirten Vokal , aus dem sich der ganze Yokalismns der mensch- lichen Sprache herleiten lasse. Er entsteht nach Letzterem, weni^der Athem den Sprachkanal durchziebt, ohne dass dieser auf irgend eine Weise thätig auf ihn einwirkt, sondern dem Athem eine ganz freie Durchgangsrohre dar- bietet Die Cboanen sind, fahrt er fort, geschlossen, die Zunge niedergelegt und die Lippen haben ihre natürlichste Lage. Bei dieser volligen Wirkungs- losigkeit der Sprachorgaae geschieht wahrend des Durchgangs der Ldt nichts weiter, als dass diese durch das allgemeine Reiben an den Wanden des Rachens und des Mundes und ihrer eigenen Theile unter sich in solche Schwingungen versetzt wird, dass ein gleichsam formloser Schall entsteht u. s. w. Nach Bind seil ist dieser sogenannte Urlaut also durchans nicht allemal ein stummes e, sondern er kann auch unter gewissen Bediognngeo sich dem a-, O- oder n-Laut annähern. Im Eikglischen sollen die meisten „tonlosen^^ a und e, wie auch o und u diesen Laut bekommen, so nament- lich der unbestimmte Artikel, der übrigens im hoch- und niederdentschea Volksdialekt ebenso klingt als im Englischen. Nach Rapp hat das kurze a im Englischen und zwar in betonten Silben (btit, nut) diesen Lant, In Volks- dialekten findet man ihn gleichfalls öfters in selbststandigen Wörtern , z. B. in m'r\, wenn es für man oder mir der hochdeutschen Schriftsprache gespro- chen wird. In vielen, besonders slavischen und magjarischen Worten wird 9S schriftlich gar nicht ausgedruckt, z. B. Frzemysl, Hyrtl, Vogl n. s. w. Häufig wird es auch einem Endkonsonanten bei der Aussprache angehängt, ohne dass es in der Schrift bezeichnet wird. Forschen wir unbefangen und ohne uns durch irgend welche Aoktoritä- ten in Vorurtheile schmieden zu lassen, nach der Natur dieses sogenannten Urlauts^ alle den gelehrten Suppellex eines Lepsius% BindseiTs Q.A. bei Seite liegen lassend, so wird sich uns bald ergeben, dass dieser so schrecklich bedeutungsvolle „Urlaut*^ eigentlich gar nichts weiter zo bedeu- ten hat, als ein zufälliges, nur von den Umständen gebotenes Erleichle- rungsmittel zur Verbindung zweier Artikulationen , die einander nicht hin- länglich verwandt sind , oder zum Uebergaog einer Artikulation in den ton- losen Hauch« Wollen wir nämlich zwei heterogene Konsonanten mit einander Terbio* den , oder einen am Schluss einer Silbe stehenden Konsonanten in den ton- losen Exspirationsbauch übergeben lassen» so findet zwischen diesen beiden Mechanismen ein Zwischenzustand , eine Uebergangsbewegung der dabei be- PhjMologie de« aogeoADoten stammen B* 798 tbeiligten Orgaoe statt, wahrend welcher die Exspiration nalGrlich fort- dauert. Die Artikolationsorgane müssen , wenn sie 2. B. k gebildet haben, Dothwendig wieder in einen gewissen Ruhe- oder IndifFerenzzustand znruck kehren, damit sie nun eine neue Artiiculationy z. B. 1 erzeugen können. Sonst wurde die eine Artikulation von der andern gar nicht mittels des Ge- hörs unterschieden werden können, eine wurde mit der andern verfliessen, weil die 2. gar nicht yoliständig gebildet werden kann, und es wurden da- durch beide unverständlich werden. £s vergeht also zwischen 2 solchen Artikulationen, die ohne einen vollklingenden Zwisdienvokal aneinander gefugt werden sollen , nicht nur allemal eine gewisse, wenn auch sehr kurze Zeit, sondern die Artikulationsorgane, namentlich die Zunge, müssen auch "wahrend dieser Zeit von der einen Artikulationsbewegnng zur andern in einen Mittelzustand gerathen, der eben beide Mechanismen als selbststan- dige Artikulationen Von einander scheidet In diesem Mittelzustande gerathen nun die Artiknlationsorgane auf einen Augenblick immer so ziemlich in die Lage, wie sie zum E, (zuweilen zum I) erforderlich ist Da nun die Exspiration wahrend dieser Zwischenzeit nicht aussetzt, sondern fortdauert, die Stimmritze des Kehlkopfs aber nicht phonisch verengt wird, so muss auch, wenn auch kein Ton-, doch wenig- . dtens eine. Art Schall-Phanomen diibei stattfinden, welches nun eben kein an- deres sein kann, ^Is ein stummes E, also ein E-Creräusch ohne Mit- wirkung der Stimmbänder. Je nachdem aber die Verwandtschaft der einen Artikulation zur andern geringer , oder grosser ist, das heisst, je mehr oder weniger die Sprachorgane für die geforderten beiden Artikula- tionen ihre Lage andern, desto merklicher oder unmerklicher wird der Uebergang ausfallen, desto länger oder kürzer die Zwischenzeit dauern, desto mehr oder weniger wird von jenem stummen e gebort werden. So wird dasselbe in gr fast gar nicht, in pt aber sehr deutlich zur 'Wahrneh- mung kommen , eben weil der Mechanismus des g von dem des r sich nur wenig, der des p aber von dem des t sich sehr merklich unterscheidet, wie wir dies spater noch deutlicher einsehen werden. Auf ähnliche Art pflegen wir, wenn ein stammer Konsonant eine Endsilbe, bosonders eine betonte, 8chliesst,ein solches stummes B boren zu lassen, mag nun die Exspiration darauf wieder in ihren ruhigen, indifferenten Fluss zurückkehren, und zu diesem Bebufe der Mund wieder geschlossen werden, oder mag eine neue Artiku- huion die Rede fortsetzen. Wir sehen und beobachten an uns selbst, dass wir stets nach Aussprechung einer solchen Endsilbe, auch wenn wir den Mund nun schliessen wollen , um entweder aufzuboren , oder um neu zu inspiri- ren , doch dies nicht in demselben Augenblicke thun, welcher auf die Arti- kulation folgt, sondern ihn noch wenigstens Einen Augenblick offen behal- ten , um den Sprachorganen Zeit und Raum zu lassen, ans der Artikulation in den Indifferenzzustand zurückzukehren , was ebenfalls von einem stum- men e begleitet ist Beispiele : Hut, Lauf, Mass, ab u. s. w. Ist dagegen der Endkonsoni^it ein Halbvokal, wie m, n, 1, r (nicht aber w), so steht es in unserem Belieben , ob wir ein stummes e nachlauten lassen wollen, oder nicht Nach unbetonten Endsilben fehlt aber das stumme e regelmässig, wenn der Endlaut ein Halbvokal ist Der Orund davon liegt darin , dass nach einemstnmmen Konsonanten, wo derExspirationsstrom ganz oder gros- sentheib onterbrochen ist, sich ein erhöhtes B^ürfnise nach Exspiration* ber- aoflstellt, welchem eben durch das stumme e Genüge geleistet wird, wäh- 794 Physiologie de« Sprachorgans. rend nach einem Halbvokal dieses Bedurfniss nicht stattfindet. — Zaweflec wird das stnmme E fehlerhaft gebildet und o dafür gesetzt, z. B. P^salm, g^ade o. s. w. Dies ist also das wahre stamn^e B. Aber die Grammatiker sind gewohnt, anch in vielen Fallen ein stummes B zu statairen , wo es laut ist. Wenig- stens tragen mehrere Sprachlehrer kein Bedenken, das franzosisefae e natet, was freilich oft genug auch im Munde der Franzosen laut wird , das heisst mit Stimmbanderschwingungen pronnncirt wird , mit dem e in den kurzes Silben deutscher Worter zu vergleichen, z. B. g^rctde, Ella, Bedenke, lebendig u. s. w. Dies ist aber, wenigstens wenn die Pronandation eine vollständige ist, kein stummes, sondern bereits ein lautes B, zn welehem wir jetzt S hergehen wollen. Wir haben vom physiologischen Standpunkte zwei Stufen oder Modifika^ tiopen des lauten B zu unterscheiden. 1) Das reine B; 2) Den zwischen dem reinen B und dem A liegenden Sprachlant, das Umlaut -E. Beide Modifikationen können auf dreierlei Art vorkommen: a) kurz oder unbetont, b) scharf oder betont, uud c) lang oder gedehnt. Zu 1. a). Das reine E kommt als kurzer, unbetonter Sprachlant, z. B. in den vorhin angeführten deutschen Beispielen vor, gerade, b^denki^ n.8.w. In der franzosischen Sprache fallt es mit dem stnmmen e zusammen. Im Hebräischen wird es durch Chateph-Segol -77- ausgedrückt. b) Das seharfe, kurze E erscheint betont z. R in EUe, 4ng, egge, ^ma, hipp; hen (englisch), und, aber bereits etwas an ft anlautend, als kurzes Fi- nal-B mit halber Betonung, z. B. Elle, grösser e, leger^ (lateinisch). Im Französischen fällt es in das Gebiet des ^ ouvert, braucht aber auch gar kei- nen Akcent zu haben , z. B. avec, Lisetie, Graset etc. Im Hebräischen be- zeichnet man es durch Segol — . c) Das lange , gedehnte B repräsentirt den B-Mecbanismus am deutlich- sten und vollständigsten, z. B. t^em'^^ ehren, so häufiig vorkommt, eben nicht zutn£ft. b. Von den Diphthongen oder Doppellauten. Es scheint auf deu ersten oberflächlichen Anblick sehr leicht , zu defioi- ren, was ein Diphthong sei, wenn man sich auf weiter nichts beschränkt, als das einmal eingeführte Wort zu übersetzen; wenn wir aber die Sache nicht nur von der Oberfläche, sondern auch von ihren übrigen Seiten be- trachten , so unterliegt die Bestimmung dessen , was wir durch Diphthong ausdrücken, nicht unerheblichen Schwierigkeiten. In Bezug auf diesen Ge- genstand gehen die Meinungen der Schriftsteller sehr weit auseinander. Ru- dolphi mag als Vertreter des einen, Biudseil als Vertreter des andern Extremes angesehen werden. E^'sterer behauptet (Physiol. II. 400), die so- genannten Diphthongen verdienen kann» ihren Namen; man könne aller- dings einige so ansprechen, dass man zwei Laute höre, allein bei irgend ge- läufiger Zange sei dies nicht der Fall, und man könne sie recht gut, wie i, BegnfFsbesdmiDiing der Diphthooge. 805 A, ft 2a den (eiDfachen) Selbstlautern rechoen. Biodseil (S. 240) lasst sich zwar auf gar keine Definition der Diphthonge ein, allein er nennt über- haupt jede Zusammensetzung eines einfachen Vokales mit einem andern, und z'war, wie sie im Buche, gedruckt oder geschrieben, steht, einen Diphthong. Wie diese Doppelbuchstaben ausgesprochen werden, ob sie eine oder zwei Silben ausmachen , ob der eine Vokal dem andern physiologisch verwandt ist oder nicht, darum kümmert sich dieser gelehrte Mann nicht Genüge er erhält auf diese Art so viel Diphthonge, als Kombinationen der Vokale un- ter einander möglich sind, ja noch weit mehr, da nach seiner Theorie die einzelnen Vokale lang oder kurz, betont oder nicht betont sein können. Wir wollen aber die Natur nicht aus der Schrift kennen zu lernen suchen, sondern wollen erstere selbst befragen , auf dass letztere dadurch Terstand- lich und korrekt werde. Denn dass alle Grübelei um die Doppelbuchstaben, welche in den schriftlichen Denkmalen det Terschiedenen Sprachen ver- schiedener Zeitalter vorkommen, eine höchst unfrucht- und undankbare Arbeit sein und bleiben muss, so lange man den Mechanismus, durch wel- chen jene sogeniannten Diphthonge gebildet werden, nicht vollständig er- kannt hat, das dürfte wohl über jeden Zweifel et haben sein. Die meisten der übrigen Sprachlehrer und Physiologen lassen sich aber ebenfalls auf keine genauere Begriffsbestimmung der Diphthonge ein : eine der besten ist noch die von Wagner (spanische Sprachlehre, Leipzig 1807. S. XII): wenn zwei (oder drei) Selbstlauter zusammen, jedoch jeder deutlich für sich aasgesprochen , nur eine Silbe ausmachen , und daher im Schreiben nicht getrennt werden dürfen. Bei dieser Definition beruht aber di^ letzte Bestim- mung auf einer Petitio principii, und verleitet zu einem Zirkelschluss ; wie sich denn auch Wagner dadurch hat verleiten lassen, der spanischen Sprache eine Menge Vokalkombinationen, die durchaus nur zweisilbig aus- gesprochen werden kohnen, wenn sie auch zehnmal einsilbig geschrieben werden, als Diphthonge anzurechnen. Um zu einer klareren Einsicht in das Wesen und die Bildung der Diph- thonge zu gelangen , müssen wir vor allen Dingen die Verwandtschaf- ten der einfachen Vokale zu einander untersuchen. Diese Verwandtschaften sind von zweierlei Art: durch die eine verbinden sich oder verschmelzen zwei Vokale, deren Mechanismus sonst sehr von einander abweicht, «« ei- nem neuen einfachen Vokale, und zwar dadurch, dass gleichzeitig einige der Sprachorgane die. für den einen, und die übrigen Organe entweder die für den andern Vokal erforderliche öder eine zwischen beiden Vokalen in der Mitte liegende Stellung und Form annehmen. Auf diese Art entstehen die sogenannten Mise h v okale, ä, «, ft, die von einigen, besonders älte- ren Sprachlehrern ebenfalls, aber mit Unrecht, Diphthonge genannt werden. So entsteht «dadurch, dass die für o erforderliche Lippenstellung sich mit der für e erforderlichen Zungenstellung und mit der zwischen o und e lie- genden Kehlkopfstellung verbindet. Wir wollen diese erstere Verwandt- schaft die verschmelzende, konjunktive oder agglutinirende nennen. Die andere Verwandtschaft, welche zwischen den Vokalen besteht, äussert sich dadurch, dass zwei Vokale hinter oder nach einander so aus - gesprochetS werden, dass sie zwar beide, ein jeder mit seinem vollsundi- gen Mechanismus , zur Geltung kommen, aber beide Mechanismen wahrend der Pronuncirung so in einander übergehen, dass nur im ersten Zeittheil- chen des betreffenden Doppellauts die Organe die für den einen, den An- tMM Physiologie des Sprachorgans. laut, and erst im letzten Zeittheilcheo die für den andern Vokal, den Ans- laut, erforderliche Stellung annehmen,, in der Zwischenzeit dagegen sich von diesem einen zum andern Extreme hinbewegen. Wir wollen diese zweite Verwandtschaft die zusammenfassende oder kombinirehde nennen. Wem es beliebt, kann auch die erster e die kontrahirende, die andere die attrahirende Verwandtschaft nennen. Bei der erstem sind also die Sprachorgane gleich von vorn herein in die zur Erzeugung des ge- forderten Liautes nöthige Stellung und Lage sehracht, und behalten die- selbe wahrend der Pronuncirung unverändert bei; bei der letztern dagegen bewegen sich die Organe ans der Stellung des erstem Vokals in die des andern. Nur durch diese zweite Verwandtschaift entstehen die sogenannten Diphthonge oder Doppellaute. Bei dieser Bewegung der Sprachoi^ne von dem einen Vokalmecbanis- mns zum andern ist es ferner eine wesentliche Sache , dass dieselben bis ao dem einen oder andern Vokaleztrem , und zwar zu den Extremen gelan- gen, die dem Zustand der Ruhe, oder der Indifferenz zunächst anliegen. Je weiter der Mechanismus des Anlauts (des erstem Vokals) eines Diphthon- gen von. dem des Auslauts (des andern Vokals) entfernt liegt, das heisst, je weiter beim Anlaut die. Sprach organe von ihrer Ruheiage abgewichen sind, desto reiner und vollkommener fallt der Diphthong ans. Die Ruhe- lage der Sprach Organe besteht aber, wie wir früher gesehen haben, in Ge- hobensein der Zunge (I), und in Schluss des Mundes (ü), die grosate Abwei- chung derselben findet beim Vokal A Statt Die vollkommensten Diphthon- gen sind daher ai und an. Bei jedem Diphthongen findet also ein Bestre- ben der Sprachorgane Statt, aus dem Zustande einer mehr oder weniger grossen Anstrengung zur Ruhe überzugehen. Alle wahren Diphthongen müssen daher in i, a oder ft auslauten. Der erste Vokal muss sdlemal der lautere, vollere, mit mehr Mitteln und mehr Luftmasse vollzogene sein, der zweite der schwächere, dünnere, dumpfere; daher ruht bei jedem wahren Diphthonge stets der Ton auf dem ersten Vokal, nie auf dem zweiten. • Ueber die Natur dessen, was ich so eben Ton nannte, muss noch eini- ges zur Verständigung hinzugefügt werden. Der auf den ersten Vokal fal- lende Ton kann nämlich seinem zeitlichen Werthe nach kürzer oder län- ger ausfallen. Zum Wesen eines wahren Diphthongen gehört aber, dass der erste Vokal kurz betont wird, so kurz als möglich. In ai z. B. lässt sich das a sehr kurz betonen , so dass die Sprachorgane gar nicht darauf ver- weilen, sondern sofort die Abstellung verlassen, um sich nach der I- Stel- lung hinzubewegen. Es lässt sich aber auch dieses a länger betonen, so dassder A-Lftut deutlich zur Wahrnehmung kommt, wo also die Sprachorgane auf der A-Lage erst eine gewisse Zeit verweilen, bevor sie sich nach, der I-Lage hinbewegen. Das ai wird hier gleichsam in seine Elemente zerlegt, wie es bei jedem ai im Gesänge stattfindet, sobald die diesen Diphthong enthal- tende Silbe länger, als etwa Va Sekunde, gehalten wird. Im Italischen fin- det sich dieses ai, namentlich in der 1. Person des Passate der Verbain ure» z. B, lodaL Allerdings wird ein solches ai im Italischen , «o wie aocb im Spanischen, wo es gleichfalls vorkommt, einsilbig gebraucht, allein für einen wahren Diphthong kann ich es nicht, gelten lassen, da die Ver- schmelzung beidet Vokale hier nur eine unvollkommene ist Ebenso wie bei ai lässt sich auch der erste Vokal aller übrigen Diphthonge lang betonen, j* Physiologie der Diphthonge. 807 es giebt aacb sogenannte Diphthonge, bei denen der anlautende Vokal stets mehr oder weniger hervorgehoben wird^ namentHch el^ Qi,' 61^ äi. Diese Motb wendigkeit steht also mit der physiologischen Entfernung des AnlantTokals vom Aaslautvokal so ziemlich in umgekehrtem Verbal tniss. Wir werden in den Fallen , wo bei einem und demselben (geschriebenen) Diphthong durch längere oder kürzere Betonung des Anlautvokals Diffe- rensen für die vokale Geltung eintreten, die erstere durch einen über den Anlaut gesetzten Accent (z. B. Ü) von der reinen Diphthongform , die wir nnbezeichnet lassen (ai) unterscheiden. Je nach der grossem oder geringern physiologischen Entfernung des ei* nen vom andern Vokale, eines Diphthongs muss also auch die Geltung oder Vollkommenheit des letztern verschieden ausfallen. Wir können in dieser Hinsicht Diphthonge des ersten , des zweiten und dritten Ranges nn* terscheideu. Zum ersten Range gehören die mit A anlautenden Diphthonge, also aivaU) Slft; zum zweiten oder mittlem Range die mit O anlautenden^ oi, OV, OÜ; zum dritten oder niedrigsten Range lasst sich, was die Spra- chen des indo-germanischen Stammes anlangt, nut ei, id^ ÜO und oi rech* nen, für die finnischen Sprachen auch noch U, äy, Ai und Ay. Nun giebt es aber in mehrern Sprachen nach viele Zusammensetzungen von Vokalen, welche gewöhnlich auch zu den Diphthongen gerechnet wer- den, und nur für eine Silbe gelten, wenigstens nach Umständen oder Be* lieben gelten können. So rechnet Wagner und andere Grammatiker zu den Diphthongen der spanischen Sprache ausser den bereits von uns als Diph- thonge aufgezählten noch folgende: ea (livea)^ eo {virgineo)^ ea (deuda)^ ia {gracia), ie (ctc/o), ia (cituiud)^ ae (duero)^ ao (o7-rfwo), na (fragua). Auch in den germanischen Sprachen, im Lateinischen, Italischen, Eng- lischen (CW), im Polnischen (ia) u. m. a. kommen, mehrere dieser Doppel- laute, angeblich einsilbig, vor. Alle diese Doppelvokale unterscheiden sich von den wahren Diphthongen wesentlich dadurch, das9 bei ihnen der Ton auf dem z we i ten Vokale liegt oder gelegt wird, dass also die Sprach- organe von den indifferenteren, schwachem, ihrem Ruhezustande näher liegenden Vokale aus sich nach dem differenteren, lautern, mit mehr Mitteln vollzogenen Vokale hinbewegen, was aus physiologischen Griinden nicht an- ders, als in zwei Zeitabschnitten geschehen kann, einem kurzern a und einem darauf folgenden längeren, mag auch der erste so sehr abgekürzt werden, wie nur immer möglich ist. Eine solche Verschmelzung in eine Silbe, wie bei den -wahren, mit dem volleren Vokale anlautenden Diphthongen, ist hier nim- mer möglich. Immer bildet hier der anlautende Vokal einen Vorschlag, der vor allen Dingen gehört und unterschieden werden muss, also eine vorge- setzte neue Silbe, mag man diese in prosodischer Hinsicht berücksichtigen oder nicht. Denn dass in den spanischen Versen dergleichen Vokalzusam- roensetzungen einsilbig behandelt werden, ist eben weiter nichts, als proso- dische Licenz, vemiuge welcher ja auch in den alten griechischen und rö- mischen Veramaassen z. B. statt eines Jambus, Spondäus oder Trochäus ein Daktylus oder Anapäst eintreten kann. So viel ist gewiss, dass vrir diese wahrhaft iambischen, zweisilbigen Diphthonge durchaus von den wahreui einsilbigen (keineswegs trochäischen) Diphthongen unterscheiden müssen. Wenn gleich ein geübtes Sprachorgan einen iambischen Diphthongen recht gut so aussprechen kann , dass der anlautende Vokal so gut wie verschwin- det oder in den auslautenden überfliesst, so bleibt doch immer ein gewisser, S#6 Physiologie des SpraehorgMis. wenn auch kleiner Zeitwerth übrig, der anf den AnUat notb wendig fidlec muss, soll' anders nicht der Doppellaut Tolkoromen in einen einfachen aber* gehen. Es verhalt sich mit diesen iambischen Diphthongen ihrem Zeitwerthe nach genau so, wie mit einem zweisilbigen franzosischen Wort, deasc« erste Silbe ein sogen, e muet hat, z. B. petita welches Wort doch noch kein französischer Dichter meines Wissens als einsilbig gebraacht hat. Kehren wir aber zu den wahren einsilbigen Diphthongen zurück, und betrachten wir einige ihnen gemeinschaftliche Eigenschaften. W^as xuerst ' ihren Zeitwerth anlangt, so lassen sie sich zwar nicht ganz so kurz abferti- gen, Vie etwa ein einfacher Vokal, wenn er kurz und unbetont ist, aber a^ lassen sich auch nicht, wie die einfachen Vokale, in die Länge zieheo, wo- fern sie nicht ihre monosyllabische Natur yerlieren sollen. Streng genooimen ist es daher allemal ein Fehler, wenn ein Tonsetzer einem Diphthong eine lauge oder mehrere Noten unterlegt Ein Ternehmlich, nicht übereilt oder hastig, aber auch nicht schleppend pronuncirtcr Diphthong 'dauert etwa Vt9 höchstens V3 einer Sekunde oder 30 bis 45 Tertien. Wird er huigr samer pronuncirt, so dass er eine ganze Sekunde und langer dauert, so ge- schieht dies gewohnlich auf Kosten des Auslautes, welcher in die Laiige ge- zogen wird. Doch dauert im pathetischen, gemessenen, feierlichen Vortrage auch der Anlaut langer, als im schnellern Tempo, welches sich, je naäi der Fähigkeit der Org^e, bis auf V^ einer Sekunde oder 10 Tertiea redn- ciren lassL Soll ein DiphÜiong langer, als 1 Sekunde dauern, was, ausser den Exklamationen ei, au, hoi u. a., welche oft sehr gedehnt werden , wohl nur beim Oesange vorkommt, so wird der Anlaut verlängert, ao viel wie erfordert wird , und der Auslaut mit seinem normalen Zeitwerth angefügt. Die wahren Diphthonge finden sich nicht in allen Sprachen, so fehlen sie in den semitischen *) Sprachen und in der franzosischen Sprache fast ganzlich, in der spanischen zum Theil, auch im Italischen werden einige derselben zweisilbig ausgesprochen. Dagegen sind die griechische , die ger- manischen und die finnischen Spracl^n reich daran. Den Diphthongen lassen sich bei der Aussprache die meisten Konaonaa- ten ziemlich leicht, andere aber nur mit einiger Mühe als Auslaut anfügen; am liebsten schliessen sie die Silbe selbst als Auslaut, welcher für sich schon so voll und rund ist, dass ein fernerer Ansatz oft als etwas Aufgedrungenes erscheint Naitaentlich gilt dies von A, Ch, weit weniger von F, K, V, L u. s. w. So spricht sich Beil, Reif, Hauk ziemlich leicht ans; aber air, awr^ caur zu pronunciren, ist ohne ein vorgeschobenes kurzes e (also zwei- silbig) gar nicht moglih. Diphthongen des ersten Ranges: ai, au, aik Ai. Kein Diphthong hat zu grossem, nachhaltigem und allgemeiner rerbtei- teten Irrthümern hinsichtlich seiner schriftlichen Bezeichnung Anlass'g^e- ben, als dieser; nirgends weicht die Schrift so arg von der Kacur ab, wie hier, und es empört mich schier, dass auch ich in dieser meiner Schrift *) Wenigstens «tatuiren die alten hebräischen Grammatiker für Ihre Sprache keine Diphthongen, und sprechen 1t, 1", *~, ^Fi wie ew, ew, i^, nicht wk SM, 011, St aas. Physiologie des Diphthongs Ai* - 8M Irrthnmer beiznbehalteQ gezwungen bin, weil mich der nnn einmal ifi dieselben eingefleischte Leser, entweder gar nicht yerstehen wnrde, wenn ich natnrgemass meine Schriftzeichen aufzeichnete, oder mich darum Ter« ketzern wurde, dässich kluger sein wollte, als er. Alle Weh schreibt näm- lich d: ich brauche nicht erst genauer darzulegen, wie dieser Diphthong aasgesprochen wird; und doch ist es in der Wirklichkeit durchaus nicht ei, Bondem allemal ai. Wenn man das sogenannte oder sogeschriebene ei, wie es im Griechischen und im Deutschen vorkommt, aussprechen will, so bringt man seine Sprachorgane nicht etwa in die Lage und Stellung, wie sie für e, »ondem fast ganz in die, wie sie für abcstimmt ist, und aus dieser A-Lage be- wegt man dieselben nnverweilt in die I-Lage hinüber. Auf diesem Wege müssen die Sprachorgane allerdings durch die E-I«age passiren, allein da sie daauf nicht verweilen, kommt der E-Laut durchaus nicht zur Geltung, sondern man hört nichts , als einen Iiaut , der mit A ansetzt oder anlautet, ond sofort in I absetzt oder auslautet. Am deutlichsten kann man sich Ton der Richtigkeit dieser Angaben überzeugen, wenn man, wie im Gesänge so ofl geschehen muss, den in Rede stehenden Diphthong in die Lange zieht. Hier wird er ganz offenbar in seine beiden Elemente zerlegt, z. B. ma - i'tte M« - i - ne V aod zwar geschieht dies durchaus, ohne dass zwischen dem a and i etwas TOD dem unterwegs liegenden e gebort wird. Wurde man wohl den Diph- thong wiedererkennen, wenn man singen wollte me-ine, de- ine u. s. w.? Zwt Schande des deutschschreibenden Volkes muss ich hier leider erwah- nen, dass es in dieser Hinsicht, wie in mancher andern, gegen frühere Jahrhunderte einen bösen Rückschritt gemacht hat. Zu Anfange des 16. Jahr- hunderts nämlich gingen die Deutschen hinsichtlich der schriftlichen Be- zeichnung des gedachten Diphthongs oft richtiger zu Werke, als in den spätem aufgeklärten Zeiten. So besitze ich vom Jahre 1525 einige kleine polemisch -theologische Schriften, gedruckt zu Reutlingen und Augsburg, in welchen, wenn auch nicht allemal, aber doch raeistentheils unser natur- widriges ei richtig durch ai ausgedrückt ist, z. B. ain, hailig, Gerechtiff" kait, zaigen, Hayden (das y statt i dürfen wir hier nicht «bei nehmen), zwcty u. V. a. Ich weiss wohl , was die Grammatiker zur Vertheidigung der allgemein ein- geführten Schreibart anfuhren. Sie sagen, ai sei aus ag entstanden, ei aus ea oder sei Wiederholung des griechischen ei u. dgl. Ob nun die auf diese Art his- toriseh -nothwendig (?) entstandenen Bezeichnungen *) allemal physiologisch richtig seien, das wollten sie nicht entscheiden, das komme aber auch vor dem grossen Nutzen, den jene Bezeichnungen in etymologischer Hinsicht gewahren, nicht *in Anschlag. Uebrigens sei es ja in der deutschen Sprache noch lange nicht so schlimm, wie in der französischen und englischen, wo ja die Aussprache von der Schrift noch unendlich mehr abweiche , als in der deutschen Sprache. Alle diese und ähnliche Entschuldigungen und Recht- ^ YergL- ferner Rapp Phydol. der Sprache S. 36. §. 35. Statt onsers al, an, aü, setzt er 9t, aö, 9fi, wo da« p als sogenannter Urlaut figuriren soll. 810 Physiologie des SpraehorgaDS. fertigungen mögen dem Grammatiker und Historiker allenialla bingefaea: aber vrenn der Sprachlehrer, welcher die Aussprache seinem Zögling za demofr iriren hat, diese Abweichungen der Schrift von dem Natnrlaot yollkoaunei ignorirt, and dem Schüler wiederholt einredet, die Bezeichnung ei für dfi Sprachlaat, den er ihdi vormacht, sei in allem Ernste die richtige, so iM dies eine wahre Yersündigong an Gottes Natur und Kreatur. Aber auch die Sprachlehrer werden sich auszureden wissen und etwa so sich ausdrucken: Ja, wenn der Diphthong ei in die Länge gezogen wird, dann wird freilich ai daraus, aber wenn er, wie sich beim naturgeroasBeo Sprechen geziemt, rasch und einsilbig ausgesprochen wird, dann ist es uns nicht möglich , etwas vom a als Anlaut zu boren , sondern weit mehr vom e Worte, wie Mairiy Kaiser u. s. w. sprechen wir ganz tmders aus, aUetiL leicht: das ai dauert länger, der Anlaut A tritt mehr herror; beim ei da- gegen ist der Anlaut so momentan , dass man die Natur desselben fast gtr nicht recht fassen kann : es ist möglich , dass e nicht ganz die rich(ig;e Be- zeichnung dafür ist, aber gewiss ist sie ebenso richtig als a, zumal da Sie selbst sagen, dass die Sprachorgane durch den B- Mechanismus dnrch- passiren müssen. *). Alle diese Leute (leider gebort auch Angermann dazu) muss ich, da- mit sie sich selbst überzeugen , bitten , einmal vor den Spiegel zu treten, die Sprachorgane so zu stellen , als ob sie e pronunciren wollten , und nun ihr ei anzustimmen. Gelingt es ihnen , i^uf diese Art etwas dem ai nur eiuiger- maassen ähnliches zu erzeugen, so solleü sie Recht behalten. Ob der Anlautyokal eines Diphthongs mehr oder weniger hervorgehoben wird , darauf kommt es, wenn wir nach den Elementen desselben forscbeiii gar nicht an. Genug, das vulgo so geschriebene ei wird ausgesprochen ai denn die Sprachorgane werden vom A- Mechanismus hinüber bewegt inai I- Mechanismus: kein physiologisches Gesetz steht fester als dieses« Wohl aber macht es einen Unterschied, ob das a hier mit tiefeai oder hohem Kehlkopfstande pronuncirt wird. Wir kommen zu Ende dieses Ka* pitels hierauf noch einmal zurück. Im Italischen und Spanischen ist das a in diesem Diphthong gewohnlich lang betont, wodurch derselbe den Charakter eines Diphthongs des 3. Grades annimmt. Nun giebt es aber einige dialektische Idiosynkrasieen , bei welchen wirk- lich das ei wie ei ausgesprochen wird: von diesen spreehen wir unter die- sem Diphthongen selbst Das Ai ist, wie erwähnt, der vollkommenste, vollste, lauteste, klang- und gesangreicbste Diphthong, eben weil er das ganze Yokalgebiet tod einem bis zum andern Extrem durchläuft. Wird beim Gesang ihm ein gros- serer Zeitwerth , als ^/g Sekunde gegeben, so wird er in n — i zerlegt. Sein musikaler Charakter richtet sich demnach zunächst nach A. Dasselbe gut auch von den übrigen , mit A anlautenden Diphthongen. In physiologischer Hinsicht druckt äi das freudige Staunen, dasGlänreode, Heitere, Anlockende, aber auch eben deshalb die Regungen des Eigenwillens und der Sünde aus. Charakterworte sind: Ei, Eis, heiter, Reiz, Geis, ^(vif nein, Zweifel (Deibel). An den Diphthong ai lassen sich alle Vokale, ausgenommen i nn^ '> **) Ueber die hier gleich£ftUa als Argament aDfohrbare Kombination aA *• '* Ende dieses Kapitels. Physiologie der Diphthonge An und Aft* 811 »ehr leicht anfügen; ehenao anch» und swar einsilbig, alle Konsonanten, 1>]8 auf ch *) und A. Zwischen ai und r schiebt sich allemal ein karzes E ein; es ist nicht möglich, air anders, als aier auszusprechen, wohl aber ai—reney wo das & eine neue Silbe anfängt. Den Grund davon können wir erat angeben , wenn wir den Mecbanisnius des R vollständig erkannt haben i^erden. Au. Dieser Diphthong wird in den meisten alten und neuern Sprachen rich- tig geschrieben. Er kommt wahrscheinlich auch in den semitischen Spra- chen vor, z. B. im Hebräischen als •! (Schurek) mit vorhergehendem t (Ka- Mues). Im Englischen wird er OQ geschrieben , in altern germauisdien Schrif- ten aw, fast dem Hebräischen analog. lieber die Elemente dieses Diphthongs ist daher wohl nie ein Zweifel gewesen: es ist das in eine Silbe beschleunigte a und a. Aus der A-Lage bewegen sich die Sprachorgane in die Ü-Lage; sobald dies geschehen ist, ist der Diphthong fertig. Das Aa klingt weniger laut, aber voller und imposanter, als ai; es lasst sich , ohne die Einsilbigkeit aufzugeben , etwas langer ziehen ; beim Singen wird es, wenn die Note, auf der es liegt, länger als ^4 Sekunde dauert, in ä — ü zerlegt Es dient, als Naturlaut, zum Ausdruck des Schmerzes, ferner zur Bezeich- oung des Weiten, Breiten, Offenen, auch des Weitschallenden u. s. w. Cba- rakterworte sind: Ravtn, Matter^ Matil, Ramchen, Bramen, Savsen. • Auch das An lässt sich nicht in einer und derselben Silbe mit A verbin- den , wohl aber mit Ch, sowie mit allen andern Spracblauten. Das germanische aa ist ans dem mittelhochdeutschen ft entstanden, z.B. in Haus, raunen 9 Mauer, und aus dem mhd. ou in taub, Baum u. s. w. Zu bemerken ist hierbei , das dieses oa in der vertrauten Umgangssprache sich wieder einstellt; man sagt z. B. toub, Boum; aber nicht Hous, Mauer. Aü. Diesem Diphthong ist es, was seine schriftliche Bezeichnung, insofern diese ein Ausdruck seiner vokalen Elemente sein soll, anlangt*, wenigstens eben so schlimm, wo nicht noch schlimmer ergangen, wie dem Ai. Wie die- ses an die Stelle von ei, so ist aft in den Sprachen, welche die Naturlaute in ihrer Schrift getreu wieder zu geben bemuht sind, an die Stelle von ea zu setzen. So ist also Treue, Reue, Leute, heule auszusprechen und wo mög- lick auch zu. schreiben: Traue, Baue, Laute, haute. Dieses ea (in den an- geführten Wörtern) ist aus dem Mhd. ia (oder ew, wie noch im Neueng- lischen) entstanden. Deswegen können wir es aber immer naturgemäss schreiben, und brauchen uns nicht einzubilden, ea sei die wahre, richtige Bpzeichnnng für den geforderten Sprachlaut. Ausserdem findet sich unser Diphthong noch als Umlaut des aa, besonders im Plural der Wörter, die im Singular aa haben. Hier bat sich in der zeitberigen Schriftsprache aber- *) Hier habe ich freilich nicht den geschriebenen Sprachlaut im Sinne, wenn dieser g moU ansdrfickt, sondern den Gaamenlaat, wie ^r ^eiterunten beschrieben werden soU. 812 Physiologie des Spraohorgans. mals ein recht ahgeschmackter Fehler eingeschlichen: man sdireibt namlicli nicht, wie man natorgemass sollte, Mause, Baüme^ Räuber , sondern MäuM, Bäume, Räuber. Diese Schreibweise hat gar keinen nur einigermaasiec scheinbaren Grand für sich, und ist demnach ernstlich zu ragen und achlecb- terdings zu verbannen, eben so wie das ea, welches doch wenigSEteos mf einem historisch - etymologischem Grande beruht. Angermann ist aad seiner Sache gar nicht gewiss. Er sagt (S. 19. 20): Soll die normal mas- sige [I] Bildung für die Schreibweise entscheiden, so müssen wir U aod eft schreiben ; bei richtiger Bildung geht das l und e in ft , nicht in n über, ta und an geben keine Diphthongen. Bei aft bewegen sich die Sprachorgane in mehr oder weniger raschem Tempo aus der A-Lage in die Ü-Lage, und wir brauchen über diesen Mechanismus nach dem , was wir über diese beiden Vokale im £inzelnt:n erwähnt haben, kein Wort weiter zu verlieren. Beim Singen wird dieser Diphthong anter denselben Verhältnissen, wie ai und an, in seine beiden Elemente zerlegt Der natürliche Charakter des afl ist Symbol des aufgeregt Leidenschaft- lichen, des Schauerlichen, Heimlichen, Tückischen, Uebelwollenden, Klagen- den, Trauernden, z. B. Heulen^ Feuer, Eule, Reue, Meute, Meucheh, Scheu u- s. w. Der Unterschied zwrischen aft undaiist besonders auffallend und nachweisbar in Feuer — Feier, heulen — heilerif scheuslkh — seh . . . lieh u. a. w. Aib diesem Grunde haben gewiss auch die alten. Griechen ihr sMy was darchaos mehr einen freudigen Charakter an sich tragt, anders ausgesprochen, als wir, wahrscheinlich wie unser ei; aus diesem Grunde mochte ich anch statt Fr^de, welches Wort offenl»ar das griechische eu in sich tragt, lieber schrei- ben und sprechen: Fraide. Das aft lasst sich eben so wenig mit ch und & verbinden, als das aL Diphthongen des 2. Ranges: oi, OU, oft. Diese Diphthongen kommen, eben weil sie den 2. Hang einnehmen, ao Lautbarkeit also den vorstehenden schon etwas nachstehen, in den Spra- chen weniger vor , als die des ersten Ranges, obwohl sie im Leben bei wei- tem häufiger gebort, als sie in der Schrift aufgezeichnet werden. Eine so innige Agglutination beider Vokale findet hier nicht statt, vielmehr lassen , sich beide, namentlich auch das 0, ziemlich gut unterscheiden, weshalb auch in der Schrift in dieser Hinsicht keine Irrungen vorzukommen pflegen. Ol Dieser Diphthong konmit in der deutschen und englischen Sprache fast gar nicht, wohl aber in der spanischen und einigermaassen auch in der franzo- sischen Sprache vor; die Neugriechen sprechen ihr oi so ziemlich wie i ans; die Altgriechen haben ihr oi jedenfalls richtig ausgesprochen, wenn auch nicht zu allen Zeiten und Orten , und die Völker des an Diphthongen fo rei- chen finnischen Sprachstammes besitzen das oi gleichfalls und sprechen es richtig als einsilbigen Diphthong aus. — Unrein, und in seiner Aassprache an OS oder oj anstreifend findet sich jedoeh das oi, gewohnlich oy ge- schrieben, öfter z. B. Boye, Boyle, Boyer, Boyau Auch beim Oi wird der Vokalapparat v.on den Sprachorganen in ziemli- cher Ausdehnung, wenn anch nicht ganz so weit, wie bei ai v* s. w.^ durch- Physiologie der Diphthongen des 3. nnd 8. Ranges. 81S laufen. Es können jedoch dieselben hier keinen so -scharfen Anlanf nehmen, ipvie beim A9 weshalb einestheils die-Laotbarkeit des Oi, anderntheils die Kohasion oder Agglutination seiner Elemente geringer ausfällt, als bei Diph- thongen erstes Ranges. Ol, sowie die übrigen Diphthongen des 2. nnd 8. Ranges, ermangeln so ziemlich des natürlichen Charakters ganz ond gar. Höchstens der in einigen Strichen Deutschlands vorkommliche Ausruf ^01, womit die Bauern ihre Pferde, wenn sie zu lebhaft werden, zu besänftigen suchen, lässt sich hier- her rechnen. In manchen deutschen Dialekten wird al in oi verwandelt, z. B. Woin statt Wem, koi statt kein n. s. w. Ou. Dieser Diphthong wird gewohnlich als solcher übersehen, ob er gleich in der gewohnlichen Umgangssprache oft genug vorkommt, nnd auch nach Orimm im Allhochdeutschen, Mittelhochdeutschen und Niederländischen zn finden ist. Im Englischen wird er durch OW oder durch eau ausge- drückt; aber, wenn wir physiologisch genau untersuchen wollen, werden -wir finden , dass fast jedes lange o , im Deutschen sowohl als im Französi- schen und andern Sprachen, besonders wenn ein m, n, Ch, b als Aus- laut darauf folgt, sich in ein kurzes 11 auszieht, z. B. bäume (franzosisch), Ohmy Ober, aune (franzosisch). In der die reinen Diphthongen vermeiden- den oder auf reuchlinische Manier verstümmelnden Umgangssprache des Meissner oder Leipziger Dialekts findet sich dieses Ou sehr häufig, z. B. öücA statt auch, jBöüm statt Baum, jiöQ statt ja doch. Immer tritt aber das O als Hauptvokal hervor, und das nachlautende 11 verhält sich, wie das stumme oder kurze e in Feur u. a. m. — In den finnischen Sprachen wird ou als aelbstständiger Diphthong auch schriftlich anerkannt.' Oü. Dieser Diphthong ist eben so gut und leicht zu pronunciren , als oi, und ist zu verwundern, dass er, so viel ich sehe, noch keinen schriftlichen Re- präsentanten in den Sprachen gefunden hat Denn das oy im Franzosischen nnd Englischen dürfte nur in wenigen Fällen dem natürlichen oü entspre- chen. Da aber das ofl vom Sprachorgan so leicht zu erzeugen ist, und das- selbe, eben weil es tiatürlich ist, auch nicht unästhetisch sein kann, so mnss es auch in dem sprachlichen Verkehr vorkommen, wenn gleich kein 2i€ichen dafür existirt. Ich vermuthe jedoch nicht ohne Grund, dass das Ay des fin- nischen Sprachstamms unser oft vorstellen soll. Diphthonge des dritten Ranges: ei, Qi (U, fty» Ai» Ay). Ei (Ey). Dieter Diphthong, den ich also ja nicht mit dem ai zu verwechseln bitte, kommt in der Wirklickeit, in der lebendigen Sprache verhälthissmässig sel- ten , in der Schrift leider in Folge des unter ai ausfuhrlich erörterten Miss- S14 Physiologie des Sprachoi^ans. ▼entaodiiisses sehr baafig vor. I(^b kann nicht umhin , noeh einige BeiDo^ knngen nbej die Entstehung dieses in der That sonderbaren, aeU riAsi Jahrhunderten bis auf die Gegenwart vererbten Irrtbnms beizofagen. Dass die alten Griechen ihr el, wie Erasmas annimmt, wie ai aos^ sprochen haben sollen , anf welcher Voraossetzung sich ofFenbar aoch dir Sanktonirung des ei als schriftlicher Ansdrock für ai in den spitereo Spi»- eben gründet , ist meines Er achtens sehr problematisch. Vielmehr aprecba mehrere Grande dafür, dass sie es ganz nata gemäss so aoageaprocfaen habe«, wie es geschrieben wird. Denn wir finden viele Beispiele in der grieehisebec Sprache, wo statt et bald das einfache e gesetzt wird, z. B. i^ satt e{^, etil statt el(it) ioL statt eta, iap statt eiap; und andere, wo i dafür eiotritt, wei- ches gar nicht immer ein langes, sondern oft ein kurzes ist, z. B. i&u, IhiQ statt ei5<*>, ei5^o, iO(jLat statt eiopiat n. s. w. ; wohin auch abcCa (ohne PudcU diaereseOs) statt dceixca gebort (woraus beiläufig hervorzogefaen scheist. dass die Griechen ihr at, ebenfalls richtig ausgesprochen haben). Je nach- dem nun der eine griechisch redende Volksstamm mehr das e, der andere mehr das i bei der Pronuncirnng des si hervorhob, liess er auch in seioer Schrift nach Umstanden den minder betonten Vokal weg. Wollte aber eio anderer Volksstamm (wie die Dorier) das ei wirklich wie ai pronondm. so schrieb er aach dafür ai, von welcher Umlautung ^eichUia genog Bei- spiele vorliegen. * Warum sollten die alten Griechen, welche die Natur so richtig in allen ihren Darstellungen wiedergaben , gerade in ihrer Schriftsprache einen so argen Fehler gemacht haben ? Sollten sie nicht wenigstens eben so treu der Natur geblieben sein , wie es noch gegenwartig die sogenannten Ungebilde- ten unserer Nation thun, welche, gewiss nicht in der Absicht, etwas Co- schönes öder einem zarten Ohre Widerwärtiges boren zu lassen , sondera vielmehr ans einer unaustilgbaren Ahndung des Natargemaasen , das ei ia sehr vielen Fallen, wo andere dafür ai setzen, ganz richtig aosapreehen? Der gewöhnliche Sprecher des meissner Dialektes spricht Ei, meinen (opi- nari), ein, kein, nei(n), zwei u. v. a., dagegen main, dain, drai^ Zait, rat- ten u. V. a. Im Westphälischen traf ich einmal einen Mann , der das ei io vielen Worten richtig aussprach, und mir unter andern den Namen des Wirths, den er mir für mein nächstes Nachtquartier empfahl, Theiss pronon- cirte, nicht Thaiss. Demnach glaube ich, dass das SchrifLceichen ei in den frühesten Zeiten genau so, wie es dasteht, ausgesprochen wurde, and dass erst später, mit zunehmender Bildung und Abfall von der Natnr, ai dafür substituirt wurde. Noch unverkennbarer ist der Diphthong ei im Griechi- schen V) (Eta mit Jota subscriptnm) zu finden, eben so wie 6i ond 4i in u und (jc S. auch Rapp 1. 1. S. 162. Im Spanischen und im Finnischen ist ei und ey ein selbststandiger Diph- thong; im Französischen findet es sich zuweilen als ay geschrieben, z. B. in paj/^an (merkwürdiger Gegensatz zum'ai »:=» ei); im Italiänischen kommt es in der ersten Person des Tempo passato der Verba in ere regelmässig vor, nnd wird hier einsilbig behandelt, obwohl das e hier ziemlich lang betont wird. Ueberhanpt Lasst sich, wie schon früher erwähnt wurde, das e iu ei nie so kurz betonen, dass es mit dem i sich zu einem wahren Diphthongen amalgamiren könnte. Doch ist immer noch ein grosser Unterschied awiachen pey-ne (spanisch) und e-is (lateinisch). Physiologie der Diphthongen des 3. Ranges. 815 Ui (üy). Das vi kommt noch seltener als Diphthong ror, als das ei; im Franzö- sischen findet es sich verhaltnissmassig noch am häufigsten , s. B. in /»t, im Spanischen desgleichen, s. B. in ruido, huytre, im Deutschen ist es rein nur in A usrnf Worten , wie hui, pfiU vorhanden. Ob die alten Griechen ihr utso ^yie wir unser oi ausgesprochen haben ,. durfte schwer sn beantworten sein. l>ie finnischen Sprachen scheinen das vi öfter anzuwenden, dagegen lautet das französische uy wie ft oder aft f das englische ui und ny bald wie n» bald wie ai. Die russische Sprache hat ein einfaches, wenigstens zum Ai- phabet angehöriges Zeichen (Jervi) dafür. Es gehört immer eine ziemliche Anstrengung der Exspirationsmuskelo dazu, die beiden Vokale u und i, welche physiologisch so nahe einander iiegen, in einen Diphthongen zu beschleunigen, und mau hat sich in Acht 20 nehmen, entweder dass -es nicht wie ft erklinge, oder dass nicht zwei Silben daraus werden. Die mit Mischvokalen gebildeten Diphthongen U, fty, M* Ay kommen nur in der finnischen Sprache vor. Auch bei diesen Doppellauten halt es schwer, Anlaut und Auslaut so zusammenlaufen zu lassen, dass beide sieh diatinguiren lassen , ohne in zwei Silben getrennt za werden. Noch einige Worte über die italischen DTttonghi distesi: äo, &6) ai, an, eu u. a. Diese Doppellaute kommen saromtlich im Italischen vor, welche Sprache überhaupt jede innigere Verschmelzung der Vokale verabscheut. 4o findet sich in solchen Wortern vor , die' ursprunglich ein an hatten, z. B. Paolo (Paulus). Das A wird hier sehr vernehmlich und mindestf^ns eben so gehört, wie das e in ei und n in ui; es ist daher eine blosne lieber- einkunft, diesen Diphthongen als einsilbig zu behandeln. Weder die Grie- chen noch andere Volker haben sich diese Freiheit erlaubt. &e setzt der Italiäner, wo andere Sprachen A setzen, z. B. dere. ai scheint bei demselben Volk bald das ft, bald das ai anderer Sprachen ersetzen zu sollen. £s wird also nicht wie unser ei« mit momentaner, son- dern mit wirklich temporürer A- -Lage, bei welcher das a deutlich vom Ohre unterschieden werden kana, ausgesprochen , z. B. ddino. Es kommt auch im Englischen vor, als 6i oder 6y , z. B. nöise, boy =s nais, bai und etwas kurzer betont in pöint, emplöy »=» paint, emploL kJL Der Italiäner spricht auch sein an keineswegs so wie wir aus, son- dern räumt bald dem a, bald dem a grössere Rechte vor dem andern Vo- kale ein, weshalb er auch bald über den einen, bald über den an andern Vo- kal einen Akcent setzt. 4il findet sich z. B. in Laura , Lduro , dura und allen andern mit au anfangenden Wörtern. te« Ebenso soll es der- Italiäner mit ea in Wörtern machen, welche in andern Sprachen ein aft ertönen lassen, z. B. F^udo, iuro. So schreiben mehrere Sprachlehrer, und wer ihre Angaben liest, muss noth wendig an- nehmen , dass in diesen Worten e und a wirklich gehört werden. Dass dem aber nicht so ist, kann jeder, der Italiänisch sprechen gehört hat, versichern. Es ist ein ^,aft disteso'*, nicht ein in. Auch te kommt im Italiänischen als Diphthong vor, z. B. idee; femer io, eo und einige andere. 816 Physiologie des Sprachorgaos. Von den jambischeo Diphthongen, welche den Akcent anf dem 2. Vokale haben. Dittonghi raccolti der Italianer. Hierher gehören die schon erwähnten , besonders im Spanischen und Ita- lischen vorkommlichen ea, eo, eu, ia, ie, U, io, in, na« ue, vi, uo. Von diesen kommt in als einsilbiger I^aut aach im Englischen vor , wo es 6W geschrieben wird. Wir brauchen ans bei diesen Laoten weiter nicht anfzahalten und verweisen anf das früher von denselben Gesagte. Hier mnss ich jedoch noch auf einen Irrth am aufmerksam machen, in den meh- rere italische Sprachlehrer hinsichtlich des auf das sogenannte geqoetschte C und g (dsch) folgende i verfallen sind. Wenn nämlich auf dieses i eia aweiter Vokal folgt, so meinen sie, es entstehe daraus kein Diphthong, sod- dern es stehe in Wörtern dieser Art, a. B. ciariare, ciuccio, dieses i gar nicht, um ausgesprochen zu werden , sondern nur, um anzuzeigen, dass vor dem a, n u. s. w. das c wirklich wie dsch, nicht wie k ausgesproehen werden solle. Dies ist. nicht ganz richtig. Das i wird hier awar nicht so ver- nehmlich ausgesprochen , wie z. B. in fiamma , indessen doch so viel , am gebort werden zu können, und bildet eben so gut, wie in letzterem Worte, einen Dittongo raccolto. Mehrere der -schon im vorigen Abschnitt erwähnten Diphthonge kom- men aach schon oft jambisch , den Akcent auf dem zweiten oder Aoslant- vokale , vor , wie ai in aita (italiänisch) , an in paüra^ Deberhaupt hangt es in der italiänischen Sprache sehr von den andern Regeln (namentlich der Silbenanzahl eines Wortes) untergeordneten Stellung des Akcentes ab, ob ein Diphthong trochaisch oder jambisch, den Ton auf dem Anlaute oder dem Auslaute habend, pronuncirt werden soll. So ist ai in aita jambisch, in at/are trochaisch, so wechselt an in paüra und pduröso, so uo in sudno und suanäre u. s. w. Triphthonge und Tetraphthonge. Werden drei oder gar vier einfache Vokiüe in eine Silbe susammenge- zogen , so entsteht ein Triphthong oder Tetraphthong. Dergleichen Mehr- laote hat zwar die deutsche Sprache nicht, wenigstens geben sich die Völ- ker des germanischen Sprachstamms keine Mühe, mehr als zwei Vokale in eine Silbe zu ziehen , wohl aber finden sich dergleichen in den meisten übri- gen europaischen Sprachen. Im Franzosbchen und Englischen stehen oft drei Vokale neben einander auf dem Papier, werden aber als einüacher oder höchstens Doppel vokal ausgesprochen, z, B. ean, oen9 eni« Oni, eoi, aye, eye, one, onai, ion, ien n. s. w. Im Italischen und Spanischen dagegen finden wir wirkliche Trittongbi, z. B. iai, noi, nai, iei, bei de- nen der Ton immer auf den mittlem Vokal fallt. Vom phjsiol^^sebea Standpunkte aus müssen wir diese Triphthongen mindestens als sweisübig, und zwar jambisch, betrachten, denn auf den Zeitwerth, der von geianfigen Sprachorgaüen allerdings sehr abgekürzt werden kann, kommt es hier nicht an. Noch einige Bemerkungen über die einfachen Vokale und - Diphthonge. 1) Obwohl zur normalen, wohlklingenden Pronundmng der Volnle die von uns angeführten Modifikationen der gegenseitigen Lippendisposition, Nachträgliches über die einfachen und doppelten Vokale. - 817 der ZoDgenstellang u. 8. w. darchaus erfordert werden, so vermag doch das eine mechanische Moment das andere in gewisser Ausdehnung zu übertragen. Man kann , wenn auch nicht schon , aber doch so ziemlich unterscheidbur, bei einer und derselben engen Mund Öffnung lüle 5 Vokale aussprechen, so- bald nur die Zange innerhalb der Mundhöhle ihre bestimmten Bewegungen ausfuhrt Ebenso kann man die Aktion der Zunge ei nigermaassen zurücktreten und dafür die Lippen um so energischer fungiren lassen, um denselben Effekt herTorzubringen. Ich kann jedoch diesen von Kudelka (S. 10 und 12) angeführten Versuchen keine grosse Wichtigkeit beilegen , eben so wenig wie den Ton Willis (s. S. 782) und von Kudelka gemachte if Versuchen, die Vokiülante auf mechanischem W^ge nachzuahmen. Wenn Kudelka den offenen Mund mit der flachen Hand bedeckte, ohne ihn jedoch luftdicht ab- zusperren, hierauf den Laut ü aussprach, und die Hand, während er ihn dehnte, rasch binwegnahm, so hörte er nicht mehr u, sondern dafür o; eben so hörte er bei gleichem Verfahren statt o — a^ und statt e — i. Ich habe diese Versuche unbefangen wiederholt, aber ein durchaus .negati- ves Resultat erhalten. Es scheint sich damit beinahe , wie mit dem Tisch- rncken und ahnlichen Versuchen, wo der Wille die Hauptrolle spielt, zu verbluten. 2) Schmalz (a. a. O. S. 294) nimmt folgende Diphthonge an: an^ äu, eXLj el, oi, vi. Jed^n derselben lässt er sich aus 3 Tönen zusammensetzen, indem der Ton von einer Mundstellung in die andere durch eine (mittlere) dritte hindurchgehe. So ist nach seiner Ansicht an zusammengesetzt aus a' — O — n; ftu aus a — A — Ü (weshalb man auch aü schreiben solle); eil aus & — A — ft (also richtiger zu schreiben äfl); ai ans a — 6 — i; ei aus ft -^ e — i (also richtiger geschrieben äi) ; oi aus ö — A — i; ui aus u — ft — i. Gegen die Beschränkung der Zahl der Diphthongen lasst sich nichts einwen- den, da Schmalz zunächst den Unterricht der Taubstummen, und zwar der deutschen Taubstummen , im Auge hat; allein seine Zerlegung jedes Diph- thongen in 3 Laute ist unrichtig und sogar unpraktisch, und eben so falsch ist seine Behauptung, dass eu und ei mit ä anlauten soll. Richtiger ver- fährt Heyn e (Vollst. Lehrb. der reinen franz. Ausspr. S. 56), welcher ai mit i (dem breiten ä), und en mit ä (dem dumpfen a) anlauten lässt. 3) Für die Rechtschreibung der einzelnen Diphthonge sind wir bei nnsern Untersuchungen zu folgenden Resultaten gelangt. a. Das ei und en ist in alleu Sprachen, welche es sich zum Gesetze ge- macht haben , die Natur in der Schrift treu nachzuahmen , vor allen Dingen also in allen Anweisungen zar Aussprache der verschiedenen Spracblaute, ZQ streichen, und dafür allenthalben ai und aft zu setzen. Diese Regel leidet schlechterdings keine Ausnahme. b. Zwischen dem bisherigen ai, aft (nicht An, welches ganz falsch ist und ebenfalls durchweg zu streichen ist) und ei, en (welche Schmalz als von beiden erstem verschiedene Diphthongen nimmt, und durch äi und &ft a;u bezeichnen vorschlägt), ist nur der Unterschied, dass bei ersteren der An- laut, nach Art der Italiäner, mehr gedehnt oder heryorgehoben wird, bei letzteren dagegen rasch, und ohne darauf zu verweilen, pronuncirt wird. In der Schrift dürfte dies am passendsten durch einen auf erstere gesetzten Akeent unterschieden werden , so dass das bisher recipirte ai und An ge- schrieben werde: iU, M) und das bisherige ei, eu einfach: ai, aft. 4) Das y, welches in unserer Vokalreibe unberücksichtigt geblieben ist, 52 818 Physiologie des SprachorgaDS. oiuss io den lebenden Sprachen durchaus wegfallen, da es keinen phyäo logiseben Sinn mehr hat. Denn das griechische u entspricht durchaus qk- sern» fl , dies lehrt schon die Form des Schriftzeichens Y, welches offenbar zusammen gesetzt ist ans Y und I, welches wir mit y zu vertauschen gai keinen Grubd haben, obgleich, es vor 50. und mehrern Jahren in dfr Schweiz oft geschah, und in Verbindung mit andern Vokalen (ey, ay. oy, ny) figurirt es ganz ohne Noth als reines i, für. welches wir ebenfklli an Einem Zeichen vollaufhaben. Als Jpt (oder als Ji) ist es auch zuweilen ge- braucht worden, aber auch ohne Noth. Sollen wir einen Gebranch uoaerer Vor- fahren, nachdem wir ihn als Missbrauch erkannt haben, noch länger fortsetzen ? 5) In manchen Sprachläutlehren wird ein Unterschied zwischen hohen (scharfen, aigu) und tiefen (gedampften, breiten, grave) Vokalen gemacht und durch die Akcente ' und ^ bezeichnet, welche offenbar den griechischen Acutus und Gravis entsprechen sollen. -Es ist mit der Nachahmung dieser griechischen Akceate zu allen nachhellenischen Zeiten grosser Unfug getrie- ben werden , der nach meiner Ansieht zunächst auf einem Missverstandniääe gewisser Ausdrücke beruht, welche von den griechischen Grammatikern ge- braucht wurden. Diese nannten nämlich den gewöhnlichen Akceut, welcher auf die Silbe eines griechischen Wortes, das kurz uüd scharf betont werden soll, gesetzt wird, in allen Fällen, wo er auf der letzten Silbe eiaes inner- halb des Satzes stehenden Wortes fallt. Gravis, bezeiehneten ihn durch _ , und wollten damit andeuten , dass der Tonfall unter diesen Umstanden kein vollständiger sein sollte, sondern nur ein halber, gemässigter, vom Flosse der Rede getragener. Die Fragpronomina rfc» 'C'f mussten aber aus diesem Grunde ihren Acutus behalten, weil zu einer Frage eben eine schärfere Be- tonung erforderlich ist Demnach hatten die Griechen, wie es auch ganz naturgemäss war, eigentlich nur Einen Akcent, der für Silben, welche kurz oder scharf betont werden sollten , durch den Acutus _^, für solche dage- gen, die lang betont, in denen slso der Vokal langer gehalten werden sollte, durch den Circumfiexus.T bezeichnet wurde, und nor in den Endsilben einer zu einem Satze gehörigen Folge von Wörtern in den sogenannten Gravis abgeschwächt wurde. . Die späteren Grammatiker verstanden aber diese von Haus aus ganz richtige Verfahrungsweise falsch., gebrauchten ihre Akcente zur Bezeichnung von Dingen, welche der ursprünglichen Idee sehr fern la- gen, z. B. den Circumflex zur Bezeichnung der Zusammenziehung zweier Vokale , oder zur Andeutung des Ausfalls eines Konsonanten, ja sie bedien- ten sich oft geradezu des abgeschwächten Akcentes, des alten Gravis, als Hauptakcentes, setzten ihn an die Stelle des wahren Acutus, und wandten den letztern, das Zeichen _[_ an, um anzudeuten, dass ein gewisser Vokal überhaupt nur in der Rede gehört werden sollte. So ia der französischen und italischen Sprache , wo der Gravis seit langen Zeiten an die Stelle des ursprünglichen Acutus getreten ist. Vergl. das über das französische B hin- si^chtlich der Akcente bemerkte. Auf diese Art kam es endlich dahin, dass die nach der ursprünglichen Idee so ganz harmlose, eigentlich nur formelle Unterscheidung des Akcents in einen Acutus und Gravis in einen förmlichen Aberglauben , in die Annahme zweier specifisch verschiedener Akcente, de- nen mitbin etwas Wirkliches noth wendig entsprechen müsse, ausartete, wel- cher Aberglaube bis jetzt in den Köpfen aller ohne Ausnahme, die über die- sen Gegenstand geschrieben haben, fort gespukt hat. Man hal gegenwärtig daran nicht genug, die Akcente zur Bezeichnung des Tonfalls oder des ex- Hohe and tiefe Yokale. 811 sptratorocheo AiisdrodkB za gebraacben^soodero sie mosaeD, was doch ibrem ursprünglichen Wesen ganz zuwider ist, auch als Zeichen qualitativer Laat- Verschiedenheiten dienen, so dass ein und dasselbe Vokalseicben eioem ganz andern Spracblant entspricht, wenn der Acutus auf ihm steht, als wenn es den Gravis erhalten bat Am spitzfindigsten bat es Schulthess getriebep, welcher (in seiner &hrift über das Stammeln und Stottern S. 7, S) sämmt- liehe Vokale, jeden für sich, nur a ausgenommen, mittels dieser beiden Akcente in hohe und tiefe unterscheidet. Die hohen Lautformen bezeichnet er mit dem Acutus, die tiefen mit dem Gravis. Jeder solche hohe oder tiefe Yokal kann nach seiner Ansicht lang oder kurz sein. So soll z., B. das tiefe (gedampfte, breite, femininum [?]) e, also i, lang sein in schwer, kurz in Lärm [hier ist ja aber gar kein e vorhanden IJ; das hohe, scharfe e (6 acu- tum, masculinum) = e lang sein in See,' kurz in Bett: so ist das tiefe i des Schulthess lang in viel, ihm, mir, kurz in in, Milch; sein hohes i (z.B. sie, Vieh) dagegen .ist immer lang, n. s. w. Auf diese Art erhält Schulthes.Lö einfache Vokale, von den er sagt, dass sie wenigstens in der Zürcherischen Mundart bestimmt von einander unterschieden würden. Gegen diese und ahnliche Verfahrungsweisen ist Folgendes zu erinnern. Niemand wird es einem Sprach lantlehrer oder Schriftsteller verargen, wenn er sich zur Be- zeichnung gewisser Lautverschiedenheiten oder Eigenschaften solcher Zei- chen bedient, die bereits bekannt sind, zumal, wenn dieselben zu ihrem ur- sprünglichen Zwecke nicht mehr verwendet werden. In den neuern Spra- chen werden nun einmal die Akcente weder in der Ausdehnung, noch in dem Sinne gehraucht, wie es von den alten Griechen geschah (und von den Neu- griechen noch gegenwartig geschieht), sondern um specielle Lautverschie- denheiten anzuzeigen, und um durch dieses Mittel die Vervielfältigung der Vokalzeichen zu umgehen. Aber man hat hierbei Dinge mit einander zu vereinigen gesucht, die durchaus keine Vereinigung zulassen. Man hat die ursprünglichen jBegrifTe „scharf" und „dumpf oder abgeschwächt'^ ganz verdreht und auf Dinge angewandt, die gar keine reelle Grundlage haben. Man hat hohe nnd tiefe Vokale unterschieden, ohne recht zu wissen, was man mit diesen Ausdrücken sagen will. Hey n e spricht nur von einem hohen E, das im Deutschen wie im Franzosischen vorkommen soll*}, setzt diesem aber kein tiefes, sondern, wenn i<;h ihn recht verstehe, ein langes E entge- gen. Also würde ein hohes E wohl so viel sein , als ein kurzes, betontes E. Schulthess dagegen unterscheidet in seinen hohen sowohl als tiefen Voka- len die verschiedene Quantität; er legt also den Ausdrücken Hoch und Tief eine ganz andere Bedeutung unter. Worin liegt nun also das Hohe und Tiefe? Ist hier Hoch soviel wie hell, scharf, und Tief soviel wie hohl, dnmpf? Aber wielcann ein beller, scharfer Vokal lang, und wie kann ein hohler, dumpfer Vokal kurz sein? Warum soll z. B. in nur das U tief ,^ in Uhr hoch sein? Warum das fi in Thüre tief, in Süd hoch? Dennoch kann Schulthess seine Distinktionen nicht ganz aus der Luft gegriffen haben. Ich kenne denZüricher Dialekt (oder, um mich französisch auszudrücken, /lc~ cent) nicht, und S chultbess ist todt, daher kann ich mich hier nur auf das einlassen, was die exakte physiologische Beobachtung uns an die Hand giebt. *) Die richtige Aussprache des B erfordert, dass man die Zange etwas breiter werden und noch fester an die untere Zahnrethe kommen -lässt, als bei der Aus- spräche des ä, dass man sie aber viel höher gegen die Gaumenhohlung hebt, und die Oberkehle noch ein wenig mehr xnsammeuzieht. Heyne a. a. 0. S. 5. 52* 820 Physiologe der Spraehorgans. Mit den Ausdracken Hoch an d Tief, wenn sievonSprachlaatengebnachtwrr- den, will man jedenfalls bezeichnen, dass letztere aaf das Gehörorgan den Eid- druck machen, also ob sie entweder aas einer geringern oder ans einergrössen Tiefe hervorkämen. Nun haben wir aber bei nnstf rn frnhern Untersnchnngen gt- fnuden, dass man die meisten Vokale, namentlich A« bei sehr verschiedenem Kehlkopfstande prödaciren kann , anf welchem Unterschiede zom grossfo Theil das beruht, was wir nach Garcia's Vorgänge helles und donkles Timbre genannt haben. Die Bezeichnangen hoch und tief beziehen sich g&nz 'nnzwcifelhaft auch hier, in dem von Schalthess gebrauchten Sinne, aaf den Kehlkopfstand, wenn gleich Schulthess diese Beobachtung noch nicht gemacht za haben scheint Demnach würden wir unter einem hohen Yokil des Ziircherischen Dialekts einen solchen za verstehen haben, der bei hohen Kehlkopfstande, anter einem tiefen einen solchen, der bei tiefem Kehlkopf- Stande gebildet ist Nun hat aber Jedenfalls dem Schulthess, eben wiil er dies Verhalten des Kehlkopfs nicht kannte, die nöthige Fähigkeit gefehlt, in dieser Hinsicht reine Beobachtungen anzustellen, und er hat offenbar VVV- sentliches mit Zufalligem vermengt. Nationales mit Individuellem identificirt, und, was das Schlimmste ist, keinen Unterschied in der Befähigung der ein- zelnen Vokale, bei verschiedenem Kehlkopfetande gebildet zu werden, g^ macht. Auch scheint es mir kaum glaublich , däss die Züricher gerade deo Vokal A , der , wie wir wissen , dem Kehlkopf den grossten Spielraom dar- bietet, nicht nach seiner Höhe und Tiefe unterscheiden sollten, während sie dies mit Vokalen, die weit mehr an einen bestimmten, hohem oder liefern Kehlkopfstand gebundeü sind, thun sollen. Richtig ist jedienfalls, dass man einen in unserem Sinne tiefen Vokal (bei Timbre nbscnr) eben so gut karz oder lang aussprechen kann, als einen mit hohem Kehlkopfstand gebildeten. Aber ein i bei tiefem Kehlkopfstande rein auszusprechen, ohne in fl la fal- len , dürfte selbst einem geborenen Züricher schwer fällen. Ausser dem Kehlkopfstande scheinen noch andere artikulatorische £le- mente hier mitzuwirken« Bei den sogenannten tiefen Vokalen wird die lilond- offnung etwas mehr verkürzt, und die Lippen nach Umständen mehr vorge- schoben, als beiden hohen, so dass der Ton schon deshalb'mehr aus der Tiefem kommen scheint, wahrend er bei den hohen Vokalen, wo der Mund mehr ge- öffnet und die Lippen weniger vorgestülpt sind, mehr im Ausgange des An- satzrohrs, vorn oder oben zu entstehen scheint Die Züricher haben wahr- scheinlich sehr entwickelte Mund- und Backeuorgane und mögen daher die- selben wohl oft anwenden, um die Vokale, namentlich vor 1, nno^^ mehr zu dämpfen oder zu stopfen , als andere Menschen. Vielleicht vermö- gen die Züricher auch ihr Gaumensegel bei der Vokalbildung verschieden zu stellen, so dass der Ton., wenn er tief genannt wird, mehr durch die Nasenhohle geführt wird, als bei den hohen Vokalen. Aber auch abgesehen von aller nationalen Eigenthümlichkeit der Sprachorgane klingt jeder Vo- kal (oder scheint wenigstens zu klingen) Tor stummen Lauten anders aJs vor den Halbvokalen. Ferner müssen wir hier noch eines interessanten Fiüles gedenken , n^' lieh wo a vor dem so geschriebenen ei zu stehen kommt , z. B. im griechi- schen a^i- Interessant ist diese Stellung besonders deswegen , weil sie von den Orthographen als Argument für die Richtigkeit der Schreibweise ei (statt ]ai) benutzt werden kann. Denn in der That unterscheidet das Ohr hier nicht, wie es eigentlich nach unserer oben (S. 809) ao^estellfien Bcgd Hohe und tiefe , offene und geschlossene Vokale. 881 sein sollte, ein blosses in i anslaatendes verlängertes a (a — ai)« das in der Mitte unterbrochen sein müsste, wenn swei Silben beranskommen sollen, sondern der s weite oder der Ablaut-Vokal der 2. Silbe klingt wirklich an- ders, als das a der 1. Silbe, und es lautet daher die 1. Silbe ohne Absats in die 2. üben Wie kommt dies? Dadurch, dass hier zwei verschiedene A an-* sammentreten, eins mit Timbre obscur oder tiefem Keblkopfstande, und eins mit Timbre clair oder hohem Kehlkopfstande. gebildet, welches letztere rasch nach i übergezogen wird. Das gewohnliche, scharf und kurz ausgesprochene ei ist nämlich, wie aus dieser Beobachtung (die vor dem Spiegel anzustel« len ist) in schlagender Weise hervorgeht, eine Kombinirung des A'clair'mit dem an sich schon sehr hohen Keblkopfstand erfordernden I, wahrend wiv recht wohl auch mit tiefem Kehlkopfstand diesen Diphthong einsetzen kön- nen , in welchem Falle freilich das A in seiner Specificitat greller hervor- tritt. Wollte map nun das ei in dem Griechischen a^i mit demselben Timbre obscur einsetzen , mit welchem man das a der ersten Silbe erzeugte , so würde der obige Fall wirklich eintreten, und der Silben unterschied sich nur durch Unterbrechung (d. h. Kehlkopfschi uss) erzeugen lassen. Alles dies berechtigt uns aber durchaus nicht, auf Grund des Timbreun* teracbiedes oder einer dialektischen Nüancirung verschiedene neue Vokale zo statoiren, und Benennungen einzuführen, die zu ewigen Zweifeln und Ir- rungen Anlass geben müssen, wofern sie nicht auf einem sichern physio* logischen Grunde beruhen. 6) Eine andere Lautunterscheidung ist die in offene und geschlossene Vokfede, welche, wie ich sehe, wenigstens auf den E-Laut von den Franzosen, von den Italiänern auch auf o und a angewandt wird. Dergleichen offene Laute werden mit dem schweren Akcent, oder auch, besonders im Italischen, mit dem Circumflex bezeichnet, die geschlossenen Laute bekommen im Ita- lischen gar kein Zeichen , im Franzosischen (e fermf) den scharfen Akcent. Das geschlossene e, sagt Valentin i (Italian. Sprachl. S. 5), wird mit en* -gerer Mundoffnung und einem helleren Laute ausgesprochen, so- da3S es sich ein wenig dem i nähert; hierher gehören die sich &uf eggio, egno, mente, eseo^ evole endigenden Wörter: das offene 6 wird durch eine weitere Mundoffnung gebildet, und hat einen tiefer n(?) Laut, welcher dem deutschen & fastgleich ist. B o 1 z a (Handb. der italian. Sprache) sagt, der Accento circon-- flesso vferde nicht alsBetonungs-, sondern nur als Unterscheidungszeichen ge- braucht, z.B. auf dem o zu Anfange oder in der Mitte eines Wortes als Zeichen, dass dieser Buchstabe den offenen Laut vorstellt, um es von einem andern Worte lu unterscheiden, welches gleich geschrieben wird, in welchem aber das o den geschlossenen Laut hat. Ausser dieser eben nicht sinnreichen Bemerkung sagt er nichts Näheres über die offenen und geschlossenen Vokale, deren Mecha« nismus er wahrscheinlich als bekannt voraussetzt, obgleich Alles dafür spricht, dass Niemand mehr damit anbekannt sein mag, als er selbst Auch ich gestehe, dass ich diesen Unterschied für nicht viel mehr, als eine blosse Erdichtung oder ans einem Missverstandniss entsprossen halte. Man hat nicht daran ge- dacht, dass ein>2^ichen, das ursprünglich eine gewisse Betonung anzeigte, im Laufe der Zeiten auch alsblosses verbales Distrinktionszeichen gebraucht werden konnte, und schob nun allen den Circumflexen, die in der Wirk- lichkeit auf letztere Art entstanden waren , eine vokale Bedeutung unter, gerade wie es bei den Zeichen für die hohen und tiefen Vokale stattfond« Doch ist Valentini's Erklärung nicht zu verwerfen. g22 Physiologie des Sprachorgaos. Eine ao'dere, vielleicht physiologischere Erkl&ruDg der Ausdrocke offen and' geschlossen, wie sie aochvon den Sprachlehrern, welche diese Aus- drücke erfanden, wohl geahndet worden ist, wäre diese: nach der Pro- nnncimng der offenen (End-) Yokftle. bleibt die Glottis offen, bei den ge- schlossenen wird sie geschlossen. So war es wirklich in der griechischen Sprache, in welcher wenigstens bei den ein Wort schliessenden Vo- kalen das Geschlossensein oder yielmehr das Sichschliessen der Glottii nach vollendeter Pronunciation des Vokals durch den Accentns acatos be- zeichnet oder angedeutet werden sollte, wahrend aaf die im Laufe einei Satzes stehenden Endvokale der Accentns gravis gesetzt wnrde , um damk anzudeuten, dass die Glottis and das Ahsatzrohr noch offen. Doch in Thä- tigkeit befindlich bleiben sollte. Für die in der Mitte eines Wortsl steheüden Vokale, wenigstens e, bebalt dagegen die Valentinische Erklärung, dasi die engere oder weitere Mundoffnang den gedachten Lautun terschied be- dinge^ ihre Gültigkeit. 7) Die Ausdrücke Umlaut und Ablaut beziehen sich auf gewisse im Laufe der Zeiten entstandene Umwandlungen des Wurzel vokale in den daraas abgeleiteten Wörtern.. Die Theorie dieser Modifikationen gehört nicht der Physiologie, sondern ledigUch der Grammatik an, obwohl sie sich zunächst auf die assiniilative Verwandtschaft der einzelnen Vokale zn ein- ander stützen mass. Vergl. in ^eser Hinsicht Bopp's vefgleichende Gram- matik. Bd. 1. Berlin 1833, und Valentin's Physiologie (§. 3169 ff.) wo viele interossantß Beispiele solcher Um- und Ablaute angeführt werden. 8) Beim Gesänge finden hinsichtlich des Mechanismus der Vokalbil- dung einige Abweichungen von dem beim gewöhnlichen Sprechen üblichen^ von uns in Obigem als Norm aufgestellten statt, die sich besonders auf die Stellung und Konformation der Lippen und auf die Weite des Mundes be- ziehen. Beim guten , kunstgemässen Gesang richtet sich näiplicfa die Weite der Munc| Öffnung nicht allein nach der Specificitat des Vokals, sondern aocfa zum guten Theil nach der Schwingungszahl and Grosse oder Starke des To- nes. In dieser Hinsicht lässt sich, zumal bei Tönen, die erheblich hoher liegen, als die gewohnlichen Sprechtone, bei weitem kein so grosser Unter- schied in der Lippenstellung und Mundweite für die verschiedenen Vokale wahrnehmen , als beim gewohnlicben Sprechen* wahrzunehmen ist. Ob der gesungene Ton ein A oder I ist, macht wenigstens für die hohen Töne we- nig Unterschied, obwohl für das A, wenn es stark und mit hoher Schwin- gungszahl gesungen wird, der Mund jedenfalls weiter geöffnet werden darf, als beim I. Auch von den für das O und ü sonst charakteristischen Konfor- mationen des Mundes ist beim Gesänge um so weniger wahrzunehmen, je höher der Ton liegt , und bei je weiterer Kehlkopföffnung er gegeben wird; obwohl auch hier die Specificitat des Vokals niciit verleugnet werden darf, wes- halb auch der Mund für O viel weiter geöffnet werden und die Mundwinkel wei- ter von einander abstehen dürfen, als für D'* Im Allgemeinen gelten für die verschiedene Weite der Mundoffnang bei dem Gesänge dieselben Regeln, als beim Sprechen. Beim starken, mit vollem Ton gesungenen A betragt die Weite des Mundes mindestens viermal so viel, als beim.ü unter gleichen Verhaltnissen ; die übrigen Vokale liegen in der Mitte. 9) Nasilirung (Rhinismus) der Vokale. Sie besteht nach Kern- pelen (S. 316. Französ. Ausg. S. 324) und nach Bindseil (S. 247) an sich darin, dass man während der Hervorbringung eines Vokales die Choanen, Nasilirnng der Vokale. 82S ciie sonst wahrend der Erzeugung dieser Sprachlaute geschlossen sind, offen lasst, und durch Andrückung eines Theils der Zunge an den Gaumen den I^uftstrom durch die Nase zu gehen notbigt. Dadurch bewirkt man, dass dem Vokale ein n nacblautet. Diese Erklärung enthalt mehrere Unrichtig* Iceiten und ist se^kr unbestimmt. Nach meinen Untersuchungen verhält es sieb mit der Nasilirung der Vokale folgendermaassen. Wahrend bei der reinen, normalen Vokalisirung der weiche Gaumen nach oben und hinten gezogen ist, nnd der Gaumenvorhang von der hintern Pharynxwand nur etwa 2 Linien absteht, wird derselbe, wenn ein Vokal casilirt oder durch die Nase ausgesprochen werden soll, weniger auf- und rückwärts gezogen, so dass der (sthmus faucium etwas tiefer steht und wei- It-r vorgeriickt ist. Das Dach des ^weichen Gaumens verändert seine Lage iwenig, aber das Velum oder die Pfeiler des Isthmus sehr merklich, beson- ders dadurch, dass die innere, am meisten bewegliche Partie, die freien Länder, welche die Isthmus-Oeffnung begränzten, mehr nach vorn getrie- ben werden , als gewohnlich. Die Spitze des Isthmus stellt sich ein wenig tiefer, das Zäpfchen wird schlaffer und länger, so dass es in der Regel, be- sonders bei E und I, die Zunge mit seiner Spitze berührt. Die Zunge hebt sich, wenigstens bei A, eia wenig mehr, als bei dem reinen Vokal. Der Kehlkopf steht im Allgemeinen etwas hoher. Die übrigen mechanischen Verhältnisse bleiben im Wesentlichen unverändert. Im Allgemeinen wird also der Eingang zum MundkanaT verengert, der Eingang zum Nasenkanal erweitert, es wird also weniger Luft zur Vokalisirung des Tones verwen- det, und ein ziemliches Quantum der aus dem Kehlkopf aufsteigenden, to- nenden Luft gelangt in die Nasenhohle, wo sie durch Resonanz, Brechung, Bengung u. s. w. in ihrem Klange in specifischer Weise modificirt wird. Es miacht sich der Klang dieser nasalen Luft dem Vokalklange der oralen Luft bei, und so entsteht das bekannte Nasentimbre'. Ausser diesem Timbre er- leidet der Vokalfon aber auch einen bedeutenden quantitativen Verlust seines Klanges, seiner Lautbarkeit, namentlich diejenigen Vokale, welche schon an sich keinen grossen, breiten Klang besitzen. Die Nasilirung der Vokale ist in der Regel etwas Naturwidriges, Un- schönes, obwohl manche Volkerstämme, besonders die Juden, sehr dazu geneigt sind. Ich vermuthe, dass dies auf einer besonderen Bildung des Schädels beruht, wenn nämlich die Pars basilaris des Hinterhauptbeines un- gewöhnlich lang, also die Tiefe des Schlundgewolbes eine bedeutende ist. S. Tourtual peue Untersuchungen etc. S. 16. In diesem Falle musste jedoch das Gaumensegel seiner Länge nach dieser Schlundtiefe nicht völlig ent- sprechen. In Folge von Krankheiten , wenn das Gaumensegel zum Theil zerstortist, oder im harten Gaumen ein Loch ist, so dass Mund- nnd Nasenhohle mit einander kommuniciren , kommt die Nasilirung der Vokale in noch hö- herem Grade vor. Von der eigentlichen, physiologischen Nasilirung der Vokale, welche durch das nachlautende ng bedingt wird, werden wir später sprechen, wenn von den Nasalkonsonanten die Rede sein wird. Von dem durch Obstruktion oder Absperrung der Nasenhohlen und deren Nebenhohlen bedingten na- salen Timbre der Vokale dagegen sprechen wir im nächsten Paragraph. 10) Die Fehler, welche bei der Aussprache der einzelnen Vokale be- gangen werden, sind bis jetzt noch kein Gegenstand wissenschaftlicher Un- tersuchung gewesen. Kempelen, Bindseil u. a. beschränken sich bloss 8S4 Physiologie des Spracborgans. auf die bei der Bildung der Konsonanten vorkommenden Fehler, okae der Yokalfehler, die Nasilirung aasgenommen, Erwähnung zu thon. Aaeh ich habe in meinem Aufsatze: Indikationen zur operativen Behandlang des Stammelos (in den von Schmalz herausgegebenen Beitragen zur Ge- bor- und Sprach heilkande 2. Bd.) mehr auf die ursächlichen Momente, welche Yokalfehler bedingen, und auf operativem Wege beseitigt werden können, Ruck sieht genommen, als auf das Wesen dieser Sprachfehler selbst. Ich erlaube mir daher diesen Gegenstand, so weit wir ihn bis jetzt zu iaha^ sehen vermögen, hier wenigstens in seinen wesentlichen Grundzogen vor- zutragen, in der' Hoffnung, dass dadurch die Aufmerksamkeit der Aerzte und Physiologen zur genaueren Erforschung desselben angeregt werden möge. Zuvorderst bemerke ich,. dass die Sprachfehler, welche die Yokale betTd*- fen, nur als Wirkungen gewisser anatomischer oder fanktioneller Abnor- mitäten zu betrachten sind, welche die Sprachorgane befallen. Denn die Sprache kann eben so wenig, wie die Stimme, an sich erkranken, da eben beides nur Aeusserungen der Th2tigkeiten sind, welche in den Organen, mittels deren die Bildung der Stimme und Sprache geschieht, vorgehen. Die Luft, welche dabei in tonende Schwingungen versetzt wird, ist ihren phy- sikalen und chemischen Eigenschaften nach stets dieselbe; wohl aber können, die Organe, welche die Luftsäule des Kehlkopfs und Ansatzrohrs begrän- zen, also den Kehlkopf und das Ansatzrohr selbst konstituiren, theils von vorn herein abnorm gebildet sein, theils bei normaler Formation und Disposition, sich zweckwidrig t)e wegen , und ihre Einzelbewegungen zu einer nnzweck- mässigen oder un^reichenden Oesammtbewegung associiren. Da nun die Yokalbildung im Allgemeinen aus zwei Elementen zusammengesetzt ist, ans dem Tone, welcher in der Glottis aus der mittels der Stimmbänderschwingnn- gen in Bewegung gesetzten Luft gebildet wird, und aus den verschiedenen Modifikationen, welche dieser Kebikopfton im Ansatzrohr erleidet, so müs- sen wir auch gleich von vorn herein die Fehler des Kehlkopfs oder der den primären Ton hervorbringenden Organe von den Fehlern des Ansatzrohrs trennen. ^Fehler, welche die Glottis und deren Hülfsorgane betreffen, nen- nen wir in der Regel Stimm fe hier, Fehler welche den Organen des Aosalz- rohrs angehören, Sprachfehler. Diese Unterscheidung ist aber eben so wenig richtig, als überhaupt ein strenger Unterschied zwischen Stimme und Sprache gemacht werden kann. Denn nehmen wir die Stimme von der Sprache weg, so vernichten wir die Sprache selbst, oder nehmen ihr we- nigstens das, was sie zum Mittel der Mittheilung durch den Raum macht Richtiger wird also die Bestimmung ausfallen, wenn wir zwischen To nfeb 1 er n und Artikulationsfehlern unterscheiden, wobei wir den Ton, als et- was scholl Gebildetes voraussetzen. Zu diesen beiden Klassen muss nun noch eine Dritte kommen , welche sich auf die Grundbedingung aller Ton- bildung bezieht, nämlich gewisse Respirations-, namentlich Exspira- tion s fehler. Mittels der Exspiration wird das Material geliefert, welches im Kehlkopf zum Ton verarbeitet wird, und dieser Ton oder dieser tönende Luftstrom wird dadurch, dass er in das Ansatzrohr gefuhrt wird, zur Stimme erhoben, welche durch die verschiedenen Lageveränderungen, die die das Ansatzrohr konstituirenden Organe zu einander annehmen, die be- stimmten Formen annimmt, welche als Yokale zur Wahl nehmung kommen. Yokal ist also Stimme in concreto: zwischen Yokalfehlern und Stimmfeh- Fehler bei der YokalbildoDg. 825 « lern iat also kein weaentlicher Unterschied. Stimme ist also nicht etwas alJein im. Kehlkopf aos der exspirirt werdenden Luft Gemachtes, sondern SU ihrer Erzeugung ist anch das Ansatzrohr erforderlich. Ist letzteres vom Kehlkopfe getrennt, z. B.' in Folge eines Selbstentleibungsversuches, so können wohl noch Tone erzeugt werden, aber keine Stimme mehr. S. anch S. 592. Aber auch die nicht zum Toii (mittels der einander genaherteq Stimmbänder) verarbeitete, also die einfach durch den offenen Kehlkopf ge- führte Luft kann im Ansatzrohr zu sprachlichen Zeichen verwendet wer- den, welche unter dem Kamen Konsonanten bekannt sind: davon speciell im nächsten Abschnitte. Es fragt sich nun auf welche Art ein Vokal, d. h. eine besondere Art der Manifestirung der Stimme, von seiner Norm abwei- chen kann. Jedenfalls auf zweierlei Art, insofern nämlich die Abweichung als Tonfehler, oder als Artikulationsfehler auftritt. Ist der Ton abweichend, so wissen wir, dass die Innern Organe des Kehlkopfs (nach Umständen anch der Nasenkanal) erkranl^t sind: in diesem Falle tönen alle Vokale, also die Stimme im Allgemeinen, fehlerhaft; ist ein Vokal falsch gebildet (der Ton falsch artikulirt) worden, so haben wir die Ursache in den Orga- nen des Ansatzrohres zu suchen; ist endlich die Stimme, d. h; der Ausfluss der (tonenden) Luft zu schwach, oder zu stark, oder ungleichförmig, so liegt der Fehler in den EKspirationsorganen oder im falschen Gebrauche derselben. Es waf nothig, diese Unterschiede genau auseinande^ zu setzen, da bisher in den Schriften, welche über die sogenannten Stimmfehjer han- deln, immer zu wenig Rücksicht darauf genommen worden ist. Wir erhal- tei| demnach 3 Klassen von Vokalfehlern, die wiederum in Unterabtheiluu- gen a. s. w. zerfallen, etwa nach folgendem Schema: I. Ton fehl er. Die Vokale klingen gar nicht oder nicht normal, mag die Exspiration und der Mundkanal noch so normal beschaffen sein. 1) Sie klingen von Haus (vom Kehlkopf) au» nicht, weil die Stimmbän- der oder überhaupt die ursprünglichen tonbildenden Organe krank sind: Belegtsein der Stimme, Heiserkeit, Klanglosigkeit , Stimm- losigkeit. 2) Sie klingen zwar von Haus aus, aber erlangen auf ihrem ferneren Verlaufe nicht Fülle genug, weil die Besonanzorgane zu eng oder (z. B. durch heftigen Schnupfen , durch Poljpen und andere Geschwülste) ge- schlossen oder überhaupt unwegsam sind, oder durch Ungeschick, faische Gewohnheit n. s. w. falschlich geschlossen werden: Nasenton, dumpfer Ton. Die Vokale A, ö, E? I, Ü nehmen vorzugsweise das nasale Timbre an, weit weniger A, O, ü. Man kann sich leicht davon überzeugen, wenn man bei der Vokalgebung sich die Nase zuhält. Hier können allerdings anch Komplikationen mit Fehlern der Mundkanalwände eintreten, welche ebenfalls auf den Ton, wenigstens auf dessen Fülle, Resonanz störend einwirken können. Vergl. auch S. 652. IL Artikulatiqnsfehler, die Bildung der einzelnen Vokale betref- fend. Sie werden am zweck massigsten nach ihren mechanischen Ursachen eingetheilt , wonach sich die konkreten Fälle leicht rubriziren lassen. 1) Durch organische Fehler, z. B. De^fekte des weichen Gau- mens: hier wird der Vokal A ein widerwärtiges Timbre annehmen, sich nicht gehörig markiren lassen, sich. nur mit H anlauten lassen, und zu hohl 826 Physiologie des Sprachorgans. klingen. Geschwulst des weichen Oaomens und der Tonsilleii: hier werden die Vokale kreischend und schwerfällig. Geschwulst der Zunge: hier wird A, O und ü undeatiich klingen nnd an den A-, O- ond Ü-Liant anstreifen. Lippendefekte oder Verunstaltangen: hier wer- den O, ö, ü) Ü nicht gehörig gebildet werden können. Paralyse oder Defekte der Zange: hier kann E, I, Ü nicht znr richtigen Manifestirnng gelangen n. s. w. Diese organischen Fehler kommen verhaltnissmassig selten vor , nnd sind immer zunächst Gegenstand der praktischen Heilknnde. Häufiger sind es aber Defekte der Zähne, welche, wenn sie auch die erste, rohe Bildacg der Vokale nicht behindern , doch dem Klange derselben in der Regel einen fremdartigen Anstrich geben. Am meisten faUt dies dem Ohre auf, weoD der Zahnmangel Tollständig ist, ond demzufolge auch die Alveolarfortsätze der Kinnladen resorbirt worden sind. Naturlich wird dann der Rauminhalt der Mundhöhle, wenn sie geschlossen ist, sehr verringert; die von den tot* dem Alveolen und Zähnen zu bildende Vorderwand nnd Seitenwinde der Mundhöhle sind fast ganz verstrichen: die tönende Luft stusst vor ihrem Austritt aus dem Munde nicht an feste, sondern an weiche, von den Backen und Lippen gebildete Wände: der Mundkanäl für die hohen Vokale (d.h. welche eine hohe Seh wingungszahl haben, s. oben) bat bei weitem nicht mehr die starke Krümmung, und ist sogar etwas kürzer geworden, als im Nor- malzustande. Am wenigsten leidet der Ton des O und TT durch diesen Feh- ler: aber A verliert an resonatorischer Fülle und Stärke, und Ae, B und I werden noch mehr dunn^ schwach und klangarm, erfordern daher z&>ifa- rer Verbesserung einer starkern Nachhülfe von Seiten des exspiratorischen Luftdrucks. Das Schlimmste aber ist, dass der exspirative tönende Luftstrom zu unmittelbar, zu unbehindert, zu wenig eingeengt, in einer za geraden Richtung ausströmt, daher zu wenig in den Vokal verarbeitet wird ; dass der Mund zu wenig geöffnet werden darf, wenn nicht die nothwendige Resonanz in der Stimmböhle zu schwach werden soll , dass der Sprecher caeteris pa- ribus leichter ermüdet und leichter heiser wird , oder durch Kehlkopfreiz [in Folge stärker nöthig werdender Tension der Luftsäule] den Husten be- kommt, als Leute mit vollen Zähnen, dass endlich die Verbindung der Vo- kale mit den Konsonanten manche Uebelstände hat, von denen, so wie von den Fehlern, welche der Zahnmangel für die Bildung der Konsonanten er- zeugt, im nächsten Abschnitt die Rede sein wird. Glucklicherweise vermö- gen wir durch Einsetzung kunstlicher Zähne und Gebisse den erwähnten Mängeln so ziemlich abzuhelfen. 2) Durch falschen Gebrauch oder durch fehlerhafte Associiruug der (sonst normal beschaffenen) Artikulationsmuskeln ^ wie namentlich beim Gesänge sehr häufig geschiebt. Ueber diesen für jeden Sänger und Gesang- lehrer so wichtigen Gegenstand erlaube ich mir folgen de Erfahrungen mitzu- theilen , die zum grössern Theile von mir selbst gemacht worden sind. Die meisten der hierher gehörigen Fehler werden begangen , wenn Vo- kale , die ihrer Natur nach nicht sehr voll klingen , stärker hörbar gemacht werden sollen , namentlich wenn diese Vokale unter Umständen erzeugt wer- den sollen, die ihrem Wesen und Charakter, oder den physiologischen Be- dingungen, unter welchen sie ihren besten Klang erhalten, widerstreben. Soll z. B. ein Sänger eine Silbe mit ü auf einer für seine Stimmlage hoch Fehler l>ei der Yokalbiidong. 6X7 liegenden Note singen, z. B. ein Baaaist dae Wort Triumph in folgender*) Tonlage: t Tri - umph ao musa er seine Exspirationsmnskeln sehr anstrengen, and sein Stimmor- gan mnss in sehr gutem Zustande sein, wenn dieses U rein und voll erklin- gen solJ. Denn, wie wir wissen, ist der Ü-Laat von Natur auf die tieferen Tone angewiesen , die ein Sanger oder Sprecher besitzt. In der Regel erbalt daher unter diesen naturwidrigen Umständen das U einen ihm fremdartigen Lant, der an den von O oder A anstreift. Ebenso verwandelt sich sehr oft der U-Laut, wenn er recht laut und weit vernehmlich klingen soll. So klang fast jedesmal das Kommando: rechts utHy welches ein Major mit koncentrir- ter Stimme seiner Brigade zurief, wie rechts ab oder hb **). Aber auch der reinste, kräftigste Vokal A wird von schlecht geschulten Sängern sehr oft unrein pronuncirt, so dass er wie & oder o klingt Dieser Fehler beruht darin, dass der Mund im Yerhältniss zur Gaumenoffnung SU wenig geöffnet wird, so dass der tonende Luftstrom sich, bevor er anastrdmt, wenigstens noch einmal in der Mundhöhle bricht, mithin mehr Resonanz, mehr sogenannte Breite gewinnt, als dem A eigentlich zukommt. Dieser Fehler, welcher besonders bei Chorsängern häufig vorkommt, ent- steht nach meiner Ansicht höchstwahrscheinlich dann, wenn der Sänger in dem Wahne, er singe nicht stark und laut genug, seinen Gesang so einrich- tet, dass er ihn vor den übrigen, gleichzeitig mit ihm ertonenden Stimmen mit seinen eigenen Ohren unterscheiden kann. Das A aber, welches, sobald es imisthmnsfancium etoris artikulirt worden ist, ohne besonders anfhältliche Resonanz in der Mundhohle sofort zur völlig weiten Mundoffnung heraus- gefordert wird, wird eben deshalb von dem eigenen Gehörorgan grossen* tkeils erst aus der äussern Luft, nachdem es den Mund bereits verlassen, anigenommen, während o, II und A, auch i und e ihren Klang zum gros- sen Theil erst durch die Resonanz in der Mundhohle erlangen, und daher schon auf dem kürzeren Wege durch die Tuba Rvstachii zum Gehörorgan geleitet werden. Ein solcher Vokal wird daher vom eigenen Gehörorgan unter Umständen , weiche die Leitung der eigenen Töne durch die Atmo- sphäre und den äussern Gehörgang erschweren, deutlicher vernommen, als A- Man kann sich hiervon, auch wenn man allein ist, leicht äberzeugen, wenn man beide äussere Gehörgänge mit den Fingern verstopft, und nun die einzelnen Vokale mit gleicher Ezspirationsstärke pronuncirt Ist rings mn den Sänger viel Schall , viel rauschende Vokal- oder Instrumental tnusik, so wird er allerdings, wenn er nicht laut genug singt, seinen eigenen Ge- sang ebenso unvollkommen hören, als wenn er sich die Ohren zuhielte, und er wendet daher ausser den zweckdienlichen Mitteln leider oft auch das *) Vergl. such C. M. von Weber'« Oper^„der Freischüto'* Schlnsiarie des ersten Aktes. **) Dieser Fehler, dM Umlaoten des m in ^ , lässt sich physiologisch durch ein zu grosses Uebergewicht des durch den Mundkanal getriebenen Luftstosses über den durch die Nase streichenden erklären. Das Resultat ist hier daaselbe, wie beim Rhinitmns. 828 Iliysiologie des SpraeborganB. vorbin erwähnte unzweckmassige an , er ändert nämlich den Mechaiii8iDii& der ihm nicht laut genug klingenden Vokale so ab, dass sie seinem Ge- hörorgan lauter zu klingen scheinen Er sollte aber bedenken , dass es beim Gesänge darauf ankomme, wie er dem Znborer, nicht wie er dem Sänger erklinge , und dass man alle Mittel anwenden müsse , nm die Vokale dem Zuhörer wohlklingend zu produciren. Die Regel also, auf die es hier ankommt, lautet so: Man lasse sich da- durch, dass das eigene A im vbllstimmigen oder starkinstrumentirten Ge- sänge dem eigenen Gehörorgan nicht lant genug klingt, nicht irre machea, sondern behalte ganz den naturgemässen Mechanismus, der dem A zokommU bei. Dies gilt namentlich von den hohen Und höchsten Tonstafen , wo sich der 0-Laut, mit etwas Nasilirung,.aro leichtesten einfindet. JB klingt aus ähnlichen Gründen sehr oft wieO, wenn es auf sehr hohen Noten gesungen wird , und ebenso I wie U unter gleichen Umständen , ob- wohl das I in der Hohe leichter rein zu halten ist, als E, welches durchaus mehr für die Mitteltone passt, und von den Komponisten gar nicht hohen Noten untergelegt werden sollte. lieber die Aussprache des 0 nnd U behufs des Gesanges , oder über die für diese Vokale anzunehmende Stellung der Organe, besonders des Mondes findet sich in den Gesangschnlen Manches, das hier einer Erwähnung und beziehendlich Berichtigung bedarf. Nehrlich>sagt geradezu (Gesangskunst S. 121. der 1., S. 203 der 2. Auflage. 1853), dass das O für den Gesang auf keine Weise so zu gehrauchen sei, wie es beim „Erlernen des Alpha- bets" im Allgemeinen gebildet wird , und wie wir es in der Ph3rsiologie die- ses Sprachlauts angegeben haben. Es dürfe Tielmehr, so wie das IT, nicht mit spitzem Munde (vorgewulsteten Lippen), sondern müsse darch eine „rundere Form des innern Mundes" erzengt werden, nnd so als reiner Klang, ohne irgend eine Beimischung des Vokals U, am Schiasse des To- nes hervortreten , wobei er noch etwas über das hellere und dunklere Tim- bre dieses Vokals, als reinen Sprachlauts, hinzufügt, nebst der Bemerkung, dass man im Gesänge sich bestreben müsse, das O bei einer „edleren^' Mundstellung so zu bilden, dass es in der Mitte zwischen dem hellen nnd dunklen O der Sprache steht. — Allerdings klingt das O im Gesänge, wenn der Sänger ihm den gehörigen EJang geben will, gewohnlich etwas anders, als beim gewohnlichen Sprechen , es streift gewohnlich etwas ans A an, und verhält sich dann ziemlich wie das schwedische ä, ohne dass man diese Abweichung gerade als einen Fehler bezeichnen kann , so lange wenigstens das O Tom Ohre noch als solches erkannt und rom A unterschieden wer- den kann. Was aber Nehrlich und andere über die Mnndstellung beim 0 und U sagen, ist, als allgemeiner Satz hingestellt, irrig und bedarf folgen- der Berichtigung. Die von mir oben aufgestellte Mechanik für O und ü gilt als Norm für diese Vokale, wenn sie als Sprachlaute behandelt wer- den. Als solche liegen dieselben verhältnissmässig , d. h. für den Stimmum- fang des Individuums, sehr tief, die Schwingungszahl derselben ist eine niedrige. Es gebort aber zum Wesen des 0 und U, dass zu deren Erzeu- gung auf der zum gewohnlichen Sprechen üblichen Schwingungszahl die Mundoffhung verengert werden muss, für das U mehr, als für das O. So- bald aber der auf der O- oder U- Artikulation zu gebende Ton eine höhere Schwingungszahl erhalten soll, da fällt diese Rücksicht weg, und der Mund öffnet sich, ganz im Verhältniss zur Tonerhöhung , bis er auf den höchsten Zeitlkber Werth, Daner der Vokale. 829 Tonen, sofern sie mit gleichbleibender oder sogar zunehmender Klangstärke erzengt werden, ziemlich ebenso weit geöffnet ist, nnd niMuentlieh die Mund- winkel ebenso weit von einander abstehen , wie bei A unter gleichen sowohl als den übrigeu Verhältnissen. Beim U dagegen lasst sich, auch wenn es auf hohe Noten gelegt wird-, der Mund nie so weit öffnen , als beim O : gei schiebt es dennoch, wie manche Gesanglehrer wirklich verlangen, so wird eben ein O daraus , klingt also fehlerhaft. 9. Zeitlicher Werth, Dauer der Vokale, Länge und Kurze. — Die einfachen Vokale lassen sich nach Umstanden so kurz oder lang pro- dnciren, als man will. Die Diphthonge dagegen, wenigstens die wahren, reinen , können nur kurz ausgesprochen , nicht in die Länge gezogen wer- den, wenn nicht sofort eine Trennung der Elementarvokale eintreten soll. Yor einem Konsonannteu lässt sich aber ebenfalls nicht allemal der Vokal nach Belieben kurz oder lang aassprechen , ohne dass ersterer eine beson- dere Veränderung erlitte. Wird der Vokal kurz genommen, wird also der £xspirationsluftstrom beschleunigt, so wird der folgende Konsonant, wenn er die Silbe oder das Wort schliesst, hart, scharf, kräftig, weil die Organe, die ibu bilden , mit einer gewissen Heftigkeit gegeneinander gestossen , oder die Luft mit grösserer Intensität durch die Scfaallrltze getrieben wird. Die Schrift verdoppelt in solchen Fällen oft das Zeichen des Konsonanten, oft aber auch nicht. Fängt aber iler Konsonant eine neue Silbe an, 30 bat die Kurze, des vorhergehenden Vokals keinen Einfluss auf die Intensität oder Lautbarkeit desselben (Konsonanten). Wird eine mit Vokal auslautende Silbe betont, so wird sie stets auch in die Länge gezogen, weil hier der Ton nicht anders, als durch Zeitaufwand erhalten werden kann. Wir kom- men auf diese Konsonantengestaltungen noch einmal zurück. Wenn ein Vokal durch einen Konsonanten, z.B. durch eine darauffolgende £xplosiva, unterbrochen wird, wie in der Silbe at, so kann man entweder das t erst era^engen, wenn 4 zu tönen bereits aufgehört hat, oder man bringt die Zunge rasch in die t-Lage, während a noch tönt. Das a wird hier rasch abgeschnitten, und wenn wir uns diesen Laut mit Kudelka (S. 129) cylindrisch oder prismatisch vorstellen, so wäre die Schnittfläche gegen die Axe dieses Körpers geneigt und krumm. Nach Kudelka wurde die Schnittfläche nach der Verschiedenheit dos schneidenden Stosslautes auch sich verschieden modificiren. Der Stosslaut selbst erscheint, nach. Aus* stossung der Luftsäule, verdoppelt zu sein, obwohl er nur einfach gebildet worden ist. Nach Kudelka soll man dergleichen nach kurzer Dauer unter- brochenen Vokale „geschnittene Selbstlaute^^ nicht „kurze Vokale'V nennen, weil man- unter kurzen Vokalen solche zu verstehen habe, die bloss rucksicbtlich der Dauer und vielleicht auch der Stärke hinter andern zurück- stehen, wie dies z. B. bei den Diphthongen (Kudelka schreibt stets Dyph- thonge) der Fall ist, wo der eine Vokal stets über den andern dominirt. Wir werden in Zukunft die sogenannten geschnittenen Vokale „betonte kurze Vokale'^ nennen, während der Ausdruck Kndelka's uns, die wir die bei diesen Artikulationen statthabenden Mechanismen genauerkennen, als Ku- delka, nicht recht zusagt. Jeder Vokal , nicht nur das E, kann unter Umstanden so verkürzt wer- den, dass man wenig davon hört. Z. B. titillare, titiStliren, Posaune, Kä- lalta u. 8. w., namentlich wenn der vor- und nachgehende Konsonant ziem^ liehe kombinatorische Verwandtschaft haben. Ein solcher Vokal dauert viel* 6M Physiologie des Sprachoi^^ftiit. leicht Dor ein Paar Tertien. In solchen Fallen geht oft der Vokal in den ika nachstver wandten Konsonanten über, nämlich i in J oder g, was manlloul- liren, MoaiUetismas nennt, s. w. n. , und u in ir. Das ganae Qil ist asf diese Art entstanden , wie wir später sehen werden. Längere Zeit braoebt übrigens allemal ein kurz pr'odncirter Vokal vor einem Schlnsakonsooaotea, als yor einem Anlaotkonsonanten , namentlich wenn der Konsonant eise Continua, etwa gar eine Liqnida ist Die längste Zeit, welche ein lango- Vokal in gc wohnlicher, selbst feierlichen Rede währen darf, ist etwa ein« Sekunde; in aifektv ollem Ausdrucke kann sie bis auf 2 , selbst 3 Seknndes ausgezogen werden. Am meisten verkürzen lasst sich in allen Silbenstellnngen das B« wa- ches, wofern es kurz und unbetont ist, nicht nur zu Anfange eines Wortes, sondern auch als syll abischer Auslaut so kurz pronuncirt werden kann, sk überhaupt in der Sprache möglich ist« Die andern Vokale lassen sreh nun wenn sie einen kurzen ,. unbetonten syllabischen Wortanlaut bilden, mil gleicher Schnelligkeit pronunciren, nicht aber als Auslaut. Beispiele: E-loge, s-Xauvu, bü-wah-re; ho-M, Epopö-^^ 0-ase, A-laHe^ är-bas» ö-ose» L^ Fehler der mosikaleii Komponisten. Physiologie der Konsonanten. 891 ana. Dagegen in Le-on, Li-en, ali-us, ist derVorvokal lang, weil er ans einem Diphthong entstanden ist. 3) Das einem Diphthong nacblantende e ist immer karz , andere Vokale mrenigstens nicht noth wendig. Beispiele: Eier, Aue, Reue, Oie; KX&iu, Eia, Hoio o. s. w. 4) Bei der syllabischen Verbindung der Vokale mit Konsonanten hängt der Zeitwerth der erstem von der Verwandtschaft des respektiven Vokal- mechanismns zu dem folgenden Konsonantenmechanismus ab. Je grosser dieselbe, desto kürzer lasst sich der Vokal pronünciren. Natürlich: denn zn einer grossem, einen längern Raum durchschreitenden Bewegung ist mehr Zeit erforderlich, als zu einer kurzem. Vergleiche hiermit- das über die Zeitdauer der Konsonanten und der Sil- ben in den spätem Kapiteln Gesagte. Ein grosser Fehler, welcher hinsichtlich der Beobachtung der rechten Zeitdauer einer Silbe begangen wird, fällt den mnsikalen Komponisten znr Last, wenn sie, auf den natürlichen Zeitwerth der Vokale keine Rücksicht nehmen, sondern dieselben gapz eigenmächtig ihren Noten untersetzen. In dieser Hinsicht haben alle, selbst diegrossten, klassischen Tonsetzer unzah- lige Male gefehlt, die neuem jedoch im Allgemeinen mehr, als die alten. Freilich würde die schöpferische Thätigkeit des Komponisten in sehr strenge Fesseln geschmiedet werden , wenn er seine Noten allenthalben nach dem physiologischen Zeitmaasse der Vokale abmessen wollte, und es würde auf diese Art sogar der ganze Charakter des musikalen Rhythmus verloren gehen, der nun einmal mit dem rhetorischen nicht ganz zusammenfallen kann. Aber das kann man wenigstens vom Tonsetzer verlangen, dass er die rhetorischen und prosodischen Zeitwerthe der Silben nicht geradezu als Be- gatelle betrachtet und i|L seiner melodischen Behandlung gleichsam mit Füssen tritt; dass er also nicht auf einem kurzen Vokal Orgelpunkte, Läu- fer, Koloraturen ui^d andere länger dauernde Manieren anbringt, während lange Vokale kurz abgefertigt werden. Auf diese Art wird der rhetorische Ausdruck eines Gesangstücks ganz vernichtet, und nur der instrumentale oder im engern Sinne musikale bleibt übrig; es würde unter solchen Um- standen ganz derselbe Zweck erreicht werden, wenn der Sänger allen Noten nur ein einfaches i4 oder La unterlegte, so wie es Spontini in einem Chore seiner Oper Nurmahal gethan hat. m. Physiologie der Konsonanten. Nach dem, was wir früher, als wir über die Vokale und Konsonanten im •Allgemeinen sprachen, bemerkt haben, wird die physiologische Definition der Konsonanten nicht anders ausfallen können, als folge ndermaassen. Ein Konsonant ist ein Sprachlaut, oder besser, ein im Ansatzrohr des menschlichen Stimmorgans erzeugtes, bald mit, bald ohne Kehlkopfton be* stehendes 6,e rausch, zu dessen Zustandekommung erforderlich ist, dass mindestens zwei einander gegenüberstehende Organe des Ansatzrohrs so sich gegeneinander bewegen , dass sie sich entweder auf einen Moment völ- lig berühren, und so den Mundkanal völlig verschliessen , oder doch bis znr Bildung einer Scb allritze einengen, in welcher dann das den Sprach- lant oder das hörbare Sprachzeichen bildende Geräusch (kein Ton) entsteht. Wir müssen aber gleich von vorn herein einen Unterschied machen zwi- 882 Physiologie des Sprachorgatis. sehen Consonantes semivocales et non vocales, das heisst, zwischen Konso- nanten , welche in der laaten Sprache mit Beihülfe tonender Stimmbänder- Schwingungen gebildet werden, und solchen, bei denen die Stimoibänder nnthätig sind. Wir konnten recht gut auch, wie es wohl schon von älteres Grammatikern geschehen ist, die gesammten Sprachlaute geradeza in drd Abtheilungen bringen, in Vokale, Halbvokale, und Konsonanten. Za den Halbvokalen gehören die bereits von den alten Grammatikern Uqvidae oder semivocales gena)inten L, M^-IT) R, ferner Vg und W, bisweilen auch O moU (als Jöt), S, Sch und Y, zu den reinen Konsonanten geboren in der Regel Ch, O dur mit K, O moll, S, Sch, Th, D, T, F, Ph, B, P, und V. Indessen ist bei den Halbvokalen doch nicht der Kehlkopfton das We- sentliche oder Charakteristische. , sondern allemal das artikulirende Element im Ansatzrohr. Erst bei den Konsonanten kann Ton einer wahrhaften Arti- kulirung, von einer förmlichen Unterbrechung des tönenden Lnftstroms die Rede sein. Diese Unterbrechung ist bei den Explosivlauten eine vollstän- dige, bei den übrigen eine unvollständige.- Das Gebiet des Konsonantismus beginnt da, wo der Vokalisrnua anfhön, also mitH, O moll und W, wie wir bereita früher erörtert haben; und hört mit den Explosivlauten oder mit der Yerstummung, mit der Abschnei- dung des Luftstroms auf. Mit H beginnt die Reihe der hinteren oder der Gaumenlaute , welche mit K aufhört; mit O moll beginnt die Reibe der mittlem oder der Zungenlaute, welche mit T schliesst; und mit W fangen die vordem oder Lippenlaute an ,. welche mit P verstummen. Die erste Reihe hat ihren verwandten Vokal an A, die zweite an I, die dritte an U. Beim Mechanismus, durch den die Konsonanten zum Gehör gebracht werden , haben wir , eben so wie bei den Yokalex^, die Stellung der Organe und die Veränderungen, welche der Raum des Muudkanals erleidet, und die, welche in der zwischen jene hindurchstreichenden Luftsäule stattfinden, zu unterscheiden. Die Organe, welche die konsonantischen Artikulationen ausführen, sind natürlich dieselben, welche wir als die für die Vokalbildung thätigen kennen gelernt haben , also die den Isthmus faucium et oris bildenden Theile, der ganze Gaumen, die Zunge, die Backen, die Zähne, die Lippen, nebst dem Boden und den Wänden der Mundhöhle überhaupt, dem Unter- kiefer, und dem Kehlkopf. Ausserdem ist die Nasenhöhle zu erwähnen^ als exspiratorischer Kanal für diejenigen Konsonanten, bei welchen der Mund kanal völlig abgeschlossen wird. Im Allgemeinen wird bei der Konsonan- tenbildung das Ansatzrohr entweder hinten, oder in der Mitte, oder vorn, bis zur Schall- oder besser Geräusch-Ritzenbildung, oder bis zur völligen Ab- schliessung verengt. Was den weidhen Gaumen insbesondere anlangt^ so wird derselbe nur bei einem einzigen Konsonanten, dem Ng^, herabgezogen, bei allen andern nimmt er eine mittlere oder hohe (Explosivlaute) Stellung an. Der Kehlkopf folgt den Bewegungen des Gaunfensegels und der Znn- genwurzel. Die Zunge wird bei den Gaumenlauten in ihrem hintern, bei den Zungenlauten in ihrem vordem Theile gehoben oder überhaupt nach einer bestimmten Richtung bewegt; bei den Lippenlauten verhält si6 sich ziem- lich indifferent, oder bleibt ruhig auf dem Grund der Mundhöhle liegen. Die Völker des Sanskrit modi^cirten die Zungenbewegung am subtilsten, mehr als irgend ein späteres Volk. Die beiden Kiefer können fast bei allen Konsonanten ziemlich gleich weit von einander abstehen, doch entfernen sie Physiologie der Konsonanten. . ttSS sich bei den Ganmenlanten mehr von einander, als bei den Zangen- nnd Liippenlaaten. Die Lippen sind bei M and B-F geschlossen, bei allen nbri- gen geöffnet Ein wichtiges Moment für die Eonsonantenbildong ist ferner die Kraft, mit der die Organe, wenn sie anmittelbar zor gegenseitigen Berühr ang kom* men, gegen einander drücken. Mehrere Konsonanten werden allein durch dieses Moment von andern ihnen sonst yo]]ig gleichen unterschied en. Ist die gegendrückende Kraft nur gering, so dass das gegen eine härtere Flache bewegte Organ nnr sehr lose derselben anliegt, so vermag zuweilen die Luft sich zwischen beide Organe durchzudrängen, nnd so eine Schallritze zu bilden, in welcher sogar.eine Art stehender und zwar aufschlagender Schwin- gungen des weichern Theils gegen die härtere Fläcjie stattlinden kann. Was die Veränderungen , welche der liuftstrom bei der Bildung der Kon- sonanten erleidet, anlangt, so sind diese bei weitem mannichfaltiger, als bei den Vokalen. Im Allgemeinen bemerke ich hierüber Folgendes. Die Quan- tität der zur Bildung der einzelnen Konsonanten verwendeten Luft variirt zunächst nach der grossem oder geringern Weite der Glottis. Bei den so- genannten flüssigen Konsonanten oder Halbvokalen ist dieselbe weniger g^ öffnet, als bei den tonlosen Konsonanten^, welche, daher auch eine grössere Masse Luft beanspruchen, daher den Athem stärker konsumiren, und selbst eine stärkere Kontraktion der Exspirationsmuskeln erfordern, als erstere. Nur sind hier die Explosivlaute ausgenommen , welche an sich völlig stumm sind, und alle Luftströmung abschneiden: was diese Laute erst zu Lauten macht , geschieht während der Losreissung der im ersten Momente fest ge- gen einander gelegten oder gepressten Organe von einander, welche mit ei- nem hörbaren Oeräusch begleitet ist Wird dieses Losreissen unterlassen, so bleibt der Laut stumm, namentlich zu Ende von Worten, wie im Franzö- sischen, wo also diese Buchstaben nicht völlig, sondern nur halb weggelas- sen werden. Der Druck , unter welchem die Luft bei den Konsonanten hör- bar gemacht wird, variirt gleichfalls, je nachdem die Glottis mitwirkt oder nicht, und je nachdem die Artikulationsöffnung weiter oder enger ist Bei den Explosivae folgt dieser Druck dem Gegendrucke der Organe nach. Ebenso wie die Vokale, lassen sich auch mehrere Konsonanten, wenn sie stumm angegeben werden , nach ihrer Tonhöhe bestimmen , was freilich oft sehr schwer hält, da dieselbe nach der Intensität des Luftstosses variirt Es sind dies nach meinen an mir selbst angestellten Beobachtungen folgende Konsonanten mit folgenden Schwingungszahlen oder Tonstufen: Cli(a) hat die Tonhöhe es a — c^, je nach dem Grade des Luftstosses. Ch (b) «ss e'. Ch (c) =? fis^ — g*. & palatin.| a — c ', ebenso O moU s=.g''* — a*. TL lingu. «s e ^. L = a ^.^ Th =r aK S «» a^, beim Lispeln noch einige Stufen höher , wie beim Blasen gegen scharfe Kanten. Sch == a — e ^ je läkch der verschiedenen Luflgebung. P ss e ^. Demnach folgen die einzel- nen Konsonanten nach ihrer Schwingungszahl in folgender Ordnung. 1. Ch, .Rpalatin., Sch, s= a — c^; 2. Ch, lllingu., P, «» e^; 3. Ch.»»g^; L, Th = a >; O moll, S — g« - a« Die übrigen Konsonanten gaben keinen Ton, wenigstens keinen be- stinunbaren. Diese verschiedenen Tonstufen hängen von 2 Ursachen ab: von der Lage der Schallritze im Ansatzrohe und von der Weite derselben. Je weiter die Schallritze nach hinten liegt, desto tiefer wiid caeterisparibus der Ton oder 53 8S4 Physiologie des Sprächorgans. das Analogon des Tons aasfallen; je 'weiter nach vorn, desto boher. Je weiter ferner die Scbaliritze geöffnet ist, des^o tiefer; je enger, desto höher der Ton. Ausserdem wird auch eine stärkere Beschleunigung des Laftstroas eine Erhöhung des Tons bewirken, wodurch die Varianten in anaerer Tafel sich erklären lassen. Bei den Halbvokalen verbindet sich das anikolatori- sehe Geräusch mit dem Tone der Stimmbänder; ersteres ist aber , wie scbos erwähnt, in der Regel so seh wach, dass es einer vokalen Beihnlfe dringefid bedurfte. '^ Von den Verwandtschaftsgraden und V^rbindungsfabigkeiten der einzel- nen Konsonanten zu einander, ^o wie zu den Vokalen werden wir unter deo einzelnen Abschnitten das Nähere vorbringen. Allgemeine Regeln lassen sich hierüber nicht gut geben. Die Konsonanten bezeichnen mehr das Begriffliche, während die Vokale mehr das Empfindbare ausdrucken. Die Konsonanten stellen daher deo eigentlichen Gt* halt oder Inhalt der Sprache dar, ^Is des Mittels zur gegen- seitigen Verständigung. Es giebt viele Sprachen , die aus diesem Grunde nor Bilder für Konsonanten aufzuweisen haben, wahrend sie die Vokale dnrcii Punkte und ähnliche kleinere Zeichen, die über die grösseren Zeichen oder Bilder gesetzt werden , ausdrücken. So die semitischen Sprachen , das He- bräische, Syrische, Arabische u.a.m. Mehrere Sprachen, besonders die ger- manischen und slavischen, sind in ihren Wortbildungen an Konsonanteo sehr reich: andere, namentlich die Italische, vermeiden dieselben soviel ak möglich, und lassen die Vokale, besonders am Ende der Worte, vorberr- s<^en. Dies hat meiner Ansicht nach seinen Grund im Nationalteraperament. Wer wenig Bedürfnisse hat, wem das, was er braucht, ohne grosse Um- stände' gegeben wird, der braucht. auch weniger Zeichen, um eine Idee zu verkörpern, als einer, der hier mit der Natur länger im Kampfe liegen moss. Was die Einiheilung der einfachen Konsonanten, die Ordnung, in wel- cher wir sie am besten vorzutragen haben, anlangt, so haben wir ans oben bereits für eine solche entschieden, die uns am meisten anatomisch - physio- logischen Grund zu haben schien, nämlich für die Eintheilung ip hintere, mittlere und vordere, oder im hintern, im mittlem, und im vordem Theile des Mnndkanals gebildete, d.b.inGutturale-s, Linguales, und Labiales. Jede dieser Abtheilungen setztsich, um sogleich auch des zweiten Eintheilungs- princips, wonach sie in literae liquidae (zu den auch die Nasales geböreb) strcpentes (s. adspiratae, aber nicht aspiratae, wie Kudelka irrthümÜch zu schreiben pflegt) 'et explosivae zerfallen, *zu gedenken, aus 2 — 3 Stre- pentes, Liquidae, 1 Nasalis und 1 in 2 Modifikationen erzengbarer Explosiva zusammen. Strepentes oder einfache Rauächlaute nenne ich nämlich diejeni- gen Consonantes continuae, die weder liquidae, noch nasales sind, also weder mit Kehlkopfschwingungen, noch durch .die Nase pronuncirt werd<^. 1) Gutturales s. posticae, d. h. solche Laute, welche durchZusammen- rückung oder Znsammensto'ss des weichen und des hintern Theils des har- ten Gaumens mit dem Hintertheil der Zunge gebildet werden. Es sind (HJ Ch oder Kh (strepentes); & pal. (liquidä); "Sg (liquida nasalis); Q- dnr, K (explosivae). ^ ^ 2) Linguales s. mediae, welche durch Bewegung des vordem Theilä der Zunge gegen den Vordertheil des harten Gaumens und gegen die Zahn- bogen gebildet werden: O moll (strepens, als Jot liquida); & linguale, L (liquidae); Th, 8, Sch (strepentes); ST (liqn. nasalis) ; D, T (explosivae).— Eintheilang der Konaonanteii. 8S5 Nach Graal *) gebort hierher noch ein der tamulischen Sprache gaos eigentbamlicher Sprachlant, £p, ein Halbyokai , der zwischen r, 1 und dem franzosischen J (in je) Hegen, den lingualen Charakter besitzen soll, and von Graul durch Zh bezeichnet wird. 3) Labiales 8. anticae, welche zwischen den Lippen, vor den Zah- nen gebildet werden: T (strepens); W (1^^^^)^ Pl^> F (strepentes) ; M (nasalis); B, P (explosivae). , £a sind also ferner: Semlvocales s. liquidae: & pal. & lingu. L* W. Kg» If* M (letztere 3 sind Nasales), und unter Umständen J, sowie das vorhin er- wähnte tamulische Zh« Strepentes: (H) Ch. O moll. Th» S* Sch (1^^^^® ^®^^^° '^^ ^^* bilantes). Y. Fh. F. Explosivae s. mutae: O dar — K. D — T. B -^ F. Mit diesen Sprachlauten , einschliesslich der Vokale , können alle Spra- chen ausreichen. Indessen müssen wir noch einei* Reibe von Spracfalauten Erwähnung thun , welche dadurch gebildet wird , dass der mittlere Theil der Zunge oder die Spitze derselben gegen den mittlem Theil des Gaumens be- wegt und ihm angelegt wird. Wenn auch keine specifisch neuen Sprachlante dnrch Benutzung dieses Mechanismus hervorgehen, sondern nur Modifika- tionen der in andern Abtheilungen des Ansatzrohrs gebildeten , so haben sich doch die Volker, welche des Sanskrites sich bedienten, veranlasst ge- funden , diese Moditikationen durch besondere Sebriftzeichen zu unterschei- den. Die Grammatiker nennen diese Buchstaben theils PakUates, theils Linguales, wogegen unsere PcUatini von ihnen Gutturales genannt werden. Der Vollständigkeit wegen wollen wir noch einige andere. Eiutbeilangen und Gruppirangen erwähnen. Uentales nennen viele diejenigen Konsonanten, bei den die Zunge an die Zähnestösst, also 8. 8ch. D. T. Stbiiantes oder Zischlaute: 8. Sei. [C, Z]. Hauchlaute: H, Ch, Blaslaute (spirantes): V. W. Als Hart und Weich werden in der Regel nur die Explosivae unterschieden. Die Eigenschaften Leise und Scharf können sich nur auf die Pronuncirweise beziehen , aber keinen we- sentlichen Unterschied, keine neue Bezeichnung bedingen Von grösserer physiolo- gischer Bedeutung. ist aber die. früher richtig geahndete, später von den Sprachleh- rern fast ganz übersehene oder geradezu verkannte Auflösung der Explosivae in Continuae: Ch (Kh), Th und Ph sind nämlich die verlängerten und aufgelösten Explosivae K , T , P ; und könnten daher wohl auch einen gemeinschaftlichen , diese Qualität bezeichnenden Namen bekommen, aur nicht etwa Adspiratae, dies wäre falsch; besser wäre Solutae oder Protractae. Angermann and Kudelka distingniren bei ihren Klassifikationen hinsichtlich des Orts der Artikulationen genauer, meines Erachtens aber ohne Nothwendigkeit. Eräterer (S. 21) erhält 5 Gruppen, je pachdem bei der Artikulation 1) Unterlippe BDit Oberlippe' (p b m) , 2) Unterlippe mit Oberzähnen (f v w) , 3) Zungenspitze mit Oberzähnen (sz s), 4) Zungenspitze mit Vordertheil des harten Gaumens (t th drin), 5) Zungenrücken mit Hintertheil des harten Gaumens (ch g j ck k) zu- sammentreten. — Kudelka unterscheidet: 1) nach der Art der Entweichung und Unterbrechung des Luftstroms, in Nasenlaute, Aspiratiouslaute [sie], Murmellaute, und Stosslaute; 2) nach dem „Schauplatz" oder Entsteh utigsort der Artikulation, der ein fünffacher ist: a. Zusammentritt von Lippen, Zungß und Zähnen (m, b p, w, f, th, P); b. die St,elle zwischen den vordem Zähnen und der Mitte des Gau- mens (n, dl, s, 8, 1); c. die Mitte des Gaumeds unter Mithülfe des Zungenrückens *) S. in Fetermaiin*8 Geographischen Mittheilimgen 18Ö6/L S. 16. 63* BS6 Physiologie des SpnchorganB. (6, d'i*, z^, 1'); d. die Stelle zwischen Mitte des Gaomeiw and der Racbemeife, wo sich die Zange zosammenballt (b% d^t\ 2, ss, 1^}^ e. die Rachenenge, diitk Zasammenwirken der Zangenwnrzel und des weichen Ganmens (n ^ {p§ß , y k, k ch, 1' [11). Das r bildet noch eine sechste Qrnppe. Der SchaoplstK c wird ia der dentsohen Sprache nicht benatxt, wohl aber in der polnischen; in der lateiai- schen und griechischen Sprache bleibt aoch d. unbenutzt. — Ausserdem diathigoiit er nach dem Härtegrad und nach der Schallquelle. — Die Inkonsequenz nnd WUl- kührlichkeit dieser, besonders der 2. Distinktion , wird bald einleachten, d«im 1 e- hält 5; B 4; s, x, A 3 Varietäten, während sich eh und r mit einem Zeichen be- gnügen müssen. Dass in obiger Aafzäblung manche in den gewohnlichen Alpbabeten ste- henden Konsonanten vermisst^ manche daselbst fehlenden als Nea vorge- funden, manche bisher durch Ein Zeichen ausgedruckte von ei nan der ge- sondert werden, hat seine guten physiologischen G-rnnde, die im folgenden Abschnitt ausführlich nachgewiesen werden sollen. Ein natürliches Alpha- bet hat eiQ Ideal, ein Bild dessen, was sein sollte, nicht eine Kopie dessen, was ist, aufzustellen. Specielle Physioiogie der Konsonanten, a. Einfache Konaonanten. 1) Hintere oder Gutturales (eigentlich Gutturo -linguales). Ch. & palat Vg. O dur. K^ Sic entstehen im hinteren Theüe der Mnndhohle dnrch Verengaiig des Isthmus , so wie des zwischen weichem Gaumen und Zunge befindlidien Raumes. Nicht allemal findet eine Gegenbewegung dieser beiden Theik statt, es kann der eine ruhen, und nur der andere sich bewegen, es koniien sogar beide sieh in einer und derselben Richtung bewegen , nur müssen sie beide sich nähern. Die erhaltenen Geräusche kommen ans der Tiefe der Mundhöhle, oder aus der Nasenhöhle hervor. Individuen und ganze Völker^ stamme mit sehr ausgebildeten Gaumenorganen und tiefem Schlundgewölbe, wie die semitischen Völker, zeigen in ihren Sprachen eine grössere Abstu- fung voD Gaumenlauten, als andere Menschen. (. Angermann {S. 14) will vom weichen* Gaumen als Artikulationsorgan nicht viel wissen , er sehreibt ihm bloss Einfluss auf die Klang färbe zu.. H. Ch. Wir gehen bei der speciellen Untersuchung von demselben Punkte ans, von welchem wir bei der Physiologie der Vokale ausgehen zu müssen glaubten. Das H ist der erste Ansatz oder Anlauf zum Vökalismus , ebenso aber ancb znm Konsonantismus, und zwftr zunächst zum Ch. Vom Mechanismus des H ist bereits früher umständlich gesprochen worden: wir haben gesehen, dass derselbe eben in Mangel an alier Artikulation besteht So wie nun aber die Artikulation , und zwar in der Apertur , durch welche die Kehl* köpf- und Schlundluft in die Mundhöhle einströmt, also im lathmns fandam et oris beginnt, so entsteht ein selbstständiger Sprachlaut, welcher, wenn die Glottis dabei sich indifferent verhält, kein anderer sein kann, als das von uns sogeschriebene Ch, 'hebräisch f|, Chet, Hhet, in manchen Spra* chen durch Verdopplimg des H* Zeichens ausgedruckt MechaniamiiB der Ontinralis. Ch« 8S7 Der MechanisxDiiB des Ch ist also im Allgemeinen folgender: Der weiche Oanmen und der Hintertbeil der Zange bewegen sieb rasch gegeneinander, der Isthmns verengert sieb, der Kehlkopf bebt sich etwas, worauf die Luft fast gar liicht durch den Isthmus faucium , sondern grossten- theils durch die zwischen dem ganzen weichen Gaumen und der Zunge ^ge- bildete Scballritze mit einem vernehmlichen Geräusche in die Mundhohle streicht, wo dieses Geräusch die nothige Resonanz erhalt, um als Sprach- laut aus dem weit geöffneten Munde hervorzutreten. Im Besondern sind wenigstens drei Modifikationen des Ch möglich , und in den Sprachen als angewandt nachzuweisen. A. Das hintere, tiefe, gutturale Ch. Es wird durch folgenden Mechanis- mos erzeugt (Fig. 182). 1) Der weiche Gaumen (P) wird ans seiner mittleren Stellung ein wenig herab und vorwärts gezogen, fast als sollte die hintere Mundhöhlen offnüng • auf diesem Wege abgesperrt werden | namentlich der hintere Gauihenbogen (t?) wird , zunächst durch den Luftstoss, ge- gen die Mundhohle getrieben; dabei konti^ahirt er.sich bedeutend starker, als bei A, so dass eine Art Schallritze, die höchstens 2'" breit ist, entsteht, ob' gleich es keine wirkliche Scballritze im gewöhnlichen Sinne ist , da diese Spalt* Öffnung die emporgefuhrte Luft nicht in die Mund-, sondern in die obere Rachen- hohle fuhrt. Das. Zäpfchen (u) häqg^ ziemlich schlaff herab, und wird vom Luftstrom vorwärts getrieben. 2) Die Zunge (L) hebt sich gleichzei- tig-mit ihrer Basis, dem Zungenbein, Fig. 1S2. ^o^ zwar dermaassen, dass der Zungen- rucken bis etwa zur halben Höbe des Zäpfchens aufsteigt, dessen Richtung sich daher bei hinläoglich erweiterter Mundöffnnng noch betrachten lasst. Das obere Segment des grossen Zun- gen-Ganmenbogens ist noch sichtbar. 3) Der Kehlkopf steigt in Folge dieser Zungenbewegung ein Stück aufwärts. B. Das mittlere, scharfe, hauchende Ch (Fig. 184), das sich vom vori- gen auf folgende Art unterscheidet. 1) Der weiche Gaumen steigt aus seiner mittleren Stellung nicht herab, ^ sondern bleibt entweder in dersdben , oder wird sogar ein wenig aufwärts gezogen, der Isthmus verengert sich weniger, als im vorigen Falle, das Zäpf- chen, scheint sich etwas zusammenzuziehen. Vom Zungengaumenbogen er- blickt man nichts mehr , nur die Gaumendecke vermag man zu übersehen : sie bildet von vorn nach hinten zu eine rinnenformige Aushöhlung (Fig. 183): die Fignr stellt einen in a 6 (Fig. 164) gedachten Querschnitt vor. 2) Die Zunge steigt bis zur weichen Gaumendecke empor, also minde- stens % ZoU höher, als bei A; sie legt sich an den Seiten inniger an die 838 Physiologie des Spnusborgans. fig, 183. Pfeiler, so dass in der Mitte ein Kanal von rautenförmigem Lomen (fast irie die Mundoffnung beim U) Sbrig bleibt. Die Zunge bildet also auf ibira Rucken eine von hinten nach vorn laufende Rinne, ebenso wie der weiche Ganmen, nur umgekehrt. S. Fig. 183. C. Das vordere, harte, palatine Ch; hart nenne ich es, weil es am har- ten Gaumen gebildet wird und dadurch auch in seinem Timbre etwa» Har- tes annimmt. Sein Mechanismus ist hinsichtlich des weichen Gaumens dardi- aus der der vorigen Modifikation (B), ndr die Zunge nimmt eine aodere Stellung und Form an. Die sttb B. erwähnte Zungenrinne verstreicht, so dass nnr von Seiten de« welchen Gaumens ein LaAkanal ermög- ^ licht wird. S. die punktirte Linie io Fig. 184, so wie die Mittellinie c d'vi Fig. 183. Mittelstufen zwischen, oder Modifi-» kationen von A. und B» giebt es nach Umständen und Individualität gewiss sehr viele, ohne jedoch neue, besonders anzuerkennende Sprach lautmodifikationen zu bewirken. Uebrigens ist bei allen 3 Varietäten die ganze Zunge bei massig gehobenem Boden der Mundhöhle nach hinten gezogen, die Spitze eingezogen, breit und schlaff. Nach Angermann (S. 27) nimmt die Zunge eine ähnliche Haitong an, wie beim e, der Znngen1*ucken wird gewölbt, die Zunge beröhrt die Oberbackenzähne einschliesslich des 2^. Kegelzahns, so däss der äosserste Zungenraud an den Unterzähnen rund herum liegen bleibt. — Ferner sind die Kinnladen und Lippen weit geöffnet, weiter als bei andern Koosooao- ten; der Kehlkopf ist ein Stuck aufwärts gehoben. Diese Hebung des Kehl- kopfs ist, zum Theil wenigstens, eine aktive, d. h dui'ch Kontraktion tod unmittelbar am Kehlkopfsich inserirendcn Muskeln (M. thyreo -pharyngo- palatinus) bewirkte. Io der Regel ist die Kehl- kopfhebung bei der Bil- dung der Konsonanteo eine passive,d.h.diireh blosses Nachziehen am IJgam. hyo-thyreoideooi von Seiten des direkt ge- hobenen Zungenbeins be- wirkte. iDer Luftstrom streicht durch die • geöffnete Stimmritze, treibt die Uvula gegen den in ge- ringer Entfernung von ihr stehenden Zongen- rücken , doch ohne sie Fiff, 1S4. in aufschlagende Vibrationen zu setzen. Bei der Gaumen- und Zangen- ^Hto A* ist der Zwischenraum zwischen beiden Organen enger and kor- ser, als bei B., wo eine förmliche Vorhalle zwischen Isthmus und Mond- Mechani«mQ8*der 8 Yarietaten von Ch. 889 bohle, welche hier erst in der Gegend der Grenze des weichen ond harten Ganmens anfangt, gebildet wird. In jedem Falle entsteht aber eine bedeu- tende Einengung der hintern Mundhohlenoffnung, in welcher sich der bei H einfache Hancb zn einem Geraasch gestaltet , das bei A. am ranhesten und am yemehrolichsten ist', und in seinem Timbre sich dem O-moli etwas nähert, wahrscheinlich weil in der schmalen Spalte zwischen Gaumen und Zange eine starke Reibung stattfinden kann; bei B. ist es ein weniger rau- schender, aber schärferer, gepressterer Hauch, ein wahres HH, ohne An* klang an O-moIl ; bei C. endlich ist es ein in die Lange gezogenes O- dur, das eigentliche Ch oder Oh (nicht Kh), das dem (so geschriebenen) Th ond Ph vollkommen analog ist So erhalten wir drei von einander bestimmt unterschiedene Modifikatio- nen des Ch) die wir eigentlich, eben so gut, wie wir es mit B und P thun, durch besondere Zeichen ausdrucken sollten. Die Hebräer unterschieden wenigstens die 8. Modifikation durch ihr 3 bestimmt von ihrem PI, das wohl A ond B, in sich vereinigt. Die Araber dagegen haben für alle 3 Modifikatio- nen besondere Zeichen, nämlich: ^ ^, Dschim, das wahrscheinlich der 1. Modifikation entspricht; ^ ^ > Una» ,9 „ 99 2. 99 99 ^ ^y Clia, „ 9, ,9 ö. 99 99 Im Sanskrit dagegen findet sich nur^Ein Zeichen für Ch) nämlich ^, was etwa unserer 2. oder 3. Modifikation des Ch entsprechen durfte. Wenn B opp*s Ansicht, dass die adspirirten sanskritanischen Explosivlaute nicht unsern Ch, Ph und Th (englisch) entsprechen, richtig ist, so hätte es im Sanskrit gar kein Zeichen für den Ch-Laut gegeben. Der Mechanismus der Modifikation A. ist im Wesentlichen so ziemlich der- selbe, welcher zur Herausschaffang des Pharyngeal- und Laryngealschleims udd Uebersiedelnng desselben in die Mundhohle bestimmt ist, also der des bei uns Sachsen sogenannten Racksens, und zwar in dem besonderen Fall, wenn ein Schleimklumpen hinter der Uvula oder hinter dem Schlundgau- menbogen hängt, und derselbe durch einen kräftigen Exspirationsstoss in die Mundhohle geschleudert werden soll. Beim Mechanismus B. findet die Artikulation mehr im mittlem Theile der Mundbohle statt, der erhaltene Laut erhält das Timbre, was wir durch Fauchen ausdrücken. Beim dritten Ch fallt das Fauchen weg, das Ge- räusch wird härter, begränzter, gezogener. Von besonderem Interesse sind die Verwandtschaften des Ch zu den übrigen Sprachlauten. Die assimilirende Verwandtschaft des Ch bezieht sich zunächst auf H und K, zwischen welchen dasselbe in der Mitte steht, so dass die gra- duelle Folge sich so gestaltet: H, Ch, 1. — 3., K. In der geschichtlichen Entwickelung der Sprachen lässt sk'h der üebergang aus der einen in die andere (härtere) Stufe oft deutlich nachweisen, z. B. Ahsel, Achsel^ Axeh Obgleich es möglich ist, mit dem Ch-Laut der 1. und. 2. Modifikation eine Silbe zu beginnen, so geschieht dies doch im Hochdeutschen nur zu Anfang einer zweiten Silbe eines Wortes, z. B. fauchen^ laugey angeu,B.w,^ in welchen Wortern das Ch in der 2. Modifikation vorkommt Ob andere - - . 84# Physiologie des Spraclio]^;ao8. Leate aoie germanischeD, slavischen und finnischen Sprachen, so wie die schon ^er* wähnte arabische , besitzen es dagegen in seiner ganzen Bntwickelung. Das erste oder hintere Ch wird von den Schweizern und Tyrolern zuweilen •ehr geschärft ond raafa ausgesprochen, so dass sich einige Sprachlautlehrer veranlasst gesehen haben, dieses Ch, was sie das gutturale nennen, in ein hartes und weiches zu unterscheiden. Was J. M ulier mittleres Ch nennt, und was eigentlich unserem 2. Ch entsprechen sollte, gebort zum Theil we- nigstens in das Gebiet des 1. oder hintern Ch. Denn er setzt als Beispiele nicht nur Worte, wie „auch, 9uchm*% sondern anch Ach, Tag, sagen dahin. Sein hinteres Ch beschrankt sich auf däe harte Varietät oder Mundart der Sehw^zer und Tyrolerr fibenfvo'^weaig wie Muller, wissen die übrigen Linguisten das hintere vom mittlem Ch zu unterscheiden, wie denn über die Theorie keines Sprachlauti im Laufe der Zeiten mehr hallucinirt und gefabelt worden ist, als gerade über die des Ch. Das sogenannte vordere Ch Mül- ler's und Bind seil 's ist nichts, als das Ohnoll, dessen Zeichen daher sehr natürlich mit dem des Ch oft genug, in der neuesten Zeit auch noch von Angermann und Kndelka, konfundirt zu werden pfiegt. Kurz, weil nun einmal die Literae continuae , welche durch Gkgenbe wegung des Gau- mens und der Zunge erzeugt werden, und weder R, noch If « noch K sind, in eine Brühe geworfen werden , obwohl man sich des Unterschiedes der- selben wohl bewusst ist , so werden auch die beiden ZeichiBu Ch und O,. die man für diese 4, sage vier Sprachlaute für hinreichend befunden hat, ohne allen Unterschied bald für den einen, bald für den andern Laut ge- braucht So: Auge, lieblich^ sagen, Licht; Dogge, Katalog; anstatt Au^, Uebtigy Sachen, Ligt, döche, katalöch. Besser wäre es freilich , wenn wir für jedes der 8 Ch ein besonderes Zeichen einführten. Sollten übrigens die Englander nicht auch das Ch in Charakter als gezogenes K aussprechen, eben so wie ihr Th als gezogenes T oder D ? Die Polen schreiben ihren Ch-Laut H ; die ^ten und neuen Griechen Z. Keine der lebenden Spra- chen, so viel mir bis jetzt bekannt geworden sind, hat für den Ch-Laut mehr als ein Zeichen, wohl alle aber konfundiren in ihrer Schrift den Ch- * und ChLant mit einander. So lautet im Russischen lor&asJSöcACGott), schriftlich Bog, Das altgriechische X wurde, wie aus den von Lis- kovius angerahrten Zeugnissen wahrscheinlich wird, wie unser 3. Ch ausgesprochen, obwohl es unter Umstanden und zu Zeiten auch wie unser •1 84S • HijBioIogie des Spracborgans« 1. Crh, und selbst aoch wie gmoli gelautet babeo mag. Die bebriiicfae Sprache hat zwei Zeichen, die aof ansern Ch-Laot bezogen werden köa- nen , H und y : letzteres stand vielleicht in der Mitte zwischen Gmoll asd Cli- Vgl. Seyffarth aber die arsprnnglichen Laute der hebr. Bocbstabeo. Leipzig 1824., obgleich dieser Gelehrte auch keinen strengen Unterschied zwischen beiden Sprachlanten macht. Die für die Orthographie, zunächst für die deutsche, zu beobftehtendeD Regeln beschranken sich alsb, so lange wir uns mit Einem Zeichen begnü- gen müssen , darauf , dieses Eline Zeichen wenigstens nicht mit dem Qmofl zu koofnndiren, also vor a, O, U, av kein g^ und vor i,, A, e, i« ft keio ch zu schreiben. Man darf sich hier durchaus nicht auf die historische Ank- toritat berofen oder einen seit vielen Jahrhunderten eingewurzeken phjsio- logiscben Fehler auf Kosten einer eingebfldeten Pietät gegen das altefai- würdige Herkommen in Schatz nehmen wollen. Der physiologische Charakter des Ch ist Ausdruck des RauheD, Rjuiehea, Scharfen , das Gefühl auf irgend eine Art Beleidigenden , wenigstens ntuk AfBcirenden, wie aus den Worten: rauch. Hauch, Lauge, Strauch, sirau- chein, StarhH, Ach, Lachen, Dogqe, Magma, Acht u. s. w. herronrogieben scheint. Die 3. Varietät des Ch hat mehr den Charakter des K, ana wel- chem es entstanden ist. Die kombinatorische AifBnitat des 1. und 2. Ch zu andern KonsoimiiteB ist ziemlich schwach. Einem andern Konsonanten nachfolgend laast es nA nicht gut aussprechen, selbst' nicht leicht, wenn jener eine vorhergehende Silbe schiiesst, dieses eine« neue beginnt, sondern in solchen Fallen wird wohl allemal g;moll dafür gesprochen. Ueberhaupt pflegen wir (Hoefadeot- sche) mit dem Ch nie ein Wort anzulauten, wohl aber eine zweite oder dritte Silbe eines Wortes, wenn nämlich die vorhergehende mit einem Vo- kale schloss. Man spricht also nicht Arche, sondern Arge, obwohl es Dia- lekte und Sprachen geben mag, welche iu diesem Falle wirklich ch spre- chen. Wohl aber sprechen vnr Auche (Ange) ^ Sache ^ Lachen^ Hinsehen u. s. w. Dieser Umstand , dass also ch für gewohnlich keine Anfangsailbe anlautet , sondern nur zweite Silben , fuhrt uns darauf, dass dieser Sprach- laut auch in diesem letztern Falle keinen reinen Anlaut bildet, sondern dass hier, selbst wenn der Auslaut der vorhergehenden Silbe ein langer Vokal ist, eine gewisse Theilung des Ch stattfindet, dergestalt, dass derselbe ebenso der ersten als der zweiten Silbe angehört Noch entschiedener be- sitzt diese Eigenschaft das If guttr., wie wir weiter unten sehen werden. Worte, wie ^aX'jßc, x^vSpov u. s. w. bekommen bei der Aussprache in der Regel den Gmoll-Laut Mit einem nachfolgenden Konsonanten lasst sich dagegen Ch sehr gut verbinden, selbst in einer und derselben Silbe, nur geht das nicht mit allen Konsonanten an, sondern nur mit K, T, F , S, Sch, Z; z. B. Acht, Achk (wenn gleich dies Wort vielleicht gar nicht existirt), Ochs (nicht Oks), Achp (existirt wohl auch nicht). Soll das Ch mit F , L, M, N verbanden werden, z. B. Ochl, Kocht, so vnrd ein stummes • oder o eingeschoben. Letztere Aushülfe ist aber nicht nothig, wenn Qh die erste Silbe schiiesst, und ein anderer Konsonant die zweite Silbe anfangt, z. B. Lach-krampf, Mach-ma (Magma), Ruch-bar, Toch-ter. Alle Konsonan- ten lassen sich auf diese Weise mit dem Ch verbinden, nur nicht leicht Hg ppd R linguale, vor welche sich gewöhnlich auch ein stummes c vortetat» K palatinum 8. gutturale. Der sogenannle Zitterlaut^Consojians tremola, &la88t sich auf verschie- dene Art, an verschiedenen Stellen des Ansatzrohrs hervorbringen, indem da2q im Allgemeinen nichts Anderes erfordert iivird, als Bildung einer Schall- ritze , welche beim Durchstrich der J^uft und gleichzeitiger Glottisschwin- guDg durch aufschlagende (oder einschlagende) Schwingungen der einen be- weglicheren Wand oder Kante dieser Ritze oder Spalte abwechselnd geöff- net oder geschlossen wird. Zo sprachlichem Zwecke geschieht dies, wenn Yfir von dem unästhetischen Lippenzitterlante .vorläufig .absehen, an zwei Stellen des Ansatzrohrs, nämlich am weichen und am harten Gaumen, mit- tele des angelegten hintern oder vordem Theiles der Zunge. Wir wollen das an ersterer Stelle zu Gehör kommende TL das Palatine oder Gutturale, das weiter vorn erhaltene das Linguale nennen, und sprechen daher unse- rer Anordnung gemäss gegenwärtig erst vom R pnlatinum, während vom & linguale erst in der 2. Reibe der Konsonanten die Rede sein kann. Das Gaumen-R steht dem Ch hinsichtlich seines Mechanismus am näch- sten, nach Valentin (§, 3193) soll sich das schnarrende [?], tief hinten aus- gesprochene K schon von s«?lbst [?] in ein rasselndes (gutturales) TL ver- wandeln. £s lässt sich zur sprachlichen Bezeichnung auf zweierlei Art produciren , nämlich ohne oder mit Schallschwingungen der Stimmbänder des Kehlkopfs; also als blosser Rauschlaut, oder als Halbvokal. Als blos- ser Rauschtaut bildet er die Mittelstufe zwischen Ch und dem reinen fliis- sigen R. Abgesehen von dieser KehlkopfTuriktion, welche wir bald näher betrachten wollen, besteht der Mechanismus des hintern oder Gaumen -R ans folgenden Elementen. 1) Der weiche Gaumen wird etwas tiefer und weiter vorgezogen, als beim A, zugleich die Pfeiler des Gaumenbogf'us sehr einander genähert, so dass die obere Partie eines jeden das Zäpfchen, welches nicht mit verkürzt wird, seitlich berührt. . 2) Die Zunge bewegt sich mit ihrer hin- tern Portion so gegen den weichen Gau- men, dass sie denselben bis zur herabhän- genden Spitze des Zäpfchens bedeckt, oder sich über ihn legt, wenn man nicht lieber umgekehrt sagen will, dass sich der weiche Gaumen von unten bis zur Hohe der Zäpf- chenspitze sich über die Zunge legt, oder sich ihr anschmiegt 3) Wenn die Luft an dem so zugesperr- ten Isthmus faucium vorbei in die Mund- Fig- 1^^- hohle dringen will, so kann dies nicht anders geschehen, als indem sie das Zäpfchen vorwärts über den Zungen- racken bintreibt, dadurch unter und zwischen dem Zäpfchen und der Zunge dnrchstreicht und zugleich auch sich zwischen d^'Xk auf diese Art entstehenden kurzen Spalten »wischen den Gaumenpfeilern und dem Zäpfchen Bahn bricht. Dieses wird nnn zu einem Schallerreger: e« verhält sich jetzt durchaus wie eine elastische einschlageinie Zunge» g44 ' Physiologie des Sprachorgans. schlagt gegen die wirkliche Zonge (L), nachdem sie durch den Lofi- strom in die Höhe geschnellt worden , vermöge ihrer Elastieitit and Kges- schwere Enrück, und erzengt anf diese Art das bekannte Rassel- oder Schnarrgerauscb des Gsnmen-R-Lantes. Zu einem verständlichen H-Lante gehören wenigstens drei solche Anf- nnd Niederschnell nngen des Zäpfchens. Soll aber das R starker markirt werden , so mnss dieser Vorgang öfter, doch nicht 20 oft, nicht öfter als 5- 6 inal wiederholt werden. Bei Perso- nen, bei welchen die obem Zahne fehlen, kann man, wenn der Znngni rucken etwas niedergehalten wird , diese Vibrationen deutlich beobachteo. Die Pfeiler des Arcus pharyngo-pä]atinus(^) haben an dieser Vibration keinen Antheil. 5) Damit das Zäpfchen in Schwingung geräth, ist ein durch die offen stehende Glottis geehrter Luftstoss , eine Adspiration , nothig. Sobald dies geschehen ist, und die erste Vibration des Zäpfchens beginnt, acfalieast sidi augenblicklich die Glottis und die Bänder derselben fimgcn sofort zu vibri- ren und einen Ton zu geben an , der so lange anhält, als die Vibrationen des Zäpfchens dauern sollen. Jene Adspiration war bei den Griechen wahr- scheinlich ziemlich vernehmlich , daher bezeichneten sie dieselbe durch den Spiritus asper. Die alten germanischen Sprachen setzen sogar ein H vor das &, wenn es ein 'Wort anlautet, eben so wie die Slavischen vor L, s. d. 6) Der Vordertbeil der Zunge verhalt sich indifferent, er liegt ruhig and schlaff auf dem Boden der Mundhohle. 'Der Kehlkopf wird ein kleines Stück sammt dem Zungenbein in die Hohe gezogen, wodurch auch der zu- nächst vor demselben befindliche Theil des Mundhohlengrundes anfwirls bewegt werden muss. — Die Kinnladen und Lippen sind ziemlich ao weit von einander entfernt, wie beim A* Bleibt nun wahrend dieses so eben, beschriebenen Mechanismoa die Glot- tis offen, so bort man weit^ nichts, als das durch die Vibrationen des Zäpfchens entstandene Geräusch. Wird dieser Mechanismus wahrend der ganzen Exspiration fortgesetzt, und bei den folgenden Exspirationen bei- behalten, so gestaltet sich derselbe zu dem ersten oder iijildesten Grade des sogenannten Schnarchens. Von dem zweiten Grade des Schnarchens, bei welchem auch wahrend der Inspiration ein , und zwar noch lauteres ond durch einen komplicirteren Mechanismus bewirktes Rasselgeräusch Ternom- men wird, haben wir früher S. 57 gesprochen. Aber auch beim Sprechen kann die Zapfchenyibration ohne Mitwirkung der Stimmbänder stattfinden, und zwar geschieht dies aus nahe liegenden Gründen zuweilen bei der Pronnnciation des Ch, dessen Mechanismus, wie wir wissen , dbmdesB palatinum sehr ahnlich ist. Dieses schnarchende oder rasselnde Ch iat, wo es vorkommt, immer als Sprachfehler zu betrachten, weil es widerlich klingt. Gleichwohl ist dieses schnarren deCh, was also nichts ist, alseinstark gehauchtes Craumen-& ohne Stimmbanderschwingungen, von einigen Nationen^namentlieh den Arabern , in ihr Sprachlautsystem aufgenommen : es entspricht nach Hupfeld und Bind'seil dem arabischen ^ (Gain). Vergleichen wir also das C3i mit dem hinteren R, so finden wir keinen andern durchgreifenden Unterschied, ako dass beim & die Zunge dem wei- chen Gautnen naher geruckt wird , so dass das 2«apfchen beim Exspiriren anf den Znngenrncken zu liegen kommt, vibrirt, und dass j^ehaeitig die Stimmritse bis zur Tongebnng verengt wird. Physiologie des R paliktinom. 845 Das Gaumeo-& ist der erste Konsonant in unserer Reihe, welcher zu seiner vollen Pronuncirung den tongebenden Schloss der Stimmritze erfor- dert, welcher also aud zwei Schallphänomenen zusammengesetzt ist, einem im Ansatzrohr erzeugten Geraasche, und dem durch die Schwingungeli der Stimmbänder gebildeten Tone. Wir wollen daher gleich hier ein für aliemul untersuchen , wie die Glottis bei der Lautung der sogenannten Halbvokale sich verhält Während bei den übrigen Konsonanten die Stimmritze in ihrer ganzen Liange offen steht, die ganze sprachliche Schallbildnng sich also auf das darch die isthmische Verengerung in irgend einem bestimmten Theile des Mondkanals erzengte Geräusch beschränkt, ist es bei den sogenannten Halb- vokalen den beiden R, L, 11, V, Hg, W, (J) wesentliche Bedingung, dass der hintere, knorpliche Tbeil der Stimmritze geschlossen wird, und auf diese Art die Stimmbänder so weit aneinander genähert werden, dass beim Durchstreichen der Luft ein Ton in der Glottis erzeugt wird. Dieser Ton ist ein Brusttön oder ein Fistelton, je nachdem gerade in diesem oder .jenem Register gesprochen oder gesungen wird; eben so richtet Sich auch die die Tonstufe bestimmende Beschaffenheit der Glottis nnd der durchstrei- chenden Luftsäule nach der Tonhohe des Vokales, mit welchem der ge- dachte Halbvokal zu einer Silbe zusammengesetzt und pronuncirt wird. So hat in folgendem Beispiele ^ res- tar das erste R die Tonhohe c*,' das andere die Tonstufe g. Die Schwingun- gen der Uvula, welche nur ein Geräusch geben, tragen zu dieser Tonstufe nichts bei, da sie unter allen Umständen in einer und derselben Zeitfolge einander sukcediren. Geht dem & ein kurzer, aber betonter Vokal vorher, z. B. in Herr, Schnarren, so wird die Zahl der Zäpfchenyibrationen vermehrt, etwa um das Doppelte des einfachen oder unbetonten R. Diese Vermehrung wird in der Schrift herkoiiimlicber Maassen durch Verdoppelung des Schriiflzei- chens ausgedrückt. Bei zweisilben Wortern, wie schnarren, ynrd von die- sen Vibrationen ein Tbeil zur zweiten Sylbe übergezogen, so dass also ein solches Wort mit vollem Rechte so abgetheilt wird, dass ein R- Zeichen den Schlass der ersten, das andere den Anfang der andern Silbe bildet. Diese Trennung ist am auffallendsten im Gesänge, wenn die beiden Silben verschiedene Tonhohe erhalten , z. B. fe £ Schnar- ren. Hier tonen die ersten Schallzeittheilchen des Doppel -R tiefer, g, die übri- gen hoher, d^. Indessen findet hier wohl kajim eine scharfe Trennung der Tonstufen Statt, sondern eine Art Portament, so dass die mittlem Zeit-» theilchen sich durch die zwischen dem g und d^ liegenden Tonstufen hin* durch, in obigem Falle also hinauf ziehen. 846 Physiologie des Sprachorgans. Das Gaumen -R wird von mehrern Schriftsteliern gar nicht als leghifl» Spracblaut anerkannt, sondern in die Sprachfehler verwiesen. So von Kempelen, Schmalz, Reich, Angermann n. a. m. Sie nennen diom vorgeblichen Fehler , bei welchem also statt des „einzig wahren und richti- gen*^^ Zangen-& das Ganmen-R pronnncirt wird, Schnarren, RhoiacittiMi, Grasseyement n, s. w. Es sei nar ein dürftiger Ersatzlant, dieses Gaomen-R. £u welchem sich der Hörende als Kind, dem das reine Zungen-R so 8chver geworden war, verirrt habe.*) Es klinge widrig, unangenehm n. s. w. Id weiss nicht, womit das Ganmen-R verschuldet bat, als Fehler verketzert n werden. Wer es von Kindheit an bei seinem Sprechen gebraucht hat, ^t hat es gewiss darin zu eben so grosser Fertigkeit gebracht, als andere Lenk im Zungen-R. Sprachlaute aber, welche fertig pronnncirt werden, kJio- gen niemals widrig, also nimmermehr naturwidrig, weil sie von natorge- massen Organen nach bestimmten Naturgesetzen gebildet werden. Es ist reine Geschmacksacbe , dem Zungen-R den Vorzug vor dem Gaomep-R geben zu wollen. Mir klingt nun gerade das Zungen-R widerwärtig, weid- lich: ich 'könnte also mit demselben Rechte, was sich oben erwähnte tiemn anmaassen, sagen: ,,das Znngen-R ist ein Fehler, denn es klingt unange nehm, es. ist ein trauriger Behelf für das einzig naturgemasse Gaumeo-B'*. Freilich , wer einmal sich an das. Zungen-R gewohnt hat , kann in der fie- gel das Gaunien-R nicht fertig, also nur schlecht, naturwidrig, pronooei- ren, eben so wie dem, dem das Gaumen-R geläufig ist, das Znogen-R schwer fällt. Uebrigens ist bei guter Pronunciation der akustische Unter- schied zwischen beiden RR so gering, dass es des Aufhebens nicht werth ist: endlich sind mir wenigstens bis jetzt mehr Menschen vorgekommen, welche das Gaumen-R, als solche, die das Zungen-R in ihrer Sprachegebrsocb- ten. Allerdings ist ein Sprachlaut ein so alltägliches, dem Menschen angewach- senes Ding, dass die meisten Menschen garnicht wissen, wieesdamitzogehl. Freilich wird das Gaumen-R oft schlecht, naturwidrig gebildet. Dsä Zäpfchen wird angespannt, steif gehalten, so dass es nicht frei und lose dem Windstosse folgen kann, sondern in eine harte, ungleich scbnorreode Bewegung fallt. Oder die Gaumenpfeiler legen ^ch ungleichmässig an den Zungenrücken, so dass neben dem Schnarrlaut noch ein rauschender Haoch zu Gehör kommt. Namentlich ist bei Hypertrophie der Tonsillen der Me- chanismus des Gaumen-R sehr schwierig und unvollkommen. Das sm Fehler, aber ein gut gebildetes Gaumen-R ist kein Fehler, sonst wären die Naturgesetze selbst Fehler. Die alten wie die neuen Griechen setzen, wie schon erwähnt, einen Spi- ritus asper vor ihrP, wenn es ein Wort anfängt. Ebenso schrieben die Angelsachsen, Isländer und Skandinaven Hr statt des einfachen anlauteo- den R. Warum dies? Wahrscheinlich, weil sie sich des Gaumen-B bedien- ten, nicht des Zungen-R^ denn bei letzterem ist eine Adspiration garfli^ii^ nothig. Uebrigens ist jene Adspiration wohl auch oft etwas matenellerer Natur gewesen , und nach Zeit und Umständen in Ch oder gar K nber^ge- gangen. Ob das Sanskrit die beiden R-Formen unterschieden habe, Termag ich wenigstens auf Grund der Bon p' sehen Grammatik nicht zu entschei- den : wir wollen beim R linguale diesen Punkt weiter zu erörtern sucbeo. Die Hebräer und Syrier haben nur einen R-Laut, den sie jedenfalls o^*^ *) Reich der erste Unterriet der Taobstnmmen. Leipzig ISSi. B. 143. PhyBiologie des R palatinimi. 847 aU Keh)-* oder GacimenlaDt, nicht als Zungenlaat anssprachen. In Mittel- dentacbland, z. B. in Berlin nnd Lieipzig, wird mindestens eben so oft und gelaufig das R pal, gebraucht, als das R ling.; auch in der französischen Schweiz ist es gebräuchlich. Wenn die Europaer und überhaupt die sogenannten gebildeten Vol- ker feiner in ihrer Aussprache distinguiren wollten y so hätten sie längst, ebenso wie die Araber, für die beiden R zwei verschiedene Zeichen erfun- den, und id ihren Sprachen, in ihren Wortbildungen diese Unterschiede beobachtet Indessen es ist nun einmal nicht geschehen , und ist auch am Bnde nicht nöthig, dass es geschieht.' Wir werden also auch in Zukunft uns wahrscheinlich mit dem einen R-Zeichen begnügen müssen, während wir stets die beideji R-Laute besitzen werden. Ueber die übrigen Fehler, die beim R überhaupt vorfallen^ sprechen wir unter dem Zungen -R. Das R, wie alle Halbvokale, besitzt eine ziemlicih umfassende kombina- torische Verwandtschaft zu den übrigen Sprachlauten. Am schwierigsten oder gar nicht verbindet sich das R als Anlaut mit andern Konsonanten : immer muss hier wenigstens ein s(^enannter stummer Vokal die Verbin- dung bewirken. Leichter verbindet sich das R mit Konsonanten, wenn es die zweite Stelle einnimmt, nur nicht mit L, N, M, auch nur schwierig mit Ch) W und S. Dagegen fällt bei vorausgehendem Vokale die Verbin- dung mit nachstehendem L, 'S^ M, S sehr leicht. E^ne Silbe wird also nicht leicht, weder mit Rb, Rd, Rg etc. noch mit Vr, Mr, Lr anlauten können, während Chr und Wr etwas leichter als^ Anlaut zu prästiren sind. Als Silbenausgänge ist auch — rch) — rOi — rw nicht wohl zu pronunci- reu. Die vorkommlichen Kombinationen sind also: die Anlaute Br, Dr, Fr^ Or, Kr, Fr, Sr, Schr,^ Tr, Zr; ferner die Auslaute rb, rd, rf, rg, rk,rl,nil, m, rp, rs, rsch, rt, rx, welche Endkonsonanten sogar noch weiter zusammengesetzt werden können , z. B. Amt, Arzt, darbt, erst Q. 8. w. Ueber die Gesetze, nach welchen die Kombination der Konsonaqi ten überhaupt geschieht, werden wir geeigneter nach Beendigung dieses Ab- schnittes sprechen. Das GaumeurR ist der symbolisch-psychische Ausdruck einer, wenn auch nicht allemal widerwärtigen, doch gewaltsamen oder unerwarteten Er- regung physischer oder organischer Kräfte , z. B. der Nerven , weiche sich oscillanäo oder in kleinen , unterbrochenen Stossen aussprechen oder aus- gleichen , nicht mit einem Maie zum Ausbruch kommen will. Die Na- torlaute und Naturäusserungen brr, hurre, knurren, scharren, schnar- ren, knaireny schnurren, wirren^ irren u. a. erzeugen die Idee eines Zurückhaltens, Hemmens einer Bewegung, die unter andern Umständen sich frei äussern würde. So lässt sich recht gut der Vorgang, der bei der EIrzeugung des R stattfindet, mit dem vergleichen, der bei dem Schnarr- oder Strofabass in der Stimmritze vorgeht, wo, wie wir früher gezeigt ha- ben , die Luft »ich eben so in kleinen Partikeln oder Sektionen durch die Stimmbänder drängt, wie beim R durch die zwischen den^ weichen Gaumen und der Zunge bewirkte Schaliritze. Was hier im menschliöhen Respira- tionsorgane vorgeht, geschieht in ganz ähnlicher Weise beim Schnurren, Knurren, Schnarreh am Respirationsorgane der Katzen, Hunde, mancher Vogel u. 8. w.; ebenso beim Knarren einer in schlecht geschmierter Angel gehenden Thüre; was ferner hier und lA unzähligen andern natürlichen 848 Phymologie des Sprachorgai». Yorgaogen im Materiellen stattfindet, das ereignet sich in ähnlicher Woae im Oeistigen, beim Irrefh Verwirreny bei Narren, die einen Sparren m Tkl haben n. s. w. Nff, n, N-palatinnrns. gnttnrale. Wieder ein Spraehlaut, fSr den die meisten Sprachen kein besonderes Zeichen haben , obgleich er von Natnr wegen eins haben sollte. Für unsera Zweck schlage ich das Zeichen d vor. Nor das Sansknt besitzt unter deo mir bis jetat bekannt gewordenen Sprachen ein bestimmtes Zeichen dafär, ^ Die übrigen Sprachen haben for alle N- Arten nur Ein Zeichen. Dareh dies Speichen soll im Allgemeinen ein Sprachlaat bezeichnet werden , gebil- det dadurch, dass durch die irgendwie nach oben oder hinten bewegte Zunge, wobei nach Umständen der weiche Ganmen derselben entge^n- kommt, der Mundkanal abgeschlossen wird, und die ganze Luft durch die Nasenkanäle zu streichen genothigt ist; Diese Absperrung oder Yieloiehr Zaschiebung des Mundkanals mittels der Zunge war bei den alten Indiero eine vierfache , für jeden solchen Mechanismus erhielteii sie einen be- sondern V-Lant, und setzten dafür ein besonderes Zeichen. Die apaleren Volker, allenfedls die slavischen ausgenommen, haben sich, ebenso wie beim R- Laute, auf zwei Spedes oder Bildungsweisen beschränkt, die wir darch Iff palatinum s. gutturale und ]ff linguale bezeichnen wollen. Das erstere ent- spricht dem sanskritanischen Nga oder ]ff gutturale, ^, das letztere dem Ma (dentale) ^. Zwischen diesen beiden hat das Sanskrit noch ein W p^ latale ^, und ein V linguale ^(Jf; und nach Kudelka (S. 18 n. 36) die polnische Sprache ihr li, das niit unserem mouillirten n (s. später) znsam- roenfallt, von Kudelka auf den 3. seiner „Schauplätze ^S zwischen n und ng verwiesen wird; endlich vermag Kudelka noch ein N zwischen dtf ttitte des Gaumens und der Rachenenge , da wo sich die Zunge zusammen- ballt (4. Schauplatz), zu bilden, lässt aber den Leser darüber ganzlich im Unklaren. . Wir sprechen hier zunächst von dem ersten, dem im hintersten Theile des Ansatzrohr gebildeten V 9 woUen aber dabei das sanskritanische "Sf wenigstens kurz lierühren, da es mehr unserem ]ff palat. verwandt ist, als dem linguale oder dentale. Das Iff gutturale wird folgenderwegen gebildet. 1) Der gesammte weiche Gaumen senkt sich oder fallt gleichsam herab und etwas vorwärts: seine Muskeln befinden sich offenbar im Zustande grosster Erschlaffung oder Ruhe. Also keine Verkürzung des Zäpfdieas, keine Verengung des Isthmus findet statt. Die Pfeiler des letztern sind also weit stärker geneigt, und stehen weiter auseinander, als bei den bisherigen Sprachlauten. Nur durch einige Verkürzung des M. glossopalatinus wird der Gaumenvorhang gegen die Zunge gezogen ui&d dann durch den Druck der Luftsäule an dieselbe festgehalten. 2) Die Zunge hebt sich nämlich mit ihrem Hlntertheile etwas, und zwar so vi^, dass von ihr die ganze Wand des weichen Gaumens bis etwa zur Mitte des Zäpfchens bedeckt und der Durchtritt der Luft durch den Isthmus Physiologie des H palatiiiimi. 849 oris vollständig abgesperrt wird. Die Anhaftung der Zunge am weichen Oaumen ist jedoch nicht vollständig, nur der Limbus des Isthmus und die Uvula haften fest an. Der übrige Theil der Zange verhält sich ruhig und indififerent, und behalt dieselbe Lage und Form, wie bei der Bildung des IL 3) Dabei wird weder das Zungenbein, noch der Kehlkopf aus seiner anfang- lichen tiefen Lage (wie bei A) bewegt. Die Glottis ist nicht sehr erweitert, die Stimmfortsatze fest geschlossen, die Stimmbänder vibriren und tonen mit einem gewissen Nachdruck. 4) Der Mund kann' weit oder wenig geöffnet sein, ohne dass dtt Wesen des Sprachlantes beeinträchtigt wird. Doch ist eine weitere Mondoffnung zar ' Deutlichkeit besser , als eine engere. Die beiderseitigen Zahnreihen stehen massig, wie Valentin sagt, von einander ab. 5) Die durch die Glottis hervorstromende, tonende Luft nimmt durchaus ihren Weg durch den lathmus faucinm hindurch, und gelangt sodann hinter dem Gaumensegel durch die Choanae nariom in die Nasenkanäle, auf wel- chem Wege der Kehlkopfton sein artikulatoriscbes Timbre erhält, das sich nicht weiter beschreiben lässt. Zum Theil hängt dieses Timbre davon ab, dass die an die Zunge nicht fest anhaftenden (obern und äussern) Theile des hintern Gaumenbogens und durch diesen auch die Mundhohlenluft durch die tonende Luftsäule zum Mitschwingen nnd Mittonen veranlasst werden. Von diesem K gutturale unterschieden ist das PalAtal e, das df des Sans* krit. Zur Bildung dieses Lautes, wird 1) die Zunge stärker gehoben und mehr gewölbt, so dass der weiche Gaumen hoher hinauf von der Zungen- fläche überdeckt wird, und vom hintern Gaumenbogen und dem Zäpfchen nichts mehr zu sehen ist Die Zunge haftet hier ziemlich- gleichmäsflig an der ganzen Gaumendecke, jedoch weniger fest, als beim vorigen Mechanismus. 2) Die Glottis ist weniger fest geschlossen , es , entweicht ^daher eine grös- sere Masse Luft auf einmal , aber weniger gespannt , durch den Kehlkopf: die Mitschwingungen des Yelum fallen we:g; dafür wird der gesammte Ex- • spirationsapparat stärker intendirt, und die Luftsäule mit stärkerem Impulse oder Hauche ausgetrieben, weshalb auch die Nasenlöcher sich bei diesem N mehr erweitern, als beim vorigen. Die Mundöffnung ist dagegen gewöhnlich kleiner , als beim ]ff gutturale. Das Timbre des entstehenden Lautes erin- nert an das Brummen und Schnauben: er klingt voller, ist aber weniger ' deutlich markirt, als der des gutturalen N. Ob Kudelka's n^ mit diesem palatalen N übereinstimmt, weiss ich nicht. Vergleichen wir diese beiden IT- Mechanismen mit den des Ch^ so fin- den wir sehr bald eine auffallende Aehnlichkeit zwischen N gutturale mit dem L oder gutturalen Ch, und eben so zwischen N palat. und dem 2. oder mittleren Ch. Beiderlei Sprachlaute werden genau bei derselben ge- genseitigen Stellung der Orgaue gebildet, nur ist beim Ch der Scbluss des Mundkauais unvollkommen, bei V vollkommen, beim Ch steht der weiche Gaumen höber , bei N tiefer. In den- lebenden Sprachen wird zwischen den beiden oben erwähnten Varietäten des ]ff kein rationeller Unterschied gemacht. Was Kempelen (a. a. O. §. 174) als erste und dritte Abweichung vom gewöhnlichen ]ff an- fuhrt, scheint zwar unsem beiden Gaumen-NN zu entsprechen, uud zwar so, dass jene 3. Abweichung oder Varietät mit unserem Iff gutturale, die 54 gM Physiologie des Sprachorgans. 1. dagegen mit unserem N palatinam übereinkommt, allein die von Kea- pelen selbst gegebenen Distinktionen sind za unklar, als dass wir ge nauer darauf eingehen könnten. Seine Beispiele entlehnte Kempelen ba lediglich aus der französischen Sprache: indessen finde ich nicht, daa neuere französische Orthoepisten auf Kempelen's Ideen eingegaDgen waren. Das Wahre an der Sache ist, dass die europäischen Völker in ihren* Sprachen nicht f&r nöthig- befunden haben, die bereits von den Völkern dts Sanskrit gemachte und physiologisch allerdings sehr wohl begründete Dif- ferenz jener beiden NN zu sprachlichem Zwecke hervortreten zu Ibskc. Auch finde ich nicht, dass je nach der Verschiedenheit des yorhergefaeDden Vokales das nachfolgende N in dieser oder jener Form auftreten mäjse. Es hängt ganz vom Belieben des Sprechers ab , ob er in den Worten An- gel, Engel, enlever, ainsi das N gutturale oder palatale hören lassen irül. Doch kommt es mir vor, als ob nach e and IL das Sprachorgan rnehrnr Bildung des N gutturale, nach a, i, O, H mehr zur Bildung des N palataie geneigt sei. Noch mehr Einfluss auf Erzeugung der einen oder andern Va- rietät hat der nachfolgende Spraehlaut Ist es einer, bei dessen Mecfainis- mus die Zunge gegen den Gaumen gehoben werden musa, so erscheint die zweite, ist es einer, wo die Zunge liegen bleibt, so bildet sich die ersie Varietät. Z. B. in En-gel, Schlan--ge, iinj-uis, em-baiier u. dgl. erscbeJBt das n gutturale, in enlever, Bank ^ intime, enrager (mit r linguale) o. dgl. das n palatale. Wir wollen jetzt von dieser feinen, in den lebenden Sprachen nicht mehr berücksichtigten Distinktion des N gutturale und palatale absehen, und beide Varietäten wieder als Einen Sprachlaut, unter dem Namen V psl^ti- nnm, betrachten. Das erste Auffallende, was die * gebildeten lebenden Sprachen in Beiog auf diesen Sprachlaut darbieten, ist, dass er niemals ein- Wort anlautei. Auch in den von mir deshalb eingesehenen, sanskritanischen Wurzekerzeicb- nissen habe ich kein mit ^ anfangendes Wort finden können. Gleichwohl ist es recht gut möglich , ein solches Wort zu bilden. Das einzige mir be kannte Beispiel, wo wenigstens ein Analogon an einen Gaumen-H- Anlaut ^vermuthet werden kann, ist das Lateinische Gnatus (statt na/t«), wo jedoch wahrscheinlich das N palat. nicht ohne einen kurzen O-dnr- Anlaut pronao- cirt zu werden pflegte. 2) Jeder einfache Vokal kann dem N palat vorangehen, schwieriger fallt dagegen die Verbindung der. Diphthonge mit diesem N, so wie es auch dem Sprachorgan zuwider ist, den vorstehenden Vokal anders, &1^ kurz zu intoniren. Doch giebt es einen Personennamen Heink. 3) Es ist keine physiologische Noth wendigkeit vorhanden, nach gewiaseo Vokalen oder vor gewissen , die nächste Silbe anlautenden Konsonanten das Gaumen -N hören zu. lassen. So sprechen yiir, angenehm mit deo) Zangen- N, können es aber recht gut auch mit dem Ganmen-N pronnnciren. Wenn dagegen ein ch, g dur oder k die Silbe, in der das N vorkommt, schlieasti so sind die Sprachorgane allemal eher zur Bildung des N palat., als m der des N linguale geneigt. Z. B. Dank, Sankt, lang u. s. w. Gewöhnlich wird auch, wenn das g dur oder k die nächste Silbe anfängt, dem V pal^t. der Physiologie des W pailatininn. ^51 Vorzog gegeben , x.B.^Vn-gam, den-ken: dass io angenehm, anklopfen n. s. w. das H lingual klingt, hat nor einen etymologischen Orund. Also verbindet dich das 'S gutturale am liebsten mit den Konsonanten, deren Mechanismus dem Seinigexf am ähnlichsten ist, am liebsten mit dem O dur. Ueber diese Verbindung ist noch Folgendes 2u bemerken. Die Kombination Gn oder ng ist nicht etwa eine Sukcession der vollständigen Mechanismen beider Sprachlaute , sondern nur eine partielle. Bei Gn wird die Zunge an den Gaumen gedrückt, so viel wie fui' das Q dur erforderlich ist, d. h. ein Stuck weiter nach der Mitte des Gainnengewölbes zu, als beim If palat Im nächsten Momente löst sich die Zunge so viel vom Gaumen ab, als notbig ist, ^darait vom Q-Mechanismus der N- Mechanismus übrig bleibe, und gleichzeitig tritt das Tonen der Stimmbänder ein. Bei Jig ist die Sache . uo^gekehrt : hier wird znm N- Mechanismus so viel hinzugefugt, damit der O-Meehanismus vervollständigt werde, während gleichzeitig die Stimmbändervibratiouen verstummen. Pa nun die Indifferenziage der Zunge vollständige Hebung derselben gegen das Gaumengewölbe ist, so moss, wenn das ]f palat. ein Wo;rt schliesst, die Zange ans dem N-Mechanismoa vorübergehend und annähernd erst den O- Mechanismus passiren, bevor sie znr Ruhe kommt. Dies hat mit zu dem (sub. 4) gerügten, unlängst noch von Angermann (S. 22) begangenen^ Irrthum Anlass gegeben, als bestehe das Jtg ans zwei Laoten^, 'S und O. — Ott kann man auch so aussprechen, dass beide Mechanismen vollständig zur Entwickelung kommen : dann aber ODUSS entweder ein. kurzes e eingeschoben, oder das O in K umgewandelt werden. 4) Die gewöhnliche Schreibart Ng; für das Gaumen-V ist also falsch, und ist nur durch einen Irrthum entstanden , den man allerdings bei der Schreib- weise von Worten, wie Engel ^ ScfUange, Angel, anguis u. s. w. begangen hat. Es ist hier eine Eigenschaft des Gaumen-V zu erwähnen, die diesem Konsonanten nebst chausschliesslich zukommt Wenn nämlich auf das N pal. ein Vokal folgt, was, wie wir erwähnt haben, nicht anders zu geschehen pflegt, als nachdem ihm erst ein Vokal vorhergegangen ist, also in einem zwei- silbigen Worte, dergleichen die eben angeführten sind, so gehört dieser- SpracUaut sowohl der ersten , als auch der zweiten Silbe an : er schliesst die erste und beginnt die zweite Silbe, kommt also in diesem Falle nur aiQ Doppelkönsonant vor. Um nun diese Verdoppelung auszudrücken, nnd zwar so , dass keine Verwechselung mit dem doppelten Zungen-IT ent- stehen möchte, half man sich damit ^ dass man für solche Fälle das Gan- men«-N nxit Vg; bezeichnete, und theilte dann solche Worte so ab: En^gely Schlan-ge u. s. w. Dieses Verfahren trug mit zur Entstehung des Irrthums bei, -als seien wirklich beide geschriebene Laute in der Wirklichkeit vor- banden, so wie zu dem noch grössern Fehler, auch den einfachen Gau- men-N-Laut schriftlich durch Sg zu bezeichnen , obgleich man von dem Irrigen dieser Gewohnheit sich sehr leicht durch Worte, wie Danky ink a. s. w. überführen konnte. Hierbei wirkten allerdings auch die in No. 3 angegebenen Ursachen, so wie verkehrte Ansichten über das Wesen des O-Lants mit, wie wir im folgenden Abschnitt sehen werden. 5) Auch die von Anderen vorgeschlagene Schreibart n ist nicht richtig: das spanische S con lüde ist das sogenannte mouilllrte S linguale, NJ, was dem französischen 11 analog ist 54» 852 Physiologie des SprachorgaoB. Als Natnrlaut giebt das Iff palat. einen Ansdruck for das Klingende, Re- sonireode, wie ans den nachahmenden Ansdröcken: Tengtereng (Zeichen für den Trompetenschali) , Pank (far den Glockenton), Klang, sang (eng- lischer and französischer Ansdrock für Laut) a. a. m. hervorgeht. Das V palatinam ist derjenige Sprachlaut, bei welchem vorzugsweise die reaoai- renden Partien des Ansatzrohrs benutzt werden, welcher nberhanpt am meisten klingt, wahrend die reinen Vokale mehr schallen, tönen. In drr Gefublssprache wird das V palat mehr den innerlichen Wiederklang des auf das Gemüth Einwirkenden , die Vokale mehr den freien Ergoss dessel- ben ausdrücken. In der Sprache leicht beweglicher Gefühlsmenacheo wird daher dieser Laut öfter vorkommen, als in der der Verstandeaaienachea, weshalb er in keiner Sprache so oft angewandt wird, als in der franzö- sischen. ' Fehlerhaft und widerwärtig klingt das Gaumen-N, wenn der stabfle Tfaeil des Ansatzrohrs nicht allenthalben leer und wegsam ist, wenn also die Re- sonanz unvollkommen, durch Stopfung verringert ist. Ist der ^aaenkanal beiderseits völlig verschlossen , so wird K statt "Sg gebildet. Ebenso gehl hl gleichem Falle n in t> und m in p über. {j dur (um.) K. 'Auch über diesen Konsonanten, denn das K ist seinem Mechaaiaaiiis nach wesentlich nicht vom Q dur verschieden, ist viel Irriges nod Konfiiaea von den Schriftgelehrten, besonders von Bindseil, xn Tage gefordert worden; Dinge (oder Naturlaute), die zusammengehören, sind getrennt, verschiedenartige dagegen vereinigt worden und dergleichen mehr. Das harte O ist die erste Ldtera explosiva in anserer Reibe.- Die Explo* ' sivlaute unterscheiden sich von den Literae continuae auf eine eebr be- stimmte Art dadurch, dass es eigentlich gar keine Laute sind, sondere eben vollständige Unterbrechungen oder Negationen des Sprachlantes, indem ihr Mechanismus in einer vollständigen Verschliessung sowohl beider Schenkel des Ansatzrohrs an bestimmten Stellen , als auch nach Umständen der Glot- tis besteht, bei deren mehr oder weniger beschleun^ten und geschärften Aufbebung die Luft mit einem Geräusche in den plötzlich gebildeten leeren Raum stürzt. Auf jeder der drei Artikulationsstellen erhalten wir einen in zwei Härtegraden zu bildenden Explosivlaut, also einen hintern OK, einen mittlem DT, und einen vordem BP. Alle drei werden von der Indifferenz- lage der Artikulationsorgane aas gebildet, oder vielmehr: der an ihrer Bil- dung erforderliche Mechanisitius ist seiner Oertlichkeit nach nicht weit von der Indifferenzlage entfernt. Jeder Explosivlaut kann einfach (weich), oder adspirirt, mit nachfolgendem Luftstoss (hart) erzeugt werden. Auf dem ä. Moment der Artikulation wird beim 1. Härtegrad der Kehlkopf, aber nicht noth wendig die Nasenhöhle geschlossen. Die Hebräer unterscheiden die harten Explosivzeichen von den weichen durch einen eingesetzten Ponkt (Dagesch lene). Der Mechanismus des harten G ist folgender. 1) Das Gaumensegel hat so ziemlich dieselbe Lage, wie bei Pronnneia- tion der Vokale. Es geschiebt keine besondere Bewegung an demselben, auch der Ausgang der Luft durch die Naaenkanäle wird durch das Gaomen- ßegel nicht vollständig abgesperrt. Mechanifimna der ConsoDantea ezplosiTae, jEunachst des Q dnr und BL 853 2) Dagegen wird die Stimmritze des Eeblkopft, wie bald noch genauer bewiesen werden soll , Tollstandig geschlossen. Dieses bisher noch nicht dagewesene, auch noch yon keinem Physiologen yermnthete, geschweige denn aosdrnckiich dargelegte artiknlatorische Motiv ist ein wesentliches Element der nicht adspirirten Literae explosivae , und auch sonst Ton gros- ser Bedeutung. Beim G dur dauert dieser Glottisschluss , wofern dasselbe den Scbluss eines Wortes bildet, noch wahrend des 4. Momentes fort, beim K wird statt der Olottis der Nasenkanal abgesperrt. Der Beweis dalfir wird -weiter unten geliefert werden. 8) Die Zunge hebt sich sammt ihrer ganzen Basis und dem Kehlkopfe einige Linien hoch , sie verkürzt sich der Lange nach, ohne sich dabei nach hinten zurück zu ziehen , wird dafür breiter und erhabener, und gelangt auf diese Weise bis an den Theil oder die Zone des Gaumengewolb^s, welche Tom Horizontaltheile des- Os palatinum gebildet wird. Hier druckt sich die aufgestiegene Zunge fest an, und füllt dabei alle etwa noch vorhandenen Zwischenräume oder Ritzen zwischen sieh und dem Zungen-Gaumenbogen ans. Der Schlundganmenbogen dagegen bleibt ein Stück hinter der Zunge zurück. 4) Ist der Abschluss des Mundkanals und des Nasenkanals vollständig, und die Zungenmuskeln auf den zur Bijdung des G oder K erforderlichen Grad des Drucl^es gegen den Gaumen gebracht, was das Werk eines sehr kleinen Zeitraums ist, so wird, wenn G dur producirt werden soll, dieser ganze Mechanismus nach bewirktem Druck wieder aufgehoben, die Zunge und der weiche Gaumen in die Lage und Form gebracht, welche sie nach der Produk- tion des gedachten Sprachzeichens haben sollen, also gesenkt, wenn ein A, O oderü, und nur wenig verrückt, wennE oder I folgen soll. Gleichzeitig öffnet sich die Glottis, wenn ein Vokal folgen soll, auf die gewohnliche Weise, und die Luftausstromung folgt ohne Aufenthalt und ohne besondere Verstärkung des exspirativen Druckes. Wenn aber das G den Schluss eines Wortes bil- det, so dauert, wie schon erwähnt, der Glottisschluss während des Los- lassens der Zunge vom Gaumen noch fort, und erst nachdem die Theile zur Ruhe gekommen sind, öffnet sich die Glottis ad libitum, und macht end- lich die zurückgehaltene Luft frei. — Während des Lodlassens der Zunge fallt natürlich auch das Zungenbein und der Kehlkopf wieder herab. Den ganzen Vorgang der G dur-Bildung können wir demnach in vier Stadien oder Momente theilen. Im ersten wird der Kehlkopf und der Mund- kanal geschlossen: die Organe also., welche hierzu bestimmt sind, bewegen sich bis zu diesem Schluss. Im zweiten ist der Schluss fertig und dauert so lang^, bis im dritten Momente die Organe wieder zurückgehen; was bisher geschlossen war, öffnet sich wieder, und zwar der Mundkanal unter allen Umständen, der Kehlkopf aber nur, wenn ein anderer Sprachlaut unmittel- bar angelautet wird. Schliesst dagegen das G das Wort, so öffnet sich der Kehlkopf erst, nachdem das dritte Moment vorüber ist; die Kehlkopfoff- nung stellt 'dann das vierte Moment dar. Sofort nach geöffneter Stimmritze strömt die bis dahin (während des zweiten Moments) zurückgehaltene Luft wieder hervor, um nach Umständen ohne Aufenthalt den auf das G folgen- den Vokal zu iutoniren. Der Mechanismus des K weicht in Folgendem von dem eben Erwähn- ten ab: ' a. Der Kehlkopfsehluss auf dem ersten Moment unterbleibt, die Glottis 854 Physiologie des Spraehorgaiis. steht so weit offen, wie zur Bildung des B; dafar wird der Nasenkaiial Ab- gesperrt, während sich die Hebe- nnd Druckmaskeln der Znnge ebenso, wie beim G dur, nnr mit grösserer £oergie, zDsammenziefaen, um den Maad- Icanal an der gedachten Steile abzusperren. Die ganze exspirative Laftaäole wird durch kräftige Kontraktion der hierzu bestimmten Muskeln unter einea grössern , nach aufwärts gerichteten Druck gestellt. b. Im dritten Moment wird bei zunehmender Kontraktion der Exspira- tionsmuskeln die Absperrung des Mnndkanals plötzlich aufgehoben, nod d^ bei der ausströmenden Luftsaule ein kurzer, kraftiger Stoss ertheilt. Da- durch entsteht die sogenannte Adspiration, oder die gehauchte, ^riestos- sene Exspiration, welche, wenn das K die Silbe bei Torauagehendem Vokal abschliesst, eine tonlose ist. Wenn dagegen dem K in der ^be eia Vokal folgt, so ist der Mechanismus im dritten Moment folgender. Der Zwerchfelirahmen wird seitlich einwärts gezogen und die Vorderwaod (Mit- telzone) des^pi- und Mesogastriums gespannt und gewölbt, dadurch die Organe der Artikulation rasch von einander entfernt, und gleichzeitig die Mund* höhlenluft ausgestossen ; sofort folgt aber im vierten Moment die Adspi- ration oder der Mechanismus des H, wobei der Unterleib sich aenkt, die Bauchmuskeln sich kontrahiren, der Zwerchfellrahmen sich diUtirt, und die epigastrische Furche, so wie die zwischen E^i- und Mesogastrium sieb bil- dende vertiefte Linie merklicher hervortritt und das Zwerchfell aufwärts steigt. Die Luftsaule erhalt dadurch einen neuen Stoss, der oft die Oberlippe in Vibrationen versetzt. Folgen beide Momente, wie gewöhnlich, einander sehr schnell, so erscheint oft auf dem dritten das bekannte Aufhüpfen des Epigastriums. Nach diesem Akt scbliesst sich die Glottis, um behufis dea geforderten Vokals in tönende Schwingungen zu gerathen. Das K ist also, wie schon J. Müller richtig erwähnt hat, nichts, ala ein adspirirtes, d. h. bei offener Glottis erzeugtes Gdur, und könnte, wenn wir das G-Zeichen dafür beibehalten wollen, Oh geschrieben werden. Uebri» gens vermag ausser diesen beiden Formen des Palatalexplosivlautea das Stimmorgan auf der hierzu erforderlichen Lage und Disposition keine ferneren speciell charakterisirten Spraehlaute zu erzeugen. Alle die Varietäten dea O und K, welche Bindseil u. a. aufführen, beruhen entweder auf falschen Anschauungen und naturwidriger Ueberschätzung historischer Denkmale, oder es sind unwesentliche Modifikationen der einen oder andern von uns beschriebenen Species. Ich kann durchaus nicht mit Bind seil und Andern übereinstimmen, welche die Adspiration als etwas betrachten, was sowohl zum Mechanismus dea 0> als auch zu dem des K treten könne , welche also als charakteriatiacher Unterschied des O vom J|L lediglich den verschiedenen Grad des Druckes der Zunge gegen den Gaumen gelten lassen. Allerdings ist nach Bopp die Sanskrit-Sprache auf diese Art verfahren: sie hat ihr ga und gha, und da- bei auch ka und klia. Allein auf diese Art gelangt man zu gar .keinem be- friedigenden Unterschied zwischen diesen Sprachlauten. Die Abaiufungen von gelind zu stark sind so zahlreich, so in die Willkühr des Individuums gegeben, dass man nicht weiss, wo das Gelinde aufhören und daa Starke öeginnensoll. Wird z.B. in Go« das ©mit einem gelinden oder starken Zan- ümstS^^^*' pronuncirt? Ich denke, man kann dieses O nach Beüeben und niff od ° -^1® nachdem man leise oder stark spricht, je nachdem man we- 15 aer viel Nerventhatigkeit auf den Ak4 des Sprechena verwendet, Meebaniamus der fxploMTae, zonachet des O dur und K« 85f schwach oder stark produciren, ohne dass es deshalb in dem einen oder dem andern Falle aufhörte, G zu sein, sobald man nur den Kehl- Icopf beim vierten Moment nicht mit einem aktiven Exspirationsstosse, flondern auf die gewöhnliche, lar jeden reinen, ein Wort anlautenden Vo* Ical erforderliebe Weise öffnet. Und umgekehrt giebt es genug Individuen, öle, wenn sie z. Q. Kampf oder König aussprechen wollen, mit ihrer Zunge brücken und pressen mögen wie sie wollen : es klingt doch allemal Gampf, Cönig, weil sie den zum K notbigen adspirativen Exspirationsdrnck zu ge- b^n unterlassen. Aus dem Umstände, dass beim Pronunciren der Literae explosivae nicht der mindeste Luftzug durch die Nasengänge stattfindet, so wie aus direkten Tersueben schlössen S.cbulth es 6 (S. 18), Bindseil (8. >337), Kudelka (8. 17 bis 22 : seine Versuche vermögen mir nicht das zu beweisen, was sie H. beweisen gesollt haben), dass. bei diesen Sprachlauten die Choanae na- riam durch Aufheben des weichen Gaumens verschlossen würden. Auch ich war früher dieser Ansicht. Folgende Beobachtungen haben mich aber auf die andere, oben ausgesprochene Ansicht gebracht . Bei der Bildung des einfachen G ohne nachfolgenden Vokal geht die Zunge*, nachdem sie das Ihrige geleistet, zurück, wobei auch der weiche Gaumen, wie maü mit Augen sehen kann, in einer mittlem Lage hängen bleibt, ohne dass gleichzei- tig die zurückgehaltene Luft schon zum Ausströmen käme. Vielmehr geschieht dies erst im nächsten , also im vierten Moment der G-Bildung , nachdem die Zunge bereits ihre frühere Lage wieder eingenommen hat. Das Gaumensegel kommt bei Q dur dem Zungenhintertheil entgegen, entfernt sich also etwas von der Hinterwand des Fangrohrs, während es, sobald man einen Vokal (A) folgen lässt, sofort sich hinterwärts bewegt. Bei mehrfacher Wiederholung der Silbe Ga lässt sich diese^r Unterschied deutlich beobachten. Demnach ist der Nasenkanal hier nicht ab- gesperrt. Gleichwohl entweicht kein Atom Luft durch die Nasenhöhle, es muss also die Absperrung an einem andern Orte stattfinden: es bleibt aber kein anderer übrig, als der Kehlkopf. Man kann femer, wenn man das zweite Moment eine Zeitlang forthält, die Luft durch die Nase entweichen lassen; dabei spürt man im Artikulationsmechanismns keine Aenderung, wohl aber in der Kehlkopfgegend: die Oberfläche des kleinen Kehldreiecks zieht sich ein wenig ein, der Kehlkopf rückt auch etwas herab,, und die obere Ualsgrnbe vertieft sich gleidifalls etwas: alles Zeichen dafür, dass der Kehlkopf anfangs geschlossen war, sodann geöffnet yrnrde. Während des zweiten Moments des G-Mechanismus, steht der Kehlkopf hoch, wie die Zunge; das kleine Kehldreieck ist gewölbt, auch die obere Halsgrube ist weni- ger vertieft. Bei der Silbe Ga bleibt das kleine Kehldreieck ziemlich unverändert; 88 erhält beim Einsatz des a einen kleinen Ruck nach vorn und unten, ohne dass sich auf dessen Fläche viel änderte (fürs Gesicht noch weniger, als fürs Gefühl); bei BLa dagegen zieht sich im dritten Moment die Fläche des kleinen Kehidreieck« deutlich ein, um im yierten Moment, wo die Tonbildung einsetzt, wieder sich zn wölben und dabei etwas vorzutreten. Pronuncire ich De oder Be flüsternd, mit stummem e, so folgt nach letzterem ein kleiner Klapp in der Gegend des Kehlkopfs mit Entweichung des Ezspirations^ Stroms ; offenbar öffnet sich dabei die bisher geschlossene Glottis, während auf dem stummen e bloss die Mundhöhlenluft entwich, was auch daraus hervorgeht,, dass während dieses Moments der Kehlkopf ein grosses Stück gehoben wird und die Mundhöhle sich verengt (die Backen und die obere Halsgrube eingezogen werden). Unterlässt man jenen Klapp zn geben, und wiederholt man das stamme De oder Be mehimals, so kann man leicht erkennen, dass man dabei gar nicht exspi- rirt, sondern nur jedesmal einen Theil der Mundhöhlenluft ansstösst, der im näch- sten Moment durch eine kurze Adspiration (Saugung), wobei der Kehlkopf wieder fallt nnd die Backen u. s. w. sich etwas wölben, wieder ersetzt wird, wie sich anch durch eine vorgehaltene Flaumfeder deutlich nachweisen lässt. Pronuncire Jch dagegen Ke, Te oder Pe flüsternd und mehrmals wiederholt , so geht dadurch allmalig I 8S6 Physiologie des Sprachorgaas. der Athem aoi and der Kehlkopf steigt nach jeder Wiederholung ein Stack n die Hohe. Ans diesen Beobachtungen, die jeder ohne Schwierigkeit wiedethokfi kann, geht unzweifelhaft hervor, dass bei der O-Bildung nicht die Choanae, sondern die Stimmritze selbst geschlossen wird, bei der K-Bildang da- gegen erstere geschlossen werden , wahrend letztere offen bleibt. Was aber fiir G K gilt, das wird wohl anch für D T und B P gelten. Einen Unterschied im Mechanismas des O- und K' macht der Umstaad, ob ihm A, 0> ü, oder E, I nachfolgt. Im erstem Falle ist nnr der hintere Theil der Znnge gehoben, der mittlere nnd vordere gesenkt, weil er beider Bildung jener Vokale aoch tief zu liegen kommt Im 2. Falle dagegen wirkt der nachfolgende Vokal vorausbestinimend auf die Lage des mittlem nnd vordem Theils der Zunge; diese Theile heben sich daher schon beim G und K soweit, wie es für diese Vokale erfordert wird. Kudelka, der den Grand far hart nnd schwach (weich) bei den Stonlantea auch nor in verschiedenen Graden, nicht Mechanismen der Lafkgebimg 'sacht, veisi mit dem „Nachhall**, der nnter Umständen dem Oefihungsprozesa der Mondbohk [dem 3. Momente] nachfolgt , nicht anders fertii; zn werden , als dass er ihn als eise „Unreinheit" dieser Sprachlaate verketzert, deren sie sich womöglich entledign mnssten. Die mit diesem Nachhalle behafteten Stosslante nennt er aneh M$m4kdk- lensfosslaute j weil jener zum Mnnde heraus entweicht; die von dem Nachhalle fraen oder „gereinigten" Stosslaute [wenn nämlich ihnen ihr verwandter Naaenlaot nach- folgt] nennt er NaseMtosglauie , weil bei ihnen die Luft [im 3. Momente] dareh die Nase ohne Nachhall (der offenbar unserer Adspiration entspricht) entweicht. Soa- derbarer Weise bezeichnet er erstere mit dem Zeichen des weichen, letztere mit .dem des harten Lautes. — Ausserdem unterscheidet ffndelka nach seines verschiedenen „Schauplätzen" 3 Varietäten des D T, die auf den 2., 3 und 4. Schauplatz zu stehen kommen, während BP mit dem 1., GK mit dem 5. Schau- platz sich begnügen mnss. Das Speciellere mAg> wem es beliebt, selbst nachlesea S. 17—22, 32—37, 41 n. s. w. Anch Angermann kennt die Adspiration als hartmachendes Element nichts S. 28. Das K lasst sich , ebenso wie T und P , in eine Litera continua verwan- deln, wenn der Vorgang der Adspiration, oder des plötzlichen, mit einem raschen Luftstoss begleiteten Oeffnen des Mundkanals zu einem allmaügeo gemacht wird. Dabei reisst.also die dem Gaumen angedruckte Zonge nicht mit einem Male vom Gaumen ab, sondern es stellt sich sofort nach bewirk- tem Schlüsse des Nasen- und des Mundkanals die Oeffnung des letztem nur unvollkommen wieder her; zwischen dem Gaumen und der Zonge bil- det sich eine ziemlich enge Schallritze, durch welche die Luft nur nüt einher Mühe und mit einem Geräusche entweicht. So entsteht das Crh, nnd zwar diejenige Modifikation desselben, welche wir oben als No. 3. beschrieben haben, S. 838. Die Dauer des Ch oder BJi (was also durchaus nicht mit dem sanskritanischen BJi, ^, zu verwechseln ist), ist daher etwas langer, als die des reinen K. — lieber das sogenannte mouillirte K wollen wir weiter unten , bei der Physiologie der mouillirten Sprachiaute, sprechen. Ueber die schriftlichen Zeichen , welche von den Völkern bisher für die erwähnten Sprachlaute eingeführt worden sind, haben wir abermals nicht viel £rbauliches zu berichten. Das Sanskrit ist, trotz des oben von mir er- hobenen Einwandes, immer noch am konsequentesten verfahren: allerdings hatte es ein leichteres Spiel, als wir lebenden Volker, weil es die Laute Ch und G moU, die uns'so viel zu schaffen machen, gar nicht gebrauchte. Die hebräische Sprache hat ihr Gimel J, Caph 3 und Koph p, von denen wahr- niysiologie dea O dar und K. 857 scbeinlich das erstere in der Regel wie nnser G dar, das Caph wie Ch 3., and das Koph wi^ K gelautet hat. lodessen ist offenbar das Gimel aach oft wie G moU aasgesprocben worden. Die Griecben gebraachten ibr F ebenfalls bald bart, bald weich, and machten also aach keinen strengen Unterschied zwischen F and X. Diese Nachlässigkeit hat sich nun auf die spätem Sprachen, wohl keine ansgenommen, fortgepflanzt. Am schlimm- sten trieben es die Romer. Sie setzten zwar anfangs an die Stelle des griechi- schen K ihr C (was das umgekehrte hebräische 3 zn sein scheint), and mach- ten duraas darch Einscrtzang eines Punktes ({*) den weichen K-Laat dar- aas, dessen Zeichen allmälig in das G übergebildet wurde: allein weil sie fSr das griechische Z and X besondere Zeichen einzuführen für uberflSssig fanden , fugten sie die Funktion des et-stern dem C , und die des Letzteren (zum Theil wenigstens) ' dem G bei, and geriethen dadurch in die Verwir- rung, welche in den spätem, gegenwärtig noch bestehenden Sprachen, bis heotzatage fordauert. Für das C waren bald bestimmte Regeln gefunden, je nachdem es wie K oder wie Z lauten sollte, aber auch bei dem Z-Laat blieb es nicht, sondern es warden nun noch eine Menge neue Laute (iS, {Isck a. a. m.) binzngelugt. Auch das G masste bald als schriftlicher Aas- druck mehrere andere Laote reprasentiren. Alle diese und unzählige andere Inkonvenienzen, welche gegenwärtig das Sprachstudium so sehr erschweren, warden sehr leicht vermieden worden sein , wenn man die Naturgesetze ho^- her, als die meuschlichen Satzungen geachtet, und jedesmal die Sprachlaute so geschrieben hätte, dass ein% Verwechselung^ nicht hätte eintreten können. £^ unterliegt keinem Zweifei, dass sich viele dialektische Abweichungen erst in Folge solcher schriftlicher Unsicherheiten gebildet haben. Hätten wir 2. B. von Alters her ein bestimmtes Zeichen für Gdur, and eins dergleichen far G moU and für Ch gehabt , so würde es zuverlässig jetzt keinem Deut- schen mehr einfallen, Worte wie geben, Gott, mit g moll anzulauten, kein deutschlernender Ausländer würde ich wie ick aussprechen u. s. w. Bevor wir aber über die Rechtschreibung dieser Sprachlaute bestimmte, der Natur entnommene Regeln aufstellen können^ müssen wir erst die Phy- siologie des G moll und Jot kennen gelernt haben, was im nächsten- Ab- schnitt geschehen soll. Die assimilirende Verwandtschaft des G and K bezieht sich zunächst auf das Ch b) und c) , in welches K ofl, besonders in schweizerischen Dia- lekten, umlaatet.- Die kombinatorische Verwandtschaft des G dar ist sehr gering, die des K oder des adspirirten G dar dagegen sehr umfassend. Mit einem voraus- gehenden Konsonanten verbindet sich G and K als zweiter Sprachlaut einer Silbe nar in 2 Fällen , nämlich mit S und Sch, wenigstens würde eine an- dere Verbindung dieser Art nicht zu sprachlichem Zwecke za gebrauchen sein. Dagegen verbinden sich beide Buchstaben, wenn sie eine Silbe auslaa- Cen, mit der Mehrzahl der Konsonanten ; nur dürften Silben, wie agky (ing*)^ adk, abk nicht leicht vorkommen. Von den dem G dur nachgesetzten Kon- sonanten lässt sich nur R palatinum and "Sg in unmittelbarer Verbindung aassprechen, also nur mit ortsverwandten Sprachlauten, in deren Mechanis- mus der des G dur sich ohne Zwischenmittel überziehen lässt. Mit allen übrigen Konsonanten , das Ch ausgenonmien , lässt sieh das G dur verbin- *) Das H i0t hier das linguale. 8M Physiologie des Sprachof^gans/ den, doch Dar mittelbar, nämlich mittels eines stammen (oder kurs beton- ten), eingeschobenen E, z. B. G^latibe, gemach, gewaltig a. 8. w. Am meisten stamm, d.h. am an merklichsten, ist dieses Binscbiebael bei CH and Qp (Od, Ob). Hier braucht das O nicht in K überzugehen, da die Glottis erst nach der Bildung des 2. Konsonanten geöffnet wird. Dage- gen wird man stets Klaube sprechen , wenn man das stamme B we^asst, ond dafür die dem K-Lante wesentliche Adspiration snbstitairt. Das K lasst sich daher ohne weiteres Einschiebsel mit allen übrigen KonaonanteD, das einsige Ch aasgenommen, verbinden, obgleich manche dieser Verbin- dangen, weil sie vom Oehor nicht gat distingoirt werden können, nicbi benatzt werden. Das harte O and noch mehr das K Sachen in der Sprache ein Bild Tom plötzlich , gewaltsam and mit grossem Geraasch oder Aufsehen getrenotea, abgebrochenen, unterbrochenen, zertrümmerten, zusammen geschlagenen, angeprallten, u. s. w. zu geben. Beispiele: Knacken, Axt, claque, tcrack, leck, ruck. Als Anlaat wollen diese Laote nur den Einsatz des ersten Vo- kals scharfer markiren , and regen dadurch jedenfaUs die Idee eines Zostan- des an , der weit gesetzter und in seinen Aeosserungen^ so za sagen, setzen- der ist, als der durch H ausgedrückte Zustand. Man vergleiche z. B. Habe und Gc^be, Hall und Galt (Hall ist ein diffuser , Galt ein koncentrirter Schall). Indessen ist diese natürliche Bedeutung des O und K im Laufe der Zeiten bald verloren gegangen. — Die Fehler bei der Pronunciation des O dnr nnd K- beschranken sich besonders auf Mangel an Distinktion zwischen beiden Sprachlaaten , und auf Verwechselung des O dur mit O moU (s. d.). 2) Mittlere. Konsonanten. Linguales (Glosso-palatales et glosso-dentales). O moll. J. R lingu. L. Th. S. Sdi- H. D. T- Diese Konsonanten werden in der vordem Hälfte der Mundhöhle gebü- det. Während bei den bisher Erwähnten der hintere Theil der Zunge vor- sugsweise thätig war^ ist es bei den mittleren Konsonanten die vordere Zongenhälfte, welche durch ihre verschiedenen Bewegungen nach oben, seitwärts, vorwärts, diese Laute hervorbringt. Manche Nationen theilen be- hufs ihrer Artikulationen die Zunge in 3 specifisch fungirende Partien. Da- bei ist zu bemerken, dass die Zunge ao ziemlich das einzige Organ ist, wel- ches bei der Bildung dieser Sprachlaute in Bewegung gesetzt wird: wenig- stens sind alle anderen , entfernteren Bewegungen , wie die des Kehlkopfs, erst von den der Zunge abhängig. Auch diese Reihe beginnt mit einem Ranschlaute O, und bort mit der kompleten Artikulation, dem Explosiv- laute T, auf. G moll (c). Jot. O moll nenne ich den Sprachlaut, der sich zum CSh ebenso verhält, wie das vordere oder Zungen-R zum hinteren oder Gaumen -&. J (Jot oder Jis [Sanskrit]) ist, wenn es als ein vom OmoU wirklich unterschiendener Sprach- laut au%efasst wird , das O moll mit gleichzeitiger Stimmbändervibration, also ein Halbvokal, die nächste Stufe zum Vokalismus, und zwar au I. Der Mechanismus des O moll braucht uns nicht lange aufzuhalten, da er dem des I, von welchem wir hier auszugehen haben, sehr ähnlich ist. Die wesentlichen Abweichungen vom I-Mechanismas bestehen in folgenden: Idogaale Koosonanten« Physiologie de« Q moU und J. 8if 1) Die ZoBge iat noch mehr gehoben, ond ihre seitlichen Partien gegen die GaBmen Wölbung und die oberen Backenzahne bewegt, als beim I, so daaa nur eine Schallritze zwischen Zangenrucken (längs der Mittellinie, doch nicht immer genan) nnd dem Oaamengewolbe Sbrig bleibt, eng genug, lun die Luft beim Durchstreichen zum Rauschen zu bringen. Zwischen Gaa- znensegel und hinterem Theile der Zunge scheint jedoch ein ziemlich weiter, nach vorn zu natürlich sich verengender Zwischenraum zu bleiben , da die Zongenspitze, trotz der breiten Haltung der ganzen Zunge, doch bis an die untern Schneidezahne gefuhrt und hier sogar noch etwas eingeschlagen ist. I>er Isthmus scheint ziemlich eng zu sein (?). In Folge der starkern Zungen- hebung ist auch das Zungenbein (weniger der Kehlkopf) mehr gehoben, und die Kionzungenbeinmuskeln mehr eingezogen, als beim I. Dagegen bleibt das Zungenbein nebst Kehlkopf auf seinem Nullpunkt stehen, ohne alao weder auf- noch vorwärts gezogen zu werden. 2) Die Kinnladenspreitzung und Lippenoffnung weicht kaum vom I ab. 3) Die Glottis steht offen, wahrscheinlich ziemlich weit, da eine ziem- liche Quantität I Ik, al, afi, vorherrscht, z. B. ei-gen, beu-gen, aü-geln, stri-getn. Es fin- det also hier eine pradisponirende Verwandtschaft .zwischen Vokal und Konsonanten Statt Ueber die Fehler, welche in dieser Hinsicht in der Schriftsprache begangen werden, indem z. B. Ei-che, schmei-cheln u.s. w* statt eiae, schmeigeln geschrieben wird, haben wir uns schon unter Lit Ch missbiiligend ausgesprochen. Ebenso wenig kann ich fiamii einverstanden. 860 Physiologie des Sprachorgans. mich erklären, wenn das geschärfte g moll, dem ein kurzer, betonter Yokil vorhergeht, durch Ch aasgedrnckt wird, z. B. ich. Lichte acht, w»s ebeasc verwerflich ist, wie die Schreibart sagen, Auge statt Sachen, Avche. Dagegf>n ist es ganz in das .Belieben des Individanms gestellt, ob er eiae Anfangssilbe mit Ö dur oder O moll anlauten will, mag ein Vokal folgen, welcher will. So lange die deutsche Sprache in ihrer Schrift keinen üntn^ schied zwichen dem harten und weichen G macht, so lange werden wir es auch in Oeduld ertragen müssen, dass Wörter, wiie Gott, geben, Gipfel Gurt von dem Einen mit hartem , vom Andern mit weichem O angelautet werden. Der eine hat von Natur ebenso viel Recht , als der Andere. Das O moll ist der letzte der Rauschlaute , die zwischen Gaumen und Zunge gebildet, und, wie wir gesehen , vielfach mit einander vermengt und verwechselt werden. In assimilativer Hinsicht sind hier mit einander ver- wandt und können durch Aenderung des nationalen Sprachgebrauch In ein- ander übergehen: H in 1. und 2. Ch, letzteres in 3. Ch oder gar in K; O moll in O dur und K, wahrend J wohl in der Regel durch Konaonanti- ficirung des I entstanden ist, wie Gmoll lautet, aber durch diese Funktion auch wieder in neue Yerwandtschaftograde , namentlich zu Sh, getreten ist In wie weit von dem Semivokale J in den Sprachen wirklich Gebraoeb ge- macht wird, mag ich vor der Hand nicht entscheiden. In den Fällen, die mir hierher zu geboren scheinen, wird das Jot zuweilen in der Schrift durch T bezeichnet, z. B. Yefva, Boi/er, oder selbst durch y, z. B. in der schein- bar barbarischen, im. Grund aber richtigen Schreibart Yden für Juden, was sich noch in einigen Abc-Buchern erhalten hat. Freilich dSrfle m^ist schwer zu entscheiden sein, welche Pronnnciation diejenigen, welche diesen Vokal so in der Schrift gebrauchten^ damit bezeichnet haben woUten. Wahrschein- lich sollte mit diesem T ein rauschendes fl bezeichnet werden, sowie J das rauschende I bezeichnet. Von den Verbindungen mehrerer Konsonanten mit Jot (eigentlieb ancfa nur O moll), wodurch die sogenannten monillirten Sprachlaate ent- stehen , können wir erst nach Beendigung der Physiologie der einfiichea Konsonanten sprechen. Das O moll (Jot) hat eine grossere Verwandtschaft zu den übrigen Sprachlauten , als Ch. Es kann alle Vokale an - oder auslauten , auch die* jenigen, mit welchen Ch sich verbindet. Man kann also allerdings , wenn man v^ill, Auge, sagen u, a. so aussprechen, -Wie geschrieben steht. Dage- gen , wenn auf den , einen Vokal auslautenden , Zungenrauschlaut ein Kon- sonant, gewohnlich eine Explosiva, folgt und die Silbe schliesst, oder die folgende Silbe beginnt, so macht allerdings die Art des Vokales darin einen Unterschied, ob Ch oder O moll zu wählen ist. Z. B. Adht, Docht, Wudd wird wohl jeder so, wie geschrieben steht, anszuprecfaen geneigt sein, nicht ^ Agt, Dogt, Wugt, welche Verbindung offenbar den Sprachorganen ziemlich schwer fallt, obgleich sie möglich ist. Also ist die Schreibart: Magd, Agi- stein, lugt u. s. w. falsch, wie* wir schon früher bemerkt haben. Geht aber ä) 6, i, ei, A, fl voraus, so ist g moll an seiner Stelle. Es müssen also Worte, wie echt, leicht, möchte, Üchteritz durchaus mit O moll geschrieben werden. Gewohnlich wird in solchen Fallen, wo auch a, b, U und aa Omoll gebort werden soH, nicht dieser Buchstabe geschrieben, sondern Jot oder T, z. B. Ajin, Ajax, auje (Ausruf), 'Loyola. Ich erlaube mir hierfür die endlich nothwendige Unterscheidung der verschiedenen , bisher so will- Physiologie des Ot moU, J nnd & liogaale. 861 k.ülurlicb uad ohne Verstand mit g, ch, J and y bezeiehneteD Zangenlaate folgenden Vorschlag zu machen. Q sei und bleibe das Zeichen für unser g dar, z. B. Gott, egal. Ch sei , so laage wir kein einfaches erfanden und adoptirt haben , das Zeichen far den hintern Zongearaoschlaat, z. B. auch, Macht a. s. w. T werde in der bisherigen Verwendung gar nicht mehr gebraucht, da wir an ft und i gerade genug haben, O (das umgekehrte Qi) werde als Zeichen für das grosse g moU ge- braucht, da es sich seiner Gestalt nach sehr gut dazu eignet Das kleine g moU werde durah j bezeichnet J als Halbvokal bleibe Jot, als kleiner Buchstabe J, wo der Punkt seinen Unterschied von j und zugleich seine Verwandtschaft zu i anzeigt £in anderer Vorschlag wäre, das G' moU durch das biaherige Schrift- zeichen zu bezeichnen , die Harte des Q* dur dagegen durch einen in das Q eingesetzten Punkt, analog einem imUebräischen vorkommenden Gebrauche. Das y ist offenbar, wie Figura zeigt, ursprünglich aus i und J, g aus CnndJ zusammengesetzt worden, woraus erhellt, dass das Zeichen j ur- sprünglich den g;moll-Laut ausgedruckt hat, der durch i in Jot abge- schwächt, durch C (oder k) dagegen in g dur verstärkt oder verhärtet worden ist Was die Verbindung dieser Laute mit Konsonanten anlangt, so sind hier folgende Silbenanfänge und Silbenendungen möglich: Or. Gk. GL Gdetc. Os. Gteh. Gn. Gd. Gw. Gü Gm. Gb. — Kg. Dg;. Sg. Bg (auch i muet eingeschoben). -> — rg, kg, lg, dg, Bg, ng, ^, mg, bg. — gk, gt, gs, gb. Der physio -psychologische Charakter des G moll und Jot ist der Aus- druck des Leichten , Kleinen , Veränderten , Niedlichen , wenigstens für die deutsche Sprache. Die Diminutiva dieser Sprache enthalten g moll als Cha- rakterlaut. Man vergleiche: Leicht, niedlich , Liebchen, Herrchen. Oft aber ist es nur ein Begriffslaut, und kommt daher am häufigsten in £igenschafts- worten.) besonders in den Endsilben vor. K. linguale. Zungen-&. Vorderes &. Der Mechanismus des Znngen-A ist von dem des Gaumen-& so verschie- den, dass die Ausein&nderstellung der. beiden &- Mechanismen in unserem Systeme wohl gerechtfertigt erscheinen wird. 1) Wie der weiche Gaumen beschaffen sei, lässt sich nicht sehen, jedenfalls ist aber der Isthmus faucium weiter geöffnet, als beim Gaumen-&, und das Zäpfchen vibrirt nicht. Diese Theile mögen etwa sich so verhalten, wie bei der Pronuncirung des E, nur dass die Schlundgaumenmuskeln we- gen der Aufwärtsziehung des Zungenbeins gespannter sein müssen. 2) Die Zunge wird, saomit ihrer Wurzel, also mit dem Zungenbeine und dem daran hängenden Kehlkopf (letzterer jedoch in geringerem Grade , da der M. hyo-tbyreoideus nicht mit aktiv ist) in die Höhe gezogen, hoher als bei irgend einem andern Sprachlaute, so dass sie mit ihrer hintern Hälfte in die Nähe des weichen Gaumens kommt, und mit ihrer vordern Hälfite den harten Gaumen völlig berührt. Dabei bleibt sie breit und stösst mit ihren Seitenrändern allenthalben an den Alveolarbogen und die Zähne des Ober- 8§2 Physiologie dee Sprachorgaos. kiefers an. Der Tordere Rand der Zange bleibt ein wenig 7011 den Vorder- zahnen des Oberkiefers entfernt, nach Valentin legt sich die ZungensiMtie an die hintere Seite der vordem Unterkieferzähne. Die beiden Zahnreiben lassen eine Spalte von massiger Grosse offen. Nnn kommt der tönende Laftstrom in diese zwischen Qanmen nnd Zungenrucken sieb ansbreitende Spalte, and drängt die gegen den harten Oaomen gleichsam fedei^de Zange ab: sie schlägt im nächsten Moment vermöge ihrer durch Moskelaktion er- theilten Elasticität wieder an den Gaomen, im nächsten Augenblicke wird der Vordertheil (nach Valentin die Seitenränder) der Zunge wieder Tom Laftstrom abgetrieben u. s. w. Drei solcher Zungenschläge oder Vibratio- nen sind mindestens zur Erreichung dieses &*Laates erforderlieh ^ ein ein- ziger genagt nimmer, was auch Angermann (S. 26) dagegen einwen- den mag. Versuche haben mich belehrt, dass es zunächst and wesentlich die Zan- genspitze mittleres Theiles ist, also ein sehr kleiner Theil der Zunge, wel- cher bei diesem Mechanismus frei scbwingbar sein muss. Schon am eisten Backenzahne liegt die Zunge unbeweglich, und nur in ihrer Subatana durch Mittheilung mitschwingend oder mitbebend, an; nur das vordere Alveolar- Segment von einem Eckzahn bis zum anderii mttss frei sein , so dass die Zungenspitze hinter demselben ihce Vibrationen ausfuhren kann. Alle hin- ter diesem Segmente liegenden Zungenpartien kann man festhalten , nieder- drücken oder sonst auf eine Art dämpffu: der R-Mechaniafflas wird da- durch nur erschwert, aber nicht unmöglich gemacht. Der Anschlag ge- schiebt anmittelbar über und hinter dem vordem Segment des obern Alveo- larfortsatzes an den harten Gaumen. Die aufschlagenden Vibrationen thd- len sich als blosse freie nach hinten zu an Höhe abnebkiende Wellen den übri- gen Theilen der Zunge in geringer Ausdehnung mit. Je fester die Zungen- spitze gegen den Gaumen gestemmt oder je mehi bei gleichbleibendem Zoa- gendrucke der Luftdruck verstärkt wird, desto rascher folgen die Vibratio- nen auf einander, desto weniger sind sie aber auch ausgebreitet, und desto mehr verlieren sie an Klang und Lautbarkeit. Dass der Boden der Mund- höhle bei diesem Vorgange in entsprechendem Grade mitgehoben werden und auch etwas mit vibriren muss, versteht sich von selbst. Das Zungen- bändchen ist etwa V^ P- Z. von den untern Schneidezähnen entfernt. Die Muskeln zwischen Kinn- und Zungenbein sind wenig angespannt. 3) Die Kinnladen nnd Lippen sind etwa so weit von einander entfernt, wie beim E. Uebngens kann man, wenn man will, dem Munde, wenn nar die Kinnladenstellung unverändert bleibt, beliebige Stellungen geben, ohne dass der ^-Mechanismus dadurch wesentlich gestört wird. Dieser Umstand erleichtert die Verbindung des Zungen-R mit den Vokalen und mit den Zangen- Konsonanten. 4) Was die Adspiration, den von den Griechen vor das ein nenes Wort anfangende & gesetzten Spiritus asper anlangt, so ist dieselbe beim Zan- gen-& durchaus willkührlich, wenigstens nicht notiiwendig, wofern man nur die Zunge bei Zeiten in die gehörige Lage bringt. Aber man hüte sich auch die Zange zu vorschnell an den Gauipen zu drücken, und die Luft- säule erst später folgen zu lassen, sonst erklingt Tr, nicht das reine K. Das T ist hier das T palatale , s. w. u. ' Ebenso entsteht anter ähnlichen Um- ständen aus W palat Gn, aus CSh Kck. Ueber die Kombinationsfähigkeit des R-lingoale gilt so ziemlich dasselbe, Physiologie des & liogoale und des L. 8 SS was TOOi R-gattorale gesagt worden ist Nar ist es mit Ch ohne Zwischen- ^okal fast gar nicht möglich zu verbinden. Bei der Betrachtung des TL paiatale hahe ich Grunde dafür Torgehracht, dass das TL linguale nicht die alleinige oder am meisten gebräuchliche Form des TL überhaupt sein müsse. Freilich haben die meisten Sprachen nur Bin Zeichen für beide R, nur das Sanskrit besit2t deren zwei, nämlich ^IJ (ri) iind^(ra). Das erste wird zu den Vokalen*), das andere (das nach Bopp zu den lingualen Konsonanten gehören soll). zu den Halbvokalen gerechnet. Wenn das Ra wirklich das TL linguale gewesen ist, so scheint es mir glaub- lich , dass das lii unser TL palatale vorstellte , zumal das Zeichen "Hl » dem des a ^9 welches doch der reine Kehl vokal ist, sehr ähnlich ist. DasZn* da- gegen ^ ist offenbar mit dem Jl linguale verwandt, da es dem La ^ sehr ähnlich sieht Auch klingt bei manchen Personen das TL linguale oft so, als ob sie dabei einen L- Anlauf nahmen. Das TL linguale ist für die Erlernung schwieriger, als das TL palatale. Selten findet man ein Individuum, welches beide &-Formen gleich vollkom- men aussprechen kann. Damit ist aber nicht gesagt, dass diese Unvollkom- meuheit einen Fehler darstellte« Aber zuweilen kommt es vor, dass einer das TL gar nicht erzeugen kann, und dann L, S oder T dafür setzt, in letz- terem Falle wohl in der Regel T palatale (s. w. u,). Die Schweizer setzen oft L statt TL. In manchen Sprachen und Dialekten fehlt das TL (wohl nur das TL linguale) ganz. Ein TL glottidis, wie Mayer annimmt, und welches beim Trillern im Ge- sänge vorkommen soll, existirt nicht; der Tiiller ist eine Abwechselung zweier Tone, nicht Geräusche, also kein R. Eben so wenig kann von dem B als Zahnlaute die Rede sein. (Vgl. Bindseil S. diU) Das TL linguale ist ein Schnarrlaut , so gut wie das TL gutturale, und be- sitzt als solcher so ziemlich denselben psychologischen Charakter» wie letzteres. Auch die sonstigen Eigenschaften, Beziehungen und Verwandtschaften des TL linguale dürften von den des TL gutturale schwerlich abweichen, aus- genommen, dass vor TL linguale das ^ weniger wie ä klingt, als bei TL gut- turale, und ich verweise daher in dieser Hinsicht auf das frühere Kapitel. Was seine Verwandtschaft zum L nnd T anlaugt, so wird darüber in den folgenden Abschnitten gesprochen werden. Ein physiologisch scharf begrenzter und von den übrigen sehr unter- schiedener Sprachlaut, der keinen weseptlichen , aber mebrern unwesent- lichen oder von der Willkühr abhängigen Varietäten unterliegt, und über den dabei* auch von jeher wenig Streit und Verwirrung geherrscht hat. Sein Mechanismus besteht im Wesentlichen in halber Stopfung des Mundkanals durch Aufrichtung der Zunge gegen den harten Gaumen oder die Schneide- *) Die Sprachzeicben des Sanskrit stellen in der Regel ganze Silben vor, oder einen Konsonanten mit angehängtem Vokale. Da in dem ri der Vokallant vorherr- sehen soll , so ist dies Zeichen, so wie einige andere , zu den VokaLseichen gerechnet worden. 864 Physiologie des Sprackorgaüs. zahne , so daas die Lafi zu beiden Seiteo der Zunge za entweichen geno- Üugt ist. 1) Der weiche Gaumen hat seine gewöhnliche mittlere Haltung, wie bei allen Sprachlauten, wo die Luft durch den Mund ezspirirt wird. Die Form des Isthmus faucium ist ansichtbar und unbekannt. 2) Die Zunge steht mit ihrem Hintertheiie so tief, wie bei der Pronuncia- tion des a; Zungenbein und Kehlkopf haben also ebenfalls die entsprechende Stellung. 3) Die Zungenspitze wird, ohne dass gleichzeitig die Muskeln des Mundhoh- lenbodens nachschieben, gegen das vordere Segment des obern Alveolarbo- gens, oder gegen den gleich dahinter gelegenen Theil des G anmenge wolbes, oder umgekehrt gegen die beiden Scbheidezahnreihen bewegt , ja sie kann sogar ein Stuck zwischen die Kinnladen hervorgestossen werden, beson- ders wenn die Schneidezahne ganz oder zum Theil fehlen. Beim polnischen \ liegt die Zungenspitze gegen die Mitte des harten Gaumens zn etwas ein- wärts gebogen; beim sogenannten 1 mouille (dem spanischen LI) stemmt sich der mittlere Theil der Zunge gegen den Gaumen, mit niedergesenkter und an die untern Vorderzähne gedruckter Spitze. Und so giebt es gewiss noch mehrere andere, von der individuellen oder nationeilen Gewöhnung und Fertigkeit der oder jener Zungeumuskelpartien abhängende Modifika- tionen dieses Mechanismus. Im Allgemeinen wird der Mundkanal nach vom zn durch die breit gezogene Zungenspitze vollkommen gestopft. Auf die Mittel hierzu kommt es gerade nicht so ängstlich an. 4) Aber der hintere Theil der Zunge stopft nicht, weder durch Hebung noch durch Ausbreitung: schon der mittlere Theil der Zunge berührt den Gaumen und die Alveolarfortsätze nicht mehr, und zwischen den hintern Backenzähnen lässt beiderseits die ihren Rand etwas einwärts oder abwärts ziehende Zunge einen Zwischenraum, durch welchen die Luft in den Backen- raum entweicht. Wenn man auf der L-Lage stark ex- und inspirirt, so fühlt man deutlich den Luftzug an den hintern Zähnen des Oberkiefers. Auch werden die Backen etwas bei der L-Bildnng aufgetrieben. Die Luft streicht nun ausserhalb der Innern Mundhohle zwischen Backen und Kieferknochen vorwärts, erlangt so ihre gehörige Resonanz und Klangfarbe, und gelangt von beiden Seiten her bis zum Munde, dessen Oefifnung etwa dieselbe ist, wie beim E, aber auch nur eine seitliche, sogar einseitliche, sein kann, bei gegenseitiger Berührung der Mittelpartien d^r Lippen, ohne dass da- durch der L-Mechanismus zerstört wird. ' Kudelka betrachtet das wesentliche mechanische Element des L (Theilnng des Lnftstroms in der Mundhöhle durch die mittlere Längeuzone der Zunge) als ein sol- ches, das an allen den von ihm angenommenen fünf ArtikulationssteUen stattfinden kann, und er nimmt hiemach 5 L-Laute, den er auch den FamiliennaiDeii Mar me 11 ante giebt, an. Das L^ (durch Zusammenkunft des weichen Gaumens und der Zungenwurzel gebildet) soll das polnische 1 vorstellen. Seinen phonischen Charakter erlangt also das L dadurch, dass die to- nende, aus dem vibrirenden Kehlkopf emporgefuhrte Luft in der Peripherie des Mundkanals zur Resonanz gebracht wird, und zwar a) in dem Räume zwischen Gaumen und Zunge, der sich fast keilförmig oder zungenförmig etwa bis zur Mitte des harten Gaumens zieht, wo er sich der Breite nach zuspitzt; b) in deni zwischen den Kiefern und Backen befindlichen Räume, welcher durch die hintere Zahnspalte mit dem vorigen Räume kommunicirt, und nach vorn zu in den folgenden übergeht; 3) in dem vor der Zunge, Physiologie des L. ' 86S « zwischen derselben and dem Aasgange der Mundhöhle liegenden Räume, der nun eben nach Umständen, je nachdem die Zange mehr hinter oder mehr vom den Mundkanal stopft, grosser oder geringer ausfallt, worauf die verschiedenen Modifikationen des L hinsichtlich seiner Lantbarkeit and sprachlichen Klangfarbe beruhen. Im Altnordischen and Böhmischen scheint der zur Bildung des L zu verwendende LuftstFom, bevor er im Kehlkopf ZQ tonenden Schwingungen yerarbeitet wird, etwas adspirirt za werden, worauf die Schreibweise Hl offenbar beruht. Das L ist einer der am leichtesten and bequemsten za pronuncirendeo Sprachlaute. Die Aufhebung der Zungenspitze erfordert nicht die geringste Vorbereitung und Ueberlegung: die Hauptmasse der Zungenmuskolator bleibt in Ruhe; die erforderliche Zangenbewegung unterscheidet sich nicht im Geringsten von jeder andern Aufwärtsfuhrung der Zungenspitze behufs anderer Zwecke. Auch die Kraft, welche zu dieser Bewegung erfordert wird^ ist verhältnissmässig unbedeutend , und ^namentlich geringer, als die beim B» aufgewandte. Die Stimmbandervibration lässt sieh mit keiner konsonan- tischen Artikulation so leicht verbinden, als mit dieser. L ist anter allen Konsonanten den reinen Vokalen, zunächst dem E und I am ähnlichsten. Nach Angermann (S. 26) erscheint L am leichtesten nach O, ebenso wie n nach a undr nach a. £s tönt ziemlich laut und voll, aber entbehrt der Scharfe .der Vokale, da die Wände des Resonanzbodens zu weich sind. Am hohlsten und am wenigsten gedampft klingt das wendische and polnische t, wenn es so gebildet wird, wie v. Kempelen, nicht Ka-delka, angiebt, da hier die Zungenspitze senkrechter nnd mehr in der Mitte sich gegen den harten Gaumen erhebt Es wird aber mehr gedämpft und dem W ähn- licher ausfallen, wenn dabei, wie Andere, z. B. Adamowicz (Polnische Grammatik. Wien 1796. S. 3), versichern, die Zange weiter vorn, zwi- schen den Zahnreihen, den Mundkanal stopft. Nach Schmidt wird beim polnischen I die Zunge ganz in die Wölbung gedruckt, welche der Gkramen vorn mit den Alveolen der obern Schneidezähne bildet. Diese Erklärung scheint mir am wahrscheinlichsten zu B^n, so wie auch, dass das polnische I sich vom sogenannten 1 mouill^ nicht wesentlich anterscheidet. DerHaapt- anterschied des l Tom einfachen 1 ist gewiss der, dass bei ersterem die Zunge mit mehr Nachdruck angelegt wird, und den Mundkanal in grosserer Aus- dehnung stopft, als bei letzterem. Das spanische 11 ist ein schweres, adspi- rirtes , oder vielmehr jotacirtes L , davon später. Auf der assimilirenden Verwändtschaft des L zum J beraht die im Itali- schen am entwickeltesten auftretende Substitution des I für das L (fiore; fiamma, für flore, flamma u. s. w.). Die stärkste kombinatorische Verwandt- schaft hat das L zu D, ebenso wie das "EL linguale , zu dem es gleichfalls in starkem Verwandtschaftsgrade steht. R linguale ist gleichsam ein vokalisir- ter Triller auf dem palatalen D oder T; das stumme L ist ein zur Ruhe ge- kommenes D, d. h. die bei D gehobene Zungenwurzel ist beim L gesenkt and in den Indifferenzzustand znräckgekehrt. Es kann also unmittelbar D — T in L aberlauten, besonders zu Anfange einer Silbe, z. B. rXeto, oder anch zu Ende, z. B. Tül, wo an ein sogenanntes stummes E zwischen t und 1 gar nicht zu denken ist ; es kann ferner das & linguale unter allen Verhält- nissen, selbst zu Anfange einer Silbe,- in L ^berlaaten, obwohl die Kombi- nation rl nur als Silbenauslaut gewohnlich ist, z. B. Karl, oder in Silben- trennung, z. B. Orla. Dagegen lässt sich umgekehrt It oder Ir eben so 55 866 ^ Physiologie der Sprachorgaüs. wenig, wie die VerbindaDgeo mit andern Konsonanten, in den das L dea Anlaut bildet, anders so sprachlichem Zwecke anbringen, als in Silbentren- nung, It auch als Silbenauslaot, z. B. Etrize, alt, altus. Fernere Yerbio- düngen mit L sind — Ij, —lg, — Ik, — Ith, —1«, — ^bich, —In, — Ir, — If, — Iph, - Im, — Ib, — Ip. Als Hinterlaut in CM, Ol, CH, Kl, TM, 81, Schi, Tl, Wl, Phl, Fl, Bl, PI. Alle diese Doppelkonsonanten kön> nen als Silbenanlaute, aber auch als Silbenauslaute gebraucht werden. £s ist blosses Vorurtbeil, dass dergleichen Silbenendigungen nicht ohne ein zwiaehcn- geschobenes e mnet existireu könnten. Darüber noch später einige Worte Der psychologische Charakter des L als Natnrlant ist der Ansdruck des Weichen, Sanften, Zarten, Wohlthuenden. Beispiele: Lamm, Wvlk, LaUen^ Lilie, Lullen, Liebe, Lob, Heil n. v. a. L wird selten fehlerhaft gebildet, und noch seltener kann es gar nicht ge- bildet werden. Zuweilen wird ^ mit einem D- oder T- Anlauf der Zunge erzengt. Oft wird es für andere Konsonanten, die dem Sprachorganc za schwer oder unmöglich fallen, besonders far R, gesetzt, welcher Fehler Lambdacismus genannt wird. Dh oder Th. So wie Ch, besonders in seiner 3. Varietät, der producirte ExplosiTlaut 0(dur^, so istTll(Dh)der producirte oder in eiueContinna verwandelte fix- plosivlaut D. Auch über diesen Konsonanten ist manches Irrige, Halbwabre und selbst Lacherliche verbreitet worden, obwohl derselbe seinem Mecha- nismus nach ziemlich -einfach und leicht begreiflich ist. Vor allen Dingen muss ich bemerken, dass dieses Th nicht etwa mit dem (adspirirten) T ver- wechselt werden darf. Es ist das griechische 8 und das englische Th, wel* cbes wir aus Gründen, die bald einleuchten werden, schon hier, Tom D gt- schieden, abhandeln wollen. Sein Mechanismus ist, wie folgt. 1) Der weiche Gaumen. ist in seiner Ruhe. Man kann ihn zwar nicht sehen, aber alle Umstände, aus dem sich etwas auf den Zustand dieses Or- gans schliessen lasst, sprechen dafür. 2) Die Kinnladen werden einander so weit genähert, dass die Zahne sich gegenseitig berühren, aber nicht so weit, dass die Oberzähne, wie im Zustande des völligen Kinnladenschlusses, bis über den Rand der Unter- zahne gerathcn. Fehlen die Oberzahne, so bleibt zwischen den Unterzahnen und dem Zahnfleisch des Oberkiefers ein Zwischenraum von etwa 3 Linien. Die Kinnladenöffnnung ist etwa dieselbe, wie für die Pronuncirung des I, eben so auch die Mundöffnung und Lippenstellnng, anf die übrigens hier nicht viel ankommt. 3) Das Zungenbein wird ein ziemliches Stück gehoben and zugleich et- was nach vo>rn geschoben. Der Kehlkopf folgt dieser Bewegung nur inso- weit, als das elastischeLig.hyo-thyreoideum nachzieht Die Glottis steht offen. 4) Die Zunge wird daher in ihrer Basis gehoben, gewölbt, und dem Gau- men sehr genähert, ungefähr wie zu der Pronuncirung de3 G molL Die Zungenspitze und die Zungenränder legen^fest sich an die Zahnreihen an, und schliessen alle Zwischenräume. Nur der obere Rand der Zungenspitze legt sich leiser an den Alveolarrand und die obern Schneidezähne an ; dage- gen drückt der untere Rand der Zungenspitze gegen die untere Inciaivi so fsst an, dass keine Luft durch kann. Wenn nun die Lall vorgetrieben wird, Phyaiologie des Th. Ml ao bildet aich eine kleine Ritee zwiacfaen dem obern Rande der ZangenspiUe und den obern Schneidezähnen, oder wo diese fehlen, dem Alyeolarfort* satze , und aof diese Weise ein halbzischendes Oerausch , waeT so lange fort- gesetzt werden kann , als der Athem reicht Oder es legt sich, wo die obern < Zahne fehlen, die Oberlippe au die zwischen Unterzahoe und obern Kiefer* rand hervorquellende Zunge, so dass sich die Luft noch eine 2. Scballritze (zwischen Zulage und Lippe) bildet, die den Laut etwas zischend macht. Es lässt sich auch ein Th bilden, wenn die Zungenspitze ein Stück hin- ter den Schneidezahnen gegen den harten Gaumen gestemmt, und durch beide Organe die Luft gezwängt wird. Allein dieser Mechanismus ist weit schwieriger und unbequemer, und das entstehende Qeräusch matter, nn- d entlieh er u^d unsicher. Die Zangengeräusche fallen allemal weit besser ans, wenn die Spitze dieses Orgaus, nach Torn zu sich an einen festen Kör- per stemmen kann. Die obere Flache der vordem Zungenpartie zieht sich während des Th- Mechanismus etwas niederwärts und ^rückwärts, also von den Zahnzellen ab, um der durchströmenden Luft Raum zu lassen: die Schallritze ist (bei mir) höchstens ^y, Linie breit und etwa 4 — 5 Linien lang. Das so entstehende Schallphänomen hebt allerdings oft mit einem zieni- lieh scharfen Einsatz au , der einem D- oder T-Anlaufe ähnlich klingt, aber wenn man sofort den Exspirationsstrom andringen lässt, so ist von diesem Ansatz wenig oder nichts wahrzunehmen , eben so vyenig als beim F der B- Anlauf. Wenn das Th sine Silbe auslautet, durfte allerdingß der D-Ein- satz nicht gut vermieden werden können, wenigstens nicht von Individuen^ die keine geborenen Engländer sind. Was die phonischen Eigenschaften des Dh-Lautes anlangt , so ist derselbe seinem Klange nach dem S am meisten verwandt, und steht überhaupt zwischen T and S in der Mitte, oder ver- mittelt die assimüirende Verwandtschaft dieser beiden Laute , obgleich er vom 8 sich immer noch bedeutend, besonders durch völlige Abwesenheit des Sibilns, unterscheidet Auch ist die Toustufe des Dli eine ganze Oktave tiefer , als die des S. Mit dem F hat aber das Th weder in seinem Mecha- nismus, noch im Klange, auch nur entfernte Aeholichkeit: von Kempe- len hat eine ganz falsche Ansicht von .beiden Sprachlauten. Je nachdem das Dh mit mehr oder weniger Nachdruck pronuncirt, und je nachdem es dnrch Anlegung der Zunge an die Zähne oder hinter denselben an den harten Gaumen gebildet wird, erhalten wir 4 Modifikationen, welche sämmtlich im Arabischen, und zwar nach v.Hezei folgendermasÄen unterschieden werden: 1) 3 dh dentale; 8) J^ th linguale; 2) j^ dh linguale; 4) j th dentale. Nach meiner Ansicht haben wir an dem Dh dentale und linguale genug, und brauchen kein Th, da die Adspiration sich nicht mit dem Wesen die- ses Spracblauts verträgt, und die Unterschiede zwischen hart und weich un- haltbar sind. S. noch w. u. Ausserdem findet sich das Th mit Bestimmtheit auch im Altgrieehischen und Neuenglischen vor. Ob das hebräische law wie unser Th ausgesprochen worden sei , haben die Grammatiker und Sprachgelehrten bisher deshalb nicht, ausmachen gekonnt, weil ihnen der Mechanismus dieses Lautes unbekannt war. Kudelka unterscheidet, wie das Sanskrit, ein weiches und ein hartes Th, ohne das weiche durch Dh zu be- zeichnen. Weich sei es z. B. in /Ae, hart in Ümk. 55^ 868 Physiologie des Sprachorgans. Die Verwandtschaften des Dh sind ziemlieh dieselben, welche das D üvA T hat Im Englischen verbindet es sich als Silben^Anlant nur mit & ood W, es kann sich aber auch mit L und M verbinden , -dagegen nicht mit S« Ak Silbenauslaut können ihm alle Konsonanten, nur nicht D, T, W Torao- geben. Das Th ist kein Naturlaut, nnd hat daher auch keinen eigeDthümlidiefi psychologischen Charakter, S. Der sogenannte Sausellaut des Alphabets, und als Stecher sehr scharf von allen audern SprachliEuiten geschieden.* Seme Pronunciation ist clesbalb sehr leicht, weil die. Organe, mögen sie beschaffen sein, wie sie wollen, bald eine solche Disposition anzunehmen lernen, wie sie zur Erzeugung die- ses Lautes erfordert wird. Trotzdem lag der Mechanismus desselben bisher völlig im Unklaren. Die Lage des Gaumens nnd des hintern Theils der Zunge ist, wie bei den vorigen Spracblauten beschaffen. Nach Kndetka ist diese längs des Gau- mens ausgestreckt, so dass die Zungenspitze ganz in die Nähe der Zähne zu liegen kommt. Die Zungenränder berühren den Gaumen, so daaa in der Mitte ein schmaler Kanal bleibt, durch welchen die Luft gegen die Ober- schneidezähue geführt wird. Auf die Zungenspitze und Kieferöffuang kommt es hier zunächst an. Auch beim S wird, wie beim Th^ die Unterkinnlade der obern stark genähert, und die Zungenspitze in den vordem Mnndhöh- lenraum geschoben. Mit der SchaJlrltze ist es aber eine eigen thämlichc Sache. Es ist nämlich nicht, wie bei allen bisherigen Rauschlaoten , eine, sondern sind gewöhnlich mehrere Schallritzen oder Schalllöche rohen vor- handen, und zwar immer so gestellt, dass sich die Luft daran bricht; keine dieser Ritzen oder Löcher darf breiter oder weiter als V2 Linie sein, nnd ae müssen wenigstens zum Theil von hartem Material gebildet sein. Bei einem vollständigen Gebiss öffnet sich der Mund so weit, dass die 2^nränder nicht mehr übereinander greifen: die (nach A ngermann wie bei I gehöhlte) Zunge schiebt sich vor die Unterzähne und die zwischen beiden Zahnreihen gebildete Spalte, wobei nach Angertnann die Oberbackenzähne von ihr mit berührt werden; und an den Stellen, wo säuseUahige Spalten oder Lö- cher sich befinden, zieht sie sich ein wenig zurück, dass die Luft dnrchsäu- sein kann. In der Regel zieht sie sich ein wenig in der Mitte von den Zah- nen zurück: dadurch entsteht eine oder auch zwei Oeffuungen, die theils gerade zum Munde heraus führen , wobei die Luft sich an den obern Zahn- rändern bricht, theils indirekt die Luft zu einen oder einigen Zahnzwischen- räumen führen, durch welche sie ebenfalls gebrochen heraussäuselt. Grosse Zahnlücken werden von der Zunge bis. auf eine kleine Oeffnnng verstopft Fehlen alle Oberzähne, so schadet dies auch nicht viel. Die Zunge zieht sich dann ein wenig von dem Oberkieferrande einerseits und von den Unterzäh- nen andererseits zurück, während sie im Allgemeinen alle Zwischenräume sctiliesst, und lässt durch diese Lucken die Luft heraus. Das Wesentliche dabei aber ist, dass die Luft nach ihrem Uebertritt über die Zungenspitze eine scharfe Kante trifft, an der sie sich brechen oder beugen kann. Vergi. über diesen Vorgang die akustischen Untersuchungen S. 301. Ist auch dies nicht zu ermöglichen, dann verliert das S sein charakteristisches Timbre. Und MechantemHs des S, Sh nnd Sch. 8f9 wenn mir 2 Unterzahhe noch vorbanden sind, so ist die Möglichkeit so dieser fSr das S-Oeransch erforderlichpn Brechnng der Laft gegeben. Es roSiiseii bier nmr die obern Rander dieser Zahne dnrch ein geringes Znracksiehen der Znnffenspitze frei gemacht werden. Diese zahlreichen oder \i enigen ein* zelnen Saaselgersnsche, die übrigens, wie meine darüber angestellten Ver- suche lehren, alle von gleicher Tonhohe sind, snmmiren sieh za einem Ge- sammtlante, der.dadorch, dass in den kleinen Schallritzen o. s. w. stets et- was Speichel mit fortbewegt wird , etwas Raoftchendes annimmt. — Nach Angermann tritt der hintere [obere] Theil der ZungenvSpitze nach vorn, und berührt momentsn die Oberzahne: je nachdem diese Berahrnng hürter oder weicher, wird ein Ss, s oder s daraus; auf den Grad der Lafttension Dimmt Angermann keine Rücksicht, eben so wenig versteht er sich anf den Mechanismns des Sibilns. Das sogenannte oder sogeschriebene gg oder gz ist nichts anderes, als ein geschärftes 8, wobei also sowohl die Zange barter an die Unterzahna angedrückt, als anch die Laft mit mehr Emphase aosgestossen wird. Das Sanseln geht hier noch mehr in ein Zischen und Rauschen über. Im Hebräi- schen, wo am subtilsten unterschieden wird, stellt Samecb C das einfache, säuselnde S t^or; nnd Sajin T ), da sich ein deutlicher Unterschied im Mechanismus derselben nachweisen lasst. Bei 8h sind Mundhohle und Lippen genau so weit geöffnet und gestal- tet, wie für die Prbnnncirnng des E. Die Zunge ist gewölbt und besonders ihr Mitteltheil dem harten Gaumen genähert, wie bei Th, G u, »* w., aber die Zungenspitze ist etwas mehr, als beim S> hinter die Schneide- und selbst Eckzähne umgebeugt oder zurückgezogen, so dass zwischen ihr und dem Zahnbogensegnient ein Spalt bleibt, der bis zu den Zahnhälsen herabreicht Beim Sch ist die Zungen- und Zahnstellung ziemlich die nämliche; nach Valentin legen sich die Seitenränder der Zunge an den harten Gaumen und die Oberkieferzahne , während sie sich in der Mitte abflacht oder ans* 890 Physiologie des Sprachorgans. Fig. 186. boblt; nach Endelka wird die Zunge einwärts [?] knaaelartig gesogen« sc dass nor ein schmaler Kanal, nach Valentin ziemlich breiter Hoblransi zwischen ihr und der hintern Hälfte desGsir mens verbleibt. Die Lippen werden ruaselför- mig vorgestülpt, gewulstet und eine OefFhung gebildet, die mit der des U Aebnlicbkeit hal. aber wenigstens noch einmal so lang ist. So entsteht noch ein resbnanzfahiger Raum zwi- schen den Zahnen and den Lippen, der beim 8h fast ganz fehlen mnss. Fig. 186 ond 187 werden diesen Unterschied versinnlichen. Bei Sch ist also anch daa An^atzrohr eis ziemliches Stack langer^ als bei Sli. Der Laut des Sh liegt , eben so wie sein Mechanismns,. milten zwischen Sund Omoll. weshalb es aaeb in einigen Sprachen ^Inreb letzteres Zeichen ausgedruckt wird. Daa säu- selnde Element dea S fehlt, dafür tritt ein leicht zischendes Rauschen ein, das aber we- gen des geringen Reaonanzrauma nidit zur Entwickelang kommen kann. Die Zunge stemmt sich mit ihren Seitenpar- tien in grosserer Ausdehnung gegen den harten Gaamen, als beim Scli, der Schallkanal wird dadarch kleiner and enger. Beim Beb tritt dagegen der ZSsch- Rauschlaut vollständig hervor. Dieser Raoschlaut beruht zum grossen Theile auf« der Erweiterung der Mundhöhle, und zwar des resonanzfahigen Mund* höhlenraumes nach vorn,auaserha]b der Kieferwolbuitgen. Die beiden Lippen Wülsten sich nach aussen, wobei sich die den Winkeln zunächst liegenden Partien gegen einander legen und die- selben Theile vom Zahnfleiache etwas entfernt werden. Kurz, es wird ein vor- her nicht vorhandener Raum zwischen Backen , Lippen und Kiefern gebildet, ond zugleich durch seitliche Verkürzung der Mundapertur daa zu schnelle Entweichen der in jenem Räume befindlichen , in Mitschallen oder Mitrau- schen versetzten Luft verhütet Daher ist der Sch-Laut viel voller, obwohl weniger scharf, als der S- und Sh-Laut, we^aib er auch zum Ruhegebie- ten angewandt werden kann. Noch ist es nothig, dass wir den Mechanismus des Sh einer Vergleich ung mit dem OmoU-Mechaniamus, mit dem derselbe die nächste Verwandtschaft bat unterwerfen. Bei beiden Sprachlauten ist der mittlere Theil des Zungenruckens dem harten Gaumen so weit genähert, dass es zur Schall- oder Gerausch- ritzenbildung kommt: allein beim G* wird die Zungenspitze bis zu den Uo- Fig. 187. Mechanismu« de« Sh und 8eh. 871 tenabDCD Torgestosaen, und 60 der Vordertbeil der untern Abibeilong der .Mandhoble ausgefallt, dass keine Brechung der Luft an den Unterzäbnen, keine Resonanz zwischen denselben und der Zange stattfinden kann : beim Sk ist dagegen die Zungenspitze ein Stück hinter die untern Schneidezahne gezogen, die Luft dringt in den zwischen Zunge und Unterzahnen gelasse- nen Raum ein, und bricht sich an den Kanten dieser Zahne. Je nachdem der Unterschied im Mechanismus dieser beiden Konsonanten mehr oder weni- ger bedbachtet wird, tritt auch natürlich der Unterschied im Laute mehr oder weniger hervor; zuweilen ist man, besonders bei Italianem, nicht ge- nau im Stande, zu unterscheiden, ob ein gegebener Laut O oder Bit zu nen- nen sei. Demnach lässt sich Schritt für Schritt ein Uebergang von O durch Sh. bis zu Sch nachweisen , was für die Kombination dieser Laute mit an- dern , besonders mit D und T 9 von Wirklichkeit ist. ^ ^ Das Sh entspricht offenbar dem Hebräischen Sin t2^, das Sch dem Schin U^. Auf diese Art glaube ich wenigstens die Schwierigkeiten, die die Gram- matiker bei Erklärung dieser beiden Schriftzeiqhen fanden, und die Seyf- farth damit zu erledigen suchte, dass er nur Ein U^, als Bch, annahm, am wahrscheinlichsten beseitigt zu haben. Im Sanskrit wird Sh nicht beson- ders unterschieden. Auch das englische Sh mag wohl nicht immer so , wie hier angegeben , sondern mehr, wie unser Sch ausgesprochen werden. Ob die feinere englische Gesellschaft den S^h- Mechanismus unästhetisch findet, weiss ich nicht. Die Franzosen distinguiren dagegen völlig bestimmt: das nh. bezeichnen sie durch J (z. B.j'amais), das ach durch eh. Die Italiäner pronnnciren (in der gebildeten Sprache) ihr sc bloss wie sh, ein besonde» res Zeichen für sch haben sie nicht, wenn nicht ihr sci dafür vikarirt, wie mir allerdings wahrscheinlich vorkommt. Allerdings liegen zwischen dem Sh- und dem Sch-Mechanismus sehr viele Zwischenstufen: etwas von der Lippenvortreibuog und Wulstung lässt sich wohl bei nicht sehr grosser Aufmerksamkeit auf das Sprachorgan niemals ganz verbergen. Daher habe ich auch in meinem natürlichen Alphabet das 8h nicht als ein besonderes Zeichen, sondern als zum Bch gehörig, auf- geführt Es sei mir jetzt erlaubt, etwas über den Ursprung der sonderbaren Schrifl- zeichen für die in Rede stehenden Sprachlaute vorzubringen. Nur in den ältesten Sprachen , den orientalischen , finden wir das 8h und 8ch durch einfache Zeichen ausgedrückt. Die späteren Sprachen verfielen auf. den anglücklichen Gedanken < den 8ch-Laut durch zwei Zeichen auszudrücken^ von dem wenigstens das eine sehr willkührlich und widernatürlich gewählt sein musste, wie es denn imnfer eine sehr missliche Sache ist, einen offen- bar einfachen Laut durch zwei oder mehr Zeichen ausdrücken zu wollen. Die alten Griechen setzten 9)^, die alten Römer Bc, die alten Germanen Sk, oder Sh dafür. Im Allgemeinen ist also der Aberglaube , dass der Sch- Laut wirklich ein Mischling aus 8 und einem Zungengauraeolaute sei, we- nigstens so und nicht anders bezeichnet werden müsse, uralt. Völker, welche selbst das Griechische ^, (das hier leider gleichfalls unglücklich für gmoU ägurirt) durch 2 Zeichen ausdrücken zu müssen glaubten, und nun auch für daaSch nur zwei Zeichen haben wollten, wählten nach Belieben das eine oder das andere der beiden Zeichen des Ch, und so entstand die Schreibart Bo, 8k oder Bh. Diese Schriftzeichen , so unrichtig sie auch den Sprachlaut, den sie repräsentiren sollten, bezeichneten, pflanzten sich nun, da man 87t Physiologie des SprachorgaDS. wQSSte, was man sich dabei su denken hatte, per asnin s. abnaam fort^maD wählte von dem charakteristischen Anhängsei k, C, h, ch bald das eine« bald das andere, je nachdem man sich den Mechanismus dea myatischfn Sprachlantsso oder so vorstellte. Anders stellten es sichjaber die neaern Sprach- forscher vor. Grimm, wie es scheint, in dem Wahne befangen, ala dörfe ein Volk deshalb , weil es das gegenwartig allgemein redpirte Zeichen fw einen gewissen Sprachlant nicht gebrauchte, auch diesen Spracblaot gar nicht gekannt und pronuncirt haben , nimmt alles Ernstes an , daaa die älte- sten germanische Volker von dem Sch-Laot in ihrer Sprache noch gar kei- nen Gebranch gemacht, und diesen erst mühsam und allmalig, darch Zasam- menstoppelung aus sc oder ak, von welchen beiden Lauten das 1l oder e sich später zu ch „ erweicht ^^ habe, zu bflden gelernt haben. Daa heisit doch der menschlichen Natur Hohn gesprochen. Ein Sprachlaut, welcher von dem sprechenlernenden Kinde so bald gebildet wird , auf den die Natur die Sprachorgane, sobald sie das Innere des Menschen zu äussern getrieben werden, von selbst hinfuhrt, der soll gerade einem gewissen Volke, das doch sonst auch Zähne und Lippen, wie andere, später lebende MenscheD gehabt hat , einige tausend Jahre lang nnbekannl geblieben sein , bis es ihn endlich allmalig, und zwar wiederum auf eine ganz naturwidrige, nimmer zum Zwecke zu fuhren fähige Art erlernte?! Wer das glauben kann, muss von Natur- und Menschenkunde sehr, schiefe Begriffe haben. Das aber unterliegt gewiss keinem Zweifel , dass in Folge dieser so lange Zeit hindurch begangenen Fehler in der Schriftsprache endlich auch die mund- liche Sprache in vielen Fällen irre geleitet werden , und das Seil mit dem wirklichen sk nnd sg verwechseln musste. Denn die mSndlichen Ueberlie- ferungen sind im Wechsel der Zeiten manchen Einflüssen ausgesetzt, welche Aenderungen nnd Fälschungen hervorrufen können. Die spätem Genera- tionen hatten am Ende gar keine andere Auktorität für Erlernung ihrer Sprache, als die schriftlichen Denkmäler ihrer Vorfahren. Dass nun wäh- rend dieser spätem Jahrhunderte auch die lebendige Sprache durch die Un- sicherheiten der schriftlichen Grundlagen verfälscht werden konnte, wer mochte dies leugnen? Ein Beispiel dafür scheint mir die Aussprache des Bch im westphälischen Dialekte zu sein, nach welchem noch heot za Tage (ich mochte wissen, von welcheV Zeit an) dieser Laut wie ng pronuncirt wird. Und wer (ausser mir) spricht wohl gegenwärtig die romischen Worte: Scipio, descendö u. dgl. m. Schipio, deschendo aus? obwohl ich fest über- zeugt bin , dass die alten Romer so und nicht anders gesprochen haben. Das weiss ich recht gut, dass wir nimmer vollständig in allen Fällen entscheiden werden, ob zu der oder jener Zeit dies oder jenes mit aj^, ak, SC, ah. ge- schriebene Wort wirklich doppellautig oder einfachlautig ausgesprochen worden ist: aber die Sprachforscher (s. auch Angermann S. 28) sollten sich auch nicht anmaassen , die für die menschliche Sprache geltenden Na- turgesetze einzig und allein aus der Schrift, aus den trügerischen Nachbil- dungen der Menschen demonstriren zu wollen , sondern dieselben vielmehr aus der Natur selbst herleiten. Das S ist mit Sch offenbar verwandt, und oft genug wird in der Um- gangssprache ach gehört, wo 8 gesprochen werden soUte, besonders gilt dies von den Znsammensetzungen des S mit andern Konsonanten , wenn eine solche eine Silbe anlautet. Es verbindet sich aber S und 8ch mit allen Konsonanten, ausgenommen Ch und Hg, als Anlaut, z. B. Stodt^ Physiologie der Sansellaute. 87S Sprache, Slave, smart u. s. w. Immef fallt aber die Verbindang von Seh mit andern Konsonanten leichter ^ als die von S, und im Deatschen wird' daber aoch schon in der Schrift ein ausgedehnterer Gebraach vom Sch in dieser Hinsicht gemacht, als vom S, und in der Umgangssprache moss auch in Fallen, wo S vorgeschrieben ist, dieses dem Sch, wenigstens dem Sh (bei Gebildeten), Platz machen. Man sagt daher z. B. Shiehen, Shprache, SMlave q. s. w.*). Als Silbenlaut kommt von diesen Kombinationen nur die mit den Explosivae K, T und P ror, z. B. ask, ist, esp: hier behält das S in der Regel auch in der Trivialsprache seine Reinheit bei. Lautet das S eine Silbe aus, so kann ihm jeder andere Konsonant, höchstens T und W ausgenommen, vorangehen. Die innigste Verwandtschaft hat es zum t, weshalb das Z, von dem wir spater reden wollen , in den meisten Sprachen als einfacher Laut betrachtet wird. Auch hier wird es so leicht Niemandem einfallen , das S in Sch oder nur Sh zn verwandeln. Vom Scb gelten die- selben Verwand tschafts- und Kombinationsgesetze, Das S ist ein wahrer Katurlaut, und nicht minder dasSchi welches aus diesem Grunde gewiss in allen Sprachen von Anfange an vorhanden gewesen ist. DasS ist unter den Konsonanten das, was das I unter den Vokalen. Es ist der di^nnste, schärfste, höchste Artikulationslaut, und zugleich derjenige, bei welchem das sprachliche Geräusch sich am meisten dem Tone nähert Aus diesem Grunde bedarf das S der tönenden Mitschwingun^en der Stimmbän- der nicht, es ist ein Halbvokal per se, und schon deshalb , -weil er im Aus- gange des Ansatzrohrs gebildet wird, aufweite Entfernungen vernehmlich. Cr scheidet und artikulirt den Vokalstrom am schärfsten und bestimmtesten. Das 8 dient als Ausdruck des die Sinne auf bestimmte Art reizenden, z. B. des scharfen, spitzen, sauern, so wie natürlich zur Bezeichnung der akustischen Phänomene, von denen es selbst ein Bild ist Z. B. spitzig, Essig ^ sausen, säuseln, reissen, süss, spass. Es liebt daher die Vokale i, e, ü, wenn es als Charakterlaut auftritt. Das Soh rauscht mehr , das zarte Gesäusel wird hier übertont' von dem breiteren volleren , Geräusche. Es ist daher mit seinem vollen Mechanismus an seinem Platze in allen Worten , welche auf diesen Sinn eingehen , wie in rauschen, zischen, matschen, löschen (weil dies mit einem zischenden Ge- räusche vor sich geht); ferner wo eine mit einem Geräusche verbundene Bewegung ausgedrückt werden soll, z. B. zuscheln, rutschen: als Anlavl bezeichnet es oft das Widrige, Abstossende, z. B. Schwein, Scheu, Scheis- sen, Schande, Schurke, Schmach, Scham u. dergl. Als Auslaut das Rauhe, Hastige, z. B. Rusch, Barsch, Marsch u. s. w. Manche Personen können das S nicht anders, als als reinen Sibil us aus- sprechen i mun nennt diesen Fehler Lispeln. Andere dagegen können es nur als ah oder geh erzeugen, und sagen also auch ischt, mischt, rdschten u. s. w. Dass es Leute geben soll, die F statt 8 bilden, ist mir durchaus unVahrscheinlich , denn die Lippen kann doch gewiss jeder Mensch so weit in seiner Gewalt haben , dass er sie nach Belieben öffnet und schliesst. Die Pronuudation «^ statt des einfachen Sch ist dialektische Angewohnung. *) Durebaus nöthig ist diese Umwandelang des (geschriebenen) S in 8h oder Sch wenn 8 die erste Silbe des Worts schliesst und auch die zweite anlautet, s. B. av«- sprechen. Hier ist das zweite 8 gar nicht anders zur Geltung zu bringen , als wenn es diese Umwandelung erleidet. Sonst zerreisst entweder das Wort entwei, oder beide 8 flies sen in eins zusammen. 674 Physiologie des Sprachorgans« IN linguale, das geMrohnliche oder vordere H- Das vordere oder Zungen -]f kann ebenso wie das L nnd vordere & snf zweierlei Art gebildet werden, je nachdem die Zunge bei ihrer die Maod- boble stopfenden oder nach vorn veischliessenden Bewegang die Zaho- reihen berührt oder nicht. Im Sanskrit werden beide Varietäten unterschie- den alsN linguale lj| und als N dentale «f, welche dem nnnd dem n Kudelka's entsprechen, und deren Mechanismus folgender ist. 1) Beiden gemeinschaftlich ist die Lage und Form des weichen Ganmen», der ebenso, wie beim V palatale herab gezogen und erschlafft i9t. 3) Die Zungenwurzel wird sammt dem Zungenbein ein Stack höber ge- hoben , als beim N palatale. Fast die gesammte obere Flache der Zonge kommt auf diese Art in unmittelbare Berührung mit dem Gaumen , es bleibt also zwischen beiden kein Spalt oder sonstiger Zwisclienranm übrig; indessen liegt der weiche Gaumen nicht fest an, sondern vermag etwas mit zo vibrireo. 3) Der vordere Theil der Zunge hat nicht allemal eine und dieselbe Lage. Bei dem N linguale wird er hinter dem Alveolarfortsatze an den harten Gaumen gelegt, ohne dass sich die Zungenspitze sehr ausbreitet; bei dem N dentale dagegen wird der vordere Theil der Zunge voi^eschoben, nach unten umgekrummt, so dass die Spitze gegen die untern Vorderzahne gestemmt wird, und die übrigen Partien derVorderzäbnedie Oberzähne und den obern Al- veolarfortsatz berühren., also das ganze vordere Segment des Mundhöhlen- raums von einem Eckzahne zum andern völlig von der Zunge ansgestopfi wird. Beim V 1 i n g u a 1 e ist dieser Raum freigelassen, und die Stopfung der Mundhöhle ist also nur eine partielle. Früher schien es mir, als ob beim V- Mechanismus der hintere Theil der Zunge nicht in völlige Berührang mit dem weichen Gaumen käme, und also ein Spalt zwischen beiden Orga- nen bliebe: allein genauere Beobachtungen Hessen mich die erstere Ansicht als die richtige erkennen. Denn man kann den Vg^- Mechanismus unmittel- bar, ohne das ein stummes E dazwischen tritt, in den V-Mechanismas über- fuhren, und umgekehrt. Man erkennt dabei, dass das N ntir eine Vervoll- ständigung des Tlg ist., immer jedoch mit dem Unterschiede, dass beim H die Zunge ihren grossten Druck gegen den harten Gaumen oder die Zahu- rander ausübt, während der auf den harten Gaumen ein geringerer ist, auch geringer , als für das Ttg. Der Mechanismus des V linguale hat Aehnlichkeit mit dem des L^ dit* Zunge wird ebenso gegen den Gaumen angelegt,- nur bleibt hier ein gerin- ger Zwischenraum zwischen Zungenwurzel undVelum; auch werden dieRan- der der Zunge hinten eingezogen , so dass die Luft durch die Zrwischenräanie der hinfern Zähne entweichen kann; beim N dagegen finden keine solchen OefTnungen und Abweichungen Statt Beim N 1 inguale bleibt also der Yordertheil der Mundhohle offen, die Zunge ist mehr gerade in die Höhe gehoben, beim Jt dentale ist di#Zonge sammt dem -Zungenbein mehr vorgeschoben , als gehoben, was auf die Stel- lung des Kehlkopfs einen Eiofluss ausübt. Beim N linguale kann der Mund beliebig erweitert und verengert sein, beim N dentale behält er eine mittlere ziemlich enge Apertur bei. Der Laut desK linguale nähert sich etwas dem des Kpalat. (s. oben), und hat sogar eine geringe Aehnlichkeit mit dem Laute des L; der Laut des Physiologie des fordern H und des D. T. 87B dentale dagegen ist der gewohnliche, reine, nngenaselte, rolle und stark resonirende N-Laut Obgleich die tonende Lnftsanle beim H ebenso wie beim Ttg voUkom- meii vom Mandkanal abgesperrt ist, und direkt dorch den Isthmas fancinra pasairend an der hintern Wand des weichen Ganmens voräber in die Ohoanae nariam streicht, am, nachdem sie sieb in den Nasenhohlen Terbreitet, darcb die Nares ansznstromen, so ist es für den Klang dieses Nasenlautes doch keinesweges gleichgültig, in welchen physikalen Zustän- den sich die Mnndhohfe befindet. Der ganze Unterschied des Hg' Lantes von dem H- Laute beruht darauf, dass bei erste^ero die Luft der zum gros- sen Theile offenen Mundhohle, obgleich vom tonenden Luftstrom abgesperrt, dnreh Leitung zum Mittonen gelangt^ bei letzterem dagegen von diesem Mittonen deshalb; weil der Mundhohlenraum durch die Zunge ganz oder xam grossem Theile ausgefüllt ist, sehr wenig (]f linguale) oder gar nichts (XT dentale) stattfindet. Selbst das Oeffnen des Mundes bat einen, wenn auch geringen Einfluss auf das Timbre nicht nur des V linguale, sondern s elbst des ]f dentale. Producirt man letzteren Laut bei geschlossenem Munde, so wird man allerdings den N-Laut noch erkennen, und ihn vom M unter- scheiden können , aber gewiss nicht auf weite Entfernungen; Denn die Lip- pen dampfen , wenn sie geschlossen sind , den nach unten und vorn geleite- ten Ton so sehr, dass von der Mundresonanz nichts mehr vernehmbar bleibt. Zu einem vollen ]f -Laut ist vollständige Leerheit aller zum Nasenböhlen- system gehörigen Räumlichkeiten erforderlich. Sind dieselben zum Theile verstopf, oder mit Schleim, Polypen tf. s. w. ausgefüllt, so verliert der N- Lautin entsprechendem Grade an Klangfülle, es nimmt dann derselbe die- jenige Eigenschaft an , die man durch den Ausdruck „durch die Käse spre- chen ^^ bezeichnet. Ist die Nase vollständig verstopft, se kann N gar nicht mehr gebildet werden , und es tritt D oder T dafür ein , wie sich aus dem Mechanismus dieses Lautes ergeben wird. Die Verwandtschaften des N linguale sind nicht bedeutend. Das anlautende JH verbindet sich nur mit J zum mouillirten N , oder dem spaidschen V con aide , fi, sonst mit gar keinem andern Konsonanten. Dem auslautenden H dagegen lassen sich O dnr und K (obwohl vor diesem lieber N palati- num gesetzt wird), O moU; S, Sch, die 3 D, F, auch die 3 B anfügen. Nachlauten kann das N dem anlautenden Ch, O dur, K, O moll , S, Sch) Th, D, T, F, M, Ph, B, P; dagegen nur dem auslautenden B und L, z. B. Ernst, Alm sbll es einem andern Auslaut -Konsonanten nachlauteta, so schiebt sich allemal ein kurzes B ein. Der natürliche Charakter des N scheint sich zu beziehen auf das Abge- gränzte. Konkrete, Getbeilte, mit dem Nebenbegriffe bald des Annähems, Hinbewegens, bald des des Wegnehmens, Zerstörens, z. B. vtfo, nähen, nennen, innig, Minna, Minnen nun,non, nein u. s. w. In den meisten Fäl- len läset sich aber nichts Charakteristisches mehr erkennen. D. T. Der Explosivlaut, also der letzte Laut dieser Reihe; seinem physiolo- gischem Verhalten nach dem O dur sehr ähnlich. Auch in der bisherigen Lehre von diesem Laute herrscht manche Unsicherheit . und Irrthnm» wa« namentlich in der Schrift sich offenbart. 87f Physiologie des Spraehorgaos. Ebenso wenig, wie bei dem O und K erkenne ich beim D 'die Nothwendig* keiten, zwischen hart und weich in der Art zu unterscheiden, wie es die Sanskrit- Sprache gethan hat, sondern verstehe unter D den einfachen, unferTden sd- spirirten, vom nachfolgenden Ezspirationsstosse begleiteten Zungen explosir- laut. Das D wird demnach aus 4, das T aus 3 Momenten zusammengesetzt 1) Im ersten Moment wird heimD die Stimmritze durch die bekannten Mi»- kein geschlossen, gleichzeitig die Zunge sammt dem Zungenhein (and durch die- ses dem Kehlkopfe) auf- und vorwärts, bis zur Gaumendecke und den Zahnen gezogen , ebenso weit, wie beim &, also hoher, als beim IT. und weiter Tor- warts, als beim K. Das Gaumensegel ist dabei wahrscheinlich aufviaits ge- zogen, so dass es den Hinlertheil der Zunge nicht völlig berührt. Ea spieh keine besondere Rolle, ist daher in relaxirtem Zustande. Die Zungenspitze wird nach vorn geschoben, und, ebenso verschiedenartig, wie bei Ja und H, entweder gegen die obere, oder gegen die untere Zahnreihe, oder gegen des gleich hinter dem Alveolarfortsatz liegenden Theil der obern Kinnlade ge- stemmt, überhaupt so nach vorn bewegt, dass der Mundkanal luftdicht nach vorn und nach den Seiten abgeschlossen ist Ob zwischen dem Gaamense- gel und dem Zungenrucken (hinteren Theils) ein Spalt bleibt, oder ob sich wahrend der Artikulation beide Organe gegeneinander legen , will ich ror der Hand noch nicht mit Bestimmtheit entscheiden , doch scheint mir Letzte- res wahrscheinlicher. Wenigstens kommt gewiss der Zungengaumen bogen io Tollständige Beriihrnng mit der Zunge. Die Distanz der Kinnladen and lip* pen von einander ist wie beim N. Demnach ist beim D 2) im 3. Momente der Kehlkopf geschlossen, der Mundkanal verstopft, von der nach vom gestemmten Zunge ausgefüllt^ und der Nasenkanal, wenn gleich halb offen, doch ebenfalls von der Luftsäule der Luftrohre abgeschnit- ten. Also 9 wie beim O dur, vollständige Unterbrechung der Exspiration bei geöffnetem Munde. 3) Die Zungenspitze reisst sich nun von ihrer Anhaftungsstelle los, springt ein Stuck zurück und abwärts, während sich gleichzeitig der Unterkiefer etwas herabzieht. Wenn nun die Glottis noch während dieser Vorgänge geschlos- sen bleibt, so hört man nur ein flaches, ziemlich leeres Geräusch, was durch das Losreissen der Zunge und durch das plötzliche Eindringen der Luft von aussen in den neugebildeten Mundhohlenraum hervorgebracht wird. Dies ist das D, das einfache D, ob weich oder hart, das ist ganz egal. Erst wenn dies geschehen ist, wenn also dasD fertig gebildet worden ist, öffnet sich in aller Stille der Kehlkopf wieder, um die Respiration fortzusetzen (was wir als 4. Moment ansehen können). So verhält es sich, wenn D eine Silbe schliesst Soll sich aber ein Vokal anfügen, so öffnet sich sofort, wäh- rend dieses 3. Moments, die Stimmritze, aber nur soweit, als zur Tonbil- dung, die gleichzeitig eintritt, erforderlich ist Soll dagegen T gebildet werden, so bleibt die Stimmritze offen, und die zu- rückgehaltene , durch die exspirative Vis a terqo stark gespannte Luft stürzt im 3. Moment mit verstärkter Tension, also gehaucht, adspirirt, durch den gleichzeitig geöffneten oder gleichsam aufgesprengten Mundkanal, ohne dabei einen Ton zu geben, und nun erst kann durch angemessene Glottisverengung ein Vokal oder ein anderer Konsonant angehängt werden. Während jener Vor- gänge fällt naturlioh auch das Zungenbein und der Kehlkopf wieder herab. Dos T ist also nichts, als ein adspirirtes, bei offener Glottis gebildetes, durch die dabei entwickelte Vis a tergo allerdings hart gemachtes D^ eben- Physiologie dea ZangenexplosiTlaiitB D und T. 877 80 wie K ein adspirirtes O dur. Vergleicben irir das D noch weiter mit dem O, und dann die Explosivae mit den Nasales, so werden wir ferner finden , dass sich das D zam O dar hinsichtlich seines Zongenmechanismus gerade so verhält, wie N 2u Ng. So wie Ng bei verstopfter Nase in O dar, so geht V auter gleichen Verhältnissen in D über , and in gleichem Ver- wandtschaftsverhältnisse steht M zu B, wie wir später sehen werden. Das Verkennen dieser Verwandtschaft hat Kudelka viel Konfusion bereitet. Die Grade der sogenannten Härte oder Weichheit des D hängen von der Stelle des AAundkanals ab , gegen welche die Zunge vorzugsweise ange- drückt wird. Den grossten Nachdruck vermag die Zunge ihrer Organisation nach zu entwickeln, wenn ihre Spitze gegen den obern Zahnrand gestemmt wird. Dann krümmt sich dieselbe nach oben, der hinter der Spitze liegende Zongentheil schmiegt sich in den Zwischenraum zwischen den Vorderzähnen beider Kiefer, und legt sich gegen den untern Zabnrand mit geringerer Kraft- äusserung an. Ein etwas weicheres D entsteht, wenn die Spitze der Zunge sich abwärts krümmend gegen die untern Schneidezähne stemmt, und der nächstfolgende Zongentheil sich mit gewölbter oberer Fläche in den Inter- dentalraum und gegen das obere Zahn- ond AI veolarbogensegment anlegt*); ein nochschwächeresD endlich wird zur Erscheinung kommen, wenn die beiden vordem Zahn böge nsegmente gar nicht von der Zunge berührt wer- den, sondern die Zungenspitze sich» wie beim L oder N linguale gegen den Vordertheil des harten Gaumens aufkrümmt. Denn im letzteren Falle mass die Zunge ohne Gegenbalt sich frei in der Mundhöhle heben, und in einer ihr unbequemen Haltung gegen eine ^u ihrer Normalaxe schief stehende Fläche anstemmen. In der Regel bewegt sich daher die Zunge in der ersten der genannten Richtungen mit mehr oder weniger Nachdruck gegen die hin- tere Fläche der oberen Schneidezähne, oder, wo diese fehlen, des Alveolar- fortsatzes. Obgleich es also dergleichen Grade der Härte des D giebt, so sind siejdoch zu sehr zufällig, willkührlich und unwesentlich, als dass wir sie durch verschiedene.Zeichen zu unterscheiden nötbig hätten. Wir kommen noch einmal auf diesen Gegenstand zurück. Kudelka unterscheidet seinem Systeme zu Liebe drei DT -Laute, welche den 2., 3. und 4. seiner Schauplätze einnehmen. Das 1. D entsteht mittels der Zungenspitze, das 2. mittels des Zungenruckens, das 8. noch weiter hin- ten durch Zusammenbau ung der Zunge. Alle unsere drei D lassen sich adsp iriren, d. h. zu T verstärken, sie las- sen sich aber auch ohne Adspiration nach Willkühr schwach oder stark er- zeugen. Demnach sind die Modifikationen dieses Explosivlautes noch zahlrei- cher, als die des O dur- und K-Lautes. In keiner Sprache sind sie voll- ständig unterschieden und ausgedrückt worden. Das Sanskrit unterscheidet vier linguale (palatale) und vier dentale Explosivlaute, welche beide Klas- sen Bopp durch einen unter die lingualen gesetzten Punkt unterscheidet. Jede Klasse enthält ein d, ein t, ein dh und ein th. Ob das Sanskrit bei der dentalen Klasse den von mir angeführten Unterschied des Zungenme- cbanismus anerkannt habe, lässt sieb wohl schwerlich entscheiden. Im Ara- bischen haben wir wenigstens vier Buchstaben, welchen der D-Laut zu vin- *)▼. KempeleA rechnete diese Pronnnciationsart des D unter die Fehler, die beim D begangen werden; besonders diünme und blöde Individuen sollen das D auf diese Ajrt bilden. 678 PhjBiologie des Spraehorgans. diciren ist, nämlich <> (Dal) sbs d dentale, yjo (ZaÄ) == d linguale^ ^ ^Ta) = T linguale , und j (Te) = T dentale. Diesen entsprechen ebenso viele Produktionen in Dil nnd Th, s. oben. Ich kann nnd will mich hier nicht nn specielle Grunde einlassen, warum ich den angeführten arabischen Bncli> Stäben diese Laute unterlege. Wer eine physiologischere DoUmetschang zu geben vermag, der soll mir sehr willkommen sein: auf „historiscbeiD^ Wege ist gar keine möglich. — Die Araber scheinen also auch ihre weichen D nicht adspirirt , wohl aber producirt zu haben. Zn bemerken ist hier noch, dass die lingualen D*Laute des Sanskrit und anderer bindostaniscfaen Spra- chen tiefer oder weiter hinten in der Mundhohle gebildet worden^ als die lingualen des Arabischen, und die Ton uns unter diesem Namen adoptirteo. Die indischen Sprachen unterscheiden neben ihrem lingualen D nnd T zwei dentale, von denen das eine unserem (und dem arabischen) Langoalen ent- spricht. Die meisten übrigen Sprachen unterscheiden nnr Ein D nnd ein T. Ich glaube, man bat daran genug, d.h. die lingnalen (palatalen) d- nod t- Laute sind entbehrlich. Die Verwandtschaften des D — T sind zahlreich und wichtig. Das anlau- tende D (alles was vom D, gilt auch vom T, nor dass bei diesem wegeo der sich einschiebenden Adspiration die Verbindung nicht so unmittelbar nnd innig ist) verbindet sich mit beiden K, Qt moll, J, L, S, Sch., Y, W, PII9 F, M. Dem anlautenden D lasst sich wenigstens, ohne dass ein Zwischen-E-breve nÖtbig ist, &, G moll, L, S, Scll anbangen, and zwar so , dass beide Konsonanten verstanden werden können. Dagf'gen wenn D oder T den Auslaut einer Silbe bildet, kann ihm jeder Konsonant (mit ein- ziger Ausnahme des W) vorhergehen. Die stärkste Verwandtschaft hat D bekanntlich zum S> mit dem es einen halbeinfachen Laut Z bildet, auf deu wir spater zurückkommen. Fehlerhaft soll nach Kempelen das D klingen, wenn die ZungeDspitzt- an die Unterzabne gesetzt wird. Sonst kommen Verunstaltungen oder Ver- wechselungen (mit G dur nnd K) höchst selten vor, wohl nur, wenn dir Zunge zu kurz ist. Die Stotternden haben Mühe, das anlautende D in den nachfolgenden Vokal überlauten zu lassen. Die natürliche Bedeutung des Lippen -£xplo8ivlantes ist schwer wieder- zuerkennen. Es scheint das D, ähnlich der Trennnng des Exspirations- Stroms, ein Trennen, Tfae^len, Abgeben^ andrerseits ein widernatürlicbes Verweilen und Uasitiren auf einem Flecke auszudrücken. Z B. die Wurzel Tudy lödlefiy xihr^\kiy SiSo^li, dudebiy ziottem, zittern. 3) Vordere Konsonanten, Labiales. T. W. Ph« F. & labiale. Bei diesen Sprachlauten verhalten sieh Gaumen und Znnge ziemlieh pas- siv, die Mundhöhle ist ziemlich geräumig, um die nothige Luft aufzunebmen : der specifische Mechanismus wird durch die Lippen erzeugt, E^ sind die- jenigen Konsonanten, welche am leichtesten ad oculos zn demonstriren sind, mit welchen daher auch beim Taubstummenunterricht gewöhnlich der An- fang gemacht wird. " 81» V. W. Ph. F. Diese vier Konsonanten werden, ihrer Aebniichkeit wegen am zweck- massigsten snsammen gestellt and betrachtet. Die Grammatiker nennen sie Spirantes, weil bei ihnen der Athem darch die Lippen geblasen wird. £9 ist nicht leicht, die physiologischen Unterschiede dieser Laute aufzufin- den. DasTist der Spirant .ohne, das W der Spirant mitStimmbänderschwin- gongen, das Ph ist ein protrahirtes B oder ein T mit anfanglichem Lip- penscblnss, das F ist der harte oder adspirirte Spirant (wenn wir uns diese Tautologie erlauben dürfen). Von der Mitwirkung der Glottis abgesehen ist daher der Mechanismus dieser drei Sprachlaute so ziemlich ein und derselbe. 1) Der weiche Gaumen und die Zunge befinden sich in ihrer zweiten In* differenzstellnng, wie sie nämlich beim H stattfindet. Doch ist die Zungen- spitze mehr, so ziemlich bis zu den untern Schneidezähnen, vorgeschoben, am den Mnndkanal nach der Mundöffnung zu mehr zuzuspitzen und den Lnftstrom zu koncentriren. Das stabile Ansatzrobr ist völlig abgesperrt. 2) Die Kiefer sind etwa so weit, wie bei e, 1, r, t u. s. w. geöffnet. 3) Die Lippen werden an ihren Wurzelstellen fixirt, und durch die Mm. levatores et protrusores etwas , am Merklichsten beim W, nach aussen um- gestülpt, gleichzeitig aber die Winkelpartien ihrer Ränder durch den Sphincter etc. mäsbig gegen einander gedruckt, so dass nur beide mittlem Dritttheile der Lippen durch einen engen, in der Mitte etwa 72'" ^i^^k^^^ Spalt von einander getrennt bleiben. Beide Lippen stehen einander nicht genau gegenüber, die untere wird etwas hinter die obere gezogen. Dieser Spalt ist offenbar weit enger, und lässt weit weniger Luft durch, als auch nur Ein Nasenloch. 4) Gleichzeitig wird der Exspiratiosstrom mit einiger aktiven Kraftent- wickelung in die Mundhöhle getrieben. Hier wird die Luft, da der Mund bis auf eine verbältnbsmässig ziemlich kleine Spalt geschlossen ist, verdich- tet, und die Backen dadurch etwas aufgetrieben. Die Luft strömt zu der Mnndspalte heraus, welcher Vorgang mit einem massigen Weben begleitet ist. Es ist nötbig, die Lippen so weit zu verengen, dass wirklich die Luft mit einem Geräusch durchströmt, namentlich^ beim ▼, welches sonst ganz unhörbar bleiben würde. Dieses Geräusch lässt sich bei gleichblei- bender Mundöffnung dnrch Verstärkung des Exspirationsdruckes hörbarer darstellen. Der charakteristische Unterschied des ▼ vom W ist, dass bei letzterem die gleichzeitige phonatorische Mitwirkung der Sümmritzenbänder dazutritt; vom F unterscheidet sich das T dadurch, dass bei letzterem die Lippen- ränder so ziemlich gerade auf- oder über einander stehen, beim F dagegen der untere hinter den obern gezogen wird; dabei wird die Unterlippe ge- gen die Oberzähne so weit angezogen, dass sie die Schneide derselben mit ihrer mittlem Längenzone berührt, doch so, dass in der Mitte dieser Be- rührungslinie eine kleine LängenspaUe bleibt^ beim Bilden des ▼ soll nach Angermann die Berührung etwas tiefer auf der Innern Seite der Unter- lippe , und noch tiefer als beim T soll die Berührung beim W stattfinden. Bei der Bildung des F ist das Anlegen der Unterlippe an die Oberzähne fester, das Zurücktreten derselben von den Oberzähnen zu Ende der Arti- kulation gewaltsamer, als bei der T- Bildung, bei welcher wiederum jenes 880 Physiologie des Sprachorgans. Anlegeo fester, und das Zurücktreten gewaltsamer ist, als bei der Bildung des W*). Nach meinen Versuchen sind bei T und W die Oberzihne nieht be- helligt, nach Kempelen wenigstens beim W nicht Das T halt Letzteier trrthümlich für ein vokaJisirtes F. i Beim Bh oder Ph tritt zum T-Mechanismns noch der Schluss der Lip- pen. Wahrend nämlich beim T die Lippen bereits von einander getreniit worden sind , sobald der Luftstrom gegeben wird , sind hier die Lippen n Anfange oder im ersten Momente der Luftgebung ziemlich fest geschlosseD, um im zweiten Moment sofort sich ein wenig zu offnen, und die Luft in der- selben Art, wie beim V, herausströmen zu lassen. Es ist also keine Adspi- ration, die den Lippenschluss auf- und ablost, also kein P, sondern die- selbe Exspirationsbewegung, welche bereits wahrend des Lippenschluss» begann, setzt sich, ohne einen neuen Stoss von unten oder sonst her an er- leiden, während des Geoff'netaeins des Mundes, also mit gleichbleibender Tension der Luftsäule , fort. So ist Ph eine Litera continua s. Explosiva protracta , producta , und verhält sich zu B ebenso, wie Ch zu O dnr, and Th zu D; die Lippenstellung bleibt die des ▼; bei P dagegen springen die Lippen durch den Exspirationsstoss auseinander. Doch glaube man nicht, dass ^ch das B so leicht naturgeroäss in das Bh protrahiren lasse, weit leichter geht es in W über, z. B. awer statt aber. Beim F besteht also das Specifische seines Mechanismus darin , dass zwi- schen den Lippen und Oberzähnen eine ganz andere Schallritze gebildet wird, als bei T, W und Ph. Es wird nämlich die Oberlippe, -während ihre Insertion fixirt ist , vermöge der Levatores labii super, ein wenig aufwärts und auswärts gezogen , ohne dass die Mundwinkel ihre normale Lage ver- ändern. Die Unterlippe wird, wenn wir uns den Mnnd vorher als geöffnet vorstellen, aufwärts gezogen, ohne nach auswärts sich zu kehren ; vielmehr kehrt sie sich über die untern. Schneidezähne einwärts, und kommt also et- was hinter die Oberlippe und unter die obern Schneidezähne zu stehen. Die Schallritze wird von der Unterlippe und dem untern Rande der obero Schneidezähne gebildet, ist sehr schmal, und so beschaffen, dass die aus ihr hervorströmende Luft sich an der schief wie ein Wetterdach vorhängenden Oberlippe brechen und stark reiben muss. Wo die Oberzähne fehlen, wird die Oberlippe höher aufwärts gezogen , und die Unterlippe bis zum obem Alveolarrand gehoben, zwischen welchen beiden Organen die Schallritce ge- bildet wird. Bei diesem Mechanismus ist kein so starker Exspirationsdruck zur Er- langung eines zum sprachlichen Yerständniss hinlänglichen Geräusches er- forderlich, wie beim T und Ph, weil die Luft .hinlängliche Brecbungs- und Reibungselemente vorfindet Uebrigens ist auch die Lippendisposition beim T, W und Ph nicht ganz eine und dieselbe. Beim W kommt es von Haus ans gar nicht darauf an, zwischen den Lippen ein Geräusch zu bilden, da der Keblkopfton hier schon ein hinlängliches Schallelement darstellt. Deshalb ist beim W die Mondöffnung immer etwas grösser, die Lippen worden weniger gegen einander gedrückt, als beim T nnd Ph, wo die Schallritze enger sein und die Lippen stärker gegen einander gedruckt wer- den müssen, um die nöthigen Brechungselemente hervorzubringen Wie dies Letztere bewirkt werde, ist ziemlich gleichgültig, wofern nur die Schall- •) Angermann S. 23. 24. Physiologie der Spirants. 981 ritse von beiden über- und gegeneinander gelegten Lippen, nicht von der Unterlippe und den Obersähnen gebildet wird. — Uebrigens verhalt sich T zu F siemlich so , wie ah zn ach. Bei ah nod T bleiben die Lippen in ihrer regelmässigen Lage, bei ach und F werden sie gegen einander ver- rückt, nnd in der Regel mehr oder weniger verunstaltet. Das W ist nichts anderes , als ein mittels der Lippen in die Enge getrie- benes U: es ist dies der dritte Punkt, wo der Vokalismus in den Konsonan- tismus übergeht. Vergleichen wir jetzt diese Sprachlaute mit den dafür in den verschiede- nen Sprachen gesetzten Zeichen , so fallt uns zuerst auf, dass das sonst so fein distinguirende und an Sprachlauten so reiche Sanskrit gar keine be- sondern Zeichen weder für T, noch für F, noch für nnser Ph hat Nur das W hat es durch das Zeichen *8f ausgedruckt Eben so wenig scheinen die übrigen Orientalen Sprachen die Lippenspiranten zu lieben. Im Hebräi- schen scheint das Beth raphatum nnserem Bh oder Ph zu entsprechen. Seyffarth (über die ursprünglichen Laute der hebräischen Buchstaben. Leipzig 1824) behauptet geradezu, dieses n sei wie w auszusprechen. Im Altgriechischen scheint qp bald ph, bald f bezeichnet zu haben, denn das u ist wohl immer nur entweder das gZeiehen für u oder für unser v ge- wesen. Die Römer hatten kein W, nur Y^ welches bei ihnen den Ueber- gang der Vokale (ü) zu den Konsonanten vermittelte, nnd daher oft für n ▼ikarirte, ebenso wie J für I. Beide Konsonanten wurden daher schon damals I und U consonans genannt, eine Benennung, die sich für das J noch im Franzosischen bis jetzt erhalten hat. Die Italiäner setzen statt des altgriechi* sehen P^ stets F, die andern neuern Sprachen haben das Ph in den aus dem Griechischen stammenden Worten beibehalten , ohne es in der Jlegel anders, als F, auszusprechen. Die Russen haben bloss ihr $, das ihnen Ph, F und T zugleich sein muss. Ueberhaupt wird gegenwartig wohl fast von keinem Volke ein bestimm- ter Unterschied in der Aussprache des T, Ph und F gemacht, obgleich sich ein solcher , wie wir gezeigt haben, recht gut machen lasst, nnd gewiss anch von den Volkern , welche zuerst diese Sprachlaute bezeichnet haben, gemacht worden ist. Es kommt hier lediglich auf die Gewohnheit an. So gut wie man sh von ach unterscheiden kann nnd soll, so kann und sollte man auch T von F unterscheide^ , zumal da viele Personen das F nicht anders« als mit einer ziemlichen Lippenvernnstaltung produciren können, welche bei richtiger Erzeugung des T durchaus wegfallt. Eine andere Frage ist, ob wir das Ph in seiner naturgemiissen Produktion beibehalten oder vielmehr wieder einführen sollen. Die neuern Sprachen haben es in den ihnen eigenthümlichen Worten nicht für nöthig befunden. Aus diesem Grunde, so wie deshalb, weil das naturgemäss gebildete Ph immer nur ei- nen schwachen, nicht weit vernehmlichen, Sprachlant abgeben dürfte, halte ich es vor der Hand für unnothig, die ans dem Griechischen oder aus semi- tischen Sprachen stammenden Worte, in denen das so geschriebene Ph vorkommt, anders, als bisher, d. h. mit F, auszusprechen. Demnach wurde das Ph vorläufig nur im natürlichen Alphabete, nicht aber in dem münd- lichen Alphabete der lebenden Sprachen, eine Stelle finden. Ueber die assimilirende oder umlautende Verwandtschaft des W an B sprechen wir weiter unten. 56 gg2 Physiologe de« SpraAoi^^Mis. Jetat haben wir zn ontersachen , in welchen FäUen das ▼, and in wel cheo F an seinem Platze ist. , ,. . m*-«i.-.:i-«u» •« Das V ist offenbar kein von allem Anfiinge sprachlicher MittbeiloBg » vorhanden gewesener Sprachlaut, sondern ein Miltellaot ^j^^^^f^en U and R der gewiss spater, als diese beiden entstanden ist Erjikanrt also imn« entweder für den einen oder fiir den andern dieser beiden Laote So «t Vater ans Pater entstanden , so nberhaopt die ganze Differenz in der Ans. spräche der mit u zusammengesetzten griechischen Diphthongen. l>e»ts^ Wnrzelwörter mit V giebt es gar nicht. Wir haben so wenig denteche Sfl- ben und Wörter, in denen V vorkommt, dass man sie auf eine Zeile schrei- ben kann, nämlich: ver-,VieX vid.vier, Vo:;el. voll, ^«*'_,T'/^^- ÄUe andern WSrter sind fremden und spateren Ursprungs, z. B. \alef QV et- ter) vom griechischen 7caTT,p, Fo^/ (vocatus), Fftte/ (vetnla), ^^fenQSi^ lentinus) u. s. w. Anders, als zu Anfang einer Silbe, also emen Vokal an- lautend, kommt das V im Deutschen und wohl auch m andern Sprachen nicht leicht vor, aus dem natürlichen Grunde, weil man i^ zu Ende einer Silbe nicht hörbar machen kann. Lautet das V eine zweite Silbe an, wie in den romanischen Sprachen so oft geschieht, so ist gewiss allemal der Tor- aasgefaende Vokal lang, nie kurz betont. Daher lässt «c^ ▼ "^^1^ ™^" pekT: iti solchen Fällen tritt allemal W (Doppei-V), BB o^r PP dafor ein. Das W-Zeichen ist offenbar durch Verdoppelung des V entstanden, obgleich der W-Laut durchaus keine Verschärfung des V ist, sondern^ ein ganz neuer Sprschlaut. In den slavischen Sprachen wird vom V ein gT<^^ rer Gebrauch gemecht. Dem anlautenden V kann recht gut L, auch R «od g (aber nicht ScL) nachfolgen, andere Konsonanten wohl scbwei Hch. Wenn ▼ eine Silbe auslauten eoll, so muss immer ein stummes B nachfolgen, wenn das V hörbar werden soll, ohne in P auszuarten; nbngens kann einem solchen auslsntenden ▼ ein R, L, H, M, S, B vorausgehen. P ist schon ein derberer Laut, der sich mehr gebrauchen fasst, als daa sartHche , schwankende V. Dem anlautenden P kann vorangehen O dur^ K, B, Sch, D--T,B— P; nachfolgen R, O moll, L, N, D— T, Th, selbst W, M und B— P. Dem auslautenden P kann vorangehen CA, B, Jtg, O— K, H, D— T, L, 8, M, B— P, nachfolgen ohne allen Zwischeo vokal die Ezplosivae und 8, die übrigen mit vorausgehendem E oder I motum. W ist etwas difficiler in seinen Kombinationen, wir haben etwa Wr— und Wl— , femeröw— , Kw— , Dw— , Bw— , Pw— , 8w— , Schw— ; als Auslaute höchstens — Iw und — rw, und — wl, — wr, letztere aber auch nicht ganz ohne Zwiscbenvokal. Mit vorausgehendem Vokale kommt W wohl nur in den slavischen Sprachen als Auslaut vor. Als Naturlaute können wir also nur W und P anerkennen; das W neh- men wir hier jedoch als äquivalent dem Lateinischen und Romanischen T- Dasselbe drückt offenbar das Wehen, Blasen, in der Luft Bewegen oder Fort- schaffen aus; ferner Körper- und Gemüthsaffekte, die mit langsamer, schwe- rer Respiration begleitet sind: hierher gehört bei vielen Völkern sogar das Fragen, Wünschen u. dgl m. Beispiele: Ventus, Wind, IVa/l {Sanskrit, 8. V. w* blasen, bewegen), vado, waden, voco (Sanskrit voc) , txi^o (wi^ ®*5f^'"'0» Wehe, schwer^ quis^quaero, was^ warum, werth, virlus u. s. w. Dasp hat einige Aehnlichkeit als Naturlaut mit dem W, nur druckt es stärkere, markirtere, mehr transcendente Ideen aus, wenn auch nicht in Physiologie des & labiale und des BI* 8M der AusdebnuDg, wie W. Charakteristisch scheint mir s. B. da« P in Riff, Gift, Affe, Laffe, Schtift, Luß, fikim, pfui n. ▼. a. Von Fehlern , die bei der Aussprache dieser Sprachlaute begangen wer- den, dürfen wir eigentlich erst dann reden, wenn die Unterschiede dieser Koosonanten wirklich anerkannt und beobachtet werden. Lippenfehler verschiedener Art erschweren die Pronnncirong derselben, oder machen sie ganz nnmoglich. Das W soll zuweilen mit B vertauscht werden, MX labiale. Difes^ Spracfalauty welcher nur von einigen afrikanischen Volkerstämmen ange- wandt wird, aoll hier nur angefahrt werden, am zu zeigen, daaa auch der Zitter- iaat, ebenso wie der Naseslaut nnd Ezploslriaut, auf allen drei Gebieten oder Zo- nen des Artikulationsorgans TorkommeD kann. Mau kann einiaeh mit den zosam- mengelegten Lippen oder mit gleichzeitig bis hinter die Lippen Torgestreckter Zuii- Kenspitze einen schnarrenden, dem R etwas ähnlichen, schlecht klingenden, durch Zangenschwingungen der Lippenränder gebildeten (vergl. S. 566) Laut hervor- bringen, der sich aber nicht gut mit dem Kehlkopftone verbinden lässt, und wobi von keinem gebildeten Volke jemals fnr sprachdienlich gehalten werden d&tfte M. ■ Der Lippennasallaut Der einfachste, leichteste Sprachlaut , den es giebt, und den , nebst dem A und B « das Kind zuerst sprechen lernt. Der Mund ist geschlossen, ohne dass die Lippen gegeneinander drucken, die Zunge liegt ruhig und flach auf dem Grunde der Mundhohle, das Gau* mensegel bangt gegen, die Zungenwurzel herab, und wird von der Luftsäule in dieser Lage erhalten« Die Luft streicht also durch die Choanen in die Nasenhohle, wie beim N, aber sie dringt auch zum Theil und resonirt in dem nicht unansehnlichen Mundhohlenraum, und kann sogar die Lippen in Vibrationen versetzen. Vom V palat. unterscheidet es sich aber nicht nur durch den Mundschluss, sondern auch dadurch, dass die Zunge beim M * nicht geflissentlich und mit einigem Nachdruck gegen das Gaumensegel ge- halten wird, sondern indififerent liegen bleibt; vom N lingu. dadurch, dass der Mundhöhlenraum nicht durch Aufsteigen der Ziingenspitze be* schrankt wird. Man kann beide N- Laute mit geschlossenem Munde produciren, sie wer- den dann allerdings etw'as vom M annehmen, aber doch immer noch ihre Eigentbümlichkeit behalten , sp lange nicht die Zunge in die Tief läge ge- bracht wird. £s scheint, als ob der Abschluss der Mundhöhle von der Ra- chenhöhle kein vollständiger sei, dass also ein Theil der Luft durch den Isthmus oris in die Mundhöhle dringe, daselbst resonire, und in die Schlund- höhle zurückgebrochen werde. Beim N dagegen findet kein Uebergang der Luft in die Mundhöhle statt. Das Charakteristische des Mist also Passivität aller Sprachorgane bei akti ver Stim mritze. Kein Konsonant ist so absolut ^tumm iu der leisen Sprache, als dieser. Der Name Konsonant passt also für diesen Sprachlant gar nicht. Richtiger wäre Resonant. Denn alles Hörbare, was das M zur Erscheinung bringt, beruht auf den Schwingungen der SÄmmbänder, auf der tönenden Luftsäule,, welche durch die Resonanz in sämmtlichen Räu- men des Ansatzrohrs ihr Timbre erhält, ohne dass in letzterem nur das geringste neue Geräusch sich hinzu gesellte. Man könnte das Ansatzrohr , wie es 56« S84 Physiologie des Sprachorgans. sich beim BI verhalt, mit einem Fagott, dessen Locher sammtlich gescbloi^ sen sind, Tergleichen, und in der That bat anch der Fagotiton etwas M- artiges. . Manche Sprachforscher rechnen das Anusvara des Sanskrit znm M-Ltnt* Richtigem gphort dieses dem JS palat/ an , nnd ist seinem Wesen nach woU dem französischen n« wenn es den Auslaut eines Wortes bildet, analog. Sonst wird uns das M , so weit es der Schrift angehört, nicht viel zu schaf- fen machen. Es ist ein so handgreiflicher, nicht leicht verstummet- odfr Yerwechselbarer Laut , der auch durchaus nicht auf verschiedene Art ndi erzeugen Jässt, so ein Ursprachlaut, an dem aich nichts rücken und tififln lisst, dass in all«n Sprachen nur Ein Zeichen dafür existirt. Deonoefa kann Bindseil, der überall das Trennmesser und die Spalthacke aolegps muss, sich nicht enthalten, auch hier Yarieläten und Qradationen zu cot» decken. Er sprichi von einem dunklern und hellem, und von einem schwach ^nd einem stark „gehauchten^* M. Allerdings klingt M als Anlaut starker, als als Auslaut , stärker in Mater, als in Gram , Kochern. Wo aber hier daa Hanchen herkommen soll, weiss ich nicht. Vielleicht haucht Bindseil durch die Nase, meinetwegen, ich und andere Leute gebrauchen den Mund dazu. Das M leidet aFs Anlaut keinen Konsonanten hinter sieb. Im Giiecbi* sehen kommt zwar (jLvao, Mvi^piov u. a. m. vor, aber ich will diese Kom^ bination nicht andern Sprachen zum Muster aufstellen. Dagegen kann vor dem M* Anlaut stehen Ch, O — ^K, O moll, S, Sch, D, T, Th, F, Fh B) 1^« Dem Auslaut-M lasst sich nur & und L so voranstellen, dass eine wirklich gut gefugte und vernehmliche Lautkombination daraus hervorgeht; nachsetzen lasst si^li dem auslautenden M nur S, Sch, F, die Explosivae, nnd ziemlich gut die Protractae. Das M Als Naturlaut drückt Verwunderung, Zusammen fugnng, sinnliches Verlangen, Schmeicheln, kindliche Annäherung aus. Hm, meuSj Mamo, ämo, Ammon, Lamm, Rammeln, sammeln u. s. w. Der M-Laut klingt gestopft, wie ein Waldhornton, wenn einer oder der andere der Sprachresonanzräume verstopft ist. Ist die Nase völlig verstopft, so ist derselbe gar nicht möglich, und es tritt dann P dafür ein. Von die- sem, als dem letzten einfachen Sprachlaut, soll jetzt die Rede sein. B. P. Der Labialexplosivlaut, und als solcher der Letzte in der ganzen Reibe. Sein Mechanismus ist, wie der des M, sehr einfach: P entsteht, wie schon zu Ende des vorigen Kapitels angedeutet wurde, dadurch, dass im ersten (nor bei vorheroffenemMunde vorhandenen) Moment das Gaumensegel hinterwärts gezogen, die Zunge niedergelegt, u nd der M und (aber nicht die Kiefer : die Zäboe lässep eine massige Spalte zwischen 8ich)gesclilossen wird, im zweiten beideLip- peh geg"u einander gedruckt werden, im dritten durch die mit einem gewissen Nächdruck in die Mundhöhle getriebene und starker durch die exspiraiire Visa tergo gespannte Luft, so wie durch die gleichzeitig wirksame Thatigkeit der den Unterkiefer nacK'unten ziehenden Muskeln die sphinkterische Aktion der Lip- penmuskeln überwältigt wird. Der B-Mechanismus dagegen setzt mitGlot* lis- und Mundlippenscbluss ein; die Glottis öffnet sich aber im dritten Mo- ment noch nicht, nur der Mund durch die Muskeln } welche dazu besonders Physiologie de« B. P. 885 beatimmt siod; erst nach Yollendong dieser Bewegung wird die Stiminritse geöffnet und die Respiration forlgesetzt Alles dies ist das Werk eines An«- genblicks. Die Znnge bat mit dem Wesentlichen des B-Mechanismus nichts xn thon: eine Thatsache, die man denjenigen, die das Wesen jeder Arlikn« lalion, also anch der Fehler, die dabei gemacht werden, s. B. beim Stottern, in der%nnge suchen, nicht oft genng wiederholen kann. Vergl. anch den Mechanismus von O dur und D. % Das Charakteristische, dos B — P ist also der Lippenschlnss unü dessen Aufhebung: ein sehr komplicirter" Mechanismus, über den bereits frühem (S. 252 ff.) die Rfde gewesen ist. Ausser den sogenannten Kaumuskeln sind beim Lippenschlnss, wenigstens beim arlikulatorischen, die innern Partien des Orbicularis oris, die Zys;omatici, die Levatores, Depiessores etc. in ihrer gegenseitigen Wirkung thätig. Im zweiten Momente werden die Lippenrander in der Regel etwas ein* warts gerollt, wodurch das Gegeneinanderpressen befördert wird. Beim P 18t dieser Zusammendrnck entwickelter, als beim B« Uebrigens können die Lippen auf ziemlich verschiedene Art gewulstet, gestülpt, verzogen und sonst gestaltet werden , ohne dass dadurch der B-Meehanismus verhindert wurde. Im zweiten Momente des P-Mechanismus wird ferner in gleichem Maasse, als die Lippen komprimirt werden, die Mundhöhlen! uft komprimirt, und die Dacbfolgende Adspiration ist dann eine um so heftigere, härtere.' Diese Kompression der Mundhohlenluft geschieht dadurch, dass der Kehlkopf et» was in die Hohe gezogen wird, und so die im Ansatzrohre eingesperrte Luft vorwärts und aufwärts geschoben, und die Backenmuskeln kontrahiri werden. Gleichzeitig werden anoh die Ezspirationsrooskeln in schlagferti- gen Zustand versetzt. Beim B-Mechanismus findet während des Lippen- drucks ein solches Heben des Kehlkopfs nicht Statt, erst im dritten Mo- mente schiebt das erst jetzt aufsteigende Zungenbein sammt Zungenwurzel die Mundhöhlenluft beim Löslassen der Lippen heraus, ohne dass die Glot- tis schon jetzt geöffnet würde. Wenn aber ein Vokal auf 'das B folgt, so sehliesst sich die phonatorische Oeffnurt« der Stimmritze o. s. w. sofort an das zweite Moment an, so dass Mutfdöffnnng mit Kehlkopf^nung zusfim» menfällt, ebenso wie dies bei O dur und D Statt fand. . ' Das zweite Moment dauert länger, wenn das B — P die erste Silbe sehliesst und die zweite wieder anlautet, ebenso beim Stottern , d. h. bei dem Sprachfehler, wo die Verbindung desB oder P mit einem nachfolgen- den Vokale erschwert ist ^ ' Bei der Pronunciatiön des B sowohl als des P werden im gewohnlichen Umgange oft Fehler begangen, die in der Regel nicht als flfolche eingestan-^ den weiden. D^s B wird oft wie W, das P oft wie B gebildet, beide Sprach- laate werden al^ nicht vollständig genug pronuncirt So hören wir sehr oft Worte, wie Leben, Abend, über u. s. w. aussprechen, Lewen oder LA- wen, Awend, üwer. Das ist aber falsch, so gewöhnlich es auch vorkommt Oder man zieht die Endsilbe —ben in m zusammen , so dass sie ihren Silben- werth fast ganz verliert und der vorhergehenden Silbe als Auslant ange- hängt wird, z.B.Läm, siem, om, BiAti Leben, sieben, fl*pn. Oder man schlägt einen Mittelweg ein , sehliesst beim B die Lippen , und hebt bei ge- schlossen bleibendem Munde die Zunge in die M-Lage: Lebn, siebn, obn. — Das P wird gleichfalls sehr oft nicht adspirirt , sondern wie B gebildet; 88f Phyriologie des Sprachorgaos. •o dfttf Boss nod Pai$, best and Pesty Bo$ and PosU bone and /»one n. t. w- dem Oehor nach gar nicht unterschieden werden. Allerdings kann man aih dererseits anch bei der Pronancirong des P Gefahr laufen , die Adspiratieo sn sehr vorlaoten, und ein formliches Ph> literatenus, hören so lassen. allein dadurch darf sieh doch Niemand abhalten lassen , diesen Spnehlaat richtig SU bilden. v Bund P lassen sich mit andern Konsonanten zusammensetcen zu Ofb - (Op, ebenso bei allen folgenden), Kb — , Ob — > Sb — , Scbb- ■> Db— , Fb — ; Br— , Bg— , Bl— , B»— , B«ch-, Bn-^, Bd— , Bf—, Bm-; — ohb« — pb, — nb, — ^Ib, —ab, «chb, — nb, -fb, — mb; — bg, — bt, — b«, — badi. Die Auslaute — bk, — br, — U, — Im nehmen iur sich zu Viel Zeit in An- spruch, als dass sie mit dem vorhergehenden Vokale als Eine Silbe betrach- tet werden konnten. B and P als Naturlaut dienen zur Bezeichnung der einfaebstea nnd ersten phonischen Oefuhls- und Begriffsausserungen, z. B. 6a, papein, pi- pen, Papa, Abba, Bube, papula (die einfachste Hanteraption) , 6e6efi, Popanz. Wohl fast die meisten geschriebenen P sind nichts als B. Denn sobald die Adspiration wegfallt, dürfen wir nur B schreiben , nicht P, niag man nun die Lappen mehr oder weniger dabei zusammenpressen: dies ist efwas sehr Willkührliches und Individuelles, was keinen Unferschied im Wesen dieses Sprachlautes macht und folglich auch zu keiner schriftlichen Distinktion dieser Grade berechtigt In Ab, Abt^ klingt das B offenbar hart; in leben, selbst in Ebbe weich. Dennoch wäre es falsch , Ap und Apt zu schrc^iben. Die neogriechische Sprache bezeichnet das B, wenigstens wenn es eine Silbe anlautet, durch Mtc, indem sie dadurch, dass es das erste llonMrnt, den Lippenschluss , durch H ausdruckt, die Absch wachung des H bezeich- nen will, Sie zerlegt demnach in ihrer Schrift den P-Mechanismua in seine beiden wesentlichen Blemeate, ebenso wie es oft die Stotternden Ihnn, wenn sie das B oder P ohne Anstoss oder Aufenthalt aussprechen wollen. Die- ses vorgeseUte M hat für P dieselbe Funktion, wie das V für das T, das Vs für das K, und einigermaassen auch wie das vorgesetzte H far & oder L in andern Sprachen. b. Zusammengesetzte Konsonanten. So wie die Vokale sich unter einander zu verschiedenen Doppellaoieu oder Diphthongen verbinden können, so thun dies die EonsonanteB gleich- falls, und zwar fallen auch hier einige Verbindungen mehr, andere wen^er innig aus. V/ir haben Doppelvokale kennen gelernt, die nicht fuglicb ein- silbig pronondrt werden können , eben so Jiaben wir in den vorigen Ab- sohnitten Doppelkonsonanten aufgeführt, welche, mit einem Vokale zosam- mengeaetzt, nicht gut als einsilbig zu betrachten sind, sondern welche schon fir sich die Binsehiebung eines, wenn auch kurzen, doch dem Gehöre nicht ganz entgehenden Zwischenvokals erfordern. Nach dem Grade der kombinatorischen Verwandtschaft der verschiede- aan Konsonanten zu einander können wir drei Klassen von Doppeikonso- nanten annehmen: 1) Solche, derenbeide Elemente (beide einfachen Konsonanten, ans den sie bestehen) die grosste kombiAatorische Verwandtschaft zu einander ha* Znaaumieogevietzte KoQa^BMtea. 887 l>en. IHese Verv* ndtschaft ist nämlich dann am groaaton und lonigiBteii, wenn der eine Konsonant das eine odei das andere artikulalorische Moment mit dem andern Konsouunten gemeinschaftlich hat, dergestalt, dass hM der T'eibindung der volle Mechanismus des ersten oder zweiten Elements gar nicht zur Ausführung kommt. So ist in der Silbe ank die Zunge bei der Bfl* dnng des D bereits bis zum Gaumen gehoben, wenn zur Bildung des k. ge- schritten werden soll : das erste Moment des K*Mechanismus fallt hier also i^eg. Ebenso verhält sich M :B nnd N:D. Oder der zweite Konsonant wird auf dem Wege , den die Organe , nachdem sie den ersten Konsonanten ge- bildet haben, einschlagen, um zur Indi£fereuzWe zu kommen, noch nach- traglich, oder gelegentlich gebildet, z. B, Ui\ wo sich während der Bewe- gung, welche' die Sprachorgane bei der zum K- Mechanismus gehörigen Ad- spiration (dem 3. Momente der K-Hildung) nehmen , diese Organe wie vob selbU zur W- Bildung stellen, die unter diesen Umständen mit der grossten Leichtigkeit von Statten geht. Die Wirkung ist am Ende dieselbe, wie im vorigen Falle: der Mechanismus des einen oder des andern Sprachlauts oder beider wird abgekürzt, erleichtert, es findet also »ine Art Kontraktion statt. 2) Es verbinden sich zwei ^Konsonanten so, dass ihr beiderseitiger Me- chanismus zwar so ziemlich nnvei kürzt bleibt, aber sie lassen sich doch so nebeneinander aussprechen, dass man nicht auf die Idee kommt, als ob der eine derselben gar nicht zu derselben Silbe gehöre, und ohne dass man nö- thig hat, einen stummen Einscbiebvokal zwischen beiden Konsonanten hö- ren zu lassen , z. B. a/f, Scäla , Kta u. s. w. 3) Das letztere dagegen geschieht, wo son^t die Verbindung nicht zu er- möglichen wäre, z. B. Cfa, D^joiiba^ B^delliumf ao wie in allen Auslauten auf einen Semivucalis, rl ausgenommen, dem kein 1 oder r vorhergeht. Freilich sind die Grenzen zwischen diesen drei Abtheilungen nicht ganz strikt zu ziehen, so wie es sich auch nicht von vorn herein bestimmen laaaft, wie viel Doppelkonsooanten überhaupt zum sprachlichen Gebrauche ver- wendet werden sollen, welche Verbindungen unstatthaft sind u. s. w. Auf der angefügten Tafel sind die sprachlich brauchbaren Doppelkonso- iianten aufgezeichnet. Eines Kommentars bedarf dieselbe nicht. Das Jot als Halbvokal ist seiner zweifelhaften Existenz wegen weggelassen worden* Der unter einen Doppelkonsonant gcbctzte Strich bedeutet, dass derselbe auch als Auslaut zu brauchen ist. Die zu schwerfälligen Verbindungen sind in Klammern geschlossen, die guten mit gewöhnlichen Lettern, die leichte- ren kursiv, die leichtesten fett gedruckt. Wo ein stummes e oder i dazwischen tritt, da ist über den 2. Konsonant eine \ gesetzt. Einige Folgerungen je- doch und Ergebnisse, die aus dieser Tafel hervorgehen, hier beizufügen, wird nicht am unrechten Orte sein. a. Zuerst muss ein Unterschied zwischen dem doppelkonsonantischen A n- lant und Auslaut einer Silbe gemacht werden, ob also der Vokal dem Doppelkonsoniknten nachfolgt oder ihm vorhergeht In der Regel wird ein DoppeJkonsonant, der als Anlaut gebraucht wird, zugleich als Auslaut zu gebrauchen sein, wenn man die Stellung der beiden einzelnen Konsonanten umkehrt, so dass also in beiden Fällen derselbe Konsonant mit dem Vokal in Verbindung tritt. So wird der Anlaut Sla {Slave) durch ümkehrung zum Auslaut (a/s), ebenso Tla=a1ty Tra^^^art u. s. w. b. Dagegen können die Explosivae und S, Sch, zum Theil auch F unter einander in beliebiger Verbindung sowohl den An - als auch den Auslaut 888 Ph yriologie dM SpnßkovgKOB. Oh a paL O K V pal. D a liog. L n Obt Chr ^ eha — cUc C%r CU Qak KP — fch - rg — rk - *J — il O Geh (-gr) cu (-) • ■ Gr Gl K K^h Kr • Kd kj Kr Kl a (-) - • (-) t s (-) (-: M KA ■P — ftch — flr — rf^ — nk — ^j — Ar — 0^b* — jg — Jk Or Ol 9ch (-) (-) — rg — * (— rß) — Tj — ri - lA — lg— Ik — Ij -14 (Thg) (Thk) ThÄ» Thi Tbr TU (-) (-) Sk Sj Sr Sl SA - - - (-) (-) ■oh Sehr Sehg Sehk Schtf* Sehj Sdir SdU Sehth (-) - - - (-) (-) (-) * (— nr) — ng — nk — nj (— nr) — »■ DT Dr» Tr /dJ; Tg\ /Tk \ TÄ dd Dj TDr Wl (-) V -M -; (-) (-) 9 Br (-) Bl II f Th Thr (T! ■ Sr (-) Sg T Vr Vg Vr VI va w wi m r Wr m . p Fr Fi Fk a (-) Fr (- • -) n . Fik (-) Ph Phr (-) • Phr FU Pktk M % (Mr) — mg — mk (-mj) (Mr)^ ^ -.* BP BPeh BPr /BPg \ /BPk\ ■^<-) (- -) M BPtk (-) Soll - ehs — ehsoh Chn Chdt — cht — « — rieh — rn — rdt — rt KombinationttabeUe. DT Y W Ph F M BP Chw Chf Chm ebb — — ebb — rpb — rf — •mi •— ihp Gfcb 6n Gdt 6v Gw Opb « Gf Gm Gbp - (-) - Ksob Kn Edt Ky Eph Kf Km Kbp (-) (-) (-) - — fis — figch — An — fldt — fif -Äbp Os Oteh €>n Odt Ot - (-) (-) - — rs — rsch — rn — rdt (— rv) — !• — lach — la — Idt — Ow 6ph Of 6m Bbp — rpb — rf — rm — rbp — Ipb — If — Im — Vtfp Ths Thsch Tbn Tbv Tbw CTbpb) (Thf) Tbm Tbbp Stcb Sil Sai St (-) (-) - Sw Sph 8f^ Sm 5ftp (-) (-) (-) - Sehs &;^fi. SfMi Scbv 5cAiir Sebpb SeM Schm, ScMp (-) - . (-) (•) (-)- - — IM — nseh — ndt (— nv) TDs TDioh rnDn (-) DTt Vs Vd Vdt (-WS) — wdt s Ps Fseh Fn Fit ^ — (-) ■— — npb — nf (-bp) DTt DwTw DphTpb DTf DTm . DTbp (-) (-) (-) Vm Vbp Phs (Pbscb) Pbn Fht Fw Pbw Fm Fbp (-) - Pbm Pbbp Mn — 0W — mscb — mAt — mph — mf — mhp %H BPsch BPn Bdt BPr — bdt BPf BPm 8M Pbjsiologie des Sprachorgans. bilden, s. B. Kt, Pt, l>Pt K«, BfCh n. s. w. Die SemiTOcaks «ind nicht so fugsam, s. vorhin No. 3. c. Einen Unterschied macht es jedoch, ob die Explosivae, die sich anter- einander oder mit andern Konsonanten zusammensetzen sollen, hart oder weich sind. Dem anlautenden Olässt sieb, wenn wir streng den ihm Tindi- cirten Mechanismus festhalten, nur'^R pal. und JTg nachsetzen; allen andern Konsonanten mnss dagegen , soll das O nicht sofort in K, übergeben , eio stummes e oder i vortflisgehen, wenn sie sich dem anlautenden O anschlies- sen sollen. Das D hat in dieser Hinsicht eine ausgebreitetere Verwandt- Schaft: hier ist nur bei Dr, Dg, Dk, Dn, Dur ein solches Einschiebsel (bei Dj; ein kurzes i) erforderlich. Beim B endlich ist dasselbe nur in der Ver- bindung mit D und T nothig, wogegen der Auslaut — bd oder — bt ohne einen stummen Zwischenvokal zu erzeugen möglich ist. Der Grund zo die- ser auf dem ersten Anblick etwas auffallenden Erscheinung liegt darin, dass beim Anlaut der nachfolgende Vokal durch ein stärkeres Markiren des ers- ten Konsonanten bereits vorbereitet werden muss, während beim Auslaut der Vokal im ersten der beiden Konsonanten zur Ruhe kommt, und ohne ein solches Hülfemittel schon vernommen oder vom Verstände begrifift^n wird, da der Eindruck, den der vorherlautende Vokal machte /sich noch auf den nachfolgenden Konsonanten fortpflanzt. d. R, L und Ch können in einem doppelkonsonantischen Silbenanlaot nicht füglich die erste Stelle einnehmen. Nur die 3. Varietät des Ch, die sich dem K- Mechanismus annähert, kann allenHills so gebraucht werden, und ist diese auch auf der Tafel gemeint worden. Nach diesen Prämissen bleibt uns nur noch übrig, etwas über die in meh- rern Sprachen durch einfache Zeichen ausgedrückten Doppel kons onanten, also über C, Z, O in der Bedeutung für Dsch, Z, Q und ^, so wie über die sogenannten monillirten Konsonanten etwas zu bemerken. C und Zi , (t (italisch = dsh). DasC, insoweit es nicht für K, vikarirt, und dasZ bezeichnen im Allgemeinen die Zusammenlautung des Lingualexplosivlauts mit dem Sibilanten. Letzterer für sich unterliegt, wie wir gesehen haben, keinen erheblichen Modifikatio- nen , wohl aber der Erstere ; es ist daher schon von vorn herein zu erwar- ten, dass wir diesen Doppellaut unter verschiedenen Formen in den Spra- chen antreffen werden. Das Weseniliche des Mechanismus dieser Form- oder Lautverschiedenheiten lässt sich auf folgende zwei Elemente zurück- führen. 1) Nur der unadspirirte Zungenexplosivlaut, also unser D, und zwar nnr das p dentale, wie wir ausdrücklich bemerken müssen, lässt sich unmittel- bar und ohne Zwischenmoment mit S verbinden. Hierzu ist weiter nichts nothig, iils dass die Zungenspitze, nachdem sie durch Anstemmung gegen die Zahnreihen u. s. w. den D-Mechanismus vollzogen, sich soweit von den Zahnkanten zurückzieht, dass die Luft durch die so gebildete Schallritze durchstreichen und sich an den frei gewordenen Kanten der Zahne bre- chen kann. 2) Der Unterschied des harten und weichen C- oder Z-Lautes wird beim Äuiaut dadurch bewirkt, dass nicht etwa das D (vor der Bildung des S) ad- P n wird, sondern dass diese Adspiration nach vollendetem Ds-Mecha- Physiologie des C «nd Z* nismiiB 'angefügt ^^ird, wenn dieser DoppelkonsonaBl hart assfallen soll, wogegen bei der weichen Varietät diese Adspiration imlerbleiM. Beim Am^. l&Dt wird die Harte darch einen vorangehenden (anlautenden) kaizen beton- ten Vokal proTOcirt, welcher hier die Stelle der Adspiration vertritt*). Die weiche Varietät wird in dcif Scbriftspraehen durch Ci ^, d» Q. s. w., die harte durch Z, ts, fss, tz aasgedrückt Schon die Namen ce uiid zet 8i»d far den von mir (zuerst) angegebenen MeebanisiBqs charakteristisch und bestätigend , da man die Silbe ce in der Regel ohne, die Silbe zei dage- gen mit Adspiration swischen ds and e pronunciH (dshet literafenns). Da- mit soll aber nicht dem Oebraoeh oder Missbraach des C das Wort geredeit werden. Wir werden weit physiologbeher verfahren , wenn wir das tyran- Dische Joch des bisherigen Usus abschütteln, und wieder das Doppelaei- chen in unserer Schrift eiafubren : df und ts. Um aber gedritte Zeichen zu vermeiden, würde dann auch in solchen Fallen, wo eigentlich, unserer Theorie gemäss, ddft stehen sollte, ausnahmsweise das einfadiere und ge- rade hier zu keinem Misaveratäadnisa Anlass gebende tjl eiatreten. Darüber noch spater Etwas« Zuweilen wird dv gesprochen, wo nur • geeehrieben steht, nameotlieh im Auslaute, z. B. ff^kU statt Hals, Gands statt Gans. Es ist dem mensch- lichen Sprachorgane, namefUlieb dem deotschen und slaTiscbeii, auf den Wegen, die es bei seinen Mecbanismeii zurücklegt, eigimtliümlieh , immer alle ihm hier aufstossenden Artikulationen, besonders die auf den Ruhela- gfen id er Zunge vorko mmli chen, mitzumachen. Die einfache Kombination des TS mit dem S fällt ihm aus diesem Grunde (der in einer aationellen Träg- heit oder Schwerfälligkeit des Geistes zu beraben scheint) schwerer, als die Zusammensetzung von N-D-S. Hieraus erklärt sieh überhaupt der grosse Konsonantenreichthum in den Worten der germanischen und slavischen Sprachen. Was die Verbindung des D-Lautes mit dem Zischlaute Sh und Sch an- langt, so wird dieselbe in mehrern alten und neuen Sprachen gleichfalls durch Ein Zeichen ausgedrückt. So im Sanskrit, wo es 4 Zeichen dafür giebt, im. Arabischen, im Italischen; auch das Spanische, Englische und Germanische gehört gewissermaassen hierher, von den weniger interessan- ten Sprachen zu geschweigen. Da sowohl der Zungenexplosivlaut (linguale und dentale Species), als auch der Zungenzahuzischlaut seine Modifikationen oder Gradationen bat, so müssen allerdings die des in Rede stehenden Dop- pelkonsonanten ziemlich zahlreich ausfallen Folgende Varietäten lassen sich mit physiologischer Bestimmtheit aufstellen. 1) Verbindung des palatalen D mit SII9 idt die weichste auch durch Vor-. Stellung eines scharfen Vokals nicht gut verstärkbare Modifikation, welche fast wie ds klingt, and im Italischen vorkommt. Mit Sch lässt sich nicht ohne grosse Umstände dieses d verbinden. *) £a 0cli«iiit hi«THi allerdings eine kleine InkonsequeiM i» Besug auf di« o^mi von mir snfgettelh» Theorie des D- und T-Mecbanisnuis z« Hegeik. Allein so lan^ als wir den ds-Mechamsmiu durch Ein Zeichen ausdrücken und die Grade dai Härte nnd Weiche ebenfalls durch die kürzeste Weise bezeichnen wollen, müssen wir doch offenbar den Ds-Aaslant^ dem ein knrzer betonter Vokal vorhergeht, anoh ohne AdspiratioB, hart nennen, da nun einmal aal ein aaslanteadet • keine Ade^ ration folgen kaaa. Physiologie des Sprachorgaos. 2) Verbindong des nntem dentalen D mit Bh, aach siemlieh w^di,ai sonst ziemlich wie die vorige beschaffen. S) Verbindung des obern dentalen D (die gewohnlichste Varietät) nm Sh, lasst sich verstärken oder in Tsh verwandeln, wenn ein karz betonter Vokal vorangeht Das sanskrltanische dsha nnd (hhha scheint hierher so ge- boren. 4) Verbindung des obern dentalen D mit Sch. Die Lippen werden scboi wahrend des 2. Moments des D nach vorn bewegt nnd vorgestülpt. Diw Form erscheint gewöhnlich als harte Modifikation: da Tsch« so wie ober hanpt das dem Sch vorangehende D immer eine gewisse Harte bat, nnd sie anders als T geschrieben werden sollte. Das Sanskrit unterscheidet hier ein tscha und ischha. Sonst mögen über die schriftliche Unterscheidung des Dsclft nnd TiCh die bereits unter ds und ts angefahrten Regeln gelten. Alsovorund nach einem scharfen Vokal schreibe man Tlch, vor oder nach einem langen oder unbe- tonten Vokale Dsch- So lange übrigens der Deutsche deutsch spricht nnd deutsch bleibt, braucht er sich nicht an den Dsh-Mechanismns zu gewöhnen« sondern mag* ungenirt sein Tscift herausquetschen. Wo es aber auf Schön- heit der äussern Form des Vortrags ankommt, also im Gesänge, da moss in der Regel die Harte des Tnh gemildert werden, nnd wo möglich die Weichheit des italischen Dsh eintreten. Man sc|]reibe also z. B. Matsch, QuaJtsch^ ebenso wie Udts, Lats {Bat:^ Latz); dagegen L^dnchen^ Mödschekuh^ ebenso wie Schmüds (nicht Schmttz). G^dxa u. s. w. Ebenso wird durch ein vorausgehen dos 1, m, n. r, g^ u.s.v< die Weichheit bedingt, z.B. Goldsch, Tndsch^ Mandsch. Femer Katschuischa (Cachucha spanisch)^ Tschüd(t)i, Dschöliba {Joliba) u. s. w. Das Da, Ts, dsh u. s. w. haben ebenso wie die einfachen Konsonanten ihre Verwandtschaften. Auslautend kann sich ihnen O — K, D — T , B— F anhangen oder ch, J, r, n, 1, S, SCh, n. f, m, b, p vorsetzen; ebenso lasse sich dem auslautenden ds etc. K, F oder P vorsetzen, und R, O, Ki D, Jt L, Th, S und Sch nach Umstanden, sowie N, D, T, Y, W, F, Fh, H- B» Py also alle Konsonanten mit Ausnahme von Ch und Hg nachsetzen. Q. qu. Dieser Doppelkonsonant, der sich verhaltnissmassig nur in wenig Spra- chen Gchrifllich bezeichnet findet, ist aus K und W ^sam mengesetzt Ueber sein Vorkommen in den Sprachen vrgl. Bindseil S. 448 — 50. Wir spre- chen jedoch hier nur von dem wahren klir und dem kv , nicht Ton den verwandten Zusammensetzungen, wie kf, kb, gWj pr^ gty n. s. w. Das qa besteht ans dem vollständigen K- (nicht 0-dur)Mechanismns, dem sich der des W dergestalt anschliesst, dass die nach Losreissong der Zunge vom Oaumen mit Adspiration heranssturzende Luft unterwegs tod den Lippen zurückgehalten, eingeengt, und zum Rauschen gebracht wird. Je nachdem nun dieser W-Mechanismus mit Stimmbandervibrationen beglei- tet wird, oder ohne dieselben vor sich geht, fallt das Qu entweder lii^oj^'t • halbvokal, oder stumm aus;, ein Unterschied, der offenbar zu den verschie- denen Schreibweisen dieses Doppelkonsonanten Anlass gegeben , und ihn zuweilen , wenn nämlich dei W-Mechanismus in den des U aufgelöst wnrde, PhTfiologie des Q, Z, V und &x. sur EhrjB eines HiJbdiphUiongs verholfen hat, in welchem Falle er wirk- lich ku ansgesprochen wird, aber aach gu aoageaprochen werden kann. XJeberbaupt scheint das Qa ursprünglich wirklich wie ka gelaatet za haben, öer Maod also vor Einsatz des nachlaatenden Vokals offen geblieben zu sein. Es bildete dann das Qu eine ganze Silbe, nicht einen blossen Konso- nanten. Diese Silbe verschmolz jedoch mit d^m folgenden Vokallaot, wenn, ^wie dies manche Nationen zu thun geneigt sind, wahrend der Bewegung der Sprachorgane anf dem 3. Moment des K-Mechanismus (bei der Adspiration) der Unterkiefer sich wieder (zur Herstellung des Indifferenzzustandes) hebt, and dabei die Lippen einander genähert werden, ohne dabei die zur Bildung des U nöthigen Bewegungen zu machen. Es ist den Organen bequemer, kiva zn erzeugen, als ku-a. Nach di>m eben angegebenen Unterschiede mnss, wenn wir streng phy- siologisch zu Werke gehen wollen, das stumme qn so geschrieben werden : kV) und das liquide oder semivokale kw; alle andern Schreibweisen sind uniichtig. Ueberbaupt ist fa^t keine Schreibweise widersinniger, als die des Q , welches Sprachzeicben die Römer eingeführt und die spätem ger- inanischen und romanisclren Sprachen gleichfalls aufgenommen haben, Ent- standen zu sein scheint dies Q aus Cv. Hätte man sich mit diesem ganz ra- tionell gebildeten 2^ichen begnügt, so würde nichts einzuwenden sein. Aber man beging die Thorheit, wahrscheinlich der Sicherheit wegen, wenigstens für die kleine Schrift, in welcher das gewählte Zeichen q doch noch zu sehr dem g ähnlich befunden worden sein mag, demselben das v (später u) noch anzuhängen : ein Unsinn , der sich nun auch noch auf die grosse Schrift, wo dieses Anhängsel ganz unverzeihlich war, übertrug. An dieser Sünde un- serer Vorfahren haben unsere gegenwärtigen Schriftsprachen immer noch zu leiden, und es wäre bisher gewiss viel Z»it, Dinte, Federn u. s. w. erspart worden , wenn jenes überflüssige n nie geschrieben worden wäre. Will man einmal das Q mit zwei Zeichen, wie es freilich auch physiolo- gisch richtig ist, ausdrücken, so schreibe man kw oder kv, allenfalls auch ISMy je nachdem die nationale Idiosynkrasie sich der einen oder andern Va- rietät des Mechanismus mehr zuneigt, aber ja nicht mehr Qu und iqu* Das Q kann nie eine Silbe auslauten, ohne durch sein 2^r lallen Hinzu- fugung einer neuen Silbe zn bewirken. Anlautend können ihm alle Konso- nanten vorhergehen, die zum K Verwandschaft haben, wenigßtensS und Seh. X. X. RZ polnisch. DasZ, in den meisten der bekannteren Sprachen durch Ein 2^ichen aus- gedrückt, ist durchaus Ks, niemals Os, also immer hart, nie weich. Denn die Glottis muss nothwendig sofort mit dem Rückgang der Zunge vom Gau- men weiter geöffnet werden, damit die Luft ungesäumt hervor- und in diezwi- chen Zungenspitze u. Zahnkanten gebildete Stimm ritze hineinströme, was, wie wir oben ausführlich gezeigt haben, nur beim K,- Mechanismus möglich ist. Ein weiches Z Würde daher immer eine ganze Silbe bilden, und wie Ge$ sich verhalten. Diese Wahrheit scheint schon den Völkern des Sanskrit be- kannt gewesen zu sein. Es würde ein dem Qu entsprechendes Z geben, wenn der S- Mechanismus sich so unmittelbar an den O-Mechanismns an* -schliessen oder mit ihm verschmelzen könnte , wie etwa Gn. Aber O und ■ 8M PhjBiolagie des Spradbiorgan«. sind siefa nar im 2. Grade verwandt, e« müasQo also hier etwas andere {voi zwar ein&ebere) Teriialtsjsss eintreten, als beim C ond Z« In vieieo, besonders den gemaolscben Sprachen, hat sich das Z- Zi- ehen erst spat blicken lassen, froher schrieb SEianni, Chm^ Oa, Ka dafir. was zu beweisen scheint, dass man nach Umstanden anch die YerlnD- doDg der Continuae palatales Ch und O mit 8 in das Gebiet des Z gezogen bat. Meinetwegen. Wir aber müssen ansere Oranzen strenger sieben, ond konneu und dürfen dem Z nicht mehr Recht einräumen , als auf Ka. Wer für Ha, Cha, Os und Da einfache Zeichen erfinden will, mag es thno, nur nehme er nicht Z daza. Das anlautende Z leidet keinen andern Konsonanten vor sich, wohl aber, aber auch nicht gern, diejenigen Konsonanten hinter sich, die dem anlautenden 8 nachfolgen können. Dem auslautenden Z kannC]ft,K,]fg.Li 8ch, N, F, M (die Explosivae nicht gut) vorangehen, and T, alleofalk auch P nachfolgen. Zuweilen erscheint der Z-Laut in der Schrift mit getrennten BnchstabeD. aber mitunter falsch, z. B. Angst = Anxt, Ankst. Anders verhält sich das griechische ^. Es ist bald Pa, bald Ba,'Qnd zwar deshalb, weil der Mechanismns des B dem des 8 so nahe liegt. Du haben die alten Griechen nicht beachtet, denn es ist ihnen nie eingefaliea, ihr v|> anders, als durch tzc zu expliciren. Allerdings ist die Adspiration, die sich zwischen P und 8 einschiebt, eine geringe und fast verschwindende, da der Weg, den die Artikulationsthatigkeit vom P- zum 8 - Mechanismus in- rückzulegen hat^ ein sehr kurzer ist, allein sie ist doch vorhanden; /lof der andern Seite ist aber auch wegen der Kürze jenes Weges kein stummes E zwischen B und 8 möglich, und deshalb können wir getrost neben dem harten (jta) auch ein weiches ^^ annehmen. Dem auslautenden Pa können die übrigen Explosivae, auch O, 8, Wi nicht gut vorangehen, nachfolgen kann nur mit Sicherheit T-, allenfalls noch {) und K* Dem anlautenden Ps kann gar kein dritter Konsonant vorao- gehn, nachfolgen dagegen D, T, O, K, O, R, L, H, M, F, V, W- Das Rx ist ein der polnischen Sprache durchaus eigen thümli eher Dop- pelkonsonant, ein t) mit welchem das i (ach oder ah) so innig verschiDol- jeu ist, dass das r (linguale) nur leise mittönt. Aehnlich verhalt sich d«$ böhmische f. Verbindungen ton mehr als zwei Konsonanten unter einander. £s lassen sich aber auch drei , selbst vier Konsonanten so aneinander fugen, dass sie einem Vokale vor- oder nachlauten können. Im Allgemei- nen ist hier die Anlautstellung der mehrfachen konsonantischen Verbindang -weit ungünstiger, als die Auslautstellung, welche unter Umständen sogsr 3 Konsonanten zulasst Der Grund davon scheint mir iler zu sein, weil da.- Gehörorgan, wenn es eben einen vollen, lauten Ton vernommen bat, fil)i' ger oder mehr vorbereitet ist, noch einige geringere Schallphanomene zu unterscheiden , als wenn letztere dem lauteren Phänomen voraasgeben. Ausserdem ist auch das Sprnchorgan fähiger, beim Sinken von der Vokal- stellung zum Indifferenzpunkte, als beim Aufsteigen von letzterem zu erste- rer, mehrere konsonantische Geräusche hintereioander sn bilden. Verbindangen ron mehr als zwei KonsoiMoten antereinander. 8W Ein Blick auf die beigefügte Tafel lehrt, dassdie Sernivocalee als Anlaate zusaiDmengesetzter Konsonanten ganz ausfallen, dass dergleichen zasammeo- gesetzte Anlaute lediglich aus den Explosivae, S und Sch und &, L gebil- det werden , und dass in allen vierfachen Verbindungen wenigstens Ein S enthalten sein muss, welches überhaupt in dieser ganzen KJasse von Kom- binationen am öftesten vorkommt. Jeder dreifache Anlaut lasst sich umgekehrt als Auslaut benutzen , eben- so wie es bei den Doppelkonsonanten der Fall war, z. B. Spra-arps; ^ Tschla-ahcht n. s. w. Nicht aber lasst sich umgekehrt jeder metirbuchsta- bige Auslaut in einen Anlaut umkehren, schon deshalb, weil wir sehr viele vierbuchstabige Auslaute, aber nur dreibuchstabige Anlaute besitzen. Das Wesen der Silbe geht sofort verloren , sobald man einen Vokal mit rier l£ousonanten anzulauten versucht Aber auch nicht alle dreibuchstabigen Auslaute lassen sich durch Umkehrung in Anlaute verwandeln, obwohl hierbei der individuellen Willkühr und Gewöhnung viel überlassen bleibt C3h — vacat. — chgs, — cbks, — :chst, (-^.chfs), — chps. R palat. — vacat. — rchs, — rgs, — rks, — rlt, — rst, — rscht, — rds, — rdst, — rfs, — rms, — rps, — rsk. Osd^, Gschd— (Gst— , Gscht— ). - g«t, —gscht Bjst — , Kscht — , Ksb: — , Kschb — , (Ksp — , Kshp — ). — kst, — kscht. Jtg — vacat , — nchs, — nchst, — ncht, — ngs, — rigst, — nks, — nkt, — nkst, — nst, — nscht Ost-:-, Oscht— , f)tr— , Ots— , f)pr— , Ops— . — J»t» — JPS» — jds, — jdst, (— jts, —jtst, jdßch). TL ling. — vacat. ' — rchs u. s. w; wie bei R palat L — vacat — ^ff^t — ^'i — Igst» — Jds, — Its, ( — Idst, -itst), — Ims(t), — Ifs, — Ischt, — Ifst, — Ibs, ^-Ips, — Ipst etc. Thschl— , Thschr— , *Thschk— . — thst, — thsoht Secht— , Spr— ,Spl— .,Str— ,Skr— , Spn — . — sks, — 8ts, — sps etc. Schtr — , Schpr — , Schkr — , Schpl — . # — schks, — schts, — schps. H — vacat. — ngs, — nks(t), — nds, — iidst(t), — ndsch, — nst, — nscht, — nfe, — nft DTst— , Tsl — , Tsp — , Tsr-, Tschl-, T)l — , Tschp— , Tschr— , Tsm — , Tschm—, Tsn — etc. — tst, — tscht Vsl— , Vst— , Vsp etc. (wie T). — V . . vacat W — vacat — w ebenso. Pst— etc. (wie V). — fts, — fst, — fks. Ph— (wie F oder V). M — vacat — mks, — mts, — mst, -^mafbt, — mft. BPst— — pst, — pts. 8M Physiologie des Spraoborgans. Mouillirte (jotacirte) KonsonaDten. Die Yerbiodong eines anlautenden Konsonanten mit nachfolgendem 0 oder J wird nach Rapp^s Vorgange von mehreren Sprachlaatgelebrteo mit einem Erweichangsprozesse verglichen , daher mit einem barbariseben Ausdrucke Mouilletismus genannt, und dergleichen Doppellaute beisseo dann moaillirte oder erweichte Konsonanten. Ein etwas besserer Aoi- druCk wäre jotacirte Sprachlaate nnd Jotacismns dafun Diese Vo^ bindttng steht zwischen den reinen Doppelkonsonanten und den einfiuhrn in der Mitte, dergestalt, dass das J als Halbvokal sich in verschiedenen Graden dem reinen I- Vokal annähert, and zwar einem I, welches als Eid- sobiebsel, als Ueberlaut za einem vollständig betonten Vokal, oder viel- mehr als Vor- oder Anlaut zu letzterem, zu betrachten ist. Der Jotacismns ist ein vollkommener oder ein unvollkommener. Voll- kommen können nur diejenigen Konsonanten jotacirt werden , welche sieb unmittelbar mit O oder J verbinden lassen, das heisst, bei welchen die Zunge schon gehoben oder an den Graumen gelegt ist; unvollkommen ist der Jotacismus bei den Konsonanten , bei welchen die Zunge tief, auf dein Grunde der Mundhöhle liegen bleibt, also bei den Labialen. Hier wird im- mer und nothw^ndig die Zunge erst die I-Lage passiren musaen, bevor es zur O- oder J* Bildung kommen kann; es muss daher hier immer ein, wenn auch kurzes, aber doch unab weisliches, reines I sich zwischen den Anlaut- vokal und ^as J einschieben , z. B. M'jalla. — Demnach lassen sich foigeode Konsonanten mulijiren: O dur, K, N, L, D. Ueber den Mechanismus des Jotacismus braucht daher wohl nicht am- standlicb die Rede sein , da wir die Elemente desselben bereits genau an- gegeben haben. Die beim Anlautkonsonanten bereits gegen den harten Gsd- men, mag es eine mehr vorn oder mehr hiftten gelegene Stelle desselben sein , gelegte Zunge wird rasch in die O-Lage gebracht und gleichzeitig mit- tels der Stimmbänder Ton gegeben, oder der schon (bei Semivocalis) vor- handene Ton fortgehalten. Ein wesentliches Moment ist dabei das zeitliche: der J- Mechanismus muss schnell vorübergehen, gleichsam als Anlaut tnm nachfolgenden Vokal dienen, welcher allemal betont und oft auch lang ist Der unvollkommene oder unreine Jotacismus hat einen grosseren zeitli- chen Werth, als der vollkommene, und bildet für sich eine besondere, wenn auch sehr kurz pronuncirbare Silbe. Die jotacirten Konsonanten können eine Anfangssilbe anlauten (z. B. Ajd/en), oder auch eine zweite Silbe. In letzterem Falle wird der AnUat- konsonant verdoppelt, das heisst, zwischen die beiden Silben vertheilt, so dass er sowohl die vorhergehende Silbe auslautet, als auch die neue anlaa- tet,'z. B. mul-ljS (franzosisch mouillS)^ Kal-ljostro (italisch CaglioUroy nun-njez (spanisch nt/nez), nju (englisch new). Der Jotacismus findet sich in sehr vielen Sprachen , vom Sanskrit bb auf die gegenwärtigen. Er fehlt aber auch manchen, und zwar sehr ausgebilde- ten SpräeheO, namentlich der griechischen, lateinischen uni neuhöchdeotschen Sprache. Doch findet in letzterer Kudelka wenigstens Anklänge daran. Die Bezeichnung des Jotacismus in den verschiedenen Schriftsprachen ist ziemlich mannichfaltig. In der Javanischen Sprache giebt es für die Unterschied der Starke und Wihning der Konsonanten. 897 jotadrten Buchstaben (Oja, Tja, Vj^) besondere Zeichen; im Sanskrit ge- schieht diese Bexeichnung ganz normal durch nachgesetztes Ja CVt); viel- leicht gehört auch 3| and 39 hierher. In andern Sprachen wird er bald dnrch das nachgesetzte J oder y, bald durch vorgesetztes i mit Verdoppe- lung des Orandkonaonanten (im Französischen), bald durch vorgesetztes g, bald durch Durchstreich nng oder irgendwelche Bezeichnung des jotacirten Konsonanten ausgedrückt. Das jotacirte N, überhaupt der am häufigsten so gebrauchte Sprachlant, wird im Spanischen durch das übergesetzte Zei- chen n (Tilde) ausgedrückt, im Polnischen ist es n. Im Englischen wird das J gar nicht zum vorstehenden Konsonanten (N,K,& u.&w.) sondern zum nachlauteoden Vokal, der hier stets a ist, (ew) gezogen. Aebnlich verfahrt die russische Sprache, welche das Englische eW dnrch ihr Ja H) ausdrückt. Kudelka ipacbt aus dem jotacirten N sein n^, oder sein hinteres palatales H. Zu bemerken ist ferner, dass nicht überall, wo in der Schrift ein J hinter einen Konsonanten gesetzt ist, an wirklichen Jotacismus zu denken ist, son- dern in 'sehr vielen Fallen ist er unvollkommen , namentlich also allemal, wo Labialkonsonanten mit einem J verbunden werden. Dies gilt namentlich von der polnischen und andern slavischen Sprachen , wo der Jotacismns vorzugsweise die Rolle eines Erweich ungsprocesses spielt, als solcher aber auch so häufig verwendet wird, dass zu dessen Bezeichnung ein eigenes, einem gewohnlichen Akcent ähnliches Zeichen existirt, welches über den zu jotacirenden Buchstaben (b,C)d8,m,]|,p,S, DT) gesetzt wird. Der fJotacismns hangt etymologisch mit der Verbindung des Sh oder Bell mit andern Vokalen zusammen, was schon aus der wechselnden Aus- spräche des geschriebenen J hervorgeht. Wir wissen , dass diese Erschei- nung ihren physiologischen Grund hat, indem {> (J, Y) durch geringe Zun- genbewegung in Sh und dieses durch geringen Zusatz von Lippenbewegung in Sch. übergeht. S. oben S. 870. Je nachdem nun bei der einen und der andern Nation mehr der O- oder derSh-Mechanismus in dergleichen Kom- binationen zur Norm erhoben wurde, mussten auch die dafür eingeführten schriftlichen Zeichen verschieden ausfallen. Man vergleiche über diesen Ge- genstand Bin dseirs Schrift, S. 467 ff. Unterschiede der Starke und Währung der Konsonanten. Die Starke und Schwache eines Konsonanten ist bei den verschiede- nen Mechanismen derselben sehr verschieden. Bei den Explosivae liegt die- selbe im Stosse und Drucke* der dabei wesentlichen Organe gegeneinander. Es kann demnach jede einzelne Explosiva für sich stark oder schwach sein, je nachdem man die Organe mehr oder weniger zusammendrückt; z. B. das B in Baden lasst sich, mit Vermeidung der Adspiration, weich oder hart erzeugen, ohne dass das B dadurch seine wesentlichen Eigenschaften ein- busst Weniger lassen sich solche Unterschiede in unserm T nachweisen; hier sind wir, der nachfolgenden Adspiration wegen, gewohnt, den Drnck der Zunge gegen den Gaumen oder die Zähne ziemlich stark zu erzeugen, aus welchem Grunde auch der Gebrauch entstanden ist, das T hart zu nen- nen im Vergleich zum D. Wir schreiben aber auch Toder TT, wo wir Ton Rechtswegen DD schreiben soUten. Eine solche Verdoppelung des Konsonanten tritt überall ein, wo derselbe von einem kurz betonten Vokale angelautet wird, und zu einer neuen Silbe selbst den Anlaut bildet, i« B. 67 898 Physiologie des SfHrachorguia. . Abba, Bappe, Hatte, Buddaismus, Hacke, agger. Sollte oicht in alleu die- sen Fällen der Explosivlaut b»rt geschrieben werden? Der Unterschied zwi- schen Hart und Weich datirt sich offenbar aus dem Sanskrit. Mit der Ad- spiration kommen wir hier nicht durch, denn diese kann in Worten, wie Rappe, Hatte, recht gut fehlen, und doch fällt der Explosivlaut anzweifel- haft hart aus. Ich glaube, diese Differenzen lassen sich befriedigend losen. wenn man annimmt, das die beiden Dha des Sanskrit (^ und JJj unserm Th (dem producirtem D), ebenso folglich auch das ^Aa ^¥|) unserm Fit, und Gha C^) dem Oh in seiner 3. Varietät entsprechen. Bei dieser An- nahme könnten wir ferner mit Ch ^zy annehmen, dass die sogenannten Cerebrales (Palatal es nach Bopp) Verdoppelungen der einflichen Den- tales darstellen, wenn nur diese D- Laute nicht isolirt ständen, denn weder für den Gaumen- noch für den Lippen explosivlaut finden sich analoge Yer- doppelungszeichen vor. Besser ist es daher, wir nehmen an, dass auch das Sanskrit- Alphabet kein Ideal ist und seine Mängel an sich trägt, dass namentlich ^, ^, ebenso wie "^ (kha) und Tf^iphd) überflüssige Zeichen sind , die überhaupt keine physiologische Rechtfertigung zulassen. Ich muss durcl^aus auf naeinem früher ausgesprochenen Satz bestehen, das» es gar keinen natürlichen (wesentlichen) Unterschied der Härte und Weiche der Explosivae giebt, sondern nur reine oder harte, und adspirirte Explosivae. Das, was wir weich zu nennen pflegen, ist dem Wesen der Ex- plosivae von Natur zuwider. Demnach würde freilich in der Schrift eine grosse Umgestaltung vor sich gehen inüssen. G, B, D würden die reioen, harten Explosivae darstellen, und K, P, T die adepirirten. Wo also im- mer die Adspiration fehlt, da muss das Zeichen des bisherigen sogenannten weichen Explosivlauts stehen, welches, wenn ein kurzer, betonler V^okal vorhergeht, verdoppelt werden mag. Man schreibe also Robbe j hadde, bu- der, Agger statt Rappe, hatte, pater, Acker, wenn man dem Explosivlaut keine Adspiration nachfolgen lässt. Weich werden die Explosivlaute nnr durch Produktion , wo denn O in unser Oh oder das sogeschriebene Cll, B in Bh oder gar in W, und D in Dh übergehen muss. Hier hat der Aus- druck weich einen vernünftigen Sinn. Aber die bisherigen, von der Ad- spiration unabhängigen, Unterschiede von Hart und Weich waren nur zu- fällig, von der Willkühr des Sprechenden, vom Ausdruck der Rede oder von der zeitlichen und akcentuistischen Qualität des vorangehenden Vo- kals abhängig. Ausser den Explosivae lässt sich bei keinem Konsonanten von Harte oder Weichheit sprechen, nur von Stärke und Schwäche. Eigentlich ist auch die Härte und Weiche der Explosivae nichts weiter. Jede Körperbe- wegung, also auch die der Sprachmuskeln, und die der Wind gebenden Mus- keln kann mit mehr oder weniger Energie oder Emphase vor sich gehen: die .gebildeten Schallritzen können länger oder kürzer festgehalten , dabei die Luft mit grösserer oder geringerer Tension durchgetrieben werden : bei den Semivocales kann die Glottis stärker oder schwächer iutonirt werden: alles dies muss natürlich einen Sprachlant mehr oder weniger stark, d.h. vernehm- lich, machen. Zur schriftlichen Bezeichnung höherer Stärkegrade der Literae oontinuae hat man, wo es für nöthig erachtet wurde, sich namentlich dadurch za helfen gesucht, dass man den einfachen Laut zweimal setzte , was wenig- Unterschied der Starke nnd Wahrung der Konsonanten. stens mit R, L, M, V, S, den beiden O, K, D, T, B, P and F zu ge- schehen pflegt, und in der Wirklichkeit auch mit den übrigen Konsonanten, als Ch, Sch, Dh, y, W und Bh in allen Fällen, wo ein kurzer, betonter Vokal vorhergeht , geschieht, wenn auch die Schrift eine solche Verstärkung nicht anzeigt. Oder man setzte einen sogenannten Verstärk ungsl au t dem zu verstärkenden Konsonanten vor oder nach, z. B. ck» gk, dt, bp, tx, SS, was hon freilich in der Regel ein höchst un physiologischer Behelf ist und nicht geduldet werden darf, da wir mit der einfachen Doppeltsetzung des fraglichen Konsonanten in allen Fallen auskommen *). Es liegt übrigens in der Natur der Sache, dass solche Verstärkungen nur da vorkommen kön- nen und schriftlich ausgedrückt werden dürfen, wo sie durch einen schar- fen Vokal provocirt werden, also nie zu Anfange eines Wortes, sondern nur zu Ende einer Endsilbe oder beim Zusammenstoss zweier Silben, z. B. (iasSy hopp, retten, tlakke u. dgl. Mit der Verstärkung hängt die Dauer oder zeitliche Währung der Konsonanten zusammen. Im Allgemeinen währen dieselben beim Sprechen nicht so lange , als die Vokale , welche immer den Fluss der Rede erhalten und fortfuhren müssen, wahrend jene blosse Unterbrechungen oder Be- schränkungen dieses Flusses darstellen. Im Besondern lassen sich die Kon- sonanten hinsichtlich ihrer Währung in 3 Klassen theilen, in Explosivae, Continuae mere strepentes und Contin'uae semivocales. Bei den Explosivae fällt die zeitliche Währung auf das 2. Moment oder Stadium derselben, bei welchem die betheiligten Organe in vollständiger gegenseitiger Berührung oder Zusammendrucke sich befinden. Dieses 2. Moment währt beim Anlaute stets nur einen Augenblick oder nur ein Paar Tertien: währt es länger, so entsteht ein Sprachfehler, wie wir weiter unten genauer zeigen werden. Steht der Explosivlaut dagegen zwischen 2 Vokalen, also auf dem Ueber- gang einer Silbe zur andern, so dass er beiden Silben angehört, die eine aus-, die andere anlautet, so währt das 2. Moment länger, und es kann hier der Scbluss des Ansatzrobrs beim gewöhnlichen ruhigen Sprechen bis ^j^ Sekunde anhalten. Kürzere Zeit, doch länger, als beim Anlaut, dauert das 2. Moment der Explosivae beim Auslaut, z.B. liapp, ab, seit, Tak, besonders wenn der anlautende Vokal lang oder geschärft ist. Bei den adspirirten (har- ten) Explosivae ist noch die Adspiration oder das 3. Moment seiner zeit- lichen Währung nach zu berücksichtigen. Diese muss jedoch in der Regel sehr kurz sein, mag das 2. Moment gedauert haben, so lange man will, nur bei sehr ausdrucksvollem oder absichtlich gedehntem Vortrage wird die Adspi- ration etwas verlängert. Bei den Continuae mere strepentes muss aus natür- lichen Gründen die Währung des sprachlichen Lautes oder Geräusches län- ger ausfallen, damit das Gehörorgang hinlänglich davon aMcirt werde. Es gehören hierher Oh, O, Dh, S, Sch, Y, Ph, F. Am kürzesten kann S gehalten werden, da dies gleichsam eine Semivocalis per se ist, die schon in dem geringsten Zeittheilchen venehmlich wird, am längsten Y und Pk, weil deren Geräusch am wenigsten ins Gehör fällt, so dass diese Buchsta- *) Indessen lassen sich Kombinationen, wie gk, dt, bp vom physiologischen Standpunkte yertheidigen , da bei denselben die Adspiration nur am Ende eines solchen Doppelkonsonanten eintreten kann, während die als Anlaut gedachte Hälfte desselben frei davon ist. Also wäre es nicht zu verwerfen, wenn man schriebe: Hag-kty red-tty hab-py u. s. w. statt Hakkef rette ^ happy. Doch ist auch dies nicht DÖthtg. 67» 900, Physiologie des Sprachorgane; ben in aafsteigender Ordnung vielleicht so gestellt werden durften: S, Bell, F, O, Dh, Oh 9 Ph, ▼. In der Praxis wird allerdings dieser zeitliche Un- terschied in der Regel oicht sehr bemerkt; indem durch eine geschickte HaodhabuDg des Mechanismus bei allen diesen Lauten ein sich gleichblei- bender 2ieitwerth hergestellt werden kann: allein wir sprechen anch hier nur von dem Minimum temporis, was zur Vernehmung eines Sprachlaots hin- reicht. Dieses durfte von 10 Tertien (S) bis auf 2d — 30 Tertien (V) anzo- setzen sein, welcher Zeitraum bei Verstarkang ebenfalls ziemlich auf das Doppelte zu steigen pflegt. Zu bemerken ist noch, dass je geringer diese Wahrung eines der genannten Konsonanten ist (wir wollen sie virtuelle Dauer nennen), desto grosser seine Kombinationsfähigkeit ausfallt Ein Blick auf unsere Tafel wird diesen Satz beweisen. 8 und Sch haben jedes 22 — 24 Yerbindangen, F 23, O 20, Dh und Oh 18, Ph 15 und Y 10. — Die Continuae semivocales erfordern ebenfalls eine ziemliche Zeitdaaer zu ihrer Vernehmung. Am sichersten lasst sich dieser zeitliche Werth beim A berechnen. Nach meiner Schätzung gehen etwa 12 Uvula -Schläge oder Vibrationen (beim hintern R) auf 1 Sekunde. Da nun für das kürzeste R 3 solcher Schläge erforderlich sind, so wurde der geringste mögliche Zeir- werth des R guttur. einer Viertel Sekunde oder 15 Tertien gleich sein. Ebenso viel Zeit braucht etwa das IT guttur. Dann folgt M, dann H, dann Ly dem ich als Minimum etwa 8 Tertien geben mochte. Ein besonderes Verhältniss zwischen Zeitdauer nnd Kombinationsfihigkeit scheint hier nicht statt zufinden. Letztere ist bei den Semivocales im Allgemeinen geringer, als bei voriger Abtheilang, ohne dass die 2^itdauer derselben im Verhält- niss gestiegen wäre. Von etwas mehr Interesse ist die zeitliche Währung bei den zusammen- gesetzten Konsonanten. Im Allgemeinen treten hier die einfachen Konsonanten mit ihren möglich kürzesten Zeitwerthen zusanunen; ja, wo der Mechanismus des einen oder andern Konsonanten bei dieser Kombina- tion abgekürzt wird , da wird noch etwas an Zeitwerth abgebrochen. Dies gilt so ziemlich von allen in unserer Tabelle fettgedruckten Verbindungen. Durch Uebung im Schnellsprechen können es allerdings die Sprachorgane dahin bringen, die einzelnen Artikulationen in noch kürzerer Zeit, als wir hier als Norm angegeben haben, zu produciren. Im Parlando des komi- schen Gesanges müssen oft 4 — 6 Silben in einer Sekunde gesprochen wer- den , ja die Italiäner , die allerdings nicht so viele Konsonanten zu bewäl- tigen haben , als wir Deutsche, bringen es sogar zuweilen auf 8 Silben wäh- rend einer Sekunde. Dass hierbei auf den einzelnen Konsonantf^n, auch wenn wir für jede Silbe nur einen annehmen und diesem die Hälfte der Zeitdauer der Silbe einräumen, nur Yi^ einer Sekunde, oder 4 Tertieo kommen, scheint fast unglaublich, wenn es nicht wirklich schon geleistet worden wäre. Allein von einer deutlichen , vernehmlichen Aussprache kann unter diesen Umständen wohl kaum (höchstens bei bedeutungslosen, oß wiederholten Silben oder Worten) die Rede sein. Die Silbe ga, ba oder da vermag ich in einer Sekunde 8 — 10 Mal zu bilden, die Silbe la, ma, sa 6 Mal, die Silbe ra nur 4 Mal. Bei der leisen, tonlosen Sprache gehen weiter keine Verändemogen in der Pronunciation der Konsonanten vor , als dass die Semivocales ibreo Klang verlieren, vireil die Simmbänder nicht tonen. Alle Ezplosivse ond Fehler bei der Bildang der Konsonanten* Ml « Continnae mere strepentes, J und W ausgenommen, bleiben nnverandert: selbst die Adspiration bei K, T und P verbleibt. J fjreht in O, W in Y nber, s. oben. Man unterscheide aber wohl die leise, tonlose Sprache, das Flüstern, von der leiisen, tonarmen Sprache, wo die Glottis möglichst piano fun- ^rt. Dieses Piano gelingt am besten im Falset, das sich deswegen gerade nicht in den höchsten Tonen zu bewegen braucht. Endlich giebt es noch eine leise Sprache mit kunstlich heiserem Vortrage, wo es in der Glottis nur zur halben Schall wellenbil düng, nicht zum Tone, sondern zum Geräu- sche kommt. Der grossere Theil der Luft streicht unrerarbeitet hindurch, und nur ein Theil derselben bringt durch Reibung ein Geräusch hervor. Ueber die sogenannte Yerstummung der Explosivae am Schluss eines Wortes haben wir schon früher gesprochen, s. 8. 853. Die Fehler, 'welche bei der Bildung oder Artikulation der Konsonanten begangen wer- den, und welche man auch oft unter dem Kollektivnamen Stammeln (Paralalia literalis mihi) zusammenfasst, zerfallen ihren Ursachen nach ebenso, wie die Yokalfehler, in anatomische (organische) und physiologische (funktio- nelle). Bei den anatomischen Artikulationsfehlern haben wir zunächst, wenigstens wenn wir die Absicht haben , dieselben zu beseitigen , zu unter- suchen, ob nicht das Uebel schon im Stimmorgane oder in>den die Ton- bildnng vermittelnden Organen seinen Sitz habe, was bei denjenigen Konsonan- ten, die die Stimmbänderschwingungen zu ihrer Bildung bedürfen, recht wohl der Fall sein kann; ferner ob das den Sprachfehler erzeugende und unter- haltende Gebrechen, dessen Sitz natürlich vor Allem zu erforschep ist, durch einen noch bestehenden Krankheitsvorgang bedingt sei, nach dessen Ablauf auch das Aufhören des Sprachfehlers sich erwarten lasse, oder durch die hinterbliebenen Folgen eines bereits abgelaufenen Krankheits- prozesses unterhalten werde; und wiederum in letzterem Falle, ob sich diese Folgen irgend wie, und wäre es mittels des Messers oder mechani- scher Beihülfen, beseitigen lassen oder nicht. Funktionelle Artiknlatiöns- fehler nennt man gewohnlich diejenigen, welche aus einem angeborenen oder früher oder später erworbenen Mangel an Geschick oder Kraft, die sonst anatomisch normalen Organe des Ansatzrohrs in die für die gewünschte Artiknlirung erforderlichen Bewegungskomplexe treten zu lassen, hervor- gehen. Dabei muss man freilich im konkreten Falle wieder fragen, woher jener Mangel entstanden ist, und wodurch er unterhalten wird ; und man wird auch hier in der Regel wieder auf das anatomische Gebiet verwiesen wer- den, wenigstens insofern die Nerven und ErnährungsgefaBse, die hier in der Regel ihre Dienste nicht gehörig versehen , auch zu den anatomischen Elementen geboren. Endlich dürfen wir auch bei den Fehlern der konso- nantischen Artikulation von dem Respirationsorgan nicht Umgang nehmen, insofern bei einer grossen Schwäche der Exspirationsmuskeln der respira- tiven Luftsäule nicht der Tensionsgrad gegeben werden kann, welcher zur Erzeugung mancher artikulatorischen Geräusche erforderlich ist. Wir sehen also , dass wir es bei den Fehlern der Bildung der Konsonanten genau mit denselben Ursachen zu thun haben, wie bei deuiYokalfehlern, nur dass hier die eine Klasse dieser Ursachen mehr in den Vordergrund tritt, als die andere* Wir haben bereits in der speciellen Physiologie der Konsonanten einige, besonders funktionelle Fehler , die bei der Pronuncirung derselben began- 902 Physiologie des Sprachorgans. * gen inrerden , namhaft gemacht. In gegenwartigem Kapitel wollen wir die wichtigsten Artikulationsfehler nach ihren mechauischen Ursachen und ana- tomischem Sitze in eine Uebersicht bringen, und einige Vorschläge zu ihrer Beseitigung beifugen*). 1) Paralalia lingualis. Die artikulatorischen ZungenbewegaD|ireB (s.'^S. 238) können unzureichend oder erschwert werden, wenn einzelne Zungenmuskeln ihre Kontraktilität zum Theil verloren haben, was nament- ' lieh bei den hintern Muskelapparaten der- Zunge häufig vorkommt. Da nun jede Muskelerschlaffung eine stärkere Kontraktion in dem Antagonisten her- vorruft (s. S. 668), so findet man bei Sprachfehlern verhältnissmässig öfter den Musculus genioglossus stärker entwickelt oder verkürzt, als die hin- tern Zungenmusk«^ln. Dies bedingt eine Unfähigkeit, das K gut zq artikn- liren und zu adspiriren: denn es klingt dann immer wie g dur. Datirt sich dieser Fehler aus der ersten Kindheit, so vermag das Individuum meist gar nicht, den Hintertheil der Zunge gegen den Gaumen zu drücken, und sucht daher diese Artikulation mit einem andern Zungentheil, der hier nur die Spitze sein kann, auszuführen, es pronuncirt daher d statt k. Zur Beseiti- gung dieses Fehlers drücke man mit dem Finger den Yordertheil der Zunge nieder und lasse d zu arlikuliren suchen: es wird sich dann freiwillig das ge- wünschte k bilden. Für hartnäckige, auch noch andere Artikulationen, beson- ders die des H palat, erschwerende Fehler dieser Art hat man früher die Durchschneidung des Genioglossus nebst Geniohyoideus vorgeschlagen. — Fehlt der Zunge die Fähigkeit, sich in einer bestimmten gehobenen Lage mit Leichtigkeit in Vibrationen setzen zu lassen, so ist die Bildung des R schwierig oder unmöglich ; es wird dann L dafür substituirt. Es ist zwar selten, dass ein Individuum gar kein R, weder das hintere, noch das vordere, bil- den kann, aber wo es vorkommt, da soll man (nach Angermann) durch Yorsetzung eines Explosivlauts die R-Biidung exercitando zu ermöglichen, oder (nach meinem Vorschlage) durch einen massig tiefen transversalen Einschnitt in die Oberfläche desVordertheils derZunge dieses Organ zur leich- tern Erlernung jener Bewegung vorzubereiten suchen. — Ueber die Feh- ler, die hei der S-Bildung- begangen werden (s. S. 873), bemerke ich nur noch, dass dieser Sprachlaut auch dadurch abnorm wird, wenn aich die ganze Zungenspitze hebt und gegen die Oberzähne legt. Angermaon's Kurvorschlag gegen diesen Fehler ist zu undeutlich ausgedrückt (a. a. O. S. 44). Ausserdem wird die Bildung des 8, so wie die des TS und der D- Laute äehr beeinträchtigt sein, wenn die Zunge, zunächst deren Spitze, zu dick ist, so dass letztere zu weit nach hinten anschlägt. Alan muss hier das Individuum so weit bringen , dass es gehörig fühlt oder sich bewusst wird, ob es mit seiner Zungenspitze die Oberzähne oder den Gaumen berührt. Ueberliaupt bilden die Fälle, wo die Zunge für den Rauminhalt der Mond- hohle etwas zu voluminös ist, wo sie an einer angehenden Hypertrophie leidet, das grosste Kontingent der zum Stammeln zu rechnenden Sprach- fehler. Fast alle Spracblaute, besonders ausser den genannten noch ch; gy J, ng und 1, und selbst die Vokale a, O ond u erhalten ein widerwärtiges *) Vergl. meine Abhandlung über das Stamme Inin Schmidt 's Encyklopä- die der gesammten Medicin. 6. Ed. Leipzig 1842; femer meine : Indikationen zur operativen Behandlung des Stammeins, in Schmalz' Beiträgen zur Gehör und Sprachheilkunde. II. Heft. Leipzig 1846. I Paralalia (Stammeln). 99) ITimbre, und ladsen sieh vom Zohorer i)icht leicht unterscheiden; die KoA- aonanten erhalten etwa« Weiches , Unbestimmtes, sie fliessen gleichsam mit dem Vokalstrome zusammen, und das ganze Sprechen erhalt einen eigen- tkiimlichen Anstrich, den die Franzosen durch cmpate bezeichnen. Zur Be- seitigung dieses (bei Skrophulosen und als Folge wiederholter Zungenent- zündung nicht seltenen) Uebels hat man verschiedene Operationen, Einrei- bungen (in die Zunge) und ableitende Mittel empfohlen. Das Meiste muss natürlich auch hier die Zungengymnastik thup, bei welcher das Hauptprin- ^ dp sein muss, von dem Leichtern zum Schwerern fortzuschreiten. 2) Paralalia palatina, tonsillaris, nasalis. Ist der weiche Qau- zoen rheumatisch oder sonst auf eine Art afQcirt, dass die Muskeln dessel- ben unthätig bleiben , so müssen sammtliche Vokale einen guten Theil des- öen, was sie eben zu artikulirten Lauten macht, einbüssen: verhältnissmas- sig am besten gelingt noch ä, e und i, «sofern das Volumen des Gaumens nicht sehr zugenommen hat. Bei chronischen Laxitaten des weichen Gau- mens kann ch und r palat. nicht deutlich artikulirt. werden. Bei chronischer Anwulstung desselben verliert die Stimme ihr Metall, die meisten Arti- kulationen ihre Präcision, und das R palat., das If^, nach Wntzer auch das L entbebren der deutlichen Artikulirbarkeit, selbst M und H werden ihr normales Timbre verlieren. Bei gespaltenem Gaumen oder grossen Gaumen defekten kann der Nasenkanal nicht vom Mnndkanal abgesperrt werden und umgekehrt: es leidet daher das ganze Sprachge- 8chaft*in sehr entstellender Weise. Denn nicht genug, dass die Vokale ein nasales Timbre bekommen (s. S. 825), dass R palatale, Ch, If, meistens auch G dur und K ihrer Specificität nach gar nicht gebildet wer- den können, und durch andere Laute ersetzt werden müssen, auch alle übri- gen Konsonanten mit Ausnahme der eigentlichen Nasales werden korrum- pirt und'nasilirt , was bei den Esplosivae gerade hinreicht, ;nm ihre Selbst- ständigkeit zu vernichten. Zur Beseitigung dieser Uebel dienen mechanische Ersatzmittel und Zuhalten der Nasenlocher während der Bildung der bei AbschlusB der Choanen zu bildenden Sprachlaute. Andere Vorschlage s. meine Abhandl. in Schmalz' Beiträgen IL S. 19. — Bei zu grosser Volumi- nositat der Mandeln leidet besonders die Bildung des Ae, E und I, so wie die der Gaumen- und Nasenlaute. Bei Obstruktion der Nasengänge g«ben letztere in die verwandten Explosiv ae über, wie wir früher gesehen haben. 3) Paralalia dentalis, maxillaris, labialis. Die zur P. dentalis gehörigen Sprachgebrechen sind die am offensten liegenden, und daher auch von Angermann und andern Nichtärzten mit besonderer Genauigkeit be- handelt worden. Gleichwohl spielen die Zähne und Alveolarfortsätze der Kie- ferknochen beim Sprachgeschäft von allen hier interessirten Organen die un- ' tergeordnetste Rolle. Selbst T und S lassen sich bei vollständigem Mangel der 2^ne wenigstens auf massige Distanzen verständlich, wenn auch nicht ästhe- tisch befriedigend produciren. Mehr leidet hier die Artikulation des F und Y , die hier nicht nur übel klingt , sondern auch übel aussieht. Bei falscher Stellung der Zähne werden gleichfalls die Dentallaute in verschiedenen, von - Auger mann (a. a. O. S. 39 — 41) genauer beschriebenen Modifikationen alterirt. Die Beseitigung dieser Sprachfehler ist zunächst Aufgabe des Zahnarztes. — Fehlen die Lippen ganz cder zum Theil, so können F, ▼ , W, B, F, M gar nicht, 0, ü und Sch nur schlecht gebildet werden. Bei einer blossen Hasenscharte , wo die Lippen nicht völlig geschlossen 904 Physiologie der Sprachorgans. werdet! können , geht B in F oder T in W über, U in O, M in S, «ncii nimmt Sch- ein falsches Gepräge an. In ähnlicher Weise wirken groase Lippengeschwülste, Lippenkrebs a. s. w. Angermann behauptet im Stande sn sein , bei vorhandener Hasenscharte ohne meehanische Beihnlfe (denn davon erwähnt er nichts) die Lippen aneinander bringen and durch ibie Mnskeln köntrahiren zu lassen. Wenn er dies vermag , dann — erit mihi magnos Apollo. Wer sich die Physiologie jer einzelnen Sprachlaute und deren Verwandt- schaften zu einander genau bekannt gemacht hat, der wird anch im Stande sein, bei Behandlung aller Sprachfehler, wo die Organe anatomisch nonnal oder wenigstens genügend reparirt vorhanden sind, den rechten W^ ein- zuschlagen. IV. Verbindung der Vokale mit Konsonanten. Silben bildung. Silbenkombinirung. Nachdem wir die Elemente der Sprache, die einzelnen Spracblaote ihrem Mechanismus und ihren Eigenschaften nach kennen gelernt, auch gesehen haben , wie sich die Liftute beider Hauptklassen unter einander verbinden, also , wie sich Vokale mit Vokalen , Konsonanten mit Konsonanten zosam- mensetzen: gehen wir jetzt zu der zweiten Hauptabtheilung unserer Abhand- lung über, in welcher wir von der freieren Zusammensetzung derSprachlante unter einander, also von der Sprache selbst, uns aussprechen wollen. Die wesentlichen Glieder der Sprache sind die Silben, das heisst, einfache Ver- bindungen der Vokale mit den Konsonanten. E^ kann zwar auch Silben geben , die nur aus einem Vokale oder einem Diphthongen bestehen. Da aber solche Silben in physiologischer Hinsicht nicht von den ein&chen Vo- kallauten abweichen , so beschränken wir zuvorderst den Begriff einer Silbe auf die Verbindungen der Vokale mit den Konsonanten, und werden erat später, wenn wir von den Verbindungen der Silben unter einander sprechen, diesen Begriff auch auf die einläufigen Silben ausdehnen. Auf den ersten Anblick scheint dem gewohnlichen, gelaufig sprechenden Menschen nichts einfacher, als das Wesen der Verbindung eines Vokals mit einem Konsonanten oder umgekehrt. Wir sprechen nun eben, wie uns der Schnabel gewachsen ist, wir haben von erster Kindheit an die Silben und Worte, die uns vorgesprochen wurden, instiuktmässig nachgebildet, haben sprechen gelernt, wie andere Menschen,^ das Sprechen ist uns gleichsam zur andern Natur geworden, und wir haben daher in der R^^ gar keine Vorstellung davon , dass es anders sein könne. Anders nimmt sich dagegen schon die Sache aus, wenn wir Menschen betrachten und spre- chen hören, welche sich niclit in denselben zur Erlernung des Sprechens günstigen Verhältnissen befanden haben oder noch befinden, wie wir Men- schen, die von erster Kindheit an taub gewesen sind, oder bei denen we- nigstens zu der Zeit , wo sie die ersten Sprach versuche machten, Bedingun- gen obwalteten, welche dem Mechanismus der Silbenbildung nachtheilig waren, also Taubstumme und Stotternde. Sehen ^ir einstweilen von den Taubstummen ab, und betrachten wir nur jetzt den Stotternden, so werden wir bei einer nur einigermaassen aufmerksamen Untersuchung, welcher freilich, beiläufig gesagt, bisher nur wenige wissenschaftlich befähigte Man- ner sich unterzogen haben , bald inne werden , dass diese Unglücklichen zwar keine Schwierigkeit darin finden, die einzelnen Sprachlaute für sieh Verbindniig der Vokale mit KonsonaDten. M5 richtig JEU bildeD, wobl aber in der sprachlichen ZiiBammensetzung der Kon* aonanten mit den Vokalen. Sie muhen sich oft ab, einem E^onsonanten den ihm zDgehorigen Vokallaut folgen zu lassen, damit eine SObe daraus werde, "Wahrend sie in der Regel die Verbindung eines Vokals mit nachfolgendem Konsonanten ohne alle Schwierigkeit, ohne Anstoss vollziehen. Ja selbst Silben, die mitunter dem guten Sprecher schwierig fallen, sprechen sie ganz gnt und sicher aus, dagegen stocken sie gar heftig bei solchen, die gewöhn- lich für die leichtesten gehalten werden, die das normal organisirte Kind am ersten bilden lernt. Alles dies und alle übrigen Beobachtungen, die wir 4D Stotternden und andern an ähnlichen Sprachfehlern leidenden Indivi- duen zu machen h&ofige Gelegenheit haben, und von denen wir gleichfallB weiter unten ausfuhrlicher sprechen werden , fuhren uns zu dem Schlüsse, dass der Mechanismus der Silbenbildung eine Sache ist, die sieh nicht so ganz von selbst versteht, wie etwa die Bewegung des Herzens oder die Verdauung oder eine ahnliche naturliche, unwillkuhrliche Verrichtung; eine Sache, die auch noch lange nicht nothwendig erfolgen muss, wenn die Ele- mente der Silben, die Vokale und die Konsonanten, bereits virtuell vorhan- den sind oder einzeln gebildet werden konlien , sondern dass hierzu noch besondere Thatigkeiten oder Fertigkeiten erfordert werden , welche bei den elementaren Mechanismen noch nicht vorkamen. Hiervon wollen wir in ge- genwärtigem Kapitel sprechen. Wir betrachten übrigens einen Gegenstand, der, so nahe er auch liegt, doch bisher noch gar nicht wissenschaftlich er- örtert worden ist, der seine eigenthümlichen Schwierigkeiten hat, und ich reebne daher auf des Lfcsers Nachsicht, wenn mein Vortrag uoch Manches zu wünschen übrig lassen sollten. Die Silben bii düng kann bekanntlich auf zweifache Art vor sich geben. Entweder macht ein Vokal den Anfang, bildet den Anlaut, dem ein ein- facher Konsonant oder eine Kombination von zwei oder mehrern Konso- nanten nachfolgt; oder ein Konsonant, der wiederum einfach oder zusam- mengesetzt sein kann, beginnt die Silbe, und ein Vokal setzt sie fort. Da- bei macht es ferner einen wesenflichen Unterschied, ob die gegebene Silbe mit vollem Athem, das heissf, unmittelbar nach geschehener Inspiration, we- nigstens als erste Silbe innerhalb einer Exspiration, pronuncirt wird, oder ob ihr innerhalb derselben Exspiration bereits eine oder mehrere Silben voran- gegangen sind, namentlich auch, ob die fragliche Silbe von einem und dem- selben Aufzuge der Sprachorgane (welcher, wie wir weiter sehen werden, im Allgemeinen mit Wort identisch ist) den Anfang oder den Fortgang bildet; so wie, für letzteren Fall, ob die vorangehende Silbe desselben Auf- zugs oder Wortes mit einem Vokale oder einem Konsoilanten auslautet, ob dieser Konsonant* in die jetzige Silbe als Anlaut fortgesetzt wird, oder, überhaupt, in welchem Verwandtschaftsgrade er zum Aulaute der jetzigen Silbe steht. Der Mechanismus der Silbenbildung ifft also ein verschiedener, wenn z. B. die Silbe Ap, ^oder Pos gebildet wird, wenn die eine oder andere Silbe den Anfang einer, mit neuer Inspiration zu bildenden Phrase aas- macht, oder. wenn sie in der Mitte oder zu Ende dieser Phrase steht; ferner, wenn sip ein Worte anlautet (selbst ein ganzes Wort bildet) , oder in einem Worte steht, z.B. Apostel, Apf^, wenn die vorangehende Silbe betont ist oder nicht u. s. w. A,Ile diese und andere Verhältnisse wollen wir jetzt na- her ins Auge fassen. Zuerst müssen wir uns das physiologisch^ Verhaltniss des Vokalismus 9tNl Phytiologie d£8 Sprachorgans. zum KonsoDantismas in etwas allgemeineren AnschanongeD , als bisher g^ schehen ist, versinnlichen. EHe Hauptpunkte« auf die wir hier Ruduicbtti nehmen haben, sind die verschiedenen Grade der Artikulation oder der Eis- engungen des Ansatzrofars bei den verschiedenen Sprachlauien , sodann die Mitwirkung der Stimmbänder, endlich die Art und Weise, wie die Sprach- laute bei der Silbenbildung auf einander folgen. Alle Sprachlaute, Vokiie sowohl wie Konsonanten, sind Artikulationen des exspirirt werdenden, im Kehlkopfe zum Tonen gebrachten, oder lonlos durch denselben streichendeo Lnftstroms. Diese Artikulation ist am unvollkommensten, das Ansatirohr ist also am weitesten , raumlichsten beim Vokal A, am vollkommenstes da- gegen, das heisst, das Ansatzrohr ist völlig in einer seiner Abtheil ungeo ge- schlossen bei den Explosivlauten, bei welchen also die Exspiration momeo- tan vollständig unterbrochen wird. Zwischen dem A und den ExplosivUih ten, zunächst F, liegen die übrigen Sprachlautenach ihrem Artikulations- grad e etwa in folgender Ordnung: A, A, E, Ö, Ö, ü, I, Ü, L, W, Y,8ck S, O moll, J, Dh, Ch, R, F, Fh, Ngy IT, M, O dur, D, B; letztere roii ihren Adspiratae. Von L bis Gmoll ist die Ordnung ziemlich willkührlicbi da sich nicht gut bestimmen lässt, *ob der oder jener Konsonant stärker od^r schwächer artikulirt wird ; bei Dfa bis Fh werden die betheiligten Orgaoe offenbar fester gegeneinander gelegt, als bei den^ vorhergehenden ; die Na- sallaute müssten dann erst folgen, weil bei ihnen der Mundkanal völlig ab- gesperrt wird (M wegen desLippenscblusses steht zuletzt), und denBeacfaiu«^ machen natürlich die Explosivae. Uebrigens richtet sich diese gradueUe Ar- tikulationsverschiedenheit bei den Konsonanten nicht nach dem Raomio- halte des Ansatzrohrs, sondern theils nach der Grosse der Schallritze, theii^ nach der Luftmasse, welche durch die Schallritze oder die Nasenlöcher in einer gegebenen Zeit hervorstromt, theils nach der Muskelkraft, welche xar Bildung und Festhaltung der Schallritze verwendet wfrd. Die Intensität der Artikulation steht also mit der Verengerung oder Verkleinerung des Ansati- rohrs und der Schallritze, insbesondere mit ^er Abnahme der exspirirt wer- denden Luftmasse, und mit der Zunahme der Muskelthätigkeit in geradem Verhältniss ; sie muss daher bei den Explosivae am stärksten sefn. Es liegt nun auf der Hand, dass der Mechanismus der in der vorhin auf- geführten Reihe weit auseinander liegenden Sprachlaute stärker von einander abweicht, als der der näher zu einander stehenden, dass also z. B. die Silbe Ba eine grosse, die Zö oder Li eine geringe Artikulationsdifferenz leigt. Denn bei letzterer Silbe braucht nur die Zungenspitze von dem harten Gaa- roen ein wenig entfernt zu werden, damit der L-Mechanismus in den I-M^- chanismus übergehe, während bei Ba die mehr oder weniger fest gegen ein- ander gedrückten Lippen geöffnet, die Unterkinnlade herabgezogen, die geschlossene Stimmritze ebenfalls etwas geöffnet, die Pfeiler des IstbniDS etwas angespannt, und die specifischen Exspirationsmuskeln in Thätigkeit gesetzt werden müssen , damit das B in das A übergezogen werde. Das Um- gekehrte findet statt, wenn auf den Vokal der Konsonant folgen soll. . Betrachten wir nun das Verhältnisse in welchem die spradhliche Artiku- lation zur Respirationsthätigkeit steht, so kann es uns nicht entgehen, dass jede Artikulation eine Hemmung des Exspiration saktes darstellt, welche bei den Vokalen und den meisten Konsonanten eine unvollkommene, bei den Explosivae dagegen eine vollkommene ist. Die' Sprache selbst aber, der Komplex dieser Artikulationen, strebt dahin, die Exspiration zu einer schal- VerbindüAg der Vokale mit den Konsonanten. Silbenbildang. 907 ^enden zu machen, jede Artikulation bat einen bestimmten Ton oder ein Ge* rausch zum Zwecke, und in der vom Verstand und Willen prämeditirten and vorgeschriebenen Aufeinanderfolge einer Reihe von solchen hörbaren, vom obern Theile des Respirationsorgans zu bewirkenden Zeichen (Sprach- lauten), die zunächst zu Silben, d. h. Abwechselungen von Tonen (Voka- len) mit Geräuschen (Konsonanten) kombinirt werden , besteht die mensch- liche Sprache. Keine Silbe darf aus einem (oder doppeltem) blossen Ge- räusch oder Konsonauten bestehen, sonst klingt sie nicht*); wohl aber reicht ein einziger Vokal hin, um eine Silbe zu bilden. Sobald also ein Konsonant eine Silbe beginnt, muss uoth wendig ein Vokal nachfolgen, wofern njcht das Wesen der Sprache verloren gehen soll. Die Hemmung, welche der Ex- spirationsstrom durch die Artikulation erleidet, ist ihrer Oertlichkeit nach eine zweifache, im Kehlkopfe durch die phonatorische Verengung der Stimm- ritze, und im Ansatzrohre, an den 3 (nach Kudelka 5) verschiedenen Zo- nen oder Abschnitten desselben. Den Vokalen ist die Glottisverengung we- sentlich, die Ansatzrohrverengung akcessorisch; den Konsonanten ist die Verengung des Ansatzrohrs wesentlich , die der Glottis (nur für eine Anzahl derselben) akcessorisch. £s besteht demnach ein Wechsel verhältniss zwi- schen Vokal und Konsonant hinsichtlich der Oertlichkeit ihres Mechanis- mus, welches durchaus niemals fehlt , wenn auch für die Vokale eine ge- wisse Artikulation im Ansatzrohre, und für mehrere Konson^ten eine Be- wegung der Stimmritze stattfindet: dadurch wird dieses Verhältniss nur mo- (iificirt, niemals aber aufgehoben. Bei den Explosivae tritt noch der Schluss der Stimmritze hinzu, der sich aber offenbar zur phonatorischen Halboffnung derselben ebenso verhält, wie die Artikulationen im Ansatzrohr, und einer solchen gleich zu achten ist; denn im 2. Momente des Mechanismus der Ex- plosivae fungirt die Glottis zunächst als untere Oeffnung des Ansatzrohrs, während sie bei der Vokalbildung vorzugsweise als obere Mündung des Wind- kanals fungirt. Es alterniren also bei jeder Silben bildung zwei Systeme oder Gruppen von Muskeln in ihrer Thätigkeit, die des Ansatzrohrs mit dienen des Kehlkopfs, oder selbst des Windkessels, des Brustkastens, und zwar bei anlautenden Konsonanten in folgenden Verhältnissen: 1) Ansatzrohr verengt — Kehlkopf verengt, mit halber Verengung ^des Ansatzrohrs = Consonans strep. — Vokal (Fa). Die luftgebenden Mus- keln beiden gemeinschaftlich. 2) Ansatzrohr und akcessorisch Kehlkopf verengt — Kehlkopf ver- engt etc. 2= Consonans liqu. — Vokal (La). Luftgebung wie .bei NoC 1. 3) Ansatzrohr und Kehlkopf geschlossen — Kehlköpf und Ansatzrohr wie oben s= Consonans explosiva — Vokal (Pa). Luftgebende Muskeln, erst passiv, dann aktiv. Bei anlautendem Vokal finden dieselben Verhältnisse, nur in umgekehr- ter Oicdnung , statt. Auf der einen Seite stehen daher hauptsächlich die Mm. Adductores roaxillae, iabia claudentes, constrictores isthmi, adductores ossis hyoidei, protractores linguae, clausores glottidis (Nervus trigeminus, Glos- sopharyngeus, ein Theil des Hypoglossus und Facialis und Laryngeus su- perior); auf der andern Seite stehen die ö£fnenden, erweiternden Muskeln, die meisten Bewegungsmuskeln der Lippen, die Herahzieher des Unterkie- fers, die Muskeln, welche die Zunge verkurzen, den Isthmus (?) und die *) Der Ausruf: Brr! oder Bst! ist nicht als Aasnahme hiervon anzusehen. M8 Physiologie des Sprachorgans. Olottis erweitern , den Kehlkopf herabziehen (Nerras faeialis grossteoHteib, HypoglossQS zum Theil, Yagns [recurrens]). Im Allgemeinen rerbisdet sich also eine stärkere oder ansgebreitetere , vorzugsweise im Aosattrobn Stattfindende, geräuschvolle Aitiknlation mit einer beschrMikteren, vomig^ weise im Kehlkopf stattfindenden, tonenden Artikulation. Man kann nun nicht von vorn herein sagen: die konsonantische Artiki- lation ist an sich schwieriger zu exekutiren, als die vokale; überhaupt kornnt es hier auf die Masse der in Aktivität gesetzten Muskeln am Ende wenig an, wie denn überhaupt auch keine Muskeln so anhaltend, ohne Ermüdung zu mt- gen, bewegt werden können, als die Sprachmuskeln. Aber in der AufeioaD- derfolge , in der Umsetzung des einen Mechanismus , des einen Komplexes von Muskelkontraktionen in den andern , liegt das wesentliche Eleotent der Silbenbildung, welches unter Umstanden Schwierigkeit darbietet Wenn man mit einem Vokal eine Silbe anfangt , so ist das Ansatirobr weiter geöffnet, als bei den kolisonantischen Artikulationen. Da nun auf je dem Momente des Sprechens das Sprachorgan, wie alle Bewegnngsorgaoe« ▼ermöge eines foicht naher erklärbaren Naturgesetzes (des Gesetzes der Trif- heit oder der Schwerkraft) nach Ruhe, nach einem gewissen Indiffereomh stande strebt, und da von dieser vokalen Stellung der Artiknlationsorgane an der Uebergang zu diesem Ruhezustand (s. oben S. 767) freiwillig, obne neue Nerventhätigkeit, durch blossen Nacfalass der angespannten OrguK erfolgt, da endlich die Mechanismen der Konsonanten von diesem RohezD- stande schon mehrere Elemente besitzen, so liegt es auf der Hand, dass der Uebergang des Vokals zum Konsonanten ohne die geringste Schwierigkeit, ohne Zuwachs einer besondern neuen, das Exspirationsgescbaft molestiren- den Thätigkeit vor sich gehen m'uss , wofern nur der Iraglicbe Mechaoiamns richtig gelernt worden ist, und die dazu erforderlichen Organe in gutem Zo- Stande sind. Der Vokal strebt also freiwillig zur konsonantischen Artikola* tion, eben weil diese mit dem Indifferenzzöstande schon theilweise züWD- menfallt, auf demselben gleichsam gebaut ist, hinüber; kein Stotternder hat jemals bei der Verbindung des Vokals mit dem Konsonanten in Silben, vie ad, eky t7, ob, ank, ist, erb u. s. w. gestottert, weil es ihm gar nicht mög- lich ist. Wohl aber wird oft beim Vokaleinsatz selbst gestottert Hieiron war bereits früher S. 775 die Rede. Anders verhält es sich im umgekehrten Falle , wenn der Konsonant die Silbe anlautet , und derselbe in den Vokal übergezogen werden soll. Hier müssen die Sprachorgane aus einem Anspannungszustande, der entweder schon vollständige Unterbrechung des Exspirationsstromesist, oder dodiibr sich annähert, und bei vermehrter Steigerung den Exspirationsstrom immer mehr einengt, plötzlich in den entgegengesetzten Zustand, den des Loslasseos. der Befreiung dieses von hinten und unten mehr oder weniger andrangeo- den Luftstromes aus seinen Fesseln hinübergefuhrt werden. Dies hätte dod weiter keine Schwierigkeit, wenn es sich um nichts weiter handelte, als den eingeengten oder ganz unterbrochenen Luftstrom nur überhaupt wieder in freien Lauf zu bringen , wie denn jeder Stotternde z. B. den B-MechaDis- -mns ohne alle Schwierigkeit, wenn er will, aufheben und die zurückgehal- tene Luft sofort mit Oeffnung der festan einander gedi*ückten Lippen beraoa- blasen kann. Aber die Schwierigkeit besteht (zunächst nur für den Stottern- den) darin, in demselben Augenblicke, wo das Ansatzrohr sich vom aoa hinten (bei den Explosivae) öffnet, sofort einen Ton im Kehlkopf so ertea- Mechanismas der Verbindung der Bsplösivae mit Vokalen. in, dasheiset, die OeiTnang derGlottis nicht weiter werden zn laasen, als znr Stimmbildung (zum VoJkal) erfordert wird , also in einem und demselben .iVogenblick vorn loszulassen, zu erweitern, zu offnep, nnd hinten (im Kehl- ig opfe) die zur Stimmbildung nöthige Verengerung mit gleichzeitiger Durch* t reibnng der in den Lungen befindlichen Luft zu bewirken. Der Vokal musfs liier den Konsonanten gleichsam überwinden, das heisst, physiologisch aos- ge druckt, die Muskeln, welche die tönende Exspiration vollziehen, müssen, z. B. bei der Bildung der Silbe Ba^ schon während der B-Bildung voUkom- men schlagfertig oder durch die von der inspirirten Luft herabgedrückten Singeweide aufgezogen dastehen, so dass die Kontraktion der Abdominal- Btuskeln sofort mit der artikulatorischen Kontraktion der Schliessmuskeln den neuem Sprachen fallt der Akcent so ziemlich mit der prosodischen Geltung der Silben zusammen, in de n alten klassischen Sprachen nicht. Der Rhythmus theilt eine längere Sil- benreihe in kleinere gleich lange und sonst auch einander wenigstens ähnlich Physiologie des Spradiorgans. koDstroirte Grappen. Der masikale Werth oder die Seh wiBgantgMalü der Bilbeo gehört auch zum Theil zu dem , was bisher Akcent genannt wurde. ». Natürliche Quantität Was DUO zuerst die natürliche Quantität und den zeitlichen Wertb der Silben anlangt , so konnte es anf den ersten Blick scheinen , als ob eine Erörterung dieses Punktes gar nicht vor das Forum der Physiologie gebore^ indem die Bestimmung der Quantität und Qualität einer Silbe etwas so ganz Willkuhrliches, Konyenüonelles sei, dass die Natur dabei gar nicht zur Spra- che kommen könne noch dürfe. Eine genauere Betrachtupg der Sache belehrt uns jedoch eines Andern. In vielen Fällen wird die Quantität einer Silbe von Naturgesetzen bestimmt, welche für alle Sprachen ihre Gültigkeit ha- ben. Es ist gewiss von hoher "Wichtigkeit , diese Gesetze, so wie die Fäüe, wo sie gelten , ausfindig zu machen , da sich begreiflicher Weise erst dorch deren Erkentniss manche Zweifel und Irrthumer hinsichtlich der Quantität vieler Silben alter wie neuer Sprachen lösen lassen können. Die Physiologie vermisst sich zwar durchaus nicht , die Sprachen oder die sprechenden Völ- ker in ihrer Denk - und Sprechfreiheit im geringsten zu beschränken , son- dern sie kann hier nur die Aufgabe haben , zu bestimmen , in welchen Fäl- len die Quantität der Silbe durch die natürliche Beschaffenheit der verwen- deten Artikulationsmechanismen, zunächst der Verbindung des Vokals mit dem Konsonanten, bestimmt wird, in welchen Fällen also der zeitliche Werth nicht von der Willkuhr, sondern von ^er Natnrnoth wendigkeit ab- hängig gemacht ist. Dass dergleichen in der Kombination der Sprachlaute vorkommt, davon sind uns bereits einige Beispiele vorgekommen. Eine Silbe heisst nach unsern Begriffen lang, wenn zur Bildang des Vokales derselben die Organe nicht von einem Indifferenz- oder Ausgangs- punkte zum andern in un verweilender, rascher Bewegung äbergefuhrt wei^ den, sondern dieselben auf der Höhe dieser Bewegung ebenso eine 2^tlaiig verweilen, wie die Gonsonantes continuae. In der Silbe Rad, lag, See z.B. bleiben die Spracborgane , nachdem si^ in die zur A- oder E* Bildung er- forderliche Lage gekommen sind, eine Zeit lang liegen, bevor sie sich zu der für D, O oder die absolute * Indifferenz gehörigen Lage anschicken. Kurz ist dagegen eine Silbe, wenn der Uebergang von dem einen Ausgangs- punkte zum andern unverweilt,' in einem Zuge vor sich geht, wenn die Or- gane auf der vokalischen Lage nicht stehen bleiben , nicht festgehalten wei- den,sondern nur rasch, ja, so rasch sie gerade können, durch diese Lage hin- durch gehen. Will man eine lange Silbe durch eine Zeichnung versinnlichen, so würde diese etwa wie Fig. 188 A ausseben; für eine kuize Silbe dage- gen wie Fig. 188 B. Bei der _ langen Silbe druckt die gerade /^ ^^ /JB\ Li°^*ö ^ ^ ^^ Verweilen auf I» • d t€ d der Yokalischen Lage der Or- Fit. 188 A- fi9. 188 B. «*°« ^ ' ^^ ^^ ^"'"'^ ^ ^ ^ gen gehen die Organe tou a in die vokalische Lage B, die sie jedoch augenblicklich verlassen, uro zu c/, der neuen Stellung der Organe (Indifferenz- oder Ausgangspunkt für die neue Artikulation) überzugehen. Eine lange Silbe lässt sich beliebig (z. B. in der Musik) in die^Länge ziehen , sie ist p r o d u c i b el , eine iLurze nicht. Oefietze der natürlichen Quantität der äilben. 9tl Folgende (besetze, habe ich bei meinen Nachfocscbongen bie jetzt aber die natürliche. Silbenquantitat ausfindig gemacht. 1) Die natürliche Quantität einer Silbe hängt lediglich von der Natur des Vokals und (wo er vorhanden) des konsonantischen Auslauts ab; der an- lautende Konsonant, wo er vorhanden, tragt zu dieser Bestimmung durch- aus nichts bei. Das Quantitirende einer Silbe ist zunächst der Vokal dersel- ben; ist dieser lang, so ist die ganze Silbe lang, und umgekehiti Dieser Satz bedarf wohl keines Beweises. 2) Besteht eine Silbe aus einem einfachen oder doppelten Vokale, mit oder ohne Anlautkonsonanten, so kommt es darauf an, ob diese Silbe ein Wort für sich bildet, oder nur einen Thcil eines Wortes. Im ersteren Falle ist dieselbe. in der Regel (die Ausnahmen s. w. u.) lang: kurz ist sie nur dann, wenn das Wort f&r »ich noch keinen Begriff bildet, sondern nur ein Mittel oder Hulfsorgan dazu abgiebt, z. B. die Artikel worte , die pronominellen Vorsatz Worte , die Flexionsworte: the, o, to (engl.), /e, la, lo^ i, c, di*), de, ä, ne> se, me, re, te, ve, che (franz., ital., span.) etc. Auch einige exklamato- rische Wortchen werden kurz, sobald sie mehrmals wiederholt werden^ und erst die letzte Wiederholung wieder lang, z. B. Jäjäji), ei ei el, ha h& h:\ u. s. w, Dergleichen Multiplikationen sind hier als Kontraktionen in Ein Wort zu betrachten, iibrigens erinnern sie an die Anakrusis, s. Her- manni epit. doctrinae metricae §. 16. — Dieses Gesetz wird gebbten von der Noth wendigkeit, ein einsilbiges Wort, bei welchem die Sprachorgane geöffnet bleiben, etwas langer lauten zulassen, als andere kurze Silben, und einsilbige, mit Konsonanten auslautende Worter, damit es einen hinläng- lichen Eindruck aufs Gehörorgan mache und vom Fassungsvermögen nicht verfehlt werde. Von jenen kurz zu pronuncirenden Wortchen ist noch zu bemerken, dass die mit o und i auslautenden , auch e (=^ und ) nicht so kurz abgefertigt werden dürfen, wie andere mit e oder a endigende, sondern et- was langer, aber doch nicht so lang dauern, als einsilbige Substantiva, Ad- jektiva und Zeitworter. In der Vokalmusik dürfen sie nicht über eine Se- kunde gehalten werden, wenn sie (die Musik) nicht ins Lacherliche fallen soll. 3) Wenn dagegen ein einsilbiges Wort mit einem oder mehreren Konso- nanten auslautet, so können folgende Fälle stattfinden: ä. Die ^Ibe er ist stets lang. S. oben unter dem Mechanismus des E und R. b. Alle mit weichen Explosivae endenden Silben oder einsilbigen 'Worter sind lang, z. B. li\g, wi^g, räd, stiib; dagegen sind die mit harten (adspirir- ten) Explosivae endenden Silben von Natur kurz, z. B. rak, /e^, ät, ^t, i\p (geschrieben a6, falsch). Es ist überBüssig, hier das Zeichen der Explosivae zu verdoppeln. Soll eine solche Silbe producirt werden, so muss der Ex- plosivlaut ebenfalls producirt werden, also in kh (ch), th, ph übergehen. Der natürliche Grund dieser Erscheinung liegt in der natürlichen Beschaffenheit der erwähnten Laute. c. Kurz sind ferner von Natur Silben oder einsilbige Worter, die sich mit n oder mit 2 Semivocales endigen, oder deren Auslaut aus einem Semi- vocalis (EL zuweilen ausgenommen) mit nachfolgendem g, seh, X oder dmch besteht, z. B. Eng, Lang, Elm. Halm, Arm, Karl, Erl, Hals, Falsch, Falz, Tausch. Der Grund davon ist, dass die auslautenden Artikulationen *) Der deatscfae weibliche Artikel die ist dagegen halblang (doch In mäflsigem Grade prodaoibel), das Pronomen die ganz lang. Physiologie des Sprachorgans. Uer nicht anders mit der gehörigen PfScision kombinirt werden komiea, ak wenn der vorausgehende Vokal kars (sebarfj genommen wird. EbeD&Bt ffihlt sich das Sprachorgen mehr zor Karze^ als znr Lange diapoiurt bd allen mit at, kt, It, ft, nt, rt, rf, ra, nk, pa, pt nnd andern mit S oder mehrern Konsonanten anslantenden Silben. Nur bei aas sieb sehr Terwand- ten Konsonanten zusammengesetzten Auslanten kann die Silbe, beaonders durch ein vorausgehendes a, producirt werden, ohne dass Gefahr einer Resolution in 2 Silben einträte. Beispiele dafür: Quarz j Arzt, ObsL Nicht minder sind Silben , die in einen in der Tabelle S. 888 mit _?_ oder ( — ) bezeichneten Doppelkonsonanten auslauten, in der Regel lang, 'widrigen- falls sie in 2 Silben umschlagen, z. B. Till, Agl, IschL Wird einer an sieh kurzen , mit Doppelkonsonanten endenden Silbe noch dn 1 angefügt , so erleidet der zeitliche Werth derselben dadurch keine Veränderung, z. B. Hyrtl, Pi-Hti Indessen sind alles dies von Natur keine rein einailbigen Worter mehr; stets ist ein stummes E zwischen beiden Endkonsonanten einzuschieben , und daher hat diese Regel nur einen sehr bedingten Werth. d. Bei manchen einsilbigen Wortern bestimmt der Akcent oder die Stel- lung (Position) die Quantität, z.B. bei den Präpositionen an, zu, to (deutsch und englisch), welche vor Substantiven kurz, vor Zeitwortern dagegen lang gebraucht werden, z. B. an dich und än-spannen. Doch ist dies gerade keine Naturnothwendigkeit e. In vielen Silben , die sich mit^ Konsonanten endigen , daher von Na- tur kurz sind , finden wir aus praktisch-etymologischen Gründen dea ersten Konsonanten verdoppelt, z B. irrt, schafft, fällt, weil diese Worte von irfen, schaffen, fallen herstammen. Von Natur ist aber diese Verdoppelung überflüssig , und es besteht nicht der geringste phonische Unterschied zwi- schen schafft und Schaft (der Pflanzen) , zwischen lalU und kalt n. 8. w. — Wunschenswerth wäre es freilich, wenn in der Schrift immer angezeigt wurde, dass von dieser Regel abgewichen , und eine solche mit Doppelkonsonant endigende Silbe producirt werden soll, z. B. spiek, führt, baJint, ruh'st n.a w. Freilich geht dies aus grammatischen Gründen nicht immer an , wie in lebsL regst, spürst. Man halte jedoch hier als praktische Regel fest, daas ein ein- silbiges Wort, das durch Flexion oder' Konjugation ans einem zweisilbigen entstanden ist, dieselbe Quantität behält, welche die erste Silbe dea Stamm- worts besitzt. 4) Silben mit wahren Diphthongen (1. und 2. Ordnung) sind stets mit- tel zeitig, d.h. nicht völlig kurz, aber auch nicht prodncibel, wofern nicht das Wesen des Diphthongen verloren gehen soll. Vergl. S. 829. 5) Zwei- und mel^rsilbige Worter. — Alle mit einem einfachen Vokale auslautenden , betonten Silben , auf die eine oder zwei kurze und unbetonte Silben folgen, sind lang. Diese Regel ist ohne Ausnahme, nnd ist die allgemeinste und wichtigste in der ganzen Sprachlehre. Kb lasst sich nämlich kein offenbleibender Vokalmechanismns betonen, ohne eine gewisse Zeit dazu zu verwenden. Beispiele A-ber, A-der, 1-gel, a-ptaxo^, tox«* Tato'c, ama-re, schö~ner, nub-va, solda-dos, vedra-u — Sobald man eine solche Silbe kurz ausspricht, wird der nachfolgende Konsonant mit in die betreffende Silbe herübergezogen, also verdoppelt, z. B. Ag-get' (richtiger Ach-cher), Nat-ter , ap-oetv u. s. w. Kudelka hat auf Grund dieser Erscheinung ohne Koth einen, Unterschied im Mechanismus des betreflendeD Ntttfirliche QoaDtitit Q&d zeidicber Werth der Silben. #t$ Vokals madieB 20 moBsen geglaubt, 8. a. a. 0. 8. 27 ff. Folgt dagegen ein Vokal in der nächsten Silbe, so wird dieser mit herüber gezogen, ver- scbmikt mit dem Vokale der ersten Silbe zum Diphthong oder Mischlaut, und ans den beiden Silben wird Eine, z. B. vec/rat st. vedrd-i, ära st. a-^ra» 6) Dieses eben erwähnte Gesetz kann natürlich ohne das folgende nicht bestehen, welches also lautet: die einer in No. 2. erwähnten langen Silbe naehfolgende Silbe ist stets (wenn sie nicht aus andern, gewichtigern Grün- den lang sein muss) kurz, oder. Wo sie einen Diphthongen enthält, mittel- zeitig, z. B. Lö~baü» 7) Korz sind ferner alle Silben, die ein sogenanntes stummes B oder doch ein B enthalten, was sich stumm intoniren lässt, z. B. gefall&n, bi- tvahr&f p^it^. 8) Die sogen. Position, welche in prosodischer Hinsicht in manchen Sprachen Länge bedingt, ist durchaus etwas Konventionelles, und gehört der natürlichen Quantität der Silben nicht an. Der einzige Fall, wo etwas einer Position Aehnliches von Natur eine (nicht Länge, sondern) Kurze be* dingt, ist der S. 880 angeführte: Vocalis ante vocalem brevie. Aber auch diese Regel erleidet viel Ausnahmen. b) Zeitdauer langer und kurzer Silben. Dies wären etwa die Fälle, in welcli^n die Quantität der Silben nicht von willkuhrlicher Konvention, sondern von der Natur selbst bestimmt wird. Was nun die Zettdauer langer und kurzer Silben, also den zeitli- chen unterschied derselben anlangt, so lässt sich hierüber etwa Folgendes als Regel aufstellen. Während der Umstand , ob eiue Silbe überhaupt lang oder kurz ist, lediglich vom Zeitwerthe des Vokales der Silbe bestimmt wird, so muss, um die Frage nach dem zeitlichen Werthe einer Silbe zu beantwoiten, ausser der Dauer des Vokales auch die des oder der etwaigen Konsonanten in Anschlag gebracht werden. Denn nicht jede lange oder kurze SQbe ist in dieser Hinsicht der andern gleich , manche Silbe , de- ren Vokal nicht prodncibel ist, dauert wenigstens noch einmal so lang, als andere kurze Silben, ja manche kur^e Silbe z. B. schimpfst) erfordert mehr Zeit zur'deutlichen Pronuncirung, als manche lange, wenn diese nicht absicht- lich länger, als zum Verständniss nothig ist, producirt wird. Jeder Sprach- laut einer Silbe hat seinen Zeitwerth. In langen koroponirten Silben ver- tbeilt sich der totale Zeitwerth so, dass der grossere Theil desselben auf den Vokal, der geringere auf den oder die Konsonanten fallt; in kurzen Silben dagegen tritt sehr ge wohnlich der Fall ein, dass der grossere Theil des zeitlichen Werthes derselben auf den oder die Konsonanten fällt. Hier macht natürlich die verschiedene Beschaffenheit der Konsonanten einen Un- terschied. Die producibeln Konsonanten, Ch, R, N, Ng, O moU, L, S, F, W, M u. s. w. danern längere Zeit, als die Explosivlaute. Will mau im gemessenen , pathetischen Vortrage ,• oder im Gesänge eine kurze Silbe , in der ein oder zwei Consonantes continuae vorkommen , markiren oder län- ger halten^ so muss dies allemal mit Hülfe des oder der Konsonanten, nicht des Vokales geschehen. Eine kurze Silbe dagegen, die keinen solchen producibeln Konsonanten enthält, lässt sich aus diesem Grunde auch unter keinem Verwände länger aushalten, als ihre natürliche Konstruktion gebie- tet. Am längsten müssen verhältnissmässig solche Silben dauern , welche ff4 Pbysiolope des Sprftchorgaaa. ausser dem langeD Vokal noch mehrere prodncibele Konaonaoten betttaen; am kürzesten natSrlich Silben, die bloss aas t^ülem karaen Vokale ob» Konsonanten besteben. Wir wollen jetzt einige ^er nnzablig^n temporelkn Möglichkeiten der yerscbiedenen Silben durch Beispiele zu erläutern and dann einige Gesetze daraas za ziehen suchen. ^ ^ 1) Kürzeste Silben; e-yeXaae, Ö-(m^, ä-batso, X-taRe, I-o«m, Hoh-^ u. s. w. 2) Weniger knrz, fast mittelzeitig, wie etwa die Diphthongen, aind oa- betonte, aas dem reinen A oder O bestehende Bndsilben, %• B. Le-i, ri -o. S) 8ehr kurz sind ferner zweilaatige Silben mit Explosiv- und korsem B, z. B. pc-ti-t^f b^-wah-re,^ und dergleichen Endsilben, wo daa B iast ganz verstummt, Lc-ander, Ah^l, TUN, leb^n. Dass hier CoosoDantes ü- qnidae, die nach unsern frühem Angaben (S. 916) langer daaem^ als die Explosivae, vorkommen, tbut der Verkürzung der Silben darchaoa keinen Eintrag, zumal da ohne eine solche Liquida die Verstummung dea kurzen B gar nicht zu ermöglichen wäi e. 4) Etwas langer dagegen ist eine zweilautige Silbe mit kurzem B (rich- tiger kurzem Ä, s. oben S. 794) zwischen einem Diphthongen ond K, bei welcher Stellung es eben gar nicht elidirt werden kann, weil es erst notb- gedrtingeu eingeschoben- werden musste, z. B. Few-er, Mau -er, Lei-er, 5) Etwa eben so lange dauert eine zweilautige Silbe, ans einem kurzen Vokal und Explosiv bestehend, und zwar eine mit i, e und ü anlautende etwas kürzer, als eine mit a, O, S, i, u anlautende, z. B. it, ai, F!ii-paeh At-mosphäre , Ak-kolade, Ap-pell, ante-it, co-ii, Lu-at etc. Es ist hier temporell ganz gleich, ob eine solche Silbe den Ton hat, oder nicht, wenn nur der Vokal kurz pronuncirt wird. Steht der Konsonant vorn , ao wird die Silbe in der Regel noch etwas kürzer, insofern das erste Moment des Explosivs hier wenigstens für das Gebor wegfallt. 6) Zweilautige Silben, aus kurzem Vokal und einer Continna oder Li- quida bestehend, dauern etwas länger, als letztere, und zwar nach Maass- gabe des specifischen Zeitwerthes sowohl des Vokales als des Konaonanteo. Also wird die Silbe uch, ür, an langer dauern, als tV, m, em und zwar des- halb, weil sowohl die in der hintern Abtheilung des Ansatzrohra gebildeten Contiuuae, als auch die bei niedriger Zungenlage gebildeten Vokale aus ua- türlichen Gründen langer dauern, als die vorn gebildeten Konsonanten oud die Vokale e und i. Steht der Vokal hinten, der Konsonant vorn, so fin- det, wie mir wenigstens scheint, kein merklicher zeitlicher Unterschied statt Indessen macht doch die Uvula bei einem nachlauienden B (aocb wenn der Vokal lang ist) in der Regel mehr Vibrationen, als wenn das B anlau- tet. Desgleichen dauert auch das nachlautende M, N, L langer, als dss anlautende. Eine Silbe, wie Dan, Gkr, Cär (iranzosisch) dauert also langer, als Nädf ttsg, was man am besten wahrnimmt, wenn man eine solehe SSlb^ abwechselnd mit ihrem Gegenfüssler mehrmals hintereinander ausspricbt. Dass übrigens alle Konsonanten, die eine Silbe mit kurzem Vokale aoslao* ten, lauger währen, als wenn sie anlauten oder einem langen Vokale nach- folgen, haben wir bereits früher bemerkt. . 7} Drei- und mehrlautlge kurze Silben dauern je nach Maassgabe der Zahl und des zeitlichen Werthes der einzelnen Sprachlaute ihre gewisse Zeit. Die Silben Klang, Ptächt, Sbaff , Gruft, shecksl ,.sprengsi u^b.'w. Zeitlicher Werth der Silben. 025 dauern, trotz ihres kurzen Vokales, in gewohnlicher. Rede doch mindestens eben so lange, als die langen Silben in ik~ber, b^-den in gewöhnlicher Rede gehalten werden. Dt^nnoch mnssen wir sie in' quantitativer Hinsicht den Silben mit langem Vokale nachstellen, weil sie keine Verlängerung gestat- ten, während letztere sich nach Bedürfniss und Willkühr länger ziehen lassen'. 8) Was die von Natur langen Silben anlangt, so lassen sich hier nur Regeln oder yjelmehr Messungen über ihre möglichst kurze Zeitdauer auf- stellen, indem wir nicht darauf Rücksicht nehmen können, wie lang sich eine aolche Silbe nach Belieben ausziehen lässt, weil dies eben eine nicht von der Naturnothwendigkeit, sondern von. der Willkühr abhängige Sache ist. AUer- diogs lässt sich für lange Silben noch weniger, als für karze, ein absolutes Zeit- maass bestimmen, da es vom Sprecher oder Sänger abhängt, ob er überhaupt viel oder wenig Silben in einer gewissen Zeit produciren will; das von Natur Noth wendige oder Gesetzliche bezieht sich hier nur auf den Unterschied zwischen laugen und kurzen Silben bei sonst gleichen Verhältnissen. Jeden- falls verweile ich, auch beim schnellsten Sprechen oder Singen; länger auf der ersten, als auf der zweiten Silbe, wenn ich das Wort aber, Vaier^ Le- ben u. s. w. pronuncire, und ich glaube nicht zu irren, wenn ich diesen Un- terschied durch 2 : l bezeichne , oder behaupte , dass eine lange Silbe caete- ris paribus mindestens zweimal so lange dauern muss, als eine kurze, wenn überhaupt hier ein Unterschied gemacht werden soll. Dies gilt zunächst von den in den betreffenden Silben enthaltenen, den Zeitwerth zunächst bestim- menden Vokalen. Zur genauem vergleichenden Zeitwerthbestimmung ist non aber noch erforderlich, dass wir den Zeitwerth der vorhandenen Kon- sonanten, der im Allgemeinen weniger in die Willkühr des (schnell oder langsam pronuncirenden) Sprechers gestellt ist, zum Zeitwerth des Vokals ' addiren. Es ist eine für manche Zwecke, namentlich für den Gesang, nicht riberflüssige Aufgabe, zu untersuchen, wie viel Zeit eine gewisse, von Na- tur lange, Silbe erfordert, um vom Ohre noch deutlich verstanden zu wer- den. Als die beiden Extreme glaube ich hier aufstellen zu können: den ein- fachen Vokal, als Silbe, und das Wort sprachst, welches wohl zu den längst dauernden Silben gehört, welche existiren. Wenn ich diese Silbe mehr- mals hintereinander, so schnell ich kann, aber noch verständlich, spreche und dabei die Schläge einer Uhr vergleiche, so finde ich, dass auf jedes ein- zelne sprachst etwa % Sekunde kommt: eine verhältnissmässig unge- heuere Zeit im Vergleich zu andern , gleichfalls langen Silben. Denn das Wort: a6er, also eine lange und kurze Silbe zusammen, vermag ich in ei- ner Sekunde bequem zweimal auszusprechen. Nun frage ich die Tonsetzer, namentlich die Opernkomponisten , ob sie auf diese Dinge bei ihren Kom- positionen, z. B. im raschen Parlando, immer gehörige Rücksicht genom- men haben? Ans diesen Beobachtungen geht hervor, dass die natürliche Länge und Kürze einer Silbe nicht mit deren Zeitdauer zusammenfällt, dass erstere Grösse immer nur eine relative, durch Vergleichung zweier Silbenvokal- iängen erhaltene ist, während letztere immer mehr oder weniger eine abso- lute ist, die durch die Summirung der noth wendigen 2k*itwerthe der einzel- nen Sprachlaute einer Silbe erhalten wird, also um so grösser ausfalleii mnss, je mehr Sprachlaute in eine Silbe zusammeugefasst sind. Physiologie des Sprachoi^guis. c) Prosodisebe oder metrische Oeltong der Silben. Die prosodische OeltODg der Silben bezieht sich zunächst, wie schon der Name lehrt, auf die Messung oder Wagang derselben behufs ihrer Einreih ong m Verse alsYersglieder oder Fü s s e. Der hier anzulegende MsHssstah (M e- tr um) wird nicht allein von der temporellen Quantität oder Prodncibilitil der Silben entlehnt, sondern auch von der dynamischen Quantität, oderTon Grade der natürlichen Konsistenz, Schwere oder Dichte der Silben. Auch Rapp*) unterscheidet für die Metrik die Silben weniger in lange und kurze, als vielmehr in schwere und Feichte, weil der Ausdruck kurz und lang strenger Weise nur den Vokal, nie die Silbe treffen könne. Diese dynami- sche Quantität ist mit dem Akcent oder dem Tonfall (t. den folgendeo Paragraph) nicht identisch. Sie kann zwar mit ihm zusammenfallen , aber auch von ihm getrennt besteben , wo nämlich der Akcent auf eine entschie- den und unter allen Umstanden kurze Silbe zu stehen kommt Die Prosodik unterscheidet die Silben in lange, mittel- oder wechaelzei- tige (ancipites) und kurze. Mitteizeitige sind bekanntlich solche, welche nach Umstanden und Bedurfniss bald kurz, bald lang gebraucht werden können. Dass diese Ausdrucke nicht richtig gewählt sind , dass die proso- disebe Schwere einer Silbe mit deren Zeitdauer oder Lange dnrcbaos nicht identisch ist, davon kann man sich ganz leicht überzeugen, wenn man einige Hexameter u. s. w. skandirt, und dabei die einzelnen Fusse, so gut es geht, ihrer Zeitdauer nach gegen einander abwägt Man wird hier finden, dass der Daktylus durchaus nicht s= I I I , sondern mehr «» J J '; daas also die erste Silbe desselben nicht mehr Zeit, wohl aber aiehr Ton, als die fol- den, beansprucht; ferner dass dem Zeitwerth nach der Tribrachys (pelere, domine) auch im (jambischen) Verse, gerade eben so viel zu bedeuten hat, als der Daktylus (tempore, Kupte) Man würde das Wesen des Hezmiaelers ▼oUig zerstören, wenn man die erste Silbe des Daktylus eben so lange halten wollte, als die beiden andern zusammengenommen: der Rhythmoa des Hexa- meters, ist durchaus dreitheilig, nicht zwei- oder viertheilig. EKe stellver^ tretenden Spondeen vermögen diese Dreitheiligkeit nicht aufzuheben , eben so wenig, wie die eingemischten Tribracheen, Daktylen, Choriamben u. s.w. die jambische oder trochaische Natur eines dramatischen Senar^, weil der Jambus und Trochäus dem Zeitmaasse seiner Silben nach sich der Dreithei- ligkeit wenigstens sehr annähert. Wir werden weiter unten nachweisen, dass die Dreitheiligkeit überhaupt ein wesentliches Element der ganzen prosodi- schen Silbengruppirung ist S. unter d) und e). Die prosodische Geltung der Silben wird nur zum Theil von den natür- lichen oder physikalen Verhaltnissen und Eigenschaften derselben bedingt, zum grossen Theile hängt sie von dem ihnen eingeräumten begriffliches Werthe, von der sprachlichen Bedeutsamkeit u. s. w. derselben ab. Manche Silbe, die ihrer physikalen Natur nach lang sein müsste, verliert an proso- dischem Werth, wenn ihr die genannten Eigenschaften abgehen. Die Anthropophonik kann und darf sich in Bezug auf die Silbenmessoog nicht auf die zunächst geistigen Verhaltnisse der Sprache einlassen , sie hat nicht die Silben nach ihrer begriffliche^ Bedeutsamkeit gegen einander sb- suwagen , sondern lediglich nach ihrer phonischen. Sie hat aber dabei die *) Physiologie der Sprache. S. 163. Metrische Gellang der Silben. M7 OrenieB zu bestimmen , bis wie -weit die Lange und Schwere der Silben voQ Naturgesetzen bedingt ist, die nicht übertreten werden dürfen, so lange die Kunst, in deren Dienste die Prosodik steht, eine schöne bleiben soll. Nach meinen Untersuchungen lassen sich etwa folgende physiologische Oesetze für die Prosodik aufstellen* 1) Eine Silbe ist lang (schwer), wenn ihr Vokal, ohne ihr geistigem We» sen ZQ zerstören, producirt werden kann, ferner, wenn ihr Vokal, ohne dessen natürliches^ Wesen zu zerstören, nicht korripirt werden darf {er, vjp); eine Silbe ist dagfSgen kurz (leicht), wenn die erwähnten Verhaltnisse nicht stattfinden, und wenn kein anderes, die Kürze aofbebendes oder wenigstens sehr minderndes, Moment hinzutritt. Vergl. die früher S. 92 Off. gegebenenRe- geln. Also wo zwei Vokale zusammenkommen , ohne einen Diphthong zu bilden, von den mithin der zweite eine neue Silbe anfangt, da ist die erste Silbe, mag sie mit einem Konsonant anlauten oder nicht, kurz, wofern er nicht, was freilich eist zu untersuchen ist, aus einem Diphthongen ent* standen ist, oder wofern nicht zwischen beiden Vokalen ein Konsonant ausgefallen ist; die zweite Silbe dagegen ist in jenem Falle lang, auch wenn sie aus einem (nicht producibeln) Diphthongen besteht. Die jambischen Diphthongen und Triphthongen bilden entweder, wie schon der Name be- sagt, einen Jambus, oder, wenn sie, wie in der spanischen Poesie oft ge- schieht, einsilbig gebraucht werden, eine lange Silbe. Wo in einem Worte siif einen Diphthong ein einfacher Vokal folgt, so ist die erste Silbe lang, die andere kurz (bei e) oder mittelzeitig (bei a« O, II , wenn kein harter Szplosiylaut nachfolgt). Lautet aber der Diphthong ein Wort aus, dem ein mit einem Vokal anlautendes Wort nachfolgt , so wird dieser Diphthong Ton den Griechen und Romern ebenso behandelt, wie ein einfacher Vokal, d. h. kurz. Wird ein Diphthong in seine beiden Vokale aufgelöst (Diaeresis), so wird der ^rste Vokal lang, producibel, der andere mittelzeitig (bei den alten Römern lang, z. B. /errä-t). 2) Ist der Vokal der Silbe von Natur kurz , so wfrd die Silbe dennoch prosodisch lang oder schwer, sobald auf ihr, d. h. hinter ihrem Vokale, ein Knotenpunkt sich bildet, das heisst: wenn sich hier die konsonanti- achen Funktionen der Organe in eiuer Art häufen, dass dazu eine 2^it er- fordert wird, die entweder langer ist, als zur Bildung der voraus oder nach- gehenden Silbe, oder ebenso lang, als zur Haltung eines langen Vokals für gewöhnlich gefordert wird. Hierauf beruht die sogenannte Position der klassischen Sprachen, d. h. der Zusammentritt zweier oder mehrer Konso- nanten hinter dem Vokal, mögen dieselben der betreffenden Silbe angehö- ren, oder ganz oder zum Theil die folgende Silbe (wenn es ein mehrsilbi- ges Wort ist) anlauten. Doch Bßhen die alten Griechen und Römer manche solcher konsonantischer Knotenpunkte nicht für voll genug an, um die Vorsilbe nothwendig lang werden au lassen, und zwar nicht nur, wo ein Semivocalis mit einem andern Konsonanten zusammentrat, auch bei o und qv: eine WillkühTlichkeit, die schon Rapp *) gerügt hat. Ferner gehört hierher der Fall, wo ein und derselbe Konsonant die Vorsilbe aus- die Nachsilbe anlautet: hier wird die Vorsilbe in den alten klassischen Spra- chen stets lang gebraucht. In den an Konsonanten reichern Sprachen fehlt aber die Position auch nicht, nur wird sie hier in einem andern Sinne ge- •) A. a. 0. S. 164. 92^ Physiologie des Sprachorgans. handhabt, als von den alten Griechen and Roiuern. Die meisten Silben der germanischen Sprachen schliessen und beginnen mit einem Konsonanten^, bei ihrer Vereinigung entsteht also fast immer eine Position von der Art, wie sie bei den Griechen und Romern verlängernd gewirkt hatte. Dadnrch wird aber eine Silbe, die ans andern Granden kurz gebraucht wird, nur selten lang. Doch kommen Beispiele vor: eins der schlagendsten ist leben- di(f, wo sogar die an sich lange Wurzelsilbe leb der Knotensilbe end an Schwere weichen muss. Ueberhaupt handelt es sich nur jdarum, Silben, die ihrem begrifflichen Wesen nach (das doch in den germanischen Sprachen zq- nächst die dynamische Quantität bestimmt) kurz sind, d. h. die ihrem geistigeo Werthe nach anderen, bedeutungsvolleren Silben nachstehen, durch Konso- nantenhäufung so viel an Zeitwerth beizufügen, dass sie in der Rede nicht füglich kurz absolvirt werden können Dies gilt namentlich von Vor- und Beiworten, auch von einigen Pur worten. Doch müssen wir, nni aber die- sen Punkt und noch einige andere, welche auf die Silbenmessnng Bezog haben, entscheiden zu können, zuvor über den Akcent sprechen. d) Akcent oder Tonfall (Iotas). Sowohl die naturliche Quantität als auch die Zeitdauer ist eine absolute, nothwehdige Eigenschaft einer Silbe , die ihr als Produkt gewisser artiko- latorisrher Funktionen des Sprachorgans wesentlich zukommt; die proso- dische Geltung, die Schwere ist schon etwas Relatives, denn sie verlangt, um zur Geltung zu kommen, mindestens zwei Silben, die ihrer Dichtigkeit oder Schwere nach gegen einander abgewogen werden; der Akcent oder Tonfall erfordert zu seinem Auftreten eine Folge (einen Satz) von mehrern Silben , auf welche der Ton , oder vielmehr die tonende in Exspiration be- griffene Luftsäule, mittels des Akcents, d. h. mittels Besehleanignng und Hemmung der Kontraktion der exspiratorischen Druckmuskeln ungleicb vertheilt wird. • Der Akcent oder Ton, sagt Hupfeld**), ist der Nachdrock (tovo^ oder die Spannung (Erhebung) der Stimme , wodurch ein Theil der Rede (Silbe oder Wort) aus den übrigen hervorgehoben und als die Hauptsilbe oder das Hauptwort ausgezeichnet wird; er ist das Mittel, wodurch der Geist, die Vielheit und Masse des Stoffs durchdringend und sich assimilirend , in einer Reihe von Lauten und Wörtern das fiir ihn Wesentliche bezeichnet and zo seinem Eigenthume stempelt. Er bezeichnet den Gang des Geistes aber die Lautmasse bin, und seine einzelnen Schläge sind gleichsam di^ borbaren Fusstritte seines Ganges. Der Akcent darf nicht mit Klanggepräge oder Timbre, nicht mit dem in- dividuellen oder nationellem Charakter der Sprach weise, auch nicht mit der Modulation der Sprache, mit Hebung und Senkung der Tonstnfe verwechselt werden, sondern er bezeichnet nur, dass die Silbe, auf der er steht, mit stärkerer Luftgebung ausgesprocheii werden soll, als die vor- and nach- gehende. Der Akzent ist also für die Rede das, was das Sforzato and aa- dere Verstärkungszeichen fti^ den Gesang, gewissermaassen auch, was die schweren Silben in den Versgliedern sind. Das natSrlicbe Bedarfhiss des •) Rapp S. 167. **) Das zwiefache Qrandgeiets des Bhythmns und des Akcents^ in Zeitschrift der deatscheu morgenl. Gesellich. VI. 8. Heft. 1852. S. 154. "! Akceut oder Tonfall. 929 sprechenden Menschen , die Energie seiner Stimme nach Maassgahe des geistigen Ausdrucks der Worte bald zu hemmen, bald zu yerstarken, wurde in der qnantitirenden Sprache, wie wir sie z. B. beim Homer vorfinden, durch die schweren (prosodisch laugen) Silben sinnlich befriedigt; für die prosaische Umgangssprache dagegen wurden und werden noch die Worte nach Gesetzen betont, die mit den der Prosodik nicht immer zusammenfal- Icu. Bei der grossen Verwirrung, die in der Lehre der geschichtlichen Ent- Mrickelung der Akcente herrscht, bei der Ungleichheit des Werthes, den die verschiedenen Nationen auf die Betonung legen , bei der grossen Verschie- denheit des Zweckes, den sie dabei im Auge hatten, bei den oft schreienden Widersprüchen, in welche Akcent mit Quantität gerathen, ist es freilich sehr schwer, über die Principicn, welche die redenden Menschen vom An- fang nnd von jeher bei der Stellung ihrer Akcente leiteten , ins Klare zu kommen: indessen wollen Wir einen Versuch dazu machen. 1) Einsilbige Worte bekouimen in der Rede den Akcent, wenn sie ihn von Haus aus verdienen, oder durch einen Zufall dazu befähigt worden sind. Die griechische Sprache geht mit ihren Akcenten in dieser Hinsicht ver- geh wendeiischer um, als neuere, besonders die germanischen Sprachen. Alle einsilbigen Wesen- nnd Wurzel worte haben auf Betonung Anspruch, sie können aber durch eine noch starker zu betonende Silbe den Ton ver- lieren, ebenso wie ihn eine blosse Anhangesilbe durch günstige Stellung gewinnen kann , z. B. tnütterHch^^ Hindernisse, und umgekehrt m&in Herr König ^ für win schuf Gott u. s. w. Das Zeichen v bedeutet hier halben, das ' ganzen Akcent. 2) Bei zweisilbigen Worten ist das Stimmorgan geneigt, die erste Silbe klangvoller auszusprechen, als die zweite, weil den Exspirationsorganen für die Bildung der ersten Silbe offenbar mehr Luugenluft zur Verfugung steht, als für die. zweite. Daher ruht in zweisilbigen Worten der Akcent naturgemass auf der ersten Silbe. Die lateinische und arabische Sprache be- obachten diese Regel am treuesten. In den andern Sprachen treten vieler- lei andere Zugkräfte (z. B. Wurzelbedeutsamkeit, Kontraktion zweier Vo- kale in ein'en n. s. w.) auf, die den Akcent oft genug anf die zweite oder Endsilbe ziehen; aber auch im Griechischen strebt der Akcent, wenn er ir- gend kann, auf die erstere Silbe (die Penultima) zurück, z. B. e^o, 9epec, icoXi^, Xoyob u* s. w. trotzdem, dass hier die letzte Silbe oft genug lang, die erste kurz ist. Uebcrhaupt ist der Tonfall von Natur in allen Sprachen ein aUcrnircn> der, wechselsilbiger*), nie können zwei nebeneinander stehende Silben zu- gleich den Akzent erhalten , während der prosodische Rhythmus fast nur ein dreitheiliger ist. Nur in den Sprachen, wo der Ton nur auf schwere Silben fällt, und dabei in zweisilbigen Worten der Ton auch auf die zweite Silbe fallen kann, wie in der deutschen Sprache, kommen auch in unge- •) „Der Ton kann nur auf eine der drei letzten Silben fallen, weil ein ein- &cheB rhythmisches Gebiet, dessen Hebung er ist, streng genommQU nur zwei Sil- ben, und nur insofern in der Senkung einer langen Silbe zwei kurze (oder in der Aussprache verkürzte) gleich gelten, drei Silben umfassen kann, wobei der Nach- druck der Hebung vorkommenden Falls der Kürze so viel Kraft zulegt, dass sie das Gleichgewicht auch mit einer langen Senkung halten kann , so wie die Ton- losigkeit der Senkung Längen, bi^sonders in offenen Endsilben, beeinträchtigt." Hupfeld a. a. O. S. 158. 59 9S0 Phydlologie des Sprachorgans. bundeYter Rede rieine Daktylen, Anapästen und Clioriambea vor, was in den quantitircnden Sprachen nicht so leicht möglich ist. Dena z. B. letnm- ribus wurde nicht choriambisch, sondern mit zwei Akcenten, dem Haapl- akcent auf der zweiten, dem Nebenakcent auf der vierten Silbe aasgespro- chen, ouSsjJLia?; ebenso Qemporibus, oihiiLioic)- Die deutschen Worte da- gegen, wie Vogclgesänf), Feierlichkeit u. s. w. lassen sich auf diese Art nicht akcentuiren, 3) Ein Wort muss also, wenn es mindestens drei Silben, von denen zwei lang sind, zählt, zwei und mehr Akcente bekommen, z. B. das Wort Cvn- stantinopö/ttdnvs ( — ner) ganzer vier. Von diesen Akcenten ist immer einer der 8og(>nanntc Hauptakcent, weil der Ton nicht auf alle zu betonende Sil- ben mit gleicher Energie geworfen werden kann, sondern so, dass nur (die) eine Tönsilbe, im Griechischen immer die letztere, im Lateinischen and Deutschen oft auch die erstere den Vorrang bekommt. 4) Der Akcent ist also, trotzdem dass er dem sprachlichen Wesen, der Bedeutsamkeit, der Quantität, Schwere der Silben oft formlich Hohn zu sprechen scheint, dennoch nichts der Sprache gegen ihre Natur Anfgedran- genes, nichts Krankhaftes*), sondern ein von einem durchaus natürlichen, wenn auch nicht sehr edelen, Bedurfniss des sprechenden Menschen her- vorgegangenes Element. Der Akcent kommt nämlich der Oekonomie des .\thems beim Sprechen, wo alle Silben ihrer Quantität und Schwere nach gleich behandelt werden, zu Hülfe. Der Akcent ist für die Prosa, wo lange und kurie Silben ohne vorgeschriebene Ordnung wechseln, so ziemlich das- selbe, was der Ictus oder rhythmische Akcent, Versakcent, f5r den Vortrag lyrischer und dramatischer Verse, mögen diese in regulären oder irregulä- ren Metren geschrieben sein.. Bentley hat zuerst für den Terenz nachge- wiesen, dass dessen Verse zum grossen Theil des festen , bestimmten Me- trums entbehren, und fast nnr nach einem gewissen Rhythmus, welchen er durch seine Akcente, die er über die Verse setzte, auszudrucken gesucht hat, gelesen oder recitirt werden müssen. Im Grunde bezeichnen diese Ak- cente weiter nichts, als die erste schwere oder durch Betonung hervorzu- hebende Silbe eines jeden Doppeljambns oder Doppeltrochäus, mögen s^o viel oder so wenig Silben in einen solchen eingehen, wie es dem Dichter gerade beliebt hat. In der Folge hat man diesen Ictus oder Versakcent aber auch allen übrigen Versgattungen zuerkannt; namentlich kommen in der griechischen lyrischen Poesie Verse vor, die ohne solche Akcente gar nicht ' voiqgetragen werden können. Neben diesem Ictus oder Hauptakcent besteht naturlich immer noch der auf eine schwere Silbe des zweiten Füssen zu le- gende Nebenakcent, so dass beim Lesen eines Verses Haupt- und Neben- akcent mit einander in bestimmter Ordnung wechseln, ebenso wie es in der Prosa, nnr in laxerer Anordnung, geschieht. 5) So wie nun der Versakcent seine Stelle wechselt, sobald der Versfass (oder Doppelfnss) sich in anderer Weise kompojiirt, z. B. eine Silbe mehr erhält, so wird auch der Akcent oder die Akcente eines einzelnen Wortes verruckt, auf andere Silben dieses Wortes gestellt, sobald dasselbe seine bjlbenzahr Verändert hat. Man vergleiche So///c//iWo mit SöfUcitudinibüs, ^^Z^ *"'' ^^^'^ ^^^^^' f^f>^^^9 "• «• w. Beim Terenz erhält sogar ein «na^ dasselbe Wort den Akcent oder Ictus bald auf die eine bald auf die an- . *^ ^app, a. B. O. S. 176. 190. Akceot oder Tonfall. 931 dere Silbe, je Da^hdem es im Verse die eine oder die andere .Stelle ein- nimmt, je nachdem es Ton dem Versfasse mehr oder weniger konsumirt u. 8. w. So liegt auf Principium der Akcent bald auf der ersten, bald auf <3er zweiten Silbe, obwohl diese kurz ist. Dass heisst: Terenz und die an- dern Komiker bedienen sich nach Bedurfniss bald der Schwere bald des .A.k Cents, bald der quantitirenden Skansion , bald des Tonfalls, um ibi'e ^Verse so vortragen zu lassen, dass es noch wirklich Verse erscheinen^ keine Prosa. 6) Demnach steht die Setznng der Silbenakcente in den meisten (nicht allen, wie Hup fei d irrthumlich behauptet) Sprachen mit bestimmter Sil- öenbetonung immer unter der Herrschaft des erwähnten rhythmischen oder f luktuationsgesetzeS, nicht (wie dies von der Quantität und Schwere gros- sentheils gilt) der Etymologie und Wortbildung. Dies Gesetz erweist sich zunächst im Sitz des Akcents (bei mehrsilbigen Worten des Hauptakcents), . in der Bestimmunff der Silbe, die er einzunehmen hat. Hier gilt allgemein die Regel, dass der Wortton (Hauptakcent) , ohne Rücksicht auf den Sifz der Wurzel, auch im vielsilbigsten Wort nar anfeiner der drei letzen Sil- ben ruht, und zwar nach Maassgabe d< r Quantität oder Schwere der beiden letztern. Sind diese beiden kurz, so ruht er auf der Drittletzten, sind beide lang oder nur eine von beiden, auf der vorletzten. Beispiele: SxofJLaTO^, aTp.aTwv, av^poTcoc, av^pwTCwv, tuitcw, stutctov, iTuiuT^nQV. — Aldcedo: Macddones, Macedönia, püeros^ puerörum, puerorumque, aüdiunt, audie- bam. — Kdtala (Hebr.); katdlta, kataltönno, jdktolo, jakiolaa; kdtelu, katelaiu, katelina. — Credere (Ital.), credevGf credevdmo. beneßco, pudico; Angel (Span.), orden, dificil, dman (bei Apocope des Endvokals, wenn da- durch die Quantität nicht verlängert ist.) — Im Englischen wirkt die latei- nische Akcentuation unter gleicher Bedingung nach, z. B. die Wörter auf — äior, [_itijj lety (latein. = '__itas, ietas), .LeriL (lat ens) J^imen, J^ic, ifiCy id, ile u. s. w. Bei weiterer Zurückwerfung des Akcent (nach der An- fangsfiilbe zu) tritt der Nebenakcent hinzu. Im Hebräischen sind beide letzte Silben immer schwer, daher der Akcent nie bis zur drittletzten Silbe vor- rückt. •) 7) In allen den beispielsweise angezogenen Sprachen ist also der Akcent nach sinnlichen Rücksichten und Gesetzen ausgetheilt. Der Grieche zieht den Ton rückwärts durch nachfolgende schwere Silben, die dem Tone nicht zu ferne stehen dürfen. Die Römer haben eigentlich nur zwei Silben zu be- tonen, und jede Verlängerung des Worts durch Flexion und Derivation wird daher den Ton rückwärts (eigentlich vorwärts) ziehen. Aehnlich verhält es sich in den semitischen Sprachen. Der Ton ist offenbar hier nicht in dem Sinne ein fixirter, dass er an gewissen Silben unter allen Umständen fest- hinge, sondern er seh webt gleichsam über dem Wort, um sich bald auf diese , bald auf jene Silbe niederzulassen. Diese Beweglichkeit bildet den Charakter des sinnlich oder rhythmisch ausgetheilten Akcents. Anders verhält es sich in den germanischen Sprachen. Hier bleibt der Ton , der sich einmal dem VVurzelvokal oder der Wurzelsilbe eines Wortes aufgeprägt hat, unter allen Umständen (fast ohne Ausnahme) auf dieser Silbe, mag ihr vor» und nachgesetzt werden, was und so viel als will, un- verrückbar stehen. Der germanische Akcent ist demnach Wurzel betonung, •) Hupfeida. a, O. S. ITjS ff. 59» 9S2 Physiologie des Sprachorgans. und strebt immer dem yod Hans aas schwersten Silben zu. Freilich vird aus zwingenden rhythmischen Rücksichten der Ton zaweilea von der Wur- zelsilbe verdrangt, oder es wird ein Nebenakcent nothig, besonders wenn so viel bedcntungslose, also von Haus ans kurze, Silben der Stammnlbe nachfolgen, dass von denselben wenigstens eine betont werden muss, z. B. Heb-lichereSf mütterliches, wo der Nebenakcent nach Umständen oder Be- dürfniss auf die Ultima oder Penultima gelegt werden kann, in ahnlicher Weise verhalt sich das schon erwähnte Wort Lebendig, auch elendiglich^ von hindern Sprachen entlehnten Worten, wie A^'aber und ardbisch, Con- Vftilsi6fi und convulsixfisch n. dergl. zu geschweigen. Die fiauzosische Sprache steht zwischen dem sinnlich romanischen and dem logisch germanischen Akcent gleichsam in der Mitte; aie sucht sowohl den einen als den andern zu vermeiden , and behauptet sogar , ohne aileo Akcent zu sprechen, was aber eine eitele lüasion ist. Man braocht nar frao- zosische Verse recitiren zu hören, um sich zu überzeugen, dass der franzö- sische Akcent kein blosser Accent (f^mphase ist. Ueber die zur Bezeich- nunggewisser Vokalqualitaten gebrauchten Akcente der franzosischen Sprache haben wir früher gesprochen. S) Ausser dem Silbenakcent und dem Ictus, der vorzugsweise zur Siche- rung des Tenor's, des Flusses der Rede und des Verses dient, giebt es einen Wortakcent, der über diese mechanischen Verhiiltnisse hinansgeht und es lediglich mit der geringern oder grössern Prägnanz des Sinnes , der Be- deutsamkeit der Worte als Satzglieder zu thun hat. Beim Fragen , Bejahen und vielen andern Aeusserungsweisen des Urtheils, wird dieser Akcent stets auf das Wort gelegt, auf welches es ankommt. In einem einfacheo Satz kann der Akcent bald auf das Subjekt, bald aaf das Prädikat, auf die Kopula u. s. w. zu stehen kommen , je nachdem es der Sinn und die Bezie- hung des einzelnen Satzglieds es erfordert. e. Rhythmus. Unter Rhythmus versteht man nach Vorgang der alten Griechen die Ab- messung oder Vertheilung einer in der Zeit vor sich gehenden vom Ange oder vom Ohr aufzufassenden Bewegung in gleichlange Abschnitte, de- ren jeder aus mindestens zwei , meist ungleichen , aber in bestimmter Ord- nung aneinander gefügten Theilen besteht*). Diese einzelnen Abschnitte ei^ hielten bald den Namen Takte, bald Füsse, und je nachdem der einzelne Takt oder Fuss aus 2, 3 oder 4 (selten mehr) Theilen besteht, spricht man von zwei-, drei- oder viertheiligem Rhythmus, in welchem das vorzufah- rende (Ton-, Tanz- oder Gesangstück) sich bewegt. Demnach unterschei- det sich Rhythmus vom Metrum nur durch die grössere Weite seines Be- griffs, indem letzteres, wenigstens in ronsikaler Hinsicht, immer eine Kombination von zwei oder mehrern Zeitmomenten darstellt, demnach sieb nicht noth wendig auf gewisse Bewegungen von bestimmter Zeitdauer be- zieht, sondern nur auf gewisse 2ieittheile von bestimmter Dauer, die sich aber wieder in kürzere Theile oder Theilchen zerfallen lassen. Demnach gehöht der Rhythmus gar nicht ausschliesslich dem Gebiet des Hörbaren an, sondern ist eine Eigenschaft, die jede Bewegung, nicht nar < •) Hupfeld (B. a. O. S. 171 ff.) giebt dem Begriffe des Rhythmus weite« Grenzen. Rhythmus. 933 clie stebende Welleubewegung, in ihrer Manifestation annehmen kann. Der Rhythmus kommt ausser den Phänomenen der menschlichen Stimme und Spraebe auch der Musik an sich zu, ebenso den unwillkubrlichen Kontrak- tionen des Herzens und der Athemmuskeln , so wie den willkührlicben Be- ^w'egnngen der Fusse behufs des einfachen Marsches oder der komplicirteren Produktionen des Tanzers. In. der Regel ist der Rhythmus ein (wenigstens für eine gewisse vorge* geschriebene Zeit) sich gleichbleibender, d. h. die einzelnen Abschnitte sind in ihren Elementen einander gleich, wie dies beim Marschrhythmus und dem gewohnlichen Tanzrbythmen der Fall ist. In den hohem Formen der Musik und der Poesie dagegen ist es ein Kunsterforderniss , mit dem Rhythmus nach gewissen ästhetischen Regeln zu wechseln, und sehr viele hierher ge- borige Kunstwerke verdanken ihre Schönheit zum grossen Theile diesen} Wechsel. Das Bewusstsein des rhythmischen Gesetzes beruht auf dem Takte, d.h. auf der zeitlich gemessenen, gleich massigen Wiederkehr unter sich völlig koordiuirter Schwerpunkte, auf einer idealen Reihe gesetzt vorgestellt*). Diese Seh wer punkte der Tonreihe oder des Tanzreigens nennt man in der Poetik die Arsis (weil die Stimme dabei gehoben wird), in derTanz» kunst den Niedertritt, in der Musik die gute Note oder den Niedertakt. Was zwischen zwei solche Schwerpunkte, d. h. zwei rhythmische Abschnitte, in der musikalen Notirung dur<;h die Taktstriche bezeichnet, hineinfall- heisst Thesis, Auftritt, mehr oder weniger schlechte Note, oder nach Umstant den Auftakt, Basis, An akrusis. Der Rhythmus im ge wohnlichen Sinne des Worts ist also nichts der Sprache und ihren Elementen von Natur Zukommendes, sondern etwas derjelben zur Erreichung bestimmter Zwecke Beigegebenes, ein Mittel , wodurch die Sprache auf das Gemuth des Menschen kräftiger einwirken kann, weil sich der Rhythmus zunächst und in regelmässigen Schlägen an die sinnliche Sphäre des Menschen wendet, und so den Ein- druck der Worte lebhafter und bestimmter macht. Die rhythmischen Schwerpunkte einer sprachlichen sowohl als musika- len Tonreihe fallen zwar in der Regel mit den auf denselben Stellen vor- kommenden Akcenten zusammen, aber nicht nothweudig. So wie in der Musik ein Akcent auf eine schlechte Note fallen kann, so kann auch in der durch den Rhythmus gebundenen Rede wenigstens stellenweise der Akcent eines Wortes ausserhsüb des rhythmischen Schwerpunkts fallen. Hierauf beruht die Synkope, ein wichtiges Mittel, um die Einförmigkeit • des Rhythmus zu vermindern. Der zw.eith eilige Rhythmus ist der einfachste, schon in der Natur des Menschen durch die gleichmässig sich sukcedirenden Kontraktionen der beiden Herzabtheilungen, so wie durch die Gehbewegung der beiden Füsse vorgezeichnete. Sowie nun die Kontraktion der VAtrikel des Herzens ei- nen stärkern Impuls bewirkt, als die der Vorhöfe, so wie auch beim regel- massigen Gange der Mensch gewöhnlich mit einem Fusse, und zwar erfah- rnngsgemäss mit dem linken (weil derselbe dadurch das Ueberbeugen der starker entwickelten und schwerer wiegenden rechten Korperhälfte nach rechts verhüten muss), starker auftritt, als mit dem andern, so fällt auch in dem zur Sprache der Poesie verwendeten Rhythmus die Arsis auf den ♦) Rapp a. a. O. .S. 199. S34 Physiologie des Sprachorgans. einen Theü desselben, wahrend dtr andere, minder cnerpsche Theil die Thesis erhält. Es kann nun, abgesehen von dieser Verschiedenheit dieser beiden rhythmischen Elomenle, der Zeitdauer nach das eine dem andern gleich sein: wir wollen einen solchen zweitheiligen Rhythmns (Faas oder Takt) den schweren oder vollen nennen. Es gehört hierher der iwei- theilige Marsch- und Tanzrhythmus*) ; in der Poetik der Spondeas, obwohl letzterer höchstens 3 — 4 mal hintereinander wiederkehren darf, and dann durch einen andern Fuss abgelost werden muss, wenn der Vers nicht za schwerfallig werden soll. Oder die beiden rhythmischen Elemente sind ih- rer Zeitdauer nach ungleich , das eine fast noch einmal so lang als das an- dere, so dass wir es eigentlich hier mit drei Zeittheilen za thun haben, von denen zwei auf den langen, einer auf den kurzen Theil fallen. Wir wollen diesen Rhythmns den leichten oder verkürzten nennen. £s geboreo hierher der Jambus und Trochäus, welche ihre dreitheilige Natur schon da- durch zu erkennen geben, dass sie durch andere dreitheilige Versfusse (Tri- brachys, Dactylus, Anapäst) vertreten werden können. S. jedoch hierüber w. u. Musikalisch betrachtet fallen die aus solchen Füssen gebauten Verse (mit Ausnahme des Anapästes) ins Gebiet des sogannten Dreivierlei- oder vielmehr Dreiachteltakts: der jambische Vers unterscheidet sich vom tro- chäischen nur dadurch, dass er mit dem Auftakt beginnt, während der tro- chäiscbe mit dem Niedertakt anhebt. Wir müssen zwischen Theilung und Währung oder Zeitlichkeit des Rhyth- mus unterscheiden, insofern die einzelnen Theile desselbf'n an Zeitdauer verschieden sein können. Ein dreitheiliger Rhythmus kann ein zweizeitigfr sein , ein viertheiliger ein dreizeitiger u. s. w. , wenn zwei Theile desselben nicht länger danern, als einer der andern. — Der dreitheilige Rhythmus ist der am häufigsten in der Poesie und Orchestrik verwandelte, ja man kann sagen, dass fast die ganze Tanzkunst auf diesen Rhythmns gebant ist. Eis ist nicht ohne Interesse, die hierher gehörigen Rhythmen ihrer Eintheilung und namentlich der Zeitdauer ihrer einzelnen Elemente nach genauer, als bisher in der Regel geschehen ist, zu bestimmen, und danach diese Rhythmen beider genannten Künste mit einander zu vergleichen. Wir müssen jedoch der bessern Uebersicht wegen auch einige viertheilige Rhythu.en mit hereinziehen. Anapäst**) Verskunst Tunzkanst -^ -^^^: h — ^ Polka. J^ [= 3. -^J^^Jr^=^^^^-r-^ Galoppe, Contre. J. ??=^4S:= Schottisch. ♦) Ein solcher kommt wenigstens in dem modernen Contre-Tanz vor; derZwd- viertel-Rbythmus der andern Tänze gebort zum Dreitheiligen , s. d. **) Hauptmann (Harmonik und Metrik. Leipzig 1862. S. 338.) noört ihn Daklylns*) ^ Rhythmus VcrskuDSt Tanzkunst 93S E^rd=:fc ±=J>iz' ^EE:^^& = 2. S-K— >-- — H^^-^^^ — w—i^^^ Molossus J ==^- lonicus a minore I = 3. WalziT. Schnell walzer. Menuet. zr*rzz — Ti [ — ■ — -[ 1 Menuei. '-r-^F3^^=4F=l=:|. ^7=^ (Polonaise). •♦) Epi^r^trnE^rltESriir^EqE^ Polka Mazurka Aus dieser vergleichenden Uebersicbt, die sich noch sehr ei weitern liesse, gebt hervor, dass zwischen den poetischen und orcbcätrischen Kbytbmen eine auffallende Aehnlichkcit besteht, was die alten Giiechen vielleicht noch bes- ser gewusst haben, als wir; ferner, dass die Tlieiligkeit und die 2^itligkeit eines Rhythmus sehr verschiedene Dinge sind, indem der viertheilige Rhyth- mus drs schottischen Tanzes in den Zweivierteltakt gehört, der dreitheilige der Polka und des Contre-danse desgleichen, der vierthfilige der Polka Ma- zuika in den Dreivierteltakt u. s. w. Aus der Vernachlassigong dieses Un- terschirdes, so wie wohl auch aus einem gewissen Ungeschick, kleinere un- gleiche Zeitabschnitte ihrem Werthe nacb aufzufassen und mit einander zu vergleichen, ist der Irrthum entsprungen, als gehöre der Dactylus zu den zwei ödes viei zeitigen Rhythmen ss=s — ^^', als bestehe er aus einer Länge und zwei dieser Länge gleichkommenden Kürzen. Auch giebt es wirklieb aus dem 16. und 17. Jahrhundert Kompositionen lateinischer Hexameter und anderer daktylischer Verse, wo richtig die schwere Silbe des Daktylus durch eine halbe, die leichten Silben desselben durch Viertelnoten bezeichnet sind« Aber wer solche Kompositionen nur einmal im vorgesehriebanen Rhythmus zu singen vorsucht hat, der fand gewiss, dass sich die Sache anders ver- hält ***). Riclitig dagegen sind von den alten Metrikern die andern hier auf- geführten Versfüsse ibrem Zeitwerthe nach bezeichnet. Uober die verschie- dene Theilnng des Anapästs und Daktylus erlaube ich mir noch einige Worte hinzuzufügen. Der Anapäst ist, in seine einzelnen Theile zerlegt, genau dem Daktylus entgegengesetzt, er ist ein umgekehrter oder rückwärts gelesener Daktylus. Gleichwohl ist der Anapäst durchaus zweitheilig, und hut in dieser Hinsicht *) Der Daktylus lässt sich nicht genau notiren: man mass den Punkt hinter dem ersten Viertel etwas kurzer, das Achtel etwas länger halten; auch das dritte Viertel darf nicht den vollen Zeitwerth erhalten. Dasselbe gilt vom Walzertakt. Hauptmann (a. a. 0. S. 338) notirt ihn als (T^r Er kommt aber dadurch mit dem Zeitwerthe des Spondens in Konflikt, den er so notirt: | | also geradezu aus zwei Daktylen oder beziehendlich zwei Anapästen sich zusammensetzen lasst. •♦) Die Polonaise giebt dn Beispiel des Falles, wo Arsis und Akcent neben einander selbstständig besteht. Die Arsis rnht auf dem ersten, der Akcent oder Toniall wenigstens häufig auf dem «weiten Viertel, das dadurch um etwa »/. ver- längert wird. * ^*) Damit übereinstimmend s. Hauptmann a a. O. S. 351. 986 Physiologie des Sprachorgans. ganz gleiche Wahrung und Geltung wie der Spondeus: er hat aber seinen Niedertakt oder seine Arsis nicht auf der ersten , sondern zweiten Hälfte. Der Daktylus dagegen, obwohl seine Elemente genau dieselben sind, ist dennoch dreitheilig., aber so, dass seine 3 Theile zusammen nicht länger danern, als die zwei des Anapästs oder Spondeus, wohl aber länger, als die drei des Jambus oder Trochäus, von welchen ersterer als verminderter Ana- päst, letzterer als verminderter Daktylus betrachtet werden kann*). Darcb Kontraktion des 2. und 3 Elements wird der Daktylus, durch Kontraktion des 1. und 2. der Anapäst zum Spondeus, nur dass dieser im ersten Fall seinen metrischen Akcent auf dem 1., im zweiten auf dem 2. Fusse bat. Durch Wegwerfung (Elision) des mittlem (kurzen) dagegen T^ärd der Dak- tylus zum Trochäus, der Anapäst zum Jambus. Diese Disposition müssen wir wenigstens für den recitirenden Vortrag der daktylischen und anapisti- schen Versarten festhalten , während für musikale Kompositionen solcher Verse grossere Strenge herrschen muss, und hier die eingemischten Tro- chäen und Jamben, wenn das musikale Metrum nicht fortwährend (wie in den alten,' der Taktstriche ermangelnden Kirchenmusiken) sieb ändern soll, natürlich denselben Zeitwerth erhalten müssen, wie die vollständigen Daktr- len , Anapästen und Spondeen. Was die hiervon zum Theil abweichenden Ansichten und Expositionen Hauptmannes anlangt, so bitte ich, dieselben in s. Buche S. 344 ff. nachzulesen. Bei allen den zahlreichen Modifikationen, die wir bei den Lyrikern in ihren rhythmischen Formen angewandt vorfinden, und welche nicht unpas- send mit dem Wechsel der verschiedenen Noten eines Musikstücks vergli- chen werden können, muss doch an jeden lyrischen in gleicher Disposition ein oder mehrmals sich wiederholenden Abschnitt, an jede sogenannte Strophe, wenn sie recitirt oder gesungen werden soll, ein gewisser zeit- lich abmessender Maassstah angelegt werden können, nach welchem die vorzutragenden Worte in einzelne, gleichdanernde Abschnitte oder Takte zerfallen, wenn nicht das Ganze seiner einheitlichen Form, des Bbenmaas- ses seiner einzelnen Theile, verlustig gehen soll. Dies ist um so mehr nöthig, sobald eine solche Strophe von mehrern, von einem Chore, vorgetragen wer- den, oder wenn sie von Musil# begleitet werden soll. Es muss hier ein zeit- liches Bindemittel vorhanden sein , das die einzelnen Vortragenden zusam- ' roenhält, welches bewirkt, dass jeder gleichzeitig dasselbe spricht oder singt, dass nicht der eine eher fertig wird, als der andere*. Diese lyrischen Takte, welche unter einander zeitlich eben so gleichlang sein müssen, als die Takte eines wirklichen Musikstücks, werden bezeichnet durch den rhyth- mischen Akcent. Wenn ein solcher, wie wir bereits früher erwähnt, schon für den blossen deklamatorischen Vortrag dramatischer oder komö- discher Dichtungen erforderlich war, wenn auch hier die durch den Akcent abgegränzten Dipodieen nicht nothwendig gleiche Zeit dauern mussten, so ist es hier aus den angeführten Gründen noch weit nothweudiger. Seit Bentp ley 's erstem Versuche (mit dem Terenz) ist diese Angelegenheit Gegenstand zahlreicher Bemühungen der Philologen gewesen , und es hat in der nene- sten Zeit diese Sache bekanntlich praktische Anwendung gefunden durch die *) Hauptmann (a. a. O. S. 338) sagt dafür: der Daktylus enthält den Jam- bns im Trochäen, der Anapäst den Trochäen im Jambns: die troehäisehe Körte er- Hcheunt im Daktylus zugleich als jambische Länge , die jambische Kurve wird im Anapäst zur trochäischen Länge u. s. w. Rbythmas. 9S7 tnusikalen Kompositionen Mendelssohn ^8, die er mehrern Choren des Sophokles, namentlich aus dessen Antigone und Oedipus Coloneos, nntergelegt hat. Bei dem Interesse, welches diese Arbeiten auch im grossem Publikum angeregt haben, und welches der Gegenstand auch an sich ver* dient, durfte es nicht unzweckmassig sein, wenigstens an einem und dem andern Beispiele hier zu 'zeigen, erstlich, wie dieser rhythmische Akcent da- durch, dass er die prosodische Quantität mehr respektirt, von dem des re* citirenden Dramas abweicht, zweitens, in wie weit er mit dem mnsikalen Takte zusammenfällt. Wir wollen zunächst den ersten Chor der Antigone nach dem rhythmischen Schema, wie es Thiersch gegeben, mit der Men- delssohn 'sehen Takteintheilung und Notirung zusammen zur Vergleichung über einander stellen. Die senkrechten einfachen Striche bedeuten den rhyth- mischen Akcent, wie ihn Thiersch *) gesetzt hat, die Doppelstriche die Versah th ei iung, das Uebrige erklärt sich selbst. Die Uebersetzung ist von Donner: si« ist mehr dem griechischen Metrum, als den Rhythmen, getreu nachgebildet. Maestoso. ^ JL \^ JL y^ \^ __ \j __ J. KJ _ w Z ^^^^^ S m I *A-xt\c a - e - X(-ou, to xaX - Xi - orov i - irranv - Xco 9a- 6tra^l bed <&e ^ H « 06 fc^önfle^ ^xÖnit, ba^ ber fie« ben^ tOo/rt^^gen m - II j. ^ ± _ JL \j \^ \j £tabt %ijti1iU ninu mer gu - 00c er^fc^ien, bu flra^(fl enb^ltc^ bed gplb^nni — Hz s^ ^ Kj Ä v-/ ± _ -Hz .j. w H^E^Ü^^^^^ »f — -^^ — ^— ^ a? a - (JL^-pa^ ßX£-9a-pov, Aip-xa{-(*>v u - "xkp ps-^-Spwv jjlo - llagd ^uf^blid ^err^lid^ ^cr^auf, ü * ber 2)tr«ff0 flr&^mcn^be Slü^t^en -. ^Ilz — -_ ± w — 11 ± W J. WV^ — ^ä^tijrrfsj^^pg XoC - aa, riv Xev - xa-aictv *A - tci - 6 - bev 9on ^tr^ 900 in 90I « ler - II >:. \j \j \j \^ > ^ v-» v»/ — o— fl*2L C7 j. -K^ ^ ^^^^ -H— \ ^axnHi bf^nn äBo^nft^, bem glang^i^cUfn Jto'Icsno0(<6ain),ti?o ^injlattmib (tc _ w .:^ I & jl w vy ^ nn-r^prcDt iziiJ: t 5 - JLII «— Z w w J T :^ -fr-:;'- yu - pc-Tttt ^a - jxt-^ou- aa jia- aiot dt - tj - Äcuij x^^P^^* 'u - t:o iftaäfti i Qüll in ^cU ^ to « ncttben Saugten flagt and bcn grü#ttfa :^ 11 [^E^i^S &^::rs!nr; t t ßaaaoci;, xöv oC-vwtc Ä-v^-^o^"^* xto - oov xal tav f-ßa-Tov ^e-ov ®(^(uc^ten, 100 U^eiitfar « bU gor C^^^eu ranft tief im l^ei « li « ge n Soa^be^l'ac^, • ^ vy w — \U \J JL %-» V^ W O |10 \J Z. Vy _ vy te^ ::i: ^l^^^i^^^ ?\>X-Xa-Äa (jLU-pt- d - xap-TCOv dv-ii5 " Xt - ov 4 - vr'-v€-(i^ ts irr in Um fd^at^ti * gen, f nickte ^ Be ^ la » be ; nen, bcm ßÜ ^ len, sbol fein ± —1*121 — ^ w w — N^ — 2LII**vy z v^ o — w — v^ y^^jE^ü t * — ^tz?^ ^4 I -j;r::;:;=j-_H'i— |^::^n?54r:;r:v-!— i:j ©turmtoinb be^tocgt, too bcr be * gei ^ fier4e grcuben*gott JDi?o s ii^fo* ft*t^ b«- i 4. is X ^ \j \j r— i^-ir X s — :^^— I H ^^1^ TeC - et iJet - at; drjjL- 9t- tco-Xcüv ti - biQ - vat;. ein — gicl;t, im ^^or g5tt«U « ^er SRäbc^en fdjvrär * meiib. Schwingungszabl der gesprochenen Silben. 039 In den Ausgaben von Brunck und Schäfer ist das letzte Wort unseres dritten Verses zur 1. Silbe des vierten (nach der Lesart ev^a Xtyeia) , so wie das erste (jambische) Wort unseres 12. Verses (aei.) in den 11. hereingezo- gien worden, was aber meiner Ansicht nach ganz falsch ist, da dadurch das f^benmaass dieser Verse , namentlich der wichtige Parallelisnius zwischen Vers 2. und 12., ganz zerstört wird. Die Verse dieser beiden Strophen sind (mit Ausnahme des 9. und 10. der 2. Strophe) verschiedentlich gebaute Gly- koneen mit pherekrateischera Schlussvers. Die Basis dieser Verse, d. h. der dem Choriamb oder Mittelfuss vorausgehende Anfangsfuss oder Fussboden, besteht entweder aus einen Spondeus, oder aus einem Trochäus, Tribrachys, Daktylus, oder gar ans einem Jambus, nie aus einem Pyrrhichius. Thiersch's Bezeichnung der rhythmischen Akcente ermangelt, wie das angeführte Bei- spiel lehrt, des fpsten Princips: er giebt der Basis einen Akcent, wenn sie sich dazu gerade zu eignen scheint; sonst erhält sowohl bei ihm, als bei Schneidewin, der die Basis durchaus akcenllos lässt, die erste Silbe des Choriambus den rhythmischen Akcent. Wenn wir nun , M'ie wir nicht wohl anders können, annehmen, dass die Chöre der alten Di amen mit Mu- sik begleitet und von mehrern Choreuten zugleich gesungen wurden, so scheinen auf den ersten Anblick die Verse, wo die erste Silbe des Verses mit zweisilbiger Basis eine entschieden kurze ist, wie der 4. Vers des ersten and der 3. und 7. Vers des zweiten Chors, hinsichtlich des musikalen Vor- trags Schwierigkeiten darzubieten. Ich ei^kläre mir diese, an sich den musi- kalen Rhythmus so gut wie zerstörende, Anomalie dadurch, dass die beglei- tenden Instrumente vor EüntriU dieser Versanfänge einen Ton oder Akkord anschlnjbn , welcher hier die Stelle der Arsis vertritt, und so der an sich unsichern Basis des Verses erst eine feste StSize gab, ganz in gleicher Weise, wie wir dasselbe in modernen Gesang- und selbst Tanzpartien oft genug wie- derfinden. Mendelssohn hat offenbar diese Idee nicht gehabt, sonst würde er die Worte anders untergestellt und ubeihaupt anders komponirt haben. üeber den freien Rhythmus der ungebundenen oder nicht streng gebun- denen Rede, wie er namentlich in den orientalischen Poesien zu finden ist, vergl. Hupfeld a. a. O. S. 171 ff. f) Schwingungszahlen der gesprochenen Silben. Deklamato- rischer und musikaler Ausdruck. Melodie der Sprache. Wir sprechen hier nicht von der wirklichen specifischen Vokalmusik oder von den in Musik gesetzten Silben und Worten eines sogenannten, bereits gegebenen Textes, sondern von den gleichsam zufälligen musikalen Eigen- schaften , namentlich von den verschiedenen Schwingungszahlen der Silben einer freien oder gebundenen Rede selbst, sei sie prosaischer oder poeti- scher Konstruktion, sei sie Gespräch, Monolog, Gebet, Lied, Gedicht, An- rede, Predigt, Vorlesung u. s. w. , welche^ sich auf Grund einer gewissen physiologischen Nölhigung herausstellen, sobald das sprechende (vortra- gende, deklamirende u. s. w.) Individuum seine Worte, mag es sie vorher „meditirt'^ haben oder nicht, so vorträgt, dass sie die von ihm beabsichtigte Wirkung vollständig auf den Hörer ausüben können. Jedes hörbare Sprechen besteht zum grossen Theii aus Tönen, wenigstens wird das Gesprochene nur durch den Ton der Silbenvokale auf weitere Strecken vernehmbaK Jeder Ton hat aber seine Schwingungszahl, und zwar 940 Physiologie des Sprachorgans. seine für den konkreten Fall bestimmte and bestimmbare Schwingnngszahl, die in der Regel, so lange nicht vollige, car rechten Zeit and innerhalb d«r richtigen Schranken allerdings auch berechtigte Monotonie oder Festhal- ten einer nnd derselben Schwingnngszabl in dem Gesprochenen herrscht, von den Schwingnngszahlen der vor- und nachgehenden Silbentone mehr oder weniger sich unterscheidet. Wir nehmen daher in jeder gesprochenen Rede ein Stück Musik wahr, nur ist diese Musik kein „Musikstück^ , sie ist nicht von vorn herein gemacht, und in die Rede hinein oder diese als „Tezt^ ihr untergelegt worden , sondern der Vortrag der Rede an sich , frei wie er war, hat nicht ohne dieses „Stück Musik^* stattfinden gekonnt, die Mosik hat sich darin von selbst gemacht, ist also nicht vorher als Musik- oder Ge- sangstück gemacht worden; ja der Sprecher selbst hat in der Regel vorher nicht gewttsst, was für eine Musik er durch sein blosses'Sp rechen schaf- fen würde. Letzterer Umstand bringt es auch mit sich, dass wir überhaupt in diesem letzten Kapitel unserer Arbeit Veranlassung haben, über die Schwingungszahlen der gesprochenen Silben zu reden. Denn es ist nicht ganz und gar in die Willkühr des Sprechenden gelegt, ob er dem einen Too diese, dem andern jene Schwingungszahl giebt, sondern die Abmessung der Schwingungszahlen geschieht bei der Pronunciation zum Theil auch nach gewissen Naturgesetzen, wenn gleich dieselben nicht so offen daliegen, wie manche andere. Kein Mensch spricht stets in einem und demselben Tone , sondern die Tone seiner Rede, auch wenn diese für ge wohnlich ^nonoton klingt ^ wech- seln nach Zeit und andern äussern Umstanden , nach der Stellung nnd Be- deutung der Worte, nach der Stimmung desGemüths des Sprechend Ai u.s. w^ innerhalb der Grenzen seines Tonbereichs, welche wohl selten enger, als im Betrage einer Oktave, gezogen sind. Für gewohnlich bedient sich der Mensch bei ruhiger Stimmung derjenigen Tone beim Sprechen, welche auf und un- ter dem phonischen Nullpunkt (s. S. 599) seines Tonbereichs liegen. Die- ser Nullpunkt lässt sich nach meinen Beobachtungen etwa auf der Stelle des individuellen Tonbereichs annehmen , auf welcher das untere Dritttheil des- selben in das mittlere übergeht, bei einem Stimmumfang von F bis f S also etwa auf c oder d. Ruhige Stimmung lässt sich aber anihropopho- nisch als der Zustand bezeichnen , wo bei normaler, das durchschnittliche Maass nicht überschreiten der Inspirationsgrosse , bei mittlerer Lufttension und bei der Gleichgewicbtsspannung der beiden elastischen Bändersysteme des stimmgerecht vorbereiteten un4 gehörig tief stehenden Kehlkopfs der Ton erzeugt wird. Von einer absoluten Ruhe dieser Stimmung (wir sehen beiläufig, wie naturrichtig dieser populäre Ausdruck gewählt ist) kann hier jedoch eben so wenig, wie bei irgend einer andern Lebensäusse rung, die Rede sein , sondern auch diese Ruhe hat eine gewisse Breite , ihren Spiel- raum, ihre Grenzen, innerhalb deren sich das Stimmorgan dabei bewegt. Schon die Exspirationszeit an sich bedingt einen solchen Bewegungsumfang. Zu Anfang der phonischen Exspiration, wo die Lungen noch angefüllt sind, und die Masse sowohl als auch die Spannung der durch die Glottis beweg- ten Luft eine grossere ist, als später, muss die Schwingungszahl des Tones einigermaassen grosser sein, als zu Ende der Exspiration. Dies Gesetz lasst sich nicht nur beim Gähnen (s. S. 637), sondern auch bei allen sprachlichen Vorgängen nachweisen, wofern das Individuum dabei nur die behufs der Aufnahme von Sauerstoff u. s. w. nothwendigsten Bewegungen unwillkühr- Schwlogaogszahl der gesprochenen Silben. 941 lieh vollzieht, z. B. wenn es rahig (vor Krankheit, Ermattung, Hinfälligkeit, oder auch aus blosser Trägheit und Apathie) dasitzt oder daliegj;, und auf jeder Exspiration etwa die Worte: ach du mein Goitl mit den geringsten pbonischen Mitteln und ohne den geringsten specifischen Ausdruck pronun* cirt. Diese Worte werden sich, wenn das Individuum eine Bassstimme hat, etwa so notiren lassen : %di bu 4netit (Slott! In diesem Falle bedient sich das sprechende Individuum der tiefsten Tone seines Bereichs, weil er unter obwaltenden Umstanden die höhern nicht er- reichen kann. Sobald die Kräfte sinken, und zu den Kräften gehört auch der Wille, da sinkt auch der Ton. Der tiefste Ton, wie er beim Sprechen vorkommt, bezeichnet die unterste Grenze des Tbätigkeitsumfangs des Stimmorgans, bei welchem, natürlich wenn der Ton (wie beim Sprechen in der Regel) piano gegeben wird, mit den geringsten Mitteln und der geringsten Masse von Material gearbeitet wird , während der höchste Ton die meiste Energie beansprucht. Sobald dagegen mehr Kraft, mehr Muskelarbeit und mehr Lnftmittel zur Tonerzeugung verwendet werden, da steigt der Ton and lässt sich auch beim blossen Sprechen bis zur obersten Grenze des individuell disponibeln Tonbereiehs steigern, so dass das sprechende Individuum, wenn es seine Mittel gehörig benutzt, eben so viel Tonabstufungen in seiner Rede aufzuweisen hat, als das singende. Während mun beim Singen den Charakter dessen«, was gesungen wird, zum Theil wenigstens an der Tonart , aus weicher das Gesangstück geht, erkennt , wird beim Sprechen der Charakter und die Bedeutung des Gespro- chenwerdenden zunächst durch den Mittelton bestimmt, d.h. durch die Ton- stufe, die beim Sprechen des bezüglichen Satzes ebenso weit über- als unter- schritten wird. Dieser Mit telton (oder Sat z ton) liegt höher oder tiefer auf der Skala des Tonbereichs des Individuums, je nachdem dasselbe in erhöhterer oder gedrückterer Stimmung sich befindet, oder je nachdem das zu Spre- chende diese oder jene Stimmung wiedergeben soll. Alle sogenannten excitiren- den Affekte treiben den Mittelton nach Maassgabe ihrer Energie höher, alle deprimirenden Affekte und Stimmungen drücken ihn herab. Hiervon ver- schieden ist das Steigen des Mitteltons , welches erforderlich wird , sobald der Sprecher, ohne deshalb in stärkern Affekts zu kommen, seine Stimme, ohne sonst etwas am Vortrage zu ändern, lauter, auf eine weitere Entfer- nung hörbar machen will. Nach meinen Beobachtungen wird der Mittelton für den sogenannten angestrengten oder gehobenen Vortrag, wie er im All- gemeinen für grössere Räume erfordert wird , über den phonischen Null- punkt des individuellen Stimmorgans gesteigert, und etwa auf den Mittel- punkt der ganzen Skala verlegt, so dass der Sprecher jetzt über eben so viel Töne über, als unter dem Mitteltone zu verfugen hat. Hi^r ist die Gleich- gewichtsspannung der beiden Kehlkopfbändersysteme aufgehoben, die Stimmbänder sind stärker gespannt , als das Lig. conoideum, es wird aber auch durchweg ein stärkerer Luftdruck , also auch häufigere und tiefere In- spirationen und ein ausgiebigeres Spiel der Exspirationsmoskeln erfordert. 942 Physiologie des Sprach Organa. dafür stehen aber auch dem Sprecher weit mehr Mittel zam Aasdruck zb Gebote. Bei noch mehr gesteigertem Ausdruck steigt der Mitteltoo noch höher. Das gemeinschaftliche Produkt dieser Steigerung und der Äkceo- tuirung ist die sogenannte Erophase. Fenner ist hier noch zu unterschei- den die sogenannte Kleinlautigkeit, bei welcher der Mittelton, obwohl die Stimmung des Gemuths gerade keine gehobene genannt werden kano, doch eine höhere Schwingungszahl zeigt, aber auf Kosten der Tongrosse und Starke: der Ton ist in der That, wie auch das Eigenschaftswort be- sagt, klein, dürftig, er wagt sich nicht heraus. In der Regel wird die höhere Tonstufe hier durch Uebergang des Brustregisters ins Falset bedingt. Vom Mittel- oder Satztone unterscheidet sich hinsichtlich der Schvio- gungszahl der Wort- und Silben ton. Wir beobachten an jedem gespro- chenen Satze, dass die Schwingungszahl der einzelnen Silbentone nicbt allenthalben dieselbe ist-, sondern dass dieselbe auf manchen Silben ood ganzen Worten eine höhere ist, als auf den übrigen. Diesen Wechsel von relntiver Höhe und Tiefe des Tons im Satze wollen wir Modula- tion nennen, zum Unterschied von der Monotonie, wo alle Silben ond Worte eines Satzes, doch gewöhnlich mit Ausnahme der letztern oder der Schlusssilben , auf einer und derselben Tonstufe vorgetragen wer- den*). Die Modulation bezieht sich also zunächst nur auf die Unti^rscfaiede der Schwingungszahl der einzelnen Satzglieder und Worte, während der Akcent, die Akcentuirung sich auf das Maass der auf die verschipdeDen Silben und Worte zu verwendenden Quantität und Spannung der exspirati- ven Luft bezieht. Es kann ein Akc^nt auf eine tiefliegende Silbe feilen, es kann aber auch eine gar nicht b^tOTite Silbe eine verhältnissmassig sehr hohe Schwingungszahl erhalten. Demnach ist der Akcent etwas von der Modula- tion sehr Verschiedenes , und Hup fei d hat offenbar Unrecht, wenn er das Gegentheil behauptet**). Die Gesetze, nach welchen die Modulirung oder die Steigerung nnd Min- derung der Schwingungszahi der Silbentöne geschehen muss, um dem Ge- sprochenen dasjenige geben zu helfen, was man den richtigen Ausdrock nennt, können von der Physiologie nach den gegenwärtig ihr gesteckten Grenzen nicht allein aufgestellt werden, obwohl die Aufstellung derselben jedenfalls Gegenstand der Anthropophonik, in so weit diese in das Gebiet iler Physiologie, Rhetorik, Deklamation und Aesthetik über zu greifen hat, sein und für die Zukunft bleiben muss. Auch ich bin vorläufig noch nicht im Stande, eine Theorie der Modulation aufzustellen, werde jedoch wenig- stens die dazu einzuschlagende Methode angeben, und aus praktischen oder empirischen Beispielen einige Gesetze zu abstrahiren suchen. Der Weg, welcher hier einzuschlagen ist, kann kein anderer sein, als An- hörung guter Muster, undNolirung des Gehörten mittels der üblichen raus»- kalen Zeichen. Zu ersterem bietet sich Gelegenheit genug, letzteres «i aber nicht ganz leicht, und erfordert, um Irrungen und Un Vollkommenheiten *) Ausser dieser Monotonie giebt es noch eine andere, welche daun snftritt, wenn der Rede der wohlgeordnete Wechsel der Sprachlaute , besonders der Vokale, welcher behafs des Wohlklangs nothig ist, fehlt, so dass sich ein undderse.bf Sprachlaut zu oft wiederholt. Marx, Lehre von der musikalischen Komposi^on. 3. Theil. S. 367. Leipzig 1848. •♦) A. a. O. S. 156. 174 ff. Modalation und Melodie der Sprache. t4S zu Termeiden, viel Uebang und ein gutes musikales Gedachtnids. Am ergiebigsten ist die Selbstauskultation , wofern man selbst eines wenigstens xron Naturwidrigkeiten freien Vortrags luächtig ist. Sehr verwirrend wirken die behufs der Notirung .unverni/eidlichen Wiederholungen eines und dessel- ben Satzes, wo sich bei der Freiheit, welche die Modulation zulässt, gar leicht Aenderungen und Konfusionen aufdrangen. Uebrigens glaube man nicht, dass bloss poetische Stücke oder sonst im höhern Style Koncipirtes sich zu dergleichen Notirungen eigene^ sondern man wähle aus allen Sty- len, auch das Allerprosaischste und Trockenste, und man wird oft erstau- nen , was für „Musik^^ man durch dergleichen Notirungen erzielt. Den ersten, in wissenschaftlicher Absicht neuerdings wieder unternom- menen Vt-rsuch, Gesprochenes mit Musikzeichen niederzuschreiben, machte, so viel ich weiss, Louis Kollier *), nachdem bereits zu Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhunderts She ridan**), Schocher ***), Lfobelf), Michaelis ff) u. A. die Mög]i,chkeit und Nützlichkeit desselben eingesehen hatten. Von L. Hauptes Versuch, die Lesezeichen oder Ak- cente der althebräischen Poesie als Musikzeichen zu erklaren, sprechen wir weiter unten. Nur beschränkte Köhler seine Arbeiten auf das, was wirk- lich des Schmucks der Musik würdig ist, ohne auf die prosaischen Rede- und Ausdrucksformen Rücksicht zu nehmen. Sein erstes Beispiel notirter Deklamation ist folgendes. m m-^— #— .= x: ^1 t»:::r±=^ +-rL^|?: :fep=ir:. •trrri: J^ t ^ 3)ie 81c f U Bringt 8n|l unb ?cib, bcd) fii U)v 'lilei) ciud) tvtht jtc SDonncn. Was mich anlangt, so deklamire ich diesen poetischen Gemeinplatz etwas anders und hoffentlich nicht minder richtig: 4. -H— N-b» ^(e iii i be bringt Sufl unb &ib, bcd) in i^r IS), f; niifd)t fte andj &^onne. Wir finden zwischen diesen beiden Bearbeitungen eine auffallende, wohl nicht bloss zufällige Aehnlichkeit, aber auch gewisse Abweichungen, welche offenbar in der individuell verschiedenen Auffassung oder vielmehr Ab- schätzung des melodischen Werthes der einzelnen Worte begründet sind. *) Die Melodie der Sprache in ihrer Anwendung besonders auf das Lied und die Oper. Leipzig 1853. •*) Lectures on the Art of Keading. London 1787. und A Course of Lectures OD Elocotion. By Thomas Sherdian. London 1787. •♦*) iSoU die Rede auf immer ein dunkler Gesang bleiben, und können ihre Ar- ten , Gänge und Beugungen nicht anschaulich gemacht und nach Art der Tonkunst gezeichnet werden? Aufgegeben und beantwortet von Chr. G. Sc bocher Leipz. 1791. f) Ueber die Declamation oder den mündlichen Vortrag. Nach dem Engl, des Sheridan piit Zusätzen herausg. von R. G. Löbel. Leipz. 1793. ff) Die Knnst der rednerischen und theatralischen Deklamation. Nach G, Austin ▼on Chr. Michaelis Leipz. 1818. — Ausserdem erwähne ich von neuern Schrif- ten: Thürnsgel Versuch einer systematischen Anleitung zu Deklamation. Mann- heim 1825, und desselben Theorie der Schauspielkunst. Mannheim 1836. »44 Physiologie des Sprachorgans. Ans diesem „Deklamirtone'^ wollen wir jetzt einmal in den Prediger- ton fallen, bei welchem mit etwas mehr gehobener Stimme, auch etwas langsamer nnd maricirter gesprochen wird.' 2:^^^^^^^^ ^^^^ ia\ s fet UM &UfM t^un unb nic^t mü* bc tper-btii, bmn gu fri - bci ^=i^-^M^^gi^ Bett toer^ben toir embten 0^ « nr Stuf^^ö' ren. Beim Lehrtone, wo es sich am Einschärfung von Kunstgesetzen u. dgl. handelt, bewegt sich die Stimme im Allgemeinen in einer etwas niedrigem Tonart, aber auch in ziemlich grossen Stufen und mit noch mehr Modifika- tonen. Das Beispiel ist ans LobeTs Bearbeitung von Sheridan^s citirter Schrift entlehnt. ••g ^^^^ Vtt Sccent ip ia« Sank, ntUä^H &Uiai Mtbiti'bft, um WivT'tt hat * » • * 5to ^^l^^^^S ^an« )n 6U:bni; hitdm'pfiAfit ba< Sank, >(>((> (^c< SSotrtt as ein izi! ^-CT^-gltza^g an^bcr fnüpft, unb auf bie^fe $(rt Sä; (c o? ber X^et^le bcr^ffl^brn bihbd. Die meiste Freiheit der Modulation herscht im Gesprächsion, nniso mehr, je lebhafter nnd leidenschaftlicher das Gespräch gefuhrt wird. Dies nachstehende Beispiel giebt nur einen kleinen Beleg dazu. m^^^:^mkt±^^^ 9($Ber fag mir nur um ®otttetoiiAtn koeipt bn. benn gar niijte bavon ? 91 e in ! An diese Beispiele , die ich nach meinem eignen Vortrage notirt habe, und die jeder, der ohne falsche Angewohnungen spricht und deklamirt, mit leichter Muhe, sowohl koatroliren als auch nach Belieben vermehren kaon, lassen dich vorläufig etwa folgende Betrachtungen knüpfen, die wir zur Aaf- Stellung einiger Gesetze benutzen wollen. Die Schwierigkeiten der Notimng des Gesprochenen in Vergleich zu der des eigentlichen Gesanges entstehen ausser den bereits erwähnten beson- ders durch folgende Ursachen. 1) Die Tonschritte werden in der Deklamation weit feiner und freier, willkührlicher nuancirt, als im Gesänge, wo die kleinsten Intervalle doch Maaikale Verhalteisae der gesprochenen Silben. 945 noch V2 ^ote auatragen. Es geboren, wie schon Tb ür nage! and Koh- ler bemerkt haben, mindestens doppelt so viel Tonstafecf zur richtigen ^otirnng des X^prochenen , als unser Tonsystem bietet Von festen , be- stimmten Toneinsätzen und Intervallen ist bei der Deklamation eigentlich ^ar keine Rede , ebenso wenig von einem festen Halten des Tons der ein- zelnen Silbe. Das Detoniren und das sogenannte falsche Porta ment (S. 760), veas im Gesänge als, Fehler gilt, ist in der Deklamation oft ein wichtiges and nothwendiger Mittel zum richtigen Ausdruck. 2) Ein eigentlicher, streng und bestimmt getheilter Rhythmus ist der ge* sprochenen Rede ebenso fremd, als die genaue Abmessung der Schwingungs- zahl. Jeder einzelnen Silbe wird so viel Zeit gewidmet, als ihr von Natur, durch die Stellung, die sie im Satze und in der Rede erhalten, und nach dem freien Ermessen des Sprechenden zukommen soll. Die Notenzeichen müssen daher ohne allen Bezug auf eine gewisse Taktzeit abgemessen wer- den , von Taktstrichen kann gar keine Rede sein, und man kommt bei der Freiheit, die dem Sprecher hier gestattet ist, oft in Zweifel, ob man eine Viertel-, Achtel-, Sechszehntel-, eine punktirte Note u. s. w setzen soll. Bei meinen Beispielen habe ich als Einheit: J s=ss 1 Herzschlag des Spre- chenden, angenommen, und danach die Eintueilung und Abmessung zu be- stimmen gesucht. Nicht viel anders verhalt es sich mit der Bestimmung der Pausen. Diese zerfallen vom physiologischem Standpunkt aus betrachtet, . in Inspirationspausen, auf welchen mehr oder weniger tief inspirirt wird, und in Artikulationspausen, unter welchen ich ein kurzes An- halten der gerade thätigen Artikulationsmuskeln (einschliesslich der Schliess- muskeln der Glottis) auf dem Uebergang von der Schlnssartikulation der einen zur Anfangsartikulation der nächsten Silbe verstehe: in den vorste- henden Beispielen habe ich solche Pausen mit ^ bezeichnet *). B) Auf eine gesprochene Silbe kann ebenso, wie im Gesänge, mehr als ein Ton fallen, aber mit der Eigen thümlichkeit, dass, wo mehrere Tonelemente in einer Silbe vorhanden sind, jedes einzelne derselben seine bestimmte Schwingungszahl erhält, nicht der Hauptvokal allein. So das ^^Nein^' in un- serem 4. Beispiel. Hier erhält bereits das N seine, von der des o des Diph- thongen ei (at) abweichende Schwingungszahl, und ebenso fällt die des t weit tiefer aus, als die des o. Dies ist eine Freiheit, welche* dem Gesänge nicht erlaubt ist. — In andern Fällen, wo die zu pronuncirende Silbe nur Ein vokalisches Element besitzt, z. B. wie, so u. s. w., wird die Schwin- gungszahl oft, namentlich wenn dergleichen Silben als Frag- oder Ausruf- worte gebraucht werden , in bestimmter Weise variirt, und zwar so, dass der Ton behufs einer Frage einen mit falschem Portament bewirkten weiten An&prung, der bei mir gerade l Oktave beträgt, macht, während er bei einer Verwunderung oder Staunen ausdrückenden Exklamation ebenso weit in die Tiefe fällt, etwa so: 5- JF^Em^^—' J tiu«? fo! •) Vom Standpunkte der Deklauistioo an» betrachtet zerfallen die Pausen nach Thürnagel in oratorische und emphatische. 60 946 Phygiologie ^es Sprachorgasifi. 'Das 80 eben Erwähnte giebt ans ein^o gewissen AnkoüpfaDga- ond Av- haltpunkt bei der Beantwortung der Frage, worin dod eigentlich daa bestelle, was die SeUwingungscaM des Tones in dem einen Fall steigen , im andern fallen lasst. Von den körperlichen und seelis^en Affekten, welche den Sprechton im Allgemeinen oder im Verlaufe eines Satzes steigen oder fidlen machen , haben wir bereits Einiges erwähnt , so wie wir auch schon £ruber (S. 638) die Versuche angeführt haben, welche Gol ombat gemacht hat, na die yerscliiedenen Arten des Schreies ihren Schwingungszahlen nach zo cba- raktcrisiren. Es ist bemerkenswerth , dass gerade innerhalb dieser Grenaen, d. h. wo organische Bewegungen, mögen sie excitirender oder deprimi- render Art sein, einen Einfluss auf die Schwingung^zahl der Glottistöne äussern , sich noch am ehesten etwas aufstellen lässt, was auf den Namea von Gesetzmassigkeit Anspruch machen kann. Wir können hier nachweisen, warum die Glottis bei gleichzeitiger Beengung des Thorax verengt und d a- durch der Ton erhobt werden muss, wenn eine Leidenschaft, wie Freude, Angst u. s. w , die Kontraktionen des Herzens beschleunigt, warum das Wort, die Silbe, an( weicher ihrem Sinne und ihrer Bedeutung nach sich die exspirative, unter erhöhter Spannung befindende Luftsäule am meisten entladen kann oder soll , hier eine höhere Schwingungszahl erhalten müs&, als dio Nebensilben; warum dagegen bei deprimirenden Affekten (Schreck), wo das ganz^ animale Leben her abgestimmt, gelahmt wird, auch dieGlottLs- muskeln an diesem Zustande Theil nehmen müssen , und daher die Schwin- gungszahl iler dabei gegebenen Tone niedrig ausfallen muss« Wir können aber ebenso bestimmt behaupten, das behufs des Ausdrucks speciellerer ohne son* derliche Aufregung dor Herzthatigkeit vor sich gehender seelischen Bewe- gungen die Tone der Sprache nicht minder bestimmte Modifikationen ihrer Schwingungszahlen erleiden müssen, und dass bei dem raschen Wechsel und bei der mannichfachen Kombination dieser Bewegungen möglicherweise in einem und demselben Worte mehrere solcher, durchaus noth wendiger, and weniger von der Willkühr als von der Natur des auszudruckenden Zastan- des oder der Stimmung bestimmter Modifikationen vorkommen können. & Beispiel 4. 5. Anders verhalt es sich mit dem rein Begrifflichen , in der Sphäre des Ver- stands und des Erkenntniss Vermögens liegenden , wo es sich weniger darum handelt, dem Zuhörer gewisse Gefühle und Seelenstimmungen vorzuführen, zu wecken oder zu bekräftigen , als vielmehr ihn zu belehren , zu überzeu- gen oder nur überhaupt etwas Neues, Interessantes u. s. w. mitzutheilen. Den Uebergang hierzu bildet der sogenannte Predigerton (2.); auch der Vortrag von erzählenden Poesien (Epos, Ballade u. s. w.), sowie das höhere Drama geboren zum Theil hierher. No. 3. giebt ein Beispiel des nüchternen Lehr- oder Kathedertons. Von diesem weicht etwas ab der dis- putirende oder discutirende Ton, von welchem wir noch ein Beispiel aa- fSgen wollen Es soll sich der Streit um die Macht der Liebe und der Freund- schaft drehen. Nachdem der eine der beiden Disputanten einen Fall aoge- führt, in welchem seiner Ansicht nach die Liebe mehr ausrichten koone, als die Freundschaft, entgegnet der Andere nach kurzer Einleitung oder Motivirung seiner abweichenden Ansicht mit folgenden Worten : Modiiialsoii der gesproebeoen Silben. 947 a. C «• ^^g^^j^^^jg^^^^^^^ ^it 8w i hi vermag in Ziffern %aU\e niäfti, toof^i a * Bcr bie greuntf^oft, b. ^pEB=£Eg: Hier ist tot Allem die Vergleichang mit anserem 1. Beispiele von In- teresse. Dort wurde der Ton vom Artikel wort „rf/e" zun ersten ßilbe des Kenn - and Schlagworts „ Ldebe *"*" ebenso weit gehoben , als er hier gesenkt ipvird, freilieh um zur zweiten Silbe sofort um eine ganze Oktave wieder gehoben zu werden. Ferner kommen hier alle hohen Schwingungszahlen auf untergeordnete Silben, während die eigentlichen prägnanten Silben eine mittlere oder selbst nii^drige Schwingungzahl erhalten. Gieichwohl ist auch nicht zu verkennen, dass die Schwingungszahlen der drei Schlagw^orte Liebe y Nichts und Freundschaft eine steigende Progression bilden, ASf c, des. Ausserdem ist interessant, dass der Ton vom Artikel die zum Hauptwort Freundschaft nicht, wie vorhin bei Liebe^ fällt, sondern in glei- chem Yerhältniss (in der Variation b. sogar um 1 Nope) steigt, of- fenbar weil im ganzen Satze Freundschaft das positive oder affirmative Element ist, Liebe dagegen das negative. Aus diesem Gruhde erhält auch (in der 2. Variation) AUeSy obgleich es zu Ende steht, eine weit höhere Schwingnng^ahl, als Nichts* Noch fällt der geschleifte, mit etwas tieferem Anlaut einsetzende Ton der Silben wohl^ a- und Freund- in die. Augen, und wir erkennen darin ein Mittel, die Rede eindringlicher und Sberzeu- gender zu machen» Setzen wir die Vergleichung zwischen a und b noch weiter fort, so be- ohacbten wir noch mehr Merkwürdiges. Wir sehen, dass in beiden Fällen' der Nachsatz nach dem, was im Vordersatze vorausging, gleichsam ein Be- dürfniss zu haben scheint, sofort mit einem hohen Tone (äs) einzusetzen, und zwar ohne Rücksicht auf die Bedeutung des auf diesen Einsatz fallen- den-Wortes, denn sowohl wohl als- auch Freundschaft haben diese .hohe Note: von dieser an fallt der Ton in beiden Variationen bis zu einer ge- wissen Tiefe, von welcher aus der Schlusston in einer Quarte aufsteigt. Weil aber in Variation b das Schlusswort Alles einen stärkern Gegensatz zum Schlnsswort Nichts des Vordersatz bildet, als in Variation a Freund- schaft zu Liebe 't so musste auch Alles in b eine höhere Schwingungszahl er- balten, als Freundschaft in a, und aus diesem Grunde durfte vor dem Schlusswort der Ton in b nicht so tief fallen, als in a*). •) Ucber die Modulation oder die sogenannte Sprachmelodie sagt Hnpfeld (a. a. O. 8. 179) noch Einige», was Bemerkung verdient. Nach seiner Ansicht wird die Sprachmelodie durch Kooperation des logischen und rhythmischen Principe vollendet [?]. Diese Melodie gehörig auszudrücken [auszufüllen] und wiedersngeben, ist Aufgabe der Kunst des Vortrags oder der Deklamation. Sie ist wegen der viel- fachen Schattirungen des-Akcents (die die logischen Verhältnisse de« Sinne« abbil- den) reicher, als die Melodie des Gesanges und der Musik, aber sie bewegt sich mit den äussersteu Endpunkten ihres Hoch- und Tiefton« auch bei der gesteigert- sten £?1 Intonation des oratorischen Pathos innerhalb weniger Intervallen der musi- 60* 948 ^ Physiologie des Sprachorgaos. Doch genug an diesen Brachstucken, die vielleicht eiumal za einer in2a- knnft aufzustellenden Theorie der Modulation verwendet werden können. Wir haben wenigstens erkannt, dass jeder Styl, jede Redeweise, jeder so- genannte Ton im Vortragt, auch wo die trockenste Prosa dessen Gegenstand ist, seine Modulation hat, die sich einmal nach gewissen, jedenfalls von den der Aesthetik sehr abweichenden, Gesetzen bestimmen lassen wird, wenn auch dieselben meistens eine gewisse Breite, gewisse Licenzen, zulassen dörf- ten. Diese Modulation zeigt , wie unsere empirischen Beispiele dartbnn, oft gerade in prosaischen Redestücken weit markirtere, häufigere und grellere Tonschritte, als in der Poesie und überhaupt den der Musik zuganglicheren Wo rtge bilden. Sie ist etwas dem Sinne und der Bedeutung der Worte in ih- rer Zosammenfugnng eben so nothwendig Anhaftendes, wie der Akcent, der Rhythmus und das Zeitmaass, sie ist also keine Melodie, keine Musik an sich, wenn sie nicht erst dazu erhoben wird*). Dazu gehört aber lieber- schreiten in diese neue, selbststandige Kunst, die von der Deklamation we- sentlich verschieden, jedoch mit ihr nicht unvereinbar ist Zur Melodie wird die Modulation, die bisher im Dienste der Deklamation stand, erst dadurch, dass die Rollen gewechselt werden,, dass Sie die Herrschaft übernimmt, ocd die Deklamation oder das zu Deklamirende ihren Gesetzen dienstbar macht; dass sie also die Deklamation nothigt, die zu ihrer Aenssernng erforderli- chen Tonmittel nach den Gesetzen der Musik zu handhaben. Die einem so- genannten Texte beigegeb^e Musik kann dann auch ohne diesen Text bestehen, wahrend die von uns im Vorigen aufgeschriebenen Notensysteme, ohne die Worte, auf einem Instrumente vorgetragen, Unsinn darstellen, je- denfalls nichts irgend einem Kunstgebilde Aehniiches. Man kann von einer Vokalkomposition nur verlangen , dass der Text durch die beigegebene Mu- sik nicht unwahr oder unschön werde, aber wie viel Freiheit gestattet die- ses Gesetz dem Tonkünstler I Aber die für die (bereits gegebenen) Worte xn erfindende Musik verlangt als Kunstschopfung wiederum für sich ein ihr ho- ^mologes, ihrer Tendenz und ihrem Bereiche nicht widerstrebendes Wort- gebilde, eine lyrische, d. h. der Musik zugangliche und wiederum dieser Zugang gestattende Poesie. Keine der beiden Künste darf, wenn eine Ver- kalen Tonleiter, und ihre Tone sind demnach [?] so wenig, als ihre Ahstofongeii oder Intervalle darch Noten darstellbar. — Wir haben, glaube ich-, das G^entheil nachgewiesen. *) Erst wenn die Sprachtöne sich zu Gesangtonen steigern, steigt die Stimme in hestimmten Stufen auf und ab. Vergl. Dionys. Halicam. de compositione verborum, cap. 11. ed. Schäfer S. 126, wo er die Melodie der gewöhnlichen Rede (fias; AtSeii)? oder (^laXexrou, auch XoyixT]; and qpcdvi); ^iXt)c, im Gegensätze mit ttfiuei; und fjio\>otxT), aaf den Umfang einer Qainte berechnet, zusetz*end, dass sie über 3'/, Töne weder zum Uochton steige, noch zum Tiefton herabsinke. Ansföhrlicher handelt Dionysius von den inusikalen Intervallen S. 130, wo er den> Charakter der musikalen Melodie in ihrem Unterschied von der Sprachmelodie darin setzt, dass hier das rhythmisch -musikale Element sich das logische unterwirft, während dort umgekehrt der Rhythmus und die „Melodie** sich nach dem Sinne und den lo- gischen Verhältnissen richten müssen, und giebt dann ein Beispiel Ton der Abwei- ehung der musikalen Aussprache von der gewöhnlichen Akcentuirung an einer Stelle des Euripides. S. 135 sagt er, die gewöhnliche Sprachmelodie sei cuficXcc, ni<^' ^lAfteXc^, und eupuäfjLov, nicht £(Spu^]xov (canora, non cantus; numerosa, non numeris adstricta). Vergl. auch Cicero de orat. III, 43. Orator cf^p» 16—20. 41 — 71, ferner 6. von Seckcndorf Vorlesungen über Deklamation and Mimik I, 55—68 und von 116 an; nur sucht Letzterer irrthümlich den Grund des Verhältnisses des Sprach- tons zum Gesangton lediglich in der Stärke desselben. Hnpfe^d ». a. 0. S. 180. McNlalation der Sprache. 949 eitiigong stattfindeD soll, der andere ihre Gesetze, uach welchen sie auf ih- rem Gebiete, schaltet, nach Willkühr adfdringen, sondern beide müssen dnrch freiTvilliges Entgegenkommen sich einander unterordnen, and zwar 80, dass der Ton der Poesie gegebene geistige Stoff durch die Musik (Me- lodie) zum formeli-schunen Ausdrucke gelange. Demnach kann, wie Haupt- mann sa^t, die Rede (wie wir es oben gethan) nach ihrem Wortanadrucke zu betonen, sie in il ren £li»menten zu nuanciren, Aufgabe der Musik eben so wenig sein , als sie ihrer Natur nach eben das Entgegengesetzte zu thun hat: sie hat in der Gefnhlssprache verbanden auszudrucken, was die ver^ stand ige Wortsprache nur getrennt auseinander und nacheinander [ohne bestimmten Rhythmus] setzen kann. Der musikale Ausdruck lässt hierin den sprachlich-poetischen weit hinter sich ; und die Musik, wo sie nicht eben bloss [im Recitativ] deklamatorisch, bloss wortbetonend ist, wird sich im- mer die Poesie unterordnen. Der Wortausdruck hat an den musikalen kei- nen andern Anspruch geltend >u machen, als den, dass er nicht verletzt werde durch unverst:indige. \vi^ersinnige Betonung; nicht rber, dass der masikale in alle seine EinzelheRen eingehe, und sie mit Tonen auszudrucken suche: denn die Musik betont den Gefiihlskomplex, der in den Worten ent- halten, nicht die Worte selbst*). Wenigstens darf sich die Musik bei ihrer Betonung nicht sklavisch an die Worte binden , vielmehr bindet sie selbst die Worte; wohl* aber darf der Sinn der Worte mit der musikalen Betonung nicht in Widerspruche stehen. Auch lasst sich nicht leugnen , dass auf der niedrigsten Stufe der künstlerischen Bildung der Men«ch Poesie und Musik gar nicht von einander zu trennen, oder eine ohne die andere zu produci- ren vermag, dass es vielmehr schon von einem gewissen Bildungsgrade eines Volkes Zeugniss giebt, wenn beide Künste so weit gediehen sind, dass jede für sich bestehen kann. Noch jetzt haben wir eine Art von Poesie, die nicht füglich ohne Gesang bestehen kann, namentlich gehören manche Kin- derlieder, österreichische Jodellieder und andere Poesien der niederen Volksschichten hierher. Wir können auch gar nicht verkennen , dass die Alliter-itionen und der Reim der neoterischen Dichtungsformen ledig- lich aus dem nnabweisslichen Bedürfniss hervorgegangen sind, dem Gespro- chenen beim Hörer durch alle ausser der eigentlichen Musik zugänglichen Klangmittel mehr Eingang und Eindruck zu verschaffen. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, noch eines neuerdings von L. Haupt**) gemachten Versuchs zu gedenken, die Verschmelzung der Sprachmelodie mit der Gesangmelodie an dem traditionellen Vortrage der althebraischen Poesien der heiligen Schrift nachzuweisen. Bekanntlich stehen über den Worten der poetischen (aber auch mancher prosaischen) Bücher des A. T. ausser den Vokalzeichen noch die sogenannten Lesezeichen, oder Akcente, wofür man»sie früher hielt. Nach Hupfeld dienen diese Zeichen zum rhythmisch-feierlichen 'Vortrage beim Lesen der heil. Schriften. Aber schon die alten Talmudisten hatten , bemerkt Haupt, eine Ahnung ^ dass diese Zeichen auf die Hebung und Senkung des Tones sich beziehen möch- ten. Später verlor sich diese Kenntniss: erst in neuerer Zeit suchte C. G. *) Hauptmann a. a. O. S. 364. 365. **) Sechs alttestamentliche Psalmen, mit ihren aus den Akcenten entzifferten Singweisen und einer sinn- und wortgetreuen Uebersetzang u. s. w. von L. Haup.t. Leipzig 1854. und "3- (Manach) J7 T" (Tiphcha) 1. (G. duplex) 1» . (Merka) , (Tebir) . (M. duplex) 9? -L (Sakeph-Katon) ^ (Sakepb Ga^o!) 9> "5- (Mabpaeh) JL (Sgolta) 15 _L_ (Rebia) j (Darga) >)„ V (Jeracb) .-S(TliÄcha. Karne- pbara). §(9 Physiologie des Spraehorgans. Aston die mosikale Bedeutung dieser sogenannten Akcente wieder zu er- forschen; aber er hielt sie für Dreiklange oderSchlussfo'rmeln^ für eine Art von bezifTertem Bass. Haupt erforschte die Sache naher. Er sachte anüeu* finden, durch welche dieser 2ieichen die 7 Tone der Scal.i bezeichnet wur- den. Diese 7 Töne können nur durch die ersten 7 Buehstaben des hebräi- schen Alphabets, die seit den ältesten Zeiten schon als Zahlzeichen galt^i, an* gegeben sein, so dass K die Prime oder Tonica (C), :i die SdLunde (D), i die Tertie (E), 1 die Quarte (F), H die Quinte (G), 1 die Sexte (A), und : die Septime (H) bezeichnet. Nun verglich er die Gestalt der Akcente mit der der ältesten semitischen Buchstaben, und fand hier eine auffallende AebnÜch- keit. Danach konstruirte er folgendes musikale System. 1) C (Aleph) = - (Silluk) 2) D (Beth) = _L (Geresch) 3) E (Gimel) = jl. (Kadma) 4) F (Daleth) = s! (Paser) 5) G (He) = ~ (Atnach) 6) A (Vav) = :^ (Sarka) 7) H (Sain) = i.(Scbalcheleth) „ Alle Buchstaben wurden wahrscheinlich bei ihrem Gebrauche als Noten umgekehrt geschrieben. Nach diesem Systeme bezeichnen immer je zwei Akcente einen Ton in höherer und in niederer Lage, mit Ausnahme des vier- ten Tons, für welchen in den Psalmen nur ein Akcent vorkommt. Die beim Singen dieser Noten sieb ergebenden ^felodien der Psalmen haben fast alle denselben Charakter. Sie beginnen mit der Tonika, Domi- nante , Sekunde oder Sexte , machen am Ende der ersten Zeile einen Halb- schloss auf der Dominante oder Sexte, und schliessea vollständig in der Tonica. Bei drei oder mehr Theilen oder Yerszeilen wird abwechselnd auf dem sechsten , dritten, zweiten, selten dem vierten Tone halbgeschlof^en, bevor Her vollständige Schluss in der Tonica eintritt. Die erste Strophe ei- nes Psalms enthält das Thema, das in den übrigen Strophen drm Inhalt angemessen mehrfach variirt und oft in der Mitte und am Ende wieder- holt wird. Haupt hat seiner Schrift, die übrigens nur Vorläufer einer grössern sein soll, mehrere in Noten gesetzte Belege für seine Theorie aus den poetischen Schriften des Alten Testaments beigefügt, und es lässt sich nicht leugnen, dass dieselben, nach Hauptes Zeicheninterpretation und mit einem gewis- sen Rhythmus vorgetragen, eine Art von Vokalmusik ergeben, in welcher sich schon eine Andeutung an den christlichen liturgischen Gesang erken- nen lassen dürfte. Jedenfalls ist Haupt's Hypothese trotz aller Einwen- dungen, die ihr gemacht werden können, von hohem Interesse, und ver- spricht zu weiteren Ergebnissen für unsere Wissenschaft zu führen So viel ist aber gewiss, dass diese hebräischen Zeichen, auch wenn sie eine musikale Bedeutung haben (obwohl dieselbe schon deshalb nicht die einzige sein kann, weil die dem C undG entsprechen sollenden in den histori- schen Schriften des Alten Testaments offenbar den Interpunktionszeichen Modulation der Sprache. 931 Komma [Kolon] und Punkt entsprechen), dennoch im Grunde weiter nichts vorstellen, als das, wofür sie längst schon gebalten wordon sind, nämlich Lesezeichen, oder Andeutungen zum richtigipn, ausd ruck s voll pn, beton- ten Vortrag, wie er sich aus der Natur des Vorzutragenden ergiebt. Aber durch einen solchen, nach der Vorstellung der alten hebräischen Gramma- tiker, natnrgemässen Vortrag wird noch keine Musik, keine Melodie erzielt^ denn diese ist lediglieb freies Produkt der Kunst, oder eine neue geistige Schöpfung, die sich mit der bereits von Natur vorhandenen verbinden soll. Anhangsweise sei es noch erlaubt, über die Kombination der Schluss- silben eines in einem laufenden, d. h. innerhalb einer und derselben Exspi- ration zu bildenden Satzes stehenden Wortes mit den Anfangasilbeu des nächsten Worts, oder der einzelnen Hanptsilben eines zusammengesetz- ten Wortes, einige, wenigstens für die deutsche Orthographie Geltung verdienende Regeln auf Grund unserer Wissenschaft aufzustellen. Es be- trifft das, was ich hier mittheilen will, zunächst das deklinatorische nach einem Hauptworte einzuschiebende s und anzuhängende e, über deren Be- rechtigung, Zulassung oder Abstellung bekanntlich hier noch gar keine Klar- heit herrscht. Man schreibt z. B. bald dem Stande, Manne u. s. w., bald dem Stand, Mann u. s. w.; eben so' weiss man oft nicht, und mir ist es beim Schreiben dieses meines Werkes von Anfang herein nicht besser gegangen, ob man in zusammengesetzten Wortern, z. B. Hulfs-leistunq,Kehlk()pß-öffnunq u. s. w., oder Hülf-leistunq, Kehlkopf-aperhtr u. s. w. schreiben soll. Vergl. S. 916. Im Laufe des Drucks meines Buchs habeich mich über diese Fragen dahin entschieden, dass ich die Zulassung oder Wegwerfung dieser beiden Ein- oder Anschiebsei (denn für weiter nichts Anderes können wir sie auf Grund der Sprachphysiologie [auch wenn wir letzteres Wort im Sinne. Rapp^s neh- men} halten) lediglich von der mechanischen Beschaffenheit des nächstfol- genden Sprachlauts abhangig mache. Steht Letzterer mit dem letzten Sprach- laut des vorangehenden Wortes in leidlichen) Verwandtschaftsgrade , so ist ein solches Einschiebsel überflüsi^ig, also zu verwerfen; sind aber jene bei- den Grenzsprachlante mit einander so wenig verwandt, dass sie ohne Un- terbrechung des sprachlichen Aufzugs nicht hintereinander gebildet werden können, so ist das Einschiebsel nicht nur statthaft, sondern sogar geboten. Nur mnss das mechanische Verhältniss der beiden Grenzlaute zu einander ein solches sein, dass im konkreten Falle gerade durch das s oder beziehend- lich durch das e der sonst eintretende erwähnte Uebelstand beseitigt wird. In Fällen, wo beide Manieren statthaft sind, befolge man die allgemeine Re- gel, nichts Ueberflassiges zu thun. Die specielle Anwendung dieser Regeln auf di^ konkreten Fälle möge der durch die Physiologie der einzelnen Sprachlaute und deren Verwandtschaften vorgebildeteLeser selbst machen. — In abnormer Weise werden von manchen Individuen oft verschiedene, meist übelklingende , nasale , das N palat. vorklingen lassende Laute zwi- schen die Satzworte geschoben, offenbar auch aus keinem andern Grunde, als um die sonst ins Stocken zu gerathen drohende Rede in einem gewissen Flusse zu erlialten. Ich habe diesen Sprachfehler früher (Schmidt 's Ency- klopaedie der prakt. Heilk. Art. Sprachfehler) Embololalia genannt. Schliisswort. So bin ich deno am Ende meiner Arbeit, nicht am Ende oder Abschlnas der Wisaenscbaft, welcher diese Arbeit gilt, angelangt. Ich habe ▼erancfat, der bisher in einzelnen zerstreuten Fragmenten nur ein Scheiuleben fahren- den , bei ihren Mntterwisaenschaften herainbettelnden Anthrupophonik auf Grund mehrjähriger ^Forschungen, Beobachtungen und Versuche ein Tor- laufiges, positives Material zu gewinnen, und aus demselben den Grund zur Wissenschaft derselben zu legeu , ihr die Mittel zu ihrer wissenschaftlichen Emancipirung oder Selbständigkeit zu verschaffen. So und nicht anders will ich den scheinbar arrogant klingenden Ausdruck auf dem Titel meines Bucbs interpretirt wissen. Der weitere Auf- und Ausbau der Wissenschaft auf diesem Grundeist Aufgabe -der Zukunft. Zwar sind, Gott sei Dank, meine Kräfte noch nicht erschöpft, und ich hoffe, auch ferner das angefangene Werk mit Gottes Hülfe weiter fordern helfen zu können: aber was vermag hier, auch wenn wir uns mit nur schwacher Phantasie den Umfang dessen, was hier noch zu thun übrig ist, vor die Seele fuhren, die Kraft und Arbeit eines Einzigen? Die A nthropophonik sowohl ids reine, als auch als die auf die Kunst des Sängers, Redners, Sprachforschers, Sprachlehrers u. s. w. angewandte Wisseoschalt veT- langt zu ihrer dereinstigen Vollendung der Mitarbeit von befähigten Indiv iduen aus allen den genannten Gebieten menschlicher Erkenntniss und Kunst; aber sie verlangt auch einen Boden, wo ihr die Freiheit ihrer wissenschaft- lichen Ent Wickel ng, geboten wird , und einen solchen Boden können nach den zur 2^it bestehenden menschlichen Einrichtungen zunächst wohl nur die literarischen Hochschulen in der erspri esslichsten Weise gewähren. Die Anthropophonik ist so recht eigentlich die Wissenschaft der Kunst und des geistigen Lebens; sie steht nicht zunächstim Dienste der kranken oder ge- brechlichen, vor Krankheiten zu schützenden Menschheit, sondern sie dientder höchsten und schönsten Entfaltung des normalen menschlichen Lebens, dem, was den Menschen über das Thier zu Gott erhebt, sie steht im Dienste der höch- sten Kunst, die es giebt, der Kunst, die nicht auf und mit todtem Material, son- dern mit dem lebenden , aber auch nicht bloss für sich lebenden , sondern auch Leben schaffenden Organ ihre Schöpfungen hervorbringt, im Dienste der Kunst der menschlichen Stimme und Sprache I Kein anderes Gebiet der Naturwissenschaft arbeitet auf einen höhern Zweck hin , als die Anthropo- phonik. Dennoch — vielleicht aber gerade deshalb — blieb sie bisher ver- nachlässigt: nun ich hoffe, die Zeit ist gekommen, wo sie zu der Ehre kom- men wird , die ihr gebührt. Das walte Gottl Erklärung der anatomischen Figuren. Fig. 1. Skelet Ton vorn. — a Nasenbein, b Oberkiefer, c Jochbein, cT dessen vorderer Fortsatz, e Schläfengrnbe , f Unterkiefer (Kinn) , g dessen Winkel , h dessen Kronen- fortsatz , t ZHzenfortsatz des Schläfenbeins. 1 Vierter^ Halswirbel , 2 siebenter, 3 erste Rippe, 4 deren Kopf (dem ersten Brustwirbel 'aufsitzend), 5 deren Pro- minenz, 6 Schlüsselbein, 7 Griff des Brustbeins, 8 Körper und 9 Schwertfortsatss desselben, 10 knorplicber Theil der ersten Hippe, 11 letzte Rippe, 12 letzter (zwölfter) Brustwirbel, 13 erster Lendenwirbel, 14 Schulterblatt, 15 Acbselfort- satz desselben, 16 Darmbein (crista), 17 Schambein (Schamfuge). Fig. 2. Skelet tod hinten. — 1 Jochbein, 2 Schläfengrube, 3 aufsteigender Ast des Unterkiefers, 4 Zitzenfortsatz, 5 Halswirbel, 6 erste Rippe, 7 Schlüssel- bein, 8 Schulterblatt, 9 letzte (zwölfte) Rippe, 10 Lendenwirbel, 11 Darmbein, 12 Kreuzbein. Fig. 23 A, Luftröhre mit Kehlkopf und Schilddrüse. — 1 Schildknorpel, 2 Ringknorpel, 3 Ligam. conoid. , 4 erster Luftröhren ring, 5 Theilung der Luft- röhre, 6 Theilung der beiden Bronchen, 7 hintere, häutigrouskulöse Wand der Luftröhre, 8 Schilddrüse, 9 Einschnitt derselben, 10 oberes Hörn, den (darunter punktirten) Schildknorpel u. s. w. zum Theil bedeckend. — B Ein Stück der Luftröhre von hinten gesehen, die einzelnen Haut- schichten präparirt. — 1 (sechs Mal) die hintern Enden von drei Luftröhren- ringen , 2 Zellhaut , 3 Schleimdrüsen , 4 quere Muskelfasern , 5 innere Schleim- haut, 6 vordere Luftröhrenwand. — C. Ein Stück dergleichen in natürlicher Grösse, um die Quermnskel- fasem deutlicher zu zeigen. Fig. 24 A. Kehlkopf von vorn (nach Sömmering). — 1 Kehldeckel, 2 oberer Rand des Schildknorpels, 3 grosses Hörn, 4 Kommissur (Pomum), 5 Excisura, 6 Zahn- fortsatz des untern Rands, 7 unteres Hörn, 8 Bogen des Ringknorpels, darüber das Lig. conoid. ^ 9 Zahnfortsatz des Ringknorpels , 10 erster Luftröhrenknorpel. — B, 1 — 3 wie bei >1, 4 hinterer Rand des Schildknorpels, 5 unteres Hörn mit seiner Artikulation, 6 Giesskannknorpel mitCartilago Santorini, 7 oberer Rand der Lamina crieoid. (darüber das Lig. triquetrnm), 8 Mittelleiste der Lamina, 9 un- terer Rand derselben, 10 Zahnfortsatz des Ringknorpels, 11 ob[eres Verstärkungs- band des Ringschildknorpelgelenks, 12 unteres. Fig. 25 .4 Ringknorpel von vorn. — 1 Bogen, 2 Zahnfortsatz, 3 Gelenkhfigel (unterer), 4 Crista zwischen beiden Gelenkhügeln, 5 Gelenkfläche für den Giess- kannknorpel, 6 oberer Rand der Lamina cric, 7 innere Wand derselben, 8 un- terer Rand derselben. — B. 1—6 wie bei .4, 7 hintere oder äussere Wand der Lamina, 8 obere Seiten- linie, 9 Raum für den M. cricoaryt. lat. , 10 nach unten und vom gehende Linea eminens, 11 dreieckiger Raum hinter derselben. — r. 1 Mittellinie der Lamina cric. , 2 Insertionsfläche für den M. cricoaryt. postic, 3 — 6 wie A. — l). 1 Bogen, 2 und 3 Seitentheile , 4 Lamina des von unten gesehenen Ring- knorpels, 5 innere verkürzte Fläche der Lamina, 6 äussere desgl. Fig. 26 i4. Schildknorpel von vorn. — a Grosses Hom, b unteres, c Ezcisnr, d oberer Rand, e Zahnfortsatz, ^Kommissur, g obere Prominenz. — B. Derselbe von der Seite. — ab wie 4, c Pomnm.Adami, d Linea emi- nens, e untere, g obere Prominenz, f wie A. — C, Hintere Ansi-cht (wie A), Fig. VI, Kehlkopf (eines Tenoristen) von oben gesehen, in natürlicher Grosse. Beide Schildknorpelflügel sind -in der Kommissur abnorm verwachsen, a Kehldeckel, fr grosses Hom, c Prominenz, wo der Schildknorpel einen Winkel macht, il vordere Komnkissnr (abnorm), e verkürzte ' Seiteowand des Schildknorpels. Fig. 30. Giesskannknorpeltafel. A. Beide Knorpel isolirt, mit ihrer Innern oud hintern Seite sich darbietend, a innere Fläche, fr Stimmfortsatz , c hinterer oder Muskellbrtsatz, d Gelenkfläche, e Capitul. Santorin. — B. BeideKnorpel von aussen und von der Seite, a Stimmfortsats, fr hinterer Fortsatz, i; Spina transversa, unter derselben die Fovea oblonga inferior, d Fovea superior, e CoUicuIus, f Verbindungsstelle mit der Cartilago Santorini, g dessen' 954 Erklarang der anatomischen Figuren. Capttalnni. Der rechte Knorpel sitzt auf dem Ringknorpel aaf, dessen rechte Hälfte mit f^ezeichnet ist. fi^. 3Q. 6\ Beide Knorpel in Ihrer Verbindung mit dem Rinfknorpel , von hinten, b^i grosser Gegeneinanderbewegung der Stimmfortsätze. Die liintere und äa»»tre Wand noch mit der ligamentosen Zellmasse bedeckt, welche die in B gezeichne- ten Vertiefungen ausfüllt, a Ringknorpel , b hinterer Fortsatz , weit nach atissen gezogen, c Ligam. triqiietnim, seitwärts in das Lig capsulare übergehend. — D. Innere Fläche des Knorpels, der Rechte noch in Verbindung mit dem \(*n vom und "etwas von innen gesehenen Ringknorpel, der Linke isolirt. a innere Fläche des Ringknorpels, h Bogen, c Durchschnitt der Lamina, d Stimmfort$4iT7, e Ligam. triquetr. und capsalare, von innen aus, f innere Fläche des Knorpeia g Prominenzen der äussern oder seitlichen Fläche (s. £f), h (am linken Knorpel; Gelenkfläche. — E. Beide Knorpel von hinten, zunächst den hintern, in den Maskelforts&tz übergehenden, Rand darbietend, der rechte Knorpel dem Ringknorpel anisitKeiid. a Lamina cricoid., h Gelenkhügel, ^ Arcus, d hinterer Fortsatz, e hintere, ans- gehöhlte Fläche, f hinterer Rand, g Stimmfortsatz, h Ligam. triquetrom , i Mem- brana capsularis. Alles natürliche Grosse. ' Fig. 32. A, Kehldeckel (s. Text). — B. Hintere Apertur des Kehlkopfs. aEpiglottis, b Membrana quadrangulariii, c Glottis posterior, offen gehalten durch die beiden Capitula Wrisberg. Die Ca- pitula Santorini waren an diesem Kehlkopf (von obigem Tenorsänger herrührend] undeutlich, d Rima interarytaenoidea, e Giesskannknorpel noch mit dem Mu^c ary-aryt. bedeckt, /"Lamina cricoidea, mit dem >L cricoaryt. post,, g Schild- knorpel, h Sinus pyriformis. — C. Kehlkopf eines wenige Tage alten Kindes in natürlicher Grosse, von hinten gesehen, unten abgeschnitten, zur Vergleichung mit B. Fig, 33. Zungenbein. — ^. Von vom. a Körper des Zungenbeins, b Taberculom, die obere und untere Zone abgrenzend, c kleines Hörn, d grosses^, e Capitulum desselben. — Bj Von hinten und unten a Körper, Hinterfläche, b Kommissar mit dem grossen Hörn, c grosses Hörn. — C. a Vorderfläche des Körpers, ir Tuberkel, c Hinter- fläche, d Kommissur mit dem kleinen Hörn , e grosses Hörn , / Capitulum desselben. — D, Querdurchschnitt des Körpers, a obere Fläche, b vordere, e hintere, d Win- kel, in welchem a und b zusammenstossen. — £. Die Capitula, wie sie sieh vuo hinten gesehen darbieten. Fig. 34. Zungenbein mit Kehlkopf und den Zwischenbändern. — a gn^s^es b kleines Hörn , c Körper des Zungenl>eins , d Kpiglottis , e Ligam. hyothyreoid. postic. , f der Knorpelkern darin, g Menibr. obturatoria, h Lig. hyothyr. anticum, i Schildknorpel, k dessen Excisur, / dessen grosses Hörn, m das Ligam. intermuscuiare, . » der Sehnenstreif über dem M. cricothyr. , op kleines Hom des Schildknorpels. Hg. 35. Durchschnitt oder Durchsieht dieser Theile etc. — a Dorcli- schnittener Körper des Zungenbeins, b Epiglottis, c c' Ligam. hyothyr afltir.. d medium , e posticum , f Insertio Epiglottidis , g g Schildknorpel , h Aryknorp«'!, t dessen Artikulation auf den Ringknorpel A*, / Ligam. conoid. , m Cartilag. Wris- berg., n oberes Kehlkoptband, o Atrium ventriculi, d Saccus ejus, g obere rmittr lere Zone des Stimmhands , 8 Lig. cricotracheale , / erster Lufb-öhrenring. Fig. 36. Aufgeschlagener, hinten auff^eschnittener Kehlkopf. — o Epi- glottis, b Lig. ary-epiglottic, c Capitul. Wrisb., d innere Fläche des Aryknorpel», e Durchschnitt der Lamina cricoid, f Schildknorpel, beide reflektirt, k Stiel dtf Epiglottis, t Fovea centralis, k Taschenband, / Colnmella glaodulae Morg, m Filtrnm ventriculorum, n Hintergrund des Ventrikels, o Falte, welche ^*^ . Atrium hinten vom Blindsaek trennt, p vordere Insertion des Stimmbandes, f obere r mittlere Zone desselben, i Stimmfortsatz, f Ursprung der elastisdien Fasern des untern Kehlkopfraums, u Ligam. conoideum. Fig, 37. A. Senkrechter Mittelfläehendürchschnitt des Kehlkopfs. — 1 Durchschnitt der Epiglottis, 2 des Schildknorpels,. 3 des Ringknorpels, 4 der Aryknorpel, 5 Stimmfortsatz,. 6 Keilknorpel, 7 oberes Glottisband, 8 Hintertheil des Atriums, 9 vordere Falte desselben; 10 obere, 11 mittlere, 13 untere Zone des Stimmbandes, 13 Membr. voealis, 14 Lig. conoid., 15 M. ary-aryt. — B, Horizontaler Durchschnitt des vorigen. 1 des SchildknoipeU, 3 des Pomum, 3 vorderer Ursprung der Stimmbänder (Fovea), 4 innere Zone, d vordere £rk]arDDg der anatomischen Figuren. 6 hintere Falte des Ventrikels, 8 Lig. triqa., 9 M. thyreo- ar}'t., 10 Proc. vncalis, 11 DurchschniU des Aryknorpels, 12 hinterer Fortsatz, 13 Lamina cricoid. Flg. 37. C. Glandula Morgagni. 1 obere Ecke, 2 stumpfer Winkel, 3 vordere Ecke, 4 Columella. fig. 38. Stimmbänder etc. — A. Von oben. — 1 oberes GJottisband^ 3 hinterer Uebcr- gang des Atriums in das Filtrnm , 3 hintere ApertnrfaHe zum Blindsack, 4 vordere desgl., b hintere Grenze der mittlem Breitenzone, 6 Randzone, 7 .mittlere Höben- sone, 8 Unter- 9 Vorderkante des Aryknorpels, 10 Capitulum Santor., 11 Gap. Wrisberg., 12 M. ary aryt., 13 Ringknorpel. — H. Von innen. — 1 Schildknorpel, 2 Ringknorpel, 3 Aryknorpel, 4 Glottis, 6 Randzone, 6 mittlere Breitenzone, 7 äussere Breitenzone, 8 hinterer Blindsack des Vent., 9 vor- dere Falte, 10 hinteres Ende des Atriums, 11 hinterer Auslauf der mittein Höhenzone. — C. Querdurchschnitt. — a Randzone, b mittlere Breitenzone , c äussere, d untere Grenzen der mittlem Höhenzone ,d — e dritte Zone , f M. vocalis , g M. thyr. aryt. ext. — D. a — cs.C.y d M. vocalis, e M. th. ar. ext., f Raum zwischen beiden dritten Zonen. Fig 39. Stimmritzenformen. — a a hintere Insertionen der Stimmbänder, Ende, der Gloltis vocalis, c Ringknorpel. — Die beiden Punkte auf den Schneppenknor- peln zeigen die Mitte der Gelenkfläche des Ringknorpels an. Fig. 40. M. Sternohyoideus, Omohyoid., SternocTeidomast. — 1 Körper, 2 grosses Honi des Zungenbeins, 3 Schildknorpel, 4 dessen obere Protuberanz, 5 Ringknorpel, 6 M. Stemohyoidens , 7 Insertion am Brustbein. 8 M. Omohyoi- •. deus, 9 sehnige Scheidungstelle der beiden Bäuche desselben, 10 abgeschnittener hinterer Beuchr. UM. stemothyreoideus. 12 M. stem od eidomast., 13 dessen Portio stemalis, 14 Portio clavicularis. 15 Clavicula, 16' Aponeurose des M. di- gastrirus und mylohyoideus, 17 sehniger Mitteltheil des erstem, 18 hinterer Bauch desselben. 19 M. stylohyoideiis. 20 Kinn. Fig. 41. — a Zungenbein, ft Schildknorpel, c untere Protuberanz desselben, d Ring- knorpel , e erster Luftröhrenring, f Ligam. hyothyreoid. antic, g posticum, h coni- cum, i Glandula thyreoid., k Ligam. intermusculare , / M. hyothyreoideus, m M. -Stern o thyreo id., tu' abgeschnittener Ursprung am Brustbein, n einzelne ans ihm in den vorigen M. übergehende Fasern , o M. cricothyreoid. , p M. tbyreo- pharyngeus, q U: mylohyoid., r M. hyoglospus, g Artcria laryngea inferior, / superior. Fig. 42. — a Schildknorpel, b Excisur, c Ringknorpel y d erster Luft röhrenring , e Protuberantia super., e- Linea intermedia, e' Protub. inferior, / Lig. conicum, g erstes Bündel des M Laryngo-pharyngeus, Ä zweites, i drittes, k viertes Bändel; / oberste Querfasera des Oesophagus, m M. cricothyreoid., o Artcria laryngea inferior, o Nervus recurrens. Fig. 43. M. cricothyreoideus. — A. a Schildknorpel, ft unteres Hörn desselben, c Ringknorpel, d dessen Bojjen,/ Ligam. conicum, g Art. laryng. inferior. — B. a innere Wand des seitwärts geschlagenen Schildknorpelflügels, b Gelenk- fläche des untern Homs, c hintere Ringknorpelplatte mit den beiden Mm. crico- aryt. post., d M. ary-arytaen., e innere Schicht des M. cricothyreoid., e' Übergang — derselben in die äussere. — Ca innere Wand des völlig niedergeschlagenen Schildknorpelflögels (eines hal- birten Kehlkopfs), b Stelle der Excisur, c unteres Hom mit der Gelenkfläche, d Ringknorpel mit dem Gelenkhngel, e Muskelfortsatz des Aryknorpels, f M. crico- in das Innere des Kehlkopfs. Fig ^4. M. k erat o -cricoid e US (novus). — a unteres Hora des Schildknorpels, b M. crico-aryt. post., c dessen Insertion aqi Aryknorpel, d der neuentdeckte Muskel, e^' Nerv, laryngeus inferior, ^ Lig. kerato - cricoid. Fig. 45- Kehlkopf von hinten, nach Entfernung der Schleimhaut. — 41 Fasern vom M. palatothyreoid. , i> Thyreopharyng., c Cricopharyng., d obere Quer- fasern des Oesoph., e Cricoaryt. postio., ^Ary-arytaen., (/ Nerv, recurrens , AMuskel- . fasern der Trachea. Fig 46. Querdurchschnitt des Kehlkopfs. — a Epiglottis, b Stiel derselben, c Ligam. epiplotticum, d Membr. qnadrangularis , e Taschenband, f fovea sabepi- glottica, g Gränze der obern und untern Kehlkopfhöhle, h Saccus ventriculi,^ i vordere Insertion der Stimmbänder, k Ecke des durchschnittenen Stimmbandkor- pers, / Gränze des M. thyreo-aiyt. in- et exterous, m M. thyreo- aryt. cxtemus. Erklärung der anatomischen Figuren. fi M. erieo-aryt. lateral., o M. cricothyreoid., p Ligam. oonicnm, ^ Bogen desfimi^- knorpds, r Darohschnitt der Seiten wand desselben, 9 Durchschnitt des Schüd- knorpels, / Ij^inns pyriformis. Fig. 47. M. thyreo-arytaenoideas. — a Bündel vom Proc. posterior zur obem Zone des Schildknorpels gehend, b Stratum thyreo-membranosum, c Stratum thyTvo- arytaen. extemnm, d Verbtndungsbündel zwischen M. ary-aryt. and dem Bündel «, e schiefes Bändel des M. ary-aryt., znm Theil mit dem Strat. crico-arytaen. za- sammenhängend , f Processus posterior des Aryknorpels, g^ M. crico-aryt. posticus, h M. crico-arytaen. lateral., t niedergelegtes Stratum intern. Mii cricothyreoideL k Gelenkhügel des Ringknorpels, / M. cricopharyngeus. Fig. 48. — 1 Epiglottts, 2 Schtldknorpel, 3 Giesskannknorpel , 4 Ringknorpel, 5 Li^. conic, 6 M. ary-aryt., 7 Crico-aryt. lat., 8 Str. ary-syndesm., 9 Str.tbyr.arTt.ezt., 10 M. Tooal. (punktirt), 1 1 Str. thyreo- membran., 12 Str. ary-membron. obliqn., 1 3 rectum. Fig 49. — A, Aryt., Epigl., Cric, FoTca centralis, Lig. conic, Tracheae eartil. L — //. Thyreoid. ete. — C und D desgl. Der M. vocalis ist nicht bezeichnet. Fig. 50. Idealer Horizontaldnrchschnitt in der Ebene der mittleren Zone etc. — a M. crico-aryt. post., d M. ary-aryt., <; M. crico-thyr. int., tium, i Apertur (Trichter) desselben, x Recessus infandibuliformis, X Plica salpingopharyngea, yji Sinns faucium lateralis, v Arteria' yertebral , \ Hirs- anhang , o Carotis interna , ic Sichel der harten Hirnhaut , p Rückenmark, 9 Hinterhauptbein (cf. h^, 1 Oberkieferbein, 2 Gaumenbein, 3 Unterkieier, 4 Schneidezähne, 5 Oberlippe, 6. Mise, orbicularis oris superior, 7 Unterlippe, 8 Muse, orbicul. oris infer. , 9 weiche Gaumenplatte, 10 Zäpfchen, 11 Gau- menwölbung, 12 Mandel, 13 Znngenrücken , 14 Zungenkörper, 15 Zungenhänd- chen, 16 M. genioglossus, 17 dessen untere Fasern, 18 M. geniohyoidens, 19 Znn- genbein, 20 Ligam. glossoepiglotticum med., 21 Plica pharyngoepiglottica, 22 M. palatopharyngeus , 23 Epiglottis, 24 Ligam. hyoepiglottic. , 25 Lig. hyotbjreoid. med., 26 Ligam. thyreo-epiglott. , 27 Lig. ary-epiglott., 28 Membrana qoadrang., 29 oberes Glottisband, 30 keilförmiger Knorpel, 31 Scbneppenknorpel, 32 Stimm- > band, 33 Schildknorpel, 34 Ringknorpel, 35 Musculus ary-ary taen. , 1 — 12 Him- nerven. Fig. 54. Pars laryngea et isthmica tnbi phonoleptici. — a Uvula, ^ Are. glossopal., c Tonsilla, d Plica pharyngoepigl., e Are. palato-pharyng. , Z' Fo^ez oTalis T., g Lig. glosso-epiglottic. , h Epiglottis, i — k Contour in grösster Ti^ des Sinus pyrif. , / Pharynzwand, m Ort neben dem Capital. Santoitn. Fig, 55. Lig. glosso epiglotticum. Vallecula.— >l. « Zungenbein, b Kehl- deckel, c oberer Kehlkopfraum, d hintere (obere) Kehlkopfläche , e Zungo, ^ U|r- glosso-epiglott. medium, g Lig. glosso-epigl. lateralia, h Vallecula, t Ligam. hyo- epiglotticum , k Theil des Muse, hyoglossus. — H. a Epi^ottis, b Capito- Inm Wrisb., c Zungenbein, d Zungenwurzel, e Lig. glosso-epiglott. med., f Mose, hyoglosous. Fig. 56. Vestibuluoi pharyngis medium. — a Uvula, b Arcus glossopal., c Ejus insertio in lingua, d Tonsilla, et Mittelraom (Fovea ovalis T.), f Fhca pharyngo -epigl., g Muse, palato -thyreoid., h palatopharyng. , k Hinterwand des Pharylix. £rklarnng der anatonuscben Figaren. 957 Fiff, 57. Knoehentafel. — a Maxüls Inf., b Spi^a mentalis interna, ' b* Linea myiohyoidea, c Angaloe maxill., d Lingnla, e oberer Ast des U. K., f Process. coron., g Os zygomat., h Proc. zygom. ossis tempomm i Fossa zygomat , k Proc. styloid. , / proc. mastoid., m Os occipitts (foram. jugnlare), m' Foram. carotic, fi Pars basilaris oss. occip., o Os petrosum, p Sulcns tabae Eustaoh., p' Processus vaginalis, q Vomer, r innere Lamelle des FiügeMbrtsatzes , i Grube desselben, / Hamnlns pteryg., ti äussere Lamina desselben, v Choanae, w Spina nasalis pos- terior, X Pars borizont. ossis palat., y Wölbung des harten Gaumens, z Fissura sphenomaxillaris. Fig. 58. RaumTeränderungen der P. nasalis des Fangrohrs. Fig. 59. Pharynx von hinten. — aa Os oecipitis, bb Ejus processus condyloi- dei, c Margo posterior d anterior e foraminis magni, /'/'Processus roastoideus, gg Sntura inter os terop. et occip., hh Foramen pro vena ex sinu laterali, it Pro- cessus styloideus, k Arcus jugalis, / Processus condyloid. .mazillae inf., m ejus angnlus et margo inferior, nn Capitulum ossis hyoidei, o o A. carotis et V. jugu- laris , pp Art. vertebralis , q M. digastricus. 1 1 Merobranoser Obertheil des Pha- rynx, 22 2 Raphe, 33 M. cephalopharyngeus, 4 4 sehnige Kante an der -Umbie- gung, 4' Fortsetzung derselben nach unten, 55 Levator paljiti mollis, 6 6 Cir- cumflexus palati, 77 Salpingopharyngeus, 8 8 Bucco- et pterygo-pharyngeu8,'99 My- lopharyngeus: 1010 Glossopharyngeus , • Gegend der Tonsille, il Stylopharyn- geus, 12 Stylohyoideus , 13 Styloglossus , 14—18 Hyopharyngeus (14 oberste Spitze, 15 aufsteigende, 16 horizontale, 17 absteigende Bündel, 18 nicht kßn- stantes zum Hyoglossus gehendes Bündel), 19 oberes, 20 unteres Bündel des Thyreopharyng., 21 Cricopharyng., 22 oberste Querfasern des Qesophag., 23 Lan- genfasern des Pharynx, 24 Ligam. hyothyreoid., 25 Hyoglossus, 26 Mylohyoideus, 27 Pterygoideus internus, 28 Luftröhre. Fig. 60. Querdurchschnitt der Nasenhöhle etc. — a Partes ossis firontis orbitales, b Lam. cribrosa ossis ethmoid., cc Lam. p'apyracea, de Maxillae snpp., ff Prnc. palatinus g aWeoIaris m. s., hh Palati duri membr. mucosa, i f Periorbita, k Septnm Darium, / concha inferior mm media nn snperior, oo Meatus nar. infe- rior, p medius, q snperior, rr Cellulae ethmoidales, s Sin. maxillaris, / ostium ejus, tf Dens molaris post., v Uvula, w Arcus glossopalatinus, x Tonsilla, y Arcus pharyngopalatinus^ z Lingua. Ffff. €i. Ansicht des Gaumengewölbes Ton vorn, ünpräparirt — a Proc. alveolaris maxillae sup., b hinterster Backenzahn des Oberkiefers, c Ligam. maxil- lare, d hinterster unterer Backenzahn, e Durchschnitt des Unterkiefers, f hinteres blindes Ende der Backenhöhle, gg vordere Grenze des weichen Gaumens, hh Plat num palati mollis, h' Raphe ejusdem, i Uvula, k Arcus glossopalat. , l Tonsilla, m Arcu^ pharyngopahit. , u hintere Pharynxwand, o Lingua. fig' 62. Kinn — Zungenbein, 2. Lage. — a Maxillae inf. facies externa, b in- terna, c Digastrici port. antica, d Aponeurosis ejus ad os hyoid., e Tendo Diga- strici media, f ejus portio post., g M.'stylohyoid., h Baseoglossus, i Keratogloss., k Styloglossus, l Mylohyoideus, m Stemohyoideus , n Omohyoideus, o Stemo- thjreoideus, p Depressor labii interioris , q Depressor angnii oris, r Pteryg. internus. Fig. 63. Kinn — Zungenbein, 3. Lage. — a Maxilla inf., b Angutus ejus, e Corpus oss. hyoid., d Comu ejus, e Proc. styloid., f Gland. snbmaxill., g M. mylohyoideus, h Geniohyoideus , t Genioglossus , Ar N. hypogU, / M. baseogloss., m Keratogl , n Styloglossus alter (Ligam. styloideum), p Stylopharyng., q Insertio M. stylohyoid. , r M. digastrici insertiones, 8 Omohyoideus, // Sternobyoideus, ff« Hyothyreoideus , t> Thyreopharyngcus , w Masseter, x Pteryg. int. Fig. 64. Gaumenapparat, von oben und hinten betrachtet. — aaa obere Anheftnng des Pharynx, b Aufschnitt desselben, c Proc. styloid., d M. stylopha- ryng., e M. pterygoid. internus, f Septum narium, g Choanae, h Concha inferior, f C. media, k Cartilago tnbae Eustach. , / Levator palati, m Circumflex., n Azy- gos nvnlae, o Palatopharyngeus, p Plica pharyngo-epiglottiua, q Epiglottis, r Lingua. Fig, 65. Palatum molle, nach de Oourcelles. — a Maxilla infer., b Palaftm, c Processus mastoideus, d Processus styloideus, e Tubera oss. occip., /* Lam<»Ila interna proc. pteryg., g Lameila externa, // M. pteryg. internus, i Portio ConstricL isthmi faucium, k Circumflex. palati, / Palatopha'ryng. , m Levator palati mollis, n Azyg. uvulae, o Salpingopharyng. , p Pteryg. ext., q Temporaiis. Fig. 66. Palati facies inf. (nach Santorini).— oM.circumfl. palati, 2» Buccina- toris pars, c Hamulus proc. pteryg., d MaxiUa dissecta, e M. pterygopbaryng., 9i8 Brklarang der aoatomisckea Figoren. /'Mylopharyng., ^ Pharyngostaphyl., A id«n posterior, f Salpingostaphyl., 1- Gloss«v fltaphylin., / Pteryg. intern., m StylogloBS., n Tonsilla, o Arcus phMyngo-palat.. p Uvula, 7 Epiglottis, r Linga». Fi ff. 67. TourtaaTs Vorstellung des hintern Isthmus etc. yig 68. Masc. palatopharyngeas. — a Vordere Seite des grossen Hernes de^ Schildknorpel, b Durchschnitt nahe Tor dem hintern Rand, c Uvula, ä Arcoi glossopalatinns , e Tonsilla, f Arcus pharyngo-palatin. , g Ausläufer die sich am Schiidknorpel ansetzen, h Decussation der Mnskel&sem des M. palatoph., i Qaer- üasern des Pharynx. FiQ 69. Zungenmuskeltafel I. — a Durchschnittener au&teigender Ast de^ Unterkiefers, b durchschnittener Kinntheil desselben, c Wangenbein, d Processui^ styloideus, e durchschnittener Processus mastoideus , f Ligam. s^ylomaxillare, ^ M. geniohyoideus, hh JA. genioglossus , t A(. styloglossus , k Ligam. 6tyIoh\«t- deum, / M. stylobyoideus, m M. hyoglossus, n Zungenbein , o Ligam. hyoth>- reoid. anticum, p posticum, q M, stylopharyngeus, r M. hyothyreoideus, sl Thei. der Pbarynxmuskeln. Fig. 70. Zungentafel II. — a Muse, geniohyoideus reflcxus, b Weizenknorprl. c M' baseoglossus, d Chondroglossus, e Keratoglossus , ^Styloglossus, ff Geiiii>- glossi strstnm antfcuro, h £jns Stratum medium, f Origo ejus in mento, k Temiins- tio in apice, / M longitud. inferior., m Ejus transitns ad latera, n Art. ranina. Fig 71. Zungen Wurzel, präparirt. — a Epiglottis, b Hom c Waizenknorp-rJ d Körper des Zungenbeins, ^ Ligam. stylohyoid., ^ Zunge, g M. glo8so-epigl<»tti- cus, A M. chondroglossus, i M. glossopharyngeus , k M. chondropharYngcii>. i M. keratopharyngeus. — Cf. Gerdy, sur la strukture de la langue: g und k lassen sich auch als Ursprünge des M. longitud. superior betrachten. Fig. 72. Gesichtsmuskelu, mittlere, nach Decourc. — a Osjugale, b Pn*- cess. jugalis oss. temp. , c Maxiila snp., d inferior, e ejus Proc. condvloid. /* proc. coron., g Cartilag. nasi, h Septum narium, t Depressor alae' nasi, ilXa^aü» labil superior, L Buccinatoris origo infer. a proc. curon., L' (zwischen r und x) origo superior a m:ixili. sup., /." media (Buccopharyngeus), / Transitus buccin. infer. in labium snp., /' superioris in inferius, m Orbioul. oris superior, m Stra- tum superius, nn' Örbicnlaris inferior, o Accessor Buccin., p Levator menti, q Le- vator anguU orisj r Zygomatic.maj. , s Depress. ang. oris, / Massetcr, u Tempii- ralis, t;. Pteryg. exteri\us, w Pteryg. internus, jr l)ui*tu8 Stenon. Fig. 73. M. digastricus etc. — aaa Kontour der innern Lippe des untern Kaml.^ des Unterkiefers, b Zungenbein, c M. stylobyoideus, d Portion des hintern Baut-hs des Digastricus, e Sehne zum Uebergang desselben in den vocdern Bauch, f Ver- bindungssehne zwischen dieser, dem M. stylohyoid. und dem Zungenbein, //8. 369. 373. 384. 399. '429. der Mundlippen 571. des le- benden Organs 646.*710.' Aufschlagoktaven 384. 396. s. auch In- terferenz. Anfschlagregister an Doppelzungen 429. am todten Kehlkopf 532. Aufschnitt an Orgelpfeifen 314. Auftreibung des Unterleibs, phonische «2. 605. Auftritt 933. Aufwärtsdruck der Luftsäule des Stimm- organs 720. Aufzug der Sprachorgane flOo. Ausdehnende Elasticität 116. Ausdruck im Gesänge 65. richtiger beim Sprechen 942. Ausdrucksvoll 63. Ausflussgeschwindigkeit 50. 697. 713. Ausflussmündung 50. 608. Ausgiebigkeit des Tons 27-S. Auslaut «87. Ausleerungen des Unterleibs, Mechanis- mus derselben 40. 45. Ausströmungsorgane des Ansatzrohrs 174. 198. Ausstnipmuskel der Oberlippe 250. Ausziehen des Tons 756. Autopsie des innnrn Kehlkopfs 592. 608. Aw, hebräischer Diphthong 808. 811. Ay (franz.) statt ei 814. B, Physiologie des 884. Backenhohle 240. Bänder s. Ligamenta. Basis (Metrik) 933. Baas (Inatrument) 285. Basssteg der Streichinstrumente 279. Bauchathmen 12. 52. Bauchmuskeln 42. Funktion der 62. Bauchreden 641. Bauchwand, muskulöse 44. Abtheilungen oder Zonen derselben 44. 45. Bean*B Athmnngstheorie 18. 30. Bebnng auf einem Tone 762. Beilegte Stimme 644. Falset dabei 62^^. Bentley 930. Bestimmtheit des Tons 281. Beth raphatum (hehr.) 881. Betonung der Silben 914. Beugung der Ton wellen 293. 295. Beugnugswelleu 272. * Bh, Physiologie des 880. Bha (Sanskr.) 898. Blasebalg, Vergleich damit 49. Blasen 273. Blasinstrumente 273. 280. 286. Blindsack im Kehlkopf 106. Bockstossen beim Weinen 38. BockstriUer 761. Bogen des Ringknorpels 76. Bolza. ^21. Bp 899. Brechen, Mechanik des 40. 45. Breite Vokale 818. Bronchien 70. Brustbein 4. 7. 10. Brustbein - Schildknurpelmuskel ] 25 . Brustkasten 4. s. auch Thorax. Brusttöne 61. 291. 423. Definition 589. bei geschlossenem Munde 600. bei i'f- fenem 608. 629. Brusttonregister 608. Umfang des 610 Mechanismus 692. 714. Brust -Zungenbetnmuskel 123. Bs, s. V. w. \\i Ö94. Buccinator, Muskel 240. Eins Acoessor 241. Bursa pharyngea 186. c. C, Physiologie des 857. 890. das ge^ quetschte 816. g (frans.) 869. Caph (hebr.) 839. 856. Capitulum s. Köpfchen. Cartilago arytaenoidea 83. criooidea 74. thyreoidea 78. cuneiformis 103. Santo- riniana 86. Cello 2H5. Cercar il tuono 758. 760. Cerebrales (consonantes) 898. Ch, Physiologie des 836. 871. Cha (arab.) 839. Chateph - segol ihebr.) 794. Chemische Verhältnisse des Kehlkopfs \üs Chet (hehr.) 776. 836. 842. Choanae narinm 188. Chöre, Musik der altgriecthiscben 939. Chs s. ▼. w. X 894. CoUicnlus des Aryknorpels 85. Colombat 775. Coloratura alla cavaletta, alla sapone, granita, staccata 760. ▼ocaliasta 761. Columella der Morgagni'acben Drüse 104. Raster. Ml C^ompressor nariam 201. C'oncha YeDeris 202. C'onchae nariiim, 202. C^onsonantes strepentes et liquidae 67. 68. 842. niBtae >-35. C'onstrictor isthmi iaacium anterior 214. posterior 222. C. labiorum 248. C'onstrictores pharyngis 127. 192. ContrabassregCster 635. C\.)ntra-Tone des todten Kehlkopf« 545. Ccntredanse 934. (^orpu« der Violine 279. Crescendo , Mechanismos des 699. 727. Oista de9 Ringknorpels 77. des Schild- knorpeU 79. des Zangenbeins 95. Cv 893. Cvlinderpfeifen 316. D , l^liysiologie de» ^li adjpirirtes oder hartes 876. im Salteknt ondArab. »77. Da (arab ) 867. Dachiörmige Apparate(Doppe1zangeii) 499. Dackung, Deckong der Cylinder- oder . Orgelpfeifen 274. 317. 325. Dad (arab.) 867. JJämpfer (sordino) 288. Dämpfung des Tons 281. 288. t^59. par^ tielle elastiseher Bänder 378.« Oagesch leoe (hebr.) 852. Daktylus 926. 935. Dal (arab.) 878. Dauer der phonischen Exspiration 66. ,der Vokale 829. der Konsonanten 899. I>da 891. Deckelloch der Kesselpfeifen 306. Defekte an den Sprachorganen 816. Dehnbar elastisch 116. Deklamatorischer Ausdruck 939. Deklamirton 943. Deklinatorische Einschiebsel 916. 951. Dentales (consonantes) 635. Depressor alae nasi 201. angnli oris 257. cartilaginis arytaen. 139. labii Infe- rioris 258. Detoniren 761. Mechanismus des Verhu- hütens dess. nach Harless 547. ist beim Sprechen erlaubt 945. Deutlich und undeutlich Sprechen 915. Deutliebkftit des Tons 281. Dh, Ph78iok)gie des 866. Dha (Sansk.) 898. Diaphragma 28. s. auch Zwerchfell. Dicke der Stimme 753. Differenzen der Lnftmenge bei verschie- denen Tönen 66. Dilatation der Thoraxbaeis 63. Dilatator narium 201. Dimensionen der Luftröhre. 72. des Kehl- kopfs 170. des Ansatzrohrs 177. 182 ff. der Mondhöhle 206. der Stimmbänder 110. 557. IHonysius Halicam. 948. Diphthonge 804. im Spanischen 807. ioi Italischen 815. lambische 807. 816. Dispositionen des Stimmorgans 645. Disputirender oder discutirender Ton 946. Dittonghi distest 815. raccolti 816. Divergirende Doppelzungeu 499. Register derselben 502. Doppellaute 804. Doppeltöne 963. 3S5. SaAch Interferenz. Doppelzungeu, elastinohe 402. ungleich- gestimmte 430. deren Tonstufe modifi- cirende Einflüsse 447. Drehende Schwingungen 275. elastischer Bänder 357. Drehungselasticität 116. Drei Töne gleichzeitig bei einer Zunge 37K bei zwei Zangen 491. in einem Athem 460. Dreitheillger Rhythmus 934. Druck der Lungenlaft 50. S. auch Tension. Druckregister der Lippentöne 570. Drüsenanhäufungen des Kehlkopfii 149. Ds, dshct 891. Dsal (arab.) 867. Dsoh (italischer Konsonant 816. Dsch, dsh ^92. Dschim (arab.) 839. Dsha, dshha (Sansk.) 892. Dt 899. Dankeies Timbre 591. 611. 617. Daplikaturbänder 505. Durchschlagende Schwingungen 373. 395. Durchschlagtöne an Doppelzungen 41 1. am todten Kehlkopf 520. am lebenden 748. Durchschnitt des Kehlkopfe 100. Dynamische Quantität der Silben 926. Dyspnoe 28. Dzondi 217. £, Physiologie des 79Q. stununes 792. 914. Umlaat-E 794. e (sanskr.) 795. £a, eo, eu (Dittonghi raccolti) 816. Echo 296. Ei (Ey), Physiologie des Diphthonges 8(3 falschlich statt AI 800. Eichelkelch (als Instrument) 305. Sinathmen, Töne dabei 640. Einsätze der Stimme 743. Einschieb-Konsonanten 9 1 6. Einschiebsel zwischen zwei Silben 915. 916. 951. als Sprachfehler 951. Einschieb- Vokale ,' kurze oder stumme 792. 799. 887. Einschlagende Schwingungen 398. 401. Einsetzen des Tons 609. Einziehen der Luft bei Tonapparaten 305 ff. 332. 372. Eirel, seine Ansichten über die Stimm- register 741. 61 Eegister. ElMticItat, vewcW«d«iie Arten dertelbcn Elastfeilatt - Aze U7. Axen C2) da» StiinmbaiiUcr 696- FÄdw f IT. Grwwe 117. OrofM It7. Kurve 117. Moduliu 117. longitudinaler und tranversaler 666. Weite 117. Elastische Fasern der Luftröhre 71. Elastische Kehlkopfshaut 10 1. Elastische Kraft 117. derMoslieln 665. ExspirattTer Luftstrom, Verwendung w sprachlichen Zwecken 773 ff. F, Physiologie des 880. Färbung des Tons 276. Fagott 286. ^ ^,, „. _ Fallen des Kehlkopfe 155. 597. 603. 671 £ Falset 8. Fistel , F. obscur, clair fö4. Yerhältniss dess. zoi Bnnststämme 629. J!;iasn8cne ivr»»* iii. w» ZT iiu V vernaiimss a Elastisches Fasecgcrüst des Kehlkopfs, Fangrinne 174. ^ . phyiikale Eigenschaften desselben HD. pangrohr 174. Orgaue und Theue des- Elementnm emphaticum, sprachliches 775. gelben 176. Bewegungen desselben 199. Elevation des Thorax 9. Embololalia 951. Emphase 941. Entwickelnng des Kehlkopfe 163. Bpigastrische Längenfurche 44. 45. Epigastrisches Dreieck 44. Epigastrinm 44. . Bpiglottis 91. Funktionen derselben 64g. Epistropheus Ö- Halswirbel) 189. Erektion der Lippen 247. Erhöhung des Grundtons 290. der lie- benden) Brusttone 601. der Scbwln- gungszahl bei gleichbleibender Glottis- länge 700. ^ . Ermüdung (durch das Athmen) 53. der Muskeln 667. ErschlafiFung ders. 668. Erweichte EzplosWae 898. Konsonanten Erweicbnng der Kehlkopfknorpel lo7. der Muskeln (funktionelle) 667. Erweiterung der Glottis bei TonTeitle- . fung 689. Erziehung der ^ Stimme 754. Eta(griech.)794. roltJotasnbscriptumSU. Eu, jambischer Diphthong 819. faleeh- lich statt an 811. Eu, ee, eo (Dittonghi distesl) 8i5. . Eu falschlich statt aü 812. £w (hebr.) 808. Ew, Diphthong 811. 816. Excisura des Schildknorpels 81. Exkretionsakte, Muskelthatigkeit dabei 47. Exkurriren, Exkursion 270. 271. Exkursionsmaximuro 354. Exkursionsweite 281. 354. ExpansiTe Elastidtät 116. Explosivlaute (Explosivae) 68. 769. Me- chanismus derselben 852. Eörbarwer- den ders. 9 1 5. Stummwerden ders. 833. Exspiration 1. 34. 42. Beschleunigung denelben 49. 57. Modifikation dersel- ben SU phonischen Zwecken 57 ff. Exspirationsdruck 65. Exspirationsfehler 824. Exspirationsrouskeln 42 ff. . Exspirationsphänomene 49 ffl Exspirationsstösse, rasche 45. - Exspirationsweisen, verschiedene zu pho- nischen Zwecken 60 ff. Bänder und Muskeln deeselben 191 Faradisation 665. Fascien am Kehlkopf 14a Fasrige Umwandlung der Kehlkopftaor pel 16«^. Fatha 790. ^ ' Fauchen 639. Rauchendes Ch. W7. Federnde Klasticität 116. Fehler beim Singen 755.H02. beimSprecb« (Vokale) 823.827. (KonsonanteB)90I.Toi. Gesangskomponisten begingen oo. 7» 79a 80a 82S. 831. 92i. der Spnichlwt- bildung822ff. der Uebersetier ?onM«H siktexten 785. Fenestra laryngis 81. Festhalten der Thoraxbasis 64. Festigkeit, absolute, relative, sufnckwtr- kende 115. Festigkeitsmodulus 115. Filar il tuono 756. Filtrum rentriculorum 105. Finger, Zungentöne «wischen denseiw» erzeug^ 5(H Finnische Diphthonge 813. , Fistelregister 61. am tobten KeWkoj 535. 538. am lebenden 589. 621 IJ 629. Mechanismus desselben 692. m 730. Fisteltone, Falsettöne 61. 291. 423.535^ FhdrterKeh*iHP«,ToBab8t«fungdsb«(^ Fiximng des Kehlkopfe 612. 6l4. derw tem Rippen 32. 62. 64. 606. Flächendrehung elaslisoher Bsadsr ^< Flageöletton 290. . ^ Flimmerepithelium der Luftroüre n- ^ Kehlkopfe 150. Flöte 286. 288. 321. Flöten -Ton, -Mundloch 321. FlügelfSrmige Schwingungen 375. Flügelmuskelialte 210. ^. ^, Flüstern 68. Flüsterspr«che 771. Wi. Flnido-solidarwellen 272. 299. Follikel des Kehlkopfe 150. Forte 66. Fortissimo posslbile 282. ,, „ a« Fortpflanzung oder Fortschreitung «^ Tons 293. Fortspinnen des Tons 756. Eegifiter. Fovea centralis 102. oblonga des Ary. knorpels 85. ovalU 183. triangaUris des Aryknorpels 85. FüUe des Tons 278. Funktionsfehler der Artikolationsmuskeln 826. 901. Fartiva inspirasione 56. Fass, rhythmischer 932. o. Ga (Sanskr.) 854. Gähnen 51. 60. 637. 725. 729. Gain, Ghaia (arab.) 840. 844. Gall 297. Galoppe 934. Gamma (griech.) 857. Ganglion arytaenoidenm 153. Garcia 139. 143. 591. 633. 745* Gas der Gedärme 7. Gaumen (Gaumengewolbe) 207. weicher 209. Defekte des 825. Gaamenbogen, hinterer 216. vorderer 210. Ganmendecke 211. Gaumenplatte 211. 6aamen-R 843. soU fehlerhaft sein 846. Gaumensegel 207. Graomenstaishel !^. Ganmentimbre 653. Gaumenton 652. Ganmenvorhang 211. 216. bei der Pho- nation 615. 620. G dur, Physiologie des 852. Gedackt (Gedeckt) 27. 325. Gedämpft, gehaltlos (Ton) 644. Gedämpfte Stimme 753. Vckale 818. Gedecktes Register, (der Stimme) 591. Gefässe des l^ehlkopfs 151. Gefasste Loehtöne 326. Theorie ders. 33S. G^fnhlssprache 949. Gegendruck der verkunten Stimmbän- der auf einander 707. vertieft den Ton 708. erhöht denselben 712. Gegenlager (bei Tonritzen) 381. Gegenschlagende Schwingungen 420. Gegenschlagregister elastischer Doppel- zangen 3^, Modifikationen desselben 426. 438. am todten Kehlkopfe 526. Gekreisch 840. Gelenkfiäche des Gieskannenknorpels 871 Gelenkfortsatz d. Giesskannenknorpels87. Gelenkhügel des Ringknorpels 77. Gellendes Timbre 654. Genitiv, Zeichen des 916. Gepresste Töne 743. Geräusch 268. 289. 297. sprachliches 768. 773. Germanischer Akcent 931. Gesang 749. Vokalbildung dabei 822.828. Oesangskomponisten, . s. Fehler. Geeangtal^nte 753. Gesangton 749. Geschlossene Vokale 821. Geschnittene Selbstlaute 829. Geschrei 63S. 'Gesprächs ton 944. Gestopfte Stimme 753. Gestopfter Mund- und Nasentoa 653. Gha (Sanskrit) 854. 898. Ghain, s. Gain. Giessbeckenhebel (Harless) 512. Giesskannenknorpel 83. Gimel (hebr.) 856. Gk 899. Glandula cartilaglnis arytaen. 103. Gleichartigkeit der Töne (des Kehlkopfs) wodurch bedingt 683. 698. 714. 737. Gleichförmigkeit der Töne 290. 294. • s. auch Gleichartigkeit. Gleichgewicht, molekulares 267. 270. Gleichgewichtskraft 666. Glocke 279. 291. Glottis (s. auch Stimmritze) 49.88. 119. Verengung derselben 50. 60. krank- hafte 51. respiratoria et voealis 119. Giottisband, oberes 102, unteres 109. Glottiskrampf 516. GlottlMinne 102. Glottisschluss 3S. unwillkuhrUeher 67. beim Toneinsats 659. Glottiswände des todten Kehlkopfes 527. Glottisweite 686. Glottiszone (der Doppelsangen) 420. des Kehlkopf 69. 693. G moU 67. 841. das gequesehte (dsch) 816. Physiologie des 858. Gna (Sanskrit) 848. Grad der Höhe oder Tiefe eiaes Tones 283. Grasseyement 846. Graul 835. Grösse der Blastieität 117. des Tones 278. der Stimme 753. Grube des Kehlkopfs 102. Grnndton 290. 356. Ornndtonregister, elastischer Einzelznn- gen 395. an 'Doppelznngen 411. 431. am todten Kehlkopfe 520. 6s s. V. w. X 893« Gute eines Instruments 290. Gute Note 9 >3. Gutturales (consonantes) 836 fi, Cb 837. Gutturales Timbre 591. 651. Gatturo-linguales 836. palates 859. teta- nisches Stottern 775. Gymnastik der Stimmmnskeln 754. H, Physiologie des773.836. vor R844.846. Härte der Stimme 753. der Konsonan« ten 898. Halbes Athemholen 55. Halbvokale 68 768. 769. Hau 297. Haller's Theorie dea Athmens 17. ober das Zwerchfell 30. 61» 964 Register. HaU, Aenderong dessen Umfaiigs l>ei der Phonation 005 Hl 4. Halsbeoger (Muskel) 15. Haisgegend, Betrachtung der 594. tialsgnibe, obere 595. untere 596. Halslänge, Bedeutung derselben 599. Halsmuskeln, pbonische Funktionen der- selben (j06. 613. Ualstöne 423. . Hambergers Theorie des Athmens 16. Harfe 2bO, Harless 65. 73. 82. 88 ff. 117. 122. 155 ff. 161. 168. 346. 388 ff. 447. 546 ff. Harte Körper 116. Hauch, rauher und sanfter 774. reiner 776. Hauchlaut H 773. Haupt, L. 949. Hauptakcent 930. Hauptmann 934. Haut als Agens der Respiration 7. Ue (hehr.) 776. Hebelbewegung des SchUdknorpels 81. Hebel Wirkung bei Muskel bewegungen n. s. w. 9. 16. Heber des Kehlkopfs 123. pbonische Funk- tionen derselben 601. 612. Heiserkeit 517. 556. 640. Hekatere Töne 622. Helle Stimme 753. Helles Timbre 591. 611. 61 Judenbass 635. K, Physiologie des 853. Ka (Sansk.) 854. Kamez 811. Kanten , liegende und stehende , als Too- erreger 302- * Kantenluftton 2S0. 286. Kantentöne 301. Register. M5 Kastraten, Kehlkopf den. 163. Katze, Miaoen ders. 63. Kanmoskeln 194. Kautschnkbäiider, Tone ders. 348 ^ Kan- ' ten oder Zonen ders. 350. Anspruch ders. 351. >. Kehibassregister 591. 634. 74S. Kehldeckel 91. Kehldeekelwnrzel 100. KffhldreiecK, grosses und kleines 595. Kehlfalte, Kehlforche 595. Kehlgegend ,' Betrachtung der 594. Kehlgrube, obere 595. untere 596. Kehlhanch 776. .Kehlkopf 73. Bewegungen dess. 52. 154. 602. räumliche Verhaltnisse dess. 122. Schleimhaut dess. 149. Entwickelnng dess. 163. Verknocherang 166. VersntAe mit todten 509 ff. Kehlkopfaufstellnng zu Versuchen 511. Kehlkopffenster 8t. Kehlkopfknorpel 74. Kehlkopfmoskeln 123. Kehlkopfraum, Kubikinhalt dess. 122. Kehlkopf- Schlundkopfmuskel 127. Kehlkopfstand 597. phonischer und aeri- scher oder Inspiratorischer 600. Unter- schied und Alternirnng dess. 605. ge- mischter 6 1 2. tonabstufende Funktionen dess. 661 ff. 670 ff. hängt auch von der Glottisweite ab. '689. Kehlkopfstellung bei den Vokalen 779. Kehlkopftheil des Fangrohrs 176. Keilbein 203. KeUbeinhöhle 203. Kempelen*s Büchse 305. 562. Kern der Orgelpfeifen 324. Kesselpfeifen 305. Keuchhusten 51. Kha (Sanskr.) 839. 854. b98. Kieferhöhlen :^03. Kindlicher Kehlkopf 163. Kinn 246. KinnfiUte 595. Kinnfnrche 595. Kinn-Lippenfurche 246. Klänge 297. 587. Klang, des Tons 276. 588. der Zungen, wovon abhängig 559. Klangarme Stimme 753. Klangfarbe 276. 284. 591. 610. 646. Klangmittel der Sprache 949. Klangunterschiede der Stimmtöne 589. Klapp bei Uebergang aus Brust- in Fistel- stimme 630. Klappe, als Tonelemente 277. 533. Klarinette 286. Klavikuläres Athmen 52. Klavier 280. . Dämpfung des 288. Kleinlautigkcit 941. Klirren der Orgelpfeifen 325. Knarren 847. Knorpel des Kehlkopfs, Struktur ders. 166. Verknöchernng und Umwandlung ders. 167. chemische und physikale Eigenschaften derselben 168. Knorpelreifen der Luftröhre 72. Knotenfiguren, der Violine 2^5. Knotenfläche 274. Knotenlinle 274. %0. elastischer Bänder 359. Knotenpunkt 274. sprachlicher 927. Knotentöne der Doppelzungen 421. 435. Knotenton 290. 319. Köhler 943. Köpfchen des Santorini*schen Knorpels 86. des Wrisberg^schen Knorpels 104. Körnige Umwandlung der Kehlkopfknor- pel 168. Kohäsion 115. Korobinationstabelle für die Konsonanten 8^. Kombinatorische Verwandtschaft 773. 806. Kommixtorische Verwandtschaft 772. Kompensation des Tons 393. der Kehl- kopftöne 547. 551. 693. 697. Kompression der Lunge 61. der Lippe 262. der Mondhöhle 262. Kompressionselasticität 116. der Muskeln 665. Koncentrirte Resonanz 560. Konjunktive Verwandtschaft 805. Konsonanten, Definition der 770. 831. Physiologie der 831 ff. Schwingung8- zahl 833. Eintheilung 834. zusammen- gesetzte 886. Konsonantismus, Gebiet des 832. Konsonanz 279. Konsonanzapparat 279. Konsonanzboden 2^0. Kontrahirende Verwandtschaft 806. Kontrabirte Muskeln, Töne ders. 55^. Kontraktion (Koutrak tili tat)' der Muskeln 565. Kontraktion der Konsonanten 887. Kontraktile Elasticität 116. Konvergirende Doppelzungen 499. Regis- ter der 502. Konzertsäle, wie zn bauen 297. Kopfstimme 590. 622. 631. Mechanismus derselben 731. 745. Kopftone 423. 731. Koph (hebr.) 856. Krampf des Kehlkopfs beim Stottern 911 r Krankheiten derRespirationsorganc 1^3. 37. Kreischende Töne 559. Ks s. ▼. w. X 893. Ku (qu) 893. Kudelka 769. 835. Kv, Kw 893. L. L, Mechanismus des« H terfereozen dabei 579. Liskovius 511. 530. 550.« Lispeln (Sprachfehler) 873. LI (span.) 864. Lochtöne, ge&sste 326. Longitudinale Schwingungen 276. 367. 492. Loslassen der Artikulationsmoakeln bei der Silbenbildung 910. Lri (Sanskr.) 863. It, Silbenanslaut 866. Luft, atmosphärische als Tonkörper 269. 272. als Tonleiter 293. Luftgebungf Wirkungen der Verstärkuag ders. 698. Liftmenge bei der phon. Exspiratioo 66. Luftröhre 70 ff. Luftsäule 273. 281. Aenderungen derseW ben bei den Vokalen 780. Funkrionen der des Stimmorgans 718. Luftstroro, tonerregender 272. 273. tonen- der 294.' Luftwellen 272. 299. Lungen 4. 7. Kompression derselben 6t. Lungenluft 50. Verdünnung und Verdich- tung derselben 50. 51. 61. Lymphadem des Kehlkopfs 151. BI. M, Physiologie des 883. Maissiat 13. 30. Mandel 216. Mandl's Respirationstypen 52. Mauier der Tonbildung 610. Marsehrhythmus 933. Mastdarm, Mechanismus seiner Phona- tion 723. Matte Summe 753. Maximalgewicht 666. Maximalkraft 666. Maximallänge 666. Meckern der Stimme 764. Melodie der Sprache 93a Melodien der Psalmen 950. Membrana quadrangnlaris 101. thyreo* hyoidea 97. Tocalis 115. 140. Membrane vocale 115. 140. Mendelssohn citirte Stellen seiner Werke 56. 936. Menuet; Rhythmus des 935. Messa di Toce 604. 727. di Toee eresoente 757. Messingblasinstmmente278. 281 . 286. 292. Messungen amKehlkopf^ Tabelle 170 — 173. S. auch Dimensionen. Metalkuggen 270. Metrische Geltung der Silben 926. Metrum 926. Metter la voce 748. 757. Mezza inspirasiope 56. Register. 9t7 MimUche Miiskel Aktionen 248. 255 ff. 787. MischTokale 805. Mitsehwingungen 278. Mittellinie des Banche« 12.44. Mittelregister (Doppelsangen) 424. des Stimmorgans 633. 745. Mittelton beim Spreeben 941. Mittbeilung der Toni^ellen 279. Mittlere Konsonanten 834. 858 ff. Mittleres Ch 837. Mixtur von zweierlei Schwingungen (todter Kehlkopf) 556. Mixtarregister 291. Mobiles Ansatzrohr 766.. Modulation des Cresprochenen 942. Moleküle, Verdichtung und Ausdehnung derselben bei der Tonbildung 270. Molekularstörung 267. 271. Moleknlarwellen 272. Molossns 935. Monotonie 939. 942. Motorische Nenren des Kehlkopfs 153. Monilletismns , monillirte Konsonanten 896. Mtc, neugriechisch statt B 866. Müller, Job. 346. 402. 448. 511. 548 ff. Mund 245. der Orgfeipfeifen 324. Mnndanspruch, bei Pfeifen 313. 317. Mundhöhle 205. Aussenorgane und Vor- hoff derselben 240. Verhalten der Tbeile derselben bei der Phonation 615. 620. Q26. Tonreflez darin 655. Mnndhdhlenquerschnitt, sprachliche Aen- demngen des 778. Mundhöhlenstosslaute 856. Mundlippenanspruch elast. Zungen 630. 494 ff. Mundloch der Kesselpfeifen 306. Mundpfeifen 322. Mundschliesser 248 ff. Mundspalte 245. der Orgelpfeifen 324. Mundstück 2^6. 350. 4a'). 407. des Stimm Organs 70. 73. Mundstückton 278. Mandton, gestopfter 653. Murmellaute 835. 864. Musculi abdominis 12 ff. crleo-thjreo- ary taenoidei Stratum ary-membranosum rectum 146. Str. thyreo-membranosum 146. infracostales 25. intereartilaginei 16. intercostales 15 ff. levatores cos- tamm 24. obliqui obdominis 42. sca- leni 13. subcostales 25. Musculi laryngis: M. ary-arytaen. (arytaen. transTersus) 134. arytaenoideus obliquus 135. 146. crico-arytaenoideus lateralis 184. crico - thyreoarytaenoideus 135. ejus Stratum ary-membranosom obli- quum 145. ary - syndesrntcum 139. crico -arytaeooideum 138. thyreo -ary- taenoideum extemum 140. t. a. inter- num 142. crico-arytaenoideus posticus 133. crioopharyngens 128. 196. crico- thyreoid. 130. 678. 703. hyothyreolBeus 126. 671. kerato-cricoideus 143. laryn- gopharyngeus 127. omohyoideus 124. stemohyoideus 125. 123. stemothyreoi- deus 124. Musculus abdominis oblique adscendens et defcendens 46. accessor buccina- toris241. adpressor labiorum 262 w an- gularis tubae Eust 200. azygospharyn- gif 192. azygos uvulae 2 13. biventer maxUiae inf.242. Buccinator 240. 251. bneco-pharyngeus 193. cephafo-pharyn- geua 192. cervlcalis descendens 26. chondroglossus 234. drcumOexus pa* lati 212. compressor narium201. con- strictor isthmi faucium 213. c. 1. f. an- terior 224. c. 1. f. posterior 222. con- strictor labiorum 248. c. prolabii 254. cucuUari8 28. depressor alae nasi 201. depressor anffuli oris 257. depressor ^ labil ittfer. 258. depressor lAsi 254. di- gastricus maxillae Inf. 242. dilatator narium anterior et posterior. 201.254. eloTator labri inferioris 257. fixatpr la- bil superioris 254. genioglossns 230. geniohyoideus 208. glosso-epiglotticus 214. glossopalatinus 214. glosso-pha- ryngeus 194. hyo-epiglotticns 175. hyo- glossus 232. hyo-pharyngeus 195. ilio- costalis 48. IncisiTUs inferior 256. in- cisivus superior 255. latissimus dorsi 27. levator alae nasi labiiqne sup. 255. levator alae nasi proprius 201. levator anguli oris 256. levator aoguli sca pulae 28. levator labil superioris 255. levator menti 259. levator palati raol- lis 21 1. levator prolabii sup. 254. lougis- simus dorsi 48. longitudinalisllnguae Inf. 233. longitudinalis linguae superior 234. masseter 245. mylohyoideus 208. my- lopharyngeus 193. nasalis labii supe- rioris 249. 254. orbicularis menti 258. orbioularis oris 248. palatopharyngeus 22 t. pectoralis major 27. p. migor 26. perpendicularis linguae 235.« petrosal- pingostttphylinus 2l 1 . pbaryngo-epiglot- ticus 19o. pharyngopalatluns 222. pro- duotor labri inferioris 257. protraotor anguli oris sup. 254. pterygoideus ex- ternus et internus 245. pterygopalati- nus 213. pterygo-pharyngens 192. py- ramidalis 255. qnadratus lumborum 42. 48. quadratus menti 258. rectus ab- dom. 42. . 46. risorius 256. salpingo- pharyngeus 193. 200. salpingo-staphy- linns 199. serratus magnns s. antieus 26. serratus posticus inf. 27. s. p. sup. 25. spheno-pharyngeus 192. sphenosaJ- pingostaphylinns 212. sphincter labio- rum 248. sphincter naris 202. stemo- deidömastoideus 15. 124 (Fig.) stylo- M8 Register. g^ssns 235. styloglot'SQS minor 194. stylohyoidens 236. stylo - pharyngeus 197. •ubclavins 25. temporalis 245. thy- reo-arytaenoideus 140. t. a. internus 142. t. a. mediiis 140. t. a. snperior 145. thyreo-epiglotticufl 146. thyreoi- dens 127. transTersus abdom. 42. 46.' transversus linguae 233. transYersus nasi 201. triangularis oris 257. trian- gtilaris sterni 43. Tocalis, Funktionen . nach Müller 549. zygomaticus major 251. 256. z. minor 256. Mvsikaler Ausdruck der Silben 939. Musikbegleitung der altgriechischen Chore 939.^ Musfksäle, Konstruktion der 297. Mnsiktext 948. Muskelapparat zwischen Ring-, Schild- und Giessllanuenkorpel 135. Muskelbewegung, Physiologie derselben 664 ff. Muskelbüi^^el der keilförmigen Knorpel 147. Muskelfasern der Luftröhre 72. Muskelfortsatz des Giesskannenkorpels 85. Muskeln des Respirationsapparats 7. 13 ff. 42 ff Muskelringe des Fangrohrs 191. Muskelruhe 668. Muskelscheideu am Kehlkopf 148. Mutae (consonantes) ^35. Mutiren (der Stimme) 164. N. Npalatinum s. gutturale 848. dentale 874. con tilde (span.) 875. hinteres pa- latales (Kadelka) 897. n (poln.) 897. Na (Sanakr.) 848. Nachdruck bei der Silbenbildung 911. Nachhall (Nachklingen) 297. Nasales (consonantes) 834. Nasftles Timbre 591. 652. 822. Naae-205. Nasei^^änge 202.' Nasenhöhle 200. Nasenlöcher 200. 205. Nasenmuscheln 202. Nasenstimme 652. Nasenstosslante 856. Nasentheil des Fangrohrs 184. Nasilirung 822. Nationaleigenthümlichkeiten , sprachliche 770. 772. Natürliche Stimmmittel 751. Natürliches Alphabet 769. Natursänger 739. Nebenhöhlen der Nase 203. Nebenschlagende Schwingungen 397. Nebentöne 291. 469. 483. Nehrlich 584. 758. Nerven des Kehlkopfe 151. Nerv RS accessorins Willisii 154. ist nsd Bell der N. respiratorins colli 33. la- ryngeus inferior 8. recurrens 162. U- ryngeus superior 151. phrenicns vonBell N. respiratorins thoracis intemos ge- nannt 33. Nenromnsknlärc Kontraktilität 665. Ng s. N. palat. Nha (Sanskrit) 848. Niederdrücken des Glottisrands, Wiikim« davon 426. 437. Niedertakt (Niedertritt) 933. Nie:<8en 39. 51 . Mechanismus desselben 59 Normalmundstellung 767. Normalvokal 785. Normalweite des Ansatzrohrs 768. Nullpunkt des Kehlkopfes, statischer 596. phonischer 599. sprachlicher 784. Nutzeffekt eines Muskels 666. o. 0, Mechanismus des 799. streift im Französischen oft an A 801. Oberlippe 246. O-Bändchen 246. Muskel ' fasern' derselben 249. Oberzonenregister des todten Kehlkopfe Objektive Schall Wahrnehmung 267. Oboe 286. Obturatoren, durchbohrte in Cylinderpfei- fen 326 ff. mit spaltformige'r Oi^finong 330. 338. durch die Mundlippen ver- treten 331. 337. Oe, Physiologie des 802. 01, öy, finnische Diphthonge 815. Offene Vokale 821. Ohrspiegel, Schmalz*scher, als Tonbilder gebraucht 318. 332. Ohrtrompete 187. Oi, Ov, Physiologie des Diphthongs 812. statt ai 813. Oktaven blasen 579. singen 629. Orales Ansatzrohr 769. Orchester, Besetzung des 278. Organische Fehler der Sprachorgsnc 825 Orgel 287. 291. 324. Orgelstimme (Orgelregister) 292. Os hyoideum 94. turbinatum 202* Ossicula triticea 96. Ostiam pharyngeum laryngis 103. Ou, Vokal 811. Diphthong 8f3. Ou (ow, eau), Physiologie des Diphthongs 813. Oü (oy), Physiologie des Diphthongs 813. P. Palatales, palatinae (consonantes) 835. Panpfeife 316. Parabel, Tonreflexion darin 295. ifl ^• Zug 9iir Muskel bewegung 6^7. Parabolische Umbengung der Tonatran- len in der Mundhohle 656. Register. Paralalia dentalis, labialis 903. lingualis 802. Hteralis 901 . nasalis, palatina 903. sy Ilabaris 910. S. auch Stammeln und Stottern. Paralleltone 544. 622. 630. Pars isthmica tnbi phonoleptici 180. la- 'ryngea tubi phonoleptici 176. Passire .Respirationsorgane 4. Pauken 287. Pankenböhle IPR. Pansen in Gesangstncken 56. beim Spre- chen 745. Peitschenknall , wodurch« in Zischen über- gehend 559. Petrequin et Diday 610. 620. Pfeifen auf den Lippen 561* Pfeiftöne 263. 306. auf elastischen Zan- gen 3V0. 406. 415. 446. 451. 507. auf dem Kehlkopf 516. 526. 542. 556. Ph, Physiologie des 880. Pba (Sanskr.) 898. , Phi (griech. nnd russ.) 881. Phonische Glottisweite 686. Maximum ders. 688. Physiologie des todten Stimmorgans 509 ff. des lebenden 593 ff. des Sprach- organs 766 ff. Aufgabe ders. 770. Physiologischer Spielraum der Vokale 772. Physische Eigenschaften des Kehlkopfs 168. Pianissimo possibile 282. Piano 66. Pianoforte 280. 286. Dämpfung des 288. Piano -Vorton 467. 480. 485. im todten Kehlkopf 532. 545. im lebenden 709. Piccol-Flöte 281. Pizzication 277. Pizzicato 276. 348. 353. 405. Planum palati moUis 211. Plexns laryngeus 152. pharyngeus inferior 152. Plica byo-epiglottica externa 182. pha- ryngo-epiglottica 182. pterygo-maxilla- ris 210. salpingo - palatina 137. salpin- go-pharyngea 188. Poesie, lyrische 948. Polka, Rhythmus der 934. P. Mazurka 935. Polonaise, Rhythmus der 935. Pomnm Adami s. Adamsapfel. Portament 757. falsches 760. ist beim Sprechen erlaubt 945. Portar la voce 757. Position bestimmt die Silbenschwere 922. 927. Position de repos (des Kehlkopfs) 616. Predigerton 943. Pressen der tönenden Exspirationsluft 65. Processus angularis- (tubae Eust.) 187. spiuQsus 185.212. Producibilitat der Silben 920. Proportionirte Töne 743. Prosodik 926. Prosodische Quantität der Silben 926. Protractae (explosivae) 835. Protractor anguli oris sup. 254. Protuberantiae (des Schildknorpels) 79. .Ps , ^ 894. Psychologischer Charakter der Sprach- laute 775. Pubertät, Entwickelung des Kehlkopfis dabei 164. Q- Q, qu, Mechanismus des 892. Quadratus lumborum (musc)^2. 48. Quantität der tönenden Exspirationsluft 65. der Schwingungen des Tonkörpers 278. der Silben 9 13. Quantität, natürliche, der Silben 919. 920 prosodische (metrische, dynami- sche) derselben 919. 926. Quantitirende Sprache 929. Querer Giesskannenknorpelmu^kel 134. Querflöten 320 ' Querstreifen , sehnige in Muskeln 46. Qnintenregister 291. a. R palatinnm s. gutturale, hinteres B 843. linguale, vorderes R 861. glotti- dis 863. labiale 883. f' (böhm.) 894. Ra (Sanskr) 863. Rachen-Kehldeckelfalte 182. Rachen-Mundhöhle 205. Rachentheil des Fangrohrs 180. Rackseh 59 839. Räuspern 59. 517. Rahmen (zur Aufspannung elastischer Zangen) 351. 405. Raphe der hintern Schlundwand 190. Rarefaktion der Kehlkopfknorpel 167. Rauher, rasselnder Ton 644. Rauhes Timbre 592. 654. Raum zunächst über und unter elasti- schen Zungen 447. über den Bändern des Kehlkopfs 553. Rauschlaute 67. Recessus infundibuHformis 187. Rechtschreibung der Diphthonge 817. Reflector epiglottidis 145. Reflexion der TonweJlen 294. des tÖnen- nenden Luftstrahls 650. in der Mund- und Rachenhöhle 655. Regio epigastrica 12. hypochondriaca 12. Register 284. 291. einfacher Kautschük- znngen 353 ff 395 ff. doppelter 411 ff. 492 ff. 502. des todten Kehlkopfs 519. des lebenden Organs 587. Verhältniss heider R. zu einander 704. 718. 733 741 . Uebergang aus einem ins andere 738 — 40 Snkcession ders. 745. Registrirung durch den M. vocalis.704. 97t Register. Reiben als Tonerregnngsmittel 277. Reinheit des Tons 2S8. Reizbarkeit der Maskeln 665. Rekarsion 271. Resonanz 278 559. Resonanzapparate des Ansatzrohrs 174. 198. des lebenden Stimmorgans 646. Resonanzboden (falscher Aasdruck) 280. des Plauoforte 286 Resonanzfahigkeit d Kehlkopfknorpel 169. Resonanzfigaren 191. Resonittts 296. Respiratio abdominalis 12. 52. clavicula- ris 52. costalis 12. 52. Respiration , Zweck derselben 3. Mecha- nismus derselben 4. Organe ders. 4. Respirationstypus 12. 52. Retraktilität der Muskeln 669. Rhythmischer Akcent 930. Rhinismos 822. . Rhinophonia nariam perperam i^erta- rum 652 n. p. clausarum 653. Rho (griech.) 846. Rho^cismus 846. Rhythmos 932. Ri (Sanskr.) 863. Rima glottidis s. Yocalis 119. glottidis posterior 105. Riuforzato 614. Ringgiesskannenmuskel , hinterer 133. Ringknorpel 74. Ringknorpel-Luftrohrenband 72. 75. Ringmnskel des Gaumenvorhangs 221. Ringmuskeln der Glottis 723. Ringschildknorpelmuskel 130. Rippen 4. Hebung ders. 9 ff. Rippenathmen 72. Rippenhalter (Muskel) 4. Rippenheber 15. rl, Silbenauslaut 865. Rohrentöne elast. Zungen 35 f . 406.450.493. Rohransätze (an Zungenmundstücke) '405. Einfluss ders. 448 ff. Einfiuss von Wind- und Ausatzrohr zugleich 471. ist ein vierfacher 474. bei dachförmigen Ap- paraten 502. Rohrfloten der Orgel 343. Rückbiegende Elasticität 116. Rückfallton 486. Rücksprung (bei Rohransätzen) 58ß. Rückvirärtszieher des Kehlkopfb 123. Ruhezustand der Muskeln 668. Ruhige Stimmung 940. Rundes Timbre 591. 653. Rz, polnischer Konsonant 894. s. S, Physiologie des b68. s 869 S. aueh 915. Säusellaute 868. Sijin. (hebr.) 869. - Saite 269. 271. 274 ff. 283 ff. Saitenlessel der Gnitarre 279. Saiteninstrumente 279. 282. 285. Di» pfung ders. 288. Register ders. 292. Samech (hebr.) ^9. Sanskrit, Sprachzeichen des 863 (Note). Santorini'scher Knorpel 83. 86. Satzton beim Sprechen 941. Savart 305. 309. Sc (ital.) 869. Sei 871. Seh, Physiologie des 869. 915. 2x 871. Schachteldeckel, als Rahmen fir elsiii- sehe Zungen 494. Schärfe des Tont 280. Schall, Schallphänomene 267. Schallfokus 304.' Schallloch 279. der Kesselpfetfi» 906. Schallstürze der Ohrtrompete 187. Sehalltrichter 295. Scharfe Stimme 754. Scharfe Vokale 818. Schorfes Ch 837. - Scharfes Timbre 6^. Sohaukelschwingungen 375. 378. Schauplätze (Kudelka^s) der ArtikoIstioB 835. 856. Schiefe Linie des Scbildknorpds 79. Fmk- tion der Muskeln ders. 671 ff Schilddrüse 98. Schildknorpel 78. Schln (hebr.) 871. Schläge der Zungenschwingnngen W- Schlechte Note 933. Schleimdrüsen des Kehlkopfs 153. Schleimhaut der Luftröhre 7f. Schleimhaut des Kehlkopis 149. der Fing- rohrhöhlen 204. Scl)}iessorgane der Glottis 659. Schliessungorgane des Ansatzrohrs IH- 209. Schlingen 217 ff. Schluchzen 38. Schlucken 38. der Speisen 87. Schlüsselbein 7. Sthlundkopf 174. Schlundkopfregister 590. Schmalz 652. 797. 817. Sehnarchen 57. 844. Schnarren 429. 443. 847. Schnarrlante 863. Schnarrreglstcr 429. , , Schnarrtöne 369. 416. 429. 5a5. 847. (» auch Interferenz.) Schneidewin 937. fM ^SchneUwalzer, Rhythmus des Tawes »». 'Schneppenknorpel 83. Schnürbrüste 54. Schnurren 847. qoj Schottisch, Rfaythmns des Tsaws »J: Schräge Glottis (Doppelzungen) m ^^ Schrei, Schreien 638. 64!^. * r^ Schreitöne 51 5. des todtenKeUk. ^' ^ Schulterblatt 12. Register. •71 Schulter- Zangenbeinmiitkel VM* Schultbess 8l9. 911. Schnrek 811. Schwa mobile 792. Schwebende Schwingungen 370. 373. Schwebregister 436. Schweizer, lieben daaCh 840. Schwellbarkeit der Töne 714. Schwellen des Tons 604. 727. Schwere der Silben 926. Schwerer Rhythmus 934. Schwerpunkte, rhythmische 933. Schwingungen 267. 268. einlacher Zun- gen 346 ff. mit Schallritze 363 ff. Schwingungsamplitude 282. Schwingungsaxe 352. Schwingungsebene, der elast. Zungen 352. Schwingnngsintensität 275 (zu Ende). Schwingnngsknoten 274. 290. Schwingungsmechanismen im lebenden Stimmorgan 645 ff. Schwingungsmechanismus 292. Schwingungssphäre 352. der Glottis 687. kubischer Inhalt ders. 688. Querschnitt ders. 688. Schwingungszahl 283 ff. der Vokale 780. der Konsonanten 833. Erklärung der S. ungleich gestimmter Doppelzungen 432. Schwingungszahlen der gesprochenen Sil- ben 939. Freiheit 4abei 945. Schwingungszdt 283. Segol 790. 794. Sehnige Querstriche des Rectus abdom. 46. Seichtes Athmen 8 ff. Seilendruck, koncentrischer auf die Bän- der des todten Kehlkopfs wirkend 527. des lebenden 696. 719. Seitendruckregister am todten Kehlkopf 526. Seitliche Spannung der Stimmbänder 696. 717., Seitlicher Elasticitätsmodulus der Stimm- bänder 696. 717. Selbstlauter 770. * Semivocales 769. 832. Senden 51. 60. 637. Seyffarth 842. Sforzato 614. Sgagateata 760. Sh, Physiologie des 869. dessen Verwandt- schaft mit G moll 870. Sibilantes (consonates) 835. 868. Siebbeinzellen 203. Silbe, Definition der 919. Silben, wesentliche Eigenschaften der 919. Silbenanlaut 917. Silbenbahn 918. 919. SilbenbUdung 904. 917. Silbenkombinirung 915. 951. SUbenmessung 920. . Sin (hebr.) 871. Singen 749.^ Sinus fancium lateralis 18^. fitucium supe- riores 186. pyriformis 137. 178. Sk als Spraehlaut ^2. Solfeggien, warum auf A gelegt 785. Solidarwellen 272. Solutae (explosivae) 835. Sonore Stimme 753. Sophokles, Cliöre des 936. Sopranregister des Pfeifens 561. Sordino 288. Spanische Diphthonge 807. 816. Spannung 269. Spannungsgrade elast.Bänder 388.447.547. Sphincter glottidis 142. 695. 723. naris 202. Sphinkteren 668. Sphinkterische Funktion des M. Tocalia 730. 731. Spielraum des Kehlkopfs 598. physiolo- gischer der Vokale 772. Spina transversa des Schneppenknorpels 85. Spirantes (consonantes) 835. 879. Spiritus, sprachlicher 773. lenis et asper 774. 846. vor R 862. Spondeus 935. Sprachfehler, bei den Vokalen 823 bei den Konsonanten 901. Sprachliche Bewegung 768. Sprachrohr 295. Sprachzeichen 769. 771. Sprechton 616. Springen, im Gesänge 64 der Zungentone 360 s. Sprung etc , der Töne des tod- ten Kehlkopfs 537. Springende Tonfolge 290. Sprung (desTons) 292 537 (todt. Kehlkopf). Ss (Sprachlaut) 869. Stabiles Ansatzrohr 766. Staccar la voce 757. Staccato, staccatissimo 612. 757. Stäbe (elastische) 280. 282. Stärke des Tons 281 . der Stimme 753. Stärke und Schwäche der Konsonanten 897. Stagnirung des Tons 653. Stammeln 901. Statischer Nullpunkt des Kehlkopfs 596. Steg der Violine 279. Stehen der Schwingungen 273. Steigen des Kehlkopfs 155 597 ff. 676. Stellung (Position) bestimmt die Silben- quantität 922- Stemocleidomastoideus , phonische Funk- tionen dess. 605 682. Sternum 4. 7. 8. Hebung dess. 10. Stethoskop, als Rahmen für elastische Zungen 3^3. Stiefel der Orgelpfeifen 324. 410. Stiel des Kehldeckels 92. Stimmbänder ( im anthropophonischen Sinne) 518. Stimmband 109. Zonen dess. 111. 113. Veränderungen ihrer Länge 158. ihrer Dicke, Form, Konsistenz, Spannung 160. •72 fte^ster. Stimmbandebene, Neigung der 547. Stimmbandkörper 1 43. Stimmbandlänge, Eiaflass deri. auf die Stimmlage 656 Stimmbandmnskel 142. 159. 161. 549. Einflass seiner Kontraktion 558. Funk- tionen dess. 690 ff. 701. 704. 730. Stimme , menschliche 582. ihr Verhältniss zur Sprache 583. Stimmer 792. Stimmfalten 595. Stimmfehler 824. Stimmfortsätze, Wirkung der Kompression dcrs. 728. Stimmfortsatz 84. 85. Stimmgattungen und Stimmlagen 656. Stimmkampf 53. Stimmlante 586. Stimmmittel 751. Stimmorgan 70 ff. hörbare Phänomene des lebenden 581. Stimmritze (des Kehlkopfs), Definition 1 18.687. Dimensionsveränderungen der- selben 53. Formen ders. 120. Ebene ders. 121. künstliche 362. Weite ders. anatomische u. phonische 686 ff. Stimmritzenbänder und Wände 687. Stimmritzenband, oberes 103. Stimmritzenform, deren Einflnss auf den Ton 546. Stimmritzenschluss , artikulatorischer 774. Stimmstock der Violine 279 Stimmumfang, Bedingungen dess. 657. Stimmung des Gemüths, Einfluss ders. auf die Tonhöhe der Worte 940. 945. Stirnhöhle 203. Stoss, als Tonerreger 274 als Erreger von Artikulation 773. Stosslaute s. Explosivae. Stottern 68. 775. 908 ff. Strascinar, strascino 757 Streichen der Violine 277. Streichinstrumente, s. Saiteninstrumente. Streifungen schwingender Bänder 374. Strepentes (consonantes) 835. Strohbass 264. s. S. -Register. Strohbassregister des todten Kehlkopfe 532. des lebenden 590. 619. 636. 676. 7 10. 726. Stummes E 792. Stumpfe Stimme 754. Subjektive Schall Wahrnehmung 267. Substituirende Verwandtschaft 772. Subtile Stimme 754. Sukcession der Tonregister 744. Synergie zwischen Zwerchfell und Glottis 37. zwischen Kehlkopf und Isthmus 223. Synkope 933. Sz (Sprachlaut) 869. T, Physiologie Ta (arab.) 878. T. des 876. Takt 932. Tanzrhythmns 933. Taschenband 102. Funktion dess. 517. 64*. Taw (hebr ) 867. Te (arab.) 878. Tenorregister des Lippenpfeifens 563. Tenorsänger, Kehlkopf desselben 78. Tension der Luftsäule 65 ff. Tensionselasticität 116. Tereliz, Rhythmus dess. 930. Terzenregister 291. Tetraphthonge 816. Th, Physiologie des 866. Tha (Sänskr) 898. The (arab ) mi, Thei]e*s Ansicht über die Wirkung d« Mm. intercostales 18. des Zwercfafelk 28. 30. Theta (griech ) 866. Thorax 4. Aufzug dess 7. AnsdebDOiig dess. bei der Inspiration 8 ff. Thoraxbasis 63 Tiefe Vokale 818. Tiefes Athmen 8 ff 12. Tilde (span.) 897. Timbre 2H4 591. clair et obscur fiK'. andere 653. Verhältniss der Lnftsänk etc. bei T. clair et obscur 720. 730. T s des Falsets 746. der Vokale 779. 820. Töne, gespannter Muskeln 558. 690. b scher Zungenapparate 448 ff wkms^ scher Apparate 304 322. 326. 369 Wind- und Ansatzrohr de« Sttminorgiis^ gegenseitige Verhältnisse ders. bei der Phonation 661 Windrohrtöne 30f. ' Windstärke, deren Elnfinss auf den Too des Kehlkopfs 553. Winkel des Schildknorpels 80. «nter de» ^ sich die Stimmbänder znaammealegea 716 721 Wirbelsäule 7. Wohlklang der Rede 942. Wohlklingende Stimme 754. Wort, Definition 905. Woriakcent 932. Wortsprache, verständige 949. Wulstregister der Lippentöne 568. X, Doppelkonsonant 693. X (griech) 841.857. Xerophonia 640. T. Y, über den Vokal 809. 817. (statt ii) 804. \} (griech) 8(H. Yvanoff 619. polnisch Z, Physiologie des 857. Mechanismus des Doppelkonsonanten 890. Zad (arab) ^78. Zähne, Defekte der 826. Zäpfchen 211. 216. Verhalten bei der Phonation 615 620. 737. Bewegungen dess. 826. Zerstörung des Z. Terhin- dert die Ch-BUdung 841. Zahnfortsatz des Ringknorpels 77. Zargen 279. Zeitdauer, natürliche der Silben 9l9 923. Zeitlicher Werth der Vokale 829. Fehler dabei 831. Z.W. der Konsonanten 899. Zere 794. Register. y» Zittern, MecbaniamuB des». 7ü2. Zonen des Stimmbands 111. 113. der Bsuehwmiul 44. Züricher I>ialekt 819. Zunge 227. Zungen, starre 270. elastische 346. ein- fache oder einlippige 346. doppelte 402. Zungenbändchen 228. Zungenbein 94 206. Zungenbein • Scbildknorpelmuskel 1 26. ZnngengaumVinbogen 2 10. Zungengerüste 229. Zungeninstromente 278 282. Zungenknorpel 229. Zungenpfeifen 287. Zungenschlage beim Mechanismus des R 862. Znngentone 263. 278 345. der Lippen 566. Zungenwnrzel, vordere und hintere 228. Znrückwerfiing des Tons 294. 296. der Schallstrahlen des Kehlkopfs 654. Zusammengesetzte Konsonanten '886. Zusammenziehende Süastlcität 116. Znscharfiing*der Winkels, den die Stimm- bänder bei der Phonation bilden 716. Zwei Klasticitätsaxen des Stimmbands 696. Zw« Jone gleichzeitig 312. 320. 368. 377. 3^ S auch Interferenz. Zweitheiliger Rhythmus 933. Zwerchfell 28 — 41. ist ein aiudliärer Re- spirationsmuskel, bald Antagonist, bald Supplent der übrigen 35. steht als un- teres Schliessnngsorgan der Brusthohle in Syüergie zur Glottis 37. Phänomene dabei 38. dient sowohl zur Kompression des ThoraiL als anch des Unterleibs 40. als Scheidewand zwischen beiderlei Ein- geweiden 41. Nacblass seiner Thätig- keit 50. Herabstofisen dess. 63. Funk- tionen beim Tremolo 65. 765. Zwischenmuskelband des Schildknorpels 80. Zwischenschlagende Schwingungen 49*^. Zwiscbenstimme , Zwischenregister 632. 747. Zwischentone 292. Zwischenvokale 785. Naohtrag %iir Fii^enerklämng. Fig. 149. Stellt einen senkrechten Längendnrchschnitt des Stimmorgans vor, ähn- lich der Fig. 53., welche überhaupt hinsichtlich der einzelnen Theile als Kom- mentar zu dieser und der ähnlichen folgenden Figuren dient. Die Zunge ist be- hufs der hohem Pfeif tone stark gewölbt, die Spitze a vorwärts gedrückt, zwischen ihr, den Schneidezähnen und Lippen bildet sich ein verhältnissmässig ^weiterer Raum c^ aus welchem die Luft durch die Lippenoffnung a ausfährt. Fig. 151. Aehnlicher Durchschnitt. Die Zunge ist behufs der tiefern Pfeiftone zurückgezogen, die Kiefer stehen weiter von einander ab. a b Lippen, c. Gau- menwölbung, ä Backenwand. Fig. 157. Topographische Darstellung der Kehl- oder vordem Halsgegend in phonologischer Hinsicht, a a M. stemomastoideus. b ö fd. cleidomastoideus. c unterer Rand des Kinns, d obere Halsgrnbe. c — e Kinnfurche. f f M.. digistrici port. antica. g Gegend des Korpers des Zungenbeins, h untere Kehlfnrche. egfi obere Kehlgrube, i kleines Kehldreieck, k Ort wo sich die Stimmfalten bil- den. / untere Keblgrube. m untere Halsgrube, n M. omohyoideus. o Brustbein. p Schlüsselbein. Fig. 159 (173). a Zäpfchen, b ihm gegenüber stehender Theil der hintern Pharynx- wand. c Abstand der Zungenwurzel von der Spitze des Kehldeckels e. f Spitze ' des Schneppenknorpels. e — f obere Kehlkopfsapertur, d Hinterwand der Pars isthmica des Fangrohrs, d' Hinterwand der Pars laryngea dess. g höchster Theil der Gaumenwolbung. h Zungenbein, h' Pomum Adami. i Kinntheil des Unter« Kiefers, k oberer / unterer mittlerer Schneidezahn , d^r Abstand beider bestimmt die MundöfFnung zwischen, beiden Lippen m und n. o Zungenspitze, p Hinter- theil, r Mitteltheil der Zunge, g r k h' Linie zur Bestimmung der gegenseitigen Abstände der bezeichneten Theile von einander, q Wölbung des weichen Gau- mens. Zwischen h und t istder M. geniohyoideus ausgespannt. Vergl. auch Fig. 158. Fig. 174. Horizontaler Durchschnitt der Mund- uud Rachenhöhle, in natürlicher Grösse, a Zäpfchen, b Hinterwand des Phtfrynx. c Ghkumensegel. d Mandel. \ 979 Nachtrag zur Figurenerklarung. I t DnreluichniU des Zangengaumenbogens. f Isthmus oris. ^ HintertheU di: ^ Zange, h Zungenspitze, t Mundapertur. f\g. 178. 179. 180. haben dieselbe Bezeichnung, wie Fig. 159 (173). Bei Vergleichung dieser Figuren mit einander sind die Unterschiede der p^^ genseitigcn Abstände von a — ^, c — e, e — f, p — a, h — r, g — r, i— fc, o—\. k— t, H^ — n zu berücksichtigen. Fig. 182. Stellung der Aftikulationsorgane bei Bildung des Ch 1. Ph Höhle dn Pars nasalis des Fangrohrs. P Gaumenplatte, u Zäpfchen. L Zunge, b Plic« s. arcus glossopalatinus. f> Arcus pharj^igopalatinus. f. tonsilla. Flg. 183. Senkrechter Querdurchschnitt der Mundhöhle bei Bildung des Ch 2. and:} a Gaumen, b Zunge, c — d Oeffnung^ zwischen beiden Organen. Diese ist L-« Ch 2. vollständig, bei Ch 3. ist nur noch die obere Abtheilung derselbeo vor* banden. Fig, 184. Senkrechter Längendurchscbnitt ders. Die Linie a — b zeigt die Stelk an, wo der vorige Querdurchschnitt gefuhrt worden. Die Zunge L hebt sich b^ hofs des Ch 3. bis zur punktirten Linie e^ welche der Mittellinie c — d der Ton- gen Figur entspricht. Die übrige Bezeichnung ist wie in Fig. 183. Fig. 185. Durchschnitt der wesentlichen Artikulationsorgane bei Bildung des 1 palatinum. P ^v eiche Gaumenplatte, u Zäpfchen , 'durch den Luftstrom gegeu d^- Zungeuriicken L umgebengt. Die von u gegen die Znnge {gezogene panktiit' Linie zeigt die Lage des Arcus glossopalatinus an. v arcus pharjngopalatinus. Fig. 186. Stellung der Organe bei Bildung des 8h. L Zunge. A Oberkiefer. Fig. 187. Stellung der Organe bei Bildung des Seh. B Oberkiefer. L Znogr. 5 erweiterte und verlängerte Mundöffnung.. Druck von J. S. Wassermann in Leipzig. \ ^